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6 | 29. März 2020 +++ Coronavirus +++ 29. März 2020 | 7 +++ Coronavirus +++ Ein typischer Fall von „Kill the Winner“ INNSBRUCK Beruflich mit gro- ßem Interesse, aber privat ähn- lich sorgenvoll wie viele Menschen in diesem Stadium der verordneten Selbstisolation: So verfolgt Heribert Insam derzeit die Lage u.a. im Covid-19-leidge- prüften Tiroler Raum. Sei es im Bundesland Tirol, wo der Experte für Umweltforschung an der Uni Innsbruck das Institut für Mikro- biologie leitet. Sei es in Südtirol – allen voran in den ladinischen Tä- lern, von wo einst sein Großvater nach dem Ersten Weltkrieg über den Brenner ausgewandert war. „Die gesamte Dynamik dieses Vi- rus hat selbst mich erstaunt“, räumt der 62-Jährige im Video- Gespräch ehrlich ein – und das durchaus mit einer gewissen Por- tion Faszination: „SARS-CoV-2 ist ein gutes Beispiel dafür, was in der Ökologie das ‚Kill the Winner‘-Prinzip genannt wird.“ Händewaschen und Abstandhalten – das rettet Leben! Seit dem Ausbruch der Coronavirus-Krise wird dies von Experten gebetsmühlenartig wiederholt und von den Menschen in allen betroffenen Gebieten gelebt. Doch warum ist das die beste Waffe gegen den unsicht- baren Feind? Die „Zett“ hat bei dem Mikrobiologen Heribert Insam von der Uni Innsbruck nachgefragt. „Zett“: Das heißt, als im Jänner diesen Jahres erstmals die Re- de von „Corona“ war, hätten auch Sie nicht gedacht, dass wir jemals in dieser aktuellen Situation landen? Heribert Insam: Nein, weder aus wissenschaftlicher, noch aus privater Sicht war abzusehen, dass unser aller Alltag dadurch plötzlich und in dieser Form zum Stillstand kommt. Dazu war die Informationslage aus China zu ungewiss. Man konnte auch nicht einschätzen, was da an Meldun- gen gefiltert war oder nicht. Mit ein bisschen Mathematik wäre es dennoch recht leicht zu erkennen gewesen. Allerdings bin ich Mi- krobiologe und als solcher kein Epidemiologe. Daher war auch ich der Überzeugung, dass das unsere Experten sicher im Griff haben – so wie bisher bei ähnli- chen Viren-Epidemien, also SARS oder schweren Influenzawellen. Inwieweit sind Sie als Mikro- biologe derzeit – vom Home- office aus – mit dem Coronavi- rus beruflich beschäftigt? Aus der Sicht des „Mikrobiellen Ökologen“ sind Viren an sich kei- ne „Feinde“, sondern wichtige Re- gulative in diversen Öko- systemen. Sie bremsen als solche bestimmte Bakterien ein, die in einer Überpopulation zur Gefahr werden könnten. In Gewässern etwa können so etwa Algenblüten eingebremst werden. Beim Men- schen hingegen haben bestimme Viren im Magen-Darm-Trakt wichtige Funktionen. Allerdings verhält sich Covid- 19 bösartig. Was macht dieses Virus aus wissenschaftlicher Sicht so einzigartig? Dass es ein typisches Beispiel für das „Kill the Winner“-Prinzip ist. Dabei geht es darum, dass jene Organismen, die sich besonders stark vermehren und daher eine hohe Dichte erreichen, von einem Feind von außen angegrif- fen werden. Genau das ist in Wuhan passiert – also einer Me- tropole, wo Menschen dicht zu- sammenleben. Dort hatte dieses Virus einen perfekten Nährboden und konnte sich exponentiell ver- breiten. Damit geschieht in der Natur etwas ganz automatisch, was wir jetzt – von der Politik ver- ordnet machen: Die Distanz zwischen den Wirten wird größer, in dem Fall durch den Gesetz- geber veranlasst. Nur so kann die Ausbreitung des Virus ein- gedämmt werden, weil ihm der Nährboden fehlt. Es gibt international aber so- gar Politiker, die meinen: „Las- sen wir das Ding doch laufen. Die Starken werden überle- ben!“ Ein Trugschluss? Genau. Diesen darwinistischen Ansatz sollen wir unter uns Men- schen erst gar nicht um sich grei- fen lassen. Ich bin recht zu- versichtlich, dass wir wieder ins „normale Leben“ zurückkehren – und einander wieder umarmen werden können. Univ.-Prof. Heribert Insam, „Mikrobieller Ökologe“ Es gibt andere, potenziell durchaus tödliche Krankheits- erreger – Influenza, Masern oder auch Bakterien wie Cho- lera oder Tuberkulose – bei de- nen das bis zu einem gewis- sen Grad passiert. Dies führen Kritiker der Covid-19-Maßnah- men immer wieder ins Feld. Weshalb liegen sie dennoch falsch damit? Weil sie die Überlastung des Ge- sundheitswesens nicht mit- bedenken. Bei einer Grippe ha- ben wir etwa einen guten Herden- schutz, so dass es erst gar nicht zu solchen Problemen in der medi- zinischen Notversorgung kommt. Die Folgen von Covid-19 sehen wir derzeit in der Lombardei. Warum ist Händewaschen vor diesem Hintergrund gesehen die beste Waffe? Weil dem Virus so die Möglichkeit genommen wird, von kon- taminierten Oberflächen über die Hände in unsere Schleimhäute einzudringen. Worauf wir alle ganz besonders achten sollten, steht in der Infografik (Anm.: siehe oben). Allerdings gilt fest- zuhalten, dass es immer eine ge- wisse Anzahl von Erregern braucht, damit die Krankheit aus- bricht. Mit einzelnen Viren oder Bakterien kann das Immunsys- tem normalerweise gut umgehen. Je größer die Viren-Menge im Körper jedoch ist, umso stärker kann die Erkrankung ausfallen. Wie ist das eigentlich mit der Beschaffenheit der kontami- nierten Oberfläche ... Was ist da genau zu beobachten bzw. beachten? Grundlegend gilt: SARS-CoV-2 mag es nicht warm. Auf kaltem und feuchtem Metall fühlt es sich einige Zeit lang wohl. Auch porö- se Flächen wie Plastik oder Klei- dung sind ideal, um dort unter Umständen tagelang zu überle- ben. Auf Holzflächen hingegen hält sich das Virus weniger lang, denn Holz entzieht seiner Schutz- schicht die Feuchtigkeit. Und noch weniger mag Covid-19 das UV-Licht – also die direkte Son- neneinstrahlung bzw. die damit verbundene Wärme. Univ.-Prof. Heribert Insam (i.B.; *1957 in Zell am See) ist ein österreichischer Mikro- biologe und bekannt für sei- ne Arbeiten auf den Gebie- ten der Mikrobiellen Ökolo- gie. Der Forscher mit Südtiro- ler Wurzeln leitet seit 2011 das Institut für Mikrobiologie an der Universität Innsbruck. Zur Person Viren an sich sind keine „Feinde“, son- dern wichtige Regu- lative in diversen Ökosystemen. Univ.-Prof. Heribert Insam, Mikrobieller Ökologe Auch in Kühlschränken ist es feucht und kalt. Wie verhindert man da, dass man sich das Vi- rus sozusagen „aufs Butter- brot schmiert“? Mit den grundlegenden Hy- gieneregeln, die immer beim Um- gang mit Nahrung gelten: Wa- schen, schälen, kochen. Beim Einkaufen sollte man die Sicher- heitsregeln unbedingt befolgen – und beim Heimkommen unbe- dingt die Hände waschen. Wenn wir irgendwann wieder zum Status der Normalität zu- rückkehren können, was sollte denn nach dieser Corona-Kri- se erhalten bleiben? Hoffentlich mehr Bewusstsein für die Hygienemaßnahmen – etwa was Husten, Niesen oder Schnäu- zen betrifft. Oder beim Essen in größerem festlichen Rahmen: Kalte Buffets sind ideale Viren- umschlagplätze! Aber ich bin recht zuversichtlich, dass wir wie- der ins „normale Leben“ zurück- kehren und einander wieder umarmen werden können. Interview: Johannes Vötter Schutzmasken für den Zivilschutz BOZEN/VINTL (Z) Diverse heimische Unternehmen leisten in Zeiten der Coronavirus-Krise einen wertvollen Beitrag. Unter anderem haben Oberrauch Zitt und die Lodenwelt beschlos- sen, Mundschutzmasken zu pro- duzieren. Die Schneidereien in Bozen und in Vintl, die seit zwei Wochen geschlossen sind, öff- neten vor wenigen Tagen wie- der ihre Tore und stellen dort aus von Salewa geliefertem Ma- terial Mundschutzmasken her. Sechs Schneiderinnen in Vintl und fünf in Bozen sind intensiv mit der Produktion beschäftigt und haben bereits 1700 Mund- schutzmasken angefertigt, die schnellstmöglich dem Zivil- schutz Südtirol zur Verfügung gestellt und gespendet werden. OBERRAUCH ZITT 2000 Masken nach Südtirol gelotst BURGGRAFENAMT (Z) „Über unsere Wirtschaftsbeziehungen in den Fernen Osten ist es uns gelungen, an hochwertige Schutzmasken gegen das Coro- navirus zu kommen“, berichten die befreundeten Burggräfler Unternehmer Florian Gamper (Baufuchs; linkes Bild) und Gaston Pircher (Kerum; rechts). Ein Teil der Masken, die in den kommenden Tagen eintreffen sollen, werden im Bekannten- kreis verteilt – die anderen 1000 Stück sollen, selbstverständlich kostenlos, an Personen zwi- schen Algund und Partschins gehen, deren Kampf gegen das Coronavirus durch diese Mas- ken unterstützt bzw. erleichtert wird (z.B. in Altersheimen). Dies wird laut Gamper und Pircher über die jeweiligen Gemeinde- verwaltungen organisiert. Weil das Virus kein lebender Organis- mus ist, zerfällt es in der Umwelt. Die Moleküle bleiben stabil, wenn es kalt, feucht und dunkel ist. Das Virus bleibt auf glatten und porösen Ober- flächen mehrere Stunden bzw. Tage lang intakt. UV-Licht hingegen zerstört es schnell. Das Virus durchdringt gesunde Haut nicht! Die Haut hat mehrere Barrieren, die erste davon ist die hauteigene Mikrobiota, die virentötend wirkt. Die Hände mit Seife waschen! Vor und nach der Berührung von Schleimhäuten, Essen, Türschnallen, Schaltern, Fernbedie- nungen, Griffen am Einkaufswagen und in der Toilette. Jede/jedes Seife/Waschmittel ist geeignet, die Lipid-Schutzschicht des Virus zu zerstören; denn wenn die Fettschicht des Virus aufgelöst wird, zerfallen die Protein-Fettmoleküle. Außerdem gilt: Nur Desinfektionsmittel mit mehr als 65 % Vol. Alkohol taugen zur Flächendesinfektion! Schnaps und Wodka nützen also nichts, der Alkoholgehalt ist zu gering. Mittel mit Wasserstoffperoxid (H 2 O 2) und chlorhaltige Mittel sind ebenso geeignet. Bakterizide, wie zum Beispiel Antibiotika, helfen hingegen nicht! Viren sind keine lebenden Organismen wie Bakterien, es hilft nur die erwähnte Strukturzerstörung der Fettmembran. º· ˜¶ º¿ ‚ (·fi·¶§¿fi'‹ &!& (#*(&t ALLGEMEIN GILT: Das Virus ist kein lebender Organismus, sondern ein RNS-Molekül mit einer Protein-Lipid-Hülle. Covid-19 haftet sich an die Zellen der Augen-, Nasen- oder Mund- schleimhäute; die befallenen menschlichen Zellen nehmen den genetischen Code auf, vermehren ihn, und die zelleigene, biochemi- sche Maschinerie baut dann das fertige Virus zusammen. Die menschliche Zelle stirbt ab, viele neue Viren schwärmen aus, befallen andere Zellen und werden ausgehustet. Die Hände mit Feuchtigkeitscreme pflegen, damit in der Haut keine Mikro-Risse entstehen. Nägel kurz halten, damit sich das Virus nicht dahinter versteckt. TIPP TIPP TIPP Gebrauchte Kleidung nicht ausschütteln, keine Staubwedel benutzen und Wohnung gut lüften. Die Hände mindestens 20 Sekunden lang waschen, mit viel Schaum und warmem Wasser. Quelle: www.mikrobalpina.org / Recherche: jov / Infografik: Ambra Delvai

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Ein typischer Fall von „Kill the Winner“

INNSBRUCK Beruflich mit gro-ßem Interesse, aber privat ähn-lich sorgenvoll wie vieleMenschen in diesem Stadium derverordneten Selbstisolation: Soverfolgt Heribert Insam derzeitdie Lage u.a. im Covid-19-leidge-prüften Tiroler Raum. Sei es imBundesland Tirol, wo der Expertefür Umweltforschung an der UniInnsbruck das Institut für Mikro-biologie leitet. Sei es in Südtirol –allen voran in den ladinischen Tä-lern, von wo einst sein Großvaternach dem Ersten Weltkrieg überden Brenner ausgewandert war.„Die gesamte Dynamik dieses Vi-rus hat selbst mich erstaunt“,räumt der 62-Jährige im Video-Gespräch ehrlich ein – und dasdurchaus mit einer gewissen Por-tion Faszination: „SARS-CoV-2 istein gutes Beispiel dafür, was inder Ökologie das ‚Kill theWinner‘-Prinzip genannt wird.“

Händewaschen und Abstandhalten – das rettet Leben!Seit dem Ausbruch der Coronavirus-Krise wird diesvon Experten gebetsmühlenartig wiederholt und vonden Menschen in allen betroffenen Gebieten gelebt.

Doch warum ist das die beste Waffe gegen den unsicht-baren Feind? Die „Zett“ hat bei dem MikrobiologenHeribert Insam von der Uni Innsbruck nachgefragt.

„Zett“: Das heißt, als im Jännerdiesen Jahres erstmals die Re-de von „Corona“ war, hättenauch Sie nicht gedacht, dasswir jemals in dieser aktuellenSituation landen?Heribert Insam: Nein, wederaus wissenschaftlicher, noch ausprivater Sicht war abzusehen,dass unser aller Alltag dadurchplötzlich und in dieser Form zumStillstand kommt. Dazu war dieInformationslage aus China zuungewiss. Man konnte auch nichteinschätzen, was da an Meldun-gen gefiltert war oder nicht. Mitein bisschen Mathematik wäre esdennoch recht leicht zu erkennengewesen. Allerdings bin ich Mi-krobiologe und als solcher keinEpidemiologe. Daher war auchich der Überzeugung, dass dasunsere Experten sicher im Griffhaben – so wie bisher bei ähnli-chen Viren-Epidemien, also SARSoder schweren Influenzawellen.

Inwieweit sind Sie als Mikro-biologe derzeit – vom Home-office aus – mit dem Coronavi-rus beruflich beschäftigt?Aus der Sicht des „MikrobiellenÖkologen“ sind Viren an sich kei-ne „Feinde“, sondern wichtige Re-gulative in diversen Öko-systemen. Sie bremsen als solchebestimmte Bakterien ein, die ineiner Überpopulation zur Gefahrwerden könnten. In Gewässernetwa können so etwa Algenblüteneingebremst werden. Beim Men-schen hingegen haben bestimmeViren im Magen-Darm-Traktwichtige Funktionen.

Allerdings verhält sich Covid-19 bösartig. Was macht diesesVirus aus wissenschaftlicherSicht so einzigartig?Dass es ein typisches Beispiel fürdas „Kill the Winner“-Prinzip ist.Dabei geht es darum, dass jeneOrganismen, die sich besondersstark vermehren und daher einehohe Dichte erreichen, von

einem Feind von außen angegrif-fen werden. Genau das ist inWuhan passiert – also einer Me-tropole, wo Menschen dicht zu-sammenleben. Dort hatte diesesVirus einen perfekten Nährbodenund konnte sich exponentiell ver-breiten. Damit geschieht in derNatur etwas ganz automatisch,was wir jetzt – von der Politik ver-ordnet – machen: Die Distanzzwischen den Wirten wird größer,in dem Fall durch den Gesetz-geber veranlasst. Nur so kann dieAusbreitung des Virus ein-gedämmt werden, weil ihm derNährboden fehlt.

Es gibt international aber so-gar Politiker, die meinen: „Las-

sen wir das Ding doch laufen.Die Starken werden überle-ben!“ Ein Trugschluss?Genau. Diesen darwinistischenAnsatz sollen wir unter uns Men-schen erst gar nicht um sich grei-fen lassen.

Ich bin recht zu-versichtlich, dass wirwieder ins „normale

Leben“ zurückkehren– und einander

wieder umarmenwerden können.Univ.-Prof. Heribert Insam,

„Mikrobieller Ökologe“

Es gibt andere, potenzielldurchaus tödliche Krankheits-erreger – Influenza, Masernoder auch Bakterien wie Cho-lera oder Tuberkulose – bei de-nen das bis zu einem gewis-sen Grad passiert. Dies führenKritiker der Covid-19-Maßnah-men immer wieder ins Feld.Weshalb liegen sie dennochfalsch damit?Weil sie die Überlastung des Ge-sundheitswesens nicht mit-bedenken. Bei einer Grippe ha-ben wir etwa einen guten Herden-schutz, so dass es erst gar nicht zusolchen Problemen in der medi-zinischen Notversorgung kommt.Die Folgen von Covid-19 sehenwir derzeit in der Lombardei.

Warum ist Händewaschen vordiesem Hintergrund gesehendie beste Waffe?Weil dem Virus so die Möglichkeitgenommen wird, von kon-taminierten Oberflächen über dieHände in unsere Schleimhäuteeinzudringen. Worauf wir alleganz besonders achten sollten,steht in der Infografik (Anm.: sieheoben). Allerdings gilt fest-zuhalten, dass es immer eine ge-wisse Anzahl von Erregernbraucht, damit die Krankheit aus-bricht. Mit einzelnen Viren oderBakterien kann das Immunsys-tem normalerweise gut umgehen.Je größer die Viren-Menge imKörper jedoch ist, umso stärkerkann die Erkrankung ausfallen.

Wie ist das eigentlich mit derBeschaffenheit der kontami-nierten Oberfläche ... Was istda genau zu beobachten bzw.beachten?Grundlegend gilt: SARS-CoV-2mag es nicht warm. Auf kaltemund feuchtem Metall fühlt es sicheinige Zeit lang wohl. Auch porö-se Flächen wie Plastik oder Klei-dung sind ideal, um dort unterUmständen tagelang zu überle-ben. Auf Holzflächen hingegenhält sich das Virus weniger lang,denn Holz entzieht seiner Schutz-schicht die Feuchtigkeit. Undnoch weniger mag Covid-19 dasUV-Licht – also die direkte Son-neneinstrahlung bzw. die damitverbundene Wärme.

Univ.-Prof. Heribert Insam(i.B.; *1957 in Zell am See)ist ein österreichischer Mikro-biologe und bekannt für sei-ne Arbeiten auf den Gebie-ten der Mikrobiellen Ökolo-gie. Der Forscher mit Südtiro-ler Wurzeln leitet seit 2011das Institut für Mikrobiologiean der Universität Innsbruck.

Zur Person

Viren an sich sindkeine „Feinde“, son-

dern wichtige Regu-lative in diversen

Ökosystemen.Univ.-Prof. Heribert Insam,

Mikrobieller Ökologe

Auch in Kühlschränken ist esfeucht und kalt. Wie verhindertman da, dass man sich das Vi-rus sozusagen „aufs Butter-brot schmiert“?Mit den grundlegenden Hy-gieneregeln, die immer beim Um-gang mit Nahrung gelten: Wa-schen, schälen, kochen. BeimEinkaufen sollte man die Sicher-heitsregeln unbedingt befolgen –und beim Heimkommen unbe-dingt die Hände waschen.

Wenn wir irgendwann wiederzum Status der Normalität zu-rückkehren können, was solltedenn nach dieser Corona-Kri-se erhalten bleiben?Hoffentlich mehr Bewusstsein fürdie Hygienemaßnahmen – etwawas Husten, Niesen oder Schnäu-zen betrifft. Oder beim Essen ingrößerem festlichen Rahmen:Kalte Buffets sind ideale Viren-umschlagplätze! Aber ich binrecht zuversichtlich, dass wir wie-der ins „normale Leben“ zurück-kehren – und einander wiederumarmen werden können.

Interview: Johannes Vötter

Schutzmasken fürden Zivilschutz

BOZEN/VINTL (Z) Diverseheimische Unternehmen leistenin Zeiten der Coronavirus-Kriseeinen wertvollen Beitrag. Unteranderem haben Oberrauch Zittund die Lodenwelt beschlos-sen, Mundschutzmasken zu pro-duzieren. Die Schneidereien inBozen und in Vintl, die seit zweiWochen geschlossen sind, öff-neten vor wenigen Tagen wie-der ihre Tore und stellen dortaus von Salewa geliefertem Ma-terial Mundschutzmasken her.Sechs Schneiderinnen in Vintlund fünf in Bozen sind intensivmit der Produktion beschäftigtund haben bereits 1700 Mund-schutzmasken angefertigt, dieschnellstmöglich dem Zivil-schutz Südtirol zur Verfügunggestellt und gespendet werden.

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2000 Masken nachSüdtirol gelotst

BURGGRAFENAMT (Z) „Überunsere Wirtschaftsbeziehungenin den Fernen Osten ist es unsgelungen, an hochwertigeSchutzmasken gegen das Coro-navirus zu kommen“, berichtendie befreundeten BurggräflerUnternehmer Florian Gamper(Baufuchs; linkes Bild) undGaston Pircher (Kerum; rechts).Ein Teil der Masken, die in denkommenden Tagen eintreffensollen, werden im Bekannten-kreis verteilt – die anderen 1000Stück sollen, selbstverständlichkostenlos, an Personen zwi-schen Algund und Partschinsgehen, deren Kampf gegen dasCoronavirus durch diese Mas-ken unterstützt bzw. erleichtertwird (z.B. in Altersheimen). Dieswird laut Gamper und Pircherüber die jeweiligen Gemeinde-verwaltungen organisiert.

Weil das Virus kein lebender Organis-mus ist, zerfällt es in der Umwelt.Die Moleküle bleiben stabil, wenn eskalt, feucht und dunkel ist. Das Virusbleibt auf glatten und porösen Ober-flächen mehrere Stunden bzw. Tagelang intakt. UV-Licht hingegen zerstörtes schnell.

Das Virus durchdringt gesundeHaut nicht! Die Haut hat mehrereBarrieren, die erste davon ist diehauteigene Mikrobiota, dievirentötend wirkt.

Die Hände mit Seife waschen! Vor undnach der Berührung von Schleimhäuten,Essen, Türschnallen, Schaltern, Fernbedie-nungen, Griffen am Einkaufswagen und inder Toilette. Jede/jedes Seife/Waschmittelist geeignet, die Lipid-Schutzschicht desVirus zu zerstören; denn wenn dieFettschicht des Virus aufgelöst wird,zerfallen die Protein-Fettmoleküle.

Außerdem gilt: Nur Desinfektionsmittelmit mehr als 65 % Vol. Alkohol taugen zurFlächendesinfektion!Schnaps und Wodka nützen also nichts, derAlkoholgehalt ist zu gering. Mittel mitWasserstoffperoxid (H2O2) und chlorhaltigeMittel sind ebenso geeignet.Bakterizide, wie zum Beispiel Antibiotika,helfen hingegen nicht! Viren sind keinelebenden Organismen wie Bakterien, es hilftnur die erwähnte Strukturzerstörung derFettmembran.

ALLGEMEIN GILT: Das Virus ist kein lebenderOrganismus, sondern ein RNS-Molekül miteiner Protein-Lipid-Hülle. Covid-19 haftet sichan die Zellen der Augen-, Nasen- oder Mund-schleimhäute; die befallenen menschlichenZellen nehmen den genetischen Code auf,vermehren ihn, und die zelleigene, biochemi-sche Maschinerie baut dann das fertige Viruszusammen. Die menschliche Zelle stirbt ab,viele neue Viren schwärmen aus, befallenandere Zellen und werden ausgehustet.

Die Hände mit Feuchtigkeitscremepflegen, damit in der Haut keineMikro-Risse entstehen. Nägel kurzhalten, damit sich das Virus nichtdahinter versteckt.

TIPP

TIPP

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GebrauchteKleidung nichtausschütteln,keine Staubwedelbenutzen undWohnung gutlüften.

Die Händemindestens 20Sekunden langwaschen, mit vielSchaum undwarmem Wasser.

Quelle: www.mikrobalpina.org / Recherche: jov / Infografik: Ambra Delvai