· Created Date: 11/5/2017 9:29:08 AM

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... Cholesterin verursacht Herzinfarkt und ist deshalb schlecht. Das war eine medizinisch bis- lang weit verbreitete, aber unbewiesene Mei- nung. Aufgrund dieser These blühten der Phar- mamarkt und Cholesterindiäten. Durch letztere boomte auch vor Jahren der grüne Eiermarkt, denn die grünen Araucana-Eier sollten weniger Cholesterin haben als andere und deshalb für Cholesterinbewusste das ,,ideale" Ei sein. Wie man jetzt herausfand, wird das Choles- terin des Eies kaum aufgenommen, weildas Le- zithin des Eies die Ei-Cholesterinaufnahme un- terbindet. Mit anderen Worlen: Die Ei-Choleste- rin-Hysterie war völlig umsonst. Gesunde Menschen mit 200 Milligramm Cholesterin pro Deziliter Blut werden zu Patien- ten, weil ab diesem Grenzwert laut der Medizin der Gesundheitszustand einer Kontrolle bedarf . Doch jetzt kann man nachlesen, dass bei Män- nern die Sterblichkeit bei Weden unter 160 mg genauso hoch ist wie bei Werten über 240 Mil- ligramm. Man könnte genauso gut sagen, dass die erhöhte Anzahl an Falten im Alter mit der Sterblichkeit in Verbindung steht. Das wäre noch nicht einmal falsch. Jeder lacht aber über solche Zusammenhänge, weil er es sich an sei- Grüne Araucana-Eier haben teils einen verringerten Cholesteringehalt - das machte sie außerordentlich begehrt. nen fünf Fingern abzählen kann, dass das ein Märchen ist. Beim Cholesterin glaubt man alles, was von der Pharmaindustrie kommt, auch wenn's genauso wenig überzeugend ist wie der Falten-Tod-Zusam menhang. Cholesterin ist lebenswichtig. Ohne Choles- terin qibt es kein Leben. Im Hühnerei ist es für eine gute Embryonalentwicklung nötig. Hüh- nereier mit verringertem Cholesteringehalt kön- nen Entwicklungs- und Schlupfprobleme be- kommen. Cholesterin ist reichlich im Herzmus- kel und Gehirn gespeichert. Cholesterin ist mit- verantwortlich für Intelligenz. Propenvoll mit Cholesterin sind die Nebennjeren. Sie produzie- ren lebenswichtige Hormone. Eine der Haupt- aufgaben des Cholesterins ist der lvlembran- schutz einer jeden Zelle. Cholesterin hält die Membranen widerstandfähig und trotzdem 20 Geflügel-Börse 11/2002 elastisch. Auch für die Abwehrzellen und Blut- zellen ist es lebenswichtig. Zudem isoliert es die Nerven ungefähr so wie der Kunststoff beim Stromkabel. Wenn die Kunststoffummantelung beim Stromkabel defekt ist, weiß man genau: Allerhöchste Vorsicht ist geboten. Genauso ist es bei den Nerven. Weil das Cholesterin für die Lebensfunktio- nen des Körpers von allergrößter Bedeutung ist, produziert er es selbst. Nur ein kleiner Teil kommt von der Nahrung. Der Körper hat das Regulativ, bei wenig Cholesterinaufnahme die Produktion zu erhöhen und bei viel Aufnahme zu drosseln. Das zeigt bereits den Sinn bzw. Unsinn der Cholesterindiät. Ein namhafter Pro- fessor an der Universität Hohenheim stellte be- reits in den 1970er Jahren fest, dass die Cho- lesterinaufnahme über die Ernährung nur eine Ohne Cholesterin gibt es keine Küken. lhre Kennzeichnung, zwecks Abstammungskon- trolle, ist wichtig untergeordnete Rolle für den Cholesterinspie- gel und das lnfarktrisiko spielt. Er mutmaßt viel- mehr, dass manche Arzte die nahrungsmäßige Cholesterinzufuhr als einzige propagieren, weil sie darin am ehesten eine Handhabe gegen die Cholesterinsenkung zu haben glauben. Bei Untersuchungen des Cholesterinspiegels wird lediglich derAnteil im Blut gemessen, nicht aber der Anteil im Körper. Die Cholesterinhyste- rie brach aufgrund von Untersuchungen an Ka- ninchen aus, wie heutzutage nachgelesen wer- den kann. Obwohl Kaninchen nur Gras und Kräuter sowie deren Samenstände und Wurzeln und Rinde fressen, wurden sie vollgepumpt mit Eier und Cholesterin: Viele Legenden verbinden beide

Transcript of  · Created Date: 11/5/2017 9:29:08 AM

... Cholesterin verursacht Herzinfarkt und istdeshalb schlecht. Das war eine medizinisch bis-lang weit verbreitete, aber unbewiesene Mei-nung. Aufgrund dieser These blühten der Phar-mamarkt und Cholesterindiäten. Durch letztereboomte auch vor Jahren der grüne Eiermarkt,denn die grünen Araucana-Eier sollten wenigerCholesterin haben als andere und deshalb fürCholesterinbewusste das ,,ideale" Ei sein.

Wie man jetzt herausfand, wird das Choles-terin des Eies kaum aufgenommen, weildas Le-zithin des Eies die Ei-Cholesterinaufnahme un-terbindet. Mit anderen Worlen: Die Ei-Choleste-rin-Hysterie war völlig umsonst.

Gesunde Menschen mit 200 MilligrammCholesterin pro Deziliter Blut werden zu Patien-ten, weil ab diesem Grenzwert laut der Medizinder Gesundheitszustand einer Kontrolle bedarf .

Doch jetzt kann man nachlesen, dass bei Män-nern die Sterblichkeit bei Weden unter 160 mggenauso hoch ist wie bei Werten über 240 Mil-ligramm. Man könnte genauso gut sagen, dassdie erhöhte Anzahl an Falten im Alter mit derSterblichkeit in Verbindung steht. Das wärenoch nicht einmal falsch. Jeder lacht aber übersolche Zusammenhänge, weil er es sich an sei-

Grüne Araucana-Eier haben teils einen verringerten Cholesteringehalt - das machte sieaußerordentlich begehrt.

nen fünf Fingern abzählen kann, dass das einMärchen ist. Beim Cholesterin glaubt man alles,was von der Pharmaindustrie kommt, auchwenn's genauso wenig überzeugend ist wie derFalten-Tod-Zusam menhang.

Cholesterin ist lebenswichtig. Ohne Choles-terin qibt es kein Leben. Im Hühnerei ist es füreine gute Embryonalentwicklung nötig. Hüh-nereier mit verringertem Cholesteringehalt kön-nen Entwicklungs- und Schlupfprobleme be-kommen. Cholesterin ist reichlich im Herzmus-kel und Gehirn gespeichert. Cholesterin ist mit-verantwortlich für Intelligenz. Propenvoll mitCholesterin sind die Nebennjeren. Sie produzie-ren lebenswichtige Hormone. Eine der Haupt-aufgaben des Cholesterins ist der lvlembran-schutz einer jeden Zelle. Cholesterin hält dieMembranen widerstandfähig und trotzdem

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elastisch. Auch für die Abwehrzellen und Blut-zellen ist es lebenswichtig. Zudem isoliert es dieNerven ungefähr so wie der Kunststoff beimStromkabel. Wenn die Kunststoffummantelungbeim Stromkabel defekt ist, weiß man genau:Allerhöchste Vorsicht ist geboten. Genauso istes bei den Nerven.

Weil das Cholesterin für die Lebensfunktio-nen des Körpers von allergrößter Bedeutung ist,produziert er es selbst. Nur ein kleiner Teilkommt von der Nahrung. Der Körper hat dasRegulativ, bei wenig Cholesterinaufnahme dieProduktion zu erhöhen und bei viel Aufnahmezu drosseln. Das zeigt bereits den Sinn bzw.Unsinn der Cholesterindiät. Ein namhafter Pro-fessor an der Universität Hohenheim stellte be-reits in den 1970er Jahren fest, dass die Cho-lesterinaufnahme über die Ernährung nur eine

Ohne Cholesterin gibt es keine Küken. lhreKennzeichnung, zwecks Abstammungskon-trolle, ist wichtig

untergeordnete Rolle für den Cholesterinspie-gel und das lnfarktrisiko spielt. Er mutmaßt viel-mehr, dass manche Arzte die nahrungsmäßigeCholesterinzufuhr als einzige propagieren, weilsie darin am ehesten eine Handhabe gegen dieCholesterinsenkung zu haben glauben.

Bei Untersuchungen des Cholesterinspiegelswird lediglich derAnteil im Blut gemessen, nichtaber der Anteil im Körper. Die Cholesterinhyste-rie brach aufgrund von Untersuchungen an Ka-ninchen aus, wie heutzutage nachgelesen wer-den kann. Obwohl Kaninchen nur Gras undKräuter sowie deren Samenstände und Wurzelnund Rinde fressen, wurden sie vollgepumpt mit

Eier und Cholesterin: Viele Legenden verbinden beide

der unnatürlichen Nahrung ,,Eigelb und Hirn".Durch diese unnatürliche Nahrung entwickeltensie schließlich Aderiosklerose. Verengte BIutge-fäße können zum Herzinfarkt führen. Das Er-gebnis dieses Experiments wurde herangezo-gen, um für den Menschen eine Aderiosklero-se-Gefahr zu propagieren. Das gilt heutzutageals Wissenschaft, auch wenn es biologisch gro-ber Unfug ist.

Beim Menschen konnte dagegen noch nichteinmal die Obduktion beweisen, dass der Ver-zehr fetthaltiger Nahrungsmittel zu Arterioskle-rose führt, wie man jüngst nachlesen kann.

Fakt ist, dass mit dem Alter die Cholesterin-menge im Organismus steigt. Das kann man na-türlich mit Sterblichkeit in Verbindung bringen,auch wenn gar kein Zusammenhang besteht.Tatsache ist, dass mit zunehmendem Alter Stoff-wechselfunktionen nicht mehr richtig funktionie-ren und sich Gendefekte einstellen - die Basisfür Krebs. Festgestellt und publiziert wurdeauch, dass ein niedriger Cholesterinspiegel in

Verbindung steht mit Krebs und Schlaganfall.Das Gehirn braucht viel Cholesterin. Mit ihm

macht das Gehirn Serotonin. Diese Substanz istmaßgeblich mit der Stimmung gekoppelt. Es

wirkt bei Stress ausgleichend. Kommt es zu ei-ner Unterversorgung an Serotonin, steigt dieAggressivität und Depressionen stellen sich ein.Eine veröffentlichte Studie ergab, dass bei Cho-lesterinpatienten, denen man schnell den Cho-lesterinspiegel senkte und die dadurch einenerniedrigten Cholesterinspiegel hatten, dieSelbstmordrate signif ikant anstieg.

lnzwischen weiß man, dass Vitamine Gefäß-wände stabil halten. Kommt es zu einer Vitamin-unterversorgung, werden sie brüchig und müs-sen geflickt werden" Hier liefern verschiedeneStoffe,,Flickmaterial" (siehe auch: Cholesterin im

Bereits 1995 wurde ein Zusammenhang vonniedrigem Vitamin-K-Status und atheroskleroti-schen Verkalkungen in der Aorta von Frauennach den Wechsellahren hervorgehoben. ln ei-ner nachfolgenden Arbeit haben die gleichenWissenschaftler gezeigt, dass dieser Zusam-menhang auch für die verrrngede Knochen-dichte gilt! ln einer aktuellen Arbeit aus demJahr 2001 wird der Zusammenhang von demVitamin-K, -abhängigen Matrix-Gla-Protein undGefäßverkalkung genauer untersucht. Ab-schließend fordern diese Autoren, die täglicheVitamin-K-Zufuhr auf mindestens 340 pg Vita-

wor.tlich ist. Cholesterinschwellenwede als Ba-sis zur Behandlung werden festgelegt nachAnsichten von Meinungsführern. Schwellen-werle sind fließend. Die Pharmaindustrie ist aneinem niedrigen interessied, um frühzeitigmeist nebenwirkungsreiche Medikamente aufden Markt werfen zu können. Leute, die kei-nen Krebs bekommen wollen, sind an höherenCholesterinwerten interessiert" Gesundheits-bewusste schwören häufig auf zusätzliche Vi-tamine, da sie die Ursache der Aderiosklerosenachhaltig bekämpfen. Wie die von der EU

verhängten dramatischen Bußgelder wegen

Keine Angst vor Cholesterin im Spiegelei!

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Das Ei und sein Cholesterin - wichtig in der Kükenernährung. Fotos: von Lüttwitz

min K1llag zu erhöhen. Momentan wtrd vonmaßgebender Stelle weit unter 100 pg/Tag

empfohlen. Auch Vitamin C spielt bei der Ge-sunderhaltung der Gefäße ein maßgebendeRolle, wie man zum Beispiel den Unterlagendes Vitaminpapstes und Mediziners Dr. Rathentnehmen kann.

Aus diesen Fakten geht hervor, dass jederselbst für sich die Verantwortung übernehmenmuss und für eine gesunde Ernährung verant-

Preisabsprachen bei Vitaminen aufzeigen,kann die Pharmaindustrie an Vitaminen nurwenig verdienen im Vergleich zu den Medika-menten - also ist von dieser Seite kein kosten-günstiger Therapieansatz und keine Informati-onsweitergabe an die Medizin geschweigedenn Forschung zu erwarten.

Wie man es auch dreht und wendet, Choles-terin ist nicht die Ursache für das Herzinfarkt-risiko, sondern höchstens ein Symptom. Das

,,Sauberhalten" der Gefäße ist die Basis, umGefäßkrankheiten zu verhindern. Vitamine lie-fern hier wesentliche Hilfe.

Verzicht auf Eier im Kampf gegen Choles-terin ist auf alle Fälle nach diesen Erkennt-nissen nicht mehr der Stein der Weisen. Dasmag gerade für die Araucana-Hühnerzüchtermit einem weinenden Auge betrachtet wer-den, denn bislang genossen sie ja wegen derCholesterinlegende ihrer Eier einen besonde-ren Boom. Nichtsdestotrotz liefern geradediese Hühner, die immer in Freilandhaltungoder Auslaufhaltung mit reichlich Grünfütte-rung gehalten werden, überaus wertvolle Ei-er, denn das Ei ist immer so gehaltvoll wiedie Nahrung des produzierenden Huhnes.Hier können die Rassegeflügelzüchter einenwertvollen Beitrag liefern. Wohl dem, der in

seiner Nachbarschaft einen Rassegeflügel-züchter hat, der Eier abgibt. Oder noch bes-ser: Jeder Hausgartenbesitzer hält sich einpaar Hennen für den hauseigenen Eierbe-darf. Durch diese Maßnahme weiß man, wasauf den Tisch kommt. Und dank der Rasse-geflügelzüchter steht für jede Gegebenheiteine passende Rasse parat.

Michael von Lüttwitz

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Organismus und Ei, GB 7/1999). Letztendlichkönnen sich an diesen Flickstellen Cholesterinund andere Substanzen anlagern. Durch erhöh-te Vitaminzufuhr wird das Cholesterin aber wie-der abgebaut, überhaupt die gesamte Ablage-rung. Dazu braucht man keine teuren Choles-terinsenker der Pharmaindustrie mit ihren Ne-benwirkunqen, wie aus der Fachliteratur zu er-sehen ist. Zugleich unterstützen diese Medika-mente die Kostenexplosion im Krankheitswesen.

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