music line :: HomeCreated Date: 2/23/2010 4:02:09 PM

5
REPORT | HEIMVERNETZUNG | HIGH-END Bisher stand der Name Naim Audio für eher konservativ angehauchtes High-End-Audio. Mit NaimNet will das englische Unternehmen auch auf dem Kontinent nach neuen Kunden fischen. Wir haben uns im Hamburger Musterhaus ein erstes Bild von der vernetzten Zukunft ohne Klangkompromisse gemacht. Naim Procedure Sonderdruck aus Ausgabe 2/2010 Text: Stefan Schickedanz Fotos: Herbert Ohge, Stefan Schickedanz

Transcript of music line :: HomeCreated Date: 2/23/2010 4:02:09 PM

Page 1: music line :: HomeCreated Date: 2/23/2010 4:02:09 PM

RepoRt | HeimveRnetzung | HigH-end

Bisher stand der name naim Audio für eher konservativ angehauchtes High-end-Audio. Mit naimnet will das englische Unternehmen auch auf dem Kontinent nach neuen Kunden fischen. Wir haben uns im Hamburger Musterhaus ein erstes Bild von der vernetzten Zukunft ohne Klangkompromisse gemacht.

Naim Procedure

Sonderdruck aus Ausgabe 2/2010

Text: Stefan SchickedanzFotos: Herbert Ohge, Stefan Schickedanz

Page 2: music line :: HomeCreated Date: 2/23/2010 4:02:09 PM

RepoRt | HeimveRnetzung | HigH-end

noch eine steile Auffahrt hoch, dann sind wir am Ziel. Vor uns liegt das Haus „Waldes-

ruh“, kantig, schlicht und zeitlos schön thront es über einem kleinen Hang in einer sonst vorzugsweise vom Land-hausstil geprägten Villengegend. Wie man hört, soll es hier mächtig spuken: Rollläden bewegen sich von Geister-hand und Lichter gehen an und aus, auch wenn sich niemand im Haus be-findet. Die krasseste Geschichte, die dazu in Fachkreisen kursiert: Musik und Video sollen dort im ganzen Haus abrufbar sein mit einer Technik, hinter der ein Unternehmen von einer Insel steht, das noch vor nicht allzu langer Zeit die Vinyl-Scheibe und Transistor-Verstärker, deren Schaltungen über gut drei Jahrzehnte kontinuierlich ver-feinert wurden, als das Maß aller Din-ge im Musikbereich betrachtete.

Jetzt wollen die Klang-Fundamen- talisten von Naim Audio der Realität des 21. Jahrhunderts mit einer hoch-modernen Netzwerk-Lösung begeg-nen, die höchsten Ansprüchen von Musikliebhabern genügt und gleich-zeitig komfortorientierte Hausfrauen überzeugt. Diese Aufgabe ist kniff-liger, als man denkt, wenn man hinter die Kulissen schaut.

gut Ding will weile HabenSchon zu CD-Zeiten genügte es den Briten nicht, dass gängige CD-Lauf-werke mit Hilfe der Fehlerkorrektur die Daten vollständig auslesen konn-ten. Sie ließen sich lange Zeit und brachten ihren ersten CD-Player An-fang der 90er-Jahre auf den Markt, schafften aber auf Anhieb den Sprung an die Spitze der internationalen Bes-tenlisten. Die Firma aus Salisbury hielt aus klanglichen Gründen noch eisern an der fünfpoligen DIN-Buchse fest, als die Konkurrenz schon lange auf Cinch setzte. Wenn also dieser ei-genwillige Hersteller eine eigene Netz-werk-Lösung auf den Markt bringt, kommt das nicht nur im eigenen Hause einem Paradigmenwechsel gleich. Es manifestiert zugleich die Bedeutung des Themas Heimvernetzung für eine Branche, die sich bisher mit Platten-spielern, Röhrenverstärkern und exo-tischen Folienlautsprechern ger- ➜

Page 3: music line :: HomeCreated Date: 2/23/2010 4:02:09 PM

RepoRt | HeimveRnetzung | HigH-end

Text: Max MustermannBilder: Max Mustermann

obore verat velit wis ad digna corper atie do doloreet ut alis doloreet ercin hendre duip-

susci blam diatisim dolortisis acipit lum ex enibh ero dip exer ad tat accum velenis sissit nullan henis alit wisi.

Rilit lummolorper augait, qui tat vo-lor am, si tat aliquam corperostie del dit vel iureraese vel doloreetue dolore delit, quate deleniat, quam, vulla feuip ercin henisl ulput nim ipit ad eugait aciniat erci tat ver sissi eugait eum ve-liqua mcommy nulput irit adit ipit alit iliquatum quisit praessequat vendre molor iustrud magnim nonullaorem dignim velis deliquis nim nosto do diat ipit, volobortin exerciduisl ulla ate commy nonsed molesto od tet in utet lortionsecte magna cor susci te facinci pismod tate feugue min enismodolore ming er sit ullumsandre dolor sit lamet wis dolorpero del eugiam velit la fac-cum vent wis delisis aliquam, vulla consequi tie dolorper sustrud molorti uisisit inim quis nonse diam, vulla feu-guercinit amconsecte tat ipsum nim accum acipit prat, quisim vulla com-molore dolore digna conullam nullute magnit do el dolent lam velenisi.

Dui blan hent laoreet et wisit lum at, verosto euiscin ciduis nulla am, vera-tuero commod dolut eumsan velit, sum am dolendre modolent accummy nonsequisi.

ksDjfglksjlkDfgjslt ut del do odignim il utpate ercilla co-nulputatue cor sisim nulluptat. Ut dip-susto consectem ilissisit prat diamet adionsequat nulputat voloreet ea feuis nim dionum in hent nis nos nonse dolobore mincidunt vendreet lor am, sim quat dit iusto od el ute dipsummy non hen

im test

xx lCD-feRnseHeR

blinDtext ABC 12345 € 0.000blinDtext ABC 12345 € 0.000blinDtext ABC 12345 € 0.000blinDtext ABC 12345 € 0.000blinDtext ABC 12345 € 0.000

ne in ihrer elitären Nische verschanzte und alles, was mit PC, MP3 und Inter-net zu tun hat, lange Zeit als das Ende der Musikwiedergabe abkanzelte.

Damit diese technische Revolution nicht an den heimischen Händlern vorbeigeht, ging Andreas Kayser vom deutschen Naim-Vertrieb Musicline mit gutem Beispiel voran. Er konzi-pierte sein neues Domizil „Waldesruh“ als Musterhaus in Sachen Vernetzung. Vor den Toren Hamburgs entstand ein vom Bauhausstil inspiriertes Niedrig- energiehaus mit mehreren Etagen, großem Swimmingpool und riesiger Außenanlage.

Originellerweise beginnt die „kay-serliche Audienz“ mit einer reichlich analogen Klingel: Im teilweise holz-vertäfelten Flur hängt ein mecha-nisches Meisterwerk mit zwei großen Weingläsern, die von einem zentralen

Hämmerchen angeschlagen werden. Eine liebenswerte Reminiszenz an die gute alte Zeit, doch schon das Betäti-gen erfolgt über das digitale NaimNet, das ebenfalls über die im ganzen Haus verteilten Touchscreen-Bedienpanels Alarm schlägt. So kann Kayser etwa in der Küche das Bild der Videokamera am Eingang abrufen und entscheiden, ob er den Besucher hereinlassen will. Dazu muss er noch nicht einmal die Treppe heraufgehen, denn die Ein-gangstür lässt sich von allen Termi-nals aus öffnen.

NaimNet bietet die volle Bandbreite alltäglicher Annehmlichkeiten wie man sie bereits von anderen Netzwer-ken, etwa von Crestron oder AMX kennt. Zusätzlich verspricht die ge-meinsam mit dem erfahrenen bri-tischen Partner NetStreams verwirk-lichte Lösung einen tiefenreinen

Wohnzimmer und Küche lassen sich auch autark steuern, hängen aber am NaimNet. Der Fantasie sind beim Einsatz der neuen Technik keine Grenzen gesetzt.

Page 4: music line :: HomeCreated Date: 2/23/2010 4:02:09 PM

elektrischen Rollläden in einem ge-meinsam genutzten Ethernet-Kabel unter einen Hut zu bringen. Naim be-traute den Digital-Audio-Spezialisten Alan Ainslie, der sich um die Einfüh-rung der CD-Technik in England ver-dient machte, mit der Projektleitung.

Ainslie macht keinen Hehl daraus, dass er mit seiner Netzwerk-Mission in der altehrwürdigen Audio-Schmie-de zunächst Staub aufwirbelte. Der Experte, der während unseres Besuchs im Digital Home als Experte zur Ver- fügung stand, entgegnete auf die Fra-ge, ob etwa der für seinen kompro-misslosen Klanganspruch bekannte technische Direktor Roy George nicht zunächst einige Ressentiments gegen die Vernetzung seiner Komponenten vorbrachte, mit britischer Coolness und spitzbubenhaftem Lächeln: „Da-rauf können Sie wetten...“

Die Vernetzung beider Welten führ- te zu konsequenten Lösungen: Um klangmindernde Konversionen zu ver-meiden, verwendet NaimNet durch-gängig 44,1 Kilohertz mit 16 Bit Auflö-sung zur Übertragung der Audiodaten. Mit diesem Format arbeitet nicht nur die CD, sondern auch der Naim Music Server HDX. „Wir haben uns für die-

Klang, der keine Wünsche offen lässt.

auf Dünnem eisNicht wenige High-End-Audio-Fans glauben, bereits der Anschluss eines Ethernet-Kabels, wie es auch im Fall von NaimNet zum Aufbau des Netz-werks eingesetzt wird, könnte den Klang schädigen. Dieses Wissen und die Jitter-Thematik im Sinn, mag sich selbst der Besitzer einer gewöhnli- chen Stereoanlage vorstellen, auf welch dünnem Eis sich der Netzwerk-Vorstoß von Naim bewegt.

Neben den über 100 Entwicklern bei NetStreams, die bereits vor neun Jah-ren mit dem System begannen, arbei-teten 20 Ingenieure von Naim fünf Jahre lang an diesem Projekt. Das ist für ein Unternehmen dieser Größe ein bemerkenswerter Kraftakt.

Obwohl Naim auf den Vorleis-tungen der Netzwerk-Spezialis-

ten von NetStreams aufbaute, gab es einiges zu tun, um die hohen Qualitätsansprüche an

die Verteilung von Musik in al-len Räumen mit der Steu-

erung von Licht, Klingel oder

mp3 steht für pre ruined music, deshalb archivieren

wir in CD-Qualität.“ <<

ses Format entschieden, um die ge-rippten CDs in Original-Qualität zu archivieren. Wenn jemand in seinem Wochenendhaus oder auf der Yacht eine MP3-Kopie verwenden möchte, dann ist das nachträglich möglich“, sagt Ainslie. Zur Archivierung stand MP3 im Hause Naim nie zur Debatte, schließlich steht der Begriff in den Au-gen von Ainslie für „pre ruined Music“, was auf Deutsch etwa bedeutet, dass entsprechend gespeicherte Musik hin-terher nicht mehr zu retten ist.

vieR kilometeR kupfeRHinter NaimNet stehen nicht nur Software und ein Geflecht aus mehre-ren, rund vier Kilometer langen di-versen Kabelarten sowie einer ganzen Batterie von Schaltern und Lichtmo-dulen. Der Einstieg ins Netz-Business machte für Naim Audio auch einige interessante neue Hardware-Kompo-nenten erforderlich. Zum einen sind das die mit A/D- und D/A-Wandlern ausgestatteten Room Amplifiers NNP 01, NNP 02 und NNP 02-DC, die einer eigenen, aber konsequenten Logik fol-gen: Sie treiben die Lautsprecher der jeweiligen Hörzone an, geben Musik aus dem NaimNet analog an lokale Audio-Komponenten weiter und digi-talisieren im Gegenzug eingespeiste Analogsignale, um sie im Netzwerk bereitzustellen.

Zum anderen entwickelte Naim den Mehrzonen-Tuner NNT 01, der vier unabhängige UKW-/DAB-Tuner in einem Gehäuse beherbergt, deren Analogprogramme er in maximaler Qualität digitalisiert und via Ethernet-Schnittstelle über NaimNet im ganzen Haus verteilt. Wer noch den für eine kleine Ewigkeit unverändert im Pro-

Ein Highlight von NaimNet sind die schicken Touch-

screens mit Cover- art. Während die

Türklingel mit zwei Weingläsern sehr

analog klingt, verkörpert der hypermoderne

Roboter-Rasen- mäher im „kayser-

lichen“ Garten eine neue Zeit-

rechnung.

Alan Ainslie, General Manager von NaimNet

RepoRt | HeimveRnetzung | HigH-end

Page 5: music line :: HomeCreated Date: 2/23/2010 4:02:09 PM

RepoRt | HeimveRnetzung | HigH-end

gramm behaltenen, mit diskret aufge-bautem analogem Front-End und sepa-ratem Netzteil gewappneten Ein- Knopf-Tuner Nat 01 kennt, kann erst richtig ermessen, zu welchen Ufern die Briten hier aufgebrochen sind.

NaimNet steuert auch die Verteilung der Videosignale, die über eine analo-ge Matrix zu ihren Bestimmungsorten gelangen. NetStreams erlaubt zwar auch schon digitales Video-Strea-ming, das ist allerdings noch sehr kostspielig. Zudem kann es zu Proble-men mit HDMI und Kopierschutz kom-men. Theoretisch würde die hohe Übertragungsbandbreite von NaimNet auch eine Video-Distribution ermögli-chen. „Wir machen kein Video, weil wir auf andere zurückgreifen können. Aber es gibt durchaus Video-Experten im Hause“, erläutert Ainslie den mo-mentanen Stand der Dinge.

Nach zwei Tagen praktischer Erfah-rung im Musterhaus präsentiert sich NaimNet als ebenso praktische wie klangstarke Lösung. Egal, ob Wohn-zimmer, Jugendzimmer, Essdiele oder Badezimmer: Der Klang wirkt dyna-misch, breitbandig und sehr natürlich. Sogar auf der Gästetoilette gibt es ein Terminal, das neben Lichtsteuerung den Zugriff auf Radiostationen oder das zentrale Musikarchiv ermöglicht. Alles geschieht intuitiv, das Touch-screen-Display zeigt neben den Text- informationen zu jedem Song die Co-verart an. In Bad und Gästetoiletten kommen zugekaufte Deckeneinbau-Lautsprecher von B&W zum Einsatz, im Wohnzimmer und der Diele rich-tige Naim-Boxen. Im Verstärkerbe-reich arbeitet ein gutes Dutzend Naim-Amps. Besonderer Luxus mit einem gewissen Vorführeffekt sind die drei iPod touch, die Entertainment und Licht mit einer speziellen App über WLAN steuern.

Unterm Strich kristallisieren sich ei-nige Highlights heraus. Die verlust-freie Verteilung der Audiodaten im CD-Format mit präzisem, jitterfreien Timing zieht als Argument nur unter Freaks. Doch der Vorteil der Naim- Musik-Server HDX, NS 01, NS 02 und NS 03 über das gebräuchliche UPnP-Prinzip (Universal Plug and Play) lässt sich von allen Bewohnern eines ent-

sprechend vernetzten Hauses nach-vollziehen. HDX und Co. können bis zu sechs voneinander unabhängige Musik-Streams gleichzeitig liefern. So bekommt jedes Familienmitglied das Gefühl, via Touchscreen mit farbiger Anzeige der Plattencover in seinem Zimmer seinen eigenen virtuellen CD-Player anzuwählen. UPnP kann dagegen immer nur einen Song spie-len, den dann alle im Netzwerk hören müssen.

Weitere Pluspunkte soll NaimNet in puncto Installation sammeln. Wäh-rend die gebräuchlichen Systeme nur

teilweise auf dem Internet Protocol basieren, setzt NaimNet ganz auf Zu-griff via World Wide Web. Dank des komplett IP-basierenden Systems k a n n der Musicline-Vertrieb seinen Händ-lern von Hamburg aus via Internet unter die Arme greifen. „Alles, was wir dazu brauchen, ist eine Einwilli-gung des Hausbesitzers, uns von au-ßen einzuklinken“, erklärt Mika Dau-phin, der bei Musicline speziell für NaimNet zuständig ist.

„Sollte mal etwas im Netzwerk aus-fallen, können wir schon aus der Ferne sehen, wo das Problem liegt, und die entsprechenden Ersatzteile mitbrin-gen“, sagt Dauphin. Cooler Nebenef-fekt: Über den VPN-Zugang lässt sich ein NaimNet-Haus via iPhone auch übers Internet aus der Ferne steuern.

Der Einstieg ins Netzwerk-Business verlangt allerdings den traditionellen Naim-Händlern einiges ab. Damit die bisherigen Wegbereiter auf den Weg ins 21. Jahrhundert nicht auf der Stre-cke bleiben, schnürte der Vertrieb ein Rundum-sorglos-Paket. Musicline

hilft nicht nur bei der Projektplanung, sondern liefert auch alle Komponen-ten von NetStreams und dem eben- falls englischen Lichtanlagen-Herstel-ler Mode Lighting, der den Millennium Dome in London illuminierte.

Falls das vollautomatische Traum-haus einen großen Run auf die Pro-dukte auslöst, dürfte Andreas Kayser gut gewappnet sein: Um den riesigen Rasen vorm Haus kümmert sich ein hypermoderner Roboter-Rasenmäher. Stefan Schickedanz ■

net dreams

Der Musik Server HDX und seine speziellen NaimNet-Derivate NS 01, NS 02 und NS 03 haben es in sich. Naim entschied sich gegen eine RAID-Lösung, weil in diesem Falle beide Festplatten permanent in Betrieb sind und gleichzeitig altern. Die Backup- Lösung aus zwei 400-Gigabyte-Festplatten birgt den Vorteil, dass die zweite Harddisk nur während der Datensicherung läuft. Während sich der HDX mit seinem Display zur Integration in die Stereo-Anlage eignet, sind der NS 01 und der NS 02 für den Einsatz als Netzwerk-Server gedacht. Im Hamburger Musterhaus kommt ein NS 01 im Kellerraum im Schaltschrank zum Einsatz (siehe Bild oben). Ein zusätzlicher HDX im Wohnzimmer macht das dort installierte Top-System mit Ovator-Lautspre-chern und dem Besten, was Naim an Elektronik zu bieten hat, autark spielfähig. Trotzdem ist auch dieses System mit dem Netzwerk verbunden und ermöglicht mit dem neuen D/A- Wandler DAC sogar den Direktanschluss von iPod und iPhone oder Musikwiedergabe vom USB-Stick (siehe Bild unten).

streamiNg Nach Naim-art