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Eine Arbeitsgemeinschaft der Verlage Böhlau Verlag · Wien · Köln · Weimar Verlag Barbara Budrich · Opladen · Farmington Hills facultas.wuv · Wien Wilhelm Fink · München A. Francke Verlag · Tübingen und Basel Haupt Verlag · Bern · Stuttgart · Wien Julius Klinkhardt Verlagsbuchhandlung · Bad Heilbrunn Mohr Siebeck · Tübingen Nomos Verlagsgesellschaft · Baden-Baden Orell Füssli Verlag · Zürich Ernst Reinhardt Verlag · München · Basel Ferdinand Schöningh · Paderborn · München · Wien · Zürich Eugen Ulmer Verlag · Stuttgart UVK Verlagsgesellschaft · Konstanz, mit UVK/Lucius · München Vandenhoeck & Ruprecht · Göttingen · Oakville vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich UTB 3509

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Eine Arbeitsgemeinschaft der Verlage

Böhlau Verlag · Wien · Köln · WeimarVerlag Barbara Budrich · Opladen · Farmington Hillsfacultas.wuv · WienWilhelm Fink · MünchenA. Francke Verlag · Tübingen und BaselHaupt Verlag · Bern · Stuttgart · WienJulius Klinkhardt Verlagsbuchhandlung · Bad HeilbrunnMohr Siebeck · TübingenNomos Verlagsgesellschaft · Baden-BadenOrell Füssli Verlag · ZürichErnst Reinhardt Verlag · München · BaselFerdinand Schöningh · Paderborn · München · Wien · ZürichEugen Ulmer Verlag · StuttgartUVK Verlagsgesellschaft · Konstanz, mit UVK/Lucius · MünchenVandenhoeck & Ruprecht · Göttingen · Oakvillevdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich

UTB 3509

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Studieren, aber richtigHerausgegeben von Theo Hug, Michael Huter und Otto Kruse

Die Bände behandeln jeweils ein Bündel von Fähigkeiten und Fertigkeiten. Das gesamte Paket versetzt Studierende in die Lage, die wesentlichen Aufgaben im Stu-dium zu erfüllen. Die Themen orientieren sich an den wichtigsten Situationen und Formen des Wissenserwerbs. Dabei werden auch das scheinbar Selbstverständ-liche behandelt und die Zusammenhänge erklärt.

Weitere Bände:Otto Kruse: Lesen und Schreiben (UTB 3355)Theo Hug, Gerald Poscheschnik: Empirisch Forschen (UTB 3357)Klaus Niedermaier: Recherchieren und Dokumentieren (UTB 3356)Gerlinde Mautner: Wissenschaftliches Englisch (UTB 3444)

Informationen, Materialien und Links: http://star.huterundroth.at, www.utb-mehr-wissen.de

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Heinz Moser, Peter Holzwarth

Mit Medien arbeitenLernen – Präsentieren – Kommunizieren

UVK Verlagsgesellschaft mbH · Konstanz

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Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National-bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überhttp://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-8252-3509-3

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustim-mung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektro-nischen Systemen.

© Verlag Huter & Roth KG, Wien, und UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2011Satz und Layout: Claudia Wild, KonstanzEinbandgestaltung: Atelier Reichert, StuttgartCoverillustration: Graf+ZyxDruck und Bindung: fgb · freiburger graphische betriebe, Freiburg

Huter & Roth KG, Verlag und TextbüroThimiggasse 19/1 · 1180 WienTel. 0043-1-9571818www.huterundroth.at

UVK Verlagsgesellschaft mbHSchützenstr. 24 · 78462 KonstanzTel. 07731-9053-0 · Fax 07531-9053-98www.uvk.de

Heinz Moser ist als Erziehungswissenschaftler Dozent an der Pädagogischen Hochschule Zürich und Honorarprofessor an der Universität Kassel.Peter Holzwarth ist Dozent an der Pädagogischen Hochschule Zürich.

Hard- und Softwarebezeichnungen, die in diesem Buch veröffentlicht werden, sind fast alle als eingetragene Marken geschützt. Ebenso wie viele Fachbegriffe und andere Bezeichnun-gen, die hier benutzt werden. Deren Nennung bedeutet nicht, dass sie frei verwendet wer-den dürfen.

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Inhaltsübersicht

I Die persönliche Arbeitsumgebung 11

II Wissenserwerb und Lernstrategien 21

III Umgang mit Informationen und Wissen 31

IV Lernen von Informationen 55

V Präsentieren mit dem Beamer 65

VI Umgang mit Bild und Ton 75

VII Social Web: E-Mail, Web 2.0 97

VIII Kollaboratives Lernen und E-Learning 115

IX Die persönliche Lernumgebung gestalten 139

X Das Netz als Rechtsraum 163

Literaturhinweise    179

Sachregister    181

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Worum es in diesem Buch geht und wie man es benutzt

»Ich kann mir gar kein Studium mehr vorstellen, das zu meistern wäre,ohne den Zugang zu elektronischen Medien zu haben.«

Studentin der Pädagogischen Hochschule Zürich

Wer heute studiert, kommt um die digitalen Medien nicht herum. Wer ein Referat schreibt, wird es auf dem Computer tippen. Wer einen Vortrag hält, will diesen durch eine Powerpoint-Präsentation unterstützen. Erste Hinweise zu einem Thema finden Sie vielleicht in Wikipedia oder über Kollegen, die in Twitter den entschei-denden Tipp geben (natürlich aufs Handy). Und wenn E-Book & Co. den Durch-bruch schaffen, wird man bald Bücher und Texte unterwegs im Zug mit seinem digitalen Gerät lesen.

Die digitale Lebenswelt der heutigen Zeit verändert Ihr Studium rasant. Man sitzt nicht mehr allein mit seinen Büchern in der Bibliothek, sondern recherchiert zu Hause im Katalog der Universitätsbibliothek und kann immer häufiger wesent-liche Texte und Bücher frei Haus auf den eigenen Computer herunterladen. Wer in Gruppen arbeitet, wird Programme wie Google Docs schätzen: Man erstellt Texte gemeinsam im Netz und kann zusammen arbeiten, ohne dass man an einen Ter-min gebunden ist, an welchem man sich im »real life« gemeinsam trifft.

Diese Charakteristik eines Studiums, das mit digitalen Medien verbunden ist, braucht keine lange Begründung und Rechtfertigung. Wenn die Welt so ist, wie sie ist, dann kommt man um die digitalen Medien nicht herum. Dennoch stellt sich die Frage, was einen an der Universität erwartet, was man alles an »Ausrüstung« benötigt und wie »medienkompetent« man schon sein muss, um für die Anforde-rungen des Studiums auch medial gerüstet zu sein.

Die Antwort auf diese Fragen ist nicht ganz eindeutig und leicht. Einmal werden bewährte Elemente eines Studiums nicht einfach generell über den Haufen gewor-fen. Vorlesungen oder Bücher werden nicht einfach sang- und klanglos verschwin-den. Und viele »neue« digitale Werkzeuge basieren letztlich auf alten Vorgänger-medien. So ersetzen Beamer den Hellraumprojektor, der am Computer gezeigte Film den alten Filmapparat mit seinen 16-mm-Rollen.

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Worum es in diesem Buch geht und wie man es benutzt

Auch in Zukunft werden sich zudem die akademischen Institutionen mit Bezug auf die von ihnen geforderten Medien recht stark unterscheiden. Einige setzen auf Computerräume und zentrale Informatikeinrichtungen, die man kostenlos nutzen kann, während andere immer häufiger in allen Räumen den Zugang zu WLAN ermöglichen. Das geht bis zu eigentlichen Notebook-Hochschulen, welche davon ausgehen, dass Studierende bereits mit einem Laptop an die Hochschule kommen und in jeder Lehrveranstaltung auch Notizen und Bemerkungen elektronisch fest-halten. Und dann gibt es noch weitere digitale Medien, die man auch für das Stu-dium nutzen kann: Digitalkamera oder Video, um für ein Referat Bilder aufzuneh-men, ein Smartphone wie das iPod mit seinen vielen Anwendungsmöglichkeiten, ein E-Book-Reader, damit man nicht kiloweise Bücher schleppen muss …

Wenn Sie den Einstieg geschafft und vielleicht sogar die Investition in ein neues Laptop oder ein schickes Netbook getätigt ist, dann stellt sich unweigerlich die Frage: Wozu brauchen Sie das alles? Texte schreiben mit Word und Surfen im Internet sind Stichworte, die einem unvermittelt einfallen. Schließlich hat man damit schon in der Gymnasialzeit Erfahrungen gemacht. Ja, Web 2.0, das müsste auch ein Thema sein, wenn man den Zeitungen und Magazinen glaubt, die heute den Internethype propagieren.

In diesem Buch soll es darum gehen, die Frage, wozu Sie digitale Medien im Studium nutzen können, zu beantworten und Möglichkeiten zu einer sinnvollen Nutzung aufzuzeigen. Wir als Autoren sind der Überzeugung, dass es nicht aus-reicht, einfach darauf hinzuweisen, dass man für Referate heute ein Präsentations-programm verwendet. Tipps und Hinweise, wie man ein solches Programm geschickt und effizient einsetzt, können nach unserer Meinung viel zu »besseren« Präsentationen beitragen. Viel zu häufig nutzt man heute Programme wie Power-point oder Impress, weil man es muss – ohne jedoch die Vorteile für die eigene Produktivität zu erkennen und zu nutzen.

Ein zweiter Punkt betrifft die Vielfalt der heute zugänglichen Programme: Neben Standardprogrammen gibt es eine immer größere Flut von digitalen Werk-zeugen, deren Einsatz für manche Aufgaben im Studium sinnvoll sein könnte. Aus diesem Grund gibt dieses Buch eine Übersicht über eine Vielzahl von solchen Pro-grammen. Wir als Autoren hoffen, dass für Sie als Leserinnen und Leser einige Trouvaillen zu finden sind, mit denen sie spontan gute Ergebnisse erzielen nach dem Motto »Ein solches Programm habe ich seit langem gesucht!«.

Dieses Buch handelt allerdings nicht allein von technischen Werkzeugen und Anwendungsprogrammen. Gerade dieser Teil veraltet in einer Zeit sehr rasch, in der fast jeden Monat wieder neue Entwicklungen auf dem Markt erscheinen. Wir

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Worum es in diesem Buch geht und wie man es benutzt

verstehen die hier vorgestellten Programme denn auch exemplarisch als Hinweis auf interessante Anwendungen, die man sich einmal anschauen müsste. Wir sind aber überzeugt, dass Sie, wenn Sie auf den Geschmack gekommen sind, über eine Suche im Internet noch ganz andere Programme entdecken werden als diejenigen, die hier vorgestellt werden. Es ist auch abzusehen, dass nur wenige Wochen nach dem Erscheinen dieses Buches im Internet schon wieder interessante neue Anwen-dungen angeboten werden.

Gleichzeitig ist es uns auch wichtig hervorzuheben, dass es beim Einsatz von digitalen Medien für das Studium immer auch um das Lernen geht, das erleichtert und produktiver werden soll. Themen wie die persönliche Arbeitsumgebung oder das kollaborative Lernen mit Medien werden deshalb im Mittelpunkt dieses Buches stehen. Zudem wollen wir Sie nachdrücklich auf das Netz als Social Web hinwei-sen. Digitale Medien sind nämlich über das eigentliche Studieren und Lernen hinaus immer stärker in den Alltag eingebunden. Der Facebook- oder StudiVZ-Account gehören heute zum studentischen Alltag genauso wie das Twittern mit Kolleginnen und Kollegen. »Freunde« sind heute nicht mehr allein Personen im »real life«, sondern solche Beziehungen werden nicht zuletzt im Social Web aufge-nommen und gepflegt. Das studentische Milieu ist ein Mix von virtuellen Bezie-hungen und realen Erfahrungen im Alltag der Vorlesungen und Seminare.

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I Die persönliche Arbeitsumgebung

1 Die Mediennutzung von Studierenden2 Studieren heißt, mit Informationen umgehen3 Die Felder des persönlichen Wissensmanagements

Wollen Sie gut studieren will, brauchen Sie eine sinnvoll eingerichtete Arbeitsumge-bung. Dazu gehören heutzutage die digitalen Medien. In diesem Kapitel wird aufge-zeigt• welche medialen Angebote bei Studierenden besonders beliebt sind;• was es heißt, als Studierende »Wissensarbeiter« zu sein, die mit Informationen

und Wissen umgehen;• was die wichtigsten Felder des persönlichen Wissensmanagements sind.

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I Die persönliche Arbeitsumgebung

Überlegen wir uns, wie die persönliche Arbeitsumgebung von Studierenden heute aussieht, so sind Computer und Internet hier ein zentraler Punkt. Man könnte beinahe sagen, dass die gesamte fachliche Arbeit heute am Rechner stattfindet: Sie recherchieren Informationen und fassen sie für Referate und Seminararbeiten zusammen. Sie tauschen sich übers Netz mit den Kolleginnen und Kollegen aus, holen sich Texte aus Bibliotheken oder fachlichen Webangeboten, erfahren über Twitter das Neuste von Fachtagungen, hören sich einen Vorlesungsmitschnitt im Internet an, bewerten online ihre Professorin etc.

Wieweit Studierende gewohnt sind, in ihrer Arbeitsumgebung mit digitalen Medien zu arbeiten, ist allerdings sehr unterschiedlich  – nicht jeder hat diese neuen Medien mit der Muttermilch aufgesogen. Dennoch ist die Arbeit am Com-puter gegenüber früheren Studierendengenerationen wichtiger und gleichzeitig auch selbstverständlicher geworden. In diesem Kapitel soll die Bedeutsamkeit der digitalen Medien genauer betrachtet und anhand von Resultaten aus einer empiri-schen Untersuchung dargestellt werden.

Bevor Sie sich an einer Hochschule einschreiben, ist es deshalb sinnvoll, sich zu erkundigen, welche Ausstattung empfohlen wird. Denn je nach Informatik-Infra-struktur können unterschiedliche Anforderungen bestehen:

Der Student Torsten hat eine ganz einfache Lösung dafür, wie seine Studentenbude als Arbeitsumgebung aussehen muss: »Breites Bett, dicke Anlage und immer ’nen vollen Bierkasten in der Küche!« Auch wenn es nicht so einfach ist: Ein Arbeitszimmer soll als Arbeitsumgebung etwas Gemütlichkeit und Wärme ausstrahlen. Seine Kom-militonin Annette beschreibt denn auch, wie sie sich eingerichtet hat: »Mein Arbeits-zimmer ist das kleinste Zimmer und geht hinten zum Hof raus. Es ist ruhig und am Morgen kann ich die Vögel pfeifen hören. Meine Eltern haben mir zu Beginn des Studiums ein Laptop geschenkt, das mit einem Drucker und guten Lautsprecher-boxen verbunden ist. Manchmal stöpsle ich es auch ab und schreibe an meiner Dip-lomarbeit im Wohnzimmer weiter. Ja, und ich bin eben auch ein Büchermensch. So eine kleine Handbibliothek fürs Studium hat sich in den letzten Jahren zusammenge-läppert. Sie belegt mit DVDs und Musik-CDs ein Büchergestell. Ein Wandschmuck und ein gemütlicher Sessel gehören auch zum Arbeitszimmer, das nicht zu ›büro-mäßig‹ aussehen darf. Das Wichtigste ist aber unsichtbar: Ich leiste mir ein schnelles Internet und überlege gerade, ob ich mir auch WLAN anschaffe, dann könnte ich auch einmal in meinem gemütlichen Wohnzimmersessel ins Internet gehen. Vielleicht verschwimmen Wohn- und Arbeitsbereich in Zukunft noch mehr. Ich schau mir heute schon Fernsehsendungen und DVDs häufig am Laptop im Arbeitszimmer an …«

Beispiel

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1 Die Mediennutzung von Studierenden

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1 Die Mediennutzung von Studierenden

Zu Beginn dieses Kapitels soll erst einmal die Bedeutung der digitalen Medien für das Studium genauer umrissen werden. Dazu ziehen wir eine Studie heran, welche die Internetnutzung von Studierenden untersucht hat und empirisch deutlich macht, wie sich die persönliche Lern- und Arbeitsumgebung von Studierenden hinsichtlich des Internets gegenwärtig zusammensetzt. Die Publikation Studieren im Web 2.0, die in der HISBUS-Kurzinformation 21 zusammengefasst ist (https://hisbus.his.de/hisbus/docs/hisbus21.pdf), stellt überblicksmäßig dar, welche Inter-netangebote von Studierenden sehr häufig genutzt werden:

Es überrascht nicht, dass in der Grafik die Onlineenzyklopädie Wikipedia an erster Stelle steht. Wikipedia hat sich – trotz anfänglich harscher Kritik an der Self-made-Enzyklopädie, bei der die Nutzer und nicht die handverlesenen Experten eines Lexikonprojekts das Sagen haben – in der akademischen Landschaft durch-gesetzt. Kaum ein Professor, der nicht stolz ist, wenn er über einen eigenen Eintrag in Wikipedia verfügt! Wie erfolgreich dieses Lexikon ist, zeigt sich daran, dass sich der Softwaregigant Microsoft entschieden hat, die Entwicklung seiner eigenen Enzyklopädie »Encarta« einzustellen. Bei der Bewertung der Qualität der Wiki-

Grundausstattung

• Eine Desktop-Arbeitsstation zu Hause ist heute oft die bevorzugte Arbeitsumge-bung. Ein leistungsstarker Rechner, der mit allen nötigen Programmen bestückt ist und in der Freizeit auch einmal ein Game zulässt, ist als Grundausstattung keine schlechte Lösung – vor allem wenn der Computer über WLAN und eine Flatrate mit dem weltweiten Netz verbunden ist.

• Die wichtigste Alternative dazu ist ein Laptop, den man in die Hochschule mitneh-men kann. Der Bildschirm ist zwar etwas kleiner und die Rechenleistung geringer. Auch wenn solche Geräte immer noch zwei bis drei Kilogramm wiegen, sind sie ein guter Kompromiss (etwas geringerer Leistung) und bieten größere Mobilität.

• Wer es klein und leicht möchte, wählt ein Netbook aus. Der Grafikprozessor reicht zwar nicht für flüssiges Spielen. Doch um Texte zu schreiben und im Internet zu surfen, reichen solche Kleinrechner aus. Ein weiterer Nachteil: Infolge der kom-pakten Bauweise liegen die Tasten eng zusammen; der Bildschirm ist mit Diago-nalen zwischen ca. 7 bis 11,6 Zoll für einige Anwendungen eingeschränkt. Immer-hin sind Netbooks großzügiger als Handys dimensioniert.

Überblick

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I Die persönliche Arbeitsumgebung

pedia-Artikel hat sich jedenfalls gezeigt, dass diese den Artikeln von klassischen Lexika wie Brockhaus ebenbürtig sind. Insgesamt belegt das Beispiel von Wikipe-dia, wie wichtig das Netz und die Medien für den Wissenstransfer und den Wis-senserwerb geworden sind.

An zweiter Stelle stehen in der obigen Grafik die Social Communities wie Face-book oder StudiVZ. Zum sozialen Austausch genutzt werden zudem auch die an dritter Stelle stehenden Instant Messenger oder Chatrooms. Das heißt, dass gerade für die soziale Verbindung unter Studierenden die Kommunikation über das Inter-net immer selbstverständlicher wird. Social Communities im Netz sind heute das, was früher die altehrwürdigen Studentenverbindungen waren. In ihnen werden soziale Kontakte geknüpft, Gruppenzugehörigkeiten kultiviert (»meine Freunde«), und in manchen Netzwerken wie dem Profi-Netzwerk Xing kann man sich auch »Vitamin B« erwerben. Auch unter den Leserinnen und Lesern dieses Buches wird es kaum mehr viele geben, die nicht über ein Profil bei StudiVZ oder Facebook verfügen.

Das an vierter Stelle stehende Youtube weist darauf hin, dass das Netz auch ein visuelles Medium ist. Bilder und Filme, die im Internet angeschaut werden kön-

Quellenangabe: nach: Bernd Kleimann/Murat Özkilic/Marc Göcks: Studieren im Web 2.0. Studien-bezogene Web- und E-Learning-Dienste, in: HISBUS Kurzinformation Nr. 21, Hannover 2008, S. 6 (https://hisbus.his.de/hisbus/docs/hisbus21.pdf)

Angaben auf einer fünfstufigen Skala (sehr häufig bis sehr selten), Pos. 1+2, in %

Bezugsgruppe: alle Studierenden

Frage 2: Wie häufig nutzen Sie die folgenden Internetangebote?

Online-EnzyklopädieWikipedia

Social Communities,soziale Gemeinschaften

(z.B. StudiVZ, FaceBook,MySpace, Xing etc.)

Chat/InstantMessaging

Video-Communities(z.B. YouTube)

andere Wikis Online-Spiele Weblogs/Blogs(z.B. blog.de)

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1 Die Mediennutzung von Studierenden

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nen, sind einfach auf dem Computer zu streamen. Zu den alltäglichen Medien-kompetenzen gehört deshalb heute auch, dass kompetent mit visuellen Botschaf-ten umgegangen wird. Dies gilt nicht allein für den Konsum von Filmen oder Bildern in der Freizeit. Auch im Studium sollten Präsentationen auf visuelle Anreize über Grafiken, Bilder oder kurze Videoclips nicht verzichten. Und wer Arbeiten plant, tut das immer häufiger über die Visualisierung in einer am Com-puter erstellten Mindmap oder Grafik. Deutlich wird: Die visuell geprägte Infor-mationsgesellschaft beeinflusst immer stärker unseren alltäglichen Arbeitsstil.

Neben dem Knüpfen von sozialen Verbindungen gibt es immer mehr kollabora-tive Werkzeuge, mit denen man gemeinsame Arbeitszusammenhänge organisie-ren kann. Darauf weisen die Wikis hin, die immerhin von 15 Prozent der Befrag-ten genannt werden. Es ist abzusehen, dass die Nutzung solcher Werkzeuge in Zukunft rasch zunehmen wird  – im Gleichschritt mit der weiteren technischen Entwicklung dieser Werkzeuge. So werden wir in diesem Buch nicht umhinkom-men, genauer auf kollaborative Software wie Google Docs einzugehen, mit denen Studierende auf einfache Weise online gemeinsam Protokolle oder Arbeiten für ihr Studium schreiben können. In diesem Zusammenhang ist das Stichwort »Cloud Computing« zu nennen.

Mit anderen Worten: Wir arbeiten nicht mehr mit Anwendungen, die lokal auf dem eigenen Computer gespeichert sind. Vielmehr sind es Anwendungen auf der »Wolke«, mit denen wir und unsere Kolleg(innen) gleichzeitig von ganz unter-schiedlichen Computern Zugriff haben. Für die Computerzeitschrift Chip ist damit die nächste Computerrevolution in die Nähe gerückt: »Der Grundgedanke beim Cloud Computing ist, dass alle Anwendungen im Web laufen – von einfacher Software bis hin zu kompletten Betriebssystemen. Der User muss sich keine teure

Cloud Computing

Mit Cloud Computing oder Cloud IT bezeichnet man einen Trend- bzw. ein Hype-Thema der Jahre 2008 und 2009. Cloud Computing umfasst Anwendungen, Daten, Speicherplatz und Rechenleistung im Netz, die auch Cloud (= Wolke) genannt wer-den. Die Bezeichnung Cloud wird deshalb verwendet, weil das virtuelle Rechenzen-trum aus zusammengeschalteten Computern (grid) besteht und die Ressource von keinem spezifischen Computer bereitgestellt wird (http://tiny.cc/eg1lk).

Definition

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I Die persönliche Arbeitsumgebung

Hardware anschaffen, sich keine Gedanken um die Aktualisierung des Systems machen und auch keine Software mehr kaufen.«

Dass auch Onlinespiele (bei fast 10 Prozent der Studierenden) beliebt sind, muss nicht in erster Linie mit dem Studium zusammenhängen. Immerhin ist darauf hin-zuweisen, dass Spiele sehr häufig auch intellektuelle Anforderungen beinhalten – etwa in Simulations- und Strategiespielen. Zunehmend diskutiert wird deshalb auch die Frage von »serious games«, also von Spielen, die gezielt zur Förderung von Lernprozessen entwickelt wurden.

Insgesamt macht die Grafik deutlich, welches breite Feld sich für Studierende mit dem Internet eröffnet. Eine ganze Reihe von weiteren, etwas weniger bekann-ten aktuellen Anwendungsmöglichkeiten wird dabei noch gar nicht erwähnt  – etwa die Tatsache, dass immer häufiger zu Studienbüchern zusätzliches Material auf DVDs oder auf dem Netz angeboten wird. Auch die Nutzung von Studienplatt-formen wie Moodle gehört heute vielerorts schon unabdingbar zum Studium. Und ob Sie in den nächsten Jahren Fachliteratur »wireless« auf ein E-Book herunterla-den und dort lesen werden, anstatt sich die Fachliteratur in der Bibliothek zu besorgen, das ist mindestens eine offene Frage.

Dabei dürfte dies erst der Beginn einer Entwicklung zum mobilen Lernen sein, die sich den nächsten Jahren rasant verstärken wird und Lernen und Arbeiten immer unabhängiger von bestimmten Orten und Geräten macht: Wer heute mit dem Internet arbeitet, kann dies zu Hause mit seinem PC, unterwegs an seinem Laptop oder am Handy tun. Wer E-Mail nutzt, geht ins Internetcafé oder ist stän-dig erreichbar, weil die Mails automatisch aufs iPhone heruntergeladen werden. Immer öfter schickt man sich die angefangene Arbeit rasch vom Büro nach Hause, um dort am privaten Rechner weiterzuarbeiten, und man nimmt seinen Laptop auch in den Urlaub mit, um E-Mails zu checken, an einem Text weiterzu-arbeiten etc.

Arbeits- und Freizeit, öffentliche Erreichbarkeit und Privatheit beginnen in der Ära der digitalen Medien, in der man jederzeit und überall erreichbar ist, zu ver-schwimmen. Die »ubiquitären« Medien und die Wolke, zu der man permanent in Verbindung steht, verändern den Alltag und die tägliche Arbeitsorganisation zuse-hends. Dabei ist besonders wichtig, dass man sich herausnimmt, die digitale Ver-bindung auch einmal zu kappen und sich von den Zwängen der digitalen Erreich-barkeit nicht überrollen lässt.

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3 Studieren heißt, mit Informationen umgehen

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2 Studieren heißt, mit Informationen umgehen

Die ubiquitäre und mobile Nutzung der mobilen Medien zeigt, dass persönliches Wissensmanagement für Studierende, so wäre unsere These, in Zukunft immer stärker durch den Medieneinsatz geprägt wird. Doch was bedeutet »Studieren« in diesem Kontext? Auf eine einfache Formel gebracht, heißt dies, dass Sie mit einer Fülle von Daten umgehen und diese verarbeiten, indem Sie diese als Informatio-nen speichern – extern auf Speichermedien wie auch intern im eigenen Speicher des Gehirns (indem Sie diese »lernen«). Allerdings reicht es nicht, nur Daten als Fakten zur Verfügung zu haben. Vielmehr integrieren wir sie als sinnvolle Bestand-teile in unser Wissen (indem wir zum Beispiel Daten über die Nutzung von Medien in einer Arbeit zur Mediennutzung von Kindern verdichten und damit ein Wissen produzieren, das Hinweise für den Erziehungsalltag von Eltern gibt).

Aus dieser Perspektive ist es klar: Ziel eines Studiums ist nicht der Erwerb von Fakten oder Informationen, die als Prüfungswissen auswendig wiedergegeben werden. Vielmehr geht es um Wissenserwerb und damit um Integrationsleistun-gen, indem Informationen in die Struktur des eigenen Wissens integriert werden.

3 Die Felder des persönlichen Wissensmanagements

Persönliches Wissensmanagement besteht auf der einen Seite im Umgang bzw. in der Verarbeitung von Daten, die zum eigenen Wissen werden. Dabei sind die Informationen, auf die man sich stützt, in der Informationsgesellschaft immer häufiger Bilder bzw. visuelle Anreize. Es wird daher im Rahmen dieses Buches auch zu überlegen sein, welche Funktion diese im Wissenserwerb und in der Prä-sentation von Wissen spielen.

Daten, Informationen, Wissen

Daten Informationen Wissen

vgl. Moser 2008, S. 25

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I Die persönliche Arbeitsumgebung

Auf der anderen Seite findet dieser Wissenserwerb in einem sozialen Kontext statt – indem Wissen gemeinsam und kollaborativ erarbeitet wird. Aber auch ins-gesamt sind Studierende in eine Kultur integriert, welche sie als gesellschaftliche Gruppe umfasst – mit gemeinsamen Interessen, Einstellungen und Ansprüchen. Dieses spezifische soziale Milieu ist zwar nicht direkt auf das eigene Lernen bezo-gen, unterstützt dieses indirekt aber auf vielfältige Weise. Das folgende Schema fasst diese Ausführungen zusammen:

Um die kommenden Kapitel dieses Buches zu strukturieren, beziehen wir uns auf vier Felder, welche wichtige Aspekte des persönlichen Wissensmanagements im Studium benennen:

1. Es geht um den Umgang mit Informationen und damit um Fragen des Wis-senserwerbs, der Wissensorganisation und der Darstellung des Wissens, wie sie durch die Medien im Studium unterstützt werden.

2. Wir alle wachsen in einer Gesellschaft auf, die stark durch Bilder und visuelle Reize geprägt ist. Es ist deshalb zu fragen, wie die damit verbundenen Kompe-tenzen für das eigene Studieren genutzt werden können.

Die vier Felder des persönlichen Wissensmanagements (PWM)

1) Umgang mit 2) visuelle Informationen Kompetenzen 4) kollaboratives 3) soziale Arbeiten Beziehungen

PWM

Daten Kontext

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3 Die Felder des persönlichen Wissensmanagements

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3. Die Lernkultur ist in ein größeres Netz sozialer Beziehungen bzw. in eine »Wis-sensumwelt« (Reimann/Eppler 2008, S. 37) eingewoben, wie es die Social Communities bzw. das Web 2.0 im Netz repräsentieren. Hier lernt man zwar nichts direkt dazu, aber man kann seine Beziehungen zu den Mitstudierenden pflegen und ausbauen. Indirekt unterstützt diese Dimension letztlich dennoch den Bezug zu seinem Studienbereich und damit den Studienerfolg.

Das Web 2.0 hat auch Auswirkungen auf den Bereich des medienunterstützten Lernens. Wissen wird heute immer mehr kollaborativ erworben: Neben dem schon etwas älteren E-Learning gibt es immer mehr Tools im Netz, welche auf einfache Weise kollaboratives Lernen ermöglichen.

Wenn im Folgenden diese einzelnen Felder genauer betrachtet werden, so geht es nicht darum, Ihnen detaillierte Anleitungen für einzelne Geräte und Programme aus dem Bereich der Medien zu geben. Denn Programmversionen und Gerätety-pen veralten heute oft binnen weniger Monate oder werden durch neue Versionen ersetzt, in die man sich teilweise wieder neu einarbeiten muss. Wo deshalb Anwen-dungen konkreter diskutiert werden, ist dies exemplarisch gedacht – in der Hoff-nung, dass kompetente Nutzer dann problemlos auch den Umstieg auf ähnliche Programme oder Geräte und deren neuere Versionen schaffen.

Persönliches Wissensmanagement möchte Unterstützung in vier Bereichen geben:

1. Bei der Metakognition, also der Reflexion über das eigene Lernen, wobei es einerseits um metakognitives Wissen geht, also um das Nachdenken über das eigene Wissen. Gleichzeitig stehen hier die metakognitiven Strategien im Mit-telpunkt, also die Frage, wie geplant, ausgewählt, überprüft etc. wird (vgl. Rein-mann/Eppler 2008), S. 29).

2. Bei der Orientierung über all das, was heute zur Unterstützung des Lernens mit digitalen Medien angeboten wird.

3. Bei der Entwicklung kollaborativer Arbeitsformen, welche eigenständiges Lernen über die Zusammenarbeit von Lerngruppen unterstützen.

4. Bei der Frage, was Communitys wie Facebook oder StudiVZ für das Studium leisten.

Allerdings geht es in diesem Buch nicht um eine allgemeine Einführung in das Wissensmanagement. Wir setzen voraus, dass sich die Gesellschaft verändert hat und Wissen als Ressource viel bedeutsamer geworden ist als zu jenen Zeiten, in

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I Die persönliche Arbeitsumgebung

denen im Mittelpunkt des Arbeitslebens das Handwerk oder die industrielle Pro-duktion gestanden hatten. Mit der Informationsgesellschaft haben sich allerdings auch die Tätigkeiten der nicht körperlichen Arbeit nochmals verändert. So ist hier die Arbeit ohne den Einsatz von Computern und digitalen Medien kaum mehr denkbar. Auf diesen Aspekt der Medien und ihre Bedeutung für das persönliche Wissensmanagement beschränkt sich denn auch dieses Buch.

Im Verlauf dieses Buches werden wir immer wieder auf die vier Felder des persön-lichen Wissensmanagements zurückkommen und mit einer kleinen Grafik in der Überschrift der einzelnen Kapitel deutlich machen, welcher Aspekt in einem Kapitel hauptsächlich angesprochen wird. Die einzelnen Icons bedeuten

Umgang mit Informationen

visuelle Kompetenzen

soziale Beziehungen

kollaboratives Arbeiten

Hinweis

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3 Die Felder des persönlichen Wissensmanagements

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II Wissenserwerb und Lernstrategien

1 Der digitale Lebens- und Arbeitsstil2 Nonlineares Denken und Arbeiten3 Multitasking4 Multimodale Verarbeitung von Daten und Informationen5 Die Grenzen des digitalen Lebensstils

Wer wie Sie als Leser und Leserinnen mit dem Computer aufgewachsen ist, hat möglicherweise ein anderes Arbeitsverhalten erlernt wie Generationen, die mit den »alten« Medien des 20. Jahrhunderts groß geworden sind. In diesem Kapitel kön-nen Sie sich überlegen, wieweit die folgenden Merkmale eines digitalen Lebensstils auf Sie zutreffen:• Angehörige der s. g. Netzgeneration sind von klein auf mit dem Computer aufge-

wachsen.• Sie bevorzugen nonlineares Denken und Arbeiten.• Sie können vieles gleichzeitig tun, ohne den roten Faden zu verlieren (sog. Multi-

tasking).• Sie gehen genauso gut mit schriftlichen Texten wie mit Ton und mit Bildern um.

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II Wissenserwerb und Lernstrategien

Wer heute zu studieren beginnt, ist seit seiner Geburt mit dem Computer aufge-wachsen. Vor allem in den USA hat dies zu einer breiten Diskussion geführt, ob die Netzgeneration als »Digital Natives« einen völlig anderen Umgang mit den digita-len Medien pflegt wie die früher Geborenen, die in die Welt der digitalen Medien »eingewandert« sind. Diese werden denn auch als »Digital Immigrants« bezeich-net, als Menschen, die in die Welt der digitalen Medien lediglich eingewandert sind (Prensky 2006). Der Vergleich mit den Natives und den Immigrants stammt letztlich aus dem Bereich Migration. Auch hier wird manchmal unterstellt, dass man als Zugewanderte die Heimatsprache nie so kompetent und selbstverständ-lich zu erlernen vermag wie die Einheimischen und sich noch nach Jahrzehnten fremd an seinem Wohnort fühlt.

Nun hinkt dieser Vergleich allerdings schon deshalb, da sich die Computertech-nik über verschiedenste Stufen entwickelt hat. Nicht jeder Angehörige der heutigen Netzgeneration hatte schon einen Computer, als das Internet in den 1990er-Jahren seinen Durchbruch erlebte. Wer in dieser Zeit als Jugendlicher mit Basic und Pascal programmieren lernte, wird sich fragen, ob er wirklich nur als Immigrant in der Welt der digitalen Medien bezeichnet werden darf. Zudem sind viele Erwachsene seit dem Beginn des Internets mit dabei und sind professionelle User oder gar Ent-wickler von Software geworden. Jedenfalls gibt es in den verschiedenen Lebensal-tern ganz unterschiedliche Gruppen von Nutzern. Diese verfügen über sehr unter-schiedliche Kompetenzgrade und Interessen, um mit digitalen Medien umzugehen.

1 Der digitale Lebens- und Arbeitsstil

Dennoch ist die Frage nach dem besonderen Lebens- und Handlungsstil jener, die von Geburt an mit Computern und digitalen Medien aufgewachsen sind, nicht falsch. So gibt es Denk- und Handlungsformen, die in jenen Kreisen ver-mehrt zu finden sind, die man – um einen Begriff von Veen/Vrakking (2006) zu verwenden  – als »Homo Zappiens« bezeichnen kann. Es sind Leute, die beim persönlichen Wissensmanagement einen »digitalen Lebensstil« bevorzugen.

Dazu gehört eine pragmatische Grundeinstellung zu den digitalen Medien. Auch wer intensiver Computernutzer ist und täglich mehrere Stunden am Rechner sitzt, unterscheidet sich im Verhalten von den klassischen Computerfreaks der 1980er- und 1990er-Jahre. Diese (vorwiegend Männer) interessierten sich vor al-lem für die Technik, bastelten am Betriebssystem herum, veränderten Einstellun-gen und Konfigurationen, programmierten selbst kleine An wendungen etc.

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1 Der digitale Lebens- und Arbeitsstil

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Dies alles interessiert die Digital Natives von heute wenig. Für sie muss der Computer primär funktionieren. Sie verfügen zwar über Kenntnisse, um einfache Probleme zu lösen – und haben im Netz viele Freunde, die ihnen behilflich sind, wenn ein neues Programm oder Spiel installiert werden muss oder wenn der Rech-ner bockt und abstürzt. Eigentlich interessiert sie aber die Technik wenig; denn entscheidend ist, was ein digitales Medium für den Alltag bringt und wie man damit produktiv arbeitet.

Haben Sie schon einmal eine Anleitung gelesen, wenn Sie ein neues Programm installierten? Das ist schon deshalb schwierig, weil die Hersteller ihrer Software nur noch rudimentäre Beschreibungen beilegen, aus denen man höchstens einen sum-marischen Überblick gewinnen kann. Dies hängt damit zusammen, dass offen-sichtlich nur wenige Kunden sich so in eine Software einarbeiten, wie man es aus der klassischen Lernperspektive des letzten Jahrhunderts erwarten würde. Damals ging man davon aus, dass es klar und systematisch ausgebaute Kursmaterialien braucht, um sich erst einmal in ein Programm einzuarbeiten, bevor man es dann nutzt – Word oder Excel für »Dummys« systematisch aufgearbeitet und erklärt.

Der Unterschied ist unverkennbar: Die meisten User gehen im Zeitalter eines digitalen Lifestyles ganz anders mit solchen Problemen um. Sie setzen sich an den Computer und probieren das neue Programm einfach einmal aus, indem sie »on the job« lernen, was funktioniert, und was nicht geht. Sie wollen ein Programm auch gar nicht bis ins letzte Detail verstehen, weil es ohnehin über Funktionen verfügt, die man nie im Leben brauchen wird. Gibt es mehrere Lösungen, um ein Problem zu bewältigen, so gibt man sich mit der für sich selbst passenden Lösung zufrieden und verzichtet darauf, auch noch elegantere oder einfachere zu finden. »Viabilität«, d. h. Gangbarkeit für die eigene Produktivität, ist hier das Stichwort und nicht das perfekte und systematische Verfügen über ein Basiswissen. Erst wenn man z. B. im Beruf professionell mit einem komplexen Programm wie Excel arbeitet und dazu auch täglich Funktionen braucht, die über die Grundfunktionen hinausgehen, wird man vielleicht doch einmal einen Kurs besuchen oder sich das umfangreiche und fast 1000-seitige Buch zulegen.

Merkmale dieses neuen Verhaltens sind:

• Offenheit (da Programme sehr komplex sind und keine einzig richtige Lösung anbieten),

• Ausprobieren nach dem Prinzip von Versuch und Irrtum,• Problemlösungen von anderen Programmen übertragen,

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II Wissenserwerb und Lernstrategien

• Intuitiv etwas ausprobieren,• Freunde oder Communitys fragen,• FAQs durchforsten,• im Internet nach Lösungen suchen.

Wie man im Netz leicht Lösungen für seine Probleme findet, zeigt ein eigenes klei-nes Beispiel. Da funktionierte nämlich eines Tages die Silbentrennung im Textver-arbeitungsprogramm nicht mehr, obwohl sie automatisch aktiviert sein sollte. Mit einer Google-Suche fand sich schnell in einem Forum die Lösung, die ein User dort veröffentlicht hatte:

Es sind aber nicht nur die Anleitungen, mit denen User anders umgehen; hinter dem digitalen Lifestyle versteckt sich ein grundsätzlich anderer Arbeitsstil beim Umgang mit Informationen und Wissen (vgl. dazu Moser 2008, S. 44 ff.). Diesen charakte-risieren die drei Merkmale, wie sie in der folgenden Tabelle festgehalten sind.

Hallo,für alle die an der Problemlösung interessiert sind. Wordmouse hat mir Folgendes geschrieben und es war der Fehler:

Hallo,

es ist so wie ich vermutet hatte. In der Formatvorlage ist die Silbentrennung ausgeschaltet.Jetzt mal der Reihe nach:Zuallererst solltest Du unter Extras | Optionen im Register Bearbeiten den Haken bei »Formatierung mitverfolgen« rausnehmen.Dann den Cursor in den ersten Absatz Deiner Arbeit und im Menü Format den Eintrag Formatvorlagen und Formatierung auswählen.Dann im Arbeitsbereich oben rechts neben dem Namen der benutzten Formatvor-lage auf den kleinen Pfeil klicken und Ändern auswählen. Dann den Haken bei »Automatisch aktualisieren« rausnehmen, und bei »Zur Vorlage hinzufügen« setzen. Dann auf Format | Absatz klicken und auf der Registerkarte »Zeilen- und Seitenumbruch« den Haken bei »keine Silbentrennung« rausnehmen.Das musst Du jetzt für jede Formatvorlage machen, die Du in Deinem Dokument verwendes t … Dann sollte alles so funktionieren, wie Du es möchtest …

Ich hoffe, es ist damit vielen geholfen.

MfG Tobias

Beispiel

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2 Nonlineares Denken und Arbeiten

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Arbeitsstil

Zeitalter der digitalen Medien Zeitalter der analogen Medien

1. Nonlineares Denken Lineares Denken

2. Multitasking Konzentration auf eine Aufgabe

3. Multimodale Verarbeitung (Sprache, Ton, Bild)

Sprachlicher Text im Zentrum

2 Nonlineares Denken und Arbeiten

Der Umgang mit Anleitungen, der vorher beschrieben wurde, ist nur ein Beispiel dafür, dass man heute Informationen meist nicht linear verarbeitet. Wer sich also in ein neues Programm einarbeitet, beginnt meist nicht mit einer schrittweise auf-gebauten Anleitung, die systematisch von A bis Z führt. Man beginnt vielmehr irgendwo und lernt beim Ausprobieren und Experimentieren immer mehr dazu.

Ganz ähnlich ist die Vorgehensweise, wenn man die Informationen auf einer Web-site zu verstehen versucht, die komplex aufgebaut ist und Icons, Bilder, Grafiken und Text zu einem Ganzen verbindet. Auch hier wird man nicht wie früher beim Buch links oben mit dem Lesen beginnen, um dann am Schluss unten rechts auf der Bildschirm-»Seite« zu landen. Vielmehr wird man den Bildschirm »scannen«, indem man seinen Blick darüber schweifen lässt, sich an hervortretenden Icons und Schlüsselwörtern orientiert – um jenen Begriff zu finden, der einen weiter-führt. Man klickt ihn an und wird auf eine verweisende Seite geleitet.

Linear Non-linear

A C D E FB

B

C

E

A

D

F

Linearer und nonlinearer Arbeitsstil

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II Wissenserwerb und Lernstrategien

Nonlinear ist häufig auch das Arbeiten mit Texten für eine Studienarbeit. Hier macht es in einer Zeit der Informationsflut wenig Sinn, zu seinem Thema systema-tisch alle Bücher und Artikel von A bis Z durchzulesen. Vielmehr erwirbt man sich mit einem oder zwei Grundlagenwerken eine Übersicht, um daraus Fragestellun-gen für gezielte Recherchen zu entwickeln. Im nächsten Schritt wird man die Fach-literatur selektiv bearbeiten, indem man sich gezielt auf jene Teile beschränkt, wel-che mit den eigenen Themen in Bezug stehen. Man springt also von Kapitel zu Kapitel, zieht einen neuen Text hinzu, welcher eben zitiert wurde etc.

3 Multitasking

Gleichzeitig in mehrere Texte, Fernsehsendungen etc. eingeklinkt zu sein, ist das Prinzip, das schon das nonlineare Arbeiten mit Texten kennzeichnet. Veen/Vrak-king (2006) vergleichen es mit dem Zappen des Fernsehzeitalters  – etwa wenn Jugendliche wie in der unten stehenden Grafik mit einer Sendung (Kanal 1) ein-steigen, dann nach einer Weile zu einer zweiten (Kanal 2) und dritten (Kanal 3) übergehen, zur ersten (Kanal 1) zurückkehren und sich so durch mehrere Kanäle hindurchzappen. Was für die Generation der Erwachsenen dabei das Verblüffende ist: Die jugendlichen Zapper haben am Schluss den Kern aller drei Geschichten »verstanden«. Die Aneignung bzw. das Lernen funktioniert hier über »parallel processing«, also über die gleichzeitige Verarbeitung mehrerer Informations-ströme. Die gezielte, wechselweise auf die einzelnen Kanäle bezogene Aufmerk-samkeit erlaubt es, die parallel ablaufenden Streams zu rekonstruieren.

Das Zappen als Verhaltensstil

Kanal 1

Kanal 2

Kanal 3

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4 Multimodale Verarbeitung von Daten und Informationen

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Der Lebensstil des »Homo Zappiens« (ebd. 2006) lässt sich über dieses Beispiel des Fernsehens hinaus verallgemeinern: Wenn er »seine Hausarbeiten für die Schule erledigt, dann beschäftigt er sich gleichzeitig noch mit mehreren anderen Dingen: Er hört seine Lieblingsmusik, beantwortet auf MSN Mitteilungen, wechselt auf einen Ausschnitt aus einer Film-DVD, die er am Computer anschaut, telefoniert rasch mit einem Freund etc« (Moser 2008, S. 45).

Multitasking ist nicht nur ein neuer Arbeitsstil. Bei der Arbeit mit wissenschaft-lichen Texten wurde schon immer ähnlich gearbeitet – wenn man Fachliteratur (Bücher, Zeitschriftenaufsätze) parallel liest, sich auf thematisch »passende« Kapi-tel und Abschnitte konzentriert –, um auf diese Weise seine eigene »neue« Inter-pretation der Thematik in einer Seminar- oder Masterarbeit zu entwickeln.

4 Multimodale Verarbeitung von Daten und Informationen

Studieren war bis heute im Wesentlichen eine kognitive Angelegenheit. Bücher und lineare Texte waren und sind das Zentrum von akademisch orientierten Lernpro-zessen. Heute wachsen wir aber in eine Kultur hinein, die stark durch visuelle und auditive Erfahrungen (Bilder, Musik etc.) geprägt ist. Dies gilt immer mehr auch für Texte, die viel stärker als früher mit Bildern und Grafiken aufgelockert sind. In besonderem Maß kann man das beim Internet beobachten. Wer im Web surft, begegnet unweigerlich einer multimedialen Welt, die via Bildschirm und Lautspre-cher farbig und akustisch geprägt, von blinkenden Icons und dazwischengestreuten Texten gekennzeichnet ist. Klickt man irgendetwas an, ertönt Musik oder beginnt eine kleine Filmvorführung. Wie man sich in diesem »geordneten Chaos« bewegt, welche Hyperlinks zu vertieften Informationen führen, das finden die Angehörigen der Netzgeneration schnell heraus. So entwickeln sich visuelle und multimodale Kompetenzen zur Schlüsselkompetenz, über welche heute die meisten Studienan-fängerinnen und -anfänger bereits verfügen (vgl. Moser 2008, S. 48).

Publizieren und Lesen wird im 21. Jahrhundert immer stärker eine multimodale Tätigkeit, die über verschieden Textmodi (Ton, Schrift, Bild) »hinwegswitcht« und auch die Verbindungen und Verknüpfungen zwischen diesen Modi »versteht«. Das Lernen im Netzzeitalter hat davon auszugehen, dass Texte in einem sinneübergrei-fenden Kontext stehen. Visuell-räumliche Fähigkeiten wie das Lesen von Grafiken, die Interpretation von visuellen Schlüsselreizen und Links in Texten werden zunehmend wichtiger. Gerade Präsentationsprogramme, wie sie in Lehrveranstal-tungen und wissenschaftlichen Vorträgen mittlerweile zum Standard geworden

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II Wissenserwerb und Lernstrategien

sind, stehen als bester Beleg für die veränderten Lese- und Publikationsgewohn-heiten. Aber auch der Versuch, das Lernen visuell zu veranschaulichen, indem man die wichtigsten Dinge mit einem visuellen Mindmap zusammenfasst, gehören dazu.

5 Die Grenzen des digitalen Lebensstils

Ein solcher digitaler Lebensstil entspricht nicht mehr den klassischen Aneig-nungs- und Lernformen im Studium. So wird heutigen Schülern und Studieren-den oft auch vorgeworfen, sie könnten sich nicht mehr konzentrieren und seien zerstreut und immer auf mehrere parallele Aktivitäten bezogen. Lehrer(innen) und Professor(innen) nehmen das zum Anlass, die Art und Weise, wie sie vor vierzig oder fünfzig Jahren konzentriert gelernt haben, als vorbildhaft herauszu-streichen – und manchmal gar die Angst vor dem Untergang der klassischen Kul-tur des Abendlandes zu beschwören.

Vor dem Hintergrund der eben vorgetragenen Überlegungen könnte man da cool kontern: So what? Das heutige Leben ist so, und im Zeitalter der explodieren-den Informationen ist der digitale Lebensstil die beste Möglichkeit, um noch den Überblick zu behalten.

Dem ist auch zuzustimmen, solange es um Orientierungswissen geht. Will man aber ein Theaterstück oder einen Roman vertieft verstehen, so reicht es nicht, wenn man mit Multitasking-Methoden den Plot einigermaßen erahnt. Vielmehr geht es darum, die Struktur des Textes und die darin eingelagerte Ästhetik im Detail zu verstehen. Dies funktioniert nur, wenn man den Text linear seinem Auf-bau nach konzentriert liest. Aber auch wer eine philosophische Grundposition zu

Obwohl es richtig und sinnvoll ist, Multitasking und »parallel processing« (Zappen) gezielt beim Lernen einzusetzen, ist es auch wichtig, sich der Grenzen dieser Methode bewusst zu sein. Wichtiges Basiswissen sollte man sich sinnvollerweise im linearen Kontext der dahinter stehenden Argumentation und nicht bruchstückhaft aneignen. So ist es bei der Einarbeitung in ein neues Thema sinnvoll, eines oder zwei Grundla-genwerke systematisch durchzuarbeiten und sich nicht mit einer Fülle von Kurztex-ten aus dem Netz zufriedenzugeben. Diese setzen voraus, was man erst erarbeiten will; ein Grundverständnis des Themenfeldes, aufgrund dessen man die Textbruch-stücke und Kurzübersichten aus dem Netz erst richtig einordnen kann.

Tipp

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5 Die Grenzen des digitalen Lebensstils

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erfassen versucht, hat wenig gewonnen, wenn er den wichtigsten Abschnitt zum Kategorischen Imperativ von Kant aus dem Netz isoliert heraustrennt. Ein vertief-tes Verständnis erschließt sich nur durch ein intensives Studium der Texte Kants, nur durch die konzentrierte Auseinandersetzung mit einem kontinuierlichen Text.

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5 Die Grenzen des digitalen Lebensstils

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III Umgang mit Informationen und Wissen

1 Das Verfassen von schriftlichen Arbeiten2 Schreiben: kontinuierlich oder diskontinuierlich3 Die Textplanung4 Die Qualität der Informationen5 Der Informationshamster – Material organisieren6 Wissen schaffen mit Umfragetools

Was heißt es für Studierende, wenn sie mit Informationen und Wissen umgehen? Dazu gehören Fragen wie:• Was hat sich im digitalen Zeitalter beim Verfassen von Arbeiten verändert?• Wie verändert der Computer das kontinuierliche Verfassen von Texten?• Wie plant man einen Text, zum Beispiel mithilfe eines Mindmap-Konzepts?• Wie gliedert man und setzt dabei die Textverarbeitung als Hilfe ein?• Wie recherchiert man mithilfe von Suchmaschinen im Internet?• Was gibt es für Möglichkeiten, Onlineumfragen durchzuführen?• Welche weiteren Recherchemöglichkeiten gibt es im Netz?• Wie überprüfe ich die Qualität von Informationen?• Was hilft mir, den Überblick über meine Informationen nicht zu verlieren?

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III Umgang mit Informationen und Wissen

Der Umgang mit Informationen und Wissen ist heute eng mit den digitalen Medien verbunden: Was wir wissen, das wissen wir aus Wikipedia oder von ein-schlägigen Websites. Anstatt in Büchern zu schmökern, schauen wir erst einmal nach, ob es zum Thema im WWW schon etwas nachzulesen oder herunterzuladen gibt. Wer schreibt überhaupt noch etwas von Hand, wenn man Texte so viel einfa-cher am Computer erstellen kann – und dabei auch nachträglich problemlos Text-passagen und ganze Abschnitte verschieben kann.

Doch worum geht es eigentlich beim Wissensmanagement von Informationen? Bevor wir in diesem Kapitel konkrete Tipps für die Arbeit mit elektronischen Werkzeugen geben, möchten wir nochmals auf die Unterscheidung zwischen Daten, Informationen und Wissen eingehen. Hellmuth Willke definiert Wissens-prozesse auf drei Ebenen:

Der Umgang mit Wissen bezieht sich also erst einmal auf die zugrunde liegenden bloßen Daten, also die Nullen und Einsen, auf denen die gesamte binäre Welt der Informatik beruht. Diese Daten sind für uns alle primär ohne Sinn; denn dieser entsteht erst dann, wenn sie in einem Netz von Bedeutungen integriert sind. »A difference which makes a difference«, erst dann spricht man im Sinn der klassi-schen Definition von Gregory Bateson von »Informationen«. Wissen dagegen geht noch einen Schritt weiter, indem die Informationen zu einem ganzheitlichen Werk oder eben – wie es Willke fast schon poetisch ausdrückt – zu einer »veredelten« Praxis gebündelt werden. In diesem Sinn besteht eine Masterarbeit oder eine Dis-sertation nicht einfach aus einer Anhäufung von Informationen. Vielmehr sollte sie das von den Studierenden erworbene Wissen demonstrieren und ausdrücken.

Aus diesem Grund werden wir uns in diesem und den folgenden Kapiteln auch nicht mit der Frage beschäftigen, wie Daten zustande kommen. Dies ist vielleicht für Informatiker und Computerspezialisten interessant. Für uns stehen dagegen Fragen im Mittelpunkt wie:

Daten, Information, Wissen

• Daten sind der Rohstoff für alles Wissen.• Informationen sind systemspezifisch aufbereitete Daten und damit Zwischenpro-

dukte des Wissens.• Wissen ist die Veredelung von Informationen durch Praxis.

nach: Willke 2004, S. 28

Definition

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1 Das Verfassen von schriftlichen Arbeiten

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• Wie kommen wir zu den Informationen, die wir als Grundlage für den Wissens-erwerb benötigen?

• Wie gehen wir am besten vor, wenn wir die Informationen in Texten als Aus-druck unseres Wissens darstellen?

• Welche Möglichkeiten gibt es, Informationen besser in unserem Gedächtnis abzuspeichern?

Bezogen auf die nachfolgenden Kapitel beginnen wir in diesem Kapitel mit Fragen zum Recherchieren und Schreiben von Texten: für das erfolgreiche Durchlaufen des Studiums besonders relevant. Im nachfolgenden vierten Kapitel konzentrieren wir uns dann mehr auf die Frage des Lernens von Informationen, wozu in den letzten Jahren eine Reihe nützlicher digitaler Werkzeuge entstanden sind.

1 Das Verfassen von schriftlichen Arbeiten

Umgang mit Informationen und Wissen bedeutet bis heute zu einem guten Teil das Verfassen von schriftlichen Arbeiten. Daran wird deutlich, wie Studierende den Weg von Informationen zum Wissen bewältigen. Wer als Medizinstudent im Operationssaal steht oder wer in der Lehrerausbildung Praxisphasen in der Schule durchläuft kommt dennoch nicht darum herum, sich mit Theorie zu beschäftigen, Seminararbeiten zu verfassen, später eine Masterarbeit oder eine Dissertation zu schreiben. An diesem »akademischen« Anspruch hat sich in den vergangenen 200 Jahren wenig geändert, und er ist schon deshalb sinnvoll, weil das Verfassen einer Arbeit es verlangt, selbstständig Informationen zu suchen, daraus Wissen zu erarbeiten und in einer verständlichen Form zu präsentieren – was anspruchsvol-lere Kompetenzen umfasst, als wenn man in einem Test Kreuzchen zu Multiple-Choice-Fragen machen muss.

Dennoch hat sich mit dem Aufkommen der neuen Medien auch beim Schreiben und Recherchieren viel verändert, wenn man sich überlegt, wie man vor 50 Jahren eine Seminararbeit oder eine Dissertation verfasst hat. Ein Professor, der in den 1970er-Jahren promovierte, berichtet:

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III Umgang mit Informationen und Wissen

Der letzte Satz weist darauf hin, wie neue Technologien das Verfassen von Texten zu erleichtern begannen. Ohne hier einen umfassenden Abriss der Schreibtechno-logien geben zu wollen, sollen kurz einige Etappen auf dem Weg zum heutigen Schreiben auf dem Computer skizziert werden:

• Schon die elektrischen Kugelkopfmaschinen erleichterten das Schreiben, da es damit ganz leicht von der Hand ging, da nicht mehr mechanische Teile mit gro-ßem Kraftaufwand betrieben wurden. Mit der Möglichkeit, über die Kugelköpfe das Schriftlayout zu verändern, konnten Texte zudem plötzlich viel ästhetischer gestaltet werden.

• Bald entwickelten sich Speicherschreibmaschinen, mit denen man Texte vor dem Ausdruck noch auf Tippfehler hin korrigieren konnte. Allerdings waren Buchstaben oder Ein- bis Zweizeiler auf den damaligen Displays nur mühselig kontrollierbar. Aber diese Entwicklung deutete dennoch das Ende des Tipp-Ex-Zeitalters an.

• Es erschienen in den 1980er-Jahren erste Textverarbeitungssysteme, etwa als Steckmodule für PCs wie Commodore 64, Atari oder Apple. Um etwas zu fetten oder zu unterstreichen, musste man kryptische Befehle eingeben, die den Text dann auch erst beim Drucken ins richtige Format brachten.

• Bald entwickelten sich grafikorientierte System, welche Texte so auf dem Moni-tor abbildeten, wie sie dann auch im Ausdruck erscheinen sollten: Die Textver-arbeitung in der heutigen Form war geboren.

»Meine Dissertation habe ich noch Wort für Wort auf einer Schreibmaschine getippt. Begonnen habe ich damit, dass ich die einzelnen Kapitel handschriftlich entworfen habe – die Korrekturen fanden ebenfalls auf dem handschriftlichen Manuskript statt –, wobei nach mehrfachem Überschreiben einzelne Passagen kaum mehr lesbar waren. Diese habe ich dann ein zweites Mal geschrieben. Erst wenn alles korrekt war, bin ich an die Abschrift gegangen. Und natürlich habe ich mich dann auch immer wieder vertippt – um mit Tipp-Ex Buchstaben und Wörter zu überstreichen und erneut zu tippen. Das war eine mühselige Arbeit, und ich habe manchmal geflucht, wenn die Korrekturen zu wenig bündig mit der übrigen Zeile waren. Das hieß dann, die ganze Seite nochmals abzutippen. Und natürlich hat man am Ende beim Korrekturlesen doch noch Absätze gefunden, die zu wenig präzise oder schlecht formuliert waren. Dann ging’s mit Schere und Kleister zur Sache, um eine neu gestaltete Seite zusammenzu-flicken. Gott sei Dank gab’s zu meiner Zeit wenigstens schon die Kopierer.«

Beispiel

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2 Schreiben: kontinuierlich oder diskontinuierlich

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Nun soll hier nicht das Funktionieren oder die Befehle erläutert werden, welche die Textgestaltung auf dem Bildschirm ermöglichen. Vielmehr sollen einige grund-sätzliche Überlegungen zur Texterstellung und -gestaltung mit elektronischen Medien dargestellt werden.

2 Schreiben: kontinuierlich oder diskontinuierlich

Geht man vom Standpunkt der historischen Veränderung der Schreibvorgänge aus, wie sie sich durch die modernen Medien ergeben, so springt ein Unterschied ins Auge: Früher schrieb man meist kontinuierlich an einem Text nach dem Prin-zip »Schere und Kleber«. Die erste Seite des geplanten Produkts machte den An -fang. Dann entwickelte man die Gedankengänge sachlogisch Seite für Seite bis zum Ende des Textes. Denn verändern ließen sich Textteile nur mit Mühe. Häufige Umstellungen führten schon deshalb zu Problemen, weil jede größere Einfügung den Text als Ganzes betraf und die bisherige Seitennummerierung durcheinander-brachte.

Heute dagegen ist es viel leichter, diskontinuierlich zu schreiben und Textteile am Computer umzustellen, neue Textteile einzufügen und nicht mehr benötigte zu löschen. Weiß man nicht mehr weiter, dann lässt man erst einmal eine Lücke ste-hen in der Hoffnung, die Erleuchtung für diese Leerstelle folge später …

So ist davon auszugehen, dass das Computerzeitalter die heutigen Schreibstrate-gien stark geprägt hat. Autoren glichen früher Architekten, die vom Fundament her ihr Bauwerk schrittweise errichteten. Sie durften natürlich keine Steine im Keller-geschoss später herausnehmen, wenn das Gebäude nicht einstürzen sollte. Der heutige Autor dagegen gleicht eher einem Puzzlespieler, der einzelne Teile nimmt und diese zu einem Ganzen fügt. Da kann man probeweise ein Teilchen einmal einfügen und überprüfen, ob es an diese Stelle passt.

Wie man Texte professionell am Computer verfasst, hat Daniel Perrin (2001) am Beispiel von Journalisten empirisch untersucht. Er zeigt auf, dass es ganz unter-schiedliche Schreibstrategien gibt, die von den Profis praktiziert werden. Doch bei aller Unterschiedlichkeit hat er drei Grundregeln hervorgehoben, welche erfah-rene Schreiberinnen und Schreiber befolgen:

• Sie planen danach ihre Texte vor dem Schreiben und überarbeiten sie in mehre-ren Durchgängen. Dieses Überarbeiten hat auch die Funktion, zwischen den einzelnen Durchgängen bewusst Distanz zu gewinnen.

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III Umgang mit Informationen und Wissen

• Der Computer wird von Schreibprofis bewusst und differenziert eingesetzt  – zum Ausprobieren, als Stoff- und Textlieferant oder als Schreibmaschine nach der Textplanung im Kopf.

• Der bewusste Umgang mit Schreibtechnik und Schreibprozess führt bei erfahre-nen Autorinnen und Autoren bei vergleichbaren Aufgaben zu einem besseren Textergebnis auf direkterem Weg (vgl. Perrin 2001, S. 136).

Vor allem sollte man sich nicht vor den Computer setzen und warten, bis sich von selbst interessante Gedanken und Eingebungen einstellen, die man wahllos ein-tippt. Denn die neue Freiheit, mit Texten diskontinuierlich zu verfahren, kann auch eine Verführung sein: Wer einfach sein Gedankenchaos unverbunden zu Papier bringt, wird nur schwerlich ein abgerundetes Ganzes erhalten. Aus diesem Grund wird man beim Abfassen eines Textes um eine sorgfältige Planung nicht herumkommen, auch wenn diese viel flexibler als früher gehandhabt werden kann.

Eine bewusste Planung ist aus einem zweiten Grund wichtig. Manche Studie-rende sitzen stundenlang vor einem leeren Blatt Papier oder einer leeren Bild-schirmseite und bringen doch kaum ein paar Zeilen zustande. Ein Planungsrah-men kann den Schreibprozess erleichtern, da er die eigenen Gedanken auf eine klare Aufgabe zu fokussieren vermag. Vor dem Hintergrund dieses Rahmens ist es dann aber wichtig, den Schreibprozess fließen zu lassen und sich nicht am ersten Satz zu verkrampfen. Einfach loszulegen und zwei bis drei Seiten zu schreiben, ist beim Arbeiten am Computer oft eine hilfreiche Idee. Denn man hat später noch alle Zeit, um den Text zu verändern, neu zu strukturieren, einzelne Passagen zu präzisieren oder zu ergänzen – also in mehreren Durchgängen zu präzisieren, wie es Perrin bei den erfahrenen Journalisten festgestellt hat.

Mit diesen allgemeinen Überlegungen zum Verfassen von wissenschaftlichen Arbeiten sollen im folgenden Unterkapitel konkrete Tipps und Hinweise hinzuge-fügt werden. Sie beziehen sich nicht allgemein auf das Schreiben von wissenschaft-lichen Texten – wie man zitiert, eine wissenschaftliche Arbeit aufbaut etc. –, son-dern auf die Mittel, welche digitale Techniken zur Verfügung stellen.

3 Die Textplanung

Die Planung des Textes beginnt mit dem Sammeln und Ordnen von Ideen. Dies können thematische Gedanken zur Arbeit sein, zentrale Zitate, welche einem zur Thematik einfallen, Hinweise auf Buch- oder Artikeltitel, die in einem engen

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3 Die Textplanung

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Zusammenhang zur Zielsetzung der eigenen Arbeit stehen. Ein solches Brainstor-ming kann mit der Strukturierung der Gedanken über Mindmapping unterstützt werden.

Ordnen und Sammeln von Ideen mit MindmappingIn der Praxis haben sich eine Reihe von Mindmapping-Programmen bewährt, die in verschiedensten Varianten im Netz angeboten werden. Der folgende Kasten informiert über einige der gängigen Softwarelösungen.

Die einzelnen Programme sind unterschiedlich einfach zu handhaben und von den Funktionen, die sie bieten, mehr oder weniger vielfältig. Das kostenpflichtige Programm Mindmanager zum Beispiel bietet eine riesige Fülle von Features an:

• Erstellen von Mindmaps in Gruppen,• Einfügen von verschiedensten Dateiformaten (Grafiken, Bildern etc.),• Einfügen in Fremdprogramme,• Publizieren im Web etc.

Bei der Auswahl eines geeigneten Programms sollte man sich überlegen, welche Funktionen man wirklich nutzen will – vor allem wenn man sich die Anschaffung eines kostenpflichtigen Programmes überlegt.

Mindmapping-Programme

KostenlosFreeMind (http://freemind.sourceforge.net/wiki/index.php/Main_Page)XMind (http://www.xmind.net)

KostenpflichtigMindmanager (http://www.mindjet.com)Conceptdraw http://www.conceptdraw.com)

Online Mindmaps erstellenmindmeister (http://www.mindmeister.com)mindomo (http://www.mindomo.com)bubble.us (http://bubbl.us)

Überblick

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III Umgang mit Informationen und Wissen

Das Grundkonzept von Mindmapping-Prozessen ist nämlich überall gleich, und man kann es auch von Hand auf einem leeren Blatt Papier (DIN-A4-Blatt) ausprobieren. Solche Mindmaps sollen Gedanken und ihre Zusammenhänge in eine anschauliche Form bringen, welche den Umgang mit Ideen und Konzepten erleichtern. Dabei geht es darum, Ideen zu assoziieren und zu notieren; dann wer-den in einem nächsten Schritt die aufgezeichneten Gedanken organisiert und opti-miert. Das ist eine Arbeit, die durch den Computer stark vereinfacht wird, wenn etwa einzelne Zweige der Mindmap mit wenigen Mausklicks umgeleitet werden.

Die folgende Abbildung gibt ein Beispiel für die Gestaltung einer Mindmap, die mit der Opensource-Software XMind (http://www.xmind.net) erstellt wurde. Sie verdeutlicht einige wichtige inhaltliche Zusammenhänge dieses Kapitels.

Mindmapping Schritt für Schritt

1. In der Mitte des leeren Bildschirms (oder des Blattes) wird das zentrale Thema der Arbeit aufgeschrieben. Dieses soll möglichst in einem einzigen treffenden Wort umrissen werden.

2. Um dieses zentrale Thema gruppieren Sie weitere Ideen und Gedanken, die Ihnen zu diesem Thema einfallen. Dabei soll man die Ideen schweifen lassen, um Haupt- und Unterthemen in den Ästen der entstehenden Mindmap sichtbar werden zu lassen. Die einzelnen Zweige werden dabei kurz und prägnant beschriftet.

3. Dicke Hauptthemen verzweigen sich in dünnere Unterthemen, wobei die Bedeutung durch kleine Illustrationen, ein Clip-Art-Bild oder ein passendes Zitat noch akzentuiert werden kann.

4. Erst jetzt, wenn keine neuen Ideen mehr auftauchen, geht es an die Organisa-tion der Mindmap. Verknüpfungen, Doppelnennungen und die hierarchische Anordnung in Haupt- und Nebenzweige werden jetzt analysiert – und die Mind-map umgeordnet.

5. Fett gesetzte Schlüsselwörter, Symbole (Pfeile und Rahmen) und Farben können Thematik und Zusammenhänge noch verdeutlichen und so ein zusammenhän-gendes Bild der Thematik schaffen.

Überblick

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3 Die Textplanung

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Das elektronische InhaltsverzeichnisZur Verdichtung des Planungsprozesses ist ein ausführliches Inhaltsverzeichnis hilfreich, das zuerst als Mindmap erstellt werden kann.

Die Ergebnisse des Mindmappings werden über Stichpunkte in eine logische Abfolge gebracht. Das netzwerkartige Gebilde einer Mindmap wird auf diese Weise in eine kontinuierliche Schritt-für-Schritt-Folge überführt. Um den Auf-bau des Textes hierarchisch zu gliedern, kann die Gliederungsfunktion der Text-verarbeitung eine Hilfe sein – wobei man allerdings nicht mehr als drei bis vier numerische Gliederungsebenen nutzen sollte, wenn das Arbeitskonzept über-sichtlich bleiben soll.

Eine mit XMind erstellte Mindmap

Inhaltsverzeichnis als Mindmap

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III Umgang mit Informationen und Wissen

Gegenüber einer handschriftlichen Gliederung ist die Arbeit am Computer viel flexibler. Man kann seine Gliederung beim Aufbau problemlos verändern bzw. Punkte streichen oder neu einfügen, wenn man wichtige Aspekte vergessen hat. Das Inhaltsverzeichnis lässt sich am Computer auch automatisieren, so dass sich die Nummerierungen der Überschriften im Text bei jeder Änderung automatisch anpassen.

Zum Abschluss dieses Unterkapitels zur Textplanung von Arbeiten ist ein zent-raler Grundsatz mit besonderem Nachdruck hervorzuheben: Planung ist ein Pro-zess, der die Abfassung einer Arbeit kontinuierlich begleitet und nicht ans Ende gekommen ist, wenn man mit der ersten Zeile seiner Arbeit beginnt. Vielmehr endet die Planung letztlich erst dann, wenn der letzte Punkt gesetzt ist.

Denn wenn sich während des Schreibens der Gedankenfluss des Textes verän-dert oder ursprünglich geplante Abschnitte plötzlich nicht mehr hineinpassen, empfiehlt es sich, zum Inhaltsverzeichnis zurückzukehren und dieses anzupassen bzw. umzustrukturieren. Als Schreibstrategie hilft einem dies, um sich bewusst zu machen, wo man im Moment steht, was man bereits bewältigt hat und was noch zu erledigen ist.

Zum Schluss noch einige technische Hinweise. Verzeichnisse kann man zum Beispiel mit einem hierarchisch aufgebauten Notizenmanager (Outliner) erstellen, etwa mit den Freewareprogrammen Notecase (http://notecase.sourceforge.net) oder Actionoutline Lite 3.0 (http://www.actionoutline.com/lite). Outliner gibt es übrigens für viele Plattformen: Omnioutliner für den Mac, Outliner für das iPhone, Outliner Pro für Symbian OS, Bonsai für den Palm und für Windows Mobile etc.

Eine weitere einfache Möglichkeit bietet die Gliederungsansicht in Word for Windows oder Open Office an. Hier kann man nicht nur seine Gliederung erstel-

Die Gliederung einer wissenschaftlichen Arbeit

1. Kapitel1.1 Unterkapitel Ebene 21.1.1 Unterkapitel Ebene 31.1.1.1 Unterkapitel Ebene 42. Kapitel2.1 Unterkapitel Ebene 2…..…..

Beispiel

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3 Die Textplanung

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len, sondern sie im Verlauf der Arbeit immer wieder übersichtlich am Bildschirm anzeigen und ausdrucken lassen. Die Arbeit mit dieser Gliederungsansicht hilft, den Überblick zu behalten und auch bei späteren Änderungen die Systematik der eigenen Arbeit beizubehalten. Auch Inhaltsverzeichnisse lassen sich automatisiert zusammenstellen, so dass hier keine Handarbeit mehr angesagt ist.

Recherchieren und Materialsammeln

Suchen und FindenSuchen und Finden ist leider nicht immer dasselbe. Diese Erfahrung machen Internetnutzer häufig. Nicht nur der berüchtigte »Error 404«, welcher besagt, dass ein angeklickter Hyperlink nicht mehr zu einer Webseite oder einem Dokument hinführt wie angegeben, schränkt das Finden von Informationen ein. Denn das Netz umfasst eine riesige Anzahl von Dokumenten, wobei die Suche nach Infor-mationen der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen gleicht. Eine Hilfe für diese Aufgabe geben Suchmaschinen, wobei seit einigen Jahren die Such-maschine Google einen spektakulären Durchbruch erreicht hat. Informationen suchen wird deshalb heute oft als »googeln« bezeichnet. Seit Juni 2009 versucht die Firma Microsoft mit der eigenen Suchmaschine Bing Google etwas entgegenzuset-zen. Ob sich daraus eine ernsthafte Konkurrenz entwickelt, ist gegenwärtig noch nicht absehbar.

Doch ob Google oder Bing: Die Problematik, die das Magazin Focus 2007 be -schrieben hat, gilt für das Suchen generell: »Der Suchmaschinenspezialist John Batelle schätzt zurückhaltend, dass eine durchschnittliche Website aus 1000 Web-seiten mit je 100 Kilobyte besteht, was 100 Megabyte für eine Website als Richtmaß ergäbe. Dem britischen Internet-Dienstleister Netcraft zufolge sind weltweit gut 82  Millionen Websites am Netz, macht insgesamt 8.200.000.000 Megabyte oder 7.820 Terabyte (bzw. 7,82 Petabyte). Googles Suchroboter durchforsten das Netz ständig auf der Suche nach Webseiten, im Juni 2005 waren es 8.058.044.651 Seiten. Geht man auch hier von 100 Kilobyte pro Seite aus, ergibt das zusammen ungefähr 750 Terabyte – nicht einmal ein Zehntel der Schätzung Batelles« (Focus, 29.11.2007).

Es gleicht fast einem Wunder, dass wir dennoch immer wieder mit unseren Suchen Erfolg haben. Allerdings bedeutet dies, dass wir versuchen müssen, gezielt und spezifisch Wörter in die Suchmaschine einzugeben, um die Anzahl möglicher Treffer einzuschränken: Hans Maier bringt es auf 495.000 Treffen in der Suchma-schine Google (Suche am 27.3.2009). Wenn wir wissen, dass dieser Herr Maier

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III Umgang mit Informationen und Wissen

Bäcker ist, dann sind es noch 59.000 Treffer. Und wenn wir dann noch den Ort der Bäckerei wissen, dann können wir davon ausgehen, dass dieser Hans Maier im Netz aufzutreiben ist (sofern er selbst eine Website betreibt, in Webverzeichnissen zu finden ist etc.).

Suchmaschinen wie Google oder Bing erlauben es zudem, mit einer geschickten Frageeingabe (z. T. mit speziellen Sonderzeichen) die Suchergebnisse zu verfei-nern. So können Suchen in Google rein technisch wie folgt gestaltet werden:

Zeichen Beispiel Funktion

… Globalisierung Medien

Werden nur Begriffe ohne Zeichen eingegeben, werden sie als Verbindung mit »und« interpretiert.

»…« »Globalisierung und Medien«

»if you think education is expen-sive, try ignorance«

Genau der angegebene Text (in der eingegebenen Reihenfolge der Wörter) wird gesucht. zum Beispiel Teil eines Zitates oder Liedtextes.

definiere … definiere Globalisie-rung

Definiere vor dem Wort: Definition

+… Globalisierung +und Medien

+ vor dem Wort: Wort wird explizit im Suchprozess aufgenommen (»und« würde normalerweise nicht aufgenom-men werden).

–… Globalisierung -Wirtschaft

– vor dem Wort: Begriff wird ausgeschlossen.

… ** ……**…

Kolumbus ent-deckte *

Globalisierungs*

* zusammen mit Wort(en): Suche wird vervollständigt.

~… ~fast food ~ vor dem Wort: Synonyme in die Suche einschließen.

… OR … Globalisierung OR Medien

OR zwischen zwei Begriffen: Seiten suchen, die entweder Begriff A oder Begriff B enthalten.

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3 Die Textplanung

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Zeichen Beispiel Funktion

… site:ch… site:de

Globalisierung site:ch Globalisierung site:de

Sucht Informationen zu Globalisierung von Schweizer/deutschen Websiten.

… filetype:pdf… filetype:doc

Globalisierung filetype:pdfGlobalisierung filetype:doc

Sucht nur PDF-Dokumente mit dem Thema Globalisierung.Sucht nur DOC-Dokumente mit dem Thema Globalisierung.

… site:http://www.phzh.ch… site:http://www.uni- tuebingen.de

Globalisierung site:http://www.phzh.ch

Globalisierung site:http://www.uni-tuebingen.de

Sucht Globalisierung auf der Website der Pädagogischen Hochschule Zürich/Universität Tübingen

Suchen Sie bestimmte Dokumente in Google, dann können Sie dort über die Kopf-leiste auch allein nach Bildern oder News suchen, sich eine geografische Karte ansehen und die erweiterte Suche anklicken, um zusätzliche Optionen zu finden. Es ist sogar möglich, Informationen aus einer anderen Sprache übersetzen zu las-sen. Als Steuerzentrale fungiert dabei die Menüleiste von Google.

Die Suche von Informationen muss jedoch nicht rein technisch über Suchmaschi-nen vor sich gehen; vielmehr ist das Netz auch ein kollaboratives Netz der Zusam-menarbeit. Die Expertise anderer Menschen ist eine Quelle, die auf diesem Weg direkt »angezapft« werden kann. Beispiele davon sind:

• Man kann auf einer Website wie wer-weiss-was (http://www.wer-weiss-was.de) Hilfe suchen, wenn man bestimmte Informationen sucht:

Die Menüleiste von Google

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III Umgang mit Informationen und Wissen

Wie der obige Ausschnitt aus der Website von wer-weiss-was zeigt, kann man sowohl Wissen in Foren austauschen, um eine Frage zu klären, oder man hat die Möglichkeit, für sein Problem Experten zu suchen, um diese direkt per E-Mail um Rat zu fragen.

• Daneben gibt es zu vielen Themen im Netz Foren, Newsgroups und Blogs, in denen thematisch gebündeltes Wissen gesammelt ist  – und die einem auch direkten Kontakt zu Menschen verschaffen, die sich für dasselbe Thema interes-sieren.

Die Startseite von wer-weiss-was

So fragt eine Studentin im Forum »Sozialwissenschaften«:

Hallo,ich beschäftige mich in meiner Diplomarbeit mit dem Thema »Reizüberflutung«. Da dies ein sehr subjektives Thema ist, zu dem es auch wenig Literatur gibt, würde ich mich sehr über einige Einschätzungen und Meinungen von euch freuen.1. Wie würdet ihr Reizüberflutung definieren?2. Ab wann wird eurer Meinung nach aus den vielen Reizen, die uns umgeben,

eine Reizüberflutung?3. Habt ihr das Gefühl, Reizüberflutungen ausgesetzt zu sein?4. Was sind für euch Situationen der Reizüberflutung?5. Wie reagiert ihr auf Reizüberflutung?

Ich würde mich sehr über ein paar Antworten von euch freuen oder auch über sons-tige Anregungen zu diesem Thema.Tausend Dank!

Beispiel

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3 Die Textplanung

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• Nützlich sind auch RSS-Feeds (Rich Site Summary, auch: Real Simple Syndica-tion oder RDF Site Summary). Mit einem RSS-Reader können Nachrichten abonniert werden, so dass man über das gewünschte Thema laufend aktuell informiert wird. RSS-Reader führen Überschriften, dazugehörige Links und Textausschnitte von den abonnierten Websites auf dem Monitor der Benutzer zusammen, ohne dass diese die Webseiten selbst besuchen müssen. Erst wenn ein Titel auf Interesse stößt, gelangt man durch Anklicken auf die zugehörige Website. So können zum Beispiel die Schlagzeilen bestimmter Zeitungen oder Hinweise auf die neuesten Einträge im Lieblingsblog ganz aktuell auf dem eige-nen Computer oder dem Handy angezeigt werden.

• Besonders einfach geht dies mit Browsern wie Mozilla Firefox, Opera oder im Google Reader, wo die aktuellen Nachrichten eines Webangebots in einer sepa-raten Liste erscheinen und in einem Menü angeklickt werden können. Über das Stichwort »Newsreader« lassen sich im Internet aber auch spezielle Programme finden, mit welchen RSS-Feeds organisiert werden können. Dazu gehören auch Open-Source-Programme wie Bottom-Feeder oder RSSOwl.Hilfreich sind Dienste wie Tinyurl. Wer auf http://tinyurl.com eine lange und kryptische Webadresse eingibt, erhält eine stark verkürzte URL zurück, mit der das entsprechende Webangebot über den Browser zu erreichen ist. So wird es leichter, Links Mitstudierenden weiterzugeben, weil dies die Gefahr von Fehl-eingaben verringert. Neben Tinyurl gibt es mehrere ähnliche Dienste wie zum Beispiel bit.ly, is.gd oder alturl.com. Übrigens: Für lange und komplizierte Webadressen haben wir auch für dieses Buch den Service von Tinyurl benutzt. Zur Vorsicht mit der Nutzung solcher Dienste mahnt allerdings das das Read-WriteWeb, weil sie zur Verbreitung von Viren genutzt werden können (http://www.readwriteweb.com/archives/tinyurl_being_used_to_bypass_safe_browsing_filters.php)

Am Schluss dieses Kapitels stehen einige Hinweise auf spezielle Suchmaschinen und Suchmöglichkeiten, die über das einfache Googeln hinausweisen.

Recherchieren in BibliothekenSucht man ausschließlich im Netz nach Informationen, so sind die Resultate oft recht zufällig. Denn immer noch ist wichtige Literatur nicht als Internetdokument, sondern in der Form von Büchern und Zeitschriftenaufsätzen publiziert. Da nun aber eine Seminararbeit den Anspruch hat, den aktuellen Stand der Diskussion

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III Umgang mit Informationen und Wissen

umfassend wiederzugeben, reicht es nicht aus, sich auf online publizierte Texte zu beschränken. (vgl. dazu auch Sesink 2010, S. 146 ff.).

Im Zeitalter des Internets bedeutet dies allerdings nicht mehr, dass man sich zu Fuß in den Lesesaal einer Bibliothek begeben muss, um in umfangreichen Zettelkästen mühsam die Literatur zu einem Thema herauszusuchen. Vielmehr kann man diese Aufgaben gut mit dem eigenen Computer von zu Hause aus erledigen.

Erste Anlaufstelle ist die eigene Universitätsbibliothek, in welche man sich mit seinen Zugangsdaten nach Anmeldung einloggt. Hier kann man nach Büchern und Zeitschriften suchen, und meist ist es auch möglich, Bücher zu bestellen, die man für eine Arbeit benötigt. Immer häufiger erhält man auch Zugang zu Volltext-quellen – sowohl zu Büchern wie zu Zeitschriftenaufsätzen, die man direkt auf den eigenen Computer herunterladen kann. Der Zugang ist allerdings meist nur direkt aus dem Uninetz möglich. Für eine Verbindung von außerhalb bieten Rechenzen-tren auf Antrag jedoch in vielen Fällen die Möglichkeit, sich über Virtual Private Network (VPN) in das Netz der Universität einzuloggen.

Daneben gibt es überregionale Bibliotheksverbünde, die zur Recherche deshalb besonders geeignet sind, weil sie eine riesige Menge von Literaturdaten enthalten. Diese digitalen Kataloge heißen Online Public Access Catalogue (OPAC). Hier kann man die gesamte Literatur der angeschlossenen Bibliotheken durchsuchen. Eine besonders wichtige Adresse ist der OPAC der Deutschen Nationalbibliothek. Diese Bibliothek »ist die zentrale Archivbibliothek und das nationalbibliografische Zentrum der Bundesrepublik Deutschland. Sie hat die für Deutschland einzigar-tige Aufgabe, lückenlos alle deutschen und deutschsprachigen Publikationen ab 1913, im Ausland erscheinende Germanica und Übersetzungen deutschsprachiger Werke sowie die zwischen 1933 und 1945 erschienenen Werke deutschsprachiger Emigranten zu sammeln, dauerhaft zu archivieren, umfassend zu dokumentieren und bibliografisch zu verzeichnen sowie der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stel-len« (http://tinyurl.com/3x4qjsg). Wer von zu Hause aus auf diese Bibliothek zu -greift, muss allerdings wissen, dass sie – wie auch viele andere Bibliotheken – noch nicht vollständig digital erschlossen ist. Bei manchen Spezialthemen lohnt es sich also trotzdem, direkt in der Bibliothek vorbeizugehen, wenn man Literatur sucht. Die Standorte der Deutschen Nationalbibliothek sind Leipzig und Frankfurt am Main, das noch in Berlin ansässige Deutsche Musikarchiv wird bald in einen Erweiterungsbau in Leipzig umziehen.

Besonders komfortabel ist die Suche auf »Google Bücher«, weil Google begon-nen hat, eine Riesenmenge an Literatur einzuscannen. Aus rechtlichen Gründen

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4 Die Qualität der Informationen

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findet man aber oft nur Ausschnitte aus den gesuchten Werken – und es fehlen immer wieder ganze Seiten, die nicht abgedruckt sind. Zwar macht dies eine syste-matische Arbeit mit diesen online zur Verfügung gestellten Büchern schwierig; allerdings genügen die abgedruckten Ausschnitte sehr oft, um sich ein erstes Bild über den Inhalt eines Buches und dessen zentrale Thesen zu machen. Damit kann man dann entscheiden, ob es sich lohnt, das Buch aus der Bibliothek auszuleihen oder zu kaufen.

Auch der Onlinebuchhändler Amazon hat bei vielen Büchern eine Look-Inside-Funktion, wo man Einblick ins Inhaltsverzeichnis und vielleicht noch in das Vor-wort oder in das erste Kapitel eines Buches enthält. Buchtitel sind manchmal trü-gerisch: Ein genauer Einblick in das Inhaltsverzeichnis zeigt, dass zum Beispiel die verschiedenen Aufsätze eines Sammelbands überhaupt nicht halten, was der Titel versprach. Da kann die »Look Inside« helfen, einen teuren Fehlkauf zu vermeiden.

4 Die Qualität der Informationen

Haben Sie Informationen zu Ihrem Thema gefunden, dann ist höchstens der erste Schritt erreicht. Viel schwieriger ist es jetzt, die Qualität der gefundenen Informa-tionen zu bewerten, wenn Ihre Recherche viele Tausend Treffer ergeben hat. Viel Informationsmüll erkennt man schon auf den ersten Blick, und zwar dann, wenn der erhoffte wissenschaftliche Artikel aus einer Werbebotschaft besteht, auf eine Seminarausschreibung an einer Universität hinweist oder Informationen enthält, die für die eigene Arbeit völlig unbrauchbar sind.

Sich Subito-Dokumente liefern lassen

Subito, ein gemeinnütziger, eingetragener Verein mit Sitz in Berlin, ist ein Dokument-lieferdienst wissenschaftlicher Bibliotheken aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dieser stellt seine Angebote auf der eigenen Website wie folgt dar: »Unab-hängig vom Wohnort können sich alle, die Literatur zu Studienzwecken, für For-schung und Lehre etc. benötigen, direkt oder über eine Bibliothek an subito wenden. Zur Verfügung stehen zur Herstellung von Aufsatzkopien ca. 1 Million Zeitschriften und zur Ausleihe viele Millionen Bücher aus allen Ländern der Welt und aus allen Bereichen der Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik.«

(http://www.subito-doc.de)

Tipp

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III Umgang mit Informationen und Wissen

Hilfreich können dagegen folgende Quellen für die eigene Arbeit sein:

• Ein Überblicksartikel in einem Lexikon in der Onlineenzyklopädie Wikipedia oder anderen vergleichbaren Fundorten. Ein solcher Artikel gibt nicht nur eine Übersicht über das Thema, sondern enthält meist Hinweise auf weitere Literatur und ausgewählte Internetlinks.

• Wikipedia. Es gibt zwar Einwände, etwa den, dass diese Enzyklopädie von den Nutzern selbst erstellt und deshalb weniger vertauenswürdig sei als ein von Experten geschaffenes Lexikon wie der Brockhaus. Allerdings beteiligen sich auch bei Wikipedia hochkarätige Experten an den Artikeln. Weil aber eine gewisse Skepsis gegenüber dieser Mitmachform eines Lexikons dennoch weiter-besteht, steht Wikipedia unter ständiger kritischer Beobachtung, was wiederum der Qualität guttut. Als Lexikon ist die gratis zu gängliche Wikipedia nicht zu unterschätzen; in vielen Bewertungen von Lexika hat Wikipedia genauso gut abgeschnitten wie die kommerziellen Mitbewerber. So erstaunt es nicht, dass dieses Lexikon bei Studierenden häufig Ausgangspunkt für weitere Recherchen ist. Dennoch: Man sollte in wissenschaftlichen Arbeiten Wikipedia nur dann zitieren, wenn keine anderen Quellen zur Verfügung stehen, zumindest sehen dies viele Dozierende und Professoren so.

• Hinweise zur Verlässlichkeit von Wikipedia-Artikel gibt die Website http://www.wikibu.ch. Die dort zusammengefassten Informationen lassen sich zwar auch in den Tiefen von Wikipedia selbst finden, was aber große Erfahrung im Umgang mit dem Onlinelexikon voraussetzt. Auf Wikibu finden sich Hinweise zu den Autorinnen und Autoren eines Artikels oder zu Diskussionen über einen Beitrag. So kann es peinlich sein, wenn man feststellt, dass ein Artikel zu einem Professor maßgeblich von seinem Assistenten mitverfasst wurde

• Portale. Hilfreich sind Portalseiten zu einem Thema, welche eine Vielzahl von Aspekten umreißen und über sie umfassend informieren. Wenn man zum Bei-spiel Informationen über den Holocaust sucht, so findet man mit der Google-Suche das Webportal »Chronologie des Holocaust« (www.holocaust-chronolo-gie.de), wo umfassendes Dokumentationsmaterial aufbereitet ist. Wenn man dann in einem Impressum feststellt, dass sich bekannte Persönlichkeiten oder Institutionen hinter dem Portal verbergen, dann erhöht sich das Vertrauen auf ein Webangebot noch. Für Google bedeutet das: Die grüne Quellenzeile ist genauso wichtig wie die blaue Fundseite.

• Experten und Institutionen. Oft findet man bei einer Suche auch Hinweise auf Experten oder vertrauenswürdige Institutionen, deren Websites einem auf die

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5 Der Informationshamster – Material organisieren

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richtige Spur bringen. So findet man bei der Suche nach »Demokratie« und »Internet« einen Artikel von Beate Hoecker. Die Website gehört zur Bundeszen-trale für politische Bildung, und die Autorin wird als Vertretungsprofessorin am Institut für Politische Wissenschaft an der Universität Hannover ausgewiesen. Es scheint also, dass diese Informationsquelle seriös ist.

• Entstehungsdatum beachten. Bei schnelllebigen Wissensgebieten wie den digita-len Technologien kann auch das Alter der gefundenen Informationen ein wesentliches Kriterium sein. Was in einem Artikel von 1995 noch als neu und als technische Innovation beschrieben wird, ist heute möglicherweise schon überholt und total veraltet.

• Verfasserangaben. Hinweise zu den Verfassern von Texten können für die Beur-teilung der Qualität oder der ideologischen Ausrichtung entscheidend sein. Bei einer Suche nach dem Begriff des Kapitalismus macht es einen großen Unter-schied, ob ein Beitrag aus der Sicht der Gewerkschaften, der Arbeitgeber oder einer Partei wie »Die Linke« stammt. Und bei Websites wie http://www.kapita-lismus.de ist erst einmal abzuklären, wer sich dahinter verbirgt. Ein Klick aufs Impressum, das jede Seiten führen muss, ist oft erhellend.

Ein wichtiges Kriterium des Journalismus, das generell für die Abschätzung der Qualität von Informationen zentral ist, ist das Prinzip des »double check«. Das heißt man versucht, die erste Information durch eine zweite, und zwar von der ersten unabhängige Quelle zu überprüfen. Im Vergleich der beiden Quellen wird oft sehr deutlich, welche Quelle zuverlässiger ist. Zudem gilt das alte Prinzip: Dop-pelt genäht hält besser. Endgültige Sicherheit bringt allerdings die doppelte Absi-cherung nicht. In einer Welt, in der Informationen durch Copy und Paste verviel-fältigt werden, kann es natürlich auch sein, dass die zweite Quelle letztlich nichts anderes getan hat, als bei der ersten abzuschreiben.

5 Der Informationshamster – Material organisieren

Wer Material sucht und auf seinem Computer abspeichert, hat in Windeseile eine riesige Fülle von Material zusammengetragen. Wenn man allerdings blind-lings alles abspeichert, was einem unter die Finger kommt, besteht die Gefahr, dass man die Übersicht verliert und keine Ahnung hat, was sich etwa hinter dem Dokument »ih23498.doc« verbirgt. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, von Anfang an Ordnung in die Materialsammlung zu bringen.

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III Umgang mit Informationen und Wissen

Wie beim Hausputz empfiehlt es sich zudem, die Dokumentenarchive von Zeit zu Zeit einmal durchzulüften und Doubletten zu suchen, Texte zu löschen, die man nicht mehr braucht, und neue Namen zu vergeben, wo dies bei der Erstspeiche-rung versäumt wurde.

Wo es nicht um ganze Dokumente, sondern um Verweise und Listen von Büchern und Texten geht, hilft ein Literaturverwaltungsprogramm wie Endnote, das sich für diesen Bereich zum Standard entwickelt hat. In Wikipedia werden die Leistungen von Endnote kurz zusammengefasst:

• Informationen über verschiedenste Typen von Literatur (Bücher, Artikel, Vor-träge, Haus- und Abschlussarbeiten etc.) können gesammelt, verwaltet und ge -speichert werden. Über die Vergabe von Schlüsselbegriffen kann beispielsweise eine thematisch sortierte Bibliografie zusammengestellt werden.

• Endnote kann mit Microsoft-Word verknüpft werden. So können innerhalb eines Word-Dokuments Quellenangaben in den Text eingepflegt werden, wel-che abschließend automatisch zu einem Literaturverzeichnis zusammengefügt werden können.

• Endnote unterstützt Literaturrecherchen, indem es Onlinezugriffe auf wissen-schaftliche Literaturdatenbanken (zum Beispiel Pubmed, CINAHL, DIMDI, z39.50 etc.) ermöglicht.

• Endnote kann aus angelegten Dateien Literaturverzeichnisse erzeugen. Dafür stehen verschiedene Formate zur Verfügung (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/EndNote).

Ordnung schaffen

• Heruntergeladene Dokumente umbenennen und mit einem aussagekräftigen Namen versehen – indem man zum Beispiel den Namen des Autors und einen Teil des Titels eines Dokuments zur Bezeichnung nutzt;

• Dokumente thematisch gliedern und in separaten Ordnern abspeichern;• Desktopsuche wie »Copernic« oder »Google Desktop Suche« installieren (in Win-

dows Vista ist eine ähnliche Suchfunktion schon eingebaut): Dadurch, dass alle Dokumente indexiert werden, findet man einen Text blitzschnell wieder, der schon in der Tiefe der Festplatte verloren schien.

Tipp

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6 Wissen schaffen mit Umfragetools

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Ein Programm wie Endnote hilft also, eine Datenbank von jener Literatur anzulegen, die man bei Artikeln, Seminararbeiten oder bei der Doktorarbeit nutzt. So muss man nicht bei jeder neuen Arbeit wieder ein neues Literaturverzeichnis entwickeln, son-dern kann dieses aus den Einträgen in Endnote heraus mit einem Knopfdruck anle-gen. Über Schlüsselbegriffe kann man zudem seine eigene Datenbank schnell und unkompliziert durchsuchen; und es ist möglich, direkt auf die Kataloge von Biblio-theken zuzugreifen, um interessante Titel automatisch in die eigene Literaturdaten-bank zu übernehmen. Mit anderen Worten: Der Einsatz eines Programmes wie End-note erspart eine Menge von mühsamer und ungeliebter Routinearbeit.

Der Hinweis auf Endnote ist in diesem Zusammenhang als Beispiel zu verstehen. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von brauchbaren Alternativprogrammen:

• Zotero als Erweiterung für den Webbrowser Firefox – ein Programm zum Sam-meln, Verwalten und Zitieren unterschiedlicher Online- und Offlinequellen.

• Ebenfalls kostenlos ist das Programm Literat, das allerdings seit 2006 einen kos-tenpflichtigen Nachfolger namens Citavi erhalten hat.

• Citavi ist eine vollwertige Literaturverwaltung, für welche an vielen Hochschu-len eine Campuslizenz zur freien Nutzung besteht. Mit Citavi kann man in über 4000 Datenbanken und Bibliothekskatalogen recherchieren und seine Literatur-sammlungen verwalten und strukturieren.

Eine sehr einfache Alternative zu EndNote & Co., die allerdings den Autoren viel Arbeit überlässt, besteht darin, ein Word-Dokument mit thematischen Literatur-listen anzulegen. Über die Suchfunktion kann nach Themen, Autoren oder Verla-gen recherchiert werden, und durch Kopieren und Einfügen entstehen neue Lite-raturlisten.

6 Wissen schaffen mit Umfragetools

Bisher ging es in diesem Kapitel darum, vorhandene Informationen zu suchen und zu verarbeiten. Manchmal kann es aber auch angezeigt sei, selbst Informationen zu schaffen. Das ist mit Umfragetools möglich, mit welchen man kleine Befragun-gen online durchführen kann. Gegenüber gedruckten Fragebögen haben diese Tools den Vorteil, dass das Programm die Eingaben automatisch auswertet und in Prozentzahlen umformt. Wenn ich zum Beispiel meine Freunde auf Facebook für

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III Umgang mit Informationen und Wissen

eine Seminararbeit bitte, einen Fragebogen zu ihren Nutzungsgewohnheiten von »Social Communities« auszufüllen, so gibt mir das Programm anschließend auto-matisch aus, wie viele der Antwortenden mit Facebook, StudiVZ, Twitter, Myspace etc. umgehen.

Manche Professorinnen und Professoren nutzen solche Tools auch, um jeweils nach einer Seminarsitzung eine Rückmelderunde durchzuführen: In den letzten zehn Minuten füllen die Studierenden einen Feedbackbogen aus, der anschließend gleich am Beamer gezeigt und mit den Studierenden zusammen ausgewertet wird.

Solche Umfragetools müssen nicht teuer sein. In Lernplattformen wie ILIAS (Betreiber nach Nutzungsbedingungen fragen) sind sie eingebaut, und manchmal genügt auch ein Gratisaccount wie derjenige bei http://de.surveymonkey.com, wo zehn Fragen und hundert Antworten pro Umfrage erlaubt sind. Wer umfangrei-chere Befragungen plant und nicht ein Vermögen dafür ausgeben will, kann auf die kostenlose Software Grafstat (www.grafstat.de) zurückgreifen, die allerdings in der Bedienung etwas weniger komfortabel ist.

Wichtig ist es für Gelegenheitsnutzer, dass man die Software nicht – wie bei den meisten Gratisprogrammen – zuerst auf einem eigenen Server mühsam einrichten muss, bis man sie nutzen kann. Grafstat bietet hier die Einbindung in externe »Datensammelpunkte«, worüber man seine mit diesem Programm erstellten Fra-gebogen kostenlos laufen lassen kann. Und bei Surveymonkey meldet man sich einfach auf der Website an und kann dann dort sofort online mit seinem ersten kleinen Fragebogen loslegen.

Wenn Sie ein solches Onlineumfragetool benutzen, müssen Sie sich indessen bewusst sein, dass die Wahl dieser Methode auch die Resultate beeinflussen kann. Denn einen Onlinefragebogen beantworten werden eher Leute, die mit dem Computer gut vertraut sind. Auf die Frage an eine Studierendengruppe »Nutzen Sie Twitter als Kommunikationsmittel?« werden also anteilsmäßig mehr Studie-rende positiv antworten, als wenn man mit einem Printfragebogen auch Studie-rende erfasst, die wenig oder gar nicht geübt im Umgang mit Computern und Internet sind.

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6 Wissen schaffen mit Umfragetools

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Spezielle Suchmaschinen und Suchmöglichkeiten

Für Kinderhttp://www.blinde-kuh.dehttp://www.fragfinn.de

Personensuchehttp://www.123people.ch

Telefonnummern und Adressenhttp://tel.local.ch/dehttp://www.dastelefonbuch.de

Firmen und Einrichtungenhttp://yellow.local.ch/dehttp://www.gelbeseiten.de

Videoshttp://www.youtube.com

Antwortmaschine zum Fragen eingebenhttp://www.wolframalpha.com

Zur technischen Verfeinerung der Eingabe in Suchmaschinen helfen über die in die-sem Kapitel dargestellten Regeln hinaus die folgenden Websites. Wir beschränken uns hier auf Hinweise zu Google.

10 Profitipps für die Internetrecherchehttp://recherchenblog.ch/index.php/weblog/tipps_und_tricks_zur_googlesuche/

Google search basicshttp://www.google.de/support/websearch/bin/answer.py?answer=35889http://www.google.com/support/websearch/bin/answer.py?answer=136861

Hinweise von Google zu speziellen Befehlenhttp://www.google.ch/intl/de/features.htmlhttp://www.google.com/intl/de/help/features.html

Googles erweiterte Suchehttp://www.google.ch/advanced_search?hl=de

Überblick

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6 Wissen schaffen mit Umfragetools

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IV Lernen von Informationen

1 Informationen festigen: Lernen von Vokabeln und Fakten2 Karteikästen: Online Lernen in Communitys

Wie kann ich die digitalen Medien nutzen, wenn es um das Lernen von Fakten und Informationen geht? In diesem Kapitel werden einige nützliche Werkzeuge vorge-stellt:• Programme, die beim Lernen von Vokabeln und Fakten helfen,• einfaches Abfragen und raffinierte Ablagestrategien von Gelerntem,• gemeinsames Üben im Netz mit Kolleginnen und Kollegen.

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IV Lernen von Informationen

Seit es Computer gibt, hat man versucht, diese auch zum Lernen zu nutzen. Ein Ausdruck davon ist die Lernsoftware, um Basiswissen wie Rechnen und Schreiben an Kinder der Grundstufe zu vermitteln. Lernprogramme gibt es zu vielen The-men, auch für Studierende und Erwachsene – und hier nicht zuletzt zum Selbst-studium. Besonders beliebt sind Sprachkurse. Sie sind als umfangreiche Lernsys-teme verfügbar, welche es erlauben, mit Mikrofon und Kopfhörer Sprachverstehen und Sprechen zu üben – und daneben zum systematischen Erlernen der Sprachen auch Bücher und DVDs einbeziehen.

In diesem Buch befassen wir uns jedoch nicht mit dem konventionellen Ange-bot an Lernprogrammen. Wir beschränken uns auf das Studium und auf nützliche Tools und Werkzeuge, die sich auf eine niederschwellige Art und Weise in das eigene Lernen von Informationen einbeziehen lassen. Die hier vorgestellten An -wendungen helfen dort, wo es ums Üben und Auswendiglernen von Fakten und Grundinformationen geht. Es sind also keine Werkzeuge, um Zusammenhänge herzustellen oder Argumentationen differenziert zu entwickeln. Doch in vielen Studiengängen gehört es dazu, dass man sich erst einmal Basisinformationen an -eignet, die dann oft auch geprüft werden.

Auf diese soll im folgenden Kapitel anhand von Beispielen eingegangen werden.

1 Informationen festigen: Lernen von Vokabeln und Fakten

Zu den simpelsten Möglichkeiten, digitale Medien für das Lernen einzusetzen, gehören Vokabellisten, um in Fremdsprachen den Sprachschatz zu erweitern oder zu festigen. Einfach und effizient ist beispielsweise die Freeware ASW Vokabeltrai-ner (http://tinyurl.com/38hzvxj), die es erlaubt, Wortlisten einzugeben, mit denen man sich abfragen kann (s. gegenüberliegende Seite).

Wie die obenstehende Grafik zeigt, gibt es eine rudimentäre Erfolgskontrolle und einige wenige Optionen, um das Abfragen zu steuern. Und man kann das Programm natürlich auch mit Listen von anderen Daten als von Vokabeln oder sprachlichen Ausdrücken füttern  – mit Daten zu Geschichte, Mathematik oder Geografie.

Mit einer Suchanfrage findet man auf im Internet eine ganze Reihe von ähn-lichen Programmen (etwa die Freeware Cuecard 1.51 (http://www.wadeb.com/ cuecard). Und es gibt ähnliche Vokabel- und Abfrageprogramme auch für viele andere Plattformen: für Handys und Smartphones wie das iPhone oder den Palm (für das iPhone zum Beispiel iMCards: http://www.you2.de/imcards.html).

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1 Informationen festigen: Lernen von Vokabeln und Fakten

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Raffinierter sind Programme aufgebaut, die das Lernen über eine kompliziertere Abfrageverwaltung steuern. So beruhen einige dieser Programme auf den Überle-gungen des Publizisten Sebastian Leitner (1973). Ausgangspunkt sind dabei Kar-teikärtchen, welche auf der Vorderseite das Stichwort bzw. die Frage enthalten und auf der Rückseite die zu lernende Lösung.

Das Wiederholen der Abfrage funktioniert in diesem System mit mehreren Ablagefächern bestehend aus drei Fächern, um Karten einzuordnen. Zum Lernen werden nun die Fragen im ersten Fach täglich wiederholt, diejenigen im zweiten Fach nur jeden zweiten Tag und diejenigen im vierten jeden vierten. Alle richtig erkannten Karten kommen in das jeweils nächste Fach, während die nicht richti-gen Lösungen wieder in das erste Fach gesteckt werden.

Auf dem System von Leitner baut zum Beispiel das kostenpflichtige Lern-proramm Memostep6 (http://tinyurl.com/2w8sk24) auf, das sich als Programm empfiehlt, welches das Vergessen von Lernstoff verhindern soll. So wird auf die

Der ASW Vokabeltrainer

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IV Lernen von Informationen

Arbeiten von Hermann Ebbinghaus verwiesen, der bereits im Jahre 1885 bei sei-nen Forschungen herausgefunden habe, dass der Mensch schon nach einem Tag rund 66 Prozent des Gelernten vergessen hat. Hier soll das Karteikastenprinzip von Leitner greifen, das auf die gezielte Wiederholung während mehrerer Tage setzt. Der zu lernende Stoff werde dadurch in das Langzeitgedächtnis übertragen und bleibe somit für lange Zeit fest im Gehirn verankert.

Daneben wird auf der Website von Memostep6 darauf verwiesen, dass das Ler-nen ortsunabhängig werde: »Schüler und Studenten können damit gute Zeugnis-noten erreichen, indem sie zu Hause am Computer, während der Fahrt zur Schule oder ganz einfach im Pausenhof auf dem Handy oder PDA den zu lernenden Stoff wiederholen. Für die Erwachsenenfortbildung ist MemoStep6 gleichfalls geeignet. Sie können damit Vokabeln für Fremdsprachkurse oder Fachbegriffe unterschied-licher Berufsrichtungen lernen. Ob im Zug oder Bus während der Fahrt zur Arbeit oder einem Wochenendausflug, egal wo Sie sich gerade befinden, mit MemoStep6 können Sie fast überall lernen.« Obwohl nicht direkt angesprochen, gilt dies natür-lich auch für das Üben während des Studiums.

Das Lernprogramm Memostep6

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1 Informationen festigen: Lernen von Vokabeln und Fakten

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Bei Memostep6 wird zudem darauf verwiesen, dass es sich nicht allein um ein Vokalbellernprogramm handle. Da es generell auf dem Prinzip der Lernkartei beruht, kann es nicht nur für Sprachen, sondern auch für naturwissenschaftliche oder geisteswissenschaftliche Fächer genutzt werden.

Weitere Programme

VokkerWie Memostep 6 bietet das Online-Karteikasten-Programm Vokker (http://www.vokker.net) die Möglichkeit, das Abfragen mit einem Handymodul zu verbinden. Allerdings ist die Nutzung des Handytools nicht gratis. Voraussetzung ist ein javafähiges Handy. beim Lernsystem AZ6-1 die Standardversion dagegen kosten-pflichtig, während das Handytool kostenlos ist. Gratis fürs Handylernen ist das Programm Teachmaster, welches aber die Java-Sun-Spezifikation JSR 172 verlangt (http://tinyurl.com/39qodyk).

StudyprofÄhnlich wie Memostep6, aber von der Herkunft weniger aufs Vokalbellernen aus-gerichtet, funktioniert die Studyprof-Lernkartei. Dabei handelt es sich um eine

Das Karteikarten-Programm Studyprof

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IV Lernen von Informationen

Software zum Erstellen von Lernkarteien, Zeigekarten und Karteikarten). Auch hier wird Prüfungsstoff aus Uni, Hochschule oder Beruf nach dem Prinzip von Leitner wiederholt. Das Programm erinnert durch die eingebaute Lernautomatik an »fällige« Karteikarten, die noch geübt werden müssen.

Wer wird unser MillionärSpielerischer als die bisher genannten Programme kommt das Programm »Wer wird unser Millionär« daher, das sich an die bekannte Fernsehsendung anlehnt und Lernen nach diesem Muster organisiert. Das Programm ist Freeware und kann kostenlos heruntergeladen werden unter http://tinyurl.com/37j4aab.

Dieses Programm eignet sich auch zum Partnerlernen oder Gruppenlernen, indem man sich gegenseitig Fragen stellt, die man im »Millionärformat« beant-wortet. Allerdings fehlt hier das Karteikastenprinzip der weiter oben besproche-nen Programme, welche das wiederholte Üben betonen. Man könnte aber auch mehrere Programme verbinden, etwa indem man mit einem der oben erwähnten

Das Freewareprogramm »Wer wird unser Millionär«

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1 Informationen festigen: Lernen von Vokabeln und Fakten

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Karteiprogramme individuell übt, um anschließend den Lernerfolg mit Kollegen in einem Millionärspiel zu überprüfen.

Neben den hier vorgestellten allgemeinen Lernprogrammen gibt es in einigen Fächern auch fachspezifisch ausgerichtete Programme, die bereits vorgefertigtes Fragenmaterial anbieten. Im Folgenden sei exemplarisch auf zwei solcher Ange-bote verwiesen. Wer sich darüber informieren möchte, ob es auch für sein Fach solche Programme gibt, sollte dies mit einer Suchanfrage im Netz überprüfen.

Music-Memo-GameFür Musikinteressierte gibt es das Quizzprogramm Music-Memo-Game (http://musica.at/shareware1/index5.htm):

Die Autoren beschreiben dieses Programm wie folgt: »Das Music-Memo-Game ist ein Gedächtnis-Spiel mit Tonausgabe – d. h. zu jedem Bild erklingt auch ein ent-sprechendes Tonbeispiel  –, also zu einem Komponistenportrait ein bekanntes Werk oder zum Musikinstrument ein charakteristisches Hörbeispiel usw.«

Lernsystem Pro (Jura)Wer Jura studiert, ist vielleicht an den Lernkarten des Lernsystem Pro (http://www.edworks.de) interessiert, das sich ebenfalls an Sebastian Leitners Karteikasten-

Das Programm Music-Memo-Game

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IV Lernen von Informationen

prinzipien orientiert. Der Rechtsreferendar Heiko Pilgermann hat für dieses Sys-teme eine Lernkartensammlung mit mehreren tausend Lernkarten für die Vorbe-reitung auf das Erste und Zweite Staatsexamen kostenlos zur Verfügung gestellt. Dazu finden sich Informationen auf (http://www.pilgermanns-lernkartei.de).

Versucht man eine Bewertung solcher Programme, so ist positiv festzuhalten, dass diese ihren Zweck, Informationen im Gedächtnis einzuprägen und diese zu reprodu-zieren, auf effiziente Weise erfüllen. Gegenüber den oft vollmundigen Anpreisungen der Anbieter sind allerdings auch die Grenzen festzuhalten: Denn es geht hier um ein mechanisches und kontextfreies Lernen von Informationen. Zusammenhänge, wie sie zum Beispiel in Mindmaps erarbeitet werden können, fehlen hier zuguns-ten von isolierten Wissenseinheiten, die man dem Gedächtnis beizufügen sucht.

Doch das Sprachenlernen umfasst in Wirklichkeit weit mehr als das bloße Aus-wendiglernen von Vokabeln. So basieren umfassende Sprachlernsysteme eher auf kontextbezogenen Alltagssituationen, in denen eine Fremdsprache vermittelt wird. Ein Vokabeltrainer kann hier natürlich nur eine begrenzte Nützlichkeit bieten. Dasselbe gilt für das Lernen von Informationen anderer Fächer (etwa für Fachwis-sen in Jura), wo man Zusammenhänge und Problemlösungen erarbeiten und nicht einfach Fakten auswendig lernen sollte.

Wenn allerdings an der Hochschule fast nur Prüfungen vorkommen, auf welche man sich mit reinem Faktenwissen optimal vorbereiten kann, muss man sich fra-gen, ob die Hochschule hier nicht eine Uraltdidaktik betreibt, die ein viel zu großes Gewicht auf das mechanische Auswendiglernen legt.

2 Karteikästen: Online Lernen in Communitys

Mit dem Web 2.0 ist das Interesse an Programmen gewachsen, mit denen man gemeinsam in Teams oder in Gruppen arbeiten kann. Schon das eben genannte Programm »Wer wird unser Millionär« führt über rein individuelles Lernen hin-aus. Doch das Lernen mit Karteikästen kann noch einen Schritt weiter, nämlich ins Internet verlagert werden. Neben dem individuellen Lernen wird damit gemein-schaftliches Lernen im Austausch mit interessierten Kommilitonen im Netz mög-lich, indem man Lernpartnerschaften mit Gleichgesinnten eingeht, die man per-sönlich nicht kennen muss. So gibt es bereits heute mehrere Communitys im Netz, in denen das Karteikastenprinzip kollaborativ übernommen wurde. Eines davon ist der Internetdienst Cobocards, für den man sich im Netz kostenlos registrieren kann (http://www.cobocards.com/).

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2 Karteikästen: Online Lernen in Communitys

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In Cobocards kann man Karteikarten erstellen und bearbeiten, um diese dann individuell oder gegenseitig online abzufragen. Man kann die Karteikarten zudem kommentieren, sehen, was zuletzt geändert wurde, Nachrichten schicken etc. Wie die Abfrage funktioniert, beschreiben die Autoren: »Mit Skype und dem in Cobo-cards integrierten Chat geht die Onlineabfrage reibungslos.« Zudem können die Karteikarten ausgedruckt und damit offline gelernt werden. In Annafant’s Notiz-Blog beschreibt eine Studentin die Vorteile von Onlinekarten: »Die Lernkarten-Online-Systeme erweitern das Prinzip um ähnliche, aber auch neue Faktoren, die ich spannend finde. Man kann Lernkarten von anderen einsehen (sofern die Ersteller das erlauben). Man kann sich dazu Statistiken zum eigenen Lernen anse-hen: Wie ist mein Lernstand? Wie viel muss ich noch lernen? Welche Themenge-biete können die Anderen im Vergleich zu mir gut? […] Welche Themen werden häufig gelernt usw.« (http://tinyurl.com/37afu4r).

Ein zweites Onlineprogramm ist Ediscio (http://www.ediscio.de), das als Motto des Webangebots formuliert: Wissen teilen und gemeinsam online lernen. Auch hier ist die Web-2.0-Idee realisiert, wonach Lernen in der Form von Communitys erfolgt. Da es möglich ist, dass sich seit der Drucklegung dieses Buches weitere solcher Onlinegemeinschaften gebildet haben, empfiehlt es sich, mit einer Such-anfrage zu überprüfen, ob sich seither weitere Social Learning Communities im Netz gebildet haben.

Online lernen mit Cobocards

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2 Karteikästen: Online Lernen in Communitys

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V Präsentieren mit dem Beamer

1 Grundprinzipien einer Präsentation2 Gestaltung und Layout

Um das Präsentieren mit dem Beamer kommen heute Studierende kaum mehr herum. Dieses Kapitel zeigt, worauf Sie beim Präsentieren achten müssen. Folgende Fragen werden behandelt:• Welche Vorteile hat das Präsentieren mit dem Beamer?• Welche Grundprinzipien sind beim Aufbau einer Präsentation zu beachten?• Wie kann man die Gestaltung und das Layout optimieren?• Was sind die Grundfehler und wie kann man sie vermeiden?• Wie setzt man das Referententool ein?• Welche Programme gibt es neben Powerpoint?

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V Präsentieren mit dem Beamer

Häufig geht es im Studium nicht allein darum, eine Arbeit zu schreiben. Anschlie-ßend soll sie auch in einem Vortrag präsentiert werden. Und immer häufiger geschieht dies mit elektronischer Unterstützung, indem der Vortrag mit einem Präsentationsprogramm gestaltet wird. Das bekannteste dieser Programme ist wohl Powerpoint von Microsoft; daneben gibt es auch Open-Source-Programme wie Impress (Open Office), das sich ganz ähnlich wie Powerpoint bedienen lässt (vgl. auch den Schluss dieses Kapitels).

Diese Präsentationsprogramme haben vor allem die herkömmliche Praxis, Folien herzustellen und am Hellraumprojektor zu zeigen, verdrängt. Das hat den Vorteil, dass

• auf viel einfachere Weise Bild, Film oder sogar Tondokumente in ein Referat integriert werden können;

• wichtige Aussagen oder Literaturverweise direkt aus einem vorliegenden Text (zum Beispiel der Seminararbeit) in die Präsentation kopiert werden können;

• die einzelnen Präsentationen, immer noch Folien genannt, als Handout ausge-druckt werden können;

• man direkt eine Verbindung zum Internet herstellen kann, wenn man zum Bei-spiel eine Website zeigen und erläutern will.

Verwendung von Präsentationsprogrammen

Chancen Risiken

• Bildern, Videos und Audiodokumen-ten werden integriert.

• Bilder, Videos und Audio tragen zur Emotionalisierung und Veranschauli-chung bei.

• Präsentationen können kurzzeitig geändert und angepasst werden.

• Neben dem auditiven Kanal (Text hören) wird auch noch das Visuelle angesprochen (Text lesen).

• Vorhandene Texteile aus Word-Dokumenten können leicht kopiert und eingefügt werden.

• Das Publikum wird mit viel Text und Folien erschlagen.

• Powerpoint-Nutzer neigen dazu, zu viel und zu lange vorzutragen.

• Dem Publikum wird zu wenig Zeit zum Aufnehmen gegeben (schnelles Springen von Folie zu Folie).

• Vortragstext und Folie passen nicht zusammen und verwirren die Zuhörenden.

• Vortragender liest nur den Text auf den Folien vor.

Überblick

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2 Karteikästen: Online Lernen in Communitys

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Die folgende Darstellung zeigt Chancen und Risiken der Arbeit mit einem Präsen-tationsprogramm im Überblick:

Wenn manche Professoren und Studierende nach zehn Beamervorträgen stöhnen »Nicht schon wieder ein Referat mit einer Präsentation!« so ist dazu anzumerken: Nicht die Software ist per se gut oder schlecht, sondern das, was daraus ge macht wird.

1 Meist ist die »richtige« Taste mit einem Bildschirmsymbol versehen, so dass sie leicht zu finden ist.

Plug-and-play beim Präsentieren

Die technischen Voraussetzungen sind zwar in den letzten Jahren einfach geworden; es reicht, ein Bildschirmkabel und eventuell ein Lautsprecherkabel an seinen Compu-ter anzuschließen. Allerdings sollte man zuerst den Beamer anschließen, dann erst den PC – damit sich die beiden Geräte erkennen. Dann sollte alles funktionieren – zumindest in der Theorie. Doch trotz dem versprochenen Plug-and-play ist die Praxis häufig komplizierter. So muss häufig erst mit der Fn-Taste und gedrücktem F7/5 (je nach Computer ist die Taste verschieden1) den Beamer ansteuern, um das Bild an die Wand werfen zu können. Immer wieder hakt es irgendwo. Für den Referenten ist es höchst unerfreulich, wenn das Publikum bereits unruhig auf den Vortrag wartet und er nervös dieses und jenes am Computer ausprobiert, einen Neustart ausführt, Kabel ein- und aussteckt und dann immer noch vor einem blauen Bildschirm steht.

Tipp

Bei Präsentationen beachten

• Planen Sie genügend Zeit zum Ausprobieren der Präsentation ein (also zum Bei-spiel eine halbe Stunde früher einzutreffen).

• Wenn die Präsentation mit einem fremden Computer ausgeführt wird, verständi-gen Sie sich über Programm und Programmversion, auf welchem die Präsentation dann läuft. Eine auf Powerpoint erstellte Präsentation kann zum Beispiel auf Impress plötzlich ganz verzerrt dargestellt werden.

• Mit einem Satz herkömmlicher Folien, die zuvor produziert wurden, kann man Pannen überbrücken.

• Eine Präsentation kann auch zur Sicherheit als PDF-Dokument exportiert werden. So ist man unabhängig von einem Präsentationsprogramm.

Tipps

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V Präsentieren mit dem Beamer

1 Grundprinzipien einer Präsentation

Sind die technischen Probleme gelöst, kann die Präsentation beginnen. Auch zur Didaktik einer Präsentation gibt es wichtige Grundsätze, die eingehalten werden sollten, wenn der Vortrag bei den Zuhörer(innen) ein Erfolg sein will.

So sind der Vortragstext und der Text auf den einzelnen Folien der Präsentation zu unterscheiden: Wenig sinnvoll ist es, wörtlich vorzulesen, was auf den Folien steht, bzw. die Kernabschnitte des Vortrags eins zu eins als Text auf die Folien zu bringen. Vielmehr unterstützt die Präsentation den Vortrag, indem möglichst kurz Aussagen, Thesen, Bilder etc. gezeigt werden, die der Vortragende dann erläutert und kommentiert. Eine Präsentation soll vor allem die Struktur und den Kernge-halt des Vorgetragenen verdeutlichen und nicht alles Gesagte reproduzieren.

Die Grundelemente von Präsentationen sind dabei überschaubar. Wie auf http://www.gute-praesentation.de/folientypen.htm zur Qualität von Präsentatio-nen verdeutlicht wird, handelt es sich um die Variation von fünf Folientypen, die immer wieder vorkommen:

Die fünf wichtigsten Folientypen

1

2

3

4

5Workflows

Tabelle

Grafik

Bilder

Es gibt 5 verschiedene Arten von Folien (die i.d.R. über 95% aller Belante abdecken):

1. Aufzählungen/Textblöcke2. Bilder/Diagramme3. Charts, Statistiken, Graphen4. Tabellen [Matrizen]5. Weg/Zeit-Diagramme, Workflows, Roadmaps

Aufzählung Aufzählungspunkt 1 Aufzählungspunkt 2 Aufzählungspunkt 3

Folientypen

Nach: http://www.gute-praesentation.de/folientypen.htm

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2 Gestaltung und Layout

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Diese Aufzählung verdeutlicht, dass Präsentationen nicht zu textlastig sein sollten. Grafiken, Bilder oder auch eingespielte (kurze) Ton- und Videodokumente machen ein Referat erst attraktiv. Dabei ist allerdings zu beachten, dass diese Elemente den Vortrag unterstützen und ihn nicht dominieren sollen. Letzteres ist dann der Fall, wenn die Aussage eines Bildes die Gedanken der Zuhörenden in eine völlig andere Richtung schweifen lassen und die Konzentration auf den Vortrag merklich nach-lässt. Aber auch eine komplizierte Grafik kann kontraproduktiv sein, wenn die Zuhörenden diese immer noch zu entschlüsseln versuchen, während der Referent schon bei ganz anderen Fragestellungen angelangt ist. Eine Gefahr kann in diesem Zusammenhang auch darin liegen, dass eine Show von unzähligen und kaum kommentierten Bildern sich rasch verselbstständigt. Die Zuhörer beschäftigen sich nur noch mit visuellen Reizen und vergessen darüber ganz die Argumentation des Referierenden.

2 Gestaltung und Layout

Auch die Gestaltung und das Layout sind in einer Powerpoint-Präsentation wich-tig. So macht die untenstehende Folie aus einer Powerpoint-Präsentation einen unruhigen Eindruck: Die einzelnen Elemente sind ungleich groß, eine komplexe Tabelle ist kaum leserlich und es gibt auf dieser Seite keine Navigationsstruktur, welche den Blick der Zusehenden lenkt. Zudem wirkt die Seite überfüllt und voll-gestopft. Hier versammeln sich eine ganze Reihe von Fehlern und verhindern all das, was eine gute Powerpoint-Präsentation ausmacht. Im Folgenden sind einige Gestaltungsgrundsätze zusammengefasst:• Schriftgröße. Man erlebt oft, dass Folien viel zu klein beschriftet und kaum zu

lesen sind. Dies zwingt den Vortragenden entweder dazu, den Text selbst vorzu-lesen, oder er nimmt es in Kauf, dass vieles nicht aufgenommen werden kann. Eine Unsitte ist es, wenn sich der Referent anschließend entschuldigt: »Leider ist der Text dieser Grafik viel zu klein und nicht lesbar. Aber so wichtig ist er ja auch nicht  …« Das Publikum fragt sich dann zu Recht, warum dieser Text in der Präsentation überhaupt erschien.

• Farbe. Der Einsatz von Farbe sollte überlegt geschehen. Vor allem ist auf den Kontrast zu achten; wenn dieser schlecht ist, wird das Lesen anstrengend. Als allgemeine Regel gilt, dass man nur wenige Farben einsetzen sollte. Setzt man diese durchgängig und gezielt ein, macht dies eine Präsentation harmonisch. Oft ergibt sich zudem das Problem, dass Farben am Bildschirm anders wirken

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V Präsentieren mit dem Beamer

wie am Beamer. So kann die gelbe Hintergrundfarbe am Beamer plötzlich unschön bräunlich verfärbt erscheinen. Hier hilft nur: vorher einmal austesten.

• Layout. Wichtig ist ein ruhiges Layout und eine übersichtliche Darstellung. So sollten nicht alle paar Sekunden Elemente einfliegen oder sich im Sekundentakt verändern. Auch Schrifttypen und -größen sollten nicht zu oft variieren. Ver-ständnisfördernd ist zudem eine klare Navigation mit Grundelementen, die sich durch die gesamte Präsentation hindurchziehen. Auch Bilder sollten ein ruhiges Layout unterstützen (ähnliche Größen, nicht zu viele Überlappungen). So ist es sinnvoll, alle Folien nach dem gleichen Muster zu gestalten mit gleicher Größe für die Bilder, klar definierten Größen und Auszeichnungen (fett, kursiv) für die Textelemente, bündige Gestaltung von Text und Bild etc. Eine Grundstruktur kann dabei über die Gestaltung des Folienmasters, also einer einheitlichen Mus-tervorlage für alle Seiten der Präsentation, erreicht werden (im Menü Ansicht > Master > Folienmaster).

Powerpoint – wie man es nicht machen sollte

Der Verweischarakter der GegenständeGegenstand Ort Verweischarakter (Türkei, CH,

globale Medieltkultur)Bemerkungen

Hochbett mit Lehnstuhl Stirnseite neben Türe Schweiz/Türkei Selbstgemacht (siehe unten)Drei Poster der Olsentwins, ein Märchenposter

Stirnseite »unter« dem Bett Global

Viele Kuscheltiere Stirnseite auf dem Lehnstuhl UnbestimmtStundenplan Plan Wand rechts »unter« dem

Bett, links vom LehnstuhlSchweiz/Schule

Kommode Wand rechts UnbestimmtDiverse Döschen und Schachteln Auf der Kommode Schweiz/TürkeiRotes Herz um Postkarten ein-zustecken

Uber der Kommode Schweiz/Türkei Enthält zahlreiche Bilder von Freundinnen und Verwandten

CD-Turm Wand rechts links von Kom-mode

Unbestimmt

CDs Im CD-Turm Global/Türkei

Foto Angelehnt an CD-Turm Indianer?Selbstgebastelter Gegenstand Vor Foto und CD-Turm Schweiz/SchuleKleiderschrank Wand rechts Nach CD-Turm UnbestimmtBuchstabenmobile An Schrankwand Schweiz/Schule SelbstgebasteltTäschchen An Schranktüre TürkeiKalender An Schranktüre hängend SelbstgebasteltFoto An Schranktüre hängend,

unterhalb KalenderSchweiz Stellt Wellensittich in Käfig dar

Kinderzimmer

– zeigen Migrationshintergrund

– belegen Zwischenpostion (hier-dort)

– weisen auf Medienkonsum der Kinder hin

– Belegen globalisierte Einflüsse der Jugendkultur

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2 Gestaltung und Layout

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• Zeit zum Lesen geben. Wenn längere Texte in einer Folie erscheinen, sollte die referierende Person den Zuhörern genügend Zeit geben, um diese durchzule-sen. Überhaupt: Man sollte erst lesen lassen und dann den Text oder die Grafik kommentieren – nicht aber nochmals vorlesen, was bereits auf der Folie steht. Eine Ausnahme sind kurze Zitate, die durch das Vorlesen zum Leben erweckt werden müssen.

• Keine unnötigen Bewegungen. Zu vermeiden ist auch, dass man im Bild steht oder nervös vor den Zuhörern auf- und abgeht, wobei man möglicherweise noch mit dem Finger unübersichtlich auf undefinierbare Elemente auf der Folie zeigt. Meist ist es am einfachsten, wenn man ruhig vor dem Computer steht und mit der Maus oder einem Laserpointer auf wichtige Elemente zeigt, die man erläutern will.

• Frei bewegen. Wünscht man mehr Bewegung im Raum und eine größere Nähe zum Publikum, so muss auch dies bewusst ermöglicht werden. Mithilfe von Computerfernbedienungen, einem Laserpointer oder bluetoothfähigen Handys

Das Layout von Powerpoint-Folien

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V Präsentieren mit dem Beamer

kann die referierende Person den Computer verlassen und von jedem Ort des Raumes aus die Folienabfolge steuern.

Hilfreich für Vortragende ist das Referententool. Es handelt sich um eine spezielle Ansicht auf dem Monitor des Referierenden. Es bietet folgende Vorteile:

• Referenten können sich Notizen zu den Folien machen, die vom Publikum nicht gesehen werden.

• Für den Referenten ist eine Vorschau auf kommenden Folien und die Rückschau auf vergangene Folien möglich.

• Ein Zähler ermöglicht Kontrolle über die Dauer der Präsentation.

Neben dem Referententool ist auch die Möglichkeit hilfreich, von den gezeigten Folien für die Zuhörenden ein Handout auszudrucken, wobei platzsparend meh-rere Bildschirmseiten auf einem DIN-A4-Blatt Platz finden (auf Leserlichkeit ach-ten!). Diese Handoutfunktion mit Platz für Notizen für das Publikum hat folgende Vorteile:

Bildschirmpräsentation mit Referententool anzeigen

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2 Gestaltung und Layout

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• Das Publikum muss nicht alles mitschreiben.• Das Publikum kann den Vortrag später in Ruhe noch einmal durchgehen und

vertiefen.• Das Publikum kann sich zu den Folien etwas notieren und dies gleich im Hand-

out eintragen.• Referenten können auf etwas verweisen, was aus Zeitgründen im Vortrag weni-

ger intensiv behandelt wird.

Beim Einsatz eines Handouts ist zu klären, wann es verteilt werden soll. Ist das Handout eine Ablenkung vom Vortrag oder eine hilfreiche Grundlage für Noti-zen? Ob es das eine oder andere ist, hängt vom Inhalt ab. Sind es sehr textlastige Folien oder komplizierte Grafiken, die ausgedruckt werden, so besteht die Gefahr, dass die Zuhörer sich mehr auf das Verstehen der Folien konzentrieren als auf den Vortrag. Hier wäre es also günstiger, die Folien erst nachher abzugeben. Wo das Handout dagegen lediglich Stichworte zum Verständnis des Vortrags umfasst, wer-den die Zuhörenden diese mit Notizen zum Vortrag ergänzen.

Zum Schluss sollen neben Powerpoint von Microsoft einige weitere Softwareal-ternativen für Präsentationen erwähnt werden:

ImpressAuch Open Office verfügt mit dem Modul Impress über eine Softwarelösung zum Präsentieren. Wer sich mit Powerpoint auskennt, wird sich auch in Impress leicht zurechtfinden.

Adobe PresenterAdobe Presenter ist ein Programm, das Nachvertonungen zu Powerpoint-Präsen-tationen erlaubt oder aber die Verbindung von Audiomitschnitten von Vorträgen mit vorhandenen Präsentationen. Ein großer Vorteil besteht darin, dass innerhalb des Vortrags navigiert werden kann. In einem seitlich sichtbaren Menü sind die Namen der einzelnen Folien zugänglich, sie können separat angewählt werden.

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V Präsentieren mit dem Beamer

PreziEine unkonventionelle Weise, Präsentationen zu gestalten, bietet Prezi. Dieses Pro-gramm geht nicht von einer linearen Abfolge von einzelnen Folien aus, sondern kann einzelne Elemente auf einer Fläche per Zoom vergrößern (http://prezi.com). Ähnlich aufgebaut ist pptPlex, ein Add-in für Powerpoint.

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2 Gestaltung und Layout

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VI Umgang mit Bild und Ton

1 Didaktische Funktion von Bildern2 Arbeiten mit Foto, Video und Audio

In der digitalen Welt werden Ton und Bild neben der Schrift immer wichtiger. Auf Schritt und Tritt findet man im Alltag visuelle Botschaften. In diesem Kapitel geht es darum, was dies für Folgen für das Studium hat und wie ich aktiv mit Fotos, Video- und Audioaufnahmen arbeiten kann.• Auf welche Arten von Bildern trifft man im Studium?• Wie kann man in Arbeiten Bilder oder Videos einsetzen?• Wozu sollte man sich eine kleine Bilddatenbank anlegen?• Welche Bildverwaltungsprogramme gibt es?• Worauf muss ich beim Fotografieren achten?• Welche Programme zum Verbessern der eigenen Videos gibt es?• Wie kann ich in Youtube Filme herunterladen und z. B. in Präsentationen ein-

fügen?• Welche Grundregeln für eigenes Filmen gibt es?• Wie nutze ich Audio in Präsentationen?• Welche Programme gibt es, um Podcasts herzustellen?

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VI Umgang mit Bild und Ton

1 Didaktische Funktion von BildernBildformen

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1 Didaktische Funktion von Bildern

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Studierenden begegnen Bilder im Studium in vielerlei Formen und Facetten. Diese sind nicht immer klar voneinander abgrenzbar. Teilweise kann ein Bild mehrere Funktionen erfüllen. Da die Rezeption eines Bildes sich nicht immer gemäß der vorgängig verfolgten Intention vollzieht, kann die Funktion auch vom Betrachter abhängen. So fühlen sich die Betrachtenden von einer hochkomplexen Grafik im Lehrbuch verwirrt, während diese doch dazu dienen sollte, die Zusammenhänge anschaulich darzustellen und das Verständnis dadurch zu erleichtern. Die folgende Tabelle gibt eine erste Übersicht, wozu Bilder genutzt werden können.

Funktionen von Bildern

Funktion Beispiel

Auflockerung In einem Referat über Schulprojekte hat ein Bild von Kindern lediglich eine ästhetische oder aufmerksam-keitslenkende Funktion (Eyecatcher).

Illustration Ein Gruppenbild eines Forschungsteams veranschau-licht ein Projekt bzw. gibt dem Projekt ein Gesicht.

Orientierungshilfe Eine Karte von Afrika hilft dem Publikum, die geografi-sche Lage von Dakar/Senegal nachzuvollziehen.

Diskussionsanreiz Eine Karikatur spitzt ein politisches Problem zu.

Metapher Eine Spirale veranschaulicht das Prinzip des zirkulären Verstehens in der Hermeneutik.

Motivierung und Emotionalisierung

Ein Foto, das Kinderarbeit zeigt, soll eine emotionale Reaktion hervorrufen.

Zugang zu historischen Phänomenen

Foto von den brennenden Twin-Towers in New York am 11.9.2001

Zugang zu räumlich entfernten Phänomenen

Foto einer Familie aus Peru

Zugang zu Phänome-nen, die dem Auge nicht zugänglich sind

Abbildung der Facettenaugen einer Libelle

Visuelle Zusammenfas-sung eines Sachverhalts bzw. einer Idee

Veranschaulichung von Konflikt versus Kompromiss:Bild1 – Zwei Esel, die mit einem Seil verbunden sind, zerren in zwei verschiedene Richtungen, um von zwei Haufen Heu zu fressen.

Überblick

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VI Umgang mit Bild und Ton

Ähnlich können auch für Videos verschiedene didaktische Funktionen aufgezeigt werden (s. gegenüberliegende Seite).

Die Tabellen zeigen die Vielfalt von Möglichkeiten, die mit dem Einsatz von Bildern verbunden sein können. Sie gilt nicht nur für jene Situationen, in welchen wir als Lernende auf Bilder stoßen. Bilder können auch hervorragend zur Unter-stützung der Intentionen von eigenen Arbeiten hinzugezogen werden. Oft sagt ein Bild mehr aus als tausend Worte. Dies gilt aber nur dann, wenn Bilder und Videos nicht briefmarkengroß in Texten und Präsentationen erscheinen. Denn nur wenn Abbildungen großzügig dimensioniert sind, entfalten sie ihre Wirkung auf die Betrachtenden.

Funktion Beispiel

Bild 2 – Die beiden Esel haben aufgehört, in verschie-dene Richtungen zu zerren und fressen erst nebenein-ander von einem Hauhaufen, dann vom anderen.

Visuelle Verankerung Das Konzept »Patchworkidentität« wird mit dem Bild einer Patchworkdecke verbunden.

Widererkennungseffekt Logo einer Hochschule

Dokument oder Beweis Foto von gestrandeten Flüchtlingen auf der Insel Teneriffa, die von Touristen in Badekleidung versorgt werden.

Ersatz für das dar-gestellte Objekt

Bilder von Buchcovern werden anstelle der Bücher selbst gezeigt (um nicht alle Bücher von A nach B tragen zu müssen).

Beispiel, Inspiration oder Modell

Für ein Fotoprojekt zum Thema Xy werden Beispiele aus einem früheren Projekt gezeigt.

Hilfe zur Komplexitäts-reduktion

Eine Ernährungspyramide zeigt an der Spitze Nah-rungsmittel, die man selten zu sich nehmen sollte (Fett, Süßigkeiten), an der Basis dagegen Dinge, die dem Körper oft zugeführt werden sollen (Wasser, Obst, Gemüse).

Gegenstand der Diskussion

Darstellungen von Frauen und Männern in der Werbung werden anhand einer Werbeabbildung diskutiert.

� Überblick

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1 Didaktische Funktion von Bildern

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Funktionen von Videos

Funktion Beispiel

Auflockerung Ein kurzes, lustiges Video aus der Fernsehwerbung mit Nähe zum Thema wird gezeigt.

Illustration • Ein Forschungsprojekt wird in einem kurzen Videoclip vorgestellt.

• Ein Videoclip eines Schulprojekts zeigt die Mög-lichkeiten eines Lernansatzes (zum Beispiel »MobileClassRoom (MCR) – mobile online Lear-ning« (mLearning). http://www.youtube.com/watch?v=zwgKnooEKlk)

Eröffnung eines Themas Ein Musikvideo eröffnet das Thema Identitätskon-struktion.

Veranschaulichung eines filmsprachlichen Phäno-mens

Ein kurzer Clip zeigt die unterschiedliche Wirkung von Musik und Bild (gleiche Filmsequenz – unter-schiedliche Musik).

Instruktion Online-Video-Tutorial zeigt die Bedienung einer Kamera (vgl. PH Thurgau: http://mdz.phtg.ch/ services/mdz/medienwerkstatt/schulung-und- beratung/videotutorials/).

Handlungsanregung (Anregung zum problem-basierten Lernen)

Video zeigt ein Problem, das von den Zuschauern gelöst werden soll (vgl. »Rescue at Boone’s Mea-dow« Jasper Projekt; http://peabody.vanderbilt.edu/projects/funded/jasper/preview/AdvJW.html).

Beispiel, Inspiration oder Modell

Für ein Videoprojekt zum Thema xy werden Beispiele aus einem früheren Projekt gezeigt.

Zugang zu historischen Phänomenen

Martin Luther Kings Rede »I have a dream« (http://www.youtube.com/watch?v=PbUtL_0vAJk).

Zugang zu räumlich entfernten Phänomenen

Film über Bananenanbau in Ecuador

Zugang zu Phänomenen, die dem Auge nicht zugänglich sind

Film eines galoppierenden Pferdes in Zeitlupe

Hilfe zur Komplexitäts-reduktion

Der Prozess der Zellteilung wird schematisch als Animation gezeigt (http://www.youtube.com/watch?v=47vf2m-Iyb8).

Überblick

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VI Umgang mit Bild und Ton

Allerdings gelten wissenschaftliche Arbeiten als textorientiert, indem es dort auf logisch aufgebaute Argumentationen und schlüssige Beweisführungen ankommt. Dies bedeutet, dass man mit Bildern eher vorsichtig umgehen und ihren Einsatz gut dosieren sollte. Sie sind dort akzeptiert, wo sie einen engen Textbezug aufwei-sen, sollten aber nicht wahllos zur Illustration eingesetzt werden. Dabei hängt es auch vom Fach ab, inwieweit Bilder für die eigene Argumentation wichtig sind. So dürften sie in einer Seminararbeit zur Kunstgeschichte gefordert, bei einer Arbeit in Mathematik überflüssig sein.

Anders ist dies bei Referaten und Präsentation, wo Illustrationen und Bilder den Vortrag anschaulich machen. So schafft das Porträt eines Philosophen, über den man ein Referat hält, bereits eine gewisse Nähe, indem die »Geistesgröße« damit ein unverwechselbares Gesicht erhält. Wer es in seinen Präsentationen ver-säumt, neben Textelementen auch Bilder und Grafiken bewusst einzusetzen, der vergibt die Chancen, welche das Medium bietet. Mit gut auf den Vortrag abge-stimmten Bildern, Sounds und Animationen bringt man das eigene Referat erst zum Leben.

Versucht man, die in Beispielen erläuterten Funktionen von Bildern und Video für Arbeiten, Referate oder eine von Ihnen erstellte Website zu systematisieren, kann man folgende fünf Funktionen unterscheiden:

1. Dekorative Funktion: Hier sind die Bilder irrelevant für das Verstehen des Texts, sie lockern ihn auf und machen sein Aussehen attraktiver. Das Porträt von Kant zu Beginn einer Seminararbeit sagt zwar wenig über den kategori-schen Imperativ aus. Es situiert aber den Text und dient einer ansprechenden Darstellung.

2. Repräsentationale Funktion: Das Bild illustriert einen Sachverhalt, der im Text behandelt wird. Wesentliche Aussagen können damit verstärkt und unter-strichen werden.

3. Organisierende Funktion: Das Bild verdeutlicht die Struktur von Texten und sorgt für größere Kohärenz.

4. Interpretative Funktion: Bilder dienen zur Erläuterung abstrakter, schwer ver-ständlicher Textstellen.

5. Stimulierende Funktion: Gut gewählte Bilder können als Diskussionsanreiz unter den Teilnehmenden oder zwischen der vortragenden Person und den Zuhörern dienen. In Texten unterstützen sie die formulierten Aufgabenstellun-gen (vgl. Pohl 2003, S. 109 f.)

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1 Didaktische Funktion von Bildern

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Geht es um das Erleichtern des Verständnisses von Texten durch Bilder, so gibt es dazu hilfreiche Resultate aus der Forschung zum multimedialen Lernen. Nach Richard A. Mayer (2001) sind für die Verarbeitung von visuellen Bildern und ver-balen Reizen zwei verschiedene Kanäle verantwortlich, die sich unterstützen oder auch hemmen können.

Generell geht er davon aus, dass Menschen schneller und besser lernen und ver-stehen, wenn sie mit Wörtern und Bildern lernen als mit Wörtern allein. Voraus-setzungen sind dazu:

• Die Darstellung textlicher und bildlicher Informationen sollten räumlich nahe beieinander liegen  – indem zum Beispiel Bild und zugehöriger Text nicht zu stark auseinandergerissen werden sollte.

• Ähnlich sollten Bilder und Worte gleichzeitig präsentiert werden. Falsch wäre es danach, eine komplexe Grafik erst zu zeigen und danach zu erläutern.

• Visuelle oder akustische Informationen, die für das Verstehen irrelevant sind, hemmen Lernen und Verständnis. Zu viele dekorative Elemente in einer Präsen-tation lenken von dem roten Faden der Argumentation ab, so dass man sich zum Schluss nur noch an einen Strauß von einzelnen interessanten Bilder und Episoden erinnert.

• Die audiovisuelle Darstellung bildlicher und sprachlicher Informationen (spre-chen und sehen) fördert den Wissenserwerb mehr als die rein visuelle Darstel-lung des Sachverhalts. Somit ist der Einsatz eines gesprochenen Textes zur Erläuterung eines Bildes besser als ein geschriebener Text zu einem Bild.

Überprüfen Sie die letzte schriftliche Arbeit und/oder Präsentation

Damit Sie sich für den Einsatz von visuellen Elementen in Texten etwas sensibilisieren können, schlagen wir Ihnen Folgendes vor: Nehmen Sie die letzte von Ihnen ver-fasste schriftliche Arbeit oder Präsentation zur Hand. Ordnen Sie die verwendeten Bilder den fünf eben beschriebenen Bildfunktionen zu. Beantworten Sie dann die folgenden Fragen:

1. Haben Sie eher zu viel oder zu wenig Bilder eingesetzt?2. Welche Funktionen überwiegen?3. Wo wäre es möglich gewesen, noch zusätzlich Bildmaterial einzufügen?4. Welche Bilder sind unnötig oder erschweren sogar das Verständnis?

Tipp

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VI Umgang mit Bild und Ton

2 Arbeiten mit Foto, Video und Audio

An diese lerntheoretischen Überlegungen schließen im Folgenden einige techni-sche Überlegungen zum Umgang mit visuellen und auditiven Medien an. Gerade Bilder sind nicht einfach ein unbestechliches Abbild der Realität. Die Computer-technologie erlaubt es vielmehr, diese auf vielfältige Weise zu bearbeiten.

FotoFür Präsentationen und andere Produkte empfiehlt es sich, kontinuierlich eine Bilddatenbank mit selbst produzierten Fotos und Bildern aus anderen Quellen auf-zubauen. Damit kann man auf einen eigenen Vorrat von Bildern zurückgreifen, wenn man zum Beispiel zu seinem Lieblingsthema einen Vortrag halten soll.

Die einfachste Organisationsmöglichkeit ist die Ablage im Ordnersystem des Rechners (thematisch oder zeitlich strukturierte Ordner und Unterordner). Dane-ben kann man auch externe Datenbanken für seine Bildersammlung benutzen:

• iPhoto (auf Mac-Rechnern) ist eine weitere Möglichkeit der Bilderverwaltung und Bildbearbeitung. In kurzer Zeit können auch Ton-Dia-Schauen produziert werden.

• Picasa ist eine kostenlose Software für Mac und PC, die ebenfalls Bildverwal-tung und einfache Bildbearbeitung ermöglicht. Die lokal auf dem eigenen Com-puter installierte Software Picasa kann dabei durch Webalben ergänz werden, wodurch die eigenen Bilder im Netz veröffentlicht werden können.

Picasa-Webalben

Picasa-Webalben dienen der Veröffentlichung von Bildern im Internet. Bilderalben können für bestimmte ausgewählte Personengruppen freigeschaltet werden.Picasa-Webalben verfügen über Beschriftungs- und Kategorisierungsfunktionen. Es können also auch einfache Fotoanalysen von kleineren oder größeren Bildbeständen vorgenommen werden (zum Beispiel Gruppierung nach bestimmen Kriterien).

Hinweis

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2 Arbeiten mit Foto, Video und Audio

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Ein professionelles Bildverwaltungsprogramm für Mac ist Aperture. Windows-User haben eine ganze Reihe weiterer Möglichkeiten, von ACDSee bis zur Win-dows Live Fotogalerie, die als kostenloser Dienst für die Fotoverwaltung und ein-fache Bildbearbeitung zur Microsoft-Familie gehört.

Für die Bildbearbeitung eignen sich folgende Programme:

Vorteile Nachteile

Word* (Mac und PC)

Bilder können importiert und sogar noch etwas bearbeitet werden (Helligkeit, Kon-trast, Größe, Bildausschnitte).Aus verschiedenen Bildern können ein-fache Kollagen erstellt werden.

kein eigenstän-diges Abspei-chen der Bilder möglich

Powerpoint* (Mac und PC)

s. Word s. Word

Picasa* (Mac und PC)

• Gratisprogramm• nicht nur Bildbearbeitung, sondern

auch Bildverwaltung, Ton-Dia-Schau und Collagen

Adobe Photoshop* (Mac und PC)

• komplexere bis High-End-Bildbearbei-tungsmöglichkeiten

• arbeitet mit verschiedenen Ebenen• Textverarbeitung möglich

Kaufprogramm

Aperture** (Mac)

• nicht nur Bildbearbeitung, sondern auch Bildverwaltung

Kaufprogramm

iPhoto • Bildausschnitte verändern, rote Augen korrigieren, retouchieren, Bildeffekte, Belichtungs- und Farbveränderungen

• Ton-Dia-Schau möglich• nicht nur Bildbearbeitung, sondern

auch Bildverwaltung

Gimp • Gratisprogramm• vollwertiges Grafikprogramm mit vielen

Bildbearbeitungsmöglichkeiten

IrfanView • Gratisprogramm• Bildbetrachter mit Grundfunktionen zur

Bildbearbeitung

Übersicht

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VI Umgang mit Bild und Ton

Wozu soll man ein Bild aber noch bearbeiten, wenn man es doch lediglich in einen Text oder eine Präsentation einfügt? Auch wenn man keine übertriebenen Ansprü-che an die Bildqualität hat, sind einfache Bildoptimierungen oft hilfreich:

• Ist das Bild etwas unscharf oder farbstichig geraten, so führen automatisierte Korrekturfunktionen mit wenigen Mausklicks zu einer sichtbaren Verbesserung eines Bildes.

• Rote Augen, wie sie manche Digitalkameras produzieren, können störend wir-ken. Auch dies kann mit einem Bildbearbeitungsprogramm behoben werden.

• Manchmal ist es auch sinnvoll, nur einen Ausschnitt aus einem Bild zu präsen-tieren oder das Bild zu verkleinern bzw. zu vergrößern (vgl. dazu auch die unten stehende Tabelle mit Hinweisen zur Bildgestaltung).

Vorteile Nachteile

Vorschau (Mac)** • einfache Bildbearbeitungsmöglichkei-ten (Belichtung, Sättigung, Helligkeit, Kontrast, Schärfe, Drehungen, Spiege-lungen, Bildausschnitte, Diaschaufunk-tion etc.)

Windows Bild- und Faxanzeige(PC, Windows XP)

• einfachste Bildbearbeitungsmöglich-keiten (Drehungen, Diaschaufunktion)

• nur absolute Basisfunk-tionen

* PC und Mac** Mac

Übersicht� Übersicht

Wer die kostenlose Software Gimp benutzt, der kann sich bei Fragen an das deut-sche Gimp-Forum wenden: http://www.gimpforum.de

Tipp

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2 Arbeiten mit Foto, Video und Audio

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Hinweise zum FotografierenGegenlichtaufnahmen. Dabei entstehen oft dunkle Gesichter. Hält man die Kamera zu Beginn etwas tiefer und drückt den Auslöser nur leicht, so dass die Belichtung sich einstellen kann, und richtet die Kamera dann nach oben, kann ein Foto ohne dunkle Gesichter entstehen. Dieser Vorgang funktioniert auch bei Objekten. Eine andere Möglichkeit besteht darin, sich mit der Kamera so zu platzieren, dass kein Gegenlicht entsteht.

Aufnahmen mit Blitz geben die Stimmung oft etwas unnatürlich wieder und Ge -sichter erscheinen extrem aufgehellt oder es entstehen rote Augen. Sind kleinere Objekte im Vordergrund, werden diese manchmal extrem aufgehellt, während entferntere Bildelemente dunkel bleiben.

Eine Alternative ist das Fotografieren ohne Blitz mit manuell hoch eingestellter Empfindlichkeit (400, 800 oder 1200 ASA). Bei höheren Empfindlichkeiten ist allerdings auch mit höherem Bildrauschen zu rechnen (gröbere Körnung).

Verwackeln. Um verwackelte Fotos bei schwierigen Lichtverhältnissen zu vermei-den, kann der Fotoapparat auf einer ebenen Fläche aufgelegt (waagerecht) oder an einer senkrechten Fläche angelegt (hochkant) werden. Durch Auflegen und das Fotografieren mit Selbstauslöser kann die Bewegung, die durch manuelles Auslö-sen entsteht, vermieden werden. Bei aufsteckbaren Blitzgeräten kann der Winkel so verstellt werden, dass der Blitz nicht frontal auftrifft, sondern indirekt gegen die Decke. Auch das Abmildern der Blitzwirkung durch ein Papier oder eine einge-schränkt lichtdurchlässige Folie ist möglich.

Bildkomposition. Hier ist es sinnvoll, den goldenen Schnitt zu beachten, d. h. bei-spielsweise den Horizont nicht in der Mitte, sondern bei einer Ein-Drittel- bzw. Zwei-Drittel-Position zu verorten. Bei manchen Fotokameras kann man die Linien des goldenen Schnitts als Orientierung im Sucher einstellen.

Makrofunktion. Manche Kameras erlauben Aufnahmen mit bis zu 1 cm Abstand. Mit dieser Funktion kann man ästhetisch besonders ansprechende Fotos gestalten. Die Kamera kann aber auch zu einem Notizblock- oder Kopierersatz werden. Indem man eine Buchseite, einen Busfahrplan eine Adresse oder ein Muster abfo-tografiert, kann kopieren, abschreiben oder skizzieren vermieden werden. Auch Fotohandys können diese dokumentierende Funktion erfüllen.

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VI Umgang mit Bild und Ton

Einfache Bildgestaltungselemente

Bildgestaltungs-element

Funktion/Anwendungskontext

Bildausschnitt optimieren

Die Aufmerksamkeit der Betrachtenden wird stärker gelenkt, wenn Unwichtiges am Rand entfernt wird. Die Bildbotschaft kann dadurch klarer zum Ausdruck gebracht werden.

Schärfe optimieren

Unscharfe Bilder oder Bilder, bei denen der Autofokus nur den Hintergrund fokussiert hat, profitieren von einer Opti-mierung der Schärfe.

Helligkeit und Kontrast opti mieren

Unter- oder überbelichtete Bilder können optimiert werden. Oft wirken Gesichter gleichmäßiger, wenn Helligkeit und Kontrast leicht erhöht werden.

Schwarzweiß-funktion

Teilweise wirken einfache Fotos ausdrucksvoller, wenn sie von Farbe in Schwarzweiß umgewandelt werden.Auch kleine Fehler werden in Schwarzweiß leichter toleriert. Porträts wirken oft interessanter in Schwarzweiß.

Textelemente (zum Beispiel Adobe Photoshop)

Mit der Kombination von Bild und Text können eindrück-liche Botschaften geschaffen werden (zum Beispiel Hand-outs, Visitenkarten, Flyer etc.).

Arbeit mit dem »Kopierstempel« (Adobe Photo-shop)

Kleinere Fehler und störende Objekten können mit Elemen-ten aus der Umgebung überdeckt werden. Am Ort A wer-den Pixel aufgenommen und am Ort B »aufgetragen«.

Korrektur eines schiefen Horizonts

Ein Foto mit schiefem Horizont kann gedreht und so neu ausgerichtet werden.

Bilder ver kleinern Um die Dateigröße zu verringern oder um Bilder in Internet-seiten einzubinden, kann die Bildgröße eingestellt werden (bei Photoshop wahlweise in cm oder in Pixel).Die Größe einer Bilddatei wird durch folgende Aspekte charakterisiert:• Dateigröße in Kilobyte (KB) oder Megabyte (MB),

zum Beispiel 1.7 MB• Bildgröße Höhe x Breite in Pixeln, zum Beispiel

2272 x 1704 Pixel

Überblick

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2 Arbeiten mit Foto, Video und Audio

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Video

Bildgestaltungs-element

Funktion/Anwendungskontext

• Physische Größe in Zentimetern, zum Beispiel 32,07 cm x 24,05 cm

• Auflösung in Pixeln pro Zoll bzw. pixels per inch (ppi), zum Beispiel 180

Rote Augen korrigieren

Manche Kameras haben bereits eine eingebaute Funktion für die Korrektur von roten Augen. Ansonsten ist diese Funktion auch in gängigen Bildbearbeitungsprogrammen enthalten.

� Überblick

Programme für Videoschnitt und Videobearbeitung

Vorteile Nachteile

Quicktime Pro • Videos können gekürzt werden

• Videoausschnitte können kopiert und in eine neues Quicktime-Dokument eingefügt und gespeichert werden (analog zum Arbeiten mit Word)

• keine komplexen Videoschnittmöglich keiten

MPEG-Streamclip • Videoausschnitte können erstellt werden

• keine komplexen Video-schnittmöglichkeiten

iMovie 09** • beim Kauf eines Mac dabei

• sehr einfach zu bedienen

• eingeschränkte Gestaltungsmöglich keiten für Ton

Final Cut** • komplexe Filmschnitt-möglichkeiten

• Kaufprogramm

Final Cut Express**

• komplexe Filmschnitt-möglichkeiten

• Kaufprogramm

Adobe Premiere* • relativ viele Möglichkeiten • Kaufprogramm

Überblick

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VI Umgang mit Bild und Ton

Analog zum Aufbau einer Bilddatenbank ist eine Videodatenbank zu empfehlen. Oft sind Filme aus dem Internet nur zeitlich beschränkt zugänglich. Daher ist es sinnvoll, Filme auf der Festplatte oder extern zu sichern. Sonst kann es passieren, dass man an einen Videoclip nicht mehr findet, der optimal zur Einleitung eines Vortrages gepasst hätte.

Filme können entweder über ein Kontextmenü mit einem Rechtsklick herunter-geladen oder ihre URL (zum Beispiel Youtube) kann auf http://keepvid.com für das Konvertieren und Herunterladen eingegeben werden.

Für Firefox-Nutzer ist zudem das Plug-in Download-Helper eine raffinierte Lösung: Während man im Internet surft, überprüft Download-Helper andauernd, ob auf der betreffenden Seite ein Video heruntergeladen werden kann. Ist das der Fall, wird in der Menüleiste das Icon animiert, und ein Dropdownmenü erlaubt es, die Filmdatei mit einem einfachen Klick herunterzuladen.

Eine weitere Möglichkeit ist das »Abfilmen« des Bildschirmgeschehens mit einem Screencast-Programm (zum Beispiel Camtasia). Alles was sich visuell und auditiv auf dem Bildschirm abspielt, kann letztlich auch abgespeichert werden.

Das Abfilmen per Hand vom Bildschirm mit einer Videokamera, einem Video-handy oder einer digitalen Fotokamera mit Videofunktion führt dagegen meistens nur zu unscharfen und verwackelten Ergebnissen. Ein kleines Stativ kann hier Abhilfe schaffen. Das Abfilmen ist indessen nur zu empfehlen, wenn es schnell gehen muss und eine Notlösung vertretbar ist.

Vorteile Nachteile

Pinnacle Studio*** oderMagix Video deluxe

• gute Grundausstattung • Kaufprogramm

Movie Maker (PC)

• bei PCs dabei • nur sehr einfache Funktionen stehen zur Verfügung

* PC und Mac** Mac*** PC

� Überblick

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2 Arbeiten mit Foto, Video und Audio

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Speichern von Youtube-Videos

1. Film aussuchen (zum Beispiel http://www.youtube.com).2. URL markieren und kopieren (zum Beispiel http://www.youtube.com/watch?

v=Qwkbxh-0k0w).

3. Auf http://keepvid.com gehen und die kopierte Adresse einfügen.

Anleitung

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VI Umgang mit Bild und Ton

Will man den gespeicherten Film in einen Vortrag oder eine Präsentation ein-bauen, dann möchte man oft nur einen kleinen Teil davon zeigen. Peinlich wird es, wenn der Referierende minutenlang versucht, durch Vor- und Rückspulen den richtigen Anfang zu erwischen – und dann am Schluss doch noch die Hälfte des Clips verpasst, den er eigentlich zeigen wollte. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, den Film zu schneiden und nur den Teil zu zeigen, den man in der Präsentation auch wirklich braucht. Wie man einen solchen Schnitt auf einfache Weise ausführt, zeigen wir am Beispiel des Programms Quicktime:

4. »Download« drücken.5. Unter »Download-links« »Video.mp4« speichern.

6. Datei umbenennen.

� Anleitung

Videoausschnitte mit Quicktime-Player Pro herstellen

1. Video mit Quicktime öffnen. (Das Kopieren und Einfügen von Videoausschnit-ten funktioniert analog zum Kopieren und einfügen von Text mit Word.)

Anleitung

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2 Arbeiten mit Foto, Video und Audio

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Neben dem Herunterladen und dem Abfilmen ist es von Nutzen, Videos selbst herzustellen. Videoaufnahmen können dabei verschiedene Funktionen haben:

• Mit einer Videoaufzeichnung können wichtige Ereignisse dokumentiert werden (zum Beispiel Vorträge).

• Das Video-Feedback zu einem Referat kann wichtige Informationen in Bezug auf Körpersprache und Sprechweise geben, die dann anschließend im Gruppen-gespräch ausgewertet werden.

• Ein kurzer dokumentarischer Film kann Einblick in ein Projekt oder eine Ver-anstaltung geben.

2. Mit dem Mauszeiger auf kleine Markierungssymbole klicken und den zu kopie-renden Teil markieren.

Der dunkelgraue Abschnitt bedeutet: markierter Teil. Der hellgraue Abschnitt bedeu-tet: nicht markierter Teil.

3. Mit »Bearbeiten – Kopieren« den markierten Teil kopieren.4. Neues Quicktime-Dokument öffnen: »Ablage – neuer Player«.5. Den kopierten Teil in das neue Dokument einfügen: »Bearbeiten – Einsetzten«.6. »Ablage – Sichern unter …«: Name eingeben, Speicherort auswählen, »Als

eigenständiger Film sichern« auswählen – »Sichern«.

Auch mit Virtualdub, mit MPEG Streamclip oder mit dem Windows Movie Maker kann man auf dem PC einzelne Teile eines Films ausschneiden. Alle drei sind gratis; der Movie Maker wird bei Windows mitinstalliert.

� Anleitung

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VI Umgang mit Bild und Ton

• Videoaufnahmen in Praktika können zeigen, wie Studierende in der Praxis han-deln, was dann wiederum für Feedback-Runden genutzt wird.

• Videos können auch als audiovisuelle Daten für die Auswertung im Kontext wissenschaftlicher Fragestellungen genutzt werden.

Regeln für die Herstellung von Videos

Lehr- und Lernsituationen aufnehmen

Vor der Aufnahme• Räume vorher anschauen, mögliche Stativstandorte und Kameraperspektiven

sondieren.• Bewegungen antizipieren (bleibt die vortragende Person die ganze Zeit über am

Pult stehen oder bewegt sie sich durch den Raum).• Wie soll der Ton aufgenommen werden? Wie wichtig ist eine gute Tonqualität?

Möglichkeiten: eingebautes Mikrofon, gutes externes Mikrofon, externes Mikro-fon und spezielles Ansteckfunkmikrofon für den Vortragenden, Tonangel).

• Soll mit Stativ gearbeitet werden (zum Beispiel Vortrag) oder mit Handkamera (zum Beispiel Aktionen mit Bewegung)?

• Ist es sinnvoll, mit einem Einbeinstativ zu arbeiten (Vorteil: flexiblere Übergänge von stehend zu bewegt)?

Regeln

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2 Arbeiten mit Foto, Video und Audio

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• Lichtverhältnisse optimieren (Jalousien, Lichtquellen im Raum): Personen sollten nicht gegen ein helles Fenster gefilmt werden.

• Fenster schließen (Nebengeräusche minimieren).• Überlegungen zum Bildausschnitt beim Arbeiten mit Stativ:

– nur fester Bildausschnitt ohne Zoom und Schwenks? – fester Bildausschnitt mit Zoom? – fester Bildausschnitt mit Schwenks? – fester Bildausschnitt mit Zoom und Schwenks?

• Für Schwenks sollten die Stellschrauben des Stativs so eingestellt werden, dass die Kamera horizontal und vertikal beweglich ist, jedoch nicht durch ihr Eigengewicht nach unten sinken kann.

• Sollen die agierenden Personen in bestimmten Situationen durch den Filmer inst-ruiert werden (zum Beispiel jemanden bitten, aus dem Sichtfeld zu gehen; jeman-den bitten, mit einer zu filmenden Aktion zu warten, bis die Kamera bereit ist; jemanden bitten, eine Aktion zu wiederholen) oder soll sich die filmende Person ganz zurückhalten?

• Ist es angebracht, dass Teilnehmende sich selbst dokumentieren (aus der Innen-perspektive)?

• Soll der Vortrag so gefilmt werden, dass er als Ganzes gezeigt werden kann, oder so, dass nur einzelne Sequenzen benutzt werden – oder beides? (Im zweiten Fall kann man sich schnelle Schwenks und schnelle Zooms erlauben, die später her-ausgeschnitten werden.)

• Sind beim Vortrag die Folien so wichtig, dass sie gefilmt werden müssen (zum Beispiel bei Fotos oder Schaubildern), oder dienen sie nur der Unterstützung des gesprochenen Wortes und können klein oder angeschnitten im Hintergrund blei-ben? (Wenn möglich, vorher klären bzw. Folien anschauen.) Können die Folien auch separat als PDF-Dokumente angeboten werden? Können die Folien auch als Fotos in den Film integriert werden? Sollen nur die Folien gefilmt werden ohne die Person?

• Wie mobil ist die vortragende Person? Soll die Person mit der Kamera verfolgt werden oder kann der Bildausschnitt so eingestellt werden, dass sich die Bewe-gungen innerhalb dieses Ausschnitts vollziehen?

• Welche Rolle spielt das Publikum bzw. die Zuhörenden? Sollen sie auch gefilmt werden?

Soziale und rechtliche Aspekte• Vertrauen der Gefilmten gewinnen: Projektziele erklären; wem nutzt die Auf-

nahme (zum Beispiel Optimierung von Unterricht, Werbung für Projekte, Einwer-ben von Projektmitteln); wer wird die Aufnahme später sehen; wie wird sie veröf-fentlicht; was nutzt die Aufnahme der Lehrperson/der vortragenden Person (Selbstreflexion)?

� Regeln

� Regeln

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VI Umgang mit Bild und Ton

AudioAuch selbst gemachte Audioproduktionen (zum Beispiel Umfragen, Interviews) oder Audiobeiträge aus dem Netz können in Präsentationen eingebaut werden. Viele Audiobeiträge können direkt als MP3 aus dem Netz gesichert oder als Pod-cast abonniert werden.

• Kopie der Aufnahme oder des fertigen Films anbieten.• Klären: Muss das Einverständnis der Teilnehmenden schriftlich eingeholt werden?

Welche Verwendungskontexte müssen abgeklärt werden (Nutzung im Rahmen einer Bildungseinrichtung, Veröffentlichung im Intranet, Veröffentlichung im Internet, Veröffentlichung als DVD)?

• Bei Minderjährigen: Einverständnis der Eltern schriftlich einholen.• Klären: Gibt es Personen, die nicht gefilmt werden dürfen?

Nachproduktion• Soll das Material geschnitten werden?• Welches Schnittprogramm ist geeignet?• Soll es eine Kommentarstimme geben, die das Publikum durch den Film führt,

oder sollen die Aufnahmen für sich sprechen können?• Soll es erklärende Zwischenüberschriften geben, die Orte, Situationen und Kon-

texte deutlich machen?• Welche Informationen sollen im Vorspann enthalten sein (beteiligte Institutionen,

Sponsoren, Veranstalter, Film, Schnitt)?• Welche Informationen sollen im Abspann enthalten sein?• Soll es Hintergrundmusik geben? Welche Musik kann aus rechtlicher Perspektive

verwendet werden?• Sollen Fakten, Stimmungen oder Atmosphärisches im Vordergrund stehen?• An wen richtet sich der Film, wer ist die Zielgruppe?• Welche Botschaften bzw. Lesarten sollen vermittelt werden (Stichwort »Leserlen-

kung«)?• Wie können die Botschaften zum Ausdruck gebracht werden?

� Regeln

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2 Arbeiten mit Foto, Video und Audio

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Für Audio eignen sich folgende Programme:

Vorteile Nachteile

Audacity (Mac und PC)

• Gratisprogramm• grundlegende Audio-

bearbeitung• Effekte

• nicht immer 100 % stabil

Garage Band (Mac)

• beim Kauf eines Mac dabei

iTunes • Musik- und Audioverwaltung• Recherche und Abonnement

von Podcasts• Abspielplattform

(zum Beispiel für Partys)• CDs auf Computer über-

tragen• CDs brennen• MP3 kaufen

• Dateien werden automatisch gespeichert, ohne dass der Nutzer nach dem Speicherort gefragt wird.

Zumindest ein PC legt diese immer im gleichen Ordner ab, so dass sie nicht verloren sind:C:\Dokumente und Einstellungen\All Users\DokumenteoderC:\Dokumente und Einstellungen\NutzerXY\Eigene Dateien

Mit iTunes kann man Musik- und Audiodateien verwalten und sogenannte Pod-casts abonnieren. Der Begriff Podcast verbindet die Worte iPod (populärer MP3-Player) und Broadcasting (Audio oder Video senden) und bezeichnet die Praxis im Internet, Audiobeiträge zu veröffentlichen, dass sie abonniert werden können. Ein Abonnement wird über einen sogenannten Podcatcher eingerichtet, iTunes ist einer der populärsten Podcatcher. Ein Podcast ist eine Serie von Beiträgen, Podcas-tepisode bezeichnet einen einzelnen Beitrag.

»Enhanced Podcasts« sind Audiobeiträge, die auch visuelles Material enthalten.Der Vorteil von Podcasting ist, dass Zuhörende nicht an eine bestimmte Sende-

zeit gebunden sind, sondern einen Beitrag wann immer und wo immer sie wollen hören können. Auch können Audiobeiträge heruntergeladen und für Referate benutzt werden. Folgende Anwendungspraktiken lassen sich unterscheiden:

• Ein Radiosender bietet seine Sendungen als Podcast an (zum Beispiel »Der wöchentliche Film-Podcast« vom Schweizer Radio DRS).

• Eine Einzelperson veröffentlicht regelmäßig Audiobeiträge (zum Beispiel »Schlaflos in München« von Annik Rubens).

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VI Umgang mit Bild und Ton

• Eine Vorlesung an einer Universität wird als Podcast angeboten (zum Beispiel http://www.podcampus.de).

• Begleitend zu einer Vorlesung wird ein Podcast angeboten (zum Beispiel http://medienpaedagogik.phil.uni-augsburg.de/podcast).

Für Hochschulen ergeben sich zum Beispiel folgende Möglichkeiten:

• Eine Seminargruppe produziert immer wieder Audiobeiträge (zum Beispiel Referate, Umfragen, Interviews, Audiokollagen) und bietet sie allen beteiligten Kolleginnen in einem Fachbereich oder Studiengebiet als Podcast an.

• Eine Gruppe bietet anstelle eines Schulradios/Uniradios einen Schulpodcast/Unipodcast an.

• Dozierende nutzen Podcasts für den Unterricht/die Lehre (zum Beispiel Studie-rende hören einen Podcastbeitrag als Vorbereitung für die kommende Sitzung, vgl. http://tinyurl.com/32bwkq2).

• Abwesende Studierende können über Podcasts das Versäumte nachholen bzw. das im Kurs Behandelte kann wiederholt werden.

• An der Stelle eines Skripts werden die Vorlesungen aufgenommen und an die Studierenden verteilt.

Links und Literaturtipps für angehende Lehrer(innen) und Referendare

Ausführliche Linksammlung zu Podcasting in Bildungskontexten (hier vor allem auch für die Volksschule) von Thomas Stierli http://wiki.bullino.ch/Links/PodcastInEducation

Podcasts produzieren im Unterricht (http://tinyurl.com/3xcnu7l)7 things you should know about podcasting http://www.educause.edu/ir/library/

pdf/ELI7003.pdfeTwinning – Interkulturelle Kommunikation zwischen Schulen)

http://www.etwinning.de/index.phpDorok, Sebastian J.: Podcasting im Unterricht 2006 (http://tinyurl.com/2wtn2y7)Fraefel, Jürg & Holzwarth, Peter: Unsere Klasse spricht viele Sprachen! Pädagogische

Verortung. In: klipp & klang radiokurse (Hg.): Unsere Klasse spricht viele Spra-chen! Zürich: klipp & klang radiokurse 2007, S. 5–10 (http://klippklang.ch)

Rubens, Annik: Podcasting. Das Buch zum Audiobloggen. Köln: O’Reilly 2006School’s Out!-Radio (Hg.): 3, 2, 1 on Air! Ein Handbuch für junge RadiomacherIn-

nen. München 2006

Überblick

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2 Arbeiten mit Foto, Video und Audio

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VII Social Web: E-Mail, Web 2.0

1 E-Mails2 Facebook – die weltweit größte Social Community3 Twittern – nur ein Gag?4 Meine Professorinnen und Professoren bewerten

Sie sind sicher Mitglied bei mindestens einer Social Community. Die Nutzung von Onlinenetzwerken wie StudiVZ, Facebook oder Twitter gehört bei Studierenden genauso dazu wie die Immatrikulation an der Hochschule. In diesem Kapitel geht es um die Frage, was die digitalen Medien für die Kommunikation im Rahmen des Studiums bedeuten:• Was muss man zum E-Mail-Verkehr an der Hochschule wissen?• Welches sind die goldenen Regeln eines E-Mail-»Knigges«?• Was bedeuten Communitys wie Facebook für das Studium?• Worauf muss man bei der Nutzung von Facebook oder StudiVZ achten?• Bringt Twitter auch etwas für das Studium?• Was ist von Portalen zur Bewertung von Professoren oder Lehrkräften zu halten?

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VII Social Web: E-Mail, Web 2.0

In diesem Kapitel geht es um die vielfältigen Kontakte, die man heute über das Internet aufnimmt und dann oft ausschließlich über dieses Medium pflegt. Kürz-lich hat der Spiegel geschrieben, dass auf Plattformen wie Facebook und Twitter vierundzwanzig Stunden am Tag geplaudert wird. Manchmal sei dies asynchron (etwa auf Facebook), manchmal auch nahezu in Echtzeit. Das sei so, wie wenn die Teilnehmer des Gespräches gerade gemeinsam am Tisch säßen oder zusammen im Aufzug stünden (Spiegel vom 22.10.2009: http://tinyurl.com/36q7yrq). Über diese neuen und schnellen Kommunikationsmedien verbreiten sich Gerüchte, Belang-loses, Unnötiges, aber auch Wichtiges über den Globus. Doch wie soll man dieses dauernde Rauschen von Informationen bewerten?

Was im Mittelalter noch Wochen oder Monate dauerte, nämlich bis ein Ausrufer die neuesten Meldungen aus der großen weiten Welt zum Marktplatz brachte, geht heute blitzschnell: Durch »Kaskaden des Weitererzählens« – so der Spiegel – kursie-ren Informationen umso schneller, je mehr Menschen sie weitergeben – das nennt die Twitter-Gemeinde »retweeten«. So geschah es etwa beim Tod von Michael Jack-son. Für Menschen, die gut in Social Communitys integriert sind, heißt das Motto: »The News will find me.« Dabei wäre es allerdings falsch, das alles als oberfläch-lichen Hype abzutun, der ohnehin gleich wieder abflaut. Mit Köpfchen genutzt, kann ein Medium wie Twitter auch dann sinnvoll sein, wenn die Kurzkommunika-tion wie bei SMS auf hundertvierzig Zeichen beschränkt ist. In diesem Kapitel sol-len die Social Communitys untersucht und vertieft behandelt werden.

Erst aber geht es um ein viel konventionelleres Medium, das meist nicht dem später entstandenen Web 2.0 zugeordnet wird – um die E-Mails. Denn Mailen gehört zu den ersten sozialen Anwendungen, die mit dem Internet möglich wur-den. Anstatt Briefe zu schreiben, begann man in den 1990er-Jahren, sich Nach-richten über den elektronischen Kanal zuzusenden. Das Mailen ist mittlerweile so selbstverständlich geworden, dass man sich jene Zeiten kaum mehr vorstellen kann, in denen uns die herkömmliche Postzustellung, die uns heute zuweilen als Schneckenpost (snail mail) vorkommt, das Maß aller Dinge war.

Zu Beginn gehen wir erst auf einige Aspekte des Mailverkehrs ein und zeigen damit, wie E-Mails die Kommunikation vereinfachen, auf der anderen Seite aber nicht immer sinnvoll und effizient genutzt werden. Dann aber wendet sich dieses Kapitel dem Web 2.0 im engeren Sinne zu und geht auf Social Communitys wie StudiVZ, Facebok oder Twitter ein, die seit Mitte dieses Jahrzehnts Furore machen. Studierende ohne Zugang zu solchen Communitys gibt es bald nicht mehr; das eigene »Profil« gehört zum Studium wie ein Bibliotheksausweis oder der Studie-rendenausweis.

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1 E-Mails

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1 E-Mails

Dass der frühere Brief heute immer häufiger durch E-Mails ersetzt wird, belegt das Beispiel der guten alten Post. Nach Jürgen Gerdes, dem Vorstandsmitglied der Deutschen Post, geht das Briefvolumen Jahr für Jahr um 2 Prozent zurück. Dafür steigt der elektronische Briefverkehr laufend an. Während es früher etwas Über-windung und viel Zeit brauchte, um einen formellen Brief zu verfassen, schickt man heute rasch und formlos eine Mail, wenn man mit jemandem Kontakt auf-nehmen möchte. Liebesbriefe und Feriengrüße verschickt man ebenso elektro-nisch auf dem Computer wie Bewerbungen, Formulare, die Anmeldung für eine Prüfung etc. Wo es noch schneller geht, kommuniziert man mittels SMS und fügt noch gleich ein mit dem Handy geknipstes Foto dazu: »Ich stehe gerade auf dem Berggipfel, wie gefällt dir das Foto?«

Da E-Mails formlos und schnell geschrieben sind, kann schnell etwas passieren. Unüberlegte E-Mails haben schon Freundschaften zerstört und lebenslange Feind-schaften zur Folge gehabt. Mindestens verursachen irrtümlicherweise versandte E-Mails häufig ernste Probleme. Besonders gravierend ist es, wenn der heiße Lie-besbrief an die Mitarbeiterin mit einem falschen Klick an alle Angehörigen eines Betriebs geht.

Aber auch Studierende sollten sich überlegen, wem sie was in welcher Form schreiben. Das beginnt schon damit, dass Professoren und Assistenten weder Freude noch Zeit haben, wenn sie durch Mails von Studierenden eingedeckt wer-den. Man sollte deshalb nur in dringenden und begründeten Fällen per E-Mail Kontakt zu diesem Personenkreis aufnehmen. Und wenn es denn schon sein muss, ist auch auf die Form zu achten. So hat sich ein Professor im Spiegel unter dem Titel »Hallöchen, Herr Professor!« bitter über die E-Mails beklagt, die er von Studierenden erhielt. Es heißt in diesem Artikel:

Was läuft hier schief? Der lockere Ton von E-Mails wird hier auf eine Anfrage bezogen, die von den Umständen her auf eine förmliche Situation bezogen ist.

Dass ich der Studentin auf keinen Fall weitergeholfen habe, versteht sich von selbst. Daher meine Antwort: ›Hallöchen zurück, ich fand dein mailchen so süss und schnu-ckelig, echt super, dass Sie mir so klasse schreiben. Bei uns am Fachbereichchen sind auch keine Plätze mehr frei L L L Sorry, yours sincerely.‹«

Quelle: Spiegel, 12.7.2006: http://tinyurl.com/np2cr).

Beispiel

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VII Social Web: E-Mail, Web 2.0

Auch wenn sich Professoren heute nicht mehr steif wie vor sechzig Jahren gebär-den, kann man die Distanz nicht einfach per E-Mail überspringen. Kein Wunder also, wenn eine Mail wie die obige den Adressaten irritiert. Bei E-Mails, in denen man seinen Professor, ein Universitätssekretariat etc. in der beruflichen Funktion anschreibt, sollte die Gestaltung jener eines förmlichen Briefes mit höflicher Anrede und ausgeschriebener Grußformel nachempfunden sein. Eine Mail an Freunde und Bekannte hat einen anderen Tonfall, diese Unterschiede von Nähe und Distanz sollte man kennen.

Die 10 goldenen Regeln des E-Mail-Knigge

1. E-Mails sind ein schnelles Kommunikationsmittel. Es wird erwartet, dass man rasch und knapp reagiert.

2. Vorsicht, wem man alles die E-Mail zur Kenntnisnahme (CC) schickt! Bei der täglichen E-Mail-Flut kann man die Adressaten mit x-beliebigen Mails verär-gern, wenn sie sie nicht wirklich betrifft.

3. In der Betreffzeile sollte mit einem treffenden Stichwort angegeben werden, worum es geht.

4. Auch in E-Mails werden höfliche, vollständige Anreden formuliert, wie wir sie aus der Briefkorrespondenz kennen.

5. Der Stil von Mails ist an die Adressaten und an den Zweck des Schreibens anzu-passen.

6. Das Wichtigste sollte zuerst kommen. So weiß der Leser gleich, worum es geht.7. Eine sorgfältige Rechtschreibung betont die Ernsthaftigkeit des eigenen Anlie-

gens.8. Eine Unterschrift mit Klarnamen und möglichst eine Signatur gehören zu einer

E-Mail. 9. Anhänge mit unverhältnismäßig großen Datenmengen (mehrere Megabyte)

sind nur dann angebracht, wenn sie unentbehrlich oder vom Empfänger nach vorheriger Absprache gewünscht sind.

10. Auch für E-Mails gilt die Netiquette: Beschimpfungen und Beleidigungen sind nicht am Platz. Manchen hat es schon gereut, wenn er sich seinen Frust vom Herzen schrieb und dann gleich »Senden« drückte.

Überblick

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2 Facebook

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Soziale Kontakte und Freundschaften sind wichtige Faktoren für ein erfolgreiches Studium. Zwar hat dieses Kapitel nur indirekt mit »Lernhilfen« zu tun. Doch wenn es mit den Kommilitonen klappt und die Beheimatung im studentischen Milieu gelungen ist, fällt vieles leichter. So hat man auch Ansprechpersonen gefunden, wenn man etwas wissen muss oder in einer Vorlesung den Kern der Sache nicht begriffen hat.Immer häufiger werden soziale Netzwerke wie Facebook zur eigentlichen Schalt-zentrale im Internet: Von hier aus vernetzt man sich mit Freunden, Kollegen und Mitstudierenden. Wie es ein 2010 erschienener Artikel in der Computerzeitschrift c’t formuliert: Auf der Facebook-Startseite gibt es immer etwas zu tun: »Kontakte wollen geknüpft, die Meldungen der Freunde gelesen, Bilder angesehen und kom-mentiert, der Farm-Villa-Bauernhof gepflegt und die Mafia-Wars-Ge schäfte erle-digt werden« (c’t, 15.3.2010, S. 105). Immer häufiger werden über Facebook Links auf andere Websites verbreitet, so dass die persönliche Startseite eine laufend aktu-

Facebook – die weltweit größte Social Community

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alisierte Vorauswahl von Empfehlungen aus dem persönlichen Freundes- und Kol-legenkreis umfasst. So wird die Facebook-Timeline zur individuell wichtigsten Informationsquelle im Netz. Sie umfasst Statusmeldungen und neue Bilder aus dem Freundeskreis und befriedigt den Informationshunger von »Wichtig« bis »Tratsch und Klatsch«.

Es gibt heute kaum mehr Studierende, die sich nicht an Social-Network-Platt-formen wie Facebook, StudiVZ oder Myspace angedockt haben. Nachdem in den letzten Jahren in Deutschland StudiVZ, SchülerVZ und MeinVZ am bekanntesten waren, holt in letzter Zeit Facebook, das weltweit größte Netz, auch hierzulande auf – mit geschätzten 12 Millionen Mitgliedern in Deutschland. In der Schweiz ist seit Beginn ganz klar Facebook der führende Anbieter. Daneben gibt es aber auch das stärker auf Musik bezogene Netzwerk Myspace, das Businessnetzwerk Xing, wer-kennt-wen oder lokale Netzwerke wie lokalisten.de (München).

Facebook ist unter diesen Netzwerken auch deshalb so beliebt, weil es auf einer offenen Struktur beruht, so dass es vielfältige Funktionen bietet bis hin zu Fremdan-wendungen, die Drittanbieter innerhalb von Facebook veröffentlichen.

Bei der Nutzung von Facebook ist vor allem die Frage nach der Privatheit sehr umstritten: Gibt man nicht viel zu viel von sich preis? Sollte das Profil wirklich für die Öffentlichkeit einsehbar sein? Das geht bis hin zur Frage, ob nicht auch Arbeitgeber »facebooken« und bei Bewerbungen sich die Profile der Bewer -ber(innen) in Facebook ansehen sollten (wenn Personalverantwortliche das nicht jetzt schon tun).

Nun sollen nicht einfach Ängste geschürt werden. So betont auch die Compu-terzeitschrift c’t, dass es kein Patentrezept im Umgang mit den eigenen Daten gibt. So gibt es Studierende, die einen geschlossenen Freundeskreis bevorzugen, wo sie sich dann eher offenbaren. Andere sehen Facebook als die große Bühne für sich, auf der sie allen mitteilen, wie toll der Sonnenaufgang in der Karibik war.

»Eingestellte Infos sind wie Tattoos – einmal gemacht, sind sie nicht mehr so leicht loszuwerden«, warnt Karriereberater Dieter Schmich vom Bewerbungs-Center Schwetzingen auf der Website »monster.de«: »Also nur solche Informationen ein-stellen, die im schlechtesten Fall ›für immer‹ im Internet kursieren dürfen. Also nicht zu privat, kein salopper oder gar unseriöser Stil. Mit Bildern sehr geizig umgehen – am Besten gar keine Privatfotos«

(vgl. http:// berufsstart.monster.de/18458_de-DE_p1.asp).

Tipp

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Funktionen von Facebook

• Sich anhand einer Profilseite mit einem Foto und Informationen vorstellen (zum Beispiel Land, E-Mail-Adresse, Interessen und Vorlieben, berufliche Informationen etc.).

• Menschen suchen und finden, die man aus den Augen verloren hat (zum Beispiel alte Mitbewohner von Wohngemeinschaften oder Alumni).

• Mit Menschen in Kontakt bleiben, die man gerade erst kennen gelernt hat (zum Beispiel Leute aus dem Land, in dem man einen Erasmus-Austausch gemacht hat oder andere Erasmus-Studenten).

• Sich finden lassen.• Kleinanzeigen auf einen Marktplatz aufgeben und einsehen.• Fotos für Freunde und Bekannten hochladen (Fotos können von anderen kom-

mentiert werden).• Aktuelle Stimmungen, Themen oder Anliegen im Stil von »Twitter« an Freunde

kommunizieren (Antwort auf »What’s on your mind?«).• Links, Fotos und Videos an Freunde kommunizieren.• Auf der Seite von Freunden öffentlich sichtbare Kommentare und Nachrichten hin-

terlassen.• Persönliche Nachrichten schreiben.• Mit Freunden, die online sind, chatten.• Freunde auf sich aufmerksam machen durch die »Poke«-Funktion (»anstubsen«).• Freunde zu Gruppen und Events eingeladen.• Youtube-Videos für Freunde zur Verfügung stellen und kommentieren lassen.• Quizprogramme, Spiele, Kommunikationsanwendungen und Spaßprogramme in

Facebook integrieren und nutzen (zum Beispiel R. took the How Old Do You Act? quiz and got the result: 21 …).

• Sich über Aktivitäten der Freunde auf Facebook informieren (zum Beispiel durch neue Pinnwandeinträge auf den Profilseiten von Freunden).

• Eigene Fotos von Freunden hochladen und »taggen«, d. h. sie mit den Namen der entprechenden Freunde versehen und sie ihnen so zukommen lassen (Facebook-Nutzer bekommen das Bild auf ihre Profilseite gepostet, Gäste bekommen einen Hinweis per E-Mail, wenn eine eingetragen wurde).

• Mitglied von Gruppen werden und sich mit Gleichgesinnten austauschen (zum Beispiel »Visual Anthropology Facebook Club«).

• Freunden entgeltliche kleine visuelle Geschenke machen (zum Beispiel Goldfisch, Blumen).

Die Funktionen können teilweise auch von einem Mobiltelefon abgerufen werden.

Überblick

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VII Social Web: E-Mail, Web 2.0

Das Entscheidende ist, dass das bewusste Verhaltensweisen sind, was unliebsame Überraschungen verhindert. Bei Facebook gibt es eine ganze Reihe von optionalen Einstellungsmöglichkeiten. Ein verstecktes Häkchen kann dabei große Auswirkun-gen haben. Folgende Fragen sind deshalb in diesem Zusammenhang zu bedenken:

• Welche Bild- und Textinformationen sind adäquat für eine semiöffentliche Plattform wie Facebook?

• Welche Privacy-Einstellungen sind mir wichtig?  – In Facebook kann bis zu einem gewissen Grad selbst entschieden werden, was möglich ist und was nicht. Die Einstellungen zur Privatsphäre finden sich unter dem Menüpunkt: Konto > Privatsphäre-Einstellungen und erlauben es, die Zugriffsmöglichkeit auf den eigenen Account differenziert einzustellen.

• Wo ist die Grenze zwischen medialer Inszenierung von Freundschaft und Show bzw. Angeberei?

• Wie stehe ich dazu, dass meine Daten eventuell vom Anbieter genutzt werden (zum Beispiel personalisierte Werbung)?

Fotos an Freunde verschicken

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Sophos, eine Firma, die auf Internet Security spezialisiert ist, gibt Facebook-Ein-steigern folgende Tipps:

Der Schwerpunkt des sozialen Netzwerks Xing liegt auf Beruf und Karriere. Schon bei der Profilmaske, welche der Einsteiger ausfüllt, hat man anzugeben: »Berufser-fahrung«, »Ausbildung«, »Was suche ich« und »Was biete ich«. In den Foren dreht es sich vor allem um Praktika, Ausbildung und Themen wie »Marketing und Wirt-schaft«. Im Gegensatz zu anderen sozialen Netzwerken liegt das Durchschnittsal-ter bei Xing deutlich höher, angefangen bei der vorgeschriebenen Volljährigkeit.

Wie stark Xing aufs Business ausgerichtet ist, verdeutlicht der kurze Erfahrungs-bericht eines Mitglieds: »Der Hauptvorteil ist, dass man Leute, die man mal besser kennen gelernt hat, adden kann und deren Werdegang längerfristig verfolgen kann. Wenn man dann mal was Konkretes sucht, dann kann man gucken, ob man in dem Bereich schon jemanden als Kontakt hat. Teilweise sprechen einen auch Personalvermittler über Xing an, wobei es dafür bessere Möglichkeiten gibt« (http://tinyurl.com/24w7fnd).

»Wählen Sie Ihre Freunde sorgfältig aus

Wenn Sie eine Person als Freund akzeptieren, hat diese Zugriff auf Ihre für Freunde freigegebenen persönlichen Informationen (einschließlich Fotos). Falls Ihnen be -stimmte Personen verdächtig erscheinen, können Sie diese wieder aus Ihrem Freun-deskreis entfernen.

Eingeschränkte Profile für ›limited friends‹ (Freunde mit eingeschränkten Rechten)Sie können Personen eingeschränkte Rechte erteilen, sodass diese nur Zugriff auf eine gekürzte Version Ihres Profils erhalten. Dies ist für Kontakte nützlich, mit denen Sie noch nicht vertraut sind und denen Sie daher nicht alle Zugriffsrechte eines Freundes geben möchten, oder für Personen, mit denen Sie keine persönlichen Informationen teilen möchten.

Deaktivieren Sie zunächst alle Optionen und bearbeiten Sie anschließend eine nach der anderenÜberlegen Sie, wie Sie Facebook verwenden möchten. Möchten Sie lediglich in Kon-takt bleiben und mit anderen Menschen kommunizieren, sollten Sie besser auf die zahlreichen Extras verzichten. Anstatt zu Anfang alle verfügbaren Optionen freizu-geben, empfiehlt es sich, eine Option so lange deaktiviert zu lassen, bis Sie sich entschieden haben, ob Sie diese nutzen möchten und benötigen.«

Quelle: http://www.sophos.ch/security/best-practice/facebook/

Tipps

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3 Twittern – nur ein Gag?

Twittern ist im Grunde ähnlich wie das Verschicken von SMS – eine Art von Kurz-mitteilungen, die höchstens hundertvierzig Zeichen umfassen dürfen. Während SMS allerdings privat sind, »zwitschert« man öffentlich im Rahmen einer Com-munity.

Die abgebildete Grafik zeigt, worauf der Anbieter abzielt: auf den Austausch von schnellen und häufigen Antworten auf Fragen, was man gerade tut bzw. was einen beschäftigt. Twittern wird oft auch als »Micro-Blogging« bezeichnet, weil auch hier persönliche, allerdings lapidare Tagebücher entstehen. Der folgende Aus-schnitt aus Wikipedia hält die wichtigsten Begriffe und Funktionalitäten fest, die mit dem Twittern verbunden sind (besucht am 26.7.2009):

»Die Beiträge auf Twitter werden als ›Tweets‹ (englisch: to tweet = zwitschern) oder ›Updates‹ bezeichnet. Das soziale Netzwerk beruht darauf, dass man die Nachrichten anderer Benutzer abonnieren kann. Die Leser eines Autors werden als ›Follower‹ (englisch: to follow  =  folgen) bezeichnet. Die Beiträge der Personen, denen man folgt, werden in einem Log, einer abwärts chronologisch sortierten Liste von Einträgen dargestellt.«

Oder soll es Xing sein?

Das Portal von Xing

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3 Twittern – nur ein Gag?

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Die Frage stellt sich in diesem Zusammenhang, was denn das Twittern für das Studium bringt – außer dem Totschlagen von kostbarer Zeit und dem »Gewinn« von Informationen wie »Bin gerade am Kaffeetrinken« oder »In der Mensa der TU Berlin gibt’s Erbseneintopf – bei 30 Grad im Schatten«. Auf solche Kritiken ant-wortet Danyo, ein Journalistikstudent, in seinem Blog:

»Von Twitter erwarte ich neben dem weniger wichtigen ›Informationsrauschen‹ Infor-mationen mit Mehrwert. Als Twitternutzer hat man es selbst in der Hand, wen man sich ins Boot holt – also wem man folgt (followed). Das heißt, wessen verbale Ergüsse mich nicht interessieren, dem folge ich einfach nicht – somit generiere ich auf mich abgestim-mten Nutzwert. Und ich muss sagen – Twitter ist wirklich eine Trendmaschine und für eine positive Onlinereputation sehr nützlich« (http://danyo-is-an-oj.blogspot.com).

Twitter ist blitzschnell, wenn es um das Verbreiten von neuen Nachrichten geht. Nachrichten werden durch diesen Kanal viel schneller verbreitet als über Zeitun-gen oder Blogs. Und wenn man den richtigen Personen folgt, hat man schnell ein Netzwerk zusammen, von welchen man immer wieder interessante Tipps zum Nachschauen und Lesen erhält.

Die Anmeldungsseite von Twitter

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VII Social Web: E-Mail, Web 2.0

Eine Umfrage an hundertfünfundsechzig Twitter-Nutzerinnen und -Nutzer in Deutschland, die 2009 in einer unveröffentlichten Studie an einem unserer Semi-nare an der Universität Kassel durchgeführt wurde, zeigt, zu welchem Themen man sich über Twitter austauscht:

Themen, über die ich twittere

Politik 35,7 %

Forschung 15,4 %

Nachrichten 50,0 %

Kultur 47,0 %

Sport 9,6 %

Unterhaltung 68,3 %

Persönliches 83,3 %

Beratung/Tipps 43,4 %

Deutlich wird, dass Unterhaltendes und Persönliches im Vordergrund stehen und dann Nachrichten, kulturelle Informationen und Beratung/Tipps folgen. Die Nut-zung erscheint relativ gemischt. Innerhalb der persönlichen Mitteilungen kann durchaus auch Platz für studienspezifische Inhalte sein.

Was Twitter dabei leistet, ist die Vermittlung von Orientierungswissen. So kann es hilfreich sein, wenn man erfährt, welches Buch die Kollegin X in der Biblio-thek Y zu einem Thema Z ausgewählt hat oder dass sie darin zu einem Kapitel große Einwände hat. Oder man kann Fragen stellen wie: »War schon mal jemand in http://hashtags.org/tag/Sofia Sofia? Und hat da evtl. ein Auslandssemester gemacht?« Aus der Community erhält man dann sehr schnell Hinweise, Tipps und weitere Antworten. Danyo zieht zu Twitter folgendes Fazit: »Twitter bietet die Möglichkeit, schnell und präzise die neuesten Informationen auszutauschen. Es ersetzt keine Blogbeiträge, ist aber ein zusätzlicher Ausspielkanal für Informatio-nen mit Mehrwert. Interessante Linktipps, die für einen Blogeintrag nicht ausrei-chend wären, finden hier beispielsweise ihren Platz.«

Es ist nicht verwunderlich, dass gerade beim Austausch von News Twitter gegenüber anderen Kommunikationsmitteln in den letzten Monaten verstärkt in den Vordergrund gerückt ist. Neue politische Entwicklungen, persönliche Eindrü-cke von Aufruhr und Gewalt in einem Land, Hinweise auf überraschende Ereig-nisse und aktuelle Trends können rasch und unkompliziert über Twitter verbreitet werden. Auch die Rubrik Campus der Neuen Zürcher Zeitung oder Hochschulen

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4 Meine Professorinnen und Professoren bewerten

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wie die Technische Universität Dortmund überlegen sich, in ihrem Kommunika-tionskonzept das »Zwitschern« zu nutzen: So heißt es in einem Artikel in Der Wes-ten (dem Portal der WAZ Mediengruppe):

»Was früher die Spatzen von den Dächern pfiffen, wird heute getwittert. Auch die TU vermittelt nicht nur tiefe wissenschaftliche Erkenntnisse, sondern twittert munter kurze Nachrichten an Studenten und andere Interessierte. Twittern (Zwitschern), das bedeu-tet, kurze Nachrichten – genannt Tweets – per E-Mail, Handy oder mobilem Internet zu verschicken. Empfänger, sogenannte Follower, bekommen die Nachricht auf Computer oder Handy« (http://tinyurl.com/cygc2k).

Diese Beschreibung des Kommunizierens mit Twitter zeigt das Wesentliche: Twit-ter läuft den ganzen Tag nebenbei mit  – wobei viele Nutzer berichten, dass sie mehrmals am Tag die neusten Meldungen abfragen und eigene kurze Beiträge ver-fassen. In unserer Kasseler Untersuchung waren es 81,4 Prozent (siehe untenste-hende Abbildung).

Der Austausch von Meldungen mit Twitter scheint zwar eher oberflächlich und flüchtig. Dennoch halten die Befragten fest, dass die Glaubwürdigkeit der gewitter-ten Nachrichten recht hoch gewichtet wird. Eine nächste Abbildung aus unserer Untersuchung zeigt, dass Twitter-Meldungen gegenüber privatem Fernsehen, Magazinen und Tageszeitungen als eher glaubwürdiger eingeschätzt werden. Die oberen beiden Balken (mehr oder gleichermaßen glaubhaft) belegen dies ein-drücklich. Diese hohe Glaubwürdigkeit dürfte mit der Authentizität zusammen-hängen, welche Twitter zugeschrieben wird. Bei Ereignissen wie den Protesten im Iran gegen die Wahlen im Jahr 2009 nehmen die Befragten an, dass die »Twitterer« auf diese Weise in aller Kürze mitteilen, was sie gerade vor Ort erleben.

Problematisch ist ein solches Medium aber dort, wo es nicht um kurze Mittei-lungen, sondern um die vertiefte Reflexion oder die Vermittlung von Hintergrund-informationen geht. Solche Informationen können kaum in 140-Buchstaben-Schnippseln abgehandelt werden.

4 Meine Professorinnen und Professoren bewerten

Bis in die überregionale Presse hinein haben Portale große Beachtung gefunden, auf denen man Lehrerinnen und Lehrer oder seine Professoren bewerten kann. Nach den Betreibern von meinprof.de macht diese Website die Qualität der deut-schen Hochschullehre öffentlich. Seit dem Start vor mehr als drei Jahren, so die

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Wie häufig Tweets gelesen werden

Ich lese die Tweets meiner Freunde ...

1mal am Tag

mehrmals amTag

2–3mal die Woche

1mal die Woche

weniger

0 20 40 60 80

Wie glaubhaft sind die Inhalte von Twitter im Vergleich zu ...100

80

60

40

20

0öffentlich

rechtlichemFernsehen

privatemFernsehen

Magazinen Tageszeitungen

mehr glaubhaft

gleichermaßen glaubhaft

weniger glaubhaft

Die Glaubwürdigkeit von Twitter

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4 Meine Professorinnen und Professoren bewerten

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Verlautbarung im Juli 2009, haben deutsche Studierende bereits mehr als 350.000 Bewertungen für über 88.000 Kurse von rund 42.000 Dozenten abgegeben. Hinzu-zufügen wäre noch, dass nicht nur Studierende, sondern auch Schülerinnen und Schüler ihre Pauker bewerten können – dies auf der Seite spickmich.de. Im Tages-spiegel wird spickmich.de wie folgt charakterisiert:

»Spickmich ist eigentlich kein Forum zur Lehrerverunglimpfung. Die Nutzer können hier Fotos und Musik hochladen und mit Freunden chatten. Insofern unterscheidet sich die Seite wenig von dem ebenfalls beliebten Portal SchülerVZ. Auf Spickmich gibt es außerdem einen Flirtcheck, ›Spickmich-Dollars‹, mit denen man virtuelle Käufe tätigen kann, und Selbsttests für Fragen wie: ›Bin ich sexy?‹ Die eigene Schule kann nach Kriterien wie ›Lehrerqualität‹ und ›Mitbestimmung‹, aber auch nach Spaßkategorien wie etwa einem ›Alk-Faktor‹ bewertet werden. Lehrer werden grundsätzlich mit Unter-richtsfach und Namen genannt. Sie erhalten Noten von 1 bis 6 für ›guten Unterricht‹ und ›faire Prüfungen‹, aber auch für Kategorien wie ›cool und witzig‹ oder ›beliebt‹. Knapp 449.000 Lehrer haben nach Angaben der Betreiber bereits über 27 Millionen Bewertungen bekommen. Welcher Schüler welche Note vergeben hat, bleibt anonym« (Tagesspiegel vom 23.6.2009).

Eine Deutschlehrerin aus Nordrhein-Westfalen hatte allerdings diese Form der Bewertung und die an sie vergebene Note von 4,3 weder witzig noch lustig gefun-den. Sie klagte bis zum Bundesgerichtshof darauf, dass alle Angaben zu ihrer Per-son gelöscht werden. Allerdings ohne Erfolg. Vielmehr erlaubt der Bundesge-richtshof (BGH) die Benotung von Lehrern im Internetforum (vgl. Aktenzeichen: VI ZR 196/08). Das Recht der Schüler und anderer Nutzer auf Meinungsaustausch und freie Kommunikation überwiege das Recht der klagenden Lehrerin auf infor-mationelle Selbstbestimmung, hieß es in dem in Karlsruhe verkündeten Urteil. Insbesondere gelte dies bei »Meinungsäußerungen«, welche die berufliche Tätig-keit der Klägerin betreffen. In solchen Fällen hat der Einzelne nicht den gleichen Schutz wie bei einem Eingriff in die Privatsphäre. Die von den Schülern abgegebe-nen Bewertungen seien »weder schmähend noch der Form nach beleidigend«. Allerdings ist das Rechtsverfahren noch nicht abgeschlossen; so wird sich auch das Bundesverfassungsgericht mit dem Fall befassen müssen.

Wie sind solche Portale zu bewerten? Sicher haben sie einen gewissen Infor-mationswert und geben Hinweise zu den eigenen Lehrerinnen und Lehrern sowie den Professoren. Etwas hoch gegriffen ist es, wenn das Portal meinprof.de unter dem Titel »Lehrevaluation Online [sic]« betont, dass damit die Qualität der Hochschulen öffentlich gemacht werde – auch wenn einzugestehen ist, dass

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VII Social Web: E-Mail, Web 2.0

meinprof.de von der Anlage weniger als umfassendes Unterhaltungsprogramm angelegt ist wie spickmich.de.

Dennoch führen heute fast alle Hochschulen interne Evaluationen durch, wel-che die Persönlichkeitsrechte der Betroffenen viel besser schützen und von der Beteiligung her repräsentativer angelegt sind. Es besteht dagegen die Gefahr, dass bei solchen Portalen Abrechnungen mit ungeliebten Professoren stattfinden oder dass im umgekehrten Fall die Lieblingsstudierenden am Zug sind. Zum vergleichs-weise viel kleineren schweizerischen Portal meinprof.ch schreibt die Luzerner Zei-tung Online:

»Der Sozialwissenschaftler Gaetano Romano und dessen angebotene Kurse schwingen in der Region momentan obenaus: Von 5 möglichen Bewertungspunkten erzielte der Professor an der Universität Luzern 4,79. Allerdings basiert diese Benotung auf ledi-glich vier Studenten-Bewertungen. Auch die Benotung des Juristen Michele Luminati fusst auf vier Bewertungen – entsprechend stark beeinflusst eine schlechte Note für den Kurs ›Juristische Methodik‹ das Gesamtresultat, das mit 2,29 von maximal 5 Punkten nicht gerade rosig ausfällt« (Luzerner Zeitung Online, 8.7.2009).

Mit der Validität ist es jedenfalls nicht weit her, wenn lediglich ein Bruchteil der Studierenden ein Urteil abgibt. Es hat allerdings keinen Sinn diese Onlineportale zu verteufeln, auch wenn der Spagat zwischen Persönlichkeitsschutz und Informa-tionsbedürfnissen der Öffentlichkeit schwierig zu meistern ist. Wie auch die deut-schen Gerichte festhielten, ist ein Verbot keine Lösung – allerdings müsste es mög-lich sein, gegen die Portale wirksam vorzugehen, wenn Urteile böswillig ausfallen.

Vor allem ist die Meinung zu relativieren, die Qualität eines Professors hänge ausschließlich vom Urteil jener Studierenden ab, die ihn online benoten. Es gibt noch andere Komponenten (Forschung, Verfassen von Büchern und Artikeln, Ver-halten gegenüber Kollegen, Beratung von Studierenden), die ebenso sehr ins Ge -wicht fallen und in einer reinen Veranstaltungsbewertung nicht einbezogen sind. Manchmal ist es auch nicht die fachliche Qualität, sondern schlicht die mensch-liche Sympathie und das Vertrauen, welche darüber entscheidet, ob ich es mit mei-nen Professorinnen und Professoren »kann« oder nicht.

Als Fazit möchten wir also keine einseitige Empfehlung aussprechen. Wir haben hier einige Argumente zur Diskussion gestellt und möchten Ihnen als Leserin und Leser die Entscheidung überlassen, ob sie bei einem solchen Portal mitmachen.

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4 Meine Professorinnen und Professoren bewerten

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Schulfreunde suchen

Wollen Sie vergangene Schulfreude suchen, so ist das soziale Netzwerk Stayfriends ein Tipp. Wer also ein Klassentreffen organisieren möchte oder sich dafür interessiert oder wissen möchte, was aus den Kolleginnen und Kollegen aus der Schulzeit gewor-den ist, muss nicht in alten Adresslisten oder im Telefonbuch recherchieren. Alle Ehemaligen, die sich in diesem Netzwerk angemeldet haben, sind über das Internet leicht aufzufinden

(http://www.stayfriends.de).

Tipp

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VIII Kollaboratives Lernen und E-Learning

1 E-Learning und Lernplattformen2 Die persönliche Lernumgebung (PLE)3 Mixxt – die eigene Community4 Dateien ablegen und gemeinsam nutzen5 Mit Blogs über (Lern-)Erfahrungen berichten6 Arbeiten mit Wikis7 Weitere Onlineanwendungen

Gemeinsames Lernen und Wissen erwerben ist für das Lernen an der Universität meist fruchtbarer, als wenn man sich allein in seinem Arbeitszimmer verschanzt. Doch worum geht es beim kollaborativen Lernen, und wie wird dieses von den digi-talen Medien unterstützt? In diesem Kapitel erfahren Sie …• Was man unter »Schwarmintelligenz« versteht.• Wie sozial verteiltes Lernen das individuelle Containerwissen ersetzt.• Was in diesem Rahmen das Vorbild von »Wikipedia« bedeutet.• Wie sinnvoll das Lernen mit einer E-Learning-Plattform ist.• Auf welche Weise man sich eine persönliche Lernplattform aufbauen kann.• Wie man sich eine eigene Community einrichtet.• Wie man Daten im Netz ablegt und gemeinsam nutzt.• Auf welche Weise man Blogs im Studium einsetzen kann.• Was ein Wiki ist und wie man diese Technologie nutzen kann.• Welche weiteren kollaborativen Werkzeuge es gibt.

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VIII Kollaboratives Lernen und E-Learning

»Schwarmintelligenz« ist ein Stichwort, das beim Zusammenarbeiten im Web 2.0 zum geflügelten Wort geworden ist. Die Biologin Deborah M. Gordon von der Universität Stanford meint dazu: »Ameisen sind nicht clever, Ameisenkolonien schon.« Einzelne Ameisen finden keine Problemlösungen und wären hilflos. Die Kolonie dagegen reagiert schnell und effizient auf Umwelteinflüsse. Sie verfügt über kollektive Intelligenz, die Sogenannte Schwarmintelligenz (vgl. http://tinyurl.com/33g5zmt).

Das Bild des Schwarms steht hier für ein soziales Organisationsprinzip der Zusammenarbeit: Es handelt sich um eine Gruppe von Individuen, die selbstorga-nisiert und ohne zentrale Lenkung kooperiert und damit ihre Effizienz gegenüber den einzelnen Handelnden um ein Vielfaches steigern. Im Zusammenhang mit den digitalen Medien wird denn auch das gemeinsame (»kollaborative«) Lernen als besonderer Vorteil und als wirksames Mittel benannt, das mit den Tools und Werkzeugen des Web  2.0 und dem internetbasierten Lernen gefördert werden kann. Bevor wir uns einige dieser Tools genauer ansehen, wird es etwas theore-tisch. Denn es soll kurz skizziert werden, was sich hinter diesem Wandel für Über-legungen verbergen. Man könnte diesen beschreiben als Entwicklung vom Contai-ner- zum Netzwerkmodell des Lernens.

In der Didaktik und der Forschung zum Lernen wird der Lernende meist wie ein Container behandelt, in welchem Wissen gespeichert und eingelagert wird. Das Hirn gleicht einer Festplatte, auf der Informationen abgelegt und gespeichert

Wissen

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werden. So geht es auch in Prüfungen häufig darum, dieses abgelegte Wissen zu aktivieren und es zu reproduzieren, Verknüpfungen zwischen den eingelagerten Wissensbeständen zu finden oder Prozeduren abzurufen, mit deren Hilfe eine Aufgabe gelöst werden kann.

Das Containermodell des WissensLernforscher wie Carl Bereiter (2002) haben dieses Containermodell des Wissens kritisiert. Für ihn stehen konzeptuelle Artefakte im Mittelpunkt – zum Beispiel ein kultureller Wissensbestand wie der Holocaust, die Geschichte des 30-jährigen Krieges, Einsteins Relativitätstheorie. Lernen heißt in diesem Zusammenhang nicht, einfach Fakten auf die »interne Festplatte« dazuzuschreiben. Vielmehr geht es um die Auseinandersetzung mit solchen »immateriellen Objekten«, die sich Ler-nende im Dialog mit anderen aneignen und dabei manchmal weiterentwickeln. Studieren heißt aus dieser Perspektive, gemeinsam zu recherchieren, zu diskutieren und Problemlösungen zu entwickeln. Wenn man heute mit Bezug auf den Hoch-schulunterricht von problembasiertem und aktivem Lernen spricht, bedeutet das, gemeinsam und unter Nutzung der Schwarmintelligenz naturwissenschaftliche Konzepte, geschichtliche oder sozialwissenschaftliche Thematiken zu erarbeiten.

Der Prozess der Aneignung von Wissen wird dabei als sozial verteilte, kognitive Funktion gesehen, indem das Wissen von Lernenden über eine Lerngruppe ver-teilt ist. Im Prozess des Lernens geht es darum, dieses Wissen zusammenzubrin-gen, um als Gruppe ein koordiniertes und differenziertes Lernsystem zu bilden. In diesem System können auch digitale Medien als Knoten des Netzwerks eine Funk-tion haben – etwa Wikipedia als ein Wissensspeicher, auf den man zugreifen kann, ein Expertensystem wie wer-weiss-was, wo man Fachleuten in einem sozialen Netzwerk gezielt Fragen zur Beantwortung unterbreiten kann.

Der Kern dieser Abkehr vom Containermodell kann anhand der folgenden Bei-spiele gezeigt werden:

• Wikipedia wird oft als Vorzeigeobjekt des kollaborativen Lernens im Internet betrachtet. Es scheint die These von der »Weisheit der Vielen« zu bestätigen. Wie im Beispiel des Ameisenstaates scheint es der riesige Schwarm der Mitar-beitenden zu sein, der die Intelligenz der Einzelnen übertrifft und belegt, was die kollektive Intelligenz einer »Social Community« vermag.

• In Prüfungen ist es oft verboten, Hilfsmittel wie Lexika oder das Internet heran-zuziehen. Aus der Sicht einer Theorie des verteilten Wissens wäre es dagegen

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VIII Kollaboratives Lernen und E-Learning

sinnvoll, solche Hilfsmittel zu erlauben, um Aufgaben zu lösen. Allerdings setzt dies voraus, dass diese Aufgaben nicht als reines Abrufen von gespeichertem Wissen formuliert sind (wie es einem Containermodell des Wissens entspricht). Der Gymnasiast Frank hatte in der Grundschule große Mühe mit den Rechen-operationen, da ihm immer wieder einfachste Fehler beim Addieren, Subtrahie-ren, Multiplizieren oder Dividieren unterliefen. Seine schulischen Leistungen haben sich stark verbessert, seit er im Gymnasium für diese Operationen einen Taschenrechner einsetzen darf. Dieser ist Teil seines kognitiven Systems gewor-den, das ihm bei seinen Aufgabenlösungen wesentlich hilft. Das Beispiel zeigt, dass auch »intelligente« Maschinen Teil eines Netzlernens sein können (vgl. auch Moser 2008).

• Digitale Medien wie Google Docs oder Mindmap-Programme erlauben es, Pro-dukte gemeinsam zu erstellen und so für die Beschreibung von Sachverhalten und die Verschriftlichung von Argumentationszusammenhängen die individu-ellen Erfahrungen und Kenntnisse der Beteiligten zu nutzen. Auch hier ist die Hilfe der Mitarbeitenden nicht als unerwünschte Beeinflussung, sondern als Teil des produktiven Arbeitsprozesses zu sehen, dessen Ergebnis in vielen Fällen mehr erbringt als es die einzelnen allein vermöchten.

1 E-Learning und Lernplattformen

Kollaborative Zusammenarbeit kam in den 1990er-Jahren vor allem mit der Ent-wicklung des E-Learning auf. »Lernen aus der Distanz« sollte nicht mehr als »ein-sames« Lernen von »Fernschülerinnen und Fernschülern« verstanden werden, die in ihrem Arbeitszimmer isoliert Lerneinheiten büffelten sowie an Prüfungsauf-gaben schrieben und diese an ein zentrales Studienzentrum einschickten. Das Internet versprach Möglichkeiten, das heimische Lernen stärker gemeinschaft-lich auszugestalten – über Moderatoren, welche das Lernen begleiten, gemeinsame Dateiablagen im Netz, Onlinediskussionsforen zwischen den Studierenden etc.

Organisiert wurde dieses Onlinelernen über Lernplattformen wie Blackboard, WebCT, Ilias oder Moodle. Im Studium kommt man heute unweigerlich mit sol-chen Plattformen in Berührung. Neben den etablierten Systemen haben viele Uni-versitäten oder Fachbereiche auch einen Eigenbau entwickelt. Dabei sind es meist nicht mehr virtuelle Seminare im Netz, in denen ausschließlich übers Internet gelernt wird. Unter dem Stichwort »Blended Learning« wird vielmehr ein Lernen propagiert, das virtuelle Phasen im Netz und Präsenzveranstaltungen miteinander

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1 E-Learning und Lernplattformen

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verbindet. Das heißt aber auch umgekehrt, dass herkömmliche Face-to-Face-Lern-veranstaltungen mit Elementen des Onlinelernens angereichert werden. So wird an der Universität München ein Seminar zur »Professionellen Rhetorik« wie folgt angekündigt:

»SeminarkonzeptDie Inhalte werden den Teilnehmern mit der Methode des Blended Learning vermittelt. Sie setzt E-Learning gezielt als Ergänzung zu bewährten Präsenzseminaren ein und ermöglicht den Teilnehmern zeitlich und örtlich flexibles Lernen.

Das Seminar besteht aus fünf aufeinander folgenden Bausteinen, jeweils im Wechsel von Präsenzworkshop und Onlinephase. In den Onlinephasen werden die rhetorischen Werkzeuge vorgestellt, deren optimale Nutzung in den Präsenzphasen an Beispielen dargestellt wird. Blended Learning stärkt die Vorteile von Präsenzseminaren, weil auf dem gleichen Wissensstand der Teilnehmer aufgebaut wird, stärker auf Fragen und Probleme aus der Praxis eingegangen wird und die Zeit stärker zum Austausch untere-inander und mit dem Dozenten genutzt werden kann.«

Quelle: http://tinyurl.com/2vwfz7n

Die Durchführung solcher Seminare wird über Lernplattformen, auf denen die Studierenden einen Account erhalten, abgewickelt. Instrumente und Werkzeuge, die man für das Lernen benötigt, erscheinen nach dem Einloggen gebündelt auf einem virtuellen Schreibtisch, was die Übersicht über die anstehenden Lernaufga-ben erleichtert. Zu den Grundfunktionen von Lernplattformen gehören:

• eine Kursverwaltung mit E-Mail-Möglichkeiten an die Lern- bzw. Seminar-gruppe;

• die Möglichkeit, Foren einzurichten, um Diskussionen zwischen den Teilneh-merinnen und Teilnehmern online durchzuführen;.

• eine Datenablage, wo Texte, Videos etc. abgelegt werden können, die für das Seminar zentral sind;

• Planungsinstrumente für Termine und Aufgaben (Kalenderfunktionen);• die Möglichkeit, dass sich die Teilnehmenden mit einem Profil in Bild und Wort

kurz vorstellen können.

Daneben sind je nach Lernplattform eine Vielzahl weiterer Funktionen integriert (zum Beispiel Test- und Umfragetools, Journalfunktionen zur Darstellung des Lernfortschritts, Glossar und Aufgabentool). Um konkurrenzfähig zu bleiben, werden immer neue Möglichkeiten des Web 2.0 hinzugefügt – von Homepagege-neratoren bis hin zu Blogs und Wikis.

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VIII Kollaboratives Lernen und E-Learning

Der folgende Ausschnitt zeigt den persönlichen Schreibtisch eines der beiden Autoren. Er stammt aus dem Seminar einer Universität, welches die Lernplattform Ilias benutzt, und enthält u. a. Nachrichten, Texte zu verschiedenen Phasen des Seminars und Mails, die im Rahmen des Seminars ausgetauscht wurden. In der oberen Leiste sind weitere Funktionen als Reiter angezeigt: persönliches Profil, Kalender, Notizen, Bookmarks und vieles mehr.

Auf der Lernplattform angelegt und betrieben werden diese Seminare von den Lehrenden (von Professorinnen und Professoren, Assistentinnen und Assistenten, wissenschaftlichen Hilfskräften). Sie stellen Studienmaterial bereit, laden zu Dis-kussionen in Foren ein und beantworten Fragen von Studierenden. Seminarab-schnitte, die online erfolgen, können dabei viel zur Qualität der gesamten Lehrver-anstaltung beitragen:

• Man ist nicht mehr an fixe Termine und feste Örtlichkeiten gebunden, um zu lernen. Dies kann geschehen, wo man möchte und wann man zum Lernen bereit ist.

• Die Lernzeiten können individuell eingeteilt werden.• Der Stoff kann in eigenem Tempo und mit Fokussierung auf Dinge, die noch

nicht so sitzen, durchgearbeitet werden.• Kleine Tests helfen bei der Selbsteinschätzung zum Gelernten.• Foren ermöglichen den Austausch in der Gruppe und die Auseinandersetzung

über das Gelernte.

Es gilt aber auch: In vielen Seminaren werden die Möglichkeiten vergeben, welche diese Lernplattformen anbieten. Anstatt motivierter Lernfreude herrscht Tristesse und Langeweile. Studierende sollten sich nicht scheuen, ihren Professoren auf die Finger zu klopfen, wenn sie auf ihrer Lernplattform folgende Unsitten antreffen:

Der persönliche Schreibtisch auf der Lernplattform Ilias

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1 E-Learning und Lernplattformen

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• Kein Inhalt. Diskussionsforen sind immer leer, obwohl sie als Möglichkeit zur Stoffverarbeitung angekündigt wurden. Nach zwei bis drei Beiträgen und einer Aufforderung zum Weitermachen scheint die zuständige Professorin zu resig-nieren  – und es passiert nichts mehr. Hier wäre einzuwenden, dass gerade Onlinediskussionen einen verbindlichen Rahmen brauchen  – etwa die Ver-pflichtung der teilnehmenden Studierenden, mindestens zwei eigene Beiträge zum Seminar einzustellen. Geschieht dies nicht, verpufft die Diskussion häufig auch dann, wenn alle Teilnehmenden gutwillig sind und das Thema eigentlich interessant finden. Denn immer kommt etwas dazwischen, wenn man seine Bei-träge posten sollte, ein Termin, eine Abmachung oder sonst etwas Wichtiges. Und weil die Beiträge von den Dozierenden nicht verbindlich eingefordert wer-den, werden sie zum Schluss ganz vergessen.

• Zuviel Inhalt. Studierende können durch schlecht moderierte oder überbor-dende Foren auch schnell überlastet werden, wenn in vier bis fünf Seminaren parallel mit Onlineforen gearbeitet wird. Diese Form ist zudem sehr textlastig, und das Interesse weicht schnell der Frustration, wenn das Schreiben von Foren-beiträgen zu ex tensiv gefordert wird. Dabei gäbe es auch andere Möglichkeiten der Kollaboration wie das Gestalten eines Blogs, welches den Einbezug von Bil-dern ermöglicht, das Arbeiten mit Mindmaps, mit Twitter, mit (synchronen) Onlinediskussionen, mit Skype etc. Kollaboratives Arbeiten muss nicht heißen, die immer gleichen Diskussionsformen mit asynchronen Texten abzuspulen.

• Keine Moderation. Die Professorenschaft bzw. das Tutorat nimmt während einer Forumsdiskussion immer seltener an der Diskussion teil; Studierende fühlen sich alleingelassen und die Diskussionen verselbstständigen sich zunehmend in Richtung einer ge wissen Beliebigkeit. Gut geführte Diskussionsforen setzen dagegen einen intensiven Betreuungsaufwand voraus. Der begleitende Modera-tor beantwortet Fragen, fasst einen Zwischenstand der Diskussion zusammen, fokussiert das Thema und gibt weiterführende Diskussionsimpulse. Dieser Auf-wand kann die Betreuenden überfordern, vor allem wenn sie neben der Vorbe-reitung der Präsenzveranstaltung für das zusätzliche Diskussionsforum kein genügendes Zeitbudget haben. In solchen Fällen gilt die Regel: Hände weg vom zusätzlichen Aufwand eines Forums.

• Zuviele Teilnehmer. Ein Diskussionsforum für ein Seminar mit 200 Teilnehmern anzubieten ist erfahrungsgemäß schwierig, da bald niemand mehr den Über-blick über die an wachsende Beitragsflut hat. Wenn der fünfzigste Beitrag sich auf eine Feststellung im vierunddreißigsten Beitrag bezieht, weil in der Zwi-schenzeit viele Studierende ihre Beiträge dazwischengeschrieben haben, kommt

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VIII Kollaboratives Lernen und E-Learning

bald niemand mehr mit dem Diskussionsverlauf klar. Wenn sich alle beteiligen sollen, ist deshalb die Aufteilung in überschaubare Gruppen wichtig, wo jeder zum Zug kommt und wo man die Übersicht behält. Bei Großveranstaltungen dann aber zehn und mehr Foren für die Teilnehmenden zu organisieren ist ebenfalls ein Kraftakt, der den Dozierenden viel Zeit und Geduld abverlangt.

• Datenfriedhof. Die Möglichkeit in einer Datenbank den Studierenden Texte zu einem Seminar anzubieten, kann dazu verleiten, riesige Datenfriedhöfe anzule-gen, die von niemandem mehr zu bewältigen sind. Denn es ist ein Leichtes, immer noch einen zusätzlichen Text mit einem Upload hinzuzufügen. Wenn es dann noch an begleitenden Informationen zu den Texten fehlt und kein Kom-mentar zur Situierung einzelner Texte oder Textausschnitte hinzugefügt wird, ist das Chaos perfekt. In der Onlinebibliothek zu einem Seminar sollte nur eine überschaubare Anzahl von Texten verfügbar sein. Und es muss den Teilneh-menden kurz erläutert werden, worum es in den einzelnen Texten geht und wie sie damit umgehen sollen (ein Muss für alle, Texte für spezifische Gruppenar-beiten im Seminar, Zusatzinformationen für interessierte Studierende). Hilf-reich ist es auch, in einem Kommentarfeld, wie es manche Lernplattformen anbieten, die Texte mit einem oder zwei Sätzen zu charakterisieren. Dabei sind aber auch Zusatzinformationen gezielt anzugeben.

Insgesamt sind Lernplattformen an den Universitäten und Hochschulen jedoch lange nicht mehr so unumstritten wie noch vor fünf bis zehn Jahren. Und das liegt nicht nur an der unsachgemäßen Nutzung der damit gegebenen Möglichkeiten oder einem undefinierten Missbehagen gegenüber einem »elektronischen« Studium. Der Trend, immer neue Tools in die Lernplattformen zu integrieren, um den Anschluss an das Web 2.0 nicht zu verlieren, hat dazu geführt, dass diese Plattformen zu schwer-fälligen Dinosauriern geworden sind. Ihre vielen Funktionen und Möglichkeiten sind so komplex geworden, dass die Transparenz für Lehrende und Lernende darun-ter leidet. Kommt noch dazu, dass die integrierten Tools oft nicht so einfach und selbstverständlich zu nutzen sind wie in den Einzeltools, die als Vorbild dienen. So können in manchen Lernplattformen Ordner nicht unkomprimiert, sondern nur gezippt, also komprimiert, in die Bibliothek kopiert werden. Vom Dateimanager (zum Beispiel dem Windows Explorer) ist man daran nicht gewöhnt. Oder es gibt zwar einen integrierten Blog; doch dessen Handling unterscheidet sich in vielen Punkten vom Arbeiten mit dem privaten Weblog von https://www.blogger.com.

Neben dieser Kritik an der sogenannten »Usability« gibt es auch didaktische Vorbehalte. So bezeichnet Schulmeister (2003) die mangelnde Lernerorientierung

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als Schwäche solcher Lernplattformen. Tergan/Zental betonen in diesem Zusam-menhang: »Die Plattformen fokussieren primär Lernszenarios mit vorstrukturier-ten Lerninhalten in geschlossenen Wissensbasen sowie vorstrukturierten Lernwe-gen und Lernprozessen. Vorrangige Ziele des Lernens sind das Verstehen und Behalten des repräsentierten Inhalts. Die didaktischen Methoden dienen der Unterstützung des Erwerbs des vermittelten Wissens. Ein lernerorientiertes, prob-lemorientiertes Vorgehen bedarf demgegenüber didaktischer Methoden, um selbst gesteuertes, aktives und konstruktives Lernen zu ermöglichen und zu unterstüt-zen« (Tergan/Zental 2003, S. 223 f.).

Als Fazit der Diskussion um Lernplattformen ist für das Studium festzuhalten: Studierende kommen im Studium fast unweigerlich mit Lernplattformen in Berüh-rung, wenn sie sich an einer Hochschule eingeschrieben haben, die E-Learning-ori-entiert ist. Ängste vor diesen Lernplattformen sind schnell überwunden, wenn man sich mit Usernamen und Passwort eingeloggt hat und sich dann die Zeit nimmt, die verschiedenen Möglichkeiten und Angebote der Lernplattform einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Oft gibt es auch schriftliche Hilfen von der Hochschule, wenn man als Einsteiger mit der Lernplattform nicht klarkommt. Zudem ist eine solche Plattform eine kollaborative Arbeitsumgebung. Das heißt, Kommilitonen oder Betreuende sind gerne bereit Hilfestellungen zu leisten, wenn man mit der Bedienung Schwierigkeiten hat. Man muss sich nur trauen, um Hilfe zu bitten, anstatt sich mit den eigenen kärglichen Computerkenntnissen durchzuwursteln.

Auch wenn man nach einem Studienwechsel oder an einem anderen Fachbe-reich mit einer anderen Lernplattform konfrontiert wird, muss man nicht gleich

Die Arbeit auf Lernplattformen

• Fassen sie eine Lernplattform als eine besondere Möglichkeit auf, neue Lernerfah-rungen zu machen, und nicht als zusätzliches Hindernis für ein erfolgreiches Stu-dium.

• Auf Lernplattformen lassen sich auch spezielle Gruppenräume einrichten, über welche studentische Arbeitsgruppen ihre Zusammenarbeit – zum Beispiel über ein eigenes Diskussionsforum oder über eine gemeinsame Datenablage – organisie-ren können.

• Laden Sie sich Materialien oder Arbeitsergebnisse, für die Sie sich interessieren und die Sie für Ihre Zeit nach dem Studium benötigen, auf den eigenen PC her-unter. Denn möglicherweise erlischt nach Ihrer Exmatrikulation die Berechtigung, die Lernplattform der Hochschule zu benutzen.

Tipp

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VIII Kollaboratives Lernen und E-Learning

erschrecken. Denn alle Lernplattformen sind nach ähnlichen Prinzipien aufge-baut – wenn auch manchmal Bezeichnungen oder das konkrete Handling wech-seln. Mit etwas Aufwand blickt man aber nach kurzer Zeit durch und hat kaum mehr Probleme mit der Nutzung.

2 Die persönliche Lernumgebung (PLE)

Anstatt die Arbeit über Lernplattformen mit starren Werkzeugen zu organisieren, sind im Zeitalter des Web 2.0 vielfach persönliche Lernumgebungen vorzuziehen, die sich individuell aus den Anwendungen zusammenstellen lassen und die im Alltag häufig verwendet werden. Während man auf traditionellen Lernplattformen mit jenen Tools vorliebnehmen muss, welche die Entwickler als Werkzeuge imple-mentierten, kann man jetzt mit einem eigenen Internetportal jene Anwendungen auswählen, die einem von der Arbeitsweise besonders zusagen oder die einem empfohlen wurden. Das Angebot von Tools und Web-2.0-Programmen ist dabei so umfassend, dass kaum auf Anwendungsgebiete verzichtet werden muss, die einem für die eigene Arbeit wichtig sind.Damit verändert sich auch der Status von Webplattformen. Sie sind jetzt nicht mehr Dreh- und Angelpunkt der gesamten Organisation des Lernprozesses mit vordefinierten Werkzeugen. Vielmehr sind persönliche Portale zunächst ein unbeschriebenes Blatt, dem Anwendungen zur Gestaltung der eigenen Lernumgebung hinzugefügt werden.

Als einfachste Form der grafischen Umsetzung einer persönlichen Lernumge-bung mit Einstiegsportalfunktion können Icons als Verknüpfungen zu den einzel-nen Anwendungen auf dem Schreibtisch (Mac) bzw. Desktop (PC) abgelegt wer-den. Raffinierter sind Portale, die man im Browser selbst konfigurieren kann, um sie als Startseite fürs Internetsurfen einzurichten. Solche Portale sind Netvibe, Pageflakes, iGoogle oder Allyve (Allyve ist ein deutscher Anbieter). Ihr Vorteil ist nach einem Bericht von Focus (5.3.2008; http://tinyurl.com/ya55dur): »Ein Blick auf verschiedene Nachrichtenseiten, einloggen ins E-Mail-Postfach, mal schnell bei Ebay stöbern, das Kinoprogramm für den Abend suchen und nachsehen, wie das Wetter wird: Jeden Tag klickt man im Internet zahlreiche Seiten an. Das kostet Zeit.« Diese aber spart man, wenn dies alles schön säuberlich auf einer einzigen Website im eigenen Browser zusammengefasst ist.

Das folgende Beispiel ist mit Netvibes als Startseite erstellt worden. Die einzel-nen kleinen Fenster werden »Widgets« genannt, also für die Anzeige auf dem Bild-schirm (»Window«) programmierte Zubehörteile (»Gadgets«). Es handelt sich um

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2 Die persönliche Lernumgebung (PLE)

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kleine Programme für Webangebote, die in die Startseite eingebunden werden und das Wetter anzeigen, eine Suchfunktion integrieren etc. Netvibes bietet unzählige Möglichkeiten für weitere Widgets an (Kalender, Twitter, Zeitungen, Bookmarks, Mailprogramme etc.). So können etwa die neuesten Mails angezeigt werden oder, wie im untenstehenden Beispiel, die neuesten Meldungen aus Facebook. Über die Einbindung des RSS-Feeds aus der Lernplattform Ilias können sogar die neuesten Meldungen zu dem dort gebuchten Onlinekurs empfangen werden. Auch Websei-ten können eingebunden werden, so dass man schnell auf ihre Angebote zugreifen kann (hier: die Web 2.0-Anwendung Evernote oder der Onlineversender Amazon).

Allerdings unterscheidet sich die Flexibilität der Integration von Widgets in den einzelnen Portalangeboten zum Teil erheblich. Bei englischsprachigen Portalen werden oft auch deutschsprachige Angebote etwas stiefmütterlich behandelt. Zudem kann es dort zu Schwierigkeiten kommen, wo man passwortgeschützte Angebote anzeigen möchte (etwa: das eigene Konto in Evernotes). Dennoch: Die Konfigurationsmöglichkeiten dieser Portale werden laufend ausgebaut; somit kön-nen diese immer besser als Drehscheibe für das persönliche Wissensmanagement fungieren.

Dennoch bleibt die wichtigste Frage: Welche kollaborativen Tools und Werk-zeuge sind geeignet, Lernprozesse nachhaltig zu unterstützen? Damit betonen wir das Moment der Auswahl. Denn individuelle Vorlieben oder die Tatsache, dass

Die persönliche Startseite – erstellt mit Netvibes

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VIII Kollaboratives Lernen und E-Learning

man mit einem Tool schon gute Erfahrungen gemacht hat oder dass es damit »ein-fach gut läuft«, können für die eigene Produktivität entscheidend sein. Studierende sollen sich also nicht mehr, wie dies bei herkömmlichen Lernplattformen der Fall ist, dem Zwang von extern vorgegebenen Arbeitswerkzeugen unterziehen müssen, die nur schlecht mit den Anforderungen übereinstimmen, die man selbst an effizi-ent organisierte Lernprozesse stellt. Vielmehr suchen sie sich aus der Vielzahl von bestehenden Anwendungen jene aus, die zu ihrem Lernstil und den eigenen Lern-voraussetzungen optimal passen.

Als Hilfe für eine solche Auswahl weisen wir im Folgenden exemplarisch auf eine Anzahl von Tools und Werkzeugen hin, welche in Lernkontexten hilfreich sein können. Dabei wählen wir für bestimmte Anwendungen ein Tool aus, welches wir beispielhaft für die damit verbundenen Möglichkeiten präsentieren. Eine Internetsuche kann jedoch häufig Alternativen aufzeigen, die manchem User viel-leicht besser geeignet erscheint – zumal gegenwärtig fast täglich neue oder verbes-serte Web 2.0-Anwendungen veröffentlicht werden.

3 Mixxt – die eigene Community

Unter dem Titel »connecting cultures« ermöglicht es http://www.mixxt.de, auf einfache Weise ein eigenes kleines Netzwerk im Web zu betreiben. Alternativen dazu sind zum Beispiel Myfaible (http://www.myfaible.de) oder Ning (http://www.

Mixxt – die Social Community im Eigenbau

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4 Dateien ablegen und gemeinsam nutzen

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ning.com). Zwar fehlen die vielen ausgefeilten Funktionen, wie sie »ausgewach-sene« Lernplattformen implementiert haben. Dafür kann man zum Beispiel ein Lernnetzwerk zu einem Studienprojekt in wenigen Minuten einrichten.

Mixxt hat man sich als eine Art Social-Network-Baukasten vorzustellen, mit dem man zu einem beliebigen Thema eine Community bilden kann, wobei für die Kommunikation Foren, Wikis, Bildergalerien, Veranstaltungskalender und wei-tere Funktionen zur Verfügung stehen.

Ein Beispiel für die Nutzung von Mixxt auf der Hochschulebene ist die Commu-nity (Bildungs-)Wissenschaftler 2.0 – Peer Review im Prozess. Von der Zielsetzung heißt es dazu:

»Diese Community ist ein Netzwerk von Wissenschaftlern, die (a) einen öffentlichen Austausch, (b) ein für alle Interessierten zugängliches gegenseitiges Feedback und auf diesem Wege (c) einen alternativen Peer-Review-Weg suchen, um die kollaborative Wissensgenerierung zu fördern […] Ziel ist es, Arbeitspapiere, erste Ideenskizzen sowie Preprints zu kommentieren und konstruktiv zu kritisieren, eine öffentliche Diskussion anzuregen und damit Texte im Vorfeld von Einreichungen und Publikationen zu ver-bessern. Selbstverständlich ist es auch möglich, Texte nach ihrer Veröffentlichung zu diskutieren, um die dort enthaltenen Gedanken weiterzuentwickeln.«

Quelle: http://wissenschaftler20.mixxt.de

Was Wissenschaftler tun, das können auch Studierende. Warum nicht ein Netz-werk gründen, um Entwürfe für Arbeitspapiere, Seminare oder Doktorarbeiten als Peer Review zu diskutieren?

4 Dateien ablegen und gemeinsam nutzen

Bequem ist es, wenn man mit Bekannten oder Kommilitonen im Internet einegemeinsame Dateiablage einrichtet. Dann können alle Beteiligten von überall

auf die Daten und Dokumente (Texte, Filme, Fotos, Audiofiles) zugreifen, sie bear-beiten und wieder in der gemeinsamen »Bibliothek« einstellen. Es gibt verschie-dene Dienste, die solche Möglichkeiten anbieten – zum Beispiel box.net, Gdrive als Zusatz zu Google Mail, Skydrive von Microsoft, Wuala, Adrive, Humyo oder Hi -drive (kostenpflichtig). Bei Adrive ist der große Speicherplatz von 50 GB hervorzu-heben, welcher zur Verfügung gestellt wird. Besonders komfortabel sind Lösungen wie Wuala, die sich als Laufwerk im eigenen Explorer bzw. im Finder beim Mac einklinken:

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VIII Kollaboratives Lernen und E-Learning

Wo solche Onlinespeicher nicht direkt im Explorer angezeigt werden, hilft häufig das Gratistool Gladinet. Damit kann man ein virtuelles Laufwerk komfortabel in das eigene Ordnerverzeichnis einbinden (http://www.gladinet.com). Das geht gegenwärtig u. a. mit box.net, Skydrive und verschiedenen Google-Diensten.

Das Anlegen eines Webspeichers lohnt sich nicht nur dann, wenn mehrere Per-sonen Zugang zu bestimmten Dateien haben müssen – etwa wenn eine Gruppe von Studierenden eine Seminararbeit verfasst. Auch bei individuellen Arbeiten kann es sinnvoll sein, solche Dateien in das Netz auszulagern. So kann man von verschiedenen Computern  – und auch vom Handy aus  – auf seine Unterlagen zugreifen oder am Text der Masterarbeit auch vom Feriendomizil aus weiter-arbeiten.

5 Mit Blogs über (Lern-)Erfahrungen berichten

Ein nützliches Werkzeug sind Blogs, die es ermöglichen, tagebuchartig Beiträge – unter Einschluss von Bildern, Tondokumenten etc. – zu veröffentlichen. Im Zent-rum steht dabei der Autor bzw. die Autorin, welche aus ihrem persönlichen Blickwinkel Aspekte des eigenen Lebens, Beobachtungen und Meinungen zu spe-zifischen Themen darstellt. Dies führt oft zu Diskussionen mit den Leserinnen und Lesern des Blogs, welche einzelne Beiträge online kommentieren. Manchmal sind Blogs schon fast als eigene Internetzeitung aufbereitet. Es ist allerdings auch möglich, dass mehrere Beiträger und Beiträgerinnen für einen Blog verantwortlich sind, Beiträge posten und diskutieren.

Technisch unterstützt werden die Weblogs dadurch, dass sie Kommentarfunkti-onen bieten, ein Archiv vergangener Beiträge enthalten, die Verlinkung zu anderen Weblogs über sogenannte »Blogrolls« ermöglichen. Wenn zum Beispiel ein Blog-ger auf einen Beitrag seiner Kollegin verlinkt, dann wird deren Beitrag über die Trackback-Funktion automatisch auf der verlinkten Seite angezeigt.

Wuala klinkt sich in den Explorer ein

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5 Mit Blogs über (Lern-)Erfahrungen berichten

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Das mag sich im ersten Moment etwas kryptisch anhören. Doch Blogs sind leicht einzurichten, indem man sich auf Seiten wie https://www.blogger.com, http://de.wordpress.com, http://www.blogg.de oder http://www.myblog.de regist-riert. Weitere Anbieter finden sich auf Plasticwiki (http://plasticthinking.org/wiki/WeblogAnbieter).

Sind diese ersten Hürden überwunden, so kann man schnell und unkompliziert loslegen. Dabei gibt es eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten für das Blog-gen. Wenn wir hier einige Beispiele geben, so soll dies die Fantasie anregen, um eigene Möglichkeiten und Formen zu verwirklichen.

Blogs im Austauschjahr und während des StudiumsOft sind es Studierende in einem Austauschjahr, in welchem sie für die Zuhausege-bliebenen einen Blog eröffnen und Fachliches, Halbprivates und Privates von Ihren Erfahrungen im fremden Land berichten. So schreibt ein Studierender mit einem Austauschsemester in Hongkong, was er mit seinem Blog bezweckt:

Auch wer ein Studium irgendwo in Deutschland an einer Universität beginnt, hat möglicherweise das Bedürfnis, die Freunde und Bekannten in der Heimat an den neuen Erfahrungen teilhaben zu lassen – und gleich noch die neuen Freunde am Studienort einzubeziehen.

»Ich habe dieses Weblog im Februar 2003 gestartet, um meine Freunde und Familie auf dem Laufenden zu halten und als kleines Tagebuch für mich selbst, als ich für ein Semester Visiting Student an der Hong Kong University of Science and Technology war. Insgesamt war ich damals acht Monate in Hongkong (mit einem dreiwöchigen Abstecher nach Schanghai).Obwohl ich zu meinem ersten Trip vollkommen unvorbereitet war, hat mich Hong-kong vom ersten Tag an fasziniert – für mich ist es eine absolute Traumstadt, aber natürlich ist auch die ›Special Administrative Region‹ kein Ort ohne Probleme. Trotz-dem: Hongkong ist unglaublich!Ich habe einiges über meine (mehr oder weniger spannenden) Erlebnisse geschrie-ben und auch eine Menge Zeug, das nur am Rande (oder überhaupt nicht) mit Hongkong zu tun hat.«

Quelle: http://hongkong.neuerordner.de/weblog/ueber-dieses-blog.html

Beispiel

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VIII Kollaboratives Lernen und E-Learning

Doch es gibt nicht nur Erlebnisberichte aus dem Studium, wo viel Privates berich-tet wird. Man kann Blogs auch anlegen, um inhaltlich ein Thema aufzugreifen und mit Freunden zu diskutieren. Ein Beispiel dafür ist der Blog der »Sozialtheoristen«:

Hier wird über soziologische Fragestellungen geschrieben und diskutiert:

• Die zwei Seiten der Europawahlmedaille• Comments on systems theory: The distinction of operation and observation• »Systemtheorie ist wie eine Heizung«

Eigenständiges Studieren und sich mit Themen aus dem Studium mit Kolleginnen und Kollegen auseinanderzusetzen ist eine gute Möglichkeit, im Studium fachlich weiterzukommen – auch wenn sich solche (freiwilligen Aktivitäten) nicht automa-tisch in zusätzliche ECTS-Punkte umsetzen.

Der Blog der Sozialtheoristen

http://sozialtheoristen.de/autoren

Soziologenstammtisch Bamberg

http://www.soziologen-stammtisch.de

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5 Mit Blogs über (Lern-)Erfahrungen berichten

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Ein Blog als InformationskanalEin Blog wie der Soziologenstammtisch Bamberg kann als Kommunikationsmittel dienen, das eine interne Zeitung ersetzt und so als wichtiger Informationskanal innerhalb einer Fachgruppe von Studierenden dient:

Blogs als Plattform einer InstitutionDas Weblog »KOMMunity Press & Services – KOMMPress« dient als öffentliche Plattform für alle Studierende und Interessierte an der Fachhochschule Wien, Ins-titut für Kommunikationsmanagement. Das Informationsangebot wird hier pro-fessionell erarbeitet. In Form von journalistischen Beiträgen werden Interviews und Neuigkeiten zu den Studiengängen veröffentlicht. Die Redaktion bilden Stu-dierende (http://kommunity.twoday.net/topics).

Blogs können aber von einem Institut oder Bereich auch genutzt werden, um begleitend zum Lehrangebote auf News und Rahmenbedingungen von Lehrveran-staltungen (Termine, Aushanglisten etc.) hinzuweisen. Ein Beispiel dafür gibt der untenstehende Ausschnitt aus dem Blog der »Forschungswerkstatt Erziehungswis-senschaft – Universität Bremen:

KOMMPress, ein Blog der FH Wien, Institut für Kommunikationsmanagement

Aus dem Blog der Forschungswerkstatt Erziehungswissenschaft an der Universität Bremen

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VIII Kollaboratives Lernen und E-Learning

Und zum Schluss …Der folgende Eintrag eines Bloggers macht deutlich, dass Web-2.0-Werkzeuge wie die Blogs zur Mode werden können. Es gehört dann einfach dazu, dass man seinen eigenen Blog führt. Bald aber ist der Hype vorbei; und dann kommen Zweifel wie in dem unten stehenden Text:

»Nun sitze ich aber doch hier und schreibe mal wieder einen Blog-Eintrag. Wozu eigentlich? Beeindrucken kann ich damit inzwischen wohl niemanden mehr. Vor einem Jahr noch war man auf Partys ›der mit dem Blog(!)‹, auch das ist vorbei.

Weitere Einsatzmöglichkeiten von Blogs im Studium

Einige weitere Einsatzszenarien für Blogs im Hochschulalltag beschreibt der E-Lear-ning-Baukasten der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (http://www.elba.ethz.ch/services/blogs/szenarien):

Weblogs als RecherchemittelDie Studierenden sammeln interessante Informationen und Links zu einem bestimm-ten Thema und publizieren diese im Vorlesungsblog. Andere Studierende bewerten und kommentieren diese Informationen mit der Kommentarfunktion. So wird eine Lehrveranstaltung mit relevanter Information im Internet vernetzt.

Koordination von GruppenarbeitenGruppen von Studierenden koordinieren ihre Gruppenarbeit durch ein Gruppen-Weblog. Einzeleinträge halten den Stand der gemachten Arbeit fest; offene Fragen werden publiziert und von anderen Mitgliedern der Gruppe kommentiert. Auch das Vorstellen der Teammitglieder, die Verteilung von Zuständigkeiten, Ankündigungen von Treffen, Ablage von Sitzungsprotokollen und Ergebnisse von Gesprächen wer-den via Blog dokumentiert.

Praktikums- oder ExpeditionsberichteIn vielen Studiengängen absolvieren Studierende Praktikas oder Feldforschung, zum Teil auch im Ausland. Mithilfe eines Blogs halten sie den fachlichen und persönlichen Kontakt zu Mitstudierenden und notieren interessante Entdeckungen.

Schreiben für die ÖffentlichkeitMit einem Blog arbeiten die Studierenden das Gelernte für ein öffentliches Publi-kum auf. Die Kommentarfunktion kann dabei von dieser Öffentlichkeit zur Rück-meldung und zum Weiterdenken genutzt werden. Alternativ können Studierende in einer Veranstaltung ihr Thema für Kommilitonen einer verwandten Veranstal-tung aufbereiten.

Überblick

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6 Arbeiten mit Wikis

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Aber ich schreibe das Blog auch primär für mich selber. Die Öffentlichkeit eines Blogs zwingt mich indirekt, dass in einer gewissen Regelmäßigkeit zu machen. Wenn nicht, kommen ganz schnell Milen oder Kai und nörgeln rum. Haben natürlich Recht die beiden.Also wozu das ganze? Ich begreife mein Blog entsprechend meiner ursprünglichen Idee als mein persönliches, öffentliches Tagebuch. Manchmal klicke ich mich schmunzelnd durch Jahre alte Beiträge und freue mich, dass ich die Gedanken und Eindrücke mal festgehalten habe. Und so soll es und wird es auch bleiben, eine Sammlung von mar-kanten Erinnerungen im Web.«

Quelle: http://www.oneiric.de/blog

Ein eigenes Tagebuch, das man selbst immer wieder einmal durchblättert und wo man sich dann die vergangenen Beiträge – zum Beispiel zum Verlauf seines Studi-ums – vergegenwärtigt. Das kann eine sinnvolle Sache sein. Auch dann, wenn es nicht in erster Linie darum geht, damit öffentlich bekannt zu werden. Generell können Blogs, die als Lerntagbücher dienen, die sogenannte Metakognition unter-stützen. Das heißt, man hält bewusst inne, reflektiert über sein Studium und die darin zum Ausdruck kommenden Stärken und Schwächen. Man kann Schwer-punkte und Lücken feststellen, um so die nächste Studienphase neu zu fokussieren. Vielleicht entdeckt man auch Aspekte in den eigenen Lernstrategien, die verbessert werden können.

6 Arbeiten mit Wikis

Eines der bekanntesten Werkzeuge des Internets sind die Wikis. Der Begriff selbst soll aus Hawaii stammen und »schnell« bedeuten. Das Erscheinungsbild eines Wikis ist heute fast jedem bekannt; da die Onlineenzyklopädie Wikipedia mithilfe eines solchen Wikis publiziert wird. Damit ist auch das Grundprinzip klar: Es geht darum, dass mehrere Autoren gemeinsam an Texten arbeiten, wobei eine Versi-onskontrolle deutlich macht, welcher Teilbeitrag von welcher Person stammt.

Bei Wikipedia kann jeder mitmachen, der Lust hat, sich für die Arbeit an einem Lexikon zu engagieren. Im Hilfetext zu Wikipedia heißt es unter dem Stichwort »Wann darf ich Autor (Benutzer) werden?«: »Sofort und sogar ohne Anmeldung, obwohl es sinnvoll ist, sich als Benutzer zu registrieren (siehe: Hilfe > Benutzer-konto anlegen). Bereits durch einfache Rechtschreibkorrekturen wird man zum gern gesehenen Teilnehmer am Projekt.«

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VIII Kollaboratives Lernen und E-Learning

Für Studierende, die in ihrem Studium zu einem bestimmten Thema eine Exper-tise erlangt haben, kann es interessant sein, sich über die Teilnahme an diesem Projekt einmal selbst zu testen: Reicht das Wissen zu einem Beitrag in Wikipedia aus, was muss noch zusätzlich erarbeitet werden, um an einem systematischen Lexikonartikel kompetent mitarbeiten zu können? Wie reagieren Kommiliton(inn)en auf den eigenen Beitrag? Es ist zwar etwas unkonventionell, sich zum Beispiel auf eine Prüfung vorzubereiten, indem man den Stoff aktiv bearbeitet und in Wiki-pedia einstellt. Doch auf diese Weise leistet man nicht nur einen Beitrag für die Onlineenzyklopädie, sondern erhält gleich auch noch von Mitschreibenden ein inhaltliches Feedback zur eigenen Arbeit.

Des Weiteren ist es auch möglich, eigene Wikis zu erstellen. Dazu muss man heute nicht mehr eine Wikisoftware auf dem eigenen Computer installieren. Viel-mehr kann man sich bei Onlineangeboten wie http://www.wikia.com/Wikia oder http://www.wiki-site.com registrieren und dann gleich loslegen. Auf Wiki-Site werden folgende Anwendungsvorschläge für die Gestaltung eines eigenen Wikis gemacht:

• eine Internetseite über ein bestimmtes Hobby, wie zum Beispiel Filme, Haus-tiere, Computerspiele etc., erstellen;

• gemeinsam genutzte Dokumentation eines Produktes, einer Dienstleistung, eines Arbeitsablaufes etc. gestalten;

• eine Wissensdatenbank organisieren;• Projekte organisieren und planen;• Veranstaltungskalender konzipieren;• wichtigen Nachrichten ankündigen und mitteilen;• allgemeinen Anleitungs- oder FAQ-Seiten erstellen.Quelle: www.wiki-site.com

Das Onlinelexikon Wikipedia

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7 Weitere Onlineanwendungen

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Allerdings braucht man heute nicht mehr unbedingt mit Wikis zu arbeiten, wenn es allein darum geht, mit mehreren Teilnehmern einen Text zu schreiben. Wie bereits an früherer Stelle beschrieben, kann man dies auf einfache Weise mit einer Onlinetextverarbeitung wie Google Docs oder Zoho realisieren. Ein Wiki kommt vor allem dann in Frage, wenn man den erarbeiteten Text gleich im Web publizie-ren will oder wenn man »Wikipedia-like« alle Leserinnen und Leser auffordert, am eigenen Texte weiterzuarbeiten.

Eine Möglichkeit, wie man im Studium eine Vorlesung per Wiki aufarbeiten kann, zeigt das folgende – auf http://www.wikia.com/Wikia – erstellte Wiki:

7 Weitere Onlineanwendungen

Neben den bisher vorgestellten Werkzeugen, die das Web 2.0 für kollaboratives Arbeiten bereitstellt, gibt es eine Vielzahl weniger bekannter Helfer, welche die Zusammenarbeit erleichtern und die eigene Produktivität steigern. In der Folge werden einige dieser Werkzeuge kurz vorgestellt:

• Wer mit Kollegen Termine plant, dem hilft das Doodle-Tool (http://www.doodle.com). Hier legt man ohne Registrierung auf einfache Weise eine Liste von Terminen fest, die man den Kolleginnen und Kollegen zur Auswahl präsen-tiert. Diese klicken online jene Termine an, welche für sie möglich sind. Die einladende Person erhält so eine Übersicht zu den Terminmöglichkeiten der

Wiki zur Vorlesung »Politische Ordnungsmodelle«

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VIII Kollaboratives Lernen und E-Learning

Beteiligten. Sobald sich alle eingetragen haben, legt man den besten Termin fest und lädt die Kolleginnen und Kollegen definitiv ein.

• Hilfreich sind Bookmark-Tools wie Delicious (http://delicious.com) oder Mis-ter Wong (http://www.mister-wong.de). Diese erlauben es, eine Sammlung von Bookmarks unabhängig vom gerade benutzten Computer aufzubauen und im Sinne eine Social Community mit anderen auszutauschen. Auf Wikipedia wird »Social Bookmarking« wie folgt beschrieben: »Nutzer können eigene Lesezei-chen hinzufügen, löschen, bewerten, kommentieren beziehungsweise mit Kate-gorien oder Schlagwörtern (engl. Tags) versehen. Ebenso haben sie Einblick in die Lesezeichen anderer Nutzer, die in die eigene Sammlung übernommen wer-den können. Social Bookmarks lassen sich je nach Dienst nach Schlagwörtern, Schlagwörter-Kombinationen, Kategorien oder Benutzern auflisten. Zudem gibt es in vielen Fällen eine Auflistung der von allen Nutzern zuletzt gespeicher-ten Lesezeichen auf der Startseite sowie eine Liste der beliebtesten Links« (Quelle: Wikipedia, Artikel: Social Bookmarks, besucht 26.7.2009).

Termine mit Doodle festlegen

Bookmarks mit Mister Wong verwalten

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7 Weitere Onlineanwendungen

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Sucht man also die wichtigsten und ergiebigsten Websites für ein Thema, kann es von Vorteil sein, erst jene Links anzuklicken, welche im Rahmen des Social Bookmarking von anderen Usern empfohlen werden. Auf diese Weise findet man häufig die gesuchten Informationen schneller, als wenn man mit Google oder einer anderen Suchmaschine sucht.

• Ein Diskussionsforum anlegen, ohne dass man bereits auf einer Lernplattform angemeldet ist – das ist bei Tangler (http://www.tangler.com) möglich. Tangler ist ein Webangebot, das sich selbst als »Diskussions-Netzwerk« bezeichnet. Wer sich als Mitglied registriert hat, kann auf einfache Weise Bilder, Videos oder Flashfilmchen in die Diskussionsrunden einbinden und in Echtzeit miteinander kommunizieren.

• Wer systematisch bestimmte Beiträge zu Blogs sucht, kommt womöglich besser mit einer Suchmaschine ans Ziel, die sich auf das Durchsuchen von Blogs spezi-alisiert hat. Am Bekanntesten ist hier Technorati (http://technorati.com). Eine bekannte deutschsprachige Suchmaschine für Blogs ist Rivva (http://rivva.de).

• wer-weiss-was ist ein kostenloses Netzwerk zum gegenseitigen Austausch von Know-how. Registrierte Benutzer können per E-Mail Fragen an Experten stel-len, wobei die Experten in vier Stufen eingeteilt sind: (1) Interessierte, (2) Anfänger, (3) Fortgeschrittene, (4) Experten. In der Mitte des Jahres 2009 waren rund 450.000 Mitglieder registriert. wer-weiss-was ist eine gute Möglichkeit, sich weiterhelfen zu lassen, wenn man eine Frage nicht beantworten kann.

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7 Weitere Onlineanwendungen

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IX Die persönliche Lern-umgebung gestalten

1 Lernwerkzeuge auswählen2 Lernumgebungen werden mobil3 Lerngruppen und Lerngemeinschaften bilden

Hat man sich entschlossen, eine persönliche Lernumgebung zu nutzen, stellen sich Anschlussfragen. In diesem Kapitel werden einige davon beantwortet.• Wie wähle ich aus dem Angebot das passende digitale Werkzeug aus?• Welches sind dabei die entscheidenden Kriterien?• Ist Gratissoftware oder Open Source genauso gut wie teure Standardprogramme?• Welche Open-Source-Lösungen gibt es auf dem Markt?• Was ist vom »mobilen« Lernen zu halten?• Was sind die sogenannten »Communities of Practice«?• Wie lernen wir mithilfe digitaler Medien in Lerngemeinschaften?• Wann hat Face-to-Face-Lernen und wann Onlinelernen seine Vorteile?• Was versteht man unter Bar- und Educamps?

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IX Die persönliche Lern umgebung gestalten

1 Lernwerkzeuge auswählen

Im letzten Kapitel ging es darum, wie das Netz zum kollaborativen Lernen und als Kommunikationsmedium genutzt wurde. Denn das Web  2.0 bietet viele coole Möglichkeiten, gemeinsam zu lernen und zu arbeiten. Noch vor zehn Jahren hätte man sich dies kaum vorstellen können. Eindrucksvoll konnten wir diese Entwick-lung anhand vieler neuer Tools und Instrumente aufzeigen.

Allerdings bedeutet die Nutzung solcher Instrumente nicht immer, dass die eigene Produktivität gesteigert wird. So meint der Studierende Yves: »Ich benutze mehrere Anwendungen dieses sogenannten sozialen Netzes. Bei jeder dieser An -wendung soll ich wieder mein Profil eingeben und Mitglied in einem Forum oder Chatroom werden. Das nervt. Auch unsere Lernplattform an der Uni ist so aufge-baut. Mir reicht aber StudiVZ als Ort, wo ich mein Profil habe. Alles andere ist viel zu aufwändig.«

Nun gibt es für solche Probleme auch technische Lösungen, wie sie unter dem Begriff des »Mash-up« diskutiert werden. Über offene Programmschnittstellen können damit Inhalte aus einem Programm in ein anderes eingefügt werden. So lässt sich einer der beiden Autoren dieses Buches die neuen Beiträge seines persön-lichen Blogs automatisch auch in Facebook anzeigen. Vielleicht brauchen wir alle bald ein Tool wie Profileomat (http://www.profileomat.com): ein »Profile Aggre-gator«, mit welchem man alle persönlichen Webseiten, Social-Network-Profile, Blogs, Kontaktinformationen, Fotoalben oder sonstige Profile auf einer Webseite vereinigt. Bekannt ist in diesem Zusammenhang auch Tweetdeck (http://www.tweetdeck.com) geworden, ein Webdienst, welcher Informationen verschiedener Netzwerke wie Twitter, Facebook, LinkedIn und Myspace zusammenbringt und aggregiert.

Dennoch bleibt das Problem, dass die Anwendungen mit ähnlichen Funktio-nen immer mehr anwachsen, wobei es schon aus Gründen der Effizienz sinnvoll ist, sich zu beschränken und sich nicht für jede Aufgabe ein neues Werkzeug anzueignen. Anstatt das achte Profil in einem Lernkartenprofil zu erstellen, reicht es aus, die dort Mitarbeitenden auf seinen StudiVZ- oder Facebook-Account hinzuweisen.

Wenn es darum geht, die eigene persönliche Lernumgebung zu definieren und die dazu geeigneten Werkzeuge und Tools zusammenzustellen, kann es nützlich sein, sich die Grundfragen zu stellen, die in Abbildung 44 angesprochen sind:

Diese Frage stellt sich besonders dann, wenn man überlegt, sich eine neue An -wendung für einen bestimmten Zweck zuzulegen:

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1 Lernwerkzeuge auswählen

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• Wenn ich mein Mindmap-Programm wechsle, weil eine Kollegin findet, das neue sei ein wirklich geniales Programm: Welchen Zusatznutzen bringt die neue Anwendung?

• Welche zusätzlichen Features sind im neuen Programm enthalten, die ich unbe-dingt brauche und die den Umstieg nahelegen? Manchmal behindert eine zu große Anzahl von neuen komplizierten Funktionen das effiziente Arbeiten eher. Soll ich als Einsteiger auf ein einfaches Videoschnitt-Programm setzen oder auf Shareware, die mir von einem Filmprofi empfohlen wird, obwohl ich die darin enthaltenen Funktionen voraussichtlich nie ausnutzen werde?

• Gibt es die notwendigen Schnittstellen zu anderen Programmen? Wenn man zum Beispiel Filme aus dem Netz herunter lädt, so muss das Zusammenspiel mit dem zur Verfügung stehenden Abspielprogramm gewährleistet sein. D. h. das Programm muss das Format der »Video-Datei« verstehen können.

Braucht es zusätzliche Kompetenzen und Fertigkeiten, wenn man mit einem neuen Programm arbeitet?Manchmal ist es wenig sinnvoll, auf ein neues Programm umzusteigen, wenn der Aufbau aller Funktionen sich so stark vom alten Programm unterscheidet, dass man Tage und Wochen braucht, um sich darin einzuarbeiten. Das trifft zum Bei-spiel auf das Grafikprogramm Gimp zu. Die Oberfläche gehorcht einer anderen Logik als die der meisten Bildbearbeitungsprogramme. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn es keinen zwingenden Grund gibt, die gewohnte Arbeitsumgebung zu wechseln.

Grundfragen zum persönlichen Wissensmanagement

Welchen Nutzen bringt eine Anwendung für meine Arbeit?

Kompetenz

Nutzen

Kosten

Alternativen

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IX Die persönliche Lern umgebung gestalten

Nun ist es allerdings so, dass man sich in manche der neuen Webanwendungen sehr rasch in einem Nachmittag einarbeiten kann und sich ohne Schwierigkeiten darin zurechtfindet. Denn von den Grundideen und -funktionen sind Programme meist ähnlich, die für dieselben Aufgaben programmiert sind. Wer ein neues Pro-gramm auf den Markt bringt, passt es schon deswegen eng an die bestehenden an, weil dies den neu angelockten Kunden den Umstieg erleichtert.

Bevor man sich indessen vorschnell vom Reiz des Neuen verführen lässt, ist es sinnvoll, erst einmal die Funktionen des neuen Programms mit den Anforderun-gen zu vergleichen, welche die eigene Arbeit stellt. Denn es ist frustrierend, wenn man nach zwei Tagen intensiver Arbeit mit einem neuen Textverarbeitungspro-gramm merkt, dass das alte eigentlich für die eigenen Ansprüche geeigneter war.

Dazu kommt, dass es für die eigene Produktivität wenig zuträglich ist, wenn man zum Beispiel gleichzeitig mit drei Mindmap- oder Textverarbeitungspro-grammen arbeitet. So muss man sich immer wieder umstellen und kann am Schluss mit keinem dieser Programme richtig umgehen. So kommt es zum Stoß-seufzer einer Studentin, die sonst mit Word arbeitet: »Wo ist jetzt schon wieder diese Markupfunktion in ›Open Office‹, und heißt sie dort auch so?«

Welche Alternativen zu den von mir benutzten Programmen gibt es?Für die meisten Aufgaben, die man mit dem Computer lösen will, gibt es mehrere Alternativen. Die Anzahl hängt allerdings auch davon ab, ob sich bestimmte An -wendungen als Quasistandard monopolartig durchgesetzt haben. Dies gilt etwa für die Office-Programme, welche von Microsoft dominiert werden. Bei anderen Pro-grammformen gibt es eine größere Anzahl verschiedener Angebote, ohne dass ein eindeutiger Platzhirsch auszumachen wäre – etwa bei Grafikprogrammen, Brenn-suiten oder Videoschnittprogrammen. Umso wichtiger ist es, sich über die Ansprü-che klar zu werden, die man an »sein« Programm stellt. Dazu kann es hilfreich sein, sich stichwortartig auf einem Zettel die wichtigsten Features zu notieren, die man benötigt, etwa nach folgendem Muster (s. gegenüberliegende Seite).

Hilfreich sind auch Vergleichstests zwischen verschiedenen Programmen, wie man sie in Computerzeitschriften findet. Tests, mithilfe der Google-Suche auffind-bar, sind ebenfalls empfehlenswert.

Nicht zuletzt ist es ein entscheidendes Kriterium, mit welchem Programm man üblicherweise an der Universität oder im Kollegenkreis arbeitet. Zwar sind die meisten Programme heute bis zu einem gewissen Grad kompatibel. Wer in Power-point seine Präsentation erstellt, kann sie auch in Impress von Open Office öffnen.

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1 Lernwerkzeuge auswählen

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Doch zeigen sich häufig rasch Grenzen dieser Kompatibilität: wenn Tabellen falsch wiedergegeben werden oder Umbrüche verändert im Layout des Programms erscheinen, das mit Dateien aus einem anderen Programm »gefüttert« wird. Des-halb lohnt es sich meist, wenn man sich auf bestimmte Programme einigt, mit welchen alle Mitglieder einer Community arbeiten – so z. B. auf Open Source Pro-gramme, die für alle gratis sind.

Wie steht es mit den Kosten der von mir benutzen Werkzeuge?Ein wichtiges Kriterium für die Auswahl von Tools und Anwendungen sind bei Studierenden die Kosten. Neben der kostenpflichtigen Software gibt es für die meisten Zwecke Gratissoftware, die oft im Open-Source-Verfahren entwickelt und verbreitet wird. Es handelt sich dabei um Software, deren Quelltext öffentlich zugänglich ist. Dies erleichtert die Weiterentwicklung und Verbreitung solcher Programme, die man gratis benutzen und weitergeben darf. Die Qualität solcher Software hängt nicht von den Investitionen einer Firma ab, welche mit einem Pro-gramm auf dem Markt einen finanziellen Erfolg erzielen wird, sondern von den vielen Entwicklern, die bereit sind, Zeit und Arbeit in ein öffentlich verbreitetes kostenloses Programm zu stecken. Entstanden ist die Bewegung von Open Source

Anforderungen an mein Programm

Zwingend notwendig:

Wünschenswert:

Ist verzichtbar:

Checklist

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IX Die persönliche Lern umgebung gestalten

vor allem im Rahmen der Kritik an der Monopolstellung der Firma Microsoft bei den Betriebssystemen oder der Office-Software.

Um ein allgemeines Vorurteil zu widerlegen: Software, die man »für lau«, erhält muss hinter den teuren Standardanwendung nicht zurückstehen. Open-Source-Software hat in den letzten Jahren qualitativ stark zugelegt und die »Wisdom oft the crowd«, die sich in solchen Programmen äußert, ist häufig mit der Experten-kompetenz ebenbürtig, welche in kommerzielle Programme eingeflossen ist. Eine EU-Studie stellte denn auch fest, dass Open-Source-Software kommerziellen Pro-grammen ebenbürtig ist (vgl. http://tinyurl.com/2u4vakv). Das belegt der Browser Firefox, welcher in den letzten Jahren den Internet Explorer von Microsoft in der Gunst der Nutzer überflügelt hat. Und die Open Source Office Suite ist im Moment das einzige Office-Programm, das Microsoft Office ernsthaft herausfordert. Jeden-falls ist es immer eine Überlegung wert, ob nicht ein Open-Source-Programm eine brauchbare Alternative zu kostenpflichtiger Software darstellt.

Auch an Universitäten wird die Benutzung von Open Office heute oft gefördert. So nutzen viele Hochschulen und Universitäten zum Beispiel Lernplattformen wie Moodle oder Ilias, welche dem Open-Source-Bereich entstammen. Die renom-mierte Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) in Zürich führt zum Beispiel eine Fachstelle Open Source. Auf deren Website heißt es: »Die ETH Zürich unter-stützt gemäss Schulleitungsbeschluss vom 22.4.2003 offiziell den Einsatz von Open-Source-Software und die Freigabe von Software, die an der ETH Zürich ent-wickelt wurde, unter einer Open-Source-Lizenz.«

Warum überzeugen Sie also Ihre Freunde nicht, auf Open Source umzusteigen? Was Sie da einsparen, legen Sie zur Feier des Tages in ein »Open Source Ski-Week-end« in den Bergen an. Sie arbeiten nachher genauso produktiv am Computer und haben erst noch ein Wochenende mit viel Fun und Spaß vor sich. Was Sie in der Open-Source-Landschaft an Programmen erwartet, das beschreibt die folgende Übersicht:

Open Source und weitere Gratissoftware

• Open Office ist eine funktionsmächtige Konkurrenz zu Microsoft Office mit Modulen zur Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, mit Präsentationssoftware, Zeichenprogramm, Datenbankverwaltung und Formeleditor. Open Office kann mit den Microsoft-Office-Formaten umgehen, hat aber manchmal Probleme beim Ex- und Import.

Übersicht

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1 Lernwerkzeuge auswählen

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• Gimp ist ein professionelles Bildbearbeitungsprogramm mit allen notwendigen Standardwerkzeugen – aber einer gewöhnungsbedürftigen Arbeitsoberfläche, die Einarbeitung erfordert.

• Avira AntiVir ist ein kostenloses Antivirenprogramm, das in einschlägigen Com-puterzeitschriften immer wieder als Alternative zu den kommerziellen Program-men empfohlen wird.

• Der Browser Mozilla Firefox, der sich in den letzten Jahren zunehmend als Stan-dardprogramm für das Surfen auf dem Internet durchgesetzt hat (Alternativen: Opera und das unten erwähnte Google Chrome)

• Die Gratisprogramme von Google – etwa die Bildverwaltung Picasa, die webba-sierten Officeprogramme von Google Docs, der Browser Chrome, Google Earth etc.

• Die Telefoniesoftware Skype, mit der sich gratis zwischen Computern Telefonate, Chats und Videotelefonate führen lassen.

Neben diesen bekannten Programmen listet die Computerzeitschrift Chip im Okto-ber 2009 auf ihrer Website unter dem Titel »Must Haves des offenen Quellcodes« (http://tinyurl.com/yggu6a9) eine Reihe weniger bekannter Open Source-Pro-gramme auf. Genannt sind:

Open Source-Programme

Tools für die PC-SicherheitKeePass 2: ein Passwortverwalter, der Zugangscodes und Passwörter verschlüsselt abspeichert.True Crypt: Mit diesem Tool können virtuelle Laufwerke erstellt und überdurch-schnittlich sicher verschlüsselt werden.ClamWin: ein Antivirenprogramm, von welchem Chip aber gegenüber AntiVir eher abrät.

System und Tuningxpy/Vispa: Mit nur einem einzigen Klick können unnötige oder nervige Funktionen des Betriebssystems abgeschaltet und ressourcenfressende Programme deaktiviert werden. Die Tools können auch unterbinden, dass ohne Wissen Daten an Microsoft weitergegeben werden.7-Zip: komfortable Lösung, um Daten zu komprimieren. Das Tool kommt mit allen im Web verbreiteten Archivformaten zurecht.Innra-Recorder: ein einfaches Brennprogramm, welches übergewichtige und kom-plexe Brennsuiten wie Nero ersetzt, indem es sich auf das Wesentliche konzentriert.

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IX Die persönliche Lern umgebung gestalten

MultimediaprogrammeVLC Media Player: kostenloser Player, um Audio- und Videodateien abzuspielen. Er kommt mit vielen Formaten auch dann noch zurecht, wenn andere Player schon streiken.Jajuk: ein kostenloser MP3-Player, der Musikdateien in einer Datenbank abspeichert und mit Sammlungen von über 10.000 Songs zurechtkommt.XMedia Recode: Mit diesem Programm kann man Musik und Videos in fast jedes gewünschte Format umwandeln. Das ist dort von Vorteil, wo verschiedene Geräte (Handys, iPods, Spielkonsolen) unterschiedliche Dateiformate verlangen.

Surfen, Kommunikation und DownloadsPidgin: ein Programm, mit welchem man mehrere Messenger-Programme (ICQ, MSN, Yahoo) gleichzeitig nutzen kann.jDownloader: ein Download-Manager, um Dateien von Rapidshare & Co auf flüs-sige Weise herunterzuladen – auch wenn unvermeidliche Wartezeiten vorgeschrie-ben sind.

Office-ToolsGnuCash: eine Komplettlösung zur Finanzverwaltung, die Chip auch kleinen Firmen empfiehlt. Es können damit Transaktionen mit verschiedenen Bankkonten, aber auch Anlagen wie festverzinsliche Wertpapiere oder Aktien verwaltet werden.PDF-Creator: Aus beliebigen Programmen heraus können damit PDF-Dokumente erstellt werden.

Bildbearbeitung und -verwaltungGreenshot: ein Tool, um den Bildschirm – oder Ausschnitte daraus – auf einfache Weise abzuspeichern, um sie dann zu bearbeiten und zu beschriften.Gallery: Lädt die von den Nutzern zusammengestellten Fotos als Onlinegalerie aufs Netz.

SpieleFreeCool: Angelehnt an Colonization gilt es im Open-Source-Remake FreeCool die Neue Welt zu erobern und schließlich vom Mutterland unabhängig zu werden.Neverball: Man manövriert bei diesem Programm eine Kugel durch ein Labyrinth mit zahlreichen Hindernissen.The Battle of Wesnoth: In diesem Spiel übernimmt man die Kontrolle über eine Fantasyarmee, mit der man gegen die Gegner in den Kampf zieht.

Eine ausführlichere Übersicht über Open-Source-Programme findet sich auf der Website http://www.osalt.com/ (auf Englisch). Diese deutsche Seite verweist auf wichtige Programme http://www.jpo-aktuell.de/OpenSource.php.

� Übersicht

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2 Lernumgebungen werden mobil

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Nicht immer ist Gratissoftware allerdings die günstigste Lösung – etwa wenn freie Versionen eines kommerziell vermarkteten Programms als Appetizer angeboten werden. So berichtet der Studierende Frank, wie er für seine Dissertation ein Um -fragetool für die Gestaltung eines Onlinefragebogens nutzte: »Ich habe mich für die Gratisversion eines Programms entschieden und mich darin eingearbeitet. Bei der Konzeption meiner Untersuchung habe ich dann festgestellt, dass meine Stich-probe viel größer wurde, als ich das ursprünglich geplant hatte. Die Gratisversion reichte da plötzlich nicht mehr aus. So wurde es richtig teuer, weil ich nicht mehr alles von Null auf in einem anderen Programm neu machen wollte.«

Ähnliches gilt für Demoversionen, mit denen man ein Programm eine Zeitlang ausprobieren kann (zum Beispiel vierzehn Tage oder einen Monat). Da gibt es Pro-gramme, welche im Demomodus so verkrüppelt sind, dass man sie kaum gebrau-chen kann, etwa wenn beim Screenshot an allen möglichen Stellen das Wasserzei-chen der Firma auftaucht. Andrerseits kann das Ausprobieren dennoch nützlich sein, auch wenn nicht alle Funktionen freigeschaltet sind. Es kann vor einem Fehl-kauf bewahren, wenn man beim Ausprobieren entdeckt, dass einem das Handling nicht liegt, dass es zu häufigen Abstürzen kommt, dass benötigte Funktionen feh-len etc.

Vorsicht ist aber noch aus einem anderen Grund geboten: Hat man sich an das Programm gewöhnt, will man nicht mehr wechseln – und bezahlt gezwungener-maßen die kostenpflichtige Version, wenn die Demoversion den Geist aufgibt.

Klar zu unterscheiden von Demosoftware sind Studentenversionen, die zu sehr günstigen Konditionen von kommerziellen Softwareanbietern angeboten wer-den – natürlich nicht ganz uneigennützig. Denn man hofft, dass die Studierenden dann auch in ihrem Späteren Berufsleben diesem Programm treu bleiben. Mit »googlen« auf dem Netz (Studentenversion und »Anbieter«) findet man diese Möglichkeiten schnell auf.

2 Lernumgebungen werden mobil

Arbeiten mit dem Computer hieß bis vor wenigen Jahren, an seinem Computer zu sitzen und nächtelang am Bildschirm seine Zeit zu verbringen. Heute dagegen sind die digitalen Medien mobil geworden:

1. Einmal sind die Geräte klein und tragbar geworden, so dass man mit Laptops, Netbooks und Handys fast überall in Kontakt kommt bzw. damit arbeiten

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IX Die persönliche Lern umgebung gestalten

kann. Es ist kein Problem mehr, wenn man an einem schönen Frühlingstag den Arbeitsplatz dank eines handlichen Netbooks in den Garten verlegt.

2. Fast alle Medien sind aufgrund ihrer digitalen Grundlage für den Austausch von digitalen Daten gerüstet. Auch dort wo Fotokamera, Radiogerät, Fernse-hen, Video etc. draufsteht, ist heute »Computer« drin.

3. Immer häufiger werden Daten ins Netz, die sogenannte »Cloud«, ausgelagert, worauf man von überall auf der Welt Zugang hat.

Insgesamt dürfte der Trend in Richtung einer noch stärkere Vernetzung noch zunehmen – und es ist nur eine Frage der Zeit, wann in den Medien der nächste Hype mit einem Gerät angekündigt wird, das als eierlegende Wollmilchsau alles kann, was das Herz begehrt. Absehbar ist z. B., dass sich auch bei uns die E-Book-Reader stärker durchsetzen: Vielleicht werden wir schon bald Zitate aus fachwis-senschaftlichen Texte gleich direkt vom Ebook in unsere Seminar- oder Masterar-beit einfügen können.

Was bedeutet Medienkonvergenz?

Dieses Zusammenwirken von Medien wird als Medienkonvergenz bezeichnet, die unseres Erachtens auch das zentrale Merkmal des gegenwärtigen Umgangs mit digi-talen Medien darstellt.

Medienkonvergenz bedeutet für die Arbeit mit Programmen:• Das geschriebene Referat einer Hausarbeit ist auch die Grundlage meiner Präsen-

tation: Ich übernehme Titel oder zentrale Aussagen per »copy and paste« und füge diese direkt in die entstehende Präsentation ein.

• Für eine empirische Masterarbeit lese ich Daten direkt aus dem Statistikprogramm SPSS ein.

• Bilder, Audiodateien und Musik aus dem Netz importiere ich direkt in eine Präsen-tation.

Medienkonvergenz bedeutet für die Arbeit mit Geräten:• Von einem Computer an der Universität schicke ich Dateien per Mail nach Hause,

wo ich sie mit dem privaten Gerät weiterbearbeite.• Mit meinem Handy nehme ich den Auftritt eines berühmten Wissenschaftlers auf

und lade das Foto für meine Freunde direkt auf meinen Facebook-Account.• Meine Präsentation überspiele ich auf ein Smartphone, um sie von dort direkt auf

einen Beamer zu übertragen.

Überblick

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2 Lernumgebungen werden mobil

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Schon weit fortgeschritten und in der praktischen Erprobung sind Überlegun-gen, Handys wie das iPhone vermehrt ins Lernen einzubeziehen. Das vor allem dann, wenn diese Geräte von den Universitäten über das kostenlos angebotene WLAN in die dortigen Netze einbezogen werden können. So heißt es in einem Bericht zur LMU München:

»Die LMU München bietet ihren Studenten in vielen Unibereichen WiFi-Versorgung. Um diese mit dem iPhone nutzen zu können, gibt es zwei Möglichkeiten: zum einen kann man sich, sobald man mit dem LRZ-WLan verbunden ist, mit Safari über die Adresse https://vpnweb.lrz-muenchen.de einloggen und surfen. Der Nachteil an die-ser Lösung: die Session bleibt nur begrenzt gültig, so dass man sich sehr oft neu einlog-gen muss.«

Quelle: http://tinyurl.com/3xpa4sq.

Nun kann man dem Nutzen der Handys entgegenhalten, dass der Bildschirm sehr klein sei, was langes Lesen mühsam macht. In den Zeiten der Medienkonvergenz wird man deshalb bei solchen Aufgaben auch in Zukunft eher auf andere Geräte zurückgreifen. Dagegen sind eine der Stärken der neuen Smartphones die vielen »Apps«, also die kleinen Programme (applications), mit welchen Handys für eine viel breitere Palette von Anwendungen als nur Telefonieren oder SMS-Schreiben interessant geworden sind. Diese neuen Handys wie das iPhone fungieren zum Beispiel als Informationsdrehscheibe, wo Newsfeeds, Facebook und Twitter-Mit-teilungen ständig mitlaufen. Auch in den Bereichen Foto, Video und Audio wer-den die Handys immer beliebter, so dass man zum Beispiel auch kurze Interviews für eine Forschungsarbeit auf dem Handy aufnehmen und mit Bildern dokumen-tieren kann.

Wie das Potenzial von Handys auch von kommerziellen Anbietern im Bildungs-bereich ausgenutzt wird, zeigt das Beispiel des US-Textbuch-Anbieters Courses-mart (http://www.coursesmart.com). Dieser stellte eine spezielle Anwendung für iPhone und iPod touch vor, welche den Zugriff auf die über 7.000 Lehrbücher aus dem Archiv des Unternehmens ermöglicht. So sollen Schüler und Studenten künf-tig schnell und einfach auf vollständige digitalisierte Versionen ihrer herkömmli-chen Textbücher zugreifen, ihre selbst verfassten Notizen lesen und nach spezifi-schen Wörtern und Phrasen suchen können. Als Vorteil für diese mobile Version der Lehrbücher wird insbesondere der schnelle und unkomplizierte mobile Zugriff genannt. »Wenn man zum Beispiel in einer Seminargruppe im Unterricht sitzt und sich spontan eine interessante Frage auftut, kann man sofort auf das entsprechende

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IX Die persönliche Lern umgebung gestalten

Lehrbuch zugreifen«, meinte Frank Lyman, Executive Vice President bei Course-smart, gegenüber dem Wall Street Journal (vgl. http://tinyurl.com/3aob2fv).

Für uns im deutschsprachigen Raum mag das alles noch Zukunftsmusik darstel-len. Auf der Website http://www.macnotes.de werden jedoch für die Studierenden der Gegenwart die »Top10 iPhone-Apps« genannt (für andere Handys, in die sich Apps integrieren lassen, gibt es ähnliche Anwendungen):

3 Lerngruppen und Lerngemeinschaften bilden

Geht es darum, die eigene Lernumgebung zu gestalten, so heißt das nicht, dass ausschließlich das individuelle Lernen und die Auswahl der zum eigenen Lern- und Arbeitsstil passenden Werkzeuge und Tools im Mittelpunkt stehen. Das heu-tige Massenstudium könnte es zwar nahelegen, die in diesem Buch verhandelten Fragen des effektiven Lernens vor allem unter dem Gesichtspunkt eines Vorteils zu sehen, den man gegenüber seinen Mitstudierenden hat, wenn man digitale Medien geschickt zur Lernunterstützung zu nutzen vermag. Gegenüber seinen Mitstudie-

10 Top-iPhone-Apps für Studierende

Simple-Note: eine Notizen-App, bei der man über eine direkte Synchronisation von jedem Rechner aus direkt auf die Notizen zugreifen kann (ähnlich das kostenlose Evernotes).Things: ein Tool, um Aufgaben zu organisieren und abzuarbeiten.Fahrplan: ein Onlinetool, das den Fahrplan aufs Handy bringt.Facebook: eine App, welche für den Facebook-Zugang auf dem Handy gedacht ist.dict.cc: eine Anwendung, mit der man ein umfangreiches deutsch-englisches Wör-terbuch auf dem iPhone erhält.Papers: Papers dient zum Sortieren ungeordneter PDF-Dateien, wobei die dazu pas-sende iPhone-App die Möglichkeit bietet, einzelne Texte oder ganze Kategorien aufs iPhone zu übertragen und damit auch unterwegs verfügbar zu machen.Newsstand: ein RSS-Reader, mit dem man News aus dem Netz abonnieren kann.Convertbot: ein Tool, das Einheiten aller Art (Längen- und Flächenmaße, Tempera-turen, Währungen etc.) umzurechnen erlaubt.Offmaps: eine Alternative zu Google Maps, wobei man sich die Karten offline auf das iPhone laden kann.Quickoffice: ein Tool, das die Bearbeitung von Office-Dokumenten ermöglicht.

Quelle: http://tinyurl.com/39obcy4 /

Übersicht

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3 Lerngruppen und Lerngemeinschaften bilden

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renden dank Medienunterstützung eine Nasenlänge voraus zu sein, ist jedenfalls kein schlechtes Argument für eine konsequente Mediennutzung.

Dennoch haben die digitalen Medien gerade dort ihre große Stärke, wo es nicht um persönliche Konkurrenz, sondern um gemeinschaftliches Lernen geht. Dies sollte im letzten Kapitel deutlich geworden sein, wo eine Vielzahl von digitalen Werkzeugen vorgestellt wurden, welche das kollaborative Lernen unterstützen. Diese vernetzende und Kontakt schaffende Funktion des Lernens ist umso wichti-ger, wenn man Lernen nicht einfach als Auswendiglernen von Fakten oder als reproduzierbares Bücherwissen betrachtet.

Wissenserwerb ist in zwei Richtungen zu sehen: Einmal kann es in der Ausein-andersetzung mit den Inhalten sinnvoll sein, sich individuell mit Theorien und Konzepten auseinanderzusetzen, um so in seinen Fähigkeiten und Kenntnissen weiterzukommen. Immer stärker stellen aktuelle Lerntheorien aber in den Vorder-grund, dass Wissen in der Auseinandersetzung mit anderen Menschen erworben wird, indem man sich gegenseitig Anregungen gibt und korrigiert. Erkenntnis und Wissen gewinnt man wesentlich dadurch, dass die Aushandlung von Bedeutungen im Rahmen sozialer Beziehungen erfolgt.

Solche Überlegungen zur zentralen Funktion der Zusammenarbeit sind in Lernkonzepten integriert, die sich am Modell von »Communities of Practice« ori-entieren (vgl. Lave/Wenger 1991). Diese sogenannten CoPs lassen sich nach Etienne Wenger über drei Dimensionen definieren:

1. Es reicht nicht dass, sich ein Kreis von Freunden über ein Netzwerk austauscht. Vielmehr gehört ein gemeinsames Arbeitsfeld (Domain) dazu, in welchem sich die Interessen der Mitglieder konkretisieren. CoPs entstehen um Fragestellun-gen, die für die Mitglieder Bedeutung haben und für die sie dann auch die Verantwortung übernehmen.

2. Um die Interessen in ihrem Arbeitsfeld zu verfolgen, engagieren sich die Mit-glieder in gemeinsamen Aktivitäten und Diskussionen, unterstützen einander und tauschen Informationen aus. Sie entwickeln dabei Beziehungen, welche sie befähigen, voneinander zu lernen.

3. Eine CoP ist nicht einfach eine Ansammlung von interessierten Menschen, welche zum Beispiel Spielfilme lieben. Vielmehr handelt es sich um Praktiker, welche ein Repertoire von Ressourcen, Erfahrungen, Werkzeugen, Geschich-ten, Problemlösungsroutinen etc. gemeinsam haben – also in eine miteinander ge teilte Praxis verwoben sind (vgl. dazu die Homepage von Wenger: http://www.ewenger.com/theory).

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IX Die persönliche Lern umgebung gestalten

Diese Beschreibung von CoPs ist auch für die Situation des Studiums wichtig. Denn natürlich findet Lernen in mannigfaltigsten Formen jeden Tag und an allen Orten statt. Doch gerade ein Studium stellt eine gezielte und fokussierte Form des Lernens dar, auf welche die Merkmale von Wenger passen: Es geht um ein klar definiertes Arbeitsfeld, in welchem sich die Studierenden engagieren und gemein-sam an Aufgaben und Projekten für ihren Studienabschluss arbeiten. Studierende sind dabei im oben genannten Sinn Praktiker, die über bestimmte Ressourcen, Erfahrungen und Werkzeuge verfügen, um Erkenntnisse und Wissen zu erwerben bzw. weiterzuentwickeln. Lernen in solchen Communitys umfasst den gegenseiti-gen Austausch, ein Geben und Nehmen, in welchem sich die Beteiligten gegensei-tig unterstützen.

Für das Studium sind zwei Formen von Communities of Practice wichtig, die kurz vorgestellt werden: einmal Lerngruppen, die zum Beispiel für Gruppenarbei-ten in einem Seminar oder als gemeinsame Vorbereitung auf eine Prüfung gebildet werden; daneben gibt es aber auch längerfristig angelegte Communitys, etwa wenn Studierende zu einem Interessengebiet ihres Studiums einen über mehrere Semes-ter bezogenen Lernzusammenhang entwickeln, oder wenn Promovierende mit ähnlichen Dissertationsthemen an verschiedenen Unis eine inhaltsbezogene Com-munity bilden. Diese beiden Formen sollen im Folgenden mit Bezug auf die Nut-zung digitaler Medien genauer beschrieben werden.

Arbeiten in Lerngruppen und Lerngemeinschaften (Communities of Practice)In ihrem Buch Digital Habitats beschreiben Wenger/White/Smith (2009), wie CoPs als digitale Lernumgebungen funktionieren. Für sie ist es klar, dass diese in der heutigen Zeit immer mehr auch digitale Medien integrieren. Im Vorwort ihres Buches heißt es dazu: »Seit 2001 haben sich technologiegestützte Communities of Practice stark vermehrt, und das Feld der Technologie für solche Communities ist explodiert. Digitale Lebensumwelten, wo Communities angesiedelt sind, haben sich in bemerkenswerter Weise verändert« (Wenger/White/Smith 2009, S. xi).

Gegenüber früheren Vorstellungen vom digitalen Lernen ist es nicht mehr so, dass »Digital Habitats« als virtuelle Welten vom studentischen Alltag abgekoppelt sind. Vielmehr ist es oft eine gute Form, wenn man die Arbeit in digitalen Räumen mit dem realen Alltag verzahnt. So arbeitet eine Gruppe von Studierenden an einem Gruppenbericht, indem sie sich regelmäßig alle drei Wochen trifft, eine kurze Standortbestimmung vornimmt, »heiße« Themen diskutiert und dann die Arbeit verteilt, die in den nächsten drei Wochen individuell auf Google Docs zu

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3 Lerngruppen und Lerngemeinschaften bilden

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leisten ist. Einbezogen sind dabei auch informelle Lernanteile: Wenn sich zwei Gruppenmitglieder an der Universität über den Weg laufen, kommen sie öfter auf offene Fragen in der Gruppenarbeit zu sprechen und entwickeln den roten Faden ihrer gemeinsamen Arbeit weiter. Und wenn ein Mitglied online am Text arbeitet, gesellt sich manchmal noch eine zweite Person dazu – was dann zu einem Chat- oder Skype-Austausch zwischen ihnen führt.

Welche Rolle solche Lerngemeinschaften im Studium spielen können, beschreibt Nina Heinze am Beispiel des Projekts i-literacy an der Universität Augsburg:

»Im Projekt i-literacy kann man beobachten, dass im Laufe eines Semesters Lernge-meinschaften unter Studierenden im MuK-Studiengang (Medien und Kommunikation) selbstorganisiert entstehen, die sich gegenseitige Unterstützung, Beratung, und emotio-nalen Rückhalt geben bei der Anfertigung von Haus- und Abschlussarbeiten. Vor allem das Anstehen der Bachelor- oder Master-Abschlussarbeit trägt verstärkt zur Bildung von Lerngemeinschaften bei. Von Bedeutung ist hier, dass die Lerngemeinschaften nicht von Lehrenden initiiert werden. Sie werden von den Studierenden im Projekt selbst ins Leben gerufen bzw. sie entstehen aus einer Notwendigkeit heraus, wissenschaftliche Probleme zu lösen. Diese informellen Lerngemeinschaften gab es bereits, bevor das Projekt i-liter-acy begann, denn die Notwendigkeit einer gemeinsamen Problemlösung ist in einem Studiengang wie dem MuK nicht neu. Zudem sind es Studierende gewohnt, sich Unter-stützung im Studium hauptsächlich durch Kommilitonen zu holen.«

Quelle: http://websquare.imb-uni-augsburg.de/2008-01/2

Die Entstehung von Lerngemeinschaften wurde zusätzlich dadurch gefördert, dass man räumliche Möglichkeiten schuf, wo sich Studierende treffen und austauschen können. Dies führte dazu, dass sich neben bereits befreundete Studierende auch Studierende mit ähnlich gelagerten Problemen und Forschungsinteressen trafen, die sich vorher (noch) nicht gekannt hatten.

Projekte wie i-literacy machen deutlich, dass es im Rahmen eines Studiums zwei Formen von CoPs geben kann: Lerngemeinschaften, die Teil einer offiziellen Ver-anstaltung sind, und informelle Lerngemeinschaften, die nach Bedürfnis und Inte-resse selbstorganisiert von den Studierenden gebildet werden. Bei formellen Lern-gruppen, die innerhalb von Lehrveranstaltungen stattfinden, ist der Rahmen meist klar – indem zum Beispiel verlangt wird, eine Arbeit im Rahmen einer universitä-ren Lernplattform zu erstellen oder dazu ein bestimmtes Programm bzw. eine vor-gegebene Layoutvorlage zu benutzen. Dazu muss in diesem Buch nichts gesagt werden, weil die Aufgaben extern gestellt und die Settings vorgegeben sind.

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IX Die persönliche Lern umgebung gestalten

Dennoch sollten sich Studierende auch hier überlegen, ob es zusätzlich Hilfs-mittel aus der Welt der digitalen Medien gibt, welche die Arbeit erleichtern:

• Eine Seminar-Arbeitsgruppe hat zu ihrem Thema am Ende des Semesters einen Text in Word abzuliefern. Die Mitglieder, die sich unter der Woche nur schlecht treffen können, beschließen, den Text erst einmal kooperativ in Google Docs zu erstellen. Sie stellen dazu eine Gliederung ins Netz und vereinbaren, wer für welchen Teil verantwortlich ist. Ein Gruppenmitglied übernimmt am Schluss den Export in das Word-Format und die dann notwendige Layoutarbeit.

• Zwei Studierende beabsichtigen ihre Prüfung gemeinsam vorzubereiten. Sie beschließen ein Karteikarten-Programm zu benutzen und sich gegenseitig on -line Fragen zu stellen.

• Um ein Thema zu strukturieren, nehmen die Studierenden ein Online-Mind-map-Programm und ihre Laptops in eine erste Sitzung mit. Gemeinsam planen sie mithilfe der Mindmap die kommende Arbeit und ihre Schwerpunkte.

• Mitglieder einer Seminargruppe beschließen spontan, gemeinsam Bookmarks zu ihrem Thema auszutauschen und melden sich dazu beim Internetdienst vom Mister Wong an.

In selbstorganisierten Lerngruppen und Communities of Practice gibt es dagegen kaum Vorgaben, wie digitale Medien einzusetzen sind. Man ist frei, eine Lernplatt-form einzusetzen oder nicht; und die Intensität, mit der Medien genutzt werden, ist den jeweiligen Mitgliedern überlassen. Bei kleinen und auf eng umgrenzte Ziele bezogenen Lerngruppen ist es oft einfach, ein geeignetes Tool oder Werkzeug zu finden, mit dem gemeinsam gearbeitet wird. Dieses Buch weist zum Beispiel immer wieder auf Anwendungen hin, welche die Produktivität erhöhen und das Lernen unterstützen. Und vielleicht gibt es auch medienerfahrene Mitstudierende, die man fragen kann, welches Werkzeug das richtige ist.

Bei größeren Gruppen oder solchen, die über längere Zeit komplexere Ziele ver-folgen, gibt es einige Punkte, die speziell beachtet werden müssen.

Während bei kleinen Lerngruppen von fünf bis sieben Personen meist alle Mit-glieder gleichberechtigt sind und gleich intensiv mitarbeiten, muss dies bei größe-ren Communitys nicht der Fall sein. Wenn es überdauernde Gruppen sind, dann werden immer wieder Novizen langsam in eine solche Gruppe hineinwachsen und erfahrene Mitglieder diese mit der Zeit verlassen. Neben einer Kerngruppe, die sich oft herausbildet und in der Kommunikation (Forum oder Chat) die Diskussionen bestimmt, gibt es auch die Trittbrettfahrer, sogenannte Lurker, welche Beiträge nur

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lesen, sich aber nicht beteiligen. Wenger/White/Smith (2009, S. 9) weisen jedoch darauf hin, dass auch eine solche Randstellung in CoPs durchaus seine Bedeutung hat. Sie nennen dieses Phänomen auch »legitimate peripheral participation«. Es sei gerade wichtig, Personen, welche noch am Rand stehen, aber durch ihre Teilnahme ein gewisses Interesse an der Gruppe zeigen, für ein intensiveres Engagement zu motivieren. Denn oft befinden sich potenzielle Teilnehmer zuerst an der Periphe-rie, um sich mit den Regeln und Inhalten, die bearbeitet und diskutiert werden, vertraut zu machen. Sie brauchen etwas Zeit, bevor sie sich stärker engagieren und ins Geschehen eintreten. Beim Geben und Nehmen, das in solchen Communitys das Zusammenarbeiten bestimmt, gehört man zu Beginn oft zu denen, die von den Erfahrungen der alten Hasen profitieren, um dann immer mehr selbst in eine Expertenrolle hineinzuwachsen, aus welcher die gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen wieder weitergegeben werden. Zudem bedeutet das rezeptive Verhal-ten von Lurker nicht, dass sie passiv sind, nur weil sie als Beteiligte schweigsam sind und nicht auffallen. Sie können sich individuell sehr intensiv mit den Themen einer Gruppe auseinandersetzen, ohne dass man dies gruppen intern bemerkt.

Größere CoPs verbinden oft Menschen über mehrere geografische Standorte hinweg. Es ist deshalb wichtig, dass Werkzeuge benutzt werden, zu denen man von überall her einen leichten Zugang hat. Die Lernplattform einer Institution zu benutzen, die von außen nur sehr schwierig und über komplizierte Passwörter zu benutzen ist, kann in solchen Fällen bereits ein Hindernis darstellen. Zudem ist hier zu überlegen, wie sinnvoll es ist, trotz der geografischen Distanz hin und wie-der reale Treffen der Mitglieder zu organisieren und damit die Vernetzung der Arbeitszusammenhänge zu verstärken. Aber auch die Bildung einer Facebook-Gruppe könnte helfen, die sozialen Beziehungen der Mitglieder zu intensivieren, um sich jenseits des thematischen Interesses besser kennenzulernen.

Damit zusammenhängend stellt sich die Frage, wann es sinnvoll ist, Aufgaben real, also »face-to-face« anzugehen und wann man etwas online erledigen kann. Dies ist vor allem dann zu klären, wenn man die gleiche Hochschule besucht, also regelmäßig an einem bestimmten Ort anzutreffen ist bzw. zusammenkommt. Die folgende Übersicht zeigt, was hier im Allgemeinen günstiger ist (s. folgende Seite).

Face-to-Face-Kommunikation erleichtert die Kooperation meist dort, wo es um Absprachen geht, eine Struktur für das Weiterarbeiten erstellt werden muss etc. Auch bei Ereignissen, die stark emotional geprägt sind, wie Konflikte oder die Krise einer Arbeitsgruppe, ist meist die direkte Auseinandersetzung frucht-barer. »Flaming« bzw. verletzende und polemische Bemerkungen über Online-kanäle verschärfen die Situation nur noch. Denn man hat meist nur die Textaus-

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IX Die persönliche Lern umgebung gestalten

sagen vor sich, alle emotionalen Ausdrucksformen wie Gesten, Mimik und Tonfall fehlen.Vom sozialen Standpunkt aus kann es zudem günstig sein, wenn Anfang und Abschluss der kooperativen Arbeit im Face-to-Face-Setting erfolgen. Im direkten Austausch kann man sich besser kennenlernen und hat dann auch ein Gesicht vor sich, wenn man online am Computer sitzt und sich mit einer Kollegin über die neuesten Recherchen austauscht. Aber auch ein gemeinsamer Abschluss im Rah-men einer Präsenzveranstaltung ist ein tiefer greifendes emotionales Erlebnis, als wenn der gemeinsam fertiggestellte Bericht lediglich über das Netz ausgetauscht wird. Auch wenn es sachlich vielleicht gar nicht notwendig wäre, lautet die Devise: Nach getaner Arbeit sich etwas gönnen und das gemeinsame Arbeitsergebnis mit-einander im Rahmen eines Abschlussrituals feiern.

Arbeitsteiliges Arbeiten am Computer und Zusammenarbeiten übers Netz ist dagegen sinnvoll, wenn es darum geht, Material zu recherchieren, einen vereinbar-ten Textteil auszuarbeiten, auf ein definiertes Problem hin mit Kolleginnen und Kollegen eine Skype-Telefonkonferenz am Computer durchzuführen, einander Prüfungsfragen zu stellen und am Computer zu beantworten etc. Vor allem dort, wo Aufgaben klar strukturiert sind, ist die Onlinekooperation ein gutes Mittel zur Zusammenarbeit. Ist sie doch flexibel, indem ich mich zu jeder Zeit und an jedem Ort in die Kooperation einschalten kann.

Lernen mit Bar- und EducampsIm Zeichen der neuen Medien steht mit den sogenannten Barcamps auch eine neue Form der fachlichen Begegnung bereit, die unter Studierenden und Nach-wuchswissenschaftlern zunehmende Beliebtheit erhält. Wikipedia definiert diese Form lakonisch: »Ein Barcamp ist eine offene, partizipative Unkonferenz, deren Ablauf und Inhalte von den Teilnehmern bestimmt wird.«

Welche Arbeitsform ist vorteilhafter?

»face-to-face« online

Kennenlernen recherchieren und Datenaustausch

Struktur erstellen individuelles Arbeiten im Rahmen der vereinbarten Struktur

Krise und Konflikt lösen Darstellung und Diskussion von Meinungen und Erkenntnissen (zum Beispiel in einem Forum oder Chat)

Präsentation, Abschluss üben, Prüfungen vorbereiten

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3 Lerngruppen und Lerngemeinschaften bilden

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Bei dieser Definition stolpert man zuerst über den Begriff der »Unkonferenz«, wobei rasch klar wird, dass damit ein deutlicher Trennstrich zur traditionellen Konferenz gezogen wird. Denn mit Unkonferenz wird eine Art von Ad-hoc-Kon-ferenz bezeichnet, die sich bewusst von traditionellen Kongressformaten abwen-det, indem ein vorgegebenes Thema fehlt und keine Trennung von Vortragenden und einem mehr passiven Publikum besteht. Franz Patzig beschreibt den Ablauf eines solchen Barcamps wie folgt:

»BarCamps leben von ihren Teilnehmern. Es gibt keine Planung im Vorfeld, keine Einla-dungen und keine festen Redner. Sessions werden nach einer kurzen Einführungsrunde, bei der sich jeder kurz vorstellt und drei Tags gibt, abgestimmt. Diejenigen Teilnehmer, die eine Session leiten möchten, stellen das Thema am Morgen kurz vor, per Aufzeigen wird die Zahl der Interessenten ermittelt und ein passender Raum zugewiesen. Es laufen immer so viele Sessions gleichzeitig wie Räume zur Verfügung stehen. Die Sessions sind in der Regel 30 Minuten lang, man kann aber einen zweiten Slot belegen. Alle Teil-nehmer sind gehalten, die Sessions aufzuzeichen, darüber zu bloggen oder in einer sonstigen Form der Allgemeinheit zugänglich zu machen.«

Quelle: http://franztoo.de/?p=113

Damit wird der Unterschied zur herkömmlichen Konferenz deutlich, wo die Zuhörer den meist erhöht positionierten Referenten lauschen, und wo nach dem Referat auch die anerkannten Kolleginnen und Kollegen bei Wortmeldungen dominieren. Demgegenüber steht der partizipative Stil der Barcamps, wo von Anfang an das »Du« vorherrscht und Professoren- und andere Titel wenig zählen. Wie ein Verfechter von Barcamps betont: »Es scheint, dass alle hier auf gleicher Augenhöhe miteinander umgehen. Wegen der niedrigen Mitmachhürde (kein Eintritt) kommen auch Menschen aus ganz verschiedenen Bereichen aus Interesse dazu« (http://tinyurl.com/35zsk9d).

Regeln für Barcamps

Es gibt nur wenige Regeln, die aber wichtig sind. Denn sie geben den Barcamps ihre Struktur. Franz Patzig führt folgende auf:

1st Rule: You do talk about Barcamp.2nd Rule: You do blog about Barcamp.3rd Rule: If you want to present, you must write your topic and name in a presen-

tation slot.

Regeln

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IX Die persönliche Lern umgebung gestalten

Barcamps stammen aus der Küche von Internetprotagonisten, welche die Prinzi-pien des Web  2.0 auch für ihre »realen« Konferenzen nutzbar machen wollten. Mittlerweile ist diese Methodik aber auch für andere Bereiche übernommen wor-den. So gibt es in Deutschland regelmäßig »Educamps« zu Fragen des medienge-stützten Lernens an Schulen und Hochschulen. Zu einem Educamp, das zu Beginn des Jahres 2010 in Hamburg stattfand, heißt es:

»Es war ein schönes Educamp, an dem insgesamt 222 Personen teilgenommen haben, wobei nicht immer alle gleichzeitig vor Ort waren. Zunächst musste man sich durch das eisige und glatte Hamburg bis zum Veranstaltungsgebäude durchkämpfen. Zur Be -grüßung wurden die Teilnehmer am Infotisch mit einem Namensschild und Gutscheinen für Mittagessen und Kaffee/Tee ausgestattet. Den ganzen Tag standen Wasser, Saft und Bioobst zur Verfügung. Durch die Vorstellungsrunde mit Nennung des Namens, drei Tags und ggf. der zugehörigen Organisation wurde schnell klar, wie unterschiedlich die Hintergründe der Teilnehmer waren. In diese Vorstellungsrunde klinkte sich auch der ›Hausherr‹, Prof. Dr. K.-D. Schuck, der Dekan der Fakultät epb ein, um seine Grußworte zu sprechen. Die interdisziplinären Hintergründe der Personen haben für eine hohe Diversität bei den Inhalten der Sessions gesorgt. Es gab Sessions zu Themen wie ›Open learning‹, ›Menschenbilder‹, ›e-forschendes Lehren und Lernen‹, ›Bildungssofa 2.0‹, ›One to One in der Schule (Laptopklasse)‹, ›Cloud Computing‹, ›Heuschreckenbasierte Bildungsrevolution‹.«

Quelle: http://tinyurl.com/yevuyrh

Was Computerspezialisten und Bildungsexperten gut und teuer ist, das kann auch in anderen fachlichen Gebieten nützlich sein. So entwickeln sich Barcamps zu einem generellen Konzept der Zusammenarbeit, das offen und partizipativ ange-legt ist – und damit für viele attraktiver wirkt als die hierarchisch angelegten for-mellen Konferenzen, welche das wissenschaftliche Arbeiten dominieren.

4th Rule: Only three word intros.5th Rule: As many presentations at a time as facilities allow for.6th Rule: No pre-scheduled presentations, no tourists.7th Rule: Presentations will go on as long as they have to or until they run into

another presentation slot.8th Rule: If this is your first time at Barcamp, you HAVE to present. (Ok, you don’t

really HAVE to, but try to find someone to present with, or at least ask questions and be an interactive participant.)

Quelle: http://franztoo.de/?p=113

� Regeln

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Tech Steward – eine neue RolleBei größeren Gruppen sind die Einzelnen schnell überfordert, wenn es um die Frage der Medienwahl geht. In ihrem Buch schlagen Wenger/White/Smith (2009) deshalb vor, dass es eine technologische Betreuung solcher Gruppen braucht (»tech stewards«). So kann es in Lerngruppen sinnvoll sein, dass ein medienerfahrenes Mitglied sich zu Beginn der gemeinsamen Arbeit überlegt, welche Werkzeuge und Tools für die Gruppe angemessen sind, und Ansprechperson ist, wenn sich Prob-leme ergeben. Aufgaben des Tech Steward in einer Lerngruppe oder Community könnten sein:

Aufgaben des Tech Steward

Ausgangs-konfiguration festlegen

Hier geht es darum, welche Tools und Werkzeuge man gemeinsam benutzen will. Dazu gehören Fragen wie:• Mit welchen Tools hat die Gruppe schon Erfahrung?• Dürfen die zu verwendenden Tools etwas kosten?• Kenne ich mich so gut darin aus, dass ich Support

leisten kann?• Wie gut können meine Kolleginnen und Kollegen mit

digitalen Medien umgehen?• Reicht eine einfache Lösung aus oder braucht es Tools

mit einem mächtigen Funktionsumfang?

Beobachten des gemeinsamen Lern- und Arbeits-prozesses

• Wie bewähren sich die eingesetzten Tools in der gemeinsamen Arbeit?

• Wie gut kommen die Mitglieder mit den Werkzeugen zurecht?

• Reichen die darin eingebauten Funktionen aus?• Behindern oder fördern die Werkzeuge den gemeinsa-

men Lernprozess?

Beobachten des Marktes der digitalen Werkzeuge

• Kommen neue Tools auf den Markt, deren Einsatz sich für unsere Lerngruppe lohnen würde?

• Welche Alternativen zu den von uns eingesetzten Werkzeugen gibt es?

• Gibt es ähnliche Gruppen, die mit anderen Werkzeugen bessere Erfahrungen gemacht haben?

• Gibt es Neuentwicklungen auf dem Markt, welche die Produktivität der Gruppe stark verbessern würde?

Übersicht

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IX Die persönliche Lern umgebung gestalten

Bei einer Beschreibung der Aufgaben des Tech Steward sind zwei Missverständ-nisse zu vermeiden:

1. Es handelt sich nicht um die Leitung der Gruppe, welche automatisch auch über die Nutzung bestimmter digitaler Werkzeuge entscheidet. Vielmehr geht es darum, hier das Expertenwissen einzelner Mitglieder zu nutzen, die an Medien interessiert sind und darin vertiefte Kompetenzen besitzen.

2. Der Tech Steward ist nicht einfach ein Technikfreak, der immer die neuesten Gadgets ausprobieren will – und der seiner Gruppe jede Woche ein noch coo-leres Tool für die gemeinsame Arbeit empfiehlt. Die folgende Tabelle (nach Wenger/White/ Smith 2009, S. 149) belegt eindrücklich, dass es gerade um die Schnittfläche zwischen technischen Überlegungen und Überlegungen zum Lernprozess und zur Entwicklung solcher Gruppen geht:

Zur Arbeit des Tech Steward

Kreuzen Sie die Prinzipien an, die beson-ders wichtig für Sie sind.

Warum sind diese relevant? Was bedeuten sie für Sie?

• Die Vision vor der Technologie: Was ist Ihre Vision des Erfolgs Ihrer Community? Schreiben Sie diese über der Liste von technischen Anforderungen auf ein Blatt.

Aufgaben des Tech Steward

Änderungen und Anpassungen vorschlagen

• Sollte die Konfiguration der benutzten Werkzeuge und Tools verändert werden?

• Würde ein anderes Werkzeug die Produktivität unserer Gruppe steigern?

• Haben bestimmte Werkzeuge Macken und Schwächen, die uns behindern?

• Wie sieht die wahrscheinliche positive und negative Bilanz aus, wenn ein Werkzeug zu einem bestimmten Zeitpunkt ausgetauscht wird?

• Haben sich die Zielsetzungen der Gruppe so verändert, dass es dazu auch neue Werkzeuge und Tools braucht?

� Übersicht

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3 Lerngruppen und Lerngemeinschaften bilden

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Zur Arbeit des Tech Steward

Kreuzen Sie die Prinzipien an, die beson-ders wichtig für Sie sind.

Warum sind diese relevant? Was bedeuten sie für Sie?

• Einfachheit priorisieren: Was ist zu diesem Zeitpunkt die einfachste Lösung für Ihre Community? Ist diese gut genug?

• Entwicklung zulassen: Können Sie der Community helfen, ihr ein Gefühl der eigenen Evolution zu geben? Denken Sie bei Technologie dabei nicht als selbst-ständiges System, sondern als integralen Teil der Evolution ihrer Community.

• Das Wissen nutzen, das rund um uns herum vorhanden ist: Wen kann man ansprechen, um mit ihr/ihm und von ihr/ihm zu lernen?

• Daten immer sichern: Wie planen Sie Ihr Daten-Backup?

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3 Lerngruppen und Lerngemeinschaften bilden

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X Das Netz als Rechtsraum

1 Der Schutz der Persönlichkeit2 Die Urheberrechte3 Die eigenen Rechte geltend machen

Das weltweite Netz ist kein rechtsfreier Raum, wie es sich manche Internetpioniere erträumten. Der lange Arm des Gesetzes reicht bis weit in die virtuellen Welten hinein. In diesem Kapitel erfahren Sie, was man dazu wissen muss:• Welche Regeln muss man zum Persönlichkeitsschutz beachten?• Wie sollte man mit seinen Profilen umgehen?• Welche Folgen hat der Datenklau?• Wo ist die Grenze zum Plagiat?• Wann darf man eine Vorlesung mitschneiden?• Welche Bilder darf man öffentlich nutzen?• Wann verletzt man das Urheberrecht?• Wie kann man eigene Rechte gezielt wahrnehmen?

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X Das Netz als Rechtsraum

Das Netz ist weder ein realitätsferner Raum, in welchem die Regeln und Normen der Gesellschaft aufgehoben sind, noch ein rechtsfreier Raum, wo alles erlaubt ist. Das ist eigentlich eine selbstverständliche Feststellung. Dennoch liegt der Teufel dieser Aussage im Detail. Denn einerseits ist ja das Netz ein globales Medium, so dass nicht immer klar ist, welche landesspezifischen Rechte gelten. Dennoch kann man oft sehr genau feststellen, wo ein Computeranschluss lokalisiert ist und wer die gültigen Regeln übertreten hat. Das zeigt zum Beispiel das Beispiel der pädo-philer Umtrieb im Internet, die sehr wohl auch international verfolgt wird. Wer sich in anonymen Chaträumen herumtreibt, kann jedenfalls nicht damit rechnen, dass er unerkannt und unbehelligt bleibt.

Im Weiteren kann man auch nicht davon ausgehen, dass die künstliche Welt des Netzes gegenüber dem realen Alltag eine heile Welt darstellt. Viele User haben die Erfahrung gemacht, dass man online genauso abgezockt werden kann wie offline. Kriminalität ist auch im Netz gegenwärtig.

Vor diesem Hintergrund sollen im Folgenden zwei Aspekte herausgegriffen werden, die im Umgang mit digitalen Medien zu beachten sind:

• der Persönlichkeitsschutz,• die Frage der Urheberrechte.

1 Der Schutz der Persönlichkeit

Darf man Prüfungsresultate ins Netz stellen, wo die Studierenden in Verbindung mit ihrer Matrikelnummer online zu sehen sind, und zwar ob sie die Prüfung bestanden haben oder durchgefallen sind? Von der Bequemlichkeit und der Schnel-ligkeit her, mit welcher die Geprüften das Resultat erfahren könnten, scheint das wünschenswert. Doch was ist, wenn solche Resultate in falsche Hände kommen?

Die zentrale Datenschutzstelle der baden-württembergischen Universitäten äußert hier Bedenken (vgl. http://tinyurl.com/3yha7z8). Auch wenn die Resultate nur wenige Wochen oder Tage im Internet stehen, ist nicht auszuschließen, dass sie über Suchmaschinen oder Downloads auch später noch fast unbegrenzte Zeit im Netz verbleiben. Dies kann zum Problem werden, weil die Matrikelnummern nur begrenzt »geheim« sind. So sind diese an vielen Orten mit dem Namen der Studie-renden verbunden (Bibliothek, Seminarlisten, BAföG-Stelle etc.). Wer möchte aber schon, dass Jahre später zum Beispiel ein übereifriger Arbeitgeber auf solche Daten stößt? Der Landesbeauftragte für den Datenschutz von Brandenburg hat

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1 Der Schutz der Persönlichkeit

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deshalb ein Verfahren vorgeschlagen, nach dem für jede Klausur eine Nummer vergeben wird, die statt der Matrikelnummer als Pseudonym im Internet veröf-fentlicht wird.

Dieses Beispiel zeigt, dass der Datenschutz im Netz nicht auf die leichte Schulter zu nehmen ist. Denn das Netz vergisst nichts – und auch scheinbar gelöschte Daten können wieder in Erscheinung treten, ohne dass derjenige, der sie ursprünglich ins Netz gestellt hat, noch eine Kontrolle darüber hat. So wird auf der Website jobsu-che.de (http://tinyurl.com/3yghny3) gewarnt: »Privat ist nicht mehr privat – und das kann ungeahnte Folgen haben. Wenn die nichtsahnende Manageranwärterin beim Bewerbungsgespräch plötzlich mit einem anzüglichen Foto konfrontiert wird, das sie als Abiturientin im Whirlpool auf einer Party zeigt, ist es mit den Chancen für den Aufstieg oft erst einmal vorbei.« Jedenfalls kann das, was als Spaß beginnt, unvermutet ernsthafte Folgen haben. Möglicherweise zeigt eine kurze Recherche im Netz (zum Beispiel auf Facebook, StudiVZ oder dem persönlichen Blog eines Bewerbers) ein ganz anderes Bild wie die »offiziellen« Bewerbungsun-terlagen. Wer sich im Internet als Partylöwe gibt, sich besoffen für einen Youtube-Clip abfilmen lässt oder auf seinem Profil ausplaudert, dass er gelegentlich in depressiver Stimmung ist, muss sich bewusst sein, dass solche Informationen am »falschen« Ort gegen einen selbst ausgespielt werden können.

Ein Bericht der Zeitschrift Focus vom 17.9.2008 zeigt, dass solche Warnungen keineswegs übertrieben sind: So hat eine Umfrage des US-Jobportals Careerbuil-der ergeben, dass 22 Prozent der amerikanischen Personalberater Facebook und ähnliche Webangebote nutzen, um sich ein besseres Bild über ihre Bewerber zu machen. Damit habe sich die Zahl der Personalschnüffler binnen zweier Jahre ver-doppelt. 2006 seien es gerade einmal 11 Prozent gewesen.

In den dargestellten Fällen wird deutlich, dass Täterinnen und Täter, die naiv und unvorsichtig mit dem Internet umgehen, schnell zu Opfern werden können. Allerdings kann man auch ohne Schuld zur Zielscheibe von Unterstellungen wer-den. So können zum Beispiel Freunde oder Bekannte Fotos im Internet hochladen, die man nie zeigen wollte oder von denen man gar nicht weiß, dass sie überhaupt existieren. In dem Hilferuf einer jungen Frau in einem Internetforum heißt es:

»Ich habe wirklich ein großes Problem: Mein Exfreund hat Nacktfotos von mir ins Inter-net gestellt. Ich habe ihm nie meine Zustimmung dazu erteilt. Ich bin stinksauer, das könnte auch ernste Konsequenzen für mich haben, wenn mein Arbeitgeber die Fotos sieht. Ich habe schon versucht, mit dem Exfreund zu reden, aber er bleibt stur. Was kann und sollte ich jetzt tun?«(http://tinyurl.com/2ww2kvy)

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X Das Netz als Rechtsraum

Es ist deshalb kein Kavaliersdelikt, wenn man zum Spaß nach einer Party anzügli-che Fotos von Bekannten auf einer Bildergalerie hochlädt, ohne dass die Betroffe-nen einverstanden sind. Vielmehr macht man sich damit strafbar bzw. man kann rechtlich belangt werden.

Auf der Website Telemedicus findet sich ein Urteil, das das Strafmaß deutlich macht, welches man sich mit einem Verstoß gegen den Persönlichkeitsschutz ein-handeln kann:

»1. Die Veröffentlichung fremder Nacktfotos im Internet gibt der Verletzten einen Anspruch auf Schmerzensgeld und Schadensersatz aus § 823 Abs. 1 BGB iVm Art. 1 Abs. 1 GG und 2 Abs. 1 GG, sowie § 826 BGB.2. Für die Höhe des Schmerzensgeldes sind neben der Art und Intention der Tatausfüh-rung insbesondere die Folgen dieser Handlung für die Verletzte von Bedeutung. Der Verletzer kann sich nicht darauf berufen, die Fotos lediglich einem kleinen Personenkreis zur Verfügung gestellt zu haben und für die weitere Verbreitung nicht unmittelbar verantwortlich zu sein. Auch die Tatsache, dass die Fotos nicht aus kommerziellen Zwecken veröffentlicht wurden, ist kein Grund zur Ermäßigung des Schmerzensgeldes.«

Quelle: http://tinyurl.com/39eb5mw

Es ist allerdings darauf hinzuweisen, dass nicht alle Fälle so klar sind. Denn der Persönlichkeitsschutz kann auch mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung kol-lidieren, wenn man ihn sehr eng auslegt. Ein Beispiel dafür sind jene Seiten, bei denen Schüler und Studierende ihre Lehrerinnen und Lehrer im Internet bewer-ten. Nachdem die Auseinandersetzung mit der Website spickmich.de über meh-rere Rechtsinstanzen ging, hat der Bundesgerichtshof 2009 entschieden, dass die Lehrerbewertung im Internet nicht gegen deren Persönlichkeitsrecht verstößt. Schüler dürfen danach auf spickmich.de weiterhin Noten für Lehrer vergeben und anonym bleiben. Im Urteil vom 23.6.2003 heißt es wörtlich: »Die Bewertung von Lehrern im Internet mittels eines Schulnotensystems stellt keine Verletzung des Allgemeinen Persönlichkeitsrechts dar, sofern diese lediglich die berufliche Tätig-keit der Lehrer betreffen. Die Bewertungen sind auch nicht allein deshalb unzuläs-sig, weil diese anonym abgegeben werden können. Denn die Möglichkeit, das Internet anonym zu nutzen, ist sowohl rechtlich als auch technisch durchaus vor-gesehen.«

Das zeigt deutlich die engen Grenzen, welche der Bundesgerichtshof zieht. Denn dieses Urteil ist keine Einladung dazu, Lehrerinnen und Lehrer direkt per-sönlich anzugreifen und zu verunglimpfen – etwa in einem Blog oder in einer Studentenzeitung. Dort wo Schmähkritik öffentlich geübt oder jemand an den

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1 Der Schutz der Persönlichkeit

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Pranger gestellt wird, ist die Toleranz und die Berufung auf die persönliche Mei-nungsfreiheit zu Ende.

Was ist zu tun?Welche Informationen, die Sie aus eigenen Profilen ins Netz gestellt haben, sind unproblematisch? Wann sollten Sie vorsichtiger sein (zum Beispiel mit der Angabe von Adressen und Telefonnummern)? Stellen Sie die Sicherheitseinstellungen der Profile so ein, dass Ihre Privatsphäre gewährleistet ist. So kann man etwa in Face-book unter Privatsphäre-Einstellungen »Fotos und Videos von mir« nur seinen Freunden bzw. den Freunden von Freunden zugänglich machen und vor anderen Personen – zum Beispiel aus dem geschäftlichen Bereich – verbergen.

Besonders vorsichtig sollte man mit Bildern umgehen, die man mal schnell in eine Galerie hoch lädt. Das gilt für die eigenen Bilder, aber auch für diejenigen Gruppenfotos und Schnappschüsse, die Freunde, Bekannte oder Fremde zeigen. Denn das »Recht auf das eigene Bild« muss gewährleistet sein, d. h., ich muss die Zustimmung der Betroffenen haben, wenn ich deren Bild veröffentliche.

Fühlt man sich als Opfer einer unberechtigten Veröffentlichung oder gar gemobbt, dann sollte man schon wegen der Kosten nicht gleich einen Anwalt auf-suchen. Es reicht häufig, den Urheber der Rechtsverletzung per Mail oder Brief anzuschreiben und ihn mit einer Fristsetzung aufzufordern, Bild oder Text aus dem Netz zu nehmen. Reagiert der Angeschriebene innerhalb der gesetzten Frist nicht, bleibt einem der Gang zum Anwalt nicht erspart.

Wenn man den eigenen Namen im Internet sucht, sind in den Ergebnislisten meist bekannte, manchmal aber auch neue und vielleicht unerwünschte Fundorte auszumachen. Oft sind im Cache der Suchmaschinen noch Daten abgelegt, die eigentlich schon lange gelöscht sind, aber eben nicht physikalisch gelöscht. In die-

Schutz der Privatsphäre in Facebook

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X Das Netz als Rechtsraum

sem Fall kann man mit dem Betreiber der Suchmaschine Kontakt aufnehmen und erhält Auskunft, wie man die unerwünschten Informationen loswird. Wie das bei Google geht, findet man mit folgenden Suchbegriffen heraus: »Google Cache löschen«.

2 Die Urheberrechte

In diesem Unterkapitel soll es nicht darum gehen, eine umfassende juristische Ein-führung in Fragen des Urheberechts zu geben. Vielmehr sollen Studierende exem-plarisch einen Einblick in jene Fragen erhalten, die eng mit dem Studienalltag zusammenhängen. Im Zentrum stehen folgende Problemkreise:

• Abschreiben und Kopieren von fremden Arbeiten – also Fragen zum Plagiat;• Aufnehmen von Vorlesungen;• Veröffentlichen von Bildern – vor allem im Kontext der Hochschule oder Uni-

versität.

Copy & Paste: Was ist erlaubt?Der Blogger Don Alphonso macht sich für das Klauen im Netz stark und schreibt:

»Blogger klauen alles: Texte, mp3, Bilder. Die Herausgeber dieses (seines) Buches beispielsweise lernten sich kennen und schätzen, weil der eine einen Text des anderen 1:1 kopiert und in seinem Blog verwendet hatte – selbstverständlich ohne beim Urhe-ber zu fragen. Beide halten es für kulturhistorisch nicht bestreitbar, dass der mehr oder weniger beabsichtigte Klau geistigen Eigentums per se eine kulturelle Leistung ist – hätte beispielsweise Bert Brecht nicht bei François Villon gestohlen, hätte die Dreigro-schenoper ein paar gute Songs weniger enthalten. In einer Welt, die das Copy + Paste zum Lebensstil erhoben hat, in einer Zeit, da ganze Musikstile vom Klauen, Zitieren und Sampeln leben, in einem Medium, das unbegrenzte Verfügbarkeit und Redupli-zierung ermöglicht, ist das eigentlich eine Selbstverständlichkeit.«

(Don Alphonso 2005, S. 338)

Dass die Fragen des Urheberrechts im Zeitalter des Internets immer mehr zum Problem geworden sind, ist sicher richtig. Nur helfen flapsige Bemerkungen nicht weiter. Als Schriftsteller und Musiker wäre ich kaum so begeistert wie der Blogger Don Alphonso, wenn mir meine Texte und Kompositionen einfach geklaut wür-

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2 Die Urheberrechte

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den. Auch wenn Kulturgüter von ihrer Verbreitung leben, heißt das noch nicht: Kultur lebt davon, dass gut geklaut wird.

Das gilt auch für die Wissenschaft, in der man manchmal den Spruch hört: »Gut abgeschrieben ist schon halb studiert«. Nun hat auch dieser Satz eine gewisse Berechtigung. Denn jede Arbeit baut auf den Schultern von Vorgängern auf. So ist die sorgfältige Recherche der erste Schritt, wenn man Arbeiten schreibt. Und man kann sich grundsätzlich fragen, was denn noch der eigene Beitrag in einer Arbeit ist, die mit Zitaten gespickt ist und von Ideen anderer Autorinnen und Autoren lebt. Was ist der Unterschied dazu, wenn ich eine Arbeit einfach kopiere oder Teile daraus abschreibe, mag sich mancher fragen. Dazu zwei Antworten:

1. Es macht einen Unterschied, ob ich plagiiere oder ob ich aus unterschiedlichen Quellen eine eigene These herausarbeite, begründe und daraus Schlussfolge-rungen ziehe. Gerade das sorgfältige Recherchieren und die Fähigkeit, einen eigenen Gedankengang in der Auseinandersetzung mit »fremden« Diskursen und Theorien zu entwickeln, gehört zu den Grundkompetenzen wissenschaft-lichen Arbeitens. Dies ist nicht einfach ein »Abschreiben« und »Kopieren«, sondern ist (oder sollte) eine eigenständige produktive Leistung sein.

2. Auch wenn es darum geht, fremde Gedankengänge aufzunehmen und darzu-stellen, heißt das nicht, dass man sie gleich als die Resultate eigenen Nachden-kens ausgibt. Vielmehr müssen Quellen zitiert werde, und es ist auf jene Text-stellen ausdrücklich hinzuweisen, von denen man Überlegungen übernommen hat. Zitieren und »Sampeln« ist mit Klauen nicht einfach gleichzusetzen, wie es Don Alphonso unterstellt.

Dennoch bleibt eine Grauzone, die jüngst am vielgerühmten Erstlingsroman »Axolotl Roadkill« von Helene Hegemann deutlich wurde. Hegemann soll Text-passagen aus dem Roman und Blog eines anderen Autors übernommen haben. So schwankt die Frankfurter Allgemeine Zeitung zwischen Bewunderung und Ableh-nung:

»Nun folgt einem ungewöhnlichen Bucherfolg fast nichts so zuverlässig wie der Pla-giatsvorwurf – wobei das heute nicht mehr Plagiat oder Abschreiben, sondern vor-gangsgetreu »Copy-Paste-Verfahren« oder auch Remix genannt wird. Sich mehr oder weniger ungeniert bei anderen zu bedienen und das dann Inspiration zu nennen, ist die moderne Form der webbasierten Intertextualität. Doch während diese Form des Spurenlesens früher vor allem Philologen oder Insidern vorbehalten war, kann sich die Netz-Gemeinschaft dank Textsuchmaschinen heute binnen kürzester Zeit einen ersten

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X Das Netz als Rechtsraum

Überblick über Recherchequellen und mögliche unausgewiesene Zitate verschaffen. Dennoch: Die Fragen, die seit dem Wochenende an das Buch und die Autorin gestellt werden, sollten immer auch mit Blick auf die Jugend dieses aufstrebenden Talents dis-kutiert werden.«

Quelle: FAZ, 20.3.2010

So gut es sich anhört: Das aufstrebende Talent eines doktorierenden Studenten rechtfertigt das Abschreiben in einer Doktorarbeit nicht. Universitäten und Hoch-schulen tolerieren die »Inspiration webbasierter Intertextualität« nicht und verfol-gen solches Tun unnachsichtig. Es ist auch ein Irrtum, zu glauben, dass man mit einem Plagiat durchkommt, weil in den riesigen Datenspeichern des Netzes der Klau nicht auffällt. Viele Hochschulen setzen spezielle Programme ein, welche oft recht zuverlässig erkennen, dass eine Arbeit kopiert ist. Aber auch die Erfahrungen von Professorinnen und Professoren helfen, Plagiate oder Teilplagiate zu erken-nen – etwa wenn in einem Text plötzlich an einer Stelle ganz neue Fachbegriffe auftauchen, wenn der Schreibstil sich mittendrin auffällig verändert oder wenn die Argumentation eines Studenten in der aktuellen Seminararbeit plötzlich unge-wöhnlich differenziert wird. Was für Konsequenzen Plagiate für Studierende haben können, die sie als eigene Arbeiten ausgeben, hat ein Fall gezeigt, den faz.net dokumentiert hat:

»In Münster hatte ein Student am Lehrstuhl für BWL seine Diplomarbeit eingereicht und von der Prüfungskommission die Note »Mangelhaft« erhalten. Der Grund: Per Anti-Plagiats-Software fand die Universität heraus, dass der Diplomand ganze Abschnitte seiner Arbeit aus dem Internet zusammengeklaut hatte. Der Beschuldigte zog vor das Verwaltungsgericht. Ende Februar wurde das Urteil verkündet: Der Student hat ›gegen das Gebot wissenschaftlicher Redlichkeit verstoßen‹ und wird zum nächsten Semester zwangsexmatrikuliert.«

(Quelle: faz.net, 14.5.2009: http://tinyurl.com/ygxeojy)

Problematisch können Websites wie http://www.hausarbeiten.de oder http:// studentenseite.de sein, wo man aus einem riesigen Angebot studentische Arbeiten aus dem Netz herunterladen kann. Zwar kann man gegen die Veröffentlichung solcher Arbeiten generell nichts haben; denn sie sind geistiges Eigentum der Auto-rinnen und Autoren. Und es ist verständlich, dass Studierende auf diese Weise mit ihren Uni-Arbeiten sich ein kleines Zubrot verdienen (denn der Download von solchen Arbeiten ist in der Regel kostenpflichtig). Zudem kann es für Studierende

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2 Die Urheberrechte

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hilfreich sein, sich darüber zu informieren, wie andere Kommilitoninnen und Kommilitonen eine ähnliche Thematik bearbeitet haben, um sich davon für die eigene Arbeit inspirieren zu lassen. Doch solche Angebote können dazu verführen, Seminar-, Diplom- oder Masterarbeiten herunterzuladen und ganz oder teilweise im Copy-Paste-Verfahren abzukupfern. Gemäß einem Artikel aus der Frankfurter Rundschau bejahten 90 Prozent der befragten Studierenden in einer Umfrage des Soziologen Sebastian Sattler die Frage, ob sie schon Texte aus dem Internet kopiert und verwendet hätten (Frankfurter Rundschau, 20.3.2010: http://tinyurl.com/yfaof46).

Der VorlesungsmitschnittNeben den Plagiaten ist die Frage nach Vorlesungsmitschnitten zu einem viel dis-kutierten Thema geworden. So gibt eine Studentin in einem Internetforum ihren Mitstudierenden kurz und bündig den Rat: »Nimm ne Videokamera mit in die Vorlesung, dass is zukunftsträchtig. dann stellste das ins Internet, vielleicht ver-dienste den einen oder anderen Euro dran.«

Einfach ein Audio- oder Video-Aufnahmegerät in die Vorlesung mitzunehmen, um diese aufzunehmen, ist allerdings nicht zulässig. Denn auch eine Vorlesung ist ein geistiges Werk, das ohne Zustimmung nicht angeeignet werden kann. So müs-sen Professorinnen und Professoren gefragt werden, ob sie die Aufnahme erlau-ben, bzw. sie müssen ihr Einverständnis dazu geben. Natürlich ist es auch verbo-ten, die Vorlesung gleich noch zum Download bereitzustellen oder als DVD zu vertreiben, um damit Geld zu verdienen.

Auf der anderen Seite dürften viele Professorinnen und Professoren wenig dage-gen haben, wenn Studierende sie aufnehmen, um das Gehörte zu Hause in aller Ruhe nochmals durchzuarbeiten. In manchen Vorlesungen organisieren die Besu-cherinnen und Besucher sogar das Aufnehmen mit der Zustimmung der Dozie-renden. Anstatt dass jeder Studierende sein eigenes Aufnahmegerät mitnimmt, kann er eine Kopie als Podcast kostenlos erhalten. Wer ein Interesse an einer sol-chen Lösung hat, sollte sich mit den Kolleginnen und Kollegen austauschen, um sich mit den Lehrenden abzusprechen. Schließlich ist dies nicht viel anders, als in früheren Zeiten Skripte zu einer Vorlesung auszugeben. Schon hier gab und gibt es die Variante, dass die Studierenden reihum die Vorlesung protokollieren und dem ganzen Kurs als Unterlage weiterreichen.

Eine interessante Lösung bietet das Leipziger Unternehmen Lecturio (http://www.lecturio.de) an, das Videomitschnitte von Vorlesungen im Internet offeriert.

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X Das Netz als Rechtsraum

Gegründet wurde Lecturio von Studierenden, die mit einem Videohandy Vorle-sungen aufzeichneten und dann die Idee hatten, die Vorlesungsaufzeichnungen zu professionalisieren. Lecturio bietet nun Professoren die Möglichkeit, Vorlesungen ins Netz zu stellen, und zum Ton gleichzeitig synchron eine Präsentation abzuspie-len. Wenn man also die Vorlesung von Professor Joachim Winkler zur »Empiri-schen Ökonomie« im Netz abruft, so sieht man ihn auf der linken Seite bei seinem Referat; darauf abgestimmt ist die Powerpoint-Präsentation, die passend zum Vor-trag rechts eingeblendet wird. Ähnliche Möglichkeiten bietet die Software Lec-turnity, die an manchen Universitäten eingesetzt wird.

Die Rechte bei Texten und BildernEin dritter Problemkreis betrifft das Veröffentlichen von Bildern und Texten  – etwa wenn man Bilder aus dem Internet in einer eigenen Arbeit veröffentlicht – oder wenn man Bücher und Texte einscannt, um sie anderen zur Verfügung zu stellen. Auch Bearbeitungen und Umgestaltungen eines Werks verlangen die Ein-willigung des Urhebers. Das Urheberrecht schützt in allen diesen Fällen das geis-

Lernkärtchen für die Studierenden

Ein etwa anders gelagerter Fall aus der Schweiz, der von der Tageszeitung Tages-Anzeiger (Ausgabe vom 7.12.2009) veröffentlicht wurde, unterstreicht nochmals das Recht der Lehrenden an ihrem Werk: Viele Erstsemester an der Universität Zürich bereiten sich mit Lernkärtchen auf ihre Prüfungen vor. Eine Box mit solchen »KKar-ten« kostet zwischen 25 und 48 Schweizer Franken. Der Haken an der Sache: Hinter diesen Kärtchen stecken Studierende, die für sich solche Karteikarten herstellten und sie an Kollegen weitergaben. Zu Beginn druckten diese die Karten selbst aus. Doch der Erfolg führte bald zur Gründung des KKarten Verlags, der diese Sets druckte und an die interessierten Studierenden verkaufte.Der Rechtsdienst der Universität Zürich nahm zum Fall der KKarten unmissverständ-lich Stellung: »Gemäß geltendem Urheberrechtsgesetz hat der Urheber oder die Urheberin eines Werkes das ausschließliche Recht zu bestimmen, ob, wann und wie dieses verwendet wird. Verstöße dagegen bedeuten grundsätzlich eine Urheber-rechtsverletzung.« Ohne Zustimmung der Dozenten ist es also nicht erlaubt, solche Karten zu vertreiben. Ein Professor nahm denn auch dezidiert zu dieser Form des Kartenvertriebs Stellung: »Es ist inakzeptabel, dass bewusst kostenlose Inhalte aus Vorlesungen gezielt kommerzialisiert und dabei Urheberrechte verletzt werden.«

(vgl. den Bericht im Zürcher Tages-Anzeiger vom 7.12.2009: http://tinyurl.com/ykct2te)

Beispiel

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2 Die Urheberrechte

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tige Eigentum ihrer Schöpfer. Geschützt sind diese Werke nach geltendem Recht bis 70 Jahre nach dem Tod der Urheber.

Allerdings sieht das Recht in Deutschland – und in der Schweiz und Österreich gilt dies in ähnlicher Weise – für die Nutzung in Unterricht und Forschung etwas großzügigere Regelungen vor.

Wenn also in einem Uni-Seminar ein kurzer Auszug aus einer Fachzeitschrift gele-sen wird, ist dies genauso in Ordnung, wie wenn man in einer Präsentation in diesem Seminar ein Bild aus einem Buch nutzt. Veröffentlichen aber die Studieren-den im Anschluss daran ihre Präsentation im Netz, so müssen sie das eben genannte Bild aus der Präsentation entfernen, weil diese Nutzung durch das Recht nicht mehr gedeckt ist. Ähnlich gilt für Diplomarbeiten und Dissertationen, die veröffentlicht werden, dass hier bei Bildern die Rechte vom Urheber einzuholen sind.

Wichtig bei Diplomarbeiten und Dissertationen ist auf der anderen Seite aber auch, dass die Urheberrechte weiterhin bei den Studierenden liegen. Ein Professor kann also nicht in seiner Vorlesung ungefragt die Ergebnisse aus einer Dissertation als die eigenen ausgeben oder die von einem Studenten entwickelte Software auf eigene Rechnung an eine externe Firma verkaufen.

Der § 52 a des deutschen Urheberrechts

Zulässig ist,1. veröffentlichte kleine Teile eines Werkes, Werke geringen Umfangs sowie ein-

zelne Beiträge aus Zeitungen oder Zeitschriften zur Veranschaulichung im Unterricht an Schulen, Hochschulen, nichtgewerblichen Einrichtungen der Aus- und Weiterbildung sowie an Einrichtungen der Berufsbildung ausschließlich für den bestimmt abgegrenzten Kreis von Unterrichtsteilnehmern oder

2. veröffentlichte Teile eines Werkes, Werke geringen Umfangs sowie einzelne Bei-träge aus Zeitungen oder Zeitschriften ausschließlich für einen bestimmt abge-grenzten Kreis von Personen für deren eigene wissenschaftliche Forschung öffentlich zugänglich zu machen, soweit dies zu dem jeweiligen Zweck geboten und zur Verfolgung nicht kommerzieller Zwecke gerechtfertigt ist.

Wichtig

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X Das Netz als Rechtsraum

Zum Umgang mit BildernDie Bedingungen des Urheberrechts sind für den Einsatz von Bildern eng; und nicht immer will man sich dabei von vornherein auf eine kleine Seminargruppe beschränken. Schon wenn man seine Präsentation nach einem Vortrag an Mitstu-dierende weitergibt, kann man nicht sicher sein, ob sie nicht plötzlich öffentlich im Netz auftaucht. Aber auch die Lösung, auf Bilder und Grafiken zu verzichten, ist keine gute Idee. Aus dem spannenden und durch Bilder anschaulich gestalteten Vortrag wird so eine knochentrockene Fleißarbeit.

Im Internet findet man leicht weitere Fotodatenbanken. Dabei ist zu beachten, dass die Nutzungsbedingungen unterschiedlich sind – z. T. auch je nach Bild. Man sollte sich also erst mit den Bedingungen der Datenbank vertraut machen, wenn man seine Bilder dort beziehen will. Meist muss man sich auf der Website einer Daten-bank zuerst registrieren, bevor man Zugang zum Download der Bilder erhält. Zudem ist oft mit dem Recht des Abdrucks eines Bildes auch der Hinweis verbun-den, wie der Bildnachweis auszusehen hat. piqs.de verlangt zum Beispiel folgende Angaben:

• Namen des Autors und des Bildes,• Hinweis und Link auf die Lizenz »Some rights reserved«,• Hinweis und Link auf piqs.de: »Quelle: www.piqs.de«.

• Wo es möglich ist, greift man auf eigene Fotografien und selbst erstellte Grafiken zurück. Denn an diesen besitzt man als Urheber selbst die Rechte.

• Man fragt die Urheber an, ob man ihre Bilder verwenden darf. Es ist nicht selten, dass man darauf eine positive Antwort erhält.

• Man verwendet Bilder von Datenbanken, die es erlauben, Bilder gratis oder gegen wenig Geld zu veröffentlichen.

Lizenzfreie Bilder gibt es zum Beispiel auf Fotolia http://de.fotolia.com Pixelio http://www.pixelio.de Piqs http://www.piqs.de Corbis http://www.corbisimages.com Stock.xchng http://www.sxc.hu Fotosearch http://www.fotosearch.com

Tipps

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3 Die eigenen Rechte geltend machen

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3 Die eigenen Rechte geltend machen

Will man die eigenen Rechte geltend machen und zum Beispiel die Weiterverwen-dung und die Verbreitung von eigenen Bildern und Texten gestatten, so gibt es heute diese Möglichkeiten unter dem Stichwort der Open-Access-Initiativen. Open Access möchte die freie Zugänglichkeit zu wissenschaftlichen Texten und weiteren Materialien gewährleisten. Die zentrale Idee ist dabei, dass die Hochschu-len und Universitäten sowie die in diesen Institutionen produzierten Forschungs-arbeiten bereits von der Öffentlichkeit finanziert sind. Sie sollten deshalb dieser Öffentlichkeit auch wieder kostenlos zur Verfügung gestellt werden.

Daran haben allerdings die Verlage keine Freude. Sie reklamieren für sich, dass sie über Jahrhunderte durch ihre Aktivitäten zur Veröffentlichung wissenschaftli-cher Werke beigetragen haben, sich dabei um die Qualität der Veröffentlichungen kümmerten und über ihre Werbung die Bücher auch für das interessierte Publi-kum erschließen. In Deutschland wendet sich der »Heidelberger Appell« gegen die nach Meinung der Initianten illegale Veröffentlichung urheberrechtlich geschütz-ter Werke als geistiges Eigentum auf Plattformen wie Google Books und Youtube und gegen Open-Access-Veröffentlichungsstrategien.

Nun soll es hier nicht um die mit Open Access verbundenen Auseinanderset-zungen gehen. Vielmehr ist in diesem Zusammenhang auf »Creative Commons« hinzuweisen – nämlich auf die Möglichkeit, die öffentliche Nutzung von Texten, Bildern, Musikstücken etc. einzuräumen, ohne damit gleich auf alle Rechte zu ver-zichten. So kann man damit auch ausschließen, dass man selbst die Rechte »naiv« freigibt, um danach mit ansehen zu müssen, wie ein anderer mit dem eigenen Werk kommerzielle Profite macht.

Bei Creative Commons (http://creativecommons.org) handelt es sich um eine Non-Profit-Organisation, die Musterlizenzverträge formuliert hat, welche eine Hilfestellung für die Veröffentlichung und Verbreitung digitaler Medieninhalte darstellen. Gegenwärtig gibt es sechs Standardlizenzverträge, welche bei der Ver-breitung kreativer Inhalte genutzt werden können, um die rechtlichen Bedingun-gen festzulegen. In einem Text, der unter einer Creative-Commons-Lizenz veröf-fentlicht wird, kann zum Beispiel folgende Grafik stehen:

Die Creative-Commons-Lizenz

Dieses Werk ist unter einerCreative Commons-Lizenz lizenziert.

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X Das Netz als Rechtsraum

Die kleinen Icons in der obenstehenden Grafik geben die in dieser Publikation geltend gemachte Rechte an: Wer die Publikation weiterverwenden will, muss fol-gende Bedingungen beachten:

BY: Der Autor muss genannt werden

NC: Keine kommerzielle Verwendung (non-commercial)

ND: Keine Bearbeitung (no derivatives)

Eine Übersicht über die verschiedenen Möglichkeiten der Lizenzierung gibt die folgende Tabelle:

NamensnennungDas Werk darf heruntergeladen, verändert und als Grundlage für eigene Werke verwendet werden; dies gilt auch für kom-merzielle Zwecke, wobei es allerdings Bedingung ist, dass der Urheber des Originals genannt wird.

Namensnennung/keine BearbeitungDas Werk darf kommerziell und nicht kommerziell verwendet werden; aber es darf dabei nicht verändert werden, und der Urheber muss genannt werden.

Namensnennung/nicht kommerziellDas Werk darf heruntergeladen, verändert sowie als Grundlage für eigene Werke verwendet werden. Es darf in veränderter Form weitergegeben werden unter der Bedingung, dass der Urheber genannt wird. Die veränderte Version muss nicht unter denselben Bedingungen lizenziert werden; aber sie darf nicht kommerziell genutzt werden.

Namensnennung/nicht kommerziell/keine BearbeitungDas Werk darf heruntergeladen und weitergegeben werden. Dies allerdings unter der Bedingung, dass der Autor genannt und auf ihn zurückverlinkt wird. Im Weiteren darf das Werk nicht verändert oder kommerziell genutzt werden.

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3 Die eigenen Rechte geltend machen

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Namensnennung/nicht kommerziell/Weitergabe unter gleichen Bedingungen (share alike)Das Werk darf heruntergeladen, verändert und als Grundlage für eigene Werke verwendet werden. Ebenfalls darf es in verän-derter Form weitergegeben werden, wobei der Urheber zu nen-nen ist und die neue Version mit denselben Bedingungen lizen-ziert ist. Weder das Original noch die veränderte Version dürfen kommerziell verwendet werden.

Keine Namensnennung/Weitergabe unter gleichen BedingungenDas Werk darf heruntergeladen sowie verändert und als Grund-lage für eigene Werke verwendet werden – dies auch für kom-merzielle Zwecke. Allerdings ist die Bedingung einzuhalten, wonach der Urheber des Originals genannt wird und die verän-derte Version unter denselben Bedingungen lizenziert wird.

Die Tabelle ist in veränderte Form übernommen aus: http://tinyurl.com/37f7fkt

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Sachregister

Symbole7-Zip 145

AAdrive 127Allyve 124Amazon: Look-Inside 47Arbeiten mit Audio 94Arbeiten mit Fotos 82Arbeiten mit Videos 87Arbeitsausstattung 13ASW Vokalbeltrainer 56Audio 94 ff.Audio bearbeiten 95Avira AntiVir 145

BBar-, Educamps 156 ff.Bibliotheksverbünde 46Bildbearbeitung 83 f., 86 f.Bilder 76 ff.Bilder: lizenzfrei 174Bilder: Funktionen 77 f., 80Bilder: rechtlich Aspekte 167 ff.,

172 ff.Blended Learning 118 f.Blog 128 ff.Blogs: Einsatzmöglich-

keiten 132Box Net 127Brainstorming 37

CChatroom 14Cloud, Cloud Computing 15,

148Cobocards 62 f.Communities of Practice 151 f.Containermodell

des Wissens 117 f.Copy & Paste 168Creative Commons 175 ff.Cuecard 56

DDaten gemeinsam nutzen

(Data-Sharing) 127Datenschutz 164Delicious 136Demoversionen 147Digital Habitats 152 f.

Digital Natives 22Digitaler Lebens- und Arbeits-

stil 22 ff.Diskontinuierlich schrei-

ben 35 f.Diskussionsforen 120 ff.Doodle 135 f.Double Check 49

EE-Book-Reader 148E-Learning 118 ff.E-Mail 99 ff.E-Mail-Knigge 100Ediscio 63Endnote 50 f.Evaluation von Lehr-

veranstaltungen 112

FFace-to-Face vs. Online Kommu-

nikation 155Facebook 14, 101 ff.Facebook: EInstellungen 104Facebook: Funktionen 103Filme herunterladen 88Filmen mit Video 92Firefox 144, 145Fotografieren 85Fotografieren: Tipps 85Fotos 82 ff.Funktionen von Bildern 76Funktionen von Videos 79

GGdrive 127Gimp 141, 145Google 41 ff.Google Bücher 46 f.Google Programme 145Google-Docs 118, 135Grafstat 52

HHandoutfunktion 73Handy 149Hausarbeiten.de 170Hinweise zum Filmen

mit Video 92Homo Zappiens 27Humyo 127

IiGoogle 124Informationen 17 ff., 32 ff.Informationen organi-

sieren 49 ff.Instant messenger 14Internetnutzung 14Internetrecherche 41Internetrecherche 41iPhone Apps 150iTunes 95

KKarteikästen im Netz 62 fKeePass 2 145kollaborative Werkzeuge

und Tools 15, 116, 140Kollaboratives Arbeiten und

Lernen 18 f., 116 ff., 140 ff., 140

LLeitner-Prinzip 57 f.Lernen in Communities q152 ff.Lernen mit Bildern 81Lernen von Vokabeln

und Fakten 56 ff.Lerngemeinschaften 150 ff.Lerngemeinschaften organi-

sieren 154 ff.Lernkultur 19Lernplattformen 52, 118 ff.Lernplattformen: Grund-

funktionen 119Lernplattformen: Kritik 122 ff.Lernsystem Pro 61 f.Lernwerkzeuge 140 ff.Literaturverwaltungspro-

gramme 50 ff.

MMash-up 140Medienkonvergenz 148Meinprof.de 111Memostep6 57 f.Micro-Blogging 106Mindmapping 37 ff.Mister Wong 136Mixxt 126 f.Mobile Lehrbücher 149

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Literaturhinweise

mobiles Lernen 16, 147multimodales Verarbeiten 27 f.Multitasking 26 f.Music-Memo-Game 61MySpace 102

NNetvibe 124Newsreader 45nonlineares Denken

und Arbeiten 25 f.

OOnline Lernen und Üben 62 ff.Online-Speicher 127Onlinespiele 16OPAC 46Open Access 175Open Office 144Open Source 143Open Source: Programm-

übersichtOrientierungswissen 28, 108

PPageflake 124PDF Creator 146Persönliche Lernumge-

bungen 124 ff., 140 ff.Persönliches Wissens-

management 17 ff.Persönliches Wissens-

management: GrundfragenPlagiat 168 ff.Planung einer schriftlichen

Arbeit 40 f.Podcast 95 f.Portalseiten 48Präsentationen 66 ff.Präsentationen: Bilder 80Präsentationen: Gestaltung

und Layout 69 ff.Präsentationen: Grund-

prinzipien 66 f.Präsentationen: Handout-

funktion 73Präsentationen: Referenten-

tool 72 f.Präsentationspraxis 71Prezi 74Problembasiertes Lernen 117Professoren/Lehrer be-

werten 109 ffProfile 102, 140, 167Profile Aggregator 140

Programmalternativen 142Programmanforderungen:

Checklist 143

QQualität von Informati-

onen 47 ff.Quicktime 90 f.

RRecherche, Recherchieren 41 ff.,

169Recherchieren in Biblio-

theken 45 ff.Recht 164 ff.Recht auf freie Meinungs-

äusserung 166Referate: Bilder 80Referententool 72RSS-Feeds 45, 125

SSchreibstrategien 35Schriftliche Arbeiten 33 ff.Schulfreunde suchen 113Schutz der Persönlichkeit 164 ff.Schwarmintelligenz 116 f.Serious games 16Skydrive 127Skype 145SmartphonesSocial Bookmarking 136Social Networks 101 ff.Social Networks: Freunde 105Software: Kosten 143Spickmich.de 111, 166Standardprogramme 142Studentenversionen 147Studiprof 59StudiVZ 14, 102Suchen und finden 41 ff.Suchergebnisse verfeinern 42Suchmaschinen 41 ff., 53Suchmaschinen: Blogs 137Surveymonkey 52

TTags 136Tangler 137Tech Steward (technischer

Supporter) 159 f.Technische Unter-

stützung 158 ff.Technorati 137Textplanung 36 f., 40 f.

Textverarbeitung: Gliedungs-funktion 39

Tinyurl 45Tweetdeck 140Tweets 106Twitter 106 ff.

UUmfragetools 51 f.Unkonferenz 157Urheberrechte 168 ff., 170 f.

VViabilität 23Video 87 ff.Videos herstellen 91 ff.Videos herunterladen 88 ff.Videos: Funktionen 79 ff.Videoschnittprogramme 87 f.Visuell-räumliche Fähig-

keiten 27Visuelle Botschaften 15VLC Player 146Vokabeltrainer 56 ff.Vokker 59Vorlesungsmitschnitt 92 f.,

171 f.

WWeblog 128 ff.Wer wird unser Millionär 60Wer-weiss-was 43 f.Wiki 133 ff.Wikipedia 13, 117, 133 f.Wikipedia: Verlässlichkeit 48Wissen 32 ff.Wissenschaftliche Texte:

Bilder 80WLAN 149Wuala 127

XXing 14, 102, 105

YYoutube 14, 88 ff.

ZZoho 135