> TRANSFER 01|2014 TECHNIK IM GESPRÄCH · die sogenannten MINTFächer Mathematik, Infor matik,...
Transcript of > TRANSFER 01|2014 TECHNIK IM GESPRÄCH · die sogenannten MINTFächer Mathematik, Infor matik,...
01|2014 TECHNIK IM GESPRÄCH
> TRANSFERTHEMA: INNOVATIONSPOLITIK
Liebe Leserinnen und Leser,
Prof. Henning Kagermann
Präsident acatech
Prof. Reinhard F. Hüttl
Präsident acatech
ob eine nachhaltige Energiewende, Mobilitäts
lösungen für Ballungsräume, moderne Gesund
heitstechnologien oder vernetzte Welten: Eine
hohe Innovationskraft ist die Voraussetzung für
nachhaltigen Wohlstand und die internationale
Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Wie sollte
unser Innovationssystem ausgestaltet sein, damit
aus Ideen Innovationen und aus Innovationen Chan
cen auf nachhaltigen Wohlstand und Beschäftigung
erwachsen? Dieser Frage geht unser TRANSFER nach.
acatech moderiert vielfältige Dialoge zwischen Wissen
schaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, um Ant
worten auf diese Fragen zu geben. Unser innovations
politisches Herzstück ist dabei der Innovationsdialog
der Bundesregierung, den acatech seit 2009 gestaltet.
Auf dem besten Stand des Wissens diskutiert dort die
Bundesregierung mit Wissenschaft und Wirtschaft über
die innovationspolitischen Leitthemen unserer Zeit.
Wir möchten Ihnen auch Personen und Positionen der
Deutschen Akademie der Technikwissenschaften im
deutschen Innovationssystem vorstellen: Im Diskurs mit
Ulrich Grillo und Michael Sommer diskutieren wir über In
novation und die Zukunft der Arbeit und Wertschöpfung.
Unser acatech Mitglied Anke KaysserPyzalla erläutert am
> IM FOKUS
IDEEN FÖRDERN, INNOVATION ERMÖGLICHENElektroautos, Produkte und Pakete, die ihren eigenen
Weg gehen oder mobile Endgeräte, die uns ortsun
abhängig immer umfangreichere Informationen und
Dienste zur Verfügung stellen – technologische Inno
vationen und die daraus entstehenden Produkte und
Geschäftsmodelle prägen das alltägliche Leben und
verändern die Gesellschaft. Deutschland geht als
Leitanbieter für Elektro mobilität und als Pionier der
Industrie 4.0 voran und gehört zu den innovations
starken Ländern weltweit. Das zeigen auch die
Rankings des Innovationsindikators der Deutschen
Telekom Stiftung und des BDI (Rang 6) sowie des
Innovation Union Scoreboard (Rang 3).
Um aus der guten Position einen Spitzenplatz zu
machen, müssen Politik, Wissenschaft und Wirtschaft
kooperieren – über Forschungsdisziplinen und Branchen
grenzen hinweg. Nur so gelingt es, Brücken zu bauen
zwischen dem heutigen erfolgreichen Modell indus
trieller Wertschöpfung und der Industrie 4.0, zwischen
dem Energiesystem des 20. und des 21. Jahrhunderts,
zwischen dem heutigen und dem zukünftigen Mobili
tätssystem, das mehr leisten und zugleich weniger
verbrauchen muss. acatech baut diese Brücken. Die
Akademie eröffnet Perspektiven mit wissenschaftlich
fundierten Studien beispielsweise zur Elektromobilität
oder zur Industrie 4.0, berät Politik und Gesellschaft
in technologiepolitischen Fragen und organisiert die
Innovationsdialoge der Bundesregierung mit Wirtschaft
und Wissenschaft.
Beispiel der Energiewende, wie Wissenschaft Innova
tionen anstoßen kann. Auf Seite 7 entwerfen wir ein
Szenario für die Mobilität von morgen.
Unsere Aktivitäten dienen dabei stets der Beratung
von Politik und Gesellschaft. Mit unseren inter
disziplinären Projekten möchten wir Diskussionen
und technologiepolitische Entscheidungen fördern
und versachlichen. In diesem Sinne freuen wir uns
auf einen regen Austausch mit Ihnen.
Mit den besten Grüßen
INNOVATIONSPOLITIK | 02
logischen und kulturellen Wohlstand. Innovative,
forschungsintensive Produkte, Dienstleistungen und
Prozesse „Made in Germany“ schaffen Wertschöpfung
und Arbeitsplätze und stellen die soziale Markt
wirtschaft auf eine sichere Basis. Zugleich eröffnen
sie neue Perspektiven bei den globalen Herausfor
derungen des 21. Jahrhunderts wie Rohstoffknapp
heit, dem Klimawandel oder der demografischen
Entwicklung. Durch die gestiegenen Investitionen in
die Forschung konnte die Position Deutschlands als
international führender Innovationsstandort in den
letzten Jahren gefestigt werden. Die Innovations
zyklen werden jedoch immer schneller, es entstehen
weltweit neue Wettbewerber und andere entwickeln
sich dynamisch weiter. Um die wissenschaftliche und
wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit deutscher For
schungseinrichtungen und Unternehmen nachhaltig
zu sichern, sind somit weiterhin große und dauer
hafte Anstrengungen nötig.
Die Bundesregierung hat im Jahr 2006 die Hightech
Strategie ins Leben gerufen, um Deutschland bis 2020
zum Pionier in den innovationspolitischen Bedarfs
feldern Klima und Energie, Gesundheit und Ernährung,
Mobilität und Sicherheit sowie Kommunikation zu
machen. Zukunftsfähige Mobilitätslösungen und
Ob Automobil oder Eisenbahn, Telefon oder Internet,
Webstuhl oder Roboter – Innovationen prägen die
Gesellschaft und verändern Epochen. Insbesondere
für das rohstoffarme Deutschland ist eine Kultur des
Ideenreichtums und der Innovationsfreudigkeit eine
Voraussetzung für den wirtschaftlichen, techno
> ZUR SACHE
INNOVATION IST DEUTSCHLANDS WICHTIGSTE RESSOURCE
nachhaltiges Wachstum durch Innovation stehen auch
im Mittelpunkt aller acatech Projekte, die darüber
hinaus interdisziplinär und branchenübergreifend auf
gestellt sind. Die Akademie erarbeitet wissenschaftlich
fundierte Studien und Positionen, und berücksichtigt
in ihren Vorschlägen für den Ausbau technologischer
Infrastrukturen auch die gesellschaftlichen Aspekte
neuer Technologien. Vor diesem Hintergrund hatte
Bundeskanzlerin Angela Merkel die Deutsche Akade
mie der Technikwissenschaften im Jahr 2009 damit
beauftragt, den Innovationsdialog zwischen Bundes
regierung, Wirtschaft und Wissenschaft einzurichten.
Der Innovationsdialog steht der Bundesregierung als
unabhängige Fachberatung zur Seite. In bisher fünf
Dialogen sprachen die Experten über die Rahmen
bedingungen von Forschung und Innovation, techno
logische Entwicklungen und erörterten Innovations
potenziale für Wertschöpfung und Beschäftigung.
Förderung digitaler Innovation
Besonderes Augenmerk legt acatech auf die Digitalisie
rung und die zunehmende Vernetzung der Lebens und
Arbeitswelten – einer Schlüssel innovation mit weit
reichenden Auswirkungen. Smarte Geräte in intelligen
ten Netzen verbinden sich zu Wertschöpfungssystemen,
1. Innovationsdialog: Internationale
Benchmark Innovationssysteme – Wo steht
Deutschland im internationalen Vergleich?
2. Innovationsdialog: Finanzierung innovativer
Unternehmensgründungen und Analyse der
Clusterlandschaft
3. Innovationsdialog: Technologiefelder und
Dienstleistungsinnovationen mit hohem
Potenzial für Wertschöpfung und Beschäfti
gung in Deutschland
4. Innovationsdialog: Die internationale
Dimension der deutschen Innovationspolitik
– am Beispiel Asien
5. Innovationsdialog: Innovationspotenziale für
Wertschöpfung und Beschäftigung ermög
licht durch Digitalisierung
http://innovationsdialog.acatech.de
03 | INNOVATIONSPOLITIK
die Nutzergewohnheiten und Märkte revolutionieren.
Industrie 4.0 ist ein Paradebeispiel für das Verschmel
zen von digitaler Welt und klassischen Wirtschaftsberei
chen. Produkte und internetbasierte Dienste verschmel
zen im Zeitalter der Industrie 4.0 zunehmend zu Smart
Services. Sie waren das Thema des Arbeitskreises Smart
Service Welt, der auf der CeBIT 2014 seinen Bericht an
Bundeskanzlerin Angela Merkel übergab.
Als Folge der digitalen Vernetzung nehmen Daten
ströme erheblich an Umfang zu. Sinnvoll aufbereitet
und intelligent verknüpft ermöglicht diese Flut an Da
ten („Big Data“) vielfältige innovative Geschäfts modelle
und Dienstleistungen. Smart Grids als zentraler Baustein
der Energiewende, Smart Cities und die Vernetzung des
Verkehrs und der Logistik (Smart Mobility vgl. S. 7) –
der Technologietrend der Digitalisierung ist vielfältig.
Profitieren können sowohl innovative Startups als auch
große Konzerne und kleinere und mittelständische
Unternehmen. Die Finanzierung von Innovationen
und die Unterstützung von Hightech Ausgründungen
sind deshalb wichtige Bausteine, um insbesondere
Jungunternehmern den Schritt von der Wissenschaft in
die Wirtschaft zu erleichtern.
www.acatech.de/industrie4.0.
www.acatech.de/arbeitskreis-smart-
service-welt
Der Innovationsdruck steigt
Verschiedene aktuelle Innovationsrankings zeigen,
dass Deutschland insbesondere im Bereich Bildung
noch immer Schwächen hat. Das betrifft vor allem
die sogenannten MINTFächer Mathematik, Infor
matik, Technik und die Naturwissenschaften. Ein
besonderes Anliegen der Akademie ist deshalb die
Technik bildung unserer Gesellschaft. Sie ist dabei
mehr als ein Wettbewerbsfaktor, mehr als ein Kampf
um die klügsten Köpfe. Sie ist unverzichtbar für
die gesellschaftliche und politische Teilhabe. Ohne
Technikbildung ist es kaum möglich, Risiken und Un
sicherheiten von naturwissenschaftlichtechnischen
Entwicklungen einzuschätzen. Das Verständnis von
naturwissenschaftlichtechnischen Zusammenhän
gen ist eine Grundlage, komplexe technologische
Herausforderungen zu beurteilen, mit gesellschaft
lichen Kontroversen fundiert umzugehen, aktiv an
aktuellen Debatten um wichtige gesellschaftliche
Entwicklungen teilzunehmen und schließlich verant
wortlich entscheiden und handeln zu können.
Damit aus Innovationen Lösungen für globale He
rausforderungen werden, müssen internationale
In novationsstrategien entwickelt werden. Die globale
Dimension der deutschen Innovations politik hat der
Innovations dialog am Beispiel Asien diskutiert. Da Ex
perten schätzen, dass die größten Wachstums impulse
für die Weltwirtschaft in den nächsten 20 bis 30
Jahren vor allem aus China und Indien kommen
werden, liegen dort auch wichtige Märkte für inno
vative Produkte und Dienste aus Deutschland. Ein
Thema dieses Innovationsdialogs waren Rahmen
bedingungen für die internationale Zusammenarbeit
zwischen dem asiatischen Raum und Deutschland.
China etwa hat es sich zum Ziel gesetzt, sich bis
zum Jahr 2020 zum weltweit führenden Innovations
standort zu entwickeln. Südkorea ist in nur vier
Jahrzehnten der Aufstieg vom Entwicklungs zum
HightechLand gelungen. Im Mittelpunkt des Innova
tionsdialogs stand die Frage, wie angesichts der He
rausforderungen in Asien – aber auch anderenorts –
die deutsche Innovationspolitik ausgestaltet werden
muss, um die globale Wettbewerbsfähigkeit des
Wirtschafts und Wissenschaftsstandorts Deutsch
land auch in Zukunft zu sichern und auszubauen. In
diesem Sinne unterstützt acatech auch das BMBF
inhaltlich wie organisatorisch bei der Vorbereitung
der geplanten 3. DeutschChinesischen Regierungs
konsultation sowie der weiteren Zusammenarbeit
mit den chinesischen Partnerministerien. Ziel ist es,
ein Konzept für eine ChinaStrategie und ein konti
nuierliches Monitoring der Zusammenarbeit beider
Länder zu erarbeiten.
Deutschland gehört zu den innovationsstärksten
Ländern der Welt. Aus guten Ideen nachhaltige
Innovationen zu entwickeln ist einer der wichtigsten
Voraussetzungen für Wertschöpfung und Beschäf
tigung. Die innovationspolitische Agenda der noch
jungen Legislaturperiode ist ambitioniert. Energie
wende, Industrie 4.0, Elektromobilität, Smart Ser
vices – die Liste der technologischen Aufbrüche ließe
sich noch fortsetzen. Die Akademie unterstützt diese
technologischen Aufbrüche, indem sie die notwendi
ge Kooperation mitträgt und MultiStakeholderPlatt
formen wie den Innovationsdialog koordiniert.
Innovation braucht KooperationInnovationspolitische Herausforderungen stehen im Zentrum der Themennetzwerke und Projekte von
acatech. Darüber hinaus koordiniert die Akademie Multistakeholder- Plattformen, die den sektorüber-
greifenden Dialog von Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft ermög lichen. Zu diesen
Plattformen gehören:
Innovationsdialog zwischen Bundesregierung,
Wirtschaft und Wissenschaft
Leitung des Steuerkreises: Henning Kagermann
Koordination: acatech
Nationale Plattform Elektromobilität
Vorsitz: Henning Kagermann
Koordination: acatech
Akademienprojekt
„Energiesysteme der Zukunft“
Leitung des Steuerkreises: Robert Schlögl (Fritz
HaberInstitut der Max Planck Gesellschaft, acatech)
Leitung des Kuratoriums: Reinhard F. Hüttl
Koordination: acatech
Forschungsforum Energiewende
Vorsitzender des Leitungskollegiums: Staats sekretär
Georg Schütte (BMBF)
Koordination: acatech, IASS, MPG
Arbeitskreis Industrie 4.0 (hervorgegangen aus
der Forschungsunion)
(Co)Vorsitz: Henning Kagermann,
Siegfried Dais (Bosch)
Koordination: acatech
Arbeitskreis Smart Service Welt
(hervorgegangen aus der Forschungsunion)
(Co)Vorsitz: Henning Kagermann,
Frank Riemensperger (Accenture)
Koordination: acatech
Wissenschaftlicher Beirat der Plattform Industrie 4.0
Leitung: Reiner Anderl (TU Darmstadt, acatech)
Koordination: acatech
Nationales MINT-Forum
Sprecher: Henning Kagermann,
Thomas Sattelberger (MINT Zukunft schaffen)
Koordination: acatech, MINT Zukunft schaffen
Henning Kagermann (l.) übergibt gemeinsam mit
Vertretern des Arbeitskreises (r. Wolfang Wahlster,
DFKI) den Bericht Smart Service Welt an Bundes
kanzlerin Angela Merkel.
INNOVATIONSPOLITIK | 04
> NEUE acatech PUBLIKATIONEN
acatech POSITION: Future Business Clouds –
Cloud Computing am Standort Deutschland
zwischen Anforderungen, nationalen Aktivitäten
und internationalem Wettbewerb (März 2014)
Smart Service Welt – Umsetzungsempfehlungen
für das Zukunftsprojekt Internetbasierte Dienste
für die Wirtschaft (März 2014)
acatech MATERIALIEN: Future Energy Markets
– Mehr Markt für eine effiziente Energiewende
(April 2014)
acatech STUDIE: Future Business Clouds – Ein
Beitrag zum Zukunftsprojekt Internetbasierte
Dienste für die Wirtschaft (Januar 2014)
acatech DISKUSSION: Potenziale einer For
schungsdisziplin Wirtschaftsingenieurswesen
(Dezember 2013)
Alle Veröffentlichungen können in der
Geschäftsstelle bestellt werden bei
[email protected] und stehen
online zum Download bereit unter:
www.acatech.de/publikationen
> VERANSTALTUNGEN
Perspektiven für die Energie-wende und die Industrie 4.0
Der Energiewende und der Industrie 4.0 wid mete
acatech die Festveranstaltung am 23. Oktober
2013 in Berlin. Unter dem Motto „Die Energie
wende ge stalten“ eröffneten acatech Präsident
Reinhard F. Hüttl und Robert Schlögl vom Fritz
HaberInstitut der Max Planck Gesellschaft jeweils
wissenschaftliche Perspektiven für eine sichere,
bezahlbare und umweltverträgliche Energie
versorgung. Robert Schlögl stellte in seinem
Vortrag das Akademieprojekt „Energie systeme
der Zukunft“ vor, eine gemeinsame Initiative der
Wissenschafts akademien acatech, Leopoldina und
Akademie union. Die Akademien erarbeiten Hand
lungsoptionen für die Energiewende und bringen
diese in die gesellschaftliche Debatte ein. Das
zweite technologie politische Leitthema der neuen
Legislaturperiode ist die Industrie 4.0. acatech
Präsident Henning Kagermann wies darauf hin,
dass Deutschland als Exportnation zwar einen
Startvorteil genieße, bei der Umsetzung neuer
Geschäftsmodelle aber schnell handeln müsse.
Deutsch-Indisches Joint Venture
Industrie 4.0 wird im englischsprachigen Raum
unter dem Stichwort Advanced Manufacturing
diskutiert. Indien möchte bis 2025 den Anteil der
industriellen Produktion am Bruttoinlands produkt
von derzeit 16 auf 25 Prozent steigern. Seit 2012
entwickelt acatech in Kooperation mit der Indian
National Academy of Engineering Perspektiven zur
Weiterentwicklung industrieller Produktions prozesse in
beiden Ländern. Auf einem gemeinsamen Workshop
am 23. und 24. Januar 2014 in Neu Dehli diskutierten
insgesamt 40 Gäste Strategien und Konzepte zu den
Kernthemen Smart Factories, MenschMaschineInter
aktion sowie Technologien und Wertschöpfungsnetz
werke der Industrie 4.0. Rajagopala Chidambaram,
wissenschaftlicher Berater der indischen Regierung,
betonte, dass die Zusammenarbeit mit Deutschland
Indien langfristig den Aufbau einer länderübergreifen
den Wissens ökonomie ermöglichen soll.
acatech stellt sich den Abgeordneten vor
Mit einer Informationsveranstaltung „acatech am Mit
tag“ stellten acatech Präsident Henning Kagermann
und Generalsekretär Michael Klein am 14. Januar
2014 die Akademie den neu gewählten Parlamen
tarierinnen und Parlamentariern vor. Im Mittelpunkt
des Gesprächs im Bundestag standen technologie
politische Leitthemen der neuen Legislaturperiode
wie die Energiewende und die Industrie 4.0. „Wir set
zen uns dafür ein, dass aus Ideen Innovationen und
aus Innovationen Chancen auf nachhaltigen Wohl
stand und Beschäftigung er wachsen“, umschrieb Prä
sident Henning Kagermann die Arbeit der Akademie.
Generalsekretär Michael Klein erläuterte am Beispiel
von Projekten zur Energiewende den systemischen
und integralen Ansatz von acatech zur Politikbera
tung. Auch in Zukunft wird acatech im Rahmen von
„acatech am Mittag“ regelmäßig kompakte Dialoge
zu aktuellen Fragen der Innovations und Forschungs
politik anbieten. Zu vertiefenden Gesprächen kamen
am 11. Februar 2014 Mitglieder des acatech
Präsidiums und führende Forschungspolitiker von
CDU/CSU, SPD und Grünen zusammen.
05 | INNOVATIONSPOLITIK
> IM DISKURS
WIE DEUTSCHLAND ZUKUNFTSFÄHIG BLEIBT
Innovationen treiben nicht nur unsere Gesellschaft
voran, sie sind auch Grundlage des Wirtschafts-
wachstums. Im TRANSFER Interview erläutern
Ulrich Grillo, Michael Sommer und Henning Kager-
mann, wie Wissen schaft, Industrie und Politik die
Innovationsfähigkeit Deutschlands stärken können
und warum es dabei nicht nur auf technische Neu-
entwicklungen ankommt.
Was sind die aktuellen Herausforderungen im inter-
nationalen Innovationswettbewerb?
Ulrich Grillo: Die deutsche Industrie ist weltweit die
drittinnovativste. Der Innovationswettbewerb ist
intensiv, neue HightechHotspots entstehen auch in den
BRICSStaaten. Wir müssen früh genug bei den relevan
ten Technologien dabei sein, sonst werden wir in der
Aufholjagd bei Patenten, Produkten und Fachkräften
eingeholt. Uns bremst derzeit vor allem der Fachkräfte
mangel, wir brauchen einen erleichterten Zuzug qualifi
zierter Migranten, eine gezieltere Immigrationspolitik.
Michael Sommer: Die Energiewende, der demografische
Wandel und die Verbesserung des Bildungs systems – das
sind aktuelle Herausforderungen, denen wir uns stellen
müssen. Vor allem im Bildungssektor muss mehr investiert
werden – vom frühkindlichen Bereich über die vernachläs
sigte Weiterbildung bis zur personellen und finanziellen
Ausstattung der Hochschulen. Denn es sind die Men
schen, die Innovationen schaffen und vorantreiben.
Hennig Kagermann: Ich stimmte Ihnen zu, Fachkräfte
mangel ist ein großes Hindernis für unsere Innovations
fähigkeit. Der Blick über den nationalen Tellerrand ist
hier entscheidend. Wir brauchen eine Fachkräftestrate
gie, die national das Interesse an MINTFächern steigert
und das Arbeiten in Deutschland für ausländische
Fachkräfte attraktiver gestaltet. Die Etablierung eines
Kompetenzmonitorings würde helfen, Handlungsbedar
fe frühzeitig zu erkennen.
Welche Trends bergen Chancen für den Innovations-
standort Deutschland?
Henning Kagermann: Der Megatrend unserer Zeit ist
die Digitalisierung. Das Internet der Dinge, Daten
und Dienste ist die zukünftige Infrastruktur unserer
Industrie. Mithilfe moderner Informations und Kom
munikationstechnologien entstehen heute intelligente
Produkte, autonome Produktionseinheiten und
cloudbasierte Daten dienste. Hier sehe ich ein großes
Potenzial für neue Dienstleistungen und innovative
Geschäftsmodelle.
Ulrich Grillo : Die Digitalisierung der Wirtschaft ist
ein Innovationsmotor. Dafür müssen wir dringend in
die infra strukturelle Voraussetzung investieren: das
Breitbandinternet. Die Energiewende ist eine weitere
Chance – Deutschland hat das Potenzial, zum Leit
anbieter für Elektromobilität zu werden. Auch im
Gesundheits oder dem Mobilitätssektor eröffnen sich
chancenreiche Innovationsfelder. Für alle brauchen
wir verlässliche Rahmenbedingungen.
Michael Sommer: Wir dürfen uns nicht auf einzelne
Hochtechnologien konzentrieren, sondern müssen uns
breit aufstellen und Industrie und Dienstleistung nicht
getrennt, sondern zusammen denken. Die Digitalisierung
bietet gewaltige Chancen für die Arbeits welt, das Bil
dungssystem und die Zeitsouveräni tät der Be schäftigten.
Aber dafür müssen auch die digitalen Kompetenzen der
Mitarbeiter gestärkt und die notwendigen Investitionen
in das Breitbandnetz vorgenommen werden.
Wo sehen Sie politischen Handlungsbedarf?
Michael Sommer: Innovationen dürfen nicht auf rein
technologische Aspekte reduziert werden, denn auf
die Menschen kommt es an. Viele Innovationen gehen
auf Vorschläge von Mitarbeitern zurück. Deswegen
müssen Bezahlung, Arbeitsbedingungen und Mit
bestimmung nicht nur unter dem Gesichtspunkt der
Gerechtigkeit, sondern auch der Innovationsfähigkeit
betrachtet werden. Und gerade im Dienstleistungs
sektor müssen die Innovationspotenziale der Beschäf
tigten stärker gefördert werden.
Ulrich Grillo: In der Digitalisierungs, Infrastruktur und
Energiepolitik müssen wir die zersplitterten Zustän
digkeiten schleunigst aufheben. Es fehlt zu oft an
ressortübergreifender Koordination. Deutschland
braucht einen gemeinsamen Plan, wo wir hinwollen; die
Zukunftsvergessenheit der Politik ist ein Innovations
hemmnis. Die Bildungsrepublik muss Realität werden,
aus dem Kooperationsverbot muss ein gebot werden.
Die Digitalisierung braucht eine Beschäftigungsbrücke.
Henning Kagermann: Weil Deutschlands größte
Chancen an den Schnittstellen vormals getrennter
Technologiebereiche liegen, muss ihre Vernetzung
durch geeignete Koordinationsformen vorangetrieben
werden. In Bezug auf den Digitalisierungstrend halte
ich die Schaffung von Rechtssicherheit und einheit
liche Regelung für Datenschutz für unerlässlich. An
derenfalls laufen wir Gefahr, dass viele Innovationen
aus Angst vor Datenmissbrauch gesellschaftlich nicht
angenommen werden.
Michael Sommer ist seit 2002 Vorsitzender des
Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Zuvor
übernahm er im Jahr 2001 die Position des
Stellvertretenden Bundesvorsitzenden der damals
neu gegründeten Dienstleistungsgewerkschaft
ver.di. Im Jahr 2004 wurde Michael Sommer zum
Stellvertretenden Präsidenten
des Internationalen Bundes
Freier Gewerkschaften
(IBFG) gewählt und ist
seit 2010 Präsident der
Nachfolgeorganisa
tion Internationaler
Ge werkschaftsbund
(IGB).
Henning Kagermann, habilitierter Physiker
und ehemaliger Vorstandssprecher der SAP, ist
seit 2009 Präsident von acatech – Deutsche
Akademie der Technikwissenschaften. Henning
Kagermann ist Vorsitzender der Nationalen
Plattform Elektromobilität und Vorsitzender
des Steuerkreises des Innovationsdialogs. Er
koordiniert im Rahmen der Forschungsunion
Wirtschaft Wissenschaft den
Arbeitskreis Smart Service
Welt. Dieser untersucht,
wie die zu nehmende
Vernetzung intelligenter
Objekte neues Wissen gene
riert, das zur Grundlage
innovativer Dienstleis
tungen wird.
Ulrich Grillo: Der studierte Betriebswirt ist seit
Januar 2013 Präsident des Bundesverbandes der
Deutschen Industrie (BDI e.V.). Zuvor war Ulrich
Grillo von 2006 bis 2012 Präsident der Wirt
schaftsvereinigung Metalle. Seit 2001 ist Ulrich
Grillo Vorstandsvorsitzender der GrilloWerke AG,
einem Familienunternehmen der Metall und Che
mieindustrie. Ulrich Grillo ist
darüber hinaus in verschie
denen Gremien der Wirt
schaft und Wissenschaft
tätig, unter anderem
als Beirat der Mercator
School of Management
an der Universität
Duisburg Essen.
INNOVATIONSPOLITIK | 06
Dafür bietet das HelmholzZentrum Berlin mit seinem
Forschungsreaktor BER II und der Synchrotronstrah
lungsquelle BESSY II einzigartige Möglichkeiten: Denn
die beiden Großforschungsanlagen mit ihren vielseiti
gen Instrumenten ermöglichen es, die entscheidenden
physikalischen und chemischen Prozesse genau zu un
tersuchen. Sind diese erst einmal verstanden, können
Materialien gezielt entwickelt und optimiert werden;
die Taktik „Versuch und Irrtum“ hat dann ausgedient.
„Unser Ziel ist, die Energieforschung auf ein breiteres
materialwissenschaftliches Fundament zu stellen. Da
für bauen wir am HZB gezielt bestimmte Kompetenzen
aus, zum Beispiel durch die Berufung renommierter
Expertinnen und Experten, die bei uns eigene Institute
aufbauen können, aber auch mit dem Bau des neuen
Laborkomplexes EMIL, einem großen Labor für die
Forschung an Energie materialien und Katalysatoren“,
sagt KaysserPyzalla.
„Als Mitglied der HelmholtzGemeinschaft forschen wir
an Grundlagenfragen, aber immer mit Blick auf die ge
sellschaftlichen Herausforderungen“, so die Geschäfts
führerin des HZB. „Indem wir die Erkenntnisse aus der
Spitzenforschung in die Anwendung bringen, leisten
wir ganz konkret einen Beitrag dazu, den Wohlstand
im Land zu erhalten.“ So ist die Solarzellenforschung
am HZB weit gereift, viele Ergebnisse sind unmittelbar
relevant für die Industrie. Um den Transfer von Wissen
und Technologien zu beschleunigen, hat das HZB mit
anderen Partnern das PhotovoltaikKompetenzzentrum
PVcomB aufgebaut. Hier arbeitet das HZB gemeinsam
mit Industriepartnern an Fragen, die sich unmittelbar
aus der Industriefertigung ergeben.
Die Entwicklung von Materialien zur Energiespeicherung
steht dagegen noch fast am Anfang, dennoch können
HZBForscher schon jetzt die Kompetenzen des PVcomB
Fragt man Anke KaysserPyzalla nach den Bedingungen
für das Gelingen der Energiewende, weist sie auf die
Notwendigkeit innovativer Werkstoffe hin. Sie bilden die
Basis, um neue Technologien für die Energieerzeugung,
speicherung und den Transport entwickeln zu können.
Für die Geschäftsführerin des HelmholzZentrums Berlin
(HZB) steht die Weiterentwicklung der Photovoltaik auf
der Agenda. Außerdem möchte sie die Forschung an
Speichertechnologien voranbringen. Etwa an solaren
Brennstoffen. Hier besitzt das HZB eine einzigartige Ex
pertise, die Anke KaysserPyzalla konsequent ausbauen
will. „Die Umwandlung von Sonnenlicht in speicherbare
Brennstoffe über den Prozess der Wasserspaltung
befindet sich noch relativ am Anfang der Entwicklung.
Am HZB arbeiten wir daran, geeignete Materialsysteme
zu entwickeln. Die Photovoltaikforschung hat dagegen
schon sehr reife Systeme hervorgebracht, auch dank un
serer Forschung. Hier forschen wir an neuen Materialien
und arbeiten daran, die physikalischen Vorgänge,
beispielsweise an Grenzschichten, tiefer zu verstehen“,
erklärt KaysserPyzalla.
für ihre Entwicklungen gut gebrauchen. „Die Zeit von der
Grundlagenforschung bis zu reifen, marktfähigen Produk
ten lässt sich nicht ohne weiteres verkürzen, aber durch
gute Rahmenbedingungen können Grundlagenforschung
und Industrie schneller zueinander finden. Wissenschafts
netzwerke und Akademien wie acatech können dabei
helfen“, findet KaysserPyzalla.
Damit erworbenes Knowhow schnell und bedarfs
orientiert in die Industrie gelangen kann, investiert
das HZB stark in die Ausbildung von Fachkräften.
Von beruflichen Ausbildungen für junge Leute über
Doktorandenprogramme und Sommerschulen für den
wissenschaftlichen Nachwuchs bis hin zu eigenen Nach
wuchsgruppen für herausragende junge promovierte
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bietet das
HZB viele Möglichkeiten, eine Karriere zu gestalten.
Zwei Schülerlabore ermöglichen auch Kindern und
Jugendlichen eine Begegnung mit der Wissenschaft:
Die Experimente mit Magnetismus und Solarenergie
stoßen bei Schülerinnen und Schülern auf große
Begeisterung; die Workshops sind über Monate
ausgebucht. Und damit alle Mitarbeiterinnen und Mit
arbeiter Karriere und Familie miteinander verbinden
können, setzt sich Anke KaysserPyzalla persönlich für
ein familienfreundliches Arbeitsumfeld ein.
Auf die Frage, was ihr an ihrer Arbeit besonders ge
fällt, antwortet sie: „Die Möglichkeit, Wissenschaftlern
einen Ort zu bieten, Spitzenforschung zu betreiben
und damit dazu beizutragen, eine sichere und saubere
Energieversorgung zu schaffen. Außerdem kommen
jährlich fast 3000 Wissenschaftlerinnen und Wissen
schaftler zu uns, um an der Neutronenquelle BER II
oder dem Synchrotron BESSY II zu messen. Die wollen
wir bestmöglich unterstützen. Das ist die spannende
Herausforderung meiner Arbeit.“
Anke Kaysser-Pyzalla ist wissenschaftliche Ge
schäftsführerin des HelmholtzZentrums Berlin.
> IM PORTRAIT
DER STOFF FÜR DIE ENERGIEWENDEWerkstoffexpertin und Materialforscherin Anke Kaysser-Pyzalla ist wissenschaftliche Geschäftsführerin des Helmholtz- Zentrums Berlin. Mit Teilchen beschleunigern treibt sie die Energieforschung voran – mit einem Fokus auf Solarzellen und solaren Brennstoffen.
07 | INNOVATIONSPOLITIK
Die Elektrifizierung der Antriebstechnologien ist
ein Kernstück der Mobilitätswende. Die Nationale
Plattform Elektromobilität (NPE) hat dafür eine
Zukunftsvision entwickelt, die die Menschen in den
Mittelpunkt stellt: Sie wollen auch 2020 kosten
günstig und umweltfreundlich ankommen.
> AM HORIZONT
DEUTSCHLAND STEHT VOR EINER MOBILITÄTSWENDE
Ihre Vorteile im Hinblick auf eine Mobilitätswende
spielt die Elektromobilität aus, wenn der systemische
Ansatz auch die Verzahnung der verschiedenen
Verkehrsträger des Mobilitätssystems mit dem
Energiesystem umfasst. Die (Teil)Elektrifizierung von
Zweirädern, Schiffen, Bus sen oder LKWs geschieht pa
rallel. Auch das Zusammen spiel von Elektro mobilität
mit einem nachhaltigen Energie system gewinnt
an Bedeutung: Als mobile Energiespeicher können
elektrisch betriebene Fahrzeuge das Energiesystem
der Zukunft stabilisieren. Elektro mobilität ist deshalb
ein Versuchslabor und Testfall einer Mobilitätswende,
die sich mit der Energiewende ergänzt.
Besser im Fluss
Die Vermeidung von Unfällen und Staus ermöglicht
eine weitere Steigerung der Verkehrsleistung bei
sinkendem Ressourcenverbrauch. Der Schlüssel hierzu
liegt auch in der Digitalisierung des Mobilitäts und
Logistikbereichs. Waren und Güter werden durch
kostengünstige Sensorik und Kommunikationstechno
logien zu intelligenten Produkten, die sich in Cyber
Physikalischen Systemen vernetzen. Diese Systeme
lassen sich in Echtzeit steuern und koordinieren.
Anwendungen sind die smarte Produktion in der In
dustrie 4.0, intelligente Energienetze, aber auch intel
ligente Verkehrsleit systeme (Smart Mobility). acatech
hat diesen Trend und dessen tiefgreifende Auswir
kungen in Studien zu den CyberPhysical Systems, zur
Mobilität ist ein menschliches Grundbedürfnis,
Logistik das Rückgrat der Wirtschaft. Der wachsende
Wohlstand und die Digitalisierung des Einzelhandels
steigern das Verkehrsaufkommen weltweit. Dem
steigenden Mobilitäts bedürfnis stehen Klimawandel
und Ressourcen knappheit gegenüber: Die Mobilität
der Zukunft muss deshalb zugleich mehr leisten und
weniger verbrauchen. Als Leitmarkt und Leitanbieter
in diesen Bereichen steht Deutschland deshalb vor
einer Mobilitäts wende. Sie gelingt nur mit einem
systemischen, technologie offenen sowie markt
orientierten Ansatz.
Ein wichtiger Hebel für die Mobilitätswende ist die
Elektrifizierung der Antriebstechnologien. Die Bundes
regierung legte 2009 mit einer Zielmarke los: Eine
Million Elektrofahrzeuge in Deutschland bis 2020.
acatech setzte sich im Januar 2010 erfolgreich dafür
ein, die Leitanbieterschaft als gleich rangiges Ziel aufzu
nehmen. Im Mai 2010 übernahm Henning Kagermann
den Vorsitz der Nationalen Plattform Elektromobilität
(NPE). Nach drei Jahren hat sich Deutschland eine
gute Ausgangs position erarbeitet: 16 elektrifizierte
PKWModelle von deutschen Herstellern bis Ende des
Jahres zeigen die Fortschritte.
Doch der Erfolg der Elektromobilität – als Baustein der
Mobilitätswende – hängt ab von einem überzeugen
den, komfortablen und wirtschaftlichen Gesamtpaket:
Dazu gehören barrierefrei zugängliche Ladesäulen
(Infrastruktur), der reibungslose Übergang zu anderen
Verkehrsmitteln (Intermodalität) sowie kluge monetäre
und nichtmonetäre Anreize wie das vergünstigte La
den mit Grünstrom, kostenfreie Parkplätze für EAutos
oder MautBefreiung.
Industrie 4.0 und ganz aktuell zu den internetbasier
ten Diensten für die Wirtschaft untersucht.
In Echtzeit vernetzte Verkehrssysteme bringen
Menschen und Güter schneller ans Ziel und schonen
die Umwelt – sie gehören deshalb zum vollständigen
Bild der Mobilitätswende. Intelligente Assistenten
vermeiden schon heute Unfälle und schlagen zu
jeder Zeit die optimale Route vor. Erste Autos, die bei
Staus selbstständig fahren, gehen bereits in Serie. In
wenigen Jahren werden Fahrzeuge definierte Strecken
völlig automatisiert und autonom zurücklegen können.
Sie werden den Verkehrsfluss spürbar verbessern, weil
sie auf der grünen Welle durch die Städte gleiten statt
das alltägliche Stopandgo zu verstärken. Auch wenn
zuvor viele rechtliche Fragen – beispielsweise nach der
Verantwortung bei Unfällen – zu klären sind: Fahrer
lose Autos sind bereits technisch möglich und werden
ihren Teil zu einer effizienten, klima freundlichen und
nachhaltigen Mobilität beitragen.
Der anhaltende Aufstieg der Internetmärkte erhöht
den Druck auf die Logistik. Kunden bestellen einzel
ne Produkte zunehmend direkt bei Versandhändlern.
Die Industrie 4.0 wird diesen Trend noch verstärken.
Der Anteil der Einzellieferungen nimmt deshalb
zu – eine Herausforderung für die Logistik. Doch
auch Transportprozesse werden dank EchtzeitDaten
spürbar effizienter. Die Logistik – zu diesem Ergebnis
kommt eine von Michael ten Hompel geleitete
Projektgruppe der Akademie – entwickelt sich zu
einer HighTechBranche. Die Wissenschaftler sehen
allerdings in der chronischen Unter finanzierung der
LogistikForschung und Entwicklung eine Gefahr für
die Wettbewerbsfähigkeit der Branche und für den
deutschen Wirtschaftsstandort insgesamt. Perspek
tiven der Logistik zeigen die Experten deshalb in
einem Positionspapier auf, das im Mittelpunkt der
acatech Senats veranstaltung 2013 stand.
Eine leistungsfähigere und zugleich nachhaltige
Mobilität und Logistik ist möglich – zu diesem Fazit
kommen alle Projekte und Initiativen der Akademie
in diesem Bereich. Deutschland kann ein Leitmarkt
und Leitanbieter innovativer Verkehrs und Transport
lösungen werden. Die Mobilität mit ihren Facetten
ist das Thema des Akademietags in Stuttgart – der
Wiege des Automobils. Dort erörtern die wissenschaft
lichen Mitglieder der Akademie mit Ministerpräsident
Winfried Kretschmann, Vertretern der Automobil
branche sowie Stakeholdern aus Fachverbänden und
Kommunal politik Perspektiven der Mobilitätswende.
INNOVATIONSPOLITIK | 08
> TERMINE
> IM RÜCKSPIEGEL
Neuer Arbeitskreis: Ökonomie und Innovationsforschung
Im Dezember 2013 hat der hochrangig besetzte acatech
Arbeitskreis „Ökonomie und Innovations forschung“ seine
Arbeit aufgenommen. Der Arbeitskreis stärkt die System
perspektive in der wissen schaftsbasierten Politikberatung
zu in novations politischen Fragen. Sprecher des Arbeits
kreises ist Christoph M. Schmidt, Präsident des Rheinisch
Westfälischen Instituts für Wirtschafts forschung in
Essen und Vorsitzender des Sachverständigenrats zur
Begutachtung der gesamtwirtschaft lichen Entwicklung.
Der Arbeitskreis berät das acatech Präsidium bei der
strategischen Weiterentwicklung der Themenportfolios,
liefert Impulse für neue Projekte und entwickelt eigene
Konzepte mit starkem innovations politischem Bezug.
Machbarkeitsstudie Nationales Kompetenzmonitoring
Welche innovationsrelevanten Kompetenzen braucht
Deutschland? Mit Blick auf diese Frage wurde bereits
2012 im von acatech koordinierten Innovationsdialog zwi
schen Bundesregierung Wirtschaft und Wissenschaft ange
regt, ein „Nationales Kompetenzmonitoring“ aufzubauen.
Auf Einladung von acatech und des Bundesverbands der
Deutschen Industrie (BDI) prüften Experten aus Wissen
schaft und Wirtschaft die Idee von April bis Oktober 2013
in drei Workshops. Die Machbarkeitsstudie kommt zu dem
Ergebnis, dass ein „Nationales Kompetenzmonitoring“
eingerichtet werden soll. Die KompetenzRoadmap soll
aufzeigen, wie Deutschland notwendige Qualifikationen
aufbauen und seine Innovationskraft erhalten kann.
Herausgeber:
acatech – DEUTSCHE AKADEMIE
DER TECHNIKWISSENSCHAFTEN e. V.
Residenz München
Hofgartenstraße 2
80539 München
T +49 (0)89/5 20 30 90
E-Mail: [email protected]
www.acatech.de
Verantwortlich: Dr. Katrin Simhandl
Redaktion: Sebastian Brunkow, Dr. Christoph Egle,
Sandra Lehmann, Pavel Radchenko, Christoph Uhlhaas
Bildquellen:
Seite 1: Peter Himsel
Seite 2: shutterstock.com
Seite 3: DFKI
Seite 4: Peter Himsel
Seite 5: dgb.de/Plambeck; bdi.eu/Christian Kruppa;
Andreas Heddergott
Seite 6: HZB/V. Brekenkamp
Seite 7: Vision und Roadmap der Nationalen Plattform
Elektromobilität
Seite 8: acatech
Satz und Layout: Fraunhofer IAIS
> IMPRESSUM
Christoph M. Schmidt, Vorsitzender der Fünf Wirt
schaftsweisen ist Mitglied des acatech Arbeitskreises
„Ökonomie und Innovationsforschung“
Bei FragenDr. Katrin Simhandl
Bereichsleiterin Kommunikation
T +49 (0)30/2 06 30 9640
EMail: [email protected]
DATUM/UHRZEIT THEMA & VERANSTALTUNGSORT
7.–11. April HANNOVER MESSE PODIUM „INDUSTRIE 4.0“; MOBILITECH
Hannover, Messegelände
14.–17. April CPS WEEK 2014
Berlin, andel‘s Hotel Berlin, Landsberger Allee 106
7.–9. Mai ERGEBNISPRÄSENTATION DES PROJEKTS RESILIEN-TECH AUF DEM BMBF
INNOVATIONSFORUM „ZIVILE SICHERHEIT“
Berlin, Café Moskau, KarlMarxAllee 34, und
Kino International, KarlMarxAllee 33
8. Mai acatech ABSCHLUSSVERANSTALTUNG „RESILIENCE BY DESIGN.
STRATEGIE FÜR DIE TECHNOLOGISCHEN ZUKUNFTSTHEMEN.“
8. Mai
10.00–17.00 Uhr
NATIONALER MINT GIPFEL
Berlin, Siemens AG, Mosaikhalle, Rohrdamm 85
19. Mai
10.00–18.00 Uhr
POTSDAMER KONFERENZ FÜR NATIONALE CYBERSICHERHEIT
Potsdam, HassoPlattnerInstitut, Prof.Dr.HelmertStraße 23
27. Juni
15.00–17.45 Uhr
SENATSVERANSTALTUNG
München
(Senatsempfang von 18.30–22.30 Uhr)
4. November
13.30 Uhr
acatech MITGLIEDERVERSAMMLUNG
Berlin, Auditorium, Friedrichstraße 180
4. November
19.30–23.00 Uhr
acatech FESTVERANSTALTUNG
Berlin, Konzerthaus, Gendarmenmarkt
3. Dezember
10.00–17.00 Uhr
Euro-CASE ANNUAL CONFERENCE
ZUR EUROPÄISCHEN INNOVATIONSPOLITIK
Brüssel, Königliche Akademie der Wissenschaften Belgien
3. Dezember
19.00 Uhr
Euro-CASE ANNUAL CONFERENCE ABENDVERANSTALTUNG
ZUR EUROPÄISCHEN ENERGIEPOLITIK
Brüssel, Königliche Akademie der Wissenschaften Belgien