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31fUf3iiitl)fr ^filling ZÜRICH UND REGIO ,293-053 IN Mittwoch, 17. De Dezember 1997 Nr. 293 53 Englisch ab dem 7. Schuljahr obligatorisch Schritte auf dem Weg in eine vielsprachige Gesellschaft Der Erziehungsrat will im Kanton Zürich frühestens im Jahr 1999 einen obligatorischen Englischunterricht ab dem 7. Jahr der Schulpflicht einführen. Bezüglich der Formen, Ziele und Anspruchsniveaus des gesamten Fremdsprachenunterrichts ist noch nichts entschieden. Dazu soll ein Expertenbericht der schweizerischen Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) abgewartet werden. An der Zürcher Volksschule entsteht ein zusätzlicher Bedarf an Lehr- personen, die sich durch Weiterbildung für den Englischunterricht qualifizieren. stü. Alle Schülerinnen und Schüler im Kanton Zürich sollen ab dem 7. Schuljahr während dreier Lektionen pro Woche in Englisch unterrichtet werden. Diesen Entscheid hat der Erziehungsrat gefällt und in Aussicht gestellt, dass er ihn frühe- stens ab 1999 in die Tat umsetzen will. Noch un- klar ist, o b Englischlektionen auf Kosten anderer Facher eingeführt werden und in welcher Form und mit welchen Zielen sie erteilt werden sollen. Die globule Verkehrssprache Die Zürcher Pläne für den obligatorischen Eng- lischunterricht haben in den letzten Wochen zu Diskussionen geführt, die nicht auf das Kantons- gebiet beschränkt blieben. Medien, Politiker und Pädagogen erörterten Fragen wie diese: Werden die Zürcher den nationalen Zusammenhalt da- durch gefährden, dass sie das Englische auf Kosten der Landessprachen in der Grundausbil- dung forcieren? Wird das ohnehin schon reic h be- frachtete Unterrichtsprogramm weiter beladen? Mit seinem jetzigen Grundsatzentscheid lehnt sich der Erziehungsrat noch nicht allzu weit zum Fenster hinaus. Denn das Englischobligatorium in den letzten Jahren der Schulpflicht ist in der j Vernehmlassung von einer grossen Mehrheit der | teilnehmenden Schulpflegen, Lehrerorganisatio- nen, Aufsichtskommissionen von Kantonsschu- | len, Parteien und Verwaltungsabteilungen grund- | sätzlich begrüsst worden. Die Einsicht wird ge- teilt, dass das Englische zur internationalen Ver- kehrssprache geworden ist und dass entspre- chende Kenntnisse zum Rüstzeug von Menschen j gehören, die sich im wirtschaftlichen Leben glei- ' chermassen behaupten sollen wie im globalen i (elektronischen) Netzwerk der «lebenslang Ler- nenden». Kein Aufschub bis zum 8. Schuljahr Abgewiesen wird durch den Entscheid die For- derung nach einem Beginn des Obligatoriums erst im 8. Schuljahr, welche vom kantonale n Lehrer- verband, der Rektorenkonferenz und einer Mehr- heit der Kantonsschul-Konvente vorgebracht worden ist. Hintergrund waren einerseits Beden- ken, die Schülerinnen und Schüler konnten über- fordert sein. Andererseits haben Lehrerinnen und Lehrer auch Bedenken wegen der absehbaren Verschärfung der Selektion im kritischen siebten Schuljahr. Den Gymnasien gewährt der Erzie- hungsrat gegenüber der Volksschul-Oberstufe in- sofern etwas mehr Freiraum, als sie lediglich sicherstellen müssen, dass am Ende des achten Schuljahres die gleichen Ziele wie an der Volks- schule erreicht sind. Kein Präjudiz schafft der Erziehungsrat bezüg- lich der Reihenfolge der einzelnen Fremdspra- chen und bezüglich der Ziele, der Formen und der Anspruchsniveaus des nun um ein Fach er- weiterten Fremdsprachenunterrichts. Entspre- chende Fragen haben Vernehmlassung und öffentliche Diskussionen in grosser Zahl aufge- worfen. So wurde nicht nur auf die nationale Be- deutung eines ernsthaften obligatorischen Unter- richts in mindestens einer zweiten Landessprache hingewiesen. Die Vernehmlassung führte auch zu einem bunten Strauss von Vorschlägen, welche Facher unter dem neuen Englischobligatorium allenfalls zu «leiden» hätten. Gefordert wurde häufig auch die Erhöhung der Lektionenzahl. Dies wäre insofern schmerzlos, als viele Schüle- rinnen und Schüler bereits heute den fakultativen Englischunterricht besuchen. Sprachenkonzept und Lehrpersonal Der Frage , wie das zusätzliche Fach in den Unterricht eingebaut werden konnte, nimmt sich im Auftrag der schweizerischen Erziehungsdirek- torenkonferenz (EDK) eine Expertengruppe un- ter Leitung des Basler Romanistik-Professors Georges Lüdi an. Sie hat für nächsten Sommer ein nationales «Gesamtsprachenkonzept» in Aus- sicht gestellt, das gemäss der offiziellen Meldung vom Dienstag auch der Zürcher Erziehungsrat ab- warten will (siehe untenstehenden Beitrag). Wie Regina Fretz von der Erziehungsdirektion auf Anfrage ausführte, sollte mit dem Grundsatz- entscheid des Erziehungsrates die Vernehm- lassung beantwortet, aber auch das klare Signal an die Lehrerinnen und Lehrer ausgesendet werden, die Bedeutung des Englischen werde künftig stei- gen. Dies sei insofern notwendig gewesen, als zu- sätzliche Lehrerinnen und Lehrer benötigt wür- den, die sich durch Weiterbildung eine Zusatz- qualifikation für den Englischunterricht erwerben. Regina Fretz schätzt den Bedarf auf der Grund- lage einer nicht repräsentativen Umfrage unter Oberstufenschulgemeinden auf die Grössenord- nung von rund 200 Personen. Sie konnten wenn nötig auch ausserhalb des Kreises der Lehrer- schaft rekrutiert werden, sagte sie. In Züric h getroffen Elfie Casty, Koch(buch)künstlerin Einübung des Umgangs mit sprachlicher Vielfalt stü. Den pädagogischen und bildungs- wie ' kulturpolitischen Fragen, die durch die Einfüh- rung des Englischobligatoriums aufgeworfen wer- i den, widmet sich bis nächsten Sommer eine vier- : köpfige Expertengruppe der schweizerischen Er- i Ziehungsdirektorenkonferenz unter der Leitung von Georges Lüdi (Basel). In einem Gespräch von letzter Woche stellte Lüdi gegenüber der : NZZ klar, dass es für ihn nicht darum gehen . kann, das Englische - statt der offiziellen Landes- sprachen - als nationale Verkehrssprache einzu- führen. Dies würde die Schweiz spalten. Lüdi will sich deshalb gegen alle Versuche wehren, einzelne j Sprachen gegeneinander auszuspielen. Dreisprachige Europäer Er beruft sich dabei nicht nur auf die besondere Situation der mehrsprachigen Schweiz, sondern auch auf das bildungspolitische Weissbuch der Europäischen Union, in dem ein Bekenntnis zur ZURICHUND REGION Ein Pionier des Photojournalismus Der in Vergessenheit geratene Schweizer Avantgardist des Bildjournalismus, Walter Bosshard, kommt mit einer Ausstellung im Kunsthaus Zürich und mit einer Monographie zur verdienten Würdigung. 54 Stadtratskandidat Vilmar Krähenbühl SVP-Kandidat Vilmar Krähenbühl hat dargelegt, nach welchen Zielen er im Falle seiner Wahl in den Zürcher Stadtrat streben will. Vertreter des überparteilichen Komitees hoben seinen Familiensinn, seine Geradlinig- keit, Gewissenhaftigkeit und Belastbarkeit hervor. 55 Ausbau der S-Bahn-Station Zürich Seebach Mit dem Ausbau des S-Bahn-Netzes genügte der alte Bahnhof von Zürich Seebach den Pendlerströmen nicht mehr. Im Ausbaukonzept von Architekt Alfred Jörger spielen nebe n einem neuen Zwischenperron und einer Fussgängerunterführung die Farben und die Bepflan- zung eine entscheidende Rolle. 55 Im Zweifel gegen die Frau? Der Jurist und Journalist Walter Hauser hat kürzlich in seinem Buch «Im Zweifel gegen die Frau» darzulegen versucht, dass Schweizer Gerichte den Grundsatz «Im Zweifel für den Angeklagten» bei Frauen nicht gelten lassen. Jörg Rehberg, Professor für Straf- und Straf- prozessrecht, widerlegt Hausers These überzeugend. 56 Sport 62-64 sprachlichen Vielfalt Europas abgelegt und dar- aus der Schluss gezogen wird. Europäerinnen und Europäer sollten in der Schule neben der Mutter- sprache mindestens zwei Fremdsprachen erler- nen. Dabei dürften jeweils das Englische als Ver- kehrssprache der globalisierten Gesellschaft sowie die Sprache eines europäischen Nachbarlandes berücksichtigt werden. In diesem Weissbuch wird als Vorteil fremdsprachlicher Schulung nicht nur die Verständigung mit anderssprachigen Men- schen genannt. Vielmehr wird betont, dass da- durch auch die Fähigkeiten im muttersprachlichen Ausdruck und zum lebenslangen Lernen sowie die allgemeine geistige Entwicklung gefördert würden. Das Bekenntnis Lüdis zur Vielsprachigkeit geht Hand in Hand mit Überlegungen zur Reform des Fremdsprachenunterrichts in der Schweiz. Aus seiner Sicht herrscht zuwenig Klarheit über die Ziele des Unterrichts; die Notengebung konzen- triere sich häufig zu stark auf den schriftlichen Ausdruck, und die Motivatio n konnte erhöht wer- den durch einen direkteren Bezug zu den Anwen- dungsmöglichkeiten. Eine Sprache lerne man nicht, wenn man müsse, sondern nur, wenn man darauf auch Lust habe. Von der Pflicht zur Lust Lüdis Reformüberlegungen beziehen sich ei- nerseits auf den Ausbau der praktischen Anwen- dung von Fremdsprachen. Möglichkeiten wie Briefwechsel, Exkursionen, der Klassen- oder Schüleraustausch und das Internet müssten im Fremdsprachenunterricht stärker zum Zuge kom- men. Andererseits wird sich die EDK-Arbeits- gruppe auch intensiv mit den Perspektiven des bi- lingualen Unterrichts beschäftigen. Dessen Idee ist es, Sachunterricht in einer Fremdsprache durchzuführen. So konnte beispielsweise ein Ab- bau von Französisch-Lektionen an der Volks- schul-Oberstufe dadurch kompensiert werden, dass ein Fach wie Geschichte in französischer Sprache unterrichtet würde. An zweisprachigen Schulen in der Schweiz und im Ausland wird diese als Immersion oder «Sprachbad» bezeich- nete Methode bereits mit Erfolg angewendet. Neben solchen pädagogischen Konzepten wird die Arbeitsgruppe gemäss Lüdis Auskünften unter anderem auch prüfen, welche Möglichkei- ten für einen frühen Fremdsprachenunterricht an Kindergärten und Primarschulen bestehen. Ziel- setzungen für die unterschiedlichen Niveaus der Volksschule sollen definiert und neue Methoden der Prüfung und Zertifizierung von Fremdspra- chenkenntnissen vorgeschlagen werden. su. «Was macht eigentlich», wird andernorts zuweilen im Titel von Rubriken gefragt, diese oder jene Persönlichkeit, um die es vielleicht etwas stüler geworden ist. Wir haben keine der- artige Rubrik - fragen aber gleichwohl: Was macht eigentlich Elfie Casty? Sie arbeitet, wie könnte es anders sein, an einem weiteren Kochbuch, ihrem vierten. Und da I dies bei der grossen Kochkünstlerin und feinfühli- gen Autorin, die ihre goldenen Worte auf die Küchenwaage legt, nicht nur eine Sache von Monaten sein kann, hat man in jüngster Zeit weniger von ihr gehört beziehungsweise gelesen. Sie hat die von ihr brillant geführte Chefredaktion der «Marmite» abgegeben und wird sich noch i einen schönen Teil des nächsten Jahres darauf I konzentrieren, das Feu sacre rund um das im Ent- stehen begriffene Werk knistern zu lassen. - Von ihren ersten drei Kochbüchern hat Elfie Casty bis- her im Eigenverlag mehr als 130 000 Exemplare ! abgesetzt. Die Rede ist von «Seitensprünge in der Küche», vom hinreissenden Wurf «Geliebte j Küche» und dem, zurückhaltend formuliert, «Mit einer Prise Leidenschaft» verfassten dritten Band. Elfie Casty kocht, wie sie schreibt. Zu überprü- fen war das in früheren Jahren im «Landhaus» in Davos Laret, wo sie in dem mit ihrem Gatten Tschierv geführten Betrieb als Autodidaktin - «ich stand keine Sekunde in einer anderen Küche!» - mit einer richtig verstandenen «Nou- velle cuisine» Massstäbe setzte: Sie liess das Restaurant zu einem der seltenen «Relais gour- mands» von «Relais & Chäteaux» werden, und der französische Staat verlieh ihr den «Ordre du merite agricole». Aus gesundheitlichen Gründen musste sich die Köchin später leider vom «Land- haus» trennen. Als bisher schönste Auszeichnung erachtet Casty den ihr vor wenigen Wochen von der Bündner Regierung zugesprochenen Kultur- preis «in Würdigung ihrer herausragenden Lei- stung als Gestalterin einer kreativen Kochkunst im Kanton Graubünden und als Autorin ausser- gewöhnlicher Kochbücher». Elfie Casty hebt hervor, dass das Kochen sehr viel mit Lebensfreude zu tun hat, die einsetzt beim Gang über den Markt, bei den Gedanken dar- über, was man mit den frischen Produkten alles machen konnte - und die ihren krönenden Ab- schluss findet, wenn die Früchte des kreativen Tuns genossen werden können. Wie sähe ein Restaurant «Casty» heute aus, wenn es wieder eines gäbe? Die Antwort kommt wie aus dem Spritzsack geschossen: Fünf Tische, ein täglich wechselndes Menü (und nichts anderes), ein Wein (und kein anderer) und Gäste, die man als Freunde betrachten würde - und die wenigstens für die Unkosten aufzukommen hätten. Da wäre das Kochen fürwahr mit Lebensfreude gepaart! Mit dieser Vision, die Elfie Casty bei unserem Gespräch im Hotel Savoy entwarf, während sie sich an einer gratinierten Zwiebelsuppe gütlich tat, war auch angedeutet, was die Gastronomin von den Bemühungen mancher Restaurateure hält: Sie wollen viel zuviel und viel zu oft dasselbe wie die andern. Nur Güggeli, aber die besten, nur Pommes frites, aber die knusprigsten, nur Salat, aber den köstlichsten - so konnte ihrer Meinung nach das Rezept lauten. Im Gegensatz zum nächsten Restaurant Elfie Castys kommt ihr nächstes Kochbuch bestimmt. Ein rhetorisches Amuse-bouche aus dem Kapitel Elfie Casty (Bild Hofer/b.) «Geflügel» gefällig? «Zur Zeit Ludwigs XIII. soll der Volksmund das Glück folgenderweise defi- niert haben: <;Vier gute Dinge sollten in einem Haus nicht fehlen: ein guter Kamin, ein guter Hühnerstall, gutes Essen und eine gute Frau.) Es ist ein bisschen schwierig, das Bild vom Glück aus dem 17. Jahrhundert in unsere Zeit zu transpor- tieren, wo es die Städteplaner sowohl in Paris als auch in Zürich, London, New York und Berlin eindeutig versäumt haben, jedem Haus einen guten Hühnerstall anzufügen. Doch braucht es für ein bescheidenes Lebensglück überhaupt einen Hühnerstall? Hauptsache ist doch, das Essen und die Frau sind gut und es gackert für einen irgend- wo ein gutes Huhn.» Auf die Fortsetzung, die folgt, muss man noch ein wenig warten. Pfannenfertig ist dagegen ein am 10. Januar in der NZZ erscheinender Beitrag für eine neue Rubrik, in der Elfie Casty unter anderem zuhanden der unter Entzugserscheinun- gen leidenden Fan-Gemeinde vierzehntäglich kulinarische Produkte präsentieren und aufzeigen wird, was sich damit so alles anstellen lässt. Zürichseewasser unter dem Mikroskop Bericht über 25 Jahre Seewasseruntersuchungen ekk. Ungeübte Schwimmerinnen und Schwim- mer kennen die gute Qualität des Zürichsee- wassers aus eigener Erfahrung: Wer beim Baden im See versehentlich Wasser schluckt, muss mit keinerlei gesundheitlichen Nachteilen rechnen. Dies ist erfreulich, doch beeinflusst die Qualität des Zürichseewassers unser Leben noch viel nach- haltiger. Fast eine Million Menschen beziehen heute ihr tägliches Trinkwasser aus dem Zürich- see, und nur wenn das Rohwasser gut ist, kann auch das aufbereitete Trinkwasser gut sein. Die Wasserversorgung Zürich nimmt deshalb seit 1972 monatlich Proben aus dem See und unter- sucht diese auf ihre physikalischen, chemischen und biologischen Eigenschaften. Die Ergebnisse der vergangenen 25 Jahre hat die Wasserversor- gung in einem Bericht zusammengefasst, den sie am Dienstag an einer Medienkonferenz vorge- stellt hat. Grünalgen und Bakterien Das wichtigste Resultat des Berichtes lautet: Das Zürichseewasser weist heute eine viel höhere Qualität auf als vor 25 Jahren. Gemäss Stadtrat Thomas Wagner, Vorsteher des Departements der Industriellen Betriebe, ist dies vor allem auf die Anstrengungen im Gewässerschutz und den Bau von Kläranlagen zurückzuführen. Rund um den Zürichsee gibt es heute 14 leistungsfähige Klär- anlagen, dank denen der Phosphatgehalt im See- wasser um 80 Prozent abgenommen hat. Da sich Algen von Phosphat ernähren, sind Wucherungen von Grünalgen im Uferbereich in den letzten Jah- ren grösstenteils verschwunden. Die durchschnitt- liche Algenmenge hat hingegen nicht merklich ab- genommen, da die Grünalgen von Kiesel- und Burgunderblutalgen abgelöst worden sind, die für ihr Wachstum weniger Phosphor benötigen. Die Algenproduktion wiederum wirkt sich auf den Sauerstoffhaushalt des Zürichsees aus. Durch i den Abbau der Algen durch Bakterien wird sehr viel Sauerstoff im Wasser aufgebraucht, so dass j der Sauerstoffgehalt jedes Jahr für einige Zeit ' unter den in der Gewässerschutzverordnung fest- gelegten Grenzwert fällt. Dennoch sind die Sauer- ! stoffwerte heute höher als in den fünfziger Jahren. I Dank den Kläranlagen ist der Zürichsee heute i weniger mit Bakterien belastet als in der Vergan- ' genheit, was sich sowohl aufs Trinkwasser als : auch auf die Qualität als Badewasser auswirkt. Während die bakteriologischen Richtwerte für Badegewässer noch zu Beginn der siebziger Jahre häufig überschritten wurden, ist das Zürichsee- , wasser heute ein Badewasser der «Qualitätsklasse A». Anders sieht die Situation bei der Stickstoff- belastung aus: Der Nitratgehalt des Zürichsees steigt noch immer leicht an, doch liegen die heu- : ligen Konzentrationen weit unter dem Trink- i wassergrenzwert. Gutes Trinkwasser auch in Zukunft Erschwert wird die Nutzung des Seewassers durch die Wandermuscheln, die Ende der sechzi- ger Jahre in den Zürichsee eingeschleppt wurden. Ihre Larven können in Wasserleitungen gelangen und dort zu Muscheln heranwachsen, wenn sie ! nicht mit einer Chlorbehandlung abgetötet wer- j den. Die Larvendichte im Zürichseewasser ist in den letzten Jahren weitgehend stabil geblieben. Der Bericht über 25 Jahre Seewasseruntersu- chungen gibt nicht nur Aufschluss über die Er- folge des Gewässerschutzes im vergangenen Vierteljahrhundert. Auf Grund der regelmässigen Kontrollen des Seewassers kann laut dem Direk- tor der Wasserversorgung, Hans-Peter Klein, auf Veränderungen im See frühzeitig reagiert und da- mit auch in Zukunft eine gute Trinkwasserqualität angeboten werden. Ausserdem tragen die Unter- suchungen dazu bei, umweltschonende Aufberei- tungsprozesse einzuführen, die mit wenig Chemie auskommen. Selbständiger Flughafen? i Auftrag für die Unternehmensbewertung (Mitg.) Im Hinblick auf eine allfällige Verselb- i ständigung des Flughafens Zürich haben die j Direktion der Volkswirtschaft (Flughafendirek- i tion) und die Flughafen-Immobilien-Gesellschaft I (FIG) der Firma STG-Coopers & Lybrand unter ! Mitwirkung von SBC Warburg Dillon Read einen Auftrag zu einer Unternehmensbewertung des Flughafens (Flughafendirektion und FIG) erteilt. I Darin enthalten ist auch die Überprüfung der i heutigen Organisationsstruktur. Erste Ergebnisse werden im Frühjahr 1998 erwartet. Neue Zürcher Zeitung vom 17.12.1997

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31fUf3iiitl)fr^filling ZÜRICH UND REGIO,293-053IN Mittwoch, 17. DeDezember 1997 Nr. 293 53

Englisch ab dem 7. Schuljahr obligatorischSchritte auf dem Weg in eine vielsprachige

GesellschaftDer Erziehungsrat will im Kanton Zürich frühestens im Jahr 1999 einen obligatorischen

Englischunterricht ab dem 7. Jahr der Schulpflicht einführen. Bezüglich der Formen, Zieleund Anspruchsniveaus des gesamten Fremdsprachenunterrichts ist noch nichts entschieden.Dazu soll ein Expertenbericht der schweizerischen Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK)abgewartet werden. An der Zürcher Volksschule entsteht ein zusätzlicher Bedarf an Lehr-personen, die sich durch Weiterbildung für den Englischunterricht qualifizieren.

stü. Alle Schülerinnen und Schüler im KantonZürich sollen ab dem 7. Schuljahr während dreierLektionen pro Woche in Englisch unterrichtetwerden. Diesen Entscheid hat der Erziehungsratgefällt und in Aussicht gestellt, dass er ihn frühe-stens ab 1999 in die Tat umsetzen will. Noch un-klar ist, ob Englischlektionen auf Kosten andererFacher eingeführt werden und in welcher Formund mit welchen Zielen sie erteilt werden sollen.

Die globule Verkehrssprache

Die Zürcher Pläne für den obligatorischen Eng-

lischunterricht haben in den letzten Wochen zuDiskussionen geführt, die nicht auf das Kantons-gebiet beschränkt blieben. Medien, Politiker undPädagogen erörterten Fragen wie diese: Werdendie Zürcher den nationalen Zusammenhalt da-durch gefährden, dass sie das Englische aufKosten der Landessprachen in der Grundausbil-dung forcieren? Wird das ohnehin schon r e i ch be-frachtete Unterrichtsprogramm weiter beladen?

Mit seinem jetzigen Grundsatzentscheid lehntsich der Erziehungsrat noch nicht allzu weit zumFenster hinaus. Denn das Englischobligatorium

in den letzten Jahren der Schulpflicht ist in der j

Vernehmlassung von einer grossen Mehrheit der |

teilnehmenden Schulpflegen, Lehrerorganisatio-nen, Aufsichtskommissionen von Kantonsschu- |

len, Parteien und Verwaltungsabteilungen grund- |

sätzlich begrüsst worden. Die Einsicht wird ge-teilt, dass das Englische zur internationalen Ver-kehrssprache geworden ist und dass entspre-chende Kenntnisse zum Rüstzeug von Menschen j

gehören, die sich im wirtschaftlichen Leben glei- '

chermassen behaupten sollen wie im globaleni

(elektronischen) Netzwerk der «lebenslang Ler-nenden».

Kein Aufschub bis zum 8. SchuljahrAbgewiesen wird durch den Entscheid die For-

derung nach einem Beginn des Obligatoriums erstim 8. Schuljahr, welche vom kantonalen Lehrer-verband, der Rektorenkonferenz und einer Mehr-heit der Kantonsschul-Konvente vorgebracht

worden ist. Hintergrund waren einerseits Beden-ken, die Schülerinnen und Schüler konnten über-fordert sein. Andererseits haben Lehrerinnen undLehrer auch Bedenken wegen der absehbarenVerschärfung der Selektion im kritischen siebtenSchuljahr. Den Gymnasien gewährt der Erzie-

hungsrat gegenüber der Volksschul-Oberstufe in-sofern etwas mehr Freiraum, als sie lediglich

sicherstellen müssen, dass am Ende des achtenSchuljahres die gleichen Ziele wie an der Volks-schule erreicht sind.

Kein Präjudiz schafft der Erziehungsrat bezüg-

lich der Reihenfolge der einzelnen Fremdspra-

chen und bezüglich der Ziele, der Formen undder Anspruchsniveaus des nun um ein Fach er-weiterten Fremdsprachenunterrichts. Entspre-

chende Fragen haben Vernehmlassung undöffentliche Diskussionen in grosser Zahl aufge-

worfen. So wurde nicht nur auf die nationale Be-deutung eines ernsthaften obligatorischen Unter-richts in mindestens einer zweiten Landessprachehingewiesen. Die Vernehmlassung führte auch zueinem bunten Strauss von Vorschlägen, welcheFacher unter dem neuen Englischobligatoriumallenfalls zu «leiden» hätten. Gefordert wurdehäufig auch die Erhöhung der Lektionenzahl.Dies wäre insofern schmerzlos, als viele Schüle-rinnen und Schüler bereits heute den fakultativenEnglischunterricht besuchen.

Sprachenkonzept und Lehrpersonal

Der Frage, wie das zusätzliche Fach in denUnterricht eingebaut werden konnte, nimmt sichim Auftrag der schweizerischen Erziehungsdirek-

torenkonferenz (EDK) eine Expertengruppe un-ter Leitung des Basler Romanistik-ProfessorsGeorges Lüdi an. Sie hat für nächsten Sommerein nationales «Gesamtsprachenkonzept» in Aus-sicht gestellt, das gemäss der offiziellen Meldungvom Dienstag auch der Zürcher Erziehungsrat ab-warten will (siehe untenstehenden Beitrag).

Wie Regina Fretz von der Erziehungsdirektionauf Anfrage ausführte, sollte mit dem Grundsatz-entscheid des Erziehungsrates die Vernehm-lassung beantwortet, aber auch das klare Signal andie Lehrerinnen und Lehrer ausgesendet werden,die Bedeutung des Englischen werde künftig stei-gen. Dies sei insofern notwendig gewesen, als zu-sätzliche Lehrerinnen und Lehrer benötigt wür-den, die sich durch Weiterbildung eine Zusatz-qualifikation für den Englischunterricht erwerben.Regina Fretz schätzt den Bedarf auf der Grund-lage einer nicht repräsentativen Umfrage unterOberstufenschulgemeinden auf die Grössenord-nung von rund 200 Personen. Sie konnten wennnötig auch ausserhalb des Kreises der Lehrer-schaft rekrutiert werden, sagte sie.

In Z ü r i ch getroffen

Elfie Casty, Koch(buch)künstlerin

Einübung des Umgangs mit sprachlicher Vielfaltstü. Den pädagogischen und bildungs- wie '

kulturpolitischen Fragen, die durch die Einfüh-rung des Englischobligatoriums aufgeworfen wer- i

den, widmet sich bis nächsten Sommer eine vier- :

köpfige Expertengruppe der schweizerischen Er- i

Ziehungsdirektorenkonferenz unter der Leitung

von Georges Lüdi (Basel). In einem Gespräch

von letzter Woche stellte Lüdi gegenüber der :

NZZ klar, dass es für ihn nicht darum gehen.

kann, das Englische - statt der offiziellen Landes- <;

sprachen - als nationale Verkehrssprache einzu-führen. Dies würde die Schweiz spalten. Lüdi willsich deshalb gegen alle Versuche wehren, einzelne j

Sprachen gegeneinander auszuspielen.

Dreisprachige Europäer

Er beruft sich dabei nicht nur auf die besondereSituation der mehrsprachigen Schweiz, sondernauch auf das bildungspolitische Weissbuch derEuropäischen Union, in dem ein Bekenntnis zur

ZURICHUND REGIONEin Pionier des Photojournalismus

Der in Vergessenheit geratene Schweizer Avantgardist

des Bildjournalismus, Walter Bosshard, kommt miteiner Ausstellung im Kunsthaus Zürich und mit einerMonographie zur verdienten Würdigung. 54

Stadtratskandidat Vilmar KrähenbühlSVP-Kandidat Vilmar Krähenbühl hat dargelegt, nachwelchen Zielen er im Falle seiner Wahl in den ZürcherStadtrat streben will. Vertreter des überparteilichen

Komitees hoben seinen Familiensinn, seine Geradlinig-keit, Gewissenhaftigkeit und Belastbarkeit hervor. 55

Ausbau der S-Bahn-Station Zürich SeebachMit dem Ausbau des S-Bahn-Netzes genügte der alteBahnhof von Zürich Seebach den Pendlerströmen nichtmehr. Im Ausbaukonzept von Architekt Alfred Jörgerspielen n e b en einem neuen Zwischenperron und einerFussgängerunterführung die Farben und die Bepflan-zung eine entscheidende Rolle. 55

Im Zweifel gegen die Frau?Der Jurist und Journalist Walter Hauser hat kürzlich inseinem Buch «Im Zweifel gegen die Frau» darzulegenversucht, dass Schweizer Gerichte den Grundsatz «ImZweifel für den Angeklagten» bei Frauen nicht gelten

lassen. Jörg Rehberg, Professor für Straf- und Straf-prozessrecht, widerlegt Hausers These überzeugend. 56

Sport 62-64

sprachlichen Vielfalt Europas abgelegt und dar-aus der Schluss gezogen wird. Europäerinnen undEuropäer sollten in der Schule neben der Mutter-sprache mindestens zwei Fremdsprachen erler-nen. Dabei dürften jeweils das Englische als Ver-kehrssprache der globalisierten Gesellschaft sowiedie Sprache eines europäischen Nachbarlandesberücksichtigt werden. In diesem Weissbuch wirdals Vorteil fremdsprachlicher Schulung nicht nurdie Verständigung mit anderssprachigen Men-schen genannt. Vielmehr wird betont, dass da-durch auch die Fähigkeiten im muttersprachlichenAusdruck und zum lebenslangen Lernen sowiedie allgemeine geistige Entwicklung gefördertwürden.

Das Bekenntnis Lüdis zur Vielsprachigkeit geht

Hand in Hand mit Überlegungen zur Reform desFremdsprachenunterrichts in der Schweiz. Ausseiner Sicht herrscht zuwenig Klarheit über dieZiele des Unterrichts; die Notengebung konzen-triere sich häufig zu stark auf den schriftlichenAusdruck, und die Motivation konnte erhöht wer-den durch einen direkteren Bezug zu den Anwen-dungsmöglichkeiten. Eine Sprache lerne mannicht, wenn man müsse, sondern nur, wenn mandarauf auch Lust habe.

Von der Pflicht zur LustLüdis Reformüberlegungen beziehen sich ei-

nerseits auf den Ausbau der praktischen Anwen-dung von Fremdsprachen. Möglichkeiten wieBriefwechsel, Exkursionen, der Klassen- oderSchüleraustausch und das Internet müssten imFremdsprachenunterricht stärker zum Zuge kom-men. Andererseits wird sich die EDK-Arbeits-gruppe auch intensiv mit den Perspektiven des bi-lingualen Unterrichts beschäftigen. Dessen Ideeist es, Sachunterricht in einer Fremdsprache

durchzuführen. So konnte beispielsweise ein Ab-bau von Französisch-Lektionen an der Volks-schul-Oberstufe dadurch kompensiert werden,dass ein Fach wie Geschichte in französischerSprache unterrichtet würde. An zweisprachigen

Schulen in der Schweiz und im Ausland wirddiese als Immersion oder «Sprachbad» bezeich-nete Methode bereits mit Erfolg angewendet.

Neben solchen pädagogischen Konzepten wirddie Arbeitsgruppe gemäss Lüdis Auskünftenunter anderem auch prüfen, welche Möglichkei-ten für einen frühen Fremdsprachenunterricht anKindergärten und Primarschulen bestehen. Ziel-setzungen für die unterschiedlichen Niveaus derVolksschule sollen definiert und neue Methodender Prüfung und Zertifizierung von Fremdspra-chenkenntnissen vorgeschlagen werden.

su. «Was macht eigentlich», wird andernortszuweilen im Titel von Rubriken gefragt, dieseoder jene Persönlichkeit, um die es vielleichtetwas stüler geworden ist. Wir haben keine der-artige Rubrik - fragen aber gleichwohl: Wasmacht eigentlich Elfie Casty?

Sie arbeitet, wie könnte es anders sein, aneinem weiteren Kochbuch, ihrem vierten. Und da

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dies bei der grossen Kochkünstlerin und feinfühli-gen Autorin, die ihre goldenen Worte auf dieKüchenwaage legt, nicht nur eine Sache vonMonaten sein kann, hat man in jüngster Zeitweniger von ihr gehört beziehungsweise gelesen.

Sie hat die von ihr brillant geführte Chefredaktionder «Marmite» abgegeben und wird sich noch

ieinen schönen Teil des nächsten Jahres darauf

I

konzentrieren, das Feu sacre rund um das im Ent-stehen begriffene Werk knistern zu lassen. - Vonihren ersten drei Kochbüchern hat Elfie Casty bis-her im Eigenverlag mehr als 130 000 Exemplare

!

abgesetzt. Die Rede ist von «Seitensprünge in der1 Küche», vom hinreissenden Wurf «Geliebtej Küche» und dem, zurückhaltend formuliert, «Mit

einer Prise Leidenschaft» verfassten dritten Band.

Elfie Casty kocht, wie sie schreibt. Zu überprü-fen war das in früheren Jahren im «Landhaus» inDavos Laret, wo sie in dem mit ihrem GattenTschierv geführten Betrieb als Autodidaktin -«ich stand keine Sekunde in einer anderenKüche!» - mit einer richtig verstandenen «Nou-velle cuisine» Massstäbe setzte: Sie liess dasRestaurant zu einem der seltenen «Relais gour-mands» von «Relais & Chäteaux» werden, undder französische Staat verlieh ihr den «Ordre dumerite agricole». Aus gesundheitlichen Gründenmusste sich die Köchin später leider vom «Land-haus» trennen. Als bisher schönste Auszeichnung

erachtet Casty den ihr vor wenigen Wochen vonder Bündner Regierung zugesprochenen Kultur-preis «in Würdigung ihrer herausragenden Lei-stung als Gestalterin einer kreativen Kochkunstim Kanton Graubünden und als Autorin ausser-gewöhnlicher Kochbücher».

Elfie Casty hebt hervor, dass das Kochen sehrviel mit Lebensfreude zu tun hat, die einsetzt beimGang über den Markt, bei den Gedanken dar-über, was man mit den frischen Produkten allesmachen konnte - und die ihren krönenden Ab-schluss findet, wenn die Früchte des kreativenTuns genossen werden können. Wie sähe einRestaurant «Casty» heute aus, wenn es wiedereines gäbe? Die Antwort kommt wie aus demSpritzsack geschossen: Fünf Tische, ein täglich

wechselndes Menü (und nichts anderes), ein Wein(und kein anderer) und Gäste, die man alsFreunde betrachten würde - und die wenigstens

für die Unkosten aufzukommen hätten. Da wäredas Kochen fürwahr mit Lebensfreude gepaart!

Mit dieser Vision, die Elfie Casty bei unseremGespräch im Hotel Savoy entwarf, während siesich an einer gratinierten Zwiebelsuppe gütlichtat, war auch angedeutet, was die Gastronomin

von den Bemühungen mancher Restaurateurehält: Sie wollen viel zuviel und viel zu oft dasselbewie die andern. Nur Güggeli, aber die besten, nurPommes frites, aber die knusprigsten, nur Salat,aber den köstlichsten - so konnte ihrer Meinungnach das Rezept lauten.

Im Gegensatz zum nächsten Restaurant ElfieCastys kommt ihr nächstes Kochbuch bestimmt.Ein rhetorisches Amuse-bouche aus dem Kapitel

Elfie Casty (Bild Hofer/b.)

«Geflügel» gefällig? «Zur Zeit Ludwigs XIII. sollder Volksmund das Glück folgenderweise defi-niert haben: <;Vier gute Dinge sollten in einemHaus nicht fehlen: ein guter Kamin, ein guterHühnerstall, gutes Essen und eine gute Frau.) Esist ein bisschen schwierig, das Bild vom Glück ausdem 17. Jahrhundert in unsere Zeit zu transpor-tieren, wo es die Städteplaner sowohl in Paris alsauch in Zürich, London, New York und Berlineindeutig versäumt haben, jedem Haus einenguten Hühnerstall anzufügen. Doch braucht es fürein bescheidenes Lebensglück überhaupt einenHühnerstall? Hauptsache ist doch, das Essen unddie Frau sind gut und es gackert für einen irgend-

wo ein gutes Huhn.»

Auf die Fortsetzung, die folgt, muss man nochein wenig warten. Pfannenfertig ist dagegen einam 10. Januar in der NZZ erscheinender Beitrag

für eine neue Rubrik, in der Elfie Casty unteranderem zuhanden der unter Entzugserscheinun-gen leidenden Fan-Gemeinde vierzehntäglich

kulinarische Produkte präsentieren und aufzeigenwird, was sich damit so alles anstellen lässt.

Zürichseewasser unter dem MikroskopBericht über 25 Jahre Seewasseruntersuchungen

ekk. Ungeübte Schwimmerinnen und Schwim-mer kennen die gute Qualität des Zürichsee-wassers aus eigener Erfahrung: Wer beim Badenim See versehentlich Wasser schluckt, muss mitkeinerlei gesundheitlichen Nachteilen rechnen.Dies ist erfreulich, doch beeinflusst die Qualitätdes Zürichseewassers unser Leben noch viel nach-haltiger. Fast eine Million Menschen beziehenheute ihr tägliches Trinkwasser aus dem Zürich-see, und nur wenn das Rohwasser gut ist, kannauch das aufbereitete Trinkwasser gut sein. DieWasserversorgung Zürich nimmt deshalb seit1972 monatlich Proben aus dem See und unter-sucht diese auf ihre physikalischen, chemischenund biologischen Eigenschaften. Die Ergebnisse

der vergangenen 25 Jahre hat die Wasserversor-gung in einem Bericht zusammengefasst, den sieam Dienstag an einer Medienkonferenz vorge-stellt hat.

Grünalgen und Bakterien

Das wichtigste Resultat des Berichtes lautet:Das Zürichseewasser weist heute eine viel höhereQualität auf als vor 25 Jahren. Gemäss StadtratThomas Wagner, Vorsteher des Departements derIndustriellen Betriebe, ist dies vor allem auf dieAnstrengungen im Gewässerschutz und den Bauvon Kläranlagen zurückzuführen. Rund um denZürichsee gibt es heute 14 leistungsfähige Klär-anlagen, dank denen der Phosphatgehalt im See-wasser um 80 Prozent abgenommen hat. Da sichAlgen von Phosphat ernähren, sind Wucherungen

von Grünalgen im Uferbereich in den letzten Jah-ren grösstenteils verschwunden. Die durchschnitt-liche Algenmenge hat hingegen nicht merklich ab-genommen, da die Grünalgen von Kiesel- undBurgunderblutalgen abgelöst worden sind, die fürihr Wachstum weniger Phosphor benötigen.

Die Algenproduktion wiederum wirkt sich aufden Sauerstoffhaushalt des Zürichsees aus. Durch

i den Abbau der Algen durch Bakterien wird sehrviel Sauerstoff im Wasser aufgebraucht, so dass

j der Sauerstoffgehalt jedes Jahr für einige Zeit' unter den in der Gewässerschutzverordnung fest-

gelegten Grenzwert fällt. Dennoch sind die Sauer-! stoffwerte heute höher als in den fünfziger Jahren.

I

Dank den Kläranlagen ist der Zürichsee heute

iweniger mit Bakterien belastet als in der Vergan-

' genheit, was sich sowohl aufs Trinkwasser als: auch auf die Qualität als Badewasser auswirkt.

Während die bakteriologischen Richtwerte fürBadegewässer noch zu Beginn der siebziger Jahrehäufig überschritten wurden, ist das Zürichsee-

, wasser heute ein Badewasser der «Qualitätsklasse'. A». Anders sieht die Situation bei der Stickstoff-

belastung aus: Der Nitratgehalt des Zürichseessteigt noch immer leicht an, doch liegen die heu-

:

ligen Konzentrationen weit unter dem Trink-i

wassergrenzwert.

Gutes Trinkwasser auch in ZukunftErschwert wird die Nutzung des Seewassers

durch die Wandermuscheln, die Ende der sechzi-ger Jahre in den Zürichsee eingeschleppt wurden.Ihre Larven können in Wasserleitungen gelangen

und dort zu Muscheln heranwachsen, wenn sie

! nicht mit einer Chlorbehandlung abgetötet wer-j den. Die Larvendichte im Zürichseewasser ist in

den letzten Jahren weitgehend stabil geblieben.

Der Bericht über 25 Jahre Seewasseruntersu-chungen gibt nicht nur Aufschluss über die Er-folge des Gewässerschutzes im vergangenenVierteljahrhundert. Auf Grund der regelmässigen

Kontrollen des Seewassers kann laut dem Direk-tor der Wasserversorgung, Hans-Peter Klein, aufVeränderungen im See frühzeitig reagiert und da-mit auch in Zukunft eine gute Trinkwasserqualitätangeboten werden. Ausserdem tragen die Unter-suchungen dazu bei, umweltschonende Aufberei-tungsprozesse einzuführen, die mit wenig Chemieauskommen.

Selbständiger Flughafen?

iAuftrag für die Unternehmensbewertung

(Mitg.) Im Hinblick auf eine allfällige Verselb-i

ständigung des Flughafens Zürich haben diej Direktion der Volkswirtschaft (Flughafendirek-

ition) und die Flughafen-Immobilien-Gesellschaft

I

(FIG) der Firma STG-Coopers & Lybrand unter!

Mitwirkung von SBC Warburg Dillon Read einenAuftrag zu einer Unternehmensbewertung desFlughafens (Flughafendirektion und FIG) erteilt.

I Darin enthalten ist auch die Überprüfung deri

heutigen Organisationsstruktur. Erste Ergebnisse

werden im Frühjahr 1998 erwartet.

Neue Zürcher Zeitung vom 17.12.1997