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This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution4.0 International License.
Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschungin Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung derWissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht:Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz.
3 1 4 M. SCHMEISSER UND P. SARTORI
Die Schmelzelektrolyse von Ammoniumhydrogenfluorid, besonders als Quelle für Distickstoffdifluorid N 2F2
M. S c h m e is s e r u n d P. S a r t o r i
Institut für Anorganische Chemie und Elektrochemie der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen
(Z. Naturforschg. 21 b, 314— 319 [1966]; eingegangen am 19. Januar 1966)
Bei der Schmelzelektrolyse von NH4F-H F entsteht neben NF3 auch Distickstoffdifluorid N2F2 .Beide Substanzen können erst nach Zerstörung von gleichzeitig mitentstandenem NHF2 gefahrlos isoliert werden. Chemische und physikalische Eigenschaften des N2F2 werden mitgeteilt.
O tto R u ff untersuchte als erster die Schmelzelektrolyse von Am m onium hydrogenfluorid. Zusam men m it F i s c h e r und L u f t 1 konnte er 1928 erstm alig über die D arstellung von NF3 berichten, das durch Elektrolyse von geschmolzenem N H 4F 'H F bei 125° an einer G raphitanode und K upferkathode (7 — 9 V, 10 A) in maxim al 6-proz. Strom ausbeute (bezogen auf die formelle Gleichung NH3 + 3 F 2-> N F3 + 3 HF) gebildet wurde. In einer Reihe weiterer A rbeiten charakterisierte R u ff mit seinen Mit- a r b b .2-9 chemische und physikalische Eigenschaften des N F3 . Später studierte K w a s n i k 10 die Abhängigkeit der N F3-Ausbeute vom A nodenm aterial. H ier wie bei den zur M aterialgewinnung für physika- lisch-chemische U ntersuchungen11-19 am besonders bindungstheoretisch sehr interessanten N F3 durchgeführten Elektrolysen wurde offensichtlich, soweit A ngaben darüber überhaupt gemacht wurden, die u rsprünglich von R u ff angegebene A nordnung p raktisch nicht geändert. Das von R u ff und S taub 8 e rwähnte Auftreten von D ifluoram in N H F2 und F luoram in NHoF wurde von K w a s n i k 10 in bezug auf NHoF nicht bestätigt. Die in der P a ten tlite ra tu r20
1 0 . R u f f , J. F is c h e r u . F . L u f t , Z. anorg. allg. Chem. 172, 417 [1928]. Dort auch Lit. über Darstellungsvers. von N F S auf anderen Wegen.
2 0 . R u f f u. K . C l u s iu s , ibid. 190, 267 [1930].3 O. R u f f , F. E b e r t u . W . M e n z e l , ibid. 207, 46 [1932].4 0 . R u f f , ibid. 197, 271 [1931].5 0 . R uff, D .R .P . 518 202, 2. 2. 1930.6 0 . R u f f u . W . M e n z e l , Z. anorg. allg. Chem. 217, 93
[1934].7 W . M e n z e l u . F. M o h r y , ibid. 210, 257 [1933].8 0 . R u f f u. L . S t a u b , ibid. 198, 33 [1931].9 O. R u f f u . H. W a l l a u e r , ibid. 196, 421 [1931].
10 W. K w a s n ik , Zit. nach Naturforschg. u. Medizin in Deutschland 1939 — 1945, FIAT-Review of German Science 23. 204 [1949].
11 J. G. M a l o n e , J. chem. Physics 1, 197 [1933].12 K . L. R a m a sw a m y , Proc. Indian Acad. Sei. (Sec. A) 2,
364 u. 630 [1935] ; ref. C . 1936, I, 4677.
zu findenden Angaben über die D arstellung von NHoF durch Schmelzelektrolyse von NH4F -HF sind in bezug auf S trom ausbeute und Reaktionsverhalten sicher nicht zutreffend. Jedoch isolierte K wasnik eine sehr explosive Substanz, der nach dem gefundenen Mol.-Gew. von 53 die Zusammensetzung des D ifluoram ins zukam. Die gemessenen W erte für S iedepunkt ( — 8 0 ,7 °) und Schmelzpunkt ( — 126°) sind nicht in Ü bereinstim m ung mit den entsprechenden W erten ( — 23 ,6° und — 116 ± 3 °) für auf andere Weise dargestelltes NHF., (Lawton und W eber 21 sowie K ennedy und Colburn 22) .
Die E lektrofluorierung von NH4F, d. h. die Elektrolyse einer 5 — 10-proz. Lösung von NH4F in flüssigem Fluorw asserstoff bei ca. 0 ° , über die wir bereits berichtet h a b e n 23, lieferte nur sehr geringe A usbeuten an N F3 und scheiterte in ih rer p räpara tiven A nwendung letzten Endes daran , daß sich ständig explosive Elektrolyseprodukte bildeten. Dies gab uns V eranlassung, die Schmelzelektrolyse von NH 4F ‘HF erneut aufzugreifen. Letzten Endes stellt auch diese Schmelzelektrolyse eine E lektrofluorierungs-R eaktion dar, lediglich bei einer der Zusam-
13 H. E. W atson, K. L. R amaswamy u. G. A. K ane, Proc. Roy. Soc. [L o n d o n ], Ser. A , 1 5 6 , 1 3 0 [ 1 9 3 6 ] .
14 C. R. B a l e y u . J. B . H a l e r , J. c h e m . P h y sics 5 , 2 7 4 [ 1 9 3 7 ] .15 J. S chomaker, J. A m er. chem . Soc. 7 2 , 1 1 8 2 [ 1 9 5 0 ] .16 P . K isliuk, J. chem . P h y sics 2 1 , 3 0 8 [ 1 9 5 3 ] ; 2 2 , 8 6 [ 1 9 5 4 ] .17 L. P ierce u. E. L. P ace, J. chem . P h ysics 2 2 , 1 2 7 1 [ 1 9 5 4 ] .18 G. W . B enson u. B. M. E. van der H off, J. chem . P h vsics
2 2 , 4 6 9 [ 1 9 5 4 ] .19 R . L. J arry u. H. C. M iller, J. ph ysic . Chem . 6 0 . 1 4 1 2
[ 1 9 5 6 ] .20 O. T h. K refft, Franz. Pat. 7 3 5 0 2 0 [ 1 9 3 3 ] .21 E. A. Law ton u . J. Q. W eber, J. A m er. chem . Soc. 8 1 , 4 7 5 5
[ 1 9 5 9 ] .22 A . K ennedy u . C. B . C olburn, ib id . 8 1 , 2 9 0 6 [ 1 9 5 9 ] .23 M . S chmeisser u. P . S artori, C hem ie-Ing.-T echn. 3 6 , 9
[ 1 9 6 4 ] ,
SCHMELZELEKTROLYSE VON AMMONIUMHYDROGENFLUORID 315
mensetzung des Elektrolyten angepaßten höheren Tem peratur. Die erhöhte Tem peratur schien Aussicht zu bieten, das Auftreten explosiver R eaktionsprodukte zu unterdrücken oder ihren Zerfall vor der Anreicherung zu bewirken.
Abb. 2 zeigt das Schema der gesamten Elektrolyseanlage, in dem das später zu besprechende Kontaktrohr mit M n02 und K M n04 bereits eingezeichnet ist.
Die in den Kühlfallen ausgefrorenen Elektrolysegase wurden in einer normalen Hochvakuumapparatur durch Tieftemperatur-Destillation getrennt.
Die Elektrolyseapparatur
Das zur Elektrolyse von geschmolzenem NH4F -H F verwendete Gerät (Abb. 1) wurde bewußt einfach gehalten und weitlumig dimensioniert, um Verstopfungen des Gasaustritts durch absublimierendes Ammoniumfluorid zu verhindern. Als Baumaterial diente weitgehend Si-armes Eisen, das nach unseren Erfahrungen von Flußsäure und flußsäurehaltigen Schmelzen nur bei gleichzeitiger Gegenwart von Sauerstoff und Feuchtigkeit angegriffen wird. Der heizbare Eisentopf, der die Schmelze aufnimmt, faßt etwa 3,5 l, entsprechend ca. 4,5 kg NH4F-H F. Die seitlich eingeführten Stromzuführungen, die gleichzeitig als Elektrodenhalterung dienen, werden zur Dichtung und Isolierung durch Teflonbuchsen geführt. Die Kathode ist aus Eisen, die Anode aus Nickel, Elektrodenoberfläche je 145 cm2 bei2 mm Blechstärke. Der Deckel des Gefäßes ist haubenförmig ausgebildet und trägt ein Gaseinleitungsrohr, ein unten geschlossennes Thermometerrohr zur Kontrolle und Steuerung der Temperatur der Schmelze und das Gasaustrittsrohr. Die von früheren A utoren8 beschriebene Verwendung eines Diaphragmas zur Trennung des kathodisch entwickelten Wasserstoffs von den Anodengasen war nach den bei vorhergehenden Elektrofluorierungs-Versuchen gemachten Erfahrungen überflüssig und führte lediglich zu wesentlich erhöhtem Zellwiderstand und damit zur Notwendigkeit, höhere Spannungen anzuwenden. Nickel fand als Anodenmaterial Verwendung, obwohl es während der Elektrolyse langsam oxydiert, das Gefüge der Elektrode damit zerstört und durch die gebildeten Nickelfluoride der Elektrolyt verschlammt wurde. Dafür unterblieb die bei Kohleanoden stets zu beobachtende Bildung von C —F-Verbindungen, insbesondere CF4 , die von Stickstofffluoriden kaum zu trennen sind, der Übergangswiderstand und damit die Elektrolysespannung war geringer, und es traten nicht die als „Anodeneffekt“ bekannten Polarisations-Erscheinungen ein, die eine Elektrolyse im normalen Spannungsbereich unmöglich machen können.
Die Elektrolyse wurde bei 126 — 130° mit 0,04 bis0,07 A/cm2 und 5 —7 V durchgeführt. W ährend der Elektrolyse wurde die Elektrolysezelle mit trockenem Stickstoff gespült. Die kondensierbaren Elektrolysegase wurden mit Trockeneis-Trichloräthylen und flüssiger Luft ausgefroren und das Spülgas zusammen mit anodisch gebildetem Stickstoff und kathodisch gebildetem Wasserstoff durch einen Schwefelsäureverschluß ins Freie geleitet.
220V I EMn02+KMn0if
1
-1S3°C ~JS3°C -78°CHiSOt
Abb. 2. Schema der Schmelzelektrolyseanlage.
A = AmperemeterE = Elektrolysezelle (s. Abb. 1)H = HeizstromkreisK = Kontaktthermometer und RelaisP = PotentiometerR = RückschlagventilV = Voltmeter
316 M. SCHMEISSER UND P. SARTORI
Nachweis von NH2F, Isolierung von N F3 und N 2F2
Werden sämtliche bei der Elektrolyse entstehenden kondensierbaren Gase ohne Zwischenschaltung eines Mn02 — KMn04-Kontaktrohres mit flüssiger Luft ausgefroren, ereignen sich nach kurzer Zeit, von der ausgefrorenen Substanz ausgehend, schwere Explosionen, die zur Zerstörung des Auffangteils führen. Von R u f f , der diese Erscheinung bereits beobachten mußte, wurden die Explosionen auf den Zerfall von Ozon zurückgeführt, das sich bei Anwesenheit von Wasser im Elektrolyten bilden kann. Gegen Ozon als Explosionsursache spricht aber, daß gleichzeitig gebildetes und im flüssigen Zustand mit auskondensiertes NF3 ein gutes Lösungs- und Verdünnungsmittel für Ozon ist, in dem 0 3 keinerlei Explosionsneigung zeigt. Mit sehr viel größerer Wahrscheinlichkeit ist die Explosivität der Gesamt- reaktionsprodukte jedoch auf das Vorhandensein von NH2F, Monofluoramin, zurückzuführen. NH2F selbst in Substanz zu isolieren, ist uns nie gelungen. Es ließen sich aber mit den direkt aus der Elektrolysezelle kommenden Elektrolysegasen, die zusätzlich durch Stickstoff verdünnt wurden und in denen offensichtlich NH2F keine Zerfallsmöglichkeit besaß, Reaktionen durchführen, die auf das Vorhandensein von NHoF hindeuteten: Beim Durchleiten der Elektrolysegase durch wäßrige NH3-Lösung entstand Hydrazin, saure Kaliumpermanganat-Lö- sung wurde entfärbt. Bei konstanter Stromstärke entsprachen Hydrazinbildung und KMn04-Reduktion einander, wenn folgende Gleichungen zugrunde gelegt wurden:
NH,F + 2N H 3- * N 2H4 + NH4F , (1)
5 NH2F + M n04e -> 5/2 N2 + 4 H20 + 2 H® + Mn2® + 5 F ®. (2)
Eine Variation der in Gl. 2 angedeuteten Reaktion bot die Möglichkeit, NH2F aus den Elektrolysegasen zu entfernen, ohne die übrigen Elektrolyseprodukte zu zerstören. In den Gasweg wurde vor den Ausfrierfallen das in Abb. 2 bereits angedeutete
24 G. B r a u e r , Handbuch der präp. anorg. Chem. I I , 1453, Stuttgart 1962.
* Bei der Berechnung der Stromausbeute wird so verfahren, daß der gesamte Elektrolysestrom nach dem Faradayschen Gesetz in elementares Fluor umgerechnet wird, das nach der gegebenen Gleichung reagiert. Die Berechnung nimmt keine Rücksicht auf die tatsächlichen Fluorierungsreaktionen, erlaubt aber am einfachsten den Vergleich verschiedener Elektrolysen untereinander.
R ohr (25 cm lang, 3 cm 0 ) eingeschaltet, das mit gekörntem B raunstein oder H opkalit II 24 und k ristallisiertem K M n 0 4 gefüllt war. Das nachfolgende Trockenrohr m it CaCl2 diente zur Entfernung des gebildeten W assers, um V erstopfungen im Ausfrier- teil zu vermeiden. Die so vorgereinigten E lektrolysegase konnten durch A usfrieren mit flüssiger Luft gefahrlos isoliert werden. Sie enthielten Stickstoff- trifluorid mit einer auf die form ale Gleichung N H 3 + 3 F 2 —>■ N F 3 + 3 HF bezogenen Strom ausbeute * von 16,5%, es war nach einm aliger Redestil- lation im Olpumpen-Vakuum (von —183° nach— 196°) gaschrom atographisch rein (Mol.-Gew. gef. 71 ,0 ; ber. 7 1 ,0 0 8 ), vor allem absolut frei von CF4 . Ü ber seine D arstellung auch auf anderem Wege und Umsetzungen w ird in anderem Zusam menhang berichtet werden 25.
Im Rückstand der NF3-Destillation fand sich in geringer Menge eine weitere b inäre N —F-Verbin- dung. Sie destillierte erst im Vakuum der Queck- silber-D iffusionspum pe von —183° nach —196° und wurde durch Mol.-Gew.-Bestimmung (gef. 66) und Analyse (gef. N2 : F2 : Oxydationswert = 1 :1 ,0 1 :1 ,0 3 ; ber. 1 :1 :1 ; F gef. 57 ,4 ; ber. 57 ,6 ; N gef. 4 2 ,5 ; ber. 42,4) als D ifluordiazin (Distick- stoffdifluorid) N2F 2 identifiziert26. Die Verbindung w urde praktisch gleichzeitig auch von C o l b u r n und M itarb. 27 entdeckt und beschrieben. Die physikalischen K onstanten einer früher 28 als N2F2 beschriebenen Substanz, die beim Zerfall von N3F entstand, stimmen nicht m it den für Difluordiazin gefundenen W erten überein.
Falls der E lektrolyt Feuchtigkeit enthält, entsteht bei der Elektrolyse außerdem noch N20 , das als Destillationsrückstand nach dem Abdestillieren von N F3 und N2F2 verbleibt.
Eigenschaften von N 2F2
a ) P hysikalische Eigenschaften
Die S truk tur des N 2F 2 als Difluordiazin (Distick- stoffdifluorid) FN = N F mit einzeln isolierbaren cis- und Jrans-Isom eren ist in der Zwischenzeit sicher-
25 M. S c h m e is s e r u. F. H u b e r , US Pat. 3 067111 (4. 12. 58/4. 12. 6 2 ) ; M. S c h m e is s e r u . F. H u b e r , in Vorbereitung, vgl. Ref. 3. Internationales Fluor-Symposium, München 30. 8 . - 2 . 9. 65, S . 40.
26 M . S c h m e i s s e r u . P . S a r t o r i , Angew. Chem. 71, 523 [1959].27 C . B. C o l b u r n , F. A. J o h n s o n , A. K e n n e d y , M . M cC a l l u m ,
L . C . M e t z g e r u . C . O . P a r k e r , J . Amer. chem. Soc. 81, 6397 [1959].
28 J . F. H a l l e r , Diss., Cornell Univ. [USA] 1942.
SCHMELZELEKTROLYSE VON AMMONIUMHYDROGENFLUORID 31 7
gestellt worden 27,29. Die von S a n b o r n 30 aus den IR-Spektren gefolgerte S truk tur des einen Isom eren als 1.1-Difluordiazin NNFo w ird durch 19 F—N M R 31 und M ikrow ellenspektrum 29 und eine N euinterpretation des IR -Spektrum s32 widerlegt. Reines trans- N2Fo schmilzt bei —172° und siedet bei —111 ,4°, cis-N2F 2 schmilzt unter —195° und siedet bei— 105 ,7°. Geringe Anteile von c«5-N2F 2 senken den Schmelzpunkt von Jrans-N2F 2 erheblich.
Wie C o l b u r n und M itarb. 27 fanden, lagert sich Irans-N 2F 2 im ström enden System oberhalb 225° mit einer Enthalpie von 27,5 ± 5,0 kcal/M ol in cis- N2F 2 um. L u s t i g 33 fand, daß die U m lagerung im stationären System bereits unter 100° fast quan titativ abläuft. Dies erk lärt auch, w arum in der chemischen Reaktivität der Isom eren n u r geringe U nterschiede bestehen, wobei cz's-N2F 2 chemisch leichter reagiert, obwohl es therm odynam isch stabiler ist ( A Hf° czs-N2F.> — 16,4 kcal/M ol; A H [° Irans-N.->F2— 19,4 kca l/M ol34) .
b ) Chemische E igenschaften 3o
Die Reaktion m it angesäuerter, kalter K alium jodidlösung, die gemäß der Gleichung N2F 2 + 2 J 0 - > 2 F 0 + N 2 + J 2 verläuft, ermöglichte uns eine genaue und rasche Analyse von N 2F 2 . Die W erte für gasvolumetrisch bestim m ten Stickstoff, m aßanalytisch oder gravim etrisch bestimm tes F luorid und Jod, stimmen genau m iteinander überein. N F3 reagiert unter gleichen Bedingungen m it Jod id lösung erst nach Tagen in ganz geringem Ausmaß. Gegen nichtreduzierende Säuren und Laugen ist N2F 2 beständig. F luor oder Chlor w ird bei R aum tem peratur nicht angelagert; dagegen w ird N2F 2 durch N atrium in flüssigem A m m oniak ebenfalls quantitativ unter B ildung von N 2 und N aF reduziert. M it Hilfe von N 2F 2 D iazogruppen in o rganischen V erbindungen einzuführen, ist noch nicht einw andfrei gelungen:
Umsetzungen m it Triphenylsilyllithium , Phenyllithium und Phenylm agnesium brom id in verschiedenen Ä thern führen unter F reisetzung von N2 und Bildung von LiF bzw. M gBr2 und M gF2 (M gBrF)
29 R. L . K u c z k o w s k i u . E. B . W il s o n , J. chem. Physics 39, 1030 [1963].
30 R. H. S a n b o r n , J. chem. Physics 33, 1855 [I960].31 J. H. N o g g l e , J. D. B a l d e s c h w ie l e r u . C . B . C o l b u r n , J.
chem. Physics 37, 182 [1962].32 Y. Y. K u zy a k o v u . E. N . M o s k r it in a , Vestn. Mosk. Univ.
Ser. II K h i m . 20, 15 [1965], ref. C. A. 63, 153d [1965].33 M. L u s t ig , Inorg. Chem. 4 ,104 [1965].
lediglich zur Bildung von Hexaphenyldisilan bei Verwendung von (C6H5)3SiLi bzw. hauptsächlich harzartiger Zersetzungsprodukte bei C6H5Li und C6H5MgBr.
Bei der Säulenchromatographie an A120 3 der harzartigen in Petroläther gelösten Zersetzungsprodukte ergaben sich allerdings Zonen, deren Absorptionsspektren denen des Azobenzols gleich waren.
Bei Umsetzungen von N2F2 in organischen Lösungsmitteln ist streng dafür Sorge zu tragen, daß unumgesetztes N2F2 nicht zusammen mit mitgerissenem Lösungsmittel in einer Schutzfalle auskondensiert wird, da sich in angereicherten N2F2-Lösungs- mittel-Gemischen schwere Explosionen ereignen können. Daher war es auch nicht möglich, die einzelnen Reaktionen durch Zusammenkondensieren der Reaktionspartner in einem geeigneten Lösungsmittel und langsames Erwärmen so weit zu mäßigen, daß die Übertragung der — N = N-Gruppierung in eindeutiger Weise nachzuweisen war.
Dagegen gelang es' M o y und Y o u n g 36, das Kation (N2F) ® durch Umsetzung von c«-N2F2 mit AsF5 bei Raumtemperatur als bis 150° beständiges (N2F) (AsF6) z u isolieren.
Die Reaktionsweise von N2F2 mit S02 im Bombenrohr ist völlig ungeklärt: Gemische von N2F2 und S02 im Molverhältnis 1 :2 bis 1 :4 reagieren im Bombenrohr bei Raumtemperatur im Verlauf einiger Tage, jedoch läßt sich das Umsetzungsprodukt nicht isolieren, da es im Augenblick des Einfrierens in flüssiger Luft heftig explodiert. Bei Normaldruck reagieren N2F2 und S02 offensichtlich nicht miteinander. L u s t i g 33 fand, daß das Umsetzungsgemisch unter Druck bei 102° explodiert. In den Umsetzungen mit S02 in Gegenwart von N2F4 oder Br2 wirkt N2F2 als Fluorierungsmittel und führt zur Bildung von FS02NF2 bzw. FS02Br, mit SF4 und N2F4 zusammen bildet es fast quantitativ SF5NF2 und N2 neben etwas NF3 33.
Besonders interessant ist die Fähigkeit von N2F2, als Polymerisationskatalysator auf Vinylmonomere 37 und als Polymerenvernetzer 38 zu wirken.
34 G. T. A r m s t r o n g u . S . M a r a n t z , J. chem. Physics 38, 169[1963].
35 P. S a r t o r i , Dissertation, Aachen 1960.36 D. M oy u. A. R. Y oun g II, J. Amer. chem. Soc. 87, 1889
[1965],37 J. R. S c h a e f g e n , U S Pat. 3118 862 (5. 7. 60/21. 1. 64).38 J. F. S m it h u . J. R. A l b in , Ind. Engng. Chem. 2, 284 [1963].
3 1 8 M. SCHMEISSER UND P. SARTORI
Bei Tem peraturen über 2 5 0 “ beginnt N2F 2 in N2 und F 2 z u zerfallen. W enn es leichter zugänglich wäre, ließe es sich als stabile und leicht transportable F luorquelle einsetzen. Allerdings sind die meisten der neben der Schmelzelektrolyse von NH4F -H F in der Zwischenzeit bekanntgewordenen V erfahren39-46 nur fü r die Gewinnung kleiner N 2F2-Mengen geeignet oder an das V orhandensein schwer zugänglicher A usgangsm aterialien gebunden. Die in neuerer Zeit von P a n k ra to v und M ita rb .47 und G lem ser und M itarb. 48 ausgearbeitete D arstellung von N 2F 2 aus N aN 3 und F 2 ist zwar vom Vorhandensein von elem entarem Fluor abhängig, macht aber N 2F 2 für weitere Untersuchungen wesentlich leichter zugänglich. In noch stärkerem M aße gilt dies fü r die von H u rs t und K h ay ar 49 beschriebene D arstellung von N 2F 2 aus N2F4 und A1C13 .
Der Mechanismus der Elektrolyse
Der Schemlzelektrolyse von N H 4F 'H F ist bisher nur in bezug auf die entstehenden Produkte einigerm aßen aufgeklärt. U nklar bleibt hier wie bei der E lektrofluorierung der Reaktionsmechanismus. In teressant ist in diesem Zusam menhang der zeitliche Ablauf der Strom kurve, wie ihn Abb. 3 zeigt. Es scheint so zu sein, daß sich die Anode p rim är mit entladenen, aber nicht desorbierten F-Atomen oder R adikalen belädt, wodurch der W iderstand steigt, der Strom also wieder abfällt. Allmählich setzt dann die depolarisierende W irkung eines fluorierbaren Anionenkom plexes, wie beispielsweise [N H 4H F 2] 0 ein, die unter B ildung von elementarem N 2 bzw. fluorierten Stickstoffabkömmlingen verläuft und den Ü bergangsw iderstand der Anode wieder reduziert. Nach etwa 8 — 10 min hat sich ein Gleichgewicht zwischen den Vorgängen eingestellt, das den weiteren S trom verlauf bestimm t. Es darf in diesem Zusam m enhang nicht übersehen werden, daß F luorgeneratoren m it den gleichen Elektrodenm aterialien 50 bei
39 J. W. F r a z e r , J. inorg. nuclear Chem. 11, 166 [1959].40 L. M o e g e l e , Dissertation. Aachen 1960.41 R. D . D r e s d n e r , F. N. T l ü n sa c u . J. A. Y o u n g , J. inorg.
nuclear Chem. 14, 299 [1960].42 S . I. M o r r o w , D. D. P e r r y , M . S . C o h e n u . C . W. S c h o e n -
f e l d e r , J. Amer. chem. Soc. 82, 5301 [1960].43 M . L u s t ig , C. L . B u m g a r d n e r u . J. K. R u f f , Inorg. Chem. 3,
917 [1964],44 R . D. L ip s c o m b , U S Pat. 2 972 519 (19. 12. 58/21. 2. 61).45 E. A. L a w to n u. D. P h il ip o v ic k , U S Pat. 3109 711 (15. 6 .
60/5. 11. 63).46 A. V. P a n k r a t o v u . E. Y . K h a n a n o v a , Zh. Neoorgan. Khim.
7,897 [1962].
geeigneter K onstruktion elementares F luor bereits m it Spannungen liefern, die an der unteren Grenze der bei der Schmelzelektrolyse angewendeten Spannung liegen. Letzten Endes unterscheidet sich die
A B C Zeit [min] — ►
Abb. 3. Strom-Zeitkurve der Schmelzelektrolyse.
Füllung eines Fluorgenerators (KF + HF) von der einer Ammoniumhydrogenfluorid-Schmelzelektro- lvse-Apparatur (NH4F + HF) lediglich dadurch, daß in ersterer kein fluorierbarer Stoff vorhanden ist, die Depolarisierung der Anode also durch Abscheidung von F2 erfolgen muß. Der vorgeschlagene Mechanismus deckt sich mit Untersuchungen von W a t a -
n a b e und Mitarb.51, die bei der Elektrolyse von KF — HF-Mischungen mit wechselndem NH4F-Gehalt in den Anodengasen erst bei höheren Stromdichten oder sehr geringen NH4F-Konzentrationen spurenweise elementares Fluor fanden, also dann, wenn nicht genug fluorierbare Substrate an die Anode gelangten. Die nachweisbare Bildung von NH2F bildet den ersten Fluorierungsschritt des [NH4HF2]e-Kom- plexes. Die Fluorierung bewirkt gleichzeitig eine Abschwächung der Basizität, so daß bereits NH2F aus dem Elektrolyten gelangen kann, bevor es weiter fluoriert wird. N2F2 könnte aus dem zweiten Fluorierungsprodukt des Ammoniak, dem NHF2, in einer Reaktionsweise entstehen, die der von L a w t o n
und P h i l i p o v i c k 45 beschriebenen Bildung von N2F2 aus NHFo und KF analog ist.
47 A. V. P a n k r a t o v , D. M. S o k o l o v u . N. J. S a v e n k o v a , Zh. Neoorgan. Khim. 9, 2030 [1964].
48 O. G l e m s e r , H . W. R o e s k y u. D. B o r m a n n , Angew. Chem. 7 6 , 713 [1964],
49 G . L. H u r s t u . S. J. K h a y a r , J. Amer. chem. Soc. 8 7 , 1620 [1965].
50 M. S c h m e i s s e r u . E. S c h a r f , in: H o u b e n - W e y l , Methoden der organischen Chemie, Bd. Y / 3 , S. 15, G . Thieme-Ver- lag, Stuttgart 1962.
51 N. W a t a n a b e , J. I s h i g a k i u . S h . Y o s h i z a w a , Denki Kagaku 3 2 , 674 [1964], ref. C. A. 6 3 , 250 d [1965].
SCHMELZELEKTROLYSE VON AMMONIUMHYDROGENFLUORID 319
Nichtentflammbare Tieftem peraturkühlbäder
Das A rbeiten m it auch bei tiefen Tem peraturen hochexplosiven Reaktionsgem ischen, zu dem wir bis zur Einschaltung von M n 0 2 — K M n 0 4-Kontakten in den Gasweg der Elektrolyse gezwungen waren, gab uns V eranlassung, b rennbare F lüssigkeit fü r Tief- tem peraturbäder streng zu verm eiden. Nicht entflam m bare K ühlbäder sind verschiedentlich in der L ite ra tu r52 beschrieben. Sie bestehen aus eutektischen Gemischen von 4 oder 5 teilweise schwer zugänglichen Chlor- und Bromkohlenwasserstoffen. Durch V erw endung der wesentlich günstigeren Fluor- chlorkohlenwasserstoffe („F rigene“ ) ließen sich rein em pirisch unbrennbare und explosionssichere T ieftem peraturkühlbäder zusam m enstellen. Am besten bew ährten sich folgende zwei M ischungen [Angabe in Volum ina] :
1. CHC13 10, CH2C12 19, F rigen 11 (CFC13) 22, F rigen 114 (C2F4C12) 7, Trichloräthylen 12. V erw endbar auf G rund der V iskosität bis —13 0 “.
2. CHClg 10, CH2C12 19, C2H 5Br 23, F rigen 11 (CFC13) 10, Trichloräthylen 11.Verwendbar bis unter — 155°.
Die A ufbew ahrung der Gemische erfolgt zweckm äßig über trockenem K2C 0 3 , das die beim A bkühlen einkondensierte Feuchtigkeit aufnim m t, die sonst bei w iederholter Verwendung durch E isbildung stört. Die Gemische können bei R aum tem peratur gelagert werden. Ihre A bkühlung erfolgt zweckmäßig durch einen mit flüssiger Luft gefüllten K ühlfinger aus Kupfer. D irekte A bkühlung m it flüssiger Luft ist ungefährlich, füh rt aber zu erheblichen Verlusten durch die absiedende Luft.
Unser besonderer Dank gilt den F a r b e n f a b r i k e n B a y e r AG , Leverkusen, und der D e u t s c h e n F o r s c h u n g s g e m e i n s c h a f t für die großzügige Förderung unserer Arbeiten. Ebenso danken wir der R e s e a r c h C o r p o r a t i o n , N e w Y o r k , für eine Unterstützung.
52 H. Lux, Anorganisch-chemische Experimentierkunst, Leipzig 1959, S. 654.