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Gotteslehre Prof. O. Meuffels Vorlesung: Gotteslehre I. Prolog zur Gotteslehre 1. Eine österliche Geographie „Jesus Christus ist der das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung“ Kol. 1,15. Anders gesagt: eine Gotteslehre ohne Jesus Christus ist keine christliche Gotteslehre. Jetzt die Frage nach dem Ort, von dem Sie aus jetzt denken, studieren und leben. „Ich bin mit Christus gekreuzigt werden; nicht mehr ich lebe, sondern Christus Folie 1

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Gotteslehre Prof. O. Meuffels

Vorlesung: Gotteslehre

I. Prolog zur Gotteslehre

1. Eine österliche Geographie

„Jesus Christus ist der das Ebenbild des unsichtbaren Gottes,

der Erstgeborene der ganzen Schöpfung“ Kol. 1,15.

Anders gesagt: eine Gotteslehre ohne Jesus Christus ist keine

christliche Gotteslehre.

Jetzt die Frage nach dem Ort, von dem Sie aus jetzt denken,

studieren und leben.

„Ich bin mit Christus gekreuzigt werden; nicht mehr ich lebe,

sondern Christus lebt in mir. Soweit ich aber jetzt noch in

dieser Welt lebe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der

mich geliebt und sich für mich hingegeben hat.“ (Galater

2,19b-20).

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2.2 Korrekturen: Durchkreuzen

Statt einer statischen Substanzontologie gilt es die Gabe

Gottes in den Blick zu nehmen:

„Die Gabe gibt das Sein/Seiende frei“

Jean-Luc Marion, Gott ohne Sein, S. 163.

Nicht vom Sein aus, nicht vom Seienden, nicht von den

ontologischen Differenzen aus gilt es, Gott zu benennen,

vielmehr die Christlichkeit, der Ruf Gottes an die Menschen,

interpretiert das Sein in seinem Dasein und in den vielfältigen

Kreuzigung darin:

Es ist eine Existenzweise in Christus, um entsprechend zu

denken und handeln.

Wir dürfen Gott nicht einordnen in die ontologische

Verfassung, wir dürfen Gott nicht durch unsere Vernunft und

Regeln bestimmen. Statt ihm Grenzen zu setzen, gilt es:

Vom Kreuz und von den Ostern aus müssen wir die alten

Gottes-Rede: von Gott durchstreichen.

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3. Die Rede von Gott: das Idol und die Ikone3.1 Unterscheiden zwischen Idol und Ikone

Idol - eidólon Ikone – eikón

Eine genommene Perspektive, die der Mensch sich selber gibt.Die Perspektive bleibt starr und unbewegt – ein statisches Bild.Der Blick bleibt im Endlichen / Seienden verhaftet.

Eine gegebene Perspektive, die der Mensch als Gabe gegeben bekommt.Die Ikone erscheint in Spontanität.

Die Ikone öffnet den Blick über das Endliche / Seiende hinaus.

„Die Ikone allein bietet ein offenes Antlitz dar, weil sie in sich

das Sichtbare auf das Unsichtbare hin öffnet […]“ (Jean-Luc

Marion, Gott ohne Sein, S. 41)

Mensch Idol

Mensch Ikone

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3.3.1 Gott als sittliches Postulat: Immanuel Kant

Der frühe Kant betont die Erhabenheit Gottes, zu der die an Sinneseindrücke gebundene Vernunft nicht vordringen kann, als Grund einer zufälligen, aber autonom nach immanenten Gesetzen funktionierenden Welt.

Erkenntnistheorie: Eine objektive Gotteserkenntnis ist nicht möglich, da die

Erfahrung unserer subjektiven Vernunfttätigkeit entspringt (Raum und Zeit als apriorische Anschauungsformen des Subjekts; apriorische Kategorien des Verstandes).

Gott ist eine regulative Idee der theoretischen Vernunft. Er wird zum Idol theoretisiert.

Der Gottesgedanke ist in anthropozentrische Aussagen zur Vernunftkritik eingeebnet und nicht mehr konstitutiv für das menschliche Bewusstsein.

Moralphilosophie: Freiheit, Unsterblichkeit und Gott sind die drei Postulate

der praktischen Vernunft, ohne die die sittliche Bestimmung des Menschen nicht ausreichend zu denken ist.

Damit die Glückseligkeit sichergestellt werden kann, die der Mensch in seinem moralischen Handeln anstrebt, ist die Annahme der Existenz Gottes praktisch (nicht ontologisch) notwendig.

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Kategorischer Imperativ: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, daß sie ein allgemeines Gesetz werde“. Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, 420f.

Theologische Anknüpfungspunkte: Gott kann nicht wie andere Gegenstände erkannt werden. Aus der reinen Vernunft ist Gottes Existenz nicht ableitbar. Der ganze Mensch kann Gott als die alles bestimmende

Wirklichkeit induktiv mit der Wirklichkeit erfahren.

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3.3.1 c) Kant in der Kritik

Subjektivismusverdacht

SCHULZ’ dialektischer Wirklichkeitsbegriff:„Wirklichkeit ist [...] weder eine vorgegebene Objektwelt noch beruht sie auf einer Setzung des Subjektes. Wirklichkeit ist vielmehr ein Geschehenszusammenhang, in dem Objekt und Subjekt miteinander verflochten sind in der Weise gegenseitiger Bedingung: das Subjekt wird vom Objekt ebenso bestimmt, wie es dieses bestimmt.“W. Schulz, Philosophie in der veränderten Welt, Pfullingen 1972, 841; vgl. Küng, Existiert Gott?, 598.

SCHAEFFLERS dialogische Theorie der Bezogenheit von Welt und Verstand/Vernunft:- Der Anspruch der je größeren Wirklichkeit- Dialogische Perspektivität- Grenzgängigkeit des Dialogs

Von daher - ist der Mensch nur ein Geschöpf, der in seinem endlichen

Denken, eingebettet in die endliche Welt, ausschließlich in der Beziehung zu Gott denken kann.

- kann sowohl eine profane wie eine religiöse Erfahrung in der Welt einen entscheidenden Anspruch des Je-Mehr vernehmen, der ein einheitliches Denken und Leben ermöglicht in Beziehung von Ego, Welt und Gott.

Während der kantische Gott in seiner postulatorischen Gestalt als ein Idol zu benennen ist, ist der christliche Gott ein geschichtlich-aktueller Anspruch an die Menschen, der sich als Vertrauengeschichte zwischen Anspruch/ Gott und den Menschen entwickelt. Die Beziehung zwischen Gott und Mensch ist eine Gabe von göttlicher Seite.

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3.3.2 Gott als Geist (Idol) in Geschichte: G. W. F. Hegel

Kantkritik:

Der bei Kant absolut gesetzte Widerspruch zwischen dem Erkenntnissubjekt und den Dingen an sich ist - z. B. mittels des Gedankens der Liebe in eine höhere Einheit hinein aufzuheben.

Hegel wendet sich gegen die aufklärerische Paradoxie, einerseits die von der Übermacht Gottes befreite eigene Endlichkeit zu unterstreichen, andererseits das endliche Ich absolut und an die Stelle Gottes zu setzen.

a) Gott als Geist:

Das menschliche Bewusstsein wird sich im Absoluten seiner selbst bewusst, während umgekehrt das Absolute sich im menschlichen Selbstbewusstsein verwirklicht.

Im Christentum als höchster Stufe der Religion wird durch die Inkarnation des Logos das Endliche als zum Unendlichen gehörig erkannt, während das Unendliche sich dadurch als unendlich erweist, dass es seine Jenseitigkeit aufgibt und in Jesus ein endlicher Mensch wird, dessen Tod als letzte Entäußerung des göttlichen Absoluten zu gelten hat.

Die gesamte Weltgeschichte ist ein allumfassender Versöhnungsprozess, insofern von Gott als Geist her alle Gegensätze der Welt umgriffen werden.

b) Gott als Subjekt:

Wahrhaft unendlich ist nur das, was im Gegensatz zum Endlichen steht und dennoch diesen Gegensatz zum Endlichen überwindet: Das absolute Subjekt ist bei sich selbst, indem es sich entäußert.

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Folie: dtv-Atlas Philosophie, DTV München 2005, 152

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Folie: dtv-Atlas Philosophie, DTV München 2005, 156

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c) Theologische Kritik an der Geistdynamik als Person (Idol)

Die Gleichrangigkeit der trinitarischen Personen Rein philosophische Ableitung der Trinität ohne Bezug auf

die Offenbarung Jesu Christi

1.) Hegel Vorstellung von einer spekulativen Identität in der Kraft des Geistes als Idol erliegt der Gefahr, dass die grundlegende Differenz zwischen Endlichem und Unendlichem ausgelöscht wird.

2.) Schöpfung und Mensch werden nicht in ihrer Freiheit und Eigenständigkeit bewahrt.1 Der Mensch wird von einem starken Idol aufgesogen. Nach christlichem Verständnis hingegen sind nämlich die Geschöpfe nicht nur Durchgangsstadium zur absoluten Idee.

3.) Zudem darf der einzelne Mensch in seiner Freiheit nicht in eine geschichtliche Gesamtdynamik hinein aufgelöst werden.

4.) Die Forderung nach Einheit und Identität als allumfassende Versöhnung in einem funktionalen Idol darf niemals nur eine Dialektik der Erkenntnis sein, sondern eine gelebte Liebe der Dialektik.

5) Es ist fragwürdig, den gemeinsamen Prozess der Weltgeschichte und des Geistes > als absolut vernünftig und > als absolut notwendig zu bestimmen.

1 Vgl. ebd. 292.

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3.3.3 Gott als Projektion des Menschen: L. Feuerbacha) Das konkrete sinnliche Dasein des Menschen ist Gegenstand der

Philosophie.

Die Anthropologie ist die Basis religiöser Vorstellungen.

Der Gottesgedanke ist eine entfremdete Gestalt des menschlichen Selbstbewusstseins und Ergebnis einer Projektion.

Die Unendlichkeit der Menschengattung wird auf ein unendliches Wesen projiziert.

Religion ist das Verhalten des Menschen zu seinem eigenen Wesen.„Im Bewußtsein des Unendlichen ist dem Bewußten die Unendlichkeit des eigenen Wesens Gegenstand.“Und weiter: „das absolute Wesen, der Gott des Menschen ist sein eigenes Wesen. Die Macht des Gegenstandes über ihn ist daher die Macht seines eigenen Wesens.“ Ludwig Feuerbach, Das Wesen des Christentums 3. umgearbeitet und erweiterte Aufl. (1849 Bd. VII der von Feuerbach im Verlag O. Weigand herausgegebenen sämtlichen Werke) nach der mit den Ausgaben von 1841 und 1843 verglichenen kritischen Ausgabe von W. Schuffenhauer, Bde. I-II (Berlin 1956) 37.41.

Der Atheismus ist das Geheimnis der Religion.

Die Bedeutung Feuerbachs für die Theologie:

Theologie hat den Menschen so in den Blick zu nehmen, daß eine Gotteslehre immer nur in ihrer Bedeutsamkeit für den Menschen zu erarbeiten ist.

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Theologie hat strikt von der Selbstoffenbarung Gottes auszugehen und von dorther die Erfüllung menschlicher Existenz aufzuweisen.

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b)     Kritische Anmerkungen zu Feuerbach

a) Die unendliche Dynamik des Bewusstseins beweist kein

unendliches menschliches Wesen. Der wirkliche Mensch ist

eine individuelle Person und nicht eine amorphe

Menschheitsgattung.

b) Auch die Tatsache menschlicher Projektion ist kein

schlagendes Argument gegen eine Existenz Gottes. Denn das

Glücksstreben des Menschen könnte seinen Grund in einem

realen Ziel haben, das ihm absolute Erfüllung schenkt.

Fazit: Wenn ein Idol analysiert, kritisiert und destucktiert ist,

eröffnen sich um wahren, göttlichen Adventus in der Welt

göttliche Gaben, Berufungen und Befreiung von falschen

Spiegelungen.

Wenn wir neu von Gott sprechen, müssen wir unser Denken

und Sprechen immer wieder durchkreuzen lassen, damit wir

unser Denken in Gottes-Gegenwart (ich bin, ich bin da) als

grenzlose Liebe hingeben und dann ist ein hingebender

Glaube zugleich ein theologisches Denken und Arbeiten.

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4. Der Jahwe-Glaube im Kampf um Idolatrie

und Polytheismus

4.1 Jahwe – der einzige Gott Israels

„Jahwe“ ist im 2. Jahrtausend v. Chr. der Name eines

Schutzgottes der Wüsten- und Bergregion zwischen dem

Toten und dem Roten Meer, also dem Sinai (Dtn 33,2; Ex

19ff).

Zu einer uns unbekannten Zeit ist ein Teil dieser Jahwe-

Gruppe nach Ägypten eingedrungen:

Die Erfahrung der Befreiung aus der Versklavung wird

prägend.

Jahwe gibt sich in Verheißungen und in seinem Handeln

kund.

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Im Prozess der Volkswerdung erweist Jahwe sich als

Staatsgott, der immer schon „der Gott der Väter“ war (vgl.

Gen 12-50).

In der Sinaitradition offenbart sich Jahwe durch Gebote und

Gesetze.

Zum Tetragramm:

Das Tetragramm JHWH ist der Eigenname jenes Gottes, der

sich dem Mose persönlich offenbart hat. Dieser Name dürfte

ursprünglich eine Verbform darstellen, abgeleitet von der

Wurzel hwj, später hjj, existieren, da sein.

(Vgl. Freedman, Art. JHWH I, in: ThWAT III, 534.)

Sofern man den Gottesnamen wörtlich übersetzt, muß man

sagen: „Ich bin der (ich) bin“ oder „Ich werde sein (als der),

der ich sein werde“.

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Im Einzelnen enthält die Kundgabe Gottes folgende Aspekte:

1. Indem Gott seinen Namen kundtut, offenbart er zugleich

sein Wesen als Gabe; als Gabe für die Menschen in den

Beziehungen und Ausdruck Liebe Gottes zu den

Menschen (vgl. Hos 2,21f; Jer 31,3).

2. Auf diese Weise bindet sich Gott an die Geschichte

seines Volkes.

3. Gott ist zwar immer derselbe, aber zugleich ist er ein

geschichtsmächtiger Faktor. Damit wird die Welt- und

Lebenszeit zum Begegnungsraum zwischen dem

endlichen Menschen und dem unendlichen Gott.

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4.2 El, Elohim, Jahwe

Priesterschrift ist in Exodus 6,2:

„Ich bin Abraham, Isaak und Jakob als El-Schaddai (Gott, der

Allmächtige) erschienen, aber unter meinem Namen Jahwe

habe ich mich ihnen nicht zu erkennen gegeben.“

Jahwist

Der eine Gott Jahwe // wurde seit Urzeiten verehrt (Gen 4,26; 9,26)//

Er ist schon seit der Schöpfung der eine Gott (vgl. Gen 2,3bff).

Gen 31,53

„Der Gott Abrahams und der Gott Nahors sollen richten

zwischen uns!“

Formulierung "Gott meines/deines Vaters" (Gen 31,5.42)

=älter als „Gott deiner/euerer Väter" (Ex 3,13)?

Ebenso: „Gott Abrahams“ (Gen 31,53) älter als „Gott

Abrahams, Isaaks und Jakobs“ (Ex 3,6.15f).

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El

Die Gottesbezeichnung El kann

appellativen Charakter haben - als Anrufungsname Gottes

schlechthin oder

Eigenname des Gottes par excellence sein - im Sinne des

obersten Gottes - oder gar

als Eigenname eines besonderen Gottes fungieren.

El olam - Gott der Ewigkeit (Gen 21,33): Beerscheba.

El Roì - Gott, der mich sieht (Gen 16,13): an einem im

Süden gelegenen Brunnen.

El Bet - El - Gott von Bet El (Gen 35,7).

El Eljon – der höchste Gott (Gen 14,18ff): Jerusalem.

El Schaddai – "Gott, der Allmächtige": zusammen-

fassender Begriff.

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Elohim

Der Terminus Elohim wird benutzt:

um Gott zu beschreiben, indem man Nicht-Göttliches

beschreibt bzw. Götzen (z.B. Hos 8,6) oder

indem man positiv Gott mit einem Adjektiv belegt: heiliger

Gott (vgl. Jos 24,19); gerechter Gott (Ps 7,10);

Im Plural werden vielfach die Götter der anderen Völker so

benannt (vgl. Ex 12,12). Demgegenüber ist allein Jahwe der

einzige Gott Israels (Dt 4).

Die Frage nach dem, wer oder was Gott (Elohim) ist, findet

sich in Ex 15,11: „Wer ist wie du unter den Göttern?“

als Bezeichnung Jahwes selbst.

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H. Ringgren, Art. Elohim, in: ThWAT I, 305:

„Einerseits liegt im Gebrauch von elohim als Ersatz des

Gottesnamens eine Abstraktion: Der konkret

persönliche, anthropomorph aufgefasste JHWH wird

mit der Gottheit schlechthin gleichgesetzt, was eine

abstraktere Gottesauffassung nahelegt. Andererseits

liegt diese Identifikation in einer Linie mit der

monotheistischen Auffassung: Nur wenn es nur einen

Gott gibt und geben kann, wird es völlig sinnvoll, den

eigenen Gott als Gott schlechthin elohim zu

bezeichnen.“

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4.3 „Gegengötter“/ Idolatrie: Aschera und Baal

Aschera: bezeichnet selten die Göttin selbst, sondern

einen beschnittenen Baum als Kultobjekt - mit Altar

und Massebe (kultische Steinstelen): 1 Kön 15,13;

16,33; 2 Kön 13,6; 21,7; 2 Chr 33,7.

Baal: drängt im 2. Jhtd. in Ugarit den Lokalgott El

zurück, ohne ihn beseitigen zu können. Es kommt zur

Konvergenz der Götter El und Baal im gemeinsamen

Gottesnamen Baalsamem (Wettergott).

Baal Peor (Num 25,3.5; Dtn 4,3; Hos 9,10)

Baal Berit (Ri 8,33)

Baal des Karmel (1 Kön 18,16-46).

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4.4 Die Entstehung des Monotheismus in Israel

Thesen:

Der Jahwe-Glaube ist zunächst polytheistisch; in den politischen und sozialen Kämpfen des 8. Jh. bildet sich eine von Propheten geführte kleine Jahwe-Allein- Gruppe, die im 7. Jahrhundert unter König Josia zur Staats- und Kultgrundlage wird.

Der Jahwe-Glaube ist eine Monolatrie, in der ein Gott verehrt wird, ohne daß die Existenz anderer Götter geleugnet wird; diese werden bei- bzw. untergeordnet. Allerdings besitzt die Vielfalt der Götterwelt im biblischen Bereich bereits keine allzu große Kraft mehr.

Ursachen der Entwicklung:

Viele orientalische Gottheiten verblassten in einer immer mehr zunehmenden Monolatrie.

Bestimmte Eigenschaften des Jahwe-Glaubens wenden sich durch die starke Bindung an ein Volk kritisch gegen die Verehrung anderer Götter und bewirken, dass der Jahwekult für das Volk sinn- und idenditätsstiftend wird.

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4.5 Gottes Selbstvermittlung in Wort, Geist und

Weisheit sowie durch Engel

Die Transzendenz Gottes stellt ihn den Menschen nicht

unmittelbar vor Augen, so würde er zum Idol

verkommen.

Er bleibt dennoch das alleinige Subjekt in der

Heilsgeschichte: Nur er allein ist Retter, König und

Erlöser (Jes 33,22), Jahwe selbst hat sein Volk erlöst

(vgl. Jes 63,9).

Sein Wort, sein Geist, seine Weisheit und die Engel als

seine Boten sind göttliche Gaben in Offenheit für die

Schöpfung.

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5. Jesus Christus, Sohn und Ikone des Vaters

Das Bekenntnis zum einen Gott des Judentums kann

nicht aufgegeben werden, sondern bildet den

grundsätzlichen Horizont der christlichen

Heilsbotschaft:

„Wir haben nur einen Gott, den Vater. Von ihm

stammt alles, und wir leben auf ihn hin. Und einer ist

der Herr Jesus Christus. Durch ihn ist alles, und wir

sind durch ihn“ 1 Kor 8,6.

5.1 Die Abba-Anrede der Tiefendimension im Leben

Jesu als Ikone

„Abba“ findet sich dreimal im Neuen Testament:

Mk 14,36; Gal 4,6; Röm 8,15

Die Wortform „Abba“ ist mehrdeutig und meint

1. eine Anrede: Vater

2. eine Determination: der Vater

3. eine mit Suffix versehene Form: mein Vater

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„Abba“ gilt wegen der Unüblichkeit dieser Gebetsanrede

im Frühjudentum als ipsissima vox Jesu

und bringt die herzliche Vertrautheit Jesu mit seinem

Gott/Vater zur Sprache

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Zum Verständnis von Mt 11,25-27

Jesus formuliert in jüdischer Gebetssprache und weiß

sich mit der Abba-Anrede auf der Linie jüdischer

Gebetstradition.

Jesus ist Initiator der Offenbarung und Heilsmitte.

Es ist der göttliche Ratsschluss, sich dem einfachen

Volk, nicht der jüdischen Elite zu offenbaren.

Die Offenbarung des Vaters ereignet sich über die

Mittlerstellung Jesu, der dazu exklusiv beauftragt ist.

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5.2 Die Botschaft vom Reich Gottes als göttliche

Gabe

Kern der Verkündigung und des Lebens Jesu: Mk 1,10.

Diese Aufforderung geht alttestamentlich auf Jahwes Herr-

und Königsein zurück (vgl. Ps 47,6-9; 93,1 u.ö.).

Allerdings ist das Kommen des Reiches Gottes allein die Tat

Gottes (vgl. Mt 21,43; Lk 12,32), d.h. es ist

- reine Gnade, vgl. das Gleichnis vom verlorenen Sohn

bzw. vom barmherzigen Vater in Lk 15,11-32

- als Reich der Agape qualifiziert

- betont die Nähe zu den Kleinen und Ausgestoßenen

(vgl. auch die Dämonenaustreibungen in Mt 12,28

oder Lk 11,20).

- Zusammenfassung der Vaterbotschaft Jesu

HELMUT MERKLEIN schreibt dazu:

„Jesu Gottesanrede setzt [...] ein neues, veränderndes Handeln

Gottes am Menschen voraus. Wer sich von diesem Handeln

Gottes erfassen läßt, steht in einem neuen, intimen Verhältnis

zu Gott.“ (Jesu Botschaft von der Gottesherrschaft. Eine Skizze (SBS 111),

Stuttgart 31989, 8)

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5.2.1 Die neue Gotteskindschaft der Menschen in

der Gemeinschaft mit dem Vater

Das „Vater Unser“ (Mt 6,9-13 parr) erscheint als authentische

Zusammenfassung des Gottes- und Menschenbildes Jesu.

Zielpunkt des gesamten Gotteshandelns ist die endzeitliche

Gemeinschaft aller erlösten Menschen mit Gott.

Daraufhin ist bereits die Schöpfungsordnung ausgelegt, die

eschatologisch vollendet werden soll. Vgl. Eph 1,5f; Joh

17,22b-23-

Diese Einheit ist in eins Herrlichkeit Gottes wie

Verherrlichung des Menschen. Paulus:

Sendung des göttlichen Sohnes zu den Sündern (vgl. Röm 5,8)

Geistausgießung der Liebe in die Herzen der Menschen(vgl.

Röm 5,5).

Eine ähnliche Ausrichtung des gesamten Heilswerkes finden

wir in der Theologie des Johannes. Vgl. Joh 3,16; 5,26, 16,13.

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„Mein Vater“ und „Euer Vater“

Dogmatisch-nachösterlich werden wir natürlich sagen dürfen,

dass Jesus aus einer ganz besonderen Vaterbeziehung lebt.

Ältere Exegeten, haben diese nachösterliche Reflexion sogar

dem historischen Jesus zugeordnet.

Nach neueren Untersuchungen ist Jesus ein direktes

Sohnesbewusstsein exegetisch kaum nachzuweisen.

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5.2.2 Gebrauch des Vaternamens bei Paulus und

Johannes

These:

Die neutestamentlichen Schriften sind ein getreues Echo

der Vater-Botschaft Jesu:

Paulus verknüpft „Gott“ und „Vater“ unlösbar

miteinander: vgl. 1 Thess 1,1; Gal 1,3; 1 Kor 1,3;

2 Kor 1,2; Röm 1,7; Phil 1,2 u.ö.

Johannes führt den Sprachgebrauch Jesu theologisch

fort, indem er in absoluter Weise von „dem/meinem

Vater“ spricht, dadurch den Vater zum Ursprung und

Inhalt der Offenbarung sowie den Sohn zum

Offenbarenden erklärt (vgl. Joh 1,18; 5,43; 14,7-10)

und das Lebenswerk Jesu in der Offenbarung des

Vaternamens zusammenfassen kann (Joh 17,5.26; vgl.

Joh 5,18; 8,54; vgl. auch 1 Joh 4,8.16).

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5.3 Zwischenbemerkung

Wenn das Neue Testament „Gott“ sagt, meint es in

den allermeisten Fällen „Vater“: Auf persönlichste

Weise offenbart Jesus Gott als den personal liebenden

Vater.

„Abba“ ist in hervorragender Weise geeignet, die

Aspekte Erwählung, Liebe, Fürsorge und

Gemeinschaft auszudrücken.

Die Abba-Anrede Jesu enthält eschatologische

Elemente: So verbindet das Vater-Unser die Bitte um

die Heiligung des Namens mit dem Kommen seines

Reiches.

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5.4 Der Gott des auferweckten Gekreuzigten

Die Identität Jesu

Jesus war ein konkreter Mensch in einer bestimmten

geschichtlichen Situation: vere homo.

implizite Relationen zwischen Vater und Sohn

In dieser Identität vermag er:

einerseits in Person Gott als deus pro nobis vor uns zu

bringen

und andererseits den Menschen vor Gott zu bringen.

→ die Liebe erfordert Einheit;

→ die Liebe kann nur in der Differenz zwischen Liebenden

bestehen:

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5.5 Jesus als „Sohn Gottes“: der Grund

unseres Heils

Jesus beansprucht für sich selbst keinen christologischen Hoheitstitel

Nachösterliche Titel:

präexistenter Gottessohn

der „Sohn“ = christologische Interpretation der Auferweckungsaussage

Verwendung der Titel durch Jesus unwahrscheinlich, da:

a) damit waren politische Mißverständnisse

vorprogrammiert

b) das Volk erwartete einen königlichen Messias.

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5.6 Die Göttlichkeit Jesu als Grund unseres

Heils - trinitarische Implikationen als göttliche

Hin-Gabe

Gottes Herrschaft ist keine Erinnerung, kein humaner

Ansporn, sondern Jesu Christi Handeln wird durch Jesu

Geist immer wieder neu vergegenwärtigt.

Jesus ist der göttliche Sohn. Jesus ist Christus.

Diese Göttlichkeit Jesu als trinitarische

Beziehungswirklichkeit ist der Grund unseres Heiles in

seiner Univer/salität und eschatologischen Gültigkeit.

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5.7 Konsequenzen für unser Gottesbild:

Gott

Gott = personales Wesen, das bereits in sich selbst

Beziehung ist.

Zielpunkt der Selbstoffenbarung:

Hineinnahme des Menschen in die göttlichen

Beziehungen der Liebe hin.

Das heils-ökonomische Tun = Jesu Offenbarung des

Wesens Gottes an sich.

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6. Der Heilige Geist ist gemeinsames Donum

(Gabe)

6.1 Die Taufe Jesu und sein Wirken in der Kraft des

Geistes (synoptische Aussagen)

Nach christlicher Glaubensüberzeugung tritt mit dem Leben und

Wirken Jesu der Geist als messianische Gabe in unsere Geschichtszeit

ein: völlig neue Heilsinitiative

Nach Matthäus und Lukas besitzt Jesus die Möglichkeit, seinen Geist

auch mitzuteilen: durch die Taufe.

Dabei ist Jesu eigene Taufe als Weihe zum Prophetendienst

verstanden, die diese Weitergabe ermöglicht.

Markus 1,9-13: Geist in Gestalt einer Taube (vgl. Gen 8,9; vgl. 4 Esra

5,26)

=► Qualifizierung Jesu als den Geistträger schlechthin.

Zu dieser Vision tritt noch eine Audition hinzu (vgl. Mk 1,11).

=► Hervorhebung der königlichen Messianität

Von diesem Geist erfüllt, beginnt Jesus dann sein öffentliches

Wirken und seinen Evangeliumsdienst.

Markus und Matthäus deuten den Gottesgeist noch recht alttestament-

lich als Kraft Gottes zu besonderen Taten (vgl. Mt 12,18; Mk 1,12)

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6.2 Besondere Akzente bei Lukas

Jesus wird zum Subjekt im Hl. Geist. Vgl. Lk 4,14.18.

Eduard Schweizer stellt fest:

„[B]ei Lukas [ist] eine theologische Entscheidung klar

gefallen. Markus und Matthäus konnten Jesus noch naiv als

Pneumatiker schildern, obwohl sie schon deutlich machten,

daß sie ihn damit als den einzigartigen eschatologischen

Retter zeichnen wollten. Lukas hat diese Einsicht ins

Bewußtsein erhoben: Jesus ist nicht Pneumatiker, wie es die

Pneumatiker in der Gemeinde sind. Er ist nicht Objekt des

auch in der Gemeinde wirkenden Geistes; in ihm offenbart

sich überhaupt erst Gottes Geist, durch ihn kommt er der

Gemeinde zu.“

In der lukanischen Apostelgeschichte ist dann der Geist

charakteristisch für die Zeit der Kirche zwischen der

Himmelfahrt Christi und seiner Wiederkunft.

=►Pfingsten als Berufung für alle Völker! (Hintergrund:

Sinaibund)

=►V.a. bewirkt der Geist Gemeinschaft im apostolischen

Glauben und im Dienst für die soziale Gemeinschaft.

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Fazit:

Nach der Apostelgeschichte ist Lukas um das Wachsen der

Kirche als Gemeinschaft Christi bemüht.

Dabei besteht die Rolle des Heiligen Geistes darin, das

christlich Heil zu aktualisieren und zu verbreiten; und zwar

durch das Glaubens/zeugnis der Christen.

Das Heil wird zwar stets auf Christus selbst zurückgeführt,

aber der Geist beseelt die Jünger Christi, damit sie Zeugnis

ablegen.

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6.3 Die Theologie des Paulus

a) Heilsgeschichtliche Rückbindung

b) Der Heilige Geist als Mitte des Verkündigungsdienstes

c) Vermittlung der eschatologischen Kindschaft durch den Hl. Geist

d) Der Geist und die Kirche

e) Der Heilige Geist und die Charismen

Die Gaben, die alle aus der einen Gnade Gottes stammen, werden vom Heiligen Geist zugeteilt, so wie er es will.

Sie sind unterschiedlich.

Der Geist gibt die Gaben zum Wohl aller und zum Aufbau der Kirche.

Über jeder Gabe steht die Liebe.

f) Der Heilige Geist und Christus

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6.4 Die Theologie der johanneischen Schriften

g) Jesus spendet den Geist:

Joh 19,30; 20,22; 7,39.

Joh 19,34 (7,38f)

Joh 20,21ff; vgl. 20,7; 15,26; 17,18

h) Der verheißene Paraklet

Der Geist geht vom Vater aus (nicht ek, sondern para).

Er wird von dem nehmen, was Christus ist, aber was Christus ist, ist auch dem Vater.

Der Vater ist der absolute Ursprung des Geistes, aber auch Jesus: polare Aussagen zur Geistsendung (16,7; 14,26).

Der Geist der Wahrheit soll nach Jesu Weggang seine Gegenwart in Glauben und Leben sicherstellen.

i) Der Geist in den Jüngern und in der Kirche

Der Geist weckt und trägt die Communio der an Christus Glaubenden mit dem Erhöhten sowie mit Gott (1 Joh 4,13; 3,24; Joh 14), indem er sowohl im Hören des Wortes (6,63) als auch in den Sakramenten (Taufe: 3,5, Eucharistie: 7,27.63) wirkt.

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6.5 Die Frage nach der Personalität des Hl. Geistes

AT: dynamistisches Verständnis, d.h.: ruah als Lebenskraft

(vgl. Gen 6,3; Ri 3,10)

NT:

1. Linie: der Geist in funktional-dynamistischem Verständnis

Vgl. Mt 12,18; Mk 3,29f;

sowie Röm 8,11; 1 Kor 6,14; Gal 5,16; 2Kor 3,16f

2. Linie: der Hl. Geist als personales Handlungssubjekt

Vgl. Mk 12,36; Mt 22,43; Hebr 3,7: Geist als

Schriftausleger

sowie 1 Kor 2,10-12; Röm 8,9-34

sowie Joh 16, 7-11: Geist als Führer in die Wahrheit und

Anwalt

sowie 1 Joh 5,6-9; 17,21ff: Geist als Zeuge der Liebe

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Fazit:

Geist gehört zusammen mit dem Vater und dem Sohn zum

einen Wesen Gottes, und zwar als personhaftes Subjekt der

Agape-Einheit.

F. MUẞNER folgert aus dem exegetischen Befund, dass

„sich im NT zum mindesten eine deutliche Tendenz zu einem

personalen Verständnis des Pneuma [zeigt], die in der späteren

dogmatischen Erkenntnis der Kirche erst völlig klar ans Licht

tritt“.

F. Mußner, Art. Pneuma, in: LThK 8, 575. Zum Ganzen vgl. Meuffels, Einbergung, 449-453.

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II. Teil: Das Werden des christlich -

trinitarischen Gottesbildes in der Tradition

1. Die Begegnung der frühchristlichen

Theologie mit der griechischen Philosophie

Nach dem mittleren Platonismus ist der eine Ursprung

j) der eine letzte Grund als unveränderliches Eines, das der

Vielheit der Welt entgegensteht und diese begründet,

k) absolut transzendent und unserem Begreifen unzugäng-

lich,

l) unkörperlich, geistig, bewegungslos und eine welt-

ordnende Vernunft,

m) vollkommen einfach,

n) als unveränderliche Gottheit nur über eine Reihe ab-

steigender Vermittlungen mit der veränderlichen Welt

verbunden.

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Anknüpfungspunkte für die frühchristliche

Theologie

o)Einzigkeit Gottes, einschließlich der

Zurückweisung dualistischen Denkens,

p)Auffassung, dass Gott geistig, unbegreiflich und

unaussprechlich ist,

q)Gott als der Unveränderliche, der nicht leiden kann,

r) Gott als der überall Gegenwärtige, dessen Wissen

alles umfasst, dem man sich nicht entziehen kann

und ohne dessen Willen nichts geschieht.

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Die Veränderung biblischer Eigenschaften

Gottes durch die Begegnung mit der

Philosophie

s) Absolute Treue und Verlässlichkeit

Unveränderlichkeit

t) Geschichtsmächtigkeit Allmacht

u)Gottes Gegenwart zu jeder Zeit Ewigkeit

v)Gottes Recht schaffendes Erbarmen

Vergeltungsinstanz

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Korrekturen an der philosophischen

Gottesvorstellung

w) Gott wirkt auf freie und personale Weise.

x)In dieser Freiheit wirkt Gottes Güte schöpferisch

und neugestaltend.

y)Die Zuwendung Gottes zur Schöpfung geschieht

zuhöchst durch Gottes Menschwerdung in Jesus

Christus, wodurch er sich selbst der Welt offenbart

und mitteilt.

z)Gott ist im Gebet, in der Meditation, in der Mystik

konkret erfahrbar.

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2. Erste Entfaltungen einer

Trinitätstheologie

2.1 Die Gefahr der Gnosis

Emanation:

stufenweises Ausfließen aus dem ersten Ursprung aufgrund

innerer Notwendigkeit.

2.2 Die subordinatianistische Tendenz

innerhalb der Theologie

Lehre von Unterordnungen:

der Sohn führt die Sendung des Vaters aus, der Geist vollendet

das Wirken des erhöhten Kyrios.

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2.3. Die monarchianistische Tendenz innerhalb

der Theologie

(monos = der einzige; arche = Ursprung, Herkunft)

aa)dynamistisch: Jesus ist ein bloßer Mensch, jedoch

mit besonderer göttlicher Kraft ausgestattet

(Adoptianismus).

Theodot der Gerber, Paulus von Samosata

Synode von Antiochien (269)

bb) modalistisch: Vater, Sohn und Heiliger Geist

sind verschiedene Erscheinungsweisen des einen

Gottes, nicht eigene Personen.

Noetus von Smyrna, Praxeas, Sabellius

Papst Callixtus I. (+ 222)

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2.4 Reaktionen in der Vätertheologie

- Irenäus von Lyon (* um 200)

Textsammlung: Gotteslehre I (TzT.D 2,1), bearb. v. H. Vorgrimler, Nr. 86.

- Origenes (ca. 185-ca.254)

Textsammlung: Gotteslehre I (TzT.D 2,1), bearb. v. H. Vorgrimler, Nr. 92 und 93

1. die ewige, immerwährende, beispiellose Zeugung des

Sohnes;

2. das trinitarische Wirken in die Schöpfung hinein

3. Alles geht von Gott aus und kehrt durch Christus

sowie durch den Hl. Geist wieder zu Gott zurück.

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3. Auf dem Weg zu einem trinitarischen Personbegriff

3.1 Begriffsklärungen

a) Prosopon

- Die Maske im Theaterspiel

b) Hypostasis

- das real existierende Sein (Wesen), wie es sich im

Einzelfall offenbart

- lat. substantia => feste Wirklichkeit, die in Wahrheit exi-stiert

Schwierigkeiten: Aristotelische Schule : hypostasis wird in äußerste Nähe zur

Substanz im Sinne von ousia gerückt.→theologisches Problem

Umkreis von Nizäa : hypostasis mit ousia identifizier → Gefahr des Tritheismus

Neuplatonisches Denken : hypostasis bezeichnet das sich auf verschiedenen Stufen verwirklichende Eine

→ Gefahr des Subordinatianismus

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c) Persona

griech. lat.

prosopon persona

hypostasis, ousia substantia

griech. lat.

prosopon,

hypostasis

persona = das trinitarisch Unterscheidende (Vater, Sohn und Hl. Geist)

ousia substantia = das trinitarisch Gemeinsame (das eine göttliche Wesen)

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3.2 Die Person in ihrer Einmaligkeit

a) Tertullian

Tertullians Beitrag zum Personbegriff

„una substantia - tres personae“

cc) Tertullian kann mit dieser Formel Modalismus und

Monarchianismus abwehren: „persona“ besagt

individuelle Eigenständigkeit in der Ausformung der

göttlichen Substanz.

dd)Das biblische "Antlitz" / "Angesicht" übersetzt

Tertullian mit "persona" und verleiht diesem Wort

dadurch die Bedeutung "Individuum".

ee)Mittels prosopologischer Exegese kann Tertullian die

Selbstoffenbarung des einen Gottes auf dramatische

Weise in den verschiedenen Personen darstellen.

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b) Die Kappadozier

Die sog. drei Kappadozier sind:

- Basilius von Cäsarea (329-379),

- sein jüngerer Bruder Gregor von Nyssa (um 335/40- ca.

394)

- sowie sein Freund Gregor von Nazianz (ca. 330-390).

Sie leisten erstmals die eindeutige Differenzierung von ousia

und hypostasis.

- BASILIUS versteht das Verhältnis von ousia zu hypostasis

wie das eines generischen Gattungsbegriffes zum

Individualbegriff, d.h. als „eine Variation im ‘Wie’, welche

die Identität im ‘Was’ nicht berührt“. (Vgl. F. Heinzer, Gottes

Sohn als Mensch, Fribourg 1980, 58; vgl. Greshake, Der dreieine Gott 86.)

- GREGOR VON NAZIANZ betont, dass anders als beim Menschen jede der drei göttlichen

Personen aufgrund der einen ousia eins ist mit denen, denen sie verbunden ist. Auch setzt er Hypostase und

Prosopon bzw. Person gleich.

Griechisch Lateinisch Deutsch In der Trinität "Zahl"

ousia substantia Wesen, Gottes Einheit eine

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Natur

hypostasis persona Person Die drei "Namen" in Gott

drei

(W. Breuning, in: W. Beinert, Glaubenszugänge I, S. 285)

Resümee: Gott ist ein Wesen in drei Personen- in heilsgeschichtlicher Bestimmung- als personale Communio der Liebe- Basilius schreibt, dass

wer die göttlichen Personen bekennt, „gleichzeitig sowohl die Besonderheit (idiotes) der Hypostase wie auch das Untrennbare ihrer Gemeinschaft (koinonia) aufgezeigt“ hat.Vgl. Basilius, De Spiritu Sanctu 25,59 (= FC 12, 256).

Halten wir fest:

Die personale Differenz in Gott ist keine Abstufung von Gott,

sondern mit dem göttlichen Sein selbst identisch! Auf diese

Weise erhält das Personale eine unendliche Aufwertung, denn

das Einzelne ist nicht mehr eine (platonische) Abschattung

eines allgemeinen Wesens.

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3.3 Person als "Relationalität"

Tertullian

ff) Wie ein Sonnenstrahl aus der Sonne hervorgeht, so geht

der Logos vom Vater aus.

gg) Substanz ist dabei die tragende Ursprungswirklichkeit,

die Vater, Sohn und Geist eint.

hh) Aber Gott ist dadurch eben keine Monade, sondern eine

in sich differenzierte Größe dreier Personen, d.h.:

„unitas ex semetipsa derivans trinitatem“ (Einheit, sich

selbst ableitend aus der Dreiheit) bzw.

„tres unum, non unus“ (Vgl. Adv. Prax. 3 und 25)

=► interpersonales Personverständnis

Nach B.J. Hilberath. haben die einzelnen Personen haben zwar einen

Selbstand, „jedoch nur im Rahmen eines Beziehungsgefüges.“ Somit

ist Person der unersetzbare Träger einer unverwechselbaren Rolle in

einem interpersonalen und interaktionären Rollenspiel .... [Person ist]

‘Selbstand in Relation’“.Bernd Jochen Hilberath, Der Personbegriff der Trinitätstheologie in Rückfrage von Karl

Rahner zu Tertullians „Adversus Praxean" (= IST Bd. 17), Innsbruck, Wien 1986, 230f.

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Gregor von Nazianz

ii) Aufgrund der Relationalität der Personen gibt es in Gott

eine Übereinstimmung des Willens und eine

Übereinstimmung im Handeln

jj) Von daher gibt es eine wirkliche symphonia oder

koinonia der Hypostasen; es gibt eine Sozialität Gottes.

Basilius

kk) begründete beispielsweise seine neu formulierte

Doxologie „Ehre sei dem Vater mit dem Sohne und dem

Heiligen Geist“ folgendermaßen: Diese neue Form „stellt

die Eigentümlichkeit (idiotes) der Hypostasen heraus und ...

gibt ein besonderes Zeugnis der ewigen koinonia und nicht-

endenden synapheia; ... es weist hin auf die

Eigentümlichkeit ... der Hypostasen und die Untrennbarkeit

ihrer koinonia“. (Basilius, De Spir S. 25)

Aber: keine kollektive, aus den einzelnen Personen

resultierende, sondern eine Einheit des Wesens (ousia)!

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Zum Begriff Perichorese

ll) bildlich:

das Umtanzen einer Person

mm) stoisch/neuplatonisch:

wechselseitige Durchdringung von Leib und Seele

nn)trinitätstheologisch:

Vater, Sohn und Heiliger Geist sind so miteinander geeint,

dass sie sich vollständig durchdringen, dass sie sich nichts

vorbehalten, sondern wechselseitig alles hingeben, was sie je

für sich sind.

circumincessio:

gegenseitige dynamisch-ekstatische Durchdringung (ad

aliam et in aliam, et in alias).

circuminsessio:

die statische, bleibende Präsenz der einen Person in der

anderen.

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Halten wir wiederum fest:

Die göttlichen Personen sind durch ihr unendlich enges

Aufeinanderhinsein so ausgezeichnet, dass in der einen Person

die andere anwest und wirkt.

So kann Gregor von Nazianz sagen: „Die Drei ... sind die

Gottheit.“ (Vgl. Or 39,11)

Gottes Wesen realisiert sich also in diesen trinitarischen

Beziehungen. Er ist seinem Wesen nach in sich Communio,

Gemeinschaft der Liebe und Vermittlung von Einheit und

Vielheit.

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4. Lehramtliche Konzentration

4.1 Die Göttlichkeit Jesu Christi: Das Konzil von

Nizäa (325)

a) Die Herausforderung durch Arius

Gott ursprunglos, ursprünglich Vater

Nicht-Gott verdankter Ursprung Sohn

(Hl. Geist)

geschaffen

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4.2 Die Antwort des Konzils von Nizäa (325)

Der Vater Der Sohn

*****************************************

Gott Gott

Licht Licht

wahrer Gott wahrer Gott

Der Sohn ist gezeugt aus dem Wesen des Vaters, er

ist wesensgleich mit ihm: homoousios

oo) gezeugt: gennetheis - natus

pp) wesensgleich: homoousios - unius substantiae

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4.3 Nachkonziliare Diskussion um das

„homoousios“

Problem:

Bedeutet „homoousios“ = wesenseins oder wesensgleich?

Athanasius von Alexandrien (um 295-373):

verteidigt: „Wesensgleichheit“:

Sohn = eigenständige göttliche Person

Hl. Geist, Sohn und Vater = wesenseins

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4.4 Die Göttlichkeit der Person des Heiligen Geistes:

Das Konzil von Konstantinopel (381)

a) Die Herausforderung durch die Pneumatomachen

Pneumatomachen: Geistbekämpfer:

von: pneuma = Geist; machesthai = kämpfen,

genauer: Bekämpfer der Gottheit des Geistes

Gott Zeugungsvorgänge Vater und Sohn

Nicht-Gott verdankter Ursprung Heiliger Geist

Gabe, Geschöpf

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b) Pneumatologische Vorarbeit durch die drei

Kappadozier

Der Beitrag der drei Kappadozier zur Trinitätstheologie

1. Basilius: „De Spiritu Sancto“ (374/75):

„Ehre sei dem Vater durch den Sohn im Heiligen Geist.“

2. Gregor von Nazianz

Hl. Geist = Gott

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3. Gregor von Nyssa

„Der Geist geht nicht nur vom Vater, sondern auch vom

Sohn aus.“

Die sprachliche Unterscheidung zwischen dem einen Wesen

und den drei Hypostasen bzw. Personen fand bereits auf dem

Konzil von Konstantinopel 381 lehramtliche Verwendung.

qq)Das Konzil von Konstantinopel greift zurück auf die

theologische Arbeit der Kappadozier, die die Ergebnisse

des Konzils von Nizäa fortzuschreiben versucht hat.

rr) Bei allen trinitätsimmanenten Überlegungen bleibt die

soteriologische Perspektive maßgeblich (Doxologie,

Taufformel).

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c) Das I. Konzil von Konstantinopel (381)

"Wir glauben an den Heiligen Geist ..."

ss) herrscherlich, lebensspendend (2 Kor 3,17f - Joh 6,63;

Röm 8,2).

tt) Ausgang vom Vater (Joh 15,26): Der Vater ist der

Ursprung des Sohnes wie des Geistes.

uu) Anbetungswürdigkeit, die dem Heiligen Geist mit dem

Vater und dem Sohn zukommt.

vv) Offenbarungswirken (vgl. 2 Petr 1,21) und Vermittlung

des göttlichen Lebens.

ww) Kirche und ewiges Leben als

"Glaubensgegenstände" am Ende des Symbolons

verweisen auf die Wirksamkeit des Heiligen Geistes.

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d) Die Problematik des „filioque“α) Die Entwicklung von der theologischen Frage zum kirchenpolitischen Dissens

GriechischeFassung

LateinischeFassung

to ek tou Patros ekporeuomenon

der aus dem Vater hervorgeht

qui ex Patre Filioque procedit

der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht

Filioque ab 653, 8. Synode von Toledo

= Frage nach der genauen Bestimmung des Hervorgangs der dritten göttlichen Hypostase.

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β) Unterschiedliche Sprachspiele?

Augustinus:

Vater principium non de principio = ursprungloser Ursprung

Sohn principium de principio = herkünftiger Ursprung.

F. Courth:

„es sollten die ‘Römisch-Katholischen und die

Orthodoxen voneinander nur verlangen, sich zunächst

davon zu enthalten, die Formulierungen des anderen als

illegitim zu verwerfen.“

„Für das ökumenische Gespräch [...] wäre viel erreicht,

wenn die beiden Traditionen als einander ergänzende,

konvergierende und komplementäre Sichten angesehen

werden könnten. Sie haben ihren Einheitspunkt nicht in

einem Begriff, sondern in der trinitarischen Doxologie.“

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Hans Urs von Balthasar:

Die trinitarische Inversion des Geistes bedeutet

zweierlei:

a) der Hl. Geist ist aktiv am Heilswerk als eigenes

Subjekt beteiligt2;

b) der Hl. Geist ist durch das tiefe Eingelassensein in

die Menschlichkeit Jesu der beste Kenner der

menschlichen Natur und vermag von daher auch die

Vergöttlichung des Menschen ohne Destruierung des

Geschöpflichen voranzutreiben.3

2 Vgl. ebd. 224.3 Vgl. TL III 160.188.213.

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Γ) Ansätze zu einer Theologie des Heiligen Geistes

Der Geist bringt das Geheimnis Gottes in besonderer Weise

zum Ausdruck. Ausgangspunkt und Grundlage einer heutigen

Pneumatologie muss das heilsgeschichtliche Wirken dieses

Geistes sein! ═►

Geist als Gabe (vgl. Röm 5,5; 2 Kor 1,22; Eph 1,14)

Geist als heiligender und vollendender Geist

Geist als Person (vgl.1 Kor 2,11)

Damit ist der Hl. Geist die subjektive Möglichkeit der

eschatologischen Gottesoffenbarung als die Liebe schlechthin.

Dazu muß er selbst Gottes Gottsein sein, er muss die Liebe

Gottes, des Vaters und des Sohnes, in Person sein. In dieser

Objektivierung der väterlich-sohnlichen Liebe ist er aber eben

nicht nur objektivierte Gabe, sondern zugleich Subjekt in

dieser Gabe. Was Gott seinem Wesen nach ist, was Vater und

Sohn miteinander leben, worin sie übereinkommen, ist im

Geist nochmals personifiziert.

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5. Die Trinitätslehre des Augustinus

5.1 Einteilung und Ansatz von "De Trinitate"

DIE EINTEILUNG VON "DE TRINITATE"

Buch Inhalt

1 Erweis der Einheit und Gleichheit der drei göttlichen Personen aus der Hl. Schrift

2 Die Gleichheit der Personen3 Das Wesen der sichtbaren Theophanien4 Die Sendung des Sohnes5 Auseinandersetzung mit den Irrlehrern -

Relationenlehre6 Die Einheit und Dreiheit der Personen7 "Ein Wesen und drei Personen"8 Liebe und Gotteserkenntnis9 Analogie aus der Dreiheit des menschlichen Geistes

(Geist/Selbsterkenntnis/Selbstliebe)10 Analogie aus der Dreiheit Gedächtnis/Einsicht/Wille11 Analogien im äußeren Menschen12 Analogie Familie13 Weisheit und Wissenschaft14 Vergegenwärtigung des Bildes Gottes im

menschlichen Geist15 Der Mensch als Gottes Bild - Die Grenzen der

Analogien

(W. Breuning, Gotteslehre, in: W. Beinert, Glaubenszugänge I, 290 f)

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Wie die Gliederung bereits zeigt, ist der Ausgangspunkt der

Trinitätslehre der kirchliche Glaube an den dreieinen Gott.

Betonung der göttlichen Einheit

Betonung des Eigenstands von Vater, Sohn und Geist.

Heilsökonomische Konkretisierung

5.2 Sinn und Ziel der Trinitätstheologie

a) Der apologetische Sinn

gegen den Sabellianismus, andererseits gegen den

Arianismus

Betonung der dreifachen Personalität des wesenseinen

Gottes

b) Der pastoralen Sinn

Zusammenhang der Wesens- und Wirk/einheit Gottes.

c) Der theologische Sinn

Ausgang von der Selbstkundgabe Gottes in Jesus Christus.

Platonische Prägung und Christozentrik:

Durch die Bindung an Christus als Gott und Mensch

vollziehen wir Menschen im Glauben die aufsteigende

Bewegung der Rückkehr Christi zum Vater nach.

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5.3     Die paulinische Christozentrik als

Konkretisierung der Trinitätstheologie

Kenotischer Akzent im Inkarnationsverständnis.

Betonung der Nachfolge Christi in Menschwerdung, Kreuz

und Auferstehung

Es ist die demütige Liebe Gottes, die uns den Weg zu Gott

zurück eröffnet.

5.4 Die pneumatologische Dimension der

Trinitätstheolgie

Die Geistlehre ist bei Augustin unauflösbar mit dem Kirchen-

und Gnadenverständnis verknüpft.

═►Hl. Geist als die göttliche Liebe, in der der Vater den

Sohn und dieser den Vater liebt

SCHMAUS schreibt: „Weil die Liebe, durch welche der Vater

den Sohn // und der Sohn den Vater liebt, die

unaus/sprechliche Gemeinschaft der beiden Personen zeigt,

paßt die Bezeichnung Liebe am besten für jene Person, welche

der gemeinsame Geist beider ist.“(Schmaus, Die psychologische

Trinitätslehre 382.)

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Allerdings gelingt es Augustinus nur schwer,

- die wesensmäßige Liebe, die allen Personen

zukommt,

- -von der persönlichen Liebe, die der Hl. Geist ist, zu

unterscheiden.

Eine Annäherung erreicht er durch den Begriff der

Freundschaft. So ist der das „Liebesband“, das Vater

und Sohn miteinander verbindet.

Als gemeinsames Band wird der Geist schließlich auch

„donum“ genannt und von Augustin heilsgeschichtlich

ausgeweitet:

„Was Vater und Sohn gemeinsam ist, dadurch wollen sie

Gemeinschaft stiften unter uns und mit ihnen; durch jenes

Geschenk, das beide eint, wollen sie uns zur Einheit

zusammenführen; das heißt durch den Heiligen Geist, der

Gott ist und Geschenk Gottes; durch ihn werden wir mit Gott

versöhnt, durch ihn erfreut.“ Serm. 71,18 (PL 38, 454).

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Fazit:

Die Gabe des Heiligen Geistes ist das innerste Prinzip der

Agape-Communio, sowohl innertrinitarisch und von daher

auch heilsökonomisch und ekklesiologisch

Mit HANS URS VON BALTHASAR ist allerdings noch darauf

hinzuweisen, daß die Betonung des donum-Charakters die

Personalität des Geistes nicht recht zum Vorschein kommen

lässt.

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5.5 Die Relationslehre

Vater und Sohn schenken einander in Liebe und finden sich

im Heiligen Geist.

═►Betonung der Relation in Gott, in der sich die einzelnen

Personen mit dem Wesen Gottes zusammendenken lassen!

Zur Verwendung des Begriffs "Relation":

Augustinus verwendet den Begriff "Relation"

trinitätstheologisch unter der Voraussetzung, dass

xx)die göttlichen Beziehungen unveränderlich sind und

kein Akzidenz darstellen, sondern Gottes Wesen

bezeichnen, und

yy)die trinitarischen Namen Vater, Sohn und Heiliger Geist

relative Aussagen mit Realitätscharakter haben.

═►Identifizierung des göttlichen Wesens mit den personalen

Relationen! (= Wesenseinheit in personaler Differenzierung)

In Gott ist alles eins, „ausgenommen das, was von jeder

Person in Beziehung auf die andere ausgesagt wird“.

Civ. Dei XI 9,10 (CChr 48, 330)

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Augustins Zurückhaltung gegenüber dem Begriff

"Person"

zz)Zur Zeit des Augustinus werden Hypostase und

Person bzw. Substanz und Essenz noch synonym

verwendet.

aaa) Der Personbegriff besagt nach dem

Verständnis des Augustinus zunächst keine

Relation, sondern ist eher der Sphäre der

beziehungslosen, in sich stehenden Substanz

zuzuordnen.

bbb) Augustinus kann - nach Greshake - den

Personbegriff in der Einheit des einen Wesens nicht

als communiale Kommunikationseinheit auslegen,

so dass angesichts der Betonung der

wesensmäßigen Einheit die reale Subsistenz

modalistisch zu verblassen droht.

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5.6 Die psychologische Trinitätslehre

5.6.1 amans - amatus - amor

Liebender - Geliebter - Liebe

als Subjekt, Objekt und Medium der Liebe

5.6.2 mens - notitia - amor

Geist - Wissen – Liebe

Zitat: „Denn ich bin, ich erkenne und ich will. Ich bin wissend

und wollend; ich weiß, daß ich bin und will, und ich will, daß

ich bin und erkenne.“

Im Erkenntnisakt bilden der Geist, sein Selbstbewusstsein und

seine Selbstliebe eine reale Dreiheit und stellen doch zugleich

die Einheit des Ganzen dar.

MICHAEL SCHMAUS: „Als Resultat der Untersuchung ergibt

sich sonach: Auf wunderbare Weise sind die drei Ternare

untrennbar voneinander und doch ist jedes von ihnen eine

Substanz und ein Wesen, während sie in bezug aufeinander

eine Relation besagen.“ (Die psychologische Trinitätslehre 262f)

═►Zeugung des Sohnes durch den Vater als personstiftender

Akt in der Immanenz des Geistes!

5.6.3 memoria - intelligentia - voluntas

Erinnerung - Wahrnehmung – Wille

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Vater reflektiert Logos

(unmittelbare die Ausdruck/

Icherkenntnis Selbsterkenntnis „Objekt“

persönlichkeitsstiftende

Akte

Geist

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5.6.4 Kritische Würdigung

Negativ:

Die Phänomenologie der Liebe wie die Ternare des Geistes

sind dem Innenleben der einzelnen Seele entnommen, die

menschliche Communio von Personen in ihrem Miteinander

als Einheit in Differenz spielt hier keine Rolle.

Beide Bemühungen des Augustinus sind immer noch einem

uni/tarischen Gottesbild verhaftet.

Positiv:

Trotz der natürlichen Analogien bleibt bei Augustin

ausschließlich die geschichtliche Selbstoffenbarung Gottes die

Bedingung der Erkenntnis der immanenten Trinität.

Augustinus geht es mit diesen Analogien darum, die personale

Differenzierung mit der Wesenseinheit in Gott

zusammenzudenken, wobei der Trinitätsglaube die

Voraussetzung bildet: „Theologie von oben“.

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6. Trinitätskonzeptionen im Mittelalter

6.1 Allgemeine Vorbemerkung

Die Vertiefung der Trinitätslehre war - wie Hans Georg

Gadamer bemerkt - „die wohl wichtigste Aufgabe, die dem

Denken des christlichen Mittelalters gestellt war.“4

Dabei ging man wiederum zunächst von der Einheit Gottes

aus, um erst in einem zweiten Schritt zur Vielheit zu gelangen.

Der Personbegriff wurde nur sehr zögerlich verwandt, und

zwar um die spezifische Eigenheit der jeweiligen göttlichen

Person zu kennzeichnen.

Die Relationalität der Drei wird betont, die Personalität

hingegen soll nur die individuelle Einmaligkeit hervorheben.

4 Hans-Georg Gadamer, Wahheit und Methode, Tübingen 21965, 396.

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6.2 Boethius als Vermittlungsgestalt

„persona est naturae rationis individua substantia“

(Boethius, Du duabus naturis C III (PL 64, 1343 c)

Person ist die individuelle Substanz einer geistigen

Wesensnatur (bzw. von einer geistigen Wesensnatur)

6 Ansatzpunkt ist das Wesen, innerhalb dessen sich

die Person bestimmen lassen muss.

7 Person ist die Individualität einer geistigen Natur.

8 Die Individualität ist der personbildende Faktor.

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Kritik:

WALTER KASPER sieht die Schwäche der Boethius-Definition

darin, „daß sie Personalität als Individualität zu verstehen

scheint“, d.h.:

keine Wer-, sondern eine Was-bestimmung bietet.

Sachlich meint Boethius mit Individualität die

„Inkommunikabilität, eine Unmittelbarkeit, die in einer letzten

Unteilbarkeit und Einheit begründet ist.“

So setzt Boethius Personalität und Individualität, gleich und

betont die Einmaligkeit der Person, aber das Sein der Person

in der Relationalität zu anderen, zur Umwelt bleibt eher

unbedacht.

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6.3 Richard von St. Viktor

a) Relationale Personalität

„persona divina est divinae naturae incommunicabilis

existentia“(Richard von St. Viktor, De Trin. IV, 22)

Eine göttliche Person ist die unmitteilbare Existenz der

göttlichen Natur.

Zum Begriff existentia:

9 substantia als das, was eine Sache ausmacht

10 das Woher dieses konkreten Selbstseins

11 „ex“ bezeichnet die Ursprungsbeziehung als das Woher

dieser Seinsart („von einem anderen her sein“)

12 „sistere“ gibt die Seinsart, den modus essendi, an.

"Die göttlichen Personen sind also in ihrem 'Wer-Sein', das

sich vom ‘Was-Sein’ der einen und einzigen göttlichen

Substanz unterscheidet, wesentlich mitkonstituiert durch das

jeweilige Woher ihres Seins.“ (Greshake, Der dreieine Gott

104)

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b) Personsein in und aus Liebe

Wie sich die Relationalität in Gott verwirklicht, zeigt Richard

an der absoluten Liebe:

Wenn Gott die vollendete Liebe ist, dann bedarf diese Liebe

eines Du, eines Geliebten, der diese Liebe erwidert.

Aber dieser Adressat in Gott muss selbst vollkommen Gott

sein, so dass es mehrere Personen in Gott geben muss.

Darüber hinaus muss sich das eigene Lieben und das

Geliebtwerden, diese zwei-eine Liebe noch einmal öffnen für

einen Dritten als „condilectus“.

Für die Liebesgemeinschaft ist also über die

Ich-Du-Beziehung hinaus das gemeinsame Wir noch mal

etwas Eigenes, ja Eigenständiges in Gott.

Wir können festhalten:

Die Analysen der Phänomenologie der Liebe in Gott -- zeigen

die Personen in Gott als dreifach-relationale Wirklichkeiten:

Die drei Personen leben in unterschiedlichen Ursprungs-

beziehungen: als diligens, dilectus, condilectus.

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c) Würdigung und kritische Anfragen

Wesentlich neue Akzente im Personverständnis:

Person ist nicht nur mehr ein individueller Fall von Wesen, sondern ein besonderer Seinsakt in individueller Eigenständigkeit.

Person ist durch Relationalität bestimmt und offen für den mitgeliebten Dritten.

Fazit:

Richards Trinitätsmodell ist das Modell einer gleichberechtigten Kommunikationsgemeinschaft, die Urbild und Ziel jeder menschlichen Kommunikationsgemeinschaft sein kann bzw. werden soll.

Aber: Der neue, relationale Personbegriff ist auf den Vater eigentlich nicht anwendbar, da er im strengen Sinne kein „Woher“ besitzt.

Kritische Anfragen:

Wie verhält sich die Interpersonalität der gegenseitigen Liebe zu den Hervorgängen im Rahmen der einen göttlichen Wesenheit?

Ist durch die Herausstellung des Vaters, der das göttliche Wesen in besonderer Weise repräsentiert, nicht doch die Gegenseitigkeit der Liebe in Frage gestellt?

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6.4 Die Trinitätslehre des Thomas von

Aquin (vermutl. 1225-1274)

a) Die Hervorgänge in Gott

Die Hl. Schrift gebraucht für Gott Namen, die ein

Hervorgehen (pro-cessio; vgl. Joh 8,42; 15,26)

voraussetzen. äußerer Vorgang und zugleich

innergöttliches Geschehen.

Der erste innergöttliche Hervorgang ist Wortgeschehen.

Offenbarung: „Zeugung“ (generatio)

nach Ps 2,7, Joh 1,18, 3,16.18, Hebr. 1,5

Analogie:

Hervorgang des Wortes in Gott = Zeugung

das Wort = Sohn

Analogie des Wollens:

Der innergöttliche Hervorgang als Zeugungsakt impliziert

die Tendenz zur Abbildung und Angleichung.

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Hervorgang des Heiligen Geistes:

In der Weise der Hauchung (spiratio) geht er aus dem Vater

(und dem Sohn) hervor per modum voluntatis oder per

modum amoris - aufgrund des Liebeswillens von Vater (und

Sohn).

Der Heilige Geist geht also vom Vater hervor,

indem der Vater den hervorgegangenen Sohn

bewusst will,

im Wollen anzielt und

in diesem Willensakt die Einheit mit dem Sohn als

Akt der Hinneigung verwirklicht.

→ eigene subsistente Verwirklichung des Seins Gottes,

die aus dem Bezug von Vater und Sohn hervorgeht, sich

dadurch aber zugleich von Vater und Sohn unterscheidet.

Darum ist der Geist eine eigene Hypostase in Gott.

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b) Personbildung durch Relation

Person und Relation

Die vier innergöttlichen Relationen aufgrund der

Hervorgänge:

Vater Sohn: aktive Zeugung - Vaterschaft

Sohn Vater: passives Gezeugtsein - Sohnschaft

Vater / Sohn Heiliger Geist: aktive Hauchung

Heiliger Geist Vater / Sohn: passives Gehauchtsein –

Geistsein

Von diesen vier Relationen sind drei real voneinander

geschieden:

Zeugen / Vatersein

Gezeugtsein / Sohnsein

Gehauchtsein / Geistsein

Diese drei real voneinander verschiedenen relativen

Gegensätze sind personbildend. Die aktive Hauchung ist vom

Vatersein und Sohnsein nur gedanklich, nicht aber real

unterschieden.

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Die drei Personen in Gott

Karl Barth: „Seinsweise“

Karl Rahner: „drei distinkte Subsistenzweisen

Walter Kasper: „Relation und Liebe“

= die tragenden Grundprinzipien schlechthin.

W. Kasper, Der Gott Jesu Christi

(Das Glaubensbekenntnis der Kirche 1), Mainz 1982, 354.

„Weder antike Substanz noch neuzeitliches Subjekt sind das

Letzte, sondern die Relation als Urkategorie des Wirklichen.

Die Aussage: Personen sind Relationen, ist zwar zunächst nur

eine Aussage über Gottes Dreieinigkeit, aus ihr folgt aber doch

auch Entscheidendes über den Menschen als Bild und

Gleichnis Gottes. Der Mensch ist weder autarkes In-sich-Sein

(Substanz) noch autonomes, individuelles Für-sich-Sein

(Subjekt), sondern Sein von Gott her und auf ihn hin, von

anderen Menschen her und auf sie hin; er lebt menschlich nur

in den Relationen von Ich-Du-Wir. Die Liebe erweist sich als

Sinn des Seins."

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Proprietäten / Notionen

Proprietäten

Proprietäten sind bestimmte Eigentümlichkeiten der

göttlichen Personen, durch die diese voneinander

unterschieden sind. Sie kommen nur einer Person zu, können

aber immer nur im Blick auf eine andere Person ausgesagt

werden.

person bildende Proprietäten

Vaterschaft des Vaters

Sohnschaft des Sohnes

Gehauchtsein des Geistes

person unterscheidende Proprietäten

Ungezeugtheit des Vaters

Gezeugtsein des Sohnes

aktiver Hervorgang des Geistes

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Trinitarische Perichorese

= das Ineinandersein und die gegenseitige Durchdringung der

göttlichen Personen.

Konzil von Florenz:

Dieses Ineinander der Personen in Gott, die eben nicht zu einer

Abhängigkeit der jeweiligen Person von der anderen führt,

sondern umgekehrt die Eigenständigkeit wachsen lässt, hat

auch wiederum soteriologische Konsequenzen. Wenn wir

Menschen durch Christus im Hl. Geist in Gott vollendet

werden sollen, dann bedeutet dies keine Aufhebung unserer

Geschöpflichkeit, sondern wir dürfen als Geschöpfe in Gott

sein und dort das ewige Leben finden. So ist das trinitarische

Geheimnis die tiefste Vollendung der menschlichen Person in

Eigenständigkeit, Freiheit und Liebe.

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Die göttlichen Sendungen (missiones)

Der biblische Begriff der Sendung (Gal 4,4; Röm 5,5)

verbindet die immanente und die ökonomische Trinität.

Die Sendungen von Sohn und Geist = die Verlängerung der

innergöttlichen Hervorgänge in die Schöpfung hinein.

Wer sich von diesen Sendungen ergreifen läßt, wird

unmittelbar in das göttliche Leben der Liebe, in die

Liebesgemeinschaft der göttlichen Personen hineingenommen (vgl. Joh 14,20.25; 17,22f; 1 Joh 1,1-3 u. ö.).

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7. Übergang

7.1 Gott ist die Liebe: als Wesenseinheit in

personaler Differenz

Die Aussage „Gott ist die Liebe“ hat ihr Fundament in

der Christologie.

Die Aussage besitzt in 1 Joh 4,16b ekklesialen

Charakter.

Subjekt und Objekt sind in dieser Aussage

unumkehrbar und dürfen nicht vertauscht werden.

Geoffenbarte Menschwerdung Gottes ≈ Gottsein Gottes als Liebe

- Die Einheit Gottes ist als bzw. in der Liebe in

sich schon trinitarisch,

- Wahre Liebe kann sich nur drei-plural

verwirklichen

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7.2 Das trinitarische Fundamentalprinzip (Konzil von Florenz)

„(In Gott) ist alles eins, außer wo die Beziehungen in

Gegenrichtung zueinander stehen.“

(DH 1330, siehe Materialsammlung).

Daraus folgt:

Sowohl die Schöpfung wie auch das Erlösungshandeln

müssen deutliche Spuren des dreieinen Handelns Gottes

aufweisen,

Schöpfung: wir müssen auch in der Schöpfung analoge

Spuren diesen Handelns Gottes finden können.

Erlösungshandeln: alle drei Personen haben ihren Anteil

daran, dass der Mensch erlöst wird.

Konsequenz: Schöpfung und Erlösung gründen in der

trinitarischen Liebe.

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III. Teil: Systematische Entfaltung und dogmatische Konkretisierung

1. Systematischer Ansatz bei einer

trinitarischen Gotteslehre

1.1 Gott ist Agape - Communio

Gott ist eines Wesens in drei Personen:

≈ Gott ist Agape-Communio, in der die drei göttlichen

Personen im gegenseitig-perichoretischen Wechselspiel

der Liebe das eine göttliche Leben als gegenseitige

Selbstmitteilung dieser Agape vollziehen.

(These nach G. Greshake)

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a) Was meint Agape?

α) Biblischer Befund

1.) 1 Joh 4,10:

„Nicht darin besteht die Liebe, daß wir Gott geliebt haben,

sondern daß er uns geliebt und seinen Sohn als Sühne für

unsere Sünden gesandt hat.“

Inkarnation + Sendung Jesu = Verwirklichung der

göttliche Agape

2.) 1 Joh 1, 11 - 12:

„Liebe Brüder, wenn Gott uns so geliebt hat, dann müssen

auch wir einander lieben. Niemand hat Gott je geschaut; wenn

wir einander lieben, bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist in

uns vollendet.“

Vater und Sohn genügen einander in der Liebe nicht,

sondern diese Liebe hat über sich hinaus einen eigenen

personalen Wert (in der Person des Geistes).

►Die absolute Liebe: Vater-Sohn-Geist.

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Paulus:

Der Apostel charakterisiert die Agape auf dreifache

Weise:

- Gott hat seinen eigenen Sohn gesandt (vgl. Röm

8,32; vgl. Röm 8,28, wo dies als Agape Gottes

verstanden wird);

- Diese Liebestat vollendet sich in der Kreuzhingabe

des Sohnes.

- Diese Liebe Gottes ist durch den Hl. Geist

ausgegossen in unsere Herzen. Das ist die alles

entscheidende Wirklichkeit unseres Lebens (Gal

5,22 vgl. Röm 8,15).

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Agape

bezeichnet die wechselseitige Liebe und rückhaltlose

Zuwendung von Vater und Sohn, die im Geist zu einer

letzten unüberbietbaren Einheit gelangt

(vgl. Joh 3,35; 10,17; 17,24.26; 16,14f).

strömt auf die Welt und insbesondere auf die Jünger hin aus

(vgl. Joh 3,16 bzw. 14,21.23) und bezieht sie in die

Lebensgemeinschaft Gottes mit ein (vgl. Joh 14,20f.23;

15,9; 17,24ff).

bedarf von seiten des Menschen der Bereitschaft zur

(von Gott getragenen) Geschwisterliebe (vgl. Joh

13,34f; 15,12.17; 1 Joh 2,10; 3,10f.14.23; 4,7-20), der

Gottesliebe (vgl. 1 Joh 4,20f; 5,1f) und der

Christusliebe (vgl. Joh 8,42; 14,15.21.23-28).

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β) Menschliche Liebes-Phänomenologie

Der erste Typus: Ich - Es - Beziehung

- Das liebende Subjekt wendet sich einem geliebten

Gegenstand zu und lässt sich durch diesen hinreißen.

Der zweite Typos: Ich - Du - Beziehung

- keine Objektbezogenheit mehr, sondern ich erkenne den

Geliebten als eigenständiges Subjekt, als Du.

J. P. Sartre: „Jeder der beiden Liebenden ist gänzlich der

Gefangene des anderen, insofern er sich von ihm unter

Ausschluss jedes anderen lieben lassen will; gleichzeitig aber

verlangt jeder vom anderen eine Liebe, die sich keineswegs

auf einen ‘Entwurf, geliebt zu werden, beschränkt.“

Der dritte Typus: Ich - Du - Wir - Beziehung

- nicht mehr exklusive Zweier/gemeinschaft, sondern

gemeinsame Hingabe der beiden an einen Dritten

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Die Person findet ihre Tiefe nur im

Ausgespanntsein auf ein anderes Du im

gemeinsamen Medium sich übersteigender Liebe.

Der Personbegriff ist ursprünglich trinitarisch

entfaltet worden, im Umfeld einer

offenbarungsmäßig begründeten Theologie der

Liebe.

Die Personalität des Menschen in Einheit mit einer

gelungenen Liebe zwischen Ich und Du im

gemeinsamen Wir steht geistesgeschichtlich in

engstem Zusammenhang mit dem Verständnis der

Personen in Gott in der Wesenseinheit der einen

Agape.

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γ) Fazit

Agape

- Es ist dies eine Liebe, die bis ins Äußerste geht.

- Diese göttliche Liebe kann nicht deduziert werden.

- Wir müssen sie uns schenken lassen.

Diese Agape ist uns heilsgeschichtlich eröffnet in ihrer

Bezogenheit auf Welt und Geschichte.

- zum einen sind wir Menschen in unserer

Geschöpflichkeit zutiefst angegangen, // wir

sind erkannt und zu uns selbst befreit: berufen

zum Personsein in Liebe.

- zum anderen: dieses Personsein in Liebe

haben wir zu realisieren: als Liebe zu Gott

und als Liebe zum Nächsten.

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b) Was meint Communio?

Communio bedeutet: Gemeinschaft. Die Wortwurzel „mun-„ besitzt

zwei bildliche Konnotationen:

- moenia: Schanze, Umwallung; Stadtmauer

- munus: Aufgabe, Dienstleistung und Gabe, Gnade, Geschenk.

Der Communio-Begriff impliziert also:

- Schutz und Hin-Gabe.

- Vermittlung von Identität und Differenz, Einheit und Vielheit.

- Kommunikation

Der Communio-Begriff verweist neutestamentlich auf den Terminus

koinonia.

Koinonia bezeichnet in der paulinischen Theologie die Teilhabe, die

Gemeinschaft im Sinne einer engen Verbindung in gegenseitiger

Relationalität, d.h.:

1. Anteilhaben, 2. Anteilgeben und 3. Gemeinschaft.

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1 Kor 10,16

16a Ist der Kelch des Segens, über den wir

den Segen sprechen, nicht Teilhabe am Blut

Christi?

16b Ist das Brot, das wir brechen, nicht

Teilhabe am Leib Christi?

17a Ein Brot ist es. Darum sind wir viele ein

Leib;

17b denn wir alle haben teil an dem einen

Brot.

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Zum Paulinischen Begriff der koinonia

Paulus interpretiert das Herrenmahl im Blick auf die Koinonia

der (Einzel-) Gemeinde. Umgekehrt entfaltet er sein

Gemeindemodell vom sakramentalen Geschehen her.

=►theologische Implikationen: Gemeinschaft der

Glaubenden mit dem Vater, mit Christus und dem Heiligen

Geist (vgl. 1 Kor 1,9 - 2 Kor 13,13 - Phil 3,10).

=►anthropologische Dimension: die gnadenhaft gewährte

Gottesgemeinschaft entlässt eine horizontale

Glaubensgemeinschaftskommunikation aus sich, die

- eine Gemeinschaft des Glaubens (Phlm 6; Gal 5,6)

- eine solche des Geistes (Phil 2,1)

- der Verbundenheit (Phlm 17)

- des Leidens (2 Kor 1,9)

- der apostolischen Mitarbeit (2 Kor 8,23)

- sowie der Konfliktfähigkeit (Gal 2,9)

ist.

=►sozialethische Dimension: würdiges, sozial ausgerichtetes

Verhalten beim Herrenmahl (vgl. 1 Kor 11,17-34) und auch

sonst Hilfe in Notsituationen (vgl. Phil 4,15-20)

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Der LThK (3. Aufl.) fasst diesen Schlüsselbegriff zusammen:

„Als theologischer Begriff bezeichnet Communio in seiner Grundbedeutung die in der Gemeinschaft des dreieinen Gottes vorgebildete und in der Teilgabe an seinem Leben gründende personale Gemeinschaft der Menschen mit ihm und den Mitmenschen, wie sie in Jesus Christus in einmaliger Weise vollendet, ermöglicht und in seiner Kirche kraft des Hl. Geistes anfanghaft verwirklicht ist.“

(Joachim Drumm, Art. Communio I. Syste-matisch-theologisch, in: LThK3 2, 1280.)

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α) Analogizität der Redeweise

Menschliche Personalität bedeutet einerseits eine

immer schon gegebene Unersetzbarkeit und

Würde, andererseits eine Relationalität, insofern

sich der Mensch nur in Beziehung zu anderen

findet und versteht.

Der menschlichen Person eignet ein substantialer

Selbstand, der im Leib seinen Ausdruck findet.

Der Mensch kann Communio und

Kommunikation pervertieren, indem der andere

Mittel zum Zweck wird.

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β) Gegenakzent: Die Trinitarische Communio

Die Einheit in der Agape - Communio

13 Die Einheit in Gott besteht nicht gegen oder

gegenüber etwas anderem, das damit

zusammengebracht werden müsste, vielmehr greift

diese Einheit Differenz schon ursprünglich mit ein.

14 Die Einheit des göttlichen Wesens resultiert nicht

aus verschiedenen Einzelmomenten, sondern ist eine

ursprüngliche Einheit in ursprünglicher

Verschiedenheit.

15 Die göttliche Einheit ist in und mit jeder Person

gegeben, da jede Person ihre Einmaligkeit von den

anderen Personen her erhält (Perichorese).

16 Die Agape-Communio ist das, was zuhöchst

vereint, indem sie zugleich das bleibend unterscheidet,

was diese Einheit ausmacht.

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Die Differenz der Personen

a) Der Vater

Der Vater ist die UrGabe. Seine Identität besteht

darin, sich zu verschenken und vom Sohn her seine

ewige Identität ewig neu zugesprochen zu bekommen.

Indem der Vater die UrGabe ist, gibt er auch der

gesamten Communio Halt und Grund.

b) Der Sohn

Der Sohn ist Dasein im Empfang vom Vater und in

dankbarer Rückgabe an den Vater.

Sofern der Vater als die Mitte der göttlichen

Communio verstanden werden darf, so der Sohn als

äußerste Peripherie und Möglichkeit.

Der Sohn ist Ausdruck, Wort, Gestalt des Vaters.

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c) Der Hl. Geist

Der Heilige Geist besitzt einen Doppelcharakter: 1.

Inbegriff der gegenseitigen Liebe von Vater und Sohn

und so das verbindende Band zwischen beiden, das

die Einheit bewirkt.

2. Objektive Frucht dieser Liebe und damit die dritte

Person.

Im Geist ist das Ganze der väterlich-sohnlichen Liebe

in einer Person greifbar.

- der Geist kann Gott genannt werden (vgl. Joh 4,24);

- der Geist kann hinter dem Wirken von Vater und Sohn

zurücktreten, da er Grundlage dieses gemeinsamen

Wirkens ist (vgl. Joh 17,21 ff);

- der Geist ist nur schwer personal fassbar.

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1.2 Die Wesenseigenschaften Gottes (Notionen)

a) Die Unendlichkeit Gottes und seine Heiligkeit

Jüdisch - christliches Gottesverständnis = Neuverständnis

In seiner unerschöpflichen Liebe ist Gott zwar der Welt

enthoben, aber in dieser Liebe wendet er sich der Welt gerade

zu, um sie in seine Heiligkeit der Liebe hineinzuholen.

Trinitarische Relationen:

Die Unendlichkeit der Liebe Gottes erweist sich darin, den

Gegensatz zwischen seiner Heiligkeit und der sündhaften Welt

nochmals zu überwinden, ohne dass die Welt in Gott hinein

aufgelöst würde oder Gott in die Welt.

Der Geist bringt die Gegensatzpole in eine Beziehung der

Liebe.

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b) Gottes Ewigkeit

Unvergänglichkeit = Charakteristikum des Göttlichen. ABER

nicht als starre Gegebenheit (nunc stans), als ewiges

stehendes Jetzt.

SONDERN als pulsierendes Leben der Liebe, das immer so

war, so ist und so sein wird.

Plotins: Ewigkeit als Gegenwart der Ganzheit des Lebens

(Enn III,7,3).

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c) Gottes Allgegenwart und Allmacht

Allgegenwart Gottes:

Gott ist allen Dingen auch am Ort ihres eigenen Daseins

gegenwärtig.

Jer 23,24: Gottes Gegenwart erfüllt Himmel und Erde.

1 Kön 8,27 „aller Himmel Himmel“ können ihn nicht fassen.

Allmacht Gottes :

Allgegenwart = Vorbedingung für die Allmacht

Allmächtig ist Gott, weil er keine Grenzen hat und unendlich

ist..

Allmacht = Allmacht der Liebe, die den anderen in die

Gemeinschaft dieser Liebe, somit in die Unendlichkeit

Gottes, hineinnehmen möchte.

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2. Dogmatische Konkretisierung

2.1 Der trinitarische Gott und die Schöpfung

a) Die trinitarische Liebe als „Raum“ der

Schöpfung

Christologisch-pneumatologische Konsequenzen

17 Wenn die Welt am Ort des Sohnes ihren Platz hat, dann

ist der Sohn in besonderer Weise auf die

Fleischwerdung hin zugestaltet.

18 Da die Welt aufgrund des gemeinsamen Liebes-

ratschlusses von Vater, Sohn und Geist geschaffen ist,

verbürgt der Sohn eher das Gegenüber zum Vater,

während der Heilige Geist eher die Bezogenheit der

Schöpfung auf die väterliche Liebe repräsentiert.

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Kosmologisch-anthropologische Konsequenzen

19 Da der Mensch wie die gesamte Schöpfung am Ort des

Sohnes geschaffen ist, ist der Mensch sekundäres Abbild

Gottes und der göttlichen Liebe (vgl. Gen 1,27).

20 An Christus ist ablesbar, wie Gott sich im

Schöpfungsakt idealiter den Menschen gedacht hat.

21 Alles Geschaffene findet erst in der Gemeinschaft mit

Christus seine innerste Vollendung als Einbergung in die

Communio göttlicher Liebe.

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b) Die trinitarische Vielheit in der göttlichen

Einheit als Grund geschöpflicher Pluralität

Joseph Kardinal Ratzinger:

Einführung in das Christentum, (München 196811, S. 139f):

„Nicht nur die Einheit ist göttlich, auch die Vielheit ist

etwas Ursprüngliches und hat in Gott selbst ihren inneren

Grund. Vielheit ist nicht bloß Zerfall, der außerhalb der

Gottheit einsetzt, ... sondern entspricht der schöpferischen

Fülle Gottes, der selbst über Vielheit und Einheit stehend

beides umgreift.“

Wenn das Subjekt alles objektivieren und sich einverleiben

möchte, dann kann die objektivierte Wirklichkeit

letztendlich auch gegen das scheinbar siegreiche Subjekt

zurückschlagen: dadurch, dass

a) das Subjekt sich selbst objektiviert oder

b) die allgemeine Tendenz zur Objektivierung auch das

Subjekt von außen erfasst und verobjektiviert.

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c) Die Schöpfung als Bild der Trinität

Viele Denker der klassischen Metaphysik wie Erich

Przywara, Gustav Siewerth, Ludger Oeing-Hanhoff und Hans

Urs von Balthasar:

„Der Ausgangspunkt für eine grundlegende trinitarische

Abbildlichkeit alles Geschaffenen ist die Realdistinktion

von Sein und Wesen.“

Identität im Sein und Differenz im daseienden Wesen

Geschehen gegenseitiger Mitteilung von Sein und Wesen, so

dass sich daraus ein drittes zeitigt: das Da des Seins in einer

konkreten Wesenheit:

so hat der konkrete Mensch sein Dasein.

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Erste Spur: Die Communialität des Geschaffenen

Nach Karl Rahner ist der Selbstüberstieg nur möglich,

wenn

"die unendliche Ursache, die als reiner Akt alle Wirk-

lichkeit in sich vorausenthält, zur 'Konstitution' der end-

lichen Ursache als solcher ('in actu') gehört, ohne ein

inneres Moment an ihr als Seiendem zu sein".

K. Rahner, Die Hominisation als theologische Frage, in: P. Overhage/K. Rahner, Das Problem der Hominisation (QD 12/13), Freiburg 1961, 69.

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2.2. Das trinitarische Heilsdrama

a) Die Sünde und die "Reaktion" Gottes

Sünde egozentrische Isolierung des Menschen gegenüber Gott

und dem Nächsten.

- Perversion der Communio

- Angst, Sinnlosigkeit (Nietzsche) und Tod

- negative Auswirkungen auf die Gesamtschöpfung

Die Verweigerung des Menschen betrifft auch Gott in der

Mitte seiner Liebe:

"Die Sünde trifft somit Gott in das Leben seiner trinitarischen

Liebe hinein." (Greshake, Der dreieine Gott 333)

Dies aber bedeutet für den Sünder den Tod, da er sich seine

Lebensgrundlage entzieht.

Wie kann Gott damit umgehen?

HANS URS VON BALTHASARS in der TD III, 300-302:

Differenz der Liebe zwischen Vater und Sohn muss auch eine fehlgegangene menschliche Freiheit einholen können.

=►Engagement aller drei göttlichen Personen

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b) Der Sohn im Heilsdrama

Die Verfasstheit der Person Jesu Christi ist von einer

doppelten (gelebten) Relationalität her bestimmt.

a) Dieser Jesus Christus lebt ganz und gar aus und in der

Beziehung zum Vater - trinitätsimmanent, von daher auch

heilsökonomisch.

b) In dieser Verfasstheit lebt er aber dann auch in einer

vollkommenen Relation zu uns Menschen – in allem uns

gleich (außer der Sünde).

Greshake, Der dreieine Gott 361:

Erste Richtung:

Vater Jesus Christus

im Hl. Geist

Zweite Richtung:

Jesus Christus Welt

im Hl. Geist

Vater Jesus Christus Welt

im Hl. Geist im Hl. Geist

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Anmerkungen:

Jesus Christus als "perfectus communicator",

- der als der Mittler schlechthin die Liebe Gottes in diese

Welt bringt (einschließlich einer erneuerten Communio)

- und der zugleich - als unser Bruder - Antwort gibt, indem er

uns alle in sein Ja zu Liebe und Communio hineinnimmt.

Am Kreuz Christi kommen zwei Bewegungen überein:

a) Gott hat in seiner Freiheit das Kreuz zugelassen als

Konsequenz einer sich verweigernden Welt.

b) Aber im sterbenden Jesus, diesem Menschenbruder, ist

auch der Mensch engagiert.

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Für den Menschen bedeutet dies konkret:

1. Jesus ist nicht von den Toten weg erhöht worden. Sondern

da der gekreuzigte Tote auferweckt wurde, ist die Todeslinie

des Menschen durchbrochen.

Im Tod kann der Mensch sich dem Heilstod Christi

übergeben und somit in die Liebesbeziehungen des dreieinen

Gottes fallen lassen.

2. Der Mensch vermag in der Nachfolge Christi seine wahre

Freiheit zu realisieren.

Die Freiheit in ihrer Egozentrik ist dann aufgehoben zu einer

Selbstwerdung in der Nächsten- und Gottesliebe.

3. In der christlichen Sendung findet der Mensch seine

Identität in der Ausrichtung auf Gott und den Nächsten hin.

Der Mensch findet seine wahre Personalität in der

Relationalität einer Agape-Communio.

Ganz verdichtet gesagt: Die Personalität des Menschen ist

ein trinitarisch geprägter Grundakt.

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c) Der Geist im Heilsdrama

Der Geist führt in den Raum der Liebe zwischen Vater und

Sohn ein, der er selbst ist. (vgl. 1Joh 4,6: „Geist der

Wahrheit“)

Dies bedeutet für das Werk des Hl. Geistes ein zweifaches:

a) Universalisierung des Werkes Christi durch den Geist

b) Einholung des Menschen in Wahrheit und Leben der Liebe

durch den Hl. Geist als „Vergöttlichung“ oder

„Einverleibung in Christus“.

Für den Menschen bedeutet dies, daß er subjektiv die Liebe

Christi in der Nachfolge zu realisieren vermag.

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d) Gott-Vater im Heilsdrama

Gottes Handeln in der Welt und sein Wesen

Die immanente Trinität, d.h. das göttliche Beziehungswesen,

ist die Grundlage für die Heilsökonomie.

Gott konnte an uns handeln – in der Welt – ohne seiner

Transzendenz zu verlieren.

Durch dieses Handeln bekundet er darüber hinaus die

Eigenschaften seines Wesens.

Dabei sind die göttlichen Personen Subjekte des Handelns.

Das göttliche Handeln in der Welt muss dabei dem

immanenten Wesen entsprechen.

PANNENBERG,Systematische Theologie I 423:

„Gott verwirklicht sich selbst in der Welt durch sein

Kommen in die Welt. Dafür ist sein ewiges Dasein in der

Gemeinschaft des Vaters, des Sohnes und des Hl. Geistes

schon vorausgesetzt, und das ewige Wesen Gottes bedarf

nicht der Vollendung durch sein Kommen in die Welt,

obwohl mit der Schöpfung einer Welt die Gottheit Gottes

und sogar sein Dasein abhängig werden von der Vollendung

ihrer Bestimmung in der Gegenwart der Gottesherrschaft.“Folie 123

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Gott in und über dem Heilsdrama

Im Alten Testament offenbart sich Jahwe als der, der sich

zugleich entzieht.

- Vgl. Ex 33,18

- Vgl. Weish 7,22-30 va. Vers 27: „Sie ist nur eine und

vermag doch alles; ohne sich zu ändern, erneuert sie alles.“.

Im Neuen Bund tritt Jesus als Sohn des Vaters in dieser Welt

auf.

- Jesus wird unser Bruder in der Welt.

- Vater bleibt aber über dem Drama.

H. U. von Balthasar notiert dazu:

Gott „ist über dem Spiel, weil nicht in dasselbe verstrickt,

aber in ihm, weil er sich darin voll engagiert.“ (TD II,2 471)

c) Die Agape als Schlüsselbegriff

der einerseits Gottes ewiges Sein, anderseits Gottes Handeln

in der Zeit betont.

Nach Balthasar ist die Liebe ein immer neues Geschehen, eine

ewig aktuelle Bewegtheit und Überraschung, die alles Werden

(im endlichen Sinne) ausschließt. (Vgl. TD IV 59, 67)

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Zum Problem der Unveränderlichkeit?

Wenn aber in Gottes immanenten Liebesbeziehungen schon

alle Möglichkeiten der Liebe (auch im Umgang mit dem Übel

in der Welt) je schon verwirklicht und eingeholt sind, führt

dann ein solches Verständnis zur Unveränderlichkeit Gottes?

Ist Gott des Mitleidens fähig? Verspürt Gott am Kreuz einen

Schmerzen?

d) Über das Mitleiden Gottes

Der Gott des Alten Bundes ist nach Gen 6,6, Ps 78,41 und Jes

63,10 durchaus von Schmerzen "berührbar".

Auch Jesus empfindet Schmerz (vgl. Mt 17,17; 27,46).

Doch die Frage ist jetzt wiederum, ob der erlittene Schmerz

von außen etwas// in das innerste Wesen Gottes hineinbringt.

1) Gottes Apathie bei den Kirchenvätern

Sie verweisen auf Gottes Überweltlichkeit und

Leidensunfähigkeit, um Gottes biblisch ausgesagte

Transzendenz zu betonen.

Darüber hinaus gibt es jedoch die biblisch bezeugte

Leidenschaft Gottes, die keineswegs verkürzt werden darf.

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2) Lehrentscheidungen

Ziel: Abwehr des Modalismus

Das Konzil von Konstantinopel (381) betonte deshalb die

Einheit des Wesens bei der Verschiedenheit der Hypostasen

(mia ousia - tres hypostaseis).

Diese Verschiedenheit der Personen verbot es nun aber, das

Leiden des Sohnes auf den Vater zu übertragen.

Das bedeutet aber keine totale Unberührtheit des Vaters. Vater

und Sohn leiden vielmehr auf verschiedene Weise.

Auf dem 2. Konzil von Konstantinopel wurden diesen

Auseinandersetzungen mit folgender Formel beendet: "Unus

ex Trinitate passus est" (DH 401f). Christus, der Logos, hat

also gelitten; das Leiden betrifft Gott unmittelbar.

Daraus folgt:

- dass Gott das Leiden von außen nicht treffen kann.

- dass er dennoch zu leiden, mitzuleiden vermag und sich

insofern diesem Leiden aussetzt.

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3) Jürgen Moltmann als Vertreter heutiger Theologie

Jürgen Moltmann, Trinität und Reich Gottes 1980, S. 40:

„Das Leiden der Liebe betrifft nicht nur das erlösende Handeln Gottes nach außen, sondern auch die trinitarische Gemeinschaft in Gott selbst. Das extratrinitarische Leiden und das innertrinitarische Leiden entsprechen sich darin. Denn das göttliche Leiden der Liebe nach außen gründet im Schmerz der Liebe innen.“

Ebd. 177 notiert er:

„Am Kreuz schafft Gott Heil nach außen für seine ganze Schöpfung und erleidet zugleich das Unheil der ganzen Welt nach innen an sich selbst. Den opera trinitatis ad extra entsprechen von der Schöpfung der Welt an passiones trinitatis ad intra. Anders wäre Gott als Liebe gar nicht zu verstehen.“

Dabei geht Moltmann jedoch soweit, dass er ebd. 176 sagt:

„Das Kreuz des Sohnes auf Golgotha reicht in seiner Bedeutung bis in die Mitte der immanenten Trinität hinein. Es ist von Anfang an keine immanente Trinität ... ohne das 'geschlachtete Lamm' denkbar.“

Daraus folgt für den evangelischen Theologen die "These von der fundamentalen Identität der immanenten und der ökonomischen Trinität" im Sinne einer "Wechselwirkung zwischen dem Wesen und der Offenbarung, dem Innen und dem Außen des dreieinigen Gottes" (ebd. 177)

Folie 127

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Kritisch wird man hier anfragen müssen:

Wenn Moltmann die Differenzierung zwischen immanenter und ökonomischer Trinität so gut wie aufhebt, ist dann noch die Freiheit der Liebe gewahrt?

Vgl. dazu ebd. 74:

„Die Schöpfung ist ein Teil der ewigen Liebesgeschichte zwi-schen dem Vater und dem Sohn. Sie wird aus der Liebe des Vaters zum Sohn geschaffen und durch die erwidernde Liebe des Sohnes zum Vater erlöst. Die Schöpfung ist da, weil die ewige Liebe sich ihrem Anderen schöpferisch mitteilt. Sie ist da, weil die ewige Liebe Gemeinschaft sucht und in Freiheit erwidert werden will. Darum ist die Geschichte der Schöpfung gewiß als Tragödie der göttlichen Liebe anzusehen, die Ge-schichte der Erlösung aber als Fest der göttlichen Freude.“

Hier liegt der Verdacht, dass Gott als die Liebe, als die Trinität, sich selbst erst in der Selbstmitteilung an die Welt zu vollenden vermag.

Die Schöpfung samt Gottes Schmerz an ihr wird zu einem Moment im Prozess Gottes.

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4) Der Ansatz H. U. von Balthasars

Differenzierung zwischen immanenter und ökonomischer

Trinität, die Gottes Freiheit wahrt. Er schreibt in TD III 300,

dass

„ein Weg gefunden werden [muss], die immanente Trinität so als den Grund des Weltprozesses (bis hin zur Kreuzigung) zu deuten, daß sie [nicht] ... wie bei Moltmann, als in den Weltprozeß verstrickt, daß sie vielmehr als jene ewige und absolute Selbsthingabe verstanden wird, die Gott schon in sich als die absolute Liebe erscheinen läßt, woraus sich erst die freie Selbsthingabe an die Welt als Liebe erklärt, ohne daß Gott zu seinem Selbstwerden des Weltprozesses und des Kreuzes bedürfte“.

Nach Przywaras Deutung in Alter und Neuer Bund 1956, 540

gilt:

das „Noch-so-Groß der Ähnlichkeit der 'Trinität in uns“ steht

in einer ausbalancierten Schwebe zur „Unähnlichkeit der

Trinität in sich“.

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