01 MUSTER - TEST 6 1SEITE 0 - acoustics meets perfection · PDF filezen. Dass Tommy Flanagan...

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Kleine, hohle Ahornblöcke mit

Löchern und Kupferdraht, was kann

das sein? Akustik-Elemente von

Franck Tchang, dem Erfinder der

Acoustic System Resonators? Ein

Bericht über die erstaunlichsten

Hörerfahrungen und ein ebenso er-

staunliches Produkt.

Raumreinigung

Stellen Sie sich vor, Sie besuchen eine HiFi-Messe, sagen wirmal in München, und gehen durch eine große Halle. Es ist, ja,hallig, ein Durcheinander von Stimmen und Geräuschen, undaus einem Eck fängt immer wieder irgendein Computerspiel auseiner Heimvideo-Anlage zu dröhnen an. Direkt gegenüber einkleiner Stand, abgegrenzt von drei Wänden, oben und vorne of-fen. Der Aussteller Thomas Fast ist von dem alle paar Minuteneinsetzenden Lärm genervt, der wieder und wieder zu derganzen Geräuschkulisse hinzukommt. Dann nimmt er vier klei-ne Ahornblöcke in die Hand, will sie offenbar demonstrieren.Doch bevor Sie die unscheinbaren quadratischen Dinger in Au-genschein nehmen können, stellt er sie auf den Boden. Sie sindfür einen Moment ein bisschen überfordert in diesem Messetru-bel, fragen sich, warum er die Teile jetzt auf den Boden stellt,statt sie zu zeigen, drei vor die Wände, eines in die offene Seite.Und stürzen von diesem kurzen Augenblick der Wirrnis in eineArt klangliche Wunderwelt.Denn während Thomas Fast weiterspricht, ist Erstaunliches

mit seiner Stimme passiert, etwas, auf das Sie nicht gefasst wa-ren: Plötzlich wirkt seine Stimme näher, sie scheint besser aus

xxMitspielerPlattenspieler: Brinkmann Oasis, TW-Acustic Raven Black Night Tonarme: Brink-mann 10.5, TW-Acustic Raven 10.5 Tonabnehmer: Brinkmann Pi, Kondo IO-M Pho-noübertrager: Kondo KSL-SF-Z Phonostufe: Tron Seven Phono CD-Spieler: Spec-tral SDR4000SL D/A-Wandler: Eximus DP1 Vorverstärker: Spectral DMC30SS,Tron Seven Line, Thöress Full Function Preamplifier Endverstärker: Rike Audio Edzard, Tron Telstar, Spectral DMA-260, Thöress 300B Lautsprecher: HarbethM40.1 Kabel: Audioplan MusiCable und PowerCord, Silent Wire Imperial, Tron, Harmonix Golden Performance Zubehör: Audioplan: Powerstar S III, Finefilter S, Powerplant 100 S, 1500 U; Thixar Gerätebasen, Acoustic System Resonatoren undPhase Correctors, Harmonix RFA-7800 Room Tuning L’Art du Son CD-Reiniger/Con -ditioner + Record Cleaning Fluid, Stylastxxxx

Raumakustik-Tuning Acoustic System Phase CorrectorsAutor: Uwe Kirbach Fotografie: Rolf Winter

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Raumakustik-Tuning Acoustic System Phase Correctors

dem umgebenden Geräusch-Tohuwa-bohu herausgehoben, dieses wirkt zu-gleich leicht gedämpft. Die ganze aku-stische Situation wirkt angenehmer,wie beruhigt. Sie denken, vielleicht hater seine Stimme verändert, er nimmtauf Ihre Bitte die Klötzchen wiedervom Boden auf. Alles wieder wie vor-her, jetzt kommt Ihnen die akustischeUmgebung etwas nervig-aggressivvor. Sie bitten ihn, die vier Ahorn -quader erneut wie eben zu platzieren.Wieder der genau gleiche beruhigendeEffekt: Als hätte sich über die Außen-welt eine leichte akustische Decke gelegt und Sie seien mit Ihrem Ge-sprächspartner in eine nähere, akus -tisch intimere Situation versetzt wor-den. Es ist im Wortsinn eine verrückteSituation, eine, die gegenüber vorherakustisch woanders hingerückt wur-de. Von einer faszinierenden Erfah-rung zu sprechen, wäre wirklich un-tertrieben. Hätten Sie dasselbe soerlebt wie ich angesichts dieser nurfünf mal fünf Zentimeter großen undsechzehn Millimeter starken Quaderaus gewachstem Ahorn, Sie wären si-cher genauso perplex gewesen.Es widerspricht völlig unserer All-

tagserfahrung, dass derart kleine Teileein akustisches Setting so deutlich undwiederholbar zum Positiven verän-dern können. Meinem Hörsinn kannich jedoch trauen, und da ich gar nichtwusste, was mich in der beschriebenenSituation erwartete, konnte kein Zwei-fel darüber bestehen, dass es sich hierum ein außergewöhnliches Produkthandelte, das für eine so außerge-wöhnliche Hörerfahrung sorgte.„Phase Correctors“ heißen die Ahorn-klötzchen, sie stammen aus der Werk-

statt von Franck Tchang, dem Mann, der auch hinter den „Reso-nators“, den längst berühmten Klangschälchen aus Bronze, Gold,Silber oder Platin seiner Firma Acoustic System steckt. Die Reso-nators verwende ich schon seit Jahren, habe sie schätzen gelerntals sehr wirkungsvolle, bei falscher Anwendung aber auch klang-lich nicht ungefährliche Werkzeuge. Falsch eingesetzt können sieMusik im Hörraum statt freier, transparenter, dynamischer undklangfarbenstärker auch wie klanglich etwas verbogen wirkenlassen. Ganz anders die ungleich preisgünstigeren Phase Correc-tors, die ich, je nach gelungenem Einsatz, mehr oder etwas weni-ger verblüffend wirksam erlebt habe.Lassen Sie sich gleich die nächste verblüffende Erfahrung schil-

dern, wieder eine, die mich unvorbereitet getroffen hat, obwohlich die Wirkung der Phase Correctors ja schon kennengelernthatte: Diesmal befinden wir uns im Hörraum von image hifi, diesonst installierten Room Tuning Disks von Harmonix waren ab-genommen, um allein die Wirkung der kleinen Ahornteile beob-achten zu können. Ich hörte mir einige sehr unterschiedlichePlatten an und positionierte die Phase Correctors danach gemäßder Anleitung. Also den ersten zwischen die Lautsprecher mit einpaar Zentimetern Abstand von der Rückwand auf den Boden ge-stellt, der kleine Punkt aus echtem Türkis zeigt dabei auf denHörer.Dann in Verlängerung der einander zugewandten Lautspre-

cher-Seitenwände wieder je einen an die Rückwand, und zwarso, dass sich die flachen Seiten mit dem Türkis gegenüberstehen.Nun noch einen an die Wand hinter den Hörplatz. Es war ruhigim Hörraum, niemand befand sich außer mir darin, doch nochwährend ich nach der Positionierung des vierten Phase Correc-tors zurück zur Anlage ging, um die letzte Platte erneut zu spie-len, bemerkte ich eine Änderung im Raum. Nicht wirklich stark,aber doch deutlich genug, um eine unzweifelhafte Veränderungzu hören, die ich gar nicht erwartet und auf die ich mich deswe-gen überhaupt nicht konzentriert hatte: Mit einem Mal wirkteder Raum noch ruhiger, was sich beispielsweise so auswirkte, alswürden meine Schritte auf dem Nadelfilzboden etwas gedämpf-ter klingen und vor diesem ruhigeren Hintergrund etwas diffe-renzierter zu hören sein. Erstaunlich. Hier, in dieser stillen Um-gebung war die Wirkung sicher nicht so stark wie in der lautenMessehalle. Dennoch hatte ich den Effekt der Phase Correctorszum zweiten Mal deutlich wahrgenommen, ohne dass ich auf ir-gendetwas geachtet oder mit etwas gerechnet hatte. Und, wohl-gemerkt, zum zweiten Mal ohne Musik.

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schon vorher zu hören, aber jetzt erklang sein Piano differen-zierter, eigenständiger und wurde weniger vom Soloinstrumentverdeckt. Und dazu wirkte alles etwas lauter, gerade am Ende wa-ren etwa die Luftgeräusche aus Coltranes Saxofon eindeutig bes-ser zu hören. Insgesamt liessen einen die Phase Correctors näheran die Musik heranrücken und besser in sie einsteigen. Um daseinmal ein wenig in eine HiFi-Systematik einzuordnen, ich spre-che hier von einer Verbesserung, die einen bei einem Verstärkeroder Plattenspieler ein paar Tausend Euro kosten kann.Um es den kleinen Holzquadern etwas schwerer zu machen,

nahm ich danach eine LP, mit der ich noch nicht so vertraut war,und die in ihrem recht zweidimensionalen Mix-Gebäude wenigaudiophile Freuden machte. Was aber nach der Installation derPhase Correctors mit dem aktuellen Album Tales Of A Grass -widow (City Slang Slang50050LP) der CocoRosie-Schwesternpassierte, war nicht weniger als phänomenal: Nun ist nicht nursehr viel klarer zu hören, dass Biancas raue und immer etwas nä-selnde Stimme in „After The Afterlife“ aus verschiedenen Ge-sangsspuren zusammengesetzt ist, sie erklingt jetzt auch ganzfrei und offen im Raum, größer und wie von allen Störungen be-freit. Wunderbar, wie nun alle einzelnen instrumentalen Stim-men im Raum verteilt sind, wie vor allem die perkussiven Ele-mente dynamischer klingen und die Trash-Sounds jetzt erstihren eigenen Charme entfalten und nicht mehr nur schrottigklingen. Und auch in „Tears For Animals“ entfalten gleich dieers ten Klänge eine vorher so nicht dagewesene Raumwirkung,ebenso wie Antony „Do You have love for human kind?“ kräfti-ger singt und damit seiner Interpretation erst den richtigen Aus-druck verleiht. Genauso Biancas Stimme, die nun kerniger, knar-ziger, charakteristischer und dazu wieder weiter vorne erklingt.Es ist einfach alles derart deutlich besser, dass es leicht fällt zu sa-gen, ohne Phase Correctors hat diese LP eher angestrengt, mitihrer Hilfe vermittelt sie dagegen auch klanglich richtig Spaß!Wie machen Franck Tchangs Phase Correctors das, was so gut

gelingt? Zusammengefasst sagt er, dass durch das rückwärtigeLoch der kleinen Teile die bewegten Luftmoleküle in eine akusti-sche Kammer eintreten. Zwei winzige Löcher auf der Ober- undUnterseite sollen für eine Dekompression des Hohlraumes sor-gen. Besonders die tieferfrequenten Reflexionen der Grenz-flächen sollen so ausgelöscht werden. Für unsere Vorstellungs-kraft ist eine solche Erklärung ziemlich anti-intuitiv – wirkönnen uns vor allem nur schwer vorstellen, wie so kleine Teileeine so große Wirkungskraft haben sollen. Nach jahrelanger Be-

Was war da jeweils passiert? FranckTchang erklärt die Wirkungsweise so:In jedem Raum bilden sich durch dieBewegung der Luftmoleküle Bereichemit stärkerer und geringerer Energie-dichte. Ganz der herkömmlichen Leh-re folgend befinden sich akustischeKnotenpunkte in der Nähe der Grenz-flächen, also am Boden und in Wand-und Deckennähe. Wenn die bewegtenMoleküle nach dem Auftreffen aufden Wänden von diesen reflektiertwerden, bewegen sie sich nicht nur inden Raum – und damit zum Teil aufden Hörer – zurück. Sie tun dies nachFranck Tchangs Erklärung wegen derum 180 Grad gedrehten Richtungauch mit umgedrehter Phase und ver-mischen sich so mit den nächsten an-kommenden Klangwellen. Genau die-sen, von unserem Hörsinn alsVerunklarung wahrgenommenen Ef-fekt, sollen die Phase Correctors ver-ringern. Ob und wie sehr sie sich auf die Wie-

dergabe von Musik im Raum auswir-ken, wollte ich zunächst mit einer LPtesten, die ich sehr gut kenne, JohnColtranes Giant Steps (Atlantic SD-1311). Doch um das wahrzunehmen,was mich jetzt erwartete, hätte ichkein mir vertrautes Album gebraucht:Das Drumsolo zu Beginn von „Count-down“ gab einen deutlicheren Blickauf Art Taylors Schlagzeug frei, JohnColtranes bald links einsetzendes Sa-xofon wirkte näher, etwas größer, vorallem aber unverstellter, als hätte manzu stark dämpfende Materialien weg-genommen oder als würde man einStück näher an den Lautsprechern sit-zen. Dass Tommy Flanagan hinterColtrane an den Tasten begleitete, war

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schäftigung mit alternativen Raum-akustik-„Werkzeugen“ halte ich es fürentscheidend, die Thematik nicht vomRaum und der Wirkung her zu den-ken, die die besonderen kleinen Teilevon Acoustic System (oder auch vonHarmonix) auf ihn haben könnten.Sondern von unserem Wahrneh-mungsapparat her, von einem akusti-schen Verarbeitungszentrum in unse-ren Hirnen, das über die ganzeGeschichte der Evolution hinweg ge-lernt hat, aus einem umfassendenakustischen „Angebot“ der umgeben-den Kulisse ganz bestimmte Aus-schnitte bevorzugt wahrzunehmen.Sinnvollerweise sind das beispielswei-se die Signale, die als Erste eintreffenund jene, die ein besonders deutlichesBild vermitteln. So ist es wohl mög-lich, dass unser Hörapparat sich auto-matisch, also ohne bewusste Steue-rung, einen eigenen, selektivenHörraum schafft, einen, der sich mitbesonderen Hilfsmitteln punktuellstark verbessern lässt, ohne dass dergesamte reale Raum umfassend verän-dert werden muss. Übrigens sind keineswegs alle Aspek-

te von Franck Tchangs Entwicklungenvöllig eigentümlich und neu. Die Ar-chitekten unter unseren Lesern wer-den die kleinen, sehr präzise gebohr-ten Löcher der Phase Correctors (undauch der „Sugar Cubes“ von AcousticSystem) von speziellen Akustikmattenoder -paneelen her kennen. FranckTchang ist es aber gelungen, weit überdie Grenzen der üblichen Anwendun-gen hinaus zu denken. Und vor allem,physikalische Grundsätze der Akustikzu verbinden mit der Wahrneh-mungspsychologie, offenbar großteils

xxxxAcoustic System Phase CorrectorsAufbau: Ahornquader mit Einlass- und Druckausgleichslöchern und HohlraumMaße (B/H/T): 5,0/5,0/1,6 cm Preis: 4er Set 360 Euro

Kontakt: Fastaudio, Brählesgasse 21, 70372 Stuttgart, Telefon 0711/4808888,www.fastaudio.comxxxx

Geheimnis: Die grundsätzliche Funktionsweise der hohlenAhornblöcke mit den kleinen Löchern scheint nachvollziehbar,

Details wie der mittige Kupferstab bleiben mysteriös

intuitiv und mittels Versuch und Irrtum. Da ihm dies alles sozu-sagen als Einzelkämpfer gelungen ist, mit der kreativen Hilfe sei-ner Erfahrungen als Musiker, scheue ich mich nicht, ihn als einender ganz wenigen wirklich genialen Entwickler zu bezeichnen.Die Phase Correctors gehören zu seinen wirkungsvollsten undfaszinierendsten Produkten. Probieren Sie sie einfach einmalaus. Nicht nur, falls Sie geneigt sind, ein schnelles Urteil darüberabzugeben.