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Lautsprecher Suesskind PULS De LuxeAutor: Christian Bayer Fotografie: Rolf Winter

Viele haben es versucht. Jetzt hat es

einer geschafft. Joachim Gerhard

stellt ein Breitbandkonzept vor, das

es in dieser Reife bisher noch nicht

gab.

No more shall we part

Ist der Wunsch nach Einfachheit eine Konsequenz, vielleichtsogar eine Notwendigkeit des Älterwerdens? Sind alle Optionenausgeschöpft, sämtliche Komplikationen abgewickelt, waskommt dann? Und was bedeutet „einfach“? Etwa simpel, gar pri-mitiv? Oder doch wieder komplex? Ich denke, es geht um etwasanderes. Um die Konzentration auf ’s Wesentliche, und waskönnte das in Zusammenhang mit Musikwiedergabegeräten an-deres sein als Musik? Nur lassen sich diese Einfachheit und ihreEssenz nicht eben mal so, gewissermaßen aus dem Stand heraus,erreichen. Eine gute Sauce muss auch aus ihrem Soßenansatz re-duziert werden. Eine Pizza besteht aus exakt einer Handvoll Zu-taten: Mehl, Hefe, Wasser, Salz und Olivenöl. Doch schmeckenalle Pizzen gleich? Geschweige denn gut? Natürlich nicht. Des-halb war ich umso neugieriger, wie eine scheinbar einfache„Box“ mit nur einem Breitbänder bestückt klingen würde. Be-sonders gespannt auch deshalb, weil die PULS das neueste Laut-sprecherbaby von Joachim Gerhard ist. Der Joachim Gerhard?Genau, ehemals Mr. Audio Physics und Herr Sonics. Der Mann,der viel dafür getan hat, High-End aus Deutschland weltweit be-kannter zu machen, stellt nun ein Breitbänder-Konzept vor?Großartige Geschichte. Als die ersten Takte von Anouar Brahems Le Voyage du Sahar

(ECM, CD) aus der PULS kommend die Wohnung fluten, meintmeine Freundin spontan: „Da spielt sowas von gut, das klingt wieentkalktes Wasser.“ Leise, laut, lässig, die explosive Dynamik derOud mit einer Präsenz und Deutlichkeit, die sprichwörtlich fürdie Performance der PULS werden sollte. Am nächsten Morgenschalte ich ganz aufgeregt die Anlage ein und höre wieder einmalAtahualpa Yupanqui. Auf 1 (Harmonia Mundi, CD) wimmelt esvon Mikro- und Makroinformationen, tut sich die ganze Welt ineiner Gitarre und einer Stimme auf: das Auf- und Abgleiten der

Feinste Anschlüsse und ein Typenschild, das höchstpersönlich beschriftetwurde: Jede Box trägt Joachim Gerhards Signatur

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Finger auf den Saiten, das Erklingenseines Gesangs, das An- und das Ab-schwellen, das aufschreckende Klop-fen auf den Holzkorpus der Gitarre,die Spannung, die sich aufbaut, dazueine elektrostatengleiche Räumlich-keit. Mein Hund kommt in den Raumgelaufen, um zu schauen, wer da singtund klopft. Das passiert sehr, sehr sel-ten. Ich höre gebannt eine Lieblings-musik nach der anderen, als wollte ichsie meiner neuen Liebe vorführen.Und es ist so, ich habe mich spontanverliebt.Aber gehen wir zurück auf Anfang.

Über Joachim Gerhards audiophileVergangenheit ist – frei nach Karl Va-lentin – bereits alles geschrieben wor-den, nur noch nicht von jedem. Meineerste Begegnung mit ihm fand vorzwei Jahren auf den Wiener Klangbil-

dern statt, einer großen österreichischen Hotelmesse, auf der erzusammen mit Martina Schöner vorführte. Allerdings nicht mitLautsprechern, sondern mit Elektronik. Ich kannte seinen Na-men, hatte aber weder je einen seiner Lautsprecher gehört, nochgewusst, dass er auch Elektronik entwickelt. Die Vorführung warunvergesslich gut, und als ich nach gefühlt zwei Stunden wiederzu mir kam, war mir klar, dass wir uns nicht zum letzten Mal be-gegnet waren. In der Zeit danach habe ich einige seiner sehr un-terschiedlichen Lautsprecherkonzepte hören dürfen und war je-des Mal davon fasziniert. Der Mann ist charismatisch, quecksilberisch schnell in seinem

Denken, mitreißend, auch schwierig. Keiner, der um 16 Uhr denLöffel fallen lässt, sondern das, war er tut, zu 100% lebt – sogarim Schlaf, wie er erzählt. Durch diese Filter kondensiert er unge-heuer viele, immer spannende Projekte. Aber Breitbänder?Kaum etwas polarisiert mehr als dieses Thema. Breit ist ihrÜbertragungsbereich vielleicht schon, aber ist er wirklich „fullrange“, wie man sie auf Englisch nennt? Nein, kein Breitbänderkann „einfach so“ das komplette Frequenzspektrum übertragen,man muss meist mit mehr oder weniger großen Kompromissenleben. Es gibt übrigens im Suesskind-Portfolio, wie die neue Fir-

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Lautsprecher Suesskind PULS De Luxe

Für die PULS-Ausführung werden einige Parameter modifi-ziert. Sie hat einen klassischen AlNiCo-Magneten sowie einenKupferring im Luftspalt, um die Induktivität zu senken. Die Paa-re werden von Joachim Gerhard persönlich streng selektiert undeingemessen. Besonders interessant finde ich die Membran, diein Hunderten Versuchen gesucht und optimiert wurde. Übli-cherweise haben Breitbändermembranen eine sehr steife, harteSicke, die lange eingespielt werden muss. Doch hier gibt es keinezusätzliche Sicke, die Membran der PULS wird in mehrerenSchichten geschöpft und zum Rand hin ausgedünnt und so alsSicke ausgeformt. Diese wird dann von hinten in mehrerenSchichten plastisch bestrichen, um Reflexionen zu unterbinden.Sie ist butterweich und elastisch, kann also sämtlichen dynami-schen Verläufen leicht folgen. Ihre Form ist nach historischemTelefunken-Vorbild als „Nawi“-Membran ausgeführt und wiegtnur 6 Gramm. „Nawi“ ist ein Kürzel für „nicht abwickelbar“.Zerschneidet man eine Nawi-Membran, kann man sie nicht ein-fach zu einem flachen Papier pressen, ohne ihre Struktur kom-plett aufzulösen. Sie ähnelt den „exponentiellen“ oder „hyperbo-lischen“ Trichterformen von Hornstrahlern. Mit ihrer Formvermeidet man die Laufzeit- und Auslöschungsprobleme übli-cher Konus-Membranen durch Partialschwingungen. Da diesesich im klanglich berüchtigten Frequenzbuckel zwischen 1 und 2kHz abspielen und sich nicht einfach so entzerren lassen, hörtman das meistens mehr oder weniger deutlich. Hier unterschei-det sich die enviee mit ihrer Nawi-Membran deutlich von ande-ren Breitbändern wie dem berühmten Lowther: Der Klirrfaktorsinkt erheblich, es entsteht ein Dynamikgewinn und eine besse-re Auflösung bei leisen wie bei lauten Tönen. Man kann so eineNawi-Kurve zwar berechnen, es werden allerdings oft mehrereRadien kombiniert. Das Endergebnis wird nicht von festen Re-geln, sondern von jahrzehntelanger Erfahrung und dadurch aus-gebildeter Intuition geprägt. Eine Nawi-Membran erfordert außerdem eine wesentlich auf-

wendigere Konstruktion und Fertigung inclusive Werkzeugbau.Doch damit spielt der Breitbänder noch lange nicht wirklich ho-mogen. Ab etwa 2 kHz setzen neue Effekte ein: Die Mitte derMembran koppelt sich immer mehr ab, und daher übernimmt beietwa 12kHz der Schwirrkonus mit seinem Phaseplug aus Nuss -baum oder Ahorn die Abstrahlung der hohen Frequenzen. Damitwird die Phase nicht degeneriert und es entsteht keine hörbareSenke. Die meisten Breitbänder haben durch Phasen übergängeim Bereich 6 bis 12 kHz sogenannte Peaks und Dips, also Aus-

ma Gerhards heißt, nach wie vor klas-sische High-End-Lautsprecher wie dieTangram oder die Beo. Und doch warihm die PULS ein Bedürfnis. Ein Be-dürfnis, 40 Jahre Lautsprecherbau vonden ersten Versuchen als Jugendlichermit Lowther-Breitbändern über dieMedea mit Manger-Wandlern biseben hin zur PULS zu konzentrieren. Die konkrete Geschichte der PULS

fing vor etwa 7 Jahren an, als ihn Ar-min Galm zu einem Breitbänderpro-jekt anregte. Galm Audio Produktebeliefert seit 30 Jahren verschiedenebekannte Hersteller, die nicht genanntwerden wollen. Er ist eine Art graueEminenz des Chassisbaus. Es beganndie Entwicklung eines Breitbandchas-sis namens „enviee“, das über die Jah-re immer weiter verbessert wurde.Gerhard hörte, maß die Chassis aus,gab Rückmeldung. Auf jeden Fall soll-te das Chassis eine leichte Membran,einen steifen, aber zierlichen Guss-Korb und einen starken Magneten ha-ben. Anfänglich noch ohne Schwirr-konus, machte Gerhard Versuche inder offenen Schallwand mit der Un-terstützung eines Bändchens. Dochdas weichte das Breitbandkonzept aufund so wurde auf seinen Wunsch hinein Schwirrkonus entwickelt, den dieTraditionsfirma Dr. Kurt Müller inKrefeld zuliefert. Dazu ein Phaseplugaus Holz, damit das Chassis in denHöhen ausgedehnt und wenig bün-delnd abstrahlen kann. Nach 7 Jahrenwar die „enviee“ schließlich serienreif.Aufgrund der aufwendigen Fertigungaller Einzelteile und der damit ver-bundenen hohen Kosten ist sie eigent-lich nur für Industriekunden interes-sant, wie mir Armin Galm gesagt hat.

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und Einbrüche sowie Kamm filtereffekte.Das sorgt für aggressive Höhen, die gleich-zeitig verhangen sind. Erstaunlich ist auchdas Klirrverhalten, es bleibt ab 0.2 kHz un-ter 0.5 % bei einem Wirkungsgrad von über95 dB.Ich höre gut bekannte Musik, um mich

orientieren zu können. Hat mir die sponta-ne Verliebtheit das klare Urteil geraubt? Ohnein. Auf Miles Davis’ Kind of Blue (Co-lumbia Japan, LP) erstrahlt seine Trompetewie die Sonne hinter dem Nebel an einemHerbsttag. Der oft kaum hörbare Bass wirdfast schon haptisch, John Coltranes Tenor-Saxofon wirkt so ungeheuer zärtlich gebla-sen, während Cannonball Adderleys Altorauh und bluesig durch die Stücke pflügt.Die Becken glänzen, das Klavier perlt undswingt, alles ist so authentisch und leben-dig, ohne jemals auch nur im Geringstenaufdringlich oder nervig zu sein. Die PULSmaterialisiert eine selten erlebte Präsenz.Doch ich bin Ihnen noch mehr Informa-

tionen schuldig. Joachim Gerhard setzt zurweiteren Lineasierung des Breitbänders einsogenanntes „Tone Shaping Modul“ (TSM)ein. Das agiert wie ein minimalphasigerEqualizer: Ändert sich die Frequenz, verän-dert sich auch die Phase. Das Eingangssig-nal wird so vorverzerrt, dass sich in derSumme von Tone Shaping Modul – Breit-bänder – Gehäuse – Raum ein möglichst li-nerear Frequenz- und Phasengang ergibt.Das Tone Shaping Modul trennt also nichtdie Frequenzen wie eine konventionelleFrequenzweiche auf, sondern dämpft ein-zelne Frequenzbereiche definiert. Es enthältdrei Bauteile vor dem Wandler und dreiparallel dazu. Die parallelen Bauteile sor-gen auch für eine Linearisierung der Impe-danz, haben also einen Doppelnutzen. Inder einfachen Version der PULS verzichteter auf die drei parallelen Elemente, setzt et-

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was „einfachere“ Bauteile und Verkabelung ein. Doch auch dieseVersion klingt ausgezeichnet, wie ich beim AAA-Forum in Kre-feld hören durfte. Die De Luxe hat Mundorf-Folienspulen mitgroßem Querschnitt. Die Kondensatoren sind sehr große Son-dertypen, ebenfalls von Mundorf, die an den Flachseiten mitKupferplatten verlötet sind und handgelötete Tritec-Kabel alsAnschlussdrähte haben – ein ziemlich seltener Aufwand. Die Widerstände sind Mundorf Supreme und ATE Wire Wound. DieInnenverdrahtung ist Mundorf Silber-Gold Solid Core 1,5 qmm,die Polklemmen WBT Next-Gen Silber. Gerhard sagt dazu:“Ichhabe mich bewusst für einen Materialmix entschieden. Zu vielSilber kann den Klang ausdünnen. Alle Bauteile sind richtungs -orientiert. Die Spulen liegen im negativen Zweig und sind so an-geschlossen, dass die Außenwicklung zur Masse zeigt.“ Die PULS mag Silber-Lautsprecherkabel, wie mir Versuche mit

meinen Tellurium Silberkabeln und den ebenfalls sehr gutenSwissonor Kupferkabeln deutlich gemacht haben. Die Geschlos-senheit nimmt mit den Silberkabeln noch weiter zu: Hier istpraktisch der Sonntagstisch gedeckt. Natürlich könnte der eineoder andere Leser denken, dass ein entzerrter Breitbänder keinechter Breitbänder mehr ist und sich hinter dem Tone ShapingModul doch eine Weiche versteckt. Aber wie schon erwähnt,trennt das Modul nicht, und was die Geschlossenheit angeht:glauben Sie mir nicht, hören Sie sich die PULS selbst an, breit-bändiger und mehr aus einem Guss kann ein Lautsprecher kaumspielen.

Oben links: Nein, das ist keine Weiche, das ist eine Entzerrung namens „Tone Shaping Modul“, die unglaublich gut funktioniert

Oben rechts: Ungewöhnlich geformter Schwirrkonus mit Phaseplug aus Ahorn – so schafft die Puls eine ausgedehnte, gleichmäßige Abstrahlung

Mitte: Gut bedämpft, ohne überbedämpft zu sein. Das Innenleben der Pulszeigt die ganz bewusste Anordnung sämtlicher Zutaten

Links: Der „enviee“ Breitbänder für die PULS in seiner ganzen Pracht: starker AlNiCo Magnet, steifer, aber zierlicher Gusskorb und die extremleichte Membran

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Lautsprecher Suesskind PULS De Luxe

Sein Gehäuse sei ein konsequentes Nicht-Design, hat JoachimGerhard lachend erklärt. Es erinnert an die Boxen unserer Ju-gend, an diese rechteckigen Kisten, an eine Box eben. „Ein Ar-chetyp, schön gemacht“, nennt er das. Allerdings ist nichts an derForm zufällig, sie ist über einen sehr langen Zeitraum durch Si-mulation, Hören und Messen analog zur Entwicklung des Breit-bänders entstanden. Die konkrete Form ist von den Monitoren der BBC inspiriert,

ohne allerdings deren mitschwingende Wände zu kopieren.Front- und Rückwand sind – durch Gummibänder bedämpft –auf einen Holzrahmen aufgeschraubt. Allerdings verwendet Ger-hard im Gegensatz zu den Engländern ein 18 mm starkes, weichesMultiplex, das mit Schwerfolie, einer Sperrschicht und einer Ko-kosmatte veredelt wird. Dadurch ist der Schallaustritt sehr geringund die Resonanzen werden im nicht weiter verstrebten Gehäusewirkungsvoll bedämpft. Der verbleibende Schall ist in das Ge-samtkonzept einbezogen, das Gehäuse schwingt also bei etwa 300Hz kontrolliert mit und wirkt da gewissermaßen wie eine großeBassmembran. Die Rückwand ist etwas fester als die Front ver-schraubt und somit steht die eigentliche Gehäuseform etwasüber, wirkt wie ein T-Träger und verleiht der PULS zusätzlicheSteifigkeit. Das Bassreflexrohr sitzt rückwärtig auf Höhe desChassismagneten, um so den maximalen Druck ableiten zu kön-nen. Bedämpft ist das Gehäuse partiell mit Polyester und gerei-nigter Schafwolle unterschiedlicher Stärke. Apropos Box – sowohl Gerhards als auch meine Frau meinten

spontan: „Die ist schön.“ Ob die PULS nun ein Frauenlautspre-cher ist? Vielleicht. Ich nenne so eine Art von Objekt gerne Fami-lienmitglied. Ein lebendiges Stück Materie, Objekt gewordeneTraumphysik sozusagen. Die Ständer sind eine gemeinsame Ent-wicklung von Joachim Gerhard und Reinhold Schäffer von bFly-

audio und sollten als integraler Be-standteil des Gesamtkonzepts verstan-den werden. Sie sind so gut geworden,dass Schäffer sie jetzt auch separat an-bietet, wie im begleitenden Artikel ge-nau beschrieben. Ich habe sie übrigensmit leicht herausgedrehter Halbkugelbetrieben, so schwebt die PULS prak-tisch über ihrer Stellfläche.Leider kann ich nur einen Bruchteil

der Musik aufzählen, die ich in denvergangenen Wochen gehört habe.Zwei miteinander verwandte Gruppensollen es aber doch noch sein. Velvet Underground ist eine der einfluss -reichsten Bands der Pop- und Rockge-schichte. Fasziniernd genug, dass ihremusikalische Botschaft sich auf all denschlechten Anlagen dieser Welt ver-mittelt hat. „I’m waiting for the man“von ihrem Debütalbum The Velvet Un-derground & Nico (Verve, LP) ist aufeinmal so vielschichtig, so spannend,nicht mehr monoton sondern mono-lithisch, das Stück habe ich jetzt erstwirklich entdeckt. Und da ich mich amAnfang schon in die PULS verliebtund über die letzten Wochen quasi mitihr verlobt habe, ist es nun nur konse-quent, Nick Cave and the Bad Seeds’„And no more shall we part“ (Mute,CD) vom gleichnamigen Album zuhören. Wie bei einer Hochzeitsmesse sinke

ich in die famosen Unzulänglichkeitenvon Caves Stimme: das Gepresste unddas Rauhe, das Zarte und diese Inten-sität: „I’ll never be free, if I’m not freenow.“ Gar nicht düster kommen mirdiese Worte jetzt vor und ja, ich willmich ewig binden. Aber Moment, istdas jetzt wirklich der beste Lautspre-cher, den es gibt? Natürlich nicht, sol-

xxxMitspielerPlattenspieler: Garrard 401, Technics SL-110, Lenco PTP Tonarme: Schick, DenonDA-305 Tonabnehmer: Decca Super Gold mit Paratrace Nadel und Ebenholzgehäu-se, Decca Mono, Grace F8C CD-Laufwerk: Philips CDM 4/19 modifiziert DAC: Tobi-an Dac Vorverstärker: Croft Micro 25 „R“ Endverstärker: Eastern Electric Minimax,Quad 303 Lautsprecher: Tobian 12 Kabel: Lautsprecherkabel Belden 9497, NF-KabelAudio Consulting und Jupiter Netz: Kreder Audio Tuning Tuning: bFly-audioxxxx

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che Kategorien sind unsinnig. Dochdie PULS spielt so natürlich, so leben-dig und plausibel, leise und laut wieaus einem Guss und das schon mit einpaar Röhrenwatt, dass sie mich derMusik noch näher bringt, als ich dasbisher kannte. Sie ist aufstellungsun-kritisch, nur ganz an die Wand mag siewegen ihrer rückwärtigen Reflexöff-nung nicht. Für mich ist die PULS ei-ne singuläre Kulturleistung in einerWelt, in der es nur mehr um Produkte,um Mehrwert, um Profit zu gehenscheint. Sie repräsentiert das zugege-ben nicht ganz billige Geschenk einesMeisters an Menschen, für die Musiksehr viel bedeutet. Die Welt wäre är-mer und meine Welt ganz sicher, wennes sie nicht gäbe.

xxxxLautsprecherSuesskind PULS De LuxePrinzip: Hochwirkungsgrad-Breitband-Kompaktlautsprecher, Bassreflex Impe-danz: 8 Ohm Wirkungsgrad: 95 dB/1m/2,85 V Frequenzgang (-3 dB): 40 Hz –25 kHz Besonderheiten: Diffusfeldent-zerrter Breitbänder, minimal-phasig mit li-nearer Sprungantwort und konstanterGruppenlaufzeit Maße (B/H/T): 34/59/34cm Gewicht: 18 kg Garantie: 2 JahrePreis: ab 6800 Euro, 10800 Euro (DeluxeVersion incl. bFly-audio-Ständer, 8800 Euroohne Ständer)

Kontakt: Suesskind Audio, Immenhütte 10, 59929 Brilon, Telefon 02961/9119989,www.suesskindaudio.dexxxx

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Lautsprecher Suesskind PULS De Luxe

Ein Lautsprecherständer, der steht,

passt, nicht wackelt und Luft hat.

Gut zu Fuß

bFly-audio hat außergewöhnlich gute Ständer für die neuen Puls-Lautsprecher von Joachim Gerhard / Suesskind Audio entwickelt.In den Ständern sind so viele clevere Details verwirklicht, dass essich lohnt, näher auf sie einzugehen. Ein Geheimnis für den Erfolg von bFly-audio ist sicher, dass Rein-hold Schäffer, der Kopf der Firma, Dinge gerne ein wenig anders an-geht. Als Joachim Gerhard mit der Bitte auf ihn zukam, einen Laut-sprecherständer für seine neue Puls zu entwickeln, kam ihm dieserHang zum Querdenken zugute. Ständer sind oft hässlich, funktio-nal schwierig und ein Quell ständigen Verbesserungspotenzials. Daswar den beiden von Anfang bewusst und so beschlossen sie, sowohldie Box auf der Stellfläche als auch die Ständer selbst gegen den Un-tergrund abzukoppeln und nicht mit Spikes anzukoppeln, wie esdie meisten anderen machen. Joachim Gerhard hatte herausgefun-den, dass man Lautsprecher mit Spikes zwar wirkungsvoll vom Bo-den entkoppeln kann, „den Müll aber im Lautsprecher lässt“: Erkonnte bis zu 20 db mehr Störungen im Gehäuse messen. Deshalbruht dieser Ständer auf drei flachen Aluminiumfüßen mit inte-grierten Kork-Kautschuk-Absorbern, rückwärtig von zwei kleinenSchraub-Füßen als Kippschutz ergänzt. Die breiten Füße schonenim Gegensatz zu Spikes Boden oder Teppich und erlauben es außer-dem, den Lautsprecher leicht auszubalancieren. Gerade die heute gerne verlegten Laminatfußböden und der darun-ter liegende Estrich schwingen oft deutlich und übertragen dieseSchwingungen zurück auf den Ständer und damit auch auf denLautsprecher. Um das in den Griff zu bekommen, koppelt Schäfferauf der Stellfläche dezidiert ab. Und zwar hinten hart und vorneweicher, weil die Box durch die Bewegung des Treibers einer ArtRückschlag ausgesetzt ist. Die Absorber nutzt die von bFly-audio

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entwickelte MLA-Technik. „MLA“ bedeutet Multi Layer Absorpti-on, also mehrere gezielt abgestimmte Schichten aus Sorbothan,Kautschuk, Kork und Granulat, durch eine nicht absorbierendeMetalleinlage voneinander getrennt und seitlich stabilisiert. Esbraucht viel Erfahrung, um einen so stimmigen Materialmix zu fin-den. Nun hat man die vertikalen Vibrationen gut im Griff, sieht sichaber mit horizontalen Reflexionen durch Raumeffekte konfrontiert,welche die schöne Absorption wieder zunichtemachen können.Vergleichbar einem Auto mit Blattfederung, das sich bei welligemUntergrund aufschaukelt. Joachim Gerhard hatte deshalb die Ideeeiner zusätzlichen Entkopplung von der Stellfläche. Es ist eine be-quem von unten herein- und herausdrehbare Halbkugel aus Alu -minium geworden, die im vorderen Teil der Stellfläche platziert istund mit der man den Lautsprecher an gegebene Raumeigenheitenanpassen kann. Hat die Kugel keinen Kontakt zum Lautsprecher,steht er also vollflächig auf den Absorbern, klingt er tendenziell et-was schneller. Ist sie etwa 1 mm herausgedreht, erreicht man den-selben Härtegrad wie bei den hinteren Absorbern, die Box schwebtpraktisch und der Klang wird etwas dunkler.Der Ständer selbst ist aus einer besonders schweren MDF-Variantegebaut. Multiplex wäre zum Beispiel wegen der auftretenden Un-ebenheiten im Material noch aufwendiger zu bearbeiten gewesenund von der Wirkung her nicht zwingend besser. In vielen einzelnen

xxxxPULS Lautsprecher-Ständer Modell-1 Ausführung: schwarz Material:MDF, verschiedene Absorber-Materialien Beson-derheiten: 3 Standfüße mit Kork-Kautschuk Absorbern; Kippschutz mittels 2 Rund-kappen-Schrauben an der Rückseite; verstellbarer Absorptionsgrad mittels Rändel-schraube an der Unterseite Maße (B/H/T): 34/51/34 cm Garantie: 2 Jahre Preis:1950 Euro/Paar (schwarz, andere RAL-Farben 150 Euro Aufpreis)

Kontakt: bFly-audio, Reinhold Schäffer, Theodor-Sachs-Straße 60, 86199 Augsburg,Telefon 0821/9987797, www.bfly-audio.dexxxx

Arbeitsschritten wird das MDF trep-penförmig verleimt – auf Schraubver-bindungen wird verzichtet – mehrfachgeschliffen und lackiert, bis das vorlie-gende, sehr elegante Ergebnis erreichtist. Mit den in die Stellfläche integrier-ten Absorbern werden die Lautsprechersehr wirkungsvoll entkoppelt. Da kaumnoch Schwingungen an den Ständerweitergeleitet werden, hat er im Gegen-satz zu vielen anderen Modellen keineklangbeinflussende Wirkung. Sowohl ästhetisch als auch funktionalkenne ich keine vergleichbar gutenStänder: Sie sind stabil, steif und mitihrem cleveren Materialmix sowie derAnpassung durch die Absorptionskugeleine ideale Heimat für die Puls. Dochdamit bricht diese ausgesprochen intel-ligente Entwicklung nicht ab. ReinholdSchäffer nutzt die gewonnene Erfah-rung und entwickelt neben der Puls-Va-riante gerade Modelle für Harbeth undGeithain sowie fertigt auf Anfrage jededenkbare Größe.