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Erinnerungsorte – 1: Berlin in den Zwanziger Jahren – Arbeitsblätter Autor: Frank Fischer Seite 11 von 23 0204764_MOF_M_AB1.doc © 2007 Cornelsen Verlag, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. 1 5 10 15 20 25 Arbeitsblatt 8 Literatur in der Weimarer Republik Die Literatur der Weimarer Republik ist gekennzeichnet von einer großen Vielfalt an Stilrichtungen. Nie zuvor gab es ein so deutliches Nebeneinander von experimentellen und konventionellen, von revo- lutionären und reaktionären, von mythischen, idyllischen und realistischen Tendenzen in der Literatur. Es gibt keinen einheitlichen Stil mehr, die Gleichzeitigkeit unterschiedlicher Stilrichtungen ist Merkmal der Literatur der Weimarer Republik. Zu Beginn der 20er Jahre verlor der literarische Expressionismus der Kriegs- und Vorkriegszeit all- mählich an Bedeutung. Der von den Expressionisten vernachlässigte Roman wurde wieder zur be- liebtesten Gattung. Die Ereignisse des Ersten Weltkriegs motivierten Erich Maria Remarque mit seinem äußerst populären Anti-Kriegsroman „Im Westen nichts Neues“ (1929) ebenso zur Verwendung der epischen Großform wie Thomas Mann („Der Zauberberg“, 1924), Hermann Hesse („Der Steppenwolf“, 1927), Franz Kafka („Der Prozess“) oder Alfred Döblin. Um eine breite Öffentlichkeit anzusprechen, wählten vor allem die Schriftsteller, die eine politisch- engagierte Literatur vertreten, nun eine allgemein-verständliche Sprache und wirklichkeitsnahe Darstel- lungen. Der Begriff „Neue Sachlichkeit“, der sich für diese Literaturrichtung der 20er Jahre durchgesetzt hat, kennzeichnet eine Literatur, die eine genaue Beschreibung der gesellschaftlichen Realität zum Ziel hat. Im „Zeitroman“, der ab Mitte der 20er Jahre seinen Durchbruch feierte, fand die Literatur mit der Welt der einfachen Menschen und dem Großstadtleben mit Verelendung und Arbeitslosigkeit ganz neue Themen und Charaktere. Lion Feuchtwanger z.B. und Alfred Döblin in seinem Montage-Roman „Berlin Alexanderplatz“ (1929) – wohl dem berühmtesten Beispiel eines Romans im Stil der „Neuen Sachlichkeit“ – bemühten sich in ihren zeitkritischen Romanen um eine realistische Beschreibung und nüchterne Analyse der Gesellschaft; Schriftsteller wie Erich Kästner oder Kurt Tucholsky übten in ihren Satiren scharfe Kritik an reaktionärer Justiz, Militarismus und Chauvinismus. Der literarische Aufschwung der Weimarer Republik blieb jedoch bis in die 60er Jahre ein reines Elitephänomen. Die kulturelle Blüte spielte sich hauptsächlich in einer schmalen Schicht von Künstlern, Mäzenen, Kunstkritikern und dem wohlhabenden Bildungsbürgertum ab. Das breite Publikum las lieber Populär-Schriftsteller wie Karl May oder Hedwig Courths-Mahler. (Nach: www.dhm.de/lemo/html/weimar/kunst/literatur/index.html sowie Joachim Bark u.a. (Hrsg.): Epochen der deut- schen Literatur, Stuttgart 1989, S. 430 – 436)

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Arbeitsblatt 8

Literatur in der Weimarer Republik

Die Literatur der Weimarer Republik ist gekennzeichnet von einer großen Vielfalt an Stilrichtungen. Niezuvor gab es ein so deutliches Nebeneinander von experimentellen und konventionellen, von revo-lutionären und reaktionären, von mythischen, idyllischen und realistischen Tendenzen in der Literatur.Es gibt keinen einheitlichen Stil mehr, die Gleichzeitigkeit unterschiedlicher Stilrichtungen ist Merkmalder Literatur der Weimarer Republik.

Zu Beginn der 20er Jahre verlor der literarische Expressionismus der Kriegs- und Vorkriegszeit all-mählich an Bedeutung. Der von den Expressionisten vernachlässigte Roman wurde wieder zur be-liebtesten Gattung. Die Ereignisse des Ersten Weltkriegs motivierten Erich Maria Remarque mit seinemäußerst populären Anti-Kriegsroman „Im Westen nichts Neues“ (1929) ebenso zur Verwendung derepischen Großform wie Thomas Mann („Der Zauberberg“, 1924), Hermann Hesse („Der Steppenwolf“,1927), Franz Kafka („Der Prozess“) oder Alfred Döblin.

Um eine breite Öffentlichkeit anzusprechen, wählten vor allem die Schriftsteller, die eine politisch-engagierte Literatur vertreten, nun eine allgemein-verständliche Sprache und wirklichkeitsnahe Darstel-lungen. Der Begriff „Neue Sachlichkeit“, der sich für diese Literaturrichtung der 20er Jahre durchgesetzthat, kennzeichnet eine Literatur, die eine genaue Beschreibung der gesellschaftlichen Realität zum Zielhat. Im „Zeitroman“, der ab Mitte der 20er Jahre seinen Durchbruch feierte, fand die Literatur mit derWelt der einfachen Menschen und dem Großstadtleben mit Verelendung und Arbeitslosigkeit ganzneue Themen und Charaktere. Lion Feuchtwanger z.B. und Alfred Döblin in seinem Montage-Roman„Berlin Alexanderplatz“ (1929) – wohl dem berühmtesten Beispiel eines Romans im Stil der „NeuenSachlichkeit“ – bemühten sich in ihren zeitkritischen Romanen um eine realistische Beschreibung undnüchterne Analyse der Gesellschaft; Schriftsteller wie Erich Kästner oder Kurt Tucholsky übten in ihrenSatiren scharfe Kritik an reaktionärer Justiz, Militarismus und Chauvinismus.

Der literarische Aufschwung der Weimarer Republik blieb jedoch bis in die 60er Jahre ein reinesElitephänomen. Die kulturelle Blüte spielte sich hauptsächlich in einer schmalen Schicht von Künstlern,Mäzenen, Kunstkritikern und dem wohlhabenden Bildungsbürgertum ab. Das breite Publikum las lieberPopulär-Schriftsteller wie Karl May oder Hedwig Courths-Mahler.

(Nach: www.dhm.de/lemo/html/weimar/kunst/literatur/index.html sowie Joachim Bark u.a. (Hrsg.): Epochen der deut-schen Literatur, Stuttgart 1989, S. 430–436)

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Arbeitsblatt 9

Bildende Kunst in der Weimarer Republik

Die Nachkriegsjahre waren die Zeit der Radikalität und des Experimentierens mit avantgardistischenStilrichtungen. Viele vom Ersten Weltkrieg desillusionierte Künstler bekämpften provokant die Relikteder Gesellschaft des Kaiserreichs, die in der jungen Republik überlebt hatten. Künstler wie GeorgeGrosz oder Otto Dix machten in ihrer Kunstwerken die sozialen Probleme der Zeit zum Thema undversuchten Armut und Hunger bildlich zu beschreiben. Politik und Kultur waren aufs Engste verbunden.Viele Künstler und Intellektuelle wie John Heartfield begeisterten sich für die Ideale der Revolution von1918/19 und für die 1919 gegründete Kommunistische Partei Deutschland (KPD) und engagierten sichfür eine revolutionär-proletarische Kunst, wie etwa auch Käthe Kollwitz mit ihren Bildern für Pazifismus.

Zu Beginn der 20er Jahre gewann die Avantgarde an öffentlicher Anerkennung. In zahlreichen Ausstel-lungen und Museen wurden Bilder von modernen Künstlern des Surrealismus und Dadaismus wie MaxErnst, Paul Klee oder Hans Arp einem breiten Publikum im Deutschen Reich präsentiert. Auch dierelativ stabile mittlere Phase der Republik war fruchtbar für die Kunst. Die „Neue Sachlichkeit“ löste dasPathos der frühen Jahre ab. Maler wie Max Beckmann, Otto Dix oder Christian Schad skizzierten einscharfes Bild der Wirklichkeit.

Für eine Kunstausstellung moderner Malerei in Mannheim 1925 verwendete der Kunsthistoriker Hart-laub zwei Jahre zuvor erstmals den Begriff der „Neuen Sachlichkeit”. Bald wurde der Terminus für alleKunstrichtungen, die sich um eine Darstellung der sozialen und ökonomischen Wirklichkeit bemühten,verwendet. Das vielfältige Arbeits- und Alltagsleben der Menschen in den Großstädten war themati-scher Schwerpunkt der Neuen Sachlichkeit in Malerei, Spielfilmen, der Fotografie und der Literatur.Auch in der Malerei war dieser neue Stil durch unsentimentale Darstellungsweisen gekennzeichnet. DieAbbildung der nüchternen Wirklichkeit stand im Vordergrund. Bevorzugte Genres waren Stillleben undPorträts. Die jeweiligen Stilrichtungen der Neuen Sachlichkeit kamen in der Malerei besonders deutlichzum Ausdruck. Eine politisch links orientierte Strömung repräsentierten vor allem George Grosz undOtto Dix. Mit ihren grotesken und karikierenden Bildern, in denen die „Halbwelt“ aus Verbrechen undProstitution nicht ausgenommen blieb, übten sie scharfe Kritik an den sozialen Zuständen der zwan-ziger Jahre.

Endgültig zu Ende war die Vielfalt der Neuen Sachlichkeit mit der Machtübernahme der Nationalsozia-listen 1933.

(Nach: www.dhm.de/lemo/html/weimar/kunst/sachlichkeit/index.html undwww.dhm.de/lemo/html/weimar/kunst/index.html)

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Arbeitsblatt 10

Film in der Weimarer Republik

Bereits vor dem Ersten Weltkrieg gab es in Deutschland zahlreiche Lichtspielhäuser, in denen Stumm-filme vorgeführt wurden. In den Jahren der Weimarer Republik konnte sich der Film als einflussreichesMassenmedium etablieren, die Lichtspielhäuser nahmen einen rasanten Aufstieg. Deutschland war dereuropäische Staat mit den meisten Kinos, deren Anzahl zwischen 1918 und 1930 von 2.300 auf 5.000anwuchs. Mitte der 20er Jahre gingen auf der Suche nach Unterhaltung und Freizeitvergnügen täglichetwa zwei Millionen Menschen in die Kinos. Für ihr Eintrittsgeld bekamen sie neben dem Hauptfilmkurze Vorfilme, gelegentlich Natur- oder Reisefilme und stets die Wochenschau, eine Art Magazin mitaktuellen Nachrichten, zu sehen.

Deutschland – und hier vor allem die in Potsdam-Babelsberg ansässige Universum-Film AG (UFA) –produzierte in den 20er und 30er Jahren mehr Filme als alle anderen europäischen Staaten zusammen.Der deutsche Film brachte einige große Regisseure mit bedeutenden Produktionen hervor: „Das Ka-binett des Dr. Caligari“ (1919/20) von Robert Wiene (1873–1938), „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“1931) von Fritz Lang oder Josef von Sternbergs „Der blaue Engel“ (1930/31) mit Marlene Dietrich ge-hören zu den „Klassikern” der internationalen Filmgeschichte.

Besonders die frühen Stummfilme – Friedrich Wilhelm Murnaus „Nosferatu“ (1922) und „Faust“ (1926)oder Fritz Langs Nibelungen-Verfilmungen – wurden mit ihren expressionistischen Licht-und-Schatten-Effekten und ihren romantisch-illusionistischen Stilmitteln zu ästhetischen Vorbildern in der Filmkunst.Mit Friedrich Wilhelm Murnaus „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ z.B. wird das Genre desHorrorfilms begründet und erstmals in der Filmgeschichte die Gestalt eines Vampirs, das Vorbild allerfolgenden Vampirfilme, auf die Leinwand gebracht.

Kein anderer Name ist mit den Anfängen der Kinokunst so eng verbunden wir der von Fritz Lang. Fürjedes der großen Kino-Probleme – Inszenierung und Montage, Licht und Architektur, Ton, Farbe undFormat – fand er Lösungen, die heute zum allgemeinen Repertoire filmischer Mittel gehören. Sein be-rühmtester Film ist zweifellos „Metropolis“. Der Rhythmus choreographierter Massenszenen bestimmteden 1926 uraufgeführten Stummfilm. Die Story verknüpfte Technikkritik mit naiven Sozialfantasien: Dasmillionenteure Spektakel erwies sich damals an den Kassen jedoch als Misserfolg. Längst hatte dieFilmfabrik Hollywood die deutschen Kinos erobert, 1927 dann auch mit dem ersten Tonfilm. In Holly-wood wurde auch Marlene Dietrich zum Weltstar, die 1932 als verführerische „Blonde Venus“ nachDeutschland zurückkehrte – allerdings nur auf Zelluloid.

(Nach: www.dhm.de/lemo/html/weimar/kunst/lichtspiele/index.html)

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Theater in der Weimarer Republik

Zu Beginn der Weimarer Republik galt das Theater als einer der wenigen Bereiche, in denen die Re-volution von 1918 reale Spuren hinterlassen hatte. Grund dafür war die weitgehende Übernahme desTheaterapparats durch den Staat, der nun die Theater finanzierte, während vor dem Ersten Weltkriegdas sogenannte Geschäftstheater, d.h. privat finanzierte Theater dominiert hatten.

In den ersten Nachkriegsjahren beherrschten expressionistische Stücke mit „revolutionär“ erscheinen-den Inhalten und Techniken die deutschen Bühnen. Erwin Piscator (1893–1966) war Protagonist deslinks-orientierten politischen Theaters, der versuchte, das Theater als politisches Kampfmittel zu ver-wirklichen und die Stücke von Ernst Toller (1893–1939) oder Walter Mehring (1896–1985) auf kahlenBühnen mit Gerüsten von Leitern und Treppen sowie mit eingeblendeten Filmszenen – ein Novum inder Zeit – inszenierte. Vorherrschend waren sozialkritische Stücke wie Ernst Tollers „Masse Mensch“oder „Gas“ von Georg Kaiser (1878–1945), in denen Pazifismus, Massenelend und Hunger thematisiertwurden.

Zu einer Weltmetropole des Theaters entwickelte sich Berlin, wo nicht nur Piscator, sondern auch MaxReinhardt (1873–1943) arbeitete. Als Direktor des Deutschen Theaters und der Kammerspiele Berlinreformierte er das Theater, verdrängte den bis dahin dominanten Naturalismus von der Bühne undetablierte sein impressionistisch-magisches Theater, bei dem er moderne Bühnen- (Drehbühne) undBeleuchtungstechnik künstlerisch einsetzte. Neben Piscator und Reinhardt arbeitete Leopold Jessner(1878–1945) in Berlin, der am Preußischen Staatstheater vor allem Stücke junger Dramatiker zur Ur-aufführung brachte.

Die ersten aufgeführten Dramen Bertolt Brechts (1898–1956) „Trommeln in der Nacht“, „Im Dickicht derStädte“, „Mann ist Mann“ riefen gemischte Reaktionen hervor und erregten Beifall und Zorn zugleich.Seine 1928 im Berliner Theater am Schiffbauerdamm uraufgeführte „Dreigroschenoper“ wurde der größteTheatererfolg in der Weimarer Republik und feierte an Theatern weltweit große Erfolge.

Durch die Konkurrenz der Kinos mit Einführung des Tonfilms endete 1930 die erfolgreiche Epoche desTheaters abrupt. 1931 war im Deutschen Reich das Jahr des großen „Theatersterbens“. Die hervor-ragendsten Theaterschauspieler der 20er Jahre waren u.a. Elisabeth Bergner (1897–1986), AlbertBassermann (1867–1952), Heinrich George (1893–1946), auch bekannt als Hauptdarsteller in demFilm „Berlin Alexanderplatz”, und Emil Jannings (1884–1950), der über das Theater hinaus durch diemännliche Hauptrolle in dem Marlene-Dietrich-Film „Der blaue Engel“ berühmt wurde.

(Nach: www.dhm.de/lemo/html/weimar/kunst/theater/index.html)

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Naturwissenschaft und Technik in der Weimarer Republik

Mit bedeutenden Leistungen in den Bereichen Naturwissenschaft und Technik gewannen deutscheWissenschaftler nach dem Ersten Weltkrieg verlorenes internationales Prestige zurück. Von den zwi-schen 1919 und 1933 verliehenen 36 naturwissenschaftlichen Nobelpreisen ging jeder dritte an einenForscher aus Deutschland.

Der bedeutendste Wissenschaftler seiner Zeit war zweifellos Albert Einstein (1879–1955), der 1921 fürseine Forschungen auf dem Gebiet der theoretischen Physik den Nobelpreis erhielt und für seineRelativitätstheorie als „Jahrhundertgenie“ gefeiert wurde. Neue Perspektiven in der Medizin eröffnete1918 die Therapie mit UV-Strahlen zur Behandlung der „Armutskrankheit“ Rachitis. Forschungen anTumoren durch den späteren Medizin-Nobelpreisträger Otto Heinrich Warburg an der Berliner Charitébedeuteten 1926 einen Meilenstein in der Krebstherapie. Fünf Jahre später gelangen dem PhysikerErnst Ruska, Nobelpreisträger von 1986, erfolgreiche Tests mit einem Elektronenmikroskop, das durch120.000-fache Vergrößerung von Organismen Medizinern neue Forschungserkenntnisse erlaubte. Vongroßer Bedeutung für die deutsche Wirtschaft war die chemische Wissenschaft. Grundlage für denwirtschaftlichen Erfolg des 1925 gegründeten weltgrößten Chemiekonzerns IG-Farben waren die For-schungsarbeiten der Nobelpreisträger Carl Bosch und Gerhard Domagk.

Die Weimarer Republik verzeichnete vor allem ein rasantes Anwachsen anwendungsorientierter Grund-lagenforschungen in der Technik. In jahrelanger Forschungsarbeit entwickelten deutsche Ingenieure dienotwendigen Geräte für die Präsentation des ersten Tonfilms 1922. Ein Jahr später schlug mit derAusstrahlung einer Unterhaltungssendung die Geburtsstunde des Rundfunks in Deutschland. Die Kom-munikationstechnik erlaubte 1926 erstmals den Einsatz von Selbstwähltelefonen. Am Stand der FirmaTelefunken konnten Besucher der Deutschen Funkausstellung in Berlin 1928 als Hauptattraktion dieerste öffentliche Vorführung von Fernsehbildern verfolgen.

Die unaufhaltsame Motorisierung in den 20er Jahren förderte die Entwicklung immer leistungsstärkererAutomobile und Rennwagen. Mit ihren Technik- und Sicherheitsmaßstäben genossen deutsche Autosweltweit einen hervorragenden Ruf. Auf der Rennstrecke der Opel-Werke in Rüsselsheim wurde imApril 1928 das erste von Raketen angetriebene Fahrzeug getestet. Als Verkehrsmittel der Zukunft gal-ten Flugzeuge und Flugschiffe. Hugo Eckeners erfolgreiche Weltfahrt mit dem Luftschiff „Graf Zeppelin“1929 wurde in Deutschland als Beweis technischer Leistungsfähigkeit gefeiert. Im selben Jahr star-tete mit dem vom deutschen Flugzeugkonstrukteur Claude Dornier gebauten zwölfmotorigen FlugbootDornier DO-X das größte Flugzeug der Welt zu seinem Jungfernflug.

(Nach: www.dhm.de/lemo/html/weimar/wissenschaft/index.html)

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Klassische Musik und Unterhaltungsmusik in der Weimarer Republik

Bereits vor dem Ersten Weltkrieg hatte die moderne Bewegung in der Klassischen Musik begonnen.Arnold Schönbergs und Igor Strawinskys Frühwerk leiteten ein neues Zeitalter ein. Nach dem Kriegkam es dann zum endgültigen Bruch mit den traditionellen musikalischen Strukturen. Neoklassizismusund Zwölftonmusik verdrängten das spätromantische Schaffen der Jahrhundertwende.

Schönberg (1874–1951) entwickelte 1920 die Zwölftontechnik. Dabei handelte es sich um Komponie-ren mit allen zwölf Tönen der chromatisch, temperierten Skala, die in einer Reihe oder Grundgestaltvorgeordnet wurden. Kein Ton durfte sich wiederholen, bevor nicht alle anderen erschienen waren, da-mit keiner ein tonales Zentrum bilden konnte. Ausgereift erschien die neue Technik im „Bläserquintettop. 26“ von 1923/24. Die Entstehung der Zwölftonmusik ist Ausdruck des Verlangens vieler avantgar-distischer Musiker nach ordnenden Elementen im Neuland der atonalen Musik; auf alles Schmückende,Ornamentale wurde verzichtet. Als Schüler Schönbergs war Alban Berg (1885–1935) der Romantikerder Zwölftontechnik. Die Uraufführung seiner Oper „Wozzeck“ am 14. Dezember 1925 in der BerlinerStaatsoper bildete eine der umstrittensten und Aufsehen erregendesten Premieren der 20er Jahre. Eineähnliche Bedeutung erlangte Anton von Webern. Wie Berg hatte er bei Schönberg studiert und ab 1924dessen Reihentechnik konsequent weiterentwickelt.

Ein Gegenspieler Schönbergs, Bergs und Weberns war Paul Hindemith. Als entschiedener Gegner derZwölftonmusik kämpfte er für die Tonalität als Naturgesetz, als geschlossenes System der Komposition,in dem die Tonalität im Mittelpunkt stand. Auf dieser Grundlage komponierte er u.a. die vier „Kammer-musiken“ (1924–27), die Vertonung von Rainer Maria Rilkes „Marienleben“ (1922/23) sowie die Oper„Cardillac“ (1926).

Eine andere musikalische Strömung in dieser Zeit war die „neusachliche“ Musik. Dabei handelt es sich– nach Paul Hindemith – um „Gebrauchsmusik“. Antiromantisch, nüchtern bis verspielt, klar strukturiert,vom amerikanischen Jazz beeinflusst, war sie meist geschrieben für Varieté, Kabarett, Kino und Revue,auch für musizierende Laien und für mechanische Instrumente (Walzenklavier, Orgel). Besondersberühmt wurde die „Dreigroschenoper“ (1928) von Bertolt Brecht (Text) und Kurt Weill (Musik). Im Be-reich der musikalischen Massenkultur entstand der deutsche Schlager mit zum Teil witzigen Nonsens-texten, durch den besonders die seit 1928 auftretende Gesangsgruppe „Comedian Harmonists“ („Vero-nika, der Lenz ist da“, „Wochenend und Sonnenschein“) rasch populär wurde. Und natürlich hörte manvon den Kapellen und Grammofonen in Cafés, Tanzlokalen und Nachtklubs zunehmend Jazz-Musik,tanzte man Shimmy und Charleston.

(Nach: www.dhm.de/lemo/html/weimar/kunst/ernstemusik/index.html und Informationen zur politischen Bildung 261,Weimarer Republik, 2003, S. 46)

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Architektur in der Weimarer Republik

1919 gründete Walter Gropius (1883–1969) in Weimar das Staatliche Bauhaus – eine Schule für Archi-tekten, Künstler und Designer, an der Modernität und Funktionalität proklamiert und neue Produktions-formen erprobt wurden. Hier konnten Künstler mit avantgardistischen Visionen experimentieren undeine neue, zeitgemäße Formensprache entwickeln. Berühmte Künstler wie Paul Klee oder WassilyKandinsky arbeiteten zeitweise an dieser Schule, die aber vor allem im Bereich der Architektur für dasBauen in der Moderne von großer Bedeutung werden sollte.

Nach Streitereien mit der neuen, konservativen Regierung in Thüringen musste das Bauhaus 1925seinen Sitz nach Dessau verlegen. Gropius entwarf für diesen Standort ein Gebäude, das im Dezember1926 bezogen wurde. Gleichzeitig entstanden die vier sogenannten Meisterhäuser mit Wohn- undArbeitsräumen für die Lehrkräfte und der erste Abschnitt (60 Häuser) der Siedlung Dessau-Törten,ebenfalls nach Entwürfen von Gropius. Das Bauhausgebäude mit der markanten verglasten Fassadewar beispielhaft für diese neue Bauweise und wurde sofort als Symbol der Moderne, als vollendeteUmsetzung des Programms dieser jungen Bildungsinstitution verstanden. Stahl, Beton und Glas warendie Hauptmaterialien dieser neuen Bauweise; Klarheit, Helligkeit und Funktionalität die Grundprinzi-pien dieser neuen Architektur. In den Folgejahrzehnten beeinflusste die Bauhaus-Architektur das Bauenweltweit in entscheidender Weise: Vor allem in den Großstädten der USA orientierte sich der Bau vonHochhäusern an dem Vorbild der Bauhausschule; der Bauhaus-Lehrer Ludwig Mies van der Rohe(1886–1969) gilt heute als einer der bedeutendsten Hochhaus-Architekten des 20. Jahrhunderts.

Wichtiger als rein ästhetische Kriterien waren jedoch die sozialpolitischen Forderungen, die an die mo-derne Architektur gestellt wurden. Angesichts der großen Wohnungsnot in der Weimarer Republik er-schien eine Reform des Wohnungsbaus dringend notwendig: Allein in Berlin fehlten im Jahr 1925 rund100.000 Wohnungen. Rationellere Baumethoden und neue Finanzierungsformen sollten das Bauenverbilligen. So entstanden Großsiedlungen mit oft mehreren Tausend kleinen Wohnungen. Durch einbegrüntes Umfeld, eine ausreichende Belichtung und moderne sanitäre Ausstattung unterschieden sichdiese Wohnungen erheblich vom Standard der Altbauten. Das Grundproblem aber, die Schaffung vonWohnraum für Ärmere, lösten auch solche Projekte nicht. „Die Wohnung für das Existenzminimum“existierte meist nur auf dem Papier.

Gropius trat 1928 von der Leitung des Bauhauses zurück. Von 1928 bis 1930 leitete es Hannes Meyer(1889–1954), ab 1930 Mies van der Rohe. Nach ihrer Machtübernahme zerschlugen die Nationalsozia-listen das Bauhaus 1933.

(Nach: www.dhm.de/lemo/html/weimar/kunst/bauhaus/index.html)

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Arbeitsblatt 15

Philosophie in der Weimarer Republik

Die deutsche Philosophie der Zwanziger Jahre kannte keine dominante Schule. Tendenz war aber –sicher auch als Reaktion auf die krisenhafte Erfahrung des Ersten Weltkriegs – die Abkehr von „Groß-systemen“ sowie dem Glauben an den naturwissenschaftlichen Positivismus des 19. Jahrhunderts. Derkonkrete Mensch in seiner Lebenswelt war nun das Thema, dem auch die Phänomenologie EdmundHusserls ihren großen Erfolg verdankte. Die Rezeption seiner Philosophie in den 20er Jahren zerfielschon bald in „rechte“ und „linke“ Strömungen. 1927 erschien das wohl berühmteste philosophischeWerk des 20. Jahrhunderts: „Sein und Zeit“ des Husserl-Schülers Martin Heidegger (1989–1976), dersich wenige Jahre später als Rektor der Freiburger Universität zum akademischen Verfechter des Na-tionalsozialismus machte.

Kennzeichnend für die Philosophie in den Zwanziger Jahren in Deutschland war nicht zuletzt die großeBedeutung vieler jüdischer Wissenschaftler und deren bleibende Leistungen, vor allem für eine sichdamals entwickelnde moderne Kulturwissenschaft. Als neue „Wissenschaft von der Gesellschaft“ über-nahm die Soziologie an den Universitäten eine Schlüsselposition. Deren wichtigste Vertreter standenklar zur Idee der Demokratie. Das 1923 gegründete Institut für Sozialforschung in Frankfurt entwickeltesich zum Forum, das u.a. die Theorie von Marx mit Ergebnissen der damals noch jungen Wissenschaftder Psychoanalyse zu verbinden suchte (Max Horkheimer, Theodor W. Adorno, Herbert Marcuse undWalter Benjamin). Vertreter einer marxistisch inspirierten Philosophie war auch Ernst Bloch (1885–1977). Sein Werk „Geist der Utopie“ beantwortet die Frage des einzelnen Individuums nach sich selbstim Sinne der marxistischen Wir-Hoffnung einer klassenlosen Gesellschaft.

Neben der linken entwickelte sich in der Weimarer Republik auch eine rechtsintellektuelle populistischeGesellschafts- und Kulturkritik. Oswald Spenglers „Untergang des Abendlandes“ erregte durch seinepessimistische Geschichtsbetrachtung rechte wie linke Kreise. Seine Diagnose einer absterbendenabendländischen Kultur sowie die Idee eines preußisch-nationalen, sozialistischen Führerstaates be-einflusste bereits in den zwanziger Jahren neben Rechtskonservativen auch die geistigen Führer desNationalsozialismus.

Der erzwungene Exodus vieler Intellektueller bei der Machtübernahme der Nazis hinterließ ein Vakuum,was eine – bis heute bemerkbare – Verarmung des akademischen Milieus in Deutschland zur Folgehatte. Eine berühmte Ausnahme ist hier die teilweise Rückkehr der Vertreter der Kritischen Theorie ausden USA und die Neugründung des Instituts für Sozialforschung in Frankfurt 1950.

(Nach: www.dhm.de/lemo/html/weimar/wissenschaft/philosophie/index.html)

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Arbeitsblatt 18

Teil V: Um nicht zu vergessen:Das Mahnmal zu den Bücherverbrennungen 1933

Der historische Hintergrund: Die Bücherverbrennungen 1933

Die „Arbeiter-Illustrierte-Zeitung“ (AIZ) brachte in ihrer Ausgabe Nr. 18 vom 10. Mai 1933, die bereits inPrag erschien, auf ihrer Titelseite John Heartfields Fotomontage „Durch Licht zur Nacht“: Im Hinter-grund ist das brennende Reichstagsgebäude zu erkennen, im Vordergrund steht Joseph Goebbelsneben einem Haufen brennender Bücher.

Wie auf dem Berliner Opernplatz, so wurden in vielen anderendeutschen Universitätsstädten am 10. Mai 1933 „undeutsche“Schriften verbrannt. Diese makabren Veranstaltungen waren nachder Machtübernahme der Nationalsozialisten Höhepunkt derKampagne „Wider den undeutschen Geist“, die vom Hauptamtfür Presse und Propaganda der Deutschen Studentenschaft vor-bereitet worden war. Teil dieser Aktion waren „Schwarze Listen“für die Säuberung öffentlicher und privater Bibliotheken von „un-deutschen“ Schriften, aber auch Veröffentlichungen in der Tages-presse mit Namen regimekritischer Autoren sowie die Nennungder Plätze für die nächtlichen Verbrennungen. Zur Inszenierungder Bücherverbrennungen gehörten auch so genannte „Feuer-sprüche“, mit denen Redner ausgewählte Schriftsteller stellver-tretend für andere kritische Autoren diffamierten. Die „Feuersprü-che“ laut rufend, wurden Werke von Philosophen, Wissenschaft-lern, Lyrikern, Romanautoren wie politischen Schriftstellern insFeuer geworfen. Unter Beteiligung von Rektoren und Professo-ren verbrannten auf riesigen Scheiterhaufen u.a. die Bücher von

Karl Marx, Heinrich Heine, Sigmund Freud, Thomas und Heinrich Mann, Erich Maria Remarque, BertoltBrecht, Erich Kästner und Kurt Tucholsky.

In Berlin begleitete Goebbels die Bücherverbrennung –die in Deutschland zumeist mit Gleichgültigkeit aufge-nommen wurde – mit einer Hassrede gegen die jüdi-schen, sozialistischen und demokratischen Autoren, diein der NS-Kunst und Kultur keinen Platz finden sollten.Bei der „Säuberung“ öffentlicher Bibliotheken wurdenallein in Berlin bis Ende Mai 1933 rund 10.000 ZentnerLiteratur beschlagnahmt. Ein Jahr später umfassten die„Schwarzen Listen“ mehr als 3.000 Titel verbotener Bü-cher und Schriften.

(Aus: www.dhm.de/lemo/html/nazi/innenpolitik/buecher/index.html – leicht verändert)

Worterklärungen09 wider: gegen12 die Säuberung: hier NS-Terminologie für die ideologische „Reinigung“ der Bibliotheken von oppositionellen Büchern22 der Scheiterhaufen: auf Scheiterhaufen wurden z.B. im Mittelalter Hexen verbrannt32 etwas beschlagnahmen: etwas in offiziellem Auftrag wegnehmen, konfiszieren, z.B. von der Polizei

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Erinnerungsorte – 1: Berlin in den Zwanziger Jahren – Arbeitsblätter

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Aufgaben zum Text:

1. Wer waren die Organisatoren der Bücherverbrennungen?

2. Wer nahm an den deutschlandweiten Bücherverbrennungen teil?

3. Welche einzelnen Aktionen begleiteten die Bücherverbrennungen?

a.

b.

c.

d. (in Berlin)

4. Wie reagierte die Öffentlichkeit auf die Bücherverbrennungen?

5. Bücher – eine Gefahr für Diktaturen?

Sind Bücher „gefährlich“? Warum? Begründen Sie Ihre Meinung in einigen Sätzen!

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Erinnerungsorte – 1: Berlin in den Zwanziger Jahren – Arbeitsblätter

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Arbeitsblatt 19 Das Berliner Mahnmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung

Der Bebelplatz (früher Opernplatz) in Berlin ist ein einmaliger Ort für das Mahnmal, weil er zu eineninternationalen Symbol geworden ist. Die Sprache der Aktion der Bücherverbrennung vom 10. Mai1933 war symbolisch. Dieses Symbol brannte sich in das Gedächtnis der Menschen ein. Auch dasheutige Mahnmal ist ein Symbol: Im Boden in der Mitte des Platzes befindet sich unter einer Glasplatteein quadratischer Raum mit leeren Regalen. Diese Bibliothek mit leeren Regalen ist zugleich so real,als ob man sie benutzen könnte. Dennoch bleibt sie leer.

„Erinnerung ist völlig unabhängig von der Gegenwart. Die Erinnerung sieht man nicht, man kann sie nurspüren, ... erleben. Der Bebelplatz ist ein Ort des Wissens. Was man sieht in dem Denkmal, ist sehrwenig. Der Ort ist leer, auch die Bibliothek. Weil es so ist, geht der Blick nach innen. Es gibt Raum fürdas, was man weiß, oder das, was man sehen oder wissen will“, sagt der Künstler des MahnmalsMicha Ullman. Auf einer einfachen, in die Steine gelassenen Metalltafel, in der Nähe des Mahnmals, istein Zitat von Heinrich Heine (1820) zu lesen: „Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch amEnde Menschen.“

Stefanie Endlich schreibt in ihrem Essay Empfindliche Balance, dassMicha Ullmans Bibliothek einen wichtigen Teil in dem internationalenkünstlerischen Diskurs einnimmt. Anders als das Denkmal für die er-mordeten Juden Europas in Berlin lenkt die Bibliothek den Blick nichtauf den Endpunkt der Vernichtung und des Völkermordes, sondern aufdie Anfänge der Verfolgung, die tief im Alltag und in der Gesellschaftverwurzelt waren. Vor allem das Thema der Leere, des sichtbar ge-machten Nicht-Mehr-Vorhandenseins, ist einer der zentralen Gedan-ken des Mahnmals. Im Bild der leeren Bibliothek verbinden sich Ver-lust und Präsenz. Die Bücher werden im Kopf des Betrachters wiederexistent. Der Negativraum kann als Grabes-Metapher empfunden wer-den, als Schacht und Erdöffnung oder als Schutzraum, der vor demmenschlichen Zugriff verschlossen bleibt. Die Glasplatte am Boden re-flektiert die umliegenden historischen Gebäude und ist so ein Spiegelfür das Wechselspiel von innen und außen, öffentlich und privat, Ver-trautheit und Fremdheit, Realität und Phantasie. Die Glasplatte er-scheint sehr fragil, sie ruft beim Betreten Ängste hervor, das Gleich-gewicht zu verlieren, einzubrechen und in die Tiefe zufallen. Micha Ullmans Mahnmal an diesen histori-schen Ort kann als symbolische Ausgrabung von Geschichte interpretiert werden.(Nach: Jana Müller, Berlin 1995; www.hgb-leipzig.de/mahnmal/ulman.html)

1. Unterstreichen Sie im Text alle Passagen, die das Mahnmal, wie man es konkret sehen kann, be-schreiben.

2. Unterstreichen Sie dann in einer anderen Farbe die Textstellen, die sagen, wie das Mahnmal auf denBetrachter wirkt, wie er reagiert.

3. Kreisen Sie dann 3– 4 Wörter ein, die in der Interpretation der Autorin von zentraler Bedeutung sind.4. Wie beurteilen Sie das Berliner Mahnmal zur Bücherverbrennung? Ist es eine gute Form, um an die

Ereignisse von 1933 und an das plötzliche Ende des kulturellen Lebens der Weimarer Jahre zu er-innern? Begründen Sie Ihre Meinung!

5. Diskutieren Sie in Ihrer Arbeitsgruppe:! Gibt es in Ihrem Heimatland Gedenkstätten oder Mahnmale, die an bedeutende Ereignisse in der

Geschichte Ihres Landes erinnern?! An welche Ereignisse oder Entwicklungen, national oder weltweit, sollte Ihrer Meinung nach heute

öffentlich erinnert werden?