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    FANTASY

    TERRY BROOKS

    DIE ELFENSTEINE VON SHANNARA

    Aus dem Amerikanischen bertragen vonMechti ld Sandberg

    GOLDMANN VERLAG

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    Die Landkarten zeichnetenDarreil K Sweet und die Gebrder Hildebrandt

    1977 by Random House, IncDer Goldmann Verlag ist ein Unternehmen der Verlagsgruppe

    BerteismannMade in Germany 4 Auflage 8/92

    der Originalausgabe bei Terry BrooksThis translatlon published by arrangement with

    Ballantine Book, a division of Random House, Inc der deutschsprachigen Ausgabe 1986

    beim Wilhelm GoIdmann Verlag, MnchenUmschlagentwurf Design Team Mnchen

    Umschlagil lustration Darrell K Sweet/Random House, New YorkDruck Eisnerdruck, Berlin

    Verlagsnummer 23902Lektorat SN

    Herstellung Peter Papenbrok/Sc ISBN 3-442-23902 8

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    Fr Barbara,

    in Liebe

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    Die nahende Morgendmmerung erhell te

    schwach den nchtl ichen Himmel, a ls die Erwhlten die Grten desLebens betra ten. Drauen lag in t iefem Schlaf die Stadt der ElfenArborlon, ihre Bewohner noch in die Wrme und Geborgenheit ihrer Lager gehll t . Fr die Erwhlten jedoch hatte der Tag bereits begonnen.Ihre wallenden weien Gewnder bauschten s ich le icht in der sommerlichen Brise , a ls s ie zwischen den Posten der Schwarzen Wachehindurchschri t ten, die s tarr und unbewegt vor dem gewlbtenschmiedeeisernen Tor mit den kunstvollen Einlegearbeiten in Silber undElfenbein s tanden, wie ber Jahrhunderte hinweg die endlose Zahl ihrer

    Vorgnger vor ihnen. Rasch ei l ten die Erwhlten zwischen ihnenhindurch, und nur ihre le isen, hste lnden Stimmen und das Knirschenihrer mit Sandalen bekleideten Fe auf dem Weg strten die Sti l le desneuen Tages, a ls s ie in die t iefen Schatten des Fhrenhains tra ten.

    Die Erwhlten waren die Hter und Pfleger des Ellcrys, diesesseltsamen und wunderbaren Baumes, der in der Mitte die Grtenberragte. Dieser Baum, so berichtete die Legende, schtzte dasElfenreich vor bsen Mchten aus grauer Vorzeit , die schon vorJahrhunderten das Volk der Elfen beinahe vernichtet htten und die

    seither , se i t e iner Epoche, die weit vor dem Erwachen der Menschheitlag, von der Erde verbannt waren. In den folgenden Jahrhunderten hattensich s te ts Erwhlte gefunden, den Ellcrys zu hegen und zu pflegen. Sie

    befolgten e ine Tradit ion, die von Elfengeneration zu Elfengenerationweitergegeben worden war, und die Elfen erblickten in der Aufgabe,welcher die Erwhlten s ich zu unterziehen hatten, e ine hohe Ehre undfeierl iche Pfl icht .

    Von Feierlichkeit jedoch war bei dem Zug, der an diesem Morgendurch die Grten e i l te , kaum etwas zu verspren. Zwei-hundertdreiigTage ihres Dienstjahres waren vorber, und das jugendliche Feuer in

    ihren Adern l ie s ich nicht lnger unterdrcken. Das anfngliche Gefhlt iefer Ehrfurcht vor der hohen Verantwortung, die man ihnen bertragenhatte , war lngst verf logen, und die Erwhlten der Elfen waren nunmehrnichts weiter a ls sechs junge Mnner, im Begriff , s ich e iner Aufgabe zuentledigen, die s ie se i t dem Tag ihrer Erwhlung tglich erfll t hatten.Alt und vertraut war ihnen diese Aufgabe inzwischen geworden die

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    Ehrerbietung des Morgengrues an den Baum beim ersten Schimmer der aufgehenden Sonne. Nur Lauren, der Jngste der Erwhlten dieses Jahres,war s t i l l und in s ich gekehrt . Er blieb e in paar Schri t te hinter denanderen zurck und betei l igte s ich nicht an ihrem bermtigenGeplauder. In Gedanken versunken hie l t er se in rotbeschopftes Hauptgesenkt, und auf se iner Stirn s tand eine t iefe Falte der Nachdenklichkeit .So sehr war er mit se inen eigenen Gedanken beschft igt , da es ihmsogar entging, a ls das Geplapper vor ihm verstummte und einer der anderen s ich umwandte , um sich zu ihm zu gesellen. Erst a ls e ine Handseinen Arm berhrte , hob er berrascht den Blick und bemerkte , da Jaseihn forschend betrachtete .

    Was is t mit dir , Lauren? Fhlst du dich unwohl? fragte Jase . Er ware inige Monate l ter a ls die anderen Erwhlten, und sie akzeptier ten ihndeshalb als ihren Fhrer.

    Lauren schtte l te den Kopf, doch der Ausdruck innerer Beunruhigung

    wich nicht gnzlich von seinem Gesicht .Nein, nein, es geht mir gut .Aber irgend etwas bedrckt dich. Du grbelst schon den ganzen

    Morgen. Ja , und gestern abend warst du auch so s t i l l und schweigsam.Jase legte dem jungen Mann die Hand auf die Schulter und drehte ihnherum, so da er ihm ins Gesicht sehen mute. Komm schon, heraus mitder Sprache. Niemand erwarte t von dir , da du am Morgendienstte i lnimmst, wenn du dich nicht wohl fhlst .

    Lauren zgerte , dann seufzte er und nickte .Also gut, es geht um den Ellcrys. Gestern abend bei Sonnen-

    untergang, kurz bevor wir gingen, hatte ich den Eindruck, da Fleckenauf seinen Blttern sind. Es sah aus wie Welke.

    Welke? Im Ernst? Solche Krankheiten befallen die Ellcrys doch nie das zumindest hat man uns erzhlt, erwiderte Jase zweifelnd.

    Es kann ja se in, da ich mich getuscht habe, gab Lauren zu. DieDmmerung brach schon herein. Ich hab' mir se lbst gesagt, da der Eindruck wahrscheinlich nur von den Schatten hervorgerufen wurde, dieauf den Blttern lagen. Aber je mehr ich darber nachdenke, destosicherer werde ich, da es s ich wirklich um Welke handelt .

    Aus der Gruppe der anderen drang verstrtes Gemurmel herber, undeiner von ihnen machte seiner Beunruhigung Luft .Das is t Amberles Schuld. Ich habe von Anfang an gesagt, da die

    Erwhlung eines Mdchens nur Unheil bringen kann.Es s ind auch schon frher Mdchen in den Kreis der Erwhlten

    aufgenommen worden, und nie is t deswegen etwas Schlimmesgeschehen, protest ier te Lauren. Er hatte Amberle immer gemocht. Sie

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    war aufgeschlossen und entgegenkommend gewesen, auch wenn sie dieEnkelin von Knig Eventine Elessedil gewesen war.

    Seit fnfhundert Jahren nicht mehr, Lauren, entgegnete der andere .Hrt mal, je tz t is t 's genug, mischte s ich Jase e in. Wir haben

    vereinbart , kein Wort ber Amberle zu sagen. Das wit ihr a l le .Einen Moment lang schwieg er, whrend das, was Lauren gesagt hatte,

    se ine Gedanken beschft igte . Dann zuckte er die Schultern. Es wreschlimm, wenn dem Baum etwas geschehen wrde, schon gar , solange er unserer Pflege anvertraut is t . Aber es is t nun einmal so, da nichts auf dieser Welt ewigen Bestand hat .

    Lauren war zutiefs t entsetz t . Aber, Jase , wenn die Lebenskraft desBaumes nachlt , zerre it der Bann, und die Dmonen, die je tz t in ihmgefangen sind, werden fre i se in!

    Glaubst du denn wirklich diese a l ten Mrchen, Lauren? fragte Jaselachend.

    Lauren s tarr te den lteren unglubig an.Wie kannst du e in Erwhlter se in und nichtglauben?Ich kann mich nicht ents innen, da mich jemand danach gefragt hat ,

    was ich glaube, a ls ich erwhlt wurde. Bist du befragt worden, Lauren?Lauren schtte l te den Kopf. Denen, welche s ich um die Ehre

    bewarben, in den Kreis der Erwhlten aufgenommen zu werden, wurdenniemals Fragen geste l l t . Die jungen Elfen, die im verflossenen Jahr dasErwachsenenalter erreicht hatten, wurden dem Baum ganz einfachvorgeste l l t . In der Morgendmmerung des neuen Jahres versammelten s iesich in den Grten des Lebens, um dann unter se inen ausladenden stendurchzuschreiten und von ihm angenommen zu werden. Jene, die der Baum an den Schultern s tre if te , wurden die neuen Erwhlten, die ihm biszum Ablauf des Jahres zu dienen hatten.

    Lauren konnte s ich noch der glhenden Freude und des Stolzeserinnern, die er versprt hatte , a ls e in schlanker Zweig s ich zu ihmhinuntergeneigt und ihn berhrt hatte . Gleichzeit ig hatte er den Rufseines Namens vernommen.

    Und er gedachte auch der Verwunderung aller Anwesenden, a lsAmberle gerufen worden war. . .

    Das is t doch nur e in Mrchen, um den Kindern Furcht e inzuflen,sagte Jase gerade. Tatschlich soll der Ellcrys die Elfen nur daranerinnern, da s ie genau wie er a l le Vernderungen berleben, welche dieGeschichte der vier Lnder geprgt haben. Der Baum ist e in Symbol der Kraft unseres Volkes, Lauren nichts weiter .

    Er bedeutete ihnen al len, den Weg durch die Grten fortzusetzen, undwandte s ich ab. Lauren verf ie l wieder in t iefes Nachdenken. Die

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    beilufige Art und Weise , wie der l tere Freund die Legende von demBaum abgetan hatte , hatte ihn betroffen gemacht. Allerdings s tammteJase ja auch aus der Stadt , und Lauren hatte beobachtet , da dieBewohner von Arborlon a l ten berlieferungen und Tradit ionen nichtsolche Bedeutung beimaen wie die Bewohner des kle inen Dorfes im

    Norden, wo seine Wiege gestanden hatte. Doch alles, was ber denEllcrys und den Bann der Verfemung berichtet wurde, war nicht e infacheine Legende es war das Fundament a l l dessen, was wahrhaft e lf ischwar, das bedeutendste Ereignis in der Geschichte seines Volkes.

    Vor langer, langer Zeit , noch vor der Geburt der neuen Welt , hatte essich zugetragen. Damals hatte e in gewalt iger Kampf zwischen denMchten des Guten und des Bsen getobt, und die Elfen hattenschlielich gesiegt , indem sie den Ellcrys schufen und einen Bann der Verfemung verhngten, der die Dmonen des Bsen in zeit lose Finsternisverbannte . Und solange der Ellcrys in der Blte seiner Kraft bl ieb,

    solange wrde das Bse nicht ber das Land herfal len knnen.Solange der Ellcrys gesund blieb . . .Voller Zweifel schtte l te er den Kopf. Vielle icht hatte ihm nur seine

    Phantasie e twas vorgegaukelt , a ls er gemeint hatte , Flecken auf denBlttern des Baumes zu sehen. Vielleicht hatte das Dmmerlicht ihngenarrt . Und wenn nicht , dann muten s ie eben ein Heilmitte l f inden.Und es gab immer e in Heilmitte l .

    Wenige Augenblicke spter hatte er zusammen mit den anderen denBaum erreicht . Zaudernd blickte er auf , dann st ie er e inen Seufzer der Erle ichterung aus. Der Ellcrys schien unverndert . Vollendet in se iner Gesta l t reckte s ich der s i lberweie Stamm himmelwrts , und ber ihmspannte s ich in sanfter Wlbung ein Netzwerk s ich verjngender steund Zweige, deren breite , fnfzackige Bltter blutrot leuchteten. Am Fudes Baumes wucherten Stre ifen grnen Mooses in Rissen und Spalten der gla t ten Borke, zogen sich durch das Silberwei wie smaragdgrne Bche,die e inen Berghang hinunterschieen. Keine Wunden entste l l ten dieschnen Linien des Stammes, kein Ast war geknickt oder gebrochen. Sovollendet schon, dachte er . Und wieder begutachtete er aufmerksam denBaum, konnte jedoch kein Anzeichen der Krankheit wahrnehmen, die er

    befrchtet hatte.Die anderen gingen davon, um die Gerte herbeizuholen, welche s iezur Pflege des Baumes und der ihn umgebenden Grten brauchten. Alsauch Lauren gehen woll te , hie l t Jase ihn zurck.

    Mchtest du heute den Morgengru sprechen, Lauren? fragte er .Lauren dankte ihm stammelnd vor berraschung. Eigentl ich wre die

    Reihe an Jase gewesen, den Morgengru zu entbie ten; doch er schien die

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    Hoffnung zu hegen, er knne Lauren damit aufheitern, wenn er ihm dieseAufgabe bertrug.

    Lauren tra t unter das ausladende Dach der Zweige und legte seineHnde auf den gla t ten Stamm, whrend die anderen s ich e twas abseitsversammelten, um den Morgengru zu sprechen.

    Erwartungsvoll bl ickte er gen Himmel, hie l t Ausschau nach dem erstenSonnenstrahl , der den Baum erleuchten wrde.

    Doch beinahe in demselben Moment wich er entsetz t zurck. DieBltter unmitte lbar ber ihm waren berst mit dunklen Flecken. Einetiefe Beklommenheit bermannte ihn. Nun sah er auch an anderen StellenFlecken, dunkle Flecken berall im Laub des Baumes. Das war keineTuschung, hervorgerufen durch das trgerische Spiel von Licht undSchatten. Das war Wirklichkeit .

    Mit e iner heft igen Bewegung winkte er Jase und wies auf die f leckigenBltter , whrend die anderen nher kamen. Sie schwiegen, so wie es das

    Ritual zu dieser morgendlichen Stunde gebot, doch Jase entfuhr e in nurmhsam unterdrckter Aufschrei des Schreckens, a ls er sah, wie gro der Schaden schon war. Langsam schri t ten die beiden jungen Mnner um denBaum. berall entdeckten s ie je tz t Flecken, von denen manche nochkaum sichtbar waren, whrend andere sich schon so weit ausgebreitethatten, da das ehemals leuchtende Blutrot der Bltter wie geronnenwirkte .

    Ganz gleich, wie er zu der Legende stand, die sich um den Baumrankte , Jase war zutiefs t erschrocken, und sein Gesicht spiegelte se ineBeunruhigung wider, a ls er zurcktra t , um sich f lsternd mit den anderenzu beraten. Lauren woll te s ich ebenfalls zu ihnen gesellen, doch Jaseschtte l te heft ig den Kopf, whrend er zum Wipfel des Baumeshinaufdeutete . Die ersten Strahlen der Morgendmmerung hatten dieobersten Zweige beinahe erre icht .

    Lauren kannte seine Pflicht. Ganz gleich, was geschah, die Erwhltenmuten dem Ellcrys auch an diesem Tag den Morgengru entbie ten, so,wie das sei t der Grndung ihres Ordens Tag um Tag erfolgt war.

    Behutsam legte er se ine Hnde auf die s i lberne Borke, und die Wortedes Morgengrues formten sich schon auf se inen Lippen, a ls e in

    schlanker Ast des uralten Baumes s ich le icht abwrts neigte und seineSchulter berhrte .>Lauren!Lauren! Ruf die Erwhlten zu mir!Hrt mich. Merkt euch, was ich euch sage. Lat mich nicht imStich!Familie