Brooks Terry - Shannara 06 - Die Dämonen von Shannara

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    FANTASY

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    DIE DMONEN VON SHANNARA

    Aus dem Amerikanischen bertragen vonMechti ld Sandberg

    GOLDMANN VERLAG

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    Die Landkarten zeichnetenDarreil K Sweet und die Gebrder Hildebrandt

    1977 by Random House, IncDer Goldmann Verlag ist ein Unternehmen der Verlagsgruppe

    BerteismannMade in Germany 4 Auflage 8/92

    der Originalausgabe bei Terry BrooksThis translatlon published by arrangement with

    Ballantine Book, a division of Random House, Inc der deutschsprachigen Ausgabe 1986

    beim Wilhelm GoIdmann Verlag, MnchenUmschlagentwurf Design Team Mnchen

    Umschlagil lustration Darrell K Sweet/Random House, New YorkDruck Eisnerdruck, Berlin

    Verlagsnummer 23902Lektorat SN

    Herstellung Peter Papenbrok/Sc ISBN 3-442-23902 8

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    Fr Barbara,

    in Liebe

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    Der a l te Mann im Schaukelstuhl summteleise vor s ich hin, whrend er in den in der Dmmerung l iegenden Waldhinausblickte. Weit im Westen, jenseits der grnen Mauer der Bume, dieundurchdringlich die Lichtung umschlo, auf der se ine Htte s tand, sankdie Sonne unter den Horizont, und das Tageslicht wurde fahl und grau.Diese Tageszeit war dem alten Mann die l iebste wenn die Mittagshitzeim Schatten des Abends abkhlte und die untergehende Sonne den fernenHimmel in leuchtendes Scharlachrot tauchte , dann in sanftesLavendelblau, das a l lmhlich ins t iefe Blau der Nacht berging. Dann

    roch die Luft sauber und fr isch, befre i t von dem muffigen Geruch nachFeuchtigkeit und Moder, der ihr in der Hitze des Tages anhafte te . Dannwisperten die Bltter des Waldes geheimnisvoll im milden Abendwind. Indiesen wenigen Augenblicken schien es , a ls se i der Wildewald e in StckLand wie jedes andere , und man konnte ihn a ls e inen al ten und vertrautenFreund annehmen.

    Oft sah der a l te Mann das Tal so als e inen al ten, vertrauten Freund,dem er e ine t iefe , unerschtter l iche Treue entgegenbrachte . Wenigekonnten so empfinden wie er , aber es waren ja auch nur wenige, die das

    Tal so gut kannten wie er . Oh, es war trgerisch erbarmungslos undvoller Gefahren, die e inen Mann vernichten konnten. Es gab Geschpfeim Wildewald, die nirgends ihresgleichen hatten und gespenstisch durchdie Schauermrchen geisterten, die man sich am mitternchtlichenLagerfeuer erzhlte. Im Wildewald lauerte der Tod, zu jeder Stunde, hart ,grausam, unerbit t l ich. Dies war e in Land der Jger und der Gejagten, undder a l te Mann hatte es in den langen Jahren, se i t er s ich in diesem Talniedergelassen hatte , von seiner besten und seiner schlimmsten Seiteerlebt .

    Er trommelte mit den Fingern auf die Armlehnen des Schaukelstuhls

    und dachte zurck. Sechzig Jahre waren vergangen, seit er hierhergekommen war eine lange Zeit und doch schien ihm, a ls se i es ers tgestern gewesen. Dies war all die Jahre sein Zuhause gewesen, und eswar e in Zuhause, das man achten konnte nicht e infach irgendein Ortvoller Huser und Menschen, wo man sicher und behtet und ingrenzenloser Langeweile dahinlebte; e in Ort der Einsamkeit und Tiefe ,wo die Herausforderung warte te und wo man Mut brauchte; e in Ort , an

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    dem nur wenige s ich niederl ieen, weil nur diese wenigen an diesen Ortgehrten. Einige wenige wie er se lbst , dachte er , und je tz t war nur nocher brig von denen, die e inst ins Tal gekommen waren. Alle anderenwaren tot , in die Wildnis heimgegangen, in der s ie gelebt hatten. Eswaren nur noch diese Narren da, die s ich wie verngstigte Hunde in denwindschiefen Htten von Grimpen Ward zusammendrngten, die e inandergegenseit ig und jeden Dummen, der s ich in ihre Mitte wagte

    betrogen und beraubten. Doch das Tal gehrte nicht ihnen und wrde nieihnen gehren, denn sie begriffen nicht das Wesen dieses Tals und hattenauch kein Bedrfnis , es zu erkennen.

    Verrckt nannten s ie ihn diese Narren in Grimpen Ward. Verrckt,in dieser Wildnis zu leben, e in a l ter Mann ganz a l le in. Er lchelte beidem Gedanken. Vielle icht war es wirklich verrckt; doch er zog seineeigene Verrcktheit der ihren vor.

    Drif ter, r ief er barsch, und der gewalt ige schwarze Hund, der zu

    seinen Fen ausgestreckt lag, erwachte und stand auf. Er war e inriesenhaftes Tier, der an einen Wolf ebenso wie an einen Bren erinnerte.Na du, brummte der a l te Mann, und der Hund legte den Kopf in den

    Scho seines Herrn, um sich die Ohren kraulen zu lassen.Irgendwo in der dichter werdenden Dunkelheit schri l l te e in Schrei ,

    f lchtig und durchdringend. Einen Moment lang hing sein verklingendesEcho in der Abenddmmerung, dann erstarb es . Drif ter hob lauschend denKopf. Der a l te Mann nickte . Eine Sumpfkatze . Eine groe. IrgendeinWesen war ihr in den Weg gelaufen, und sie hatte zugeschlagen.

    Mig l ie er den Blick ber vertraute Formen glei ten, die s ich ausdem Halbdunkel hoben. Hinter ihm stand die Htte , in der er lebte , kle in,aber solide gebaut, aus Holzbalken und schindeln err ichtet , mit Mrtelabgedichtet . Ein Stck zurckgesetz t von der Htte befanden sich e inSchuppen und ein Brunnen. In e iner kle inen eingezunten Koppel grasteein Mault ier . Hinter der Htte waren e ine Werkbank und ein groerStapel Holz . Er z immerte und schnitz te gern, brachte e inen groen Teilse iner Tage damit zu, aus dem Holz , das er s ich von den mchtigen al tenBumen an der Lichtung holte , a l le mglichen Gegenstnde undMbelstcke zu arbeiten, die er gern ansah. Wertloses Zeug, vermutete

    er , in den Augen anderer , aber fr andere Leute hatte er ja ohnehin nichtvie l brig, da war ihre Meinung fr ihn auch nicht wichtig. Er sah nurhchst se l ten andere Menschen, und selbst das war ihm beinahe nochzuviel . Er war froh, wenn sie ihn in Ruhe l ieen. Drif ter war ihmGesellschaft genug. Und diese nichtsnutzigen Katzen, die s tndig hier umherstreunten und hinter den Abfllen her waren wie die Aasgeier . Unddas Mault ier , e in bichen strr isch, aber zuverlssig.

    Er reckte seine Glieder und stand auf. Die Sonne war untergegangen;

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    am Nachthimmel traten Mond und Sterne ihre Herrschaft an. Es war ander Zeit , se in Nachtmahl zu r ichten. Er warf e inen Blick auf den Dreifuund den Kessel ber dem kleinen Feuer, das nur e in paar Schri t te vonihm entfernt loderte . Die Suppe vom gestr igen Tag. Viel war es nichtmehr, re ichte hchstens noch fr e ine Mahlzeit .

    Kopfschtte lnd trotte te er zum Feuer. Er war e in z iemlich kle iner Mann, vom Alter gebeugt, schmchtig und dnn wie e ine Zaunlatte .Fedriges weies Haar umkrnzte seinen kahlen Kopf und wuchs dieWangen hinunter zu e inem buschigen Bart . So braun und zerknit ter t wieLeder war die Haut se ines zhen al ten Krpers , und die Augen warenkaum sichtbar unter den hngenden, fa l t igen Lidern.

    Vor dem Kessel bl ieb er s tehen und blickte hinein, whrend er berlegte , wie er den Suppenrest e twas schmackhafter anrichten knnte .Und in diesem Moment vernahm er , weit entfernt noch, irgendwo imDunkel des Pfades, der s ich zu seiner Htte wand, Gerusche, die das

    Nahen von Pferden und einem Wagen ankndigten. Er wandte sich umund sphte abwartend in die Nacht. Drif ter , der an seiner Seite s tand,knurrte mitrauisch, und der a l te Mann versetz te ihm einen warnendenPuff .

    Die Gerusche kamen nher. Nach einer Weile tauchten Schatten ausdem Dunkel auf und gli t ten den Hang der Anhhe hinunter , die dieLichtung begrenzte ein Wagen, der von zwei Pferden gezogen wurde,und dahinter e in halbes Dutzend Reiter . Die Stimmung des a l ten Mannessank, a ls er den Wagen erblickte . Er kannte ihn gut, wute , da er diesemSchurken Cephelo gehrte . Voller Abscheu spie er aus, spie l te ernsthaftmit dem Gedanken, Drif ter auf die Bande zu hetzen.

    Am uersten Rand der Lichtung hie l ten Reiter und Wagen an.Cephelos dunkle Gestal t sprang vom Pferd und kam nher. Als der Fahrensmann den Alten erre ichte , zog er schwungvoll den breitenSchlapphut.

    Einen schnen guten Abend, Hebel.Der a l te Mann brummte verchtl ich.Cephelo. Was woll t Ihr?Cephelo spie l te den Gekrnkten.

    Hebel, is t das vie l le icht e ine Begrung fr zwei Leute , die so vie lfreinander getan haben wie wir? Dies is t wahrhaft ig keine Begrungfr zwei Mnner, die Mhsal und Unglcksflle des Lebens gete i l t haben.Seid mir a lso gegrt.

    Der Fahrensmann ergriff die Hand des Alten und schtte l te s ie krft ig.Hebel widersetzte sich nicht, tat aber auch nichts dazu.

    Gut seht Ihr aus. Cephelo lchelte entwaffnend. Das Hochland is tgut fr die Schmerzen und Leiden des Alters , denke ich mir .

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    Was Ihr nicht sagt . Hebel spie erneut aus und rmpfte die Nase.Also, was verkauft Ihr , Cephelo ein Wundermitte l vie l le icht fr dieAlten und Schwachen?

    Cephelo warf e inen Blick zurck zu jenen, die mit ihm gekommenwaren, und zuckte entschuldigend die Schultern.

    Ihr se id in hohem Mae unfreundlich, Hebel. Wirklich, hchstunfreundlich.

    Der Alte folgte se inem Blick.Was habt Ihr denn mit dem Rest Eurer Meute angeste l l t? Haben die

    sich einem anderen Dieb angeschlossen?Diesmal verdsterte s ich das Gesicht des Fahrensmannes.Ich habe s ie vorausgeschickt . Sie haben die Hauptstrae nach Osten

    genommen und werden mich im Tirf ing erwarten. Ich bin mit diesenwenigen in e iner recht dringlichen Sache zu Euch gekommen. Vielle ichtknnen wir uns darber unterhalten.

    Redet nur, versetz te Hebel. Soviel Ihr woll t .Und drfen wir Euer Feuer te i len?Hebel zuckte die Schultern.Ich habe nicht genug zu essen da, um Euch alle durchzufttern

    tt 's auch gar nicht , wenn ich 's htte . Vielle icht habt Ihr se lbst wasmitgebracht, hm?

    Cephelo lie einen bertriebenen Seufzer hren.Richtig. Heute soll t Ihr unser Nachtmahl te i len.Er r ief den anderen e twas zu. Die Reiter sprangen von ihren Pferden

    und banden sie fest . Eine a l te Frau, die zusammen mit e inem jungen Paarauf dem Wagen gefahren war, s t ieg je tz t herunter , holte Vorrte undGertschaften aus dem Wagen und schlurfte schweigend zum Feuer. Die

    beiden jungen Leute , die an ihrer Seite gesessen hatten, zgerten. Erstauf Cephelos Aufforderung tra ten s ie nher. Zu ihnen gesell te s ich e inrankes, dunkelhaariges Mdchen aus der kleinen Truppe der Reiter.

    Wortlos wandte s ich Hebel ab und setz te s ich wieder in seinenSchaukelstuhl . Die beiden jungen Leute , die vom Wagen gestiegenwaren, hatten e twas Besonderes an s ich, aber er htte nicht sagenknnen, was es war. Sie sahen wie Fahrensleute aus, aber doch auch

    wieder nicht . Er beobachtete s ie , a ls s ie mit Cephelo und demdunkelhaarigen Mdchen herankamen. Alle vier se tz ten s ich zu Fen desalten Mannes ins Gras, wobei das dunkelhaarige Mdchen ganz dicht anden jungen Mann heranrckte und ihm einen kecken Blick zuwarf .

    Meine Tochter Eretr ia . Cephelo scho einen rgerl ichen Blick aufdas Mdchen ab, als er sie vorstellte. Diese beiden sind Elfen.

    Ich bin nicht bl ind, erklrte Hebel ungeduldig. Je tz t war ihm klar ,warum sie s ich von den Fahrensleuten unterschieden. Was tun die denn

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    bei Euch?Wir s ind ausgezogen, um etwas Wichtiges zu suchen.Zu suchen? Hebel beugte s ich vor. Ihr? Er verzog das zerknit ter te

    Gesicht und musterte den jungen Mann. Ihr macht mir e inenaufgeweckten Eindruck. Was hat Euch bewogen, Euch mit dem dazusammenzutun?

    Er braucht e inen Fhrer in diesem elenden Gebiet, erklrte Cephelo.Etwas zu rasch, fand Hebel. Warum nur mt Ihr unbedingt in dieser trost losen Wildnis leben, Hebel? Eines Tages werde ich hier vorbeikommen und nur noch Eure Knochen f inden, Alter nur weil Ihr Euch beharrl ich weigert , Euch in z ivil is ier tere Gefilde zu begeben.

    Als wrde Euch das e twas ausmachen, brummte Hebel. Fr e inenMann wie mich is t dieses Land so gut wie jedes andere . Ich kenne es , ichkenne seine Bewohner, wei, wann ich Abstand halten, oder wann ichmeine Zhne zeigen mu. Euch berleb ' ich noch lange, Cephelo das

    knnt Ihr mir glauben. Er wippte gemchlich in seinem Schaukelstuhl ,whrend Drif ter s ich an seiner Seite niederl ie. Also, was woll t Ihr vonmir?

    Cephelo zuckte die Schultern.Ein bichen reden, wie ich schon gesagt habe.Hebel lachte rauh. Ein bichen reden? Kommt, Cephelo, macht mir

    nichts vor! Was woll t Ihr wirklich? Vergeudet nicht meine Zeit ichhab' nicht mehr vie l davon.

    Fr mich selbst wil l ich nichts . Fr die beiden jungen Elfen will ichetwas von dem Wissen, das in Eurem kahlen a l ten Hirn gespeichert is t .Es hat mir gewalt ige Mhe gemacht, hier zu Euch heraufzukommen, aber es gibt Umstnde, die

    Hebel hatte genug gehrt .Was kocht Ihr da drben? fragte er , vom Geruch des Essens

    abgelenkt, das im Kessel dampfte . Was is t da drin?Woher soll ich das wissen? fuhr Cephelo ihn gereiz t an.Rindfle isch, glaube ich, Rindfle isch und Gemse. Hebel r ieb s ich

    die runzligen braunen Hnde. Ich f inde, wir soll ten erst essen und dannreden. Habt Ihr auch etwas von Eurem Bier bei Euch, Fahrensmann?

    So verzehrten s ie a lso zunchst das Nachtmahl Eintopf, Brot ,Drrobst und Nsse. Es wurde nicht vie l gesprochen, whrend sie aen,aber Blicke f logen hin und her , und diese Blicke verr ie ten Hebel mehra ls a l le Worte , die se ine Gste vie l le icht geuert htten. Die Elfen,sagte er s ich, waren hier , weil s ie keine andere Wahl hatten. Sie hie l tenvon Cephelo und seiner Meute so wenig wie er . Cephelo war natrl ichhier , weil er s ich e inen schnellen Gewinn erhoffte . Das dunkelhaarigeMdchen, die Tochter des Fahrensmann, gab ihm jedoch Rtsel auf. Die

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    Blicke, die s ie dem jungen Elf zuwarf , verr ie ten e twas ber ihreAbsichten, doch es s teckte noch etwas anderes in ihr , was s ie sorgflt igverheimlichte. Der Alte wurde immer neugieriger .

    Endlich war das Nachtmahl beendet und das Bier fast bis zur Neigegetrunken. Hebel nahm eine lange Pfeife , entzndete s ie und paff te e inedicke Rauchwolke in die Luft .

    Cephelo versuchte nochmals se in Glck.Dieser junge Elf und seine Schwester brauchen Eure Hilfe . Sie haben

    schon einen weiten Weg hinter s ich, aber s ie knnen ihre Reise nichtfortsetzen, wenn Ihr ihnen diese Hilfe verweigert . Ich habe ihnen gesagt,da Ihr ihnen selbstlos helfen werdet.

    Der Alte schnaubte verchtl ich. Dieses Spielchen kannte er zur Genge.

    Ich mag Elfen nicht . Sie bilden s ich e in, s ie s ind was Besseres undwollen mit Leuten wie mir nichts zu tun haben. Er zog die Brauen hoch.

    Fahrensleute mag ich auch nicht , wie Ihr wohl wit . Die mag ich sogarnoch weniger a ls Elfen.Eretr ia lachte . Ich habe den Eindruck, es gibt e ine Menge Dinge, die

    Ihr nicht mgt.Halt den Mund! fuhr Cephelo s ie wtend an.Eretr ia prete die Lippen aufeinander, und Hebel sah den Zorn in

    ihren Augen.Er lachte le ise . Nichts fr ungut, Mdchen. Er blickte Cephelo an.

    Was gebt Ihr mir , wenn ich den Elfen helfe , Cephelo? Ihr mt mir schon einen reellen Vorschlag machen, wenn Ihr von mir was wissenwollt .

    Cephelo funkelte ihn wtend an.Stell t meine Geduld nicht auf e ine zu harte Probe, Hebel.Ha! Wollt Ihr mir drohen oder gar die Kehle durchschneiden? Dann

    erfahrt Ihr gar nichts von mir . Also was gebt Ihr mir?Kleider, Bettzeug, Leder, Seide ganz gleich. Der Fahrensmann

    machte eine wegwerfende Handbewegung.Das hab' ich a l les se lbst . Hebel spie aus.

    Nur mit Mhe beherrschte sich Cephelo.

    Ja , was woll t Ihr dann? Heraus damit , Alter .Drif ter knurrte warnend. Hebel brachte ihn mit e inem Puff zumSchweigen.

    Messer, verkndete er . Ein halbes Dutzend gute Klingen. Eine Axtund zwei Dutzend Pfeile , Eschenholz und gefiedert . Und einenSchleifs te in.

    Cephelo nickte unwirsch. Abgemacht. Ihr se id e in a l ter Dieb. Aberjetzt gebt mir was dafr zurck.

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    Hebel zuckte die Schultern.Was woll t Ihr denn wissen?Cephelo deutete auf den jungen Mann.Der Elf is t e in Heilkundiger . Er is t auf der Suche nach einer Wurzel ,

    die e ine sel tene Medizin ergibt . In seinen Bchern ber die Heilkunsts teht , da s ie hier im Wildewald zu f inden is t , an e inem Ort namensSichermal.

    Auf die Worte des Fahrensmannes folgte e in langes Schweigen. Allewarte ten.

    Also? fragte Cephelo schlielich gereiz t .Also was? fragte der Alte zurck.Wo is t dieser Ort? Sichermal.Hebel lchelte schelmisch. Da, wo er immer schon war, vermute ich.

    Er sah die berraschung auf den Zgen des anderen. Ja , ich kenne denNamen, Cephelo. Ein al ter Name, von al len vergessen, denke ich. Aber

    nicht von mir . Grabgruften s ind es unterirdische Gnge in e inemBerg.Das mu es sein! Der junge Mann sprang auf. Sein Gesicht war

    erregt . Dann bemerkte er , da ihn a l le anstarr ten, und er se tz te s ichhastig wieder nieder. Jedenfalls is t es in den Bchern so beschrieben,fgte er kle inlaut hinzu.

    Tatschlich? Paffend wippte Hebel in se inem Stuhl auf und ab.Und stand in Euren Bchern auch was von der Senke?

    Der junge Mann schtte l te den Kopf und sah das Elfenmdchen an, dasebenfalls den Kopf schtte l te . Cephelo jedoch beugte s ich mit e inemRuck nach vorn und kniff die Augen zusammen.

    Ihr meint , dieses Sichermal l iegt in der Senke, Alter?In Cephelos Stimme lag e ine ngstl ichkeit , die Hebel nicht entging.

    Er lachte leise.Ja , mitten in der Senke. Nun, se id Ihr immer noch auf der Suche nach

    Sichermal, Cephelo?Der junge Mann neigte s ich vor.Wo ist die Senke?Im Sden von hier . Eine Tagesreise, antworte te der Alte . Es war an

    der Zeit , dieser Torheit e in Ende zu machen. Tief und f inster is t s ie ,Elf- e ine schwarze Grube, wo alles , was hineinfll t , auf immerverschwindet. Der Tod, Elf . Wer s ich in die Senke hineinwagt, kommtnicht wieder heraus. Jene, die dort l eben, sorgen dafr .

    Der junge Mann schtte l te den Kopf.Das verstehe ich nicht .Eretr ia murmelte le ise e twas vor s ich hin, whrend ihr Blick hastig

    ber das Gesicht des jungen Mannes f log. Sie wute Bescheid, das sah

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    Hebel. Er senkte die Stimme zu e inem Flstern.Dort leben die Hexenschwestern, Elf . Morag und Mallenroh. Ihnen

    gehrt die Senke, ihnen und den Wesen, die s ie schaffen, um ihnen zudienen Wesen, die aus Hexenkunst geboren sind.

    Aber wo in der Senke l iegt Sichermal? beharrte der junge Mann.Ihr spracht von einem Berg

    Die Hochwarte ein seltsamer Gipfel, der aus der Senke emporragtwie e in Arm aus dem Grabe. Dort l iegt Sichermal. Der Alte hie l t inneund breite te die Hnde aus. So war es jedenfalls e inmal. Ich war schonseit vie len, vie len Jahren nicht mehr in der Senke. Keiner wagt s ich damehr hinein.

    Der junge Mann nickte nachdenklich.Erzhlst du mir mehr ber diese Hexenschwestern?Hebels Augen verengten sich.Morag und Mallenroh die le tz ten ihrer Sippe. Einstmals , Elf , gab

    es vie le ihrer Art jetz t gibt es nur noch zwei. Manche behaupten, s ieseien Gehilfinnen des Dmonen-Lords gewesen. Andere meinen, sie seienlange vor ihm dagewesen. Ihre Macht, heit es , se i so gro wie die der Druiden. Wer wei? Die Wahrheit wissen nur sie selbst. Sucht sie, wennIhr woll t . Ein Elf mehr oder weniger fr mich spiel t das keine Rolle .

    Er lachte schneidend, verschluckte s ich, hob seinen Becher und tranketwas von seinem Bier . Sein klappriger Krper neigte s ich vor, a ls se ineAugen die des jungen Mannes suchten.

    Schwestern s ind s ie , Morag und Mallenroh. Blutsschwestern. Dochgroer Ha lodert zwischen ihnen ein Ha, der e inem alten Unrechtentsprungen is t , ob echt oder e ingebildet , das kann ich nicht sagen. Dochsie befehden einander in der Senke, Elf . Morag lebt im Osten undMallenroh im Westen, und jede versucht, die andere zu vernichten unddas Land und die Macht der Schwester an s ich zu re ien. Und in der Mitte , genau zwischen den beiden, s teht die Hochwarte und dort l iegtSichermal.

    Habt Ihr es gesehen?Ich? Nein, ich nicht . Die Senke gehrt den Schwestern; das Tal is t

    weit genug fr mich. Hebel schaukelte sachte hin und her , whrend er

    s ich seinen Erinnerungen hingab. Einmal, vor vie len, vie len Jahren, ichkann sie nicht e inmal mehr zhlen, war ich am Rand der Senke auf der Jagd. Tricht war es , aber damals war ich noch entschlossen, das ganzeLand kennenzulernen, das ich mir zur Heimat erwhlt hatte , und dieGeschichten waren ja nur Geschichten. Tagelang jagte ich im Schattender Senke und sah nichts . Aber e ines Nachts dann, a ls ich schlief , ganzalle in an der Glut meines Lagerfeuers , da kam sie zu mir Mallenroh,ein Geschpf wie aus einem Traum mit langem grauen Haar, das aus

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    Nachtschatten gesponnen war, und ihr Gesicht war das Gesicht der FrauTod. Sie kam zu mir und sagte, sie habe das Bedrfnis, mit einem vonmenschlichem Geblt zu sprechen, mit e inem wie mir . Die ganze Nachtsprach s ie mit mir , erzhlte mir von sich und von ihrer Schwester Moragund von der Fehde, die s ie um die Vorherrschaft ber die Senkemiteinander fhrten.

    Er hatte s ich ganz seinen Erinnerungen ergeben, und seine Stimmeklang fern und le ise .

    Am Morgen war s ie fort , beinahe so, a ls se i s ie nie gewesen. Ich habesie nie wiedergesehen, bis heute nicht . Ich htte glauben knnen, es se ia l les nur Einbildung gewesen keine Wirklichkeit , aber s ie hat e twasvon mir mit s ich fortgenommen ein Stck Leben knnte man sagen.

    Langsam schttelte er den Kopf.Das meiste von dem, was s ie mir erzhlte , s tob auseinander wie die

    losen Fetzen eines Traums. Aber ich erinnere mich ihrer Worte ber

    Sichermal, Elf . Unterirdische Gnge im Scho der Hochwarte , sagte s ie .Ein Ort aus e inem anderen Zeita l ter , wo einst e in sel tsamer Zauberverhngt worden war. So a l t , da nicht e inmal die Schwestern seineBedeutung kennen. Ja , das hat Mallenroh mir erzhlt . Daran erinnere ichmich daran zumindest .

    Danach schwieg er , in Gedanken bei den Geschehnissen jener Nacht.Selbst nach al len diesen Jahren war die Erinnerung so klar wie dieGesichter jener , die hier um ihn herumsaen. Mallenroh! Eigenart ig,scho es ihm durch den Kopf, da er s ich ihrer so lebhaft er innerte .

    Der junge Mann legte seine Hand auf die Armlehne des Schau-kelstuhls , und seine Stimme war verhalten, a ls er sprach.

    Ihr er innert genug, Hebel.Der Alte blickte den Elf verwundert an. Er verstand nicht . Dann sah er

    in den Augen des anderen, was dieser beabsichtigte . Er war entschlossen,dorthin zu gehen. Er war entschlossen, s ich in die Senke zu wagen.Impulsiv beugte Hebel s ich zu ihm hinunter .

    Geht nicht, f lsterte er e indringlich. Geht nicht!Der junge Mann lchelte schwach.Ich mu, wenn Cephelo seine Belohnung haben soll .

    Der Fahrensmann schwieg. Sein dunkelhutiges Gesicht warunergrndlich. Eretr ia warf ihm einen scharfen Blick zu, dann blickte s iewieder den jungen Elf an.

    Tu es nicht , Heiler, bat s ie . Hr auf das, was der Alte sagt . DieSenke is t gefhrl ich. Such deine Medizin anderswo.

    Der Elf schttelte den Kopf.Es gibt kein Woanders. La es ruhen, Eretria.Einen Moment lang spannte s ich der Krper des Mdchens zum

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    Zerreien, und das dunkelhutige Gesicht l ief rot an unter dem Druckvon Emotionen, die hinausdrngten. Doch es gelang ihr , s ie zuunterdrcken. Beherrscht s tand sie auf und blickte kalt zu ihm hinunter .

    Du bist e in Narr, sagte s ie und ging davon in die Finsternis .Hebel beobachtete den jungen Mann, sah, wie sein Blick dem Mdchen

    folgte , a ls es s ich entfernte . Das Elfenmdchen blickte nicht e inmal auf .Ihre sel tsamen grnen Augen schienen nach innen gerichtet zu sein, undihre feinen Zge waren verborgen im Schatten des langen Haares, das ihrt ief ins Gesicht f ie l .

    Ist diese Wurzel denn so wichtig? fragte der a l te Mann verwundert .Seine Frage war nicht nur an den jungen Mann gerichtet , sondern auch andas Mdchen. Ist s ie denn nirgends sonst zu f inden?

    Lat s ie doch! mischte s ich Cephelo unvermitte l t e in, und seineschwarzen Augen huschten von einem Gesicht zum anderen. Es is t ihreEntscheidung, und sie haben sie getroffen.

    Hebel runzelte die Stirn.So mir nichts , dir nichts woll t Ihr s ie in den Tod schicken, Cephelo?Was is t denn das fr e ine Belohnung, von der der Elf spricht?

    Der Fahrensmann lachte . Ob man eine Belohnung bekommt odernicht , hngt von den Launen des Schicksals ab, Alter . Verl ier t man dorte ine, gewinnt man da e ine andere . Der Elf und seine Schwester mssentun, wozu es s ie drngt. Wir haben kein Recht, e in Urte i l zu f l len, odersie daran zu hindern.

    Wir mssen es tun. Das Elfenmdchen sprach le ise aber bestimmt,das erste Mal berhaupt, se i t s ie s ich gesetz t hatten. Tief sah s ie dabeidem alten Mann in die Augen.

    Gut. Cephelo sprang auf. Der Worte s ind genug gesagt in dieser Sache. Der Abend is t noch lange nicht um, und es is t noch vie l gutes Bier da , das darauf warte t , getrunken zu werden. Teil t es mit mir , meineFreunde. Wir wollen von den Zeiten sprechen, die gewesen sind, nichtMutmaungen ber die Zeiten anste l len, die ers t kommen werden. Hebel,Ihr soll t hren, was diese Narren in Grimpen Ward je tz t wieder angeste l l thaben hirnverbrannt, wei Gott!

    In scharfem Ton rief er nach der alten Frau, die sogleich mit einem

    groen Krug Bier herbeiei l te . Einige der anderen Fahrensleute gesell tensich je tz t zu ihnen, und Cephelo fll te a l len die Becher. Lachend undvoller bermut schickte er s ich dann an, e ine ganze Sammlung toller Geschichten zum besten zu geben ber Orte , die er wahrscheinlich nie

    besucht hatte, ber Menschen, denen er wahrscheinl ich nie begegnet war.Keck und ausgelassen war die Rede des Fahrensmannes, und seine Leutelachten mit ihm ber se in wildes Geflunker, whrend sie immer vonneuem ihre Becher fll ten.

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    Hebel lauschte den Geschichten voller Mitrauen. Allzu schnell , soschien es ihm, hatte Cephelo seine an die Elfen gerichteten Warnungenverchtl ich gemacht. Auch konnte er der scheinbaren Interesselosigkeitdes Fahrensmannes an der Belohnung, die den jungen Elf erwartete, wenner die Wurzel fand, nicht glauben. Da st immte e twas nicht; der Fahrensmann wute schlielich so gut wie er , da noch niemand lebendaus der Senke zurckgekehrt war.

    Sachte schaukelte er in se inem alten Stuhl hin und her , mit e iner Handleicht Drif ters zott igen Kopf kraulend. Wie sonst konnte er den Elf nochwarnen, fragte er s ich. Was konnte er noch sagen, was nicht schon gesagtworden war, um ihn von seinem trichten Unterfangen abzubringen?Vielle icht nichts; der Junge schien entschlossen.

    Er berlegte , ob die beiden jungen Elfen wohl mit Mallenrohzusammentreffen wrden, so wie er vor vie len Jahren. Bei der Vorste l lung, da dies der Fall se in knnte , s t ieg Neid in seiner Seite auf .

    Wenig spter erhob sich Wil Ohmsford aus dem Kreis der Zecher undging zu dem Brunnen gle ich hinter der Htte des a l ten Mannes. Amberleschlief schon in Decken gehll t am Feuer. Sie war vll ig erschpft vonden Anstrengungen des Tages und den vorhergehenden Ereignissen. Aucher se lbst fhlte s ich ungewhnlich schlfr ig, obwohl er von dem Bier der Fahrensleute kaum etwas getrunken hatte . Vielle icht , dachte er , half daein Schluck kaltes Wasser und spter erholsamer Schlaf .

    Er hatte gerade in t iefen Zgen aus dem Metallbecher getrunken, der an der Kette mit dem Eimer festgehakt war, a ls Eretr ia aus dem Schattenzu ihm tra t .

    Ich verstehe dich nicht , Heiler, sagte s ie sehr direkt .Er hakte den Becher wieder an die Kette und l ie s ich auf dem

    Steinrand des Brunnens nieder.Ich hab' mich abgestrampelt wie e ine Wilde, um dir in Grimpen Ward

    das Leben zu re t ten, fuhr s ie fort . Es war nicht le icht , Cephelo so weitzu bereden, da er mich dir berhaupt helfen l ie. Wirklich nicht , daskannst du mir glauben. Und je tz t! Die ganze Liebesmh war wohlvergebens. Ich htte dich und das Elfenmdchen, das du a ls deine

    Schwester ausgibst , genausogut den Banditen in Grimpen Wardberlassen knnen. Obwohl man dich warnte , bestehst du darauf, dich indie Senke zu wagen. Ich mchte wissen, warum. Hat Cephelo e twas damitzu tun? Ich wei nicht , was fr e ine Abmachung du mit ihm getroffenhast , aber nichts , was er dir versprochen hat selbst wenn er dieAbsicht htte , se in Versprechen zu erfllen, was ich bezweifle , is t dasRisiko wert , das du e ingehen wills t .

    Cephelo hat nichts damit zu tun, erwiderte Wil ruhig.

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    Wenn er dir in irgendeiner Weise gedroht hat , dann wrde ich dir gegen ihn helfen, erklrte Eretr ia fest . Ich wrde dir helfen.

    Das wei ich. Aber Cephelo hat mit diesem Entschlu wirklich nichtszu tun.

    Was hat es dann fr e inen Grund? Warum mut du es tun?Wil senkte die Lider .Die Medizin, die Lg mich nicht an! f ie l Eretr ia ihm zornig ins Wort und setz te s ich

    neben ihn auf den Brunnenrand. Mag sein, da Cephelo diesen Unsinnglaubt, aber er hrte nur deine Worte , Heiler . Deine Augen sah er nicht .Deine Rede kannst du vie l le icht verste l len, nicht aber deinen Blick.Dieses Mdchen is t nicht deine Schwester; s ie is t dein Schtzling, unddie Verantwortung fr s ie is t dir offensichtl ich teuer . Nicht Wurzeln undMedizin suchst du, sondern e twas weitaus Bedeutsameres. Sag mir , washoffst du dort in der Senke zu f inden?

    Langsam hob Wil den Blick und sah ihr in die Augen. Eine Weileantworte te er ihr nicht . Sie griff impulsiv nach seiner Hand.Ich wrde dich nie verra ten. Niemals!Er lchelte schwach. Das is t vie l le icht das e inzige an dir , dessen ich

    sicher bin, Eretr ia . Ich will dir soviel sagen: Groes Unheil bedrohtdieses Land bedroht a l le Lnder. Das Mitte l , das vor diesem Unheilschtzen kann, is t nur in Sichermal zu f inden. Amberle und ich s indausgesandt worden, es zu suchen.

    Die Augen Eretr ias bli tz ten feurig.Dann la mich mit euch ziehen. Nimm mich mit , so wie du mich

    schon lngst httest mitnehmen sollen.Wil seufzte . Wie kann ich das? Eben hast du mir gesagt, was fr e in

    Narr ich bin, da ich nicht ablasse von meinem Entschlu, in die Senkehinunterzugehen. Und je tz t soll ich auch dich zur Nrrin machen. Nein.Dein Platz is t bei deinen Leuten wenigstens vorlufig. Es is t besser fr dich, wenn du weiter nach Osten z iehst , so weit wie mglich fort vomWestland.

    Heiler , ich soll von diesem Teufel verschachert werden, der s ich a lsmein Vater ausgibt! Und zwar sobald wir die greren Stdte des

    Sdlandes erre ichen. Ihre Stimme war hart und schneidend. Glaubst duvielle icht , da e in solches Schicksal er trglicher is t a ls das, was ichvielle icht an deiner Seite er leben werde? Nein. Nimm mich mit!

    Eretr ia !Hr mich an. Ich kenne mich aus in diesem Gebiet , denn die

    Fahrensleute haben es unzhlige Male durchquert . Ich wei vie l le ichtetwas, was euch weiterhelfen wird. Und wenn nicht , so werde ich euchdoch auf jeden Fall kein Hemmschuh sein. Ich kann auf mich selbst

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    achtgeben besser a ls dem Elfenmdchen. Ich verlange nichts von dir ,Heiler , was nicht auch du von mir verlangen wrdest , wre unsereSituation umgekehrt . Du mut mich mitnehmen.

    Eretr ia , se lbst wenn ich damit e inverstanden wre, wrde Cephelodich niemals ziehen lassen.

    Cephelo wrde es ers t erfahren, wenn es zu spt is t , e twas daran zundern. Ihre Stimme war hell und erregt . Nimm mich mit , Heiler . Sag

    ja.Er htte beinahe zugestimmt. Sie war von solch e iner wunderbaren

    Schnheit, da es selbst unter normalen Umstnden schwer gewesenwre, ihr irgend etwas abzuschlagen. In diesem Augenblick aber, da s ieneben ihm sa mit erwartungsvoll bl i tzenden Augen, lag e ineVerzweiflung in ihrem Ton, die ihn rhrte . Sie hatte Angst vor Cephelound vor dem was er mit ihr anste l len wrde. Sie wrde nicht bette ln, daswute Wil , aber s ie wrde weit gehen, um ihn zu bewegen, ihr in die

    Freiheit zu helfen.Doch in der Senke warte te der Tod, hatte der a l te Mann gesagt. Keiner wagte s ich hinein. Es wrde schwierig genug werden, Amberle zu

    beschtzen; wenn auch Eretr ia ihm versichert hatte, da s ie auf sichselbst achtgeben konnte , so wrde ihn, das wute er , das doch nichtdaran hindern, s ich um sie zu sorgen.

    Langsam schttelte er den Kopf.Ich kann nicht , Eretr ia . Ich kann nicht .Lange blieb es s t i l l , whrend sie ihn nur s tumm anstarr te . In ihren

    Augen standen Unglubigkeit und Zorn; Aufregung und freudigeErwartung darin waren erloschen. Langsam erhob sie s ich.

    Obwohl ich dir das Leben gerette t habe, bis t du nicht bereit , dasmeine zu re t ten. Nun gut. Sie tra t von ihm zurck, whrend ihr dieTrnen ber das Gesicht rannen. Zweimal hast du mich abgewiesen, WilOhmsford. Du wirst keine Gelegenheit bekommen, es noch einmal zutun.

    Sie wirbelte herum und eil te davon. Doch schon nach ein paar Schri t ten blieb s ie s tehen.

    Es wird der Tag kommen, Heiler , das sage ich dir voraus, an dem du

    wnschen wirst , du httest meine Hilfe nicht so unberlegt abgelehnt.Dann war s ie fort , in den Schatten der Nacht verschwunden.Wil blieb noch eine Weile am Brunnen si tzen und wnschte

    verzweifel t , da a l les anders wre , da es e inen vernnftigen Weg gbe,ihr zu helfen. Dann stand er auf , von Schlfr igkeit berwlt igt , und gingwankend davon, um sich zur Ruhe zu legen.

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    Grau und trb brach der Tag ber demWildewald an und hll te die Wlder in Schatten, die s ich wie Blutf leckenauf der dunklen Erde ausbreite ten. Wolken verschleierten den Morgen-himmel, hingen ble iern und t ief ber dem Tal, und eine drckende Sti l le

    lag in der Luft , wie e ine Warnung vor dem Nahen eines sommerlichenGewitters . Schon waren die Fahrensleute wieder unterwegs, gl i t ten, soschattenhaft wie s ie gekommen waren, wieder aus der Lichtung hinaus,auf der Hebels Htte s tand; voran die Reiter , dann der Wagen, auf demWil und Amberle saen, die Hnde erhoben, um dem alten Mann f lchtigzuzuwinken, der schweigend vor seiner Htte s tand und ihnen nach-

    blickte. Gemchlich roll te der Wagen in die Dsternis der Wlder hinein.Die massigen, a l ten Bume schlossen s ich immer enger um sie , bisschlielich nur noch dnne Lichtfden durch das Bltterdach sickertenund nichts weiter zu sehen war a ls der schmale , von t iefen Furchen

    durchzogene Pfad, der in die Tiefen des Tals hineinfhrte .Gegen Mitte des Vormittags hatten s ie die Hauptstrae wieder erre icht

    und wandten s ich nach Osten. Als der Tag sich langsam wrmte und dieKhle der Nacht verdampfte , sammelten s ich Nebel auf dem Grund desTales , die wie weie Schleier zwischen den Bumen hingen.

    Wil und Amberle saen schweigend neben der a l ten Frau und dachtenan das, was vor ihnen lag. Zu einem Gesprch mit Hebel war es nichtmehr gekommen, denn sie hatten die ganze Nacht hindurch festgeschlafen, und bei ihrem Erwachen hatte Cephelo dafr gesorgt , da der

    a l te Mann nicht in ihre Nhe kam. Jetz t fragten s ie s ich beide, was er ihnen vie l le icht noch htte sagen knnen, wenn sich e ine Gelegenheitdazu geboten htte . Ab und zu trabte Cephelo auf se inem Pferd nachhinten zu ihnen, um ein paar Worte mit ihnen zu wechseln, doch dasLcheln und das Gesprch wirkten gezwungen und knstl ich. Es War

    beinahe so, als suche er etwas, doch weder Wil noch Amberle hatten diegeringste Ahnung, was es se in knnte . Eretr ia hie l t s ich ganz von ihnenfern, und Amberle war verwundert ber diese pltz l iche Vernderung imVerhalten des Mdchens. Wil jedoch verstand sie nur a l lzu gut.

    Gegen Mittag gab Cephelo an e iner Weggabelung t ief im Wald das

    Zeichen zum Anhalten. Aus der Ferne groll te bedrohlichesDonnergrollen, und der Wind strmte in heft igen Ben, die zornig an denBumen rtte l ten und Bltter , Staub und ste durch die Luft wirbelten.Cephelo r i t t zum Wagen zurck und hie l t neben Wil an.

    Hier trennen sich unsere Wege, Heiler, verkndete er und wies auf die Kreuzstrae. Euer Weg fhrt nach l inks, die kle inere Straehinunter . Er is t nicht zu verfehlen Ihr braucht ihm nur zu folgen. Noch

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    vor Einbruch der Nacht mtet Ihr die Senke erre ichen.Wil woll te e twas erwidern, doch der Fahrensmann hob rasch die Hand.Bevor Ihr e twas sagt , lat mich Euch ra ten, mich nicht zu bit ten,

    Euch zu begleiten. Das war nicht unsere Abmachung, und ich habeandere Verpfl ichtungen, die ich erfllen mu.

    Ich woll te nur fragen, ob wir e twas Proviant mitnehmen knnten,erklrte Wil khl.

    Der Fahrensmann zuckte die Schultern.Fr ein, zwei Tage, ja, aber nicht mehr.Er nickte der a l ten Frau zu, die durch die Tr in den Wagen

    hineinging. Wil f ie l auf , da Cephelo recht unbehaglich im Satte l hin undher rutschte , whrend sie auf die Rckkehr der Alten warte ten. Irgendetwas s t immte da nicht .

    Und wie f inde ich Euch, um Euch Euren Anteil an der Belohnung zubezahlen? fragte Wil unvermittel t .

    Belohnung? Ach ja . Cephelo schien die Belohnung ganz vergessenzu haben. Also, ich habe schon gesagt, ich werde es wissen, wenn IhrEuren Lohn erhalten habt. Ich werde zu Euch kommen, Heiler .

    Wil nickte , s tand auf und st ieg vom Wagen herunter . Er wandte s ichum, Amberle zu helfen und warf ihr e inen raschen Blick zu, a ls er s ieherunterhob. Ihr schien das Verhalten des Fahrensmannes so befremdlichwie ihm, das sah er ihr an. Er wandte s ich wieder Cephelo zu.

    Knntet Ihr uns e in Pferd geben? Dann Wir knnen keines unserer Pferde entbehren, unterbrach ihn

    Cephelo. Ich f inde, Ihr soll te t Euch je tz t auf den Weg machen. Es s iehtnach einem Gewitter aus.

    Die a l te Frau kam aus dem Wagen und re ichte Wil e inen Beutel . Derwarf ihn ber die Schulter und dankte ihr . Dann blickte er noch einmalden Fahrensmann an.

    Gute Reise, Cephelo.Der Mann nickte. Euch das gleiche, Heiler. Lebt wohl.Wil nahm Amberle beim Arm und fhrte s ie durch die Schar der Reiter

    zur Kreuzstrae. Eretria sa auf ihrem Braunen, und ihr schwarzes Haarf la t ter te im strmischen Wind. Wil bl ieb an ihrer Seite s tehen und

    streckte ihr die Hand hin.Leb wohl, Eretria.Sie nickte s tumm. Ihr dunkles Gesicht war ausdruckslos, kalt und

    schn. Ohne ein Wort wendete s ie dann ihr Pferd und r i t t zu Cephelozurck. Wil schaute ihr e inen Moment lang nach, doch sie blickte nichtzu ihm zurck. Er ging weiter , dem Pfad entgegen, der nach Sdenfhrte . Der Wind blies ihm Staub und Erde in die Augen, und er

    beschattete sie mit einer Hand. Mit Amberle an seiner Seite machte er

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    sich auf den Weg.

    Hebel sa den ganzen Morgen an seiner Werkbank hinter der kle inenHtte und arbeite te an der Holzskulptur e iner Sumpfkatze . Wahrend er schnitz te , wanderten seine Gedanken zu den Ereignissen des vergangenenAbends zurck, zu den beiden jungen Elfen und ihrem seltsamenUnterfangen, zu den Warnungen, die er geuert hatte , und die s ieignoriert hatten. Er verstand es nicht . Warum weigerten s ie s ich, auf ihnzu hren? Er hatte es doch klar und deutl ich ausgesprochen, da jeder ,der s ich in die Senke wagte , des Todes war. Und er hatte ihnen ebensoklar und deutl ich zu verstehen gegeben, da die Senke das Reich der Hexenschwestern war, die keine Eindringlinge duldeten. Was a lso konntees sein, was diese Geschwister tr ieb, s ich trotz a l lem in die Senke zuwagen ?

    Nur die Suche nach einer Wurzel , aus der eine bestimmte Medizin

    gemacht werden konnte? Er glaubte es nicht . Da steckte mehr dahinter .Und je lnger er diesen Gedanken hin und her wendete , desto plausibler schien er ihm. Die beiden waren gewi nicht so tricht , e inem Burschenwie Cephelo die Wahrheit anzuvertrauen; nein, dieser junge Mann ganzsicher nicht dazu war er zu klug. Sichermal lag in den Tiefen der Hochwarte; was fr eine Wurzel wuchs im Bauch eines Berges, in denniemals Sonnenlicht e indrang, um sein Wachstum zu frdern? AberZauberkrfte hatten e inst in Sichermal gewirkt , das hatte die Hexe ihmzugeflstert Zauberkrfte aus e inem anderen Zeita l ter , lngst verlorenund vergessen. War es mglich, da die jungen Elfen hofften, dieseKrfte wiederzuentdecken?

    Der a l te Mann hiel t in se iner Arbeit inne und blickte zu dem immerdunkler werdenden Himmel auf. Das Heulen des Windes in den Bumenschwoll an. Das wird e in arges Gewitter geben, dachte er . Schlimm frdie jungen Elfen, denn das Gewitter wrde s ie zweifel los berraschen,noch ehe s ie die Senke erre ichten. Er schtte l te den Kopf. Er wre ihnennachgeeil t , wenn er glauben knnte , da es e twas ausrichten wrde. Dochdie beiden waren offenbar fest entschlossen. Dennoch, es war arg. Ganzgleich, was s ie in Sichermal zu f inden hofften, ob Wurzel oder

    Zauberkraft , s ie htten besser daran getan, das Unternehmen zuvergessen. Denn sie wrden es nicht berleben.Drif ter , der zu seinen Fen lag, hob den Kopf und streckte

    schnuppernd die Nase in den Wind. Dann knurrte er pltz l ich, t ief undzornig. Hebel blickte verwundert zu ihm hinunter und sah s ich dann um.Die Schatten der Bume fie len in die Lichtung, aber nichts rhrte s ich.

    Drif ter knurrte wieder, und seine Nackenhaare s trubten s ich.Mitrauisch l ie Hebel den Blick schweifen. Da drauen tr ieb s ich e twas

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    herum, hie l t s ich in der Dsternis des nahenden Gewitters verborgen. Ers tand auf und nahm die Axt zur Hand. Vorsichtig machte er s ich auf denWeg zu den Bumen. Drif ter begleite te ihn, immer noch knurrend.

    Dann aber hie l t er an. Er wute selbst nicht , weshalb er anhielt . Eswar e infach so, da pltz l ich e twas Eiskaltes s ich in seinen Krperhineinstahl , ihn so schtte l te , da er kaum stehen konnte . Drif ter lag aufdem Bauch zu seinen Fen und wand sich wimmernd, a ls se i er geschlagen worden. Der a l te Mann bemerkte f lchtige Bewegungen einen gewalt igen, vermummten Schatten. Eben noch war er da , undgleich darauf war er verschwunden. Eine schreckliche Furcht berfie lihn, so heft ig, da er nicht die Kraft aufbringen konnte , s ieabzuschtte ln. Sie hie l t ihn mit grausamen Klauen umkrall t , whrend er hilf los in den f insteren Wald sphte und mit a l ler Kraft , die noch in ihmwar, wnschte , er knnte s ich umdrehen und f l iehen. Die Axt entgli t tseiner Hand und fiel nutzlos zu Boden.

    Dann pltz l ich verl ie ihn das Gefhl, war so rasch verschwunden,wie es gekommen war. Rundum heulte der Wind, und die ersten dickenRegentropfen schlugen ihm in das verwitter te Gesicht . Er holte t ief Atemund hob die Axt vom Boden auf. Drif ter an seiner Seite , wich er langsamzurck, bis er sprte, wie seine Beine die Werkbank berhrten. Da erst

    bl ieb er stehen, eine Hand fest im Nackenhaar des groen Hundesverkrall t , um das Zit tern zu beruhigen, das ihn schtte l te . Mitentsetz l icher Gewiheit erkannte er , da er nie zuvor dem Tod so nahegewesen war.

    Noch keine volle Stunde waren Wil und Amberle marschiert , als dasGewitter s ie e inholte . Erst waren es nur e in paar dicke Tropfen, diedurch das dichte Laubdach des Waldes fielen; doch bald wurde einheft iger Schauer daraus. In Strmen peitschte der Sturm den Regen berden Weg, und krachende Donnerschlge brachen sich in den Bumen. Dasdmmrige Licht , das ber dem Pfad lag, verdunkelte s ich noch mehr, undwasserschwere ste neigten s ich herab und versperr ten ihnen den Weg.Innerhalb von Minuten waren s ie bis auf die Haut durchnt, da s ie ihreUmhnge genau wie ihre brigen Sachen im Wagen der Fahrensleute

    zurckgelassen hatten. Die dnnen Gewnder, die man ihnen sta t t dessengegeben hatte , klebten ihnen auf der Haut. Doch da s ie gegen al l dieseUnbilden nichts tun konnten, zogen sie e infach die Kpfe zwischen dieSchultern und marschierten weiter .

    Mehrere Stunden lang f ie l der Regen; nur ab und zu tra t e ine kurzePause e in, t rgerische Verheiung auf e in baldiges Ende des Gewitters .Wil und Amberle aber wanderten tapfer weiter , whrend ihnen dasWasser am Krper herunterrann, der Schlamm an ihren Stiefeln klebte .

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    Unverwandt hie l ten s ie die Augen auf den durchweichten Pfad gerichtet .Als der Regen dann endlich wirklich verebbte und das Gewitter nachOsten abzog, s t iegen Nebel aus den Wldern auf und verdichteten diegraue Dsternis . Bume und Bsche hoben sich schwarz und glnzendaus den Nebenschleiern, und das Tropfen des Wassers klang laut in der Sti l le . Der Himmel blieb dunkel und wolkenverhangen; im Osten roll tenoch immer der Donner. Als der Nebel noch dichter wurde, muten die

    beiden Wanderer ihre Schri t te verlangsamen.Nun begann der Pfad sich abwrts zu neigen, in e inem leichten Gefalle

    zunchst , das kaum wahrnehmbar war, mit der Zeit jedoch immer s te i ler wurde. Wil und Amberle rutschten auf dem gli tschigen Schlammbodenabwrts , whrend sie hoffnungsvoll in die Finsternis sphten, die vorihnen lag, und doch nichts entdeckten, a ls den dunklen Tunnel des Pfadesund die schwarze Mauer der Bume. Noch st i l ler war es je tz t geworden,da selbst das Summen der Insekten verstummt war.

    Pltz l ich dann, so unvermitte l t , a ls htte jemand einen Schleier gelfte t , te i l ten s ich die Bume des Waldes, der Hang wurde eben, undvor ihnen dehnte s ich die groe, dunkle Mulde der Senke. Wil undAmberle blieben mitten auf dem schlammigen Weg stehen und starr tenhinunter in das beeindruckende Tal. Sie wuten sogleich, da s ie dieSenke gefunden hatten; diese r iesige Schlucht schwarzen Waldes konntenichts anderes sein. Es war, a ls wren s ie auf e inen r iesigen, s t i l len Seegestoen, der ruhig und leblos dalag und dessen dunkle Oberflche vonundurchdringlicher Vegetation berwuchert war, so da man seineWasser nicht mehr sehen konnte . Aus der schattendunklen Mitte ragte dieHochwarte zum Himmel auf, e ine e insame Felsnadel , die kahl undzerklfte t die Finsternis durchbohrte . Die Senke war so trost los wie e inoffenes Grab, das von Tod sprach.

    Schweigend standen Wil und Amberle am Rande der Senke undkmpften gegen das aufste igende Gefhl der Abwehr, das mit jedemAugenblick wuchs, whrend sie in die lautlose Schwrze hinabblickten.

    Da mssen wir hinunter, f lsterte Wil schlielich.Amberle nickte . Ich wei.Suchend blickte er s ich nach einem Weg um, dem sie folgen konnten.

    Ihr Pfad schien e in Stck weiter vorn ganz aufzuhren. Doch als Wil e inpaar Schri t te ging, sah er, da er doch nicht versiegte, sondern s ichtei l te , um sich in zwei neuen Pfaden abwrts zu winden. Wil zgerte ,whrend er die beiden Wege musterte und berlegte , auf welchem manwohl le ichter in die Senke hinuntergelangen knnte . Schlielichentschied er s ich fr den Pfad, der nach l inks fhrte . Er hie l t Amberleseine Hand entgegen, und sie umschlo sie fest . Dann gingen sie los , Wilvoraus. Immer wieder gerie t er ins Rutschen, a ls unter ihm Steinbrocken

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    und durchweichte Erde nachgaben. Amberle blieb dicht hinter ihm, undso taste ten s ie s ich vorsichtig vorwrts .

    Da verlor Wil pltz l ich den Halt und strzte , Amberle mit s ichreiend. Sie s tolperte abwrts ber se ine Beine und f ie l kopfber vomschlammigen Pfad, um mit e inem Angstschrei im Waldesdunkel zuverschwinden. Angstvoll kroch Wil ihr nach, kmpfte s ich durch dichtesGestrpp, das s ich in seine Kleider verhakte und ihm das Gesichtzerkratz te . Er htte Amberle vie l le icht nie gefunden, htte s ie nicht dieleuchtenden Kleider der Fahrensleute getragen. Pltz l ich gewahrte er e twas Rotes in der Dunkelheit .

    Sie lag eingeklemmt zwischen zwei Bschen, atemlos, das Gesicht vonSchlamm verschmiert . Ihre Augen f lackerten unsicher, a ls er s ie

    berhrte.Wil?Er half ihr , s ich aufzusetzen, und hie l t s ie in se inen Armen.

    Alles in Ordnung? Hast du dir weh getan?Nein, ich glaube nicht . Sie lchelte . Du bist z iemlich tolpatschig,weit du das?

    Er nickte , lachend vor Erle ichterung.Komm, je tz t s teh erst e inmal auf .Er legte seinen Arm um ihre Tail le und hob sie hoch. Ihr z ier l icher

    Krper war so le icht wie e ine Feder. Sacht l ie er s ie zu Boden gle i ten,doch da schrie s ie auf und sank wieder zu Boden, whrend ihre Hand anihren Knchel griff .

    Ich hab' mir den Fu verstaucht.Wil betaste te den Knchel.Gebrochen is t nichts, s te l l te er fest . Er l ie s ich neben ihr nieder.

    Wir knnen ja e ine Weile rasten und dann weitergehen. Ich kann dir denHang runterhelfen; ich kann dich auch tragen, wenn es anders nichtgeht.

    Sie schtte l te den Kopf.Ach, Wil , es tut mir so le id. Ich htte vorsichtiger se in sollen.Du? Ich bin doch gestrzt! Er lachte , in dem Bemhen sie

    aufzumuntern. Na, vie l le icht kommt eine von den Hexenschwestern

    vorbei und hilf t uns.Das is t gar nicht komisch. Amberle machte e in unwill iges Gesichtund sah s ich ngstl ich um. Vielle icht soll ten wir bis zum Morgenwarten, bevor wir weiter hinunterste igen. Vielle icht schmerzt meinKnchel bis dahin nicht mehr so. Auerdem muten wir die Nacht daunten verbringen, wenn wir je tz t noch hinunterkle t tern, und das verlocktmich wirklich nicht .

    Wil nickte . Mich auch nicht . Warten wir ruhig bis morgen. Es wird

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    frh genug wieder hell .Vielle icht soll ten wir bis zum oberen Rand zurckste igen.

    Hoffnungsvoll sah s ie ihn an.Wil lchelte . Glaubst du wirklich die Geschichten, die der Alte

    erzhlt hat? Glaubst du wirklich, da da unten Hexen hausen?Du nicht? fragte sie leise.Er zgerte, dann zuckte er die Schultern.Ich wei nicht . Vielle icht . Ja , doch, ich glaube schon. Es gibt kaum

    noch etwas, was ich nicht glaube. Er beugte s ich e in wenig vor undumschlang die angezogenen Beine mit den Armen. Wenn es da untenHexen gibt , dann kann ich nur hoffen, da s ie vor Elfenste inen Angsthaben. Das is t nmlich so z iemlich der e inzige Schutz , den wir nochhaben. Aber wenn ich die Steine gebrauchen mu, um den Hexen Angstzu machen, kann's natrl ich passieren, da wir ers t r ichtig inSchwierigkeiten geraten.

    Ich glaube nicht, versetz te s ie ruhig.Du bist immer noch berzeugt, da ich ihre Krfte beherrschen kann,nicht wahr sogar nach dem, was auf dem Pykon passiert is t?

    Ja. Aber du soll test die Steine besser nicht e insetzen.Er sah s ie an. So eine Bemerkung hast du schon einmal gemacht.

    Nach der Geschichte im Tirf ing, a ls wir am Mermidon rasteten. Dumachtest dir Sorgen um mich. Du sagtest , ich solle die Steine nicht mehrgebrauchen, se lbst wenn ich dich nur dadurch re t ten knnte .

    Ja, das wei ich noch.Und spter , a ls wir vom Pykon f lohen, erzhlte ich dir , da ich keine

    Macht mehr ber die Steine habe, da mir ihre Krfte nicht mehrzugnglich s ind, da mein Elfenblut nicht s tark genug is t . Da sagtest du,ich solle in meinem Urteil ber mich nicht so vorschnell se in duhttest Vertrauen zu mir .

    Ja, das wei ich auch noch.Dann sieh dir doch mal an, was du gesagt hast . Ich glaube, ich soll te

    die Steine gebrauchen, glaube aber nicht , da ich dazu fhig bin. Duglaubst , da ich es vermag, f indest aber , ich soll te s ie l ieber nichtgebrauchen. Merkwrdig, nicht? Er schtte l te den Kopf. Und wir

    wissen immer noch nicht , wer von uns beiden recht hat . Da sind wir nunbeinahe am Ziel , und ich wei immer noch nicht Er brach ab, a ls ihm bewut wurde, was er da sagte .Es is t ja auch nicht wichtig, schlo er und wandte s ich von ihr ab.

    Am besten is t es , wir erfahren es nie . Am besten is t es , s ie werdenmeinem Grovater zurckgegeben.

    Danach schwiegen sie e ine Weile . Beinahe gedankenlos griff Wil unter den Kitte l und nahm den Beutel mit den Elfenste inen heraus. Er wog ihn

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    sinnend in der Hand und woll te ihn eben wieder e instecken, a ls ihmauffie l , da die Steine s ich irgendwie merkwrdig anfhlten.Stirnrunzelnd ffnete er die Zugschnur und l ie die Steine in seinegeffnete Hand gle i ten. Es waren drei gewhnliche Kiesels te ine.

    Wil! r ief Amberle entsetz t .Wil s tarr te auf die Kiesels te ine wie gelhmt. Er sprach kein Wort ,

    doch seine Gedanken rasten.Cephelo, f lsterte er schlielich. Cephelo. Irgendwie hat er es

    geschafft , die Steine zu vertauschen. Heute nacht wahrscheinlich,whrend ich schlief . Ja , nur da kann es geschehen sein. Am Morgen inGrimpen Ward waren s ie noch im Beutel . Da hab' ich nachgesehen.Langsam stand er auf , whrend er immer noch sprach. Aber heutemorgen hab' ich es vergessen. Ich war so hundemde gestern abend und du bis t ja praktisch augenblicklich e ingeschlafen. Er mu etwas insBier gemischt haben, um ganz s icherzugehen, da ich nicht erwachen

    wrde. Kein Wunder, da er es so eilig hatte, uns loszuwerden. KeinWunder, da er Hebels Warnungen so herunterspiel te . Er wreglckselig, wenn wir nie wieder auftauchen wrden. Die Belohnung

    bedeutete ihm gar nichts. Die Elfensteine woll te er haben. Von Anfangan.

    Leichenbla im Gesicht , schickte er s ich an, den Pfad hinaufzuste igen.Dann f ie l ihm pltz l ich Amberle e in. Hastig machte er kehrt und hob siein seine Arme. Das Mdchen fest an s ich gedrckt, rannte er s tolperndzum Rand der Senke hinauf. Dort sah er s ich kurz um, dann ging er zueiner Gruppe hoher Bsche und Strucher, die e in paar Schri t te abseitsvom Pfad s tand. Im Schutz der dichtbelaubten Zweige l ie er dasElfenmdchen zur Erde hinunter .

    Ich mu zurck und die Elfenste ine holen, erklrte Wil ruhig.Kann ich dich hier zurcklassen?

    Wil, du brauchst die Steine n icht .Er hob abwehrend die Hand.Wenn wir das nachprfen wollen, dann mchte ich auf jeden Fall die

    Steine in meiner Hand halten. Du hast gehrt , was der a l te Mann ber dieSenke erzhlt hat . Die Steine s ind unser e inziger Schutz .

    Amberles Gesicht war le ichenbla geworden.Cephelo bringt dich um.Vielle icht . Vielle icht is t er i nzwischen so weit , da ich ihn gar nicht

    mehr e inholen kann. Aber ich mu es versuchen, Amberle . Wenn ich ihnbis zum Morgengrauen nicht gefunden habe, dann kehre ich um, dasverspreche ich dir . Mit oder ohne die Steine, ich gehe mit dir zusammenin die Senke hinunter .

    Sie woll te noch etwas erwidern, aber dann brach s ie ab. Trnen rannen

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    ihr ber die Wangen. Sie hob die Hnde, um sein Gesicht zu berhren.Du l iegst mir am Herzen, f lsterte s ie . Wirklich.Er sah s ie ers taunt an. Amberle!Geh, drngte s ie ihn mit brchiger Stimme. Cephelo hat s icher

    schon sein Nachtlager aufgeschlagen. Du kannst ihn vie l le icht nocheinholen, wenn du dich sputest . Aber sei vorsichtig, Wil Ohmsford gibdein Leben nicht tricht hin. Komm zu mir zurck.

    Sie s te l l te s ich auf die Zehenspitzen und kte ihn.Geh je tz t . Schnell!

    Noch einen Lidschlag lang blickte er sie wortlos an, dann sprang erdurch die Bsche auf den Pfad hinaus. Ohne noch einmalzurckzublicken, l ief er los und war nach Sekunden in der Finsternis desWaldes verschwunden.

    Am frhen Morgen jenes Tages, an demWil und Amberle den Verlust der Elfenste ine bemerkten, griffen dieDmonen Arborlon an. Mit ohrenbetubendem Geheul, das diemorgendliche Sti l le zerfe tz te und in den Wldern des Tieflandswiderhall te , s trzten s ie aus dem Schutz der Bume hervor, e inegewalt ige Flutwelle verkrppelter , buckliger Leiber , die den Carolanseiner ganzen Lnge nach bedrohte . In tol lwtigem Ha, der wederVorsicht noch Vernunft kannte , s trmten die Geschpfe der Finsternis

    aus der Dunkelheit der Wlder und warfen s ich in die Wasser desSingenden Flusses. Wie e in r iesiger Fleck, der s ich auf den blauenWellen ausbreite te , fl l ten s ie den Flu, groe und kle ine, f l inke undschwerfll ige , springende, kriechende, s ich windende Wesen, die durchdie rasch dahinfl ieende Strmung wogten. Viele suchten den Fluschwimmend zu durchqueren, schlugen wie rasend um sich, um dasandere Ufer zu erre ichen. Jene, die le icht und wendig waren, schwebtenber den Wellen dahin, sprangen auf dem Wasser oder gli t ten auf der Flche des Wassers vorwrts . Andere , von solch gewalt iger Gre, dasie den Flu durchwaten konnten, schlurf ten und stampften schwerfll ig

    durch das Wasser , Schnauzen und Muler weit emporgereckt. Vielefuhren auf Flen oder in roh zusammengezimmerten Booten, s takten

    blind und ziel los und grapschten nach al lem, was ihnen in den Weg kam,um sich entweder an Land ziehen oder auf den Grund des Flusseshinunterre ien zu lassen. Wahnsinn, der aus Ohnmacht und Ha geborenwar, packte die Dmonenhorden. Diesmal wrden sie den Feind, der s ieam anderen Ufer erwartete, mit Sicherheit vernichten.

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    Doch die Elfen blieben besonnen und verloren nicht den Kopf.

    Ein weniger entschlossenes Heer htte s ich vie l le icht von der r iesigenZahl und der wilden Raserei der Horden, die da heranstrmten,entmutigen lassen; nicht so die Elfen. Dies soll te die entscheidendeSchlacht werden. Hier verte idigten s ie ihre Hauptstadt , das Herz desLandes, das seit Bestehen der Rassen das ihre war. Alles, was westlichdes Singenden Flusses lag, war verloren. Doch Arborlon wrden sie nicht

    preisgeben. Lieber woll ten s ie kmpfen und bis auf den letz ten Mannuntergehen, a ls s ich aus ihrem Heimatland vertre iben lassen und alsAusgestoene in fremden Landen zu leben, von ihren Verfolgern gehetztwie Tiere.

    Auf der Hhe der Befestigungsanlagen des Elf i tch s tand AndorElessedil und beobachtete das wogende Meer von Dmonen, das s ichheranwlzte . An seiner Seite s tand Allanon. Beide Mnner schwiegen.

    Nach einer Weile hob Andor den Blick. Hoch oben tauchte aus demklaren Blau des frhen Morgens e in dunkler Punkt, wurde grer, a ls er s ich in weiten Kreisen abwrts senkte , und nahm schlielich Gestal t an.Es waren Dayn und sein Rock Dancer. Abwrts schwebten sie, glittenber die Felsklippen des Carolan, um schlielich auf der Rampe oberhalbvon Andor und dem Druiden zu landen. Dayn sprang hastig vom Rckendes Riesenvogels und ei l te zu dem Elfenprinzen.

    Wie vie le? fragte Andor sogleich.Dayn schtte l te den Kopf.Nicht e inmal die Wlder und der Nebel knnen sie a l le verbergen.

    Die , die wir hier vor uns sehen, s ind im Vergleich dazu nur e ineHandvoll .

    Andor nickte . So vie le , ging es ihm bedrckend durch den Kopf. Erversagte es s ich, den Druiden anzusehen.

    Haben sie die Absicht , uns ber die Flgel anzugreifen, Dayn?Der Himmelsreiter schttelte wieder den Kopf.Sie marschieren direkt gegen den Carolan alle . Er warf e inen

    Blick hinunter auf die angreifenden Dmonen, die s ich in den Wasserndes Singenden Flusses wlzten. Dann machte er kehrt und schickte s ich

    an, wieder den Wall hinaufzusteigen. Ich lasse Dancer noch ein paarMinuten rasten, dann f l iege ich zurck und sehe mir a l les noch einmalan. Viel Glck, Herr!

    Andor hrte ihn kaum.Wir mssen sie hier halten, murmelte er beinahe zu s ich selbst .Unten tobte schon die Schlacht. Am Ufer des Flusses s tanden in

    dichten Reihen die Bogenschtzen des Elfenheeres, und ihre Langbogensummten und vibrier ten, whrend ein Hagelschauer von Pfeilen nach dem

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    anderen auf die Masse wogender Leiber in den Wassern des SingendenFlusses niederging. Von jenen Ungeheuern, die mit Schuppen undLederhuten gepanzert waren, prall ten die Pfeile ab, ohne Schadenanzurichten; vie le aber fanden auch ihr Ziel , und die Schreie der Getroffenen bertnten schri l l das Geheul der Angreifer . Dunkle Krper

    bumten sich auf und versanken in den brodelnden Wassern, um von dennachfolgenden Wellen wtender Angreifer auf den Grund des Flusses ge-stampft zu werden. Pfeile mit Feuerspitzen schlugen in Boote , Fle undHolzblcke e in. Doch die meisten wurden rasch gelscht, und dieWasserfahrzeug e brandeten weiter voran. Immer wieder dieBogenschtzen in die voranstrmenden Horden hinein, die aus denWldern in den Flu strmten, doch die Dmonen l ieen nicht locker.Das ganze westl iche Ufer und der Flu waren schwarz von denUngeheuern.

    Da st ieg auf der Hhe des Carolan e in vie ls t immiger Schrei auf , und

    Freudenrufe schall ten durch den Morgen. Im Zwielicht des frhenMorgens wandten die Elfen die Kpfe in die Richtung, um zu sehen, wases gab. Unglubigkeit und Freude spiegelten s ich auf ihren Gesichtern,a ls e in hochgewachsener, grauhaariger Reiter auftauchte . Von Mund zuMund pflanzten s ich die Freudenrufe fort bis hinunter zu den vorderstenLinien am Singenden Flu.

    Eventine! Eventine!Die Elfen waren wie verwandelt , von neuer Hoffnung, neuem Glauben,

    neuem Leben erfll t . Denn hier war der Knig, der beinahe sechzig Jahreber s ie geherrscht hatte fr vie le i hr ganzes Leben lang. Hier war der Knig, der gegen den Dmonen-Lord in den Kampf gezogen war undschlielich ber ihn tr iumphiert hatte . Hier war der Knig, der se in Volks icher durch jede Krise gefhrt hatte . Am Halys-Joch verwundet, schonverloren geglaubt, war er zu ihnen zurckgekehrt . Da konnte das Bse,ganz gle ich, wie ungeheuerl ich es war, nicht s iegen.

    Eventine!Und doch st immte da e twas nicht . Andor erkannte es , sobald sein

    Vater vom Pferd s t ieg und zu ihm tra t . Dies war nicht , wie das Volkglaubte , der a l te Eventine. Er sah in den Augen des Knigs e ine Distanz,

    die den Herrscher der Elfen von al lem trennte , was rund um ihn geschah.Es war, a ls habe er s ich in s ich selbst zurckgezogen, nicht aus Furchtoder Unsicherheit , denn diese konnte er meistern, sondern aus e iner t iefen Traurigkeit heraus, die se inen Lebensmut gebrochen zu habenschien. Gewi, er sah stark aus, die Maske seines Gesichts zeigteEntschlossenheit und eisernen Willen, und er begrte jene um ihn herummit den a l ten, vertrauten Worten der Ermutigung. Doch die Augen ver-r ie ten den Schmerz, die Trostlosigkeit , die s ich in seinem Herzen

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    bre itgemacht hatten. Sein Sohn las es in ihnen und bemerkte, da auchAllanon es las . Es war nur die le ibliche Hlle des Knigs, die an diesemMorgen heranri t t , um seinem Volk nahe zu sein. Vielle icht hatten der Tod Arions und Kael Pindanons diese Zerstrung angerichtet ; vie l le ichtdie Verwundung, die er am Halys-Joch erl i t ten hatte , die Niederlageseines Heeres dort, oder die schreckliche Verheerung seines Landes;wahrscheinlich war die Ursache a l l dies zusammen und noch etwas derGedanke an die Niederlage, das Wissen, da, soll ten die Elfen dieseSchlacht verl ieren, e in Unheil ber die Vier Lnder hereinbrechen wrde,das niemand aufhalten konnte , das ber a l le Rassen herfal len und sieverschlingen wrde. Die Verantwortung dafr , dies zu verhindern, lag

    bei den Elfen, und bei keinem mehr als bei ihm, Eventine, denn er warihr Knig.

    Andor verbarg die Trauer, die er empfand, und umarmte seinen Vater mit Wrme. Dann tra t er zurck und hie l t den Ellcrys-Stab hoch.

    Das gehrt Euch, Herr!Eventine schien e inen Moment lang zu zgern, dann schtte l te er langsam den Kopf.

    Nein, Andor. Er gehrt je tz t dir . Du mut ihn fr mich tragen.Stumm betrachtete der Elfenprinz seinen Vater . In den Augen des

    alten Mannes gewahrte er e twas, was ihm zuvor entgangen war. SeinVater wute . Er wute , da er nicht gesund war, wute , da in ihm eineVernderung vorgegangen war. Er mochte den anderen e twas vorspielen,seinem Sohn gegenber woll te er es nicht .

    Andor nahm den Stab an s ich.Dann stellt Euch zu mir auf den Wall, Herr, bat er leise.Sein Vater nickte , und zusammen st iegen sie zum Wall hinauf.Unten eroberten in diesem Augenblick die ersten Dmonen das Ostufer

    des Singenden Flusses. Mit Wutgeschrei hoben sie s ich aus dem Wasser und rannten gegen die Lanzen und Piken an, die hinter denVerschanzungen der Elfen warte ten. Bald wlzten s ich berall , an der gesamten Verte idigungslinie entlang, Dmonen aus den dunklen Wasserndes Singenden Flusses. Gehrnt und klauenbewehrt , mit re iendenZhnen und aufgerissenen Rachen strzten s ie s ich auf die Verte idiger ,

    die ihnen den Weg versperr ten. In der Mitte der Abwehrmauer s te l l tensich Stee Jans und die Reste der Freitruppe dem Ansturm der Dmonenentgegen. An der vordersten Front s tand der hnenhafte Grenzlnder mitdem roten Haar, das breite Schwert hoch erhoben. An den Flgelnermutigten Ehlron Tay und Kerrin von der Leibgarde ihre Soldaten,tapfer auszuharren.

    Doch schlielich konnten s ie dem Ansturm der Dmonenhorden nichtmehr widerstehen. Die Linien gerie ten ins Wanken. Riesenhafte

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    Ungeheuer brachen durch die Abwehrmauer und schlugen Breschen in dieniedrigen Schanzwlle , um den Nachkommenden den Weg fre izumachen.Die Wasser des Singenden Flusses waren schwarz von Dmonenblut undverkrmmt dahintre ibenden Leibern. Doch fr jeden, der f ie l , kamen dreineue. Oben beim Tor der zweiten Terrasse des Elf i tch gab Andor denBefehl zum Rckzug. Rasch gaben die Elfen und ihre Verbndeten dieeinstrzende Flumauer auf und gli t ten in den dahinter l iegenden Wald,um auf geheimen Pfaden die Sicherheit der Rampe zu erreichen. Noch

    bevor die Dmonen sich 's versahen, hatten s ich die Verte idiger hinter dieschtzenden Mauern der Rampe zurckgezogen, und das Tor schlo s ichhinter ihnen.

    Augenblicklich jagten die Dmonen ihnen nach. In wilden Scharenstrmten sie durch den Wald am Fu der Felsen und verf ingen sich inHunderten von Netzen und Fallen, die die Elfen dort gelegt hatten. Vielestrzten auch in die mit Laub und Zweigen getarnten Gruben, welche die

    Elfen ausgehoben hatten. Einige Augenblicke lang gerie t der Sturmangriff ins Stocken. Doch als die Zahl der Dmonen am Fluufer s ich mehrte , berrannten die nachfolgenden Massen jene ihrer Brder,die in die Fallen geraten waren, und wlzten s ich schon die Rampe desElfi tch herauf. Rasch hatten s ie s ich gesammelt und griffen an.

    Nebeneinander und bereinander erklommen sie in Schwrmen dieMauern und ergossen s ich ber die Verschanzungen der unteren Stufe .Die Elfen wurden zurckgetr ieben; ehe das Tor zur zweiten Stufegeschlossen werden konnte , war das erste gefallen.

    Und immer noch strmten die Dmonen vorwrts , schoben sich ingewaltiger Flut die Rampe herauf zum zweiten Tor. Sie zogen sich anden Wllen hoch und erklommen selbst die schroffe Felswand wie dieInsekten. Ein wogendes Getmmel kreischender, heulender Ungeheuerwlzte s ich die Rampe und die Felswand herauf. Die Elfen waren voller Entsetzen. Der Flu hatte die Dmonen nicht aufhalten knnen. DieVerschanzungen an seinem Ufer waren innerhalb von Minuten berranntworden. Je tz t war die ers te Stufe des Elf i tch verloren, und selbst dieFelswand schien die Ungeheuer nicht abhalten zu knnen. Es sah aus, a lswrden sich a l l ihre Abwehrmanahmen als nutzlos erweisen.

    Dmonenleiber prall ten krachend gegen das zweif lgelige Tor der zweiten Rampe. Krallen schlugen sich in das Holz , und die Ungeheuerzogen sich aufwrts . Lanzen und Piken st ieen hernieder und spietendie Angreifer auf . Die beiden Flgel des Tores senkten s ich in ihrenAngeln, doch diesmal hie l ten die Verte idiger die Stel lung. Eisen undschwere Taue verstrkten das Tor. Schmerzgeheul und Todesschreie

    bebten in der Luft , und das Dmonenheer ball te sich zu einer Massezuckender Leiber zusammen, die s innlos gegen die Mauern der Rampe

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    anrannten.Eine Handvoll von Furien sprang pltz l ich aus der Mitte der wogenden

    Massen, geschmeidige graue Wesen, deren Katzenfrauen-Gesichterverzerr t waren vor Ha. Die Verte idiger schreckten vor ihnen zurck, a lss ie auf den Wall sprangen, fauchend ihre Krallen in di e nchsts tehendenElfen schlugen, die laut aufschrieen vor Angst und Entsetzen. Da aberscho Allanons blaues Feuer zngelnd unter die Furien und tr ieb s ieauseinander. Die Elfen griffen ohne Zgern an und schleuderten diegrlichen Katzenwesen von den Mauern.

    Der Druide und die Elessedils s t iegen hinauf zum dri t ten Tor. Vondort aus beobachteten s ie , wie der Angriff der Dmonen an Kraftgewann. Aber noch immer hie l ten die Elfen die Stel lung, untersttz t vonden Bogenschtzen, die von den oberen Rampen ihre gefiederten Pfeileherabschnellen l ieen. berall rund um die Rampe des Elf i tch hingenDmonen in Schwrmen in der Felswand und arbeite ten s ich langsam und

    mhsam aufwrts zur Hhe. Von oben schleuderten die ZwergenpioniereFelsbrocken hinunter , um die schwarzen Ungeheuer mit in den Abgrundzu strzen. Einer nach dem anderen sausten die Dmonen heulend in dieTiefe.

    Da hob sich pltz l ich e in gewalt iger Dmon aus der Mitte der Angreifer , die gegen das Tor der zweiten Rampe anrannten; e in r iesigesGeschpf mit Schuppenpanzer, das auf zwei Beinen stand wie e inMensch, aber den Leib und den Kopf e iner gigantischen Eidechse hatte .Wutschnaubend warf es s ich mit der ganzen Kraft se ines Krpers gegendas Tor, so da die Eisenstangen brachen und die Angeln s ich lockerten.Mit dem Mut der Verzweiflung versuchten die Elfen, eszurckzudrngen, doch das unfrmige Ungeheuer schtte l te die Hiebeund Stiche ab, und die Waffen der Elfen brachen an seinem gepanzertenLeib. Ein zweites Mal warf es s i ch gegen das Tor, und diesmal sprang esauf, und seine Flgel s trzten auf die Elfen herab. Die Verte idiger f ie lensogleich zurck und f lohen den Elf i tch hinauf zur dri t ten Terrasse , wodas nchste Tor offenstand, um sie schtzend aufzunehmen. DasEidechsenwesen und seine Brder jagten den Fliehenden hinterher .

    Eine Zeit lang schien es , a ls wrde es den Elfen nicht gelingen, das Tor

    zur dri t ten Rampe zu schlieen, bevor die Dmonen es erre ichten. Datauchte Stee Jans vor dem Tor auf. Mit e inem gewalt igen Speer in denHnden, von den Soldaten seiner Truppe und einer HandvollLeibgardisten f lankiert , t ra t er den vorwrts s trmenden Dmonenentgegen.

    Das r iesige Eidechsenungeheuer l ie s ich nach vorn fa l len undversuchte , ihn zu packen. Doch der Grenzlnder war f l ink undgeschmeidig. Er wich dem Angriff des Ungeheuers behende aus und st ie

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    ihm gleichzeit ig den Speer aufwrts in den aufgerissenen Rachen.Fauchend und speiend bumte s ich die Riesenechse auf den Hinterbeinenauf. Der Schaft des Speeres ragte aus seinem gewalt igen Haupt.Klauenhnde grapschten nach dem Befehlshaber der Freitruppe, dochseine Soldaten und die Elfen umringten ihn und wehrten Schlge undHiebe ab. Innerhalb von Sekunden waren s ie wieder in der Sicherheit desWalls , und das Tor schlo s ich hinter ihnen.

    Die Riesenechse s tand noch einen Moment lang in der Mitte der Rampe und mhte sich, den Speer aus ihrem Kopf herauszuziehen. Dannaber brach das Ungeheuer inmitten seiner Brder zusammen, r i s ie mits ich die Rampe hinunter , a ls es ber den Wall s trzte und in den Walddarunter f ie l .

    Heulend vor Wut und Ha griffen die Dmonen von neuem an. Dochder erste Schwung war verloren. ber die Lnge des Elf i tch verte i l t ,schienen sie nicht fhig, sich zu einem gemeinsamen Vorsto zu

    sammeln. Der Grte und Gewalt igste unter ihnen war gette t worden;ein anderer war nicht da , um seinen Platz e inzunehmen. Und soverharrten s ie unschlssig innerhalb der Mauern der unteren Rampe.Ermutigt von der Unerschrockenheit der Freitruppe und ihrer e igenenLeibwache, warfen die Elfen s ie zurck. Pfeile und Speere schlugentausend Wunden, und Hunderte schwarzer Leiber brachen auf der Rampezusammen. Immer noch drngten die Dmonen nach, doch sie waren je tz tverwirr t und le icht angreifbar .

    Andor erkannte seine Mglichkeit . Er gab das Signal zumGegenangriff . Auf Kerrins Befehl wurde das Tor zur dri t ten Rampe weitgeffnet , und die Elfen s trmten heraus. Mitten hinein in das Gewoge der Dmonen strzten s ie s ich und tr ieben die schrecklichen Feinde denElfi tch hinunter , zurck durch das zerschmetterte Tor der zweitenRampe. Und als die Rampe leergefegt war, jagten s ie die Dmonen weiter hinunter bis zum unteren Tor. Erst da sammelten s ich die Dmonenwieder. Und nun griffen s ie von neuem an, verstrkt von den Tausenden,die der Singende Flu noch immer ausspie . Nur e inen Moment langhielten die Elfen s tand, dann zogen sie s ich zum Tor der zweiten Stufezurck. Sie befest igten es erneut mit Eisenstangen und schweren

    Holzbalken und warte ten auf den Ansturm der Dmonen-Horden.So wogte die Schlacht den ganzen Tag bis in den Abend hinein. Aufund nieder tobte der Kampf, vom Fu des Carolan-Felsens bis hinauf zumTor der dri t ten Stufe . Elfen und Dmonen hieben mit schrecklicher Wutaufeinander e in, es gab kein Erbarmen. Zweimal eroberten die Dmonendas zweite Tor zurck und strmten gegen das dri t te an. Zweimal wurdensie bis zum Fu des Felsens zurckgetr ieben. Tausende s tarben. Die Zahlder Toten a l lerdings war bei den Dmonen ungleich grer a ls bei den

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    Elfen und ihren Verbndeten; denn die Dmonen kmpften, ohne ihreseigenen Lebens zu achten. Aber auch unter den Elfen gab es Verluste ,und die Zahl der Kmpfer wurde s te t ig kle iner , whrend die der Dmonenimmer noch zu wachsen schien.

    Ganz pltz l ich dann gaben die Dmonen ihre Angriffe auf . Nicht dasie Hals ber Kopf geflohen wren, nein, langsam, widerwill ig, fauchendund knurrend wichen sie den Elf i tch hinunter zurck und verschwandenin den Wldern. Schwarze Leiber kauerten s ich im schatt igen Dunkel der

    Nacht zusammen, hockten reglos und schweigend da, als erwarteten s ieein bestimmtes Ereignis . Hinter den Toren und Wllen des Elf i tch undvom Rand des Carolan sphten die erschpften Verte idiger in dieFinsternis hinunter . Sie fragten nicht nach den Grnden fr den Rckzugder Dmonen; s ie waren e infach froh und dankbar dafr .

    In derselben Nacht, kaum zwei Stunden nachdem die Dmonen sich in

    das Waldesdunkel zu Fen des Carolan zurckgezogen hatten, kam einBote zu Eventine und Andor, die s ich im Hohen Rat mit den Ministerndes Elfenreichs berie ten. Mit aufgeregter Stimme verkndete er , da e inHeer von Bergtrollen aus dem Kershal e ingetroffen sei .

    Eil ig verl ieen der Knig und sein Sohn das Gebude. Im Hoferwarte te s ie die berraschend eingetroffene Truppe. Bis in die le tz teEcke drngten s ich Reihen krft iger , knorriger Gesta l ten, die in Lederund Eisen gekleidet waren. Breite Schwerter und Speere schimmerten imqualmenden Licht der Fackeln, und aus kantigen Gesichtern blicktentief l iegende Augen die erstaunten Elfen an.

    Der Befehlshaber tra t vor, e in r iesenhafter Troll mit e iner groen,zweischneidigen Stre i taxt auf dem Rcken. Mit e inem flchtigen Blickauf die anderen Elfen, die dem Knig und seinem Sohn hinaus gefolgtwaren, stellte er sich vor Eventine auf.

    Ich bin Amantar , Maturen dieses Heeres, erklrte er , den rauhenDialekt der Trolle sprechend. Wir s ind fnfzehnhundert Mann stark,Knig Eventine. Wir s ind gekommen, den Elfen Beistand zu le is ten.

    Eventine war sprachlos. An die Hilfe der Trolle hatten s ie nicht mehrgeglaubt; die Nordlnder, hatten s ie gedacht, zgen es vor, s ich aus

    diesem Konflikt herauszuhalten. Sie jetzt hier zu sehen, nachdem manschon alle Hoffnung auf fremden Beistand aufgegeben hatte . . .Amantar sah die berraschung des a l ten Knigs.Knig Eventine, Ihr mt wissen, da Eure Bit te um Beistand

    grndlich bedacht wurde, brummte er le ise . Immer zuvor haben Trolleund Elfen gegeneinander gekmpft; immer s ind wir Feinde gewesen. Daslt s ich nicht mit e inem Schlag vergessen. Doch fr jeden gibt es e ineZeit zum Neuanfang. Diese Zeit ist nun fr Elfen und Trolle gekommen.

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    Wir wissen von den Dmonen. Es is t schon zu vereinzeltenZusammensten mit ihnen gekommen. Es hat Verwundete und Totegegeben. Die Bergtrolle wissen um die Gefahr, die die Dmonendarste l len. Die Dmonen sind e in ebenso groes Unheil wie der Dmonen-Lord und die Geschpfe des Schdelre iches. Solches Unheil is te ine Bedrohung fr uns a l le . Deshalb mssen Elfen und Trolle ihreDifferenzen vergessen und gemeinsam diesem Feind entgegentreten. Wirs ind blo gekommen, Euch zur Seite zu s tehen.

    Nachdem Amantar geendet hatte, l ie er sich mit gemessenerBewegung auf die Knie nieder, um so, nach der Art der Trolle , se ineTreue zu beschwren. Seine Mnner ta ten es ihm nach, knietenschweigend vor Eventine nieder.

    Andor entgingen die Trnen nicht , die dem alten Mann pltz l ich in dieAugen tra ten. In diesem Moment kehrte Eventine ganz zurck von demOrt, an den er s ich zurckgezogen hatte , und in seinem Gesicht

    leuchteten Hoffnung und Stolz auf . Langsam legte er se ine rechte Handaufs Herz , den Treueschwur der Trolle auf Elfenart erwidernd. Amantar erhob sich, und die beiden Mnner re ichten e inander die Hand.

    Andor htte am liebsten aus vollem Herzen gejubelt .

    Unter e inem verhangenen Nachthimmel, hinter dessen jagenden Wolkensich Mond und Sterne nur f lchtig zeigten, schri t t Allanon alle in ber dieschmalen Pfade im Garten des Lebens. Einsam und st i l l gl i t t se inehochgewachsene Gestal t durch die khle , von Dften schwere Dunkelheitder Blumenterrassen und blhenden Hecken. Den Kopf gesenkt, die Armein den t iefen Falten seines langen schwarzen Gewandes verborgen,wanderte er dahin. Sein hartes Gesicht war im Schatten der Kapuzeverborgen, und seine schmalen Zge waren von Linien t iefer Sorge und

    bi t terer Entschlossenheit gezeichnet . In dieser Nacht nmlich ging er zueinem Stelldichein mit dem Tod.

    Er ging zum Fu des Hgels , der von den Soldaten der SchwarzenWache umringt war. Ungeduldig hob er e ine Hand und gli t t so rasch undleicht wie e in f lchtiger Gedanke zwischen ihnen hindurch. Sie sahen ihnnicht . Langsam erklomm er die Hhe des Hgels , die Augen zur Erde

    gesenkt, da er nicht sehen wollte, was zu sehen er gekommen war.Als er die Hhe des Hgels erre icht hatte , hob er den Kopf. Vor ihmstand der Ellcrys, die e inst schlanken und anmutigen Zweige drr undverkmmert . Verflogen war der Duft und verblichen die Farbe, nur e inSchatten war brig von dem, was e inst so kraft- und lebensvoll gewesenwar. Blutrote Bltter lagen auf dem Boden verstreut wie verknll tesPergament. Nackt und kahl ragte der Baum in den Nachthimmel.

    Eiskalt durchfuhr es Allanon. Selbst er war auf diesen Anblick nicht

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    vorbereite t gewesen. Schmerz und Trauer s t iegen in ihm auf ber dasUnvermeidliche. Er hatte nicht die Macht, es zu verhindern, denn selbstdie Druiden besaen nicht die Gabe des ewigen Lebens.

    Er hob die Hand, um die welken Zweige zu berhren, und l ie s iewieder s inken. Er woll te den Schmerz des Baumes nicht spren. Unddoch war ihm bewut, da er wissen mute, wie es um den Baum stand,und deshalb hob er nochmals die Hand, ganz langsam, und berhrte sachtden Baum. Nur e inen Moment lang l ie er se ine Hand l iegen und l ieTrost und Hoffnung aus seiner Seele in die des Ellcrys f l ieen, ehe er s iewieder zurckzog. Noch einen Tag oder zwei, vie l le icht auch drei .Lnger nicht .

    Seine Gestal t r ichte te s ich auf, und seine Arme f ie len schlaff zuseinen Seiten herab, a ls er die dunklen Augen auf den s terbenden Baumrichtete . So wenig Zeit bl ieb noch.

    Als er sich abwandte, fragte er sich, ob die Zeit ausreichen wrde, um

    Amberle zurckzubringen.

    Den dunklen Furchen des Pfades folgend,der s ich wie e in Tunnel durch Nebel und Finsternis wand, s trmte WilOhmsford durch den Wildewald zurck. Herabhngende Zweige und Ran-ken, die schwer waren von Feuchtigkeit , s tre if ten ihn und schlugen ihmins Gesicht , whrend er vorwrtshetzte , und Wasser spri tz te aus den

    Pftzen auf dem vom Regen durchweichten Pfad auf se ine Stiefel undKleider . Doch Wil nahm das a l les nicht wahr. Er befand sich in e inemwilden Aufruhr von Gefhlen, in dem sich Verzweiflung ber den Verlustder Elfenste ine mit Zorn gegen Cephelo, Angst um Amberle und seVerwunderung ber die Worte , die s ie zu ihm gesprochen hatte ,mischten.

    Du l iegst mir am Herzen, hatte s ie gesagt. Du l iegst mir am Herzen.Und es war ihr ernst gewesen damit . Seltsam, s ie solche Worte zu ihmsagen zu hren. Es hatte e ine Zeit gegeben, da htte er das nie fr mglich gehalten. Sie hatte ihm gegroll t und mitraut; daran hatte s ie

    gleich von Anfang an keinen Zweifel gelassen. Und er hatte diesesElfenmdchen eigentl ich auch nicht gemocht. Doch die lange Reise , diesie im Dorf Havenstead angetre ten hatten, und die Gefahren undMhsale , die s ie gemeistert hatten, hatten s ie e inander nahe gebracht. Indieser kurzen Zeit waren ihrer beider Leben fest mite inander verknpftworden. So berraschend war es gar nicht , da aus dieser engenVerknpfung Zuneigung erwachsen war. Die Worte hall ten durch sein

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    Hirn, wiederholten s ich endlos. Du l iegst mir am Herzen. Er wute , dadem so war, und fragte s ich pltz l ich, wie sehr s ie auch ihm am Herzenlag.

    Er s tolperte unversehens und strzte der Lnge nach in Schlamm undWasser . Zornig rappelte er s ich wieder auf , wischte den Schmutz von denKleidern, so gut es ging, und hetzte weiter . Viel zu schnell ging der

    Nachmittag zur Neige; er konnte sich glcklich preisen, wenn er vorEinbruch der Nacht auch nur die Hauptstrae erre ichte . Und dann wrdeer s ich in schwarzer Finsternis zurechtf inden mssen, a l le in in fremdemGebiet , waffenlos, abgesehen von seinem Jagdmesser . Welch e ineDummheit! Das war noch die freundlichste Bezeichnung, die er fr s ichfand. Wie hatte er s ich von Cephelo weismachen lassen knnen, da der Bursche ihm helfen wurde, ohne mehr zu verlangen als e in vagesVersprechen auf zuknftige Belohnung? Was bis t du doch fr e in klugerBursche, Wil Ohmsford, schalt er s ich selbst , whrend wilder Zorn in

    ihm brannte . Und Allanon hatte geglaubt, er knne ihm Amberleanvertrauen, ohne sich um sie sorgen zu mssen!Schon schmerzten seine Muskeln von der Anstrengung des schnellen

    Laufs . Verzweiflung berflute te ihn, a ls er daran dachte , was Amberleund er a l les er l i t ten hatten, um bis hierher zu gelangen und dann, nurweil er es an Vorsicht hatte fehlen lassen, Gefahr zu laufen, a l les zuverl ieren. Sieben Elfen-Jger hatten ihr Leben gelassen, damit er undAmberle den Wildewald erre ichen konnten. Unzhlige waren inzwischenwahrscheinlich im Kampf gegen die Dmonen gefallen, denn zweifel loshatte die Mauer der Verfemung lngst dem