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Neueres
über
ystik
Von
Josef
Stiglmayr
.
.
ter er rheblichen Menge
mystischer
ublikationen, ie n
jüngster
Zeit
rschienen
ind,
darf
die
Arbeit
es
gelehrten
Ka-
puzinerpaters
Stanislaus
Grünewald,
Lektors n
Dillingen . D.,
ein
esonderes
nteresse
eanspruchen.
s
st
er
riginale Versuch",
die ranziskanische
Mystik
n
hrer
igenart
darzustellen
nd iebei
o-
naventura
ls
heologisch-mystischen
chriftsteller
esonders
u erück-
sichtigen.
Auf
Grund
namentlich der Bonaventurastudie wird odann
der
Vorstoß ewagt
u
iner
usammenschau
er ranziskanischen
Mystik
und
hrer
Charakterisierung
gegenüber
andern Richtungen und
Schulen
der
Spiritualität" Vorwort).
ach
urzer
rledigung
er
Vorfragen
ber
Begriff
nd
ichtungen
atholischer
Mystik
eht
er
Verfasser
uf
as
ihm estvertraute Gebiet er
ranziskanischen
Mystik
über,
m
unächst
die
Quellen:
chriften
es
l.
ranziskus und
einer
Gefährten,
Ordens-
gesetze
und
Schriften und
Leben von
Franziskanern
u würdigen.
Daran
schließt
ich
die umfangreichste Partie,
ie
irekt
der Mystik es hl. Bo-
naventura gewidmet st und
auf
gründlicher
Kenntnis
owohl
er
the
o-
logischen
ie
er
mystischen
Werke
Bonaventuras
eruht
S .
9
bis 16).
ie
Gesichtspunkte, ach
enen
er toff eordnet st,
ind
folgende: Bonaventuras
Biographie
es
hl. Franziskus, ferner Bonaventuras
Ordensauffassung
nd mystische
chriftstellerei. n
etzterer
ommt
ur
Sprache:
tellung
er
Mystik
n er
Gnadenordnung, Vorbereitung
u
mystischen
Gnaden, as mystische Haupterlebnis.
s
kann
ich
hier
nicht
darum
andeln,
ns
etail
er
us
en
uthentischen exten eraus-
gearbeiteten Feststellungen inzugehen.
Wir
beschränken
uns
darauf,
die
Zusammenfassungen
nd
olgerungen"
urz
nzudeuten
nd
die
r-
gebnisse ür
ie
ranziskanische
Mystik"
nnähernd
u kizzieren.
on
einer
ritischen
tellungnahme
n trittigen ragen
oll
iebei
Abstand
genommen werden. Eine dankenswerte
Novität
ist
die •Mystik
m
Schrift-
tum
er
eutschsprachigen
Kapuziner"
Anhang
.
27•136),
ie
wir
ohne
weiters gern
ntgegennehmen.
Den Schlüssel ur Erfassung es ganzen
Menschen
n
Bonaventura,
des Nachfolgers
hristi
nd des
Minderbruders,
des
Scholastikers
und
1
ranziskanische
Mystik.
Versuch
u iner Darstellung
mit
esonderer
Berücksichtigung
des
l. onaventura
on .
Dr.
tanislaus
Grünewald
O.
M.
Cap.
München,
Natur-
rechts-Verlag,
932,
Gr.-8°, XI
47
.
266
![Page 2: 07_1932_3_266_270_Stiglmayr_0](https://reader033.fdokument.com/reader033/viewer/2022052916/56d6bf2d1a28ab3016953579/html5/thumbnails/2.jpg)
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Neueres
über Mystik
Theologen,
es
Ordensobern nd
eistlichen
chriftstellers
ildet
as
n
seinem
Schrifttum
hinterlassene
Lehrgut
über
die
Mystik.
Diese st
für hn
etwas
ganz Selbstverständliches, das mmer wieder
n
ein Denken,
Reden
und
Schreiben
einfließt.
Nicht
nur, daß r
direkt
mystische
Werke
verfaßt
hat,
uch
n
einen
heologisch-wissenschaftlichen
Werken
münden
die Gedanken n chwunghafte mystische
Reflexionen
nd
Empfindungen
aus.
Die
Beschreibung
es mystischen
Erlebnisses"
überrascht
durch
Aus-
führlichkeit
und
zutreffende
Sicherheit,
was
von
neueren
orschern
weni-
ger eachtet
worden
st. er
eraphische
ehrer
erbreitet
ich
ber
ie
psychologische
eite
er
Beschauung",
as
mystische entralphänomen,
in
em
wir as Haupterlebnis
er Mystik
rkennen,
o
usgiebig, aß
hierin
ein
nderer cholastiker uch
ur
ntfernt
mit
hm
ich
essen
kann
S.
7).
an
indet
ei
hm
chon ast lle Elemente der
Beschau-
ung vor,
die
von
den
päteren mehr
psychologisch
ingestellten
Mystikern
aufgezeigt werden.
Wenn
r
nie
usdrücklich den
ganzen
Erlebniskomplex
von
iesem
Standpunkt us darstellt, o
iegt
der Grund
n
der
llgemein
mehr
pekulativ-theologischen
ls
mpirischen
instellung
er
cholastik.
Dazu
ommt
och
ie onaventura
igene
cheu, ei
Darstellung
es
höheren nnenlebens
en indruck
on
elbsterlebtem
ervorzurufen
S .
03).
ennzeichnend
autet
er
chluß
es
reviloquiums:
n
is
gradibus
contemplationis
onsistit
l acob
t
hronus
Salomonis,
in
uo esidet
ex apientissimus
t
ere pacificus
t
amorosus
ut
ponsus
speciosissimus t
desiderabilis otus;
n uem
desiderant angeli prospicere
1 .
Petr.
,
2) t ad
quem
uspirat
desiderium
animarum
anctarum
tc.
Die
Hauptstärke
Bonaventuras und eine igentliche Bedeutung
iegt
ber
in
der
mystischen
Theologie
weshalb
r nicht
mit Unrecht ls
der
Metaphysiker
er
hristlichen
ystik
ezeichnet orden
st, ährend
Johannes
von
Kreuz
mit
Vorzug
ls
Meister
der
psychologischen
Analyse
und
Praktiker
der
Mystik
rscheine
Bonnefoy).
n
der
Spätscholastik
und
besonders
n
den
wissenschaftlichen
Bestrebungen
der Neuzeit
st
der
Sinn
für
aturwissenschaftliche
orschung
egenüber
er deellen
pekulation
der
rüheren
Scholastik
außerordentlich entwickelt worden.
Der hl. Bona-
ventura st
nun urch
ine ehr
lückliche
Verbindung
on eidem chon
in
einem
3. ahrhundert in
orgsamer
eobachter
nd
eichner es
Seelenlebens
und
gibt uns
noch
dazu urch
einen
pekulativen Scharfsinn
einen elten iefen Einblick
n
as
igentliche
Wesen
der
mystischen
Phä-
nomene,
ie
ich
uf
em
Hintergrunde eines lar
mrissenen
hilo-
sophisch-theologischen
Systems
is
n hre
Einzelheiten
eutlich
bspiegeln
67
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Josef
Stiglmayr
.
S .
1 6 .). Um iese Schätze
u
heben,
st allerdings
Vertrautheit mit der
Sprache er cholastik nerläßlich,
och
st
er
Gegenstand icher ie
Mühe wert, ie
s
n
erhöhtem
Grade
kostet,
um
n
in edeihliches
Stu-
dium
er Mystik
onaventuras
inzudringen.
enn
us
hm
nd
ber-
haupt
us
er
Scholastik
kann
ür
Mystik
mehr
herausgeholt
werden,
ls
vielleicht
er
loß
sychologisch
ingestellte
orscher
lauben
öchte.
Damit ollen
ber
ie
rgebnisse
er
eueren
sychologisch-deskriptiven
Methode
nicht
n hrem
hohen Wert
verkannt werden S . 117). Von
gro-
ßer
Wichtigkeit
st
s, daß,
m
ichere
katholische
Wahrheit u rhalten,
nicht
nur us
em
inen
der
nderen
mystischen
Theologen
eren
ndi-
viduelle
Ansichten
ür
ie raxis,
Kennzeichen
nd Maßregeln
n
er
Seelenleitung
usgewertet
werden;
nur wenn uch hierin
in
gewisser on-
sensus
ermittelt
wird,
können
die
korrekten
Prinzipien
aufgestellt
werden,
nach
enen
ie erschiedenen praktischen
älle
u
beurteilen
ind.
onst
möchte,
besonders
ei inseitiger Bevorzugung
igoristischer
Ansichten, in
so traffes Lehrgebäude
herauskommen, daß
nicht
einmal
die kanonisierten
Heiligen mehr hineinpaßten.
Der hl. Bonaventura n einer
durchaus
nicht
argwöhnischen,
ondern
ranziskanisch-kindlichen
Vorsicht
und
Mäßigung
kann
ier
llgemein,
wenn
icht
ls
Vorbild, o och ls
Gegengewicht
empfohlen
werden.
ie
ehr
ndessen
ie
Mystik
es
Heiligen
ochzu-
schätzen nd
raktisch
erwendbar
st, o
will och
.
tanislaus
ern
zugeben, aß ie
geistige Lage m Franziskusorden owohl wie m hrist-
lichen
Volke
ich nicht
unbeträchtlich
verschoben
hat
S. 19).
Die
Kreise,
an
ie
Bonaventura
ich
orzugsweise
wandte,
amentlich
eine
Ordens-
brüder
zeichneten
sich n
hrer Mehrheit durch
hohen
dealen
Sinn
us,
der
ihnen ewaltige
szetische
Anstrengungen
ls
elbstverständlich
rscheinen
ließ nd
en Weg ur
Mystik
bnen alf.
nd
elbst
eim
hristlichen
Volke
konnte
man
iese
Voraussetzung
damals
mmer
och
viel
mehr
an-
nehmen
ls
eute.
an
enke
n
ie
Kreuzzüge
nd
itterorden
ie
Grundanschauungen
ber Mystik
ind
ach es
Verfassers
Ansicht
ie
gleichen
S .
20)
ei
homas
. Aquin
nd
onaventura. Die
Origi-
n lität es etzteren iegt ber darin, aß r, von chtem eraphischen
Geiste beseelt,
durch
eine gewaltige Denkarbeit as von ganzen ranzis-
kanergenerationen
elebte Geisteserbe
es
eiligen
Ordensvaters
ranzis-
kus
n ine
o
geniale
Synthese gefaßt und
uns
überliefert hat.
Auf
Grund
seiner
intensiven
Einzelstudien
ucht
schließlich
der
Verfasser
die
eute n er
Mystik
trittigen
ragen
u
eantworten
nd
u
iner
Charakteristik
er
anzen
ranziskanischen Mystik
ufzusteigen. Theo-
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Neueres
über
Mystik
logisch
betrachtet
st
die
Mystik
die
ordentliche Vollendung es
hristlichen
Gnadenlebens
und
n der
Absicht
Gottes
nicht
von vornherein
das
Sonder-
gut
einer
kleinen Schar von
besonders
Berufenen.
n psychologischer
Hin-
sicht
übersteigt
ie ie Wirkungsweise er menschlichen ähigkeiten.
ie
Beschauung
st
on
er
ewöhnlichen
bstraktiven
nd
iskursiven
r-
kenntnis
rtverschieden,
icht ber unmittelbare Gottanschauung, ondern
Erkenntnis Gottes
n
dem
ein
geistigen
Spiegel der Gnadengaben Gottes,
in
der
eele.
Was
die
praktische
Seite
der
Mystik betrifft,
o
st
iese
bei
den
ranziskanern
esonders
eutlich
usgeprägt.
ie
Hauptquelle
für
die
ranziskanische Mystik war
m llgemeinen
nicht
as
überlieferte
Lehrgut,
ondern
ie
Erfahrung
es
igenen ebens.
as
rifft or
allem
beim
hl.
Franziskus
elber
zu.
is n ein nnerstes Seelenleben kann
man ei
hm
as
Nachklingen
es
itterideals
einer
ugend
mit
em
glühenden
Verlangen ach
Heldentaten
nd
Abenteuern,
ber
uch
mit
der
flege
einster Minne
erfolgen,
as ach
.
Cuthbert
O.
M.
Cap.
den
tärksten, äußerlich-weltlichen Einfluß uf den Aufbau von Franzens
Lebensgeschichte
ausgeübt
hat. Der Herr,
den
r minnt das glaubt und
fühlt r wird durch heldenhafte Anstrengungen,
die
ein
Geschöpf
us
Liebe
u hm
unternimmt,
leichsam
überwältigt.
Darum st ein inziges
Streben,
em
Herrn
eine
unbegrenzte,
elbstlose
iebe
u
bezeugen
Diese eelische
Haltung,
Vorherrschen
es
Affektiven,
Erfahrungsmäßigen,
hat r uch uf eine öhne ererbt,
ie
ich
n
hm
mmer
wieder
n-
spiration nd
Wegweisung
ür
hr
igenes nnenleben uchten. arum
finden
wir gerade
m
ranziskusorden o
ahlreich
infältige Brüder,
ie
ohne höhere
Bildung
mit überraschender
Richtigkeit
und
Tiefe
über
über-
natürliche
Dinge,
mit
Einschluß
der höchsten
Mystik,
prachen
und
chrie-
ben
S .
20).
ür das igene Verhalten eht die ranziskanische eele von
der
festen
Überzeugung
us,
daß
Gott
einem
eden,
der
hn
großmütig
und
beharrlich
uchen
will,
icher
mit roßen Gnaden ntgegenkommt.
hre
einzige Sorge st,
daß
ie
nur
mmer
bereit ei
u
eder Tat und
zu
edem
Opfer,
as
Gott
on hr
wünscht,
der
urch
as ie
hm wenigstens
Freude
machen
könnte. Alles
übrige
weiß
ie gut
aufgehoben
n
den
Hän-
den
Gottes.
as Verlangen
ach
eschauung nd
er
nnigsten
Gottver-
einigung st eshalb
eine
Anmaßung,
ondern
m
Gegenteil
Gott
wohl-
gefällig
nd
er
eele
ehr
örderlich,
wenn
ie
ich
ur
mmer
ewußt
bleibt,
was
hre ache
st
und
was llein
ache Gottes
st
s st
das
ganz die Art der Maria, es vangelischen
Sinnbildes
ür das beschauliche
Leben.
269
![Page 5: 07_1932_3_266_270_Stiglmayr_0](https://reader033.fdokument.com/reader033/viewer/2022052916/56d6bf2d1a28ab3016953579/html5/thumbnails/5.jpg)
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Josef Stiglmayr .
Reizvoll
nd ugleich
ehrreich
st in Vergleich er ranziskanischen
Mystik
mit
der
nderer
Richtungen. ie piritualität er
lten
Mönchs-
orden st, obwohl eschaulich, durch den weitgehenden
Gebrauch,
der
vom
Irdischen um
Dienst
nd ob
Gottes
emacht
wird,
on
er
ranzis-
kanischen
Art
erschieden;
ranziskus
echnet
wenig
mit
rdisch-mensch-
lichen Mitteln
und raut
viel
mehr
der
Macht
der Gnade
u.
ie
domini-
kanische
Spiritualität
sucht,
wie
Bonaventura
bemerkt,
Gott mehr auf dem
Wege er
erstandesmäßigen
ls
er
rfahrungsmäßigen,
iebenden r-
kenntnis.
Nahe
verwandt
mit
der
ranziskanischen
st
ie karmelitanische
Mystik;
ie aben
ie
Geringschätzung er
enschlichen
Mittel,
öchstes
Armutsideal,
emeinsam. ber Franziskus
rkennt,
ei
ller
osschälung
des Herzens
vom
rdischen,
n
der kreatürlichen Welt
ringsum
eine Stufen-
leiter u Gott
und
umfängt n
eiliger
Naturliebe edes
Geschöpf
Gottes
bis erab um Würmlein
uf
er
traße
ls Bruder
nd
Schwester.
ie
karmelitanische Mystik
cheint
ingegen
n
er Ablehnung
lles essen,
was
icht
Gott
elber
st, weiterzugehen.
euere
Ordensgemeinschaften
haben
meistenteils
n
iel
öherem
Maße
as ktive
eben um
iel.
Darum muß hier uch as geistliche Leben tark aktiv gehalten
ein
nd
so
er assivität egenüber
er ührenden
Gnade nwillkürlich ngere
Grenzen
iehen
S .
23
.).
Wie
homas
on
Aquin
tellt
Bonaventura
das eschauliche
Leben
dem
nneren Werte
nach
höher ls as
ätige, ber
das
höchste
deal
st
hm,
beide
u
vereinigen
S . 2 .).
7