1. 2. Lebloses Gewebe entfernen - sani-klein.de · Wundmanagement Praktische Umsetzung am Beispiel...
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Wundmanagement
Praktische Umsetzung
am Beispiel des Ulcus cruris …
Medical Affairs – Education
Daniel Baum
Gesundheits- und KrankenpflegerWundexperte ICW e.V.
Wo ist das Problem?
Das wichtigste Behandlungskonzept
1. Ursache erkennen und behandeln
2. Lebloses Gewebe entfernen
3. Phasengerechte Wundversorgung
Phasengerechte
Wundversorgung
Exsudationsphase (Entzündungsphase)q Wundreinigungsphase
Phasengerechte Behandlung
Ziele:Wunde ist frei von leblosem Gewebe (z.B. Nekrose / Fibrinbelag)Gutes Exsudatmanagement / Schutz der Wundumgebung
Maßnahmen:Débridement / effektive mechanische WundreinigungAbsorbierende Verbände / kurze Verbandwechselintervalle
Exsudationsphase (Entzündungsphase)q Wundreinigungsphase
Proliferationsphase (Granulationsphase)q Bildung neuer Blutgefäße und Aufbau von Gewebe
Phasengerechte Behandlung
Ziele:Erhalt des physiologischen Milieus / Schutz des Gewebes
Maßnahmen:Hydrokolloidale Verbände / Wundruhe / Kurze Verbandwechsel
Exsudationsphase (Entzündungsphase)q Wundreinigungsphase
Proliferationsphase (Granulationsphase)q Bildung neuer Blutgefäße und Aufbau von Gewebe
Regenerationsphase (Epithelisationsphase)q Bildung einer neuen Hautschicht / Vernarbung
Ziele: Mechanischer Schutz des Epithels
Maßnahmen: Extra dünner Hydrokolloidverband
Phasengerechte Behandlung
Exsudationsphase (Entzündungsphase)q Wundreinigungsphase
Proliferationsphase (Granulationsphase)q Bildung neuer Blutgefäße und Aufbau von Gewebe
Regenerationsphase (Epithelisationsphase)q Bildung einer neuen Hautschicht / Vernarbung
q Exsudat reduzieren
q Exsudat konservieren
q ggf. rehydrieren
Phasengerechte Behandlung
Exsudationsphaseq Reinigung unterstützen
q Exsudat reduzieren
Proliferationsphaseq Schutz der Granulation
q Exsudat konservieren
Regenerationsphaseq Schutz des neuen Epithel
q ggf. rehydrieren
Phasengerechte Wundbehandlung
PhasengerechteWundreinigung
Phasengerechte Wundreinigung
Exsudation(Reinigung)
ausreichend kräftige, mechanische Reinigung mit nassen, sterilen Kompressen (bei Infektion mit zugelass. Antiseptikum z. B. Octenisept®)
Proliferation(Gewebeaufbau)
vorsichtiges Entfernen von Verbandstoffresten und Wundexsudat mit sterilen, feuchten Kompressen (mit z. B. Prontosan® oder Ringer-Lösung)
Regeneration(Epithelisation)
sehr vorsichtiges Abtupfen (!) der Wunde mit sterilen, feuchten Kompressen (mit z. B. Prontosan® oder Ringer-Lösung)
Verbandwechsel notwendig
Entfernung des Verbandes Nach Reinigung der Wunde
Ulcus cruris …
72%
14%
8%6%
Ulcus cruris: Ursachen-Verteilung
arteriell
sonstigearteriell =
Ulcus cruris
arteriosum
arterio-venös =Ulcus cruris
mixtum
venös =Ulcus cruris
venosum
Etagen-Gliederung
Quelle: B. Söllner, P.D. Asmussen: Kompressionstherapie
Durchblutung
Quelle: B. Söllner, P.D. Asmussen: Kompressionstherapie
Makrozirkulation
Normalzustand
Es befinden sich etwa 10% des Blutes im
oberflächlichen Venensystem und fließen
durch die Perforansvenen in die tiefen
Leitvenen. Venenklappen verhindern dabei
die Strömungsumkehr. Die Muskeln des
Unterschenkels komprimieren die Venen
und erzeugen auf diese Weise einen
ausreichenden Druck um das Blut
entgegen der Schwerkraft aus den Beinen
zu transportieren.
Primäre Varikosis
D u r c h G e f ä ß d i l a t a t i o n i s t e i n
Klappenschluß nicht mehr möglich; der
Blutstrom kehrt sich um. Das Blut strömt
ü b e r d i e P e r f o r a n s v e n e n i n d a s
oberflächliche Venensystem welches den
nun stark erhöhten Drücken nicht
standhält und soweit erweitert wird, dass
auch dort die Klappen nicht mehr
schließen. Die Folge ist eine venöse Stase
(Stillstand) und es kommt zur Ausbildung
der sekundären Varikosis.
Sekundäre Varikosis
Es bilden sich Krampfadern (Varizen). Da
das Blut nun auf der venösen Seite nicht
mehr abfließen kann kommt es zum
Rückstau, welcher die Mikrozirkulation
beeinflusst.
Mikrozirkulation
Starling Gleichgewicht
Arteriole Venole35 mmHg Blutkapillardruck (BKD)26 mmHg kolloidosmotischer Druck (KOD)
Lymphgefäß
17 mmHg Blutkapillardruck (BKD)26 mmHg kolloidosmotischer Druck (KOD)
Hautfaltenzeichen nach Stemmer
größer 4 mmpositiv
kleiner 4 mmnegativ
Quelle: Földi, M., Kubik, S.: Lehrbuch der Lymphologie.
Lymphödem
Stemmer-Zeichen
Stemmer-Zeichen?
Jungkunz-V
Sichtbare Ödeme und Pigmentation
Entstehungsursachen
venöser Rückstau Gefäßdurchlässigkeit Fibrinmanschetten Fibrosierung
Mikrothromben AV-Anastomosen Leukozyten-Trapping
Quelle: B. Söllner, P.D. Asmussen: Kompressionstherapie
Ulcus cruris venosum
Ulcus cruris venosum Ulcus cruris mixtum
Ulcus cruris mixtum Ulcus cruris mixtum - Gamaschenulcus
Ulcus cruris mixtum - Gamaschenulcus Ulcus cruris arteriosum
Ulcus cruris arteriosum
kleiner Test …
Vaskulitis
Hauptursache:Chronisch venöse Insuffizienz(Klassifikation nach Widmermodifiziert von Kammerlander)
Stadium 1:
Corona phlebectatica:
Halbmondförmig um die Knöchel und
oberhalb des Fußgewölbes angeordnete,
besenreiserartige Venen. Das lymphatische
System transportiert die vermehrte Flüssigkeit
aus dem Zwischenzellraum ab
(aus den Beinen bis zu 20 Litern pro Tag).
Erst im Übergang zum Stadium II kommt
es zu sichtbaren Ödemen
Chronisch venöse Insuffizienz
Quelle: G. Kammerlander; Lokaltherapeutische Standards bei chronischen Hautwunden
Stadium 2:
Phlebo-lympho-dynamisches Ödem: Überlastung der Lymphgefäße die die erhöhte Flüssigkeitslast nicht mehr bewältigen können
Dermite ocre: Braun-schwarze Farbeinlagerungen(Hyperpigmentierung) oberhalb der Knöchel
Dermatoliposklerose: Die Haut ist fest mit der Fascia cruris “verbacken“, glänzt vermehrt und lässt sich nicht in Falten abheben.
Stauungsekzem
Die Extremvariante ist die Atrophie blanche: Charakteristische weiße atrophische Hautbezirke bevorzugt in der Knöchelregion
Chronisch venöse Insuffizienz
Quelle: G. Kammerlander; Lokaltherapeutische Standards bei chronischen Hautwunden
Stadium 3:
Phlebo-lympho-statisches Ödem: Die Lymphgefäße können die Mehrarbeit nur noch ungenügend ausführen und stellen im weiteren Verlauf langsam ihre Arbeit ein
Ulcus cruris: (floride oder abgeheilt) Substanzdefekte verschiedenster Schwere- und Ausdehnungsgrade überwiegend in der Knöchelregion, meist in verhärteter, ekzematöser Haut
Papillomatosis cutis carcinoides: Maligne Entartung des Gewebes mit sichtbarer rauher, harter und wärzienartig veränderter Haut
Chronisch venöse Insuffizienz
Quelle: G. Kammerlander; Lokaltherapeutische Standards bei chronischen Hautwunden
Maligne Entartung
Kompression
Kompressionsklassen
KKl Bezeichnung Druck Anwendung
1leichte
Kompression18 - 21 mmHg
vorbeugend bei müden, schweren Beinen durch langes Stehen oder
während der Schwangerschaft
2 mittlereKompression
23 - 32 mmHg
ausgeprägte Krampfadern, geschwollene Beine, nach
Venenentzündung, nach Verödung oder Operation, bei Krampfadern
während der Schwangerschaft
3 starkeKompression
34 - 46 mmHgnach tiefer Beinvenenthrombose, ständiger Beinschwellung, nach
offenem Bein (Ulcus cruris)
4 extra starkeKompression
> 49 mmHgstark ausgeprägte Schwellungen,
Lymphödem
Verstärkung der Muskelpumpe
Verlagerung des Blutes in die Tiefe
Verkleinerung desQuerschnittes
Beschleunigung des Rückstroms
Fixierung von Thromben
Verbesserung der Mikrozirkulation
Abbau sklerosierten Gewebes
Ausschwemmung von Ödemen
Auswirkungen der Kompression
Quelle: B. Söllner, P.D. Asmussen: Kompressionstherapie
Unterscheidung
Ruhedruck
Druck den der Verband in Ruhe auf das Bein ausübt
Arbeitsdruck
Druck der entsteht, wenn die Muskulatur gegen den Verband drückt
Kurzzugbinden
Dehnbarkeit: bis 60%
Hoher Arbeitsdruck
Durch geringe Elastizität ist der Verband für die Muskulatur ein starres Widerlager
Niedriger Ruhedruck
In Ruhe komprimiert der Verband kaum
Konzeption der Kompression
Wechselverband (z.B. Pütter-Verband)
Muss täglich gewechselt werden
Dauerverband (z.B. Multi-Layer-Verband)
Kann mehrere Tage belassen werden
Kompressionsstrumpf
Obligat nach der Abheilung der Wunde!
1
2
3
Kompressionsstrumpfsysteme
Durchführung
Wickeltechnik
Vorsicht ist besser…
Kontrollen
Visuell:
Farbe der Zehen (Zehen sollen nicht zusammengequetscht sein)
Wenn das Bein gut bandagiert ist, soll der Schuh anziehbar sein
Kontrollen
Taktil:
Tasten entlang der Schienbeinkante, der Druck soll nach proximal hin abnehmen
Temperatur der Zehen
Kontrollen
Subjektiv!/!Verbal:
Aussage des Patienten:
„Eng“ ist in Ordnung, er darf allerdings keinEinschlafen oder Kribbeln der Zehen angeben
Kontraindikationen
Arterielle Verschlusskrankheit
Akuter arterieller Verschluss
Schwere Niereninsuffizienz
Dekompensierte Herzinsuffizienz
Diabetische Neuropathie (relativ)
Bestehende Wundinfektion
Kann man?Sollte man?Muß man?
Ruhedruck- Messung (ABI)
Quelle: Morison M, Moffatt Chr: Ulcus cruris, Erkennen-Behandeln-Vorbeugen
Ruhedruck- Messung (ABI)
Quelle: Morison M, Moffatt Chr: Ulcus cruris, Erkennen-Behandeln-Vorbeugen
Ruhedruck- Messung (ABI)
Quelle: Morison M, Moffatt Chr: Ulcus cruris, Erkennen-Behandeln-Vorbeugen
Ruhedruck- Messung (ABI)
Quelle: Morison M, Moffatt Chr: Ulcus cruris, Erkennen-Behandeln-Vorbeugen
Knöchel-Arm-Druck-Index (ABI)
Komplikationen
Beispiel: Hautschaden Beispiel: Nekrose / Spannungsblasen
Das Gesetz von Laplace
P = F / r
Der Kompressionsdruck (P) ergibt sich aus der Kraft (F), die benötigt wird, um die Bandage zu dehnen, geteilt durch den Radius (r) der umspannten Extremität.
Unterschenkel – Querschnitt
Das Gesetz von Laplace
(r1)
P = F / rP = lokaler AndruckF = Binden-/ Wandspannungr = Krümmungsradius
Beispiel:
F = 20 g/cmr1 = 4 cmr2 = 2 cm P1 = 5 g/cm2
P2 = 10 g/cm2
(r2)
Druckstellen – Entstehung
Auswirkungen
Kleinerer Krümmungsradius
bewirkt einen
wesentlichhöherer Druck am Schienbein!
Quelle: P. D. Asmussen, B. Söllner: Kompressionstherapie
Gleichmäßiger Druckverlauf
entsteht durch
Polsterung bzw. „rundmachen“ des Beines
Pelotte zur lokalen Druckerhöhung
Mehrschichtiger Kompressionsverband
Unterzug - Baumwollschlauchverband
Synthetik-Wattevlies Kohäsivbinde + Pelotte
Kurzzugbinde + Pflasterfixierung (Ferse) Abschluss - Baumwollschlauchverband
Wenn nötig – Verbandschuhe
Workshop:Kompression
Vielen Dank
Daniel Baum