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VO Allgemeine Psychologie II (SS 2002) – Zsfsg (aus mehreren Mitschriften) 1., 2., 3., 4., 6., 8., 9. VO Seite 1 von 26 1. VO: Zur Psychologie des Gedächtnisses I: Die Anfänge der psychologischen Gedächtnisforschung: Ebbinghaus Gedächtnis: Wir stellen uns die Frage, wie die Welt ohne Gedächtnis aussehen wür- de. Ohne Gedächtnis gibt es kein Wissen, nichts würden wir kennen bzw. Erkennen. Nichts hätte Sinn und Bedeutung. Jeder Tag wäre nur eine Abfolge von momentanen bzw. Aktuellen Eindrücken die nicht miteinander verbunden sind. Diese können somit auch nicht mit Vergangenen verbunden werden. Es geht dabei viel um Zeit und Zeiterleben. Eine Funktion des Gedächtnisses ist also aktuelles mit vergangenen zu verknüpfen; dadurch entsteht ein Begriff für ein Morgen oder ein Heute. Ohne diese Kontinuität gibt es kein Ich und keine Identität. Es gibt kein lernen, verstehen, denken Störungen des Gedächtnisses: Demenz Alzheimer Krankheit = Psychiatrische Kategorie Alexander Romanowitsch Lurija (1902-1977) war der Begründer der Kulturhistori- schen Schule. Buch: "Der Mann dessen Welt in Scherben ging" Diese Krankengeschichten haben mit Gedächtnis zu tun. Er hat seine Karriere als Psychoanalytiker begonnen. 1. Fallgeschichte in seinem Buch: Tagebucheintragungen eines Patienten der eine schwere Hirnverletzung im Krieg erlitt. Folge: er hat keine Erinnerungen. Der Patient hat mühsam wieder schreiben und lesen gelernt und versucht dieses chaotische Erleben wieder in den Griff zu bekommen und Ordnung bzw. Struktur zu schaffen. 2. Fallgeschichte berichtet vom Gegenteil: ein Patient leidet daran, dass er nichts mehr vergessen kann = Hypermnemotiker Bsp.: Bei der Wahrnehmung eines Tons kann man etwas sehen = Synestätiker. Dieser Patient war so einer. Jedes Wort, jeder Gedanke und jede Silbe war mit Sy- nestesien verknüpft. Dies war tief eingegraben in seinem Gedächtnis. Er hat alles wie Bilder auf einer Tafel aus dem Gedächtnis ablesen können. Folge: quälende Verwirrtheit Er konnte z.B. nicht die Bedeutung eines Gedichts ver- stehen, weil jede Silbe andere Bedeutungen von Assoziationen hervorgerufen hat. Man verliert dadurch den Zusammenhang. Die Therapie war Ordnung zu machen, und Zusammenhang zu erzeugen. Er hat lernen müssen alles zu ordnen. Es besteht ein Zusammenhang zwischen Mnemotechnik und Rhetorik. z.B.: wenn man sich für eine Rede ein Haus vorstellt und in diesem Haus entspricht jedes Zim- mer etwas das man sagen soll, und jeder Sessel oder so was entspricht einem Ar- gument. Das hat dieser Patient gelernt. Er hat entlang einer Straße Statuen und Bäume angeordnet. Er hat jedes Item irgendwo abgelegt. Dann beim Reproduzieren ist er diese Straße abgegangen und hat es wieder aufgelesen. Er hat jedoch den Kontakt mit der realen Welt verloren und ist in seiner fantastischen selbstproduzier- ten Welt gewesen.

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1. VO: Zur Psychologie des Gedächtnisses I: Die Anfänge der psychologischen Gedächtnisforschung: Ebbinghaus Gedächtnis: Wir stellen uns die Frage, wie die Welt ohne Gedächtnis aussehen wür-de. Ohne Gedächtnis gibt es kein Wissen, nichts würden wir kennen bzw. Erkennen. Nichts hätte Sinn und Bedeutung. Jeder Tag wäre nur eine Abfolge von momentanen bzw. Aktuellen Eindrücken die nicht miteinander verbunden sind. Diese können somit auch nicht mit Vergangenen verbunden werden. Es geht dabei viel um Zeit und Zeiterleben. Eine Funktion des Gedächtnisses ist also aktuelles mit vergangenen zu verknüpfen; dadurch entsteht ein Begriff für ein Morgen oder ein Heute. Ohne diese Kontinuität gibt es kein Ich und keine Identität. Es gibt kein lernen, verstehen, denken Störungen des Gedächtnisses: Demenz Alzheimer Krankheit = Psychiatrische Kategorie Alexander Romanowitsch Lurija (1902-1977) war der Begründer der Kulturhistori-schen Schule. Buch: "Der Mann dessen Welt in Scherben ging" Diese Krankengeschichten haben mit Gedächtnis zu tun. Er hat seine Karriere als Psychoanalytiker begonnen. 1. Fallgeschichte in seinem Buch: Tagebucheintragungen eines Patienten der eine schwere Hirnverletzung im Krieg erlitt. Folge: er hat keine Erinnerungen. Der Patient hat mühsam wieder schreiben und lesen gelernt und versucht dieses chaotische Erleben wieder in den Griff zu bekommen und Ordnung bzw. Struktur zu schaffen. 2. Fallgeschichte berichtet vom Gegenteil: ein Patient leidet daran, dass er nichts mehr vergessen kann = Hypermnemotiker Bsp.: Bei der Wahrnehmung eines Tons kann man etwas sehen = Synestätiker. Dieser Patient war so einer. Jedes Wort, jeder Gedanke und jede Silbe war mit Sy-nestesien verknüpft. Dies war tief eingegraben in seinem Gedächtnis. Er hat alles wie Bilder auf einer Tafel aus dem Gedächtnis ablesen können. Folge: quälende Verwirrtheit Er konnte z.B. nicht die Bedeutung eines Gedichts ve r-stehen, weil jede Silbe andere Bedeutungen von Assoziationen hervorgerufen hat. Man verliert dadurch den Zusammenhang. Die Therapie war Ordnung zu machen, und Zusammenhang zu erzeugen. Er hat lernen müssen alles zu ordnen. Es besteht ein Zusammenhang zwischen Mnemotechnik und Rhetorik. z.B.: wenn man sich für eine Rede ein Haus vorstellt und in diesem Haus entspricht jedes Zim-mer etwas das man sagen soll, und jeder Sessel oder so was entspricht einem Ar-gument. Das hat dieser Patient gelernt. Er hat entlang einer Straße Statuen und Bäume angeordnet. Er hat jedes Item irgendwo abgelegt. Dann beim Reproduzieren ist er diese Straße abgegangen und hat es wieder aufgelesen. Er hat jedoch den Kontakt mit der realen Welt verloren und ist in seiner fantastischen selbstproduzier-ten Welt gewesen.

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Kollektives Gedächtnis: Wenn ein Mensch der sich viel Wissen angeeignet hat stirbt, so stirbt dieses Wissen nicht mit ihm, denn er kann dieses Wissen weitergeben z.B.: durch Bücher. Auf diese Weise ist es medial gesichert in Form der Schrift des Buches = medial gesichertes Wissen In Schriftlosen Kulturen folgt die Überlieferung mündlich = an individuelles Wissen gebunden. Die Einführung der Schrift = großer Fortschritt für die Wissenschaft. Schrift ermöglicht Aufzeichnung der mündlichen Überlieferung und übersetzt somit akustische Signale in etwas Dauerhaftes und sichtbares. Schrift hat somit auch Spei-cherfunktion und ist ein kollektives und symbolisches Speichermedium. Im 18. Und 19. Jhdt. wird das kollektives Speichermedium durch das analoge Spei-chermedium abgelöst Speichermedien: symbolische analoge Schrift Phonographie Fotographie Phonograph nach Thomas Edison aus 1877: ein flüchtiges Schallereignis wird "ein-gefroren" gespeichert. Daguerrotypie (um 1840) = Bsp. für eine Fotographie, Menschen bewegen sich zu schnell um auf der Kupferplatte (= Speichermedium) aufgenommen zu werden. Solche technischen Erfindungen bestimmen unser Nachdenken über Gedächtnis und Erinnerung. Technische Innovationen als Metaphern mit deren Hilfe wir uns die Funktionsweise von Gedächtnis und Erinnerung erklären. Gedächtnis und Erinnerung sind wichtig für viele Wissenschaften und viele beschäf-tigen sich auch damit. Gedächtnis bzw. Erinnerung sind der zentrale Aspekt mensch-licher Existenz. Hermann Ebbinghaus (1850-1909) Er revolutioniert die junge Psychologie. Er arbeitet nach dem Vorbild der naturwissenschaftlichen Disziplin und meint Psychologie = Naturwissenschaft Grün-dungsvater Wundt war anderer Meinung. Er meinte Psychologie ist nur zu einem Teil Naturwissenschaft, der Hauptteil ist jedoch Geisteswissenschaft. Sie hat also experimentelle Teile und völkerpsychologische Teile nach Wundt.

Zweiteilung der Psychologie bei Wilhelm Wundt Individualpsychologie Völkerpsychologie Experimentelle Psychologie Experiment hermeneutische Verfahren Nach Wundt sind mit Hilfe des Experiments nur einfache, niedere psychische Vor-gänge zu erfassen. Höhere Vorgänge z.B.: denken, dazu braucht man schon mehr. Es geht ums innere Erleben in der Psychologie bei Wundt, deshalb meint er, dass das Erleben ist nur dem Erlebenden zugänglich. Wie ist Wissenschaft über so was Privates wie mein Erleben also zugänglich? Durch Selbstbeobachtung = natürliche

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Methode und kann nie zur wissenschaftlichen Methode werden. Weil der Akt des Beobachtens verändert das Beobachtete. Wie ist das möglich? Nach Wundt muss man die Rolle der Introspektion einschränken bzw. kontrollieren, durch das Experi-ment. Bei höheren psychischen Vorgängen kann man das nicht. Wie untersucht man, wenn das Experiment nicht zur Verfügung steht? Hier kommt die Völkerpsychologie ins Spiel. Experiment: untersucht individuelle Bewusstseinsvorgänge. Es gibt aber auch kollek-tive psychische Vorgänge und Ereignisse. Sprache, mythische Vorstellungen: Sitte Man bedient sich Materialien und andere Methodik: Hermeneutische Verfahren. Er-gebnisse der Völkerpsychologie sollen rückwirken auf die individuelle. Auf diesem Umweg soll Denken zurückzuführen sein. Abstraktes Denken hat Sprache als Vor-aussetzung. Gegen diese Zweiteilung schreibt Ebbinghaus das Buch: "Über das Gedächtnis" Das soll zeigen, dass alle Gegenstände der Forschung auf experimentelle Psychologie zurückzuführen ist. Ebbinghaus wissenschaftliche Psychologie = experimentelle Psychologie. Er experi-mentiert mit sinnlosen Silben. Sein Lernmaterial sind aber eigentlich nicht sinnlose Silben, sondern sinnlose Silbenreihen. Er hat ein Konstruktionsprinzip: Konsonant, Vokal, Konsonant Anlaute: b, d, f, g, h, j, k, l, m, n, p, r, (scharfes) s, t, w, ch, sch, (weiches) s, das französische j Vokallaute: a, e, i, o, u, ä, ö, ü, au, ei, eu Auslaute: f, k, l, m, n, p, r, (scharfes) s, t, ch, sch Er hat also mit sinnlosen Silbenreihen experimentiert. Dabei hat er nur 8 Silbenkom-binationen nicht zugelassen. Alle Reihen sind gleichwertig, d.h. gleich schwer bzw. gleich leicht zu erlernen. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten Silbenreihen zu bil-den. Er hat kein Labor gehabt und hat 1879 angefangen. Dann Pause. 1883/84 hat er die zweite Versuchsreihe gestartet. Er hat keine Versuchspersonen gehabt und mit sich selber experimentiert. Wie? Er beginnt die 1. Zeile vor sich herzusagen. Wenn er fertig ist beginnt er von neuem, solange bis er diese Reihe fehlerfrei sagen kann. Mit dem Bewusstsein der Fehlerfreiheit. Er hat noch eine Schnur mit Knöpfen und zählt nach jeder Reihe wie viele Versuche er gebraucht hat. Er hat mehrere Rei-hen an einem Tag gelernt. Gesetz von Ebbinghaus: Jede Zunahme des Lernstoffes macht eine überproportionale Steigerung des Lernaufwandes notwendig. Anzahl der Silben einer Anzahl der bis zum ersten Reihe fehlerfreien Hersagen (exkl.) erforderlichen Wiederholungen 7 1 12 16,6 16 30 24 44 36 55

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"Gedächtnisspanne" (Umfang des Kurzzeitgedächtnisses): Kapazität: 7(+/-2) unverbundene Einheiten können nach einmaliger Darbietung rich-tig (d.h. in der richtigen Reihenfolge) reproduziert werden. Vergessenskurve durch eine neue Methode die er für sich selbst entwickelt: "Ersparnismethode" d.h. Wiederlernen ist leichter als Neulernen! Nach Ablaufe von x Stunden war von den gelernten noch soviel behalten, dass bei ihrem Wiedererlernen eine Ersparnis von Q Prozent der ursprünglichen Lernzeit er-zielt wurde. x = Q = 0,33 58,2 1 44,2 8,8 35,8 24 33,7 48 27,8 6 x 24 25,4 31 x 24 21,1 Er kann was er gelernt hat nicht immer spontan ins Gedächtnis rufen, aber Wirkun-gen sind da. Diese kann man zeigen mit der Ersparnismethode. Nach einem Monat wenn er dasselbe sinnlose lernt erspart er sich etwas. z.B.: Ein Gedicht das wir vor 15 Jahren gelernt haben auch wenn wir heute nichts mehr davon wissen, braucht man weniger Zeitaufwand um dieses heute zu lernen, als bei einem gleichwertigen Gedicht, dass man neu lernt. Man könnte jetzt die Frage stellen, was ist gleichwertig? Deshalb hat Ebbinghaus sinnlose Silben verwendet. Johann Friedrich Herbart (1776-1841) hat das schon geglaubt, Ebbinghaus hat es experimentell bewiesen. Ebbinghaus gilt als erster der gezeigt hat, dass auch höhere Vorgänge und höhere intellektuelle Funktionen wie Denken experimentell erforscht werden können. Im Gegensatz zu Wundt. Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831): Das mechanische Gedächtnis ist die höchste Form des Gedächtnisses und damit Voraussetzung für das Denken. Deshalb hat man das widerspruchslos hingenommen. Ebbinghaus war eigentlich nicht der erste der das Gedächtnis experimentell erforscht hat, sondern: Ernst Heinrich Weber (1795-1878): Er hat einen Ausgangsreiz und eine Vergleichs-reiz gleichzeitig oder hintereinander dargeboten. Die Reize hintereinander haben bessere Ergebnisse erzielt. Er meint dabei spielt das Gedächtnis eine zentrale Rolle, denn man muss den Ausgangsreiz reproduzieren um ihn mit dem Vergleichsreiz zu vergleichen. Man kann die Zeit immer variieren. Bei Wundt: Er gibt einen Ton vor dann den Vergleichston. Er fragt: gleich oder ver-schieden? Versuchspersonen müssen bei dem Akt des Vergleichens aus dem Ge-dächtnis den ursprünglichen Ton reproduzieren = eine subjektive Tätigkeit bei Wundt

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Bei Ebbinghaus: er meint die Inhalte die er sich aneignet führen ein Eigenleben, zei-gen Wirkungen ob er das will oder nicht. Es geht bei ihm nicht um subjektive Akte sondern um die psychische Wirkung von Inhalten. Georg Elias Müller (1850-1934) hat sich mit Ebbinghaus Forschung beschäftigt. Gedächtnisforschung basiert nicht mehr auf Selbstvertrauen. Methodische Innovationen: .) Trennung der Rollen von Versuchsleiter und Versuchsperson .) Standardisierung des Verfahrens zur Herstellung der Silbenreihen .) Apparative Darbietung der Silbenreihen z.B.: 1. Gedächtnisapparat nach Müller und Schuhmann (1894) .) Einführung der so genannten Treffermethode Modellgebend war die Schule für sinnlose Silben. Grundsatz nach Ebbinghaus: Lernen sie nicht zuviel! Überlernen ist sinnlos hat kaum einen Wert! Stoffsicherung durch Wiederholungsstrategien! Wenn man viel Lernstoff gleichzeitig hat: Pausengestaltung machen, strategische Verteilung Gedächtnishemmung: Georg Elias Müller und ? haben mit sich und ihren Frauen experimentiert. Prinzip: (siehe Folien im Internet, das hier soll nur andeuten was gemeint ist) Frage wie sich das auswirkt? Lernstoff wird zum selben Zeitpunkt geprüft, wie bei der Kontrollgruppe, aber bei der Versuchsgruppe ist noch ein 2. Lernstoff dabei. Folge: Effekt = retroaktive Gedächtnishemmung 2. Lernstoff stört den 1. Gehirn lernt länger als Bewusstsein. Es braucht länger bis der Lernstoff abgespei-chert ist. = Konsolidierungsprozesse die sich nachher abspielen: (siehe Folien) Grüner Pfeil deutet den Konsolidierungsprozess an. Dieser wird gestört durch Lernstoff 2 Proaktive Gedächtnishemmung wirkt sich auch negativ aus: Exphorische Gedächtnishemmung: Hemmung ist umso stärker je ähnlicher sich der Lernstoff ist!

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2. VO: Zur Psychologie des Gedächtnisses II: Von Bartlett zum Informationsverarbeitungsansatz der kognitiven Psychologie Statistische Auffassung von Gedächtnisprozessen: Engramm (Gedächtnisspur): materielle Repräsentation von Lernerfahrungen auf neuronaler Ebene Aristoteles: „eikon“ -> das Urbild drückt sich wie ein Wachsabdruck in unserer Seele ab „De memoria et reminiscentia“ Vorgänge in meinem „Gedächtnis“ werden fixiert und bei Bedarf reproduziert. Dynamische Auffassung: Frederick Charles Bartlett (1886-1969): britischer Psychologe, führte Gedächtnisex-perimente durch. Publikation: „Remembering – A study in experimental and social psychology“ Kritik an Ebbinghaus: experimentiert mit sinnlosen Silbenreihen, laut Bartlett wollte er dadurch ein einfaches und gleichwertiges Untersuchungsmaterial erreichen. Er versuchte, das subjektive Moment auszuschalten und untersuchte das Gedächtnis in reiner Form laut Bartlett. ABER: Was wenn das Gedächtnis wesentlich etwas Subjektives ist?? Erinnerungen haben mit Ereignissen zu tun, die für uns Bedeutung haben. Das We-sen des Gedächtnisses ist es, dem Leben Sinn und Bedeutung zu verleihen. Bartlett: qualitatives Experimentieren mit geringen methodischen Standards. Ihm ging es um ökologische Validität. Bsp: Vpn mussten die Geschichte „The war of the ghosts“ zweimal lesen, die ihnen unverständlich war, da sie von fremden Dingen handelte, da sie aus dem Ge-schichtsschatz nordamerikanischer Indianer stammt. Nach 15 Minuten sollten sie eine Nacherzählung schreiben, die natürlich wesentlich kürzer und fehlerhaft war. Fehler:

• Alles was uns fremd und unklar ist, oder was wir nicht einordnen können, las-sen wir weg.

• Wir fügen neue Details dazu, um Lücken aufzufüllen und einen Sinn herzuste l-len.

Es ist das Wesen unseres Gedächtnisses, sich zu täuschen! Es kommt bei der Re-produktion der Geschichte zu einer logischen Neuordnung und somit zu einer Ratio-nalisierung: Verwirrendes oder Unverständliches wird in der „Erinnerung“ weggelas-sen oder umgedeutet. In unregelmäßigen Abständen mussten die gleichen Vpn immer wieder Nacherzäh-lungen derselben Geschichte schreiben: Methode der wiederholten Reproduktion. Die neue Struktur, die in der ersten Nacherzählung erstellt wurde, bleibt erhalten und wird gut erinnert: „persistence of form“

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„Schema“: geordnetes Wissen über einen bestimmten Realitätsbereich erleichtert das Behalten und erinnern. Diese Schemata sind Ursachen für „Verzerrungen“ in der Erinnerung, also bestimmt das Schema, was ich erinnere, und nicht der Vorgang. Das Gedächtnis ist konstruktiv und somit ein Aspekt des kreativen, produktiven Den-kens. Elisabeth Loftus (1979) Experimente über Glaubwürdigkeit von Augenzeugenbe-richten: Die Vpn sahen einen Film, in dem ein Autounfall gezeigt wurde. Die VG1 wurde gefragt, wie schnell die Autos gefahren sind, als sie ineinander ge-kracht sind. (hier wird ein heftiger Ausdruck verwendet) Die VG2 wurde gefragt, wie schnell sie fuhren, als sie sich berührt haben. (zarter Ausdruck) Hier wurde eine beachtliche Differenz in der Geschwindigkeitsschätzung beobachtet: VG1 sagte durchschnittlich 65 km/h und VG2 50 km/h. 1 Woche später wurden die Vpn erneut gefragt: haben Sie gesehen, dass bei dem Unfall Glas gesplittert ist? Tatsächlich war in dem Film kein zersplitterndes Glas zu sehen, doch in der VG1 ha-ben ein Drittel der Leute geantwortet, dass sie Glas GESEHEN haben und in der VG2 hingegen nur 14%. So wurden mit unterschiedlichen Fragen unterschiedliche Informationen mitgeteilt, und somit haben die Fragen schemagenerierend agiert. 2.Aspekt Bartletts: Methode der seriellen Reproduktion z.B. wenn jemand die Geschichte liest, eine Nacherzählung schreibt, diese liest dann wer anderer, der dann wieder eine Nacherzählung schreibt, usw. die Schemata blei-ben erhalten, da jeder ähnliche Schemata hat., wenn er nur der gleichen Kultur an-gehört oder ähnliche Lebensbedingungen hat! Einfluss der Kultur: Eine Hieroglyphe wird von Leuten unseres Breitengrades im-mer mehr und mehr zu einer Katze gemacht. Bartletts Hauptinteresse: Synthese von Psychologie und Anthropologie „Kognitive Wende“ der Psychologie in der 2. Hälfte des 20.Jhdts „der“ Mensch der kognitiven Psychologie ist ein „informationsverarbeitendes Sys-tem“, nun stehen mentale Vorgänge wieder im Mittelpunkt des Interesses der Psy-chologie „Computermetapher“: „Informationseinheiten“ werden „enkodiert“, „gespeichert“ und wieder „abgerufen“ so genannte „interne Repräsentation“ von Sachverhalten, Ereignissen, Personen und Situationen. Mechanistisches Menschenbild der „kognitiven Psychologie“: das alltagsweltliche Erleben/Handeln gerät aus dem Blickwinkel. Differenzierung verschiedener Gedächtnissysteme:

• Sensorisches Gedächtnis • Kurzzeitgedächtnis • Langzeitgedächtnis

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Mehr-Speicher-Modell des Gedächtnisses: Annahme einer festen Abfolge des Info r-mationsflusses: unabhängig von Inhalten und dem Einfluss des Subjektes entzogen. Sensorisches Gedächtnis: „Präkategoriale Speicherung“: für jede Sinnesmodalität gilt, dass die sensorischen Register (Sinneseindrücke) für kurze Zeit (1/4 sec.) für eventuelle Weiterverarbeitung aufbewahrt werden. Sie werden reiznah kodiert, der Informationsverlust ist riesen-groß, ebenso wie die Kapazität! George A.Sperling: „The information available in brief visual presentation (1960) “

• Ikonisches Gedächtnis (optische Informationseinheiten) • Echoisches Gedächtnis (akustisch-sensorische Register)

Früher wurden Versuche zum ikonischen Gedächtnis so gestaltet, dass Vpn Buch-staben 5 Hundertstel lang dargeboten wurden. (Ganzberichtsverfahren) Im Schnitt wurden 4 Buchstaben reproduziert. Doch Sperling hat ein neues Verfahren erfunden, da er herausfand, dass in dem Moment, in dem man die Buchstaben aufsagt, alles zerfällt und man das sensorische Gedächtnis so nicht prüfen kann. Teilberichtsverfahren: Es wurden verschiedene Signaltöne festgelegt, wobei ein Ton Signal für je eine Reihe Buchstaben war. Den Menschen gelingt es, nach Erklin-gen des Tones, meist alle 4 Buchstaben richtig zu reproduzieren, auf diese Art und Weise kann man alle 12 Buchstaben reproduzieren, das Problem ist eben nur, dass die Inhalte des sensorischen Speichers nur kurzfristig abrufbar sind. Wenn man den zeitlichen Abstand zwischen Darbietung und Ton vergrößert, z.B. auf 15 Hdstl., dann wird die Reproduktionsleistung deutlich herabgesetzt -> wie Ebbinghaus´sche Vergessenskurve (geringe Zunahme des Lerninhaltes, den man sich merken muss, führt zu einer enormen Steigerung des Aufwandes!) Funktion des sensorischen Speichers: Sinneseindrücke kurzfristig verfügbar ma-chen, von denen dann einige wenige selektiert werden, um ins KZG zu gelangen. Kurzzeitgedächtnis (KZG): Hier werden Informationen aus dem sensorischen Ge-dächtnis konserviert. Z.B. am Ende eines Satzes ist für einige Zeit präsent wie er be-gonnen hat (vor allem dann, wenn man es vor sich hin sagt) Im KZG befindet sich das, was gerade aktuell im Kopf ist oder gerade noch aktuell war! Es stellt Kontinuität her und sichert somit die Gegenwart. Kapazität: die Gedächtnisspanne beträgt 7 (+/- 2) unverbundene Einheiten, die nach einmaliger Darbietung korrekt (richtige Reihenfolge) reproduziert werden. George A. Miller: „Chunk“: bedeutungstragende Informationseinheit. „Chunking“: Bilden eines Komplexes, z.B. aus A H -> A H S B S B M W M W

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Ordnung machen: Das Ausgangsmaterial wird in einen neuen Zusammenhang ge-bracht. z.B. man transformiert die Ziffern einer Tel.Nr. in der Vorstellung in die entsprechen-den Sprachlaute, indem man es vor sich hinsagt... è im KZG sind die Informationen akustisch-artikulatorisch kodiert, d.h. ähnlich

klingende Buchstaben werden verwechselt -> akustische Fehler. Erhaltende Wiederholung: „maintenance rehearsal“ In Experimenten hat man diese Wiederholung unterbunden, indem man nach einer Darbietung (zw.3 + 15 sec.) eine Ablenkungsaufgabe gestellt hat!

3. Vorlesung, Allgemeine Psychologie II am 11.4. Zur Psychologie des Gedächtnisses III: Langzeitgedächtnis Zur Herausbildung der behavioristischen Psychologie ☺ Beitrag der Gestalttheorie zur Psychologie des Gedächtnisses:

- Bluma Zeigarnik (1900 – 1988) Gestalttherapie (nimmt von Fritz Peres Ausgang) Sie war Russin und LEWIN- Schülerin. Zeigarnik – Effekt: Unerledigte Handlungen werden leichter erinnert als erledigte. (konnte entsprechend der Lewinschen Psychologie erklärt werden.)

- Kurt Lewin (1890 – 1947) Er entwickelte die Feldtheorie (in den späten 20er in Berlin) Er war öfters im Gasthaus mit Studenten, dabei trat die Frage auf: wie merken sich Kellner was bestellt wurde und vergessen es in dem Moment als die Rechnung be-zahlt ist? Wurde nun in Experimenten überprüft: Vpn erhielten Aufgaben, wobei sie die Hälfte erledigen konnten, die andere Hälfte nicht. Danach mussten die Vpn reproduzieren was sie machen sollten. Ergebnis: im Durchschnitt wurden doppelt so viele unerledigte Aufgaben gemerkt. Erklärung: Durch den erzwungenen Abbruch einer begonnenen Handlung entsteht eine bedür f-nisartige Spannung. Diese Spannung, die von unerledigten Handlungen ausgeht ist dann von Bedeutung, wenn man sie erinnern will. Diese bedürfnisartige Spannung nennt man auch Quasi-Bedürfnis. Die Untersuchung von Zeigarnik war aber nicht primär an Erinnern und Gedächtnis interessiert. Im Zentrum steht der dynamische Aspekt, etwas das mit Wille und Be-dürfnis zu tun hat: in der modernen Terminologie mit Motivation bezeichnet. (Kurt Lewin ist eher nicht der Gestalttheoretischen Schule anzurechnen, er teilt sehr viele grundsätzliche Konzeptionen nicht mit Koffka/ Wertheimer..!)

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- Gestalttheorie Unterschiede zwischen Reizgegebenheiten und ihrer Reproduktion sind Ausdruck der eigendynamischen Organisationstendenz des Organismus. (hat schon den Gestalttheoretiker Bartlett interessiert) komplizierte Reizmuster werden in Richtung Ordnung und Einfachheit verändert – Prägnanztendenz Bartlett interessierten auch die Unterschiede in der Rationalisierung zwischen Indivi-duen, Männer/Frauen, Kulturen... (Die kognitive Psychologie wirft der Gestalttheorie vor: Prägnanztendenz, Umstruktu-rierungen... sind Beschreibungsbegriffe!) ☺ Modell der kognitiven Psychologie zur Erklärung von Gedächtnisleistungen

- Mehr-Speicher-Modell (siehe 2. VO!) LZG: Es repräsentiert gleichsam unsere psychische Vergangenheit (im Gegensatz zu KZG: repräsentiert unsere psychische Gegenwart) Bsp: Native Speaker: wendet grammatische Formeln an, die er gar nicht kennt. Differenzierung des LZG in deklaratives Gedächtnis und prozedurales Gedächt-nis. deklaratives Gedächtnis: Erfahrungen, Ereignisse, Fakten prozedurales Gedächtnis: z. Bsp. Schifahren, also Dinge, die man macht ohne viel nachzudenken, wie man etwas macht. Die moderne kognitive Psychologie beschäftigt sich hauptsächlich mit dem deklarati-ven Gedächtnis. (prozedurales Gedächtnis ist eher Gegenstand der Lernpsycholo-gie) Der kanadische Psychologie Endel Tulving hat in Bezug auf das deklarative Ge-dächtnis die Notwendigkeit betont, zwischen einem semantischen und einem epi-sodischen Gedächtnis zu unterscheiden. Fsemantisch: ist verbal codiert Eine Art geistiges Wörterbuch (enthält unseren ganzen Wortschatz), verschiedene Sets von Regeln (mathematische, logische, grammatikalische) sowie erlerntes Wis-sen über Sachverhalte und verschiedene Wissensgebiete Fepisodisch: Repräsentiert Erinnerungen an konkrete persönliche Ereignisse (sozusagen Informa-tionen darüber, was wir wo und wann erlebt haben); alles was wir an konkreten Le-bens- und Handlungserfahrungen gemacht haben. Aber noch Unterscheidung zwischen episodisch und autobiographisch, denn epi-sodisch werden auch triviale und nicht relevante Ereignisse erinnert, autobiographisch: nur einzelne Episoden, die für eigenen Biographie relevant waren.

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- Endel Tulwing untersuchte autobiographisches Gedächtnis. Seine Kritik: wenn Vpn Wortlisten lernen müssen, dann sind das sinnvolle Wörter, die die Vpn schon kenne. Also müssen Vpn sinnlose Laute lernen, damit man episodisches Gedächtnis unter-suchen kann. Kognitive Psychologie soll sich endlich sprachlichem Wissen zuwenden! Wie ist sprachliches Wissen im Gedächtnis strukturiert und organisiert? - Die theoretische Kernfrage der kognitiven Gedächtnispsychologie. Der anfängliche Vorwurf an die Gestalttheoretiker: Organisationsprozesse sind nicht erklärt, nur postuliert. Gedankenexperiment: umfangreiche Wortliste vorgegeben, dann Prüfungen (100 – 120 Wörter) die Reproduktionsleistung wird sehr bescheiden sein! Wenn aber Ordnung in die Wörter gebracht wird, einzelne Wörter Oberbegriffen zu-zuordnen, bessere Leistung! ☺ Wissensspeicherung und Reproduktionsleistung:

- Begriffshierarchien: Begriffe sind sozusagen die Grundbausteine, über die unser Wissen über die Welt im semantischen Gedächtnis repräsentiert ist. Weiters ist die Annahme naheliegend, dass einzelne Begriffe nicht voneinander isoliert, sondern netzartig miteinander as-soziiert werden.

- frühere Netzwerktheorien der Wissensspeicherung: Allan M. Collins und M. Ross Quillian (1969)

Bei einzelnen Begriffen nur charakteristische Eigenschaften mit eingeprägt. Experiment: Vpn werden in sehr kurzer Darbietungszeit Sätze vorgegeben: z. B. „Ein Kanarienvogel hat Flügel.“ „Ein Kanarienvogel isst.“ Die Vpn sollen nun rasch entscheiden ob Satz richtig oder falsch. dann geht Suchprozess („Scanning“) vor sich, Begriffe und Eigenschaften in dem Satz werden als passend oder nicht gesucht. Hypothese: diese Prozesse des Verifizierens/Falsifizierens braucht Zeit. aber der Satz: „Kanarienvögel können singen.“ kürzer verifiziert als „Kanarienvögel haben Flügel.“

- Komplexere Netzwerkmodelle: Sie setzen nicht mehr an Begriffen als Basiseinheit des Netzwerkes an, sondern an so genannten propositionalen Repräsentationen. (vereinfacht: Proposition im philosophischen Sinn ist etwas, das als wahr behauptet wird. wichtig: Proposition ist nicht ein Satz, denn dieser wäre eine wohlgeformte Fol-ge von Worten, durch die bei einem sinnvollen Satz etwas ausgedrückt wird. Das was mit diesem sinnvollen Satz behauptet wird, ist eben die Proposition.) klassisches Bsp.: Der Tisch ist braun keine Proposition, aber ein „sinnvoller“ Satz wäre: „Die Kuh gebärt Primzahlen.“ oder „Wütende Träume gebärden in grün.“

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☺ Bezeichnung umfassender Einheiten der Wissensrepräsentation: Schema In einem Schema oder in Schemata ist sozusagen unser Wissen über verschiedens-te, teils sehr komplexe Sachverhalte zusammengefasst. (keine Erweiterung propositionaler Repräsentations-Modelle!) Bartlett: für Orte, Dinge, Ereignisse, Handlungen gibt es bestimmte Schemata im Kopf. Bsp. Fahrrad. Umfassende Einheiten: z. B. Büro Schemata sind in mehreren Ebenen geordnet (hierarchisch geordnete Teilschema-ta). Klassisches Beispiel in der Gedächtnispsychologie: Restaurantbesuch- Schema Schemata hängen eng mit Erwartungen zusammen und können natürlich auch für Schlussfolgerungen genutzt werden. Bsp.: jmd. war letztes Wochenende bei einem Rapid-Spiel: Schluss: er hat Karte gekauft, Spiel war fürchterlich.

- Experiment von W.F. Brewer und J.C. Treyens (1981) Vpn. wurde das Büro eines Wissenschaftler gezeigt, sie Vpn waren 35 s drinnen. dann mussten sie reproduzieren was drinnen war. was für gewöhnlich in ein Büro passt, wurde gut erinnert, was aber nicht hineinpasst (Skelett) wurde nicht gut gemerkt. auch Gegenstände, die man mit dem Schema eines Büros verbindet, die aber gar nicht vorhanden waren, wurden reproduziert. was z. B. fehlte waren Bücher: doch jede 3. Vpn erinnerte sich an Bücher! Schemata erleichtern also zum einen das Erinnern; sie sind aber zum anderen auch die Ursache von Erinerungsverzerrungen. (vgl. Bsp. mit Autocrash!)

- Skript- Theorie von Robert P. Abelson Im Gegensatz zu klassischen Schema- Theorien betont er nicht nur die hierarchische Organisation der Einzelkomponenten, sondern auch die zeitliche Reihenfolge. scripts (=Drehbücher) leiten unsere Informationsverarbeitung und auch unser konkre-tes Handeln an.

- Duale Kodierung: Allan Paivio (1971) er unterscheidet 2 Spurenengramme: semantisches (verbales) und visuelles (Vor-stellungsbilder) System. wenn es eine Verbindung zwischen beiden gibt, dann bessere Reproduktion. - Wichtigkeit der Ähnlichkeit von Lern- und Prüfungssituation für die Behaltensleis-tung. auch die subjektive Dimension, die eigentliche Befindlichkeit ist entscheidend.

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4. Vorlesung vom 18. 4.

Zur Psychologie des Lernens I: Klassischer Behaviorismus und Klassische Konditionierung

☯ Behaviorismus – eine „Verhaltenstechnologie“ ? hatte große Anhängerschaft! Gegen behavioristische Lerntechniken waren:

- Aldous Huxley (1894 – 1963): „Brave New World“ (1932) - Herbert Marcuse (1898 – 1979)

“The One – Dimensional Man. Studies in the Ideology of Advanced Industrial Society” (1964)

- Noam Chomsky (geb. 1928) wirft dem Behaviourismus sogar Faschismus vor! J.B. WATSON: „Psychology as the Behaviorist views it“ (1913) à kurze Biographie: er ist ein Aufsteiger aus einem Dorf in der Provinz von North Carolina, studierte in Chicago Philosophie und Neurologie bei George Herbert Mead (1863- 1931), John Dewey (1859-1952), James Rowland Angell (1896-1949) ging bald als Professor an die John Hopkins University (dort ist auch sein Manifest entstanden) seine Akademische Laufbahn endete als er eine Affäre mit einer Studentin hatte. er arbeitete nun weiter mit Erfolg in der Werbebranche. die Prinzipien des Behaviorismus

- Psychologie als objektiver Zweig der Naturwissenschaft - Vorhersage und Kontrolle von Verhalten - Introspektion spielt keine Rolle - Verhalten wird nicht in Bewusstseinsbegriffen interpretiert (à wichtigstes Prinzip!!) - kein prinzipieller Unterschied zwischen tierischem und menschlichen Verhalten

☯ Psychologie als Wissenschaft vom Bewusstsein – Problematik der Introspektion Psychologie ist ursprünglich als Wissenschaft vom Bewusstsein definiert (W. Wundt, positi-vistische Psychologen) Psychologie nun als Wissenschaft vom Verhalten kann ohne Introspektion auskommen. Nur die äußerlich wahrnehmbare Bewegungen eines Organismus sind objektiv! Und auch solche, die durch feinste physiologische Geräte (Messungen) erfassbar sind. (verborgene Selbstgespräche: feinste Bewegungen der Zunge und des Kehlkopfes) Pragmatismus (Dewey): „Anpassung“ als Funktion des Bewusstseins. Das Bewusstsein vermittelt Anpassung des Individuums an die soziale Umwelt und umge-kehrt: Anpassung der sozialen Umwelt an Bedürfnisse des Individuums. Funktionalismus (Angell): Interessiert sich für mentale Operationen und nicht für Bewusstseinsinhalte ? Aufgabe der Introspektion (viele Rattenexperimente, um Gesetze abzuleiten, die auf Humanbereich übernehmbar sind) Wie kommt nun jemand dazu dass Bewusstsein nicht mehr als Gegenstand der Psychologie zu sehen??!??

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Watsons Argumentation: - Bewusstseinsprozesse sind nicht mehr experimentell bestimmbar

(darauf folgt nicht automatisch dass eine Psychologie ohne Bewusstseinsprozesse objektiv ist, daher:)

- Bewusstseinsprozesse sind für die auf experimentellem Wege zu untersuchenden Probleme irrelevant

Letzteres konnte Watson zunächst nur behaupten, nicht aber zeigen! Watson entdeckt Pawlow! Idee und Methode des bedingten Reflexes rücken in den Mittelpunkt seines Systems Forschungspraktisches, und wie Watson es gezeigt hat, sowie warum Unbehagen am Beha-viorismus: ☯ „Little- Albert- Experiment“ J. B. Watson & Rosalie Rayner Conditioned emotional reactions (Albert ist 11 Monate alt.) 3 Fragen: - Kann beim Kind Angst gegen Tiere konditioniert werden? - wird er die Angst auf andere Tiere generalisieren? - wie lange dauert die Angst an? Es werden Geräusche verursacht (auf Stangen schlagen, usw.) sobald eine Ratte kommt. Albert reagiert mit Weinen und Vermeiden. ? 1. Frage beantwortet. Dann nach 5 Tagen wird er mit - einer weißen Ratte - einem Hasen - einem kurzhaarigen Hund - Seehundmantel ~ Baumwolle + Hinterköpfen (von Watsons Assistenten) + Bausteinen + einer Santa-Claus-Maske konfrontiert. Starke Angstreaktionen auf - Negative Reaktion auf + Milde Reaktion auf ~ Nach weiteren 10 Tagen wird ihm geboten: Ratte + Lärm Hund + Lärm Hase + Lärm Dann Raum wechseln, er zeigt nur mehr milde Angstreaktionen Watson wollte die Konditionierung wiederholen, der Hund hat Albert aber unerwartet atta-ckiert!

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3 Tage ließ man Albert in Ruhe, dann wurde ein Abschlusstest gemacht. Er zeigt dann Angst gegenüber (nicht Phobie, sondern normal) Ratte Hasen Hund Mantel Santa-Claus-Maske Aber nach gutem Zureden hat er doch z. B. den Hasen angefasst. Problem: Little Albert hatte die Angewohnheit Daumen zu lutschen, dann war er von allem unbeein-druckt. Der Vl und die Assistenten waren nun bemüht dass er nicht mehr Daumen lutscht. (siehe Huxleys: „neopawlowiansiche Normungssäle“!) ☯ Außenweltreize sind nun nicht mehr Bedingungen, sondern Determinanten des Verhal-tens! (zu Vorhersage und Kontrolle ? nun nur mehr Kontrolle von Außenweltbedingungen zur Kontrolle von Verhalten notwendig!) Behaviorismus als heilsversprechende Vision – jenseits von Freiheit und Würde des Einzel-nen Allgemeine Anwendung von Lerntechniken zum Wohl der Menschheit, der Welt! Ethische Diskussion hat im Behaviorismus keinen Platz!! Das eigentliche Kernstück des Behaviorismus kommt aus der russischen Physiologie Iwan Michailowitsch Sechenew (1829 – 1905) Iwan Petrowitsch Pawlow (1849 – 1936) Wladimir Michailowtisch Bechterew (1857 – 1927) „Die Reflexe des Gehirns“ (1863) alles menschliche Handeln und insbesonders auch Denken lässt sich auf Reflexe zurückfüh-ren. 1904: Nobelpreis für Physiologie für Pawlow Arbeiten zur Physiologie der Verdauung ? Ausbildung eines „bedingten Reflexes“ Übertragung eines neutralen Reflexes auf einen neutralen Reiz Versuchsanordnung (siehe Abb.) Unkonditionierter Reiz ? unkonditionierte Reaktion UCS ? UCR

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6. Vorlesung, 23. Mai 2002

Zur Psychologie des Lernens III: Konditionierung vegetativer Funktionen; Beschränkungen der be-

havioristischen Lerntheorien; kognitiver Behaviorismus (Wh der 5. Vo:

- Skinner – Box - Positive und negative Verstärker - Bestrafung Typ 1 und 2 - Operantes Konditionieren - Verbales Konditionieren - Generalisation und Diskrimination - Primäre und sekundäre Verstärker - Token economies - Premack- Prinzip - Quoten- und Intervallplan - Puzzle-Box )

☯ Konditionierung vegetativer Funktionen (autonom, dem Willen nicht unterworfen) (auch im Skript) � Senkung des Blutzuckerspiegels à Mentholgeruch , dann Injektion wenn dann nur mehr Mentholgeruch geboten wird, automatische Senkung des Blutzucker-spiegels! Auch schon die Setzung der Injektion ist ein neutraler Reiz! à Operante Konditionierung vegetativer Funktionen Neil E. Miller - Miller und DiCara (1967) Konditionierung der Herzschlagfrequenz bei Ratten - Miller (1969) Konditionierung der Durchblutung von Rattenohren Biofeedback - Therapien: Wie wäre es wenn über operante Konditionierung funktionale Abläufe zu konditionieren wä-ren, die willentlich nicht beeinflussbar sind. z. B. Insult- Patienten zur Rehabilitation von Lähmungen auch bei Rückenverspannungen Skinner – Box Alles was über Reiz und Reaktion geht, ist generalisierbar Auch wenn die Skinner- Box nicht gerade ökologisch valide ☯ Können die in den einfachen Versuchanordnungen der klassischen und operanten Kondi-tionierung demonstrieren Gesetzmäßigkeiten Allgemeingültigkeit beanspruchen? Zu Recht beanstandbar, es gibt eine Reihe von empirischen Untersuchen, die das Gegenteil zeigen àsind also nicht allgemeingültig!

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1. Angriff auf die Allgemeingültigkeit kommt aus Tierexperiment bei der Katze in der Skinner- Box: jede x-beliebige Reaktion mit x-beliebigem Reiz koppeln oder klassische Konditionierung: jeder neutrale Reiz kann so konditioniert werden, dass eine bestimmte Reaktion erfolgt! Milton P. E. Seligman (1970) Biologische Dispositionen beeinflussen den Aufbau von Verknüpfungen zwischen Verhalten und Reizsituationen wesentlich à Natur setzt dem Organismus Grenzen biologische Beschränkungen sind gegeben Bsp. Geschmacksaversion im Kontext der klassischen Konditionierung Experiment (1966) von Garcia und Koelling Durstige Ratten, ihnen wird saccharinhaltiges Wasser gegeben und jedes Mal wenn sie das trinken Lärm und Lichtblitze Und intensive Röntgenstrahlung (damit ihnen schlecht wird) Ca. 1 h bis diese wirkt! à Frage: ob und gegen welche Reizeinflüsse sich währen der Bestrahlung eine Aversion ausbildet UCS à Bestrahlung UCR à Übelkeit Neutrale Reize: Lärm, Lichtblitze (kein Vermeidungsverhalten), Saccharin (Vermeidung des Wassers) Das Gleiche noch einmal, aber mit Stromstoss, statt Bestrahlung à Lärm und Lichtblitze sind Aversion Bei Ratten ist also eine biologische Disposition zur Verbindung Übelkeit und Nahrung gege-ben. Neuer Versuch: Blaugefärbtes Wasser mit Salz und Gift für Wachteln und Ratten à nach einiger Zeit gibt man ihnen giftfreies Wachteln meiden blaugefärbtes, trinken salziges Bei den Ratten umgekehrt! Die Skinner - Theorie würde aber Tauben, Ratten, Katzen ... gleichsetzen, was aber nicht geht. Einziges Ereignis reicht also um eine Geschmacksaversion auszubilden. à sprengt den Rahmen der klassischen Konditionierung Pizza-Bsp.: essen eine schlechte Pizza, Übelkeit usw., werden Pizzas für die nächsten 2 Monate meiden. Ist auch sehr Extinktionsresistent. ☯ Biologische Beschränkungen: Bsp. Aktives Vermeidungslernen Ratte in Skinner- Box, der Boden wurde unter Strom gesetzt. durch drücken einer Taste kann dieser aversive Reiz ausgeblendet werden. mit einem kleinen Teil von Ratten gelingt das vielleicht, aber der Großteil wird es nicht ler-nen.

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Das gleiche mit Hindernis, also Fluchtverhalten Strom im Boden und sie können auf ein Podium springen um diesen Reiz zu vermeiden. das gelingt ihnen auch! à es gibt also bestimmte artspezifische biologische Dispositionen ☯ Kognitive Psychologie auch relativ einfache Lernvorgänge sind ohne Berücksichtigung des Informationswertes, den Reizbedingungen für den lernenden Organismus haben, nicht zu erklären. (im Watson´schen und Skinner´schen Behaviorismus werden diese nicht berücksichtigt) Edward Chase Tolman (1886 – 1959) ist der „Vater“ des kognitiven Behaviorismus und eine der wenigen „großen“ Persönlichkeiten der Psychologie er ist für absoluten Pluralismus der Methoden; gegen jede dogmatische Festlegung eingetre-ten. wirkte auch eine Zeit lang am Wiener Institut, hat mit Zusammengearbeitet mit Egon Brunswik (1903 – 1955) Tolman studierte Chemie und dann Philosophie. er fand sich aber nicht klug genug für die Philosophie und begann sich mit der Psychologie zu beschäftigen. Er war auch politisch aktiv, für emigrierte Wissenschaftler eingesetzt. unter Senator McCarthy wurden auch bald an der Berkley- Uni, wo Tolman war „Staatsfeinde identifiziert“. Tolman musste dann einen Loyalitätseid zu den USA leisten, was er verweigerte!! er riet aber dennoch seinen Mitarbeitern ihn zu unterzeichnen, da es ein Unterschied ist ob man es sich leisten kann, sich gegen den Staat zu stellen oder nicht! Tolman wurde suspendiert, aber nach der McCarthy – Aera wieder eingestellt und erhielt für seine politische Einstellung ein Ehrendoktorat! 8. Vorlesung 13.06.2002

Zur Psychologie des Denkens I – Problemlösen und schlussfolgerndes Denken

Wh. Von der letzten Vo: Affenexperimente von Köhler in Teneriffa Die Gestalttheorie ist die international bekannteste psychologische Theorie der 20er Jahre. Die Gestalttheoretiker mussten wegen dem Hitlerregime in die USA auswan-dern. Die Kognitive Psychologie Ende der 50er Jahre: „Kognitive Wende“ Für die Kognitive Psychologie sind Denkprozesse gleich Prozesse der Informati-onsverarbeitung. Differenzierung zwischen deklarativen und prozeduralem Wissen. Denkvorgänge in der kognitiven Psychologie sind Teil des prozeduralen Wissens. Denken = Problemlösen

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„produktives Denken“: vorhandene Wissensbestände werden unter neuen Ge-sichtspunkten, die eingesehen müssen, neu organisiert und kombiniert. Die kognitiven Psychologen reden von der „gestörten“ Gestalt, der „guten“ Gestalt. Ein Problem für die Gestaltpsychologen ist, wenn sich der erwünschte Zustand (Soll-Zustand) vom tatsächlichen Zustand (Ist-Zustand) unterscheidet. Problemraum: kognitive Repräsentation der Aufgabenumwelt Der Problemraum besteht aus: AUSGANGSZUSTAND (unbefriedigend!) z.B. Startaufstellung bei einem Schachspiel ZWISCHENZUSTÄNDE z.B. Stadien im Schachspiel , die durch jeden Zug erreicht werden. ZIELZUSTAND z.B. Schach matt! Operatoren: Mittel , die dafür verantwortlich sind , dass ein Zustand in einen ande-ren Zustand übergeht. Unter Problemlösen in der kognitiven Psychologie wird folgendes verstanden: „Suche nach einem Pfad zum Ziel durch den Problemraum“ Sequenz von Operatoren Interpolationsprobleme Das klassische Interpolationsproblem ist das Spiel „ Turm von Hanoi“ (siehe PPT-P) Regel in diesem Spiel: Man darf immer nur jeweils eine Scheibe bewegen und man muss verhindern, dass eine größere Scheibe auf einer kleineren Scheibe liegt. Lösungsgraph zeigt alle Zugmöglichkeiten (27 Zustände) – siehe PPT-P Syntheseprobleme Die Operatoren selbst sind nicht klar, sondern man muss erst geeignete Operatoren finden. „Neun- Punkte-Problem“: Aufgabe – Alle 9 Punkte mit 4 geraden Linien verbinden ohne den Stift abzusetzen. ( siehe PPT-P : Auflösung) h h h Momente, die uns diese Aufgabe erschweren sind: h h h - wir nehmen aufgrund unserer Gestaltwahrnehmung( Gestaltge-setze) h h h die 9 Punkte als Quadrat wahr. Siehe PPT-P : „Zwei-Seele-Problem“ Instruktion: Verknüpfen Sie die beiden Seile miteinander! Gegenstände im Raum sind: ein Sessel, eine Kombizange, Nägel, Behälter

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Die meisten VP versuchen die Aufgabe mit Hilfe des Sessels zu lösen. Nur 39 % der VP können dieses Problem innerhalb von 10 min. lösen indem sie die Kombizange als Pendel (Schwungmasse) verwenden. Unser Alltagwissen hindert uns Objekte (wie die Kombizange) in einem anderen Zu-sammenhang, mit einer anderen Funktion zu sehen. „funktionale Gebundenheit“: (Ausdruck geprägt von dem Berliner Gestalttheoreti-ker Karl Duncker), bezeichnet die Tendenz, Objekte in ihrer üblichen Problemlöse-funktion zu repräsentieren, wodurch das Erfassen neuer Funktionen erschwert bzw. verhindert wird. „Kerzenproblem“( Karl Duncker) : siehe PPT-P Instruktion: Fixieren Sie die Kerze aufrecht an der Tür! Gegenstände: Schachtel mit Reisnägeln, Zündhölzer , Kerze Auflösung: Schachtel ausleeren und als Podest an der Tür mit den Reisnägeln fest-machen. Kerze mit flüssigem Wachs ankleben. Problem: schlecht definierte Probleme z.B. Die Wohnung muss schöner werden. Schlecht definiert: wie schaut eine schöne Wohnung aus? Ein nicht klar definiertes Ziel behindert den Problemlösungsprozess. Daher: Zielkonkretisierung Dialektische Probleme :Konkretisierung von Zielzuständen als eigentliche Anforde-rung an den Denkprozess Neigung zur Rigidität: man neigt dazu einmal gefundene Lösungswege beizube-halten (-inflexibles Denken!) Experiment : Umfüllaufgaben: Man hat 3 Behälter: Behälter A, Behälter B und Behälter C In Behälter A sind 21 Tassen Flüssigkeit In Behälter B sind 127 Tassen Flüssigkeit In Behälter C sind 3 Tassen Flüssigkeit Die geforderte Menge ist 100 Tassen. Man soll jetzt die Behälter so subtrahieren, dass als gesamt Menge 100 heraus-kommt. Die Lösung ist: B-2C-A (B= 127; C= 3; A= 21) à 127-2*3-21= 100 Diese Lösungsstrategie stimmt fast immer. Ein Beispiel, wo es eine andre Lösung gibt: Behälter A: 28 Behälter B: 76 Behälter C: 3 Geforderte Menge: 25 In diesem Fall wäre die Lösung: A-C (28-3= 25) 83% der VP haben die Formel: B-2C-A à sie bezogen diese Formel auch auf das letztere Bespiel (mit Lösung A-C) 64% der VP fanden dieses Beispiel (A-C) nicht lös-bar. Es entsteht ein falsches fehlerhaftes Denken. Das Problemlösen misslingt. Falsches Denken= unlogisches Denken

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Logik: ist die Wissenschaft vom (formal) richtigen Denken. Logik beschäftigt sich nicht mit den Inhalten, sondern ob die Inhalte gültig sind!! „schlussfolgerndes Denken“ Prozesse bei denen sich Menschen neues Wissen aus dem erschließen, was sie bereits wissen. Beispiel: Hans ist der Bruder von Grete. Grete ist die Mutter von Lisa. Schluss 1 à Hans ist der Onkel von Lisa Schluss 2 à Hans ist älter als Lisa Schluss 1: ist auf jeden Fall richtig Schluss 2: muss nicht richtig sein, weil Lisa auch älter als Hans sein kann!! deduktives Schließen aus (korrekten) deduktiven Schlüssen ergibt sich sicheres Wissen induktives Wissen à Wahrscheinlichkeit ist nie sicher induktives Schlüsse aus (vernünftigen) induktiven Schlüssen ergibt sich ein nur mit einer gewissen Wahr-scheinlichkeit geltendes Wissen. Schlussfolgern über Konditionalaussagen: Wenn P à dann Q à Konditionalsatz Wenn P à Antecedens Dann Q à Konsequences z.B.: Wenn Sie mir zuhören, dann sind Sie nachher schlauer konditionalle Syllogismen Bsp.: Wenn Hans dieses Buch verstanden hat, dann wird er die Prüfung bestehen. à HAUPTPREMISE Hans hat dieses Buch verstanden. à NEBENPREMISE (= Antecedens) Hans wir die Prüfung bestehen. à CONCLUSIO à MODUS PONENS „modus ponens“ erlaubt die Abteilung des Konsequences einer bedingten Aussage, wenn das Ante-cedens gegeben ist. Anderes Beispiel: ¨ Wenn Hans dieses Buch verstanden ha t, dann wird er die Prüfung bestehen. ¨ Hans hat die Prüfung nicht bestanden. ¨ Hans hat dieses Buch nicht verstanden. à das ist ein gültiger Schluss!! à MODUS TOLLENS

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„modus tollens“ erschließt die Negation des Antecedens aus der Negation des Konsequens 3. Beispiel: ¨ Wenn die Kugel nach links rollt, dann geht die grüne Lampe an. ¨ Die grüne Lampe geht nicht an. ¨ Die Kugel ist nicht nach links gerollt. Ist dieser Schluss: Immer wahr? Manchmal wahr? Immer falsch? Die richtige Antwort: immer wahr! 57% der VP tippten auf: immer wahr à richtige Antwort 39% der VP tippten auf: manchmal wahr 4% der VP tippten auf: immer falsch à modus tollens 4. Beispiel: ¨ Wenn die Kugel nach links rollt, dann geht die grüne Lampe an. ¨ Die Kugel rollt nicht nach links. ¨ Die grüne Lampe geht nicht an. Ist dieser Schluss: Immer wahr? Manchmal wahr? Immer falsch? Die richtige Antwort: manchmal wahr! 21% der VP tippten auf: immer wahr! 77% der VP tippten auf: manchmal wahr! à richtige Antwort 2% der VP tippten auf: immer falsch à modus ponens à unlogische Schlussfolgerung 5. Beispiel: ¨ Wenn große Trockenheit herrscht, dann werden die Blätter gelb. ¨ Die Blätter werden gelb. ¨ Es herrscht große Trockenheit. Ist dieser Schluss: Immer wahr? Manchmal wahr? Immer falsch? Die richtige Antwort: manchmal wahr! 23% der VP tippten auf: immer wahr!

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77% der VP tippten auf: manchmal wahr à richtige Antwort 0% der VP tippten auf: immer falsch! à Hauptpremisse nicht als Konditionalsatz. Bikonditional: wenn P, dann und nur dann Q 6. Beispiel: ¨ Wenn grobe Trockenheit herrscht, dann werden die Blätter gelb. ¨ Die Blätter werden gelb. ¨ Es herrscht grobe Trockenheit. Es ergibt sich eine Interpretation durch eine Hypothese. Der induktive Schluss ist aus einem deduktiven Schluss entstanden. 7.Beispiel: ¨ Wenn Hans die Vorlesung Allgemeine Psychologie nicht besucht, dann wird er die Prüfung nicht bestehen. à modus tollens ¨ Hans hat de Prüfung nicht bestanden. ¨ Hans hat die Vorlesung nicht besucht. Alltagswissen kann logisches denken erleichtern à muss aber nicht sein Alltagswissen mischt sich in logisches Denken ein, kann logisches Denken behin-dern. 8. Beispiel: Wenn auf einer Seite ein Vokal ist, dann ist auf der anderen Seite eine gerade Zahl 4 Karten sind aufgelegt, man soll die 2 richtigen umdrehen: E K 4 7 89% drehten E um 16% drehten K um 62% drehten 4 um 25% drehten 7 um Die richtige Lösung wäre gewesen, dass man E und 7 umdreht. Nur 4% der VP dreh-ten beide Karten richtig um!!

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Zur Psychologie des Denkens II Forschungsstrategien ; komplexes Denken : Sozialgeschichte der Intelligenztheorie Modus tollens: Schluss aus der Negation des Konsequens auf die Negation des Antece-dens Beispiele siehe PPT-P : Eines davon:

1.) Wenn Hans die Vorlesung besucht wird er die Prüfung schaffen. 2.) Hans hat die Prüfung nicht geschafft. 3.) Hans hat die Vorlesung nicht besucht. = gültiger Schluss

Wenn man Hypothesen über das Denken experimentell untersuchen will, sollte man das subjektive Moment möglichst draußen lassen. D. h . um das Vorwissen der VP zu kontrollie-ren, muss man möglichst lebensfremde Situationen schaffen. „analytische Forschungsstrategie“ vs. „Systemorientierter Forschungsstrategie“ ( Untersu-chung von Denken in möglichst realitätsnahen Situationen) Voraussetzungen (wofür auch immer???? hast du das mitbekommen?)

• Klar definiertes zu erreichendes Ziel • Jedes Problem ist ein zeitlich stabiles Problem • Einsicht in die Gesamtbedingungen (Problem ist transparent) • Problemlösen geht individuell von statten.

Denkbeispiel: Stellen Sie sich vor Sie würden die finanziellen Mittel und die Aufgabe be-kommen in einem Entwicklungsland den Lebensstandard der Menschen zu verändern. Wie würden Sie dieses komplexe Problem angehen? Dietrich DÖRNER: Computer –Simulationen, von ihm stammt das Spiel „ Lohhausen“. Die-se Aufgabe stellt ein KOMPLEXES PROBLEM dar. Zum Spiel Lohhausen: Lohhausen ist eine fiktive Kleinstadt mit ca. 4000 Einwohnern. Die Vp werden mit der Aufgabe betraut, in dieser Stadt für 10 Jahre Bürgermeister zu sein, der für das Wohlergehen der Menschen sorgen muss. Der Bürgermeister hat diktatorische Voll-machten, er kann das Geld so verwalten wie er will, er kann Arbeiter entlassen Der Versuchsleiter beobachtet die VP, ob sie versagen oder ob sie als Bürgermeister Erfolg haben. Es gibt gute und schlechte Versuchspersonen: Merkmale von guten Versuchspersonen:

• Erzeugen mehr Entscheidungen • Verfolgen dabei mehr Absichten gleichzeitig • Gehen von vornherein zentrale Aspekte des Systems an • Prüfen ihre Hypothesen • Hinterfragen ihr Handeln selbstkritisch • Halten an den einen zur Behandlung ausgewählten Themen fest

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Merkmale komplexer Probleme • Umfangreich • Vernetzt • Intransparent • Dynamisch • Polytelie • Vielfältige Eingriffsmöglichkeiten

Die Bewahrung eines positiven Bildes von der eigenen Kompetenz und Handlungsfähigkeit spielt eine große Rolle als Determinante der Richtung und des Ablaufes von Denkprozessen. Man hat das Bemühen Denken zu untersuchen. Die Leistungen in komplexen Problemsituationen sind durch die Ergebnisse gängiger Intelli-genztests nicht vorhersagbar. Dörner neigt dazu, Verantwortung zu delegieren. Zur Geschichte zur Herausbildung der „Intelligenzmessung“. Vorgeschichte: Früher hat man versucht Menschen nach ihrer Gehirngröße und Gehirnmasse zu untersu-chen. Daraus hat man die Intelligent erschlossen. D.h. Je größer der Kopf, desto mehr Intel-ligenz ist vorhanden. Und je mehr Gehirnmasse ein Mensch besitzt, desto intelligenter ist er. Soviel zur Vorgeschichte, war nur einmal ein kurzer Einblick Sir Francis Galton (1822-1911) Er war sehr reich. Sein Hobby war die Wissenschaft. Er war auch Meteologe. Er war der Pi-onier der Messbarkeit. Sein Wunsch war eine „Schönheitskarte“ der Britischen Inseln zu erstellen. Frage: „Wo sind die Frauen schöner? In England oder in Schottland?“ Er hat einen Zettel genommen und ganz oben „gut“, in der Mitte „mittel“ und ganz unten „schlecht“ hingeschrieben. Wenn er eine Frau gesehen hat, hat er dann dementsprechend ob gut, mittel oder schlecht, ein Loch mit einer Nadel in den Zettel gestochen. Das Ergebnis war, dass es in London die schönsten Frauen gibt und in Schottland die nicht so schönen Frauen. Charles Darwin (1809-1882) „On the origin of species“ Darwin war ein Vetter von Galton. Herediatry genius (1869) Dt. Genie und Verebung (1910) Galton sagt: Unter 4000 Menschen ist ein Genialer. Genialität in Familien à hat mit Vererbung zu tun Wie misst man Genialität? Der Indikator ist der gesellschaftliche Rang. Galton heute: „Eugenik“ à ihm wird dieses Wort verdankt. Die geistige Elite soll früh heiraten und früh und viele Kinder kriegen. Der Staat soll dies fördern. Viele Kinder deshalb, damit die es viele geniale Leute gibt. Die Fortpflanzungswahrscheinlichkeit von „normalen“, Durchschnittsbürgern, soll gemindert werden. Es soll eine Art „Fortpflanzungsverbot“ entstehen.

Page 26: 1. VO: Zur Psychologie des Gedächtnisses Ia9751157/uni/skripten/AllgPsyIIVO_benetka.pdf · VO Allgemeine Psychologie II (SS 2002) – Zsfsg ( aus mehreren Mitschriften) 1., 2., 3.,

VO Allgemeine Psychologie II (SS 2002) – Zsfsg (aus mehreren Mitschriften) 1., 2., 3., 4., 6., 8., 9. VO

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Man hat sich bemüht geistige und natürliche Fähigkeiten zu messen à in Galtons Labor am South Kensington- Museum in London. Menschen haben dort alles messen lassen können, was sie wollen, z.B.: Größe, Gewicht, Gehirngröße, Gehirnmasse,... Man hat entdeckt, dass geniale Menschen sehr sensible sind und sehr empfindlich auf Druck und Schmerz reagieren. Wogegen Geisteskranke kaum Schmerzempfindungen haben. Alfred Binet (1857-1911) Er war Direktor eines psychologisch- physiologischen Instituts in Paris. Er hat Schädelmessungen gemacht. 1904 erhielt er den Auftrag einen Test zu entwickeln, in dem man schon früh erkennen kann, ob Kinder Probleme beim Lernen haben. Der Test bestand aus 30 Aufgaben: Das Maß: Wie viele Aufgaben kann ein Kind lösen? Man hat 50 „normale“ Kinder getestet, die alle zwischen 3+11 Jahren waren. Die letzte Aufgabe dieses Testes ergibt das geistige Alter des Kindes. Intelligenzalter versus Lebensalter

Wiliam Stern (1871-1938) „Intelligenzquotient“ IA IA...Intelligenzalter IQ= ----------- x 100 LA...Lebensalter LA David Wechsler Individuelle Testrohwerte werden auf altersspezifische Standardskalen mit dem Mittelwert 100 und der Standardabweichung 15 bezogen. Stephen Jay Gould (1941-2002) „Der falsch vermessene Mensch“ (1981) Rezeption des Binet- Simonschen Testverfahren in den USA Psychologen aus den USA ♦ Henry H.Goddard (1866-1957) ♦ Louis M.Terman(1877-1956) ♦ Robert M. Yerkes (1867-1956) Rassistische Psychologen: ♦ Cyril L. Burt (1883-1971) à Dummheit ist vererbbar

♦ Hans Jürgen Eysenck (1916-1997) Er meinte, daß Schwarze Weißen intellektuell unterlegen wären.

IQ- Tests sind aus schulischen Tests entstanden. à Man kann Schulerfolg prognostizieren!! Für sonstige Dinge ist er nicht geeignet. Man kann komplexes Denken nicht prognos-tizieren.