10 Jahre Rheinhessischer Zahnärztetag - bzkr.de · In seinem Referat über Weichgewebsmanagement...

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10 Jahre Rheinhessischer Zahnärztetag diesmal im Focus: Standortbestimmung Parodontologie Am 25. Mai fand im Schloss Waldthausen der Rheinhessische Zahnärztetag unter Beteiligung namhafter Referenten statt. In den Hauptvorträgen wurden aktuelle Informationen zum Thema Parodontologie vermittelt. Anschließend konnten interessante Workshops besucht werden. Vielfältige Seminare standen zudem für die Zahnmedizinischen Fachangestellten auf dem Programm. Nachdem die Kongressteilnehmer mit einem Frühstücksbuffet freundlich empfangen wurden, leitete der Vorsitzende der BZK Rheinhessen, Dr. Klaus Volker Bernauer, mit dem Begrüßungsvortrag den Rheinhessischen Zahnärztetag ein. Dr. Bernauer betonte in seiner Ansprache, dass diese Veranstaltung, auch über den eigentlichen Fortbildungszweck hinaus, die besondere Pflege der Kollegialität erlaube und dankte den Vorsitzenden der KZV Rheinland-Pfalz, Herrn Sanitätsrat Dr. Stein und Herrn Dr. Reinhard, für die Unterstützung durch die KZV Rheinland-Pfalz bei der Durchführung des Zahnärztetages. Ebenso stattete Dr. Bernauer den Firmen aus der Dentalindustrie, die durch die Ausstellung und ihre Mitwirkung bei den Workshops den Zahnärztetag maßgeblich unterstützten, und auch dem Organisationsteam, insbesondere Frau Eminovic, für die ausgezeichnete vorbereitende Arbeit im Namen der BZK Rheinhessen seinen Dank ab. Er wünschte den Anwesenden einen interessanten, erfolgreichen Tag. Sanitätsrat Dr. Stein verdeutlichte in seiner anschließenden Begrüßung, dass das Thema Fortbildung in der Zahnärzteschaft stets „ganz oben“ angesiedelt sei und konkretisierte, dass freiwillige Fortbildung, unabhängig von gesetzlichen Verordnungen, bei den Kolleginnen und Kollegen stets eine große Rolle spiele, was auch eine für die Patienten hohe Ergebnisqualität belege. Er schloss seine Ansprache, indem er allen Kolleginnen und Kollegen neue Erkenntnisse und viel Spaß wünschte. Mit seiner Moderation leitete der Fortbildungsreferenten der BZKR, Dr. Thorsten Conrad, zu den Hauptvorträgen über. In seinem Referat über Weichgewebsmanagement – Techniken der Rezessionsdeckungen berichtete der Oberarzt der Universitätszahnklinik Marburg, Dr. Ralf Rössler, über unterschiedliche Methoden in der mucogingivalen Chirurgie. Für die Ätiologie von Rezessionen kommen nach seiner Beurteilung selten Putzdefekte in Frage, da die Zahnbürsten heute in der Regel qualitativ ausgereift seien. Als Folgeerscheinung kieferorthopädischer Maßnahmen hingegen, seien Rezessionen durchaus häufiger vorzufinden. In einem anschaulichen Vortrag erfuhr das Auditorium viele Einzelheiten zum durchaus auch allgemein relevanten Thema Rezessionsdeckung, welches, so Rössler, noch vielfach unnötig tabuisiert werde. Er betonte, dass bei geeigneter Indikationsstellung, gepaart mit eingeübter Technik und passenden Materialien, häufig sehr gute, nachhaltige Behandlungserfolge zu erzielen seien. Dies belegten auch viele Falldarstellungen. Keilförmige Defekte mit der Gefahr einer Wurzelkaries und Überempfindlichkeiten seien die häufigsten Gründe für operatives Vorgehen, was auch den medizinischen Charakter der Behandlung jenseits kosmetischer Überlegungen verdeutliche. Während klassische Techniken, wie Semilunarlappen, lateraler und coronaler Verschiebelappen nach wie vor aktuell seien und neuere, aber auch techniksensible Verfahren, wie Tunnelierung und Mucograft- Technik das operative Spektrum weiter ergänzten, hätten sich die Indikationen für das Freie Schleimhauttransplantat sehr reduziert, berichtete Rössler. Als weiterer Referent bereicherte Dr. René Gregor, MSc (Universitätszahnklinik Wien) mit dem Thema Nichtchirurgische Parodontaltherapie den Vormittag. Den Zuhörern wurden hierbei zentrale Erkenntnisse zu diesem äußerst wichtigen Gebiet der Zahnmedizin in einem eindrucksvollen Vortrag neu vermittelt und aufgefrischt. Er unterstrich die Dringlichkeit einer möglichst frühzeitigen

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10 Jahre Rheinhessischer Zahnärztetag

diesmal im Focus: Standortbestimmung Parodontologie

Am 25. Mai fand im Schloss Waldthausen der Rheinhessische Zahnärztetag unter Beteiligung namhafter Referenten statt. In den Hauptvorträgen wurden aktuelle Informationen zum Thema Parodontologie vermittelt. Anschließend konnten interessante Workshops besucht werden. Vielfältige Seminare standen zudem für die Zahnmedizinischen Fachangestellten auf dem Programm.

Nachdem die Kongressteilnehmer mit einem Frühstücksbuffet freundlich empfangen wurden, leitete der Vorsitzende der BZK Rheinhessen, Dr. Klaus Volker Bernauer, mit dem Begrüßungsvortrag den Rheinhessischen Zahnärztetag ein.

Dr. Bernauer betonte in seiner Ansprache, dass diese Veranstaltung, auch über den eigentlichen Fortbildungszweck hinaus, die besondere Pflege der Kollegialität erlaube und dankte den Vorsitzenden der KZV Rheinland-Pfalz, Herrn Sanitätsrat Dr. Stein und Herrn Dr. Reinhard, für die Unterstützung durch die KZV Rheinland-Pfalz bei der Durchführung des Zahnärztetages. Ebenso stattete Dr. Bernauer den Firmen aus der Dentalindustrie, die durch die Ausstellung und ihre Mitwirkung bei den Workshops den Zahnärztetag maßgeblich unterstützten, und auch dem Organisationsteam, insbesondere Frau Eminovic, für die ausgezeichnete vorbereitende Arbeit im Namen der BZK Rheinhessen seinen Dank ab. Er wünschte den Anwesenden einen interessanten, erfolgreichen Tag.

Sanitätsrat Dr. Stein verdeutlichte in seiner anschließenden Begrüßung, dass das Thema Fortbildung in der Zahnärzteschaft stets „ganz oben“ angesiedelt sei und konkretisierte, dass freiwillige Fortbildung, unabhängig von gesetzlichen Verordnungen, bei den Kolleginnen und Kollegen stets eine große Rolle spiele, was auch eine für die Patienten hohe Ergebnisqualität belege. Er schloss seine Ansprache, indem er allen Kolleginnen und Kollegen neue Erkenntnisse und viel Spaß wünschte.

Mit seiner Moderation leitete der Fortbildungsreferenten der BZKR, Dr. Thorsten Conrad, zu den Hauptvorträgen über.

In seinem Referat über Weichgewebsmanagement – Techniken der Rezessionsdeckungen berichtete der Oberarzt der Universitätszahnklinik Marburg, Dr. Ralf Rössler, über unterschiedliche Methoden in der mucogingivalen Chirurgie. Für die Ätiologie von Rezessionen kommen nach seiner Beurteilung selten Putzdefekte in Frage, da die Zahnbürsten heute in der Regel qualitativ ausgereift seien. Als Folgeerscheinung kieferorthopädischer Maßnahmen hingegen, seien Rezessionen durchaus häufiger vorzufinden. In einem anschaulichen Vortrag erfuhr das Auditorium viele Einzelheiten zum durchaus auch allgemein relevanten Thema Rezessionsdec kung, welches, so Rössler, noch vielfach unnötig tabuisiert werde. Er betonte, dass bei geeigneter Indikationsstellung, gepaart mit eingeübter Technik und passenden Materialien, häufig sehr gute, nachhaltige Behandlungserfolge zu erzielen seien. Dies belegten auch viele Falldarstellungen. Keilförmige Defekte mit der Gefahr einer Wurzelkaries und Überempfindlichkeiten seien die häufigsten Gründe für operatives Vorgehen, was auch den medizinischen Charakter der Behandlung jenseits kosmetischer Überlegungen verdeutliche. Während klassische Techniken, wie Semilunarlappen, lateraler und coronaler Verschiebelappen nach wie vor aktuell seien und neuere, aber auch techniksensible Verfahren, wie Tunnelierung und Mucograft-Technik das operative Spektrum weiter ergänzten, hätten sich die Indikationen für das Freie Schleimhauttransplantat sehr reduziert, berichtete Rössler.

Als weiterer Referent bereicherte Dr. René Gregor, MSc (Universitätszahnklinik Wien) mit dem Thema Nichtchirurgische Parodontaltherapie den Vormittag. Den Zuhörern wurden hierbei zentrale Erkenntnisse zu diesem äußerst wichtigen Gebiet der Zahnmedizin in einem eindrucksvollen Vortrag neu vermittelt und aufgefrischt. Er unterstrich die Dringlichkeit einer möglichst frühzeitigen

Indikationsstellung gerade auch im jungen Erwachsenenalter, in dem sich bei ungünstiger Disposition (40-60% des Parodontitis-Risikos ist genetischer Ursache) bereits eine schwere Parodontitis abzeichnen könne. Er empfahl dabei das regelmäßige parodontale Screening, wie es durch die Grunduntersuchungen im Rahmen der GKV als PSI-Code bereits angeregt werde. Zudem wiesen epidemiologische Studien bereits bei ca. 12% aller

Jugendlichen eine mittelschwere Parodontitis auf. Eine Fülle weiterer wichtiger Informationen vermittelte der Referent ebenso in Bezug auf parodontal-therapeutische Themen. So ist nach Einschätzung des Referenten gegebenenfalls auch ein Keimtest vorzunehmen, um, insbesondere bei Vorliegen des hochpathogenen Aggregatibacter actinomycetemcomitans, eine Antibiose zu ermöglichen. Für das hier vorgesehene „van Winkelhoff-Cocktail“ (3x250mg Metronidazol und 3x375mg Amoxicillin über 8 Tage) sei keine Gefahr der Resistenzentwicklung belegt. Der Hinweis auf stringente Alkoholabstinenz während der Zeit der Einnahme sei allerdings vordringlich. Schließlich komme auch der Ausschaltung parodontaler Reizfaktoren (überstehende Kronenränder, fehlende Kontaktpunkte, Schmelzperlen), der Herstellung der Hygienefähigkeit durch geeignete Restaurationen und der Kontrolle des Biofilms mittels professioneller Mundhygienemaßnahmen und Mundhygienehilfsmittel eine sehr wichtige Bedeutung im Sinne der Nachhaltigkeit zu.

Die Pause in der Schlosshalle leitete zu den Workshops über, die sich an die Vorträge anschlossen. Neben den Themen aus den Hauptvorträgen, angeleitet durch die entsprechenden Referenten, Hands on – Rezessionsdeckung (Dr. Rössler) und Medikamentöse Therapie in der Parodontologie (Dr. Gregor), wurde auch das Thema Infektionsprophylaxe mit der antimikrobiellen photodynamischen Lasertherapie angeboten, welches der Fortbildungsreferent der BZK Rheinhessen und Oralchirurg Dr. Torsten Conrad behandelte.

Als praktische Fortsetzung seines Vortrages vermittelte Dr. Rössler in seinem Workshop Schnitt- und Nahttechniken im Zusammenhang mit der Entnahme und dem Verpflanzen eines Bindegewebstransplantates.

Dr. Gregor vertiefte die Ansatzpunkte seines Hauptvortrages mit detaillierten Hinweisen zu Wirkungen, Nebenwirkungen und den Risiken der indikationsorientierten Auswahl geeigneter medikamentöser parodontologischer Therapeutika. Hierbei stellte er u. a. die Effizienz der Anwendung von Chlorhexidingluconat 0,2% heraus, das sich neben der ersten Wahl zur Kontrolle der oralen Bakterienflora im Rahmen der Hygienephase, auch im Hinblick auf die Bekämpfung einer Candidiasis als gut geeignet erwiesen hat. Günstig zu bewerten sei hierbei, dass die orale Bakterienflora zwar allgemein reduziert, jedoch nicht zerstört werde. Ebenso gab er einen Ausblick auf die Anwendung von Probiotica, um Parodontitis-assoziierte Keime mit konkurrierenden, weniger pathogenen Keimen zu verdrängen. Dieses Thema, so der Referent, könne in Zukunft eine bedeutende Rolle spielen.

Dr. Conrad berichtete über die sehr interessanten Einsatzmöglichkeiten der Laseranwendung in der antimikrobiellen Therapie. So wurde in seinem Workshop deutlich, dass in bestimmten Fällen die Photodynamische Therapie als mögliche Alternative zur Antibiose erfolgreich eingesetzt werden kann. Ebenso konnte er, teilweise auch anhand eigener Studien, die Wirksamkeit der Lasertherapie, sowohl bei der Parodontalbehandlung, als auch bei der Nachsorge im Rahmen des Recalls und schließlich auch bei der antimikrobiellen Vorbereitung einer infizierten Extraktionsalveole vor Socket Preservation und späterer eventuell er Implantation, eindrucksvoll verdeutlichen.

Auch die Seminare für die Zahnmedizinischen Fachangestellten boten mit den Schwerpunkten PAR-Abrechnung: Privat oder Kasse (Christine Baumeister-Henning), Professionelle Mundhygiene (Regina Regensburger), Ergonomie am Arbeitsplatz (Dagmar Schlaubitz), Knigge in der Zahnarztpraxis (Betül Hanisch) und Notfalltraining (Rotes Kreuz) eine facettenreiche Mischung interessanter Themen.

Nach diesem konzentrierten Programm mit Wissenswertem rund um die Parodontologie und die Zahnärztliche Praxis im Allgemeinen endete der Fortbildungsteil um 14:00 Uhr.

Musikalisch bestens untermalt durch die Band „Marshall Cooper“ wurde sodann in die Schlosshalle eingeladen, wo zum Abschluss ein reichhaltiger Imbiss, begleitet durch ausgesuchte Gewächse des Weingutes Kruger-Rumpf, auf die Kongressteilnehmer wartete.

So konnte der Rheinhessische Zahnärztetag 2013 in einem ebenso entspannten und geselligen Rahmen ausklingen, wie er begann: Mit einem genussreichen, geistvollen gedanklichen Austausch.

Als Resümee lässt sich berichten, dass der BZK Rheinhessen auch diesmal eine sehr informative und in ihrem fachlichen Angebot schlüssige Veranstaltung gelungen ist, die nicht zuletzt dank ausgezeichneter Organisation und passender Örtlichkeit in harmonischer Atmosphäre stattfinden konnte. Die anwesenden Kolleginnen, Kollegen und Teammitglieder erfreuten sich somit an einem rundum gelungenen Zahnärztetag.

Dr. Boris Henkel

stellv. Öffentlichkeitsreferent BZK Rheinhessen