10 Wirtschaft in Baden-Württemberg Stuttgarter Zeitung ... · Muslima, die an einem...

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Coaching Das ist eine geschäftliche Beziehung: Der Coach hat eine professionelle Ausbildung und bekommt für seine Leistungen Honorar. Sowohl das Thema als auch die Stundenzahl und die Höhe des Honorars werden in einem Vertrag festgehalten. Mentoring Auch wenn zwischen Mentor und Mentee in der Regel ein Altersunterschied besteht, ist die Beziehung doch auf Augenhöhe angelegt. Eine Mentorin arbeitet in der Regel ehrenamtlich, die Motivation ist, der Firma etwas zurückzugeben. Sponsoring Ein vor allem in den USA verbreitetes System, in dem einflussreiche Anwälte ihre Position nutzen, um ihre Protegés in Chef- etagen zu etablieren und ihnen Zugang zu relevanten Netzwerken und wichtigen Schaltstellen der Macht zu verschaffen. Kurz gesagt Der Coach spricht zu dir, ein Mentor spricht mit dir und ein Sponsor spricht über dich. ds UNTERSCHIEDE ZWISCHEN COACH, MENTOR UND SPONSOR Gezielte Pärchenbildung C hristine Arbogast hat keine Mentorin gehabt, die ihr zur Seite stand bei ihrem berufl- ichen Fortkommen. Die ihr als Rollenmodell hätte dienen und ihr sagen können, wie man auch mit Fami- lie die Karriereleiter hochklettern kann. Doch die promovierte Historikerin Arbo- gast ist auch so weit gekommen: Heute ist die dreifache Mutter die Erste Bürgermeis- terin von Tübingen. Auch wenn die Frau an der Verwaltungs- spitze keine hatte, ist sie doch selbst eine Mentorin geworden: Für zwei Studentin- nen der Uni Konstanz, die Soziologie und Politik studiert haben. Also Fächer, bei denen der berufliche Werdegang genauso vage ist wie bei einer Historikerin. Abogast hat – noch bei einer anderen beruflichen Station – die Studentinnen als Mentees mit zu Terminen und Besprechungen genom- men, sie waren über mehrere Tage wie ein Schatten an ihrer Seite – „Shadowing“ heißt die Methode. Davor und danach gab es noch Einzeltermine. „Fragen zum Be- rufseinstieg, aber auch zur Vereinbarkeit von Kind und Karriere, das hat die jungen Frauen bewegt“, erinnert sich Arbogast. „Man investiert als Mentorin Zeit, aber wenn dann die Rückmeldung kommt, motiviert das auch. Ich hätte diese Möglichkeit, Mentee zu sein, selbst gerne gehabt“, sagt die Bürgermeis- terin. Der erste Mentor war ein Mann. Mentor, das war in der griechischen Mythologie ein Freund von Odysseus, der des- sen Sohn Telemach mit Rat und Tat zur Seite stand. Ein Mentor im klassischen Sinne ist ein älterer, wohlwol- lender und kluger Begleiter. Mentoring 2017 ist ein Instrument der Personalent- wicklung. Zum Beispiel bei IBM. Und dabei sind die Mentees manchmal dabei erheb- lich jünger als die Mentoren. „Mentoring ist Teil unserer Weiterbildungsphilosophie und ein wichtiges Thema für das Unterneh- men. Dazu benutzen wir unterschiedliche und auch innovative Formate“, sagt Uta Menges, die bei IBM zuständige Personal- managerin für Diversity. So ist etwa beim Reverse Mentoring ein Mitglied der Geschäftsleitung in der Rolle des Mentees, die Mentoren sind dagegen jüngere Frauen aus dem weiblichen Talen- te-Pool der Firma. Beim ersten Treffen ver- einbaren die Pärchen ihre Ziele und die weit oben in der Hierarchie stehenden Mentees teilen mit, was sie bei diesem Tan- dem auf Zeit interessiert. Reverse Mento- ring ist so eine Methode, durch die Brille der Digital Natives zu schauen. „Die Mitglieder der Geschäftsleitung erhalten dabei völlig neue Einblicke und sehen, wo es möglicherweise im Unternehmen klemmt“, sagt Uta Menges. Die Mentoring-Programme von IBM sind breit gefächert: Es gibt ein Tool im fir- meninternen Netzwerk, mit dessen Hilfe sich Mentor und Mentee finden können; es gibt von der Personalabteilung begleitete und moderierte Programme genauso wie selbstgesteuerte Pärchenbildung, die Län- dergrenzen überschreitet. Für das LGBT (Lesbian Gay Bisexual Transgender) Re- verse Mentoring Programm hat IBM sogar einen HR Excellence Award bekommen: Führungskräfte in Osteuropa und in arabi- schen Ländern wurden als Mentees mit Mentoren aus der lesbisch-schwulen Com- munity von IBM weltweit zusammen- gebracht. Um so die Sensibilität in den Wachstumsmärkten zu wecken, dass Schwulsein keine Krankheit ist. Manche Tandems bei IBM kommunzie- ren nur über E-Mails, andere telefonieren ab und zu, wieder andere treffen sich regel- mäßig. Es gibt auch klassische Mentoring- Programme, in denen Frauenförderung und Entwicklungspfade für den Führungs- kräftenachwuchs im Fokus stehen. Wichtig ist dabei: Der Mentor oder die Mentorin sollte nie die eigene Vorgesetzte sein, son- dern eine Vertrauensperson, mit der man im Berufsalltag nichts zu tun hat. Dann gibt es auch noch das Sozialisierungsmento- ring, um einen reibungslosen Einstieg in die Firma zu ermöglichen, oder Mentoring- Programme für Studierende. So war die In- formatikerin Uta Menges selbst Mentorin von Rima Akil, einer kopftuchtragenden Muslima, die an einem Frauenstudiengang an der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft Informatik studiert hat. Eindrucksvoll, kompetent, charismatisch, so beschreibt Rima Akil ihre Mentorin. „Sie steht mir immer zur Seite und begleitet mich bis heute durch mein berufliches und privates Leben.“ Das allerdings nicht bei der IBM stattfindet – Rima Akil ist heute IT-Systemtechnikerin an der Technischen Uni in Berlin. Uta Menges ist ihr nicht gram, sie hat ebenso von dem Tandem profitiert, Neues über die Karriereplanung und Zukunftsvisionen einer jungen Frau erfahren, genauso wie sie als Mentorin einer Kollegin aus Mexiko viel über die dortige Arbeitskultur gelernt hat: „Eine Mentorin oder ein Mentor bekommt viel zurück.“ Große Firmen wie IBM haben ihre eigenen Mentoring-Programme. Elisabeth Grebe mischt dagegen Pärchen aus unter- schiedlichen Branchen. Seit zwei Jahren führt sie das Mentoring-Programm „Frau- en in Verantwortung“ fort, das die Stuttgar- terin Christa von Winsen schon in den 1990er Jahren entwickelt hat. Auch die Wirtschaftsingenieurin und Unternehme- rin Elisabeth Grebe arbeitet eng mit den Personalabteilungen großer Firmen zu- sammen, denn diese finanzieren das Pro- gramm für ihren weiblichen Führungskräf- tenachwuchs in der Regel. Die Mentorin- nen arbeiten dagegen ehrenamtlich – wie etwa Marika Lulay, Vorstandsvorsitzende von GFT Technologies. Eineinhalb Jahre lang stehen Mentee und Mentorin in Kontakt, dazu gibt es Tref- fen zu bestimmten Themen. Das Matching ist die große Kunst: Da gibt es Frauen, die gerne jemanden hätten, der ihnen sagt, wo es langgeht. Andere wünschen sich da- gegen jemanden aus der gleichen Branche, der gut zuhören kann. So präzise wie mög- lich sollten sich die Mentees darstellen und ihre Erwartungen auf dem Bewerbungs- bogen äußern. Dann kümmert sich Elisa- beth Grebe um eine passende Mentorin und wird entweder in ihrem großen Netz- werk fündig oder macht sich gezielt auf die Suche. Sie ist überzeugt, dass gerade das branchenübergreifende „Cross-Mento- ring“ eine große Chance für die Frauen ist: „Wenn Firmen die Partnerinnen auswäh- len, ist nie eine völlige Unabhängigkeit von Mentorin und Mentee gewährleistet.“ Es gibt auch Frauen, die auf dem Sprung sind, die die Firma wechseln wollen und deshalb eine Mentorin als Begleiterin suchen, um die Spielregeln in den Chefetagen besser zu verstehen. Manche Pärchen können nicht mehr voneinander lassen: Es gibt auch Tandems, aus denen wurde eine lebenslange Freund- schaft; Frauen, die einmal im Jahr ihren Skiurlaub miteinander verbringen. Und es gibt ehemalige Mentees, die sich als Gruppe immer wieder treffen, um sich auszutau- schen. Und dabei geht es nur um den Job – nicht um die Fa- milie, nicht um die Kollegin- nen, nicht um die Kinder. Eines haben die Mentorin- nen den Mentees immer vo- raus: Souveränität und Gelas- senheit. „Das tut den jungen Frauen gut, gerade weil viele heute un- heimlich hart zu sich sind und sehr hohe Ansprüche an sich stellen. Die wollen durch die Decke, haben eine unglaubliche Energie“, hat Grebe beobachtet. Nach den eineinhalb Jahren, so Grebe, sind auch die Mentees meistens nicht nur selbstbewuss- ter und klarer geworden, sondern auch ent- spannter. „Um dort hinzukommen, wo man beruflich hin möchte, braucht es meistens auch Glück, gute Umstände und manchmal muss man Umwege gehen. Diese Lektion muss jede lernen.“ Mit oder ohne Mentorin an der Seite. Mentorin Sie kann der Karriere Flügel verleihen. Weil sie Vorbild fürs eigene Vorankommen ist und die ungeschriebenen Gesetze in der Chefetage kennt. Mentoring ist eine große Chance für die Frauen. Von Dorothee Schöpfer Aller Aufstieg ist schwer – in der Bergwelt wie in der Berufswelt. Zu zweit geht es meistens besser. Fotos: Bernd Eidenmüller, Fotolia/blas, Frank Paul Kistner, IBM Christine Arbogast, Erste Bürger- meisterin Tübingen Uta Menges, Diversity and Inclusi- on Leader, IBM Elisabeth Grebe, Geschäftsführerin Lena „Man investiert als Mentorin Zeit, aber wenn dann die Rückmeldung kommt, motiviert das auch.“ Christine Arbogast, Erste Bürgermeisterin Tübingen „Das tut den jungen Frauen gut, gerade weil viele unheimlich hart zu sich sind und sehr hohe Ansprüche an sich stellen.“ Elisabeth Grebe, Geschäftsführerin Lena 10 Wirtschaft in Baden-Württemberg Nr. 1 | Februar 2017 Stuttgarter Zeitung | Stuttgarter Nachrichten

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Coaching Das ist eine geschäftliche Beziehung: Der Coach hat eine professionelle Ausbildung und bekommt für seine Leistungen Honorar. Sowohl das Thema als auch die Stundenzahl und die Höhe des Honorars werden in einem Vertrag festgehalten.

Mentoring Auch wenn zwischen

Mentor und Mentee in der Regelein Altersunterschied besteht, ist die Beziehung doch auf Augenhöhe angelegt. Eine Mentorin arbeitetin der Regel ehrenamtlich, die Motivation ist, der Firma etwaszurückzugeben.

Sponsoring Ein vor allem in den USA verbreitetes System, in dem

einflussreiche Anwälte ihre Position nutzen, um ihre Protegés in Chef­etagen zu etablieren und ihnenZugang zu relevanten Netzwerken und wichtigen Schaltstellen der Macht zu verschaffen.

Kurz gesagt Der Coach spricht zu dir, ein Mentor spricht mit dir und ein Sponsor spricht über dich. ds

UNTERSCHIEDE ZWISCHEN COACH, MENTOR UND SPONSOR

Gezielte Pärchenbildung

Christine Arbogast hat keineMentorin gehabt, die ihr zurSeite stand bei ihrem berufl­ichen Fortkommen. Die ihr alsRollenmodell hätte dienen und

ihr sagen können, wie man auch mit Fami­lie die Karriereleiter hochklettern kann. Doch die promovierte Historikerin Arbo­gast ist auch so weit gekommen: Heute istdie dreifache Mutter die Erste Bürgermeis­terin von Tübingen.

Auch wenn die Frau an der Verwaltungs­spitze keine hatte, ist sie doch selbst eineMentorin geworden: Für zwei Studentin­nen der Uni Konstanz, die Soziologie undPolitik studiert haben. Also Fächer, bei denen der berufliche Werdegang genausovage ist wie bei einer Historikerin. Abogasthat – noch bei einer anderen beruflichen Station – die Studentinnen als Mentees mitzu Terminen und Besprechungen genom­men, sie waren über mehrere Tage wie einSchatten an ihrer Seite – „Shadowing“heißt die Methode. Davor und danach gabes noch Einzeltermine. „Fragen zum Be­rufseinstieg, aber auch zur Vereinbarkeitvon Kind und Karriere, das hat die jungen Frauen bewegt“, erinnert sich Arbogast.„Man investiert als Mentorin Zeit, aber

wenn dann die Rückmeldungkommt, motiviert das auch.Ich hätte diese Möglichkeit,Mentee zu sein, selbst gernegehabt“, sagt die Bürgermeis­terin.

Der erste Mentor war einMann. Mentor, das war in dergriechischen Mythologie einFreund von Odysseus, der des­sen Sohn Telemach mit Rat

und Tat zur Seite stand. Ein Mentor imklassischen Sinne ist ein älterer, wohlwol­lender und kluger Begleiter. Mentoring 2017 ist ein Instrument der Personalent­wicklung. Zum Beispiel bei IBM. Und dabeisind die Mentees manchmal dabei erheb­lich jünger als die Mentoren. „Mentoringist Teil unserer Weiterbildungsphilosophieund ein wichtiges Thema für das Unterneh­men. Dazu benutzen wir unterschiedliche und auch innovative Formate“, sagt Uta Menges, die bei IBM zuständige Personal­managerin für Diversity.

So ist etwa beim Reverse Mentoring einMitglied der Geschäftsleitung in der Rolledes Mentees, die Mentoren sind dagegenjüngere Frauen aus dem weiblichen Talen­te­Pool der Firma. Beim ersten Treffen ver­einbaren die Pärchen ihre Ziele und dieweit oben in der Hierarchie stehendenMentees teilen mit, was sie bei diesem Tan­dem auf Zeit interessiert. Reverse Mento­

ring ist so eine Methode, durch die Brilleder Digital Natives zu schauen. „DieMitglieder der Geschäftsleitung erhaltendabei völlig neue Einblicke und sehen,wo es möglicherweise im Unternehmenklemmt“, sagt Uta Menges.

Die Mentoring­Programme von IBMsind breit gefächert: Es gibt ein Tool im fir­meninternen Netzwerk, mit dessen Hilfesich Mentor und Mentee finden können; esgibt von der Personalabteilung begleitete und moderierte Programme genauso wieselbstgesteuerte Pärchenbildung, die Län­dergrenzen überschreitet. Für das LGBT(Lesbian Gay Bisexual Transgender) Re­verse Mentoring Programm hat IBM sogareinen HR Excellence Award bekommen:Führungskräfte in Osteuropa und in arabi­schen Ländern wurden als Mentees mitMentoren aus der lesbisch­schwulen Com­munity von IBM weltweit zusammen­gebracht. Um so die Sensibilität inden Wachstumsmärkten zu wecken, dass Schwulsein keine Krankheit ist.

Manche Tandems bei IBM kommunzie­ren nur über E­Mails, andere telefonierenab und zu, wieder andere treffen sich regel­mäßig. Es gibt auch klassische Mentoring­Programme, in denen Frauenförderungund Entwicklungspfade für den Führungs­kräftenachwuchs im Fokus stehen. Wichtigist dabei: Der Mentor oder die Mentorinsollte nie die eigene Vorgesetzte sein, son­dern eine Vertrauensperson, mit der manim Berufsalltag nichts zu tun hat. Dann gibtes auch noch das Sozialisierungsmento­ring, um einen reibungslosen Einstieg indie Firma zu ermöglichen, oder Mentoring­Programme für Studierende. So war die In­formatikerin Uta Menges selbst Mentorin von Rima Akil, einer kopftuchtragendenMuslima, die an einem Frauenstudiengang an der Berliner Hochschule für Technikund Wirtschaft Informatik studiert hat.Eindrucksvoll, kompetent, charismatisch, so beschreibt Rima Akil ihre Mentorin. „Siesteht mir immer zur Seite und begleitetmich bis heute durch mein berufliches undprivates Leben.“ Das allerdings nicht beider IBM stattfindet – Rima Akil ist heuteIT­Systemtechnikerin an der Technischen Uni in Berlin. Uta Menges ist ihr nichtgram, sie hat ebenso von dem Tandemprofitiert, Neues über die Karriereplanung und Zukunftsvisionen einer jungen Frauerfahren, genauso wie sie als Mentorineiner Kollegin aus Mexiko viel über diedortige Arbeitskultur gelernt hat: „EineMentorin oder ein Mentor bekommt vielzurück.“

Große Firmen wie IBM haben ihreeigenen Mentoring­Programme. Elisabeth

Grebe mischt dagegen Pärchen aus unter­schiedlichen Branchen. Seit zwei Jahrenführt sie das Mentoring­Programm „Frau­en in Verantwortung“ fort, das die Stuttgar­terin Christa von Winsen schon in den1990er Jahren entwickelt hat. Auch dieWirtschaftsingenieurin und Unternehme­rin Elisabeth Grebe arbeitet eng mit denPersonalabteilungen großer Firmen zu­sammen, denn diese finanzieren das Pro­gramm für ihren weiblichen Führungskräf­tenachwuchs in der Regel. Die Mentorin­nen arbeiten dagegen ehrenamtlich – wieetwa Marika Lulay, Vorstandsvorsitzende von GFT Technologies.

Eineinhalb Jahre lang stehen Menteeund Mentorin in Kontakt, dazu gibt es Tref­fen zu bestimmten Themen. Das Matching ist die große Kunst: Da gibt es Frauen, diegerne jemanden hätten, der ihnen sagt, woes langgeht. Andere wünschen sich da­gegen jemanden aus der gleichen Branche,der gut zuhören kann. So präzise wie mög­lich sollten sich die Mentees darstellen undihre Erwartungen auf dem Bewerbungs­bogen äußern. Dann kümmert sich Elisa­beth Grebe um eine passende Mentorinund wird entweder in ihrem großen Netz­werk fündig oder macht sich gezielt auf dieSuche. Sie ist überzeugt, dass gerade dasbranchenübergreifende „Cross­Mento­ring“ eine große Chance für die Frauen ist:„Wenn Firmen die Partnerinnen auswäh­len, ist nie eine völlige Unabhängigkeit vonMentorin und Mentee gewährleistet.“ Es

gibt auch Frauen, die auf dem Sprung sind,die die Firma wechseln wollen und deshalbeine Mentorin als Begleiterin suchen, umdie Spielregeln in den Chefetagen besser zuverstehen.

Manche Pärchen können nicht mehrvoneinander lassen: Es gibt auch Tandems,aus denen wurde eine lebenslange Freund­schaft; Frauen, die einmal im Jahr ihren Skiurlaub miteinander verbringen. Und es gibt ehemalige Mentees, diesich als Gruppe immer wiedertreffen, um sich auszutau­schen. Und dabei geht es nurum den Job – nicht um die Fa­milie, nicht um die Kollegin­nen, nicht um die Kinder.

Eines haben die Mentorin­nen den Mentees immer vo­raus: Souveränität und Gelas­senheit. „Das tut den jungenFrauen gut, gerade weil viele heute un­heimlich hart zu sich sind und sehr hoheAnsprüche an sich stellen. Die wollendurch die Decke, haben eine unglaublicheEnergie“, hat Grebe beobachtet. Nach deneineinhalb Jahren, so Grebe, sind auch die Mentees meistens nicht nur selbstbewuss­ter und klarer geworden, sondern auch ent­spannter. „Um dort hinzukommen, wo manberuflich hin möchte, braucht es meistensauch Glück, gute Umstände und manchmalmuss man Umwege gehen. Diese Lektionmuss jede lernen.“ Mit oder ohne Mentorinan der Seite.

Mentorin Sie kann der Karriere Flügel verleihen. Weil sie Vorbild fürs eigene Vorankommen ist und die ungeschriebenenGesetze in der Chefetage kennt. Mentoring ist eine große Chance für die Frauen. Von Dorothee Schöpfer

Aller Aufstieg ist schwer – in der Bergwelt wie in der Berufswelt. Zu zweit geht es meistens besser. Fotos: Bernd Eidenmüller, Fotolia/blas, Frank Paul Kistner, IBM

Christine Arbogast, Erste Bürger­meisterin Tübingen

Uta Menges, Diversity and Inclusi­on Leader, IBM

Elisabeth Grebe, GeschäftsführerinLena

„Man investiert als Mentorin Zeit, aberwenn dann die Rückmeldung kommt, motiviert das auch.“Christine Arbogast,Erste Bürgermeisterin Tübingen

„Das tut den jungen Frauen gut, gerade weil viele unheimlich hart zu sich sind und sehr hohe Ansprüche an sich stellen.“ Elisabeth Grebe,Geschäftsführerin Lena

10 Wirtschaft in Baden-Württemberg Nr. 1 | Februar 2017Stuttgarter Zeitung | Stuttgarter Nachrichten