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Franz-Reiner Erkens (Hg.) 1000 Jahre Goldener Steig Vorträge der Tagung vom 24. April20 10in Niedemburg Dietmar Klinger Verlag Passau 2011

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Franz-Reiner Erkens (Hg.)

1000 Jahre Goldener Steig

Vorträge der Tagung vom 24. April20 10in Niedemburg

Dietmar Klinger Verlag Passau2011

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FRANTISEK KUBÖ und PETR ZAVREL

Der Goldene Steig in Autopsie und Empirie:Archäologische Einsichten

Einleitung

Die Autoren dieses Beitrags befassen sich schon seit 20 Jahren mit der Erforschung desGoldenen Steiges. Sie sind ständig mit der Geschichte dieses berühmten Handelswegeskonfrontiertl , aber ihr hauptsächliches Arbeitsfeld ist das Terrain. Das Ziel ist es da-bei, die Routen des Goldenen Steiges möglichst genau zu erfassen und möglichst vie-le noch erhaltene Überreste im Gelände zu finden und zu dokumentieren. Wieweit dasVorhaben bisher geglückt ist, darüber berichtet dieser Artikel.

Die Erforschung der alten Wege

Die Erforschung der alten Wege wurde zum Gegenstand des neu entstehenden Fach-gebiets, der sich ungefähr in den letzten 20 Jahren formiert hat. Die Überreste der al-ten Wege fanden noch in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts kaum die Auf-merksamkeit der archäologischen Forschung. Seither sind allmählich die Verzeichnis-se der archäologischen Denkmäler entstanden, konkret in den Landkreisen Pisek,Strakonitz, Prachatitz, Krummau und Budweis-, in denen man Hügelgräberfelder,

Zur Geschichte des Goldenen Steiges vergleiche vor allem Paul PRAXL,Der Goldene Steig, Gra-fenau 31993; Väclav STARY,Zlatä stezka, in: Vimperk - mösto pod Boubinem, (;eske Budejovi-ce 1979, S. 89-94 und 110-111 und die betreffenden Stellen der einzelnen Teile der Bücherrei-he Frantisek KUBÜ / Petr ZAVREL,Der Goldene Steig. Historische und archäologische Erforschungeines bedeutenden mittelalterlichen Handelsweges 1. Die Strecke Prachatitz - Staatsgrenze,Passau 2001 (S. 21-33); 2. Die Strecke Winterberg - Staatsgrenze, Passau 2007 (S. 23-34) und3. Die Strecke Bergreichenstein - Staatsgrenze, im Druck.

2 Jifi FRÖHLICH/ Jan MICHALEK,Archeologicke nemovite pamätky v okrese Pisek (ArchäologischeBodendenkmäler im Bezirk Pisek), Praha / Bmo / Nitra 1978 ( =Z(;SSA 20, S. 86-129); Jifi FRÖH-LICH/ Jan MICHALEK,Archeologicke nemovite pamätky v okrese Strakonice (Archäologische Bo-dendenkmäler im Bezirk Strakonice), Ceske Budöjovice / Strakonice 1979; Jifi FRÖHLICHI JanMICHALEK,Archeologicke nemovite pamätky v okrese Prachatice (Archäologische Boden-denkmäler im Bezirk Prachatice), Prachatice 1987; Jan MICHALEK/ Petr ZAVA.EL,Archeologickenemovite pamätky v okrese Cesky Krumlov (Archäologische Bodendenkmäler im Bezirk Ces-ky Krumlov), Ceske Budöjovice / Cesky Krumlov 1996, und Antonin BENESI Jan MICHALEKIPetr ZAVREL,Archeologicke nemovite pamätky okresu Ceske Budöjovice, Dill. Soupis a studie;Oil 11.Atlas (Archäologische Bodendenkmäler im Bezirk Ceske Budejovice, Teill. Verzeichnisund Studie; TeilII. Atlas), Praha 1999.

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Frantisek Kubü und Petr Zaviel

Burgwälle, Burgen, festen Sitze, verschwundene mittelalterliche Siedlungen, Gold-wäschen und Bergbaudenkmäler registriert hat, aber nicht die Überreste der alten We-ge und Straßen, die doch genauso wertvolle und wichtige Denkmäler darstellen, wiedie gerade genannten. Sie befinden sich praktisch überall, vor allem in den Wäldern,wo sie der Vernichtung durch landwirtschaftliche, Bau- und andere Tätigkeit entgan-gen sind. Als Beispiel können wir die Übereste aus anderen Regionen nennen, auf diewir gelegentlich, z. B. während des Urlaubs, gestoßen sind.

Zur Zeit enwickelt sich die Erforschung der alten Wege auch in anderen Regionender Tschechischen Republik, in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz. Nen-nen wir z. B. H. Bender, K. Schwarz, D. J. Manske, P. Schmid und J. Auer', die sichmit der Problematik der Bergwege in der Hallstatt- und Römerzeit und im Mittelalterauf deutschem Gebiet befassen, oder K. Simon, K. Hauswald und R. Aurig und R.Wißuwa", die den mittelalterlichen Kulmweg und andere Wege in Sachsen beschrie-ben haben, M. Pollak5, die die vorzeitlichen Wege in Österreich zu rekonstruieren ver-sucht hat, oder V. Hofinger", die den mittelalterlichen Salzweg von Regensburg nach

3 Johann AUER,Altwege zwischen Abens, Donau und Isar, in: Regensburger Beiträge zur Regio-nalgeographie und Raumplanung Bd. 5/1999, S. 1-107; Helmut BENDER,Römische Straßen undStraßenstationen, Stuttgart 1975; Dietrich Jürgen MANSKE,Zur Frage der Altstraßen in der Ober-pfalz. Beobachtungen an einem Nord-Süd-System - ein Zwischenbericht, in: Bergbau- und In-dustriemuseum Ostbayern 12/1. 1987, S. 71-81; DERS.,Altstraßenforschung in Ostbayern: Aufden Spuren alter Fem- und Nahverbindungen, mittelalterlicher Wegweiser und Gefahrenhinweise,in: Beiträge zur Flur und Kleindenkmalforschung in der Oberpfalz, Jg. 26/2003, S. 29-48; PeterSCIIMlD,Regensburg - Stadt der Könige und Herzöge im Mittelalter, in: Regensburger Histori-sche Forschungen 6, 1977; B. SCHMID/ SIKIMlt, Hochgebirge - ein Hindernis, das die Kommu-nikationen fördert. Zur Frage der Pass- und Handelswege über die Alpen im 6. und 5. Jahrhun-dert vor Christi, in: A. Lang / V. Salaö (Hrsg.), Femkontakte in der Eisenzeit, Prag 2000, S. 110-133; K. SCHWARZ,Archäologisch - topographische Studien zur Geschichte frühmittelalterlicherFemwege und Ackerfluren im Alpenvorland zwischen Isar, Inn und Chiemsee, Kallmünz 1989.

4 Gerhard BILLIG/ Renate WIßUWA,Altstraßen im sächsischen Vogtland, Plauen 1987; Rainer Au-RIG,Altstraßenreste als archäologische Denkmäler, in: Ausgrabungen und Funde 34, 1989, S. 1-5; DERS.,Zur Notwendigkeit einer Landesaufnahme historischer Verkehrswege in Sachsen, in:Neues Archiv für sächsische Geschichte Bd. 64, Weimar 1995, S. 227-247; Klaus SIMON/ KnutHAUSWALD,Der Kulmer Steig vor dem Mittelalter. Zu den ältesten sächsich-böhmischen Ver-kehrswegen über das Osterzgebirge, in: Arbeits-und Forschungsberichte zur sächsischen Bo-dendenkmalpflege 37,1995, S. 9-98.

5 Mariarme POLLAK,Zur Rekonstruktion urzeitlicher Handels- und Verkehrswege. Grenzen undMöglichkeiten der archäologischen Landesaufnahme,in: Mitteilungen der Österreichischen Ar-beitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte 37, 1987, S. 51-90; DIES., Die Bernsteinstraße -Nord-Süd Transversale Alteuropas, in: Legionsadler und Druidenstab. Vom Legionsadler zur Do-naumetropole. Textband zur Sonderausstellung anlässlich des Jubiläums ,,2000 Jahre Camuntum",hgg. von Franz Huber, Archäologisches Museum Camuntinum, Bad Deutsch-Altenburg 2006-2007, S. 56-64.

6 Veronika HOFINGER,Die alte Salzstrasse von Regensburg nach Böhmen. Verlauf, wirtschaftlicheBedeutung, Funktionszeitraum. Der Abschnitt von Rötz bis Pilsen, Prag, in: RegensburgerBeiträge zur Regionalgeographie und Raumplanung 8, 2002, S. 93-198.

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Der Goldene Steig in Autopsie und Empirie

Prag beschrieb. Ch. Barraud und H. E. Herzig? befassen sich mit dieser Problematikin der Schweiz. R. Soukup, R. Siroky und K. Noväöek'' erforschen den Goldenen Steigvon Nümberg nach Prag in der Umgebung der böhmischen Stadt Tachau, J. Fiala9 diehistorischen Wege im alten Elbogner Land, P. Bolina und LVavra'" die Überreste deralten Wege in Mittel- und Nordböhmen, D. Cendelin, D. Adam und R'Vermouzek!' ha-ben viele Hohlwege in Süd- und Nordwestmähren entdeckt und dokumentiert, wie T.Velimsk)r und E. Cernäl2 im Erzgebirge und K. Severin und Z. Svitäk" in Nordmähren.

Zu der jüngsten Forschergeneration in diesem Fachgebiet gehören I.Kosatkovä!",Absolventin der Pilsner Universität, die sich mit dem Winterberger Zweig des Golde-nen Steiges befasst, und P.Novy" aus Mittelböhmen, der mit seinem Interesse für die

7 Christine BARRAUD/ Heinz E. HERZIG,Altstrassenforschung in der Schweiz, in: Archäologie derSchweiz 6,1983, S. 137-141.

8 Rudolf SOUKUP,Risskä cesta reöenä ,,zlata" Norimberk - Praha v üseku Bärnau - Tachov -Trnovä (Die Reichsstraße der sog. "Goldene Steig" Nümberg - Prag im Abschnitt Bämau -Tachau - Trnovä), Stare stezky 12,2008, S. 53-78; Karel NovACEK / Radek SIROKY,K poöätkümNorimberske cesty na Tachovsku (Zu den Anfängen der Nürnberger Straße im Tachauer Gebiet),in:Archaeologia historica 23, 1998, S. 59-71.

9 Jaroslav FIALA,Historicke cesty starehe Loketska (Historische Wege im alten Elbogener Land),Karlovy Vary 2005.

10 Ivan VAVRA,Oseckä cesta - Hrobskä cesta (Der Ossegger Weg - der Graber Weg), in: Historickägeografie 20, 1982, S. 187-201; Pavel BOUNA / Tomäs KLIMEK, Üsek dälkove komunikace naKosmovö hore Osek (Povrchovy prüzkum zaniklych cest v trati .Humenskä=na k.u. Jilovistö, okr.Praha -zäpad) (Der Abschnitt einer Femkommunikation am Kosmas-Berg Osek), in: Archeolo-gicke rozhledy 59, 2007, S. I03-115.

11 Dusan ADAM,Stare stezky na Ivanöicku, Bmo 2004; Dusan CENDELIN,Terenni prüzkum zaniklesti'edoveke komunikace na zapadnim Bmönsku (Die Terrainerforschung der verschwundenen mit-telalterlichen Kommunikation im westlichen Brunn-Gebiet), in: Vlastivödny sbornik moravsky51,1999, Nr. 1, S. 48-57; DERS.,Stare komunikace (Die alten Kommunikationen), Vizovice 1999;Rostislav VERMOUZEK,Znojemskä cesta, zäpadni vetev (Der Znaimer Weg, der westliche Zweig),in: Jizni Morava 26,1990, S. 19-39.

12 Eva CERNA/ Tomäs VELIMSKY,Vysledky rekognoskace stredovöke cesty z Mostu do Freibergu(Die Ergebnisse der Erkundung des mittelalterlichen Weges von Brux nach Freiberg), in: Ar-chaeologia historica 15, 1999, S. 477-487.

13 Karel SEVERIN,Trstenickou stezkou cestou necestou. K vyvoji näzorü na prüböh stredoveke ko-munikace (Rund um den Trstenice- Weg. Zur Entwicklung der Ansichten über den Verlauf einesmittelalterlichen Weges), in: Pomezi Cech a Moravy 4, 2000, S. 353-388; Zbynök SVITAK,"Resovska" cesta. Pfispevek ke stredovekym komunikacim 13. stoleti v Nizkem Jeseniku (Der.Resov-Weg". Ein Beitrag zu den mittelalterlichen Kommunikationen des 13. Jahrhunderts imGebirge Nizky Jesenik), in: Vlastivedny vestnik moravsky 44, 1992, S. 362-368.

14 Iva KOSATKovAhat neuerdings über ihre Arbeit an der Konferenz Stare stezky (Alte Wege) imJuni 2010 in Prachatice referiert.

15 Petr NovY, K metodice vyzkurnu a datoväni starych komunikaci (Zur Forschungs- und Datie-rungsmethodik alter Kommunikationen), in: Stare stezky 12,2008, S. 9-15; DERs., Cesta pies horuOsek do konöin kraje bechyüskeho. Archeologie starych cest jako souöäst historickogeografickehobädani (Der Weg über Osek-Berg in das Bezirk Bechynö, Die Archäologie der alten Wege als Be-standteil der historisch-geographischen Forschung), in: Historickä geografie 35/1, 2009, S. 35-58.

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Frantisek KubU und Petr Zavfel

Methodik der Forschung, für die Datierung der alten Wege und für die vielseitige Nut-zung der modemen Technik die Zukunftsrichtung dieses Fachgebiets darstellt. Dem-gegenüber gehört Herr R. KvetI6 aus Brünn, ebenfalls ein Theoretiker und einer der Mit-begründer dieses neuen Fachgebiets, zu den älteren und verdienstvollen Forschern.

Im Jahr 2004 ist es im Rahmen des alljährlichen Seminars "Die alten Wege" inBrünn!? zu dem Versuch gekommen, dem neuen, sich mit den alten Wegen befassen-den Fachgebiet, einen offiziellen Namen zu geben. Trotz der gelegentlich aufgeregtenDiskussion und der vielen Vorschläge, wie z.B. Stibologie, Traseologie und anderen,hat sich bisher kein spezieller Begriff eingebürgert und man muss wohl die Entwick-lung abwarten, die in Zukunft den passenden Namen mit sich bringen wird.

Die ältere Terrainerforschung des Goldenen Steiges

Über den Goldenen Steig existiert schon seit dem 19. Jahrhundert in Böhmen und inDeutschland eine umfangreiche Literatur". Meistens handelt es sich um historische Ar-beiten, die mit archivalischen Quellen arbeiten, aber den konkreten Verlauf dieses Wegsim Terrain nicht erfassen. Einzelne Punkte und Lokalitäten am Steig sind aus den Quel-len und aus der Literatur ziemlich gut bekannt, aber bis zum Jahre 1990 hat auf derböhmischen Seite keiner das Terrain des Goldenen Steiges systematisch abgeschrittenmit dem Ziel, die Überreste des alten Weges zu finden und zu dokumentieren. Nur ei-nige deutsche Forscher- Hans Schreiber an der Schwelle des 19. und 20. Jahrhunderts,Wenzel Draxler und Rudolf Kubitschek in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts - undvor allem Paul Praxl in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts suchten und fanden imGelände diese Überreste. Die historische Archäologie widmete der Erforschung der mit-telalterlichen Handelswege damals fast gar keine Aufmerksamkeit. Zu einem gewis-sen Vorbild unserer eigenen Arbeit wurde am Ende der siebziger Jahre des letzten Jahr-hunderts die Zusammenarbeit des Archivars und Historikers Väclav Star)' aus Pracha-titz mit dem Archäologen Antonin Benes aus Pilsen an dem Buch über Winterberg(Vimperk - mösto pod Boubinem: Winterberg - die Stadt unter dem Kubaniberg)!",Star)' fasste die Erkenntnisse über den Goldenen Steig aus historischer Sicht zusammenund Bcnes behandelte zum ersten Mal in der tschechischen Literatur die mögliche Be-nutzung der Routen des Goldenen Steiges in der Vorzeit. Sie arbeiteten noch getrennt,

16 Radan KV£T, Stare stezky v Ceske republice (Die alten Steige in der Tschechischen Republik),Brno 1997.

17 Jahrbücher dieser Seminare: Stare Stezky 1-12, Bmo 1995-2008.18 S. das Litcraturverzeichnis bei Paul PRAXL, Salzhandel und Saumverkehr, Waldkirchen 31998,

S.44-60.19 Vimperk mesto pod Boubinem. Ceske Budöjovice 1979, S. 13-75 (Antonin BENES,Poöätky osid-

lenl Vimpcrka ve svötle archeologie), S. 89-94 und 110-111 (Väclav STARY,Zlatä stezka).

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Der Goldene Steig in Autopsie und Empirie

aber ihr Zusammenkommen am gleichenThema wurde zur wichtigen Inspirationunserer eigenen Forschung.

Um die Überreste des Goldenen Stei-ges im Terrain hat man sich erst seit dem20. Jahrhundert bemüht. Rudolf Kubit-schek hat in den zwanziger Jahren einTeam zusammengestellt, das Überresteam Prachatitzer Zweig registrieren sollteund das mit dieser Arbeit auch wirklich

Abb. 10: Paul Praxl (Mitte)begonnen hat2o• Die konkreten Ergebnis-se dieser Forschung sind aber nicht erhalten geblieben. Die ersten wirklichen Früchtekamen erst nach dem zweiten Weltkrieg. Der bedeutendste Forscher über den Golde-nen Steig, Freyunger Archivar und Nachkomme Wallerer Säumer, Paul Praxl (Abb. 10),hat, mit profunden Kenntnissen des Archivmaterials ausgerüstet, das ganze Terrain desSteiges durchwandert, große Erfahrungen gesammelt und seine Erkenntnisse schrift-lich und kartographisch festgehalten. Er hat diesen Teil seiner Einsichten aber niemalsveröffentlicht und ihn nur zur Planung und Verwirklichungjener Informationstafeln ge-nutzt, die man an den Lehrsteigen der einzelnen Routen des Goldenen Steiges in Bay-ern für die Touristen aufgestellt hat". Er hat uns aber alle seine Aufzeichnungengroßzügig zur Verfügung gestellt und uns damit beim Suchen der Überreste des Gol-denen Steiges auf passauischem Gebiet zweifellos viel Zeit erspart. Er hat uns auch dasMaterial der ersten systematischen und vollendeten Erforschung jenes Abschnitts desGoldenen Steiges vermittelt, die Dieter Klein im Jahre 1980 im Auftrag des Landes-amtes für Denkmalpflege in München durchgeführt hat22• Dieser richtete sein Interes-se nicht nur auf die Überreste des Steiges, sondern auch auf die kleinen Baudenkmälerentlang der Trasse. Die bisher letzte Phase der Terrainerforschung des Goldenen Stei-ges ist die im Jahre 1990 lancierte Kampagne des Prachatitzer Museums und des Süd-böhmischen Musems in Budweis, die wir mit unserem Team durchführen.

Wie die Idee des Forschungsprojekts entstanden ist

Die Idee den Goldenen Steig zu erforschen, ist in heutiger Gestalt schon im Jahr 1989entstanden und der Anlass war rein persönlich. Eines der Teammitglieder, Frantisek

20 RudolfKuBITscHEK, Bericht über die Gedenktafeln "Goldener Steig", Prachatitz 1927.21 S. die Karten in: Historische Wanderwege auf den Spuren des ..Goldenen Steiges", Bauentwurf

vom 31. 10. 1979 (Entwurfsverfasser Ingenieurbüro E. Hutschenreuter).22 Dieter KLEIN, Denkmäler - Aufnahme Goldener Steig, München 1980. Maschinenschrift im Auf-

trag des Landesamtes für Denkmalpflege München.

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Frantisek Kubü und Petr Zaviel

Kubü, ist von Ost- nach Südböhmen umgezogen, um die Stelle des Historikers amPrachatitzer Museum anzutreten. Petr Zavrel, sein langjähriger Mitschüler, war in Süd-böhmen schon seit dem Jahr 1978 als Archäologe des Südböhmischen Museums in Bud-weis tätig. Beide suchten ein gemeinsames Forschungsgebiet und der Goldene Steigzeigte sich für die Zusammenarbeit eines Historikers und eines Archäologen als ideal.Als Ziel setzten sie sich, die vollständige Erfassung der Route des Goldenen Steigesvon den böhmischen Städten Prachatitz, Winterberg und Bergreichenstein bis zurGrenze sowie die Dokumentierung aller im Terrain erhaltenen Überreste. Mitgespielthat dabei auch das Umbruchsereignis der allgemeinen und der tschechischen Ge-schichte - die samtene Revolution, die im Endeffekt den eisernen Vorhang beseitigt undes den Autoren ermöglicht hat, die bisher unzugänglichen Grenzgebiete und das deut-sche Gebiet zu betreten. Sie ermöglichte es darüber hinaus, normale Beziehungen mitden deutschen Kollegen und Institutionen anzuknüpfen und damit die Forschungschließlich ins Passauische hinein zu erweitern. Wir waren einfach im richtigen Mo-ment am richtigen Platz. Der Goldene Steig symbolisiert zudem auch noch die histo-rische Verbindung Böhmens mit Deutschland, und dieses Thema, das in der kommu-nistischen Zeit völlig unerwünscht war, wurde nach 1989 plötzlich sehr aktuell und ge-fragt. Unsere Forschung hat gleich Anfang 1990 begonnen.

Die Forschungsmethode

Die Anfänge waren sehr schwierig. Als wir im Februar 1990 zuerst ins Terrain aufge-brochen sind, um die Überreste des Steiges zu suchen, mussten wir feststellen, dass wirgar nicht wussten, was wir eigentlich suchen sollten. Erst mit der Zeit und oft durchden Weg "Versuch - Irrtum" haben wir die Forschungsmethode erarbeitet, die wir bisheute für unsere Foschungen benutzen.

Am Anfang wurden zunächst möglichst viele aufgrund von Archiv- und Literatur-quellen greifbare Belege über den Verlauf des Goldenen Steiges in dem aktuell er-forschten Abschnitt zusammengetragen (siehe S. 2, Abb. 2). Dabei wurden auch alteKarten (Abb. 11) und erhaltene ikonographische Quellen ausgewertet. Danach wurdeim Terrain zwischen den in den Quellen erfassten Orten nach Überresten des Steigesgesucht, die heute meist als Hohlwege erscheinen. Diese sind im Laufe der Jahrhun-derte infolge der Benutznug durch die Pferde und durch Einwirkung des Regenwassersentstanden. In allen Abschnitten hat man viele solcher Hohlwege entdeckt, und zwarvorwiegend im Wald, wo sie nicht der Bau-, Forst- und Landwirtschaftstätigkeit zumOpfer gefallen sind. Die entdeckten Überreste wurden sukzessive dokumentiert wo-durch man zu einzelnen Ergebnissen der Terrainforschung kam.

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Der Goldene Steig in Autopsie und Empirie

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Abb. 11: Karte aus dem Jahr 1736. Der Winterberger Zweig. Staatsarchiv Prag, Sammlung der Kar-ten und Pläne, Nr. 463

Die dokumentarischen Resultate der Terrainforschung

ForschungstagebücherDie ersten dieser Ergebnisse der Forschung sind die Aufzeichnungen in den Terrain-tagebüchern der einzelnen Zweige, die regelmäßig und durchlaufend seit dem Jahr 1990geführt wurden. Sie halt~n im Wort die Forschungstätigkeit und Beschreibungen allerim Terrain gefundenen Uberreste des Goldenen Steiges fest. Die ausführlichen Auf-zeichnungen ermöglichen ständige Orientierung in den immer mehr anwachsenden Er-kenntnissen sowie denVergleich mit den Ergebnissen anderer Forscher in anderen Re-gionen. Sie ermöglichen auch eine allmähliche Ordnung der Forschungsergebnisse.

TerrainskizzenEin weiterer Bestandteil der Tagebücher sind die Terrainskizzen der gefundenen Über-reste des Goldenen Steiges, die man ohne besondere Technik mit der Hand und direkt

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Frantisek Kubü und Petr Zaviel

am Ort des Fundes zeichnet. Dabei handelt es sich um einzelne Hohlwege, aber auchum ganze Hohlwegsysteme, die man in mehreren Skizzen einfangen muss. Die um-fangreichen Überreste werden zu Hause aus den einzelnen Terrainskizzen in selbstän-dige Blätter übertragen, deren Grundlage oft die Kartei: 10 000 ist.

Eintragung der Ergebnisse in die Karten 1: 10 000Diese Eintragungen in Karten des Maßstabs 1 : 10000 werden im Archiv der archäo-logischen Abteilung des Südböhmischen Museums in Budweis aufbewahrt. Die bis heu-te im Terrain erhaltenen Überreste werden mit einer durchgezogenen Linie, die Ab-schnitte, wo sich keine Überreste erhalten haben, in denen aber die Route des Golde-nen Steiges zweifellos entlang geführt hat, werden mit einer unterbrochenen Linie, unddie Strecken, wo man den Verlauf des Steiges nur vermuten kann, mit einer punktier-ten Linie gekennzeichnet. Die Route wird mit Hilfe von Koordinaten eingetragen, dieman bei der Anmeldung der archäologischen Aktionen im Archiv der Fundberichte desArchäologischen Instituts in Prag angibt und die von der dortigen Abteilung "Raum-archäologie" verwaltet werden. Daher werden alljährlich die neuen Terrainent-deckungen auf den Routen des Goldenes Steiges nach Prag gemeldet und regelmäßigim Jahrbuch des Archäologischen Instituts in Prag, Vyzkumy v Cechäch - Forschun-gen in Böhmen, publiziert.

Geodätische VermessungenIn den Jahren 1990 bis 2009 haben wir an allen drei Zweigen des Goldenen Steiges inBöhmen und in Bayern insgesamt 13 sogenannte Systeme von Überresten dieses Han-deisweges entdeckt (Abb. 12).Als System bezeichnen wir die als längeren Abschnitt un-unterbrochen erhaltenen Überreste, die im Terrain oft mehrgleisig und verzweigt sind.Sie sind meistens in Waldabschnitten erhalten geblieben, ihre Länge beträgt gewöhnlich1 bis 2 Kilometer und sie bestehen aus mehreren parallellaufenden Hohlweg-Gleisen- meistens 2 bis 4, aber auch bis zu 8. Völlig einmalig ist das Leopoldsreuter-Graine-ter System am passauischen Teil des Prachatitzer Zweiges, das in einer Länge von fast10 Kilometern erhalten geblieben ist. Alle aufböhmischem Boden entdeckten Systemewurden von Milan Souöek aus dem Godätischen Amt in Budweis geodätisch vermes-sen. Er ist nach und nach zum Kenner des Terrains des Goldenen Steiges geworden undhat eine besondere Vermessungsmethode für die einzelnen Systeme im oft schwer zu-gänglichen und mit Vegetation überwachsenen Terrain entwickelt. Das Resultat dieserVermessungen sind die Gesamtpläne dieser Systeme: am Prachatitzer Zweig das Pracha-titzer System (1995)23, das Plahetschlager (1996)24 und das Schillerberger System

23 Frantisck Kuau / Pctr lAVA-EL,Prachaticky system Zlate stczky (Das Prachatitzer System des Gol-denen Steiges), in: llata stezka 2, 1995, S. 74-98.

24 DIES., Blazejovicky system Zlate stezky (Das Plahetschlagcr System des Goldenen Steiges), in:llata stczka 3, 1996, S. 28-53.

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Der Goldene Steig in Autopsie und Empirie

Abb, 12: Die bisher entdeckten Systeme auf dem Goldenen Steig

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Frantisek Kubü und Petr Zaviel

(1997)25, am Winterberger Zweig das Kubohütten-System (l998?6, das Röhrenberger(1999)27 und das System am Gemeindeberg bei Strazny (2000)28, am Bergreichenstei-ner Zweig das Lossnitzer'? und das Haidler System'? (2002), das Innergefilder (2007)31und das Aussergefilder System (2008)32.Man muss vor allem betonen, dass es in der er-sten Phase der geodätischen Vermessung vor allem um die Erfassung des Gesamtver-laufes der Überreste des Goldenen Steiges im Terrain geht, was nicht nur die Primär-aufgabe unserer Forschungen ist, sondern auch eine konservierende Notwendigkeit, denneinige dieser Systeme wurden inzwischen schon durch Holzgewinnung, Straßen- undParkplatzbau oder Skipisten schwer beschädigt oder sogar vernichtet.

In letzter Zeit verwenden wir eine ganz neue und moderne, satellitengestütze Ver-messungs-Methode, weil die klassische Vermessung sehr zeitaufwendig ist. Die Ver-messung aller in Böhmen entdeckten Überrestsysteme dauerte sehr lange und die 20Jahre währende Forschung bot dazu genügend Zeit. Der deutsche Teil des GoldenenSteiges muß im Rahmen des Euregio-Projektes der Universität Passau im Terrain in dreiJahren erforscht werden. Die 13 Kilometer der schon im ersten Forschungsjahr inDeutschland entdeckten Überrestsysteme geodätisch zu vermessen, war daher nichtmöglich. Für das riesige Leopoldsreuter-Graineter System etwa, 10 Kilometer lang undan mehreren Stellen vielgleisig, müssten bei klassischer Vermessung mehrere Wocheneingeplant werden. Auf Passauer Anregung benutzen wir nun die moderne und für un-sere Zwecke wahrscheinlich noch effektivere Methode des .Airbornescanning", wel-che die ausgewählten Abschnitte der entdeckten Überrestsysteme des Goldenen Stei-ges naturgetreu widerspiegelt. Die von uns angegeben Daten werden von Mitarbeiterndes Landesamtes für Vermessung und Geoinformation in München bearbeitet und inForm von Airbornescanning-Aufnahmen zur Verfügung gestellt, weIche so die geo-dätischen Vermessungen ersetzen (Abb. 13).

25 DIES., Radvanovicky system Zlate stezky (Das Schillerbergcr System des Goldenen Steiges), in:Zlata stezka 4, 1997, S. 17-40.

26 DIES., Kubohut'sky system Zlate stezky (Das Kubohütten System des Goldenen Steiges), in: Zlatästezka 5, 1998, S. 59-83.

27 DIES.,llibskY system Zlate stezky (Das Röhrenberger System des Goldenen Steiges), in: Zlatästezka 6,1999, S. 67-91.

28 DIES., System pozüstatkü Zlate stezky na Obecnlm vrchu (Das Gemeindeberg-System des Gol-denen Steiges), in: Zlatä stezka 7,2000, S. 43-79.

29 DIES., Losenicky system pozüstatkü Zlate stezky (Das Lossnitzer System des Goldenen Steiges),in: Zlatä stezka 8 - 9,2001 - 2002, S. 61-85.

30 DIES., Zhutsky system pozüstatkü Zlate stezky (Das Haidler System des Goldenen Steiges), in:Zlata stezka 11,2004, S. 59-85.

31 DIES., Horskokvildsky system pozästatkü Zlate stezky (Das Innergefilder System des GoldenenSteiges), in: Zlatä stezka 14,2007, S. 59-84.

32 DIES., Kvildsky system pozüstatkü Zlate stezky (Das Aussergefilder System des Goldenen Stei-ges), in: Zlata stezka 15,2008, S. 13-69.

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Der Goldene Steig in Autopsie und Empirie

990m

950m

900 m

850 m

800 m

750 m

739 m

500m 750 m 1000 mOm 250 m

Abb. 13: Airbornescanning-Aufnahme. Bearbeitet von Dipl.-Ing. H. Kerscher, Bayerisches Landes-amt fur Denkmalpflege. Ingolstadt

Fotodokumetation und SatellitaufnahmenAlle Überreste und der Verlauf des Goldenen Steiges werden seit Beginn des Projek-tes fotographisch ausführlich dokumentiert. Das Bildarchiv umfasst bisher etwa 10000Fotos und spiegelt auch die Entwicklung der Fotographie wider. Der ganze Prachatit-zer Zweig, der in den Jahren 1990 bis 1993 erforscht wurde, ist noch in Schwarz-weiß-Fotos im Format 6 x 6 Zentimeter und in gleich großen Diapositiven festgehalten, der

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Frantisek Kubü und Petr Zaviel

Abb. 14: Wallern - Luftaufnahme. Verlauf des Prachatitzer Zweiges

Winterberger Zweig, 1993 bis 1999 erforscht, ist auschließlich auf36 Milimeter-Farh-film aufgenommen, und zwar ebenfalls auf Negativfilm und Dia. Genauso wurdedann der Bergreichensteiner Zweig seit 1999 bis zum Jahr 2005 aufgenommen. Dannging man zur Digitalaufnahme über. Seit dem Jahr 1998 fotografiert man alle Routendes Goldenen Steiges auch aus der Luft. Man hat dazu ein Viersitzer-Flugzeug benutzt,denn so konnte man ausser dem Fotografen und seinem Assistenten noch ein Besat-zungsmitglied mitnehmen, das den Verlauf des Goldenen Steiges auf Video aufge-nommen hat. Der Heimatflugplatz bei diesen Flügen war Hosin bei Budweis. Von dortaus erreicht man in 15Minuten den Böhmerwald. Die Luftaufuahmen ermöglichten es,die längeren Abschnitte der entdeckten Überreste des Steiges und den ganzen Verlaufim großen Landschaftsrahmen besser zu begreifen und zu interpretieren (Abb. 14). DieLuftaufnahme konnte jedoch beim deutschen Teil des Steiges wegfallen, weil siedurch das schon erwähnte Airbomescanning ersetzt wurde. Damit erreicht man in derDokumentation eine ganz neue Dimension, denn man kann jeden beliebigen Ort amGoldenen Steig in einer detaillierten Aufnahme festhalten, die mit einem Flugbild ver-gleichbar und in mancher Hinsicht sogar noch besser ist. Man kann z. B. die Vegeta-tion in der Landschaft wegfiltem. Für die Dokumentierung des Goldenen Steiges undaller anderen Altstraßen eröffnet sich so eine ganz neue Perspektive.

Einsatz des Metallsuchgeräts und von archäologischen GrabungenGleichzeitig mit der geodätischen Vermessung verläuft die Suche mit dem Metall-suchgerät. Ihr Ziel ist es, Material zu gewinnen, das nicht nur zur Datierung der Systeme

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Der Goldene Steig in Autopsie und Empirie

und einzelner Hohlwege beitragen kann, sondern zugleich auch Einsicht in das All-tagsleben der Säumer ermöglicht. Ende des Jahres 2009 verfügten wir über eine Kol-lektion von etwa 450 Gegenständen, die sehr gut den Verkehr am Goldenen Steig in sei-ner Glanzzeit im 15. und 16. Jahrhundert dokumentieren. Es handelt sich vor allem umHufeisen und Hufnägel, dann um verschiedene Beschläge, Gegenstände des Alltags-bedarfs und Waffen. Alle Gegenstände kann man irgendwie mit der Pferdebeförderungund mit der Bewachung der Säumerkarawanen in Zusammenhang bringen. Man kannsie in die Zeit des hohen Mittelalters oder der frühen Neuzeit datieren, und sie bekräf-tigen die erwartete und auch historisch belegte Tatsache, dass im Raum des GoldenenSteiges in Mittelalter und in der frühen Neuzeit eine lebhafte Handelstätigkeit stattfand.

An wichtigen Punkten der einzelnen Routen des Goldenen Steiges fanden zudem ar-chäologische Grabungen statt, die entweder durch Bau- oder andere Aktivitätenerzwungen oder bereits im voraus geplant und in rein wissenschaftlicher Absicht durch-geführt worden sind. Am Prachatitzer Zweig verlief im Jahr 1998 eine archäologischeRettungsgrabung, die durch den Bau einer Ferngasleitung erzwungen wurde". Diese Lei-tung querte nämlich an mehreren Stellen den Goldenen Steig. In Albrechtschlag (Alb-rechtovice) entdeckte man so das unterirdische Profil eines Hohlweges, der an der Ober-fläche schon eingeebnet und nicht mehr sichtbar war und in dem man Keramikscher-ben aus dem 16. Jahrhundert fand. Diese Entdeckung ist aus methodischer Sicht sehrwichtig, denn man weiß jetzt, dass Hohlwegreste auch unter der Erde aufzufinden sind.

Dieselbe Ferngasleitung hat beim nahen Dorf Plahetschlag zwei Gleise des Pla-hetschlager Systems beschädigt. Dies ermöglichte es uns zum ersten Mal eine ordent-liche archäologische Grabung bei diesem Typus eines unbeweglichen Denkmals durch-zuführerr'", Dabei konnte das Profil beider Hohlwege dokumentiert und gleichzeitig dieteilweise vorhandene und durch Keramikscherben ins 16. Jahrhundert datierende Pfla-sterung entdeckt werden. Dieser Teil des Plahetschlager Systems war noch einmal be-droht, und zwar im Jahr 2004, als anstelle der alten, während des Hochwassers von 2002vernichteten Brücke eine neue errichtet wurde. Die archäologische Grabung entdeck-te nun einen Teil einer kurzfristigen Siedlung mesolithischer Jäger aus dem 8. Jahr-tausend v. Chr. und leistete so einen bedeutenden Beitrag zur Diskussion über die Be-nutzung der Routen des Goldenen Steiges in der Vorzeit.

Das Hochwasser von 2002 verursachte auch eine Rettungsgrabung unterhalb derBurg Hus (Gans) (Abb. 15), wo das Terrain durch die entfesselten Elemente schwer be-schädigt worden war Resultat dieser Grabung ist eine umfangreiche Kollektion vonTierknachen und eisernen und Keramikgegenständen für den Alltagsbedarf aus dem 14.und 15. Jahrhundert, die Einblick in das Alltagsleben der Burgbewohner ermöglicht hat.

33 Petr ZAvREL, Zächranny archeologicky vyzkum v dolni öästi Blazejovickeho systemu prachatickeverve Zlate stezky (Die Rettungsgrabung im unteren Teil des Plahetschlager Systems am Pracha-titzer Zweig des Goldenen Steiges), in: Archeologicke vyzkumy v jiznich Cechäch 12, 1999, S.85-97.

34 Ebd.

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Frantisek Kubü und Petr Zaviel

Abb. 15: Burg Gans (Hus)

InWallern hat man bei der archäologischen Überwachung des Gemeinde-Gasheizung-Baues Keramik aus dem 13. Jahrhundert entdeckt, die der Gründung dieses Ortes etwaum ein Jahrhundert vorangeht. Es ist interessant, dass die Keramikscherben an einer Stel-le gefunden wurden, die nahe am verschwundenen sog. "Wallerer Schloß" lag35•

In den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts sind die nahen, sog. "WallererSchanzen", eine Feldbefestigung aus dem Dreissigjährigen Krieg, mit dem Metall-suchgerät durchsucht worden, wobei man eine der größten Militaria-Kollektionen ausdem Dreissigjährigen Krieg in Böhmen entdeckte".

Schon im Jahr 1991 wurde eine Sondierungsgrabung am Tusseter Felsen durchge-führt, die Gestalt, Funktion und Benutzungszeit der kleinen Wachtburg am Prachatit-zer Zweig des Goldenen Steiges zu präzisieren half".

Am Winterberger Zweig fand im Jahr 1996 die archäologische Ergrabung eines an-geblichen Hügelgrabes in der Nähe des Röhrenberger Systems zwischen Obermoldauund Kuschwarda statt38• Deren Ergebnisse widerlegten die Vermutung eines - nicht nur

35 Die Abbildung des Wallerer Schlosses um 1816bei Paul PRAXL,Nochmals: Das "Schloss" in Wal-lern, in: Zlata stezka 15,2008, S. 291-292 (Farbbeilagen).

36 Jan BENESI Frantisek KUBlJI Jan TÖRÖK,Soubor militärii z poöätku tficetilete välky z Volarskychsand (Die Militaria-Kollektion vom Anfang des Dreissigjährigen Krieges aus den WallererSchanzen), in: Archeologicke rozhledy 47,1995, S. 461-480.

37 Tomäs DURDIKI Frantisek KUBOI Petr ZAV({EL,Hrad na Stozecke skäle (Die Burg am TusseterFelsen), in: Caslellologica bohemica 6, 1998, S. 257-274.

38 Petr ZAV({EL,Zjist'ovaci vyzkum mohyloviteho ütvaru u Homi Vltavice (okres Prachatice),

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Der Goldene Steig in Autopsie und Empirie

am Goldenen Steig, sondern in der ge-samten Tschechischen Republik - höchstgelegenen Hügelgräberfeldes.

Die Erforschung der miltärischenFeldbefestigung Korenny (Schlösse1bach)bei Sträzny im Jahr 199839 trug zur Da-tierung des Objektes in das Jahr 1808 bei,in die Zeit, in der man in diesem Raumden Einfall von napoleonischen Truppenerwartethat.

Sehr wichtig sind die Ergebnisse derSondierungsgrabung bei der WachtburgKunzwarte nahe Strazny in den Jahren2000 und 20014°. Ausser einer großenFundmenge aus der Existenzzeit der Burg(14. bis 16. Jahrhundert) hat man hier so-gar Aufenthaltsspuren von Menschen aus Abb. 16:Gefäß aus dem 13. Jahrhundert, gefun-der Späthallstattzeit (6. Jahrhundert vor den im Jahre 2003 in Neuthai (Nove Üdoli)Christi Geburt) gefunden, die ebenfallsdie Hypothese stützen, dass die Routen des Goldenen Steiges schon in der Vorzeit be-nutzt wurden.

Am Bergreichensteiner Zweig ist eine kleine Sondierungsgrabung am Berg Sträzbei BuCina (Buchwald) durchgeführt worden. Der Name und die Lage dieses Bergeszeigten nämlich die Möglichkeit an, dass hier eine kleine Wachtburg oder ein Wacht-turm existiert haben könnte. Die Grabung erbrachte aber ein negatives Ergebnis undkeinen Beleg, dass hier in der uns interessierenden Zeit jemals Menschen tätig gewe-

sen sind.Interessant war auch die Kampagne an der vermuteten ursprünglichen Route des

Prachatitzer Zweiges zwischen Nove Udoli (Neuthal) und Stozec (Tusset). Ein Mitar-beiter des Naturschutzgebietes Böhmerwald hatte hier im Jahr 2003 am Zusammenflussder Kalten Moldau und des Baches Svetlä Keramikscherben gefunden. Die folgendearchäologische Grabung ermöglichte es dann, aus diesen und aus den neu gefundenenKeramikscherben ein ganzes Gefäß aus dem 13. Jahrhundert zusammenzusetzen.(Abb. 16). Dieser einmalige und seltene Fund unterstützt erneut die Hypothese, dassdie ursprüngliche Route des Goldenen Steiges bis zum 14. Jahrhundert durch das Tal

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(Erforschung eines hügelgrabartigen Gebildes bei Obermoldau), in: Vyber 37, 2000, S. 53-59.39 Jiff FRÖHLICH, Historicke opevneni jizni zemske hranice (Historische Befestigungen der süd-

lichen Landesgrenze), in: Vyber 37, 2000, S. 285-290.40 Tomas DURDIK I Frantisek KUBOI Petr ZAVREL, Hrad Kunzvart (Die Burg Kunzwarte), in:

CasteIlologica bohemica 8, 2002, S. 139-172.

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Frantisek Kubii und Petr Zaviel

der Kalten Moldau führte. Wennman den Charakter dieses Gebietesberücksichtigt, dann ist eine Dauer-besiedlung hier eher unwahrschein-lich gewesen, und die einzig logi-sche Erklärung für die Tatsache,dass man hier das Gefäß gefundenhat, dürfte die Nähe zu irgendeinerStraße sein, die bereits in der Zeitder letzten Pi'emysliden existiert ha-ben musste. In derselben Zeit istwahrscheinlich oberhalb dieserRoute am hohen Tusseter Felsen ei-ne kleine Wachtburg enstanden, de-ren Überreste die erwähnte archäo-logische Grabung im Jahr 1991 frei-gelegt hat. Von dort genießt manübrigens bis heute eine wunder-schöne Aussicht ins Tal der KaltenMoldau.

Auf deutschem Boden ist bishernur eine kleine Sondierungsgrabungdurchgeführt worden, und zwar imOktober 2009 im sogenannten Salz-graben unter Hauzenberg bei Wald-

kirchen. Versteckt inmitten der Felder und Wiesen verläuft hier mehrere hundert Me-ter lang ein imposanter Hohlweg. Die Stadt Waldkirchen wollte ihn anlässlich des Mil-lenniums für die Touristen zugänglich machen, was für uns den Anlass zurarchäologischen Ausgrabung bot. Die Sonde überquerte den Salzgraben in der Mitte(Abb. 17). Während der Grabung selbst fanden wir mehrere Keramikscherben aus demZeitraum zwischen dem 13. Jahrhundert und der Neuzeit, also aus jener Zeit, wo derVerkehr am Goldenen Steig seinen Höhepunkt erreichte und ergab auch Spuren der al-ten Pflasterung, die man am Goldenen Steig an nassen Stellen verwendet hat und diewir schon bei der früheren Arbeit in Böhmen entdeckt haben.

Abb. 17: Die Sondierungsgrabung im Salzgraben unterHauzenberg bei Waldkirchen im Jahre 2009

Eine kurze Übersicht über die Systeme der Überreste des Goldenen Steiges inBöhmen

Folgende Überreste des Goldenen Steiges, sind während der Kampagne zwischen1990 und 2009 entdeckt und dokumentiert worden:

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Der Goldene Steig in Autopsie und Empirie

Drei Systeme am Prachatitzer Zweig:Das Prachatitzer System"! verläuftsüdlich von Prachatitz im Bergsattelzwischen den Bergen Libin undSchwarzberg. Es erstreckt sich Rich-tung Pfefferschlag (Libinske Sedlo) ineiner Gesamtlänge von 2 Kilometern.Die deutlichsten Überreste finden wirim unteren Teil, wo man am Waldranddrei tief eingeschnittene Hohlwege se-hen kann. Im dunklen und wildenWaldterrain versteckt sich ein wahres Abb. 18: PlahetschlagerSystem. StreitaxtausHohlweg-Labyrint, dessen Gleise dank dem 15. Jahrhundertdes steilen Hangs und der jahrhun-dertlangen Wirkung der Hufeisen und des Wassers ausserordentlich tief sind. Stel-lenweise kann man hier bis zu sechs nebeneinander verlaufende Gleise beobachten,die von mehreren Verbindungs- und Verkürzungsgleisen begleitet werden. Die Hohl-wege erreichen hier bis sechs Meter Tiefe und zwei Meter Breite. Dieses System wur-de erforscht und geodätisch vermessen in den Jahren 1990 bis 1995. Zudem wurdemit dem Metallsuchgerät eine Kollektion von 27 eisernen Gegenständen aus demSpätmittelalter gefunden, die den Verkehr in der Glanzzeit des Goldenen Steiges be-legen. Es handelt sich meistens um Hufeisen, Hufnägel und Beschläge.

_ Das Plahetschlager System42 befindet sich etwa neun Kilometer von Wallern ent-fernt beim Dorf Plahetschlag (Blazejovice) und wird von der heutigen StraßePrachatitz - Wallern durchschnitten. Es besteht aus drei ausgeprägten und vonein-ander abgetrennten Teilen und erstreckt sich über fast 2 Kilometer. Seine deutlichsichtbaren Gleise steigen von der Furt über den Flanitzbach in südwestlicher Rich-tung bergan. Im Nordteil können wir an einer langen Anhöhe zwischen der Straßeund dem Wald zwei schön erhaltene Hohlwege sehen, die bis zu vier Meter tiefundim oberen Teil noch weiter verzweigt sind. Der mittlere Teil hat sehr ausgeprägteund bis zu zwei Meter tiefe Gleise, er ist zwei- bis dreigleisig und hat mehrere Ver-bindugen und Abzweigungen. Das System ist wahrscheinlich in der ersten Hälftedes 14. Jahrhunderts entstanden, etwa gleichzeitig mit der nahen SäumergemeindeWallern. Dies bezeugt das Alter der mit dem Metallsuchgerät gefundenen Gegen-stände (insgesamt sieben Stück). Keiner von ihnen ist vor dem 14. Jahrhundert ent-standen und der am genauesten datierte - eine Streitaxt - stammt aus dem 15. Jahr-hundert (Abb. 18). Die Begehung erfolgte in den Jahren 1990 bis 1996.

41 DieErforschungderSystemeamböhmischenBodenwurdebereitspubliziert:sieheFRANTI~EKKUBO I PetrZAVru:L,Prachaticky systemZlate stezky,in:Zlatä stezka2,1995, S. 74-98.

42 DIES.,Blazejovicky systemZlatestezky,in:Zlatastezka3, 1996, S.28-53.

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Frantisek Kubü und Petr Zaviel

- Das Schillcrbcrgcr Systenr'! folgt auf einer Länge von fast 2 Kilometern der west-lichen Seite der Straße von der Säumer Brücke nach Böhmisch Röhren (Ceske Zle-by). Es ist anders als die meisten Systeme. Es ist meistens nämlich nicht mehrglei-sig; sein Charakter ist eher lineal. Ein einzelnes, wechselnd ausgeprägtes Gleis läuftmit kleinen Unterbrechungen im hohen Wald. Es ist stellenweise gut sichtbar, stel-lenweise verliert es sich im dichten Unterwuchs. Es ist meistens seicht, bis zu vierMeter breit und höchstens zwei Meter tief. Nur im steilen östlichen Abhang des Schil-lerberges besitzt das System vier parallellaufende Gleise und einige Kreuzungen undVerbindungen. Es wurde in den Jahren 1991 bis 1997 erforscht und geodätisch ver-messen. Mit dem Metallsuchgerät entdeckten wir hier nur fünf Gegenstände, die we-nigsten überhaupt von allen Systemen. Das hat vor allem die Nähe der modemenStraße und die mit dieser verbundenen großen Zahl moderner Abfälle verursacht.

Drei Systeme am Winterberger Zweig:- Das Kubohütten System44 erstreckt sich im tiefen Wald am westlichen Abhang des

Böhmerwaldberges Kubani bei Kubohütten (Kubova Huf) in einer Länge von 1,5Kilometern. Es zerfällt in zwei Teile. Im zentralen Teil kann man drei und stellen-weise sogar vier parallellaufende Gleise sehen. Das System ist vor allem durch denriesigen, sechs bis acht Meter breiten zentralen Hohlweg charakterisiert, der im un-teren Teil bis zu zwei Meter tief ist. Dieser imposante und auch im Rahmen des ge-samten Goldenen Steiges einmalige Hohlweg wird von vielen kleineren Hohlwe-gen, Kreuzungen und Abzweigungen begleitet. Das System wurde in den Jahren1993 bis 1998 erforscht, geodätisch vermessen und mit dem Metallsuchgerät ab-gesucht. Unter den 15 gefundenen Gegenständen befinden sich, wie immer, mei-stens Hufeisen, aber auch eine Lanzenspitze und ein Steigbügel aus dem 16. Jahr-hundert (Abb. 19).

- Das Röhrenbergcr Systenr" zieht sich oberhalb der verschwundenen Siedlung Ra-benhütte durch die Hänge des Röhrenberges in einer Gesamtlänge von 1,5 Kilo-metern. In einer Höhe von über 1000 Metern unterhalb des Röhrenberges beginntes dann nach Süden Richtung Strazny zu sinken. Das System hat zwei durch einenWaldweg getrennte Teile. Der nördliche besteht aus einem einzigen, nur stellenweiseverzweigten Hohlweg, ein bis zwei Meter breit und nur bis einen Meter tief. Dersüdliche Teil ist hingegen viel komplizierter. Er besteht aus drei parallellaufendenHohlwegen, die bis zu drei Meter breit und bis zwei Meter tief sind. Das Systemwurde in den Jahren 1993 bis 1999 erforscht und vermessen. Mit dem Metallsuch-gerät fanden wir hier acht Gegenstände: wieder Hufeisen und Beschläge, aus demSpätmittelalter und der frühen Neuzeit.

43 DIES., Radvanovicky system Zlate stezky, in: Zlatä stezka 4, 1997, S. 17-40.44 DIES., Kubohut'sky system Zlate stezky, in: Zlatä stezka 5, 1998, S. 59-83.45 DIES., Zlibsky system Zlate stezky, in: Zlatä stezka 6, 1999, S. 67-91.

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Der Goldene Steig in Autopsie und Empirie

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Abb. 19:Kubohütten System. Lanzenspitze und Abb. 20: System GemeindebergSteigbügel aus dem 16. Jahrhundert

_ Das System Gemeindeberg= versteckt sich auf dem zweigipfeligen ausgedehntengleichnamigen Berg, einen Kilometer südlich von Strääny. Es stellt einen ein Ki-lometer langen und komplett erhaltenen Abschnitt von den Überresten des Golde-nen Steiges dar, der nach Größe, Kompliziertheit und Unverfälschheit seiner Hohl-wege zu den am besten erhaltenen Resten des mittelalterlichen Weges gehört. Dergroße Hohlweg auf der höchsten Stelle des Sattels zwischen den beiden Gipfeln desGemeindeberges gehört zu den größten Überresten des Steiges aufböhmischem Ge-biet. Er ist stellenweise bis fünf Meter tiefund zehn Meter breit (Abb. 20). Dane-ben entfalten sich aufbeiden Seiten mehrere Hohlwege, die nach Norden und Sü-den bis zum Waldrand laufen. Das System wurde in den Jahren 1993 bis 2000 er-forscht und vermessen (Abb. 21). Mit dem Metallsuchgerät haben wir eine großeKollektion von insgesamt 23 Gegenständen gefunden, davon 18 typische Hufeisender Saumpferde. Diese 18Hufeisen haben wir nicht weit voneinander entfernt beimgroßen Hohlweg entdeckt. Diese große Konzentration legt die Vermutung nahe, dasssich hier, am Gipfel der Steigung im Bergsattel bei der Landesgrenze eine mobileSchmiede befunden haben könnte, von der in den Quellen aber nichts zu finden ist.

46 DIES., System pozüstatkü Zlate stezky na Obecnim vrchu, in: Zlatä stezka 7, 2000, S. 43-79.

BI

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Frantisek Kubü und Petr Zaviel

SYSTEM NA OBECNiM VRCHUZarnel'il M. Souöek 2000

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Abb. 21: System Gemeindeberg. Geodätische Vermessung (2000).

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Der Goldene Steig in Autopsie und Empirie

Vier Systeme am Bergreichensteiner Zweig:_ Das Lossnitzer System'? erstreckt sich zwischen dem Zusammenfluß von Los-

snitzbach und Goldbach und der Gemeinde Ziegenruck (Kozi Hrbet) etwa zwei Ki-lometer südwestlich von Bergreichenstein. Er stellt einen 1800 Meter langen undin der ganzen Länge fast ununterbrochen erhaltenen Abschnitt der Überreste desGoldenen Steiges dar, der in der Größe und Ausdrucksfülle seiner Hohlwege zu denam besten erhaltenen Resten des Steiges in Böhmen gehört. Man kann hier aus-sergewöhnlich imposante, bis zu zehn Meter breite und bis fünf Meter tiefe Hohl-wege bewundern, die am steilen Abhang bis auf eine Höhe von 800 Metern an-steigen. Das System endet am Rande von Ziegenruck, von wo sich den vorbeizie-henden Säumern ein wunderschöner Anblick der Stadt Bergreichenstein und ihrerUmgebung mit der Burg Karlsberg (Kasperk) eröffnete. Das System wurde in denJahren 1999 bis 2002 erforscht und vermessen. Mit dem Metallsuchgerät fanden wirelf Gegenstände, meistens Hufeisen, aber auch Gitterglieder, Messer und - etwasganz besonderes - ein Bergeisen, das bestimmt mit der Goldgewinnung rund umBergreichenstein zusammenhängt.Das Haidler System48 erstreckt sich in den Wäldern des mächtigen Gebirgskam-mes, der zwischen der Gemeinde Dobronin und der verschwundenen Säumerge-meinde Haidl (Zhüri) von Norden nach Süden fast bis zum Gipfel des Berges Hut's-kä hora (1187 Meter hoch) emporsteigt. Es teilt sich in zwei Teile. Der untere undkürzere besteht aus drei bis sieben Hohlwegen, der obere und längere unten aus vierHohlwegen und oben aus einem einzigen großen Hohlweg, der bis heute benutzt undsogar touristisch markiert ist. Er ist stellenweise bis zu fünf Meter breit und vier Me-ter tief. Das ganze System ist fast zwei Kilometer lang. Es wurde in den Jahren 2002bis 2003 erforscht und vermessen. Mit dem Metallsuchgerät entdeckten wir hier ei-ne Kollektion von 25 Metallgegenständen, mithin eine der größten in Böhmen. Amzahlreichsten waren wieder die Hufeisen der Saumpferde und weitere mit dem Ver-kehr zusammenhängende Gegenstände aus dem Spätmittelalter und der frühenNeuzeit vetreten.

_ Das Innergefilder System'? erstreckt sich im Wald nördlich von der GemeindeInnergefild (Horskä Kvilda) am Südhang des Berges Bremeno in einer Höhe um1100 Meter. Es ist 900 Meter lang und damit eines der kürzesten. In seinem Mit-telpunkt steht der ausgeprägteste und längste zentrale Hohlweg (Abb. 22), der vonder Straße abbiegt und in mässigen Biegungen nach Innergefild hinunter verläuft.Geradewegs durch diesen Hohlweg führt die grüne touristische Markierung, undFußwanderer und Radfahrer strömen so in der Hauptsaison durch die Originalrou-te des Goldenen Steiges. Die weiteren Hohlwege zweigen von diesem Zentralweg

47 DIES., Losenicky system pozüstatkü Zlate stezky, in: Zlatä stezka 8-9, 2001-2002, S. 61-85.48 DIES., Zhüfsky system pozüstatkü Zlate stezky, in: Zlatä stezka 11,2004, S. 59-85.49 DIES., Horskokvildsky system pozüstatkü Zlate stezky, in: Zlatä stezka 14,2007, S. 59-84.

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Frantisek Kubu und Petr Zaviel

Abb. 22 (oben): Innergefilder System

Abb. 23 (rechts): Innergefilder System. Auswahlder mit dem Metallsuchgerät gefundenen Ge-genstände

Abb. 24: Aussergefilder System

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Der Goldene Steig in Autopsie und Empirie

ab, und stellenweise kann man hierzwei bis fünf parallellaufende Hohl-weg-Gleise beobachten. Das Systemwurde von 2004 bis 2007 erforschtund vermessen. Mit dem Metallsuch-gerät wurden hier 16Gegenstände ge-funden: Hufeisen, Messer, Beschläge,Hufnägel (Abb. 23). In der Umgebungdieses Systems haben wir Spuren dermittelalterlichen Goldgewinnung undauch Überreste einer Schmiede ge-funden, in der wahrscheinlich auch dieSaumpferde beschlagen wurden.Das Aussergefilder System'" er-streckt sich im Wald südlich der Ge-meinde Aussergefild (Kvilda) in Rich-tung Grenzübergang Buchwald (Buöi-na). Es besteht aus sechs getrenntenTeilen, die eine auf der westlichen Sei-te der Waldstraße von Aussergefildnach Buchwald laufende und nur

Abb. 25: Aussergefilder System. Auswahl der mitdem Metallsuchgerät gefundenen Gegenstände

durch kurze Abschnitte unterbrocheneLinie bilden. Es steigt ununterbrochen bis auf die Seehöhe von 1200 Meter am Hangdes Berges Holy vrch. Das System ist insgesamt 1700 Meter lang. Es handelt sichbei ihm eigentlich um einen langen zentralen Hohlweg, der in Richtung Buchwaldständig steigt und von dem stellenweise ein bis drei weitere Hohlwege abzweigen(Abb. 24). Das System wurde in den Jahren 2005 bis 2008 erforscht und vermes-sen. Dabei fanden wir mit dem Metallsuchgerät eine Kollektion von 81 Gegen-ständen und machten hier den größten Fund am böhmischen Teil des Goldenen Stei-ges überhaupt. Es waren wieder meistens Hufeisen, Hufnägel, Beschläge, aber aucheine Axt (Abb. 25).

18 Forschungsjahre - eine Bilanz

Der böhmische Teil des Goldenen Steiges ist inzwischen komplett erfasst, doch sindnoch einige aufschlußreiche Zahlen zu nennen: In 18 Jahren wurden

80 Kilometer des Goldenen Steiges in den drei Zweigen begangen und dokumentiert10 Systeme gefunden

50 DIES., Kvildsky system pozüstatkü Zlate stezky, in: Zlatä stezka 15,2008, S. 13-69.

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Frantisek Kubü und Petr Zaviel

15 Kilometer geodätisch vermessen192 Forschungstage absolviert

- rund 1000 Kilometer zu Fuß im Gelände zurückgelegt- 6 Grabungen in 60 Tagen durchgeführt- 47 Terrainskizzen gezeichnet- 500 Metallgegenstände und 1000 Keramikscherben gefunden- 34 Artikel publiziert- 45 Vorträge und Referate gehalten und 21 Fernseh- und Rundfunksendungen in

Tschechien und Deutschland absolviert- 4 Lehrsteige für die Touristen eröffnet- und die Forscher achtmal von der Polizei festgenommen.

Die Erforschung des Goldenen Steiges in Deutschland

Nach der Erforschung aller böhmischen Teile des Goldenen Steiges soll nun im Rah-men des gemeinsamen Projektes der Universität Passau und des Prachatitzer Museumsdie im ehemaligen Bistum Passau liegenden Teile des mittelalterlichen Handelswegesin gleicher Weise wie in Böhmen erforscht und damit das ganze wissenschaftliche Vor-haben zu Ende gebracht werden. Im Jahr 2009 wurde damit begonnen. Die Anfänge wa-ren schwer und mühsam. Am ersten Tag regnete es in Strömen und unser Team mus-ste sich in die Bushaltestel1e von Bischofsreut retten. Dann aber herrschte überwiegendschönes Wetter und die Arbeiten in der wunderschönen Landschaft waren oft trotz derschweren Terrainarbeit ein wahrer Genuss. Das Ziel der Forschungssaison 2009 wardie Erforschung des Prachatitzer Zweiges des Goldenen Steiges von der deutsch-böhmischen Grenze bis zum Zusammenlaufal1er drei Zweige südlich von Waldkirchen.Das Ziel wurde erreicht, auch dank der guten Zusammenarbeit mit der bayerischen Be-völkerung, die uns Forscher ständig unterstützt und freundlich gegrüßt hat. Wir wur-den innerhalb dieses Jahres zu bekannten Persönlichkeiten und unsere Tätigkeit ist aufkeine Hindernisse gestoßen, auch nicht aufPrivatgrundstücken.

Wir wurden von unserem bewährten tschechischen Forschungsteam unterstützt, denGrabungstechnikern Marek Parkman aus dem Prachatitzer Museum sowie Ladislav Bilyund Tomäs Kolegar aus dem Südböhmischen Museum in Budweis. Während der ins-gesamt 19 Forschungstage haben wir die etwa 25 Kilometer lange Strecke gründlichund mehrmals begangen und dabei 18 erhaltene Überreste des Goldenen Steiges aufeiner Gesamtlänge von etwa 15 Kilometern gefunden, darunter drei sog. Systeme, al-so längere ununterbrochen erhaltene Abschnitte:- Besonders das zwischen Bischofsreut und Grainet gelegene Leopoldsreuter-Grai-

neter System ist völlig einmalig. In den tiefen Wäldern des über 1100 Meter ho-hen Bergrückens ist hier ein fast 10 Kilometer langer Abschnitt des Goldenen Stei-ges komplett erhalten, und der bisher mit Abstand längste Überrest des Goldenen

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Der Goldene Steig in Autopsie und Empirie

Abb. 26: Leopoldsreuter - Graineter System Abb. 27: Skizze des Leopoldsreuter - GreineterSystems

Steiges überhaupt. Man findet hier im schwierigen und wilden Bergterrain kilo-meterlange Hohlwege, die stellenweise sehr verzweigt und mehrgleisig sind(Abb. 26 und 27). Insgesamt hat sich gezeigt, dass auf deutschem Gebiet, entgegenden Vorstellungen und Erwartungen, vom Goldenen Steig mehr erhalten gebliebenist als in Böhmen. Dort hat man insgesamt 15 Kilometer der sog. Überrestsystemeentdeckt, in Deutschland dagegen allein in der ersten Forschungssaison schon 13Kilometer. Auch im deutschen Terrain wurden die ausgewählten Strecken, beson-ders die Überrestsysteme, mit Hilfe des Metallsuchgerätes durchforscht, umarchäologische Funde als Datierungsmaterial direkt aus der Route des GoldenenSteiges zu gewinnen. An sechs Forschungstagen haben wir so das Leopoldsreuter-Graineter System, Stierbühler System, Sicklingerberger System, den Salzgraben beiHauzenberg, einen Überrest im Wald Birket bei Emsting und die sog. HochsteinerSchanze bei Grainet erforscht und dabei überraschend viel gefunden. Insgesamt sind235 Funde zu verzeichnen (allein im Leopoldsreuter-Graineter System 133),meistens Hufeisen der Saumpferde (Abb. 28), die den regen Verkehr am GoldenenSteig dokumentieren. Die Menge der Funde ist unerwartet groß, besonders wennman erwägt, dass in Böhmen in allen Überrestsystemen in fast 20 Forschungsjahrennur 218 Funde gemacht wurden.

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Frantisek KubU d Pun etr Zavrel

Abb. 28' LA . eopoldsreuter G .uswahl der mit dem M - rameter System

nen Gegenstände etallsuchgerät gefu d .n e-Abb. 29: Stierbühl er System

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Der Goldene Steig in Autopsie und Empirie

Abb. 31 (oben): Skizze des SicklingerbergerSystems

Abb. 32 (rechts): Sicklingerberger System

_ Das zweite entdeckte sog. Stierbühler System erstreckt sich zwischen den Ge-meinden Fürholz und Böhmzwiesel in einer Länge von 1,5Kilometern. Sein Haupt-merkmal ist der riesige Hohlweg im oberen Teil, rund 150 Meter lang, drei bis vierMeter breit und mehr als vier Meter tief (Abb. 29). Bei ihm liegen weitere ausge-prägte Hohlwege (Abb. 30), und man fühlt sich hier direkt ins Mittelalter und in dieGlanzzeit des Goldenen Steiges zurückversetzt. Mit dem Metallsuchgerät wurdenhier insgesamt 39 Gegenstände entdeckt.

_ Am Sicklinger Berg bei Waldkirchen verbirgt sich ein weiteres umfangreiches Sy-stem der Überreste des Goldenen Steiges, das sogenannte Sicklingerberger System(Abb. 31). Mehr als einen Kilometer ziehen sich die Hohlwege durch den Wald,manchmal sehr tiefund imposant (Abb. 32). Auch dieses System ist mit dem Me-tallsuchgerät durchsucht worden, wobei 33 Gegenstände gefunden worden sind.Überraschenderweise fanden wir hier im Gegensatz zu allen anderen Systemen keine

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Frantisek Kubü und Petr Zaviel

Abb. 33: Skizze der Hohlwege im Wald Birket zwischen Hauzenberg und Emsting

Abb. 34: Hohlwege im Wald Birket zwischen Hauzenberg und Emsting

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Der Goldene Steig in Autopsie und Empirie

kompletten Hufeisen, nur Bruchstücke und Hufnägel. Erst am Ende, am westlichenWaldrand kam das erste und einzige Hufeisen zum Vorschein. Diese Begehung mitdem Metallsuchgerät wurde vom Bayerischen Fernsehen gefilmt.

Nach Beendigung der Terrainerforschung des deutschen Teiles vom Prachatitzer Zwei-ges des Goldenen Steiges werden die Ergebnisse bearbeitet und ausgewertet, die Fun-de konserviert und die ganze Dokumentation zur Verwertung im vierten Teil der vomVerein für Ostbairische Heimatforschung Passau aufDeutsch und vom SüdböhmischenMuseum in Budweis auf Tschechisch herausgegebenen Bücherreihe "Der GoldeneSteig" vorbereitet werden.

Die Ergebnisse der Begehung der drei Zweige in Böhmen liegen bereits als die er-sten drei Bände dieser Bücherreihe vor, die beiden ersten Bände sind bereits in Deutscherschienen, der dritte Band soll bald in deutscher Fassung erscheinen.

Die Erforschung des Goldenen Steiges in Deutschland wurde während des ganzenJahres 2009 von öffentlichen Medien beobachtet. Die Folge davon waren mehrere Ar-tikel in der deutschen Presse und eine Sendung des Bayerischen Fernsehens. Wir ha-ben die Ergebnisse zudem auch in mehreren Vorträgen in bayerischen Orten vorgestellt.

Den bisher letzten Überrest des Goldenen Steiges entdeckten wir am Ende des Jah-res 2009 im Wald Birket zwischen Hauzenberg und Ernsting (Abb. 33). Auch hier sindausgeprägte Hohlwege zu sehen (Abb. 34). Mit dem Metallsuchgerät wurden 30 Ge-genstände gefunden. Dabei wurden die Forscher ständig vom sympatischen Bayern 3Fernsehteam des Michael Bauer aus München begleitet. Der Beitrag über diese For-schung wurde kurz danach im Bayerischen Fernsehen in der Sendung "Aus Schwabenund Altbaiern" ausgestrahlt.

Schluss

Die Erforschung des Goldenen Steiges geht auch im Jahr 2010 weiter. Wenn alles gutgeht und wir am Ende des Jahres 2011 mit der Terrainforschung fertig sind und wennbis Ende 2013 der vierte Band der Buchreihe, wie geplant, publiziert wird, dann wirdder Goldene Steig wahrscheinlich der erste mittelalterliche Handelsweg in Mitteleuropasein, der mindestens in seiner Grundform komplett und in voller Länge dokumentiertsein wird. Dann ist eine Basis geschaffen für die nächste Forschergeneration, damit die-se mit noch präziseren und weiter entwickelten Methoden in die Spur der heutigen For-scher treten und die Forschung voran bringen kann.