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ZUM THEMA : >>frauenarmut in österreich<< Frauen in Armut: Ein Leben ohne Ausweg DATEN & FAKTEN Frauenarmut. Seite 2 AUFGEMACHT Auf der Suche nach einem Zuhause. Seite 4 IM GESPRÄCH ExpertInnen über mögliche Auswege. Seite 8 BEISPIELHAFT Innovative Projekte. Seite 10 AUF EINEN BLICK Sozialpolitische (Heraus-)Forderungen zur Frauenarmut. Seite 12 Caritas Zum Thema Nr. 4/2004 (02Z032454M), P.b.b., Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1170 Wien, Foto: Bilderbox/Wodicka

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ZUM THEMA:> > f r a u e n a r m u t i n ö s t e r r e i c h < <

Frauen in Armut:

Ein Leben ohne Ausweg

DATEN & FAKTEN Frauenarmut. Seite 2

AUFGEMACHT Auf der Suche nach einem Zuhause. Seite 4

IM GESPRÄCH ExpertInnen über mögliche Auswege. Seite 8

BEISPIELHAFT Innovative Projekte. Seite 10

AUF EINEN BLICK Sozialpolitische (Heraus-)Forderungen zur Frauenarmut. Seite 12

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Armut hat viele Gesichter, und viele davon sind weiblich.Besonders betroffen sind Alleinerzieherinnen, Frauen inkinderreichen Familien und Pensionistinnen. Viele von ihnen haben ein Martyrium hinter sich: gedemü-tigt, geschlagen, verlassen oder vertrieben. Die Caritas setztsich auf unterschiedliche Weise für Frauen in Krisensituatio-nen ein. Dabei geht es auch darum, dass die Betroffenenpsychologisch gestärkt werden. Denn Armut macht krankund nagt am Selbstwertgefühl.

1,7 MIO. EURO SOFORTHILFE

In den Sozialberatungsstellen und Familienzentren findenFrauen in Not Rat und Hilfe. Im Vorjahr wandten sich 16.500Menschen an die 22 österreichweiten Sozialberatungsstellender Caritas um finanzielle Unterstützung, 61 Prozent davonwaren Frauen. Insgesamt zahlte die Caritas 1,7 MillionenEuro an Soforthilfe an bedürftige Menschen in Österreichaus. Die Betroffenen werden auch durch Sachspenden unter-stützt: In den 32 Caritas-Secondhand-Läden (»Carlas«), denSpendendrehscheiben der Caritas, werden jährlich zehntau-

BERATUNG UND HILFE

Sprungbrett in ein neues LeNot ist oft weiblich: 204.000 Frauen in Österreich leben in akuter Armut. In zahlreichen Obdachlosen-einrichtungen, Beratungsstellen und Familienzentrenberät die Caritas österreichweit Frauen in Not-situationen, nimmt sie auf, unterstützt sie und gewährt ihnen Zuflucht.

zusammengefasst: Frauenarmut in Österreich

204.000 Frauen inÖsterreich leben in akuter Armut. Das heißt, dass 2/3 der manifestarmen Menschen weiblich sind.Besonders betroffen sind Allein-erzieherinnen, Frauen in kinderreichenFamilien, Pensionistinnen undMigrantinnen. (Quelle: BMfSG 2002)

Die Armutsgefähr-dung von Frauen liegtbei 13 %, das sind536.000 Frauen.Frauenbiografen sind damitoftmals Armutsbiografien.Die Gefahr arm zu werden, istdaher für Frauen fast um dieHälfte höher als für Männer.(Quelle: BMfSG 2002)

Über 70 % der geringfügigBeschäftigten sind Frauen.Der Grund dafür sind oft familiäreSorgepflichten oder eine geringereQualifikation. In vielen Fällen bleibt die geringfügigeBeschäftigung eine Sackgasse ohneAuf- oder Ausstiegschancen – »Workingpoor« ist die Folge. Gerade Alleinerzie-herinnen schlittern dadurch in manifes-te Armut. (Quelle: Statistik des HV der SV;Stand Sept. 2004)

DurchschnittlichesEinkommen in Euro

Weibliche Wohnungslosig-keit ist unsichtbar.30 % der Wohnungslosen inSozialeinrichtungen sind Frauen.Die Dunkelziffer ist um ein Vielfacheshöher. Viele Frauen fliehen mangelsfrauenspezifischer Angebote in Ab-hängigkeiten durch Zweckpartner-schaften, wo sie oftmals vielfacheGewalterfahrungen erleiden müssen.(Quelle: BAWO)

Jede 2. Frau ist für dieKindererziehung alleineoder überwiegendverantwortlich. Frauenerbringen mehr als zweiDrittel der unbezahltenArbeit.

Netto-einkommen

Arbeitslosen-bezüge

Pensionen0

300600900

1.2001.500

Männer

Frauen

Quelle: BMfSG 2002

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Leben ohne Ausweg?

Nicht ein Problem allein lastet auf Frauen, die inakuter Armut leben. Es ist eine Vielzahl an Sorgen,mit denen sie täglich kämpfen: Schulden, Jobver-lust, eine Krankheit, Suchtprobleme, Aggressivitätin der Partnerschaft, die Angst auf der Straße zu ste-hen. Dieses schwere Bündel nimmt den betroffenenFrauen den Atem, raubt ihnen enorm viel Energieund Lebensmut. Oft wird die Dramatik der Hilfs-bedürftigkeit dann sichtbar, wenn ein oder mehre-

re Kinder zu versorgen sind. Und gerade die Kinder brauchen Gebor-genheit und ein stabiles Umfeld.

Haben die Probleme einmal angefangen, beginnen sie oft an allenEcken und Enden zu wuchern. Kaum hat sich ein Spannungsfeld be-ruhigt, tut sich ein anderes auf. Verständlich, dass sich die Frauen undMütter in Not dann in einer Sackgasse empfinden, für ihr Leben kei-nen Ausweg mehr sehen. Sie fühlen sich in ihren Lebensumständengefangen und mit ihnen ihre Kinder.

Für die Einrichtungen und Dienste der Caritas sind solche biografi-schen Brüche enorme Herausforderungen. Es gilt zunächst, die Ver-zweiflung dieser Frauen und ihrer Kinder „auszuhalten“, die Lage ganz-heitlich zu erfassen, Vertrauen zu gewinnen. Dann werden die recht-lichen Rahmenbedingungen abgeklärt. Ein Dach über dem Kopf mussauch Schutz vor potenziell gewalttätigen Partnern bieten. Die Bedürf-nisse der Kinder müssen beachtet werden. Die Frauen brauchen Unter-stützung bei der Jobsuche ebenso wie bei der Bewältigung des Alltagsund der Erziehungsaufgaben. Nicht zuletzt gilt es aber auch, den Be-troffenen wieder Mut und Lebensfreude zu schenken. Auch ihre Seelenbrauchen ein Obdach, damit die Probleme gelöst werden können.

Die Caritas macht auf die vielfältigen Formen versteckter Armut in Ös-terreich aufmerksam. Dieses Themenheft leistet dazu einen Beitrag.Darüber hinaus wollen wir Ihnen auch zeigen, was jeder von uns zurLinderung der Not beitragen kann und fordern eine Verbesserung der(sozial)rechtlichen Rahmenbedingungen. In diesem Sinne wünsche ichIhnen viele gute Ideen. Und: »Was ihr den geringsten meiner Schwes-tern tut, das habt ihr mir getan.«

Judit Marte, Leiterin des Referates Grundlagen und Sozialpolitikder Caritas Österreich

Judit Marte

editorial:

sende Kleiderpakete gratis an mittellose Personen ausgege-ben. Bedürftige Menschen erhalten über Vermittlung der Be-ratungsstellen dort auch Möbel und Hausrat.

SICHERES ZUHAUSE

27 Obdachlosenhäuser und Notschlafstellen für Männer,Frauen und Familien bieten ein Dach über dem Kopf. In Mut-ter-Kind-Häusern und -Wohngemeinschaften finden Frauenin Krisensituationen ein sicheres Zuhause, Verpflegung, An-sprache und medizinische Betreuung. Gemeinsam mit einemgeschulten Team können sie neue Lebensperspektiven ent-wickeln. Zahlreiche Beschäftigungsprojekte sind für langzeit-arbeitslose Frauen der erste Schritt, um in der Arbeitsweltwieder Fuß zu fassen, zum Beispiel in den Carla-Lagern, inPfarren und Restaurants.

FAMILIENHILFE

210.000 Einsatzstunden leisten die Caritas-MitarbeiterInnenpro Jahr in der Familienhilfe. Rund 260 Familienhelferinnenbetreuen als erfahrene »Krisenmanagerinnen« die Kinderund kümmern sich um den Haushalt, wenn Krankheit, Todeines Angehörigen, Schwangerschaft oder Überlastung einesolche Hilfe nötig machen. Alleinerziehende oder Elternerhalten im Rahmen der langfristigen Familienhilfe Unter-stützung in Erziehungsfragen, bei der Haushaltsplanung,Hygiene und Schulangelegenheiten. Rund 2460 Familienwurden im Vorjahr betreut.

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Frauen verdienen weniger alsMänner. Diese Unterschiedesetzen sich in einkommens-abhängigen Transferleistungen fortErwerbsunterbrechungen und Teilzeitarbeitaufgrund von Erziehungs- und Pflege-aufgaben, verursachen diskontinuierlicheBerufslaufbahnen, geringere Löhne und wenigersozialversicherungsrelevante Beitragsjahre.(Quelle: BMfSG 2002)

Frauen erbringen mehr als zweiDrittel der unbezahlten Arbeit. Jede 2. Frau ist für die Kindererziehungalleine oder überwiegend verantwortlich.Die gesellschaftlich unverzichtbare, aber unbezahl-te Familien- und Hausarbeit obliegt nach wie vorden Frauen. Damit begeben sie sich in ökonomi-sche und sozialrechtliche Abhängigkeit des Part-ners (so vorhanden) oder des Staates. Alleinerzie-herinnen leben oft unter dem Existenzminimum.(Quelle: Sozialreport des BMfSG 2002)

Impressum 4/2004: Chefredaktion: Maga. Hemma Spreitzhofer. Zum Thema-Team: Martina Baumeister (Eisenstadt), Maga. Romana Klär (Graz), Maga. KlarissaKristinus (Klagenfurt), Wilma Levassor (Linz), Maga. Mirjam Meyer (Feldkirch),Maga. Andrea Kramer (Feldkirch), Maga. Silke Ruprechtsberger (ÖsterreichischeCaritaszentrale), Mag. Arno Stockinger (Salzburg), MMag. Bernd Wachter(Innsbruck), Peter Wesely (Wien), Dr. Sepp Winklmayr (St. Pölten). MitarbeiterInnen dieser Nummer: Mag. Jamil George Barcha, Mag. MartinHaiderer, Maga. Judit Marte, Maga. Barbara Morawetz, Maga. Heidi Schweighofer,Christine Kiss, Maga. Claudia Feiertag, Maga. Alice Uhl, Maga. Edith Zehetner.Fotos (wenn nicht anders angegeben): Caritas. Redaktionsanschrift:Albrechtskreithgasse 19-21, 1160 Wien, Telefon 01/488 31-422, Fax 01/488 31-9400;Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: Caritas, Albrechtskreithgasse 19-21,1160 Wien; Layout: Egger & Lerch, Kirchengasse 1a, 1070 Wien; Druck: First Smile,2601 Eggendorf; Verlagspostamt: 1170 Wien, Erscheinungsort: Wien

Langzeitarbeitslosigkeit (be)trifftvor allem Frauen. Die Rate der betroffenen Frauen ist mit 17 %(gemessen an den arbeitslosen Frauen) umeiniges höher als jene der Männer (13 % vonden arbeitslosen Männern).Sorgepflichten sind der Hauptgrund für das Aus-scheiden von Frauen aus dem Arbeitsmarkt. Sie ver-unmöglichen es jeder 4. nicht-erwerbstätigen Fraueine Arbeit aufzunehmen. (Quelle: BMfSG 2002)

4 ZUM THEMA >>frauenarmut in österreich<<

FRAUENSCHICKSAL

Auf der Suche nach einem Zuhause

Karin (27) sucht noch immer.So wie seit 14 Jahren. Irgendwowäre sie gern zuhause. Nichtnur in eigenen vier Wänden,sondern auch mit einem Mann,der sie so nimmt wie sie ist.»Mit all meinen Fehlern undAggressionen«, sagt sie. Dochzunächst muss sie erst ihreigenes Leben wieder in denGriff bekommen. Und ihreSchulden loswerden.

ZUM THEMA >>frauenarmut in österreich<< 5

ggressionen zeigen sich häufig. Auch solche,die Karin (Name geändert) gegen sich selbst rich-tet. Wie kürzlich in jenem Haus der Caritas für ob-dachlose Frauen, in dem sie nun Zuflucht gefun-den hat und lernt ihr Leben zu bewältigen. »Untereiskaltem Wasser habe ich mir mit den Fingernä-geln die Arme zerkratzt«, erzählt die 27-Jährige.Den Schmerz habe sie nicht gespürt. Sie spürt vie-les nicht mehr. Oder nur dann, wenn es aus irgend-einem Grund wieder hochkommt. Wie die Tren-nung ihrer Eltern, das Gefühl, vom Vater im Stichgelassen worden zu sein. Damals war sie 13, seitherhat sie den Vater nicht mehr gesehen. »Ich verzei-he ihm nicht, dass er mich allein gelassen hat.« Siewäre gern bei ihm geblieben, dann »würde es mirheute gut gehen«, ist sie überzeugt. Aber es ist al-les ganz anders gekommen.

Auch die zweite Ehe ihrer Mutter zerbricht, dies-mal auf grausame Weise: »Mein Stiefvater ist mitdem Messer auf sie losgegangen«, erinnert sich Ka-rin, die das mit ansehen musste. Die Mutter ziehtmit ihr, der älteren Schwester und dem jüngerenBruder in ein Frauenhaus in Niederösterreich. DieRückkehr der Familie zu dem gewalttätigen Mannwird für Karin zum wahren Alptraum: »Er hatmich vergewaltigt.« Manchmal träumt sie nochheute davon. Und von der Mutter, die Karin dasErlebte nicht glauben will und zum Stiefvater hält.Von der Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit, diedann folgen.

Später, nach der Hauptschule und dem Polytech-nischen Lehrgang, beginnt Karin in Wien eineBürolehre und findet einen Freund. Der erste Ver-such ihr eigenes Leben zu beginnen und alles bes-ser zu machen als die Mutter. Von der hat Karinallerdings nicht gelernt, wie man eine glücklicheBeziehung führt. Auch danach lernt sie es nicht,denn es ist niemand da, der ihr die Chance dazugibt. Die Sehnsucht nach einem echten Zuhausebleibt, macht Karin bereit zu viele Zugeständnissezu machen. »Ich bin zu gutmütig«, ist sie sich si-cher. »Ich sage zu allem ja. Und dann werde ichausgenutzt.«

Heute glaubt Karin, sie hätte die Lehre weiterma-chen sollen. Aber nach zwei Jahren fehlt ihr dieKraft dazu. Dass sie auch die Gastgewerbeschule in

Niederösterreich nicht beendet, hat ihr ihre Mutternie verziehen. Später bricht der Kontakt endgültigab.

NEUSTART MIT BRUCHLANDUNG

Als sie an einer Tankstelle einen jungen Mann ken-nen lernt, schöpft Karin wieder Hoffnung. DasGeld für die Renovierung und die Möbel der ersteneigenen, gemeinsamen Mietwohnung kommt vonihr: »Ich habe damals bei einem Heurigen gear-beitet, aber ich habe das ganze Gehalt meinemFreund gegeben – weil ich doch dachte wir bleibenzusammen«, versucht sie zu erklären. Zusätzlichnimmt sie einen Kredit auf, der dann auch das ein-zige ist, das ihr bleibt, als die Beziehung zerbricht.

Auch später hat Karin mit Männern kein Glück.Der ältere Mann, der ihre Liebe zu Tieren teilt, ihranfänglich Geschenke und Komplimente macht,sie verwöhnt und ihr das Gefühl gibt endlich ge-

braucht und geliebt zu werden entpuppt sichschließlich als brutaler Schläger. Lange Zeit terro-risiert er sie mit Anrufen und SMS. Wenn ihr Han-dy zu lange ausgeschaltet ist, tobt er. Zur Arbeit inder Fabrik lässt er sie nicht mehr allein gehen, be-droht ihre Kollegen und sie selbst. »Geliebt habeich ihn da schon längst nicht mehr. Ich hatte nurnoch Angst vor ihm.« Aus Furcht vor ihm bleibtKarin viel länger, als ihr gut tut, schafft den Ab-

AUFGEMACHT:

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Ein kleinesZimmer gibtZuflucht. DieSehnsucht nacheinem eigenenZuhause bleibt.

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sprung erst, als sie wegen der Mietrückstände ausder Wohnung fliegen.

Zur Enttäuschung und der Furcht vor ihrem Ex-Freund gesellt sich die Angst auf der Straße zu ste-hen, die Angst das Riesenbündel an Problemenund den Schuldenberg nicht mehr bewältigen zukönnen. Die Angst, aus der Sackgasse nicht mehrherauszukommen.

Einmal mehr empfindet sie ihre Zukunft als völligungewiss, weiß nicht, was nun auf sie zukommt.Von einer Freundin bekommt sie die Nummer ei-ner Beratungsstelle für Obdachlose, die sie an dieCaritas-Einrichtung vermittelt, in der Karin jetztlebt. An dem Tag, an dem sie aus der Wohnungraus muss, zieht sie hier ein. Und ist dankbar, dassihr so ein Leben »unter der Brücke« erspart bleibt.

Karin ist froh, endlich Unterstützung gefunden zuhaben. Denn ihr ganzes Leben lang hat immer nursie anderen geholfen. In dem Haus findet sie end-lich Freundinnen, Frauen mit ähnlichen Geschich-ten. Menschen, die sie nicht ausnützen wollen undauch ohne viele Worte verstehen. Hier schafft sie esauch, nicht mehr ans Telefon zu gehen, wenn dieNummer des Freundes auf dem Display steht.Nach dutzenden Versuchen sie zu erreichen,kommt eine SMS, mit der er die Beziehung been-det. »Das hatte ich gehofft, denn ich wusste genau,wenn ich selbst Schluss mache, schreckt der vornichts zurück.« Trotzdem muss Karin ihren ganzenMut zusammennehmen, um sich eine neue Han-dynummer zu besorgen. Eine, die er nicht kennt.Eine, mit der er sie nicht mehr tyrannisieren kann.Denn damit hört er auch nach besagter SMS nichtauf.

Noch immer schaut sie sich ständig um, wenn sieauf der Straße geht – er könnte hinter ihr sein, undwer weiß, wozu er fähig ist…Zumindest in ihremjetzigen Zimmer fühlt sich Karin sicher. Sie weiß:

Hier kommt der Ex-Freund garantiert nicht herein.Trotzdem ist es ihr lieber, wenn Name und Ort desHauses, in dem sie derzeit lebt, in diesem Artikelnicht genannt werden. An dem geschützten Ortkann sie nun Kraft tanken und gemeinsam mit dengeschulten Betreuerinnen wieder neue Perspekti-ven entwickeln.

HOFFNUNGSSCHIMMER AM HORIZONT

Der Schuldenberg, der sich im Laufe der Zeit ausKredit und Mietrückständen angehäuft hat, lastetnoch auf Karins Schultern. Aber die Mitarbeiter-innen der Caritas-Einrichtung haben mit denGläubigern verhandelt und Zahlungspläne verein-bart. »In zwei Jahren werde ich meine Schuldenwahrscheinlich endgültig los sein«, hofft die jungeFrau.

Und wie soll es weitergehen? »Ich möchte eineeigene Wohnung.« Und zwar allein – mit ihremneuen Freund wolle sie nicht gleich zusammenzie-hen, versichert sie schnell. Obwohl der das schongern hätte, fügt sie leise hinzu. Auch Geld werdesie ihm keines geben, nicht wie all den anderen.Aber er sei ohnehin ganz anders. »Er will, dass esmir gut geht, er kümmert sich um mich.«

An eine gemeinsame Zukunft glaubt die junge Frautrotzdem nicht ganz. »Ich will ja eigentlich weg ausÖsterreich.« Am liebsten möchte sie bei Hilfspro-jekten im Ausland mitarbeiten. Doch jetzt wird sieerst einmal die Schulden abzahlen. Und mit denBetreuerinnen der Caritas über ihre Ziele und diemöglichen Wege dorthin sprechen. Sie hat sich festvorgenommen, aus dem alten Muster auszubre-chen, und endlich wirklich alles anders zu machen.Noch ist sich Karin nicht völlig sicher, ob sie esschaffen wird. Sie weiß: »Es ist ein langer Weg.«

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61 % der Hilfesuchenden in den 22 österreichweiten Sozial-beratungsstellen der Caritas sind Frauen. Ihr Durchschnitts-alter liegt bei 38 Jahren. Insgesamt wurden im Vorjahr35.000 Personen in den Sozialberatungsstellen betreut,16.500 Personen unterstützte die Caritas finanziell. 1,7 Millio-nen Euro zahlte die Caritas 2003 im Rahmen der Soforthilfean bedürftige Menschen in Österreich aus.

Vor allem alleinerziehende Frauen brauchen die Unterstüt-zung der Caritas. 38 % der Frauen, die sich an die Beratungs-stellen wenden, sind alleinerziehend. 32 % der Klientinnenhaben zwei oder mehr Kinder.

Problemfelder der Caritasklientinnen:Über die Hälfte der Frauen, die sich an die Beratungsstellender Caritas wenden, kämpfen mit Arbeitslosigkeit und Ver-schuldung. An zweiter Stelle folgen psychische Problemeund Krankheiten. Partnerverlust ist für 26 % der Klientinnenein massives Problemfeld, während nur 13 % der Männer ausdiesem Grund bzw. damit zusammenhängenden Problemendie Caritas aufsuchen.

DIE CARITAS HILFT FRAUEN IN NOT

In ihrem ZImmer fühlt sich Karinsicher. An dem geschützten Ort kannsie Kraft tanken.

ZUM THEMA >>frauenarmut in österreich<< 7

Sterntaler — einFrauenschicksal?»Es war einmal ein kleines Mädchen, das war so arm, dass esnichts mehr hatte als seine Kleider und ein Stück Brot …« Dasalte Grimm-Märchen vom Sterntaler-Mädchen ist auch heuteerschreckend aktuell — Happy End exklusive.

»Es war einmal ein kleines Mädchen, das war so arm,dass es kein Kämmerchen mehr hatte, darin zu woh-nen und kein Bettchen, um darin zu schlafen. Es hat-te nichts als seine Kleider und ein Stückchen Brot ...«

Armut trifft vor allem Frauen – und sie trifft sie be-sonders hart. Denn wer sich nichts leisten kann,schämt sich, fühlt sich schuldig und minderwertig,Armut wird versteckt und ist deshalb oft unsichtbar.Bis die mühsam aufrecht erhaltene Fassade zu-sammenfällt.

Eine spezielle Form weiblicher Not ist die verdeckteWohnungslosigkeit: Aus Angst vor einem Leben aufder Straße – und den damit verbundenen Gewalter-fahrungen und Stigmatisierungen – flüchten sich vie-le Frauen in Zweckbeziehungen, ertragen Demüti-gungen ihrer Partner oder sie verbleiben in häus-lichen Gewaltsituationen. Rund ein Drittel der Be-wohnerInnen von Wohnungslosen-Asylen ist weib-lich. Die Dunkelziffer jener Frauen, die keinen freiverfügbaren Wohn- und Rückzugsraum haben, dürf-te um ein Vielfaches höher sein. Seriöse Schätzungenhierzu wagen aber auch die ExpertInnen nicht. DerVerlust der Wohnung trifft Frauen besonders hart.Sie verlieren nicht nur ihren Wohn-, sondern auch ih-ren persönlichen Schutzraum.

UNBEZAHLTE ARBEIT

»... Ihm begegnete ein hungriger Mann, dem es zuessen gab und frierende Kinder, denen es sein Ge-wand schenkte bis es selbst nichts mehr hatte ...«

Frauen erbringen in Österreich mehr als 2/3 der un-bezahlten Arbeit. So werden beispielsweise rund vier

Fünftel der über 500.000 älteren hilfs- und pflege-bedürftigen Menschen in Österreich von Familien-mitgliedern gepflegt. 80 Prozent der Pflegenden sindFrauen. Jede vierte nicht-erwerbstätige Frau kannwegen ihrer Versorgungspflichten keine Arbeit auf-nehmen. Diese Arbeit bleibt nicht nur unbezahlt,sondern oft auch ungeschätzt.

Die Betroffenen geben wie im Märchen »ihr letztesHemd« für ihr soziales Umfeld auf Kosten ihrer ei-genen sozialrechtlichen Absicherung.

KEIN GELDSEGEN AM ENDE

»Und wie es so stand und nichts mehr hatte, fielendie Sterne vom Himmel und waren lauter blanke Ta-ler. Da sammelte es die Taler und war reich für seinLebtag.«

Der Geldsegen am Ende bleibt leider Märchen. Inder realen Welt wird Frauenarmut oft ausgeblendet,da sie kaum sichtbar ist. In der realen Welt verdienenunselbstständig erwerbstätige Frauen bis zu 40%weniger als Männer. In der realen Welt bleibt der ar-beitsintensive Einsatz vieler Frauen für ihre Familieund die Gesellschaft unhonoriert. In der realen Weltbleibt das Sterntaler-Mädchen, das einmal arm ge-worden ist, oft arm bis ins hohe Alter.

Die Caritas setzt sich in vielfältiger Weise für Frauenin Notsituationen ein. Es bedarf aber verschiedens-ter »Sterne«, auch von seiten der Politik, damit hierdie Armutsfalle nicht zuschnappt.

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IM GESPRÄCH:

: Worin unterscheidet sich Frauenarmut vonArmut generell?

Heitzmann: Wenn man Armut als Einkommensar-mut begreift sind Frauen in vielen Bereichen be-nachteiligt. »Gleicher Lohn für gleiche Arbeit giltnicht in Österreich.« Frauen verdienen in Öster-reich im Durchschnitt nur 60 Prozent von dem,was Männer verdienen. Studien zufolge ist das nurzum Teil erklärbar durch Teilzeitarbeit, schlechte-re Ausbildung etc., 60 bis 80 Prozent sind Diskri-minierung. Aufgrund der starken Sozialversiche-rungs-Zentrierung sind die Weniger-Verdienendennochmals benachteiligt. Man weiß zwar wenig da-rüber, wie Einkommen innerhalb eines Haushaltesverteilt werden, aber wenn man sagt Geld istMacht, spricht einiges dafür, dass auch hier Frau-en benachteiligt werden.

Wallner: Man könnte hier ergänzen: »Kein Geld istDruck«: Als Caritas stellen wir fest, dass wenn sichMenschen in Not an eine der 22 österreichweiten

Sozialberatungsstellen wenden, sind es in der RegelFrauen. Bei ökonomisch angespannten Haushaltendürften also in der Regel die Frauen die Last derwirtschaftlichen Verantwortung tragen. Zudemkommt Armut unter Frauen sehr stark verstecktvor, und hat sehr viel mit Gewalt und Ausbeu-tungssituationen zu tun. Es steigt zwar auch dieZahl der Frauen, die auf der Straße leben, abernoch massiver ist die verdeckte Obdachlosigkeit:Frauen verharren in Zweckbeziehungen, nehmenetwa sexuelle Gewalt in Kauf, um ein Dach überdem Kopf zu haben. Das gilt besonders, wenn Kin-der im Spiel sind.

: Was könnte man hier tun, um die verdeckteObdachlosigkeit zu bekämpfen?

Philippi: Wir im Frauenministerium sind uns diesesProblems sehr bewusst. Frauenministerin Rauch-Kallat hat gleich zu Beginn eine neue Abteilung fürFrauenservice und Grundsatzfragen der Migran-tinnen (die ja auch zu den armutsgefährdeten

Namentlich gekennzeichneteBeiträge müssen nicht die Mei-

nung der Redaktion wiedergeben.

EXPERTINNEN IM GESPRÄCH ÜBER MÖGLICHE AUSWEGE AUS DER FRAUENARMUT

Geld ist Macht – kein Geld istDie Angebote für Frauen, die verdeckt oder manifest obdachlos sind, reichen bei weitemnicht aus. Aber noch wichtiger: Die Quellen der Frauenarmut müssen bekämpft werden.Da sind sich Karin Heitzmann, Theresa Philippi und Stefan Wallner einig. Über die Wegedahin gibt es unterschiedliche Auffassungen.

Gruppen gehören), eingerichtet. Als Ministeriumfördern wir aber eine Menge Einrichtungen, etwaFrauenhäuser und Notschlafstellen und Notwoh-nungen für Frauen, auch von der Caritas. EinGrundrecht auf Wohnung halte ich persönlich fürundurchführbar. Sinnvoller ist es, die anderenQuellen von Armut zu bekämpfen.

Heitzmann: In dem Bereich müsste noch sehr vielgetan werden. Allein die Einrichtungen, die Unter-kunft für obdachlose Frauen bereitstellen, habenenorme Wartelisten. Es gibt hier einen hohen Be-darf, aber es mangelt an der Finanzierung.

Wallner: Wenn man den Bedarf nur nach den Frau-en ausrichtet, die tatsächlich auf der Straße stehen,entdeckt man das Problem gar nicht. Die Frage ist,wo gibt es für Frauen, die nicht manifest obdach-los sind, einen geschützten Raum wo sie leben undwohnen können. Da müssen gute Angebote entwi-ckelt werden. Im ländlichem Raum spielen da nochandere Drucksituationen eine Rolle als in der Stadt.

: Welche Wege aus der Frauenarmut sehen Siegenerell?

Philippi: Frauenarmut ist ein Förderungsschwer-punkt in der Politik des Frauenministeriums. Wirfördern Vereine, die das Problem bekämpfen undauch in unseren 33 Frauenberatungsstellen ist Ar-mut immer wieder ein Thema. 10 Prozent der An-rufe auf unserer Frauen-Servicehotline im BMGFbetreffen finanzielle Not.

Wallner: Für vieles gibt es kein Patentrezept, son-dern es geht durchaus auch um individuelle Inter-ventionen. Wie kann ich Frauen in dieser Situationstärken? Aber natürlich geht es auch darum, aufstruktureller Ebene das Sozialsystem armutsfest zumachen und Not an biografischen Brüchen wie Ar-beitslosigkeit, Krankheit, Scheidung abzufangen.Das Sozialhilfesystem in der derzeitigen Form istunzureichend. Die Länder sind hier bestrebt zueiner Lösung zu kommen. Es gibt einen Entwurfvon Prof. Pfeil über Inhalte einer 15a-Vereinba-

Maga. Theresa Philippi ist seit Dezember2003 Referentin für Frauenpolitik imBundesministerium für Gesundheit und Frauen im Kabinett von BM MariaRauch Kallat. Die gelernte Juristin war vor ihrer jetzigen Tätigkeit in derTelekommunikationsbranche und imUmweltbereich tätig. Sie ist stv.Leiterin der Wiener Frauenbewegungund Projektleiterin von »Frauen fürFrauen« zur Förderung der Friedens-arbeit in Krisengebieten.

Drin. Karin Heitzmann studierteHandelswissenschaften an der WUWien und der University of Nebraska in Omaha, USA. Sie absolvierte imAnschluss das Mastersstudium in»European Social Policy Analysis« inBath/England und Maynooth/Irland.Seit Herbst 1996 ist HeitzmannUniversitätsassistentin an der Ab-teilung für Sozialpolitik der WU Wien.

rung zu einer österreichweiten Harmonisierung derSozialhilfe.

Heitzmann: Das kann ich nur unterstreichen. Dasunterste soziale Netz ist in Österreich häufig nichtöffentlich organisiert, sondern wird von privatenOrganisationen getragen. Problematisch ist auch,dass es hier nichts gibt, was in irgendeiner Form ei-ner Mindestpension entsprechen würde. Die Aus-gleichszulage kriegt man ja nur, wenn man versi-chert war. Ältere Menschen bleiben meist in derArmut drinnen. Weitere interessante Wege zur Ar-mutsbekämpfung gehen aber auch in RichtungNetworking, Qualifikation und nicht zuletzt denZugang zu Informationen, den ich auch als Bring-schuld der öffentlichen Hand sehe.

Philippi: Diese Bringschuld erfüllen wir etwa durchunsere Frauenservice-Hotline 0800/20 20 11 undeine neue Info-Broschüre über die finanzielleÜberbrückungshilfe. Obwohl Österreich mit derFrauenbeschäftigungsquote von 63,1 Prozentschon im oberen Drittel der EU liegt, arbeiten wirdaran die Frauenbeschäftigungsquote weiter zu er-höhen und natürlich die Einkommensschere zuverringern. Mit der Pensionsharmonisierung hatdie Regierung die Abkehr vom klassischen Versor-germodell eingeleitet und die Grundlage für die ei-genständige Alterssicherung der Frau gelegt. DieBerechnungsgrundlage für die Anrechnung vonmax. 4 Jahren Kindererziehungszeiten pro Kindmit 1350,- Euro wird vielen Frauen helfen, auchwenn sich der Durchrechnungszeitraum verlängerthat. Ich denke, das beste Mittel gegen Armut ist eineigenständiges, gerechtes und lebenslanges Ein-kommen.

: Wenn man Ihren letzten Satz aufgreift, landetman schnell bei den »Brüchen« eines lebens-

langen Einkommens von Frauen durch Familien-und Pflegearbeit. Orten Sie da Handlungsbedarf?

Philippi: Den gibt es sicher. Bis die Kinder siebenJahre alt sind, gibt es ja eine armutsgefährdendePhase für Frauen. Unbezahlte Familienarbeit mussbesser bewertet und entlohnt werden. Das Pflege-geld muss ohne Zweifel künftig schneller valorisiertwerden als in der Vergangenheit.

Wallner: Existenzsichernde Mindestleistungen imSozialbereich würden Frauen hier überproportio-nal zugute kommen. Beispielsweise beim Kinder-geld sollte es für Bedürftige eine Aufzahlung aufden Ausgleichszulagenrichtsatz geben.

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Mag. Stefan Wallner-Ewald ist seitEnde 1999 Generalsekretär der CaritasÖsterreich. Zuvor beschäftigte er sichwissenschaftlich mit Fragen der Armutund Sozialpolitik.

10 ZUM THEMA >>frauenarmut in österreich<<

FRAUENTAGESZENTRUM WIEN

Ein Wohnzimmer auf der Straße

Schlafstelle für Notfälleschen und Wäsche zu waschen geben Würde zu-rück. Nicht allein zu sein ist für viele ein Geschenk!

KEIN BETT MEHR FREI

»Wir sind fast immer zu 100 Prozent voll belegt«,berichtet Leiterin Daniela Brucher. Zeitweise muss-ten Frauen sogar schon in der Küche auf Matratzenschlafen. Besonders kritisch ist es im Winter, wennes draußen kalt ist und jede Frau, die auf der Stra-ße lebt einen warmen Platz zum Schlafen braucht.Die Ausgangslage der Frauen ist meist sehr ähnlich:Kein Geld für die Miete, Delogierung, chronischeKrankheiten, Alkoholabhängigkeit, Gewalterfah-rung und massive psychische Probleme kommen inden meisten Fällen zusammen. Ein Drittel der

Zwischen 20 und 30 Frauen kommen jeden Mon-tag, Dienstag und Freitag ins FrauenWohnzimmerim sechsten Wiener Gemeindebezirk. Geschütztvor männlichen Blicken erfahren sie dort, dass esauch andere Frauen gibt, die an einer bestimmtenLebenssituation gescheitert sind. Manche von ih-nen schlafen in Einrichtungen der Wiener Woh-nungslosenhilfe, manche sind anderswo »unterge-kommen«, andere leben tatsächlich auf der Straße.

Ein Wohnzimmer haben sie alle nötig – zum Plau-dern, Kartenspielen, Zeitunglesen. DiplomierteSozialarbeiterinnen – etliche arbeiten ehrenamtlichhier – beraten die Besucherinnen im Umgang mitÄmtern und Behörden, helfen in der Krise und aufdem Weg hinaus – unaufdringlich und auf Wunschauch anonym. Verschiedene Zusatzaktivitäten be-

reichern das Basisangebot: Regelmäßige Friseurin-nentermine, Shiatsu, gemeinsame Kinoabende.

JEDE FRAU IST WILLKOMMEN

»Wir sprechen die Frauen nicht mit ihren Defizitenan – obdachlos, arbeitslos, psychisch krank«, er-zählt Elvira Loibl, die Leiterin des FrauenWohn-zimmers. »Jede Frau, die in einer schwierigen Le-benssituation steckt, ist bei uns willkommen – undsie wird zu allererst einmal als Frau wahrgenom-men.«

Die Besucherinnen des Tageszentrums helfen imlaufenden Betrieb: Beim Kochen der täglichen war-men Mittagsmahlzeit, beim Abwaschen oder Auf-räumen. Ein Fernseher, ein Computer mit Internet-Anschluss, aber auch eine Bücherecke, ein Bett imNebenzimmer, ein Schaukelstuhl schaffen Nischenfür individuelle Bedürfnisse.

Essen, Duschen und vorübergehend ein Dachüber dem Kopf: Das Haus Elisabeth, die einzigeFrauennotschlafstelle in der Steiermark, ist fastimmer voll belegt.

Im ersten Frauentageszentrum in Wienkönnen Frauen in Wohnungsnot im Warmenessen, Kaffee trinken, duschen, ihre Wäschewaschen – und vor allem unter sich sein.

Im FrauenWohnzimmerhaben Frauen in

Wohnungsnot einenRückzugsraum.

Frauen, die auf der Straße leben, haben es be-sonders schwer: Im Haus Elisabeth in Graz – dereinzigen Notschlafstelle für Frauen in der Steier-mark – fanden im vergangenen Jahr 470 Frauenund 67 Kinder ein Dach über dem Kopf und dasGefühl von Geborgenheit. Ärzte und Schwesternder Caritas-Marienambulanz behandeln und stüt-zen die meist psychisch kranken Frauen. FrischeKleidung, etwas zu essen, die Möglichkeit zu du-

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HAUS FÜR MUTTER UND KIND OÖ

Neue Wege findenFrauen beginnt nach der Stabilisierungsphase eineTherapie: etwa einen Alkoholentzug oder eine sta-tionäre Behandlung, um Lungenkrankheiten zukurieren. Andere Frauen können eine günstigeWohnung finden, wieder andere finden den Wegzurück in ein familiäres Umfeld. Manche landenwieder auf der Straße und kommen nach wenigenWochen ins Haus Elisabeth zurück. Es gibt keinePatentlösungen für die vielfältigen Probleme. Zu-wendung und konkrete Hilfe können aber dieärgste Not lindern.

Das »Haus für Mutter und Kind« der »Caritas fürMenschen in Not« in Linz (Rudolfstraße 38 und40) bietet schwangeren Frauen und Müttern mitihren Kindern in Krisensituationen eine zeitlich be-grenzte Wohnmöglichkeit für rund zwei Jahre. DieFrauen können so wieder zur Ruhe kommen, Hoff-nung schöpfen und neue Zukunftsperspektivenentwickeln. Zur Krisenaufnahme stehen fünfWohnplätze in zwei Wohngemeinschaften zur Ver-fügung. Für die Zeit nach der Eingewöhnung gibtes vier weitere, eigene Wohneinheiten.

Ein multiprofessionelles Team steht den Frauen beirechtlichen Fragen, beim Schuldenabbau und Be-hördenwegen, bei der Job- und Wohnungssuche,aber auch in Fragen der Kindererziehung undBabypflege mit Rat und Tat zur Seite. Ein Pädago-ge unterstützt die Kinder in ihrer Entwicklung.

LANGE WARTELISTE

»Die Probleme, mit denen sich Frauen an uns wen-den, sind vielfältig. Sie reichen von ungewolltenoder belasteten Schwangerschaften, emotionalerÜberforderung, Trennung vom Partner oder Ar-beitslosigkeit bis hin zu Wohnungsverlust undSchulden. Was fast alle unsere Bewohnerinnen ge-meinsam haben, ist ein schlecht funktionierenderfamiliärer Background, der sich natürlich geradebei einer jungen Mutterschaft fatal auswirkt«, weißHildegard Öfferlbauer, die Leiterin des Hauses fürMutter und Kind.

Dazu kommt, dass die meisten Frauen entwedernur einen Pflichtschulabschluss oder wegenschwieriger Lebensumstände ihre Ausbildung ab-gebrochen haben. Ihre Chancen am Arbeitsmarktsind daher sehr schlecht. Darüber hinaus ist esschwierig einen Job zu finden, der mit den Kin-derbetreuungspflichten vereinbar ist. Die Warte-liste um Aufnahme im Haus für Mutter und Kindist lang. »Bis Ende Oktober gab es heuer bereitsüber 100 Anfragen«, berichtet Öfferlbauer.

Gemeinsam mit den Frauen suchen die Caritas-MitarbeiterInnen neue Wege aus der Krise.

Das Haus Elisabeth der Caritasist die einzige Frauennot-schlafstelle in derSteiermark, wo Frauen und ihre Kinder vorübergehendUnterschlupf finden.

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BEISPIELHAFT:

Kindererziehung, Wohnungssuche,Schuldenabbau: Ein multiprofessionelles Team berät und begleitet Mütter undSchwangere im Haus für Mutter und Kind der Caritas in OÖ.

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: Weibliche Armut vermeiden und verhindern

Die Erwerbstätigkeit ist ein zentrales Element,um Armut zu entkommen. Der Zugang zum undder Verbleib im Arbeitsmarkt ist für Frauen, vorallem wenn sie Kinder haben, oft erschwert.Frauen verdienen in der Regel weniger als Män-ner. Niedrige und diskontinuierliche Einkommenführen zu reduzierten Ansprüchen bei einkom-mensabhängigen Sozialleistungen, wie Arbeits-losengeld oder Notstandshilfe (Transferarmut).Auch wenn es gelingt mit familienspezifischen,nicht von einer Erwerbstätigkeit abhängigenTransferleistungen gegenzusteuern, können diefrauenspezifischen Nachteile letztlich nicht völligausgeglichen werden.

Die Verschuldung von Frauen ist bei den Klien-tinnen der Caritas ein Hauptgrund für ihre Aus-weglosigkeit.

Die Caritas fordert:

Neugestaltung der Sozialhilfe mit folgendenSchwerpunkten:

— Harmonisierung der Sozialhilfebestimmun-gen der Bundesländer auf hohem Niveau

— Abschaffung des Regresses bei existenz-sichernden Leistungen

— unbürokratische Soforthilfe— One Desk-Prinzip

System der Arbeitslosenversicherung armutsfestmachenSchaffung und Ausbau von Betreuungsangeboten,die den Bedürfnissen der Kinder entsprechen,diese fördern und den Eltern, insbesondere Frauen,die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichternFörderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf Ausweitung des Rechtsanspruchs auf Teilzeitarbeitfür alle ArbeitnehmerInnenEinführung eines kollektivvertraglichen Mindest-lohns Informationsoffensive zur Eindämmung der Ver-schuldung von Frauen

: Spezifische Maßnahmen für Frauen mit Kindern

Ohne die Familientransferleistungen wären nicht17% der Alleinerziehenden bzw. Familien mitdrei und mehr Kindern armutsgefährdet, sondern35%. Dies zeigt sehr deutlich die enorme Be-deutung der Familientransferleistungen zur Ver-meidung und Bekämpfung von Armut vor allemauch bei Frauen. Hier ist Österreich durchausVorreiter, dennoch gibt es noch einiges zu tun.

Die Caritas fordert:

Auszahlung des Wochengeldes in der Mindesthöhedes Kinderbetreuungsgeldes gleich nach derGeburt und ab Beginn des Wochenschutzes sofernsonst kein Wochengeldbezug vorliegtErhöhung des Kinderbetreuungsgeldes für bedürf-tige Familien und Verzicht auf die Rückforderungdes Zuschusses zum Karenzgeld bzw. Kinder-betreuungsgeldFamilienbeihilfe muss für alle in Österreich leben-den Kindern gewährt werden und darf wegen einerAufenthaltsunterbrechung oder wegen Scheidungoder Trennung der Eltern nicht verloren gehen. Beschleunigung von Vaterschaftsfeststellungs-verfahren Bestellung eines Abwesenheitskurators beiglaubhaft gemachter VaterschaftAus- und Aufbau der Dienstleistung »Familien-hilfe« für Familien, insbesondere Frauen inschwierigen Situationen, bei Überforderung,Krankheit oder BehinderungSchaffung von Anreizen zur gerechten Aufteilungder Familien- und Kinderarbeit

: Leistbaren Wohnraum schaffen

Viele Frauen können sich keine Wohnung leisten.Für Frauen in Notsituationen fehlen Übergangs-wohnungen, die zielgerichtet und rasch vergebenwerden können. Schwangere Frauen in Konflikt-situationen werden durch ungesicherte Wohnver-hältnisse noch massiver belastet als andere. Dieösterreichische Wohnbauförderung hat vielesgeleistet, doch gibt es gerade für einkommens-schwache Gruppen noch immer zu wenig leist-baren Wohnraum.

AUF EINEN BLICK:

Sozialpolitische (Heraus-)For

Die Caritas fordert:

Verstärkung des Subjektcharakters der Wohnbau-förderungsmittel Schaffung von tatsächlich bezahlbaren undeigenmittelfreien Wohnungen mit unbefristetenMietverträgenKontingent an Wohnungen mit Mindeststandard(insbesondere: Wasseranschluss, Herd, Heizung)zur Erreichung sozialer Ziele in jeder Kommune Öffnung der Wohnbeihilfe für alle in Österreichlebenden bedürftigen Menschen

: Wohnungslosigkeit von Frauenim Vorfeld vermeiden

Im Jahr 2002 wurden insgesamt 45.371 Delogie-rungsverfahren bei den Gerichten eingebracht.Bisher gibt es nur in den Bundesländern Wienund Salzburg eine landesweite Delogierungs-prävention als »Warnsystem«.

Ein großes Problem sind auch Strom- und Gas-abschaltungen bei Schulden. Die unbeheizbarenWohnungen werden unbenützbar.

Die Caritas fordert:

Umsetzung einer Delogierungsprävention in jedemBundeslandBundesrechtliche Verankerung der Delogierungs-prävention Einsatz von Strom- und Gaszählautomaten anstelledes Abschaltens von Strom und Gas

: Spezifische Bedürfnisse vonwohnungslosen Frauen beachten

Wohnungslose Frauen verdecken aus Scham undSchuldgefühlen ihre Notlage. Mit der Wohnungverlieren die Betroffenen oft nicht nur ihrenWohnbereich sondern auch ihren Schutzraum.Sie lassen sich oftmals auf das Unterkommen beiZweckpartnern oder Zufallsbekanntschaften ein.Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit beiFrauen sind eng verknüpft mit extremer Armut,Gewalterfahrung und sexuellem Missbrauch. Auseiner verdeckten wird sehr rasch eine offene undmanifeste Wohnungslosigkeit.

Die Caritas fordert:

Ausbau einer flächendeckenden Palette frauen-spezifisch abgestufter Angebote für wohnungsloseFrauen zur Eindämmung der versteckten weib-lichen Wohnungslosigkeit:

— spezifische Häuser/Wohnungen fürwohnungslose Frauen

— geschützte Tagesstätten— Mutter-Kind-Häuser — Frauenhäuser

Einführung von kostendeckenden, mehrjährigenLeistungsverträgen für diese frauenspezifischenEinrichtungen, um professionelles und planbaresArbeiten zu ermöglichen

: Familien- und Pflegearbeit höher bewerten

Die nun beschlossenen Verbesserungen bei derpensionsrechtlichen Anrechnung von Kinderbe-treuungszeiten – 4 (bisher 2) Jahre Anrechnungpro Kind als echte Beitragszeiten; Erhöhung derBemessungsgrundlage auf 2 1350 (bisher2 650); 7 Jahre Erwerbstätigkeit und nicht mehr15 Jahre für Pensionsanspruch – sind bedeutsamund ein großer Schritt in Richtung eigenständigePensionsabsicherung von Frauen. Im Hinblickauf die klassischen Erwerbsbiografien von Frauenist die Verlängerung des Durchrechnungszei-traums allerdings problematisch.

Jahrelange Pflegearbeit mündet mitunter inArmut. Der begünstigte Beitragssatz zur Weiter-versicherung bei Pflege eines nahen Angehörigenwird zu wenig genutzt. Auch gibt es für dieseFälle keine Möglichkeit der günstigen Form derSelbstversicherung.

Die Caritas fordert:

Fortsetzung der schrittweisen Ausweitung derAnrechnung von Kinderbetreuungszeiten bis zumSchuleintritt des jüngsten KindesPensionsrechtliche Wertung der Teilzeitarbeit alsVollzeit in Abhängigkeit von familiären Gründenund in einem bestimmten Ausmaß (z. B. bis zum 10. Geburtstag des jüngsten Kindes) Versicherung bei PflegetätigkeitAttraktivere Form der Weiterversicherung fürpflegende Angehörige

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derungen zur Frauenarmut

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»Schrittweise lernen amModell«, skizziert Team-leiterin Silvia Machto-Frey das Rezept der Fa-milienhilfe PLus. DurchVorzeigen, Einbeziehen und Motivieren werdendie – vom Jugendamt zugewiesenen – Familien vonder Familienhelferin zum Betreuungsziel begleitet:einer ökonomischen Haushaltsführung, der Ge-währleistung eines regelmäßigen Schulbesuchs derKinder etc. »Viele leben schon über Generationenin sozial benachteiligten Verhältnissen«, erzählt diediplomierte Sozialarbeiterin, Beraterin und bewe-gungsanalytische Therapeutin. Die Männer, sprichVäter, sind – falls anwesend – wenig hilfreich, denFrauen bleibt meist allein die unbezahlte Famili-enarbeit. »Durch die Familienhelferin erfahren dieFrauen – oft erstmals: Es ist jemand da, der michund mein ganzes Schlamassel aushält.«

INNOVATIVE KÖPFE:

Caritas Österreich, Silke Ruprechtsberger, Tel. 01/488 31-417, E-Mail: [email protected] Wien, Peter Wesely, Tel. 01/878 12-221, E-Mail: [email protected]

Caritas St. Pölten, Sepp Winklmayr, Tel. 02742/844-302, E-Mail: [email protected] OÖ, Wilma Levassor, Tel. 0732/76 10-2030, E-Mail: [email protected]

ansprechpartnerInnen:

ROSWITHA N.

Mitarbeiterin bei Carla Textil in Vorarlberg

»Ich bin einStehaufmännchen.«Roswitha N’s. Leben verlief die vergangenen Jahre alles andere alsgut. Nach der Trennung von ihrem Partner, der ihr außer Schuldennur Ärger gebracht hatte, stand die Mutter eines kleinen Sohnes al-leine da. In dem kleinen Dorf gibt es nur einen Kindergarten mit sehreingeschränkten Öffnungszeiten, ihre Familie lebt weit weg. Die Job-suche ist deshalb schwierig, eine zentraler gelegene Wohnung kannsie sich nicht leisten. So lebte die junge Frau eine Zeit lang von derSozialhilfe, bis die Caritas Vorarlberg sie in eines ihrer Arbeitspro-jekte aufnahm. Hier arbeitet die 32-Jährige halbtags bei Carla Textilin einem Secondhandladen, befristet für ein Jahr. Danach sollte siewieder fit für den Arbeitsmarkt sein. Dafür tut sie, was sie kann. »DieCaritas half mir in die Arbeitswelt zurück und gab mir das Gefühlgebraucht zu werden. Ich bin überzeugt, dass sich für mich und mei-nen Sohn alles zum Guten wenden wird«, ist Roswitha N. zuver-sichtlich. Sie hat mit Hilfe der Caritas Kurse in EDV, eine Verkaufs-schulung und einen Lagerlehrgang erfolgreich abgeschlossen.

SILVIA MACHTO-FREY

Familienhilfe PLus

IRENE SCHOGGER

Leiterin des Mutter-Kind-Wohnhauses und Psycho-therapeutin

»Frauen, die zu ihrem Kind stehen, erleben immerwieder Benachteiligungen«, berichtet Irene Schog-ger, langjährige Leiterin des Mutter-Kind-Wohn-hauses in St. Pölten. Deshalb versucht sie denschwangeren Frauen und jungen Müttern eine lie-bevolle »familiäre« Umgebung und Geborgenheitzu bieten, damit auch ihr Leben gelingen kann. DieHerkunftsfamilie kann diese Unterstützung oftnicht geben. Psychotherapie heißt für Frau Schog-ger deshalb auch Nacherleben von nicht Gelebtem.Als Therapeutin weiß sie, wie wichtig die ersten Le-bensmonate für die Entwicklung eines Kindes sind:»Im Mutter-Kind-Wohnhaus kann ein Ungebore-nes zur Geburt heranreifen, ein Säugling heran-wachsen, eine Frau zu sich selber finden und zurMutter werden.«

Der richtige Umgang mit Geldwill gelernt sein. Das gilt ganzbesonders für Frauen in Kri-sensituationen, die in den bei-den Wohngemeinschaften »Offene Tür« und »Carnerigasse« derCaritas in Graz wieder Halt finden. Um für einen »Neustart« bes-sere Rahmenbedingungen zu schaffen, hat die Caritas in Zu-sammenarbeit mit der Schuldnerberatung das Pilotprojekt»Schulden-Shredder« in den WG-Alltag integriert. Sozialpäda-gogin Eva Hierzberger, selber dreifache Mutter, seit sieben Jah-ren Leiterin der WG »Offene Tür« und Koordinatorin des»Fachbereichs Frauen« weiß, wie wichtig diese konkrete Orien-tierungshilfe ist: »Die Frauen lernen bei uns ein Haushaltsbuchzu führen, damit sie mit dem vorhandenen Geld auskommen undeventuelle Schulden reduzieren.« Bei Gruppenabenden werdenkonkrete Infos weitergegeben: Wie füllt man einen Zahlscheinaus, wo verstecken sich Schuldenfallen? So nehmen die FrauenSchritt für Schritt ihr Leben wieder selber in die Hand.

Caritas Salzburg, Arno Stockinger, Tel. 0662/84 93 73-113, E-Mail: [email protected] Innsbruck, Bernd Wachter, Tel. 0512/72 70, E-Mail: [email protected]

Caritas Feldkirch, Mirjam Meyer, Tel. 05522/200-1038, E-Mail: [email protected] Kärnten, Klarissa Kristinus, Tel. 0463/555 60-40, E-Mail: [email protected]

Caritas Graz, Romana Klär, Tel. 0316/80 15-241,E-Mail: [email protected] Eisenstadt, Martina Baumeister, Tel. 02682/736 00-311, E-Mail: [email protected]

EVA FORSTER

Leiterin »Beratungund Hilfe« derCaritas fürMenschen in Not in Oberösterreich

Eigentlich ist Eva Forster Leiterin der Sozialberatungsstellen fürdie Caritas OÖ. Im Rahmen des EU-Projekts »ENSI« (Europe-an Network: Consultants for Social Inclusion) hat sie nun einenFilm über die Probleme alleinerziehender Frauen initiiert: »Wirwollen AlleinerzieherInnen aus allen Gesellschaftsschichten zuWort kommen lassen. Ziel ist es, ihre Situation einer breiten Öf-fentlichkeit näher zu bringen und die politisch Verantwortlichenmit ihren Anliegen zu konfrontieren.« Gestaltet wird der Filmauch von einer Alleinerzieherin: Die vierfache Mutter ChristineAlthaler hat Film und Regie studiert. Der Film wird mit engli-schen Untertiteln versehen und erstmalig Ende November bei ei-ner Tagung in Salzburg präsentiert. Danach wird er bei Tagun-gen in den Partnerländern einem internationalen Publikum ge-zeigt. Auch ein privater Fernsehsender hat seine Ausstrahlung be-reits zugesagt. Natürlich kann der Film auch von Alleinerzieher-Innenorganisationen für ihre Anliegen benutzt werden.

EVA HIERZBERGER

Sozialpädagogin

ELEONORA MÜHLEGGER

Ehrenamtliche Friseurin

»Ein frischer Schnitthilft immer …«»Ich möchte benachteiligten Menschen das Gefühl geben, dasssie wertvoll sind, auch wenn sie ein Dasein am Rande der Ge-sellschaft führen. Ein frisch gewaschener Kopf und ein flotterSchnitt können helfen, das Selbstbewusstsein zu stärken«, sagtEleonora Mühlegger. In der »Teestube« Schwaz in Tirol schnei-det sie obdachlosen Menschen gratis die Haare.

Nora kennt die Schattenseiten des Lebens: Vor 24 Jahren er-krankte sie an Lupus erythematodes, einer Autoimmunerkran-kung. Wenn sie nicht gerade obdachlosen Menschen die Haareschneidet, sammelt sie Spielsachen für krebskranke Kinder undist »ganz nebenbei« auch noch Gründerin eines Vereins für Lu-pus-Betroffene. Josef, früher selbst obdachlos, streut der starkenFrau Rosen: »Menschen wir Nora tragen dazu bei, dass sich Ob-dachlose nicht ganz aufgeben. Ihnen verdanke ich mein persön-liches ›Come-back‹«, erklärt er.

ÖSTERREICH hilft ÖSTERARM.200.000 Frauen in Österreich leben in Armut. Mit Ihrer Spende finden Frauen einen Ausweg aus der Not. Schon ein paar Euro können viel bewirken. Zahlscheineam Postamt – PSK 7.700.004, bei Erste Bank und Sparkassen. www.caritas.at