WEGWORTE NACH DER KRAFT AUF DER SUCHE DER … · der eigenen Schwere folgen immer tiefer...

79
WEGWORTE WEGBILDER AUF DER SUCHE NACH DER KRAFT DER MÜTTERLICHKEIT VorWort 1. RückSicht 2. EinSicht 3. AufWachen 4. Wunden und Schmerz 5. Weg gehen 6. Wahr werden NachWort

Transcript of WEGWORTE NACH DER KRAFT AUF DER SUCHE DER … · der eigenen Schwere folgen immer tiefer...

WEGWORTE

WEGBILDER

AUF DER SUCHENACH DER KRAFT

DER MÜTTERLICHKEIT

VorWort

1. RückSicht

2. EinSicht

3. AufWachen

4. Wunden und Schmerz

5. Weg gehen

6. Wahr werden

NachWort

VorWort

unbeholfenes Suchennach den verschütteten Quellen

der Mütter

IrrWegeüberall

stolpernd tastest du dichdurch die Dunkelheit deiner Seele

die den Weg birgt

manchmal beweinst dudeine Einsamkeit voll Trauer

manchmal schreit alles in dirvor heiligem Zorn

spüredie WiederGeburt des Lichtes

als verletzliche Ahnunghinter deinen geschlossenen Lidern

(aus den WahrWorten mütterlicher Kraft)

2

1. RÜCK-SICHTEN

verlassene SchneckenHäusersammeln

war eine Leidenschaftmeiner Kindheit

bis heutebezaubert mich

die VollKommenheitihrer wachsenden Windung

ein Zeichenvon GeBorgenheit

und Schutz

so neige ich michzu jedem SchneckenHaus

trage es bei mirals Hoffnung auf ein ZuHausdas verlassen werden kann

ohne Bitterkeit

3

die WürdeLebendigkeitund Wärme

meiner GroßMutternährte in mirdie Ahnung

uralter FrauenKraft

gern wäre ich ihre Tochter gewesenwar sie doch die Einzige

bei der ich mich geborgen fühlteund frei

als ich sahdass sie gehen wolltehabe ich sie verlassen

ohne AbSchied

- den tiefen Schmerzihres VerLustes

zu meiden

4

gutgläubig und arglostrotz schmerzhaften Mangelsan Liebe und GeBorgenheit

betäubt von Oberflächlichkeit und GeSchwätzzerschlagen von roher GeWalt

zwang ich mich Rüstung anzulegenda meine Haut bloß lag

und ich bluteteaus vielen Wunden

schwerfällig suchte ich Schutzfand meine Einsamkeit

harrte lange in meinem UnGlück

denn mein Herz war er-zogenzur Härte gegen mich selbst

ungelenk begann ich irgendwannmeiner SehnSucht zu folgen

zäh und eigensinnig

ganz allmählich nahm der Schmerz abvernarbten die Wunden

wagte ich Rüstung abzulegenbereit mich selbst zu schützen

in all meiner Verletzlichkeit

- um endlich berührbar zu sein

5

Mutter

ich bindie Mutterdie ich bingeworden

ohne Tochter sein zu dürfen

wie alsosollte ich vertrauen

dass in mirMütterlichkeit lebt

ich weiß jetzt:

ichbin nicht

die Schlechtestevon allen

6

mit jeder EntTäuschungdie ich ablege

spüre ich den Schmerz meiner Schulternim BeWusstSein der aufgezwungenen Lasten

des zurückliegenden Weges

jedes AufRichten meiner WirbelSäulemahnt voll Zorn das GeBeugtWerden durch GeWalt

jeden VerRatden ich dornengleich aus meinem Herzen entfernespüre ich noch einmal als Schmerz in den Wunden

die das fließende Blutreinigt und heilt

jedes Bröckeln der einengenden Mauernverstärkt den Drangauch die letzte Hülle

von meiner Haut zu reißendass Luft an die Wunden kommtund mir ein neues Fell wächst

mit jedem Heben des Kopfesmit jedem standhaltenden Blick

werden die alten Er-Niedrigungen wachund meine UnSicherheit

nach Trotz und Wutnun endlich auch Würde und Stolz

meiner Seele sind die Flügel wieder gewachsen

7

gehäutetbinich

meine Fühlermeldenjede

unaufrichtige AnNäherung

und ich ziehe mich zurück

in den Schutzmeiner innersten Höhle

unterbrechemeinen

langsamenWeg

keine GeDuld mehrin mir

für unsichere UnAufRichtigkeit

keine GeDuld mehrdie fühlende Lebendigkeit

des AugenBlicksin den Rachen

der Angstzu werfen

der kleinlichen Furchtvor jeder wahrhaftigen BeGegnung

8

hart und kantigfühle ich mich

wenn ich die Restemildernder UnAufRichtigkeit

ablege

meine Knochen zeigeim Fleisch

das nie so weichnie so verletzlich war

meine Seelenackt

doch endlich ohne Schamund Schuld

die sich nun abwendenund gehen

sind einfach noch

zu gutgeschminkt

9

ich will nichtdass du von mir verlangst

ich solle geduldig seinmit deiner Angst vor dem Leben

ich verweigere michder Bitte um Schonungdie ich auch mir selbst

nicht mehr gewähren kann

zu lange schon gesäumtzu lange gewartetauf irgendetwas

auf irgendeine BeGegnungdie doch nicht zustande kam

wenn das verglimmende Feuerder Gemeinsamkeit

die Kraft meiner Seele frisst...

wie sollte ich da noch geduldig sein

wennfast

keine MenschenSeelemehr nah bleibt

greiftdie Einsamkeitmit Bitterkeit

und Kältenach der letzten Glut

meiner Seele

die unbeirrbar Wege sucht aus der Sinnlosigkeit

die noch immerHerzBeRührung sehnt

lebendige Wärmedie gemeinsam genährt wird

10

wieder gefühlt:in jedem AbSchied

ist ein Beginn enthalten

nichts Lebendiges geht verloren

und UnGeLebtes

kann nicht gehalten werden

wieder gespürtwie nahe

Schmerz und Lustbeieinander liegen

wieder geahnt:

in mir ist Hoffnungwenn ich wageohne VorBeHalt

zu leben

ich habe den Winter im Blut

bin träge und faul

knurrewenn ich meine warme und ruhige Höhle

verlassen soll

weil ich noch immer dort lebewo das GeSchenk des Winters missachtetdie RückZug und EinKehr gebietende Kälte

gescholtenund die tiefe Kraft der Dunkelheit

beklagt wird

auch ich habe verlerntmich den reinigenden WinterStürmen

entgegen zu stellenmich an sie zu lehnen

mir den Rücken kraulen zu lassen

undBitterkeit

nagt mit spitzen Zähneneinen Weg

aus der er-stickenden Bequemlichkeit

ich die den Winter nie mochte

ziehe zur Mutter des Nordensden Winter in mir zu entdecken

11

irgendwoin mir

sitzt noch manchmalein kleines Mädchen

das hofftalles möge irgendwann

irgendwieeinfach nur gut werden

weil es Angst hatvor LeidSchmerz

KälteEinsamkeit

vor dem VerlorenSein

will nur LiebeSchutz

GeBorgenheittraut sich nicht mehr

behutsamsuche ich dann wirksamen Trost

ich sage:nichts bleibtalles fließt

lebe bevor du stirbst

undvergiss nicht zu wünschen

vergiss nicht zu dankendem UnVorHerSehbaren

12

ich konnte mich sehen:

im offenen Landvoll wärmender Sonne

stapfte ich knietief im Schneemit kindlicher Freude

spielerischer ÜberMutzog mich

in die unberührte Weite

ich spürteich war nicht allein

überraschtentdeckte ich drei Frischlinge

die meinen träumenden Weg berührten

nur kurz war mein Staunen

unmittelbar folgte das Wissen um die WildSau

die kommen würde

und die Angst

sie würde mich niederwerfenzum Schutz ihrer Kinder

ich suchte einen AusWeg

Rettung

vermochte mich nicht von der Stelle zu rühren

lief endlichwahllos

ihr entgegen

spürte ihr Ungestüm

ihre Kraftin meinem Bauch.

als wir uns ganz nah warenverletzte

mich nichts

13

2. EIN-SICHTEN verordnete Sattheit

hat uns des Hungers beraubtund des Durstes

nurkeine

GrenzBeRührungen

in der Mittelebt es sich

sicherer

am Randist der Wind

schärfer

ruft dichoder

vertreibt dich

besserHunger und Durst

nie wiederentbehren

14

jedekann wieder heil werden

wenn wir miteinanderGemeinSchaft leben

dann wird der Schmerz

aufhören

unddie Einsamkeit

enden

im ZwischenRaumin der ZwischenZeit

wächst

in uns

die heilende Kraft der Liebe

15

alles Leid lässt sich wandeln

es verlangtdie Wehrhaftigkeit

und den Mutfremde GeBote

zu brechen

lauthalsKlage zu führen

mit Tränen in den Augenund

Zorn in der Kehle

es gibt nichtszu verlieren

nur die eigene Schwächeund Furcht

wagedie eigene Wahrheit zu leben

16

jede BeGegnungdie meinen Weg

berührte

urinnerte michan die NotWendigkeitzu mir selbst zu gehen

bei mir zu bleibenwie immer es sich auch anfühlen mag

nichts war verzichtbar

undim Härtesten

wurzeltmeine Weichheit

17

spüredein innerstes BeDürfnis

genaubevor du AnGeBote

prüfst

übe dich dabeiin SorgFaltund GeDuld

vertraueimmer

deiner eigenen WahrNehmung

vielesist entbehrlich

wenn du genau fühlst

widersteheden VerSuchungender leichteren Wege

bleib bei dirum jeden Preis

18

sich fühlenwie ein mutterloses Kinddas die nährende Süße

nie gekannt

den Hungermit Brotgestillt

wenn dues lange genug

kaustahnt dein Gaumendie entbehrte Süße

weckst dudeine SehnSucht

führt sie dichzum innersten Wissen

um die ursprüngliche Quelleheiliger Nahrung

19

endlicheine fühlende Stimme

die es wagtum den VerLust

des Lebenszu klagen

inbrünstigund

ohne Scham

diedie schrecklichen VerLuste

betrauertohne die GeWissheit

des Trostes

nur wissenddass Sterbendes Raum gibt

dem EntStehendenin der Mitteder Nacht

20

SchweigenMutter aller Worte

gebärend und verschlingendmit allen GeSichtern

des Seins

Tochter der RuheSchwester der Stille

vor dem Sturmund nach dem Sturm

undimmerund

immer wieder

an - und abschwellendwie die Mondinin den Höhlen

der Frauen

21

müdefaul

träge

heutekeine

Wunder

ichfließenurzäh

willnur

Ruhe

keineAnRegung

nurmeinLeiblebtleise

meineSeeledöst

Schlummer

schwer werdenin sich selbst einsinken

eintauchenin die ZwischenRäume

mühelostreiben

mit dem StrandGutdes noch UnGeTräumten

absichtsloszeitlos

wunschlos

der eigenen Schwerefolgen

immer tiefer

gelegentlichnach oben gespült werden

undwieder sinken

nurganz

allmählichsehr langsamauftauchen

zögerndzurückkehren

22

fruchtbare Leerewirbelt

in meinemBauch

diealle Kräfte

bindet

nichtssoll

nach außendringen

Müdigkeitlegt sich

als schützender Schleierüberjede

meiner spärlichen BeWegungen

nochist nichtsspruchreif

23

wie ein glimmendes Feueraus UrKräften genährt

ist die SehnSucht in mirzu schweigen

im dichter gesponnenen Netzmeiner Ahnungenentsteht das Bild

einer Stilledie Raum gibt

dem ursprünglichen Klangdem berührenden Wortdem innigen GeSang

dem wilden Tanz

beschwörenddie Kraft und die Weisheit

der Mütter

24

3. AUF-WACHEN

25

jahrhundertelangscham-haftgefangen

in den GeBoten der Väter

ent-mündigtvon Herren

leiseund kraftvoll

drängt SchamLosigkeitin die Kerker

bis sie bersten

und die uralte Lust der Frauen

hervorbricht

zu reinigenund

zu heilendie Wunden der Erde

26

fassungslose Bitterkeit in mirals ich wahr-nahm

die Spuren der Mütter wurden verwischtZeugnisse vernichtetUrInnerungen getilgt

mit grenzenloser GeWaltuns in die Irre zu führen

misshandeltvergewaltigt

verbrannt

bis zur SelbstVerLeugnungSelbstAufGabe

BeSinnungslosigkeit

bis wir willenlos wurden und brauchbarbei der VerGeWaltigung von Mutter Erde

und ich verstand die dumpfe Wut meiner Blindheit

begriff ihre RechtMäßigkeitbegann mich zu wehren in hellem Zorn

verbrauchte meine Kraft im Kampf gegen HerrSchaft

wurde müde und mutlos

zog mich zurück

als es stiller wurdehörte ich die Stimme meiner SehnSucht

stärkte meine Wurzeln

suchte lebendige Nahrungfür das BeGehren meiner Seele

verließ all die Schlachtfelderauf denen ich mein Leben

fast verloren hätte

verließ die Stätten des Sterbenszu suchen die Quellen des Lebens

auf unvorstellbaren Pfaden verstand ichdass die Zeichen nicht verloren waren

sah den SilberStreif am Horizont

27

brennende Wuttobt in meinem Bauch

frisst sich ins Hirnwill den Schädel sprengen

alles niederreißenwas einengt

keine BeGrenzungen mehr duldenfremden GeBoten widerstehen

schreienbrüllen

bis die Kehle heiser wirdmich so ver-rückt zeigen

wie ich bininfolge der GeWalt seit JahrTausenden

infolge des VerSchweigensder EntWürdigung

des Leidesdes Duldens

der lebenszerstörenden Dummheitdie jeden MitGeFühls

und jeder VorAusSicht entbehrtjeder echten Leidenschaft

und LebensFreudedie den Schein mehr schätzt

als das innerste Heiligtum der freien Seeleals die tiefe Weisheit der Erde

als den vielfältigen GeSang des Alls

28

die alten Weiberwaren schon tot

oder fern

ich kannte ihre Warnungen nicht

nichtswar zu hören

nur Lärm

ich kannte nichtihre EntSchlossenheit

jede Grenze zu berühren

nur Hast ringsumund laue GleichGültigkeit

ich kannte nichtihre Wildheit

die auch das Sterben verlangte

alles war zerstückeltauch in mir

bis ich dem Schmerz nicht mehr widerstandund mich zusammenfügte

29

noch einmalkehrt sie zurückdie wilde Frau

aus der nachtschwarzen Tiefeunserer uralten Seele

bringt noch einmaldas wärmende Feuer

auf das wir fühlend sehen können

um endlich umzukehren

uns zu besinnen auf das MenschenMöglichedie Zauber

für die wir verantwortlich sind im All

ein letztes Malsind wir gerufen

um AntWort zu geben

verweigern wir sievernichten wir

mehr als nur uns

30

wohlgehütetdoch unverborgen

ruhtdas GeHeimnis

des Lebensin jeder Höhlemeines Leibes

unabhängig vom ZeitMaßdes ihr eigenen Wandels

nur zu ahnenim heiligen Netz

der WahrNehmungenaller Sinne

in das eine sich einspinnen musswill sie die Wahrheit

des Lebens und des Sterbensteilen

31

dieserzuweilen schmerzliche

Mangelan SelbstVerTrauen

nährtZweifel

selbst dortwo meine Füße

den Weg begrüßenund tanzen

tief in mirbrennt der uralte Wunsch

nach bedingungslosem GeBorgenSeinim Schoß

der Ewigen Mutter

dort sein dürfenbis ich von selbst gehe

um mich zu finden

endlich heimzukehrenzu mir

auf verschlungenen Wegen

32

Hexen*leben

oft alleinaus eigener EntScheidung

zurückgezogenzu finden

den nötigen Raumin der Zeit

sehneneine Gemeinschaft

von Freienim lebendigen Wandel

nur dem innersten Werdenund VerGehen

verpflichtet

wartenbeharrlichund zäh

(*Hexe von ägyptisch ‚heq’ = ‚weise Frau’)

33

meiner SehnSuchtnach der Mondin

und ihrem ZeitMaßin meinem Blutwachsen Flügel

dem EinHornbin ich

Schwestergeworden

nunbin ich bereitder Drachin

zu begegnen

undmir

in ihr

34

MondMutter der GeZeiten

dein SilberLichtgibt uralte AntWort

MondHütende des Blutes

der Frauenderen Schmerz

die SehnSucht urinnert

MondZaubernde der LebensKraft

in den Nächten dererdie sich noch wagenmit Leib und Seele

zu träumen

35

4. WUNDEN UND SCHMERZ

SchmerzschlägtKrallen

in jede Zelle

ichbeiße

die Zähne aufeinanderganz fest

fürchtendden Schrei

der an der Taubheitzerschellen

müsste

hilflose Wuttobt

wühlteinen Weg

für den Schrei

36

schwarze Bildermalen

für die verzweifelte SprachLosigkeitverwundeter Herzen

die noch nicht heil werden könnendurch die Wunden der Erde

doch besserbrennender Schmerzals bedeckt zu sein

von taubem NarbenGeFlecht

die Leprahat die Herzender Menschen

befallen

wohl denendie den Schmerz

noch fühlen

37

unberührtstreuen sie Salzin die Wunden

die sie geschlagen habenohne davon auch nur Kenntnis zu nehmen

der brennende Schmerzzwingt mich zur NotWehr

mich zu rettenbevor sie mich aussaugen

und wegwerfen

sich das lächelnde Maul wischendas von Blut trieft

undsie wissenvon nichts

38

schreien

aus voller Kehle

alles herausschreien

aus vollem Hals

bis der Druckim Bauchnachlässt

die Wutihre Glut verliert

und der Zorn verraucht

was bleibtist der bittere NachGeSchmack

der NotWendigkeitdieses AusBruchs

unddas Ende

einer Täuschung

39

ich weiß es

wennich mich

diesem Klangganz öffne

wird nichts mehrso sein

wie bisher

und ich werde

mein VerRücktSeinleben müssen

mit ganzer Seelemit ganzem Leib

mit aller Kraft

ohne jede Schonung

bis an den Rand gehen

den Schreifreigeben

ich habeAngst und Schmerz

gesehenin deinen Augen

auch in mirwar die Trauer um den VerLust

einer verbindenden Hoffnung

doch ich weißjedegeht

nur so weitsie sich traut

so weitsie sich wagt

und manchmal

bleibt eine gefangenin sich

40

undwiederdringt

aus dem UrGrundmeiner Seele

das vertraute KlageLiedvom UnGeBorgenSein

vom FremdFühlen

das immer wiederkehrtlauter wird

deutlicher klagtund trauert

bis es aus mir herauszu schreien beginnt

schon langwarte ich

auf diesen Schreider meinen GeSang

befreit

41

verzagenicht

noch nicht

gehenoch einmal los

auch wenndie Angst

vor der VerGeblichkeitdich müde werden lässt

gib nicht auf

noch nicht

beginnenoch einmal

zu leben

mit allem Ernstund

mit aller Lust

undsei es

im Staubder Erde

in deinem Innerstenbist du

der Gabe des Lebensverpflichtet

entstandenaus Blut

Lustund Schmerz

der Großen Mutter

halte dem Schmerz standund lerne

die Wandlungaus dem unaufhörlichen Quell

deines Blutes

die Klagesteht dir zu

verwirfst du dich aberehe du den letzten

dir möglichen Schrittgegangen bist

schlägst auch duWunden

in Mutter Erde

42

besinne dichmit all deiner Kraftwenn der Schmerzdein Herz zerreißt

sieh die Wundeund reinige sie

mit der heilenden Kraftdeiner Tränen

fürchte nicht die Schwächebleib dennoch

trotz allembei dir

verlasse dich nicht selbstschlage nicht Wunden

ins Fleisch

wage zu fühlenwage zu sehnen

lass dich nicht daran hindernvom Zweifel

der VerGeblichkeit schreit

höre nach innenden leisen GeSangdas tröstende Lied

urinnere die Liebedie Sanftheitdie Hoffnung

und behüte sie in dir

43

allmählichspüre ich

die Kraft und Weisheitder uralten Mütter

in meinem Leib

in meinem BeGreifenverbinden sich

Trauer und Schmerzmit

Freude und Lust

undich

beginnezu ahnen

dass VerZweiflungendlich

ist

44

es gibtkein Er-Barmen

wirksame Heilungkommt nur von innen

Wunderentstehen nur

im hingebungsvollen Heilenindem du auch den Schmerz

teilst

warteauf nichts

folge vorbehaltlosdeiner Seele

und liebe dich

warte nichtauf Hilfe von außen

sie entsteht in dirwenn du

dich liebst

45

nichtsvermag

dichzu zerstören

allesist

schonüberlebt

trau dichnoch einmalzu glauben

nichts kann dich tötennur der VerLustdeiner Hoffnung

nähre alsomit aller Kraftdeine Seele

nichts kann dir dann geschehen

46

wie ein Blitzschlägt der Schmerzin dein träges Fließen

begehrtdie FreiGabe

deiner ungenutzten Kraft

verlangtdass deine Haut

bloß liegt

will dichvöllig

ungeschützt

fordertvon dir

die Wunden zu heilen

47

wennwieder einmal

allesaus den Fugen gerät

und dudein inneres GleichGeWicht

verlierst

vergeht nurwas schon verloren war

damit Raum entstehtfür das

was kommen will

vergiss nichtin der Trauer

um das VerGehendedas EntStehende

willkommenzu heißen

manchmalwird es eng

in mirund

Schmerzurinnert

die Wundendie ich fürchte wahrzunehmen

ich weißniemand

kann sie für mich heilen

langsamwende

ichmichihnenwieder

zu

48

angesichtsder Wunden und Trümmer

bleibt dir nurdie heiligen Orte

zu urinnernund aus der Kraft

deiner Träumeneu zu gestalten

im ZeitRaum

das FremdSeinverlangt

dir den GrenzGang ab

vollkommene HinGabe

dir bleibt nurdich selbst zu führen

selbst einzuweihenmit der Weisheitdeines Herzens

49

wenndas Sterben

als ungewollte MöglichkeitGeStalt gewinnt

unddas EntSetzendie Endlichkeitallen Lebens

nahe werden lässt

stecken wir den Kopfin den Sandungläubig

auf Wunder hoffend

oder

stürzenin die kostbare Wirklichkeit

des AugenBlicks

die Wundereigenmächtig

zu wirken

aufgelöstund

aufgewühltzugleich

allemein Endebereiten

undalles

aufs Neue beginnen

Zeit der Häutungdes Schwindens von Sicherheit

des Wachsens von Hoffnung

tiefstes EinVerStändnismit der ZwischenZeit

des Wandels

nichts mehr zurückhalten wollenes nicht mehr können

endlich mir selbst vertrauenmit ganzem Herzen

50

WandlungsZeit

AufBruchund VerLassen

nach eigenem Willen

das GeFühlnot-wendiger Häutung

das kein VerHarren mehr duldet

das Ende der GeDuldan diesem Ortin dieser Zeit

mit mir

ein WachWerdenin mir

das ich nur ahnen kann

die HerAusForderungzu wachsen

ins UnBeKanntemit Schmerz und Lust

die Zeit des ÜberGangsvom Sterben zum Leben

51

5. WEG GEHEN

du bist

enterbt wordenvon der GeWöhnlichkeit

des UnRechts

du weißtnichts

wirst du hinterlassen

außer einer Spurdie nur gesehen werden kann

mit den Augen der Liebe

dochfürchte dich nicht

Liebeheilt

jegliche Einsamkeit

52

nur immer schön brav seinklein und bescheiden

verständnisvoll und nett

damitnur keine

die gähnende Leere ahntdie MutLosigkeit

und die Schwäche

nur immer den richtigen Tondas passende Wort

zur rechten Zeit findendamit alles stimmt

was ja doch nicht zusammen passtund

nur gehalten wirddurch AnPassung

nur keine eigene Regungnur keinen eigenen Traum

nur keinen AnSpruchnur keinen Raum verlangen

für Leben…

es könnte gewährt werden

53

ich kann keinen Sinnmehr finden

in demwas mann

hier Leben nennt

michkann ich hier

nicht mehr fühlenohne zugleich

den brennenden Schmerzzu spüren

dieser ÜberLebensLüge

die VerGeblichkeitalles GeSagten

versiegeltden drängenden Fluss

meiner Klagedie mich nun

wegtreibt

die Ahnungin mir

ist leibhaftig gewordeneindeutiges GeFühl

GehenWegGehen

was immerauch kommen mag

ist stimmigerund

sinnvollerals zu bleiben

mit Staunenund Dankbarkeit

spüre ichdie Kraft meiner Seele

54

verlassealles

was dich unglücklichund unfrei

werden lässt

auchwenn es sicherer scheint

zu bleiben

wageden aufrechten Gangim eigenen ZeitMaß

wilde Tieresterben

im GeHege

dieauf ihr eingeborenes Wissen

verzichtenüberleben

durch SelbstAufGabe

55

mit BeFremdendas eigene EntFerntSein ahnen

das uralte FremdFühlenauf’s Neue spüren

im FernWeh

verstehenwie brüchig

VerBindungen sindwenn HerzBeRührung fehlt

den Bruchnicht mehr fürchten

auf BeFangenheit verzichten

sich dem AnSturmder Träumehingeben

Zeitnicht mehr messen

sondernfließen lassen

56

da ich weißdass ich weggehen mussum meiner Seele willen

beginne ichzu fürchten

dass mich das Sterbeneinholen könnte

an dem Ortden ich im Innersten

schon verlassen habe

wenndichkeine

Stimmeruft

keine Seeleverlangt

wirddein FremdSein

offenbar

findest duden Weg

unterdeinen Füßen

57

wiekann ich

Raum findenin der Zeit

wennetwas

tief in mirunbeirrt mahnt

keine Zeit zu verlieren

undviertelherzige Vernünftigkeitnichts mehr beschwichtigt

UnGeDuldan den Seilen zerrt

in die ich mich noch gebunden habe

ohne Sicherheitwarte ich

auf das Kommende

58

istdie Seele

wach

wirddas Warten

schwer

undUnGeDuld

lässtAllTäglichesschal werden

angesichtsder SehnSucht

endlichaufzubrechen

raschwerde ich

fremd

meine Sinnenehmen

AbSchied

folgendem Herz

das schon auf dem Weg istnach Haus

59

unvermitteltganz überraschend

kurz vordem AbSprung

noch einmalstehen bleiben

Atem holen und

innehalten

das VerSäumte noch tundas die Seele braucht

um frei zu gehenohne Schuld

im WegGehenwird der Blick

schärfer

das EntFernenlässt

ZusammenHängesichtbar werden

undSchmerz

bricht hervorder nur verdrängt war

aus Angstvor EntTäuschung

Zornbrennt

schwärende Wunden aus

60

nicht mehrbrav mitspielen

sondernaus der Rolle fallen

mit Lustaus der Reihe tanzen

sich wonnevoll häutenwenn das Fell juckt

undAltes zurücklassen

im eigenen Saft schmoren

undhingebungsvoll

NabelSchau halten

61

esbleibtnur

tastendzu suchen

IrrWegezu wagen

undauch

Verletzungen

den ZwischenRaumzu durchqueren

in der ZwischenZeit

ganz gemächlichwächst

aus der GeWohnheitder VerLusteGeLassenheit

die dich des Zitternsenthebt

jeder GrenzGangmindert

die Furchtim GrenzLand

das du nun ruhiger betrittstim Wissen

um die UnAusWeichlichkeit

jeder Schrittden du gehst

wirdin der Tiefe

deiner Seelegeboren

und genährt

bis deine Kraftreicht

für die BeWegungdeines Fußes

62

ich beginnezu ahnen

jeder Schrittauf dem gewundenen Weg

entfernt michvom AnKommen

dass das BeWusstSeinder wachsenden Schwingungen

immer tiefer wird

dass es immer mehr werdenmit denen wahrhaftiger AusTausch geschieht

überraschendnah und eng

die VerBundenheitvon Hartem und Weichem

von Leere und Füllevon Licht und Dunkel

in mir

63

in der Fremdewird es offenbardie dort lebenwurzeln fest

dich treibtdie SehnSuchtdie wohl weiß

das fremde Landtaugt zur Suche

nicht zum AnKommen

Heimatfindest du

nur im Innerstenwenn du

immer aufs Neueablegst

was fremd ist

ungewisswasdannbleibt

im GrenzLandleben

ist mir so vertrautdass ich mich dort

als Fremdesofort

angekommen fühltezu Haus

ein GeFühlgerufen zu sein

von innen und außen

unten und oben

gestern und morgen

die SehnSuchtheim zu kommen

schlägtWurzeln

im steinig vertrauten Grundvon Mutter Erde

64

ich weiß nichtwohin

mich mein Wegführen wird

ich staunebei jedem Schritt

wie ein Kinddas im Spielsich selbstentdeckt

unddie eigene Sicherheitim VerBundenSein

mit allem Lebendigenwiederfindet

65

aus der GeBorgenheitdes UrSprungs

durch die Himmelfallen

undder Schwerkraft

folgen

irgendwannaufschlagen

mehr oder minder hart- je nach dem

dann wieder der SchwerKraft folgenund einem Weg

ein Rinnsal werdendas irgendwo versickert

odereinmündet

in einen Bacheinen See

einen Flussein Meer

undirgendwann zurückkehrt

in die GeBorgenheit des UrSprungs

um wieder durch alle Himmel zu fallen

66

6. WAHR WERDEN

nichtmehr

zerteiltwill ich leben

das innere Feuerlässt schmerzlich GeTrenntes

endlich verschmelzen

so dass ich eins werdemit mir

zu gebenmeine eigene Art

für die WiederGeBurtlebendigen Sterbens

67

unaufhaltsamwar sie in mein BeWusstSein gedrungen

diese GeWissheit:

der Boden auf dem ich noch stehewird nicht mehr lange tragen

was ich für sicheren Grund gehaltenschwindet unmerklich

vor meinem inneren Augedas Bild einer Höhle

auf deren Wölbung ich stehewissend mit jeder Faser

ich muss auf ihren Grund

ahnende ZuStimmungmit Schrecken gepaart

dann wird sich also wieder alles ändernund ich muss in das Unterste hinein

fallenstürzenfliegen

ohne jede VorStellungwie es sich anfühlen

wie lange es dauern wirdund ohne jede GeWähr

wie und woich ankommen werde

nur wissend:kein anderer Weg ist möglich

68

alle Eitelkeitenentfernen

aus sich selbst

dass sie nicht umschlingendie Hoffnung

sie in die Irre zu führen

leise Gefahrderen Gift

den Tod bringt

achtsam bleiben

unddiese Mühemit GeDuld

immer aufs Neuevollbringen

69

beharrlichist die EntTäuschung

dringt in alle Winkelstöbert

nach und nachjede noch so verborgene

Täuschungauf

allmählichwird’s leerer

wenigerverstellt den Blick

mein Selbstbeginnt sich zu gewöhnenan die befreiende Schwere

dieser Arbeit

ihren bittersüßen GeSchmackder lange haftet

undsich in die UrInnerung

unauslöschlich eingräbt

auf dasnichts

vergessen werde

ichwill

Raumin dieser Zeit

zu langeschon

gezögertfällt es mir schwer

meinen Schrittvom Hunger

nach wahrhaftigem Leben getriebenzu mäßigen

unddie Gaben

des AugenBlicksin liebevoller AufMerksamkeit

anzunehmen

undmeiner Dankbarkeit

lebendigen AusDruck geben

70

wiedereine Hoffnung

die sich als Täuschungenthüllt

die wie eine SternSchnuppein die verschlingende Dunkelheit

eintaucht

ohnedich

zu berühren

dochschon immer

ist die EntTäuschungdie dunkle Schwester

der SehnSucht

rastlosfördern

meine ZweifelGeWissheiten

aus den dunklen Kammernmeines Herzens

bringen sieins helle Licht

der Sonne

drehenund

wenden sie

zeigenmit spitzen Fingern

auf jede wunde Stelle

verwerfen alleswas nicht trägt

dringen vorbis zum Kern

warten auf die Frucht

71

hartnäckigund zäh

wurzelt MissTrauenim Grunde meines Herzens

wohlgenährtaus den Verletzungen

von AnBeginn

meine SehnSuchtnährt

die Saat des VerTrauens

undmeine Hoffnung und ZuVerSicht

rodenPfahlWurzeln

im HerzensGrund

bereiten den Boden...

72

welch ein Genussden StarrSinn

entbehren zu können

undsich dem schweren Fließen

allmählichen Werdensanzuvertrauen

ungewohntschön

wenn sich der Ortinnerster Sicherheit

durch die Wachsamkeitdes Zweifels

fruchtbarweitet

UnGeDuldliegt auf der Lauer

in mir

sprungbereit

angriffslustig

wirft mich aus dem GleichGeWicht

knurrtwenn ich ihr zu wehren suche

mich der GeDuld zu widmenihrer stillen Schwestermit dem längeren Atem

die warten kannvoller LangMut

voller GleichMut

beharrlichundsanft

zwischen ihnenübe ich mich

in GleichGeWicht

73

wenndie UnRuhe

durchs GeFlechtder Sonne

wirbelt

beschwöre ichdie ZuVerSichtaus allen Zellen

zu strömen

gelingt es

berühren sichmeine Angst

undmeine SehnSucht

als Schwesternfür die AusGeWogenheit

des Glücks

74

ziellosumherstreifen

ohnemich von der Stelle

zu bewegen

ungebetenalle EinDrücke

von außennur geduldet

durch GeDuldmit mir

hingegebeneinem Wartendas nicht weiß

worauf

einen Schnitt machenzwischen

mir und der Welt

mich zu öffnenden Himmeln

der Erde

die mein tastendes Suchengleichmütig aufnehmengleichgültig einschließen

manchmalsehnt

alles in mirnur

das einfachste Tun

müdemein Kopf

VerGeblichkeitumschlingt

meine Seele

will sie vom Schmerzder SehnSucht

entbinden

nocheinen Schritt

gehenzu mir

in die EigenMachtmeines aufrechten Gangs

75

immernachdrücklicher

verlangtmeine Seelenach Tiefe

sich zu erden

zu wurzeln

immerkürzer die Zeitendie ich bereit bin

im Seichtenzu verbringen

gegenläufigdie Suche

nach Weiteund

die zunehmende Strengein mir

vielleichtweil mehr Werdendes

mehr Klarheitverlangt

der Mutden du brauchst

für den nächsten Schritt

ist die überraschende Fruchtdes beharrlichen Wachsens

entlang den EinSchränkungendes Lebens

unddie Angst

not-wendiges Zeichenfür das WahrNehmen

des rechten AugenBlicks

76

wenn duaus Angst

vor EntTäuschungzu wünschen vermeidest

entbehrst duder VerWirklichung

aus eigener EntScheidung

wenn duaus Furcht vor VerLustBeGegnung verhinderst

verzichtest duauf lebensspendende Wärme

aus eigener EntScheidung

wenn duaufgibst

und nicht mehr zu träumen wagst

verschenkst dudie Möglichkeit zu leben

aus eigener EntScheidung

wenn dudich endlich entscheidest

zu wünschen aus vollem Herzen

zu träumen mit ganzem Sein

zu leben aus eigener Kraft

dann öffnet sich deine Seeleder unendlichen BeGegnung

77

da alles geboren wirdum nach eigenen Möglichkeitenunter zufälligen BeDingungen

ganz zu lebenund irgendwann zu sterbenund sich einzuschwingen

in den ewigen Tanz

da es die Freiheit der Wahlalso nicht gibt

und dir unwiderruflich gewiss wirddass Fülle nicht geschaffen werden kann

in der Zeitsondern nur im AugenBlick

enthalten ist

wenn du zu ahnen vermagstdass der letztendliche Sinn

jenseits allen Wissbaren wurzelt

dann kannst du beginnendie Schönheit deines UnVollKommenSeins

zu spüren und zu genießenals einzigartige Schwingung des Lebensals GeSchenk der Wandlung allen Seins

dann gestatte dir jetzt achtsam zu sein

bereichere jeden AugenBlickum VerGehendes und Kommendes

undvergiss nie zu träumen

78

NachWort

bewahredeine lebendige Kraft

sucheaufrichtigen AusTausch

damit das Fließengewährt wird

verweigere Gabenaus AnStand und Höflichkeit

gib nichtsaus UnSicherheit

- nur aus dem tiefen Wunschlebendigen Teilens

dankeder Erde

mit ganzem Sein

(aus den WahrWorten mütterlicher Kraft)

79