1.1 Beschreibung und Abgrenzung - SPV

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1.1 Beschreibung und Abgrenzung Die Schweizer Paraplegiker-Vereinigung mit der Abteilung Rollstuhlsport ist der Sportverband für alle Rollstuhlsportler in der Schweiz. Der Verband konzentriert sich auf alle Sportarten, die sitzend in einem Sportgerät aus- geführt werden. Das Sportgerät (Rollstuhl, Skibob usw.) ermöglicht die (Fort-)Bewegung des Sportlers, da durch Verletzung oder Krankheit der Sport nicht als Fussgänger ausgeführt werden kann. Im Verlauf der letzten Jahre wurden viele Ressourcen in die Entwicklung verschiedener Sportge- räte eingesetzt, um je nach Anforderung der Sportdisziplin ein optimales Gerät für dessen Ausführung zu haben. Die Entwicklung der Geräte ist so weit fortgeschritten, dass in verschiedenen Wettkampfreglementen Bestim- mungen und Regeln über die Konstruktion der Sportgeräte nötig wurden. Schweizer Paraplegiker-Vereinigung, Lehrmittel RSS, Rollstuhlsport 1 DEFINITION

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1.1 Beschreibung und Abgrenzung

Die Schweizer Paraplegiker-Vereinigung mit der Abteilung Rollstuhlsportist der Sportverband für alle Rollstuhlsportler in der Schweiz. Der Verbandkonzentriert sich auf alle Sportarten, die sitzend in einem Sportgerät aus-geführt werden. Das Sportgerät (Rollstuhl, Skibob usw.) ermöglicht die(Fort-)Bewegung des Sportlers, da durch Verletzung oder Krankheit derSport nicht als Fussgänger ausgeführt werden kann. Im Verlauf der letztenJahre wurden viele Ressourcen in die Entwicklung verschiedener Sportge-räte eingesetzt, um je nach Anforderung der Sportdisziplin ein optimalesGerät für dessen Ausführung zu haben. Die Entwicklung der Geräte ist soweit fortgeschritten, dass in verschiedenen Wettkampfreglementen Bestim-mungen und Regeln über die Konstruktion der Sportgeräte nötig wurden.

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2.1 Welche Ziele verfolgt der Rollstuhlsport (RSS)?

In allen Bereichen des RSS (Animation/Breitensport, Nachwuchs undLeistungssport) wird für alle Sportler jeglicher Leistungsstufen folgendeZielsetzungen verfolgt:

• Vermittlung von Freude und Spass an der Bewegung• Verbesserung der Lebensqualität durch Steigerung des Selbstvertrauens

und der Selbstständigkeit• Erreichen der optimalen Leistungsfähigkeit durch Unterstützung von

verschiedener Seite (Sportleiter, Trainer, Club, Verband)• Begegnungen im Sport mit Fussgängern (Integration)• Vorbeugung von Folgeerkrankungen durch regelmässiges Training• Verbesserung der Wahrnehmung des eigenen Körpers und dessen

Funktionen

2.2 Ressourcen-Massnahmen

Um diese Ziele zu erreichen, sind verschiedene Ressourcen nötig, die durchdie Schweizer Paraplegiker-Vereinigung (SPV) bereitgestellt werden.

■ Animation/Breitensport

Durch Beratung und Betreuung werden die Anstrengungen der Rollstuhl-clubs unterstützt. Der Austausch mit den Sportchefs der Clubs soll dieQualität in den Sport- und Trainingslektionen fördern. Dieser Kontakt istinstitutionalisiert und findet jährlich statt.

Auch die verbandseigene Ausbildung hat zum Ziel, die Qualität in der Ar-beit mit Rollstuhlsportlern zu optimieren. Die Leiter- und Trainerausbildungist in 4 Stufen unterteilt: Das Basismodul, die Sportleiterausbildung (in 3Modulen), die Zusatzausbildung und die Trainerausbildung (siehe Seite 16).Im Weiteren werden Kurse, freie Angebote und Events für die SPV-Mitglie-der organisiert und durchgeführt. Diese Veranstaltungen sollen möglichstviele Rollstuhlsportler erreichen und zum Sporttreiben animieren.

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Die Angebote reichen von Sommersportangeboten wie Golf, Kanu,Tauchen, Wasserski, Kart hin zu Wintersportmöglichkeiten wie Ski alpinund nordisch. Es werden auch immer wieder neue Sportarten in Form von Animationskursen aufgegriffen und weiterentwickelt.

■ Nachwuchs

Durch die Nachwuchsverantwortlichen werden junge Sporttalente betreutund gefördert. Es besteht ein Nachwuchskonzept, das von Swiss Olympicfinanziell unterstützt wird. Das Konzept unterscheidet zwei aufeinanderfolgende Projekte: Future Rolli und Para Talents. Insgesamt dauern diebeiden Nachwuchsprojekte acht Jahre und haben für einen Rollstuhl-sportler einen Paralympicsieg als erklärte Zielsetzung.

■ Leistungssport

Aufgabe dieses Fachbereiches ist die Koordination von Wettkämpfen füralle Kader- und Nationalteam-Mitglieder. Hier werden auch Verbindungenmit internationalen Rollstuhlsportverbänden und Sportfachverbändengepflegt. Für sämtliche Wettkämpfe werden Lizenzen benötigt, die vomRSS ausgestellt werden. Die notwendigen medizinischen Abklärungenwerden für die Sportler organisiert.Sportartspezifische Besonderheiten und Spitzen- und Breitensport-förderung werden in den Technischen Kommissionen (TK) an die Handgenommen.

2.3 Dienstleistungen von RollstuhlsportSchweiz (RSS)

• Ausbildung von Sportleitern und Trainern• Beratung von Rollstuhlclubs und -sportlern• Delegationen für internationale Titelwettkämpfe• Förderung des Rollstuhlsports auf allen Leistungsstufen• Leistungserfassung im Auftrag des Bundesamtes für

Sozialversicherung (BSV)• Ausstellung von Lizenzen• Organisation von Sportevents

(Titelwettkämpfe, Breitensportanlässe etc.)• Reglemente und Richtlinien für Technische Kommissionen

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3.1 Von der Paragruppe zu Rollstuhlsport Schweiz

Seit über 50 Jahren wird in der Schweiz Rollstuhlsport getrieben. Zu Be-ginn waren es nur vereinzelte Wettkämpfe, welche die Athleten bestrei-ten konnten, doch dies änderte sich von Jahr zu Jahr. Mit der Gründung der verschiedenen Rollstuhlclubs und vor allem nach der Gründung derSchweizer Paraplegiker-Vereinigung am 27. April 1980 waren dann auchmehrere Anlässe für die verschiedenen Sportarten in der Schweiz vorge-geben. Die Athleten nahmen an nationalen und internationalen Wett-kämpfen in der Schweiz wie auch im Ausland teil. Die erste Teilnahme anden Paralympics war im Jahr 1960 in Rom.

3.2 Entwicklung des Rollstuhlsports

■ 50er-Jahre

Die Pioniere des Rollstuhlsports in den 50er-Jahren kannten nur ihren Wagemut, ihren Willen, ihr Durchsetzungsvermögen und ihren Drang zumsportlichen Wettkampf, aber keine Hilfeleistung von privaten oder öffent-lichen Institutionen. Dank privater Bemühungen konnte 1956 erstmalseine Mannschaft an den International Stoke Mandeville Games (ISMG) inStoke Mandeville/GBR teilnehmen. Eine erste Basketballmannschaft ent-stand in Genf im Jahr 1958, und im selben Jahr wurde die Paragruppe derAssociation Suisse des Paralysés (ASPr) in Bern gegründet.

■ 60er-Jahre

Jahr für Jahr nahm eine Gruppe von Idealisten an den InternationalenWheelchair Games in Stoke Mandeville teil. Nur wer weiss, wie damals dieMannschaften in Baracken untergebracht waren, kann sich vorstellen, wiegross der Idealismus dieser Sportler und Betreuer sein musste. 1966 wurdeder erste Rollstuhlclub in Kriens gegründet. Für die Initianten war es klar,dass sie gemeinsam gezielt trainieren und an Wettkämpfen teilnehmenwollten. Ausser den ISMG gab es keine Wettkampfmöglichkeiten. Aus die-sem Grunde organisierte die noch sehr kleine und unerfahrene Gruppe einJahr später das 1. Nationale Rollstuhlsporttreffen in Kriens. Die Begeiste-rung und die Tatkraft prägten die Entwicklung des Rollstuhlsportes in derSchweiz. Die Gründung des zweiten Rollstuhlclubs wurde im Jahr 1969 inUster gefeiert.

■ 70er-Jahre

Die Sportkommission der Paragruppe wurde im Jahr 1970 gebildet. Im Verlaufe der Zeit konnte für jede Sportart eine Technische Kommission (TK) gebildet werden. Damit übernahmen die TKs Mitverantwortung und Mitsprache für den Sportbetrieb. Bis zu den 80er-Jahren kamen folgendeClubs dazu: RC Basel, RC Wetzikon, CFR Bienne, RC Bern, GP Ticino, RC St. Gallen.

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■ 80er-Jahre

Die 80er-Jahre brachten für den Rollstuhlsport einen gewaltigen Auf-schwung, bestimmt auch ausgelöst durch die Gründung der SchweizerParaplegiker-Vereinigung (SPV). Dank der SPV und der finanziellen Unter-stützung durch die Schweizer Paraplegiker-Stiftung konnten die sportli-chen Ziele verwirklicht werden. Die Sportkommission erstellte im Jahr1985 ein Konzept für die Leiterausbildung und führte die ersten Leiter-kurse durch. Neu wurde die Sportart Ski alpin offiziell in der SPV aufge-nommen und die TK Ski alpin gegründet. Im selben Jahr wurden dannauch die ersten Skikurse angeboten. Auf die TK Ski alpin folgte die TK Ten-nis. Diese Sportart entwickelte sich Anfang der 80er-Jahre von den USAaus rasant über die ganze Welt. Ende 1989 wurde das Swiss ParalympicCommittee (SPC) gegründet. Nach den Paralympics in Seoul wurde eineArbeitsgruppe gebildet, welche die Vorbereitungsarbeiten für die Para-lympics an die Hand nahm. Die Zentralvorstände der Schweizer Paraplegi-ker-Vereinigung und des Schweizer Verbands Behinderten-Sport (SVBS),aber auch der Schweizerische Landesverband für Sport (SLS) und dasNationale Komitee für Elitesport (NKES) unterstützten das Vorhaben.

■ 90er-Jahre

Im Sinne der «ganzheitlichen Rehabilitation» wurden bei der Einweihungdes Schweizer Paraplegiker-Zentrums in Nottwil auch Sportanlagen er-stellt (Grossraum-Sporthalle, Hallenbad, Bogenschiessanlage, Tischten-nisraum, Kraftraum, Sportplatz, Tennisplätze). Im Oktober 1991 führte dieSPV erstmals einen Kurs «Sport für und mit Tetras» durch. Ein Rugby-Teamaus England demonstrierte und instruierte Rollstuhl-Rugby. Die Tetraswaren von diesem Spiel begeistert. Eine neue Sportart war lanciert. Endeder 90er-Jahre wurde das ganze Ausbildungskonzept der neuen Zeit undden Bedürfnissen angepasst und mit der Swiss-Olympic-Ausbildunggekoppelt. Die ersten zweijährigen Ausbildungen zum Trainer RSS wurdendurchgeführt. Ein paar wilde Rollstuhlfahrer begannen mit Wasserski dieSeen der Schweiz zu «verunsichern». International hatten sie grosse Erfol-ge, kurz darauf konnte die neue Sportart Wasserski gefeiert werden. DieFachbereiche Wettkampfsport, Animation/Breitensport und Nachwuchswurden im Jahr 1999 gebildet.

■ 2000er-Jahre

Die Integration wurde vorangetrieben, der Rollstuhlsport konnte in ver-schiedenen Sportarten einen Zusammenarbeitsvertrag mit den Fussgän-gerverbänden abschliessen, was die Entwicklung dieser Sportarten unter-stützt.Der Fachbereich Nachwuchs wurde schrittweise ausgebaut, und ein erstesZiel des neuen Nachwuchsförderungsprojekts wurde definiert, junge Roll-stuhlathletinnen und -athleten sollten für Athen 2004 vorbereitet werden.Das «Future Rolli Athen 2004» war geboren.Im Jahr 2000 wurden in der Schweiz erste Workshops im Rollstuhlcurlingorganisiert, die Schweiz wurde zum Vorreiter der Curling-Bewegung. Die

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grossen Ziele konnten erreicht werden, erste Weltmeister der Curling-Geschichte und die Aufnahme des Curlingsports an den Paralympics.Die Zusammenarbeit mit Swiss Olympic konnte kontinuierlich verbessertund vorangetrieben werden, sei dies in Ausbildung, Dopingprävention,Nachwuchsförderung und finanzieller Unterstützung. Das Jahr 2004 hatteeine Premiere und eine grosse Ehre für den Rollstuhlsport bereit, dererfolgreiche Junior Marcel Hug wurde zum Newcomer des Jahres desSchweizer Sports gewählt.

3.3 Nationale und internationale Anlässe in der Schweiz

■ 60er-Jahre

Das 1. Nationale Rollstuhlsporttreffen in Kriens (1967) ist ein denkwürdi-ger Meilenstein. Die 32 Teilnehmer aus der ganzen Schweiz wurden in 4 Kategorien eingeteilt: Para Herren, Tetra Herren, Para Damen und TetraDamen. Die Freude und Begeisterung am gemeinsamen Wettkampfbetriebschlugen nach der Rangverkündigung und Preisverteilung in ein unver-gessliches Fest um. Nach diesem Erfolg entschied der RC Kriens, jedes Jahrein nationales Rollstuhlsporttreffen zu organisieren.

■ 70er-Jahre

Ein polysportives Rollstuhltreffen wurde vom RC Uster organisiert. Imselben Jahr fand in Genf ein nationales Basketballtreffen, verbunden mitLeichtathletik, Tischtennis und Bogenschiessen, statt. Weiter folgten natio-nale Rollstuhlsportreffen in Genf und Sitten. Kurz darauf organisierte derRC Kriens die 1. Schweizer Rollstuhlmeisterschaft. Die Veranstaltung ver-zeichnete einen grossen Erfolg, nicht nur bei den schon damals 100 Wett-kämpfern, sondern namentlich in der Bevölkerung und in den Medien. Fürdiese 1. SM wurde auch erstmals eine Punktewertungstabelle (PWT) ge-schaffen. Dank dieser Bewertung konnte die Zahl der Ranglistenkategorienund damit die Medaillensätze auf ein vernünftiges Mass reduziert werden.Dieses Prinzip wurde seither an allen SM und nationalen Sporttreffenangewendet und da und dort auch im Ausland übernommen. Die ersteBasketballmeisterschaft in Turnierform mit Hin- und Rückspielen fand imJahr 1974 statt. Das «Mémorial Michel Delley» wurde erstmals im Jahr1976 in Fribourg durchgeführt. Der RC Wetzikon organisierte im selbenJahr das IWAZ-Sporttreffen, welches einige Jahre ebenfalls regelmässigdurchgeführt wurde. Bevor das Internationale Basketballturnier nachGreifensee verlegt wurde, organisierte der RC Uster das Turnier in Uster. Im Jahr 1977 fanden in Basel ein grosses internationales Tischtennisturnierund in Lugano ein internationales Basketballturnier statt. Der RC Natersorganisierte ein nationales Sporttreffen.

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■ 80er-Jahre

Mit grossem Erfolg organisierte der RC Basel 1980 die Europameisterschaftim Tischtennis. Ein Jahr später führte der RC Wetzikon sein inzwischentraditionelles internationales Tischtennisturnier für Clubmannschaftendurch. Im Winter 1982 fanden die ersten Langlaufschlittenkurse statt, inKaltbrunn der 1. Interlinth-Marathon für Rollstuhlfahrer und in Greifenseedas 1. Internationale Turnier für Bogenschützen um den Löwencup. Wiederwurde eine neue Sportart – «Rollstuhl-Tauchen» – aufgenommen. Im Jahr1985 organisierte die SPV den 1. Internationalen Workshop «Wintersportfür Rollstuhlfahrer» in Engelberg. Diese sehr erfolgreiche Wintersport-woche war der internationale Start für den Wintersport der Rollstuhl-fahrer. 14 Nationen demonstrierten ihre Erfahrungen und ihre Sportgerätein den Sportarten Ski alpin, Ski nordisch, Eishockey und Ice-Spiking. Mitdem 1. Internationalen Rollstuhlmarathon «Rund um den Sempachersee»wurde von der SPV ein weiterer Meilenstein für den Rollstuhlsport gesetzt.Dank der attraktiven Strecke und der vorbildlichen Organisation stehtdieses Rennen, welches alle zwei Jahre in enger Zusammenarbeit mit demSkiclub Schenkon organisiert wird, bei den Athleten aus aller Welt sehrhoch im Kurs. Im Jahr 1986 fanden zwei weitere Anlässe erstmals statt:Der Grand Prix von Bulle und das Bahnmeeting von Zürich-Affoltern.Wiederum wurde ein 2. Internationaler Workshop «Wintersport für Roll-stuhlfahrer» von der SPV in Engelberg organisiert. Die Fortschritte in derEntwicklung der Sportgeräte, in der Technik und in der Methodik warenverblüffend. Ebenfalls fand im Jahr 1987 in Dotzigen die 1. SM im Roll-stuhltennis statt. Noch im selben Jahr trugen die Tennisspieler bereits einedezentralisierte Mannschaftsmeisterschaft durch. 1988 war es dann soweit, das 1. Swiss Open im Rollstuhltennis wurde in Genf vom SH Genèveunter dem Patronat der SPV organisiert. Bereits nach fünf Austragungenwurde das Swiss Open mit dem US Open in die höchste Turnierkategoriebefördert.

■ 90er-Jahre

Der Rollstuhlmarathon in Oensingen wird seit Anfang der 90er-Jahre vom RC Solothurn erfolgreich organisiert. Im Jahr 1995 trafen sich dieRugbyaner zur 1. Rollstuhlrugby-WM im Schweizer Paraplegiker-Zentrum(SPZ) in Nottwil. Dank hervorragender Organisation und attraktiver Spieleder acht besten Mannschaften der Welt wurde dieser Anlass zu einemgrossen Erfolg. Im Juni 1999 fand die Rollstuhlrugby-EM im SPZ Nottwilstatt. Die Schweiz selektionierte sich mit dem 4. Rang für die Paralympicsin Sydney. An den Basketball-B-Europameisterschaften in Nottwil konntesich die Nationalmannschaft für die A-Liga qualifizieren.

■ 2000er-Jahre

Die ersten Schweizer Nachwuchsmeisterschaften wurden im Jahr 2000 inNottwil organisiert, diese Meisterschaften bilden einen festen Bestandteilder Nachwuchsförderung im RSS. Im Jahr 2001 fand erstmals eine Roll-stuhlleichtathletik-EM in Nottwil statt, organisiert durch SPV/RSS und SPZ.

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Die Schweizer gewannen über 30 Medaillen. Der gesamte Wettkampfkonnte zum ersten Mal direkt über Internet verfolgt werden, ebenso wurdeder Grundstein für die Junioren-Europameisterschaften der Rollstuhl-leichtathletik gelegt. Die ersten Weltmeisterschaften im Rollstuhlcurlingfanden im Januar 2002 in Sursee/Nottwil statt. Zehn Länder aus der gan-zen Welt nahmen teil – die Schweiz wurde Weltmeister. Als der Schenkon-Marathon 2002 zum 9. Mal durchgeführt wurde, waren erstmals die Hand-biker mit einem Zeitfahren des European Handbikes Circuit (EHC) Cups andiesem Grossanlass der Rollstuhlleichtathletik dabei. Im gleichen Jahrwurden die ersten Nachwuchsmeisterschaften Ski alpin in Sörenbergorganisiert, klein, aber fein, so sollen die jungen Skifahrer für den Wett-kampfsport begeistert werden. 2004 fanden die Basketball-B-Europa-meisterschaften in Uster statt, die Schweiz stolperte am ersten Gegner und konnte doch mit dem 5. Rang souverän den Ligaerhalt sichern.

3.4 Von Rom bis Peking – Schweizer Rollstuhlsportler an den Paralympics

■ 60er-Jahre

Dank der legendären Weitsicht und Tatkraft von Sir Ludwig Guttmannkonnten Rollstuhlsportler 1960 an den ersten Paralympics in Rom teil-nehmen. Unter den 400 Teilnehmern eine erfolgreiche Gruppe mit Roll-stuhlsportlern aus der Schweiz. Auch an den 2. Paralympics in Tokio (1964)konnte eine kleine Schweizer Delegation teilnehmen. Die Zahl der Athle-ten an den Paralympics 1968 in Tel Aviv/ISR war um einiges höher. Unterden über 30 Schweizer Aktiven war eine grosse Zahl von jungen Sportlern.Für sie bedeutete Tel Aviv ein überwältigendes Erlebnis, und dank dieserBegeisterung leisteten sie einen wesentlichen Beitrag zur Weiterentwick-lung des Rollstuhlsportes in der Schweiz.

■ 70er-Jahre

Die nationalen Ausscheidungen für die Paralympics in Heidelberg/GERfanden in Genf statt. 1976 wurden die Spiele in Toronto/CAN ausgetragen.Dort machten erstmals nebst den Rollstuhlsportlern auch die Blinden,Amputierten und cerebral Gelähmten mit. Die Schweizer Delegation warsehr erfolgreich und wurde von der Schweizer Vereinigung der Sport-journalisten zur «Mannschaft des Jahres 1976» erkoren. Dies bedeuteteeinen grossen Schritt für die Anerkennung der Leistungen der behindertenSportler durch die Medien und die Öffentlichkeit.

■ 80er-Jahre

Dank der verbesserten Infrastruktur und der finanziellen Situation konntedie Schweizer Delegation vorbereitet und betreut an den Paralympics 1980in Arnhem/NED teilnehmen. Im Gegensatz zu Toronto 1976 waren dieseSpiele in allen Teilen hervorragend organisiert. Die sportlichen Erfolge derMannschaft waren dementsprechend. Arnhem zeigte, wie schnell sich der

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internationale Rollstuhlsport entwickelte, und liess auch erahnen, wiestark die Leistungssteigerung sich weiterentwickeln würde. In der Sport-kommission wurden diese Erkenntnisse in ein Qualifikations- und Selek-tionssystem umgesetzt, welches dem Athleten einerseits Leistungen ab-verlangt, die dem internationalen Vergleich standhalten können, und ihmandererseits einen langfristigen Aufbau ermöglicht. Die Paralympics 1984fanden in Stoke Mandeville statt, nicht wie vorgesehen in Illinois/USA. Die British Paraplegics Sports Society (BPSS) rettet die 7. Paralympics fürRollstuhlfahrer. Sie übernahm die Organisation nur 4 Monate vor demTermin.

Die Paralympics 1988 in Seoul/KOR waren ein erster Höhepunkt in der Ent-wicklung der Paralympics, sowohl aus nationaler als auch aus internatio-naler Sicht. Am grossen Erfolg des Schweizer Teams waren einmal mehrdie Rollstuhlsportler beteiligt. Wie nie vorher hatten die internationalenund nationalen Medien über die Paralympics berichtet. Im selben Jahrnahmen erstmals Monoskibob- sowie Langlaufschlittenfahrer an den Winterparalympics in Innsbruck/AUT teil.

■ 90er-Jahre

Für die Winterparalympics 1992 trafen sich die Schneesportathleten inTignes/FRA. Die Sommerparalympics fanden im Jahr 1992 in Barcelona/ESPstatt. 1992 wurden die Sommer- und Winterspiele zum letzten Mal imgleichen Jahr durchgeführt. Im Jahr 1994 konnten sich die Schneesportlerin Lillehammer/NOR messen. Die Sommerparalympics wurden im Jahr 1996mit Athleten aus allen internationalen Verbänden in Atlanta/USA ausge-tragen. 1998 folgten die Winterparalympics in Nagano/JPN.

■ 2000er-Jahre

Im Oktober 2000 fanden die Paralympics down under in Sydney/AUS statt.Die Spiele waren mustergültig organisiert. Die hervorragenden Leistungender Athletinnen und Athleten fanden sowohl in der Bevölkerung als auchin den Medien eine bisher nie erlebte Anerkennung und Beachtung. DieSchweiz konnte mit insgesamt 20 Medaillen brillieren. Zwei Jahre späterfanden die Winterparalympics in Salt Lake City/USA mit wiederum grossemErfolg statt. Die Leistungen, die in Athen im Jahr 2004 gemessen wurden,waren für die Schweiz sehr befriedigend. Die Nachwuchsathleten zeigtensehr gute Resultate, die meisten Medaillen (total 16) wurden von New-comern gewonnen. 80% der Medaillen wurden durch Rollstuhlsportlergewonnen, erstmals auch eine Bronzemedaille durch das Tennisdoppel derDamen.

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Weiterführende Literatur:Jahresprogramm der einzelnen RollstuhlclubsSPC-Broschüren der Paralympics

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Schweizer Paraplegiker-Vereinigung (SPV)Rollstuhlsport Schweiz (RSS)

4.1 Verbandsstruktur

4.2 Rollstuhlsportler im Verband

Ein Rollstuhlsportler ist als Mitglied eines Rollstuhlclubs gleichzeitig Mit-glied der Schweizer Paraplegiker-Vereinigung (SPV). Die Betreuung desSportlers erfolgt über den Rollstuhlclub, wo dieser Angebote des Clubsnützen kann. Wenn ein Sportler seinen Sport wettkampfmässig betreibenmöchte, bieten die einzelnen Technischen Kommissionen (TK) sportarten-spezifische Kurse an. Die TK betreut auch die Nationalteams der Sportar-ten. Sowohl die Rollstuhlclubs als auch die Technischen Kommissionenwerden durch die drei Fachbereiche Animation/Breitensport, Nachwuchsund Leistungssport des Rollstuhlsports betreut.

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4 SCHWEIZER PARAPLEGIKER-VERE IN IGUNG

27 Rollstuhlclubs Delegiertenversammlung ca. 4000 Aktivmitgliederca. 6000 Passivmitglieder

Zentralvorstand

Zentrale Dienste Direktor AussendienstDeutsche Schweiz

Französische SchweizItalienische Schweiz

Institut für Sozial-und Rechtsberatung

Rollstuhlsport Schweiz

Kultur und Freizeit

Institut fürBerufsfindung

Zentrum fürhindernisfreies Bauen

Rollstuhlsportler

Rollstuhlclubs Technische Kommissionen

Rollstuhlsport Schweiz

Leistungssport Nachwuchs Animation/Breitensport

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Die SPV unterhält zusätzlich Verbindungen zu verschiedenen internatio-nalen Verbänden sowie zur Swiss Olympic Association und zum Swiss Paralympic Committee (SPC). Durch diese beiden schweizerischen Dachver-bände ist die SPV indirekt mit dem Internationalen Olympischen Komitee(IOC) und mit dem Internationalen Paralympischen Komitee (IPC) verbunden.

4.3 Partnerorganisationen

Die Schweizer Paraplegiker-Vereinigung/Rollstuhlsport Schweiz undPlusport sind die beiden Stifter und Träger des Swiss Paralympic Commit-tee (SPC), das für die Beschickung der Paralympics, der Welt- und Europa-meisterschaften und der offiziellen Anlässe der internationalen Dachver-bände des International Paralympic Committee zuständig ist. Das SPCvertritt die beiden Sportverbände im Internationalen Paralympic Com-mittee.Als Sportverband ist die SPV/RSS auch Mitglied von Swiss Olympic, demDachverband aller Sportverbände der Schweiz. Swiss Olympic ist ihrerseitsMitglied des International Olympic Committee (IOC).Rollstuhlsport Schweiz unterhält weiter Verbindungen zu verschiedeneninternationalen rollstuhlsport- und behindertensportspezifischen Ver-bänden und Organisationen (IWTF, IWBF, IWRF, IWAS usw.), sowie Kontaktezu verschiedenen internationalen Fachverbänden (FIS, FIBA, ITF, IAAF usw.).

15 · Schweizer Paraplegiker-Vereinigung, Lehrmittel RSS, Rollstuhlsport

4 SCHWEIZER PARAPLEGIKER-VERE IN IGUNG

IWTF International Wheelchair Tennis Federation

IWBF International Wheelchair Basketball Federation

IWRF International Wheelchair Rugby Federation

IWAS International Wheelchair and Amputee Sports Federation

FIS Fédération Internationale de Ski

FIBA Fédération Internationale de Basketball

ITF International Tennis Federation

IAAFInternational Association of Athletics Federations

Schweizer Paraplegiker-Vereinigung

Rollstuhlsport Schweiz

Technische KommissionPlusport

Internationale Rollstuhlsport-Fachverbände Organisationen

Swiss Olympic Association

Swiss ParalympicCommittee

IOC IPC