11.12.2011_Zentralschweiz+am+Sonntag

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Sonntag, 11. Dezember 2011 / Nr. 50 Zentralschweiz am Sonntag 46 Lebensart Etwas Neues bringen und die Leute dafür begeistern: Das ist Können. Als ich an- gefangen hatte, hatte ich mehrere Mona- te lang Unterricht genommen. Einfach ein bisschen hinstehen und auflegen – das kam für mich absolut nicht in Frage. Schätzen das die Partygänger? La Croix: Naja, realistisch betrachtet, merken es viele vermutlich gar nicht. Da verstehe ich viele Partygänger ehrlich gesagt auch nicht ganz: Wir sind früher noch in den Ausgang gegangen, weil wir neue Musik entdecken und andere Sa- chen hören wollten, als wir es tagsüber und unter der Woche taten. Heute läuft ein halbes Jahr lang in den Clubs der gleiche Einheitssound, und die Leute finden das gut. Ist das frustrierend, wenn jemand ans DJ-Pult kommt und wieder den glei- chen alten Hit wünscht? La Croix: Ja, da frage ich mich manch- mal schon, warum ich mir all die Mühe mache und tagelang Shows anderer DJs durchhöre und nach Perlen suche, die ich aufnehmen könnte. Ich investiere immerhin vier bis fünf Stunden pro Wo- che in diese Suche. Aber so ist das nun mal. Aber ich hätte keine Freude mehr an meinem Beruf, wenn ich einfach die Top-50 runterladen und ableiern würde. Was ist das grösste Missverständnis, das es über DJs gibt? La Croix: Dass die Arbeit und das Leben einfach sind. Und dass DJs ständig Frauen «abschleppen». Die haben gar keine Zeit. (lacht) Ich jedenfalls bin nach der Vorbereitung, einem 3-Stunden-Set, nach Fotosmachen und Autogrammege- ben müde. Vor allem wenn ich weiss, welche Termine am nächsten Tag warten. Ein Klischee, das auch an Ihrem Beruf klebt, ist Drogen- oder übermässiger Alkoholkonsum. Nerven diese Vor- urteile, oder ist etwas dran? La Croix: Also mich nerven sie nicht, weil ich weiss, dass ich nichts damit zu tun habe. Aber natürlich ist man, wenn man in der Clubszene arbeitet, näher an diesen Dingen dran. Ich sage immer: Musik ist meine Droge. Da gehe ich ab. Ich lebe für meinen Sound. Ich kann auch locker mal eine oder zwei Stunden Ausgang nach meinem Set anhängen, wenn mir der Sound des DJs nach mir gefällt. DJ Tatana hat kürzlich in der Presse gestanden, dass sie früher Drogen konsumiert habe. Müssen Sie bei sol- chen Schlagzeilen beruhigende Tele- fonate an Ihre Mutter führen? La Croix: (lacht) Ganz bestimmt nicht. Meine Mutter weiss zu 100 Prozent, dass ich niemals mit diesen Dingen in Kontakt komme. Ich wohne ja noch zu Hause. Ausserdem hilft sie mir mit dem Booking und kennt meine Einstellung zu Drogen. Sie weiss auch, was passiert ist, wenn ich mal nach einem Job krass verspätet nach Hause komme. Nämlich? La Croix: Dann konnte ich mal wieder nicht aufhören. Das ist mir kürzlich in Wien passiert: Ich wäre von 1 bis 3 Uhr dran gewesen. Ich konnte meinen Sound auflegen, es hat total «gfegt». Da habe ich zuerst meinen ersten Nachfolger, der von 3 bis 4 auflegen sollte, weggespielt und dann noch den von 4 bis 5. Die sind dann nach Hause gegangen, und ich habe fertiggemacht, bis der Laden um 5.30 Uhr schloss. (lacht) Gibts da keinen Zoff hinter dem DJ- Pult, wenn Sie keinen Platz machen? La Croix: Naja, ich war der Main Act, und die Veranstalter hats natürlich ge- freut, dass sie mehr für ihr Geld bekom- men haben. Setzen solche Arbeitszeiten mit der Zeit nicht zu? La Croix: Ich kenne nichts anderes. Als ich mit 17 mit Modeln angefangen hatte, war das auch schon so. Die Mode- schauen sind oft erst später am Abend, und Shootings dauern bis spät. Ich mag die wechselnden Arbeitszeiten. Bleiben wir beim Modeln: Ihre Schön- heit ist auch Ihr Markenzeichen. Ist das ein Plus oder eine Hypothek? La Croix: Ganz am Anfang hat man es leichter. Mindestens, was das Interes- se der Veranstalter angeht. Dafür hat man bei den anderen DJs und auch beim Publikum einen schwereren Stand. Da muss man beweisen, dass man nicht nur hübsch ist. Auch wenn es immer mehr weibliche DJs gibt, wird Frauen übrigens meiner Meinung nach mehr auf die Finger geschaut. Wenn ein Mann einen Fehler macht im Set, kann das halt pas- sieren. Macht eine Frau einen Fehler, kann sies nicht und hat das Handwerk nicht im Griff. Modeln Sie nebenbei noch? La Croix: Wenn ich neben meinen Bookings Zeit habe und alle Büroarbeit erledigt ist, gerne. Aber es hat für mich keine Priorität. Die liegt bei der Musik. Nun haben Sie sich zwei Jobs aus- gesucht, die Sie wohl nicht ewig ma- chen können. La Croix: Das ist doch Quatsch, min- destens was das Auflegen angeht. Bei David Guetta fragt auch niemand, wie alt der ist. Aber wir Frauen müssen, wenn wir auf die Dreissig zugehen, offenlegen, was wir bald sonst noch zu machen ge- denken. Dabei sind die wirklich guten DJs alle etwas älter: David Guetta, Sven Väth, David Morales – alle über vierzig. Zum Teil deutlich. Warum soll das bei einer Frau nicht in Ordnung sein? Aber das hat ja nicht nur mit dem Aussehen zu tun. Es ist doch einfach auch ein anstrengendes Leben. La Croix: Schon, aber solange es Spass macht, ist das kein Problem. Gut, als Frau muss man sich halt wegen der Familie mal Gedanken machen, aber da bin ich mit meinen Arbeitszeiten abends am Wochenende doch eher privilegiert. Da kann doch der Partner viel eher auf die Kinder aufpassen, oder man findet sonst jemanden. Ist Familie – und auch das werden Frauen halt eher gefragt als Männer – schon ein Thema? La Croix: Nein. Aber das ist lustig: Gerade ganz junge Fans fragen schnell mal: «Haben Sie schon Kinder? Sind Sie schon verheiratet?» Da komme ich mir manchmal etwas alt vor, einfach, weil diese Dinge für mich gefühlsmässig noch so weit weg sind. Haben Sie Vorsätze fürs neue Jahr? La Croix: Ja, die habe ich – wie in jedem Jahr. (lacht) Nämlich? La Croix: Mindestens zweimal pro Woche trainieren. Im Moment finde ich kaum Zeit für Sport, und er fehlt mir. Jetzt noch ein Tipp zum Schluss: Wie schaffen Sie es, auf diesen Tillate- Bildern immer so gut auszusehen? La Croix: Finden Sie, ich tu das? Ich finde mich auf diesen Bildern absolut grässlich. (lacht) Wenn ich in Action und am Auflegen bin, mache ich ständig eine doofe Grimasse. Ich glaube, da tauge ich nicht als Tippgeber. Überhaupt gehts mir wie den meisten auch: Bei sich selber ist man immer am kritischsten. Nach einem Shooting gefalle ich mir auch, aber auf einem Schnappschuss? Lieber nicht. Fortsetzung von Seite 45 «Ich lebe für meinen Sound» «Von 22 bis 4 Uhr nur Powermusik – das hält ja kein Mensch aus.» «DJanes schaut man mehr auf die Finger.» Schöne Bescherung für Feinschmecker KULINARIK Die Auswahl an Kochbüchern ist unüberblick- bar. Wir haben ein paar Perlen ausgewählt. Und wir sagen, wovon man beim Schenken eher die Hände lassen sollte. HANS GRABER [email protected] Mit dem Verschenken von kulinari- schen Büchern ist es wie mit dem Ko- chen: immer sorgfältig abwägen und wachsam bleiben, damit nichts schief- geht. Man kann auch beim Schenken arg daneben- greifen und sich bös die Finger verbrennen. Gewiss, die Geschmäcker sind verschieden, allgemein abzuraten ist aber doch zum Beispiel von einem Grundkurs-Kochbuch wie dem «Tiptopf». Nichts gegen dieses Schulbuch – aber als Geschenk? Nein! Es sei denn, es ge- schehe auf ausdrücklichen Wunsch, oder aber der Schenkende legt es bewusst auf eine Beziehungskrise an. Keine Bevormundung Auch nicht gut: Kochbücher als Er- ziehungsmassnahme. Dem Fleischlieb- haber das «Essen toter Tiere» madig machen zu wollen, indem man ihm ein Werk über die vegetarische Küche unters Bäumchen legt, mag gut gemeint sein, ist aber trotzdem daneben, ebenso wie das Missionieren mit Büchern über Makrobiotik, Urdinkel oder Blutgrup- pendiäten. Überhaupt Diäten: Vermie- sen Sie einer zur Fülligkeit neigenden Person das Fest nicht mit einem Band über die schönsten Weight-Watchers- Rezepte, selbst dann nicht, wenn die Person dauernd vom Abnehmen spricht. Ein letzter Abrat: Verzichten Sie im Zweifelsfall auf allzu Exotisches. Ein Standardwerk über die indonesische oder kenianische Küche empfiehlt sich nur dann, wenn der Empfänger genau das mag. Und noch eine Vorsichtsmass- nahme: Die allermeisten deutschspra- chigen Kochbücher sind vorwiegend für Deutschland gemacht. Der dort vor- herrschende Jargon wirkt auf uns manchmal leicht befremdlich. Dass alle Pasta-Sorten einfach als «Nudeln» be- zeichnet werden, ist gewöhnungsbe- dürftig, und (für mich) ein veritabler Appetitverderber ist der zuweilen infla- tionäre Gebrauch von Ausdrücken wie «lecker», «total lecker» oder «super le- cker». Schauen Sie nach Möglichkeit ins Buch hinein, ehe Sie es kaufen, und achten Sie dabei nicht nur auf die schö- nen Bilder und die Praxistauglichkeit der Rezepte, sondern auch noch ein wenig auf die Tonalität. So, jetzt wissen Sie vielleicht, was sich eher nicht als Geschenk eignet – aber was dann? Den ultimativen Ratgeber kann es aufgrund der vielen individu- ellen Vorlieben nicht geben. Hier aber eine Hand voll neuer Bücher, die in doppelter Hinsicht Format und Gewicht haben, entsprechend auch optisch Ein- druck machen und gut gefallen könnten. Sympathische Ostschweizerin Vreni Giger kocht seit Jahren das, was heute (wieder) angesagt ist: regional, saisonal, biologisch. «Einfach gut» will sie kochen, und einfach gut ist sie. Die bodenständige Bauerntochter hat den «Jägerhof» in St. Gallen zu einem der beliebtesten Schweizer Gourmet-Lokale gemacht – und zum höchstdotierten Schweizer Biorestaurant. 17 Punkte von Gault Millau sprechen für sich, haben Vreni Giger aber nicht abheben lassen. Das zeigt sie auch in ihrem Kochbuch «Meine Frischmarktküche»: Die 80 ebenso kreativen wie köstlichen Rezep- te, die sich verblüffend gut nachkochen lassen, zeugen von ihrer Philosophie und ihrer Lebenseinstellung ganz all- gemein. Dazu gehört eine sympathische Bescheidenheit: Auf dem Cover ist denn auch nicht die Köchin abgebildet, wie im Buchinnern stehen die Produkte und Gerichte im Vordergrund. Vreni Giger: «Meine Frischmarktküche», AT-Verlag, 224 Seiten, Fr. 98.– Einheimisches Schaffen Keine Neuerscheinung ist «Luzern für Gourmets». Wir stellen den opulenten Band aber nicht allein aus lokalpatrio- tischen Überlegungen vor, sondern weil er für die Neuauflage erweitert wurde. 47 ausgesuchte Topköche und -produ- zenten (Wein, Schnäpse, Süssigkeiten) aus dem ganzen Kanton werden nun vorgestellt. Jedes Kapitel startet mit einem grossflächigen Foto der Men- schen, oft ist das ganze Personal ab- gebildet, dazu gibt es einen kurzen Text über das jeweilige Haus – dann folgen über mehrere Seiten je ein paar aus- gesuchte Rezepte mit ausführlicher Be- schreibung der Zubereitung (in Deutsch und Englisch). Ein Buch unter anderem für Heimweh-Luzerner – und wem die- ser Rahmen zu eng ist: Es gibt auch den Band «Zentralschweiz für Gourmets». Annette Weber, Markus Gyger: «Luzern für Gourmets», weberverlag.ch, 336 Seiten, Fr. 89.– Frisch vom Beck Aus demselben Verlag kommt eine Neuerscheinung, die die ganze Schweiz abdeckt. «Ofenfrisch und zuckersüss» ist eine anmächelige Tour de Suisse durch die besten Backstuben und Confiserien des Landes. 50 Betriebe werden vor- gestellt, darunter eine ganze Reihe aus der Zentralschweiz: Ehliger aus Hoch- dorf (Spezialität: Grand-Cru-Schoko- blume), Bachmann aus Luzern (Leb- kuchen), Chilestägli aus Arth (Chnus- perbrot), Schefer aus Einsiedeln (Ofetuurli), Schelbert aus Muotathal (Wetterfroschtorte), Felchlin aus Schwyz (Edelschokolade), der Christenbeck aus Stans (Rahmquarktorte), Berwert aus Stalden (Vollkornbrot), Schillig aus Bürg- len (Urner Pastete), Zumbach aus Un- terägeri (Urdinkel-Zopf) und Bossard aus Zug (Käsekuchen mit Bölle). Stim- mige Bilder, gut portionierte Informa- tionen mit viel Warenkunde und natür- lich Rezepte. «Ofenfrisch und zucker- süss» ist eine überaus gelungene Ode an die Schweizer Bäcker- und Confise- rie-Kultur, von der Aargauer Rüeblitorte bis zu den Zürcher Luxemburgerli. De- ren Rezept allerdings ist nicht verraten. Martin Weiss, Rémy Steinegger: «Ofenfrisch und zuckersüss», weberverlag.ch, 304 Seiten, Fr. 89.– Lauter Saucen Saucen sind das Fundament der guten Küche. Als grosser Meister der (franzö- sischen) Saucen gilt Auguste Escoffier (1846 bis 1935). Seine von ihm zusam- mengetragenen Saucenrezepte haben seit über 100 Jahren Bestand, sie wurden nie verändert und nie angezweifelt. Das Buch «Saucen nach Escoffier» von Ro- meo Brodmann, Direktionsmitglied bei Gastrosuisse, gibt Anleitungen und Re- zepte für rund 250 Saucen – Fonds, braune, weisse, Tomaten- und Butter- saucen, Buttermischungen und aroma- tisierte Öle, warme englische und kalte Saucen, Gelees und Sulzsaucen. Alles lehrbuchmässig schnörkellos, ohne gros- ses Ausholen – dafür klar und verständ- lich erklärt, auch für Laien, zum Teil mit Schritt-für-Schritt-Fotografien. Für die Fonds-Zubereitung gibt es zusätzlich eine DVD. Romeo Brodmann: «Saucen nach Escoffier», Gastro-Edition, 288 Seiten, Fr. 75.90 (inkl. DVD) Viva Italia Ein Riesending: 3,1 Kilo schwer, 1500 Seiten, 2000 Rezepte. «Der Silberlöffel» ist ein, wenn nicht das Standardwerk der echten italienischen Küche. «Il Cuc- chiaio d’argento», erstmals 1950 in Ita- lien erschienen, gibts seit 2006 auch auf Deutsch. Nun ist eine überarbeitete und erweiterte Auflage erschienen, noch umfangreicher, mit noch mehr Fotos und noch mehr Rezepten. Auch italie- nische Starköche steuern das eine und andere für festliche Gelegenheiten bei. Zur Hauptsache aber will der «Der Silberlöffel» alltagstauglich sein, auch wenn man durchaus einwenden darf, dass mit italienischer Küche jedes Essen ein Festessen ist. Das Buch beweist es. «Der Silberlöffel», Verlag Eden (EAN:9783841901187), 1504 Seiten, Fr. 49.90

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Sonntag, 11. Dezember 2011 / Nr. 50 Zentralschweiz am Sonntag 46Lebensart

Etwas Neues bringen und die Leute dafür begeistern: Das ist Können. Als ich an-gefangen hatte, hatte ich mehrere Mona-te lang Unterricht genommen. Einfach ein bisschen hinstehen und auflegen – das kam für mich absolut nicht in Frage.

Schätzen das die Partygänger?La Croix: Naja, realistisch betrachtet,

merken es viele vermutlich gar nicht. Da verstehe ich viele Partygänger ehrlich gesagt auch nicht ganz: Wir sind früher noch in den Ausgang gegangen, weil wir neue Musik entdecken und andere Sa-chen hören wollten, als wir es tagsüber und unter der Woche taten. Heute läuft ein halbes Jahr lang in den Clubs der gleiche Einheitssound, und die Leute finden das gut.

Ist das frustrierend, wenn jemand ans DJ-Pult kommt und wieder den glei-chen alten Hit wünscht?

La Croix: Ja, da frage ich mich manch-mal schon, warum ich mir all die Mühe mache und tagelang Shows anderer DJs durchhöre und nach Perlen suche, die ich aufnehmen könnte. Ich investiere immerhin vier bis fünf Stunden pro Wo-che in diese Suche. Aber so ist das nun mal. Aber ich hätte keine Freude mehr an meinem Beruf, wenn ich einfach die Top-50 runterladen und ableiern würde.

Was ist das grösste Missverständnis, das es über DJs gibt?

La Croix: Dass die Arbeit und das Leben einfach sind. Und dass DJs ständig Frauen «abschleppen». Die haben gar keine Zeit. (lacht) Ich jedenfalls bin nach

der Vorbereitung, einem 3-Stunden-Set, nach Fotosmachen und Autogrammege-ben müde. Vor allem wenn ich weiss, welche Termine am nächsten Tag warten.

Ein Klischee, das auch an Ihrem Beruf klebt, ist Drogen- oder übermässiger Alkoholkonsum. Nerven diese Vor-urteile, oder ist etwas dran?

La Croix: Also mich nerven sie nicht, weil ich weiss, dass ich nichts damit zu tun habe. Aber natürlich ist man, wenn man in der Clubszene arbeitet, näher an diesen Dingen dran. Ich sage immer: Musik ist meine Droge. Da gehe ich ab. Ich lebe für meinen Sound. Ich kann auch locker mal eine oder zwei Stunden Ausgang nach meinem Set anhängen, wenn mir der Sound des DJs nach mir gefällt.

DJ Tatana hat kürzlich in der Presse gestanden, dass sie früher Drogen konsumiert habe. Müssen Sie bei sol-chen Schlagzeilen beruhigende Tele-fonate an Ihre Mutter führen?

La Croix: (lacht) Ganz bestimmt nicht. Meine Mutter weiss zu 100 Prozent, dass ich niemals mit diesen Dingen in Kontakt komme. Ich wohne ja noch zu Hause. Ausserdem hilft sie mir mit dem Booking und kennt meine Einstellung zu Drogen. Sie weiss auch, was passiert ist, wenn ich mal nach einem Job krass verspätet nach Hause komme.

Nämlich?La Croix: Dann konnte ich mal wieder

nicht aufhören. Das ist mir kürzlich in Wien passiert: Ich wäre von 1 bis 3 Uhr dran gewesen. Ich konnte meinen Sound auflegen, es hat total «gfegt». Da habe ich zuerst meinen ersten Nachfolger, der von 3 bis 4 auflegen sollte, weggespielt und dann noch den von 4 bis 5. Die sind dann nach Hause gegangen, und ich habe fertiggemacht, bis der Laden um 5.30 Uhr schloss. (lacht)

Gibts da keinen Zoff hinter dem DJ-Pult, wenn Sie keinen Platz machen?

La Croix: Naja, ich war der Main Act, und die Veranstalter hats natürlich ge-freut, dass sie mehr für ihr Geld bekom-men haben.

Setzen solche Arbeitszeiten mit der Zeit nicht zu?

La Croix: Ich kenne nichts anderes. Als ich mit 17 mit Modeln angefangen hatte, war das auch schon so. Die Mode-schauen sind oft erst später am Abend, und Shootings dauern bis spät. Ich mag die wechselnden Arbeitszeiten.

Bleiben wir beim Modeln: Ihre Schön-heit ist auch Ihr Markenzeichen. Ist das ein Plus oder eine Hypothek?

La Croix: Ganz am Anfang hat man es leichter. Mindestens, was das Interes-se der Veranstalter angeht. Dafür hat man bei den anderen DJs und auch beim Publikum einen schwereren Stand. Da muss man beweisen, dass man nicht nur hübsch ist. Auch wenn es immer mehr weibliche DJs gibt, wird Frauen übrigens meiner Meinung nach mehr auf die Finger geschaut. Wenn ein Mann einen Fehler macht im Set, kann das halt pas-sieren. Macht eine Frau einen Fehler, kann sies nicht und hat das Handwerk nicht im Griff.

Modeln Sie nebenbei noch?La Croix: Wenn ich neben meinen

Bookings Zeit habe und alle Büroarbeit erledigt ist, gerne. Aber es hat für mich keine Priorität. Die liegt bei der Musik.

Nun haben Sie sich zwei Jobs aus-gesucht, die Sie wohl nicht ewig ma-chen können.

La Croix: Das ist doch Quatsch, min-destens was das Auflegen angeht. Bei David Guetta fragt auch niemand, wie alt

der ist. Aber wir Frauen müssen, wenn wir auf die Dreissig zugehen, offenlegen, was wir bald sonst noch zu machen ge-denken. Dabei sind die wirklich guten DJs alle etwas älter: David Guetta, Sven Väth, David Morales – alle über vierzig. Zum Teil deutlich. Warum soll das bei einer Frau nicht in Ordnung sein?

Aber das hat ja nicht nur mit dem Aussehen zu tun. Es ist doch einfach auch ein anstrengendes Leben.

La Croix: Schon, aber solange es Spass macht, ist das kein Problem. Gut, als Frau muss man sich halt wegen der Familie mal Gedanken machen, aber da bin ich mit meinen Arbeitszeiten abends am Wochenende doch eher privilegiert. Da kann doch der Partner viel eher auf die Kinder aufpassen, oder man findet sonst jemanden.

Ist Familie – und auch das werden Frauen halt eher gefragt als Männer – schon ein Thema?

La Croix: Nein. Aber das ist lustig: Gerade ganz junge Fans fragen schnell mal: «Haben Sie schon Kinder? Sind Sie schon verheiratet?» Da komme ich mir manchmal etwas alt vor, einfach, weil diese Dinge für mich gefühlsmässig noch so weit weg sind.

Haben Sie Vorsätze fürs neue Jahr?La Croix: Ja, die habe ich – wie in

jedem Jahr. (lacht)

Nämlich?La Croix: Mindestens zweimal pro

Woche trainieren. Im Moment finde ich kaum Zeit für Sport, und er fehlt mir.

Jetzt noch ein Tipp zum Schluss: Wie schaffen Sie es, auf diesen Tillate-Bildern immer so gut auszusehen?

La Croix: Finden Sie, ich tu das? Ich finde mich auf diesen Bildern absolut grässlich. (lacht) Wenn ich in Action und am Auflegen bin, mache ich ständig eine doofe Grimasse. Ich glaube, da tauge ich nicht als Tippgeber. Überhaupt gehts mir wie den meisten auch: Bei sich selber ist man immer am kritischsten. Nach einem Shooting gefalle ich mir auch, aber auf einem Schnappschuss? Lieber nicht.

Fortsetzung von Seite 45

«Ich lebe für meinen Sound»

«Von 22 bis 4 Uhr nur Powermusik –

das hält ja kein Mensch aus.»

«DJanes schaut man mehr auf die Finger.»

Schöne Bescherung für Feinschmecker

KULINArIK Die Auswahl an Kochbüchern ist unüberblick-bar. Wir haben ein paar Perlen ausgewählt. Und wir sagen, wovon man beim Schenken eher die Hände lassen sollte.

HAnS [email protected]

Mit dem Verschenken von kulinari-schen Büchern ist es wie mit dem Ko-chen: immer sorgfältig abwägen und wachsam bleiben, damit nichts schief-geht. Man kann auch beim Schenken arg daneben- greifen und sich bös die Finger verbrennen. Gewiss, die Geschmäcker sind verschieden, allgemein abzuraten ist aber doch zum Beispiel von einem Grundkurs-Kochbuch wie dem «Tiptopf». Nichts gegen dieses Schulbuch – aber als Geschenk? Nein! Es sei denn, es ge-schehe auf ausdrücklichen Wunsch, oder aber der Schenkende legt es bewusst auf eine Beziehungskrise an.

Keine BevormundungAuch nicht gut: Kochbücher als Er-

ziehungsmassnahme. Dem Fleischlieb-haber das «Essen toter Tiere» madig machen zu wollen, indem man ihm ein Werk über die vegetarische Küche unters Bäumchen legt, mag gut gemeint sein, ist aber trotzdem daneben, ebenso wie das Missionieren mit Büchern über Makrobiotik, Urdinkel oder Blutgrup-pendiäten. Überhaupt Diäten: Vermie-sen Sie einer zur Fülligkeit neigenden

Person das Fest nicht mit einem Band über die schönsten Weight-Watchers-Rezepte, selbst dann nicht, wenn die Person dauernd vom Abnehmen spricht.

Ein letzter Abrat: Verzichten Sie im Zweifelsfall auf allzu Exotisches. Ein Standardwerk über die indonesische oder kenianische Küche empfiehlt sich nur dann, wenn der Empfänger genau das mag. Und noch eine Vorsichtsmass-nahme: Die allermeisten deutschspra-chigen Kochbücher sind vorwiegend für Deutschland gemacht. Der dort vor-herrschende Jargon wirkt auf uns manchmal leicht befremdlich. Dass alle Pasta-Sorten einfach als «Nudeln» be-zeichnet werden, ist gewöhnungsbe-dürftig, und (für mich) ein veritabler Appetitverderber ist der zuweilen infla-tionäre Gebrauch von Ausdrücken wie «lecker», «total lecker» oder «super le-cker». Schauen Sie nach Möglichkeit ins Buch hinein, ehe Sie es kaufen, und achten Sie dabei nicht nur auf die schö-nen Bilder und die Praxistauglichkeit der Rezepte, sondern auch noch ein wenig auf die Tonalität.

So, jetzt wissen Sie vielleicht, was sich eher nicht als Geschenk eignet – aber was dann? Den ultimativen Ratgeber kann es aufgrund der vielen individu-ellen Vorlieben nicht geben. Hier aber eine Hand voll neuer Bücher, die in doppelter Hinsicht Format und Gewicht haben, entsprechend auch optisch Ein-druck machen und gut gefallen könnten.

Sympathische OstschweizerinVreni Giger kocht seit Jahren das, was

heute (wieder) angesagt ist: regional, saisonal, biologisch. «Einfach gut» will sie kochen, und einfach gut ist sie. Die

bodenständige Bauerntochter hat den «Jägerhof» in St. Gallen zu einem der beliebtesten Schweizer Gourmet-Lokale gemacht – und zum höchstdotierten Schweizer Biorestaurant. 17 Punkte von Gault Millau sprechen für sich, haben Vreni Giger aber nicht abheben lassen. Das zeigt sie auch in ihrem Kochbuch «Meine Frischmarktküche»: Die 80 ebenso kreativen wie köstlichen Rezep-te, die sich verblüffend gut nachkochen lassen, zeugen von ihrer Philosophie und ihrer Lebenseinstellung ganz all-gemein. Dazu gehört eine sympathische Bescheidenheit: Auf dem Cover ist denn auch nicht die Köchin abgebildet, wie im Buchinnern stehen die Produkte und Gerichte im Vordergrund.Vreni Giger: «Meine Frischmarktküche», AT-Verlag, 224 Seiten, Fr. 98.–

Einheimisches SchaffenKeine Neuerscheinung ist «Luzern für

Gourmets». Wir stellen den opulenten Band aber nicht allein aus lokalpatrio-tischen Überlegungen vor, sondern weil er für die Neuauflage erweitert wurde. 47 ausgesuchte Topköche und -produ-zenten (Wein, Schnäpse, Süssigkeiten) aus dem ganzen Kanton werden nun vorgestellt. Jedes Kapitel startet mit einem grossflächigen Foto der Men-schen, oft ist das ganze Personal ab-gebildet, dazu gibt es einen kurzen Text über das jeweilige Haus – dann folgen über mehrere Seiten je ein paar aus-gesuchte Rezepte mit ausführlicher Be-schreibung der Zubereitung (in Deutsch und Englisch). Ein Buch unter anderem für Heimweh-Luzerner – und wem die-ser Rahmen zu eng ist: Es gibt auch den

Band «Zentralschweiz für Gourmets».Annette Weber, Markus Gyger: «Luzern für Gourmets», weberverlag.ch, 336 Seiten, Fr. 89.–

Frisch vom BeckAus demselben Verlag kommt eine

Neuerscheinung, die die ganze Schweiz abdeckt. «Ofenfrisch und zuckersüss» ist eine anmächelige Tour de Suisse durch die besten Backstuben und Confiserien des Landes. 50 Betriebe werden vor-gestellt, darunter eine ganze Reihe aus der Zentralschweiz: Ehliger aus Hoch-dorf (Spezialität: Grand-Cru-Schoko-blume), Bachmann aus Luzern (Leb-kuchen), Chilestägli aus Arth (Chnus-perbrot), Schefer aus Einsiedeln (Ofetuurli), Schelbert aus Muotathal (Wetterfroschtorte), Felchlin aus Schwyz (Edelschokolade), der Christenbeck aus Stans (Rahmquarktorte), Berwert aus Stalden (Vollkornbrot), Schillig aus Bürg-len (Urner Pastete), Zumbach aus Un-terägeri (Urdinkel-Zopf) und Bossard aus Zug (Käsekuchen mit Bölle). Stim-mige Bilder, gut portionierte Informa-tionen mit viel Warenkunde und natür-lich Rezepte. «Ofenfrisch und zucker-süss» ist eine überaus gelungene Ode an die Schweizer Bäcker- und Confise-rie-Kultur, von der Aargauer Rüeblitorte bis zu den Zürcher Luxemburgerli. De-ren Rezept allerdings ist nicht verraten. Martin Weiss, Rémy Steinegger: «Ofenfrisch und zuckersüss», weberverlag.ch, 304 Seiten, Fr. 89.–

Lauter SaucenSaucen sind das Fundament der guten

Küche. Als grosser Meister der (franzö-sischen) Saucen gilt Auguste Escoffier

(1846 bis 1935). Seine von ihm zusam-mengetragenen Saucenrezepte haben seit über 100 Jahren Bestand, sie wurden nie verändert und nie angezweifelt. Das Buch «Saucen nach Escoffier» von Ro-meo Brodmann, Direktionsmitglied bei Gastrosuisse, gibt Anleitungen und Re-zepte für rund 250 Saucen – Fonds, braune, weisse, Tomaten- und Butter-saucen, Buttermischungen und aroma-tisierte Öle, warme englische und kalte Saucen, Gelees und Sulzsaucen. Alles lehrbuchmässig schnörkellos, ohne gros-ses Ausholen – dafür klar und verständ-lich erklärt, auch für Laien, zum Teil mit Schritt-für-Schritt-Fotografien. Für die Fonds-Zubereitung gibt es zusätzlich eine DVD.Romeo Brodmann: «Saucen nach Escoffier», Gastro-Edition, 288 Seiten, Fr. 75.90 (inkl. DVD)

Viva ItaliaEin Riesending: 3,1 Kilo schwer, 1500

Seiten, 2000 Rezepte. «Der Silberlöffel» ist ein, wenn nicht das Standardwerk der echten italienischen Küche. «Il Cuc-chiaio d’argento», erstmals 1950 in Ita-lien erschienen, gibts seit 2006 auch auf Deutsch. Nun ist eine überarbeitete und erweiterte Auflage erschienen, noch umfangreicher, mit noch mehr Fotos und noch mehr Rezepten. Auch italie-nische Starköche steuern das eine und andere für festliche Gelegenheiten bei. Zur Hauptsache aber will der «Der Silberlöffel» alltagstauglich sein, auch wenn man durchaus einwenden darf, dass mit italienischer Küche jedes Essen ein Festessen ist. Das Buch beweist es.«Der Silberlöffel», Verlag Eden (EAN:9783841901187), 1504 Seiten, Fr. 49.90