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EWA
Schuldenkrise Griechenland – eine Modellrechnung
März 2012
Empirische WirtschaftsanalyseBruno Kesseler
20.03.2012Schuldenkrise Griechenland – eine ModellrechnungSeite 1
Griechenlands Schuldenkrise: eine Modellrechnung
Nach Untersuchungen von Carmen Reinhardt und Kenneth Rogoff - This Time is Different; Princeton, New Jersey
2009 - erlebte Griechenland nach der Unabhängigkeit 1829 viermal einen Staatsbankrott ( default ). Wegen dereingeschränkten Freiwilligkeit wird der aktuell Schuldenschnitt 2012 ebenfalls von der ISDA als defaultgewertet, CDS Ausfallversicherungen müssen deshalb auch leisten.
Nach der Finanzkrise stoßen viele Industrieländer an die Grenzen ihrer Verschuldung. Völlig aus demRuder gelaufen ist sie in Griechenland. Dort ist die Staatsverfassung desolat und die Verwaltung weitgehendfunktionsunfähig, da über Jahrzehnte Nepotismus und Eigennutz der politischen und wirtschaftlichen Elitendas Land prägten.
Wie Modellberechnungen zeigen, dauert es wahrscheinlich Jahrzehnte bis Griechenland grundlegend saniertist. Eine Schuldenquote von 60% ist allenfalls innerhalb von 20 Jahren wahrscheinlich. Die immer wiedergeforderten Maßnahmen zur Wachstumsförderung – Stichwort Marshallplan – sind erst sinnvoll, wenn derStaat in seinen Grundstrukturen wieder funktionsfähig gemacht wird. Sonst verpuffen die Maßnahmen.
Das Ausscheiden aus der Währungsunion und die Wiedereinführung der Drachme würde wohl eine nochschlimmere Rosskur sein als die derzeitigen Sanierungsmaßnahmen. Wie das Beispiel Argentinien zeigt,käme es zu einer drastische Abwertung, die Inflation würde in die Höhe schießen und die Kreditzinsenexorbitant sein. Die politischen Konsequenzen für den Zusammenhalt des bisherigen Erfolgs- undFriedensmodells Europäische Union wären unabsehbar.
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Griechenland: Seit Befreiung aus dem Osmanischen Reichchronisch marode Staatsfinanzen
„Griechenland ist das einzige bekannte Beispiel eines Landes, das seit dem Tag seiner Geburt im totalenBankrott lebt. Wenn Frankreich oder England sich nur ein einziges Jahr in dieser Lage befänden, würden wir dortschreckliche Katastrophen erleben. Griechenland lebt nun schon seit zwanzig Jahren in Frieden mit einemStaatsbankrott. Alle griechischen Budgets, vom ersten bis zum bisher letzten, weisen ein Defizit auf…...
Seine Ausgaben sind immer noch nicht durch seine Einnahmen gedeckt. ……Die Steuerpflichtigen … zahleneinfach nicht. Die reichen Grundbesitzer, also die einflussreichsten Personen, finden leicht die Methoden, denStaat zu hintergehen, indem sie die Beamten entweder kaufen oder einschüchtern. Die Beamten sind schlechtbezahlt, ohne sichere Zukunft und müssen beim nächsten Ministerwechsel damit rechnen, entlassen zu werden;sie haben also nicht wie bei uns das Interesse des Staates im Auge. Sie sind nur bestrebt, sich Freunde zumachen, die Mächtigen bei Laune zu halten und Geld zu verdienen. Die kleinen Grundbesitzer, die also für diegroßen zahlen müssen, sind vor Beschlagnahmungen sicher, entweder durch einen mächtigen Freund oder durchihre eigene Armut.
In Griechenland ist das Gesetz niemals jene unerbittliche Person wie bei uns. … Wenn man sich … duzt undverbrüdert, gibt es immer einen Weg, sich zu verständigen. Alle Griechen kennen sich gegenseitig sehr gut undlieben einander wenig. Sie kennen auch kaum dieses abstrakte Wesen, das man "Staat" nennt, und das lieben sieüberhaupt nicht…
Quelle: Der französische Schriftsteller und Gelehrte Edmond About aus seinen Reisenotizen von 1858.
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Industrieländer: Seit vierzig Jahren beständiger Anstieg der Staatsschulden
Seit Anfang der siebziger Jahre haben die Industrieländer beständig ihrenSchuldenstand erhöht. Wie bei Privaten und Unternehmen können dieStaaten ihre Schulden nur bis zu einem bestimmten Niveau in Relation zuEinnahmen und Sozialprodukt gesteigert werden. Nach empirischenUntersuchungen von Reinhardt und Rogoff über Staatsbankrotte währendmehrerer hundert Jahren liegt die kritische Grenze bei 80 - 90% des Brutto-inlandsproduktes. Jenseits dieses Niveaus werden die Anleger misstrauisch,stiegen die Zinsen deutlich und ein Staatsbankrott droht. Im Zuge derFinanzkrise wurde diese Grenze erreicht oder gar deutlich überschritten.Besonders schwierig wird es, wenn Schulden in hohem Maße im Auslandaufgenommen werden. Dies zeigt sich zumeist in einem negativenLeistungsbilanzsaldo.
Der erfolgreiche Abbau der Schulden erfolgt vor allen über die Ausgaben-seite, wie Erfahrungen in Skandinavien, Kanada und zeitweise auch denUSA zeigen. Bei einer wachsenden Wirtschaft können die Schulden zwarleichter abgebaut werden, allein reicht dies jedoch nicht. Hinzu kommt, dassaufgrund der Überalterung der Gesellschaften in den entwickelten Länderndie Ausgaben für Renten und Krankenversorgung strukturell überdurch-schnittlich wachsen. Demgegenüber wirken die Steuersysteme zumeistregressiv. So werden Alkohol, Tabak und Energie nach - nicht mehr oderkaum noch wachsenden - Mengen besteuert.
Es bedarf also starker Eingriffe auf der Ausgabenseite, wie etwa inDeutschland mit der Agenda 2010. Zunächst dämpft es das Wachstum,denn die positiven Effekte für Finanzen und Wachstum treten erst nachJahren ein. Werden die Ausgaben zu stark und zu schnell reduziert, könntedie Wirtschaft – wie bei Brüning in den dreißiger Jahren - in eine Depressionabrutschen.
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Griechenland: Staatsschulden völlig aus dem Ruder gelaufen
Quellen Eurostat, EU-Kommission Forecast Autumn 2011, eigene Berechnungen;Griechenland 2012 Schuldenschnitt berücksichtigt
Die Staatsverschuldung in Griechenland ist mit der in den anderen durch dieSchuldenkrise angeschlagenen Ländern der Europäischen Währungsunion( EWU ) in keiner Weise vergleichbar. Allein in den ersten zehn Jahren nachBeitritt zur damaligen EWG 1981 verdreifachte sich die StaatsschuldenquoteGriechenlands. Nach dem Beitritt zur EWU 2001 verschuldete sichGriechenland erneut dynamisch, nicht zuletzt weil mit dem Beitritt die Zinsenfür die Aufnahme neuer Schulden sehr niedrig waren.
Ohne den Schuldenschnitt von brutto 107 Mrd. €, netto nach notwendigerRekapitalisierung griechischer Banken bestenfalls 72 Mrd. € wäre dieSchuldenquote nach Berechnungen der EU-Kommission auf fast 200%2012 / 2013 gestiegen. So verharrt die Schuldenquote bei etwa 165%.
Staatsschuldenin % des BIP
0,0
20,0
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60,0
80,0
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1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015
Griechenland Irland Portugal Spanien Italien
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Griechenland: Unvergleichlich desolate Staatsverfassung
Wettbewerbsschwach und korruptDie Wettbewerbsschwäche Griechenlands zeigte sich im höchsten Anstieg der Lohnstückkosten, einem Kredit getriebenenüberdurchschnittlichen Wachstum und dem mit Abstand höchsten Leistungsbilanzdefizit in der Europäischen Währungsunion. Schmier- undSchwarzgeld durchziehen die ganze Volkswirtschaft, Ausfluss von Nepotismus und Eigennutz der politischen und wirtschaftlichen Elite
Aufgeblähter StaatsapparatEtwa ein Drittel aller Arbeitnehmereinkommen floss an Staatsbedienstete, in Italien 25%, in Spanien 20%, in Deutschland 15%. ( OECD )
Großzügiges RentensystemRenten lagen fast auf dem Niveau der Durchschnittseinkommen – in Italien und Spanien bei etwa 70%, in Deutschland bei rund 40%.Das griechische System begünstigte die Frühverrentung. ( OECD )
Hohe MilitärausgabenMit über 3% des BIP liegen die Militärausgaben um ein Mehrfaches höher als bei den andern Ländern der EWU. ( SIPRI )
Ineffizientes Steuer- und AbgabensystemIm europäischen Vergleich liegen die gesetzlichen Steuer- und Abgabensätze teilweise über dem Durchschnitt. Würden diese auchdurchgesetzt lägen die Einnahmen nach Schätzungen der OECD um 10% höher.
Nach PISA ineffizientes Schulsystem
Das wahre Ausmaß der Funktionsuntüchtigkeit des Staatsapparates wurde aber erst während der Rettungsbemühungen deutlich,als man etwa feststellte, dass 10%der Rentenbezieher bereits tot waren, Blindenunterstützungen selbst an aktive Taxifahrer gezahltwurden und mit Steuern belegte Swimmingpools in steuerbefreite Zisternen umgewidmet wurden.
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Griechenland: Der Versuchung niedriger Zinsen erlegen
Die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit Griechenlands schlug sich vor demBeitritt zur Europäischen Währungsunion 2001 in sehr hohen Zinsen auf deninternationalen Kapitalmärkten nieder. Lagen die Zinsen für langfristigeBundesanleihen Mitte der achtziger Jahre bei rund 7% musste Griechenlandüber 20% bezahlen.
Bis zum Ausbruch der Finanzkrise 2008 sanken die Zinsen für langfristigeBundesanleihen auf rund 4% und Griechenland zahlte lediglich Aufschlägevon 20 – 30 Basispunkten. Mit der Flutung der Geldmärkte sanken dieZinsen für langfristige Bundesanleihen auf unter 2%, wohingegen dieVerzinsung für griechische Papieren am Sekundärmarkt auf über 30% stieg.
Der Anreiz einer Zinssenkung von etwa 80% durch den Beitritt Griechen-lands zur Europäischen Währungsunion war sowohl für den Staat als auchdie Bürger gewaltig.
Quellen Eurostat, EZB, Feri
Zinsspreads in Basispunkten10-jährige Staatsanleihen im Vergleich zu Deutschland
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1989 1992 1995 1998 2001 2004 2007 2010 2013
Griechenland Spanien Italien
Portugal Irland
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Griechenland: Hohe Synchronisation von Staats- und Leistungsbilanzdefizit
Wegen der eingeschränkten Verschuldungsfähigkeit an den internationalenMärkten blieben die Leistungsbilanzdefizite Griechenlands bis Mitte derneunziger Jahre trotz der hohen Staatsdefizite begrenzt.
Dies änderte sich fundamental mit dem Beitritt zur EuropäischenWährungsunion. Die Schleusen für eine massive Auslandsverschuldungwurden geöffnet und führte zur fatalen Synchronisation beider Defizite
Quelle: IWF
Griechenland: Staats- und Leistungsbilanzdefizitin %des BIP
-18,0
-15,0
-12,0
-9,0
-6,0
-3,0
0,0
3,0
1980 1983 1986 1989 1992 1995 1998 2001 2004 2007 2010 2013 2016
Staatsdefizit Leistungsbilanzdefizit
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Quellen Eurostat, EU-Kommission, eigene Berechnungen
Griechenland Modellrechnung: Schließung der Einnahmen- /Ausgabenschere
1993 - 1998 1998 - 2003 2003 - 2008 2008 - 2013
BIP real 2,7 3,6 4,2 -3,6
Deflator 3,0 3,1 1,9BIP nomial 7,2 6,2 -1,7Einnahmen 6,4 7,1 -0,7
Ausgaben 7,4 8,8 -2,1
GR EU-27
BIP nomial 3,3 3,5Deflator 2,8 2,0
BIP real 0,5 1,5Wachstumsdiffenz Ausgaben -1,0Wachstumsdiffenz Einnahmen 0,5
Saldo -1,5Realzins 2,0 2,0
2000 2010 2020 2025
Defizit zu BIP -3,7 -10,8 -1,2 2,8Schulden zu BIP 102,2 144,9 150,3 122,1
Zinsdienst in Mrd € 10,2 13,2 20,1 19,8Zinssatz rechnerisch 5,1 4,0 5,0 5,0
Griechenland
Modellparameter ab 2014
Modellergebnisse 2020 / 2025
Um eine quantitative Vorstellung über Ausmaß und Dauer der notwendigenAnpassungsprozesse zu bekommen, wurde eine Modellrechnung aufgesetzt– es handelt sich nicht um eine Prognose. Bei der Modellrechnung spielendie Annahmen über das Wachstum nur eine begrenzte Rolle. EU-weit wirddas Trendwachstum durch die breit angelegten Haushaltskonsolidierungenum etwa 0,5 – 1 % abgebremst. Aufgrund der tiefgreifenden Umstruktur-ierung Griechenlands wird dort das Wachstum sehr schwach sein.
Entscheidend für die Modellrechnung sind die relativen Veränderungen vonStaatseinnahmen und –ausgaben zum Sozialprodukt. Da die Ausgabenaufgrund der Interventionen im Rahmen der Rettungspakete strukturellgesenkt werden, wurde angenommen, dass die Staatsausgaben um 1%langsamer als das nominale Sozialprodukt zunehmen. Da auf der anderenSeite die Steuerhinterziehung eingedämmt wird und gleichzeitig die Steuernangehoben werden, wurde für die Einnahmen ein relatives Plus von einemhalben Prozentpunkt unterstellt. Da die Referenzzinsen ( Bundesanleihen )nicht auf dem derzeit niedrigen Niveau verharren werden – die Realzinsensind negativ – wurde von einem Realzins von 2% ausgegangen. ImDurchschnitt von 1999 – 2010 lagen diese bei 2,5%.
Auf Basis dieser Annahmen wird erst 2021 ein ausgeglichener ´Staats-haushalt in Griechenland erreicht und 2025 liegt die Schuldenquote noch bei120%. .
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Quellen Eurostat, EU-Kommission, eigene Berechnungen
Griechenland: Die Haushaltssanierung dauert
Staatseinnahmen und -ausgaben Griechenlandin %des BIP
35,0
40,0
45,0
50,0
55,0
60,0
1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025
Staatseinnahmen Staatsausgaben
Staatsfinanzierungsdefizit Griechenlandin Mrd. € und %des BIP
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10
1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025
-16,0
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-4,0
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4,0
in Mrd. € in % des BIP
% des BIPMrd.
€
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Quellen Eurostat, EU-Kommission, eigene Berechnungen
Griechenland: Schuldenquote von 120% wohl erst 2025
Bruttoinlandsprodukt real1999 = 100
80,0
90,0
100,0
110,0
120,0
130,0
140,0
150,0
1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025
EU-27 Griechenland
Staatsschulden Griechenlandin %des BIP
80,0
100,0
120,0
140,0
160,0
180,0
200,0
220,0
1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025
Schuldenschnit t 2012: 107 M rd. €
aber mindestens 35 M rd. €
R ekapitalisierung griechischer
B anken
Mit Beitritt zur EWU expandierte Griechenlands Wirtschaft doppelt so schnell wie die EU-27 getragen von privater und öffentlicher Kreditaufnahme. Zuvor wardas Wirtschaftswachstum Griechenlands unterdurchschnittlich. Seit 2008 schrumpfte die Wirtschaft um rund 15%. Dem Schuldenschnitt 2012 von brutto 107Mrd. € steht die notwendige Rekapitalisierung der griechischen Banken gegenüber Nach einer Übersicht der European Banking Authority hielten griechischeBanken Ende 2010 rund 66 Mrd. € an griechischen Staatsanleihen, davon müssen sie nunmehr 35 Mrd. € abschreiben. Dass gegen Ende des Jahrzehnts dieSchuldenquote bei 120% liegt, wie es die Troika schätzt, scheint sehr optimistisch
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Griechenland: Kleingewerbliche Wirtschaftsstruktur
Die griechische Wirtschaft wird dominiert vom Kleingewerbe. Dies gilt selbstfür die Industrie, Nennenswerte Economies of Scale lassen sich damit nichterzielen. Die Industrie ist vornehmlich auf den heimischen Regionalmarktausgerichtet. Mit Abstand die größte Branche ist die Nahrungs- undGenussmittelindustrie mit einem Anteil von einem Drittel an derWertschöpfung, EU weit entfällt darauf nur ein Achtel.
Die Kleingewerbestruktur spiegelt sich auch in der hohen Zahl derSelbständigen wider mit einem Anteil von einem Drittel an allenErwerbstätigen. In Deutschland liegt der Anteil nur bei reichlich 10%.
Diese Wirtschaftsstruktur macht auch eine Vorwärts- und Wachstums-strategie so schwierig.
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Griechenland: Tourismus wichtiger Standortvorteil
Bei gewerblichen Produkten kann Griechenland kaum auf Stärkenverweisen, anders bei Dienstleistungen. Griechenland zählt mit zu denbeliebtesten Urlaubszielen für Auslandstouristen in Europa. Die schöneLandschaft und stabiles sonniges Wetter sind zwar wichtigeStandortfaktoren, genauso wichtig im Wettbewerb um verwöhnte Tourismussind aber auch Modernität und Komfort von Unterkünften sowie breiteUnterhaltungsangebote. Die Türkei ist hier zu einem bedeutendenKonkurrenten in Südeuropa geworden.
Reiseweltmeister sind Deutsche, gefolgt von Amerikanern und Briten. Aufdiese Gruppe entfallen etwa ein Drittel aller Tourismusausgaben weltweit.Amerikaner sind in Europa nur begrenzt präsent.
Quelle: World Tourism Organization
Beliebteste Urlaubsgebiete in EuropaAuslandstouristen in Mio. 2005
0 10 20 30 40 50
Portugal
Niederlande
Schweiz
Griechenland
Österreich
Türkei
Großbritannien
Italien
Frankreich
Spanien
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Quellen Eurostat, EU-Kommission, Feri, eigene Berechnungen
Modell Argentinien: Nur scheinbar die bessere Lösung …
Bruttoinlandsprodukt real1997 = 100
80
100
120
140
160
180
200
1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013
Argentinien Griechenland
Staatsschuldenin % des Bruttoinlandsproduktes
0
40
80
120
160
200
240
1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013
Argentinien Griechenland
Eine Reihe von Ökonomen – so z.B. Prof. Sinn - empfehlen den Austritt aus der Währungsunion und die Rückkehr zur Drachme. Bei den Vorteilen einerstarken Abwertung verweisen sie zumeist auf das Beispiel Argentinien, das nach einer Anpassungsrezession mit einem Minus von 15% anschließend überzehn Jahre im Trend um jährlich 7% wuchs, gleichzeitig ging die Schuldenquote von 160% auf 40%
Empirische WirtschaftsanalyseBruno Kesseler
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Modell Argentinien: … die Einschnitte wahrscheinlich noch drastischer
Quellen Eurostat, EZB, IWF,JP Morgan, Feri
Verbraucherpreisegegen Vorjahr in %
-10,0
-5,0
0,0
5,0
10,0
15,0
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25,0
30,0
35,0
40,0
Jan'97 Jan'99 Jan'01 Jan'03 Jan'05 Jan'07 Jan'09 Jan'11 Jan'13
Argentinien Griechenland
Wechselkurs Argentinischer Peso (ARS) je US-$
0,00
1,00
2,00
3,00
4,00
5,00
Jan'97 Jan'99 Jan'01 Jan'03 Jan'05 Jan'07 Jan'09 Jan'11 Jan'13
Griechische Drachme je €
300
310
320
330
340
350
Jan'97 Jan'99 Jan'01 Jan'03 Jan'05 Jan'07 Jan'09 Jan'11 Jan'13
Zinsen 10 jährige Staatsanleihenin %
0,0
10,0
20,0
30,0
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70,0
80,0
Jan'97 Jan'99 Jan'01 Jan'03 Jan'05 Jan'07 Jan'09 Jan'11 Jan'13
Argentinien Griechenland
Die Rosskur für Griechenland nachargentinischem Vorbild wäre wahrschein-lich noch schlimmer als der derzeit ein-geschlagene Sanierungskurs. Denn inArgentinien stieg bei einer Abwertung von75% die Inflation auf 40% und ging danachdeutlich auf etwa 10% zurück. DurchStatistikeingriffe liegt die effektive Inflationnach unabhängigen Schätzungen abermindestens doppelt so hoch. Zudem lagendie Kreditzinsen zeitweise bei 70 - 80%.
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Regionen Europas: Breit gestreute Wirtschaftskraft
Wie in jedem einzelnen EU-Land sind Wirtschaftskraft und Ein-kommen in Europa sehr breit und unterschiedlich verteilt. Genausowenig wie es in zwanzig Jahren deutsche Einheit trotz Transfers von1,5 – 2 Billionen € einheitliche Lebensverhältnisse in Deutschland zuerreichen waren, bliebt eine starke Angleichung in Europa wohl eineIllusion.
Die Stärke Europas ist auch nicht der enge Zusammenschluss starkerRegionen. Brandenburg in Deutschland hat nur die Wirtschaftskraftdes süditalienischen Mezzogiorno und Griechenland nur die vonPolen.
Quelle Eurostat
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Exkurs: Deutschlands Konsolidierung und Schuldenabbaukeineswegs gesichert
Quelle Statistisches Bundesamt
Staatsfinanzierungsdefizit Deutschlandin Mrd. € und %des BIP
-140
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-100
-80
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-40
-20
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1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020
-7,0
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0,0
1,0
in Mrd. € in % des BIP
% des
BIP
Mrd. €
Überschüsse im deutschen Staatshaushalt wurden Anfang der fünfzigerJahre, im Boomjahr 1969 sowie 2007 erreicht. 2007 wurden die Steuernmassiv erhöht, gleichzeitig stiegen die Ausgaben in Gefolge der Agenda2010-Reformen kaum
Längerfristig ist weder ein ausgeglichener Staatshaushalt noch gar einÜberschuss gesichert – trotz der Schuldenbremse in der Verfassung. DieÜberalterung der Bevölkerung erzeugt dauerhaft eine erheblicheAusgabendynamik in den Sozialsystemen. Für die stark steigendenPensionslasten im öffentlichen Dienst gibt es nur begrenzt Rücklagen.Zudem sind die Zinsen auf deutsche Staatsanleihen äußerst niedrig, diesist nicht dauerhaft.