12.444 Schulbank Newsletter 08/12 rz - Bankenverband · – spanische und italienische Anleihen...

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1 Schul | Bank Wirtschaft für den Unterricht 08 2012 im fokus Jugendstudie 2012 4 preisniveau In Skandinavien ist es am teuersten 2 arbeitsmarkt Arbeitslosigkeit in den Industriestaaten 3 Bald ist es so weit: SCHUL/BANKER, der bundesweite Schüler- wettbewerb des Bankenverbandes, startet zum 15. Mal in eine neue Runde. Ab November heißt es für engagierte Schülerinnen und Schüler einmal selbst Banker zu sein, das Management einer Bank eigenverantwortlich zu übernehmen und im Team alle für den Geschäftsbetrieb erforderlichen Entscheidungen zu tref- fen – genauso, wie sie auch in der Realität vom Management SCHUL/BANKER – Das Bankenplanspiel getroffen werden. Für alle, die im kommenden Schuljahr dabei sein möchten: Infos und Anmeldung unter www.schulbanker.de. Anmeldeschluss ist der 30. September 2012. Teilnehmen können Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe an allge- meinbildenden Gymnasien und Gesamtschulen, Realschüler der 10. Klasse sowie Schüler an berufsbildenden Gymnasien (gym- nasiale Oberstufe) in der Erstausbildung. Um die Verbreitung von Ökostrom zu unterstützen, also von Strom, der aus Sonne, Wind, Wasser oder Biomasse gewonnen wird, ist vor mehr als zehn Jahren das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) verabschiedet worden. Es regelt den energie Ökostrom: Nicht für umsonst Festpreis für jede Kilowattstunde, die die Anbieter von Ökostrom in das öffentliche Stromnetz einspeisen. Die so entstehen- den Mehrkosen für die erneuerbaren Energien, auch EEG-Umlage genannt, sind in diesem Jahr auf fast 3,6 Cent je Kilo- Durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz gibt es feste Einspeisevergütungen für den Ökostrom. Die EEG-Umlage ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. wattstunde geklettert. Sie werden auf die Stromverbraucher umgelegt, wobei ener- gieintensive Großverbraucher hiervon be- freit sind. Bei allen anderen Stromkunden schlägt sich die steigende Belastung in der Stromrechnung nieder. Subventionen steigen Die auf dieser Grundlage vom Staat ver- ordneten Subventionen für erneuerbare Energien sind in den letzten Jahren kräftig gestiegen. Allein 2011 wurde die Produk- tion von Ökostrom mit rund 12 Milliarden Euro gefördert, seit 2000 sind mehr als 50 Milliarden Euro in die erneuerbaren Energien geflossen – zusätzlich zum Wert des Stroms. Zuschüsse für den Ökostrom in Millionen Euro Quelle: Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft. 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 50.000 40.000 30.000 20.000 10.000 0 890 Kosten im jeweiligen Jahr kumuliert 1.139 2.029 1.664 3.693 1.765 5.458 2.464 7.922 2.863 10.785 3.300 14.085 4.336 18.421 4.817 23.238 5.297 28.535 9.428 37.963 12.411 50.374

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1

Schul|Bank Wirtschaft für den Unterricht

082012

im fokus

Jugendstudie 20124

preisniveau

In Skandinavien ist es am teuersten2

arbeitsmarkt

Arbeitslosigkeit in den Industriestaaten3

Bald ist es so weit: SCHUL/BANKER, der bundesweite Schüler-

wettbewerb des Bankenverbandes, startet zum 15. Mal in eine

neue Runde. Ab November heißt es für engagierte Schülerinnen

und Schüler einmal selbst Banker zu sein, das Management einer

Bank eigenverantwortlich zu übernehmen und im Team alle für

den Geschäftsbetrieb erforderlichen Entscheidungen zu tref-

fen – genauso, wie sie auch in der Realität vom Management

SCHUL/BANKER – Das Bankenplanspiel

getroffen werden. Für alle, die im kommenden Schuljahr dabei

sein möchten: Infos und Anmeldung unter www.schulbanker.de.

Anmeldeschluss ist der 30. September 2012. Teilnehmen können

Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe an allge-

meinbildenden Gymnasien und Gesamtschulen, Realschüler der

10. Klasse sowie Schüler an berufsbildenden Gymnasien (gym-

nasiale Oberstufe) in der Erstausbildung. •

Um die Verbreitung von Ökostrom zu

unterstützen, also von Strom, der aus

Sonne, Wind, Wasser oder Biomasse

gewonnen wird, ist vor mehr als zehn

Jahren das Erneuerbare-Energien-Gesetz

(EEG) verabschiedet worden. Es regelt den

energie

Ökostrom: Nicht für umsonst

Festpreis für jede Kilowattstunde, die die

Anbieter von Ökostrom in das öffentliche

Stromnetz einspeisen. Die so entstehen-

den Mehrkosen für die erneuerbaren

Energien, auch EEG-Umlage genannt, sind

in diesem Jahr auf fast 3,6 Cent je Kilo-

Durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz gibt es feste Einspeisevergütungen für den Ökostrom. Die EEG-Umlage ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen.

wattstunde geklettert. Sie werden auf die

Stromverbraucher umgelegt, wobei ener-

gieintensive Großverbraucher hiervon be-

freit sind. Bei allen anderen Stromkunden

schlägt sich die steigende Belastung in der

Stromrechnung nieder.

Subventionen steigen

Die auf dieser Grundlage vom Staat ver-

ordneten Subventionen für erneuerbare

Energien sind in den letzten Jahren kräftig

gestiegen. Allein 2011 wurde die Produk-

tion von Ökostrom mit rund 12 Milliarden

Euro gefördert, seit 2000 sind mehr als

50 Milliarden Euro in die erneuerbaren

Energien geflossen – zusätzlich zum Wert

des Stroms. •

Zuschüsse für den Ökostromin Millionen Euro

Quelle: Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft.

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

50.000

40.000

30.000

20.000

10.000

0 890

Kosten im jeweiligen Jahr kumuliert

1.13

92.

029

1.66

43.

693

1.76

55.

458

2.46

47.

922

2.86

3 10.7

85

3.30

0 14.0

85

4.33

618

.421

4.81

723

.238

5.29

728

.535

9.42

837

.963

12.4

1150

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Schul|Bank 082012

2

lektre-tippRainer Hank: Die Pleite-Republik. Wie der Schuldenstaat uns entmündigt und wiewir uns befreien können. Karl Blessing Verlag, München 2012, 448 Seiten, € 19,95.

Bücher zur Euro- und Staatsschulden-

krise sind in diesen Zeiten keine Sel-

tenheit – gleichwohl können diesem

Thema immer wieder neue Aspekte

abgewonnen werden. Rainer Hank,

Wirtschaftsredakteur bei der Frank-

furter Allgemeinen Sonntagszeitung,

legt den Finger in die Wunde und

geißelt die in den vergangenen Jahr-

zehnten scheinbar unaufhaltsame

Ausdehnung staatlicher Aktivitäten,

die ihren Ausdruck in der heutigen

Staatsverschuldung finde. Angesichts

der krisenhaften Zuspitzung in den

vergangenen Jahren habe sich der

Staat nun in eine Lage manövriert, in

der er fast nur noch reagieren könne,

was dem demokratischen System alles

andere als zuträglich sei. Hank zeich-

net die historische Entwicklung nach,

die vom Rechtsstaat zum paternalis-

tischen Wohlfahrtsstaat führte und

die – so Hank – die Eigenverantwor-

tung des Einzelnen langsam abge-

würgt habe. Ein ebenso kontroverses

wie anregendes Buch. •

Wo lebt es sich in Europa am günstigs-

ten, wo ist das Preisniveau am höchsten?

Eine Studie des Statistischen Bundesamtes

bringt Licht ins Dunkel: Das teuerste Land

der Europäischen Union ist demnach

Dänemark, wo Verbraucher für Waren

und Dienstleistungen 42 Prozent mehr

bezahlen müssen als im Durchschnitt der

Mitgliedstaaten. Außerhalb der EU sind die

Schweiz und Norwegen sogar noch teurer.

Wenig überraschend, dass das Leben in den

östlichen Mitgliedstaaten der EU am nied-

rigsten ist, selbst wenn in den Ballungsge-

bieten wie Prag oder Warschau durchaus

stattliche Preise gezahlt werden müssen.

In Deutschland liegt das Preisniveau zwar

knapp über dem Durchschnitt der EU; in

den Nachbarstaaten mit Ausnahme Polens

und der Tschechischen Republik sind die Le-

benshaltungskosten aber durchweg höher.

Grundlage der genannten Zahlen sind die

Konsumausgaben privater Haushalte. Die

Statistiker berücksichtigen dafür alle Ausga-

ben von Haushalten für Güter und Dienst-

leistungen einschließlich der Miete. •

könnten durch die hohe Beschäfti-

gung in Deutschland bis 2016 zusätz-

lich in die Kassen von Bund, Länder

und Gemeinden gespült werden – so

die Prognose des Arbeitskreises Steu-

erschätzung. Vergleichsmaßstab ist die

vorherige Prognose aus dem Monat

November. Von den 29,4 Milliarden

Euro würden 12,3 Milliarden Euro auf

den Bund und 9,5 Milliarden Euro auf

die Bundesländer entfallen. Für das lau-

fende Jahr gehen die Experten davon

aus, dass der Gesamtstaat 4,6 Milliar-

den Euro mehr Steuern einnimmt als

bislang erwartet. •

preisniveau

In Skandinavien ist es am teuerstenEin Euro in der Tasche ist nicht gleich ein Euro in der Tasche. Preise und Preisniveau in den europäischen Staaten weichen zum Teil erheblich voneinander ab.

knapp 30 mrd. euro 

Preisniveauindizes europäischer Länder für Verbrauchsgüter und Dienstleistungen, 2011

Quelle: EU.

151

128125

114

117

102

87 97

111

103

162107

103112

122

108

142

7772

7484

95

74

79

89

6064

60

66

78

Werte der Länder (EU27 = 100)

Über 105 105 bis 95 95 bis 70 unter 70

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Schul|Bank 082012

3

arbeisark

Arbeitslosigkeit in den IndustriestaatenAusnahme Deutschland: Während die Arbeitslosenquote im Euro-Raum und darüber hinaus anhaltend hoch bleibt, schneidet Deutschland weiterhin gut ab.

Die Arbeitslosigkeit im Euro-Raum bleibt

ein gravierendes Problem. Bis 2013, so

die Organisation für wirtschaftliche Zu-

sammenarbeit und Entwicklung (OECD),

sei mit einem weiteren Anstieg zu rech-

nen. Allein in Spanien ist nach OECD-An-

gaben mittlerweile beinahe jeder vierte

Erwerbsfähige ohne Arbeit (24,6 Pro-

zent). Besorgniserregend sei der An-

stieg von Zeitarbeitsverträgen und der

Langzeitarbeitslosigkeit, deren Anteil

an der Gesamtarbeitslosigkeit im Euro-

Raum seit Beginn der Krise von 27 auf

35 Prozent gewachsen sei. Angesichts

solcher Zahlen ruft die OECD zu mu-

tigen Reformen des Arbeitsmarktes und

der Wirtschaft auf. Stellen könnten unter

anderem dadurch geschaffen werden,

dass der Handel und der Dienstleis-

tungssektor für mehr Wettbewerb ge-

öffnet würden.

Deutschland wird gelobt

Während die Arbeitslosenquote in allen

34 OECD-Ländern bis Ende 2013 wohl bei

durchschnittlich 7,7 Prozent verharren

werde, lag sie in Deutschland im Mai die-

ses Jahres nur bei 5,6 Prozent. In kaum

einem anderen Industrieland ist sie in

den vergangenen fünf Jahren so sehr ge-

sunken wie in der Bundesrepublik, folg-

lich sind die deutschen Erfolge im Kampf

gegen die Arbeitslosigkeit von den OECD-

Experten auch ausdrücklich gewürdigt

worden. Der gegenüber der offiziell in

Deutschland ausgewiesenen Arbeitslo-

senquote niedrigere Wert der OECD resul-

tiert aus einer unterschiedlichen Berech-

nungsweise entsprechend dem Standard

der UN-Arbeitsorganisation ILO. •

Es sprach der Präsident der Europäischen

Zentralbank – und die Märkte waren er-

leichtert. Nachdem Mario Draghi ange-

kündigt hatte, die EZB werde alles in

ihrem Mandat Notwendige tun, um die

Gemeinschaftswährung, also den Euro,

zu erhalten, schien ein Stoßseufzer der

Erleichterung durch die Reihen der An-

leger zu gehen, von denen viele den

Präsidenten so verstanden, als würde

die Zentralbank nun – wenn notwendig

– spanische und italienische Anleihen

finanmrkte im blik

Draghis Worte

kaufen, um dem weiteren Anstieg der

Renditen ein Ende zu bereiten und die

Zinsen wieder auf ein erträgliches Maß

zurückzuführen. Tatsächlich gaben die

Renditen auf die Anleihen beider Länder

prompt stark nach, ohne dass die EZB

überhaupt schon hätte deutlich machen

müssen, was genau sich hinter ihrer

Ankündigung versteckt – ob es sich bei

diesen Kurssteigerungen aber um einen

dauerhaften Effekt handeln würde? Allzu

häufig schon haben die Märkte zunächst

euphorisch auf vermeintliche Befrei-

ungsschläge zur Lösung der Euro-Krise

reagiert, um dann doch wieder an der

dauerhaften Zahlungsfähigkeit einzelner

Euro-Staaten zu zweifeln.

Eine gewisse Ernüchterung auf den

Märkten gab es, als Draghi seine Pläne

wenig später konkretisierte. Dem unkon-

ditionierten Aufkauf von Staatsanleihen

durch die EZB, wie von nicht wenigen

erhofft, erteilte er fürs Erste eine klare

Absage; stattdessen wird die EZB nur in-

tervenieren, wenn die kriselnden Staaten

offiziell über den ESM um Hilfe nachfra-

gen und sich den damit verbundenen

Auflagen unterziehen. •

» Allzu häufig schon haben die Märkte zunächst euphorisch auf ver-

meintliche Befreiungsschläge zur Lösung der Euro-Krise reagiert. «

Ohne ArbeitArbeitslosenquoten in ausgewählten OECD-Ländern, Q1 2012 in Prozent

Gesamt Langzeitarbeitslose*

87 %

Quelle: OECD. *mindestens 24 Monate arbeitslos

Norwegen

Österreich

Japan

Deutschland

Großbritannien

USA

Italien

Frankreich

Irland

Portugal

Griechenland

Spanien

Euro-Raum

OECD

3,20,1

4,10,6

4,51,1

5,61,9

8,11,4

8,31,3

9,82,6

10,02,0

14,86,0

14,94,1

21,55,2

23,84,9

10,92,7

7,91,5 Weitere Infos im Internet

unter www.schulbank.de/newsletter/2012/0

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im fokus

Schul|Bank 082012

bankenverband

Jugendstudie 2012Wie stehen junge Leute zum Euro, welche Rolle spielt für sie die Finanz- bzw. Staatsschuldenkrise? Verstehen Jugendliche grundlegende Begriffe des Wirtschaftslebens und wie regeln sie ihre Geldangelegenheiten? Diese und weitere Fragen zum Wirtschaftsverständnis und zur Finanzkultur von jungen Erwachsenen beantwortet die aktuelle Jugendstudie.

Bei der Jugendstudie 2012 handelt es

sich um eine repräsentative Meinungs-

umfrage, die im Auftrag des Bankenver-

bandes von der Nürnberger Gesellschaft

für Konsumforschung (GfK) unter 14- bis

24-Jährigen erhoben worden ist und the-

matisch an die Jugendstudien der Jahre

2003, 2006 und 2009 anknüpft. An dieser

Stelle kann nur auf einige der Ergebnisse

eingegangen werden; die vollständige

Studie ist unter www.schulbank.de ab-

rufbar. Thematisch hat sie sich u.a. den

Bereichen „Finanz- und Staatsschulden-

krise“, „Jugend und Thema Wirtschaft“

sowie „Finanzkompetenz und Finanzkul-

tur“ gewidmet.

I. Wahrnehmung der Finanz- und der

Staatsschuldenkrise

Sowohl die Finanz- als auch die Staatsschul-

denkrise sind den meisten jungen Leuten

sehr gegenwärtig: 82 Prozent geben an,

von der 2007/2008 ausgebrochenen Fi-

nanzkrise zumindest gehört zu haben,

mit 94 Prozent ist die aktuellere Staats-

schulden-/Euro-Krise den jungen Leuten

verständlicherweise noch stärker präsent.

Auf die Stimmung geschlagen haben sie

allerdings nicht: Die Jugendlichen schät-

zen ihre wirtschaftliche Situation und die

ihrer Eltern unverändert positiv ein, was in

erster Linie auf die trotz aller Krisen gute

wirtschaftliche Lage in Deutschland und

auf die positive Entwicklung am Arbeits-

markt zurückzuführen sein dürfte.

Die Meinung der Jugend zum Euro

und zur Währungsunion hingegen ist

durch die Ereignisse der letzten zwei-

einhalb Jahre nicht unbeeindruckt ge-

blieben. Über die Hälfte der befragten

Jugendlichen und jungen Erwachsenen,

56 Prozent, glaubt nicht daran, dass der

Euro langfristig erfolgreich sein wird.

Jeder Zweite kann sich mittlerweile auch

eine Zukunft ohne den Euro vorstellen.

Diese Ergebnisse sind insofern überra-

schend, als es sich dabei nicht um die

Aussagen von Personen handelt, die die

D-Mark eine längere Zeit noch selbst er-

lebt haben und ihr möglicherweise des-

halb hinterhertrauern würden.

Pragmatische Nüchternheit zeich-

net auch die Einstellung zu Europa und

zur Europäischen Union aus: Während

von der EU nur etwas mehr als die Hälfte

der Befragten eine gute Meinung hat, in-

teressiert sich nur ein knappes Viertel in

stärkerem Maße für europäische Politik;

vier von zehn Befragten zeigen immerhin

noch „etwas“ Interesse.

Ob die Euro-Krise hierfür ursäch-

lich ist oder nicht: Auch das Interesse der

Jugendlichen an der allgemeinen Politik

ist nicht besonders ausgeprägt und ein

weiteres Mal zurückgegangen. 2003 hat-

ten noch knapp 30 Prozent angegeben,

sich in stärkerem Maße für Politik zu in-

teressieren; inzwischen ist dieser Anteil

auf nur 19 Prozent gesunken. Und das

Zutrauen in die Fähigkeit der Politik, der

wirtschaftlichen Probleme Herr zu wer-

den, ist gleichfalls erkennbar gesunken.

II. Jugend und Wirtschaft

Die komplexen und nur schwer verständ-

lichen Krisenthemen schlagen offenkun-

dig auch auf das Wirtschaftsinteresse der »

Wirtschaftswissen von Jugendlichen Bei fast jedem zweiten Jugendlichen gibt es größere Defizite im Verständnis von Wirtschaft und Wissen über Wirtschaftsthemen.

Richtig Falsch oder nicht bekannt

Prinzip „Angebot und Nachfrage“

Erklärung „Inflationsrate“

Rolle der EZB

Erklärung „Aktie“

Erklärung „Rendite“

Zusammenhang Risiko und Gewinn

Risikostreuung bei Aktien

Quelle: Bankenverband.

61 39

48 52

27 73

73 27

30 70

69 31

51 49

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Schul|Bank 082012

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im fokus

Fortsetzung „Jugendstudie 2012“»jungen Generation durch, denn dieses ist

ebenfalls rückläufig: Hatte 2009 noch ein

Drittel der Befragten ein starkes bzw. sehr

starkes Interesse an Wirtschaft geäußert,

ist es aktuell nur noch rund ein Fünftel.

Das Ziel einer breiten ökonomischen Bil-

dung in Deutschland würde in weite Ferne

rücken, sollte sich dieser Trend fortsetzen.

Dass es mit dem ökonomischen Wis-

sen der jungen Leute schon heute nicht

zum Besten bestellt ist, zeigen nicht zuletzt

die Resultate dieser Jugendstudie. Ein auf

Ergebnissen von sieben Fragen basie-

render Index zum Wirtschaftswissen zeigt,

dass fast jeder zweite Befragte (47 Prozent)

über schlechte oder sehr schlechte Kennt-

nisse in diesem Bereich verfügt. So können

etwa vier von zehn jungen Leuten mit dem

Begriff „Soziale Marktwirtschaft“ nichts

anfangen. Etwas mehr als die Hälfte der

14- bis 24-Jährigen (52 Prozent) wiederum

kann nicht erklären, was eine ‚Inflations-

rate’ ist. Bei der Frage, wie hoch diese der-

zeit in Deutschland ungefähr ist, mussten

sogar 95 Prozent der Befragten passen.

Auch die Rolle der Europäischen

Zentralbank, über die gegenwärtig in den

Nachrichten verstärkt berichtet wird, ist

den meisten nicht bekannt: Deutlich we-

niger als ein Drittel (27 Prozent) weiß, dass

die EZB für die Sicherung der Preisstabilität

in den Euro-Ländern verantwortlich ist.

Viele haben also schon bei grundlegen-

den Sachverhalten deutliche Verständnis-

schwierigkeiten. Da verwundert es nicht,

dass mehr als jeder zweite Jugendliche

oder junge Erwachsene (54 Prozent)

einräumt, sich in Geld- und Finanzfra-

gen kaum oder gar nicht auszukennen.

Sechs von zehn bekennen zudem, dass

sie keine oder zumindest wenig Ahnung

davon haben, was an der Börse geschieht.

Beide Selbsteinstufungen werden da-

durch untermauert, dass schon der Be-

griff „Rendite“ sieben von zehn jungen

Leuten nicht geläufig ist.

Die Bedeutung ökonomischen

Wissens und finanzieller Allgemeinbil-

dung wird von den Befragten allerdings

erkannt, wünschen sie sich doch mehr-

heitlich ein Schulfach „Wirtschaft“ (68

Prozent). Mehr als drei Viertel der Ju-

gendlichen und jungen Erwachsenen (76

Prozent) sprechen sich überdies für einen

höheren Stellenwert wirtschaftlicher The-

men im Schulunterricht aus.

III. Finanzkompetenz und Finanzkultur

Die Mehrheit der Jugendlichen und jun-

gen Erwachsenen kümmert sich zwar

grundsätzlich gerne um die eigenen

Geldangelegenheiten, doch nehmen sie

sich häufig nicht die nötige Zeit für ihre

Finanzplanung. Nur ein Drittel beschäftigt

sich tatsächlich regelmäßig mit der Pla-

nung seiner Ausgaben und Einnahmen

oder mit der Festlegung von Sparzielen.

Immerhin jeder Zweite spart regel-

mäßig – Jugendliche vor allem deshalb,

um sich größere Anschaffungen leisten

zu können; junge Erwachsene stärker

mit Blick auf Ausbildung, Vermögens-

aufbau und Altersvorsorge. Während

die einen sparen, machen die ande-

ren Schulden. Nur wenige junge Leute

(6 Prozent) haben aber schon einmal mehr

Schulden gemacht, als sie zurückzahlen

konnten oder können. Erfreulicherweise

ist die Tendenz sinkend: 2003 gaben noch

14 Prozent der jungen Leute an, Schulden

nicht zurückzahlen zu können.

Grund für die Aufnahme der Schul-

den ist vor allem der Kauf technischer

Geräte und bei jungen Erwachsenen der

Autokauf. Kredite von Banken spielen im

Übrigen bei der Verschuldung junger Er-

wachsener keine größere Rolle – das Geld

leihen sie sich meist bei Eltern oder Freun-

den. Jugendliche unter 18 bekommen

ohnehin keinen eigenen Kredit von den

Banken. Probleme beim Begleichen von

Rechnungen gibt es häufiger bei Handy-

Verträgen. Hier handelt es sich um eine

wichtige Quelle jugendlicher Schulden.

Auch wenn das Thema Kredite in

dieser Altersgruppe eine untergeordnete

Rolle spielt, wird die Bedeutung von Fi-

nanzwissen dadurch nicht geschmälert.

Ob bei Anlageentscheidungen oder bei

der (künftigen) Aufnahme von Krediten:

Ohne ein Grundverständnis in Finanz-

fragen wird der Bankkunde kaum in

der Lage sein, eigenverantwortlich zu

beurteilen, ob die von ihm getroffenen

Entscheidungen vernünftig sind. Um

ein mündiger Verbraucher zu sein, ist

eine breite finanzielle Allgemeinbildung

daher unumgänglich. •

Weitere Infos im Internet unter www.schulbank.de

Sparverhalten: Sparneigung und -betragRund die Hälfte der Jugendlichen und jungen Erwachsenen spart regelmäßig,überwiegend jedoch Beträge unter 100 Euro

Quelle: Bankenverband.

Sparverhalten

Regelmäßig Ab und zu Nie

53

34

12

Monatlicher Sparbetrag

27

20

14

10

9

2 Über 500 Euro 201-500 Euro 101-200 Euro 51-100 Euro 2-50 Euro 0-25 Euro

Durchschnittlicher monatlicher Sparbetrag (in Euro)

14-17 Jahre

18-20 Jahre

21-24 Jahre

48

97

146

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Schul|Bank 082012

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ausbildung

Geringqualifizierte auf dem Arbeitsmarkt

Immobilienpreise: Gegenläufige Entwicklungen

Auch heute gibt es noch viele Geringqualifizierte auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Fast jeder Fünfte Erwerbstätige weist große Lücken in der Grundbildung auf.

Geringqualifizierte haben es naturgemäß

schwer, eine Beschäftigung zu finden,

geht der Trend auf dem Arbeitsmarkt

doch immer mehr in Richtung gute Aus-

und ständige Weiterbildung. Immerhin

18 Prozent aller Berufstätigen in Deutsch-

land oder rund 7,3 Millionen Beschäftigte

Trotz schrumpfender Bevölkerung: Die Nachfrage nach

Immobilien in Deutschland wird mittelfristig wohl kon-

stant bleiben und dürfte nach Berechnungen des Insti-

tuts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) erst in 20 Jah-

ren langsam zurückgehen. Grund hierfür ist zum einen

die wachsende Zahl an Single-Haushalten, durch die

pro Person mehr Wohnraum in Anspruch genommen

wird. Zum anderen bleiben ältere Menschen heutzu-

tage in der Regel in ihren vier Wänden, selbst wenn die

Kinder ausgezogen sind. Losgelöst davon gibt es erheb-

liche regionale Unterschiede bei der Immobilienpreis-

entwicklung. Während in schrumpfenden Regionen

der Rückbau von Wohnungen zu einer wichtigen im-

mobilienwirtschaftlichen Herausforderung wird, dürfte

das Preisniveau für Wohnraum in Wachstumsregionen

noch längere Zeit zulegen. •

fallen heute noch in die Kategorie „ge-

ringqualifiziert“, d. h., sie verfügen über

keinen Berufsabschluss. Zwar war diese

Quote in Westdeutschland in den 1980er

Jahren mehr als doppelt so hoch; damals

gab es allerdings auch noch entsprechend

viele einfache Jobs. Neue Technologien,

der fortschreitende Automatisierungs-

prozess, aber auch die Globalisierung

und die mit ihr verbundene Auslagerung

einfacher und damit häufig lohnintensiver

Produktionsprozesse ins Ausland haben

die Arbeitswelt seitdem gehörig verän-

dert. Folge: Die Anforderungen an die Er-

werbstätigen sind sprunghaft gestiegen.

Mindestmaß an Ausbildung notwendig

Vielen An- und Ungelernten mangelt es

aber schon an grundlegenden Kompe-

tenzen – sie können nicht ausreichend

lesen, schreiben oder rechnen. Dabei

verlangen auch einfache Tätigkeiten heut-

zutage ein Mindestmaß an Ausbildung:

Sicherheitsvorschriften müssen verstan-

den, Informationen korrekt wiedergege-

ben und mit Kunden muss angemessen

umgegangen werden. Das Verstehen

tätigkeitsrelevanter Texte gehört daher

zu den Kompetenzen, die Arbeitgeber

besonders stark von ihren geringqualifi-

zierten Mitarbeitern verlangen. •

Typische Jobs für Geringqualifizierte

87 %

Quelle: Statistisches Bundesamt. Stand: 2009; ohne Berufsabschluss: einschließlich ohne Angaben.

Hilfsarbeiter

Montierer und Metallberufe

Reinigungs- und Entsorgungsberufe

Bauhilfsarbeiter

Köche

Installations- und Montageberufe

Warenprüfer, Versandfertigmacher

Berufe in der Textilverarbeitung

Lagerverwalter, Transportarbeiter

Gartenbauberufe

20,450,3

13,237,6

12,946,2

12,639,0

10,837,3

8,222,2

7,632,1

6,119,4

5,937,7

5,523,3

Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln.

Wohnraumnachfrage sinkt langsamer

2010 = 100

2010 2020 2030 2040 2050 2060

79

95

90

85

80

75

85 Wohnflächennachfrage Bevölkerung

So viel Prozent der Erwerbstätigen in diesen Berufsgruppen haben keinen … … Schulabschluss … Berufsabschluss

Impressum

Herausgeber

Bundesverband

deutscher Banken e.V.

Verantwortlich

Iris Bethge

Redaktion

Dr. Henrik Meyer

Annette Matthies

(Assistenz)

Anschrift

Schul|Bank

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