14 Artikel Schlaganfall Teut

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S CHLAGANFALL 4 N ATUR UND M EDIZIN 4/2005 N ATURHEILKUNDE UND H OMÖOPATHIE NACH S CHLAGANFALL Dr. med. Michael Teut Der Schlaganfall In Deutschland erleiden jährlich 150.000 bis 200.000 Menschen einen Schlaganfall. Der Schlaganfall ist die häufigste neurologische Erkrankung und steht an Platz 3 der Todesursachen in Deutschland. Er ist die häufigste Ursache für eine lebenslange Be- hinderung im Erwachsenenalter und damit ein bedeutender Fak- tor für die Unterbringung betrof- fener Menschen in Pflegeheimen oder anderen Einrichtungen. Trotz der mittlerweile hervorragenden akutmedizinischen Behandlungs- möglichkeiten ist die Sterblichkeit nach einem Schlaganfall sehr hoch: Nach dem Schlaganfall sterben 19 Prozent innerhalb der ersten 28 Ta- ge, 29 Prozent innerhalb der ersten drei und 37 Prozent innerhalb der ersten zwölf Monate. Nur ein Drit- tel der Betroffenen kann wieder beruflich und sozial voll in das All- tagsleben aufgenommen werden, ein weiteres Drittel bleibt invalide und häufig pflegebedürftig. Für viele Betroffene ist die Krankheit ein echter Schicksals- SCHLAG, der sie aus dem vollen Leben reißt. Sie müssen sich, über- leben sie die Krankheit, nach einer langen Krankenhaus- und Reha- bilitationsbehandlung wieder neu im Leben zurechtfinden, häufig mit einschränkenden Behinderun- gen wie Lähmungen, Geh- oder Sprachstörungen, manche Betrof- fene sind nun an Rollstuhl oder Bett gefesselt. Ursache des Schlaganfalls ist in 80% eine „Verstopfung“ der Ge- hirnarterien mit folgendem Sau- erstoff- und Nährstoffmangel und schließlich dem endgültigen Unter- gang des Gehirngewebes, der z.B. auf einen Thrombus (Blutpfropf, Embolie) oder Arteriosklerose (Ar- terienverkalkung) zurückzuführen ist. In 20 % liegen Gehirnblutun- gen vor, die auf ganz unterschiedli- che Weise entstehen können. Dem Schlaganfall voran gehen meist chronische Schädigungen der Blut- gefäße und des Herz-Kreislaufsys- tems, z.B. durch Arteriosklerose, Bluthochdruck oder Herzerkran- kungen. Risikofaktoren sind vor allem Rauchen, Fettstoffwechsel- störungen, Zuckerkrankheit, Al- koholismus, Gefäßmissbildungen, die „Pille“, Übergewicht, aber auch familiäres Risiko oder Störungen in der Blutgerinnung. Behandlungsmöglichkeiten Die konventionelle Behandlung Die meisten neurologischen oder geriatrischen Kliniken verfügen heute über hervorragende Dia- gnostik- und Akutbehandlungs- möglichkeiten, mit denen die Pa- tienten bei frischem Schlaganfall sehr gut überwacht, betreut und im schlimmsten Fall auch notfall- mäßig beatmet werden können (Stroke-unit, Intensivstation). Ei- ne Auflösung des Gerinnsels oder der Verstopfung beim Schlaganfall durch Medikamente ist leider nur in der Minderzahl der Fälle mög- lich und häufig risikoreich. Die Be- handlung zielt meist darauf ab, op- timale Bedingungen zur Erholung und Selbstheilung des Organismus zu schaffen (Blutdruckeinstellung, Blutgerinnungsoptimierung, Tem- peraturkontrolle, Stoffwechselkon- trolle, ideale Ernährung und Flüs- sigkeitsversorgung). Akute Hirn- blutungen können häufig rasch operiert werden, wodurch das Ge- hirn vom drohenden Druck durch die Blutung entlastet wird, aber auch das ist nicht immer möglich. Wenn die Patienten die Akutphase überstanden haben, muss immer eine umfassende aktuelle Bestands- aufnahme gezogen werden: Was vermag der Kranke noch zu tun, welche Funktionen sind noch in- takt, welche sind erkrankt? Ausge- hend von den aktuellen Möglich- keiten und Defekten wird nun ein umfassender individueller Re- habilitationsplan erstellt, der dem einzelnen Kranken gerecht werden soll. Der Fortschritt der Erholung (Rehabilitation) ist allerdings nicht nur von dem erstellten Trai- ningsprogramm, sondern in ho- hem Maße auch von der inneren Einstellung und dem Willen zur Genesung der Kranken abhängig. Die geschädigten Gehirnareale sind verloren, sie vernarben und zeigen kaum noch Funktion. Aber das Gehirn ist ein echtes Wunder: Andere Gehirnbereiche können viele der ausgefallenen Funktio- nen erlernen und übernehmen. Voraussetzung dafür ist ein inten- sives Training, und dazu muss der Kranke motiviert sein. Schlagan- fallpatienten gewinnen ihre Selbst- ständigkeit häufig in der folgenden Reihenfolge wieder: Kontrolle über den Stuhlgang – selber kleinge- schnittene Nahrung essen – Kon- trolle über die Blase – vom Bett in den Stuhl mit Hilfe wechseln – Gesichtspflege – Ankleiden und Gehen mit Hilfe – selbstständig essen – selbstständig aufstehen und gehen – Treppensteigen mit Hilfe – selbstständig ankleiden (inkl. Knöpfe und Schuhbänder) – selbstständig Treppen steigen

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SCHLAGANFALL4 NATUR UND MEDIZIN 4/2005

NATURHEILKUNDE UND HOMÖOPATHIE NACH SCHLAGANFALL

Dr. med. Michael Teut

Der Schlaganfall

In Deutschland erleiden jährlich 150.000 bis 200.000 Menschen einen Schlaganfall. Der Schlaganfall ist die häufigste neurologische Erkrankung und steht an Platz 3 der Todesursachen in Deutschland. Er ist die häufigste Ursache für eine lebenslange Be-hinderung im Erwachsenenalter und damit ein bedeutender Fak-tor für die Unterbringung betrof-fener Menschen in Pflegeheimen oder anderen Einrichtungen. Trotz der mittlerweile hervorragenden akutmedizinischen Behandlungs-möglichkeiten ist die Sterblichkeit nach einem Schlaganfall sehr hoch: Nach dem Schlaganfall sterben 19 Prozent innerhalb der ersten 28 Ta-ge, 29 Prozent innerhalb der ersten drei und 37 Prozent innerhalb der ersten zwölf Monate. Nur ein Drit-tel der Betroffenen kann wieder beruflich und sozial voll in das All-tagsleben aufgenommen werden, ein weiteres Drittel bleibt invalide und häufig pflegebedürftig.Für viele Betroffene ist die Krankheit ein echter Schicksals-SCHLAG, der sie aus dem vollen Leben reißt. Sie müssen sich, über-leben sie die Krankheit, nach einer langen Krankenhaus- und Reha-bilitationsbehandlung wieder neu im Leben zurechtfinden, häufig mit einschränkenden Behinderun-gen wie Lähmungen, Geh- oder Sprachstörungen, manche Betrof-fene sind nun an Rollstuhl oder Bett gefesselt.Ursache des Schlaganfalls ist in 80 % eine „Verstopfung“ der Ge-hirnarterien mit folgendem Sau-erstoff- und Nährstoffmangel und schließlich dem endgültigen Unter-

gang des Gehirngewebes, der z.B. auf einen Thrombus (Blutpfropf, Embolie) oder Arteriosklerose (Ar-terienverkalkung) zurückzuführen ist. In 20 % liegen Gehirnblutun-gen vor, die auf ganz unterschiedli-che Weise entstehen können. Dem Schlaganfall voran gehen meist chronische Schädigungen der Blut-gefäße und des Herz-Kreislaufsys-tems, z.B. durch Arteriosklerose, Bluthochdruck oder Herzerkran-kungen. Risikofaktoren sind vor allem Rauchen, Fettstoffwechsel-störungen, Zuckerkrankheit, Al-koholismus, Gefäßmissbildungen, die „Pille“, Übergewicht, aber auch familiäres Risiko oder Störungen in der Blutgerinnung.

Behandlungsmöglichkeiten

Die konventionelle BehandlungDie meisten neurologischen oder geriatrischen Kliniken verfügen heute über hervorragende Dia-gnostik- und Akutbehandlungs-möglichkeiten, mit denen die Pa-tienten bei frischem Schlaganfall sehr gut überwacht, betreut und im schlimmsten Fall auch notfall-mäßig beatmet werden können (Stroke-unit, Intensivstation). Ei-ne Auflösung des Gerinnsels oder der Verstopfung beim Schlaganfall durch Medikamente ist leider nur in der Minderzahl der Fälle mög-lich und häufig risikoreich. Die Be-handlung zielt meist darauf ab, op-timale Bedingungen zur Erholung und Selbstheilung des Organismus zu schaffen (Blutdruckeinstellung, Blutgerinnungsoptimierung, Tem-peraturkontrolle, Stoffwechselkon-trolle, ideale Ernährung und Flüs-sigkeitsversorgung). Akute Hirn-blutungen können häufig rasch

operiert werden, wodurch das Ge-hirn vom drohenden Druck durch die Blutung entlastet wird, aber auch das ist nicht immer möglich. Wenn die Patienten die Akutphase überstanden haben, muss immer eine umfassende aktuelle Bestands-aufnahme gezogen werden: Was vermag der Kranke noch zu tun, welche Funktionen sind noch in-takt, welche sind erkrankt? Ausge-hend von den aktuellen Möglich-keiten und Defekten wird nun ein umfassender individueller Re-habilitationsplan erstellt, der dem einzelnen Kranken gerecht werden soll. Der Fortschritt der Erholung (Rehabilitation) ist allerdings nicht nur von dem erstellten Trai-ningsprogramm, sondern in ho-hem Maße auch von der inneren Einstellung und dem Willen zur Genesung der Kranken abhängig. Die geschädigten Gehirnareale sind verloren, sie vernarben und zeigen kaum noch Funktion. Aber das Gehirn ist ein echtes Wunder: Andere Gehirnbereiche können viele der ausgefallenen Funktio-nen erlernen und übernehmen. Voraussetzung dafür ist ein inten-sives Training, und dazu muss der Kranke motiviert sein. Schlagan-fallpatienten gewinnen ihre Selbst-ständigkeit häufig in der folgenden Reihenfolge wieder: Kontrolle über den Stuhlgang – selber kleinge-schnittene Nahrung essen – Kon-trolle über die Blase – vom Bett in den Stuhl mit Hilfe wechseln – Gesichtspflege – Ankleiden und Gehen mit Hilfe – selbstständig essen – selbstständig aufstehen und gehen – Treppensteigen mit Hilfe – selbstständig ankleiden (inkl. Knöpfe und Schuhbänder) – selbstständig Treppen steigen

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und baden. Bei jedem Kranken sind die Fortschrittsmöglichkei-ten natürlich ganz unterschiedlich und individuell zu bewerten, aber die Liste gibt Ihnen einen ungefäh-ren Eindruck über den aktuellen Stand.

Im Einzelnen werden in der kon-ventionellen Nachbehandlung fol-gende wichtige Therapien durch-geführt: Medikamentöse Behandlung

von Grunderkrankungen: Herz-kreislauferkrankungen, Fett-stoffwechselstörungen und gege-benenfalls eine Zuckerkrankheit werden optimal medikamentös behandelt. Die Minimaltherapie besteht bei Schlaganfällen durch Minderdurchblutung / Verstop-fung der Blutgefäße zumindest in der Gabe von Aspirin ® (oder Vergleichspräparat). Lie-gen Krampfanfälle vor, wird ein geeignetes krampfhemmendes Medikament (Antiepileptikum) ausgewählt und vorsichtig auf-dosiert. Bei Depressionen, wie sie häufig nach dem Schlaganfall auftreten, wird zur Stabilisierung und Unterstützung häufig ein Antidepressivum verschrieben.

Krankenpflege: Die Pflege von Schlaganfallpatienten erfordert ein erfahrenes Team. Pfleger und Pflegerinnen sind die wichtigs-ten Ansprechpartner im Alltag, eine optimale Kommunikation und eine positive Arbeitsat-mosphäre motivieren die Pa-tienten ungemein. Wichtig ist bei schweren Lähmungen die richtige Lagerung (z.B. nach Bobath-Konzept), die einfühl-same Anleitung und Begleitung beim Essen und bei der Medika-menteneinnahme, die optimale Körper- und Mundpflege, die Versorgung von Sonden und Blasenkathetern, die tägliche passive Durchbewegung aller ge-lähmten Gelenke, um Gelenk-

versteifungen zu vermeiden, die Vorbeugung gegen Druckstellen (Dekubitus).

Krankengymnastik: Die Kran-kengymnastik ist die wichtigste nichtmedikamentöse Behand-lung. Es wird intensiv trainiert, um möglichst viele Funktionen wie Gehen, Sitzen, Essen, Arm-funktionen etc. wieder zu lernen. Meist wird das Bobath-Konzept auch hier umgesetzt, das sich klinisch bewährt hat. Leider wird die Krankengymnastik häufig nach der Entlassung aus verschiedensten Gründen nicht intensiv genug weitergeführt, so dass der Lernprozess häufig zum Stillstand kommt. Angehörige sollten hierauf ein besonderes Augenmerk richten.

Ergotherapie: Die elementaren Verrichtungen des täglichen Le-bens wie Essen, Trinken, Schnei-den, Spülen, Schreiben, Geräte-bedienung usw. werden trainiert. Es werden spezifische Hilfsmit-tel wie Rollstühle, Spezialschu-he, Gehstöcke oder Rollatoren ausgewählt und der Umgang mit ihnen geübt. Die Angehö-rigen werden gegebenenfalls dazu angeleitet, das häusliche Umfeld (Spezialbett, Rollstuhl, Toilettensitzerhöhung, Rollator, Stolperstellen) für die Rückkehr vorzubereiten.

Sprachtherapie (Logopädie): Patienten, die Sprachstörungen zurückbehalten, z.B. Aphasien, trainieren intensiv an ihrem Sprachvermögen. Auch dieses Training sollte nach der Entlas-sung aus der Klinik weiter fort-geführt werden.

Ernährungstherapie: Der Er-nährung kommt eine wichtige Bedeutung zu, sie ist elementar wichtig und muss den Organis-mus mit den Nährstoffen ver-sorgen, die für die Heilungspro-zesse notwendig sind. Ein großes Problem sind Schluckstörungen

nach dem Schlaganfall. Hier muss lange und ausdauernd mit einer speziellen Schluck-kost geübt werden, meist unter Anleitung durch Logopäden, Ergotherapeuten oder speziell ausgebildeten Pflegefachkräften. Wenn aufgrund von Schluckstö-rungen nicht ausreichend quali-tativ gute Nahrung aufgenom-men werden kann, verschlech-tert sich der Zustand meist rasch und die Kräfte lassen nach. In diesen Fällen ist eine Magen-sonde und die Ernährung über spezielle sondengängige Kost sinnvoll, um dem Organismus die Kraft und Chance zur Erho-lung zu geben. Eine Ausnahme besteht, wenn der Zustand so schlecht ist, dass nicht von ei-ner Heilung oder Stabilisierung auszugehen ist und das Ableben des Kranken zu erwarten ist.

Psychologische Betreuung: Zur Krisenbewältigung und Erarbei-tung neuer Lebensperspektiven und –strategien (Reha-Klini-ken).

Sozialmedizin: Die Versorgung nach dem Krankenhaus muss geklärt werden, gegebenenfalls ein Pflegeheim oder Pflegedienst und die Einstufung in die Pfle-geversicherung organisiert wer-den. Manchmal ist auch die Einsetzung einer gesetzlichen Betreuung notwendig. Auch dies wird vom Krankenhaus mitkoordiniert. Der Kontakt mit Selbsthilfegruppen kann angebahnt werden.

Naturheilkunde und Homöopathie

Naturheilkunde und Homöopa-thie bieten weitere Behandlungs-möglichkeiten, die, ergänzend angewendet, häufig erstaunlich wirksam sind. Da die meisten neu-rologischen oder geriatrischen Kli-niken und die großen Rehakliniken

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keine naturheilkundlich ausgebil-deten Ärzte haben, wird in den allermeisten Fällen die naturheil-kundliche oder homöopathische Therapie erst nach der Kranken-hausentlassung begonnen werden können. Sie sollten sich dazu einen erfahrenen homöopathischen oder naturheilkundlichen Arzt suchen, der insbesondere in Kombination mit den konventionellen Medi-kamenten einen idealen Behand-lungsplan erstellt. Bei der Adres-sensuche kann Ihnen NATUR UND MEDIZIN weiterhelfen. Folgende komplementäre Therapiemöglich-keiten kommen in Frage:

Homöopathie

Die homöopathische Zusatz- oder Nachbehandlung ist meiner Erfah-rung nach der wichtigste Baustein eines naturheilkundlichen The-rapieansatzes: Durch individu-ell ausgesuchte homöopathische Einzelmittel können Mobilität, Beweglichkeit, Stimmung und Lebensqualität der Betroffenen häufig deutlich verbessert werden. Die wichtigsten homöopathischen Arzneien beim Schlaganfall sind verschiedene (homöopathisch zu-bereitete) Schlangengifte, Arnica, Belladonna, Ledum, Tabacum, Nux vomica, Gelsemium und Strychnin. Es kommen weitere 20-30 Arzneien in Frage, die indi-viduell ausgewählt am besten vom erfahrenen homöopathischen Arzt verschrieben werden. Eine Selbst-behandlung sollte hier nicht ver-sucht werden. Die CARSTENS-STIFTUNG förderte mehrere Jahre eine große homöo-pathische Schlaganfall-Studie an der Alexander von Humboldt Kli-nik in Bad Steben (Dr. Wilkens, Dr. Stein), die eine deutliche kli-nische Verbesserung der Patienten und eine Verminderung der Pfle-gebedürftigkeit unter der homöo-pathischen Behandlung (Einzel-

mittel und Komplexmittel) zeigte. In der homöopathischen Nachbe-handlung und Akut-Rehabilitation von Schlaganfallpatienten habe ich selbst immer wieder überzeugende klinische Verbesserungen gesehen, manchmal sogar auch bei schon lange bestehendem Schlaganfall.

Pflanzenheilkunde

Heilpflanzen eignen sich sehr gut zur begleitenden Therapie, häu-fig können hierunter auch ne-benwirkungsreiche Medikamente eingespart werden. Im Folgenden die wichtigsten Heilpflanzen; die Auswahl und Einnahme sollte in Absprache mit dem Arzt getroffen werden:

WeißdornWenn eine koronare Herzkrankheit und eine Herzschwäche (Herzin-suffizienz NYHA I-III) vorliegen und der Schlaganfall durch eine Ischämie (Embolie, Arteriosklero-se-Plaque) bedingt ist. Weißdorn verbessert die Herzkreislauf-Funk-tion und die Durchblutung (lesen Sie dazu auch KoKo „Weißdorn“). [Nr. 34, Mitgl. 2/2005]

Ginkgo bilobaGinkgo fördert die Durchblu-tung des Gehirns und verbessert die Fließeigenschaften des Blutes. Ginkgo ist insbesondere bei Ar-terienverkalkung in Verbindung mit Durchblutungsstörungen des Gehirns, Schwindel und Gedächt-nisstörungen zur Therapie sinnvoll (lesen Sie dazu auch KoKo „Ginkgo biloba“). [Nr. 21, Mitgl. 1/2003]

KnoblauchKnoblauch in Roh- oder Kapsel-form eignet sich zur Behandlung, wenn Arteriosklerose und Fett-stoffwechselstörungen als Grunder-krankungen vorliegen. Knoblauch fördert die arterielle Durchblu-tung, senkt die Blutfette, wirkt

gefäßschützend und anti-arterio-sklerotisch. Außerdem senkt er den Blutdruck (milde Wirkung).

JohanniskrautJohanniskraut ist eine gut wirksame Behandlungsmöglichkeit bei De-pressionen nach dem Schlaganfall. Es eignet sich auch zur begleiten-den Schmerztherapie, wenn eine depressive Grundstimmung vor-liegt (KoKo „Angst und Depressi-on“). [Nr. 15, Mitgl. 1/2002]

BaldrianwurzelGeeignet bei Angst- und Unruhe-zuständen sowie milden Schlafstö-rungen. Auch Kombinationsprä-parate mit Melisse und Hopfen sind gut geeignet (KoKo „Angst und Depression“). [Nr. 15, Mit-gl. 1/2002]

IngwerBei Frösteligkeit, Schwindel, Übel-keit und träger Verdauung kann ein Therapieversuch mit Ingwer gemacht werden, z.B. Zintona ® Kapseln. Ingwer durchwärmt den Organismus, regt die Verdauung an und hilft häufig gegen Schwindel.

GinsengGinseng eignet sich zur Stärkung bei Schwäche- und Erschöpfungs-zustand nach Schlaganfall (der/die Kranke „fällt in ein Loch“), bei nachlassender Konzentrations- und Leistungsfähigkeit im Laufe der Therapie. Empfehlenswert ist eine Stoßtherapie über drei Mona-te, dann muss eine Pause über min-destens drei Monate erfolgen. Eine Tagesdosis von mindestens 10 mg Ginsenosiden sollte in dem ausge-wählten Präparat enthalten sein.

EchinaceaEchinacea ist geeignet, wenn es nach dem Schlaganfall immer wie-der zu bakteriellen oder viralen In-fektionen kommt. Echinacea ver-bessert die Immunabwehr. Bewährt

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hat sich die Gabe von Echinacea zum Beispiel bei rezidivierenden Blasenentzündungen (in Verbin-dung mit 1 g Vitamin C / Tag und Nieren-Blasen-Tee) oder auch bei rezidivierender Bronchitis (Frage: Landen beim Schlucken Speise-reste in der Luftröhre?). Es sollte aber nicht länger als 4 Wochen am Stück angewendet werden (KoKo „Das Immunsystem natürlich stär-ken“). [Nr. 10, Mitgl. 2/2001]

Goldruten-/Zitterpappel-/Eschen-extrakt (Phytodolor ®)Zur begleitenden Schmerztherapie können als Basistherapeutikum 4x30 Tropfen / Tag versucht wer-den. Ein deutlicher Therapieeffekt sollte nach spätestens 10 Tagen vorliegen (falls nicht: Einnahme beenden). Liegen rheumatische Schmerzen vor ist die Kombina-tion mit Teufelskrallenextrakt gut geeignet. Bei depressiver Stim-mung empfiehlt sich die Kombina-tion mit Johanniskraut. Äußerlich kommen zusätzlich Einreibungen mit Aconit-Schmerzöl in Frage.

Iberogast ® (Heilpflanzenkombination)Bei Völlegefühl, Blähungen, Übelkeit und Druckschmerzen infolge gestörter Darmtätigkeit.

Das Präparat regt Verdauung und Gallefluss an (Koko „Reizdarmsyn-drom“). [Mitgl.brief 4/2001]

AkupunkturDie Akupunktur ist sehr gut ge-eignet zur Nachbehandlung von Schlaganfällen, bei Lähmungen, Schmerzen und Verkrampfungen. Wirksam erweist sich auch die Elektroakupunktur. Idealerweise beginnt die Akupunktur-Behand-lung schon in der Reha-Klinik.

MassageEinfühlsame und vorsichtige Mas-sagebehandlung lockert Verkramp-fungen, Spastik, verbessert die Durchblutung und den Lymph-abfluss und tonisiert das Gewebe (schlaffe Lähmungen). Besonders geeignet ist die Rhythmische Mas-sage nach Wegmann und Hausch-ka, die aus der anthroposophischen Medizin stammt (http://www.rhythmischemassage.com/). Hier-bei kommen besonders geschickte Massagetechniken sowie spezifisch ausgewählte Heilpflanzen-Öle zur Anwendung. Ich habe hierunter häufig sehr gute Resultate beob-achtet. Besonders geeignete Öle zur Be-handlung von Schlaganfallpatien-ten sind z.B. Arnica-Massage-Öl

(Weleda) / Arnika e floribus W 5 %, Oleum (Wala) oder Johannis-krautöl (z.B. Hypericum ex herba 5 % Oleum, Wala). Bei Unruhe, Nervosität, Nervenschmerzen und Einschlafstörungen eignet sich eine Nacken- oder Rückenmassage mit Lavendel Öl (z.B. Lavandula, Ole-um aetherum 10%, Wala). Bei star-ken Schmerzen hilft häufig Aconit Schmerzöl (Wala). Falls eine All-ergie gegen Arnica, Johanniskraut oder Lavendel besteht, dürfen die Öle nicht angewendet werden.

ÖldispersionsbäderEine weitere sehr gute Behand-lungsmöglichkeit – ebenfalls aus der anthroposophischen Medizin – sind Öldispersions- oder Jun-gebäder. Mit Hilfe eines speziellen Öldispersionsgerätes (Glaskolben) wird Heilpflanzenöl homogen im Badewasser gemischt, die Bäder ha-ben dann einen hervorragenden er-holsamen und regenerierenden Ef-fekt. Allerdings muss gewährleistet sein, dass der Kranke den Transfer in und aus der Badewanne schafft. Zur Behandlung eignen sich z.B. Arnica-Öl (Herz-Kreislauferkran-kungen, z.B. Arnica e floribus W 5 %, Oleum von Wala), Johan-niskrautöl (bei Depressionen, z.B. Hypericum ex herba 5 % Oleum

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Karl Carstens selbst schrieb keine Gedichte, aber er beschäftigte sich in sei-ner Freizeit intensiv mit ihnen. Manche haben ihn, wie er selbst sagte, sein Leben lang begleitet. Die vorliegende Anthologie will jene Gedichte vorstel-len, die Karl Carstens ganz persönlich sehr viel bedeuteten.

Zu den verschiedensten Themen- und Motivkreisen wählte Karl Carstens mehr als dreihundert Gedichte von rund einhundertfünfunddreißig Dich-tern aus fünf Jahrhunderten aus, wobei sich der Bogen von Nicolaus Her-mann (1480 bis 1561) bis zu Ulrich Schacht, Jahrgang 1951, spannt.

Sie können diesen Gedichtband für nur 13,- 1 direkt bestellen bei:

NATUR UND MEDIZIN, AM DEIMELSBERG 36, 45276 Essen, Tel.: (0201) 56305 70, Fax (0201) 56305 60Oder im Internet unter: http://www.naturundmedizin.de

„ D E U TS C H E G E D I C H T E “ – H E RAUSGEGE BE N VON KARL CARSTE NSAU F VI E LFAC H E N WU NSC H N E U AU FGE LEGTwieder

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von Wala), Lavendelöl (nervöse Unruhe, Verkrampfungen, Spastik, Schlafstörungen, z.B. Lavandula, Oleum aetherum 10% von Wala). Hilfreich erweist sich in schwieri-gen Fällen auch Meerrettichöl (von der Firma Jungebad). Weitere Öle können individuell angepasst zur Anwendung kommen. Sofern eine Allergie gegen Arnica, Hypericum oder Lavendel besteht, dürfen die Öle nicht angewendet werden. Das Öldispersionsgerät kann auch zu Hause zur Anwendung kom-men, es ist Präzisionsarbeit und daher leider recht teuer (zwischen 130 und 260 Euro). Die qualita-tiv besten Geräte werden von der Firma Jungebad angeboten (Infos: http://www.jungebad.com), es gibt aber auch günstigere Konkurrenten (z.B. http://www.wandil.de). Aus-führliche Beratung: http://www.laden-fuer-gesundheit.de).

WärmetherapieViele Betroffene profitieren von ei-ner vorsichtigen und milden Wär-metherapie, insbesondere wenn Muskel-Verkrampfungen und allgemeine Frösteligkeit und Käl-teempfindlichkeit vorliegen. Zur Anwendung können Auflagen und Bäder (s.o.) kommen. Die Wärme-therapie mit Bienenwachsauflagen hat sich besonders bewährt (Infos: http://www.wachswerk.de). Wenn

die Schmerz- und Temperatur-empfindung oder -wahrnehmung gestört sind, ist allgemein bei war-men und heißen Anwendungen große Vorsicht ratsam, damit sich die Kranken nicht verbrennen.

HydrotherapieWickel und Teilbäder sind – insbe-sondere bei Spastik – hilfreich.

ElektrotherapieReizstrombehandlung oder stabile Galvanisation sind besonders hilf-reich bei Spastik und Verkramp-fungen. ErnährungSoweit möglich, sollte auf eine voll-wertige Ernährung geachtet werden. Auch bei Schluckstörungen kann die Mahlzeit durch Zerkleinern oder Verkochen unter vollwertigen Gesichtspunkten zubereitet werden. Sie sollten hier professionelle Hilfe durch eine Ernährungsberatung in Anspruch nehmen.

Wie finde ich einen homöopathischen oder

naturheilkundlichen Arzt?

Mit dem Suchservice von NATUR UND MEDIZIN steht ein leistungs-starker und differenzierter Dienst zur Verfügung. Hiermit können neben niedergelassenen Ärzten

auch Kliniken und Krankenhäu-ser recherchiert werden. Diesen Service können aber nur die Mit-glieder von NATUR UND MEDIZIN nutzen.

Dr. med. Michael TeutArzt für HomöopathieGesundheitszentrum PolikumRubensstr. 11612157 BerlinTel. 030 – 8555009http://www.michael-teut.de

Stichwort: Patientenverfügung

Sie sollten frühzeitig überdenken, wie intensiv Sie in einer echten Notfallsituation, z.B. bei einem schweren Schlaganfall, behandelt werden möchten. In einer Patien-tenverfügung können Sie zu le-bensverlängernden Maßnahmen Ihren Willen schriftlich festlegen. Obwohl diese Patientenverfügun-gen in Deutschland bislang für den behandelnden Arzt nicht rechtlich bindend sind, erleichtern sie die therapeutische Entscheidungsfin-dung meist wesentlich.Die Ärztekammer Hamburg hält ein entsprechendes Muster mit weiterführenden Informationen zum Download bereit:http://www.aerztekammer-ham-burg.de/patienten/patientenver-fueg.htm

SCHLAGANFALL

Die Behandlung des Heuschnupfens mit homöo-pathischen Tiefpotenzen von Galphimia glauca

Tägliche Calciumeinnahme als Prävention gegen Darmkrebs

Sägepalmextrakte bei Prostatahyperplasie

Traubensilberkerze bei klimakterischen Be-schwerden

Akupunktur bei Schlaganfall: Akutbehandlung und Rehabilitation

Die Behandlung koronarer Herzkrankheiten (KHK) durch Yoga-Therapie

Die Behandlung des kindlichen Durchfalls mit homöopathischen Einzelmitteln

Tägliche Calciumeinnahme zur Osteoporosepro-phylaxe

Bei Zusendung eines adressierten und frankierten Rückumschlages kann Ihnen der jeweils zweiseitige Überblick zugesandt werden.

ÜBERSICHTEN (REVIEWS) ZUM STAND DER FORSCHUNG

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