14Die irsDtnILeicht LunLhds Edelstahl gegen Korrosion14 14Die irsDtnILeicht LunLhds I m Mutterland...

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14 Fahrbericht_Temsa Avenue LF I m Mutterland der Omnibusindustrie ha- ben es ausländische Produkte schwer. Zwei Konzerne und vier Marken dominieren den Markt, zugleich sind es die flächendeckenden Servicenetze, die für einen Kauf deutscher Produkte werben. Wie man dagegen halten kann, demonstriert seit Jahr und Tag die polni- sche Marke Solaris – der vergleichsweise klei- ne Hersteller von Stadtomnibussen gewinnt in Europa immer mehr Freunde. Und was die Polen können, soll den Türken nur Recht sein, meint man jedenfalls bei Temsa und rüstet auf. Deren deutsche Organisation hat mit 25 Ser- vicepartnern Fahrt aufgenommen, ein eigenes Logistikcenter sorgt für eine reibungslose Er- satzteilversorgung. Die Safari-Reisebusse von Temsa zählen in einigen Regionen Deutschlands zum gewohn- ten Straßenbild, mit der Niederflurbaureihe Avenue für den Nahverkehr soll sich der Er- folg der Marke beschleunigen. Das Produkt- programm beschränkt sich bisher noch auf Zweiachser in 12 und 13 m Länge, die es zwei- oder dreitürig gibt. Ein Manko für die Verkäu- fer, deren Kunden gerne Anbieter mit vollem Sortiment bevorzugen. Aber den Leuten kann bald geholfen werden: Auf der Agenda der Temsa-Entwickler stehen weitere Avenue-Ty- pen: Low-Entry-Fahrzeuge ebenso wie ein Ge- lenkzug, die bereits zur IAA 2012 in Hannover zu sehen sein sollen. Leicht und servicegerecht Den Anfang im ÖPNV-Geschäft macht der 12-m-Wagen Avenue LF (= Low Floor). Unser Testkandidat ist ein konventioneller Zweitürer, ein Niederflurbus mit stehendem DAF-Diesel. Der Avenue räumt gleich vom Start weg mit dem Vorurteil der Rostanfälligkeit auf. Sein Rohbau wird in Edelstahl gefertigt und soll mit einem Fahrgestell-Mittelteil aus Compo- site eine gute Gewichtsbilanz bieten. Auf die Waage bringt er 11.500 kg, ein ordentlicher Wert, schließlich fährt er mit mit großer 9-l- Maschine und Vollwertausstattung. Der Kun- de bekommt seinen Avenue auch mit kleinem Edelstahl gegen Korrosion Die ersten Verkaufserfolge für den Temsa-Niederflurbus Avenue lassen aufhorchen. Seine Karosserie trotzt mit Edelstahl der Korrosion, wesentliche Komponenten stammen von renom- mierten Lieferanten. Wir haben uns den Herausforderer näher angesehen. D-01809 Heidenau · Mühlenstraße 31 Telefon 03529/5743-0 · Fax –28 www .busfachhandel.de · [email protected] D-12487 Berlin · Großberliner Damm 81 Telefon 030/21808755 · Fax 030/40899683 A&K-F ahrzeug teile Heidenau GmbH – ET -V ertriebspartner für Omnibusse • Anlasser u. Lichtmaschinen • Gebläse, Lüfter, E-Motoren • Umwälz u. Wasserpumpen • Heizungsersatzteile • Achs- u. Bremsersatzteile • Heizungs- u. Wasserkühler Gut zugänglich: Motor- und Peripherie-Komponenten Bus-Fahrt 02/2012 - Stünings Medien GmbH, Krefeld - www.busfahrt.com

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    Fahrbericht_Temsa Avenue LF

    Im Mutterland der Omnibusindustrie ha-ben es ausländische Produkte schwer. Zwei Konzerne und vier Marken dominieren den Markt, zugleich sind es die flächendeckenden Servicenetze, die für einen Kauf deutscher Produkte werben. Wie man dagegen halten kann, demonstriert seit Jahr und Tag die polni-sche Marke Solaris – der vergleichsweise klei-ne Hersteller von Stadtomnibussen gewinnt in Europa immer mehr Freunde. Und was die Polen können, soll den Türken nur Recht sein, meint man jedenfalls bei Temsa und rüstet auf. Deren deutsche Organisation hat mit 25 Ser-vicepartnern Fahrt aufgenommen, ein eigenes Logistikcenter sorgt für eine reibungslose Er-satzteilversorgung.

    Die Safari-Reisebusse von Temsa zählen in einigen Regionen Deutschlands zum gewohn-ten Straßenbild, mit der Niederflurbaureihe Avenue für den Nahverkehr soll sich der Er-folg der Marke beschleunigen. Das Produkt-programm beschränkt sich bisher noch auf Zweiachser in 12 und 13 m Länge, die es zwei- oder dreitürig gibt. Ein Manko für die Verkäu-fer, deren Kunden gerne Anbieter mit vollem Sortiment bevorzugen. Aber den Leuten kann bald geholfen werden: Auf der Agenda der Temsa-Entwickler stehen weitere Avenue-Ty-pen: Low-Entry-Fahrzeuge ebenso wie ein Ge-lenkzug, die bereits zur IAA 2012 in Hannover zu sehen sein sollen.

    Leicht und servicegerechtDen Anfang im ÖPNV-Geschäft macht der 12-m-Wagen Avenue LF (= Low Floor). Unser Testkandidat ist ein konventioneller Zweitürer, ein Niederflurbus mit stehendem DAF-Diesel. Der Avenue räumt gleich vom Start weg mit dem Vorurteil der Rostanfälligkeit auf. Sein Rohbau wird in Edelstahl gefertigt und soll mit einem Fahrgestell-Mittelteil aus Compo-site eine gute Gewichtsbilanz bieten. Auf die Waage bringt er 11.500 kg, ein ordentlicher Wert, schließlich fährt er mit mit großer 9-l-Maschine und Vollwertausstattung. Der Kun-de bekommt seinen Avenue auch mit kleinem

    Edelstahl gegen KorrosionDie ersten Verkaufserfolge für den Temsa-Niederflurbus Avenue lassen aufhorchen. Seine Karosserie trotzt mit Edelstahl der Korrosion, wesentliche Komponenten stammen von renom-mierten Lieferanten. Wir haben uns den Herausforderer näher angesehen.

    D-01809 Heidenau · Mühlenstraße 31Telefon 03529/5743-0 · Fax –28www.busfachhandel.de · [email protected]

    D-12487 Berlin · Großberliner Damm 81Telefon 030/21808755 · Fax 030/40899683

    A&K-Fahrzeugteile Heidenau GmbH – ET-Vertriebspartner für Omnibusse• Anlasser u. Lichtmaschinen • Gebläse, Lüfter, E-Motoren

    • Umwälz u. Wasserpumpen • Heizungsersatzteile

    • Achs- u. Bremsersatzteile • Heizungs- u. Wasserkühler

    Gut zugänglich: Motor- und Peripherie-Komponenten

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    Einhelligen Beifall der Praktiker finden die

    kleinteiligen Paneele rund um die

    Karosserie, die sich bei kleinen Anfahrschäden

    kostengünstig ohne großen Reparaturauf-

    wand tauschen lassen.

    Cummins-Sechszylinder (6,7 l), der mehr als 200 Kilo leichter sein soll. Optisch zeigt der Avenue betont kantig Profil, die Designer ge-ben dem türkischen Stadtbus einen masku-linen Auftritt. Die Linienführung polarisiert, aber Geschmacksfragen spielen hier keine Rolle. Einhelligen Beifall der Praktiker finden die kleinteiligen Paneele rund um die Karos-serie, die sich bei kleinen Anfahrschäden kos-tengünstig ohne großen Reparaturaufwand tauschen lassen – da kann sich die etablier-te Konkurrenz gerne eine Scheibe abschnei-den. Für gute Übersicht nach vorne sorgen filigrane A-Plus-Fenstersäulen à la Citaro, der

    Fahrer findet sich im VDV-Cockpit schnell zu-recht. Allerdings mit bekannten Stärken und Schwächen: Der Fahrer sitzt tief, die stehen-den Pedale sind nur semioptimal. Der linke Spiegel reflektiert in der Seitenscheibe, aber das lösen andere auch nicht besser.

    Der durchwegs freundliche Innenraum wirkt aufgeräumt, state of the art sind Canti-lever-Bestuhlung und fahrgastgerechte Durch-gänge zu den Türen. Die vielen Haltestangen und Handläufe im Innenraum fallen dem si-cherheitsbewussten Betrachter positiv auf, bei Temsa leistet man hier ganze Arbeit. Das Finish hat noch etwas Luft nach oben, für ein

    Wir haben die Qualität nicht erfunden, aber wirliefern sie auf Rädern

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    Betont maskuliner Auftritt – wesentliche Stärken des Temsa liegen in seiner servicefreundli-

    chen Konstruktion

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    Fahrbericht_Temsa Avenue LF

    MotorReihensechszylinder DAF PR228, links ste-hend im Heck, Abgasturboaufladung und Ladeluftkühlung, elektronische Common-Rail-Dieseleinspritzung, abgasarm nach EEV mit SCR-Kat.Hubraum 9.200 cm³Nennleistung 228 kW/310 PS bei 2.200 U/minMaximales Drehmoment 1.250 Nm bei 1.100–1.700 U/min

    KraftübertragungSechsgang-Getriebeautomat ZF Ecolife 6AP 1400 mit integriertem Retarder. ZF-Portalachse als Antriebsachse.

    FahrwerkVorderachse mit Einzelradführung Typ ZF RL 75 EC; zwei Luftbälge, zwei Stoßdämp-fer; Hinterachse als starre Antriebsachse Typ ZF AV 132/80, Achsführung durch Längslenker und Dreiecklenker, vier Luftbäl-ge, vier Stoßdämpfer. Kneeling-Funktion; Bereifung 275/70 R 22,5.

    Bremsanlage, LenkungOptional: Elektronisch geregelte Zweikreis-Druckluftbremsanlage (EBS), vorne und hinten innenbelüftete Scheibenbremsen mit elektro-nischer Belagverschleißanzeige, Dauerbremse ZF-Primärretarder; ABS und ASR. Hydraulische Lenkung Typ ZF Servocom 8098, pneumati-sche Verstellung in Höhe und Neigung,

    Maße und GewichteLänge/Breite/Höhe 11.995/2.550/3.200 mmRadstand 5.805 mmWendekreis 21.224 mmLeergewicht (lt. Hersteller) 11.500 kg

    FahrgastkapazitätSitzplätze 29 + 1Stehplätze 70 Rollstuhlfahrer 1

    Technische Daten Temsa Avenue LP

    Temsa Avenue: ein ehrgeiziges Projekt für den ÖPNV; sachlich-nüchtern im Innenraum, das Haltestangenkonzept ist top. Fahrerarbeitsplatz nach VÖV-Vorschriften.

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    junges Produkt keine Seltenheit. Deshalb ge-hört das Klappern zum Handwerk, man hört es auch anderswo. Die korrekt eingestellten Innenschwenktüren beteiligen sich aber nicht daran. Sie stammen von Bode, für die Steue-rung zeichnet das MTS-System von Wabco ver-antwortlich. Beim Öffnen der Türen verneigt sich der Temsa um 70 mm seinen Fahrgästen entgegen, der Avenue kann auch, was andere können. Für Warmluft sorgen drei wirksame Untersitz-Heizgebläse, auf Wunsch für die Kühlung ein Squeros-Dachklimagerät.

    Starker Antritt, flinkes Getriebe Unser Test-Temsa ist ein starkes Stück, mit 310 PS zählt er zu den besonders kräftigen Vertre-tern. Temsa setzt wie VDL konsequent auf die Turmlösung, das Triebwerk steht hier leicht nach rechts geneigt im Heck und spart nicht mit Leistung. Der 9,2-l-Sechszylinder tritt mit 310 PS an, 99 Prozent davon sind schon bei 1.700 Umdrehungen verfügbar – und 1.250 Nm Drehmoment sind für einen 18-Tonner eine ganze Menge. Der EEV-Saubermann zeigt sich blendend in Form, schon knapp über 1.000 Umdrehungen strebt er seinem Drehmo-mentgipfel entgegen. Der kräftige DAF-Diesel arbeitet einem sechsstufigen ZF-Ecolife-Getrie-be zu, das sich mit der Büffelmotor-Charakte-ristik trefflich versteht. Aus dem Stand wird fast unmerklich, aber zügig Gang für Gang nachgelegt, bei Tempo 50 rollt man bereits im sechsten Gang. Die Topodyn-Software wechselt flexibel zwischen sechs Schaltprogrammen – an Steigungen oder flottem Beschleunigungs-wunsch in Power plus, beim schlichten Rollen im Modus Eco plus. Nur der Primärretarder fällt etwas aus dem Rahmen. Er verzögert bei den Haltestellenanfahrten zwar ziemlich kraft-voll, letztendlich leidet der Komfort aber durch seine ruppige Art.

    Der Retarder entlastet die Betriebsbremse, die sich aber nicht verstecken muss. Die op-tional angebotene EBS-Bremsanlage ist allen Fahrsituationen gewachsen, sie bremst hoch-wirksam, an den Haltestellen aber gefühlvoll. Extrapunkte verdient sich das Fahrwerk. ZF-Einzelradaufhängung vorn und die Portal-

    achse vom gleichen Anbieter verhelfen dem Avenue zu harmonischen Fahreigenschaften. Das schluckfreudige Fahrwerk kommt weder in schnell gefahrenen Kurven noch auf welli-ger Fahrbahn in Verlegenheit. Allenfalls herbe Fahrbahnschläge dringen bis ins Gebälk vor, die konventionelle Dämpferbestückung zeigt hier ihre Grenzen. Die Geräuschkulisse im Heck offenbart dagegen konkreten Handlungs-bedarf: Unter Volllast kennt der kernige DAF-Diesel keine Gnade, mehr als 80 dB(A) sind für die Fahrgäste im Heck kein Vergnügen.

    Unter dem StrichEr ist kein Blender, sein knapp kalkulierter Einstandspreis ist ein schlagendes Argument. Der Kunde bekommt viel Omnibus fürs Geld. Den bewährt-kräftigen DAF-Diesel etwa, der sich mit dem ZF-Getriebe prima versteht. Oder ein komfortabel-sicheres Fahrwerk, das auch in wesentlich teureren Wettbewerbern seinen Dienst versieht. In Sachen Rostschutz und Re-paraturfreundlichkeit spielt der Temsa in der Ersten Liga. Am Thema Lautstärke muss noch gearbeitet werden. Und an weiteren Varianten, die Verkäufer würden sich freuen.

    Wolfgang Tschakert

    Extrapunkte verdient sich das Fahrwerk.

    ZF-Einzelradaufhän-gung vorn und die Portal-achse vom gleichen Anbieter

    verhelfen dem Avenue zu harmonischen

    Fahreigenschaften.

    Markant auch von hinten – der Schalldämpfer des Avenue sitzt auf dem Dach.

    Bus-Fahrt 02/2012 - Stünings Medien GmbH, Krefeld - www.busfahrt.com