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Übersicht Weißzonentyp: Vorwiegend Kernzone Gemeinde(n): St. Gallenkirch, Tschagguns Fläche: 10,8 km² Erschließungsgrad: 12,4 % Mittlere Meereshöhe: 1714 (789 – 2416) m ü. A. Gebirgsgruppe: Rätikon Geologische Einheit: Silvrettakristallin Alp-/ Waldflächen: 287 ha (26,5 %) / 410 ha (37,9 %) Die Gweilspitze (mitte-rechts) trennt die beiden Alpgebiete Außergweil (rechts) und Innergweil (links) (UMG 2010) 16 Gweil Das Gros des Gebiets wird von Wald- und Alpflächen eingenommen. Die Außergweil Alpe ist eine der letzten unerschlossenen Sennalpen Vorarlbergs. D7Z= 68% 55% 90% 32% 29% Gesamtfläche Anteil unerschlossene Fläche Anteil Biotope und Schutzgebiete Konnektivität Remoteness (= engl. Abgeschiedenheit)

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ÜbersichtWeißzonentyp: Vorwiegend Kernzone Gemeinde(n): St. Gallenkirch, Tschagguns Fläche: 10,8 km² Erschließungsgrad: 12,4 % Mittlere Meereshöhe: 1714 (789 – 2416) m ü. A. Gebirgsgruppe: Rätikon Geologische Einheit: Silvrettakristallin Alp-/ Waldflächen: 287 ha (26,5 %) / 410 ha (37,9 %)

Die Gweilspitze (mitte-rechts) trennt die beiden Alpgebiete Außergweil (rechts) und Innergweil (links) (UMG 2010)

16 Gweil

Das Gros des Gebiets wird von Wald- und Alpflächen eingenommen. Die Außergweil Alpe ist eine der letzten unerschlossenen Sennalpen Vorarlbergs.

c+68+55+90+32+2968%

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29%Gesamtfläche

Anteil unerschlossene Fläche

Anteil Biotope und Schutzgebiete

Konnektivität

Remoteness (= engl. Abgeschiedenheit)

fx+0+0+0+0+0

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| 13116 Gweil | Gebietsbeschreibung

Die Weißzone Gweil beinhaltet die ostexponierten montanen Wälder und alpinen Rasen am Talaus-gang des Gargellentals bis hin zum Haupttal des Montafons. Die Kernzone bilden Inner- und Au-ßergweil, zwei Alpgebiete mit steilen Taltobeln oberhalb des Ortes Galgenul im Gemeindegebiet von St. Gallenkirch. Im Südwesten grenzt das Gweil an die Weißzonen Platina-Sarotla und Tilisuna an. Der Großteil der angrenzenden Gebiete ist allerdings erschlossen. Im Norden befinden sich das Äußere Gampadelstal und die Hora Alpe, im Osten die Orts-teile Mauren und Badmunt und im Südosten liegt der Ort Galgenul. Die höchsten Berge des Gebiets sind der Äußere Platinakopf (2416 m ü. A) und der Außergweilkopf (2406 m ü. A.). Vom Tal aus be-trachtet bildet allerdings die Gweilspitze (2187 m ü. A.), die sich auf einem vorgelagerten Seitengrat be-findet, die höchste sichtbare Erhebung.

Landschaftskammern und Infrastrukturen

Die Weißzone Gweil ist 10,8 km² groß und besteht zu 80 % aus Kernzonen (Inner- und Außergweil). Große Teile des Maurentobels bzw. der Hora Alpe gehören zum Pufferbereich. Eine weitere Puffer-fläche unterhalb der Jagdhütte Valsott (Rosnazug) komplettiert das Gebiet. Der Erschließungsgrad der Kernzone beträgt 15,4 %.

16.01 Gebietsbeschreibung

Lage

Dass die Landschaftskammern Inner- und Außerg-weil bis unmittelbar an das Siedlungsgebiet Gal-genul heranreichen und die Innergweil Alpe mit ei-nem Fahrweg erschlossen ist, trägt wesentlich zum Erschließungsgrad bei. Am Rande des Siedlungsge-biets von Galgenul liegen Ortsstraßen und mehrere Gebäude in oder an der Grenze zur Weißzone. Auch die Foppa Maisäße liegen im Gebiet. Weiters führt der Forstweg Bärawald von Valsott ca. 500 m hang-parallel in die Weißzone und der Forstweg Hofawald im Norden unmittelbar an die Landschaftskammer Außergweil. Die Außergweil Alpe wird nicht durch einen Fahrweg erschlossen.

Geologie

Die aufgeschlossenen Festgesteinseinheiten kön-nen alle dem ostalpinen Silvretta-Seckau Decken-system zugeordnet werden. Es überwiegen deutlich Metasedimente (Biotitfleckenschiefer). Zwischen-geschaltet sind Meta- bis Ultrabasite. Der Berggrat vom Außerplatinakopf zum Rütihorn wird von Or-thogneisen aufgebaut. Vor allem von der Innergweil Alpe bis zum Talschluss, aber auch bei der Außerg-weil Alpe und beim Gweil Maisäß wird das anste-hende Gestein von Grundmoränenmaterial überla-gert. Nur 100 m westlich der Innergweil Alpe liegt die Zunge eines 500 m langen, fossilen (eisfreien)

Landschaftskammer Kategorie Infrastrukturen Fläche [km²] Erschließungsgrad [%]

Innergweil Kernzone Fahrweg zur Innergweil Alpe, Alpgebäude, Forstweg Bärawald, Maisäßgebäude Foppa, Ortstraße und mehrere Gebäude am Galgenuler Siedlungsrand

8,7 15,4

Außergweil Kernzone Gebäude der Alpe Außergweil, Ortstraße und mehrere Gebäude am Galgenuler

Siedlungsrand, Nähe zu Forstweg Hofwald

Rosnazug Pufferzone

2,1 -Hora Pufferzone

Beschreibungseinheit 10,8 12,4

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132 | 16 Gweil | Gebietsbeschreibung

Blockgletschers. Am Talschluss zeichnen sich die Formen zweier weiterer, fossiler Blockgletscher ab. Zusammen sind die drei geomorphologischen Ge-ländeformen 18 ha groß.

Klima

Jahresmitteltemperatur [°C], Sonneneinstrahlung [kWh/m²J], Jahresniederschlag [mm] und Schnee-deckendauer [Wochen] gemittelt über die Weißzo-ne Gweil. Die Skalen beziehen sich auf die Minima bzw. Maxima der 83 Weißzonen. Datengrundlage: Klimaperiode 1961 – 90 (Werner & Auer 2002).

Jahresmitteltemperatur | min: -2,8 | max +4,6 °C

379+404+217=3° C

Sonneneinstrahlung | min: 832 | max: 1.351 kWh/m²

274+726=975 kWh/m²

Jahresniederschlag | min: 1.462 | max: 2.768 mm

22+978=1488 mm

Schneedeckendauer | min: 26 | max: 40 Wochen

245+755=30 Wochen

Tier- und Pflanzenwelt

Das Gebiet Gweil gilt als eine der beeindruckends-ten alpinen Kulturlandschaften des Montafons. Die Weißzone ist durch unterschiedlichste Lebensräume geprägt. Sie reichen von Bergwäldern, Krummholz und Zwergstraucheiden über die seit mehr als einem halben Jahrtausend vom Menschen genutzten Alp-weiden bis zu alpinen Rasen und Windkantenge-sellschaften. Mehr als vier Fünftel des Gebiets de-cken sich mit dem Großraumbiotop Gweil-Sarotla.Die beiden ausgedehnten Gebirgswald- und

Hochgebirgslebensräume Gweil-Sarotla und Hora erstrecken sich über weite Teile der Weißzone. Die Bergwälder, die im Wesentlichen aus hochmonta-nen Tannen-Fichtenwäldern und subalpinen Brand-lattich-Fichtenwäldern bestehen, bedecken als brei-tes Band die Talhänge. Daneben kommen aber auch Buchen-Tannen-Fichten-wälder sowie Eschen-Ahorn- und Ulmen-Ahornwälder im oberen Bereich vom Bläka- und Roßbüntawald vor. In der Nachno-minierung von Natura 2000-Gebieten im Jahr 2015 wurden die Schlucht- und Hangmischwälder beim Roßbüntawald auf ca. 13 ha zum Schutzgebiet er-klärt. Das Gebiet wurde früher extensiv beweidet und ist sukzessive mit Grünerlen, alten Bergahor-nen und Eschen zugewachsen. Durch den hohen Totholzanteil ist der Wald als Lebensraum für holz-zersetzende Pilze und Käfer von großer Bedeutung. Außerdem wurde die in vielen Regionen Mitteleu-ropas vom Aussterben bedrohte Laubholz-Säbel-schrecke im Gebiet gesichtet (Erhart 2015). Weite-re Laubwälder sowie Felsfluren und ein Flachmoor befinden sich beim Tschenglaschrofa. Die arten-reichen Ahorn-Eschenbestände sind besonders er-wähnenswert, da an diesem Standort alpine Arten mit solchen der tieferen Lagen in Kontakt kom-men. Neben Fichten sind auch Birken, Zitterpap-peln, Sommerlinden und Weißtannen den Wäldern beigemischt (Beiser & Staudinger 2008). Zusammen mit Grünerlengebüschen, Zwergstrauchbeständen, Bürstlings- und Bürstlings-Krummseggenrasen, Windhalmwiesen und Alpen-Hainsimsengesell-schaften sowie Nivalfluren bieten die ausgedehnten Berg- und Laubmischwälder zahlreichen montanen bis hochalpinen Tierarten einen optimalen Lebens-raum. So kommen hier etwa Auer-, Stein- und Ha-selhuhn und einige Eulenarten wie der selten ge-wordene Uhu im Bläka- und Roßbüntawald vor (Beiser & Staudinger 2008).Durch die Extensivierung der Alpwirtschaft konn-ten sich auf den Moränen in der Umgebung der In-nergweil Alpe Alpenrosen pionierartig ausbreiten.

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| 13316 Gweil | Nutzungsbeschreibung

Andere Zwergsträucher spielen dagegen kaum ei-ne Rolle, davon ausgenommen ist die Gämsheide am Gweiljoch, wo sie für Windkanten typisch ist. Wo die Almweiden noch bestoßen werden und auch auf natürlich waldfreien Standorten sind Bürst-lings-(Krummseggen-)Rasen ausgebildet. Im Som-mer sind gerade die schattseitigen Rasenflächen saftig grün, da Windhalmwiesen und Alpen-Hain-simsenbestände dominieren. An den von der Sonne abgewandten Flanken der Gweilköpfe treten typi-sche Nivalfluren mit Gletscherhahnenfuß, Schlaf-fem Rispengras und Alpensäuerling auf (Beiser & Staudinger 2008).Im Großraumbiotop sind außerdem verschiedenste Feuchtbiotope ausgebildet. Meist handelt es sich um Quellfluren mit Schnittlauch und Eisseggen-Rie-selfluren, wie sie für Amphibolitgebiete typisch sind – etwa am Glatten Berg auf Innergweil. Botanisch interessant sind die Vorkommen des sehr seltenen Bastard-Rispengrases in der Schneeflucht bei der Außergweil Alpe und des seltenen Hasenohrs auf den steilen Südhängen von Gweil (Beiser & Stau-dinger 2008). Die Gebirgswälder mit ihren Eulen, das Hochgebir-ge mit den Raufußhühnern, die verschiedenen al-pinen Rasen und die typischen Nivalfluren formen die Weißzone Gweil als Gesamtheit zu einem öko-logisch äußerst wertvollen Gebiet.

Die Gämsheide kommt typischerweise in windausgesetzen Lagen vor (UMG 2011)

Die Bewirtschaftungsflächen Gweil erstecken sich über drei Stationen. Das Gweiler Maisäß liegt auf ca. 1450 m ü. A., die Alpe Innergweil 300 m darü-ber und die Alpe Außergweil auf über 1800 m ü. A. in der benachbarten Geländekammer. Oberhalb von Galgenul befinden sich mit Außer- und Inner Spat-la sowie Ober-, Unter,- und Außer Foppa weitere Maisäße in der Weißzone Gweil. Der Gweiler Mai-säß wird erstmals 1514 in Urkunden erwähnt. Heu-te ist die Bausubstanz vieler Maisäße in schlechtem Zustand und die Ställe sind weitgehend ungenutzt. Von ehemals 41 Gebäuden stehen heute nur mehr 16. Die Maisäßflächen werden zwar noch als Wei-de genutzt, aber nicht mehr gemäht (Moosbrugger 2013). Die Alpe Innergweil setzt sich aus sieben Ge-bäuden zusammen. Dazu gehören Wohneinheiten, Rinder- und Schweinestall sowie eine Sennküche. 108 Rinder verbringen den Sommer auf der Alpe. Neben 46 Rindern sömmern auch einige Milchkü-he auf der Alpe Außergweil. 2013 waren dies 13 Stück (AMA 2013). Dass an der unerschlossenen Alpe Außergweil noch immer gesennt wird, stellt in Vorarlberg eine Besonderheit dar. Zum Trans-port von schweren Gütern wird der Alpe Außerg-weil zweimal jährlich ein Hubschrauber zur Ver-fügung gestellt. Bei der Alpe Außergweil sind zwei Ställe (Kuh- und Ziegenstall) sowie eine Sennhüt-te situiert. Bis ins 19. Jahrhundert sollen die Älp-ler auf Außergweil noch einzeln gesennt haben. Die große Sennereiküche wurde erst später eingerich-tet (Moosbrugger 2013). Nördlich der Außergweil Alpe liegt die Hora Alpe ebenfalls fast vollständig in der Weißzone Gweil. 26 Pferde und 28 Rinder sömmerten 2013 auf der Alpe. Die landwirtschaftli-che Förderfläche aller Alpen und Maisäße im Gebiet beträgt 287 ha. Das sind 26,5 % der Gesamtfläche (AMA 2013). Als Relikte einer einst intensiven Nut-zung als Bergmähder zeigen sich noch immer die im Zerfall begriffenen Heubargen zwischen Inner- und Außergweil. Auf dem Fußweg von der Alpe In-nergweil zum Gweiler Maisäß finden sich verbreitet

16.02 Nutzungsbeschreibung

Landwirtschaft

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oberflächliche Abrisse, sogenannte Blaiken. Diese können in steilem Gelände und hoher Bodenfeuch-te hier, wie in vielen anderen Alpgebieten, als Folge der Nutzungsextensivierung und Vernachlässigung der Weidepflege beobachtet werden. Der über Jahr-hunderte teils intensiv genutzte Wirtschaftsraum des Gebietes Gweil ist zurzeit einem großen Wandel unterworfen. Veränderungen sind in der Alltagskul-tur sowie dem stetigen Rückgang der Futterflächen ablesbar. Durch die fehlende Nutzung bzw. die ne-gativen Folgen der Nutzungsextensivierung ist be-reits ein erheblicher Verlust an hochwertigen Wei-deflächen zu beobachten (Moosbrugger 2013).

Forstwirtschaft

Die zum Gargellental und Montafon hin zugewand-ten Talflanken sind unterhalb der Alpen großteils bewaldet. Insgesamt sind 410 ha oder 37,9 % Wald ausgewiesen. Vom Talboden in Galgenul bis zur Waldgrenze beherbergt die Weißzone die typische Abfolge von submontanen Laubwäldern über Mi-schwäldern bis zu reinen Fichtenwäldern im Wald-grenzbereich. Vor allem um die Außergweil Alpe haben sich großflächige Grünerlenfelder ausge-breitet. Etwa die Hälfte der Weißzone liegt unter-halb 1800 m ü. A. Mehr als 150 ha der meist stei-len Waldstandorte sind aus forsttechnischer Sicht derzeit nicht ausreichend erschlossen. Somit muss der forstwirtschaftlichen Nutzung ein großes Po-tential zugesprochen werden. Außerdem stellen et-wa zwei Drittel der Waldfläche Objektschutzwälder für die unterliegenden Siedlungen und Verkehrswe-ge in den Ortsteilen Mauren, Kreuzgasse und Gal-genul dar. Ein flächenwirtschaftliches Projekt für das Gebiet bergseits der Kreuzgasse befindet sich im Genehmigungsverfahren.

Das Gweil ist aus jagdlicher Sicht äußerst interes-sant. Gleich sechs Jagdreviere teilen sich mehr oder weniger große Gebietsanteile. Nur die beiden Re-viere Inner- und Außergweil liegen zur Gänze in der Weißzone. Sie decken sich mit den Talschlüssen der beiden Taltobel, oberhalb der Waldgrenze. Für beide Reviere zusammen wurde im Abschussplan (2014/15) der Wildregion Gargellental-Vermieltal- Netza eine Mindestabschusszahl von 17 Stück Rot- und vier Stück Rehwild vorgesehen. Unterhalb der Waldgrenze schließt das Jagdrevier St. Gallenkirch I an, das die gesamte Waldstufe vom Ort Gargellen bis zum Ortsteil Mauren einnimmt. Die Wälder von Sarotla bis Gweil gehören zu den rotwildreichsten Gegenden Vorarlbergs. Durch die Fütterung ist es ein ganzjähriger Lebensraum für das Rot- und Reh-wild. Die Abschussplanzahlen sind dementspre-chend groß. Im Jagdjahr 2014/15 wurde ein Min-destabschuss von über 100 Stück Rotwild und 21 Stück Rehwild vorgegeben. Kleinere Gebietsanteile im Norden haben die Jagdreviere Tschagguns II, Holzboda und Hora. Oberhalb des Ortes Galgenul befindet sich eine Rehwildfütterung (Foppa). Die Gipfelregionen sind Lebensraum für das Gams- und Steinwild. Zum Höchstabschuss wurden sechs Stück Gamswild freigegeben. Für die Jagd ist die Bedeu-tung des Rotwilds sehr dominant. Im Bereich Bä-renwald, Hof und Maurenwald sind im Sinne der Schutzwaldsanierung drei Wildfreihaltungen an-geordnet worden, die zur Folge haben, „dass je-des Stück des betreffenden Wildes, welches sich im festgesetzten Gebiet einstellt, sofort zu erlegen ist“ (Land Vorarlberg 2014). Im äußersten Norden der Weißzone Gweil wird außerdem die Wildruhezone Hora-Holzboda berührt, für die ein winterliches Be-tretungsverbot gilt.

Jagd

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| 13516 Gweil | Nutzungsbeschreibung

Die Maisäße und das Außergweil sind nur über ei-nen Fußweg zu erreichen. Für den Fußmarsch vom Tal bis zur Alpe Außergweil benötigt man ca. zwei-einhalb Stunden. Das Innergweil ist über einen Fahrweg erreichbar.Das alpwirtschaftlich geprägte Gebiet der Weißzone Gweil ist im Vergleich zu den Weißzonen Madrisa oder Röbi-Rongg wenig besucht. In der Weißzone liegen die beiden Sennalpen Außergweil (1806 m ü. A.) und Innergweil (1743 m ü. A.) sowie die Alpe Hora (1891 m ü. A.). Die urigen Alpen Innergweil und Außergweil werden von Wanderern gerne be-sucht. Eine beliebte Wanderung startet von St. Gal-lenkirch und führt in einer Rundtour über die In-nergweil Alpe über das Rütital wieder zurück. Da Aufstiegshilfen fehlen, bleiben die Wanderungen zu den Alpen bzw. weiter zum Gweiljoch (2209 m ü. A.) sportlichen Wanderern vorbehalten. Die Au-ßergweil Alpe ist die einzige Sennalpe im Monta-fon, die nicht durch eine Fahrstraße erschlossen ist. Der Übergang Gweiljoch wird auch gerne von Hüt-tenwanderern genutzt, die weiter zur Schutzhüt-te Tilisuna (2208 m ü. A.) gehen. Auf die Gipfel in-nerhalb der Weißzone führen keine ausgewiesenen Wanderwege. Selten werden die einsamen Gipfel Gweilspitze, der Alpilakopf, der Außerplatinakopf oder der Außergweilkopf begangen. Im Winter sind die landschaftlich beeindruckenden Hochtäler von Inner- und Außergweil kaum besucht.

Wasserwirtschaft

Das Gweilgebiet entwässert über mehrere kleine-re und größere Tobel direkt oder indirekt über den Suggadinbach in die Ill. Oberhalb des Ortes Gal-genul sind insgesamt acht Quellen und einige Brun-nentröge registriert. Eine weitere Quelle befindet sich östlich der Außergweil Alpe im oberen Zagal-tobel auf etwa 1460 m ü. A.

In den Jahren 2011 bis 2014 wurden im sogenann-ten Mädlizug der Wassertobellawine kombinierte Stahl-Holzschneebrücken errichtet. Die Wasserto-bellawine bedroht Teile der Parzelle Mauren und der L188 sowie die Hochspannungsleitung der Vorarl-berger Illwerke AG. Die vorgesehene Verbauung des Hauptabbruchgebietes wurde bisher nicht realisiert. Weiters existiert ein Steinschlagschutzdamm in der Rutschung Gweiler Maisäß aus dem Jahr 1994.Im Bereich Egga wurde im Jahr 1992 ein doppelwan-diger Steinkasten als Erosions- und Rutschungs-schutz errichtet. Oberhalb der Parzelle Roßbündta befinden sich mehrere Muren- und Lawinenabweis-dämme und unterhalb des Fialatobels ein Murauf-fangbecken aus dem Jahr 1997. Der Oberlauf des Fialatobels besteht aus einer Abfolge von Hang-schuttablagerungen und nahezu senkrechten Fels-stufen oder stark felsdurchsetztem Gelände.Ein großangelegtes Wegprojekt, das die Wildbach- und Lawinenverbauung gemeinsam mit der For-stabteilung der BH Bludenz plant, sieht vor, die Al-pe Außergweil über den Gweil Maisäß von Galgenul aus zu erschließen. Bei einem der größten Lawinen-verbauungsprojekte des Landes sollen potentielle Lawinenanbruchgebiete unterhalb der Gweilspitze mit Stahlschneebrücken verbaut werden.

Tourismus und Erholung Wildbach- und Lawinenverbauung

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136 | 16 Gweil | Exkurs

Das Gebiet Gweil wird mittlerweile seit über einem halben Jahrtausend alpwirtschaftlich genutzt und stellt eine der imposantesten alpinen Kulturland-schaften des Landes dar. Neben dem Maisäß Gweil und der Alpe Innergweil ist vor allem die Alpe Au-ßergweil interessant. Wie auch das Maisäß ist sie nur zu Fuß, in einer Gehzeit von etwa zweieinhalb Stunden vom Tal oder einer dreiviertel Stunde von Innergweil aus, zu erreichen und somit die letzte unerschlossene Sennalpe im Montafon (Moosbrug-ger 2013). Der Flurname der Alpe geht wahrschein-lich auf einen Familiennamen zugewanderter Wal-ser zurück. Auf dieselbe Art bekamen auch mehrere benachbarte Alpgebiete ihre Namen, darunter auch die ebenfalls im Weißzoneninventar enthaltenen Gebiete Netza (Familie „Nezer“) oder Tschambreu (ursprünglicher Besitzer mit dem Namen „Tschan Braun“) (Hachfeld 2002). Andere Deutungen sehen den Ursprung des Flurnamens im rätoromanischen Wort für Wildbach, „Aquale“, oder in einer eventu-ellen ehemaligen Weidenutzung durch Transport-pferde (Kasper 2012).Die Alpe wird derzeit über zwei Hubschrauberflü-ge pro Jahr versorgt. Im Frühjahr werden Bau- und Brennholz, Verpflegung und Ausrüstungsgegen-stände auf die Alpe geflogen und im Herbst der Alp-nutzen wieder abgeholt (König 2002). Das wichtigs-te landwirtschaftliche Produkt der Alpe Außergweil ist Montafoner „Sura Kees“, für den die Alpe bereits ausgezeichnet wurde. Der Sauermilchkäse hat ei-ne lange Tradition im Montafon und wird seit den 1990er Jahren wieder verstärkt nachgefragt und nun auch als regionale Spezialität vermarktet. Auf der Alpe Gweil wird er noch ohne Zugabe von Kul-turen, also auf traditionelle Weise, hergestellt. Pro Sommer werden etwa 9100 kg Milch zu 191 kg Su-ra Kees sowie zu Alpbutter verarbeitet (ARGE Milch Vorarlberg o.J.). Derzeit sind über den Sommer ei-ne Sennerin sowie ein Hirte auf der Alpe. Die be-wirtschaftete Fläche hat aber auch auf der Alpe Gweil abgenommen. In Außergweil etwa wurden

die Steilwandbereiche um die Alpe ehemals von Ziegen beweidet, heute wachsen diese Bereiche mit Grünerlen zu (Moosbrugger 2013). Auch die feh-lende Zufahrt beeinträchtigt die Alpwirtschaft zu-sehends. Vor allem der Transport der Alpprodukte und von Nahrungsmitteln, sowie der Auf- und Ab-trieb des Viehbestandes sind mit großem Aufwand verbunden (König 2002).Auch deswegen hat die Agrargemeinschaft Außerg-weil zusammen mit der Agrargemeinschaft Mai-säß-Ausschlag Gweil bei der Bezirkshauptmann-schaft Bludenz um eine Bewilligung zur Errichtung eines Alpweges nach Außergweil und somit um eine Erschließung angesucht. Ein Bau des Alpwegs wird aber auch kritisch gesehen, zum einen aufgrund der schwierigen geologischen Situation (Stand Monta-fon Forstfonds 2006), zum anderen wegen der Be-einträchtigung des Landschaftsbildes (Staudinger 2008) und nicht zuletzt auch aufgrund der hohen Kosten die für die Umsetzung des Projekts anfallen.

16.03 Exkurs

Außergweil – Eine der letzten unerschlossenen Kuhalpen Vorarlbergs