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Kopernik Kopernik (1973), Regie Petelsci Zum 500. Geburtstag des Mikolaj Kopernik Nachschrift eines Filmskripts: Übersetzung des polnischen Films „Koper- nik“ (1973) von Monika Krebs, Warendorf, BRD 2007 (Eingeteilt in 4 Akte und 35 Szenen durch Sigfrid Krebs, Warendorf; im Anhang Briefe zur Urheberrechtsfrage ohne Antwort) Personen Mikolaj Kopernik - in 3 Altersstufen; späterer Dom- herr zu Frauenburg Andrzej Kopernik Bruder des K Lukasz Watzenrode Bischof von Ermland, Onkel, Vormund (+1512) Rhetyk/ Rheticus Freund des K Matthäus Äthiop Anna Schilling Haushälterin, Geliebte des K Matz Schilling Vater Annas Magd Nachfolgerin Annas Tydeman Gize/ Tiedemann Giese Bischof Hipolit d’Este Kardinal Diana d’ Este Don Alonso Petreius Drucker Piccolini Narr des Kardinals, Zwerg Jan Dantyszek Bischof Beate, Nonne Schwester, Sekretärin des Bi- schofs D Sekretär Priester,Informant des Bischofs D Erster Gelehrter Lehrer des K Zweiter Gelehrter Lehrer des K Osiander Verleger Alte Frau Mutter eines Beschuldigten Junge Frau Ehefrau des Beschuldigten Kreuzritter Gesandter des Ordens Ludovico Lautenspieler Ordensleute Soldaten, Kreuzritter Männer, Frauen aus dem Volk Vor 500 Jahren - Ort und Zeit wechselnd

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Kopernik Kopernik (1973), Regie Petelsci

Zum 500. Geburtstag des Mikolaj Kopernik Nachschrift eines Filmskripts: Übersetzung des polnischen Films „Koper-

nik“ (1973) von Monika Krebs, Warendorf, BRD 2007 (Eingeteilt in 4 Akte und 35 Szenen durch Sigfrid Krebs, Warendorf; im

Anhang Briefe zur Urheberrechtsfrage ohne Antwort)

Personen Mikolaj Kopernik - in 3 Altersstufen; späterer Dom-

herr zu Frauenburg Andrzej Kopernik Bruder des K Lukasz Watzenrode Bischof von Ermland, Onkel,

Vormund (+1512) Rhetyk/ Rheticus Freund des K Matthäus Äthiop Anna Schilling Haushälterin, Geliebte des K Matz Schilling Vater Annas Magd Nachfolgerin Annas Tydeman Gize/ Tiedemann Giese Bischof Hipolit d’Este Kardinal Diana d’ Este Don Alonso Petreius Drucker Piccolini Narr des Kardinals, Zwerg Jan Dantyszek Bischof Beate, Nonne Schwester, Sekretärin des Bi-

schofs D Sekretär Priester,Informant des Bischofs D Erster Gelehrter Lehrer des K Zweiter Gelehrter Lehrer des K Osiander Verleger Alte Frau Mutter eines Beschuldigten Junge Frau Ehefrau des Beschuldigten Kreuzritter Gesandter des Ordens Ludovico Lautenspieler Ordensleute Soldaten, Kreuzritter Männer, Frauen aus dem Volk Vor 500 Jahren - Ort und Zeit wechselnd

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1 Vorspiel, gekürzt, ansonsten identisch mit dem Schluss

Druckerei. Rhetyk, Freund des Kopernik, nimmt 1543 das Druckwerk“De Revo-lutionibus“ entgegen. (Heftiger Streit mit den Verlegern wegen der angeblich verfälschten, weil von der „Wahrheit“ zur „Hypothese“geänderten und ent-schärften Ausgabe von „De Revolutionibus“, dem zentralen Werk des Koper-nik; gleichzeitig stirbt Kopernik) Druckerei Rhetyk Drucker Baderaum Rhetyk Verleger 1 Büro Verleger 2 Vorspann: Filmtitel „Kopernik“ – Buchseiten De Revolutionibus, Musik ________________________________________________________________ Film Producers Agency- 02-520 Warszawa ul. Wisniowa 56 tel. 48 68 31 o. 48 74 93

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(1. Akt) Die Szenen 1 bis 5 handeln von Kopernik im mittleren Alter. - Außerdem gibt es einen jugendlichen und einen ganz alten Kopernik in der wechselnden und nicht also nicht unbedingt chronologischen Aktfolge.- 1.Szene

Thorn? 15…

Kopernik und Anna in der Stube vor einem Buntglasfenster. Anna überreicht ihm einen Strauß Maiglöckchen. Kopernik Ich danke dir, Anna. Anna … Magst du Maiglöckchen ? Kopernik Ja, sehr ! Anna Das freut mich ! Hier - für dich. Er nimmt das Sträußchen entgegen.. Kopernik Lieb von Dir mit Zögern – aber --- sie sind ein giftig, ein bisschen sehr giftig, ein verführerisch duftendes Gift bei unbedachtem Umgang, und ein herzwirk-sames Mittel nur in der Hand des kundigen Arztes, wie der Rote Fingerhut. Anna erst erschrocken, dann keck Dann hab ich ja alles richtig gemacht, Herr Doktor, und jetzt? Sie nähert sich ihm. Kopernik weiter nachdenklich Die Virginische Nachtkerze ist mir die liebste, im hellen Licht ist sie so un-scheinbar, aber im Dunkeln leuchten ihre Blüten gelb geheimnisvoll wie das Mondlicht.- plötzlich ohne Überleitung Ich würde gern zu mir nach Hause zu-rückkehren, lieber heut als morgen. Anna Wir können schon morgen fahren! Kopernik Ist das wahr? Tatsächlich? Anna Ja, mein Vater ist einverstanden. Annas Vater kommt aus dem Hintergrund – Kopernik schnell ab, Vater grüßt ihn ehrerbietig im Vorübergehen.

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2. Szene Vater zornig Warum?... Warum nur, Herr im Himmel, warum strafst du mich so? zu Anna Warum hast du ihm gesagt, dass ich einverstanden bin? Anna gießt ihm Wein ein Damit du nicht „nein“ sagen kannst! Hättest du denn „nein“ gesagt? Vater Ich hätte mich nicht getraut. Anna Gut! Das ist sehr gut! Vater Was ist sehr gut? Was ist sehr gut? Dass meine Anna, Tochter eines bekannten Münz- und Goldschmieds, Dienstmädchen wird? Anna Aber bei wem? Abgesehen davon, dass er ein Verwandter von uns ist, ist er dazu ein bekannter Astronom, großer Mathematiker, Domherr, Kanzler - und Arzt. Er sucht jemanden, der ihm den Haushalt führt. Gut, dass ich mit ihm verwandt bin, und ich bin ehrenhaft und vertrauenswürdig. Bin hilfsbereit und fromm, - und -meine Schönheit ist dahin. Wer könnte da schon auf einen schlechten Ge-danken kommen? Vater Ich möchte aber ein Enkelchen! Und auf deine Weise kommt Niemand, um nach der Zukunft meiner Tochter zu fragen und um deine Hand anzuhalten. Du bist ihm zu meinem Unglück begegnet!- Was ist denn eigentlich zwischen euch bei-den? Anna Alles! nach kurzer Pause Ach nichts! Gar nichts! Vater Alles – nichts? Was willst du denn eigentlich bei ihm? Er ist doch ein alter Mann? Anna kokett Du selbst bist ein alter Mann! 3. Szene Frauenburg, 15…, sechs Jahre später. Anna steigt aus einer Kutsche und geht in die Kirche, um sich unter skeptischen Blicken von Zuschauern den Segen zu holen. Messe im Frauenburger Dom. … Anna putzt in Koperniks Arbeitszimmer Staub. Dabei fallen paar Arbeitsblät-ter auf den Boden. Anna

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Entschuldigung, ich wollte nicht stören. Kopernik Du störst nicht, schaut mit Wärme auf sie, du störst nie! … Auf der Sternwarte. Kopernik arbeitet an einer Karte und beobachtet mit dem Astrolab die Sterne. Anna leuchtet ihm mit der Lampe. Kopernik Ich danke dir, Anna. Du kannst die Lampe wieder mitnehmen! … Wohnraum. Anna deckt den Tisch, zieht ihr schönstes Kleid an und zündet gro-ße Kerzen an. Kopernik kommt von der Sternwarte herunter und reibt sich über dem Kamin die Hände. Kopernik Jetzt haben wir eine Ruhepause verdient! Heute werde ich nicht mehr arbeiten. Könntest du mir aus „ Tristia“ vorlesen? Anna kommt auf ihn zu in ihrem schö-nen Kleid und gießt ihm Wein ein. Er staunt. Kopernik Was für einen Feiertag haben wir denn heute? Anna Vor genau sechs Jahren haben wir hier im Haus die erste Gäste empfangen. Da hatte ich genau dieses Kleid an. So habe ich damals ausgesehen, nicht wahr? Anna geht zum Bücherregal und greift nach einem dicken Buch. Ich werde vor-lesen, aber nicht aus „Tristia“! Sie liest aus der Bibel, Altes Testament (Buch Salomo, Das Hohe Lied der Liebe) - Steh auf, meine Freundin und komm mit mir! Meine Schöne, geh, geh los! - Denn sieh! Der Winter ist gewichen, der Regen ist vergangen, selbst er ging. - Blüten lassen sich sehen auf Erden, die Zeit des Liedes ist da, in unserem Land lässt sich die Stimme der Taube hören. - Die Feige hat Farbe bekommen und blühende Reben duften. Kopernik beugt sich über sie und liest mit. Steh auf, meine Freundin und komm mit mir! Meine Schöne, geh, geh los! - Meine Taube, in Felsschluchten im Versteck des Abhangs, lass mich dein Er-scheinen sehen, deine Stimme hören. Ja! Deine Stimme tut wohl, dein Erschei-nen ist wunderbar. Steh auf und geh mit mir, du meine Freundin!“ Beide schauen sich innig an und löschen die Kerzen, sie pustend, er mit der fla-chen Hand. 4. Szene Karneval auf einem Platz. Gaukler führen Kunststücke vor, es wird getanzt. Anna mit ihrem Vater auf dem Jahrmarkt. Vater Du bist aber keine gute Tochter! Du wolltest dich gar nicht mit deinem Vater treffen, sondern dir Klamotten kaufen! Wir wollten uns doch un-terhalten, Anna!

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Anna auf Kleidersuche, respektlos Wie sollten wir uns denn unterhalten, wenn du schon seit vier Tagen am Ess-tisch hängst und mit deinem vollen Bauch nicht hochkommst. Vater Na, na!-Jetzt kommt die Fastenzeit, die Fastenzeit, meine Liebe! Denk daran! Da darf man doch vorher… Gaukler als Priester auf einem Pferdewagen stehend Silentium, Leute! Silentium! Ablassbriefe, ihr könnt sie bei mir erwerben! – Bei mir sind sie billiger! Kommt zu mir, ich erteile die Absolution! Mann maskiert als Affe, springt auf den Wagen, schreit: Vergib mir, ich habe einen Astronomen erschlagen! Er wird vom Wagen wie-der heruntergestoßen. Anna und ihr Vater als Zuschauer. Auf dem folgenden Wagen Gaukler als Astronom dreht die Erdkugel auf einem Stock Leute, haltet Eure Bierhumpen fest, damit sich das Bier nicht verschüttet. Haltet eure Hintern fest, damit sie Euch der Wind nicht wegreißt. Haltet Eure Weiber fest, damit sie nicht auf den Mond runterfallen. Anna läuft wütend weg und lässt schimpfend ihren Ärger an der Dienstmagd aus.

5. Szene Kopernik im Gespräch mit dem Mönch Matthäus Matthäus Bruder, Freund, du begreifst immer besser, wer du eigentlich bist. Kopernik Ja, man sagt, dass ich ein Mensch mit Gedanken bin, die mir die Dämonen ein-gegeben haben. Matthäus Nein, nein, durch die göttliche Offenbarung bist du …… Kopernik abwehrend Ja, ja, ich bin berühmt. Alle schreiben sie über mich: Der Heilige Vater, Martin Luther nennt mich einen Narren, der die Welt auf den Kopf stellen will, Me-lanchton, alle beschäftigen sich mit mir. Was meinst du, wie werden es die Rat-geber der Hochheiligkeit bewerten, wenn ich die Hl. Schrift weniger verteidige als es die Lutheraner tun? Wie wird man mit mir, dem Sohn der Heiligen Kir-che, mit Nikolaus Kopernikus, umgehen, dem alten Astronomen, der die Erde als Ort des Leidens Christi aus der Mitte der Welt an ihren Rand verdrängt hat? Matthäus Trotz allem, du darfst nicht schweigen! Kopernik Ich schweige nicht. Seit drei Jahrzehnten bemühe ich mich begreiflich zu ma-chen, dass ich keine Hypothesen verkünde, sondern die Wahrheit. Früher war ich ein dummer Junge, heute bin ich reifer geworden. Ich bin älter geworden und darüber bin ich froh. Anna bringt Getränke, geht wieder.

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Matthäus Unser ganzes Leben ist eine Wanderschaft über tausend verschiedene Wege. Das Kämpfen gehört zum menschlichen Leben, sagt die Heilige Schrift. Kopernik Rede nicht drum herum! Was willst du von mir wissen? Matthäus Gut! Was wirst du tun, wenn du wirst wählen müssen, wählen müssen zwischen ... Kopernikus geht zum Fenster Nein, nein! wendet sich verzweifelt ab.

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(2. Akt) _________________________________________________________ Die Szenen 6 bis 11 handeln vom jüngeren Kopernik. 6. Szene

Krakau 1492 (Tod Kasimir IV; Johann I. Albrecht – Geschlecht der Jagiellonen) Kopernik sitzt oben im Turm seiner Sternwarte und ist in Gedanken versunken. Ein Mann kommt die Treppe hochgelaufen. Mann schreit Bist du taub geworden? Kopernik Verzeih mir, ich habe dich nicht gehört! Mann Ach was, hörst du denn nicht die Glocken läuten? Staatsbegräbnis des polnischen Königs Kasimir IV. Im Dom Chorgesang, Män-ner. Viele Menschen, Mönche, Fahnen Kerzen. Kopernikus und sein Bruder Andrzej sind auch in der Menge im Dom. Ein Schwarzer Ritter kommt, reitet hinter den Sarg, stürzt wie ohnmächtig vom Pferd. … Nach der Beerdigung . Kopernikus und sein älterer Bruder Andrzej sind dem Bischof beim Entkleiden behilflich. Bischof Watzenrode zu Andrzej Warst du auch bei der Beerdigung? Warum lachst du? Andrzej schaut ihn listig an Der verstorbene Jagiellonen - König stand nicht besonders hoch in der Gunst Hochwürdens… Bischof Wie kannst du es wagen … Der Bischof ist sichtlich empört, schlägt ihn und schreit einen Diener an, der gerade durch die Tür kommt. Bischof Warum trittst du ein, obwohl ich nicht gerufen habe? Diener mit Schreiben in der Hand Hochwürden, eine Nachricht! Bischof liest den Brief und wendet sich an den Gekreuzigten an der Wand. Bischof O Herr, du hast mich erhört! zu Kopernik und Andrzej Der verstorbene König Kasimir wollte mich nie zum Bischof weihen. Sein Sohn Albrecht nun bittet mich um Freundschaft, um Brüderschaft, um Unterstützung und lädt mich ein auf den Wawel. Über 20 Jahre war ich ein hungernder Scholar, vor 10 Jahren war ich Kanoniker in Fromborg, heute bin ich Bischof. Seit wann genau? Kopernik

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Seit dem 19. 2. ……. Bischof schreiend Nein! Nein! Andrzej Von dann an, als du es, mein gnädiger Herr, beschlossen hast. Bischof Der König wollte den Bischofsitz für seinen Sohn Karl Friedrich, aber ich habe gesiegt. Andrzej betend nach oben Groß ist dein Name, o Herr! zum Bischof gewandt … Bischof Woran denkst du ? Andrzej Ich denke, dass wir, Kopernik und ich, keine hungernden Scholaren mehr sind. Bischof Ist das alles? Andrzej Ich denke außerdem daran, was ich wohl in 20 Jahren sein werde. Bischof Ich habe euch beide! Zwei Neffen! Kopernik Andrzej ist älter als ich ! Bischof zu Andrzej Du kannst ausgezeichnet dienen und gehorchen. Kannst du auch befehlen? Andrzej zeigt auf den Bischof Konnte der junge hungernde Lukas Watzenrode auch gehorchen, bevor er an-fing, Befehle zu geben? Bischof Ich sehe schon, dass es für dich bereits feststeht, wen ich von euch beiden zu meinem Nachfolger bestimmen werde. Aber du musst noch etwas warten! Ich weiß viel über dich! Du spielst gerne, packst schnell zu und zögerst nicht lange, und der Völlerei und Trinklust bist du auch nicht abgeneigt. zu Kopernik Und du? Das geistliche Gewand sagt dir wohl nicht zu?... Antworte! Kopernik Es wird so sein, wie es mein gnädiger Herr beschließt. Bischof Beide seid Ihr wortgewandt. Genug Rhetorik jetzt! Mal sehen, was eure Arbei-ten zeigen! schaut sich zunächst die Zeichnungen von Andzrej an. Es sind Akt-zeichnungen. Nicht schlecht! Früher wurde so etwas bestraft! Andrzej Das war früher! Heute sind die Seminare keine Klöster mehr! Bischof Ins Feuer damit! geht zu Kopernik Und das, was ist das? Kopernik

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Das sind Tafeln, Tabellen, mit denen man Mond- und Sonnenfinsternisse er-rechnen kann, mein gnädiger Herr. Bischof Und das ist so wichtig? Kopernik Die Astronomie und die Mathematik sind die Königinnen aller Wissenschaften. Bischof Die Königinnen aller Wissenschaften sind die Macht und die Theologie! Und wofür gibst Du denn so das Geld aus, du Mathematikus? Kopernik Ich habe Bücher gekauft. Bischof Welche? Kopernik zögernd Cicero - die sind aus Italien! Bischof schaut ins Buch Hast du das hier unterstrichen? Kopernik Ja …Hier ist die Rede davon, dass der Merkur und die Venus die Sonne umkrei-sen. Und bei Aristoteles habe ich die Behauptung gefunden, dass die Erde sich bewegt. Das hat mir zu denken gegeben. Bischof energisch Die Erde steht auf einer Stelle. Sie bewegt sich nicht! Lies die Heilige Schrift! Kopernik Die Heiligen sind nur unfehlbar in religiösen Dingen! Bischof Ach, das lehrt man euch hier in Krakau? Kopernik begeistert Mein gnädiger Herr, wenn vor mir schon die Gelehrten die Freiheit hatten, die himmlischen Erscheinungen zu deuten, dachte ich, die himmlischen Sphären auch heute, allerdings auf eine genauere Weise, zu erklären. Bischof Hast du denn daran gedacht, dass du damit in Todsünde fallen könntest ? Gib Acht, dass man dich nicht dessen beraubt, womit du am meisten sündigst, näm-lich deines Kopfes! Der Bischof geht zu Andrzej, der gerade dabei ist, seine Aktzeichnungen zu verbrennen. Er nimmt sich einige Zeichnungen unter den Arm und verlässt schmunzeln den Raum. Andrzej ruft ihm hinterher. Andrzej wackelt mit der Hüfte, fasst sich in den Schritt Und was ist, wenn du mich, gnädiger Herr, dessen beraubst, mit dem ich am meisten sündige? 7. Szene Kopernikus entkleidet den Bischof, der dabei ist, zu Bett zu gehen. In einem Gespräch macht sich der Bischof Gedanken über seinen Nachfolger.

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Bischof Es gibt keinen rechtmäßigen Erben für mein Amt. Aber ich habe zwei Söhne meiner Schwester. Gott habe ihren Mann selig!- Vielleicht finde ich meinen Nachfolger in der Entfernung eines Schrittes. Zu Kopernik Was denkst du? Kopernik Mein gnädiger Herr, du wirst wohl mit größter Klugheit meinen guten Bruder als deinen Nachfolger wählen, und ich…… Bischof Ich, ich allein werde diese Entscheidung treffen !Verschmähst du meinen Thron? Der Bischof nimmt einen Eimer und und stellt sich abseits zum Urinieren . Bischof Was für teuflische Gedanken lehrt man euch hier? Antworte ! Kopernik Auf der ganzen Welt gibt es keine besseren Lehrer als hier in Krakau. Bischof Diese Bücher! Teufelswerk! Aus Italien hergebracht ! Kopernik Aber gnädiger Herr, du liest sie doch selbst! Bischof Aber ich habe meine eigenen Aufgaben.- Na gut! Es ist auch meine Sache, dass es dir gut geht, dass dir das Geld nicht fehlt für das Studium in der Akademie hier in Krakau und später dann in Italien, in Bologna. Dir und Andrzej soll es nicht an Geld fehlen! Das bin ich meiner Schwester, Euren Eltern, schuldig – Gott hab sie seelig!- In Gedanken kannst du machen, was du willst. Aber du musst das Kanonische Recht in Italien studieren! Auf dieser Welt kannst du heutzutage nur mit einem geistlichen Gewandt das meiste erreichen oder mit Protektionen. Ihr beide habt das eine wie das andere, mich!- So, das Gespräch ist für heute beendet! 8. Szene Hörsaal, Studenten Erster Gelehrter Die Erde ist inmitten der Welt unbeweglich. Die Philosophen haben dafür meh-rere Argumente: Der Himmel als reinster Körper umgibt, umhüllt und begrenzt den Schmutz der Erde. Die Bewegung der Sterne und anderer Sphären muss der Grund sein für die Unbeweglichkeit der Erde. Die Bewegung des Firmaments von Osten nach Westen zieht die Erde in eine Richtung. Die Bewegung der Sterne von Westen nach Osten zieht die Erde in die entgegengesetzte Richtung. Das sagt der griechische Gelehrte Anaxagoras... Zweiter Gelehrter Entgegen diesem vertreten Philosophen aus Italien eine entgegengesetzte Be-hauptung. Die sogenannten Pythagoräer sagen, dass in der Mitte der Welt Feuer

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ist, und die Erde ist einer von den Sternen, der, indem er sich dreht, die Folge von Tag und Nacht bedingt. Diejenigen, die das behaupten, stützen sich jedoch nicht auf Erscheinungen, sondern auf Spekulationen. Sie behaupten, dass nicht die Erde in der Mitte der Sphäre liegt, sondern das Feuer. Sie meinen auch, dass die Mitte der Welt das größte Geheimnis sei, das man sorgfältigst hüten sollte. Ja, und genau dort haben sie das Feuer platziert. 9. Szene Beobachtung einer Sonnenfinsternis. Kopernik. Viele Menschen, viele Gelehr-ten sind versammelt. Astronomische Geräte. Glascheiben geschwärzt. Andrzej zu einer jungen Frau; im Hintergrund Kopernik mit Unterlagen Meine Gnädigste, es ist zwar ein Geheimnis, aber dir verrate ich es. Es gibt da unterschiedliche Berechnungen für den Eintritt der Sonnenfinsternis. Junge Frau Es gibt also wirklich zwei Berechnungen? Andrzej Drei, oder vielleicht sogar vier! Ich behaupte aber, dass die Sonnenfinsternis in der Zeit um 5 Uhr eintritt, ein Zeitpunkt, mit dem sonst niemand rechnet. Junge Frau Wird die Sonnenfinsternis lange dauern? Andrzej Nein, leider nicht, meine Gnädigste. Kopernik laut Jetzt! Die Sonnenfinsternis findet statt, wie sie Kopernik berechnet hat Ein Bußprediger spricht zu den versammelten Menschen. Prediger, Mönch Gegen 6 fiel eine tiefe Finsternis auf die ganze Welt. Und um 9 rief Jesus mit lauter Stimme: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Die Vor-beigehenden lästerten über ihn und schüttelten mit den Köpfen. Jesus rief aber-mals mit lauter Stimme und gab den Geist auf. Die Erde zitterte.- Mein Volk, mein Volk, warum hast du ihn verlassen? Sie lästerten über ihn, und dann leg-ten sie ihm Dornen auf sein Haupt, mit Nägeln durchschlugen sie seine Hände und Füße für alle Zeiten. Und ich rufe euch Sündern zu : Was habt ihr getan, um seine Leiden nicht zuzulassen? Verflucht sei die ( Heuschrecke) Sünde! Ver-flucht im Hause und außerhalb, in der Stadt und auf dem Lande, wachend und schlafend, gehend und sitzend! Menge Verflucht sei sie ! Prediger Im Leibe Judas und für das ewige Fegefeuer bestimmt! Menge Verflucht sei sie! 10. Szene

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Marschierende Menge, Fanatisierte Gläubige auf dem Vormarsch bzw. der Ver-folgung eines Flüchtigen. Reiter auf einem Pferd reitet der Menge entgegen, ruft: Leute! Ihr Leute! Ein junger Mann wird über die Straße verfolgt und gejagt. Er rennt zu dem zweiten Gelehrten auf einen Treppenabsatz. Junger Mann O mein Retter! Mein Bruder war krank, und ich wollte nur eine Medizin erfin-den. Das kann doch nichts Schlimmes sein ! O mein Herr, rette mich! Rette mich! Zweiter Gelehrter Was verlangst du, Kerl, von mir? Keiner will dein Unglück, aber du kannst doch nicht von mir erwarten, dass ich das aufgebrachte Volk auseinander treibe! Der Verfolgte wird von den aufgebrachten Menschen eingekreist und anschlie-ßend offensichtlich erschlagen. 11. Szene Kopernikus trinkt und trinkt. Er hat sein 4. Kapitel abgeschlossen. Kopernik In unserem Zeitalter, das große Dichter hervorbrachte, war ihr Schicksal immer mit der Hoffnung verbunden: Die Welt, in der ich lebe, wird mich eines Tages loben. Und die Wahrheit ist mit der Hoffnung erreichbar. Ich werde mein Grab überleben! Andrzej betritt sein Zimmer. Kopernik Ich habe soeben mein 4. Kapitel abgeschlossen. Komm, trink mit mir! Andrzej Du Dummkopf! Weißt du nicht, was in der Stadt los ist? Kopernik Ein Dummkopf? Meinetwegen, aber nur für die Dummköpfe! Hörst du? Andrzej Wann wirst du endlich nüchtern? Musst du denn saufen? Kopernik Niemals! Ich, der Dummkopf, habe heute einen Krieg gewonnen. Ich habe die Fehler meiner Meister entlarvt, ich, ich, als einziger! Schau! Ich habe den Zeit-punkt der Finsternis 100mal genauer ausgerechnet als meine Lehrer! Andrzej Ist das wahr ? Kopernik Ja, das ist wahr! Andrzej Steh auf und komm mit mir! Andrzej führt Kopernikus an den Ort der Inquisition durch die Volksmenge. Er ist abgesperrt. Wachposten Mein Herr hat mir verboten, jemanden durchzulassen!

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Andrzej Hier! gibt ihm Geldstück Damit du nicht in Armut umkommst! Wachposten Darum bete ich jeden Abend zu Gott! Deo gratias! Andrzej zeigt Kopernikus die Stätte der Inquisition: den Getöteten, die ver-brannten Bücher, den verwüsteten Ort. Andrzej Schau genau hin! Man sagt, dass er einen philosophischen Stein gesucht hat. Und was hat er gefunden, mein teurer Bruder? Den Tod! Kopernik nimmt das angekokelte Buch und rennt damit aufgebracht zu seinem Lehrer in die Akademie. Zweiter Gelehrter Mit was kommst du zu mir? Kopernik legt ihm das Buch vor die Nase. Zweiter Gelehrter Ist das alles, was du zu sagen hast? Kopernik im Zorn Dieser Mensch lebt nicht mehr! Man hat ihn ermordet! Zweiter Gelehrter Wer hat das getan? Kopernik Menschen! Zweiter Gelehrter Das ist nicht wahr! Kopernik Die Menschen! Zweiter Gelehrter schreiend Das ist nicht richtig! Merke dir, du bist hier in den Mauern der Akademie, und wir Lehrer und ihr Schüler, wir bemühen uns, die Schwächen unseres eigenen Verstandes und der Unwissenheit zu überwin-den. Die Menschen, von denen du sprichst, haben nicht diesen Menschen er-mordet, sondern ihre Unwissenheit. Merke dir, in unserer Akademie hat man nicht das getan, was man in der Sorbonne und in Prag getan hat. Wir schützen in unserer Akademie die Freiheit der Vorträge und der Vorlesungen. Das menschliche Bestreben ist, die Wahrheit zu suchen. Die unwissenden Menschen sind sich nicht immer ihrer Unwissenheit bewusst, nicht einmal dann, wenn sie töten. Was fehlt dir? Glaube? Hoffnung? Kopernik Mut! Zweiter Gelehrter Du bist noch sehr jung! Merke dir! Auf allen Wegen, die auf dich warten, musst du nur an das eine menschliche Bestreben denken. Kopernik Das menschliche Bestreben ist … Zweiter Gelehrter Rede weiter ! Kopernik

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Das menschliche Bestreben ist, die Wahrheit zu suchen !

(3. Akt) Die Szenen 12 bis 16 handeln vom älteren Kopernik in 12. Szene Kopernik Kommst du zu mir mit einer Nachricht? Mönch Ich dachte, dass es besser ist, wenn ich selbst vorbeikomme, um es dir zu sagen: Unser hochwürdiger Bischof fährt zum hl. Vater Jan IV. Kopernik Ich verstehe, unser Bischof muss zu ihm fahren als Hüter des Glaubens, der Reinheit der Normen. 13. Szene Der Bischof und sein Diener im geheimen Gespräch. Diener Ich erlaube mir . Sie, Hochwürden, darüber zu informieren, dass Dr. Nikolaus seine Konkubine immer noch nicht fortgeschickt hat. Bischof herablassend Das ist nicht möglich! Diener Außerdem ließ er die Nichte Krystyna kommen. Diese junge Person hat sich von den Lutheranern anstecken lassen; sie hat dem Kloster den Rücken gekehrt und den Lutheraner Fürst Albrecht geheiratet. Bischof Was weiter? Diener Trotz des Ediktes, Hochwürden, trotz des Verbotes, lutherische Bücher zu be-sitzen und sich mit Lutheranern anzufreunden, bereitet Dr. Kopernik ein Traktat zum Drucken vor mit einem verdächtigen Titel „ Kreisbewegungen der Him-melskörper“ Bischof Wirklich, ein verdächtiger Titel ! Diener Vielleicht sollten Sie, Hochwürden, dieses Werk so früh wie möglich verbren-nen? Bischof zornig Ich will von dir Informationen und keine Ratschläge! Diener Ich bitte um Verzeihung, gnädiger Herr!

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Bischof Na also! Geht doch! Diener Drittens, Mikolaj Kopernik, der aus Zeitgründen den Besuch bei Ihnen, Hoch-würden, ständig absagt, hat auffallend viel Zeit für Visiten bei armen Kranken und versorgt sie mit Medizin. Bischof Du bist ein Ekel, Protowski ! Diener Nein, ein Mensch, Hochwürden. Bischof Du sündigst ! Diener Mir wird vergeben ! Bischof Du ekelst mich an, Protowski ! Diener Der Mensch ist ekelhaft und widerwärtig, Hochwürden ! Bischof Tue das, was du tun sollst! mit sehr lauter Stimme Ich möchte davon nichts mehr hören! Diener Selbstverständlich, mein gnädigster Herr ! geht ab Bischof Schwester Beate, haben Sie an meine Post gedacht? Schwester Beate Ja, ein Brief vom Erzbischof Lund ist gekommen und ein Päckchen. Bischof Ein Päckchen? Er packt es aus und hält ein Bild, ein Porträt in der Hand. Mei-ne Tochter Joanna ! Schwester Beate Die Ähnlichkeit der Gesichtszüge ist verblüffend! Bischof Die Mutter ist Isolde Pulchretia Preziosa. Können Sie sich vorstellen, Schwester, womit mir diese Frau droht, falls ich keinen Unterhalt schicke? Schwester Beate Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Bischof Sie droht, meine Tochter als als Hure freizugeben! Schwester Beate Als was bitte? Bischof Sie soll sich nur unterstehen! Sie soll es nur wagen ! wird zornig und schreit Schwester Beate an Was ist mit dem Brief? Willst du ihn mir vorlesen oder nicht? schaut liebevoll auf das Bild seiner Tochter. Schwester Beate

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Sofort, gnädiger Herr. 14. Szene Der Diener des Bischofs trifft Anna im Vorraum einer Kirche. Diener Meine gnädige Frau, ich bitte auf ein Wort. Anna Ist das wirklich eine Bitte? Diener Ja, noch ist es eine Bitte! Er bittet Anna, ihm zu folgen, und geht mit ihr in einen anderen Raum und bietet ihr einen Platz auf einem prunkvollen Stuhl an. Anna zögert etwas und setzt sich schließlich. Ich muss um christliche Vergebung bit-ten, aber das, was ich hier sagen werde, sage ich im Namen meiner ehrwürdigen gnädigen Obrigkeit. Anna Ich höre …? Diener Unsere ehrwürdige Obrigkeit schützt uns vor Verleumdungen der Ketzer und vor der Sünde der Häresie und Unmoral. Ist Ihnen bekannt, dass der Bruder A-lexander vom Satan besessen ist und dass all seine Gedanken verdorben sind? Anna Wer behauptet so etwas? Wer wagt es, so etwas zu behaupten? Diener Nicht nur ich behaupte das. Es geht um das Gebot der Keuschheit. Der Bruder Alexander Skultet hatte bei sich seit Jahren eine Frau, die ihm zwei Kinder ge-bar. Nicht nur er verursacht bei uns große Empörung. Ich bitte um Vergebung, aber soviel ich weiß, sind Sie eine Verwandte des ehrwürdigen Dr. Mikolaj und seine Haushälterin, und ich zweifle überhaupt nicht daran , dass die christliche Tugend von Ihnen nicht verletzt worden ist. Anna Ich danke, mein gnädiger Herr! Diener Aber die Welt ist schlecht, schlecht, argwöhnisch und misstrauisch! Man darf keinen Anlass zur Verleumdung geben ! Hält Anna das Neue Testament vor die Nase. Willst du schwören, dass du während all dieser Jahre bei ihm die göttli-chen Gebote nicht überschritten hast? Anna Hochwür….. Ich schwöre nicht. Diener Warum? Warum nicht? Anna Niemand auf dieser Welt kann schwören, dass er die göttlichen Gebote nicht verletzt hat. Wir alle sind Sünder vom Tag der Geburt an. Diener

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Ja, wir sind alle Sünder, und deshalb verlangt unser ehrwürdiger Kardinal, dass alle Frauen die Häuser der Kanoniker verlassen. Alle! Anna Alle ? Diener im Weggehen Alle! Sie will noch was fragen, lässt es aber dann doch . 15. Szene Anna ist verzweifelt und unterhält sich in der Küche mit der Magd. Magd Gehst du nicht zu ihm? Anna Ohne gerufen zu werden, gehe ich nicht. Magd Möchte wissen, wer feiger ist: Er vor der ehrwürdigen Obrigkeit oder du vor ihm. Anna Ich vor ihm. Ich weine. Lass mich einfach in Ruhe! Und ich bitte dich zum letz-ten Mal: Du solltest ihn achten und verehren wie einen Vater! Magd Verehren – ihn ? Dafür, dass er dich ……. Anna Lass mich in Ruhe! Magd Nolem, volem! Es reichen paar Wörter, um zu begreifen, dass sie dich wegjagen wollen wie eine gewöhnliche Dienstmagd. Anna verzweifelt Du bist dumm! Magd Dumm? In diesem Haus gibt es nur einen Gescheiten, einen sehr Gescheiten! Er hat mich hierher geholt, damit es dir leichter fällt wegzugehen, damit man dich leichter wegjagen kann. Anna Noch hat er mich nicht weggejagt ! Magd Ach, du verteidigst ihn noch? Anna Ach, ich verstehe! Ich tue dir leid, weil du Angst hast, dass man dich eines Ta-ges auch so weg jagt wie mich! Magd Das ist nicht wahr ! Anna

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Das ist wahr! Das ist wahr, meine Liebe. Das ist wahr! Du bist 24 Jahre alt und denkst nur an das Eine. Ich kenne das. Ich wollte auch immer eine Glucke sein. Aber ich fege ihm den Dreck unter seinen Füßen weg seit vielen Jahren, und niemand kann mir diese Zeit nehmen. Und ich schwöre dir bei den Wunden Christi, dass er eher die Sterne dort oben vergisst als mich ! Magd Du lügst! Mein Gott, wie du dich belügst! Hab doch ein bisschen Stolz in dei-nem Weiberherzen! Täusche ihn ein wenig! Die Männer lieben das! Tue so, als würdest du ihn verlassen. Lass ihn etwas leiden und zappeln, um so mehr wird er dich begehren und…… Anna gibt der Magd eine Ohrfeige. In diesem Moment kommen zwei Frauen in den Raum, eine ältere und eine jüngere. Die Magd verwehrt beiden den Eintritt. Magd Kommt später! Frauen Wann später? Magd Später! Einfach später! Die beiden bleiben. 16. Szene Anna ist bei Kopernikus im Arbeitszimmer. Anna Die Mutter und Ehefrau Kasparak wollen zu dir. Kopernik Ich habe es ihnen doch untersagt! Ich arbeite! Die beiden Frauen kommen trotzdem herein. Alte Mutter Ehrwürdiger Herr! Habt Mitleid mit uns, Herr Doktor! Kopernik Ich kann nichts für euch tun! Alte Mutter Bitte, erbarmen Sie sich unser! Kopernik Das Gericht hat bereits entschieden! Das Urteil wurde gefällt, und ich kann die Wahrheit nicht mehr ändern! Alte Mutter Dem Verbrecher am Kreuz wurde vergeben, ehrwürdiger Herr! Kopernik Gemäß euren eigenen Aussagen ist bewiesen, dass dein Sohn an die junge Frau gerichtet und dein Ehemann des dreifachen Diebstahls beschuldigt wird. Mutter Nach eigenen Angaben? Sind Sie, ehrwürdiger Herr, schon einmal so gefragt worden wie ich? Die Arme im Folterrad und mit den Händen des Henkers fest-gehalten? Kopernik

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Heißt das, dass er unschuldig ist? Mutter Ehrwürdiger Herr, ich habe einen Zeugen. Heute Nacht ist mir der Engel des Herrn erschienen, und er sagte mir: „Sie werden ihm nichts tun, weil er un-schuldig ist“. Und ich fragte ihn nochmals: „Werden sie ihm wirklich nichts tun?“ Der Engel sagte: “Ich sage dir doch, du dummes Weib, dass sie ihm nichts tun werden!“ Und mit einer Engelswut trat er mir in den Hintern und empfahl mir, zu Ihnen, Herr Doktor, zu gehen. Kopernik nachdenklich Ich frage: an die junge Frau gerichtet Ist Ihr Ehemann unschuldig? Alte Mutter Er ist der beste Kesselschmied in der ganzen Gegend. Kopernik zur jungen Frau Antworte! Junge Ehefrau Im Hintergrund hört man die alte Mutter des Angeklagten wei-nen. Hör auf zu heulen! Sei still! Es hilft nichts.- zu Kopernik Ich sage nicht „nein“. Kopernik Den goldenen Becher des Herrn Bartolomäus… Ehefrau Ja, den hat er gestohlen! Kopernik Den Geldbeutel des Kaufmanns Barnabas… Ehefrau Herr Barnabas wäre deswegen bestimmt nicht vor Hunger gestorben! Kopernik Und das in Gold eingefasste Brevier des Herrn Kmita? Alte Mutter Er stahl es in der Dunkelheit. Woher sollte er wissen, dass es ein heiliges Buch ist, er kann doch überhaupt nicht lesen! Und als er am nächsten Tag das Kreuz auf dem Buche sah, wollte er es wieder zurücklegen, und dabei haben sie ihn dann erwischt. An die Schwiegertochter gerichtet Ich habe es ihm gesagt, dass er es nicht zurückbringen soll! Ehefrau resigniert Ja, er hat gestohlen. Aber was konnte er denn anderes tun? Die Kesselschmiede haben eine sehr laute Arbeit. Sie dürfen deshalb nicht mehr innerhalb der Stadt-mauern leben. Dreimal hat man uns das Haus und die Werkstatt abgefackelt, un-ser Kind ist dabei in den Flammen umgekommen. Ich sagte ihm, stiehl die Sa-chen, dann findest du eine leise Arbeit, wir können dann innerhalb der Stadt-mauer leben, und ich kann wieder schwanger werden. Kopernik Was wollt Ihr dann von mir? Ehefrau

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Kaspar liebt mich, und ich liebe ihn. Ich weiß, dass ich seinen Kopf nicht retten kann. Aber seine Lippen, seine Stirn, ehrwürdiger Herr, bitte sorgen Sie dafür, dass man ihm zuerst den Kopf abschlägt und dann die Arme, den Körper…. Kopernik Und deshalb seid Ihr zu mir gekommen? Verzweifelt Ich werde mit den Richtern sprechen. Alte Mutter Wir danken, ehrwürdiger Herr! Beide Frauen gehen hinaus. Kopernik geht wieder an seinen Schreibtisch. Anna bleibt hinter ihm stehen Willst du noch etwas von mir? Anna schweigt und sagt nichts. Sie schaut ihn nur fragend an. Kopernik schaut fragend.

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Vor 1530

(4.Akt) Die Szenen 17 bis 20 handeln in von Kopernik im mittleren Alter 17. Szene Es ist der 31. V. 1503. Kopernikus wird feierlich zum Doktor des Kanonischen Rechts ernannt. Anschließend findet eine Feier im Kirchgarten statt, zu der der Papst geladen hat. Zahlreiche Gäste sind anwesend, denen Kopernik von einem Gelehrten vorgestellt wird. Eine Dame wendet sich sofort an Kopernik. Dame Ich habe gehört, dass über dem nördlichen Meer Menschen leben sollen, die ein drittes Auge auf der Stirn haben. Kopernik Es tut mir leid, aber ich bin als Krüppel geboren, ich habe nur zwei Augen. Meine Eltern haben sehr darunter gelitten. Eine andere Dame Möglicherweise sind wir alle Krüppel. Kopernik Diese Möglichkeit schließe ich überhaupt nicht aus. Ein vornehmer Herr Jeder Mensch wird mit dem Buckel der Erbsünde geboren, das wolltest du da-mit sagen, oder? Kopernik Nicht nur! Thomas von Aquin sagt, dass das Leben kurz sei und dass die Träg-heit unserer Sinne und unsere Faulheit es uns nicht erlauben, allzu viel zu wis-sen. Dabei bedarf die Sinneswahrnehmung der Überprüfung, wenn sie als Er-kenntnis dienen soll. Gelehrter Mein Freund, du größter Astronom Italiens! Dominik von Navarra schreibt, kei-nen größeren und mutigeren Astronomen und Mathematiker getroffen zu haben, als du es bist. Und warum spielst du uns den Feigling vor? Kopernik Ich spiele überhaupt nicht. Ich stelle mir nur die Frage: Wer und wo sind wir ? Vornehmer Herr Wo? Das ist doch offensichtlich: Auf der Erde ! Aber unseren Freund und Gast beunruhigt vor allem, dass unsere Erde, unsere wunderschöne Erde in einem ra-senden Tempo durch`s Weltall rast, in einer unaufhörlichen Kreisbahn. Gelehrter Er wiederholt nur die Fantasien einiger antiker Philosophen.

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Kopernik Aber nein, die Schwäche unserer Sinne zwang die Menschen lange zu glauben, dass sie auf einer Erde so flach wie die Dummheit leben. Doch vor drei Jahren haben Segler des spanischen Königs in Erfahrung gebracht, dass man nach In-dien kommen kann, wenn man nach Osten oder Westen segelt. Ihnen sei großer Dank dafür! Gelehrter Dank? Warum? Kopernik Weil das endgültig bedeutet, dass die Erde rund ist. Ich sage das nicht als Erster. Gelehrter Von wessen Dummheit sprichst du? Von der Dummheit des Augustinus? Ich warne, schreit empört am spanischen Hofe könntest du mit deinen Fragen die Wahrheit der Hl.Schrift nicht so beleidigen, wie du es hier bei uns unter italieni-schem Himmel tust, ohne bestraft zu werden! Der Kardinal kommt hinzu. Kardinal an den Gelehrten Alonso gerichtet Alonso, nimm mir bitte nicht das Recht der Entscheidung in einem Königreich, in dem mein Bruder der Papst regiert. Wer die Worte der Hl. Schrift beleidigt oder nicht, das entscheide ich. Ich allein bin der Kardinal! tritt zu Kopernikus Ich freue mich, dass du meiner Einladung gefolgt bist, und ich heiße dich will-kommen! Man sagt mir, dass du neue Wahrheiten verkündest, die einen Gold-berg wert sind. Piccolino Oder einen Holzhaufen! Kardinal an Piccolino gerichtet Misch dich nicht ein, Piccolino! zu Kopernikus Du machst mich neugierig! Ich langweile mich seit einer Woche. Erlöse mich von meiner Langeweile und erzähle mir von deiner Theorie! Kopernik Ich habe noch keine genaue Theorie, Hochwürden! Kardinal Aber du hast doch gerade von der Umdrehung der Erde gesprochen. Ich möch-te gern entscheiden, ob deine Worte eine Beleidigung der heiligen Schrift sind, wie das der Gelehrte Alonso soeben ausgedrückt hat. Was weißt du von der Umdrehung der Erde? Kopernik Ptolemäus führte zur Theorie der Mondbewegung ein kompliziertes System der Kreise und der Exzentrik ein. Er behauptete, Eminenz, dass der Mond sich in der Zeit des Mondviertels zweimal näher an der Erde befindet als in der Vollmondzeit, er müsste also einen viermal größeren scheinbaren Durchmesser haben. Ein Zuhörer Ich verstehe gar nichts! Kopernik Am 9. März 1497 hatten wir uns versammelt. Wir warteten, was mit dem Rand des Mondes passiert. Wenn der Mond in der Vollmondzeit den Stern Aldebaran

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bedeckt hätte, hätte sich die Behauptung des Ptolemäus als falsch erwiesen. Und genau das ist auch eingetreten. Die Theorie des Ptolemäus ist falsch. Die Entfer-nung des Mondes zur Erde ändert sich nicht! Kardinal Ist das alles? Kopernik Ja! Kardinal Was für Schlüsse kann man daraus ziehen? Kopernik Den, wenn sich Ptolemäus irrt, was den Mond betrifft, dann kann er sich auch in anderen Sachverhalten irren. Kardinal an einen anwesenden Gelehrten gerichtet Du hast sicherlich mehr verstanden als wir alle zusammen. Ich möchte wissen: Was hast du verstanden? - Ich höre…? Gelehrter Ich fürchte, dass die Beobachtungen unseres Freundes Kopernik zutreffend sind. Kardinal Was befürchtest du? Gelehrter Angesichts dieser ungewöhnlichen Entdeckungen müsste nun eine sehr große Verwirrung eintreten, was die Lehre über den Himmel betrifft. Kopernik Verwirrung oder Ordnung? Gelehrter Zunächst Verwirrung! Gelehrter Alonso tritt zu Kopernik Was sind deine endgültigen Schlussfolgerungen, junger Mensch? Bedeutet das, dass du die ganze Theorie des Ptolemäus anzweifelst? Kopernik Ich ziehe daraus überhaupt keinen Schluss. Ich habe lediglich über den Verlauf meiner Beobachtungen am 9. März 1493 in Bologna berichtet, nicht mehr und nicht weniger. Kardinal Der Lauf der Planeten, die Bewegung oder Nichtbewegung der Erde, das ist eure Angelegenheit, meine gelehrten Herren. Aber es gibt eine Ordnung, die niemand ändern kann! Es gibt das Paradies, es gibt das Fegefeuer und die Ab-gründe der Hölle sowohl im Himmel als auch auf Erden! an Kopernikus ge-richtet Ich zeige dir die Ordnung, die niemand erschüttern kann. Ludoviko, der Lautenspieler singt Der Verstand soll entscheiden, ob der Weg die Seele festigt, ob die Seele irrt. Die ganze Gefolgschaft des Kardinals, auch Kopernikus, folgt ihm in den Thronsaal. Kardinal zu Kopernik Nimm dort Platz, bitte, ich befehle es dir!

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Kopernikus geht die Treppe hinauf zum Thron des Kardinals und zögert sich zu setzen. Tut es dann doch. Frage dich, ob du von diesem Platz aus die Umkreisung unser schönen Erde wahrnehmen kannst. Kopernik ist von dieser Aufforderung des Kardinals sichtlich verwirrt, er-schreckt. Sie verschlägt ihm die Sprache. Alle Umstehenden lachen. 19. Szene Der Kardinal geht mit seiner ganzen Gefolgschaft und mit Kopernikus in den Kerker. Dort sind viele Gefangene unter menschenunwürdigen Bedingungen zu sehen. Der Kardinal bleibt bei einem der Gefangenen stehen. Kardinal zum Kerkermeister Wer ist das ? Kerkermeister Bartolomeo Costa, Hochwürden. Kardinal Ach, ich weiß! Du glaubst nicht an die Unsterblichkeit der Seele, nicht wahr, Bartolomeo? Die ewige Verdammnis wird um vieles schlimmer sein als die Be-hausung hier! Kardinal an den Kerkermeister gerichtet Warum hat man ihm die Zunge nicht ’rausgerissen? Kerkermeister Damit er der Ketzerei abschwören kann. Man hört das laute, ironische Lachen des Gefangenen Bartolomeo. Kopernikus schaut ihn bewundernd an. Kardinal an den Kerkermeister gerichtet Du hast noch eine Aufgabe zu erledigen, mein Freund ... Kerkermeister sich verbeugend Hochwürden...?! Kardinal zu Kopernik Du hast heute die Welt von einem Gipfel des Paradieses aus betrachtet. Hättest Du auch den Mut, auf sie aus den Tiefen der Abgründe der Hölle zu schauen? Man öffnet ein Gatter, das zu den Abgründen führt. Kopernik geht hinein. Das Gatter wird blitzschnell wieder geschlossen. Der Kardinal und der Kerkermeis-ter bleiben außen vor. Kopernik ist jetzt hinter dem Gitter und sichtlich er-schrocken. Kardinal Was siehst du ? Kopernik Wenn sich Ptolemäus geirrt haben soll……. Kardinal schreit Ich höre nichts. Was sagst Du? Kopernik Ich sage, dass das menschliche Bestreben sein soll, die Wahrheit zu finden.

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20. Szene Anna wartet in einem Raum auf Kopernik. Er kommt auf sie zu. Beide schwei-gen. Kopernik Wir haben uns zum Abschied nicht viel zu sagen. Anna Nicht viel. Kopernik Das ist meine Schuld! Anna Ich war heute früh bei den Hieronymus und habe alles besprochen. Seine Frau wird für dich kochen. Kopernik Wenn ich jung wäre, würden sich die Dinge anders entwickeln. Anna Oder genau so! Kopernik Oder genau so! Anna Für Dich ist doch nur eins wichtig: die sechs Bücher. Kopernik Ich habe sie noch nicht beendet, und ich weiß nicht, ob ich es schaffe, sie je zu beenden. Das Leben ist kurz , und die Trägheit unserer Sinne erlaubt es uns nicht, allzu viel zu wissen. Anna plötzlich aufschluchzend Warum hast Du mich nicht beschützt? O mein Herr, warum? Kopernik Wir sind schuldig geworden, Anna! Anna Nur weil im Leben des ehrwürdigen Mikolaj nur eine Sache Vorrang hatte! In meinem Leben hatte auch nur eine wichtige Sache den Vorrang…Bleib gesund, Mikolaj! Anna geht schnellt. Kopernik schaut ihr nach..

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(5. Akt)

Die Szenen 21 bis Schluss 21. Szene a Kopernik sitzt allein am Meeresufer und schaut nachdenklich Segelschiffen nach. Er ist alt. b Kopernik sitzt mit Andrzeij im Schlitten. c Bischof mit Kopernik Ihr seid zurückgekommen von so einem weiten Weg, meine Söhne! Wo ist Andzrej? Kopernik zögert Andrzej ist krank. Bischof Was ist das für eine Krankheit, die es ihm nicht erlaubt, seinen Gönner zu be-grüßen? Ist er vielleicht betrunken? Was ist das für eine Krankheit, sprich! Kopernik Lepra... Bischof Wie konnte das kommen? Warum hast du mir nicht die Wahrheit geschrieben? Warum hast du dich nicht um ihn gekümmert? Bist du nun Arzt oder nicht? Andrzej kommt in den Raum, spricht aus der Entfernung Arzt? Was für ein Arzt? Er kümmert sich lieber um die Sterne. Geht auf den Bi-schof zu. Willst du denn nicht deinen Erben begrüßen? Willst du mir keinen Be-grüßungskuss geben? Bischof geht auf Andrzej zu, will ihn umarmen. Andrzej schreit, lärmt mit einer Rassel Nein, nein, tu das nicht! Wirft sich auf den Boden und weint verzweifelt Bitte erlaube mir, nach Italien zurückzukehren, Hochwürden! Dort ist die Sonne, dort sind gute Ärzte ! Bischof geht zum Kreuz und betet (Vater unser) Fiat voluntas tua sicut in coelo et in terra … panem nostrum quotidianus da nobis hodie et demitte … 22. Szene Kopernikus nimmt ein Bad. Der Bischof schaut zu. Anschließend bekommt Ko-pernikus ein üppiges Essen. Bischof kommt hinzu Iss nur! Gott hat entschieden, dass ich jetzt nur noch einen Neffen habe. Andrzej wird wohl nicht überleben.

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Kopernik Nein, er wird nicht überleben. Bischof Du wirst für zwei arbeiten müssen. Du wirst das abarbeiten müssen, was Du in der Zeit des Studiums erhalten hast. Du wirst Deine Sterne und den Mond ver-gessen müssen! Dann werden wir ihn nach Italien rüberbringen. Er wird fahren und Du bleibst, weil Du mich überlebst. Kopernik Das wird wohl so sein, Hochwürden! Bischof Merke Dir, der Kanoniker Mikolaj muss die Achtung derjenigen bekommen, die meinen Nachfolger wählen werden. Sie müssen sich an die Anwesenheit von Mikolaj Kopernik überall gewöhnen. Das will ich so! Und jetzt ist das Gespräch zu Ende! geht 23. Szene Reiter galoppieren in einen kirchlichen Innenhof. Der Bischof sieht, wie ein Reiter auf dem Rücken eines Pferdes einen Toten bringt. Eine Frau kommt aus dem Haus, sieht den Toten und schreit: „Peter!“. Der Reiter rennt die Treppe hoch zum Bischof. Bischof Was hat das zu bedeuten? Reiter Wir haben sechs fragwürdige Pilger gefangen genommen. Sie waren gerade da-bei, die Mühle anzuzünden. Bischof Konntet ihr erfahren, woher sie kamen? Reiter Ziemlich lange musste ich fragen. Aber dann haben mit dem Feuer nachgehol-fen, und sie haben geredet. Es waren Kreuzritter! Bischof Aber wenn es dem König zu Ohren kommt, dass wir unschuldige Soldaten ermorden! Reiter Aber Hochwürden, wer wird denn so etwas sagen? Sie haben unseren Peter ermordet! Und uns wollten sie die Hände abhacken. Aber jetzt schlafen sie ganz tief, am Grund des Sees, und sie schweigen wie ein Grab! Bischof Habt ihr denn bei ihnen etwas gefunden? Reiter Bei allen Leiden Christi, nichts!

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24.Szene Bischof schlägt mit der Faust auf eine Landkarte, wütend Bischof Kadaver! Kadaver! Verfluchte Kadaver! Dieser Pilger soll ’reinkommen! Kopernik Vielleicht sollten wir ihn wegschicken, ohne mit ihm gesprochen zu haben. Bischof Er soll ’reinkommen! Kreuzritter Seid gegrüßt im Namen Christi! Bischof Mein Ratgeber auf Kopernikus schauend rät mir, dir zu essen und zu trinken zu geben und dich dann zu entlassen, ohne ein Gespräch. Kreuzritter zu Kopernik Warum denn? Kopernik Obwohl Sie, mein Herr, nur ein Durchreisender sind, werden Sie sicher wie ein Gesandter reden. Kreuzritter Ein Gesandter? Kopernik In der Hl. Schrift steht geschrieben: Euer Reden sei „ja“ „ja“, „nein“ „nein“, und was darüber ist, sei von übel – also?! Kreuzritter Aber gerade deshalb, weil ich eben kein Gesandter bin, können wir offen und ehrlich reden. Bischof schreit Offen? Betet Ihr denn nicht täglich und bittet unseren Herrgott, damit er den Teufel und das Böse von dieser Welt beseitigt und keine Zwietracht zwischen uns sät? Ich habe auch meine Informanten, die mir so manches zutragen. Hält dem Kreuzritter ein Beweisstück vor die Nase und lacht wissend. Kreuzritter Vor einigen Jahren haben wir dem polnischen König das Angebot gemacht, ihm 50 000 Florentiner jährlich zu geben, wenn wir Preußen verwalten können. Aber Sie, ehrwürdiger Herr, haben die Senatoren bestochen und ... Bischof Habe es nicht zugelassen, dass Ihr an Macht zunehmt. Kreuzritter Auch haben Sie Ihren Unwillen uns gegenüber gezeigt, als Sie den polnischen König davon überzeugen wollten, unseren Orden nach Podolen u Moldawien zu verlegen. Bischof lacht aufgebracht Dort hättet ihr auch die Türken und Tartaren bekehren können! Und hier setzt ihr nur alles in Brand und mordet! Ich habe dem Papst geschrieben, und er hat

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mir geantwortet, dass er euch gegenüber ein großes Herz habe. Und wie viel habt ihr euch das bei IHM kosten lassen, wenn ich fragen darf? Kreuzritter 10 000 Florentiner. Bischof Nicht schlecht! auf Kopernikus schauend Kreuzritter Unsere Schatzkammer ist fast leer, aber für Sie hätten wir eine nicht geringere Summe als für Rom. Bischof Ach, 10 000 Florentiner? Das ist eine gute Summe. Ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen. Wütend Kreuzritter 9/10 euer Grenzen verlaufen um unser Land. Überzeugt Sie das denn nicht, Hochwürden? Bischof zu Kopernikus schauend Du bist doch der Geograf, antworte ihm! Kopernik 10/10 euer Grenze umgeben das Land des polnischen Königreiches. Kreuzritter Was soll ich dem großen Meister und dem großen Rat antworten? - Krieg? Kopernikus flüstert dem Bischof etwas ins Ohr. Der Bischof lacht laut. Kreuzritter Ich weiß nicht, was Euch, mein Herr, zum Lachen bringt. Bischof Du sagst „Krieg“? Du Abschaum! Hast du vergessen, was vor 100 Jahren schon mal war, von dem wir beide eine Menge lernen könnten? – Die Schlacht von Grunewald 1410! schreit Abtreten! 25. Szene Kopernik und der Bischof auf der Sternwarte Kopernik ( zu sich selbst sprechend) Du glücklichster Astronom u Mathematiker auf der Welt ! Bischof Keine Sünde ist mir so gut bekannt wie der Hochmut. Der Teufel kreist ständig um uns herum und wartet darauf, dass wir auf den höchsten Gipfel gehen, von dem der Sturz in den Abgrund sicher ist. Kopernik Ich habe mir geschworen, dass es des Menschen wichtigste Sache ist , die Wahrheit zu suchen. Bischof Die Wahrheit! ! was heißt das schon, mein Junge ! Kopernik

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Weißt du noch, mein Vater, was Plinius geschrieben hat? Inmitten der Planeten steht die Sonne in einer unvorstellbaren Größe. Sie bestimmt nicht nur die Zei-ten der Erde, sondern herrscht über den Himmel und alle Sterne. In ihr sollten wir den Geist der ganzen Welt sehen, in ihr ist auch der Mittelpunkt der Ge-danken und der Kraft der gesamten Schöpfung. Bischof Kannst du das beweisen? Kopernik begeistert Ja ! Ich habe die erstaunliche Ordnung der Welt entdeckt, die harmonierende Verbindung zwischen der Bewegung und Größe der Sphären. In ihrer Mitte hat die Sonne ihren Sitz. Der Merkur bewegt sich um die Sonne auf sieben Krei-sen, die Venus auf fünf, die Erde auf drei, der Mond in der Nähe der Erde auf vier, Mars, Jupiter, Saturn jeweils auf fünf. Zusammen sind es 34. Es genügen also 34 Kreise, um den Bau der gesamten Welt und die Bewegung aller Plane-ten zu erklären. Ich schwöre, alle Gelehrten, die mich verstehen wollen, werden mich, dienen Neffen, als den glücklichsten Astronomen bezeichnen ! Bischof Ja, die es wollen ! Aber wo sind sie, die es verstehen wollen? Kopernik sichtbar resigniert u schweigt 26. Szene Pferdewagen fährt mit einem Verletzten auf Stroh in den Innenhof. Bischof ruft Nikolaus! Nikolaus! Ein Mann berichtet dem Bischof, dass Nabiego schwer verletzt sei. Bischof Lebt er noch ? Mann Ich weiß es nicht, Hochwürden. Man legt den Verletzten auf einen Tisch. Kopernikus als Arzt versorgt ihn. Bischof Ich will, dass er lebt ! Kopernikus muss plötzlich feststellen, dass er tot ist. Bischof wütend Ich wollte, dass er lebt ! Er geht zum Toten. Mein Freund, bereust du deine Sünden? Er segnet ihn , und verzweifelt lässt er sich auf den Toten fallen. 27. Szene Arbeitszimmer des Bischofs Kopernikus diktiert einem Sekretär einen Brief an den polnischen König.

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Kopernik Es ist reichlich bekannt, wo sich die Gottlosen und Verfluchten mit dem Kreuz auf ihren Mänteln aufhalten und auf wessen Befehl sie unsere Hütten und Fel-der überfallen, deshalb wenden wir uns an Sie, gnädiger Herr, und bitten um rit-terliche Hilfe, bewaffnete Männer, Pferde. . . . . Bischof Für alle Fälle um Schutz unserer Schlösser und Städte . Plötzlich nimmt der Bischof den Brief und zerreißt ihn. Kopernik Wir sollen also wieder Schweigen, unsere Toten begraben und schweigen? Bischof Ja ! Kopernik Wie lange noch? Bischof Solange ich lebe ! Ich werde nicht zulassen, dass auf dieser Erde Krieg sein wird. Weißt du, was Krieg bedeutet? Hast du schon einmal einen Krieg gese-hen? Das letzte mal hat er 13 Jahre gedauert. Du großer Mensch, du stellst das Weltensystem auf den Kopf. Stell es nur weiter auf den Kopf, aber von irdischen Angelegenheiten hast du keine Ahnung! Bischof geht zum offenem Fenster Bischof Schau, die Tochter von Marcin und die Frau von Wojciech treibt das Vieh auf die Weide und zum Fluss. Aus der Schmiede hört man die Hammerschläge. Sie alle grüßen den Tag. Was hast du den Menschen über dein Weltensystem zu sagen? Sie wollen doch nur leben, essen, schlafen und friedlich sterben. Das ist deren Weltensystem. Ich will es schützen! Kopernik Wie lange noch? Bischof Nach meinem Tod, wenn du meinen Thron besteigst, kannst du machen, was du willst. Nur möchte ich, dass du an meine Worte denkst!. Kopernik Vater, ich kann dein Nachfolger nicht werden! Nicht nur deshalb, weil es nicht meinem Bestreben und meiner Vorstellung nicht entspricht, aber wenn dein Thron frei sein wird, dann sollte ein Kandidat des Königs dein Nachfolger wer-den, dann wird der Orden nicht mehr so mutig sein. Bischof Aber du lebst doch auf dieser Erde, Junge! Bischof bekommt einen Schwächeanfall. Und ruft Kopernikus. Dieser hört ich aber nicht.

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28. Szene 1512 Tod des Bischofs Watzenrode Der Bischof liegt auf dem Totenbett. Ein Priester gibt ihm die letzte Ölung. Ko-pernik kommt herangeeilt. Bischof Wo warst du, Arzt? Du warst nicht bei mir! Kopernik Vater! Bischof Ich sterbe hier, wo du geboren wurdest ( Kopernikus küsst ihm die Hand) Komm näher zu mir! ( flüstert) Wenn man im Kapitular meinen Nachfolger wählen wird, dann denke daran, der Kandidat des Königs, dann gib deine Stim-me ab, der Kandidat des Königs (stammelt) schreib sofort nach Krakau, und wenn man erzählen wird, dass mich die Kreuzritter vergiftet haben, dann tue so, als ob es wahr wäre. Dann tue so, als ob es wahr wäre! ( er lacht laut und stirbt)

29. Szene Reiter und Soldaten kommen ins Dorf. Sie klopfen an die Türen der Hütten . Ein Soldat ruft: Ist da jemand? Als sich die Soldaten umschauen, sehen sie im na-hen Umkreis gehängte und getötete Menschen. Kopernikus ist auch unter den Soldaten und ist Zeuge dieses Massakers. Kurze Zeit später verlassen alle Dorf-bewohner mit Kind und Kegel das Dorf. Sie fliehen vor der Gewalt der Kreuzrit-ter. 30. Szene Kopernik diktiert dem Sekretär einen Brief an den polnischen König Zygmu nt. Ihre Gütigkeit möge im Blick haben, uns Blei für das Gießen von Kugeln zu-kommen zu lassen und zwar so viel es nur geht. Die Mitglieder des Kapitulars müssten auch Geld sammeln und Bombarden kaufen und es dann so einrichten dass wir sie erhalten.um das Schloss Olsztyn und die Stadt zu schützen……. Plötzlich geht die Tür auf und ein Soldat eilt herein und meldet, die Stadt Dobre Miasto sei eingenommen worden und dass der Schutzwall zerstört sei. Waffenmeister Sind viele von uns umgekommen? Soldat Wenn einige geflohen und mit dem Leben davongekommen sind, dann ist es viel ! Waffenmeister an Kopernikus gerichtet Wenn unser großer Herr rechtzeitig gehandelt hätte, wäre es nicht so weit ge-kommen ! Mein Bitten und Flehen wollte niemand hören , obwohl keiner die Situation so gut einschätzen konnte wie ich !

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Kopernik Und was raten Sie jetzt? Waffenmeister Beten, ehrwürdiger Herr, beten ! Kopernikus geht wieder zu seinem Sekretär und diktiert den Brief zu Ende. Wir wenden uns an unseren gütigen Herrn Zygmunt, den König von Polen, Die Feinde Ihres Königreiches haben die Stadt Dobre Miasto soeben eingenommen. Wir sind uns der Gefahr bewusst, die der Stadt Olsztyn droht und bitten inbrünnstig die hl. Majestät um schnelle Hilfe , die ehrlichen und ehrenhaften Menschen zusteht und empfehlen uns Ihr em gütigsten Schutz ! 31. Szene Kreuzritter im Anmarsch. Sie zünden alle Hütten an. Das ganze Dorf brennt. Die Menschen verbrennen bei lebendigem Leibe. 32. Szene Die Stadt Olsztyn wird verteidigt. Die Soldaten des polnischen Königs greifen an. Es kommt zu einem heftigen Kampf mit den Kreuzrittern. Das polnische Heer siegt. Gefangene Kreuzritter werden abgeführt. Ein polnischer Gefangener wird von den Kreuzrittern scheinbar freigelassen und gleich darauf hinterrücks erstochen. Ein verletzter polnischer Flüchtling wird in der Burg von Olsztyn von Koperni-kus empfangen und verarztet. Kopernik Das Messer, Schwester Sabina ! 33. Szene Kopernikus hackt in seinem Zimmer Holz für den wärmenden Kamin, als Joa-chim Rhetyk eintritt. Rhetyk Guter Mensch, ich möchte deinen Herrn sprechen. Kopernik Ich habe deinen Brief bekommen, Rheityk. Ich heiße dich in meinem Hause herzlich willkommen ! Rhetyk Ich komme aus Wittenberg ! Kopernik Ja, ja, ich weiß ! Rhetyk Ich möchte wissen, ob deine Wahrheit mit Deinem Ruf übereinstimmt. Kopernikus

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Deine Worte sind sicherlich lieb gemeint, Junge, aber ich habe meine Wahrheit noch nicht zu Ende gebracht.und mit dem Ruf ist das so eine Sache ! Ein Diener kommt die Treppe herunter. Kopernik Führe diesen Herrn ins Bad und mache ihm das Zimmer fertig ! Diener Welches? Kopernik Das von Frau Anna. traurig … Kopernikus und Rhetyk spazieren am Ostseestrand und unterhalten sich. Kopernik Weißt du denn nicht, dass auf der ganzen Welt ein Streit darüber entbrannt ist, wie getreu man Gottes Schriften behandeln sollte. Sag mir die Wahrheit, dass sich in Wittenberg niemand über den Astrologen aus Fromborg entrüstet , der sich entgegen der Lehrsätze des Papstes und der Kirche über das Zeugnis der Hl. Schrift hinweg setzt ?Sag, schwöre es ! - Du schwörst nicht ! Du kannst es nicht ! Rhetyk Neue Gedanken, mein Kirchenvater, haben es immer schwer ! Ich kann nur eines schwören: Kopernikus Sprich! Rhetyk Ich schwöre, dass ich eine tiefe Hoffnung empfinde, die Hoffnung, die Wahr-heit kennen zu lernen. Kopernik Es ist falsch, Joachim, in einem anderen Menschen die Symptome der eigenen Krankheit zu finden. Rhetyk Die Zeiten haben sich geändert, mein Herr. Die Welt enthüllt uns ihre Geheim-nisse, neue Kontinente werden entdeckt, der Geist wendet sich dem Humanen zu. Der Mut und die Wahrheit sollen siegen ! Das hat Luther gesagt. Ich habe Dir aber keine kätzerischen Bücher mitgebracht. Lachend Kopernik Verstehst Du nicht, dass es viel schlimmere Bücher als die kätzerischen gibt: Die Elemente des Euklid und die Trigonometrie des Regiomontanus .Es genügt nur in sie hineinzuschauen, um festzustellen, dass ich Fehler gemacht und Irr-tümer begangen habe. Rhetyk Aber….. Kopernik Unterbrich mich nicht ! Ich muss es korrigieren, es noch einmal überprüfen, verstehst Du mich? Noch einmal überprüfen !

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Rhetyk Dann wirst Du es eben noch einmal überprüfen! Kopernik Ob sich das lohnt? Ob sich das lohnt, mein Junge? Die Menschen lebten fried-lich und sicher inmitten der Welt unter dem Auge des Schöpfers. Jeder von ih-nen , sogar der Ällerärmste, glaubte, dass direkt über seinem Kopf auf seine Seele die offenen Tore des Paradieses warten. Und jetzt schreit der arme Mensch auf: Was hast du mit meinen offenen Toren des Paradieses gemacht, du Astrologe aus Fromborg? Und ich werde schweigen. Und dann werde ich sagen : des Menschen Bestreben ist es , die Wahrheit zu finden. Rhetyk Mein Herr, der Hl. Vater Paul III. ist dem Humanismus nicht abgeneigt. Er wird Dein Werk nicht bekämpfen! Kopernik Heute ist es Paul III., morgen wird es ein anderer sein, mein Junge! - Du sprachst vorhin von der Entdeckung neuer Kontinente, ich erinnere mich, das war im Jahre 1492 im Todesjahr des Kasimir Jagielo. Was ist eigentlich aus dem Christoph Kolumbus geworden? Rhetyk Er starb, er starb im Gefängnis. 34.Szene Rhetyk ist in der Druckerei und schaut gespannt in das frisch gedruckte Werk von Kopernik. Dabei entdeckt er eine Unstimmigkeit im Titel und Vorwort. Rhetyk entrüstet Was hat das zu bedeuten? Wer hat das gemacht? Wendet sich an einen Arbeiter in der Werkstatt Ich frage, wer das gemacht hat, hörst du nicht? Arbeiter Was, mein Herr? Rhetyk Das! rennt wütend in die Wohnung der Verleger Wer hat das gemacht? Das ist Betrug ! Wirft das Werk entrüstet auf den Boden 1. Verleger Halt deinen Mund und schweig! Rhetyk spricht zu sich selbst Ich werde nicht schweigen. Ich habe es ihm geschworen. An die Verleger ge-richtet Der Titel war „ De revolutionibus „ und ihr habt ihn verändert . Und hier ist die Rede von Hypothesen. Er hat das nie geschrieben! Und wirft das Werk wieder wütend auf den Boden 1. Verleger Heb es sofort auf, sonst bezahlst du mir das ganze Exemplar!

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2. Verleger packt ihn wütend am Kragen Mein lieber Freund Joachim, du verhältst dich wie ein wild gewordenes Vieh! Kannst du mir dein Verhalten erklären? Du Dumm-kopf! Und stößt ihn von sich Rhetyk Wie konntet ihr das nur tun? Wie konntet ihr? Er hat lange mit sich gekämpft, aber dann wandte er sich an die Welt und sagte wörtlich : Das ist die Wahrheit, die ich selbst gefunden habe! Ihr habt ihm doch Briefe geschrieben. Ihr habt ihn beraten, und dann habt ihr ihm geraten, das große Wort Wahrheit durch das kleine Wort Hypothese zu ersetzen. Was hat er denn darauf geantwortet? Was? 2. Verleger Wir haben eigentlich nur zwei Wörter im Titel hinzugefügt und zwei Abschnitte im Vorwort. Rhetyk Wozu? Warum? 2. Verleger Weil der Rest so wie so alles sagt, alles, was die Welt hören sollte. Ja, ich habe dieses Vorwort geändert, aber es dämpft lediglich die Stimme dieses wundersa-men Menschen. Rhetyk Warum habt ihr das gemacht? 2. Verleger Auf was für einer Welt lebst du, Junge? Dieser Mensch widerspricht den Worten der Hl. Schrift. Dieses Werk spaltet den Himmel über Rom des Papstes und ü-ber Wittenberg Luthers. Warum verstehst du das denn nicht? Das Werk ent-zieht den Dienern Gottes den Platz, es bricht mit den mathematischen Beweis-führungen. Ohne mein Vorwort hätten wir es gar nicht drucken können! Nie-mand hätte jemals den Mut gehabt, es zu drucken! Niemals! 1. Verleger So sieht die Wahrheit aus! 2. Verleger Mag sein, dass ich nicht ehrlich gehandelt habe. Aber ich weiß genau, ich schwöre es, dass ich klug vorgegangen bin. Auf unserer Welt regieren nicht die Mathematiker und Astronomen, sondern nur die Theologen! Und nur die Theo-logen haben es in der Hand, sie bewerten und richten ! 1. Verleger Ich weiß nicht, ob unsere Tat gut oder schlecht war, notwendig oder überflüssig. Ich bin nur ein Mensch! Rhetyk zu sich selbst Ich hätte so gern, so gern hätte ich ihm das erste Exemplar gebracht! Und ich werde es wohl nie tun können! Lächelt resigniert

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Nikolaus Kopernikus/ Mikolaj Kopernik

Lebensdaten – Zusammenstellung Sigfrid Krebs 1473: Geboren am 19. Februar in der St.-Annen-Gasse in Thorn. Vater: Nikolas Kop-

pernikg. Vermutlich Besuch der Pfarrschule St. Johannes.

1483: Tod des Vaters. Vermutlich Besuch des Kulmer Partikulars.

1489: Sein Vormund, Lukas Watzenrode, wird Fürstbischof von Ermland. - er erin-nert den Hochmeister des Deutschen Ritterordens daran, daß der Kampf gegen Ungläubige seine Aufgabe sei und rät ihm, nach Podelien gegen die Türken zu ziehen

1491: Studienbeginn, Herbstsemester an der Krakauer Universität. Mathematik, Ast-ronomie

1492 Tod Kasimir IV., Jagiello, poln König; Nachfolger Johann I. Abrecht

1494: Kopernikus verläßt die Universität Krakau ohne Abschluß.

1495: Kanonikat bei der ermländischen Kathedralkirche in Frauenburg; urkundlich: Nicolaus de Thorn, nepos episcopi (Neffe des Bischofs)

1496: Immatrikulation zum juristischen Studium (in utroque iure/ beiderlei Rechts) in Bologna - Eintritt in die "Natio Germanorum":"Nicolaus Kopperlingk". Wei-terhin astronomische Studien.

1497: Kopernikus beobachtet am 9. März die Bedeckung des Aldebaran durch den Mond.

1499: Kopernikus erwirbt den Magistergrad "in utroque jure", s.o.

1500: Astronomische Beobachtungen in Bologna - Teilnahme an den Jahrhundertfei-ern in Rom – Berufung durch den Papst zu mathematischen und astronomi-schen Vorlesungen - Beobachtung einer Mondfinsternis in Rom.

I501: Kurzaufenthalt in Frauenburg - das Domkapitel bewilligt zweijähriges Medi-zinstudium in Padua (bis 1503)

1503: Am 31. Mai Promotion zum Dr. jur., Kirchenrecht, in Ferrara - Scholastikus beim Heiligkreuzstift in Breslau - im Herbst Rückkehr ins Ermland - Leibarzt bei seinem Onkel in Heilsberg. Zeitweilig in Krakau.

1504: Teilnahme an den Preußischen Landtagen in Marienburg und Elbing.

1506: Teilnahme an der preußischen Ständeversammlung in Marienburg.

1507: In Heilsberg entsteht (-1510) der "Commentariolus", Inhalt die heliozentrische Planetentheorie mit der Sonne als Zentrum der (damals) bekannten Welt; die Lehre steht im krassen Gegensatz zur im Mittelalter als unantastbar geltenden geozentrischen Lehre des Ptolemäus mit der Erde als Zentrum. Eigene Beo-bachtungen mit schlichten selbst gebauten Instrumenten.

1508: Papst Julius II. genehmigt im November die Annahme weiterer Benefizien.

1509: Bei Haller in Krakau erscheint die lateinische Übersetzung der Episteln des Theophylaktos Simokattes aus dem Griechischen; am 2. Juni Beobachtung ei-ner Mondfinsternis in Frauenburg.

1510:

Erstmals zum Kanzler des ermländischen Domkapitels gewählt - Residenz in Frauenburg ab 1512. Herausgabe des „Commentariolus“, s.o.

1511: Mit Fabian von Lossainen Visitation der Kammerämter Allenstein und Mehl-sack; 7. Oktober Mondfinsternis in Frauenburg beobachtet.

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1512: Domherr in Frauenburg. Astronomische Studien: Marsbeobachtungen in Frau-enburg am 1. Januar und 5. Juni - Tod des Onkels Bischof Lukas Watzenrode; Fabian von Lossainen zum Bischof von Ermland gewählt.

1514:

Mitarbeit an der Kalenderreform - Saturnbeobachtungen am 25. Februar und 5. Mai. - Beginn der Niederschrift von "De Revolutionibus".

1515 Maximilian I. zieht seine Hand vom Deutschen Orden, dessen Hochmeister seit 1510 Albrecht von Brandenburg ist, zurück

1515: Mehrere Himmelsbeobachtungen in Frauenburg.

1516 Administrator des Domkapitels – Residenz Allenstein

15I7: Kopernikus schreibt eine Abhandlung über Münzprobleme.

1518: Himmelsbeobachtungen in Allenstein am 7. Juni und im Dezember.

1519: Wahl zum Kanzler des Domkapitels - erstellt Gutachten zur Münzreform für den Landtag in Graudenz 1522.

1519 Fabian von Lossainen wird Fürstbischof des Ermlands - Petrikauer Vertrag - Einschränkungen für die Bischofswahl im Ermland

1520: Reiterkrieg - Nicolaus Copernicus rüstet die Burg Allenstein zur Verteidigung gegen den Orden, dessen Söldner ins Ermland eindrangen. Kopernikus verlegt die Residenz nach der Zerstörung Frauenburgs im Reiterkrieg nach Allenstein - - die Administration der Kapitelgüter wird dem Kanzler übertragen - Himmels-beobachtungen in Allenstein.

1521: Tiedemann Giese wird Administrator der Kapitelgüter - Rückkehr nach Frau-enburg am zi. August - Wiederaufbau der Domburg - dort Residenz - mit Giese zum Landtag nach Graudenz - Beschwerde über das Verhalten des Ordens. Der Kaiser vermittelt einen vierjährigen Waffenstillstand

1522: Himmelsbeobachtungen - Mondfinsternis.

1523: Fabian von Lossainen stirbt - für die Sedisvakanz wird Kopernikus Generalad-ministrator des Fürstbistums - Mauritius Ferber wird Fürstbischof des Erm-lands - Hochmeister Albrecht von Brandenburg hört in Nürnberg eine Predigt Osianders - heimlich sucht er Martin Luther auf, der ihm empfiehlt, den Orden aufzugeben und ein evangelisches Herzogtum Preußen zu schaffen.

1525: Wahl zum Kanzler des Domkapitels.

1524: Himmelsbeobachtungen in Frauenburg - staatsmännische Aktionen im Zusam-menhang mit dem Deutschen Orden.

1525 Friede zu Krakau - Säkularisierung des Ordensstaates - der Orden verlegt seine Residenz nach Mergentheim und wählt Walter von Cronberg zum neuen Hochmeister - Albrecht von Brandenburg -Ansbach wird Herzog von Preußen und führt in seinem Land die Reformation ein - Säkularisierung der Bistümer Pomesanien und Samland - das Ermland bleibt autonomes Fürstbistum - Kaiser und Papst verweigern dem Krakauer Vertrag ihre Zustimmung - man spricht vom "Krakauer Kuhhandel“.

1526: Teilnahme am Landtag in Heilsberg - Mitarbeit an der ermländischen Landes-ordnung - am 28. November Himmelsbeobachtung in Frauenburg.

1527: Zahlreiche Himmelsbeobachtungen in Frauenburg.

1528: Teilnahme an der Beratung für die Münzreform.

1528: Wahl zum Kanzler des Domkapitels.

1529: Kopernikus zeichnet eine Karte Preußens.

1529 / 30: Berater bei der Münzreform.

1530 Vorläufiger Abschluss seines opus magnum „De revolutionibus orbium coe-

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lestium“; neue Schwierigkeiten bei der Erklärung der Planetenbewegungen, die er als kreisförmig (statt elliptisch) ansah.

1531: Als Arzt zu Bischof Ferber nach Heilsberg gerufen.

1532: Niederschrift von "De Revolutionibus" abgeschlossen.

1533: Widmanstadt trägt Papst Clemens VII. die Lehre des Kopernikus vor.

1534: Beobachtung der Mondfinsternis am zg. Januar in Frauenburg.

1535: Kopernikus gibt den Almanach zur Verbreitung der astronomischen Tafeln frei.

1536: Kardinal Nikolaus von Schönberg bittet um Abschrift von „De Revolutioni-bus...".

1537: Tod des Bischofs Mauritius Ferber - Kopernikus' Mittestamentsvollstrecker Giese schlägt ihn als neuen Bischof vor - die Wahl fällt auf Johannes Dantiscus von Höfen.

1538 Als Arzt zu Bischof Dantiscus nach Heilsberg gerufen - Verzicht auf die Ein-künfte aus der Scholasterie Breslau - Rheticus, Schoner und Petrejus erwägen den Druck von "De Revolutionibus".

1539: Beobachtung der Sonnenfinsternis am 18. April in Frauenburg - Rheticus reist nach Frauenburg - Wochen bei Tiedemann Giese in Löbau.

1540: Rheticus veröffentlicht mit Genehmigung des Kopernik bei Rhode in Danzig die "Narratio prima" über die Lehre des Kopernikus – Beobachtung der totalen Sonnenfinsternis am 6. April in Frauenburg.

1541: Übernahme des Dombauamtes in Frauenburg - als Arzt zu Georg von Kunheim nach Königsberg gerufen - zweiter Druck der "Narratio" erscheint in Basel; Überarbeitung des Hauptwerkes „De Revolutionibus...“

1542: Rheticus veröffentlicht Auszüge aus "De Revolutionibus" unter dem Titel "De lateribus et angulis triangulorum" in Wittenberg - Niederschrift der Widmung an Papst Paul III. - Druckbeginn der "Revolutiones" bei Petrejus in Nürnberg.'

1543: Am 24. Mai stirbt Nikolaus Kopernikus - am selben Tag trifft das erste Exemp-lar von "De Revolutionibus..." in Frauenburg ein - Beisetzung im Frauenburger Dom.

Literatur Bethell, Jean: Berühmte Wissenschaftler, Nürnberg, 1987 - Bührke, Thomas, „Vielleicht ist noch nie eine größere Forderung an die Menschheit geschehen.“ – Nikolaus Kopernikus (1473-1543), in: Sternstunden der Astronomie – Von Kopernikus bis Oppenheimer, München 2001 (Beck Taschenbuch) - Hamel, Jürgen: Nicolaus Copernicus. Leben, Werk und Wir-kung. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 1994 - Hermanowski, Georg: Nikolaus Kopernikus, Zwischen Mittelalter und Neuzeit, Graz, Wien, Köln, 1985 - Kirchhoff, Jo-chen, Kopernikus mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Rowohlt 1985 - Shea, Willi-am R., Nikolaus Kopernikus, Heidelberg 2003 (Verlag Spektrum der Wissenschaft - Stru-be, Wilhelm: Domherr und Astronom. Roman über Nicolaus Copernicus. Verlag Neues Le-ben, Berlin 1977 - Zekl, Hans-Günter, Übersetzer und Herausgeber, Copernicus, Das neue Weltbild, Drei Texte: Commentariolus, Brief gegen Werner; De revolutionibus I. (lateinisch- deutsch) Meiner, Taschenbuch 2006 (besonders aktuell und informativ mit den wichtigsten Quellen von und zu N. Kopernikus; S. K.) Video/ Film Landesmedienzentrum SW, Das Weltbild des Nikolaus Kopernikus (15’), Physik-Meilensteine der Naturwissenschaft und Technik, Mediennr. 4285814 - Petelski, Ewa und Czesla (Regie), Kopernik (DDR/ PL 1972), Film Producers Agency, ul. Wisniowa 56, 02-520 Warszawa (Eine durchaus spannende, aber historisierend staatstragende, fiktive Filmbiografie zum 500. Geburtstag des Mikolaj Kopernik; ab 12 Jahren, 138’; 8. Internationale Filmfest-spiele Moskau 1973: Silbermedaille; S.K.)

Page 41: Kopernik _1973.pdfKopernik Kopernik (1973), Regie Petelsci Zum 500. Geburtstag des Mikolaj Kopernik Nachschrift eines Filmskripts: Übersetzung des polnischen Films „Koper-nik“

KOPERNIKUS-GYMNASIUM NEUBECKUM G y m n a s i u m d e r S t a d t B e c k u m

mit Sekundarstufe I und II

Kopernikus-Gymnasium Neubeckum, Vellerner Str. 15, 59269 Beckum

An Film Producers Agency tel. 48 68 31 o. 48 74 93 ul. Wisniowa 56 02-520 Warszawa

Telefon: 02525/ 2944 und 4022 Fax: 02525/ 950176 [email protected] www.kopernikus-neubeckum.de

Beckum, den 17.09.07

Film Kopernik (1973), Regie Petelsci Szanowne panstwo, wzruszajacy film „ Kopernik“ z roku 1973 i z okazji 500 lecia , rez.Ewa i Czes-law Petelscy, bardzo nas interesowal. Ogladalismy go w tej oryginalnej wersji i chcielibysmy sie dowiedziec, czy mozna go dostac tez w jezyku niemieckim i czy scenariusz jest do nabycia. Jestesmy uczniami grupy teatralnej ( 12 kl.) w liceum im Mikolaja Kopernika w Neubeckum ( Beckum) w NRWesfalii i planujemy przedstawienie o zyciu tego slawnego patrona naszej szkoly. Z kilku lat mamy kontakt z uczniami w liceum im M.Kopernika w Gdyni, z ktorymi praktykujemy intensywna wymiane. W pazdzierniku b.r. jedziemy z nasza grupa po raz drugi do Gdyni z pomoca DPYW (Warszawa). To bedzie dla nas wsoaniala okazja wymieniac z uczniami szkoly im M. Kopernika rozmaite poglady. Nasza inscenizacja o zyciu M.Kopernika bedzie podstawa tego kulturalnego spodkania. Pomoc panstwa przy tym projekcie bardzo by nas cieszyla. (Wywo-lywane koszty ida na nasze konto) Wynik naszej pracy teatralnej moglibysmy przyslac panstwu(video). Czekajac na odpowiedz pozdrawiam bardzo serdecznie. Sigfrid Krebs, zastepca kierownika szkoly, przewodniczacy teatru szkolnego

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Page 42: Kopernik _1973.pdfKopernik Kopernik (1973), Regie Petelsci Zum 500. Geburtstag des Mikolaj Kopernik Nachschrift eines Filmskripts: Übersetzung des polnischen Films „Koper-nik“

KOPERNIKUS-GYMNASIUM NEUBECKUM G y m n a s i u m d e r S t a d t B e c k u m

mit Sekundarstufe I und II

Kopernikus-Gymnasium Neubeckum, Vellerner Str. 15, 59269 Beckum

An Film Producers Agency tel. 48 68 31 o. 48 74 93 ul. Wisniowa 56 02-520 Warszawa

Telefon: 02525/ 2944 und 4022 Fax: 02525/ 950176 [email protected] www.kopernikus-neubeckum.de

Beckum, den 17.09.07

Film Kopernik (1973), Regie Petelsci Sehr geehrte Damen und Herren, der bewegende Film Kopernik von 1973, hergestellt zum 500. Geburtstag von Kopernik unter der Regie von Petelsci, liegt uns in seiner polnischen Fassung vor. Wir dürfen bitte nachfragen, ob es zu diesem Film auch eine deutsche Fas-sung gibt, und auch, ob ein Drehbuch dazu vorliegt. Vielleicht können Sie uns auch durch eine Kontaktadresse weiterhelfen. Wir sind eine Theatergruppe der Oberstufe, Jg. 12, des Kopernikus- Gymnasi-ums Neubeckum in Beckum, Nordrhein-Westfalen, und planen die Aufführung einer Szenenfolge über den berühmten Namenspatron unserer Schule. Wir sind Partnerschule des Liceums XIV. in Gdynia, eine Schule ebenso mit dem Patron Kopernik und haben eine weitere Runde des Schüleraustauschs vor uns. Bei der nächsten Begegnung in Deutschland und anschließend auch in Polen mithilfe des DPJW Warschau soll die Inszenierung eine Grundlage der kulturellen Be-gegnung und des Gedankenaustauschs sein. Ihre Unterstützung bei dem Projekt würde uns sehr freuen und die Arbeit wir-kungsvoll unterstützen. Zu einem Bericht bzw. einer Präsentation für Sie, z.B. durch ein Video, wären wir gern bereit. Sofern Ihnen Kosten entstehen, bitten wir, diese uns mitzuteilen. Mit freundlichem Gruß und in Erwartung Ihrer Antwort, auch per eMail oder Fax, Sigfrid Krebs, stellvertretender Schulleiter und Leiter des Schultheaters