(1993): Mcdiale Weclisel und Spraclie iiiid bei der ... · zeichnet. Dazu geliört sowolil die...

15
Pielenz, M. (1993): Argiinienlalioii und Meiaplier. Tubiiigen. Reiclieriz, J. (1991): Aiilklarungsarbeil. Kriniiiialpolizisieii iiiid Fcldforsclier bei der Arbeit. Si~ittgari. Ricoeur, P./Jitngel E. (1974): Melapller. Zur I-leriiieiieuiik religinser Spraclie. Munclieii. Sebeok, TI). (Hrsg.) (1971): Siyle iii Language. Boston. Sloierdijk, P. (1995): Im selben Boot. Frankfuri ain Main. Stern, W. (1921 ): Psycliologie der frulien Kiiidlieit. Leipzig. Stoll, C. (1995): Die Wuste Inlernel. (Engl. Originaliitel: Silicon Snake Oil. Second iliougliis ori ilie Information Highway) Frankfur~ am Main. Vries, A. de (1 974): Diciionary of Symbols and Imagery. Anisierdani. Mcdiale Weclisel und Spraclie Eiitwicltluiigsstndien elelttrotiisclier Sclireib~vcrkzeuge utid ilir Einflul3 auf I<otntnunikationsformeii~ 1. Gegenstand uiid Ausgangsthesen Als sicli Friedrich Nietzsclie 1882 eine Sclireibniascliiiie nach Geiiua schicken ließ, veranlaßte dies das Berliner Tageblatt zu einer Reportage. Der Tatbestand erregte Aufsehen. Er wurde als Ausdruck für die sich vollzielieiide Mechanisierung des Schreibens gewertet: Der Philosoph dachte nicht mehr in die Feder, sondern in die Maschine. Die Bitie uiii Zusendung des neuen Schreibgerätes wird bis heute gern als Beispiel Tiir den Eingriff sogenannter „neuer Medienu2in tradierte Kommunika- tionsformen bemüht. Was dagegen kaum Erwähnung findet, ist der Umstand, daß Nietzsclies Versuche an der Schreibmaschine zunächst erfolglos endeten. Aufgrund des feuchten Wetters verklebten Farbband und Tasten. Der hinzugerufene Mechani- ker sali sich außerstande, den Schaden zu belieben.' Iin 20. Jahrhundert haben sicli die Schreibgeräte in einein geradezu atemberau- - benden ~ e m ~ i weiterentwickelt und dabei ständig verfeinert. Elektronische Schreib- uingebungen ermöglichen Iieute nicht nur perfekt gestylte Texte, sondern mit I-Iyper- text uiid Multimedia auch neue Darstellungsformen. Zur Kehrseite der Medaille gehört, daß sicli iiiclit nur die Möglichkeiten der Textproduzenten verändert haben, soiiderii aucli ilire Abhängigkeit vom Sclireibiiiedium und von Fäliigkeiten in seiner Bedienung. Moderne Textproduktion setzt uiiterschiedliche Kompetenzen voraus, die als elec~ronic iileracy umschrieben werden und über die Fähigkeit zum schrift- spracliliclien Darstellen von Inhalten hinausgehen: Gefragt sind auch Können und Wissen im Unigaiig mit elektronische11 Sclireibunigebungen, eiii Aspekt, dein iii der Vermittlung von Sclireibkompetenz heute noch zuwenig Rechnung getragen wird.4 Die Einführung neuer Schreibmittel hat immer wieder zu heftigen Auseinander- setzungen uin ilire Auswirkungen gefulirt. Dies gilt in besonderem Maße für den Ein- fluß elektronischer Sclireibunigebungen auf Forinen der schriftlichen Kommunika- tion. Die Diskussion um ilire Folgen bewegt sich auf einer breiten Skala von Meinungen, deren Pole einerseits überaus Iiochgesteckte Erwartungen und anderer- seits die Sorge uiii den Verfall von Sprach- und Koinmunikationskultur bilden. Zu den extreiiien Positionen gehört unter anderen1 die Erwartung, daß die elektronischen h4edien die Art uiid Weise des Spracligebrauclis vollkommen verändern werden. Die- se Annaliine soll iiii folgenden für den Bereich der schriftsprachlich realisierten Koni- iiiuiiikatioii kritisch Iiiiiterfragt werdeii. Was verändert sicli? Wie veräiidert es sicli? Von welchen Faktoren ist abliäiigig, ob sicli etwas veräiidert? Was von diesen Ver-

Transcript of (1993): Mcdiale Weclisel und Spraclie iiiid bei der ... · zeichnet. Dazu geliört sowolil die...

Page 1: (1993): Mcdiale Weclisel und Spraclie iiiid bei der ... · zeichnet. Dazu geliört sowolil die Ani-eiclierurig voii Text uni Bild ~iiid Grapliik als auch die Ausforrnung der Textgestalt

Pielenz, M. (1993): Argiinienlalioii und Meiaplier. Tubiiigen. Reiclieriz, J . (1991): Aiilklarungsarbeil. Kriniiiialpolizisieii iiiid Fcldforsclier bei der Arbeit. Si~ittgari . Ricoeur, P./Jitngel E. (1974): Melapller. Zur I-leriiieiieuiik religinser Spraclie. Munclieii. Sebeok, TI). (Hrsg.) (1971): Siyle iii Language. Boston. Sloierdijk, P. (1995): Im selben Boot. Frankfuri ain Main. Stern, W. (1921 ): Psycliologie der frulien Kiiidlieit. Leipzig. Stoll, C . (1995): Die Wuste Inlernel. (Engl. Originaliitel: Silicon Snake Oil. Second iliougliis ori ilie

Information Highway) F rankfu r~ am Main. Vries, A. de (1 974): Diciionary of Symbols and Imagery. Anisierdani.

Mcdiale Weclisel und Spraclie Eiitwicltluiigsstndien elelttrotiisclier Sclireib~vcrkzeuge utid ilir Einflul3 auf I<otntnunikationsformeii~

1. Gegenstand uiid Ausgangsthesen

Als sicli Friedrich Nietzsclie 1882 eine Sclireibniascliiiie nach Geiiua schicken ließ, veranlaßte dies das Berliner Tageblatt zu einer Reportage. Der Tatbestand erregte Aufsehen. Er wurde als Ausdruck für die sich vollzielieiide Mechanisierung des Schreibens gewertet: Der Philosoph dachte nicht mehr in die Feder, sondern in die Maschine. Die Bitie uiii Zusendung des neuen Schreibgerätes wird bis heute gern als Beispiel Tiir den Eingriff sogenannter „neuer Medienu2 in tradierte Kommunika- tionsformen bemüht. Was dagegen kaum Erwähnung findet, ist der Umstand, daß Nietzsclies Versuche an der Schreibmaschine zunächst erfolglos endeten. Aufgrund des feuchten Wetters verklebten Farbband und Tasten. Der hinzugerufene Mechani- ker sali sich außerstande, den Schaden zu belieben.'

Iin 20. Jahrhundert haben sicli die Schreibgeräte in einein geradezu atemberau- - benden ~ e m ~ i weiterentwickelt und dabei ständig verfeinert. Elektronische Schreib-

uingebungen ermöglichen Iieute nicht nur perfekt gestylte Texte, sondern mit I-Iyper- text uiid Multimedia auch neue Darstellungsformen. Zur Kehrseite der Medaille gehört, daß sicli iiiclit nur die Möglichkeiten der Textproduzenten verändert haben, soiiderii aucli ilire Abhängigkeit vom Sclireibiiiedium und von Fäliigkeiten in seiner Bedienung. Moderne Textproduktion setzt uiiterschiedliche Kompetenzen voraus, die als elec~ronic iileracy umschrieben werden und über die Fähigkeit zum schrift- spracliliclien Darstellen von Inhalten hinausgehen: Gefragt sind auch Können und Wissen im Unigaiig mit elektronische11 Sclireibunigebungen, eiii Aspekt, dein iii der Vermittlung von Sclireibkompetenz heute noch zuwenig Rechnung getragen wird.4

Die Einführung neuer Schreibmittel hat immer wieder zu heftigen Auseinander- setzungen uin ilire Auswirkungen gefulirt. Dies gilt in besonderem Maße für den Ein- fluß elektronischer Sclireibunigebungen auf Forinen der schriftlichen Kommunika- tion. Die Diskussion um ilire Folgen bewegt sich auf einer breiten Skala von Meinungen, deren Pole einerseits überaus Iiochgesteckte Erwartungen und anderer- seits die Sorge uiii den Verfall von Sprach- und Koinmunikationskultur bilden. Zu den extreiiien Positionen gehört unter anderen1 die Erwartung, daß die elektronischen h4edien die Art uiid Weise des Spracligebrauclis vollkommen verändern werden. Die- se Annaliine soll i i i i folgenden für den Bereich der schriftsprachlich realisierten Koni- iiiuiiikatioii kritisch Iiiiiterfragt werdeii. Was verändert sicli? Wie veräiidert es sicli? Von welchen Faktoren ist abliäiigig, ob sicli etwas veräiidert? Was von diesen Ver-

Page 2: (1993): Mcdiale Weclisel und Spraclie iiiid bei der ... · zeichnet. Dazu geliört sowolil die Ani-eiclierurig voii Text uni Bild ~iiid Grapliik als auch die Ausforrnung der Textgestalt

188 Eva-Maria Jakobs

änderungen ist erwünscht und was nicht? Mich interessieren dabei vor alleni text- linguistisch relevante Aspekte des Themas. Die Betrachtung stützt sich auf drei Ausgangstliesen: - Die Auswirkungen elektronischer Medien steigen mit ihrem Anteil an der Pro-

duktion, Repräsentation, Distribution und Rezeption sprachlich-textueller Äuße- rungen. Sie nehmen in dem Maße zu, in dem ausschließlich in einer neiien media- len Umgebung kommuniziert wird und neue, dem Medium angemessene Formen der Koiiiniunikation entstehen, die dem Rezipienten veränderte Formen des Zu- gangs zu sprachlich vermittelter Information ermöglichen.

- Die Einflußnalime elektronischer Medien auf den Sprachgebrauch variiert auf einer breiten Skala ihrer Nutzung, deren Pole sicli mit Ausdrilcken wie Imitation und Innovation umschreiben lassen. Dies schließt ein, daß iieue Medien zunächst immer an alte anknüpfen und damit Stadien des Übergangs zwischen alten und neuen Formen schaffen.

- Die im Kontext elektronischer Medien beobachtbaren Veränderungen basieren zwar auf den Möglichkeiten elektronischer Produktions- und Rezeptioiisumge- bungen, ihre Herausbildung und breite Akzeptanzsind jedoch erst vor dem Hinter- grund entsprechender gesellschaftlicher Bedürfnisse und Tendenzen möglich uiidl oder plausibel.

Für die Diskussion werden drei Situationen der Verwendung elektronischer Medien in der schriftsprachlichen Kommunikation herangezogen, die qualitative Stadien des medialen Umbruchs repräsentieren: - die Produktion linear strukturierter Printtexte in elektronisclien Umgebungen (Text-

verarbeitungsprogramme), - die Kommunikation mittels linear strukturierter Äußeruiigen in elektroiiisclien

Netzen (Internet) und - Hypertext als neue, medienspezifisclie Darstellungsform in elektronisclien Unige-

bungen.

2. Stadien des niedialen Umbruclis in d e r Kommunikation

2 . 1 . Die Prodziktion fraditioneller Texte 111 elekti-oniscl~en Urwgebzrngen

Aus der Sicht der Sprachwissenschaft sind neue Medien nach Lenke und Schmitz (1995, 119) immer dann interessant, „wenn sie sicli in wichtigen koniiiiunikativen Eigenschaften von den bisherigen Medien unterscheiden", denn dann sei auch zu erwarten, daß sich aus ihnen entscheidende Veränderungen für die Gesellscliaft erge- ben.

Unter dieser Prämisse ist der Einfluß neuer Medien auf den Sprachgebrauch eher gering einzuschätzen, wenn sich ilir Einsatz darauf beschränkt, Bestehendes zu simulie- ren undoder zu perfektionieren, wie etwa im Falle der elektronischen Erzeugung traditioneller Texte fdr tradierte Verwendungssituationen. (Als traditionell betrach- te ich linear strukturierte Printtexte, die rauni-zeitlich versetzt produziert und rezi-

Mediale Weclisel uiid Spraclie 189

piert werden.) Obwohl sicli der Computer als Schreibinediuin mittlerweile durcligesetzt hat,

ist eher wenig über seine Auswirkungeii auf den Sclireibprozeß und dessen Produkt bekannt. Insgesamt zeicliiiet sicli jedoch ab, daß rein medial bedingte Auswirkungen eher den Bereich der Texterzeuguiig betreffen als den Bereicli des Sprachgebrauchs selbst.

Hinsichtlicli der Auswirkungen elektronischer Schreibwerkzeuge auf das Text- produkt gibt es melir Vermutungen als enipirisch gesicherte Ergebnisse. Rein medial bedingte Effekte auf den Sprachgebrauch, wie z.B. geringere Kohärenz durch Ver- lagerung des Denkens aufdie Tasten, konnten bislier lediglich tur eher ungeübte Schrei- ber nacligewiesen werden (ausfuhrliclier dazu JakobsIKnorr 1995, 89ff.).'

Viele der postulierten Auswirkungen elektronisclier Texterzeugung - etwa der Vor\vurf, das Sclireibinediiiiii Computer befördere Nachlässigkeiteii im Schreiben und reduziere die Pioduktioii voii Texteri auf das Zusainiiieiifugeii fertiger Versatzstücke - sind weniger dein Medium als seiner Nutzung zuzusclireiben. Als Beispiel sei das Vermeiden bzw. Ausmerzen von Tipp- und Rechtschreibfelilern genannt. Moderne Textverarbeituiigsprogramine bieten sowohl die Option, häufig wiederkehrende Tipp- fehler einzugeben und automatiscli korrigieren zu lassen als aucli die Option der au- toinatischen Reclitschreibkontrolle. Beide Möglichkeiten sind lediglich als Hilfs- instriinient gedacht und en theben d e n Nu tze r n ich t von der persönl ichen Verantwortlichkeit filr sein Produkt. Daß in der Textpraxis Tippfehler zunehmend zur Tagesordnung geliören, ist nicht dem Computer anzulasten, sondern seinem Nutzer und den äußeren Bedingungen, unter denen produziert wird. Letztere werden -nicht nur im Bereich der Massenmedien - zunehmend durch einen Zeitgeist geprägt, der auf ~clinellig-keit setzt und dabei Oberflächlichkeit in Kauf n i m n ~ t . ~ Weitere Merk- inale sind eine allgenieine Produktionswut und der Rückgang von Selektionskriterien.' Texte weideii unter Zeitdruck produziert und rezipiert. An die Stelle des Lesens tritt das Überfliegen voii Texten; Tippfeliler werden überselien. toleriert oder ignoriert.

Auch das Herstellen von Texteii aus vorgefertigten Bausteinen (Versatzstücken) orientiert sich am Streben nach Zeitgewinn und Arbeitseinsparung. Die ldee an sich ist iiiclit neu, sondern kann sich auf eine lange Tradition berufen. Ihre Nutzung in Textverarbeituiigsprogramineii ist nicht melir als eine konsequente Fortsetzung der ldee der Briefsteller, die in1 Übergang voiii 19. zum 20. Jahrhundert entstanden, um die Realisierung sich wiederholender Schreibaufgaben zu e r l e i~h t e rn .~ Elektronische Textverarbeitungsprogramme zeichnen sich in dieser Hinsicht denn auch weniger durch gänzlicli neue Lösungen aus als vielmelir dadurch, daß sie eine ,,universelle Kombi- nation simulatorischer Subsystenie" bereits bestehender Lösungen darstellen (vgl. Spinnen 1992,42). Das neue Schreibmedium setzt konsequent aufalten und bewähr- teil Produktionstechniken auf, die verfeinert und perfektioniert werden.

Zu den Vorteilen elektronisclier Textverarbeitungsprogramine gehören vor allem illre komfortablen Möglichkeiten zur Überarbeitung und Gestaltung von Texteii. Sie erleiclitern den Scliritt von1 Textentwurf zuin perfekt gestylten Dokuiiient (das heu- te zuiielimend vom Leser erwartet wird) und kommen dem allgemeinen Trend zur Vis~ialisierung entgegen, der sich in fast allen Bereichen der Kommunikation ab-

Page 3: (1993): Mcdiale Weclisel und Spraclie iiiid bei der ... · zeichnet. Dazu geliört sowolil die Ani-eiclierurig voii Text uni Bild ~iiid Grapliik als auch die Ausforrnung der Textgestalt

zeichnet. Dazu geliört sowolil die Ani-eiclierurig voii Text uni Bild ~iiid Grapliik als auch die Ausforrnung der Textgestalt selber oder der Treiid zur Bildung von Text- clustern auf einer gemeinsamen visuellen Bezugsfläclie, der von Bucher (1996) und Püschel (im Druck) für Zeitungen als Printmedien bescliriebeii wird und sich in der Welt der World-Wide-Web-Pages fortsetzt. Weitere Vorteile bestehen in den Optionen, die sie für Formen des kooperativen Textproduzierens bieten (vgl. Ja- kobs, im Druck). Programme, die speziell für diesen Zweck entwickelt wurden, ermöglichen, daß mehrere Personen gleichzeitig auf ein und dasselbe Dokument zurückgreifen und daran arbeiten können. wie aucli, Begleiterscheinuiigen kollektiv verfaßter Texte (unterschiedliche Formulierungsstile, terminologische Inkonsisteii- Zen etc.) zu ermitteln und zu reduzieren (vgl. dazu GloverIHirst 1996; Geinertl Woudstra, im Druck).

Nachteile des Schreibmediums erwachsen unter anderem aus der Bindung an den Bildschirm. Sie erschwert dem Textproduzenten - vor allem bei längeren Textpro- duktionen -Überblick über den bisher produzierten Text zu wahren. Daraus resultie- rende Probleme zeigen sicli bei Vertextungsprozeduren wie dem Herstellen globaler Kohärenz durch die spracliliclie Vemetzung von Textteilen.

Ein anderer Problembereich betrifft die Anforderungen, die der gezielte Einsatz elektronischer Textverarbeitungsinöglichkeiteii an den Nutzer stellt. Wie die Praxis zeigt, bestehen - nicht nur im semiprofessionellen Bereich der Textproduktion - oft erhebliche Diskrepanzen zwischen den Mögliclikeiten elektronischer Progranime und ihrer gegenstandsadäquaten Anwendung. Sie betreffen eininal die zur Nutzuiig der Möglichkeiten erforderlichen teclinischen Kenntnisse, zum anderen iiilialtliclie Kom- petenz. Viele Textproduzenten sind mit den Mögliclikeiten, die ihnen moderne Pro- gramme bieten, sowohl technisch als auch inhaltlich überfordert. Dies gilt vor allem fiir den gestalterischen Bereich. Er erfordert Fähigkeiten, die vielen Textproduzenten fehlen, wie etwa textgestalterische Kompetenz. Die visuell-graphische Gestaltung von Texten setzt „piktoriale Literalität" (Sauer 1997, 91) voraus. Dazu gehört unter anderem Wissen darüber, welche Typen von Visualisierungen sich situations- und textsortenabli8ngig für die Übermittlung von Inhalten und Ausdrucksabsichten eig- nen. Die Textlinguistik hat diesen Aspekt lange Zeit vernachlässigt. Erst in jüngerer Zeit zeichnet sicli hier ein größeres Problembewußtsein ab.

Ungeachtet ihrer Hilfeleistungen beim Textproduzieren schaffen Textverarbeitungs- Programme aii sich noch keine neuen kommunikativen Bedingungen. Dies wird erst in der Bindung an elektronische Speicliermedien und Übertragungswege erreicht, die einen veränderten Zugriff auf scliriftspraclilich realisierte Äußerungen erlauben.

2.2. Die Prodlrk[iott linear s~rzlktlrrier~er Äzflerltngeri in elek1t.or7ischet~ Ne[zen

Meiiien Ausgangstlieseii zufolge siiid vor allem danii Auswirkungen eiiies neuen Koin- munikationsinediums zu erwarten, wenn ausschließlicli in diesem kommiiniziert wird, d.h. im hier diskutierten Fall: wenn schriftliche Äußerungen sowolil in elektro- nischen Umgehungen produziert als auch transportiert und rezipiert werden. Diese

Situatioiisbesclireibung trifft auf die Koininuiiikation in elektronischen Netzen zu.9 Elektronische Komniuiiikationsrietze, wie das Internet, schaffen kominiinikati-

ve Bedingungen, die iiacli Lenke und Scliniitz (1995) geeignet scheinen, ähnlich wie der Buchdruck eine iieue Ära kommunikativer Verlialtensweisen einzuleiten. ihre Stärke liegt unter andere111 in der Verbindung der Vorzüge von Textverarbeitungs- prograininen niit denen des Austausclis voii Informationen in elektronischen Koininunikationskanälen.

Als wichtigste Kommunikationsbedingungen gelten die Schnelligkeit der Kom- iiiuiiikation iiii Netz und die Möglichkeit, durch weltweite Vernetzung räumliche Eiit- fernungen unwichtig werden zu lassen. Mit dem Zurücktreten raum-zeitliclier Barrieren ergeben sich wiederum Ralimenbedingungen, die denen mündlicher Kommuiiikation nahekominen. Iin Unterschied zu dieser erfolgt der Austausch zwischen Partnern jedoch schriftlich und maschinell vermittelt. Die Kombination der Rahmenbedin- giirigen erzeugt einen für die Netzkoinmunikation typisclien Sprachgebraiicli, der als Diirchmischung scliriftsprachliclier Äußerungsfonnen mit Merkmalen der mündlichen Koininuiiikation charakterisiert werden kanii oder - in der Terminologie von Kocli und Oesterreicher (1985) -als Affinität schriftsprachlich realisierter Kominunikation zu konzeptueller Mündli~hkeit . '~

I i i welchem Maße mündliche Elemente in der Netzkommunikation verwendet werden, hängt von Faktoren ab wie: - Typ und Fiiiiktion des genutzten Dienstes, - die Domäne, in der koinmuniziert wird (ihre Normen, Inhalte und Organisation), - die verwendete Textsorte, - die Ziele, Interessen, Motivationen und Präferenzen der Benutzer, deren mediale

Sozialisation und ihr Verliältiiis zueinander. Dies soll im Ansatz an der Gegenüberstellung der Kommunikation in den Internet- Diensten E-Mail, Useitet und Chal-Ko~?tinrotikaiion verdeutlicht werden. Die Dien- ste inters scheiden sich in ihrer Funktion: E-Mail dient dem Austaiisch unterschiedli- cher Arten von Informatioiien primär textueller Art. Der Ausdruck bezeichnet insgesamt drei unterschiedliclie Erscheinungen: .den spezifischen Kommuni- kationkanal, die Gesamtheit der in ilim transportierten Dokumente und das Text- inuster E-Mail in verschiedenen Textsortenausprägungen. Mir geht es im folgenden vor allem um die letztgenannte Variante: das Textmuster E-Mail. Sein koinmunika- tiver Zweck besteht im personengerichteten, nichtöffentlichen Austausch von In- formationen primär textueller Art. Usene~ ist ein Verbund von Computern, der den öffentlichen Austauscli in tliematisch geordneten Gruppen zu einzelnen Themen ermöglicht. Cha~s dienen ini Freizeitbereich als Unterhaltungskanäle dem mensch- lichen ~edürfnis nach Austausch init Zufallsbekannten. Die Kommunikation in sol- chen Kanäleri erinnert an rein phatische Gespräclie. Der Anteil mündlicher Merk- male des Spracligebrauclis niiiiiiit tendenziell vom erst- zurn letztgenannten Dieiist ZLI.

Page 4: (1993): Mcdiale Weclisel und Spraclie iiiid bei der ... · zeichnet. Dazu geliört sowolil die Ani-eiclierurig voii Text uni Bild ~iiid Grapliik als auch die Ausforrnung der Textgestalt

192 Eva-Maria Jakobs Medialc Weclisel uiid Spraclie 193

2.2.1. Elenieiite von Müiidliclikeit iii Realisierungen des Textinusters E-Mail

Das Schreiben von E-Mails unterliegt einer Reihe von Eiiiscliräiikungen, die iiiclit für die Produktion traditioneller Texte gelten. Dazu geliöi-en die foriiialeii Bescliräiikuii- gen, die sich zur Zeit noch aus dein ASCII-Code"' ergebe11 wie auch aus der halbauto- rnatischen Verwaltung12 von Kornrnunikationsdaten, die z.B. bei der Angabe des Ab- senders1Adressaten auf Statusangaben verzichtet.

Der gravierende Vorteil des Konimuniziereiis per E-Mail liegt in der Übertraguiigs- gescliwiiidigkeit des Kaiials, dein geringe11 Arbeitsaufivand filr den Schreiber und der Option, den eingehenden elektronischen Text beliebig bearbeiten zii können, z.B. ihn kommentiert zurückzuschicken. Die Koinbination dieser Merkmale eriiiögliclit Ver- änderungen im kommunikativen Verhalten der Nutzer. Die Schnelligkeit des Mitteilens rückt das Schreiben in die Nähe des Sagens. Sie erlaubt unmittelbarere Foiineii des Reagierens und Interagierens.

Dem Wunsch nach Sclinelligkeit entsprechen Einsparuiigstechniken wie: der ten- denzielle Wegfall von Anrede- und Grußformeln, der Ersatz von Phrasen durcli Iiiitial- bildungen (Mfc = Milfreundlichen Grupen) und andere Fornien der Kurzwortbildung (wie rrioni = nlornenl) bis hin zum Wortspiel durch Kombination voii Codes (4get it =

forgel ii) oder deii Ersatz von Phrasen durch graphische Zeichenkombinationen (<!> = An iniportant part ofa message) (vgl. Handler 1993, 2 18). Fingierte Mündliclikeit wird unter anderem durch die Verschriftung von Uiiigangsspraclie (oa'o - oder.) er- reicht. Günther und Wyss (1996) nennen als Elemeiite von Müiidliclikeit weiter: die gehäufte Verweiidung von dialektalen Einschüben, Regionalisrnen und umgangs- sprachlichen Ausdrücken, produktionsbedingte Normabweichungen in Orthographie, lnterpunktion und Syntax sowie die Tendenz zii Kürze und Dialogizität (vgl. ebd., 70ff.). Als Merkmale eines eher mündlichen Korninunikationsverlialtens wird auch die Tendenz zu einem weniger offiziellen Ton gesehen sowie die geringere Bedeii- tung, die der Einhaltung schriftsprachlicher Normen zugemessen werde. Iin Vorder- grund stehe der zu übermittelnde Inhalt, niclit die formale Korrektheit seiner spracli- liclien Realisierung." Die fiir sclirifiliche Kommunikation typisclie Reflektiertlieit der Forin tritt zurück.

Andere Beobaclitungen zu E-Mails relativieren diese generalisierenden Aussa- gen. Ob und in welchem Maße die genannten Phänomene auftreten, Iiäiigt nach Janicli (1 994) unter anderem von der Doinäne ab, in der kommuniziert wird, und iliren Nor- men sowie von dem Verhältnis der Komrnunikationspartner zueinander. In dem von ilir untersucliten Einsatzbereich (E-Mail-Kommunikation in eiiiem Großbetrieb) gellt es primär uin die Weitergabe dienstliclier Iiiforrnationen iii einen1 nach hierarclii- sclien Regeln geordneten Unternehmen, was sich auf den Ton der Kommunikation auswirkt. Die von ilir untersuchten E-Mail-Schreiben zeigen zwar eine gewisse Teii- denz zur Aufweicliung ortliograpliischer iind graiiimatisclier Nornien, behalten je- doch fast alle den üblichen relativ unpersönliclien, nücliteriien Geschäftsstil bei (Jaiiicli 1994, 255). Die Analyse von Wiest und tlolland (1992. 36) bestätigt dies für deii betrieblichen Bereich. 111 welcherii Ausinaß beini Verfassen von E-Mails auf Foriii

und Gestaltuiig verzichtet wird. Iiäiigt voii der Hierarchieebene ab. auf der sich die Koiiiiiiuiiikatioii abspielt. Wälirend E-Mails. die zwischen Gleicligestellten ausge- tauscht werden (Iiier: zwisclieii Sacliarbeiterii) elier formlos ausfalleti, wird bei elek- troiiischen Nacliricliten. die aii freiiide Abteiluiigen oder an Vorgesetzte gehen, Wert auf eine arispreclieiide I-oi-iii gelegt."'

Eine andere Beobachtung von Holland und Wiest (1992, 39) betrifft die Auswir- kungei; des neuen Kon~n~unikationsniediurns auf die Nutzung bereits bestehender Koniinuiiikationsformen und -niedien wie auch auf den lnformationsfluß in einem Uiiternehineii." Bestelieiide Koiiiinunikationsfonneii (wie Kurzbrief, Iiandschriftlich weitergereiclite Gesprächsiiotiz oder einseitig orientiertes Telefongespräch) werden teilweise durcli E-hlails ersetzt (Substitution) oder in Kombiiiation mit E-Mail ge- iiutzt (Erweiterung). Zum Teil bildeii sich dabei neue Kornmunikationsregeln heraus. Die Gescliäftsleitung verlangt nuii z.B. bei telefonisclien Anfragen eine (schriftliclie) ßestätigiing per E-Mail (iii Dokuiiieiitatioiis- und Nacliweisfunktion). Mitarbeiter köiinen sich per E-Mail direkt an Vorgesetzte wenden und dabei Hierarchieebenen (Griippenleiter etc.) überspringen.

Auch das voii Autoren wie Günther und Wyss (1996) für E-Mails genannte Merk- mal der Kürze differiert situatioiis-, gegenstands- und partnerabliäiigig. Private wie dienstliche E-Mails köiinen zweck- und situationsabhängig selir lang wie auch selir kurz ausfallen; ersteres etwa, wenn umfangreicher Informations- undloder Kontakt- bedarf besteht, letzteres, wenn z.B. Kollegen gemeinsam unter Zeitdruck eine Pro- bleiiilösung suchen.

2.2.2. Elemente von Mündlichkeit i i i Newsgroups und Diskussionslisten

Die der E-Mail-Koiiiinunikation eigene Tendenz zu Interaktivität verstärkt sich, wenn der Austausch zwischen nielir als zwei Partnern stattfindet, auf Kontaktauhahrne gerichtet ist und Diskussionscharakter annimmt. In Situationen wie dieser wird der Überga~i~sbereicli zu anderen Formen der Netzkornrnunikation erreicht: der Diskiis- sioii i i i Listen und Newsgroups.

Diskussioiislisten bilden nach I-landler (1996,247) eine Form der scliriftlicli und zeitversetzt abgewickelte11 Gruppeiikomiiiunikation. Sie wird in der Regel öffentlich gefulirt uiid zeigt eine deiitlicli stärkere Tendenz zu Interaktivität und konzeptueller I

Mündlichkeit als Exemplare der Textsorte E-Mail. Der interaktive Charakter der Dis- I

kussion äußert sich unter anderein in dein Ausmaß, in dem explizit auf Äußerungeii in Vorgäiigertexten Bezug genommen wird.

Diskussioiislisteii irn Interiiet ermöglichen einen erheblich größeren Aktionsradius i

iiii Vergleicli zu alternativen Formen des Austausclis, insbesondere irn Eiiiliolen von Infoi-iiiationeii. Iin fachwisseiischaftlichen Bereich gehört z.B. die Bitte iim Literatur- Iiiiiweise zu den aiii Iiäufigsten genutzteii Formen der Listeniiutzuiig. Irn Zusammen- Iiaiig daiiiit Iiat sich - i i i gut geführten (stark sachbetont moderierten) Faclilisten - die Konventioii Iierausgebildet, daß der Anfragende dem Priiizip der Kooperativität

I

Page 5: (1993): Mcdiale Weclisel und Spraclie iiiid bei der ... · zeichnet. Dazu geliört sowolil die Ani-eiclierurig voii Text uni Bild ~iiid Grapliik als auch die Ausforrnung der Textgestalt

194 Eva-Maria Jakobs

folgeiid die Reaktionen auf seine Anfrage ziisamiiieiiträgt und i i i einer Art Ergebnis- bericlit der Liste zur Verfiguiig stellt." Neben dein Eiiiliolen von Informalioiien dominiert die Auseinandersetzung mit Positionen. In weniger sacliorientierten Foren tritt die Funktion des Inforinationsaustauschs hinter Zwecke der Koiitaktaufnalime und der Selbstdarstellung zurück.

Der Naclialimung mündliclier Diskussion sind insofern Grenzen gesetzt, als die Interaktion maschinell vermittelt erfolgt. Die Kommunikationspartner verfuge11 über keinen gemeinsamen Wahrnelimungsraiiiii und iiiüssen daniit auf den Gebrauch noii- und paraverbaler Mittel verzicliten. Dies wird durch alternative Ausdrucksinittel zii kompensieren gesucht. Dazu geliört der Aüsdruck von Einpliase durch Großbucli- staben (NEEIIINN) sowie die Verwendung sog. Einotikons" zuin Ausdruck iiiiierer Befindlichkeiten und äußerer Merkmale sowie zur Darstellung von Mimik und Ge- stik. Emotikons sollen die Interpretation einer Äußerung erleichtern. Sie geben t l i i i -

weise auf die Iiitentionen des Kommunikationspartiiers (z.B. ob eine Äußerung ernst oder ironiscli gemeint ist)" und dienen damit als wichtige Versteliensliilfen bei der Netzkominuiiikation. Zum Versucli fingierter Müiidliclikeit geliört weiter der geliäuf- te Einsatz von Interjektionen - häufig mit lautmalendem Charakter (etwa: hriiitiiii, hahaha, wiiig) - und Versclimelzungen von Wortformen (soii Qilafsch). Der Wunscli, sicli i i i der Masse der Korninunikationspartner im Netz als Iiidividuum zu behaupten, äußert sich in verschiedenen Formen der Selbstdarstellung. Dazu gehört unter ande- rem die Anreiclieruiig der Signature (als optionale Sclilußsequenz einer E-Mail) mit Wortzeiclienbilderii, Slogans und Zitaten aus der Literatur. Gruppenkonstituierend wirken vor allem Insider-Ausdrücke.

Wie in mündlichen Gespräclissituatioiien gibt es auch in E-Mails, Newsgruppen und Diskussionslisten Formen kommunikativen Fehlverhaltens. Dazu gehören Er- scheinungen, die iin Netzjargoii als flainiiig, spai~iriiiiig oder jantniiiig bezeiclinet werdeii (ausführlich dazu Handler 1996). Mit dem Oberbegriffjlaiiiiizg werdeii For- men des unhöflichen oder unetliischen Verhaltens erfaßt. Dazu gehört der übertriebene Einsatz von Einpliase (das Sclireien im Netz), die Verwendung rassistisclier Ausdrük- ke. Alsjlanis i i i i engeren Sinne gelten poleiiiisclie Kommentare, die die Diskussion im Netz „anlieizen". Als spaipiniiiig wird der Versucli bezeiclinet, die Diskussion (in eiiier Liste) zu dominieren. Unter den Begriff des janirpiitig fallt das Zuscliütteii ande- rer i i i i t Inforiiiatioiien (zur Sanktionierung von Fehlverlialteii etc.). Für clas Verhalten in1 Netz Iiaben sich eigene Festlegungen und Empfehlungen (die Nefiqileile) Iieraus- gebildet, die „regelkoiiforiiies" Komiiiunizieren intendieren und Formeri des Felil- verlialteiis vorbeugen solleii. Sie siiid Ausdruck eiiier ini Entstehen begriffenen Netzkoiiiiiiiiiiikati~iiskultur.~~

2.2.3. Fornieii von Mündliclikeit i i i Quatsclikanälen

Der Anteil iniindliclier Merkiiiale erreicht seine größte Ausprägiiiig in den Cliat-Dieii- steil, iiisbesondere in ilirer wolil origiiiellsten Ausprägung, den sogeiiannteii Qiiatscli- kaiiZlen. Kanäle 7iiiii Qiiatscheii eriiiiicliclieii deiii Niitzer. sich iii i t vieleii aiidereii

Mediale Weclisel und Spraclie 195

Teiliieliinerii fast gleichzeitig über seine Tastatur zu utifei-/~alfet~.~~ In erster Linie dient der Austausch in solclien Kanälen der Koiitaktaufnahme und dem Reden an sicli, was sich auf Iiilialt und Form des Austausches auswirkt. Die Diskussion erfolgt anonym (die leiliieliriier wälilen ein Pseudonym und mit ihn1 ofi auch eine iieue Identität) und zeiclinet sich durch fast alle Merkmale aus, die typiscli für inündliche Gesprächs- sitiiatioiieii dieser Art siiid: wie uiieriiste Modalität, Spoiitanität, Selbstdarstellung, Einotionsausdruck. freie Tlieineiientwicklung, Satz- und Wortabbrüche etc.

Zur Illustration ein Gespräclisausschnitt aus dem Kanal #Blalrbaer Sessel- zuid SqJuecke (Kaiialbezeicliiiuiigeii beginnen jeweils mit dein Sonderzeicheii #):

Kater> rehi drachen ! Kater> 'knuddel' coolhein action> wirft mit einem Hobnob nach tassle drachen> heinz klingt doch interessant

kyawnie whispered> hallihallo. lange ned mehr gesehen k~ass le actionz faengt den hobnob ... fuer den boden ist er zu schade

t netcat> hein: ja ja die Omas ...'g rins' und lass mich raten deine mamiiii hat sich zwar bemerkungstechnisch zurueckgehalten ..hat dir dann aber auch noch geld fuern Friseur gegeben

action> wirft noch einen nach drachen drachen> uups hab was uebersehen, hi katerli 'ganzargknuddel' Tassle action> schiebt sich den hobnob genuesslich in den mund Tassle, 'mampf' Tassle> lecker...!!!! danke hein!

t coolhein> netcat. Nee. kein Geld und papi hat nur die Haende vor's Gesicht geschlagen und gemeint, ob das bis Weihnachten rausgewachsen waere ...

Janik> drachen: tjaaa ... so ein kleiner kater ... <netcat action> holt klamheimlich die Milka Weihnachtsschokolade aus der Tasche'

;16) <drachen action> faengt den hobnob auf und verspeisst ihn in einem stueck 'mampf' ;17) <Kater action> ist ganz geknickt uebersehen worden zu sein, und muss daher erstmal

ausgiebig das knuddeln geniessen !

:lb)<drachen action> entschuldigt sich bei kater

- - -

Abb. I : A~rsscli~iiU airs dent Kor~ul #ßlaiibaer Sessel- uiid Sofaecke

Dei mündliclie Charakter des Austausclis entsteht hier durch die Kombination von Mitteln, die iii 2.2.1. und 2.2.2. bereits genannt wurden: Gebrauch von Iiiterjektionen iiiid Oiioiiiatopöien (~iiips. iiiaiiipj), dialektalen und umgangssprachlichen Ausdrük- keii (iiediiielii; riee), Wortforniverscliiiielzungen (jiii.11) uiid Wortabsclileifungen (hab) sowie die Mai-kieruiig piosodisclier Eigenschaften bei der Verschriftung (rjaaa). Köiperaktiorieii (MiiiiikIGestik) und tlaiidliiiigeii der Teilneliiiier werden deskriptiv besclirieben - *gt.iiisf; <coolheiti acrioii> ivii-ji ii~il eiiieiii Iiobiioh iiacli rassle -

Page 6: (1993): Mcdiale Weclisel und Spraclie iiiid bei der ... · zeichnet. Dazu geliört sowolil die Ani-eiclierurig voii Text uni Bild ~iiid Grapliik als auch die Ausforrnung der Textgestalt

196 Eva-Maria Jakobs

sowie sprachlich, zum Teil auch optisch von den eigentlichen Redebeiträgen abge- setzt (sprachlich: durch die Wahl der 3. PS. Sg. sowie den metakommunikativen Hinweis action; optisch: durch voran- und nachgestellte Sonderzeichen2'). Augeii- kontakt und Körperzuwendung zum Kommunikationspartiier werden durch explizi- te Adressierung der Gespräclisbeiträge ersetzt: Redebeiträge beginnen typischer- weise mit der Sequenz: $<Name des Absenders> Name des Adressaten ...'. Ausnahmen bilden Beiträge von Teilnehmern, in denen nonverbale Handlungen ver- balisiert werden (vgl. etwa Beitrag 6 des bei spiel^).^'

Auffällig an dieser Kommunikationsform ist die Schnelligkeit, mit der die Dis- kussion geführt wird. (Uni schiiell genug reagieren zu können, wird uiiter aiiderem weitgehend auf die Unterscheidung von Groß- und Kleinschreibung verzichtet). Was auf den ersten Blick zwanglos formuliert erscheint, ist in Wirklichkeit das Ergebnis konzentrierter Arbeit. Teilnehmer in Quatschkanälen stellen vor dem Problem, unter Zeitdruck eine Vielzahl parallel verlaufender Gesprächsstränge gleichzeitig zu ver- folgen und dabei die „Gesprächssituation" in ihreii Teilen wie auch als Ganzes zu überblicken, um sich im geeigneten Moment - möglichst witzig und originell - selbst an der „Gesprächsrunde" beteiligen zu können. Um im Spiel bleiben zu können, muß reagiert werden. Wer nicht schnell und originell genug reagiert, wird von der Ge- meinschaft als „uninteressant" fallengelassen (seine Beiträge werden fortan „über- hört").23

Das Übersehen von Kontaktauhahmen wird - wie in realen Gesprächssituationeii - als unhöflich und emotional verletzend empfunden. Es erfordert intensive Bezie- hungsarbeit, um daraus resultierende atmosphärische Störungen zu begrenzen oder zu beheben: In dem oben genannten Chat-Beispiel übersieht ein Teilnehmer mit dem Pseudonyin Drachen einen Kontaktversuch von Kater (<Kater>rehi drachen ! *knuddel*); er bemerkt dies erst, nachdem bereits sechs weitere (nicht an ihn ge- richtete) Wortmeldungen eingegangen sind und versucht daraufhin, die Situation durch indirekte Entschuldigung und Erwiderung der Kontaktauhahme zu retten (<Dra- chen> uirps hab was uebersellen, hi katerli *ganzargknzrddel*), was dem Pai-tner anscheinend nicht ausreicht (<Kater aciion> ist gar7z geknickt zrebersehen rvorden zu sein, 1~17dtnuss daher ersaial ausgiebig das ktlirddeln geniessen !) und eine zweite Reaktion mit expliziter Entschuldigung notwendig inaclit (cdrochen action> ent- schzrldigt sich bei kater).

Im Gegensatz zuin oben genannten Gesprächsaussclinitt verlangt der Nachvollzug des Austausches in anderen Kanälen häufig ein ausgeprägtes spracliliclies (und sachliclies) Insidenvissen. Um sicli von anderen Kanälen abzuheben, entwickeln die Teilnehmer eine eigene Gesprächskultiir. die die Kommunikation im Kanal für Außen- stehende zuni unverständlichen Kauderwelscli werden Iäßt. Teil dieser Kommunika- tionskultur ist häufig der intensive Einsatz von Slang-Ausdrückeii. I i i der Netzkom- munikatioii hat sich ein eigener Jargon herausgebildet, der unterschiedliclie Ziele verfolgt. Er dient sowohl der Konstitution und Abgrenzung von Gruppen (Internet- Insider vs. Neulinge) als auch ökoiiomischen Zwecken. Gruppenkoiistituierende Funktion haben z.B. einzelne Slangausdrücke, spezielle Idioiiis und Redeweisen sowie Faclibegriffe (der Cliat-Koiiiinunikatioii etc.), deren Kenntnis von Griippeiiteilnehinern

Medialc \Vcclisel und Spraclie I 7 1

vorausgesetzt wird. Ökonomisch motiviert sind unter aiiderem die zahlreichen Akronymbildungen und Zeiclienkombinationen des Intemet-Slangs, wie hih - hope this helps oder <G> - biggrin. Wie die Beispiele zeigen, handelt es sich weitgelieiid uin Schöpfungen und Ausdrücke aus dem Englischen (vgl. Rosenbaum 1996), was angesichts des Stellenwerts dieser Sprache für die Netzkommunikation nicht sonderlich überrasclit. Eine vergleichbare Entwicklung im deutschen Sprachraum ist mir nicht bekannt.

2.2.4. Kurzer Exkurs: Spreclieii über Internetkoininunikation

Eiiiflüsse auf den Spracligebrauch zeigen sich nicht nur bei der Handhabung der Medien selbst, soiidern auch bei der Kommunikation über sie. Der Einzug der neuen Medien Iiat einen erheblichen Bedarf an Bezeichnungsmögliclikeiteii für die Sache nach sicli gezogen. Er wird vorrangig durch die Übemalime englisclisprachiger Aus- drücke in die deutsche Sprache und ihre partielle Anpassung an unser Sprachsystem gedeckt. Zu den Begleiterscheinungen dieses Prozesses geliört unter anderem Un- sicherheit in der Schreibung. In der Fachliteratur finden sich z.B. unterscliiedliche Sclireibungen eiii und desselben Ausdrucks, wie e-ttlail, E-inail, E-Mail, Email. Un- sicherheit besteht auch bei der Kombination von deutschem und englischem Wortgut, z.B. bei Koiiiposita wie Oi~IN~e-Doku1~le~~tati017 (vs. On-line-Dokumentatiotdonline- Dokirt~ler7iatioti) oder czrt-und-past-Technik (vs. ,, czrt a17d past"-Technik). In den Sprachgebrauch fließeii fachsprachliche Begriffe aus der Welt der Computer(- koniiiiuiiikation) ein wie aucli Eleineiite des Faclijargons (s17ail rnail als Slang-Be- zeichnuiig für konventionelle Briefe). Inwieweit sich aucli andere, die Ebene des Wortschatzes überschreitende Einflüsse auf das deutsche Sprachsystem abzeichnen, bleibt zu prüfen.

2.3. Hypertext - eine nezre Prodzrkrio17s- und Darstellungsfor~rr~

Der Sprung zu einer neueii Qualität des Scliriftspracligebrauclis in elektronisclien Medien wird erreicht, wenn eigene inedienspezifische Fornien der Darstellung ent- wickelt werden, die sich in wesentlichen Eigenschaften von traditionellen Darstel- lungsformen unterscheiden. Dies gilt für Hypertext als eine nicht-lineare Form der Darstellung von Inhalten, die veränderte Formen der Produktion und Rezeption ver- langt.

Die ldeeder nicht-linearen Verbindung von Iiilialteii begegnet bereits in Printiexten in Forin der Fußnote oder des Verweisens auf weiter entfernt liegende Textstellen. Ihre Umsetzung als ganzheitliches Darstellungsprinzip ist dagegen erst in elektroni- sclien Uingebuiigen möglich.

Die Realisierung der Darstellungsforiii Hypertext erfolgt in Forin von Hypertext- Systemen. Ein Hypertextsysteni setzt sich aus drei Komponenten zusammen: einer

Page 7: (1993): Mcdiale Weclisel und Spraclie iiiid bei der ... · zeichnet. Dazu geliört sowolil die Ani-eiclierurig voii Text uni Bild ~iiid Grapliik als auch die Ausforrnung der Textgestalt

Prodiiktioiiskonipo~ie~ite, der tlypertextbasis und einer Nutzerkoiiiponente, die Orientieriings- iiiid Suclihilfeii bietet. Aiis textlinguistisclier Sicht interessiert vor allem der materiale Teil des Systems, die sog. Hypertexfbasis. Sie ist nach Kuhleii (199 1, 17f.) der Teil des I-lypei-textsystems, in dein die Gegenstände des Weltaus- schnittes des Hypertextes in Hypertexteinlieiteii dargestellt und verknüpft sind. Die Einheiten der Hypertextbasis können über Verknüpfungen angewälilt iind eingese- Iieii werden. Wenn iin folgenden von Hypertext gesprochen wird, ist daiiiit die Hypertextbasis gemeint.

Die Inlialte von Hypertexteiiiheiten können sowohl verbal-textuell als auch gra- phiscli oder audio-visuell dargestellt werden. Hier interessiert Hypertext vor allen1 als Organisatioiisprinzip fiir sprachliche Äußerungen und als Alternative zu linearen Darstellungsformen. Worin das Andersartige der Darstellung besteht, zeigt sich bei dem Versuch, einen Printtext in Hypertext zu überfülireii, insbesondere bei der Uiii- setzung (Konversion) langer, inhaltlich komplexer Texte. Sinn der Koiiversioii eiiies Printtextes in Hypertext ist nacli Kuhlen (1991, 106) nicht die Nachahmung oder Imitation von Texteigeiiscliaften, sondern ihre Rekonstruktion und Anpassung an hypertextuelle Möglichkeiteii. Dies erfordert eigene, vom Produzieren von Printtexten abweichende Vorgehensweisen. Im folgenden wird kurz auf diese allgemein einge- gangen und werdeii Konseqiienzen der Transformation von Priiittexten in Iiypertextuelle Strukturen an eineiii konkreten Beispiel dai-gestellt. Als Beispiel dient das Projekt GRAA4MIS des It7stifi1fsfi:ir dezrrsche Sptzche Manniieiiii.

2.3.1. Formen der Erzeugung von Hypertexten aus Printtexten

Nach Hannemann und Tliüring (1993, 140) bestelit die Griindidee voii Hypertext darin, daß gedankliche Einheiten und ihre assoziativen Verknüpfungen mit diskreten auf dem Bildscliirni dargestellten manipulierbaren Objekten korrespoiidieren. Mit der Möglichkeit der niclitlinearen Organisation von Texteii ergebe11 sicli iieue Aiifor- derungen aii den Prozeß der Texterzeugung wie auch neue Anforderungen und Mög- lichkeiten für die Textgestaltuiig. Dies gilt sowolil für das Produziere11 reiner IHypei- texte (ohne Printvorlage) als auch elaborierte Formen der Konversion von Printtexten in Hypertexte.

Die Aufgabe, einen Printtext in einen Hypertext uinzusetzen, verlangt in Abliängig- keit von der Art der Umsetzung eine Reihe von Überlegungen iiiid Arbeitsschritten, die diesen Produktionstyp voiii Verfassen traditioneller Texte iintersclieidet. Kuhlen (199 1, 163f.) nennt fünf Typeii uiid Methoden der Konversioii: - einfache Konversion - Seginentieruiig und Relationierung über fonnale Texteigenscliafteii - Segnientierung und Relationierung nacli Koliärenzkriterieii - intertextiielle Konversion - Eiiibiiidurig textiieller Stiiikturiiiittel.

EINFACHE KONVERSION Die eiiifaclie Koiiversioii bestelit iiacli Kiilileii i i i der \:I-Übertragiing eiiies Pi-iiittextes i i i eiiie Datei eines Hypertextsysteiiis. Sie bildet die einfachste Konversionsforiii. Eiii Iiypeitextiieller Mehrwert wird erst dann erreicht, wenn eiii- zeliie lei le des Textes iiiarkieit iiiid diircli Verkniipfiirigen miteinander verbunden werden. Die Verknüpfuiigeii eriiiögliclien innertextuelle Sprünge von Markierung zii Markierung. Der Bearbeiter muß unter anderem Festlegungen darüber treffen, welche Markierungen textsorten-, gegenstands- und leserabliängig als sinnvoll er- scheinen.

SEGMENTIERUNG UND RELATIONIERUNG ÜBER FORMALE TEXTEIGEN- SCI-IAFTEN Bei diesein Konversioiistyp wird der Text in Iiypertextgereclite Einheiten zerlegt (seg- mentiert) und diese initeinaiider verbunden (relationiert). Die Segnieiitieriiiig orieii- tiert sicli aii forinaleii Textbausteinen, wie Überschrift, Absatz. Zitat, und setzt stark strukturierte Texte voraii~.~' Das Zerlegen des Textes i i i Iiypertextgerechte Einheiten stellt bestimmte Anforderungen an die genutzten Textbausteine: Die Einlieiteii eiiies Hypeitextes sollen sicli durch inhaltliche Gesclilossenheit auszeichnen. Sie können je iiacli Textsorte uiid Autorintention inelir oder weniger u~iifangreicli ausfallen, inüs- sei1 jedoch struktiirell, meist auch inhaltlich autonom sein. Spätestens hier beginnen häufig die Probleiiie für den Textproduzenten. Nur wenige Printtexte und Textsorten koiiimen diesen Anforderungen entgegen. Absätze von Printtexten erfüllen z.9. meist nicht das Kriteiiiiin der koliäsiveii Gesclilossenlieit und inüsseii deiiientsprechend spraclilicli überarbeitet werden. Bei der Abbildung satzübergreifender Ziisanimen- Iiäiige, die iiiclit iiiiierlialb einer I-lypertexteiiilieit realisiert werdeii können, inuß der tlypeitextproduzeiit aufVertextuiigstiiitieI verzichten, die für linear strukturierte Texte typisch sind, wie 2.9. aiiapliorisclie Pronoinina, direkt an den Vortext anschließende Jiiiiktioiien (die dessen Argiinieiitation weiterführen) und Ellipsen (vgl. Lutz 1995, 160). Das Vemetzeii von Hypertexteinheiteii (z.B. über Begriffe als Teil von Hypertext- einheiten) verlangt zudem in eineiii Maß inhaltliche und formale Konsistenz, das Iieiköminliclie Texte eher selten aufweisen. Dies gilt auch fiir Textsorten, denen ge- iiieiiiliin einc gute Eignung für die Unisetzuiig i i i Hypertext zugescliriebeii wird, wie z.9. Lexika uiid technische Handbücher (vgl. dazu Lutz 1995, 1996). Die Verknüp- fiiiig voii Einheiten verlangt vom Hypertextautor irihaltliclie Festlegungen, wann was waruiii init welclieiii Verknüpfungstyp verbunden werden soll. Er kaiiii dabei bereits vorhandene textiiiteme Verweise der Printvorlage nutzen; diese müssen jedoch ge- prüft und bei Bedarf systeinatiscli ergänzt werden. Textsorten- und gegenstands- abhängig kann dies einen erheblichen Arbeitsaufwand bedeuten.

SEGMENTIERUNG UND RELATIONIERUNG NACH KOHÄRENZKRITERIEN Bei dieser Konversioiisiiietliode werdeii zusätzlicli seiiiantische und aiguiiientative Eigeiiscliafteii voii Texteii ausgenutzt. Der Text wird dabei iiacli inhaltlichen Kriteri- en regelieclit „auseinander" genoiiiineii lind der Inhalt ii i eine neue hypertextuelle

Page 8: (1993): Mcdiale Weclisel und Spraclie iiiid bei der ... · zeichnet. Dazu geliört sowolil die Ani-eiclierurig voii Text uni Bild ~iiid Grapliik als auch die Ausforrnung der Textgestalt

LUU Eva-Maria Jakobs

Darstellungsfonii überfillirt. Der „intellektuelle1' Aufwand erliölit sich dairiit für den Hypertextautor erheblich. Die Zielstellung, zusaiiiineiigeliörige Inlialte auch als sol- che darzustellen, erfordert z.B., den Ausgaiigstext umfassend iiiental zu rekonstruie- ren, im Ausgangstext verstreut angeordnete Informationen zusarninenzufiilireii und neu an- bzw. zuzuordnen. Die Festlegung der Einheiten umfaßt nicht nur die Frage, was in den Einheiten erscheinen soll, sondern auch Festlegungen über die Granularität von Hypertexteinheiten und ihren internen Aufbau. Realisierungseiitscheidungen dieser Art sind unter anderem von äußeren Produktionsbedingungen, wie dem gewälilteii Darstellungssystem, abhängig (vgl. Lutz 1996, 97). Auf der Ebene der Verknüpfun- gen ist festzulegen, welche Einheiten wie verknüpft werden sollen. Das Wie uinfaßt nicht nur den Typ der Verknüpfung, sondern aucli die Verknüpfungsdichte (ebd.).

INTERTEXTUELLE KONVERSION Die intertextuelle Konversion richtet sicli auf Verknüpfungen des Hypertextdokuments mit anderen Hypertextdokuinenten. Verknüpfungen dieser Art ermöglichen, daß Ver- weise auf Quellen direkt beim Leseii des Hypertextdokuments realisiert werden köri- nen. Bei Bedarf kann sich der Hypertextleser das betreffende Dokuiiient per Maus- klick auf dem Bildschirm zeigen lassen. Hier eröffne11 sich unter anderein neue Möglichkeiten der Integration von Literatur in wissenschaftlichen Darstellungen und deren Rezeption.

ElNBlNDUNG TEXTUELLER STRUKTURMITTEL Bei diesem Konversionstyp geht es um die hypertextgerechte Einbindung voii Text- teilen wie Inlialtsverzeichnis und Register in ihrer Funktion als Übersichtshilfen und/ oder Einstiegsniöglichkeiten in Hypertextdokurnente.

2.3.2. GRAMMlS - Ein Anwendungsbeispiel

Die Notwendigkeit, andere Produktionswege und Gestaltungsvarianten zu wähleii, wie aucli die Cliancen, die sicli für die Gestaltung und Rezeption in1 neuen Medium ergeben, zeigen sich am deutlichsten bei der Konversion umfangreicher, inlialtlicli komplexer Printtexte. Als Beispiel bietet sicli das Projekt GRAMMlSan, dessen Ziel darin bestellt, die neue Ca. 2400 Seiten starke Grammatik des Instituts für deutsche Sprache in ein multimediales Informationssystem zur deutschen Grammatik umzu- setzen, das Benutzern mit unterschiedlicliem Wissen und Fähigkeiten einen raschen und koiiifortablen Zugriff auf grainmatisches Wissen anbietet.

Für die Unisetzung wurden verscliiedene Koiiversionsvarianten entwickelt. In der von Storrer entwickelten Konversionsvariaiite (Prototyp GRAMA4IS-I), auf die ich niicli ini folgenden bezielie (vgl. Storrer 1995; im Druck), werdeii zwei der oben genannten Konversionsstrategien - „Segmentierung und Relatioiiierung nach Koliärenzkriterien" und ,,intertextuelle Konversion" - miteiiiaiider konibiniert.

Die Realisierung der Koiiversionsstrategieti erfolgt in Teilscliritteri: Nach der funk- tional-liolistisclieii Analyse uiid Rekoiistruktion der ini Printtext repräsentierte11

Mediale Wecl~sel uiid Spraclie LU I

Wisseiisstruktur wird der Priiittext i n funktionale Textbausteine segmentiert uiid die- se fiir die Hypertext-Anweiiduiig reorganisiert, d.li. Festlegungen über die Belegung der tlypertexteiiilieiteii uiid illre Verknüpfung getroffen. Die Inlialte des Ausgaiigs- textes werden darüber Iiiiiaus durcli Inlialte anderer Texte (Fach- und Spezialliteratur) sowie durch Spiele und Übungen ergänzt.

Die genannten Konversioiistrategien machen Eingriffe auf der mikrostrukturellen Ebene (der Ebene der Gestaltung der Hypertexteinheiten), auf der makrostrukturelleri Ebene (der Ebene ilirer Verknüpfungen) und auf der Ebene des Zugriffs auf Informa- tionen notwendig. Aufmikrostruktureller Ebene sind z.B. Entscheidungen darüber zu treffen, wie uiiterscliiedliclie Typeii von Informationen dargestellt, relationiert und organisiert werden.

Die Überführung und Darstelluiig unterliegt verschiedenen Restriktionen. Dazu geliören eiiierseits Einschränkungen, die sich aus der Wahl des Darstellungsmittels ergeben (die bereits oben genannten Anforderungen an die Gestaltung von Hyper- texteinlieiten und ihre Verknüpfung), aber auch Einschränkungen „externeru Art - hier der Vorgaben für das GRAMMIS-Projekt: Die notwendigen Eingriffe sollen sich weitgehend auf die Portionieruiig, formale Aufbereitung und Verbindung von Inlial- teil der Grarniiiatik beschränken, die Formulierung grammatischer Sacliverlialte je- doch weitgehend dein Originaltext folgen.

Die Gestaltung der Hypertexieinheiten i i i GRAMMIS-1 erzeugt Eigenschaften wie schnelle Überschaubarkeit der dargestellten Inhalte, 2.B. durch die optische Abset- zung uiiterschiedliclier Typen von Infoiniationen und ihre räumliche An- und Zuord- nuiig auf einem gemeinsamen visuellen Bezugsfeld: (s. Abb. 2, S. 206).

Ii i Abb. 2 sind das: die graininatisclie Sachverlialtsbeschreibung (linker heller Ka- sten) und ihre Anwendung auf ein Beispiel (dunklerer Kasten rechts). Die optiscli- räumliche Abliebuiig wird im Original farblich unterstützt. Sie erleichtert das Erfas- sei1 voii Inlialten auf einen Blick wie auch selektive Leseprozesse. Das Textdesign variiert i n Abhängigkeit von der Funktion der Hypertexteinheit. In überblicks- orieiitierten Einlieiten überwiegen graphische Elemente, in sachverhaltsbeschreibenden und in metakommunikativen Einheiten textuelle Äußerungen.

Auf makrostruktureller Ebene werden Festlegungen über Sequenzierungsangebote getroffen und hypertextgereclite Lösungen fiir die Naclibildung der (intra- und extra- textuelleii) Verweisstruktur des Ausgangstextes entwickelt. Auf der Ebene der Zugriffs- struktur geht es den Hypertextautoren daruni, dem Benutzer möglichst komfortable und flexible Mögliclikeiten des Zugriffs zu bieten, wie Volltextsuche etc.

Ein Ergebnis der formalen Aufbereitung des Inhalts ist unter anderem der Ein- stieg in GRAA4MIS-I. Das System zeigt nach dem Starten eine erste Hypertexteinheit, die dein Leser iin besten Sinne Zugang zu graminatiscliem Wissen verspriclit (s. Abb. 3 , S. 206).

Der Benutzer miiß, um sicli Zutritt zu verschaffen, klingeln uiid sich mit einem Paßwort anmelden: Er gelangt daraufhin in die Eingangshalle des ,,virtuellen" IdS, wo er eiiieii globalen Überblick über die zentrale11 Komponenten des graniinati- sclieii Inforinationssystenis erhält (s. Abb. 4 , S. 207) und die Möglichkeit Iiat, über

Page 9: (1993): Mcdiale Weclisel und Spraclie iiiid bei der ... · zeichnet. Dazu geliört sowolil die Ani-eiclierurig voii Text uni Bild ~iiid Grapliik als auch die Ausforrnung der Textgestalt

202 Eva-Maria Jakobs Mediale Weclisel u i id Spraclie 203

Hinsichtlich der Art ihrer Flexion lassen sich die Substantive in unlerschiediiche Flexionsklassen einteilen. Dabei zeigt sich, da0 im Singular die Kasusformen kaum mehr ausdifferenziert sind (am besten markiert ist noch der Genitiv - zur Kennzeichnung des Genitivattribuls). Im Plural ist besonders der Dativ formal markiert.

im links abgebildeten Flcxionsschema werden drei Flexionstypen A, B und C unterschieden.

Zum Typ A gehören alle femininen Subslanlive; Maskulina gehtiren zum Typ B oder C, Eigennamen zu C. Wenige Substantive haben das Genitivsuffix -ns (Namens). AuDer Herz sind alle Neutra dem Typ B oder C zuzuordnen.

SEiQULhRBILDUNC

&'i ee,=c ' .po&l"alh, '' ''

&ls,*s:der Segels ' ' -- ..... ' .- .... ,Genlliv

.. .. . . .. , . dem ~eistie: dem Segel .osmi

. . . . . .. - . . . , . . . . . .- - . . .. . . iÄkii"sak .' .... . Ben Gelst das Segel

Typ A : Typ 8 W Typ C

Abb 2 Themafrsche H~perfexfernher~ utrs G R A M M I S - I

-; ' $ i * L< ,-V+

Datei Hllie

Abb. 4: Hypertexieinlieii nlif ÜberbIicks/uiikfion

Dai Wortarienbuch betchrelbt die Woriarien des Deutschen In Anlehnung an das Kapitel 'Woriarien und Interaktive Elnhelten' der ~:i-.liiti:~lik d*>i

Kapliels: Ludger Hoiimsnn; Hypermedia-BearbeMing: Angellka Storrerj.

Auf der rechten Selte i lnd dle Hauplthemen auigemhrt Zu alner graphlrchen Uberslcht Uber dls Struktur des Woriartasbuchs gelangen Sle von allen Sellen dleier Buches aus, Indem Sie den lolgenden Spningknopl drucken:

Oetallllertere Hlnwelse zur Systembenutzung erhalten Sle mlt dem Sprungknopi oder dem Hllfemenll.

.4hh I - E I I I I ~ / ~ I I ~ C . I . ~ C I / ~ von G R A M M I S - I

Page 10: (1993): Mcdiale Weclisel und Spraclie iiiid bei der ... · zeichnet. Dazu geliört sowolil die Ani-eiclierurig voii Text uni Bild ~iiid Grapliik als auch die Ausforrnung der Textgestalt

204 Eva-Maria Jakobs

markierte Fläclien per Mausklick zu diesen zu springen, 2.13. zum Büro der Grammatikexpertin oder zur gramrnatisclieii Bibliotliek, wo ihiii weitere Iiiformati- onsangebote unterbreitet werden. An den Beispielen werden bereits Gestaltungs- unterschiede im Vergleich zum Ausgangstext deutlich. Dazu gehört: - der bereits erwahnte reiche Einsatz visueller Gestaltungsrnittel, - der Einsatz von Metaphern als Verständnishilfen für den Systembenutzer (vgl. die

institutsmetapher oder die Karteikasten-Metapher für die lexikalische Datenbank), - Reduzierung der Einfuhrungs- und Übersichtspassagen des Ausgangstextes auf

Schlüsselbegriffe und ihre graphische Aufbereitung (der Nutzer sieht auf einen Blick, welche lnformationsangebote ihm offeriert werden).

Der Einsatz visueller Gestaltungsmittel verfolgt unterschiedliche Ziele. Übersichts- graphiken bieten - wie der Name schon sagt - globale Orientierungsniögliclikeiten. Farbleitsysteme kennzeichnen die Zugehörigkeit von Inhalten zu Themengebieten und erlauben eine schnelle Orientierung über Farbmerkmale. Farbmarkierungen wer- den darüber hinaus zur Unterscheidung von lnformationstypen genutzt (2.B. Beschrei- bung grammatisclier Sachverlialte vs. dazugehöriges Beispiel; Markierung von Sclialt- flächen25 in Ä ~ ß e r u n g s s e ~ u e n z e n einer Hypertexteinheit). Die graphische Aufbereitung der Hypertexteinheiten erinnert streckenweise an das von Buclier (1996) und Püschel (im Druck) für Zeitungstexte beschriebene Gestaltungsprinzip der Textclusteranordnung (s. Abb. 5, S. 207): Die graphische Oberfläche setzt sich aus einzelnen Bausteinen zusammen, die für sich Gestaltungsflächen bilden und über Raster einander zu- und untergeordnet werden.

Die Gestaltung der Bausteine von Hypertexteinheiten folgt konsequent dem über- geordneten Gestaltungsprinzip der inhaltlichen und sprachlichen Abgeschlossenlieit von Einheiten. Zwischen den Bausteinen bestehen explizite und implizite Verweis- strukturen, die innerhalb der Hypertexteinheit kohärenzstiftend wirken. Die graphi- sche Aufbereitung ermöglicht eine schnelle Übersicht wie auch selektive Aufhahme- Prozesse. Sie trägt dazu bei, daß Hypertexte dieser Art weniger gelesen als vielmehr „überblickt" (und „durchgeklicktCc) werden. Der reiche Einsatz von Piktogrammen zur Erklärung von Programmhnktionen trägt zur Bedienungsfieundlichkeit des Pro- gramms bei. Dies gilt auch fur den Einsatz von Benutzermetaphern in GRAMMIS-1.26

Worin unterscheidet sich nun die hypertextuelle Aufbereitung der Graiiimatik von ihrer Printversion? Ihr Mehrwert besteht zuin einen in der tiiclit-linearen Anordnung der Hypertexteinlieiten. Sie ermöglicht dem Benutzer, sich seinen eigenen Weg durcli das Informationsaiigebot zu suchen. Der an grammatiscliem Detailwissen interessier- te Benutzer kann 2.B. über eine Volltextsuche Begriffe suchen lassen. Der Benutzer mit weniger detaillierten Informationsbedürfhissen kann verzweigende und sequenti- elle Pfade nutzen, die ihn durch das grammatische lnformationssystem fuhren. Die unterschiedlichen Zugriffsmöglichkeiten auf Information entsprechen der Melirfach- adressierung von Grammatiken. Sie erniöglichen darüber liinaus einen raschen, ge- zielten und komfortablen Zugriff auf Information.

Ein weiterer Mehrwert von GRAMMIS-I ergibt sicli aus seinem interaktiven Aii- gebot an den Beiiutzer (Mensch-Maschine-Interaktion). Dazu gehört die Option,

Mediale Wechsel uiid Sprache 205

I-iypertexteinlieiten ßenutzerbedürfnissen entsprechend zu manipiiliereii. '111 der Hypertexteinlieit voii Abb. 2 kaiiii z.B. der Benutzer auf der rechten Seite Liiiteri per Mausklick angeben, fiir welcheii Flexionstyp (A, B oder C) er sich Beispiele zeigen lassen möchte. Der Übuiigsteil endet jeweils mit einer Einscliätzung der Ergebiiis- se des Niitzers.

Mehrwerte ergeben sicli niclit zuletzt auch aus der Multimedialität von GRAMMIS-I , etwa durch die Integration bewegter Bilder im Spiel- und Übungsteil, die ästhetischen Wert haben uiid Iriteresse fordernd wirken.

3. Fazit und Schlußfolgerungen

Insgesamt zeichnet sich ab, daß die neuen Medien und Kommuiiikationsformen älte- re in ilirer Leistiing eher ergänzen als ersetzen. Sie fiiliren daniit primär zu einer Er- weiterung unseres kommunikativen Spektrums. Auswirkungen auf den Sprachgebrauch sind vor allem dann zu erwarten, wenn veränderte kommunikative Bedingungen ge- schaffen werden, die alternative Formen des Umgangs mit Sprache zulassen und/ oder erfordern. In der Netzkominunikation zeigt sich dies in der Erweiterung der Mögliclikeiteii schriftsprachliclier Kominunikation uin Ausdrucksforiiieii, die sich an mündlicher Interaktion orientieren. Neue Konin~unikationsinedieii und -formen knüp- fen an Vorhandenem an. Dies kann - wie im Fall von Hypertext - zu neuen medienge- rechten Formen der Darstellung und Vermittlung von Inhalten führen. In welchen1 Maße sich neue Kommunikationsformen und -regeln durchsetzen, hängt unter ande- rem von dem jeweiligen gesellscliaftlichen Ausschnitt ab, in dem neue Medien ge- nutzt werden, den dort behandelten Gegeiiständen und Konventionen sowie von den Zielen, Voraussetzungen und Präferenzen der Koinmunikationspartner selbst.

Zu den Forschungsthemen, die mir im Zusammenhang mit elektronischen Medien für die Spracliwisseiiscliaft, vor alleiii für die Textlinguistik, wiclitig ersclieiiien, ge- Iiören unter anderem der Text- und Textsortenbegriff, die Bestimmung von Textver- stäiidlichkeit und Stil sowie der Begriff der electrotiic literacy und die damit verbun- deiien Aiiforderungen an die Produktion und Rezeption elektronisch realisierter Komiriunikationsformen.

Sie sollten in hölierem Maße als bisher Gegenstand von Forschung und Lelire sein, wollen wir nicht die Chancen versclilafen, die Uinbruchsituationen fiir die Er- forscli~ing des Zusammenliaiigs von Spracligebraucli und Mediuni bieten.

Page 11: (1993): Mcdiale Weclisel und Spraclie iiiid bei der ... · zeichnet. Dazu geliört sowolil die Ani-eiclierurig voii Text uni Bild ~iiid Grapliik als auch die Ausforrnung der Textgestalt

h.ledi;ilc Vvcclihcl ii i id h[liuclic -U I Lva-blaria J;ikobs

Der Beitrag basiert ai i f iiieiiieiii llabilitalionsvortrag aiii 5 . Juni 1996 aii der Uiiiversitat des Saar- landes. Als „neue Medieii" werden iiiil Ratzke (1982. 14) ..alle [.. J VerFalireii und Mittel (Medien) [he- zeichnet. E.J.J. die mit t-lilfe neuer oder erneuerter Teclinologien [ . . . I i n dieser Art bisher iiicht gebr8ucliliche I'ornien" der Speiclierung, der Bearbeitung, der Übcr i i i i t t~ i i i i~ und des AhrulS von Iiiforniation eriiiöglichen. Weniger bekannt ist auch, daß sicli Nietzsche weniger aus Inno\'ativitätsgründen fiir diesen Ver- sucli entschied, als vieliiielir deswegeil, weil seine Sehkraft nacliließ und er Prohleine Iiatte, seine eigene HandschriR zu entzifrern (vgl. Spiiineii 1992, 4 1 ; Stingeliii 1995). Knarr (in Vorbereitg.) zeigt dies tiberzeiigend aiiliand von Fallstiidieii ziii i i Gebraiicli elektroiiisclier Uingebungen bei wissensclialiliclien lextproduktioneii. Zu Anforderungen uiid Mögliclikeiteii iin scliulisclien Bereicli JakobsIJechle (1995). Insgesamt gibt es dazu eher wenige Untersiicliiingen. Die vorliegende Literalur ist zudem niir he- diiigi aiissagef3liig: Viele Arbeiteii sind älteren Datuins uiid treffen nicht iiielir auf die Iieiitigen Produktioiisniögliclikeiten zu. Unterschiedliche Uiitersucliungsdesigns (Voraussetziingeii der Ver- suchspersoneii. iintersuchte Sclireibsituation und -iii ittel) erscliwereii zudeni den Vergleich voii Er- gebnissen. I- l i i izi i koniiiit die Tendenz ziir Eiiisparuiig voii Arbeitskraft (etwa iiii e(li1orisclieii I3ereicli) i i i i t l dcii daniit verbuiideneii Kosteii. Dies gilt zunehnieiid IUr viele 13creiclic prolcssioneller 'Iextprodiiklioii (Iiiduslrie, Masseniiiedieii, Service). Scliiiell soll es gehen und wenig kosten. Solclie Uegleiiersclieinungeii sclieinen typisch f i r Uiiibruclisitualioiien Wenn sich iieiie tlerstelluiigs- ui id Verbreiturigsmiiiel herausbilden, werden sie auch extensiv genutzt. Dies gilt ii iclit nur fur die Überflutung des 1Vorld lVide Web mit dileitaritisclien Hornepages, sondern auch fiir frühere iiiediale Wechsel. So klagt Sebastian Brant 1494 i m NorrenscliiflUber die Kehrseite des Buclidrucks, ,.daß alles und jedes uiiterschiedslos gedruckt werde, >alleyn v f f gewyiiii< und >groß beschisß<" (MiiI- ler 1995, 205). Auch die Eigenart, nicht mehr persönlich zu uiiterschreiben, sondern niascliineiiscliriltlicli i i i i t tlen Anfangsinitialen, beginnt bereits mit den ersten inaschinegescliriebenen Briefen iii der ersten t lälf- ie des 19. Jahrhunderts (vgl. Stingelin 1995, 332). Die Elektroiiisierung komint der Internationalisieriing der Koiiiiiiiiriikation entgegen. Der Wunsch nach eineni von zeitlichen, raumlichen und sprachlichen Einsclirankungen freien Austauscli stößt jedoch an Grenzen, wenn technische Codes verwendet werden, die lediglich die Darstellung der Zeicliensysteme eines Teils von Spraclieii abdecken. Die damit verbundenen Desclir~iikiii igeii Iia- ben zu I'rojekten wie Uni-Code und ISO 10646 geftihrt, deren Ziel in der Entwickluiig eines Sy- stenis besieht, das mögliclist alle grapliischeii Zeichen der Welt, einscliließlich der alpliabetisclieii Systenie, universell erfaßi. M i t der Einfiil iruiig des neuen Kodierungsstaiidards werdeii iiacli Weiii- garten (1995) eine Reilie von Auswirkiiiigeii auf deii Sprachgebraiicli verbunden seiii. Dazu gehört. dai3 walirsclieiiilicli i i icl i l alle Spraclien aiifgeiioiiiiiien werdeii. sondern nur Spraclieii. die (aus der Siclit der nordainerikanisclieii Eiilwickluiigszentren) von ökononiisclieni, politisclieni oder niusea- lei i i Interesse siiid (ebd., 75). Es wird zudem Eingriffe i n die Sprachen selbst gebeii, da iiiclit alle Zeichen eiiies Schrifliiiventars berücksiclitigt werden. Fiir Sprachen, die bisher über keiiie Indii- strienorm verfügen, werden iieue Iiidustrienornien eiiigefi\lirt (2.B. fiir Arineniscli und Georgisch). Ähnlich GUntherlWyss (1996, 70), die von ,.Müiidlichkeit", ,.versclirifleter Mündlichkeit" ii i id „mündliclier Scliriftliclikeit" als ,.haufigsle Slilelemenle" der E-Mail-Kommunikation sprechen. D i e EiiisclirBiikungen bilden rein niedial-tecliiiiscli bedingte Übergaiig~erscheiiiiiii~en. Der ASCII- Standard sielit i1.a. keiiie Uiiilaiite vor. Das Problem ist jedoch di ircl i Zusatzprograiiii i ie koinpensierbar. Aiißerdeni laßt der Code kaiini gestalterische Möglichkciten zu. Das Delizit Iiat zu kreativen Lösiingsversuclien gefülirt. Dazu gehören bildliclie Darstelliingeii acis Satzzeicheii. die iiizwisclien als eigciie Kuiisiricliiuiig (die ASCII-Art) gelten lind vorrangig der Selbsldarstelliiiig dienen. Ai ic l i hier zeigcn sicli Noriiiieriiiigsbestre111111geii. Die Adressieriing des Iiiieriieis ist ziir Noriii fiir aiidere Netze geworden. ,.Es gellt nicht iiielir sonderlicli daruiii. wie etwas vcrl'aßt bvird. sondern dass etwas iiheriiiiitelt wirtl.

tioiitakiaiifiialiiiie. Iiiteraktioii, Austauscli uiid ' WeltolTenlieit'[ ...J scliafl'en einen gesnderten -schrilt- liclicii - Codc [...]. 1)s Abscl i le i l~ i i der scliriltspr;icliliclirii Noriiieii ii i id Aiispriiclie wird dadiircli gcl6rdert -oder wenigstciis i i icl i i aiifgelialteii. Solarige die Iiilialte trotz fclilcrlialier Sclireib\veise ciilziflerbar iii id verstelihar bleibcii. werdeii die ühergaiigeiieii Sclircibweiseii iiiclit tlieniatisirfl" ((iiintlier/Wyss 1996, 72). Anders Uiitersucliungen zuiii Einsatz von E-blails iii aiiierikaiiisclieii l.!nteriielinieii (Sproiiii/liiesier 1991). Sie hetoiieii gerade die Eigiiii i ig der E-Mail-Koniiiiuiiil;aiioii zuiii Abbau Iiierarcliisclier Koiiiniunikationsforiiien in betrieblichen Uiiigebuiigen. Hier zeichnen sich deutlich Unterscliiede in (iiational-kulturell gepragteii) Uiiteriieliiiiciiskulturen ab. Der Einsatz von E-Mails in Orgaiiisatioiien hat u.a. Effekte auf der Ebene der Arbeits- und Uiiter- iieliiiiensorganisatioii. Er erlauht Mitarbeitern, sich direkt an Vorgesetzte zu wenden und dabei Ilierarcliieebeneii zu üherspriiigen; er erinögliclit aber aucli, Angestellte iiidirekt zu koiitrollieren (Aiiwesenlieil, Koniinuiiikationsverhalten etc.) (vgl. WiestIHollaiid 1992, 40f.). Ein anderes Prinzip gilt moderierter fachlicher Diskussionsgruppen ist das der Ökonomie. Um Red- iiiidanzeii zu veriiieideii. eiithalteii ihre Arcliive eine Liste der aiii Iiauligslen geslellleii I'rageii SO-

wie Aiilw«rteii tlazii. I l i e Ziisaiiiiiieiistelluiig wird alle 4-8 Woclieii aklualisierl. Ziiin Veriiaitens- kodex der Nutzer geliört. daß Neiieiiisteiger diese Liste einselieii. bevor sie sich an der Diskussion hcteiligeii und selbst Aiiliageii Ioriiiuliereii. Satzzeiclieiibilder, die uni 90" nach rechts gedreht gelesen werdeii. Ihr Einsatz erfolgt 2.T. koiiventionalisiert. z.T. i i idividuell bestiinriit. Sanderson (1995) bietet eine konimeiitierie Samin- Iiiiig, die 650 vcrscliiedeiie Siiiileys erl'aßl. I3wa bei Äußeriiiigeii wie: Das is/ irriglaitblicli.' :-)) vs. Das isf iiiiglairblicli' :-I(. Private Netzaiibieter, \vie 2.B. :IOL (;l„ierica Oiiliiie-Service), greifen zuiielimend zur Selbstliilfe, uni Formeii iinetliisclien Verlialiens ziivorzukoiiinieii. Der Nutzer wird i n deii Vertragsbediiigungeii verpflichtet, religiöse und kiilturelle Belange zii respektieren so\vie keiiie beleidigenden, verleiini- derisclieii oder i n anderer Weise gesetzeswidrigeii Äußerungen zu verbreiten. Die Netzbeireiber helialten sich vor, Sticliprobeii iiii Netz zu iiehnien. Wird festgestellt, daß ein Nutzer das Netz zii poriiogral>liisclien, rassistisclieii oder kriniinelleii Z\\,eckeii genutzt hat, kann der Betreiber den Zugang ziiiii Netz sperren (vgl. auch Ilabltitzel 1996). Sie siiid Teil eiiies Multi-User-Cliat-Systenis. das als IRC (Iitterilet Relay Cltat) bezeichnet wird. In dieseiii Systein gibt es verscliiedeiie Kaiiale (cliaiiiiels) zii uiiterscliiedliclien Tlieiiien (aiis Politik. Wisseiiscliali und Freizeit). Zuiii Teil tvird die interne Orieiitieruiig durcli einen äuneren Raliiiieii vorgegebeii, der durcli Anlelinuiig an Szenarien aus anderen iiiedialen Bereichen (wie Sfarl iek oder Die Seiid~riig i i i i t der A!urrs) kreiert wird. Eiiie gute Einführung i n das Tlieiiia IRC bietet die Derif- .tclie IRC- l lo i i i r~~r ige (Iit~p.llirc.pages.de). Ani Iiduligsleii wird nach Wctzsteiii et al. (1995, 79/80) das sog. Asterisk-Zeiclieii * geiiutzl, dane- ben finde11 sich aiidere Sonderzeiclien wie < und >. Zu sprachlichen Charakteristika voii Cliat-GesprBclien vgl. aucli LenkeISclimitz (1995). Icli beziehe niich hier u a . auf ein Gespracli niit Angelika Storrer, die als Chat-Nutzerin in der Glciclizeitigkeit voii Ubcrblicklialteii ii i id dein Z\vaiigzu sclinellcii origiiiellen Reaktionen das Haupt- prcihleiii (lur Neulinge) sielit. ..L;iliiiie Eiitcii" seien ..oiii". Von Angelika Siorrer staiiiiiit aucli das in Abb. I gezeigte Cliat-Deispicl. 1)icse Foriii der Aiilbereitiiiig ist i1.a. 1Ur die Aus\rertuiig voii Textnieiigen iiiteressaiit, \vie 2.0. Ahstracis. So ist es iii bibliograpliisclieii Uiiigebungeii leicliter, strukturierte Abstracts, die als ,Ziel6, .Methode' oder .Ergebnis' iiiarkierte und ausgezeichnete lexibausteine enthalten, zu siclilen als iiiistrukturierte Abstracts: eiii Aspekt, der angesiclits der wacliserideii Iiilorinationsflut und deni Wiinscli iiacli Inforniatioiisfilterii i i iclit hoch genug eiiizuschatzen ist. Voraussetzung fiir den Ver- gleich ist. da0 die 'Iextteile einheitlich (2.B. iiber ihr Dokuinentforiiiat) ausgezeiclinet sind, uni iiiascliinell erkaiiiit iind verarbeitet zii werdeii. Iii dieser Riclituiig sind - domänen- und iextsorten- ahliäiigig - welt\veit Norniieruiigsbestrebu~ige~i zu erwarten (vgl. dazu Kuhlen 1991, 165ff.). 1:lache. ilher die aiidere Ilypertexteiiilieiten aiigeklickt werden können. Metaplierii eigiieii sich sehr gut als Mittel der Verstaiidiiissiclieri~iig hzw. - Iierstelluiig. Sie biete11 die Optioii. das ,.uiivertraut Abstrakte" iii der Hedieiiuiig i i i id Nutzuiig elektroiiisclier Systenie iii id I'rograiiiiiie aiif ,.vertraut Konkretes" aus Alllagssiluatioiieii ziirückziifilliren. Zi i i i i Metaplierii- gebraiicli iiii Il'orld I l ide I lkh vgI Reiclicriz ( in diese111 Uaiid).

Page 12: (1993): Mcdiale Weclisel und Spraclie iiiid bei der ... · zeichnet. Dazu geliört sowolil die Ani-eiclierurig voii Text uni Bild ~iiid Grapliik als auch die Ausforrnung der Textgestalt
Page 13: (1993): Mcdiale Weclisel und Spraclie iiiid bei der ... · zeichnet. Dazu geliört sowolil die Ani-eiclierurig voii Text uni Bild ~iiid Grapliik als auch die Ausforrnung der Textgestalt
Page 14: (1993): Mcdiale Weclisel und Spraclie iiiid bei der ... · zeichnet. Dazu geliört sowolil die Ani-eiclierurig voii Text uni Bild ~iiid Grapliik als auch die Ausforrnung der Textgestalt

D i e Deutsclie Bibliotliek - CIP-Einlieitsaufnaliiiie

Medien irn Wandel / Weriier Holly ; Beriid Ulricli Biere (Hrsg.) - Opladeri ; Wiesbaden : Wescdt. Verl., 1998

ISBN 3-531-12975-9 Berrld Ulrich Biere lirzd Werner Holly Zur Einführung: Medien im Wandel Neues in alteii, Altes in neuen Medien ...................................................................... 7

Telefon

Johunnes Schwiralla Die vom Körper gelöste Stimine

................................... Literaiisclie Verarbeiiuiige~i des iieuen Mediuiiis „TelefonL' 13

Presse

Ulrich Püschel Die Unterhaltsamkeit der Zeitung Wesensmerkiiial oder Schönheitsfehler? ............................................................. 35

Alle Rechte vorbehalten O Westdeutsclier Verlag G i n b t l , Opladen/Wiesbadeii, 1998

D e r Westdeutsclie Verlag ist ein Unterneliineii der Bertelsinanii Facliiiiforiiiatioii Giiil>ti.

Das Werk einscliließlicli aller seiner Teile ist urlieberreclitlicli gescliützt. Jede Verwertung außerlialb der engen Grenzen des Ur l ieber re~ l i ts~eset7 .e~ ist oliiie Zustiininuiig des Verlags urizulässig uiid strafbar. I)ns gilt iiisbc- sondere für Vervielfältigungen, Uberseczuiigeii, Mikro~er f i ln iu i i~e t i und die Einspeicherung uiid Verarbeituiig i n elektroriisclieri Systeiiieii.

Höcliste inlialtliche und ceclinisclie Qualität unserer Prodiikte ist uriser Ziel. Bei dcr Produk- tioii und Verbreiturig unserer Büclier wolleii wir die Uriiwelt scliolieii: Dieses Bucli ist auf säurefreiein und clilorfrei gebleiclitern Papier gedruckt. Die EirischweiRfolie beseelit aus Polyätliylen uiid damit aus orgaiiisclien Grundstoffen, die weder bei der Herstelluiig riocli bei d e r Verbreiinuiig Scliadstoffe freisetzeii.

U~nscli lag~estal tui ig: Hors t Dieter Bürkle, Darinstadt D r u c k und buclibinderisclie Verarbeitung: Roscli-Bucli, SclieRlitz Printed i i i Geriiiany

Bernd Ulrich Biere Boulevardisierungstendenzen in der Wissenschaftsberichterstattung? Ein Annäheruiigsversuch ......................................................................................... 49 1 Hans-Jurgen Bzrcher Voin Textdesign ziiiii Iiyperlext

........................... Gedruckte und elektronisclie Zeitungen als niclit-lineare Medien 63

Josef Klein Boulevardisierung in TV-Kulturmagaziiien? ...................................................... 103 i

Matlji-ed A4uckenhalipl .................................. Boulevardisierung in der TV-Nachrichtenberichterstattung 1 13 I

Harald Bzirger Lokalfernselien - ein neues Medium? Nacliriclitensendungen als Probe aufs Exempel .................................................... 135

Heinrich Löfler Lokalfeniselien aus der Maclierperspektive 157 I

I .......................................................... I

Page 15: (1993): Mcdiale Weclisel und Spraclie iiiid bei der ... · zeichnet. Dazu geliört sowolil die Ani-eiclierurig voii Text uni Bild ~iiid Grapliik als auch die Ausforrnung der Textgestalt

Jo Reicherfz

...................... Metaphern als Mittel der Sinnzuschreibung in der 'Computerwelt' 173

Eva- Maria Jakobs Mediale Wechsel und Sprache Entwicklungsstadien eliktronischer Schreibwerkzeuge und ihr Einfluß auf Kommunikationsformen ........................................................................................ 187

Hans Bickel

................ World-Wide-Web - eine neue Kommunikationsform auf dem lnternet 2 I I

Ulrich Schmitz I I P ~ i 'lhprflll~ = I c n n n n m ~ c . . c n Technisierte Restriktion und multimedia.,. ,„. ........

.................... produktive Tendenzen der Sprachentwicklung durch Computer

............................................................................ Zu den Autorinnen und Autoren 23 7

Zur Einführung: Medien im Wandel Neues in alten, Altes in neuen Medien

Berrld L'lrich Biere irrid bVer11er Hollj~

Die Mediengeschichte ist eine Geschichte von Kontroversen. Ihre Dramatisierungen stanimen aus den gemischten Gefühlen im Untergrund der Entwicklung. Hoffnungen und Ängste begleiten ein jedes neue Medium. Die Hoffnungen wollen uns glauben niachen, daß nun alles anders, d.li. besser wird. Sie betonen das gute Neue und stellen auch manches als neu dar, was vielleiclit nur ein bißchen anders konstelliert oder verpackt ist. Zunäclist gilt allemal das „stilistische Trägheitsgesetz" (Bausinger), das

e f k n e u h u & & s m a n datur sorgr, a- nach und nach die Spezifik des neuen Mediums erkennt und eigenständige Präsentationsgegenstände und -formen findet. Aber auch scheinbar ganz Neues wie 'Hypertext' erweist sich genauerem Hinsehen womöglich als vertraut, z.B. als ein Textverweissystein, das uns - nicht genauso, aber ähnlich - i n Enzyklopädien und Indices sclion geleitet hat.

Ängste pflegen den guten alten Topos vom Verfall. Was die einen als Fortschritt deuten, ist für die andern gerade der Horror der schönen neuen Welt. Mit dem neuen Medium verliert man - so die Befilrchtung - die Vorzüge des vorigen Zustands. Ob es bei Platon gegen die Schrift geht, - sie sei inhuman, verdinglicht, zerstöre das Ge- dächtnis, schwäche das Denken, was man heute übrigens auch gegen die Computer vorbringt, oder später gegen das Drucken: Es galt nach seiner Erfindung zu Beginn der Neuzeit als „schwarze Kunst" und Teufelswerk; im 18. Jahrhundert (und noch i i i

den 50er Jaliren) Iiat niaii die „Lesewut" angeprangert; im Zusammenhang mit der Sprache der Presse spricht man spätesteiis seit Nietzsche vom „sclilecliten Zeituiigs- deutsch"; Telefon, Kino, Fernsehen und heute natürlich Computer, sie alle verderben fortgesetzt, zumindest denkt man so bei ihrem Aufkommen, die Sprache und über- Iiaiipt die Kultur und besonders natürlich die Sprachkultur.

Schlimmer nocli: Man glaubt, daß das jeweils neue Mediuni die alten verdränge lind daniit zu Verlusten führe. Als ob man die Medien mit ihren jeweils spezifischen Leistungen vergleiclien könne! Ist der Tonfilm, ein audiovisuelles Speichermedium, das aber aufgrund seiner Produktionsbedingungen nur sehr eingeschränkt aktuell sein kann, dem Radio, das zwar aktuell, aber nur akustisch überträgt, überlegen? Ist das Radio als akustisches Massenmedium dem Telefon, einem akustischen Dialog- medium überlegen? Solche Fragen machen angesichts der strukturellen Verschieden- heit der betreffenden Medien wenig Sinn. Die Verschiedenheit der Medien ist gerade Ausdruck der funktionalen und sinnvollen Ausdifferenzierung und begründet, war- iiin sich Medieii in den allenneisten Fällen nicht ablösen, sondern ergänzen. Dies ist übrigens auch der Grund, weshalb die ganze kulturpessiniistisclie Angst beim Auf- koinnien neuer Medien, die sich durch die Geschichte zieht, jeweils von nur relativer Dauer ist. Natürlich kann kein Fernsehprogranim eiii Bucli ersetzen, es ist einfach