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QUICUMQUE Zeitschrift für autarkes Leben www.quicumque.de Ausgabe 02 2015 ISSN 2364-7051 QUICUMQUE – Zeitschrift für autarkes Leben Eur 8,80 (D) Zisternenbau Notapotheke Strom aus Holz Werkzeug schärfen Die Imkerin

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Zisternenbau

Notapotheke

Strom aus Holz

Werkzeug schärfen

Die Imkerin

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Editorial

QUICUMQUE, lateinisch für jeder der...

Auch in der zweiten Ausgabe von QUICUMQUE befassen wir uns mit grundlegenden Dingen der Selbstversor-

gung: Jeder, der sich mit autarker Energiewirtschaft auseinandersetzen möchte, jeder, der wissen will, wie man

brauchbare Dinge mit den eigenen Händen schaffen kann, jeder, der den Abhängigkeiten in der modernen Welt

mit den Mitteln der modernen Welt trotzen will, findet in QUICUMQUE Antworten und Anregungen.

Stolz selbst Angebautes in der eigenen Vorratskammer einlagern, Reparieren statt Wegwerfen, die Welt um uns

herum mit den Augen des Sammlers und Vermessers, des Bewahrers und gleichzeitig Erneuerers betrachten – all

das ruft eine besondere Zufriedenheit hervor. Jeder, der diese Art Glück einmal erfahren hat, wird süchtig danach.

Wir möchten mit QUICUMQUE ermuntern, anleiten und Planungshilfe für vielfältige Themen rund um autarkes

Leben und zeitgemäße Selbstversorgung geben – übrigens für Frauen und Männer, auch wenn wir uns aus Grün-

den der besseren Lesbarkeit häufig auf die Verwendung männlicher Formen beschränken.

Unsere Fertigkeiten, wenn es ums Selbermachen, Erfinderischsein und Ausprobieren geht, sind nicht so trainiert

wie unsere Fähigkeiten, sicher durch den Autoverkehr zu kommen, E-Mails zu schreiben und uns im Supermarkt

zurechtzufinden. Diese Praktiken üben wir jeden Tag vielfach ein und bringen es so zu einer alltagstauglichen Vir-

tuosität.

Dagegen wäre es lebensfern, diese Virtuosität in der Selbstversorgung zu erwarten. Wir sind in anderen Struktu-

ren gebunden und haben wenig Zeit, Autarkie zu üben. Deshalb brauchen wir in erster Linie solide Praxis, Groß-

zügigkeit gegenüber den Ergebnissen, Freude an der Freiheit und gute Laune.

In diesem Sinne: der Schwerpunkt des zweiten Heftes ist „klein weitermachen“.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Ihre QUICUMQUE-Redaktion

Dr. Axenia SchäferChefredakteur

Björn SchäferChef vom Dienst

Gudrun SchäferRessort Garten und Haushalt

Barbara StuhlmannLayout

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• Essen sammeln Brennnessel

• Editorial

• Brotbacken für Stadt und Land

• Die Imkerin

• Vorratswirtschaft; Grundlagen 2Notapotheke und Werkzeugkiste

• Holzöfen

• Planung der Selbstversorgung, Teil 2 Haltbarmachen

• Holzmachen

• Schafe scheren

• Scherwerkzeug

• Zisternenbau

• Strom aus Holz

• Werkzeug schärfenDas Schärfen der Säge

• Pflanzenportrait Bohnen

• Gleichgewichtsgeld Ein Interview mit Dr. Dag Schulze

• Wie man den Wald vermisst Messen stehender Bäume

• InfantariusDie Seite für Kinder

• Urbane Selbstversorger Ein Interview mit Jörn M. Klein

• Mit dem Netz gefischt Veranstaltungen

• Impressum, Rätsellösung

I N HA LTS. 2

S. 3

S. 6

S. 15

S. 19

S. 28

S. 37

S. 48

S. 50

S. 58

S. 64

S. 69

S. 73

S. 75

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Strom aus Holz

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Es gibt viel Energieverschwendung in der Republik.

Uwe Schönfelder denkt dabei aber weniger an Privat-

haushalte, die zum Fenster raus heizen, als an den

täglichen Holzabfall, der in Form von Hackschnitzeln

auf Beeten und Böschungen verrottet, sowie an Äste

und Baumkronen, die ungenutzt im Wald verbleiben,

anstatt verfeuert zu werden.

Der Installateur aus Sachsen unternimmt etwas, denn

er ist der Überzeugung, dass

der, der etwas bewegen will,

tätig sein muss: Schönfelder

macht Strom aus Holz. Das

Besondere ist, dass die von

ihm ausgesuchten Öfen alles

nehmen, was hölzern ist. Sie

verbrennen, je nach Ausfüh-

rung, feuchtes Hackgut, alte

Spanplatten, Pellets und ge-

nauso Meterscheite schöns-

ter Buche. Dabei ist die

Technik so ausgefeilt, dass

die Anlagen ohne zusätzliche

Filter die vorgeschriebenen

Abgasgrenzwerte der Bun-

des-Immissionschutzverord-

nung BImSchV unterschrei-

ten.

Ein besonderes Brennkam-

mer- und Nachschubsystem,

ein 20 mm dickes Stahlge-

häuse, eine zugunabhängige

Abluftvorrichtung und jede

Menge Hitze machen dies

möglich.

Burn baby, burn

Wer Hackgut aller Art verbrennen will, muss einen

Ofen wählen, bei dem über der Brennkammer eine

Schüttung angebracht ist. Über diese Schüttung

rutscht der Holzabfall peu à peu Richtung Brennwabe,

wobei die unterste Schicht auf dem Glutbett ver-

brennt und ein Teil der dabei entstehende Hitze das

im Schacht befindliche Hackgut trocknet. Scheitholz

kann von Hand oder automa-

tisch aus einem Holzspeicher

nachgelegt werden. Eine

ausreichend dimensionierte

Schüttung lässt auch ganze

Paletten Richtung Glutbett

rutschen.

Die Brennwabe, auf der das

Holz ausbrennt, besteht aus

Keramik, die in Spezialguss,

einer Legierung aus Chrom-

nickelstahl, eingelassen ist.

So verbinden sich die hervor-

ragenden Ausbrandeigen-

schaften des ansonsten emp-

findlichen Materials Keramik

mit Widerstandskraft gegen

große mechanische Belas-

tungen. Das ist auch nötig:

Die Hackschnitzel mögen

sanft zum Material sein – pol-

ternde Meterscheite sind es

nicht im Geringsten.

Auf der Brennwabe wird das

Holz entzündet und abge-

brannt. Primärluft, wie sie für

die Holzvergasung benötigt wird, wird durch Löcher in

der Brennwabe zugeführt. Zuerst verdampft das Was-

ser, das auch im luftgetrockneten und gut gelagerten

Holz noch vorhanden ist. Brenntechnisch befinden wir

Wie man Wärme in Strom umwandelt

Abb. vorige Seite: Scheitholz, Brennwabe und Übergang zur zwei-ten Brennkammer eines hochmodernen Ofens.

Schicker Stahlkoloss: Der Schacht zur Bestückung des Ofens wird vom darüber

liegenden Stockwerk aus befüllt.

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Schafe scheren

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Schafscherer war früher ein Lehrberuf. Es braucht

Zeit, bis man die Technik gut genug beherrscht, um

weder dem Schaf noch sich selbst zu schaden. Sche-

ren geht ins Kreuz, in die Arme und in die Hände.

Heute wird das Metier meist von professionellen

Scherkolonnen oder Privatpersonen im Nebenerwerb

oder als Hobby ausgeübt. Gute Schafscherer schaffen

es, mehr als hundert Tiere am Tag aus der Wolle zu

pellen. Rekordhalter kommen auf über 300 Schafe.

Bei Schermeisterschaften werden Schafe in gut einer

Minute geschoren. Bewertet werden vor allem Unver-

sehrtheit, Schurtechnik und Exaktheit; Schnelligkeit ist

nur ein kleiner Bewertungspunkt.

Scheren muss man sich wie einen Tanz mit dem Schaf vorstellen:

Bei der Boden-

m e t h o d e , d e r

gebräuchlichsten

und schonends-

ten Schurtechnik,

sitzt das Schaf auf

den Füßen des

Scherers. Er gibt

ihm mit seinen

Füßen, Beinen

und Armen die

Richtung, die es

braucht, um sich

perfekt unter der

Schermaschine zu

bewegen oder

stillzuhalten.

Bei der Bankme-

thode setzt ein

Helfer das Schaf

auf ein Podest.

D e r S c h e r e r

klemmt ein Vor-

derbein zwischen

seine Beine. Er

hält und bewegt

das Schaf mit sei-

nem Körper. Die

Helfer müssen die Kunst beherrschen, das Schaf auf

das niedrige Podest zu setzen, und der Scherer muss

darauf achten, dass es von dort nicht herunterrutscht.

Der Vorteil besteht darin, dass man sich nicht bis auf

den Boden bücken muss. Wer die Bodenmethode

geübt hat, wird sich nicht auf die Bankmethode um-

stellen wollen und umgekehrt auch eher nicht. Es

würde sich anfühlen wie das Lernen eines anderen

Fingersatzes beim Saiteninstrument: Umgewöhnen ist

schwerer als neu lernen.

Schafe müssen einmal im Jahr geschoren werden,

Bergschafe sogar zweimal, auch wenn die Wolle hier-

zulande fast nichts wert ist und in keinem Fall die

Lohnkosten für den Schafscherer aufwiegt. Die we-

nigsten Rassen

werfen ihre Wolle

einfach ab, und

ein zu dickes Fell

z e h r t a n d e n

Schafen. Unter-

bleibt die regel-

mäß ige Schur,

wird das Wärme-

regulationsverhal-

ten der Tiere er-

heblich gestört.

Der Parasitenbe-

fall nimmt zu, und

die Lämmer ha-

ben Probleme,

die Zitzen ihrer

Mütter zu finden.

Wichtig zu wissen

i s t aber auch,

dass die Schafe

frisch geschoren

n a t ü r l i c h e r s t

Nicht dick, nur dick an: ein Bergschafbock lässt sich aus dem Mantel hel- fen.

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Brotbackenfür Stadt und Land

mit Backup(damit es auf jeden Fall was zum Frühstück gibt)

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Wir haben schon etliche Brotbackbücher auspro-

biert und waren von den Resultaten selten überzeugt.

Die Brote waren oft speckig, krümelig, fest und

schmeckten nur mit viel Begeisterung für Selbstge-

machtes und allenfalls in den ersten zehn Minuten.

Von den Experimenten ist jedoch ein Favorit übrig

geblieben. Das Brotbackbuch Nr. 1 von Lutz Geißler

zeigt nicht nur mit Liebe zum Detail, sondern vor al-

lem praxiserprobter Kenntnis, wie man leckeres Brot

backt. Die wichtigsten Zutaten: Planung, Zeit, Mehl,

Wasser, Salz und ab und zu ein itzebisschen Hefe.

Weil die Eigenschaften von Backhäusern (Backes) und

Backöfen sowie Land- und Stadtküchen sehr unter-

schiedlich sind, haben wir zwei Brotrezepte aus dem

Brotbackbuch Nr. 1 dem Härtetest „Urbanes Leben“

unterzogen: kein Platz auf der Arbeitsplatte und im

Kühlschrank, maximale Ofentemperatur 250°C, nor-

male Arbeitstage drumherum. Als Backup (falls das

Brot nichts wird) dienen Croissants. Unser Held in der

Feinbäckerei heißt Gaston Lenôtre und ist einer der

berühmtesten Pâtissiers der Welt.

Planung

Der erste Schritt besteht in der Entscheidung, wann

und was man backen möchte. Von hier an wird rück-

wärts gerechnet, um alle Arbeits- und Garschritte im

Tag/Uhrzeit diverse Vorbereitungen Landbrot Weizenmischbrot Croissants

Di 7 Uhr/19 Uhr Sauerteig Stufe 1

Mi 7 Uhr/19 Uhr Sauerteig Stufe 2

Do 7 Uhr/19 Uhr Sauerteig Stufe 3

Fr 7 Uhr/19 Uhr Sauerteig Stufe 4

Sa 8 Uhr Vorteig mischen (24 Stunden Gare)

Vorteig mischen(18 Stunden Gare)

Sa 17 Uhr Grundteig herstellen (1 Stunde Gare)

Sa 18 Uhr 3 Stunden Gare im Kühlschrank

Sa 21 Uhr 1. Tour(12 Stunden Gare)

So ab 8 Uhr Brotteig kneten (15 Min. + 1 Stunde Gare)

Autolyseteig (30 Minuten Gare)

So ab 8:30 Uhr Brotteig kneten (10 Min. + 1 Stunde Gare)

So ab 9 Uhr Backes an Brotteig kneten (3 Min. + 1½ Stunde Gare)

Brotteig kneten (3 Min. + 45 Minuten Gare)

2. Tour(1 Stunde Gare)

So ab 10 Uhr E-Ofen an Croissants formen

So 11 Uhr Brot einschießen Brot einschießen

So 12 Uhr Croissants backen

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VorratswirtschaftGrundlagen 2

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In der ersten QUICUMQUE-Ausgabe haben wir eine

Notfallkiste für Stadt und Land zusammengestellt, mit

der man vorübergehend grundversorgt sein kann.

Licht, Wasser, eine Kochgelegenheit, eine Toilette und

Nahrung für zwei Wochen waren darin enthalten. Im

zweiten Teil wollen wir weite-

re wichtige Utensilien hinzu-

fügen, mit denen ein Haus-

halt eine Weile unabhängig

sein kann: den Inhalt von

Notapotheke und Werkzeug-

kiste.

Ein unter medizinischen und

rechtlichen Gesichtspunkten

heikles Thema sind Medika-

mente und jede Art von Be-

handlungsvorschlägen. Des-

halb an dieser Stelle gleich

der ausdrückliche Hinweis

darauf, dass wir keine Thera-

pieempfehlungen abgeben

und auch niemanden zu Un-

fug anstiften wollen. Wir stel-

len nur zusammen, was unse-

rer Erfahrung nach sinnvoll ist

– und da wir mit der Tierapo-

theke aufgewachsen sind, lässt sich leicht schließen,

dass wir ein einigermaßen robustes, aber nicht grund-

sätzlich gesundes Verhältnis zu den Dingen haben.

Vielleicht sollte man sogar hinzufügen, dass unsere

medizinische Selbstversorgerkiste keinesfalls zur

Nachahmung zu empfehlen, sondern lediglich als An-

regung gedacht ist. Mit diesem dreifachen Sicher-

heitsnetz wagen wir einen Blick in unsere Bestände

und Maßnahmen.

Zur elementaren Vorsorge gehört bei uns das Impfen.

Wir sind bekennende Impfer, denn es ist unseres Er-

achtens klug, schwere und lebensgefährliche Erkran-

kungen wo möglich zu vermeiden. Die STIKO, die

Ständige Impfkommission, gibt Empfehlungen heraus,

gegen was man hierzulande geimpft sein sollte. 2014

waren mit dem Zusatz „alle Personen“ Impfungen

gegen Tetanus, Diphterie und Poliomyelitis gekenn-

zeichnet. Der Impfkalender

und die Empfehlungen der

STIKO können auf den Inter-

netseiten des Robert Koch-

Institutes eingesehen wer-

den.

AlkoholEines der ältesten Univer-

salmittel ist Alkohol: Er wird

seit tausenden von Jahren in

Form von Wein und Bier

hergestellt. Wann genau der

Mensch mit dem Destillieren

begonnen hat, ist nicht be-

kannt. Erste sichere Hinweise

und Anleitungen zum Destil-

lieren finden sich im 13.

Jahrhundert; insbesondere

Klöster entwickelten Medizin

auf alkoholischer Basis. Ihre

Schnäpse und Kräuterliköre

erfreuen sich noch heute großer Beliebtheit. Alkohol

kann zur Bekämpfung von Schmerzen, Angst, Schlaf-

losigkeit und zur Traumabewältigung eingesetzt wer-

den. Reiner Alkohol wirkt keimtötend und desinfizie-

rend. Im Regal stehen bei uns deshalb zwei Flaschen

Doppelkorn zur inneren Anwendung und eine Flasche

96 %iger Ethylalkohol für die äußere.

Außerdem ist Alkohol bekannt für seine aphrodisie-

renden Eigenschaften, was allerdings für die Notfalla-

potheke zweitrangig sein mag. Und alle Vorzüge än-

dern leider nichts an der Tatsache, dass Alkohol, re-

gelmäßig und in größeren Mengen genossen, der

Notapotheke und Werkzeugkiste

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Gesundheit und

dem Bruttosozial-

produkt recht ab-

träglich ist.

Honig

Das zweite Univer-

salmittel ist kalt

g e s c h l e u d e r t e r

Bienenhonig. Ins-

besondere zur Be-

handlung offener

und schlecht hei-

lender Wunden

eignet sich er sich

h e r v o r r a g e n d ,

denn er enthält

antibakteriell wir-

kende Substanzen,

reinigt das Wund-

bett und regt neue

Zellen zum Wachstum an. In Studien konnte gezeigt

werden, dass selbst schwierige und stark entzündete

Wunden, die mit Honigverbänden versorgt wurden,

heilten. Honig hat in der Wundversorgung zusätzlich

den Vorzug, einen schmerzfreien Verbandwechsel zu

ermöglichen. Die Honigauflage erlaubt nämlich (an-

ders als ein mit den neu gebildeten Zellen verklebter

Verband) Kompressen ohne Zerstörung der frischen

Hautzellen abzuziehen.

Allerdings kommt in neuerer Zeit in der professionel-

len Wundversorgung nur medizinischer Honig zum

Einsatz, der mit Hilfe von Gammastrahlen sterilisiert

wurde.

Wer Speisehonig nimmt, muss wissen, dass auch die-

ser von Natur aus steril ist, er jedoch Sporen des Er-

regers Clostridium botulinum enthalten kann. Diese

mögliche Verunreinigung ist auch der Grund, warum

Säuglinge bis zu einem Jahr keinen Honig essen soll-

ten. Ihre Darmflora ist noch nicht ausreichend entwi-

ckelt, so dass die Sporen keimen können und das gif-

tige Botulinumtoxin freigesetzt wird. Bei der Wund-

behandlung mit kontaminiertem Speisehonig kann es

zu Wundbotulismus kommen. Botulinumtoxin wird

zwar in der Medizin zur Behandlung von Spastiken

und Migräne eingesetzt. In höheren Dosen verursacht

es allerdings Lähmungen bis hin zum tödlichen Atem-

stillstand. Lähmung der Augenmuskulatur und Dop-

pelbilder sind in der Regel die ersten Symptome, die

auf Botulismus hinweisen. Die Inkubationszeit beträgt

ungefähr zwei Wochen. Das Bieneninstitut Celle hat

im Jahr 2000 in zwei von 200 Honigproben den Erre-

ger nachweisen können. Laut Ärzteblatt (April 2015)

trat der letzte Fall von Wundbotulismus in Deutsch-

land im Jahr 2010 auf. Botulismus ist meldepflichtig.

Bei Verdacht auf Botulismus ist schleunigst der Arzt

aufzusuchen, der ein Antitoxin spritzen wird. Ist kein

Arzt in der Nähe, hilft nur noch beten – und der Dop-

pelkorn aus der Hausapotheke gegen die Angst.

Honig eignet sich aufgrund seiner antibiotischen Ei-

genschaften zur Behandlung von Halsschmerzen und

Magen-Darm-Beschwerden. Hierzu löst man ihn am

besten in Tee oder warmer Milch auf. Ihm werden

auch blutdrucksenkende und herzschützende Eigen-

schaften zugeschrieben.

Pille mit Honig versüßt

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HaltbarmachenSauer Einlegen, Einkochen, Trockenlagern, Einlagern

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Im ersten Teil unserer Selbstversor-

gungsreihe haben wir einen Garten

für einen Vierpersonenhaushalt

angelegt. In dieser Ausgabe be-

fassen wir uns mit dem Konser-

vieren des geernteten Gemüses.

Die hier zugrunde gelegten Men-

gen beziehen sich deshalb einer-

seits auf den Ertrag aus diesem

Garten. Andererseits können

sie auch einfach als Richt-

schnur für eine Wintervor-

ratswirtschaft dienen.

GrundlagenEinkochen, Einlegen, Einlagern

Vorräte sollten mindestens für die Zeit von

Ende Oktober bis Ende März angelegt werden.

Als Faustregel kann gelten, dass eine Person

pro Tag 250 Gramm Gemüse verzehrt.

Gemüse wird eingekocht, eingelegt oder ein-

gelagert. Lauch und Rosenkohl können

auf den Beeten bleiben und überste-

hen auch Frost.

Ausgereifte Bohnen und Erbsen so-

wie Zwiebeln eignen sich für die

Trockenaufbewahrung.

Wir haben bei unseren Überlegungen be-wusst auf die Gefrierbevorratung

verzichtet.

Einfrieren ist zwar sehr praktisch

und zeitsparend, macht

aber eben auch ab-

hängig von kontinu-

ierlicher Stromver-

sorgung. Sellerie,

Erbsen, Möhren,

Rosenkohl und

Lauch können gut

roh e ingef roren

werden. Rot- und

Weißkohl, Bohnen und

Oberkohlrabi sollten vor dem

Einfrieren blanchiert werden.

Alle übrigen Gemüsesorten

gewinnen im Gefrierschrank

unserer Erfahrung nach

nicht an Qualität.

Einkochen

Zum Einwecken oder Einkochen

benötigt man Einmachgläser – wir ver-

wenden 1-Liter-Gläser, Gummieinmach-

ringe, Klammern und einen Topf zum

Einkochen.

Planung der Selbstversorgung, Teil 2

Laut Duden online erhielt der Begriff „einwecken“ zu ersten Mal 1934 einen Platz in dem berühmten

Nachschlagewerk. Das Wort ist auf Johann Carl Weck zurückzuführen (1841 - 1914), der das Ein-

kochverfahren in Deutschland bekannt machte. In Süddeutschland und Österreich benutzt man häu-

figer das Wort „einrexen“.

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Einkochapparat, Topf, Wäschekessel

Am praktischsten ist ein moderner Einkochapparat. Es

kann aber auch in jedem Kochtopf, der groß genug

ist, in einem emaillierten Kessel mit Gläsereinsatz und

Thermostat oder, wie früher üblich, in einem Wasch-

kessel über dem Feuer eingekocht werden. Egal wo-

mit man einkocht: Es muss immer ein Rost im Topf

liegen, damit die Gläser nicht direkt auf der Heizquel-

le stehen. In den normalen emaillierten Einkocher be-

kommt man fünf 1-Liter-Gläser. Rundrandgläser kön-

nen in mehreren Lagen eingekocht werden.

Gläserarten

Besonders geeignet sind Rundrandgläser, aber auch

die älteren Schleifrand- und Rillengläser sowie mo-

derne Gläser mit Twist-off-Verschlüssen sind

brauchbar. Gläser mit Bügelverschluss sind schön und

beim Einkochen praktisch, später ist es aber schwer zu

kontrollieren, ob sie wirklich dicht schließen.

Gläser spülen und füllen

Die Gläser müssen sauber gespült und absolut seifen-

frei sein. Rand und Deckel der Gläser dürfen nicht

beschädigt sein.

Die Gummiringe kocht man 2 bis 3 Minuten in Wasser

mit einem Schuss Essig auf, spült sie mit heißem Was-

ser klar nach und lässt sie bis zum Gebrauch in diesem

Wasser liegen. Die Ringe werden nass aufgelegt. Alte

Einmachgläser mit einem Massiv- oder Rillenrand dür-

fen nur bis 2 cm unter dem Rand befüllt werden. Die-

se Füllhöhe führt dazu, dass die oberste Schicht des

Einkochgutes sich im Laufe der Zeit verfärbt, da sie

mit Luft in Kontakt kommt. Rundrandgläser lassen sich

am einfachsten befüllen. Hier kann das Kochgut bis

zur Unterkante des Randes eingefüllt werden. Es ist

kein Luftpolster nötig – ausgenommen bei Wurstmas-

se und Kuchenteig, weil diese beim Einkochen aufge-

hen.

Zum Einwecken Gummiring und Deckel auflegen und

das Glas zuklammern. Zwischen Glasrand und Ver-

Rillenglas

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Dag Schulze ist eigentlich Physiker. Sein naturwis-senschaftliches Interesse führte ihn zum Klima-schutz, der Klimaschutz zum langfristigen Wirt-schaften und das langfristige Wirtschaften schließ-lich zur Auseinandersetzung mit alternativen und ökonomisch sinnvollen Geldströmen. Schulze hat in Berlin eine komplementäre Währung,

den BERLINER, eingeführt, die Solardraisine an der

Bergstraße in Bewegung gesetzt und er gehört zu den

Pionieren, die für die Bundesregierung bereits in den

90ern Bilder von der Wärmeabstrahlung ungedämm-

ter Häuser erstellt haben. Hauptamtlich ist er in der

Europäischen Geschäftsstelle des Klima-Bündnis für

den Fachbereich Energie zuständig. Seine Kernthe-

men sind Nachhaltigkeit und Wirtschaftspluralismus.

QCQ: Herr Dr. Schulze, wie können Selbstversor-gung und autarke Lebensformen, die fast zwangs-läufig mit sparsamem Konsum zu tun haben, mit Wohlstand und damit mit Friedenssicherung – den Garanten freiheitlicher Lebensformen – in Einklang gebracht werden?DS: Wirtschaftspluralismus wäre eine Möglichkeit, also

die Koexistenz von beispielsweise Tauschringen und

Selbstversorgung neben der kreditgeldbasierten Wirt-

schaft.

Ein großes Problem unserer Zeit ist die Neigung zur

Einfalt, zum Monopol, und der Verlust von Vielfalt.

Alternativlosigkeit ist eine Bedrohung für Marktwirt-

schaft und übrigens auch für Demokratie. Sobald vor-

wiegend Monopole bestehen, können Monopolisten

Der PhysikerDie Ökonomie der Autarkie

Ein Interview mit Dr. Dag Schulze

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einen beliebigen Preis festsetzen; eine die Marktwirt-

schaft kennzeichnende Preisbildung über Angebot

und Nachfrage ist dann nicht mehr möglich. Die sozi-

alistischen Wirtschaften waren zum großen Teil von

einem Mangel an Vielfältigkeit geprägt. Monopole

sind gefährlich für eine Demokratie, weil Staaten er-

pressbar werden. Es sollte uns beunruhigen, dass wir

die Rede von der Alternativlosigkeit bestimmter Maß-

nahmen während der Finanzkrise unserer Bundeskanz-

lerin haben durchgehen lassen. 

QCQ: Das liegt eventuell daran, dass nicht alle Al-ternativvorschläge sinnvoll genug sind, um es auf die Titelseiten zu schaffen. Welche Alternativen sehen Sie?DS: Langsam die Unabhängigkeit steigern. Das isses

auch schon.

QCQ: Im Sinne von „bloß kei-ne Revolution“?DS: Ja. Ich würde eher von ei-

ner Evolution reden wollen.

Wobei leider ein Problem ist,

dass Menschen erst etwas än-

dern, wenn es weh tut. Wir sind

sehr bequem und müssen oft

erst fühlen, bevor wir umdenken. 

Der langsame Prozess gestei-

gerter Unabhängigkeit beginnt

meines Erachtens im Wesentlichen damit, die Abhän-

gigkeit von Erwerbsarbeit zu reduzieren. 

QCQ: Wohlstand ohne Arbeit? DS: Nein. Gearbeitet werden muss. Es geht um Wohl-

stand mit weniger Erwerbsarbeit und weniger Kon-

sum. Gesellschaftlicher Status kommt hierzulande viel

über Erwerbsarbeit zustande. Geld und Eigentum

werden häufig darüber gerechtfertigt, dass man sich

das erarbeitet hat. Nehmen Sie die Immobilienkrise in

Amerika: Man hätte die Krise ja auch lösen können,

indem man die Leute in den Häusern gelassen hätte.

Wenn man das Geld, das man für die Bankenrettung

ausgegeben hat, den Menschen gegeben hätte, hät-

ten die auf einen Schlag ihr Häuser abbezahlen kön-

nen. Wir hätten dann die gleiche Situation wie heute,

mit dem Unterschied, dass die Leute ein Dach über

dem Kopf hätten und die Häuser nicht verfallen wür-

den. Sie würden die Häuser besitzen und die Bank

hätte das Geld und wäre auch gerettet. Aber das ist

nicht möglich, weil wir der Ideologie anhängen, dass

man erfolgreiche Erwerbsarbeit betreiben muss, um

etwas zu bekommen. Wobei der produktiven Er-

werbsarbeit ein wesentlich größerer Wert beigemes-

sen wird als der reproduktiven: Für Kindererziehung

gibt es wesentlich weniger Anerkennung als bei-

spielsweise für den Bau eines Computers. 

QCQ: Wäre nicht jeder, der versucht, ordentlich zur Wertschöpfung beizutragen, gestraft, wenn es anders liefe als über Erwerbsarbeit? DS: Wenn es ein bedingungsloses Grundeinkommen

gäbe, das mit einer neuartigen

Parallelwährung ausgezahlt

wird, könnte die Abhängigkeit

von Erwerbsarbeit reduziert

werden. Damit ist noch nichts

über die Kaufkraft der Parallel-

währung gesagt. Vielleicht sind

100 Währungseinheiten aus

dem Grundeinkommen 100

Euro wert, vielleicht bekomme

ich dafür aber auch nur ein

Brot. Das hängt davon ab, wie

viel die Menschen in diesem

System arbeiten, wie viel sie leisten, denn die Geld-

menge ist in diesem System nur abhängig von der

Anzahl der Köpfe.

Angenommen, es würde immer weniger Brot geba-

cken, weil jeder im Prinzip aufgrund des monatlichen

Grundeinkommens faul sein könnte, dann würde der

Brotpreis steigen, dann müssten die Leute sich ent-

weder über steigende Selbstversorgung das Brot or-

ganisieren oder sie müssten wieder mehr arbeiten,

um sich Brot leisten zu können. Wir bleiben in einem

marktwirtschaftlichen System: mehr Arbeit, mehr Ein-

kommen. Nur der, der über ein bestimmtes Vermögen

hinaus spart – die Eigentumsfrage einmal außen vor

gelassen, denn sie kann dieses System ein Stück weit

unterhöhlen – wird bestraft. Es gibt kein Sparen um des

Sparens willen, sondern Austausch wird attraktiv. Das

Alternativlosigkeit ist eine Bedrohung für die Marktwirtschaft und übrigens auch für die Demokratie.