2 Region Mittwoch, 28. März 2018 Region 3 UFENAU DIE ......(pkl, stv. Chefredaktor), Conradin...

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oder Helikopter auf die Insel ge- bracht werden. Kräne durften an der Baustelle keine eingesetzt werden, weshalb dort viel Hand- arbeit zum Einsatz kam. Glücklicherweise wurden die Arbeiter während der langen Umbauzeit von einem absoluten Profi verpflegt. Beat Lötscher, einer der Pächter, hat den Fähr- dienst erledigt, das Mittagessen bereitgestellt oder auch mal ein Pflaster ausgehändigt. «Er war die Mutter der Baustelle», lobt Roskothen. Olivia Tjon-A-Meeuw UFENAU DIE ARCHITEKTUR AUF DER INSEL DER STILLE entworfen, erklärt er. Der Grill ist ein massives Quadrat aus Mes- sing. Nun stehen Gasthaus, An- bau und Grill nebeneinander und symbolisieren mit den drei Mate- rialien Stein, Holz und Stahl auch drei verschiedene Epochen auf der Ufenau. Handarbeit statt Kräne Die massive Grillstation – sie wiegt fünf Tonnen – wurde per Helikopter auf die Insel geflogen. Überhaupt war die Logistik wäh- rend des Umbaus eine Herausfor- derung. Alles musste per Schiff am Ende nicht zu neu aussehen. Die Spuren des Alters sollten er- halten bleiben, etwa in den auf- wendig restaurierten Holzböden und Decken im Obergeschoss. Nicht alle Gebäude auf der Insel sind allerdings so alt wie das Gasthaus. Der Anbau etwa wurde extra für die Landesausstellung 1939 erstellt. Das Gebäude sei of- fensichtlich als Provisorium ge- dacht gewesen und dementspre- chend einfach konstruiert, meint Roskothen. Dennoch findet er das Nebengebäude bedeutend, weil es eine der letzten Landi-Bauten sei. Der Anbau erhielt daher ebenfalls eine Auffrischungskur. Obwohl die sanfte Restaurie- rung der Gebäude im Vorder- grund stand, gibt es auf der Ufen- au nun doch einige neue Gebäu- de: einen Technikanbau, ein WC- Gebäude und den Grill. Alle erstellt auf den Grundrissen von Vorgängergebäuden. Mit der Grillstation hat Ros- kothen einen persönlichen Ak- zent setzen können. Gleichzeitig symbolisiert sie auch die Moder- ne auf der Insel, hat der Architekt sie doch in der heutigen Sprache Barock und Moderne vereint Das Gasthaus zu den zwei Raben ist mit 337 Jahren eine alte Dame. Einst ein Pächterhaus, wird im barocken Bau seit 1831 die Gast- freundschaft gepflegt. Doch in den letzten Jahren konnte sich der Restaurantbetrieb nicht von der besten Seite zeigen. Die Tech- nik war veraltet, das Haus zeigte Spuren seines hohen Alters. Ein behelfsmässiges Zelt für die Ver- pflegung der Gäste verschönerte das Bild nicht. Deshalb wurde das Gasthaus inklusive Anbau – beide stehen unter Denkmalschutz– nun während 18 Monaten für gut sieben Millionen Franken umfas- send restauriert. «Es ging darum, die Seele des alten Hauses wieder hervorzuho- len», erklärt der Rapperswiler Architekt Frank Roskothen. Dies taten Roskothen und seine Mit- streiter, indem sie das Gebäude auf den Zustand nach der letzten grossen Restauration in den 1860er-Jahren zurückführten. Dazu gruben sie zum Beispiel die Gasträume im Untergeschoss auf die Ursprungstiefe zurück. Bei früheren Umbauten war der Bo- den mit einer mehreren Zentime- te hohen Schicht bedeckt wor- den, die nun wieder abgetragen wurde. Durch das Entfernen älterer Schichten kam zum Teil Überra- schendes ans Tageslicht. So etwa beim Holzfachwerk. Es sah von aussen solide aus, doch als man die Balken während der Restau- ration im Detail anschauen konn- te, stellte sich heraus: «Eigentlich stand das Dach nur noch auf dem Putz.» Spuren des Alters erhalten Es war Roskothen ein Anliegen, dass die Gebäude auf der Ufenau Das Gasthaus auf der Insel Ufenau zeigt sich nach langer Renovation in neuem Glanz. Aber die Spuren von 300 Jahren bleiben sichtbar. Auch die verschiedenen Epochen der Bautätigkeit auf der Insel werden betont – etwa durch den modernen Grill. Der Gastrobetrieb auf der Ufenau: Das barocke Gasthaus zu den zwei Raben, der Anbau aus den 30er-Jahren und der moderne Grill aus Messing. Foto: Frank Roskothen «Es ging darum, die Seele des alten Hauses wieder hervorzuholen.» Frank Roskothen, Architekt SERIE Zurück auf die Insel Ufenau Das Haus, das nie war Eigentlich hätte das Gasthaus zu den zwei Raben nach der Auffri- schungskur der Insel Ufenau nur noch die zweite Geige spielen sol- len. Der renommierte Architekt Peter Zumthor hatte Anfang der Nullerjahre einen ambitionier- ten Neubau für ein Sommerres- taurant entworfen. Blickfang wäre das 43 Meter lange und 16 Meter breite segel- förmige Dach des Sommerres- taurants gewesen. Bis zu 250 Gäs- te hätten darunter Platz gefun- den. Für das barocke Gasthaus war eine Restaurierung, für den Anbau ein Abbruch geplant. Doch verschiedene Organisa- tionen bemängelten das Fehlen eines Gutachtens der Eidgenössi- schen Kommission für Natur- und Heimatschutz (ENHK) und reichten Einsprache gegen das Projekt ein. Das Gutachten der ENHK kam zum Schluss, dass ein Neubau aufgrund der strengen Bestim- mungen des Moorlandschafts- schutzes nicht wünschenwert sei. Daher entschied das Kloster Ein- siedeln, Besitzer der Insel, das Zumthor-Projekt ein einer ver- kleinerten Version voranzutrei- ben. Einige Verbände konnten sich aber immer noch nicht mit dem Projekt anfreunden und be- kämpften es bis vor das Bundes- gericht. Das höchste Gericht ent- schied 2011 schliesslich, dass ein Neubau nicht zulässig sei. In ge- schützten Moorlandschaften sei einzig der Unterhalt und die Er- neuerung bestehender Gebäude erlaubt. Auch der geplante Ab- bruch des hölzernen Anbaus wurde als erhebliche Beeinträch- tigung des Ortsbildes gewertet. Dieser Entscheid bedeutete das Ende für das Zumthor-Projekt. Der Vergleich kommt immer Doch der Geist des Zumthor-Pro- jekts hing über dem neuen Res- taurierungsprojekt. Es seien häu- fig Vergleiche angestellt worden, erzählt der Rapperswiler Archi- tekt Frank Roskothen, der die Restaurierung leitete. «Aber mich hat das nicht gestört», meint er. Er habe immer klar ge- sagt, dass er einen komplett ande- ren Zugang habe. Doch Zumthors Projekt habe ihm auch gefallen. Wie genau die Öffentlichkeit beim Thema Ufenau hinschaut, hat Frank Roskothen auch selbst erlebt. Zwar gingen gegen sein Projekt keine Einsprachen ein. Dafür wurde der Architekt häufig persönlich mit Fragen konfron- tiert. Obwohl während 18 Mona- ten keine Kursschiffe an der Ufenau anlegten, setzten immer noch Privatboote über. Die Be- gegnungen mit den Ausflüglern seien aber immer von Respekt ge- prägt gewesen. «Das liegt wohl auch an der speziellen Atmosphä- re auf der Insel.» Olivia Tjon-A-Meeuw Das Kloster Einsiedeln wollte auf der Insel der Stille einen Neubau von Peter Zumthor realisieren. Das Bundesgericht brachte das Projekt aber nach jahrelangem Streit zu Fall. Das geplante Sommerrestaurant von Peter Zumthor mit dem markanten Segeldach. Visualisierung: PD Die Insel der Stille ist für die Öf- fentlichkeit wieder zugänglich. Am 23. April wird auf der Insel Ufenau das Haus zu den zwei Raben nach einer umfassenden Sanierung wieder eröffnet. Be- reits am Karfreitag legen die Schiffe der Zürichsee-Schiff- fahrtsgesellschaft wieder auf der Insel an. Ab heute erzählt die «Zürichsee-Zeitung» in loser Folge Geschichten über bekann- te und unbekannte Seiten der Insel: von der Architektur über die Natur bis hin zu den Men- schen, welche die Insel immer in ihrem Herzen tragen werden. Al- le Artikel zur Ufenau finden Sie auch in unserem Web-Dossier unter www.zsz.ch. red Zürichsee-Zeitung Obersee Mittwoch, 28. März 2018 Region | 2

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oder Helikopter auf die Insel ge-bracht werden. Kräne durften ander Baustelle keine eingesetztwerden, weshalb dort viel Hand-arbeit zum Einsatz kam.

Glücklicherweise wurden dieArbeiter während der langenUmbauzeit von einem absolutenProfi verpflegt. Beat Lötscher,einer der Pächter, hat den Fähr-dienst erledigt, das Mittagessenbereitgestellt oder auch mal einPflaster ausgehändigt. «Er wardie Mutter der Baustelle», lobtRoskothen.

Olivia Tjon-A-Meeuw

UFENAU DIE ARCHITEKTUR AUF DER INSEL DER STILLE

entworfen, erklärt er. Der Grill istein massives Quadrat aus Mes-sing. Nun stehen Gasthaus, An-bau und Grill nebeneinander undsymbolisieren mit den drei Mate-rialien Stein, Holz und Stahl auchdrei verschiedene Epochen aufder Ufenau.

Handarbeit statt KräneDie massive Grillstation – siewiegt fünf Tonnen – wurde perHelikopter auf die Insel geflogen.Überhaupt war die Logistik wäh-rend des Umbaus eine Herausfor-derung. Alles musste per Schiff

am Ende nicht zu neu aussehen.Die Spuren des Alters sollten er-halten bleiben, etwa in den auf-wendig restaurierten Holzbödenund Decken im Obergeschoss.

Nicht alle Gebäude auf derInsel sind allerdings so alt wie dasGasthaus. Der Anbau etwa wurdeextra für die Landesausstellung1939 erstellt. Das Gebäude sei of-fensichtlich als Provisorium ge-dacht gewesen und dementspre-chend einfach konstruiert, meintRoskothen. Dennoch findet er dasNebengebäude bedeutend, weiles eine der letzten Landi-Bauten

sei. Der Anbau erhielt daherebenfalls eine Auffrischungskur.

Obwohl die sanfte Restaurie-rung der Gebäude im Vorder-grund stand, gibt es auf der Ufen-au nun doch einige neue Gebäu-de: einen Technikanbau, ein WC-Gebäude und den Grill. Alleerstellt auf den Grundrissen vonVorgängergebäuden.

Mit der Grillstation hat Ros-kothen einen persönlichen Ak-zent setzen können. Gleichzeitigsymbolisiert sie auch die Moder-ne auf der Insel, hat der Architektsie doch in der heutigen Sprache

Barock und Moderne vereint

Das Gasthaus zu den zwei Rabenist mit 337 Jahren eine alte Dame.Einst ein Pächterhaus, wird imbarocken Bau seit 1831 die Gast-freundschaft gepflegt. Doch inden letzten Jahren konnte sichder Restaurantbetrieb nicht vonder besten Seite zeigen. Die Tech-nik war veraltet, das Haus zeigteSpuren seines hohen Alters. Einbehelfsmässiges Zelt für die Ver-pflegung der Gäste verschönertedas Bild nicht. Deshalb wurde dasGasthaus inklusive Anbau – beidestehen unter Denkmalschutz–nun während 18 Monaten für gutsieben Millionen Franken umfas-send restauriert.

«Es ging darum, die Seele desalten Hauses wieder hervorzuho-len», erklärt der RapperswilerArchitekt Frank Roskothen. Diestaten Roskothen und seine Mit-streiter, indem sie das Gebäudeauf den Zustand nach der letztengrossen Restauration in den1860er-Jahren zurückführten.Dazu gruben sie zum Beispiel dieGasträume im Untergeschoss aufdie Ursprungstiefe zurück. Beifrüheren Umbauten war der Bo-den mit einer mehreren Zentime-te hohen Schicht bedeckt wor-den, die nun wieder abgetragenwurde.

Durch das Entfernen ältererSchichten kam zum Teil Überra-schendes ans Tageslicht. So etwabeim Holzfachwerk. Es sah vonaussen solide aus, doch als mandie Balken während der Restau-ration im Detail anschauen konn-te, stellte sich heraus: «Eigentlichstand das Dach nur noch auf demPutz.»

Spuren des Alters erhaltenEs war Roskothen ein Anliegen,dass die Gebäude auf der Ufenau

Das Gasthaus auf der Insel Ufenau zeigt sich nach langer Renovation in neuem Glanz. Aber die Spuren von 300 Jahren bleiben sichtbar. Auch die verschiedenen Epochen der Bautätigkeit auf der Insel werden betont – etwa durch den modernen Grill.

Der Gastrobetrieb auf der Ufenau: Das barocke Gasthaus zu den zwei Raben, der Anbau aus den 30er-Jahren und der moderne Grill aus Messing. Foto: Frank Roskothen

«Es ging darum,die Seele des alten Hauses wieder hervorzuholen.»

Frank Roskothen,Architekt

SERIE

Zurück auf dieInsel Ufenau

Das Haus, das nie war

Eigentlich hätte das Gasthaus zuden zwei Raben nach der Auffri-schungskur der Insel Ufenau nurnoch die zweite Geige spielen sol-len. Der renommierte ArchitektPeter Zumthor hatte Anfang derNullerjahre einen ambitionier-ten Neubau für ein Sommerres-taurant entworfen.

Blickfang wäre das 43 Meterlange und 16 Meter breite segel-förmige Dach des Sommerres-taurants gewesen. Bis zu 250 Gäs-te hätten darunter Platz gefun-den. Für das barocke Gasthauswar eine Restaurierung, für denAnbau ein Abbruch geplant.

Doch verschiedene Organisa-tionen bemängelten das Fehleneines Gutachtens der Eidgenössi-schen Kommission für Natur-und Heimatschutz (ENHK) undreichten Einsprache gegen dasProjekt ein.

Das Gutachten der ENHK kamzum Schluss, dass ein Neubauaufgrund der strengen Bestim-mungen des Moorlandschafts-

schutzes nicht wünschenwert sei.Daher entschied das Kloster Ein-siedeln, Besitzer der Insel, dasZumthor-Projekt ein einer ver-kleinerten Version voranzutrei-ben.

Einige Verbände konnten sichaber immer noch nicht mit demProjekt anfreunden und be-kämpften es bis vor das Bundes-gericht. Das höchste Gericht ent-schied 2011 schliesslich, dass ein

Neubau nicht zulässig sei. In ge-schützten Moorlandschaften seieinzig der Unterhalt und die Er-neuerung bestehender Gebäudeerlaubt. Auch der geplante Ab-bruch des hölzernen Anbaus

wurde als erhebliche Beeinträch-tigung des Ortsbildes gewertet.Dieser Entscheid bedeutete dasEnde für das Zumthor-Projekt.

Der Vergleich kommt immerDoch der Geist des Zumthor-Pro-jekts hing über dem neuen Res-taurierungsprojekt. Es seien häu-fig Vergleiche angestellt worden,erzählt der Rapperswiler Archi-tekt Frank Roskothen, der dieRestaurierung leitete. «Abermich hat das nicht gestört»,meint er. Er habe immer klar ge-sagt, dass er einen komplett ande-ren Zugang habe. Doch ZumthorsProjekt habe ihm auch gefallen.

Wie genau die Öffentlichkeitbeim Thema Ufenau hinschaut,hat Frank Roskothen auch selbsterlebt. Zwar gingen gegen seinProjekt keine Einsprachen ein.Dafür wurde der Architekt häufigpersönlich mit Fragen konfron-tiert. Obwohl während 18 Mona-ten keine Kursschiffe an derUfenau anlegten, setzten immernoch Privatboote über. Die Be-gegnungen mit den Ausflüglernseien aber immer von Respekt ge-prägt gewesen. «Das liegt wohlauch an der speziellen Atmosphä-re auf der Insel.»

Olivia Tjon-A-Meeuw

Das Kloster Einsiedeln wollte auf der Insel der Stille einen Neubau von Peter Zumthor realisieren. Das Bundesgericht brachte das Projekt aber nach jahrelangem Streit zu Fall.

Das geplante Sommerrestaurant von Peter Zumthor mit dem markanten Segeldach. Visualisierung: PD

Die Insel der Stille ist für die Öf-fentlichkeit wieder zugänglich. Am 23. April wird auf der Insel Ufenau das Haus zu den zwei Raben nach einer umfassenden Sanierung wieder eröffnet. Be-reits am Karfreitag legen die Schiffe der Zürichsee-Schiff-fahrtsgesellschaft wieder auf der Insel an. Ab heute erzählt die «Zürichsee-Zeitung» in loser Folge Geschichten über bekann-te und unbekannte Seiten der Insel: von der Architektur über die Natur bis hin zu den Men-schen, welche die Insel immer in ihrem Herzen tragen werden. Al-le Artikel zur Ufenau finden Sie auch in unserem Web-Dossier unter www.zsz.ch. red

Zürichsee-Zeitung OberseeMittwoch, 28. März 2018Region

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Sein Name war Hase – Feldhase,um genau zu sein, oder auchLepus europaeus. Er lebte vorvielen Jahrzehnten noch in statt-licher Anzahl auf den hiesigenWiesen und Feldern. Heutegilt er als äusserst selten und stehtin der Schweiz auf der Roten Listeder gefährdeten Tierarten. ImSchnitt gibt es schweizweitnoch ein bis zwei Feldhasen pro100 Hektaren.

«Deprimierend» sei das, sagtWildhüter Benedikt Jöhl. Er istim Linthgebiet zuständig für dieZählung der Feldhasen. JedesJahr im März macht er sich mitdrei Teams auf, um nachts mitdem Auto und Handscheinwer-fern die Talebenen abzufahren.Rund 200 Meter weit leuchtendie Scheinwerfer das Gebiet aus,schildert Jöhl, zusätzlich hat erden Feldstecher mit dabei. Blitztim Lichtkegel eine silberne Refle-xion aus einem Tierauge auf, ste-hen die Chancen gut, dass es sichum einen Feldhasen handelt. DieTiere sind im Gegenzug zu Kanin-chen nachtaktiv. Meist werden siein der Zeit zwischen neun Uhrabends und Mitternacht gesich-tet, weiss Jöhl.

Dieses Jahr fällt die Bilanz desWildhüters aber – einmal mehr –ernüchternd aus. Gerade mal zweiFeldhasen hat er gezählt, beide inder Gemeinde Benken. Meist sindes die Ebenen rund um das Kalt-brunner Riet, in denen die weni-gen Feldhasen der Region leben.Auch letztes Jahr kam Jöhl nurauf zwei Feldhasen; die Zahl derTiere im Linthgebiet ist seit Jah-ren äusserst tief. Zum Vergleich:In den 1990er-Jahren kam derWildhüter im ganzen Gebiet See-

dieses Etappensiegs noch nötigist.

Sollte Kuster tatsächlich einenRekurs einlegen, dann bräuchtedas kantonale Baudepartementeinige Wochen für die Behand-

lung. Baut die Gemeinde in die-ser Zeit, riskiert sie, eine Zwangs-pause einlegen zu müssen, fallsdie aufschiebende Wirkungwieder in Kraft gesetzt wird.

Olivia Tjon-A-Meeuw

Redaktion Zürichsee-Zeitung Obersee, Florhofstrasse 13, 8820 WädenswilTelefon: 055 220 42 42E-Mail Redaktion: [email protected]

HERAUSGEBERINZürcher Regionalzeitungen AG, Garnmarkt 10, 8401 Winterthur, Verleger: Pietro SupinoLeiter Verlag: Robin Tanner

CHEFREDAKTIONBenjamin Geiger (bg, Chefredaktor), Philipp Kleiser (pkl, stv. Chefredaktor), Conradin Knabenhans (ckn, Leiter Regionalredaktion), Patrick Gut (pag, Leiter Kantonsredaktion), Urs Stanger (ust, Sportchef),Martin Steinegger (mst, Leiter Online)

LEITUNG REDAKTION TAMEDIAArthur Rutishauser (ar, Chefredaktor Redaktion Tamedia), Adrian Zurbriggen (azu), Armin Müller (arm), Iwan Städler (is), Michael Marti (MMA).

TAMEDIA EDITORIAL SERVICESSimon Bärtschi (Leitung), Stefan Ryser (Stv., Textproduktion), Martin Haslebacher (Projekte).Layout: Andrea Müller. Bildredaktion: Olaf Hille. Infografik: Marina Bräm. Fotografenpool Zürich: Olaf Hille, Madeleine Schoder. Korrektorat: Rita Frommenwiler Schumow

ABOSERVICE Telefon: 0848 805 521, Fax: 0848 805 520, [email protected]. Lesermarketing: René Sutter, Telefon: 052 266 99 00, [email protected]

INSERATETamedia Advertising, Alte Jonastrasse 24, 8640 Rapperswil. Telefon: 044 515 44 66. Fax: 044 515 44 69. E-Mail: [email protected] Todesanzeigen über das Wochenende: [email protected] Werbemarkt: Jost Kessler

DRUCKDZZ Druckzentrum Zürich AGDie Verwendung von Inhalten dieses Titels durch nicht Autorisierte ist untersagt und wird gerichtlich verfolgt.

Impressumwww.zsz.ch

Vereinigung von Kirchen auf gutem WegOBERSEE/UZNACH In den letz-ten Tagen haben die Katholi-schen Kirchgemeinden von Uz-nach, Schmerikon und Gommis-wald faktisch oppositionslos denihnen unterbreiteten Vereini-gungsvertrag gutgeheissen. Ineiner Grundsatzabstimmungvom 26. November 2017 war be-reits entschieden worden, diesenWeg einzuschlagen. Wenn derZusammenschluss dieser dreiKirchgemeinden per 1. Januar2020 erfolgt, wird die neueKirchgemeinde sich decken mitder Seelsorgeeinheit Obersee, dievor bald elf Jahren gegründetworden ist und die fünf Pfarreienvon Schmerikon, Uznach,Ernetschwil, Gommiswald undRieden umfasst. Bischof MarkusBüchel sicherte damals zu, dassdie Pfarreien als solche bestehenbleiben, auch wenn langfristignicht mehr jeder ein eigener Seel-sorger zugewiesen werden kann.Der nun beschlossene Vereini-gungsvertrag sieht vor, dass nuneine Geschäftsordnung erarbei-tet wird, über welche die Kirch-bürger am 2. Juli entscheidenkönnen. Die Wahl der neuen Be-hörde, die ihr Amt am Neujahr2020 antreten wird, soll imHerbst 2019 erfolgen. abs

12,9 Millionen für Forensik-Station in WilKANTON ST. GALLEN Im Kan-ton St. Gallen fehlen Plätze fürpsychisch kranke Häftlinge. Aufdem Areal der PsychiatrischenKlinik in Wil soll nun für 12,9 Mio.Franken eine Forensik-Stationmit 16 Plätzen gebaut werden.

Die vorberatende Kommissionunterstützt das Vorhaben. Bishermussten solche Häftlinge ausser-kantonal untergebracht werden.Die Alternative war, dass sie inein Gefängnis eingewiesen wur-den, das aber weder von der bauli-chen noch der personellen Aus-stattung her dafür eingerichtetist. Die Lücke soll nun eine Fo-rensik-Station auf dem Areal derPsychiatrischen Klinik in Wilschliessen. sda

keiten. «Wenn etwa Wiesen allevier bis sechs Wochen gemähtwerden, ist es für den Feldhasenschwierig, sich vor seinen natür-lichen Feinden zu verstecken»,erklärt Jöhl. Allzu leicht würdendie Tiere dadurch Opfer vonFüchsen oder Greifvögeln.

Trotzdem will Jöhl nicht dieLandwirte anprangern. Er ver-weist auf die sogenannten Ver-netzungsprojekte, in denen sichLandwirte mit lokalen Massnah-men für den Feldhasen engagie-ren. So auch im Vernetzungspro-jekt Rapperswil-Jona-Eschen-bach. Der Verein hat sich zum Ziel

gesetzt, dass die Feldhasenpopu-lation bis 2022 wieder grösserwird. Dies, indem Strukturengeschaffen werden, die dem Feld-hasen als Versteckmöglichkeitdienen. Ein konkretes Beispielsind Heckenschnittkurse fürLandwirte und die interessierteBevölkerung, erklärt Präsidentund Bio-Landwirt Martin Rüegg.Wer etwa das Schnittgut derHecke am Boden aufschichtet,statt es zu entsorgen, biete demFeldhasen natürlichen Unter-schlupf. Die ersten Kurse sollenim Herbst stattfinden. Zudemsoll die Distanz zwischen natur-

nahen, artenreichen Wiesen –sogenannten Biodiversitätsför-derflächen (BFF) – nicht mehrals 200 Meter betragen. Andersgesagt: Der Lebensraum der Feld-hasen soll weniger von Strassendurchkreuzt sein. Der Anteilan ökologisch hochwertigen Flä-chen sei ein wichtiger Aspekt, umden Feldhasen zu fördern.

Keine Gefahr sind für den Feld-hasen übrigens die Jäger: WieJöhl sagt, «käme es, gemessenam tiefen Artenbestand, wohlkaum einem Jäger in den Sinn,einen Feldhasen zu erlegen».

Ramona Kriese

Die Letzten ihrer Art

Gaster auf rund 50 Hasen. Danachging es rapide abwärts. 2003 wa-ren es 35, zehn Jahre spätergerade mal noch fünf.

Ihr Lebensraum schwindetDass der Feldhase zu einem sel-tenen Gast geworden ist, hat meh-rere Gründe. Schuld ist vor allemdie intensive Landwirtschaft, dieden Tieren kaum Nahrung undLebensraum lässt. Jene natur-nahen Flächen, die der Feldhaseals ursprünglicher Steppen-bewohner braucht, schwinden:Brachflächen, Blumenwiesen,Felder mit Unterschlupfmöglich-

NATUR Aus Schokoladefindet man Hasen derzeit inHülle und Fülle, in der freienNatur dafür umso seltener.Der Feldhase hoppelt nurnoch ganz selten durch dieGemeinden des Linthgebiets.Es gibt aber Projekte, um dieseEntwicklung zu bremsen.

Feldhasen in freier Natur sind zu einem seltenen Anblick geworden. Foto: Keystone

Gemeinde Eschenbachdrückt bei Parkplatz aufs Gaspedal

In Eschenbach werden bald dieBaumaschinen angeworfen: DieGemeinde baut den Asphaltplatzim Gebiet Churzhaslen. 67 Park-plätze entstehen dort. Gleich-zeitig dient der Platz auch alsFläche für Grossveranstaltungenwie etwa Zirkusgastspiele. Auchdas Militär soll künftig dort seineFahrzeuge abstellen statt beimDorftreff. Die zusätzlichen Park-plätze sind in unmittelbarerNähe der geplanten Dreifach-turnhalle, wo bereits rund 160Parkplätze vorgesehen sind.

Es waren vier Einsprachengegen das Projekt eingegangen.Drei davon wurden nach Gesprä-chen und geringfügigen Anpas-sungen wieder zurückgezogen,teilt die Gemeinde mit. Auchauf Verlangen der Kantonspolizeiwurde der Standort der Ein- undAusfahrt versetzt.

Auf die vierte Einsprache tratdie Gemeinde nicht ein: Ivo Kus-ter (SP) sei nicht einsprache-berechtigt. Einerseits sei seinWohnsitz zu weit vom Grund-stück beim Churzhaslen ent-

fernt, als dass er als Nachbarzählen würde, heisst es im Ent-scheid der Gemeinde. Hinzukomme, dass Kuster selbst zuge-geben habe, dass er nicht prin-zipiell gegen das Projekt sei.Daher sei kein schutzwürdigesInteresse zu erkennen.

Hohes TempoZusätzlich entzieht die Gemein-de einem allfälligen Rekurs Kus-ters beim kantonalen Baudepar-tement seine aufschiebendeWirkung. Die Bauarbeiten sollennämlich in den nächsten Tagenbeginnen, damit der Platz fürdie Gewerbeausstellung AnfangMai bereit ist, wie es im Ent-scheid heisst.

Ivo Kuster ist über den Ent-scheid nicht erstaunt. Er freut sichjedoch trotzdem, denn einige sei-ner Forderungen sind trotz Ab-weisung seiner Einsprache mitdem angepassten Plan erfüllt wor-den. Dazu gehört etwa die Schaf-fung zusätzlicher Behinderten-parkplätze an einer besseren La-ge. «Es ist paradox», meint Kuster.

Seine Bedenken gegenüberdem Projekt beziehen sich vorallem auf die Art der Kommuni-kation. So wurde Mitte Monatbekannt, dass die Raiffeisen-bank einen Teil der Kosten über-nehmen würde. Die Bank nutztden Platz jedes Jahr für ihreGeneralversammlung. Stattdem geplanten Kiesplatz ent-steht nun auf Anregung der Bankein geteerter Platz.

Tiefere Kosten für GemeindeDoch weder Gemeinde nochBank wollten offenlegen, wiedie Kosten aufgeteilt werden.Klar war nur, dass die Gemeinde200 000 Franken im ordent-lichen Budget für das Projekteingerechnet hatte.

Gestern nun hat die Gemeindemitgeteilt, dass die Raiffeisen-bank 30 Prozent der gekiestenFläche sowie 100 Prozent desAsphaltbelags bezahlt. Damitsei klar, dass die Ausgaben fürdie Gemeinde kleiner seien, alsursprünglich budgetiert, erklärtGemeinderatsschreiber ThomasElser.

Ivo Kuster ist erfreut, aberauch erstaunt über die plötzlicheRichtungsänderung. Er wird inden nächsten Tagen prüfen, obein Rekurs beim Kanton trotz

ESCHENBACH Der Baustart für den geteerten Platzim Gebiet Churzhaslen steht kurz bevor. Die Einsprachengegen das Projekt wurden bereinigt oder abgelehnt. Zudemschafft die Gemeinde Transparenz bei der Teilfinanzierungdes Projekts durch die Raiffeisenbank.

PARKPLATZ IM GEBIET CHURZHASLEN

Quelle: Gemeinde Eschenbach/©swisstopo (JM100004), Grafik: ak

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