Methoden des Algorithmenentwurfs Kapitel 1.3: Approximation mit relativer Güte
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Approximationstheorie 71
2 Tschebyscheff-Approximation durch Polyno-me
2.1 Tschebyscheff-Polynome
In diesem Abschnitt: explizit losbare Tschebyscheff-Approximationsproblemedurch Polynome.
Bezeichnungen:
p, q : Polynome
x : unabhangige Variable im Reellen,
z : unabhangige Variable im Komplexen,
Pn : Menge der Polynome vom Grad n,
En[a, b](f) : Minimalabstand von Pn zu f auf dem Intervall [a, b].
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Approximationstheorie 72
Folgendes Invarianzprinzip gilt fur das symmetrische Intervall [a, b].
Satz 2.1 Sei f in [−1, 1] symmetrisch bzw. antisymmetrisch, d.h. es gelte
f(−x) = f(x) bzw. f(−x) = −f(x).
Dann ist auch die Bestapproximation an f aus Pn symmetrisch bzw. antisymme-trisch.
Eine Verallgemeinerung hiervon ist
Satz 2.2 (Meinardus, 1963) Sei E ein normierter Raum, V eine konvexe Existenz-menge in E und ι : E → E eine lineare involutorische Abbildung, d.h. ι ◦ ι sei dieidentische Abbildung. Ferner sei ι(V ) = V und ‖ιf‖ = ‖f‖ fur alle f ∈ E:
(a) Ist u eine Bestapproximation an f aus V , so ist ιu dort eine Bestapproximationan ιf .
(b) Ist f invariant unter ι, also ιf = f , dann gibt es eine invariante Bestapproxima-tion u∗ an f aus V , also u∗ = ιu∗.
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Approximationstheorie 73
Wir fassen hier die (eigentlich bekannten) wichtigsten Eigenschaften derTschebyscheff-Polynome zusammen.
Satz 2.3
(a) DurchTn(x) = cos(n arccosx), x ∈ [−1, 1],
ist fur jedes n ∈ N0 ein Polynom mit Grad n mit fuhrendem Koeffizient2n−1 definiert.
(b) Die Polynome genugen der Rekursionsbeziehung
Tn+1(x) = 2xTn(x)− Tn−1(x), n ≥ 1,
T0(x) = 1,
T1(x) = x.
(c) Die Polynome erfullen die Symmetrierelation
Tn(−1) = (−1)nTn(x).
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Approximationstheorie 74
Satz 2.4 Sei n ≥ 1 und p die Bestapproximation an f(x) = xn aus Pn−1
uber I = [−1, 1]. Dann ist die zugehorige Fehlerkurve gegeben durch
xn − p(x) = 2−n+1Tn(x)
und es giltEn−1(xn) = ‖xn − p(x)‖∞ = 2−n+1.
Mit derselben Methode laßt sich fur jedes Polynom aus Pn die Bestappro-ximation aus Pn−1 auf [−1, 1] bestimmen.
Beispiel 19: Man bestimme die Bestapproximation aus P4 uber [−1, 1] andas Polynom
p(x) = 2x5 − x3 + 3x2 − 1.
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Approximationstheorie 75
Auch die Bestapproximation analytischer Funktionen laßt sich mit Tscheby-scheff-Polynomen bestimmen.
Beispiel 20:
Man zeige, dass die Bestapproximation aus Pn an die Funktion
f(x) =∞∑
k=0
bk T3k(x)
unter den Voraussetzungen bk > 0 und∑bk < ∞ in [−1, 1] stets die
Partialsumme bis k = m mit 3m ≤ n < 3m+1 ist. Außerdem zeige man
En(f) =∑
k3k>n
bk.
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Approximationstheorie 76
Zusammenhang mit trigonometrischen Polynomen
Die Transformation x = cosϑ induziert mittels
f(x)↔ g(ϑ) = f(cosϑ)
eine bijektive Abbildung
C[−1, 1]↔{g ∈ C[0, 2π] : g(ϑ) = g(−ϑ), g 2π-periodisch
}.
Insbesondere ergibt sich die Zuordnung
Tn(x)↔ cos(nϑ).
Tn besitzt genau den Grad n, daher bilden {T0, T1, . . . , Tn} eine Basis vonPn. Dem algebraischen Polynom
p(x) =n∑
k=0
αkxk =
n∑k=0
akTk(x) entsprichtn∑
k=0
ak cos(kϑ).
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Approximationstheorie 77
Satz 2.5 Die Tschebyscheff-Polynome genugen den Orthogonalitatsrela-tionen
2π
∫ 1
−1
Tn(x)Tm(x)dx√
1− x2=
2 fur n = m = 0,
1 fur n = m 6= 0,
0 fur n 6= m.
Beweis: Substituiere x = cosϑ,√
1− x2 = −dx/dϑ:
2
π
Z 1
−1
Tn(x)Tm(x)dx√
1− x2= − 2
π
Z 0
π
cos(nϑ) cos(mϑ) dϑ
=1
π
Z π
−πcos(nϑ) cos(mϑ) dϑ =
1
π
Z π
−π
1
2[cos((n−m)ϑ) + cos((n+m)ϑ)] dϑ.
DaR π−π cos(kϑ) dϑ = 0 fur k ∈ Z \ {0} liefert der erste Term im letzten Integral nur
fur n = m, der zweite nur fur n = m = 0 einen Beitrag. �.
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Approximationstheorie 78
Bemerkung 2.6 Eine explizite Darstellung der Tschebyscheff-Polynomeergibt sich aus der Identitat
cos(nϑ)± i sin(nϑ) = (cosϑ± i sinϑ)n,
aus welcher sich durch Addition der Beziehung mit verschiedenen Vorzei-chen
cos(nϑ) = 12 [(cosϑ+ i sinϑ)n + (cosϑ− i sinϑ)n]
ergibt. Mit x = cosϑ und i sinϑ =√x2 − 1 wird daraus
Tn(x) =12
[(x+
√x2 − 1)n + (x−
√x2 − 1
)n].
Die Wurzeln fallen nach Ausmultiplizieren (binomische Formel) weg. Fernererlaubt diese Darstellung die Auswertung im Reellen fur |x| > 1.
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Approximationstheorie 79
Erganzung: Die Polynome {Tn} bezeichnet man auch als Tschebyscheff-Polynome erster Art, um sie von den durch
Un(x) :=1
n+ 1d
dxTn+1(x) =
sin((n+ 1) arccosx)sin(arccosx)
definierten Tschebyscheff-Polynomen zweiter Art zu unterscheiden. Letz-tere spielen bei der L1-Approximation eine ahnliche Rolle wie hier die vonerster Art. Außerdem eignen sich die Polunome {Un} zur Abschatzung derAbleitungen von Polynomen.
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Approximationstheorie 80
2.2 Approximation von 1x−a
Satz 2.7 Die Bestapproximation an
f(x) =1
x− a , a > 1, x ∈ [−1, 1],
durch p ∈Pn ist beschrieben durch
1
x− a − p(x) =M
2
vn
α− v1− αv + v−n
1− αvα− v
ff. (2.1)
Dabei ist v ∈ C, |v| = 1,
x =1
2
„v +
1
v
«= Re v,
a =1
2
„α+
1
α
«mit α = a−
pa2 − 1 < 1,
M = En
„1
x− a
«=
4αn+2
(1− α2)2=
(a−√a2 − 1)n
a2 − 1.
2.2 Approximation von 1x−a
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