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20 Jahre Partnerschaſt Aachen-Kapstadt

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20 Jahre Partnerschaft

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Guten Tag!

Die „Agenda-21-Partnerschaft“ zwischen Kapstadt und Aachen besteht seit 1999. Dieses 20jährige Jubiläum möchten wir 2020 zum Anlass nehmen, unsere Aktivitäten und Arbeitsweisen ausführlich vorzustellen.

Sie finden in diesem Heft nach einer Vorstellung einen allgemeinen Überblick über unsere Themen und die Akteure. Am Ende tauchen Sie ein in eine eher persönliche Ebene unseres Tuns.

Wir laden Sie herzlich ein zu unseren Veranstaltungen „zwanzig in 2020“. Wir freuen uns über reges Interesse, auch über Spenden und besonders über neue Mitglieder, die uns in den nächsten Jahren begleiten!

Wir verwenden in dieser Schrift vorwiegend die weibliche Form, weil in dieser die männliche enthalten ist (Lehrer in Lehrerinnen, Künstler in Künstlerinnen!). Wir wollen damit die Lesbarkeit bei Doppelnennung verbessern, vermeiden das * oder das große „I“ im Wortinnern. Und wir symbolisieren damit, dass unsere Aktiven überwiegend weiblichen Geschlechts sind.

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AUSGANGSPUNKTE01 Aachen und Kapstadt03 Agenda-21-Partnerschaft05 SDGs und die Ziele der Partnerschaft07 Stationen der Partnerschaft 09 Warum

AKTIVITATEN 11 Schulpartnerschaften13 Nachhaltige Stadtentwicklung15 Kunst und Kultur17 Fahrräder für Kapstadt19 Urbane Gärten21 Unser Klimaticket22 Unsere Partnerschaftsschokolade23 Kommunale Entwicklungszusammenarbeit

AKTEURE 25 Partnerschaftsverein27 Politik und Stadtverwaltung 29 Zivilgesellschaft und Wissenschaft

ZWANZIG IN 2020

ESSENZEN34 Nachhaltigkeit35 Von einander lernen36 Auf Augenhöhe 37 Vision39 Ganz Persönliches

41 Danke & Impressum

AACHENKAPSTADT

CAPE TOWNAACHEN

Auf AugenhöheNachhaltigkeit Von einander lernen

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Kapstadt liegt nur 40 km vom südwestlichsten Punkt des afrikanischen Kontinents, dem Kap der Guten Hoffnung, entfernt. Wahrzeichen ist der 1086 m hohe Table Mountain. Vom Balkon der City Hall hat Nelson Mandela 1990 kurz nach seiner Freilassung zur Versöhnung aufgerufen. Seit 2004 ist Kapstadt Parlamentssitz. Die Vier-Millionen-Metropole ist eine kulturell vielfältige Stadt. Die zahlreichen Ethnien sind Ausdruck der Regenbogennation, deren Glanz immer mehr verblasst. Trotz aller Verbesserungen besteht die Spaltung der Gesellschaft in Schwarz, Weiß und Farbig auch nach Ende der Apartheid fort. Eine weitere Schere öffnet sich zwischen Arm und Reich. So leben häufig die Menschen in Kapstadt weiterhin nach Einkommen getrennt in unterschiedlichen Stadtvierteln. Nur wenige profitieren vom Rohstoffreichtum des Landes und von der Tatsache, dass Südafrika die zweitstärkste Volkswirtschaft Afrikas ist.

Nachhaltigkeit ist schon seit 2008 in den Grundprinzipien, dem sog. IDP - Integrated Development Plan - der Stadt festgelegt. Kapstadt versteht sich als „sustainable city“. Die Luftverschmutzung hält sich durch die Lage am Meer und starken Wind einigermaßen in Grenzen, aber es kommt alltäglich auf den Straßen zu langen Staus. Eine moderne Stadtplanung setzt auf die Vermeidung von Individualverkehr. Wassernotstand herrschte im Winter 2018. Seit drei Jahren hatte es nicht mehr geregnet und die Staubecken der Region waren fast leergelaufen. So drohte Kapstadt, die erste Großstadt der Welt zu sein, der das Wasser ausgeht. Es folgten Aufrufe zum Wasser sparen (z.B. nur 1-2 Minuten duschen) und Restriktionen (z.B. Hände auf öffentlichen Toiletten nur des-infizieren). Der Day Zero kam am Ende dennoch nicht: Durch die verschiedenen Maßnahmen sank der Durchschnittsverbrauch von 120 Liter pro Tag und Einwohner auf ca. 70 l/EW. Die starken Regenfälle im Winter füllten dann die Staubecken wieder auf...

Aachen und KapstadtAachen (ca. 250.000 Menschen) ist die westlichste Großstadt Deutschlands. Die Stadt und die Städteregion (ehemaliger Kreis Aachen) mit insgesamt 550.000 Menschen sind ein Lebens- und Wirtschaftsraum mit zentraler Lage in Europa im Dreiländereck Belgien, Niederlande und Deutsch-land. Die Bevölkerungszahl nimmt stetig zu, nicht zuletzt wegen des Anstiegs der Studierenden. Eine der bedeutendsten Technischen Hochschulen Europas, die RWTH Aachen, hat schon über 45.000 Studierende, mit verschiedenen Fachhochschulen sind es insgesamt über 65.000 Studierende in Aachen. Somit ist Aachen auch eine relativ junge Stadt: Jede 3. Aachenerin ist zwischen 20 und 34 Jahren alt. Leider ist der Wohnraum knapp und teuer. Es müssen dringend neue Wohnungen gebaut werden. Einige Wohnviertel sind besonders beliebt. Wie in vielen anderen Städten ver-teilen sich auch in Aachen soziale Gruppen unterschiedlich auf die Wohnviertel.

Die Stadt liegt in einem Talkessel, in dem sich alle Aachener Bäche in der Wurm sammeln, die später in die Rur mündet. Die Talkessellage, der starke Verkehr sowie die zunehmende Bebauung wirken sich negativ auf die Luftqualität aus. So stehen Themen wie Luftreinhaltung, Mobilität der Zukunft und nachhaltige Stadtentwicklung heute ganz oben auf der politischen Agenda. Der Masterplan 2030 legt fest, wo zukünftig Wohnen, Erholung, Sport, Bildung, Gewerbe und Verkehr im Stadtgebiet Platz finden. Aufgrund des Radentscheides von 2019 wird der Straßenraum in der Innenstadt neu aufgeteilt, sodass in den nächsten Jahren eine bessere Fahrrad-Infrastruktur ent-stehen, der PKW-Verkehr zurückgedrängt und der öffentliche Nahverkehr gestärkt werden soll.

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Agenda-21-PartnerschaftBereits 1972 forderte der Club of Rome in seiner Studie „Grenzen des Wachstums“ ein Umdenken und Verhaltensänderungen in allen Lebensbereichen. 1987 erschien der „Brundtland-Bericht“ (benannt nach der norwegischen Ministerprä-sidentin Gro Harlem Brundtland). Er definierte erstmals „Nachhaltige Entwicklung“ als Fortschritt mit Generationengerechtigkeit. Alle Menschen sollen heute ihre Bedürfnisse in der Gegenwart befriedigen, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht mehr befriedigen können.

Die „Agenda 21“ steht allgemein für Nachhaltigkeit. Das Programm dazu wurde 1992 bei der UN-Konferenz in Rio de Janeiro von 178 UN-Mitgliedsstaaten verabschiedet. Diese Konferenz führte erstmalig die Ziele von ‚Entwicklung‘ und ‚Umwelt‘ zusammen. Lokalen Gebietskörperschaften, also Städten und Gemeinden, wurde eine besondere Verantwortung bei nachhaltiger Entwicklung zugewiesen.

In Aachen gab es von 1992 bis 2002 das Modellprojekt „Ökologische Stadt der Zukunft“. Hier wurden Bürgerbeteiligungen erprobt, Begrünungsinitiativen gefördert, Umwelt-Fortbildungen für Multiplikatoren eingeführt und weitere strategische Weichen gestellt. Schwerpunkte waren umweltfreundliche Mobilität, erneuerbare Energien und Energie-

effizienz, Bauen und Wohnen. Die Folgen sind sichtbar: Modellregion Elektromobilität, Altbau plus, Energiesparprojekte, familien-freundliche Stadtplanung, viele Stadterneue-rungsprojekte…

Es gab von 1999 bis 2004 ein Agenda-Büro. Viele Projekte, z.B. „21 Haushalte erproben Agenda 21“, Bürgerforen und Fortbildun-gen fanden statt. Die Bürgerforen führten zu Wohnprojekten und Vereinsgründungen – und aus einem kam die Idee einer „Eine-Welt-Partnerschaft“.

Nach dem Vorschlag des Welthauses im Bür-gerforum ‚Eine Welt‘ beschloss der Stadtrat 1999, in die Partnerschaftsarbeit zwischen Khayelitsha (Stadt Tygerberg) und Aachen einzusteigen. Mit NRW-Förderprogrammen gelang es, kontinuierlich zu arbeiten. Die Verwaltungen stabilisierten den politischen Willen, Finanzierung und Kommunikation. Zahlreiche Projekte wurden organisiert, der Verein zur Förderung der Partnerschaft wur-de 2004 gegründet. Alle Projekte machen „Nachhaltigkeit“ im Alltag sichtbar, fördern die internationale Verständigung und bauen Vorurteile im Norden und im Süden ab.

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5 SDGs und die Ziele der PartnerschaftSDGs ist die englische Abkürzung für „Sustainable Development Goals“, deutsch: „Ziele für eine nachhaltige Entwicklung“. Sie wurden in einem mehrere Jahre dauernden Verhandlungsprozess unter Beteiligung aller Gesellschaftsgruppen: Politik, Wirtschaft, Nichtregierungsorganisationen, Bildung, Umweltverbände etc. erarbeitet und 2015 durch die Vereinten Nationen (UN) verab-schiedet.

Seit 1.1.2016 sind sie in Kraft. Sie sollen 2030 umgesetzt sein. Veröffentlicht wurden sie und ihre 169 Unterziele in einem Dokument mit dem Namen:

„Die Transformation unserer Welt - Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“.

Unser partnerschaftlicher Austausch bezieht sich heute auf die Nachhaltigkeitsziele (SDGs). Wir wollen Nachhaltigkeit und zukunftsverträgliches Handeln im Alltag sichtbar machen: dazu initi-ieren wir nach wie vor gemeinsame Projekte.

Im Rahmen der Städtepartnerschaft arbeiten wir besonders an folgenden Zielen:

ç SDG 1 & 2: wir unterstützen urbane Landwirtschaftsprojekte ç SDG 3: wir führen Kunst- und Kulturprojekte durch ç SDG 4: wir organisieren Schulpartnerschaften, Universitätskooperationen und Austausch-

projekte ç SDG 11: wir gestalten Projekte der kommunalen Zusammenarbeit, der Mobilität, sowie

der nachhaltigen Stadtentwicklung ç SDG 13: wir sammeln über das Klimaticket Spenden für urbane Gärten ç SDG 16: wir fördern kommunale Zusammenarbeit ç SDG 17: wir beteiligen uns an Delegationsreisen und Aktivitäten verschiedener Gesell-

schaftsgruppen

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7 Stationen der Partnerschaft

Die Grafik im Detail befindet sich auf unserer Website: www.aachen-kapstadt.de

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9 Warum Wir Aktive im Verein diskutieren natürlich auch seit etwa zwanzig Jahren über unsere Arbeit, die Projekte und die Folgen. Grund für unser Tun ist nicht nur ein persönliches Kennenlernen der Situation. Es sind Begegnungen, sichtbare Armut, Hunger oder Vernachlässigung, oft Kinder oder junge Menschen, die uns berühren. Als bewegendes, auslösendes Element kommt dazu die Erkenntnis, dass es ‚uns‘ hier im Norden/Westen insgesamt sehr sehr gut geht. Diese Einsicht beobachten wir auch bei Jüngeren, z.B. bei Studierenden, die an Projekten teilnehmen. Weitere Motive unseres Tuns sind Traditionen, oft Vergessenes oder fast archaisch anmutende Dinge wie alte Heilkunst (die Sangomas), Initiationsriten, Tänze, Gesänge, aber auch Weite und Natur und das Gefühl von Freiheit, Unberührtheit und …

Und auch die Geschichte des Landes berührt: Hunderte Jahre Kolonisation mit kaum zu erfas-senden Folgen – und die Ungerechtigkeit der Apartheid. All dieses Berührt-Werden und viele Reflexionsprozesse führen dazu, etwas verändern zu wollen und eben vielleicht auch selbst etwas lernen zu können. Versuchen, die Welt ein klein wenig gerechter zu gestalten.

Wir sahen die Verhältnisse in Kapstadt oft wie mit einer Art Vergrößerungsglas, erlebten in der Gesellschaft oft Ähnlichkeiten zu der unseren. Die Soziologie spricht von Transition = Veränderung. Die Diskussionen in Deutschland um die ‚Mauer in den Köpfen‘ zwischen Ost und West legte eine Ähnlichkeit der Entwicklungen mit der Überwindung der Apartheid nahe. Und mit einem Vergrößerungsglas schaut man eben genauer hin und sieht Dinge besser… Wir sehen heute, dass vieles möglich war und vieles eben nicht so ideal funktioniert hat – hier wie dort.

Diese große Motiv-Vielfalt bringt uns dazu, einen Beitrag leisten zu wollen. Auch wenn er klein ist, auch wenn er im Individuellen stattfinden mag. Wenn wir die persönliche Perspektive von einzelnen Schülerinnen und Studierenden bereichern können, ist es gut. Wenn wir in einem Gar-ten eine Pumpe bauen können, ist es gut. Wenn wir mit Fahrrädern Mobilität und Schulbesuch ermöglichen, ist es gut. Wenn wir jemanden unter die Oberfläche der glitzernden Metropole schauen lassen können, ist es gut. Wenn wir dazulernen können, ist es gut. Wenn wir Eigenes und Verschiedenheit wertschätzen lernen, ist es gut.

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SchulpartnerschaftenDie erste Schulpartnerschaft entstand 2003 zwischen dem Inda-Gymnasium in Kornelimünster und der Luhlaza High School in Khayelitsha. Nach zwei Austauschen beendeten die beiden Schulen die Zusammenarbeit, die gemeinsamen Wandmal-Projekte sind aber auch 2020 an beiden Schulen noch sichtbare Zeichen der fruchtbaren Austausche. Durch ein Projekt des Ver-eins Stadtoasen bildete sich 2009 eine Partnerschaft des Kreisgymnasiums Heinsberg mit der Phoenix High School in Manenberg, die bis heute besteht. 2019 vereinbarten die Heinrich-Hei-ne-Gesamtschule und die Luhlaza High School eine Zusammenarbeit. Der erste Austausch findet 2020 statt. Zunächst auf Lehrerebene planen die Mies-van-der-Rohe-Schule und das College of Cape Town ein Kennenlernen.

Bei all unseren Schulpartnerschaften stehen besondere Projekte an den Schulen im Vordergrund, die in direkter Verbindung zu den Nachhaltigkeitszielen (SDG) stehen.

In Heinsberg gestalteten die deutschen und südafrikanischen Schülerinnen gemeinsam ein Wand-bild, das die Lebenssituation von Deutschen und Südafrikanern zeigt. Intensive Landwirtschaft, Windräder, der Tafelberg und das Meer als Lebensraum sind wichtige Elemente. Auf diese Weise beschäftigten sich die Schülerinnen im gemeinsamen Tun mit den Themen Hungerbekämpfung und Energiegewinnung.

Beim Besuch im Kapstädter Stadtteil Manenberg legten alle gemeinsam einen Schulgarten in der Phoenix High School an. Die Schulküche kann das dort produzierte Gemüse als Mittag-essen anbieten – ein direkter Beitrag zu guter Ernährung und gegen die Mangelernährung. Vor einigen Jahren befreiten Schülerinnen aus beiden Städten in einem Naturschutzgebiet ein Feuchtbiotop von Wasserhyazinthen.

In den Grundschulpartnerschaften ist ein persönlicher Austausch aufgrund des Alters der Kinder nicht möglich. Wir arbeiten deshalb anders: Die Kinder der Grundschulen Richterich und der Fairview Primary in Grassy Park packen dazu Koffer mit typischen Dingen aus Heimatstadt, Region und Heimatland, um den Kindern der Partnerschule ihre Lebenswirklichkeit be-greifbar zu machen.

So werden voneinander lernend Vorurteile über das „Paradies Deutschland“ und das „Armenhaus Afrika“ in reale Eindrücke umgewandelt und Lebens-Wissen vermittelt. Gerade Kapstadt hat die Klimakatastrophe in den letzten Jahren der Dürre stark zu spüren bekommen, und so fanden die Aachener Schülerinnen viele Vorschläge zum Wassersparen im Koffer aus Kapstadt.

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13 Nachhaltige StadtentwicklungNachhaltige Stadtentwicklung gehörte seit Beginn der Partnerschaft zu den übergeordneten Themenfeldern, die mit vielen kleinen Projekten und Akteuren verfolgt wurden. Impulsgeber war das Projekt „21 Haushalte erproben Agenda 21“, das 2002 nach dem Aachener Vorbild in unterschiedlichen Stadtteilen von Kapstadt umgesetzt wurde. Über ein Jahr lang wurden Haus-halte mit Beratungen und Workshops über den nachhaltigen Umgang mit Energie und Wasser im Alltag informiert. Die grundlegenden Erkenntnisse werden noch heute im regelmäßig aktua-lisierten „Smart Living Handbook“ von der Stadt Kapstadt herausgegeben. Sie sind mit Blick auf den Klimawandel aktueller denn je. Zudem erschienen Folge-Publikationen: smart office, smart building, smart event und viele mehr.

Seit 2003 ist der Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur der RWTH Aachen aktiv an Partnerschafts-projekten beteiligt. Mit viel Engagement wurden seitdem Studienprojekte zur nachhaltigen Stadt- und Quartiersentwicklung durchgeführt. Entwurfsprojekte, Exkursionen und internationale universitäre Kooperationen erarbeiteten Strategien, Konzepte und Lösungsvorschläge für eine nachhaltige und sozial gerechte Entwicklung. In einem gemeinsamen Studienprojekt im Sommer 2018 untersuchten Studierende der Universitäten Aachen, Kapstadt und Stuttgart die Rolle des Urban Farming als Katalysator für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Dabei wurde deutlich, dass das Engagement kleiner Initiativen und lokaler Projekte auch in einer Millionenstadt wie Kapstadt

eine große Innovationskraft hat, die zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen kann.

Neben globalen Erkenntnissen, wie ein nachhaltiges Le-bensumfeld geplant werden kann, spielt die persönliche Erfahrung bei diesen Bildungsprojekten eine große Rolle. Die Dringlichkeit der Botschaft, dass urbane Lebens-räume nur mit einer nachhaltigen Stadtplanung eine Zukunft haben, ist bei allen Studierenden angekommen.

So entstand 2019 in einer studentischen Jahresarbeit der Entwurf für Hlumani, ein Community Center mit Markt-halle und Logistikzentrum in Khayelitsha. Das 3-D-Modell wird in Kapstadt genutzt, um Wege zur Realisierung vo-ran zu bringen. Aus einer anderen Studierendengruppe sind die „Architects for Future“ hervorgegangen, die die Verantwortung des Bau- und Planungssektors für eine nachhaltige Zukunft aufzeigen.

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Kunst & KulturVon Anfang an begleiten kreative Projekte die Partnerschaft. Kunst, Musik und Kunsttherapie haben einen festen Platz in der Projekt-Arbeit. In der Arbeit mit Stift und Pinsel, Farbe und Papier, mit Instrumenten und Klängen findet Kommunikation statt, die nicht schwerpunktmäßig auf Sprache basiert, sondern sich kreativer Mittel bedient. Innere Bilder finden ihren Ausdruck, Melodien werden intuitiv verstanden, therapeutisches Arbeiten stärkt die individuellen Persönlichkeiten für ihr Leben - das gemeinsame Lernen und Tun bringt die Menschen zusammen.

KUNST: Seit 2000 finden in Aachen und Kapstadt kreative Workshops und Wandmal-Projekte statt. Künstlerinnen aus Nord und Süd schaffen Kunst in Form von Wandbildern und leben eine intensive interkulturelle Auseinandersetzung. Visuelle Statements zu Aspekten der Globalisie-rung, Nachhaltigkeit und Lebensbedingungen entstehen. Das Arbeiten über Grenzen von Kon-tinenten, Kulturen und Sprachen hinweg ist zentrale Aufgabe, hinzu kommt kunstpädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, Schülerinnen und Studierenden. Kreative Erfahrungen und Techniken werden an die junge Generation weitergegeben und Netzwerke geknüpft. - Oft sind Partnerschulen involviert, in deren Räumen die kreative Arbeit, manchmal auch begleitend zu Schüleraustauschen, stattfindet. Junge Menschen lernen hier miteinander, teambildend, im Austausch, sich kreativ auszudrücken – und ihre Ideen von Zukunft und Welt in Szene zu setzen.2010 wurde zum 10-jährigen Jubiläum der Partnerschaft eine Posterserie „FACES of the PART-NERSHIP“ entwickelt, die Menschen der Partnerschaft in Bild und Wort portraitierte und ihr Engagement in der Partnerschaft visuell feierte.

Auch dieses Projekt entstand in der Kooperation einer jungen Kapstädter Fotografin und einer Aachener Künstlerin.

MUSIK: Musik gibt Kindern und Jugendlichen Selbstvertrauen und Hoffnung und stärkt sie gegen tägliche Gewalt, Kriminalität und Entbehrung in den Townships. Aus dieser Erkenntnis entwickelte sich 2003 ein Musik-Projekt, das über viele Jahre Instrumente im Aachener Raum sammelte und nach Kapstadt brachte. Dort wurden sie durch eine lokale Initiative ausgeliehen, zudem wurde professioneller Musikunterricht erteilt. Ziel war es, die Jugend-lichen von der Straße zu holen, soziale Fähigkeiten zu fördern und ihnen neue Perspektiven zu vermitteln.

KUNSTTHERAPIE: Arbeit im kreativen Bereich, mit nonverbalen Techniken vermag Heilungsprozesse in Gang zu setzen. Unsagba-res kann ausgedrückt und Traumata können verarbeitet werden. Kreatives Tun öffnet die Seele und bringt Menschen in Kontakt mit sich selbst und ihrer Umwelt, mit Erlebtem und ihren Visionen. In Workshops und in konkreter therapeutischer Arbeit wurde vielfach mit kunsttherapeutischen Ansätzen gearbeitet.

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Fahrräder für Kapstadt„1000 Fahrräder für Khayelitsha“, das war im Jahr 2000 ein Wunsch unserer südafrikanischen Partner bei dem ersten Workshop für mögliche gemeinsame Projekte. In den ehemaligen Town-ships von Kapstadt war Mobilität ein großes Problem. Das Netz öffentlicher Verkehrsmittel war sehr grobmaschig und für viele nicht bezahlbar. Fahrräder waren als Verkehrsmittel vor allem bei der benachteiligten Bevölkerung fast unbekannt.

Das „Fahrradrecyclingprojekt“ wurde von 2001 bis 2013 zu einem Leuchtturmprojekt der Part-nerschaft. Projektträger war in Aachen das Welthaus, mit Unterstützung der Stadt Aachen, des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad Club) und des VCD (Verkehrs-Club-Deutschland).

Mit BEN (Bicycle Empowerment Network) wurde ein zuverlässiger Partner in Kapstadt gewonnen, der die Aufbereitung und Verteilung der Fahrräder übernahm. BEN betrieb in den benachteilig-ten Stadtvierteln Kapstadts Fahrrad-Werkstätten, in denen arbeitslose Jugendliche ausgebildet wurden. In den Schulen organisierte BEN Trainings im Fahren und Reparieren von Fahrrädern.

Jährlich wurden in Aachen 120 bis 180 gebrauchte Fahrräder gesammelt, nach Kapstadt verschifft und dort an Selbsthilfe-Projekte in den ehemaligen Townships verteilt, die die Mobilität vor Ort verbesserten. Die Aachener Bevölkerung unterstützte dieses Projekt begeistert und spendete neben gebrauchten, zum Teil sehr hochwertigen, Rädern auch Geld für Ersatzteile.

Die Logistik für dieses Projekt war jedoch überaus aufwendig. Die Fahrräder mussten innerhalb eines Tages gesam-melt werden, um Lagerkosten zu sparen. Wir brauchten viele Helferinnen, die die Fahrräder transportfertig zurecht schraubten. Die damalige GIZ unterstützte das Projekt jährlich durch Bereitstellung des Containers und Übernahme der Transportkosten. 2013 wurde das Projekt eingestellt, weil sich unser Partner in Kapstadt BEN zurückzog und seine Schwerpunkte veränderte. Zu diesem Zeitpunkt waren ca. 2500 Fahrräder nach Kapstadt gebracht worden.

Das Projekt war in vielerlei Hinsicht nachhaltig und erfolgreich:

ç Gebrauchte Räder aus Aachen wurden sinnvoll verwendet. ç Die Öffentlichkeit in Aachen konnte auf diese Weise wirkungsvoll für die Partnerschaft mobilisiert werden. ç Nachhaltige Mobilität wurde in Kapstadt gefördert. ç Jugendliche aus benachteiligten Wohngebieten in Kapstadt erhielten die Möglichkeit einer Ausbildung und

Beschäftigung.

Wir sind stolz auf die Impulse, die wir mit unseren Partnern setzen konnten!

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Urbane GärtenAls im Jahr 2000 in Deutschland das Thema „Urban Farming“ noch weitgehend unbekannt war, gab es in den ehemaligen Townships von Kapstadt schon Gemeinschaftsgärten. Unterstützt wur-den diese seit 1982 von der Kapstädter Nichtregierungsorganisation (NRO) Abalimi Bezekhaya. Ziel dieser NRO war es, die schwierige Ernährungssituation der Bevölkerung in den ehemaligen Townships zu verbessern und Mikro-Farmer auszubilden. Dort wird der Gemüseanbau durch die sandigen Böden der Cape Flats erschwert. Es bedarf besonderer Kenntnisse und Anbau-methoden, um aus Sand fruchtbaren Grund zu schaffen und reiche Ernten zu erzielen. Heute sind Ernteflächen weit über die Cape Flats verteilt in allen Townships zu finden: große, kleine, gemeinschaftliche und versteckte Gärten. Da Raum sehr knapp ist, wird auch in Behältnissen wie Plastikflaschen, Reifen, Kanistern und Badewannen gepflanzt und geerntet – all dies verbessert die Ernährungssituation der Bevölkerung.

Innerhalb der Partnerschaft bot sich das Gärtnern für Schulkooperationen an. Bereits 2004 wurden in einem ASA-Süd-Nord-Austausch mit zwei Gärtnerinnen von Abalimi und zwei Studierenden der RWTH zwei Schulgärten in Aachen und ein Schulgarten in Khayelitsha angelegt. Zur Fußball-WM 2010 fand ein großes Gartenprojekt „Healthy Schools in Grassy Park“ an drei Grundschulen gleich-zeitig statt. Nach dem Anbau wurde auch die Verwertung des Gemüses in der Küche eingeübt.

Besondere Beachtung fand „Urban Farming“ auch in der universitären Kooperation. Über die Selbstversorgung hinaus können die Gärten dazu beitragen, die Einkommenssituation in den

Townships zu verbessern. Mit neuen Logistikstrukturen kann das Lagern und Verteilen der Ernten ermöglicht werden. Auf einem Hektar Gemeinschaftsgarten wie „Moya we Khaya“ in Khayelitsha produzieren Farmerinnen Gemüse für den Verkauf. Sie wollen einen neuen Weg gehen. Statt das Gemüse an die wohlhabende Bevölkerung zu verkaufen, soll ein lokaler Markt etabliert werden. Unterstützt wird dieser Prozess durch „Hlumani“, ein studentischer Entwurf für eine Markthalle sowie ein Gemeinschafts- und Logistikzentrum unmittelbar neben der Farm. Die Initiative ging von den Farmerinnen aus. Der Partnerschaftsverein wird die nächsten Schritte der Weiterarbeit unterstützen.

Auch in der City sind urbane Ernteprojekte entstanden. Hier steht weniger die Verbesserung der Ernährungssituation im Vordergrund als die Förderung des sozialen Miteinanders. Die Oranje-zicht City Farm ist seit 2017 unser Kooperationspartner. Diese Farm zeigt den positiven Einfluss von innerstädtischen Ernteflächen auf die Quartiersentwicklung deutlich. An der benachbarten Good Hope Seminary School führten Studierende der RWTH ein Projekt zur Entwicklung von sich selbstbewässernden Hochbeeten durch. Eine kontrollierte, kontinuierliche Wasserzufuhr ist in Dürrezeiten besonders wichtig. Außerdem entstand ein Film mit Selbstbauanleitung zum Nachmachen.

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Unsere PartnerschaftsschokoladeBegeistert von der Arbeit unserer Partnerschaft hat das Aachener Team der Firma Contigo – das Fairtrade-Geschäft am Puppenbrunnen gleich hinter dem Dom – die Entwicklung einer beson-deren Schokolade angeregt. Als Titelbild wählten wir Rathaus und Tafelberg, weil ihre äußere Form sich ähnelt und weil sie symbolisch für die beiden Städte stehen.

Zwei zarte Täfelchen schwarzer und weißer Schokolade sind durch eine informative Verpackung verbunden. Die Ziele unserer Partnerschaft – Nachhaltigkeit, Voneinander Lernen und Augenhöhe – werden erläutert und sind eine genussvolle Werbung für Nachhaltigkeit und unsere Projekte.Die Schokolade wird wie alle Zotter-Schokoladen selbstverständlich aus Rohstoffen hergestellt, die aus kontrolliert biologischer Landwirtschaft stammen. Die Herstellungsbedingungen unterliegen den Fairtrade–Regeln und sind „bean to bar“, von der Bohne bis zur Tafel, alles aus einer Hand.

All dies ist vielleicht der Grund dafür, dass diese Schokolade bei Contigo so gut verkauft wird. Sie ist ein schönes Geschenk für Schokoladenliebhaberinnen und nährt Herz und Hirn!

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Unser KlimaticketAls CO2-Kompensation von Flugstunden hat die Partnerschaft Aachen – Kapstadt ein lokales Klimaticket entwickelt. Seit 2009 wurden auf diese Weise Gartenprojekte in den Townships von Kapstadt mit über 40.000 € unterstützt.

Das Geld wird Projekten zur Verfügung gestellt und für Gartenbautrainings, die Anzucht von Setzlingen und das Pflanzen und Hegen von Windschutzhecken verwendet. Biologischer Dünger und Kompost können gekauft und eingesetzt werden. Die Spenden unterstützen auch Garten-projekte innerhalb von Schulgärten und leisten Beiträge zur Bewässerung wie z.B. Pumpen und Regenwassersammelbecken. So verbessert sich die Ernährungssituation in den Townships er-heblich. Überschüsse stärken die Situation von Frauen, die oft als Alleinerziehende kein weiteres Einkommen haben. Berechnet man pro Flugstunde 5 Euro, ergibt der Hin- und Rückflug nach Mallorca beispielsweise eine Spende von 25 Euro. Ehrenamtliche Tätigkeit macht die Verwal-tungs- und Transferkosten gering, außerdem finden sich immer wieder vertraute Personen, die das Geld persönlich übergeben.

Spenden fürs Klimaticket Aachen-Kapstadt sind möglich an den Förderverein Aachen-Kapstadt:Aachener Bank, IBAN DE 89390601800138228010, BIC GENODED1AAC, Verwendungszweck „Klimaticket”. Weitere Infos unter: www.aachen-kapstadt.de

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„Wirtschaftsförderung“: Die Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Stadt Aachen war inspirierend für Kapstadt, auch die Unterstützung umweltfreundlicher Unternehmen und die start-up-Strategien in Aachen beeindruckten die Gäste.

„Nachhaltige Planung“: Kapstadt hat seit 2002 einen integrierten Entwicklungsplan, der alle fünf Jahre überarbeitet wird. Er ist ein sehr interessantes Modell für die Aachener Planerinnen. Was wir auch deutlich sahen: Oft sind uns die eigenen Stärken nicht bewusst und erst der ‘fremde’ Blick hilft, die positiven Aspekte zu erkennen und würdigen.Diese Austauscharbeit wird fortgesetzt!

23 Kommunale EntwicklungszusammenarbeitDie Stadt Aachen organisierte von 2015 bis 2018 die Begegnung von Mitarbeitenden der beiden Stadtverwaltungen. Sie verglichen Arbeitsweisen, Erfahrungen und Strategien in Arbeitsfeldern rund um Nachhaltigkeit und Klimaschutz und entwickelten gemeinsam neue Ansätze, Ideen und Projekte. Diese Austauschprojekte werden von Engagement Global gefördert. Kurze Beispiele: „Urbanes Gärtnern”: 45 Studierende der Universitäten Aachen, Stuttgart und Kapstadt arbeiteten im Oktober 2018 in Kapstadt in der ‘summer school’ an “Nachhaltigkeit durch kollektives Handeln am Beispiel städtischer Landwirtschaft” (gefördert durch den DAAD).

„Sichere und saubere Stadt“: Öffentlichkeitsarbeit, positive Bürgeransprache, Beteiligung und die öffentliche Sicherheit zu verbessern, sind sowohl in Aachen wie in Kapstadt relevante The-men. In vielen Workhops in Eilendorf kooperierten Bürgerinnen mit Verwaltung und Vereinen. So setzten sie wichtige Impulse für das Gemeinschaftsleben. Ein schönes Resultat: Neuerdings gibt es in der Bezirksverwaltung ein Lastenrad zur Ausleihe!

„Städtischer Verkehr“: Obwohl wir Aachenerinnen unsere Radinfrastruktur als ausbaufähig empfinden, waren Planung von Radwegen, Radvorrangrouten und Leihsysteme inspirierend für die Gäste aus Kapstadt. Car-sharing und unsere Impulse zur e-Mobilität begeisterte sie. Auch das Konzept der ‚Premiumwege‘ in Aachen war für die Kolleginnen im Süden sehr interessant. Die Aachenerinnen fanden ‚open streets‘ spannend. Im Sommer 2020 findet die erste Open Streets-Veranstaltung in Eilendorf statt.

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partnerinnen werden unterstützt. Einmal jährlich gibt es eine Mitgliederversammlung. Regelmäßig finden Vorstandstreffen statt und als Arbeitsgremium tagen sog. „Koordinationen“. Hier kommen einmal im Monat Vorstand, Vereinsmitglieder und sons-tige Aktive zusammen und beraten über Vorschläge und Projekte in den Partnerstädten.

Wir danken allen sehr herzlich, die unsere Arbeit mit ihren Spen-den unterstützen!

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PartnerschaftsvereinDie Städtepartnerschaft Aachen-Kapstadt wird in Aachen rechtlich durch den Förderverein ver-treten, der unter dem Namen „Verein zur Förderung der Agenda 21 Partnerschaft Aachen-Kap-stadt e. V.“ im Vereinsregister eingetragen ist.

Der Vereinszweck ist, die Partnerschaft zwischen den Städten Aachen und Kapstadt zu fördern und zu vertiefen. Der Verein ist parteipolitisch neutral, er verfolgt keine eigenwirtschaftlichen Ziele, unsere Mittel dürfen nur für satzungsgemäße Zwecke verwendet werden. Die Satzung nennt im Kern ökologische, kulturelle und soziale Felder für die Zusammenarbeit zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung. Unser Verein ist als gemeinnützig anerkannt und darf daher Spendenbescheinigungen ausstellen.

Der Partnerschaftsverein hat ordentliche Mitglieder und Fördermitglieder. Der Vorstand besteht aus fünf gleichberechtigten Personen. Der Verein regelt alle finanziellen Angelegenheiten der Partnerschaft und ist rechenschaftspflichtig gegenüber den Mitgliedern und öffentlichen Stellen. Das heißt: wir formulieren Anträge auf Fördermittel (bei Stadt, Land, Bund etc.) und rechnen diese Mittel mit den Fördergebern ab; wir werben Spenden ein und unterstützen damit und mit den Fördermitteln Projekte.

Der Verein finanziert die Öffentlichkeitsarbeit und die Werbung für Projekte und Veranstaltungen wie Vorträge, Referate, Publikationen, Recherchen. Auch Beratung und Betreuung von Austausch-

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27 ç 2011 Fairtrade Town ç 2014 Vision Mobilität 2050 ç 2015 Audit familiengerechte Kommune ç 2016 Kriterien kinder- und familienfreundlicher

Städtebau ç 2019 Beschluss Klimanotstand ç 2020 Handlungskonzept dazu in Arbeit

Auf der Webseite der Stadt Aachen findet man zur Nach-haltigkeit viele konkrete Maßnahmen, wenn auch etwas verstreut: Lärmschutzplanung, Baumschutzsatzung, Solar-kataster, Gewässerreinhaltung, nachhaltige Forstwirtschaft, zahlreiche Mobilitätskonzepte, den „energy award“, Rad-wegeplanungen und den Deutschen Nachhaltigkeitspreis, bei dem Aachen 2018 den 3. Platz bundesweit belegte. Wir sehen, dass es engagierte Ansätze und sehr engagierte Mitarbeiterinnen gibt.

Jedoch scheint es keine geschlossene Konzeption und kein verzahntes kommunales Handeln zu geben, trotz zweier Beschlüsse zu den Nachhaltigkeitszielen (2008 zu den Millenniumsentwicklungsziele, 2016 SDGs). Seit dem Beschluss zum Klimanotstand in 2019 ist politisch viel in Bewegung geraten, so dass man gespannt sein darf, was die Zukunft bringt.

Ein Blick nach Kapstadt ist hier inspirierend: dort wird seit 2002 Stadtplanung integriert verstanden (IDP, Integrated Development Plan, 2017 erneut fortgeschrieben). Es gibt eine Resilienz Strategie und alle zwei Jahre erscheint das ‚Mayor’s Portfolio of Sustainability‘, in dem beispielhaft nachhaltige Projekte der Stadtverwaltung vorgestellt und ausgezeichnet werden.

Politik und StadtverwaltungBei der Betrachtung der Nachhaltigkeits-Aktivitäten der Stadt Aachen muss vieles auseinan-dergehalten werden. ‚Die Stadt‘: das sind Politik und Verwaltung, das sind Hierarchie-Ebenen einerseits und das sind Beschlüsse und ihre Umsetzungen andererseits. Es gibt sechs Dezernate, darin viele Fachbereiche und Abteilungen. Die Akteure in allen Feldern sind damit sehr zahlreich und sie sind gleichermaßen unterschiedlich gut informiert wie auch unterschiedlich motiviert.In dieser Gemengelage über Nachhaltigkeit ‚in der Kommune‘ zu sprechen ist schwierig. Wenn es ein Arbeitszeugnis wäre, könnte ein ironischer Einstieg lauten: „Sie hat sich stets bemüht.“

Es gibt in der Tat zahlreiche Beschlüsse zum Thema, von denen hier einige der zeitlichen Reihen-folge nach angeführt sind:

ç 1992 Mitgliedschaft europäisches Klima-Bündnis ç 1997 Aufstellung einer lokalen Agenda 21 ç 2001 Leitlinien und Qualitätsziele für eine umweltgerechte Entwicklung im 21. Jahrhundert ç 2006 Integrationskonzept ç 2007 Beschluss gegen ausbeuterische Kinderarbeit bei Beschaffung ç 2009 Luftreinhalteplan (2015 fortgeschrieben) ç 2011 Klimaschutzziele (2014 Klimafolgen-Anpassungskonzept, 2017 Arbeitsprogramm dazu)

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für innovative Ideen zur nachhaltigen Entwicklung verliehen wurde, schlossen sich von 2004 bis 2010 Schulhofprojekte unter dem Titel „Bauwagen goes South“ an. Stadtoasen arbeitete mit den Vereinen Abalimi Bezekhaya, Seed, Novalis Ubuntu und Selfhelp Manenberg zusammen. Schulhöfe von mehreren Grundschulen in Townships wurden gemeinsam mit den Schulkindern ökologisch und spielfreundlich umgestaltet. Ab 2011 organisierte Stadtoasen verschiedene Pro-jekte im Zusammenhang mit den Schulpartnerschaften: Schulgärten wurden angelegt, Bäumen gepflanzt, Bänke auf dem Schulhof gebaut und Wandbilder gestaltet. Und: an einer Schule ent-stand eine Fahrrad-AG!

Eine bedeutende Zusammenarbeit hat sich mit den Aachener Hochschulen entwickelt. Viele Studierende haben erfolgreich Studienarbeiten und Projekte in Kapstadt und Aachen durchge-führt, die Fachhochschulen und Hochschul-Institute beteiligen sich mit Projekten und Entwürfen. Von Erhebungen zur sozialen Situation der beiden Städte über Untersuchungen zur Wasserver-sorgung bis hin zur ‚summer school‘ zu Themen der Stadtplanung wurden so alle Themen der Nachhaltigkeit auch wissenschaftlich begleitet. Um die Zusammenarbeit auf akademischer Seite zu intensivieren, schlossen im August 2019 die RWTH und die University of Cape Town (UCT) ein Memorandum of Understanding.

Zivilgesellschaft und WissenschaftPartnerschaften zwischen Nichtregierungsorganisationen (NRO) in Aachen und Kapstadt waren lange das Fundament vieler Projekte. Die Wurzeln der Partnerschaft lagen in der langen Tradition des Austausches der Aachener Südafrika-Initiative (ASI) mit Akteurinnen des Kampfes gegen die Apartheid in Südafrika. Diese Kontakte wurden ab 1997 auf Initiative des Dritte Welt Forum Aachen (heute Eine-Welt-Forum Aachen), ausgebaut und mündeten 1998 in die Partnerschaft zwischen dem Welthaus Aachen und dem Khayelitsha Education Resource and Information Centre (KERIC).

Selbsthilfeorganisationen wie Selfhelp Manenberg gingen eine Partnerschaft mit dem Welthaus ein. Gemeinsame Projekte waren das Umweltbildungsprojekt „Lesson in a box“, der Begegnungs-ort „Spielhaus“ und Austausche zur Jugendarbeitslosigkeit. Drei Spielhäuser für schulpflichtige Kinder in Manenberg waren am Nachmittag zugänglich und förderten so die soziale Infrastruktur. Sie hatten eine besondere Relevanz und boten den Kindern eine Alternative zur von kriminellen Banden beherrschten Straße.

Zwölf Jahre dauerte die Partnerschaft des Welthauses mit der Organisation Bicycle Empowerment Network (BEN). Trotz des Erfolgs der Projekte endeten einige Kooperationen, weil sich Partner-organisationen im Süden auflösten oder anderweitig orientierten.

Seit 2002 führt der Verein Stadtoasen Projekte mit verschiedenen Organisationen in Kapstadt durch. Nach dem „Aachen Greening Award“, der zwischen 2002 und 2006 an Kapstädter Vereine

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031 ZWANZIG in 2020

Zum 20jährigen Jubiläum der Partnerschaft Aachen-Kapstadt möchten wir keinen Festakt mit geladenen Gästen abhalten, sondern planen 20 Veranstaltungen für das Jahr 2020 - über 20 Wochen verteilt an verschiedenen Standorten in Aachen.

Wir möchten damit die Vielfalt unserer Aktivitäten zeigen und Einblick in unsere Arbeit geben: Filmvorführungen wie ‚Invictus‘ und ‚Eine Stadt ohne Wasser‘, Lesungen mit Lutz van Dijk, Berich-te zu Schulpartnerschaften, ein Kunstprojekt in einer Schule, der Open Streets Day in Eilendorf, die SDG-Konferenz in Aachen zu zukunftsweisenden Konzeptionen für Städtepartnerschaften, Informationen zum Klimaticket , eine Führung im Nelson Mandela Park und vieles mehr: Das Spektrum der Veranstaltungen ist groß. Dabei soll die Verantwortung des Einzelnen in Gemein-schaft und Umwelt betont werden.

Unsere südafrikanischen Partnerinnen sprechen oft von Ubuntu, und wir haben erfahren, dass Ubuntu eine Haltung ist, ein Stück afrikanischer Lebensphilosophie, die Desmond Tutu so erklärt:

„Ubuntu – das bedeutet so viel wie Menschlichkeit. Insbesondere meint Ubuntu, dass der Mensch nicht in Isolation leben kann. In dem Wort steckt etwas von Vernetzung. Als Mensch kann man nicht nur für sich leben. Und wenn man diese Gabe, nämlich Ubuntu hat, dann ist man bekannt für seine Großzügigkeit. Viel zu oft sehen wir uns nur als Indi-viduen, die getrennt voneinander leben. Dabei sind wir alle verbunden und was ein Einzelner tut, betrifft die ganze Welt.“

Nähere Details zu den einzelnen Veranstaltungen können Sie einem Faltblatt, unserer Inter-netseite www.aachen-kapstadt.de/aktuelles oder auch zeitnah der lokalen Presse entnehmen.

Wir freuen uns über Ihr Interesse und rege Teilnahme.

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Nachhaltigkeit… mich bewegen die dringenden Fragen dieser Welt - Armut, Klima, Gerechtigkeit, Ausbildung und Zukunftsperspektiven … diese eine Welt ist mir wichtig … ich lebe gerne in ihr… ich möchte achtsam sein, achtsam leben … ich wünsche mir einen weitsichtigen, rücksichtsvollen Umgang mit den natürlichen Ressourcen, die Verbesserung der Lebenssituationen, faires Einkommen – damit es global eine Zukunft und ein gutes Leben für alle geben kann …

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Von einander Lernen … lass uns zusammen anpacken, miteinander arbeiten … zeige mir, wie du es machst, ich lasse mich von dir leiten … und ich zeige Dir meine Wege … es geht auch anders als in den bekannten Bahnen … ich lerne dazu … Du auch … gemeinsam entwickeln wir eine Lösung … im Tun lerne ich deine Sprache … in der Kommunikation vertiefen wir unser Verständnis für Land, Kultur und Menschen

Auf Augenhöhe … ich schaue dir in die Augen … du bist mir fremd … ich Dir auch … ich will mehr wissen von dir … wie lebst du, arbeitest du, wie und wen und was liebst du? was sind deine Träume und Zu-kunftspläne? deine Haut ist schwarz, farbig, weiß … black soul – white heart, Schlagworte … du hast viel zu erzählen … ich auch … ich möchte hören und sehen … nimm mich an die Hand und zeig mir dein Land und dein Leben … und ich zeige Dir meines und mein Leben … wir schauen uns an – voller Neugier, respektvoll, tolerant, gleichberechtigt …

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VISIONWir wollen gemeinsam und voneinander lernen, neue Wege im Nord-Süd-Dialog zu gehen und damit Impulse für eine dauerhaft gerechtere Welt setzen. Unser lokaler Beitrag für globale Ge-rechtigkeit dient der Völkerverständigung, der persönlichen Bewusstseinsbildung, der politischen Bildung und der gleichberechtigten Teilhabe an Entwicklung im Sinne der Nachhaltigkeitsziele der UN von 2015 (SDG).

WIE WIR UNSERE ABSICHTEN UMSETZENUnsere Arbeitsfelder sind Austausche und interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den Städten, Nichtregierungsorganisationen und Bildungseinrichtungen. Die Projekte planen und organisieren die Projektpartner gemeinsam.

ERGEBNISSEAuf persönlicher Ebene führen die Einblicke in fremde Lebensrealitäten zu veränderten Welt-bildern der Individuen, erweitern den Horizont und machen fähig zu Konsens und Transfer.

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N39 Ganz Persönliches aus dem Norden

Wenn man zurückblickt, erkennt man oft nur die Wendepunkte in seinem Leben. Mein Engagement in der Partnerschaft Aachen-Kapstadt ist ein solches „Turning-the-course-of-your-life-Erlebnis“.

Als Studentin der Architektur und Städtebau an der RWTH Aachen hatte ich ein starkes Interesse an der Stadtentwicklung in anderen kulturellen Kontexten. 1999 bewarb ich mich für das ASA-Programm. Die so entstandene Dokumentation von Projekten zur nachhaltigen Entwicklung im Rahmen der „Lokalen Agenda-21-Partnerschaft“ zwischen Aachen und Kapstadt wurde zum Ausgangspunkt für alles, was folgte: Langjährige Freundschaften sowohl in Aachen als auch in Kapstadt, ein Engagement für nachhaltige Entwicklung und eine akademische Karriere, die stark mit Südafrika verbunden war – mit meiner Promotion in Kapstadt, einer Gastdozentur in Johan-nesburg und schließlich mit der Professur für Internationalen Städtebau in Stuttgart, die es mir ermöglichte, fast 20 Jahre später wieder Studierende nach Kapstadt zu bringen.

Vielleicht ist es keine Überraschung, dass dieser Lebenskreis zu einem sehr persönlichen En-gagement geführt hat: Ich bin mit einem Südafrikaner verheiratet, unsere Kinder haben beide Nationalitäten und meine ehemalige ASA-Austausch-Partnerin Grace Stead ist die Patin und beste Freundin unserer kleinen Familie.

Vor 20 Jahren erklärte Dumisa Bangani im Welthaus, dass diese Partnerschaft nur dann gedeihen wird, wenn sie auf vielen Säulen ruht. Heute sehen wir all diese Säulen, die die Partnerschaft ausmachen. Herzlichen Glückwunsch zur Partnerschaft Aachen-Kapstadt und wir freuen uns auf die nächsten 20 Jahre auf diesem Weg gemeinsam!

Simunya! (Xhosa für „Wir sind eins“)Astrid Ley

Ganz Persönliches aus dem SüdenWir kamen im November 2000 nach Aachen, um potenzielle Partner für Kapstädter Organisa-tionen in der Agenda-21-Partnerschaft zu finden. Vorher hatten zwei ASA-Studierende drei Monate in Kapstadt nach Partnern geschaut. Beim Besuch von Organisationen und Projekten suchten wir Ideen, die für Kapstadt interessant sein könnten. Mir fiel rasch ein Konzept rund um Konsumverhalten und Beschaffung auf. Ich dachte zuerst, es handele sich um ein ‚deutsches‘ Thema und sei nicht relevant für Südafrika. Dann verstand ich, dass „Nachhaltigkeit“ auf beiden Halbkugeln dasselbe bedeutet. Die Menschen sowohl in Südafrika als auch in Deutschland haben mein Leben nachhaltig geprägt. Astrid war eine der ersten, die ich so kennenlernte – und ich bin jetzt die Patin ihres Sohnes.

Eine der vielen Organisationen, mit denen ich durch die Partnerschaft zusammengearbeitet habe, ist Abalimi. Vor zwei Jahren wurde ich dort in den Vorstand gebeten und bin seit 2019 Ge-schäftsführerin. Die langjährige Unterstützung, die Abalimi durch die Partnerschaft mit Aachen erhielt, ist sehr wertvoll.

Die Partnerschaft hat sich auf mich auch beruflich ausgewirkt. Ich hatte Stadtplanung studiert und gründete 2007 ‚steadfast greening‘, ein Unternehmen, das sich auf die praktische Umsetzung von Nachhaltigkeit in der Wirtschaft und im Haushalt spezialisiert hat.

Gabriele, mein „Gegenstück“ in Aachen, war mir oft ein Spiegel. Mein größter Kampf im Leben war schon immer die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Gabriele war professionell und gewissenhaft und gleichzeitig zeigte sie mir eine Work-Life-Balance, über die ich auch Jahre spä-ter noch nachdenke. All dies wäre ohne die Städtepartnerschaft zwischen Kapstadt und Aachen so nicht geschehen. Eine Partnerschaft, die praktisch und effektiv ist, das Leben verändert und einen positiven Einfluss auf beiden Seiten des Ozeans hat.

Grace Stead

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41 DANKE !... sagen wir, das Redaktionsteam, den Autorinnen für Texte und Fotos,... sagen wir als Verein und als Aktive für 20 Jahre ideelle Unterstützung durch viele Menschen sowie Verwaltungen und Organisationen,... sagen wir für die finanzielle Unterstützung all unserer Spenderinnen.

Viele Projekte konnten wir durch die unterstützende Zusammenarbeit mit Organisationen wie weltwärts oder ASA realisieren: danke! Die umfassende Arbeit war und ist nur möglich durch vielfältige Zuschüsse; aktuell danken wir der Stadt Aachen und dem Land NRW durch engage-ment global.

Für in der Vergangenheit liegende Unterstützung bedanken wir uns bei der Carl Duisberg Ge-sellschaft und inWEnt gGmbH, giz und gtz, der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt , der Stiftung Umwelt und Entwicklung, der Egidius Braun Stiftung, den Sternsingern und misereor, den Fördervereinen der beteiligten Schulen, der Sparda Bank West, der Stiftung der Sparkasse Aachen und der Lohmann-Hellenthal-Stiftung … wir hoffen, niemanden vergessen zu haben!

Impressum Herausgeber: Verein zur Förderung der Agenda-21-Partnerschaft Aachen-Kapstadt e.V.

An der Schanz 1, 52064 Aachen | www.aachen-kapstadt.deRedaktion: Dorothea Ernst, Uta Göbel-Groß, Ulla Schübeler-Jannes, Gabriele Schütz-Lembach (v.i.S.d.P.)

Bildrechte: Fotos von Vereinsmitgliedern, Rechte dort

Diese Broschüre wurde realisiert mit Zuschüssen der Stadt Aachen Layout: Maryam Aliakbari | www.abid-webdesign.de

Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier bei Printzipia, WürzburgAuflage 750

März 2020

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