2012 DokumentationPresse 2012 14 Auszüge aus dem Gästebuch 2012 21 Statistik 2012 23...

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Jahresbericht 2012 Dokumentation Obersalzberg Dokumentation Obersalzberg 2012

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  • Jahresbericht

    2012

    Dokumentation Obersalzberg

    Dokumentation Obersalzberg2

    01

    2

  • Inhalt

    ■ Die Dokumentation Obersalzberg 2

    ■ Rückblick auf das Jahr 2012 3

    ■ Sonderausstellungen und Begleitprogramm 6

    ■ Bildungsangebote 9

    ■ Institutionelle Vernetzung, Fortbildung und Tagungen 10

    ■ Publikationen 11

    ■ Internet-Präsenz 11

    ■ Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 12

    ■ Presse 2012 14

    ■ Auszüge aus dem Gästebuch 2012 21

    ■ Statistik 2012 23

    ■ Veröffentlichungen des Instituts für Zeitgeschichte zur Dokumentation Obersalzberg 24

    Dokumentation Obersalzberg – Jahresbericht 2012

  • ■ 2 ■

    Die Dokumentation Obersalzberg ist ein Lern- und Er-innerungsort. Sie bietet am historischen Ort die Möglich-keit, sich mit der Geschichte des Obersalzbergs und derGeschichte des Nationalsozialismus auseinanderzusetzen.Sie wurde vom Freistaat Bayern in Auftrag gegeben,durch das Institut für Zeitgeschichte München - Berlin(IfZ) konzipiert und realisiert und am 20. Oktober 1999 er-öffnet. 2005 erhielt die Dokumentation einen Erweiter-ungsbau mit drei Seminarräumen, 2006 wurde im Bunkerder neue Ausstellungsraum für Wechselausstellungen fer-tiggestellt.

    Wegen seiner Bedeutung und Funktion als zweiter Regie-rungssitz des Dritten Reiches beschränkt sich die Ausstel-lung nicht auf die Regionalgeschichte, sondern verbindetdie Historie des Obersalzbergs mit zentralen Erschei-nungsformen des nationalsozialistischen Regimes. Siewill hohen fachlichen Ansprüchen genügen, wendet sichaber primär an den historischen Laien. Ihr Ziel ist es, denBesucher wissenschaftlich fundiert, aber allgemein ver-ständlich über das historische Geschehen zu informierenund Anstöße zur analytischen Verarbeitung zu geben.

    Die fachliche Betreuung und die Konzeption und Pflegeder Dauerausstellung obliegt dem Institut für Zeitge-schichte, München – Berlin. Durch die Verbindung vonWissenschaftsinstitut und Bildungseinrichtung unter demgemeinsamen Dach des IfZ bietet sich daher die einmali-ge Gelegenheit, die historischen Forschungsergebnisse ei-nem breiten und internationalen Publikum zugänglich zumachen und sie in einem weiten politischen, gesellschaft-lichen und kulturellen Umfeld zu diskutieren.

    Träger der Dokumentation ist die Berchtesgadener Lan-desstiftung, die den Betrieb auf den Zweckverband Tou-rismusregion Berchtesgaden-Königssee übertragen hat.Das Staatsministerium der Finanzen betreut die Doku-mentation für den Freistaat Bayern.

    Die Dokumentation Obersalzberg

    Dokumentation Obersalzberg – Jahresbericht 2012

    Die Dokumentation Obersalzberg

  • Einmal mehr erwies auch der Besuch von Persönlichkeitenaus den Bereichen Wissenschaft, Politik und Kultur dienationale wie internationale Reputation der Dokumenta-tion Obersalzberg. So unterstrich der Besuch des Bundes-außenministers Guido Westerwelle während eines privatenUrlaubsaufenthaltes am 30. Juli 2012 die Bedeutung derEinrichtung.

    ■ 3 ■Dokumentation Obersalzberg – Jahresbericht 2012

    Wie in den Jahren zuvor gehörten Schülerinnen und Schü-ler, Studierende und Angehörige der Bundeswehr zu dengrößten Besuchergruppen. Insgesamt waren im Berichts-jahr 23.476 Schülerinnen und Schüler, 1.760 Lehrerinnenund Lehrer, 7.599 Studierende und 3.687 Angehörige derBundeswehr unter den Besuchern.

    Besonders positiv dabei ist der hohe Zuspruch der Schulenhervorzuheben: 2012 besuchten weit über 400 Schulklas-sen die Dokumentation, das hohe Niveau des Vorjahreskonnte damit gehalten werden. Deutlich mehr Klassen alsim Vorjahr – 313 – nahmen das weiterführende Bildungsan -gebot der Dokumentation, geführte Rundgänge und Work -shops, in Anspruch. Auch das Jahr 2012 bestätigte daherdie Bedeutung der Dokumentation als einer der führendenLern- und Erinnerungsorte in Bayern und wies sie als unver -zichtbaren Bestandteil der Bildungsarbeit im Freistaat aus.

    Aufgrund der dauerhaft hohen Anzahl von Besucherinnenund Besuchern aus dem europäischen und außereuropäi-schen Ausland ist es notwendig, die Ausstellungstexte inmehreren Fremdsprachen anzubieten. Die Ausstellungsta-feln bieten allerdings zu wenig Platz für übersetzte Texte.Seit diesem Jahr gibt es daher in jeder Sektion Flyer miteiner englischen Übersetzung der Haupttexte. Im Frühjahr2013 werden weitere »Sektionsflyer« in den Sprachen Ita-lienisch, Französisch, Tschechisch und Russisch folgen.

    Rückblick auf das Jahr 2012

    Rückblick auf das Jahr 2012

    September 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Vergleich zu 2011Januar 3.995 2.522 4.263 3.153 5.249 4.084 4.079 3.417 3.622 3.384 -238 -6,57 %Februar 2.784 3.690 3.539 3.783 6.360 5.599 3.453 4.029 3.421 3.397 -24 -0,70 %März 4.345 3.807 8.277 4.496 5.817 6.913 3.863 4.133 5.123 4.753 -370 -7,22 %April 8.156 8.810 8.379 10.890 11.729 7.725 9.353 9.965 11.587 9.606 -1.981 -17,10 %Mai 12.297 16.647 20.505 19.003 17.771 20.396 15.884 17.673 14.681 16.191 1.510 10,29 %Juni 14.801 16.321 19.138 19.160 21.553 17.647 21.746 18.938 21.155 18.717 -2.438 -11,52 %Juli 19.887 21.596 26.106 23.773 26.331 26.622 26.830 28.386 26.047 26.402 355 1,36 %August 23.059 24.324 30.826 30.459 28.729 25.460 26.895 28.192 26.148 26.212 64 0,24 %September 18.716 18.851 22.033 25.310 26.438 22.360 22.593 23.190 21.602 22.317 715 3,31 %Oktober 14.895 15.375 19.984 18.544 18.953 16.920 17.184 16.779 15.780 15.858 78 0,49 %November 3.550 1.267 3.875 3.556 3.613 3.887 3.812 4.168 4.056 3.484 -572 -14,10 %Dezember 2.561 2.790 2.833 4.041 4.076 3.750 4.242 2.812 3.508 3.990 482 13,74 %Gesamt 129.047 136.000 169.758 166.168 176.619 161.363 159.934 161.682 156.730 154.311 2.419 1,54 %

    Besucherstatistik 2003–2012, Besucher gesamt seit 1999: 1.930.265

    BundesaußenministerGuido Westerwelle bei einer Führung mit Museumspädagogin Nina Riess

    Mit dem 31. Dezember 2012 endete für die Dokumenta-tion Obersalzberg ein erfolgreiches Jahr. Das hohe Besu-cheraufkommen verwies erneut auf die Bedeutung desLern- und Erinnerungsortes auf dem Gelände des ehema-ligen »Führersperrgebietes«, dem historischen »Täterort«Obersalzberg. Mit 154.311 Gästen stabilisierte sich die

    Einrichtung auf einem hohen Niveau. Als besonders be-sucherstarke Monate erwiesen sich wie immer der Juli mit26.402 und der August mit 26.212 Besucherinnen undBesuchern. Seit Eröffnung haben damit insgesamt1.930.265 Besucherinnen und Besucher die Dokumenta-tion Obersalzberg besucht.

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    Ebenfalls im Juli stattete die Salzburger Landesrätin Dr.Tina Widmann der Dokumentation einen Besuch ab, am 14.September kamen die niederösterreichischen Bezirkshaupt -leute zum Obersalzberg. Am 13. Juni 2012 informierte sichder Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung,Prof. Dr. Hans-Werner Sinn, mit Mitarbeiterinnen undMitarbeitern über die Bedeutung des Obersalzbergs fürdas NS-Regime. Ende desselben Monats konnte die Doku-mentation zahlreiche Direktoren und Mitarbeiter osteuro-päischer Gedenkstätten und jüdischer Museen begrüßen,darunter die Direktoren des Staatlichen Museums AuschwitzBirkenau, Piotr Cywinski, des Museums Stutthof, PiotrTarnowski, der KZ Gedenkstätte Majdanek, Tomasz Kranz,sowie den Chairman des Holocaust Documentation Centerand Memorial Collection Public Foundation in Budapest,György Haraszti, die im Rahmen der Fachhospitation fürLeiter und Mitarbeiter von Holocaust-Gedenkstätten inOsteuropa zusammen mit Vertretern der BayerischenStaatskanzlei am 26. Juni die Dokumentation besuchten.

    Überarbeitung und Erweiterung der AusstellungDas Jahr 2012 stand ganz im Zeichen der Diskussion überdie geplante bauliche Erweiterung und Überarbeitung derAusstellung. Nachdem aufgrund der gravierenden Platz-probleme in der ersten Planungsphase über mehrere, nach -einander durchzuführende kleinere Baumaßnahmen nach -gedacht worden war, hat sich im letzten Jahr die Erkenntnisdurchgesetzt, dass nur ein Erweiterungsbau, die so ge-nannte »erweiterte große Lösung«, ausreichend räumlicheMöglichkeiten bietet, um dem enormen Besucheransturmund den Aufgaben der Dokumentation als internationalerLern- und Erinnerungsort gerecht werden zu können. AufGrundlage eines ersten Raumbedarfsplanes und des 2011erstellten externen Gutachtens der Firma haas:consult be-gann das Staatliche Bauamt Traunstein mit ersten Vor-untersuchungen. Auf dieser Basis errechnete es die Bau-kosten für den Erweiterungsbau und stellte einen Antragauf Änderung des Bebauungsplans, dem der Marktgemein -derat Berchtesgaden Anfang Mai 2012 zustimmte. In meh-reren Verhandlungen und konstruktiven Gesprächen habendas Institut für Zeitgeschichte, die Berchtesgadener Landes-stiftung, das Bayerische Staatsministerium der Finanzenund der Zweckverband Tourismusregion Berchtesgaden-Königssee über die konkrete Ausgestaltung und über Finan -zierungsmöglichkeiten des Erweiterungsbaus beraten. Inenger Abstimmung mit dem Staatlichen Bauamt Traunsteinhaben die Kooperationspartner daraufhin im Berichtsjahreinen detaillierten Raumbedarfsplan für den Erweiterungs-bau erstellt.

    Rückblick auf das Jahr 2012

    Dokumentation Obersalzberg – Jahresbericht 2012

    Der Erweiterungsbau erfordert auch eine weitgehendeÜberarbeitung der Dauerausstellung. Das IfZ hat hierfürim Spätsommer ein Konzeptpapier vorgelegt. Darin ent-halten sind ebenfalls erste Vorschläge für einen künftigenUmgang mit dem Berghofgelände: Als der bedeutendstehistorische Ort auf dem Areal des ehemaligen »Führer-sperrgebiets« wird er künftig als integraler Bestandteil derDokumentation Obersalzberg betrachtet. Im Rahmen derTagung Täterorte im Jahr 2011 war die deutlichere Einbe-ziehung des historischen Ortes bereits Bestandteil intensi-ver Diskussionen gewesen und von sämtlichen Expertendringend empfohlen worden. Ein neu gegründeter Wis-senschaftlicher Beirat erörterte in seiner konstituierendenSitzung am 24. Juli 2012 das Grundsatzpapier und dieVorschläge zur Um- und Neugestaltung der Ausstellung.Dem Beirat gehören führende Experten aus den Bereichender Zeitgeschichtsforschung, der Museums- und Gedenk-stättenarbeit sowie der Didaktik/ Museologie an. Sie wer-den die Planungen für den Erweiterungsbau und derenUmsetzung auch in Zukunft begleiten. Die Mitglieder desBeirates sind: Dr. Gabriele Hammermann, Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau; Prof. Dr. Hans Walter Hütter, Präsi-dent der Stiftung Haus der Geschichte der BundesrepublikDeutschland; Prof. Dr. Alfons Kenkmann, Lehrstuhl fürDidaktik der Geschichte, Historisches Seminar der Uni-versität Leipzig; Prof. Dr. Volkhard Knigge, Direktor derStiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora;Prof. Dr. Alexander Koch, Präsident der Stiftung Deut-sches Historisches Museum Berlin; Prof. Dr. Wolfram Py-ta, Leiter der Abteilung Neuere Geschichte, HistorischesSeminar der Universität Stuttgart und Prof. Dr. JoachimScholtyseck, Leiter der Abteilung für Geschichte der Neu-zeit, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonnund Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des IfZ.

    Platzmangel in der Dokumentation

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    Sämtliche Beiratsmitglieder äußerten sich ausgesprochenpositiv über die hier dargelegten Überlegungen und reg-ten eine konsequente Weiterführung auf dem eingeschla-genen konzeptionellen Weg an.

    Um die Realisierung des Erweiterungsbaus gewährleistenzu können, hat das IfZ mit seinen Kooperationspartnerneinen Kostenantrag zur Finanzierung ausgearbeitet. Ne-ben den reinen Baukosten für den Erweiterungsbau sinddarin auch die Sachkosten für die Dauerausstellung sowieKosten für den personellen Mehrbedarf für die Überarbei-tung der Dauerausstellung enthalten. Der Antrag wurdedem Bayerischen Finanzministerium vorgelegt. Da es sichbei der Dokumentation Obersalzberg um eine gesamtstaat -liche Aufgabe und einen Lern- und Erinnerungsort vonbundesweiter, ja sogar internationaler Bedeutung handelt,wurde beim Bundesbeauftragten für Kultur und Medienein Antrag auf Förderung durch den Bund gestellt.

    Im Hinblick auf die bevorstehende Überarbeitung und Neu -konzeption der Dokumentation ist eine Bestandsaufnahmeund Evaluierung wichtig und notwendig. Erstmalig hatdaher das IfZ zusammen mit den Kooperationspartnerneine Besucherstudie in der Dokumentation Obersalzbergund dem Kehlsteinhaus in Auftrag gegeben, durchgeführtvom Zentrum für Evaluation und Besucherforschung amBadischen Landesmuseum Karlsruhe (ZEB). Die Erhebungsollte zum einen Aufschlüsse über die Besucherinnen undBesucher und ihr Besuchsverhalten liefern, zum anderen

    Gefallensaussagen und Bewertungen zur Ausstellung unddem Serviceangebot ermöglichen. Die Befragung der Besu -cherinnen und Besucher erfolgte in zwei Wellen. Die ersteWelle fand im Sommer, die andere im Spätherbst undWinter statt. Die Befragung im Kehlsteinhaus wurde auf-grund der Schließung im Winter nur während der erstenWelle durchgeführt. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sinddie Befragungen abgeschlossen, ein detaillierter Schluss-bericht des ZEB liegt seit Ende Februar 2013 vor. Auch inden kommenden Jahren sind regelmäßige Besucherevalua -tionen geplant.

    Rückblick auf das Jahr 2012

    Dokumentation Obersalzberg – Jahresbericht 2012

    Besucherbefragung im Juli 2012 am Kehlsteinhaus

    Wissenschaftlicher Beirat:

    Dr. Gabriele Hammermann, Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau

    Prof. Dr. Hans Walter Hütter, Präsident der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland

    Prof. Dr. Alfons Kenkmann, Lehrstuhl für Didaktik der Geschichte, Historisches Seminar der Universität Leipzig

    Prof. Dr. Volkhard Knigge, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora

    Prof. Dr. Alexander Koch, Präsident der Stiftung Deutsches Historisches Museum Berlin

    Prof. Dr. Wolfram Pyta, Leiter der Abteilung Neuere Geschichte, Historisches Seminar der Universität Stuttgart

    Prof. Dr. Joachim Scholtyseck, Leiter der Abteilung für Geschichte der Neuzeit, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn undVorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des IfZ

    Wissenschaftlicher Beirat der Dokumentation Obersalzberg für die Überarbeitung der Dauerausstellung

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    Fortgeführt wurde im Berichtsjahr die Tradition der Win-terausstellung in der Dokumentation Obersalzberg. Diesechste Winterausstellung »Juni 1941 – Der tiefe Schnitt.24 Biografien aus dem Krieg gegen die Sowjetunion« desDeutsch-Russischen Museums Berlin-Karlshorst war am20. Oktober 2011 eröffnet worden und bis zum 4. März2012 in der Dokumentation zu sehen. In einem für dieSonderausstellung entwickelten pädagogischen Begleit-programm wurden die Grundzüge des Vernichtungskrie-ges gegen die Sowjetunion erklärt und anhand der ge-zeigten Biografien vertieft. Der Workshop »Ge(h)denken!«behandelte die Erinnerungskultur in Russland undDeutschland. Erstmals wurde die Winterausstellung miteinem auf Schülerinnen und Schüler abgestimmten Vor-tragsprogramm unterstützt. Nachdem sich bereits dasObersalzberger Gespräch im Herbst 2011 dem Thema»Unternehmen Barbarossa« gewidmet hatte, referiertenam 28. Februar 2012 die IfZ-Mitarbeiterinnen und Mitar-beiter Andrea Löw, Christian Hartmann und JohannesHürter über das Thema »Wer waren die Mörder« und er-gänzten damit den biografischen Schwerpunkt der Win-terausstellung durch die wichtige Frage nach den Verant-wortungsstrukturen für die NS-Massenverbrechen. Dasgroße Interesse und die lebhafte Debatte, die auf die Vor-träge folgte, zeigten einmal mehr die Bedeutung der Do-kumentation als Diskussionsforum und die hohe aktuelleBrisanz zeithistorischer Themen.

    Vom 3. Oktober 2012 bis 7. April 2013 zeigte die Doku-mentation als siebte Winterausstellung: »In Memoriam«,eine Ausstellung, die sich mit der »Euthanasie«, den Kran-kenmorden während des NS-Regimes, auseinandersetzt.Die Ausstellung wurde für die Präsentation in der Doku-mentation partiell inhaltlich überarbeitet. Neben der Vor-geschichte der »Euthanasie«, Orts- und Regionalbezügen

    sowie Zeitzeugen-Interviews wurde das Konzept von Mi-chael von Cranach in Zusammenarbeit mit Gerrit Hohen-dorf, Annette Eberle, Sibylle von Tiedemann und AlbertFeiber um ein Kapitel ergänzt, das die Bedeutung desObersalzbergs für diesen Verbrechenskomplex deutlichmachte. Die Ausstellung wurde am 2. Oktober 2012 nacheinem Einleitungsvortrag von Michael von Cranach vomStellvertretenden Direktor des IfZ Magnus Brechtken er-öffnet.

    Das 20. Obersalzberger Gespräch bezog sich inhaltlich aufdie aktuelle Winterausstellung und widmete sich am 25.Oktober 2012 dem Thema »Krieg und Krankenmord1939–1945«, ein thematischer Zuschnitt, der gleichzeitig

    Sonderausstellungen und Begleitprogramm

    Dokumentation Obersalzberg – Jahresbericht 2012

    Sonderausstellungen und Begleitprogramm

    V. l. n. r.: Andrea Löw, Christian Hartmann und Johannes Hürter. Blick in die siebte Winterausstellung im Bunker.

    Gerrit Hohendorf

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    die Inhalte beider im Jahr 2012 gezeigter Winterausstel-lungen in idealer Weise verband. Gerrit Hohendorf bezogsich in seinen Ausführungen vor allem auf die bisher we-nig erforschten Tötungen von Psychiatriepatienten durchSS und Wehrmacht in Polen und der Sowjetunion.

    Ein Vortrag von Helmut Bader hat sich nach dem Be-richtsjahr, am 14. Februar 2013, dem Thema »Kranken-morde im Dritten Reich« aus der Perspektive der Opfer ge-nähert und damit den thematischen Schwerpunkt durchdiesen wichtigen Blickwinkel ergänzt und abgerundet.Mit Volkhard Knigge (»Die Zukunft der Erinnerung«) am30. Mai 2013 sowie Anselm Doering-Manteuffel und NilsBierbaumer (»Die Macht der Bilder«) am 5. Juli 2013 wer-den die Vortragsveranstaltungen dann wieder an Fragendes Umgangs mit der Vergangenheit heute und damit ver-bundenen Zukunftsperspektiven anknüpfen.

    Das 4. Fachgespräch des Instituts für Jugendarbeit Gau-ting fand am 11. und 12. Januar in der DokumentationObersalzberg statt. Es beschäftigte sich erstmals schwer-punktmäßig mit der historisch-politischen Bildungsarbeitan sogenannten Täterorten. Ziel war es, gemeinsam überdidaktische und pädagogische Konzepte nachzudenken,zu diskutieren und Möglichkeiten der Weiterentwicklungaufzuzeigen. Nach einem Vortrag Albert Feibers über »DieDokumentation Obersalzberg: Hintergründe, Konzeption,Ausblick« hielten die Museumspädagoginnen einen Vor-trag über »die Wirkung des Obersalzbergs auf die Besu-cherinnen und Besucher« und stellten das Bildungsange-bot der Dokumentation Obersalzberg vor.

    Anlässlich des Tags der Archive zeigte die Abteilung Doku-mentation Obersalzberg im März 2012 im Foyer des Insti-tuts für Zeitgeschichte in München eine Ausstellung zum

    Thema »Adolf Hitler und der Obersalzberg« und machtedamit auf die Bedeutung des historischen- und des Lern-und Erinnerungsortes Obersalzberg aufmerksam.

    Am 24. Mai sprach der Soziologe und SozialpsychologeHarald Welzer über die Nachkriegsbiografien von Soldatenund knüpfte damit an den Themenschwerpunkt »ZweiterWeltkrieg« an. Unter dem Titel des 19. Obersalzberger Ge-sprächs »Wie aus Soldaten Opas wurden« widmete sichWelzer nicht nur den Lebensgeschichten ehemaligerWehrmachtsangehöriger, sondern auch dem familiärenUmgang mit der NS-Vergangenheit und der Verstrickungder Verwandtschaft in die NS-Massenverbrechen nach demKrieg. Er reflektierte dabei eindrucksvoll die unterschied-lichen Motive für Tatbeteiligungen während der Zeit desNS-Regimes und die verschiedenen Blickwinkel und Er-zählweisen der Kinder- und Enkelgeneration. Mit über 100Gästen und breiter Berichterstattung steht dieser Vortrag,wie die anderen Beiträge zum Veranstaltungsprogrammauch, für die herausragende Entwick lung, die das Begleit-programm der Dokumentation über die Dauerausstellunghinaus genommen hat.

    Ein weiterer Schwerpunkt des Begleitprogramms lag aufder intensiven Kontaktpflege mit den Bürgerinnen undBürgern in Berchtesgaden und den umliegenden Gemein-den. Anlässlich des 35. Internationalen Museumstages amSonntag, den 20. Mai, der unter dem Motto »Welt imWandel – Museen im Wandel« stand, bot die Dokumenta -tion Obersalzberg bei freiem Eintritt acht kostenlose Füh-rungen, darunter eine englische Führung für das interna-tionale Publikum, sowie kostenfreie Audioguides an.

    Sonderausstellungen und Begleitprogramm

    Dokumentation Obersalzberg – Jahresbericht 2012

    Nina Riess

    Harald Welzer

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    Im Rahmen einer neuen Veranstaltungsreihe unter demTitel »Im Gespräch mit der Dokumentation Obersalzberg.Berchtesgaden und der Obersalzberg. Eine Region und ih-re Geschichte« am 15. September im Kur- und Kongress-haus Berchtesgaden suchten die Mitarbeiterinnen undMitarbeiter der Dokumentation ebenfalls den Dialog mitden Bürgerinnen und Bürgern. Damit will das IfZ dieMenschen vor Ort einladen, die bauliche Erweiterung unddie Neugestaltung der Ausstellung kritisch zu begleitenund zu diskutieren. Nach Vorträgen von Axel Drecoll überden »Täterort Obersalzberg. Überlegungen zum Umgangmit dem historischen Ort« und Albert Feiber über »Berch-tesgaden und der Obersalzberg. Aspekte einer prekärenBeziehungsgeschichte« diskutierte ein engagiertes Publi-kum vor Ort mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiternüber historische Fragen und den probaten Umgang mitdem schweren Erbe der Vergangenheit. Abschließend botNina Riess eine historische Ortsführung zum Thema»Berchtesgaden und der Nationalsozialismus« an.

    Die Diskussion mit der Bevölkerung diente darüber hin-aus einem weiteren Zweck: Das Institut für Zeitgeschich-te hat alle Berchtesgadenerinnen und Berchtesgadenerdarum gebeten, ihr Wissen von und über die Geschichtedes Obersalzbergs und Berchtesgadens einzubringen. Die Fragen richten sich aber auch an alle anderen Zeit-zeugen oder deren Angehörige, die Kenntnisse über dieNS- oder Nachkriegsgeschichte der Region haben: Wiehat die Bevölkerung die Geschichte des Obersalzbergs unddes »Dritten Reiches« erlebt? Gibt es Fotos, Dokumenteoder Gegenstände, die für die Ausstellung zur Verfügunggestellt werden könnten? Wie sollte man ganz generellmit dem historischen Erbe umgehen?

    Dank dieser Veranstaltung erhielt das IfZ bereits einigeFotos und Objekte vom historischen Obersalzberg. Im No-vember 2012 startete aufgrund der Resonanz aus der Be-völkerung ein Interviewprojekt. Unterstützt durch eineFilmproduktionsfirma befragen die BildungsreferentinnenZeitzeuginnen und Zeitzeugen aus der Region zu ihrer Le-bensgeschichte. Ziel ist es, ein Filmarchiv aufzubauen,um für die geplante Neukonzeption der Ausstellung mul-timediales Material zu sammeln.

    Sonderausstellungen und Begleitprogramm

    Dokumentation Obersalzberg – Jahresbericht 2012

    Axel Drecoll

    Kurator Albert Feiber bei seinem Vortrag über die Beziehungsgeschichte zwischen Berchtesgaden und dem Obersalzberg.

    Nach der Veranstaltung erhielt das IfZ ein Stickbild vom Haus Wachenfeld

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    2012 wurde das Bildungsangebot der DokumentationObersalzberg nochmals um Führungen und Workshopserweitert. Im Workshop »Denk_Mal am Berghof?!« beschäf -tigen sich Schülerinnen und Schüler nach einer Themen-führung »Der historische Ort« mit verschiedenen Denkmä-lern in Deutschland und Österreich. Sie gehen den Fragennach, welche Funktionen Denkmäler haben und welcheöffentliche Diskussion die Entstehung eines Denkmals be-gleitet. In einer Kreativphase entwickeln die Schülerinnenund Schüler anschließend eigene Ideen für den Umgangmit dem ehemaligen Berghofgelände. Der zweite Works-hop »Was ist Rechtsextremismus?« behandelt das Vorge-hen und die ideologischen Grundlagen rechtsextremerParteien und Gruppierungen sowie die rechte Jugend -kultur. Anhand von Codes, Symbolen und Musik wird denJugendlichen ein Einblick in die Thematik vermittelt. Zielist eine erste Sensibilisierung der Jugendlichen. Auch fürdie Bundeswehr wurde ein weiteres Seminar entwickelt.In einem Vertiefungsseminar beschäftigen sich die Teil-nehmerinnen und Teilnehmer mit den Verbrechen derWehrmacht. Das Seminar umfasst eine Bundeswehrfüh-rung, einen Film über das »Unternehmen Barbarossa« sowieeinen Vortrag über die Verbrechen der Wehrmacht. Zudemarbeiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Biogra-fien von Wehrmachtssoldaten und beschäftigen sich aufdiese Weise mit den Handlungsspielräumen einzelner Sol-daten.

    Dank des Rundgangsleiters Tibor Légrady werden seit 2012erstmals auch ungarische Führungen in der DokumentationObersalzberg angeboten. Im Berichtsjahr boten die Mitar-beiterinnen und Mitarbeiter damit Führungen in fünfFremdsprachen an.

    In der Hauptsaison umfasste das Angebot zudem wöchent-lich fünf öffentliche Führungen, darunter eine Familienfüh-rung, die speziell auf die Bedürfnisse von Jugendlichen ab-gestimmt ist. In der Wintersaison gab es wöchentlich jeweilseine öffentliche Führung. Die Museumspädagoginnen ausdem Bildungsreferat der Abteilung hielten darüber hinausim Berichtsjahr sieben Fortbildungen für Lehrkräfte undvier Vorträge ab. Vier von ihnen durchgeführte Fortbil-dungen dienten der Mitarbeiterschulung. Schließlich ab-solvierten im Juli 2012 zwei Jugendliche ein Praktikumim Bildungsreferat der Dokumentation Obersalzberg.

    Leider haben Kathrin Quatember und Eva Unterweger ihrefreiberufliche Mitarbeit beendet. Mitte Juli 2012 verließ auchClaire Kéruzec das Bildungsreferat. Auf ihre Stelle wechselteSonja Herzl, die zuvor schon als freie Mitarbeiterin tätig war.

    2012 waren in der Dokumentation Obersalzberg insge-samt 23 freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig, die773 Führungen und 72 Workshops sowie 21 Bundeswehr-seminare abhielten. Aufgrund der großen Nachfrage anFührungen und Workshops startete daher im November2012 ein neuer Rundgangsleiterkurs, der voraussichtlichim März 2013 abgeschlossen sein wird.

    Bildungsangebote

    Dokumentation Obersalzberg – Jahresbericht 2012

    Bildungsangebote

    Claire Kéruzec

    Sonja Herzl ist im Bildungsreferat die Nachfolgerin von Claire Kéruzec

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    Im Berichtsjahr standen die Mitarbeiterinnen und Mitar-beiter der Dokumentation in einem fruchtbaren Kontaktmit Kolleginnen und Kollegen anderer Institutionen.

    Durch die Einberufung des Wissenschaftlichen Beirateskonnte die Kooperation mit den Universitäten Leipzig,Stuttgart und Bonn intensiviert werden. Dadurch warauch eine vertiefte Zusammenarbeit mit verwandten Ein-richtungen, dem Haus der Geschichte in Bonn, den KZ-Gedenkstätten Dachau, Buchenwald und Mittelbau-Dorasowie dem Deutschen Historischen Museum Berlin mög-lich. Auch die Vortragsreisen der Dokumentationsmitar-beiterinnen und -mitarbeiter schufen Möglichkeiten derinstitutionellen Vernetzung. Der Fachliche Leiter AxelDrecoll referierte an der Universität Bremen, der FreienUniversität Berlin und dem DokumentationszentrumReichsparteitagsgelände in Nürnberg. Im Rahmen vonFührungen durch die Dokumentation und einer beraten-den Tätigkeit konnte zudem der Kontakt zur BayerischenStaatsgemäldesammlung intensiviert werden. Auch dieZusammenarbeit mit Institutionen der Region wurde aufdiese Weise vertieft. Axel Drecoll beteiligte sich in diesemZusammenhang als Referent an der Ausbildung vonMarkt- und Gemeindeführern in Berchtesgaden durch dasKatholische Bildungswerk des Berchtesgadener Landes. Inberatender Funktion war Axel Drecoll zusammen mit Al-bert Feiber für das Fortbildungsinstitut der BayerischenPolizei in Ainring tätig. Die leitende BildungsreferentinNina Riess trug in der Riedenburg Kaserne in Salzburgund im Intercontinental Berchtesgaden Ressort Hotel vor.

    Im Rahmen eines Besuches in der Dokumentation konn-ten Kontakte mit Vertretern verwandter Einrichtungen inOsteuropa geknüpft werden, darunter die Staatlichen Mu-seen Auschwitz-Birkenau, Majdanek und Stutthof sowiedas Holocaust Documentation Center in Budapest und dasMuseum für jüdische Geschichte in Sofia.

    Axel Drecoll, Albert Feiber und Anja Deutsch beteiligtensich vom 7.- 9. März an dem Dresdner Symposium »Undmorgen ins Museum. Dialoge über einen Lern- und Er-fahrungsraum im Umbruch« im dortigen Hygienemu-seum, um über künftige Entwicklungen in der Museums-landschaft und die Erwartungen der Besucher zudebattieren. Dazu diente auch die Teilnahme sämtlicherTeammitglieder an der Frühjahrsakademie der Bayeri-schen Museumsakademie vom 28.- 29. März über »Mu-seumsbesucher, das unbekannte Wesen. Möglichkeitender Besucherforschung«.

    Die Dokumentation Obersalzberg ist darüber hinaus Teildes »Netzwerks zur historisch-politischen Bildung an Or-ten der NS-Geschichte in Bayern«. Das von diesem Ar-beitskreis 2012 durchgeführte Fachgespräch fand am 11.und 12. Januar 2012 in der Dokumentation Obersalzbergstatt.

    Als Abteilung des Instituts für Zeitgeschichte kooperiertdie Dokumentation Obersalzberg schließlich mit zahlrei-chen nationalen und internationalen Institutionen, diewissenschaftlich mit dem IfZ verbunden sind und in ste-tigem Austausch stehen. Als bedeutende Beispiele zu nen-nen sind das gemeinsame Fellowship-Austauschpro-gramm des IfZ mit dem United States Holocaust MemorialMuseum (USHMM) Washington D.C. sowie das »EuropeanHolocaust Research Infrastructure« (EHRI)-Projekt, dasauf einer Kooperation von zwanzig Partnern der EU ba-siert. Hier sind als Kooperationspartner zu nennen bspw.die Gedenkstätte Yad Vashem (Jerusalem), das King’s Col-lege (London), das Jüdische Museum in Prag, das NIOD,Institute for War, Holocaust and Genocide Studies (Amster -dam) sowie das CEGES- SOMA (Brüssel).

    Institutionelle Vernetzung, Fortbildung und Tagungen

    Dokumentation Obersalzberg – Jahresbericht 2012

    Institutionelle Vernetzung, Fortbildung und Tagungen

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    Wieder einmal zeigte sich, dass das IfZ mit der »TödlichenUtopie« einen allgemein verständlichen und informativenBegleitband zur Ausstellung mit Bestsellercharakter her-ausgibt, den die Zeitschrift GEO EPOCHE in ihrer Dezember-Ausgabe 2012 als »hervorragend« empfiehlt (Nr. 58 vomDezember 2012, S. 74). Die Gesamtzahl der veräußertenExemplare belief sich 2012 auf 2.146 Stück, insgesamtkonnten damit seit dem Erscheinen der Studie 76.645 Bücherverkauft werden. Nicht weniger erfolgreich gestaltete sichder Verkauf der audiovisuellen Produkte. Von der DVD»Gewalt, Vernichtung, Tod. Szenen aus dem Zweiten Welt -krieg« wurden 531 Stück veräußert. Der Dokumentarfilm»Obersalzberg. Vom Bergbauern-dorf zum Führersperrgebiet« wurde2012 übersetzt und mit englischenUntertiteln versehen. Während inder Ausstellung seither die neueVer sion mit Untertiteln gezeigtwird, kann auf der DVD zwischeneiner rein deutschen Version oderder Version in deutscher Sprachemit englischen Untertiteln gewähltwerden. Die DVD wurde im Be-richtsjahr 1.628 Mal verkauft. Ins-gesamt beträgt der Absatz des Do-kumentarfilms »Obersalzberg« seit Erscheinen 18.345Stück. Die 2008 in einer erweiterten Neuauflage erschie-nene CD »Täter – Gegner – Opfer. Tondokumente zumDritten Reich« wurde 433 Mal verkauft. Der Absatz sämt-licher audiovisueller Produkte betrug 2.592 CDs und DVDs.

    Absatz der Publikationen 2012

    Die Homepage www.obersalzberg.de wird ständig auf Basiseines Content-Management-Systems (Typo3) aktualisiertund erweitert. Hier wird fortlaufend über die neuesten Ent-wicklungen berichtet und die Angebote der Dokumenta-tion vorgestellt. Seit 2012 informiert in Folge der Tagung»Täterorte« eine neue Rubrik ausführlich über den »histo-rischen Ort« zwischen 1933 und 1945 und den Umgangnach Kriegsende bis heute. Seit April 2012 ist ein Online-buchungssystem für die Besucherinnen und Besucher aufder Homepage abrufbar. Nutzerinnen und Nutzer könnenseither selbstständig Führungen und Workshops buchen.Dieser neue Service ermöglicht für Besucherinnen undBesucher sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eineschnellere und unbürokratischere Abwicklung der Füh-rungsbuchungen.

    Im Berichtsjahr wurde die Obersalzberg-Website 418.594Mal besucht (Visits), dies ist eine leichte Steigerung gegen-über dem Vorjahr um knapp 15.119 Visits. Am beliebtestensind die Seiten »Aktuelles«, »Besucher -Infos« sowie Infor-mationen über die Dokumentation selbst.

    Die vom Bildungsreferat seit Januar 2011 betriebene Face -book-Seite, auf der mehrmals wöchentlich über Bildungs-angebote, Veranstaltungen und Aktivitäten der Doku-mentation Obersalzberg informiert wird, wurde weiterhinmit regem Interesse verfolgt und hatte Ende des Bericht-jahres bereits 570 »likes«.

    Publikationen

    Dokumentation Obersalzberg – Jahresbericht 2012

    Publikationen Internet-Präsenz

    1.610 Ex.

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    433 Ex.

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    1. Institut für Zeitgeschichte, München – Berlin

    Die fachliche Leitung, also die wissenschaftliche, museums -fachliche und museumspädagogische Betreuung der Doku -men tation Obersalzberg, obliegt dem Institut für Zeitge-schichte, München – Berlin. Diese umfasst folgendeBereiche:

    Fachwissenschaftliche AufgabenKonzeption, Inhalte und Anordnung der Dauerausstel-lung, Auswahl der Exponate und Ton-/Bildmedien, Aus-stellungstexte, Texte des Audio Guide, Führungskonzepte,Begleitpublikationen, Fachauskünfte, Begutachtung ein-schlägiger Fremdprojekte

    Museumsfachliche AufgabenAusstellungsdesign, Ausstellungsproduktion, Medien-und Museumstechnik, Exponat- und Rechteverwaltung,Ergänzungssammlung, Sonderausstellungen, Veranstal-tungen

    Pädagogische Aufgaben Individuelle Besucherbetreuung, Führungsdienst inkl.Ausbildung, Fortbildung und Evaluierung der Rund-gangsleiter, Fortbildungsmaßnahmen für Lehrer und an-dere Mittler historisch-politischer Bildung, Besucherfor-schung

    Öffentlichkeitsarbeit: Öffentliche Vertretung der Dokumentation in allen die Zu-ständigkeit des IfZ betreffenden Fragen, Pflege eines ein-heitlichen Erscheinungsbilds (»Corporate Identity«), Pres-searbeit (Printmedien, Fernsehen, Funk, Internet), Pflegeder Website »obersalzberg.de«, Werbung (Anzeigen, Flyeretc.), Beziehungen zu verwandten Einrichtungen, Bezie-hungen zur Politik und zu gesellschaftlich relevanten Or-ganisationen

    VerlagsaufgabenHerstellung und Vertrieb der »Veröffentlichungen des In-stituts für Zeitgeschichte zur Dokumentation Obersalz-berg«

    Fachlicher Leiter:Dr. Axel Drecoll

    Kurator:Albert A. Feiber M.A.

    Büroleitung:Anja Deutsch M.A.Dipl.-Museologin (FH) Sora Stöckl

    Wissenschaftliche Hilfskraft:Maximilian Metz M.A.

    Studentische Hilfskraft:Matthias Schmid

    Bildungsreferat:Mag. Nina RiessClaire Kéruzec M.A. (bis Juli 2012)Mag. Sonja Herzl (ab August 2012)

    RundgangsleiterDie vom Institut für Zeitgeschichte ausgebildeten Rund-gangsleiterinnen und Rundgangsleiter sind auf Honorar-basis tätig.

    Reinhard BengesserDorit BielerManuel BognerFelicia Däuber (bis Januar 2012)Johanna DaichendtKatharina DatzUrsula EnzendorferJohann Enzinger

    Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

    Dokumentation Obersalzberg – Jahresbericht 2012

    Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

    Nina Riess und Matthias Schmid bei der Veranstaltung »Im Gespräch mit derDokumentation«

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    Katharina GammerElisabeth Graf-RiemannSonja-Maria Herzl (bis Juli 2012)Daniela KöckTibor LégrádyErwin Meier-HeindlBirgit MündelOttmar NeuburgerUlrike OffenbergerJohannes PichlerKathrin Quatember (bis September 2012)Ellen von RennenkampffMatthias Ringhof (bis Januar 2012)Irmgard Schöner-LenzKarin WabroEva Unterweger (bis September 2012)Wolfgang Wintersteller

    Träger der Dokumentation ist seit Eröffnung 1999 dieBerchtesgadener Landesstiftung, die den Betrieb auf denZweckverband Tourismusregion Berchtesgaden-Königs-see übertragen hat. Die wissenschaftliche und museums-fachliche Leitung liegt beim Institut für Zeitgeschichte,München - Berlin. Staatlicherseits wird die Dokumenta-tion als Liegenschaft des Freistaats vom BayerischenStaatsministerium der Finanzen betreut.

    2. Zweckverband Tourismusregion Berchtesgaden-Königssee

    Die Dokumentation Obersalzberg wird im Auftrag derBerchtesgadener Landesstiftung durch den ZweckverbandTourismusregion Berchtesgaden-Königssee betrieben, derfür den Betrieb der Ausstellung (u.a. Technik, Kasse, In-standhaltung, Gebäudeunterhalt, Gebäudereinigung, Ver-sicherungswesen) verantwortlich ist.

    Betrieblicher Leiter:Dipl.-Kaufmann Markus Rosenberg

    Kasse:Stefanie BarthMarion BauerFelicia DäuberVeronika FendtAnita IrlingerRomana Küblbeck Dorothea Scheidig

    Technik und Aufsicht:Josef KaltenbacherSebastian KurzRobert MoserManfred Nasko

    Reinigungskräfte:Alena BrandnerSabine Kosta

    Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

    Dokumentation Obersalzberg – Jahresbericht 2012

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    ■ Süddeutsche Zeitung vom 9. Februar

    Presse 2012

    Dokumentation Obersalzberg – Jahresbericht 2012

    Presse 2012

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    Presse 2012

    Dokumentation Obersalzberg – Jahresbericht 2012

    ■ Süddeutsche Zeitung vom 1. Juni

    Damals Soldat, jetzt OpaBerchtesgaden: (1. Juni 2012) - »Die These vom ideologi -schen Kämpfer ist nicht haltbar.« So lautete ein Fazit desReferenten Prof. Harald Welzer, der mit seinem Thema»Extreme Gewalt und Nachkrieg. Wie aus Soldaten Opaswerden« den Abschluss einer Vortragsreihe über denEinmarsch der Wehrmacht in die Sowjetunion in derDokumentation Obersalzberg bildete. Zu den 19. Ober-salzberggesprächen erschienen zahlreiche Zuhörer, dieWelzer mit seinen Forschungsergebnissen zum Nach-denken anregte.

    Grundlage des Vortrags bildeten zwei Studien, mit denensich der renommierte Sozialpsychologe und weitere For-scher in den letzten zehn Jahren beschäftigten. In »Opawar kein Nazi« aus dem Jahr 2002 analysierte Welzer an-hand von 40 Familiengesprächen, wie die Tradierung derVergangenheit vonei ner Generationzur nächsten ver-läuft. Das Ergebnis:Der private, familiäreGebrauch von Ver-gangenheit sei etwasganz anderes als derwissenschaftliche.Die Opas schildertenihre Vergangenheitals Soldaten im Fa -mi lienkreis ganz an-ders, als es das öffent -liche Bild der Wehr- macht aus Schule undMedien zeigte. Be-sonders inte ressantfanden die Forscherdie Frage, wie die per -sönli chen Geschich-ten in der Familiewiedergegeben wer-den.

    »Die Geschichtenwur den von Genera-tion zu Generationbesser«, hielt der So-ziologe fest. Gewalt-taten des Opastauchten zum Bei-

    spiel in Nacherzählungen des Enkels gar nicht mehr auf.Welzer sprach hier von einer Neuerfindung des eigenenOpas, was er für pädagogisch durchaus sinnvoll erachte,da diese Uminterpretation wichtig für die Identität des En-kels sei.

    Im Zusammenhang mit einer weiteren Studie, in der an die150 000 Seiten Gesprächsprotokolle deutscher Kriegsge-fangener ausgewertet wurden, schlug Welzer den Bogen zuder Frage, wie sich die heutigen Opas damals als Soldatenverhielten und wie sie den Krieg und die Gewalt wahrnah -men. In diesen Gesprächen unter Männern, die zum Teilunmittelbar nach einem Gefecht aufgezeichnet wurden,zeich ne sich ein ganz anderer Typus Wehrmachtssoldat ab,als er in historischen Aufarbeitungen dargestellt werde. Mit -nichten sei die Mehrheit der Soldaten fanatische Kämpfergewesen, vielmehr habe es sich um Menschen gehandelt, diegar keine Idee davon gehabt hätten, warum sie diesen Kriegführten. Salopp formuliert: Sie hätten einen »Job« gehabt,den sie möglichst gut machen wollten. hor

    ■ Berchtesgadener Anzeiger vom 19. April

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    Presse 2012

    Dokumentation Obersalzberg – Jahresbericht 2012

    ■ Berchtesgadener Anzeiger vom 19. April

    ■ Berchtesgadener Anzeiger vom 19. September

    Mehr Raum für den Ort mit Doppelfunk-tion

    Berchtesgaden - Aufbruch am Obersalzberg: Die Doku-mentation soll bis spätestens 2016 deutlich erweitertwerden. Denn die Besucherzahlen sprengen alle Erwar-tungen. Dr. Axel Drecoll, fachlicher Leiter der Doku-mentation, lud daher am Wochenende zu einem Infor-mationstag über den aktuellen Planungsstand. Ziel derVeranstaltung ist unter anderem, Zeitzeugen zu gewin-nen, die ihr Wissen mit den Fachleuten teilen.

    Dass die Dokumentation auf dem Obersalzberg ausgebautwird, ist so gut wie sicher: »Die Chancen sind sehr gut«,bestätigte Drecoll. Geplant ist laut Bauamt Traunstein, diederzeitige Nutzfläche von 650 auf 2 500 Quadratmeter zuvervierfachen. Die Besucherzahlen sprechen für sich: »Wirhaben anfangs mit 35 000 Gästen gerechnet«, so Drecoll,

    »inzwischen kommen 160 000 pro Jahr«. Derzeit kann manden Menschenmassen kaum gerecht werden. Die Ausstel-lung gibt es seit 1999 - für eine Erweiterung liegen dieKostenschätzungen bei 14,3 Millionen Euro. In Zukunftwollen die Verantwortlichen vor allem die Bevölkerungmit einbeziehen. Nicht nur Zeitzeugen sind gern gesehe-ne Besucher. »Wir möchten wissen, wie der Einzelne dieZeit miterlebt hat«. Auf der Suche nach Alltagsgegen-ständen ist man in der Dokumentation über jedes privateFundstück als Leihgabe dankbar. Dass die Bildungsstätteinzwischen eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung ge-nießt, dessen ist sich der fachliche Leiter sicher. »DerObersalzberg ist in den letzten 13 Jahren nicht zum Wall-fahrtsort geworden, einen Sensationstourismus gibt es beiuns nicht«. In einer internen Umfrage über die Beweggrün-de, um nach Berchtesgaden in den Urlaub zu kommen,antworteten 40 Prozent: »Wegen der Geschichte«. FürDrecoll ist deshalb klar: Das Interesse an der Geschichtedes Nationalsozialismus nimmt bei der jüngeren Genera-tion deutlich zu. Allerdings sterben die Zeitzeugen nachund nach. Deshalb hat man sich in der Dokumentation

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    Presse 2012

    Dokumentation Obersalzberg – Jahresbericht 2012

    dazu entschlossen, nicht nur mehr die Regimespitze zubeleuchten, also Hitler und dessen Schergen, sondern diemittlere und untere Hierarchieebene, darunter auch diegewöhnliche Berchtesgadener Bevölkerung zu dieser Zeit.Die Orts- und Baugeschichte rund um das Führersperrge-biet soll weiterhin bedeutenden Raum einnehmen. Vor al-lem aber wird der historische Ort als solcher stärker in dieKonzeption miteinbezogen werden. Jedoch: Nur nochwenig erinnert an das ehemalige Führersperrgebiet. Zahl-reiche Sprengungen und Abtragungen haben in der Ver-gangenheit stattgefunden. Umso wichtiger sei es, so Dre-coll, das, was noch da ist, zu bewahren. In Zukunft wirdder Fokus auf zwei Hauptorte gelegt, ergänzt durch eineTouristeninformation. Neben dem Berghofgelände, dembesondere historische Relevanz attestiert wird, soll dasKehlsteinhaus in das Konzept aufgenommen werden. DerKehlstein wird ein Touristenort bleiben, aber eine neueAusstellung dort soll historisch Relevantes präsentieren.»Einen endgültigen Plan haben wir selbst noch nicht«, ge-steht Dr. Axel Drecoll. Was er aber weiß, ist, dass man am

    ■ Berchtesgadener Anzeiger vom 14. September

    Obersalzberg, nun Lern- und Erinnerungsort, keinen Ein-druck von »Faszination und Größe« erwecken wolle. Ein-stige Einrichtungen, wie etwa die Theaterhalle, das Tee-haus, der Platterhof oder das Kampfhäusl seienalltagsgeschichtlich zwar »nicht interessant«, so Drecoll,darüber hinaus sind die Bauwerke längst dem Bodengleichgemacht worden. Trotzdem wäre es seiner Ansichtnach durchaus sinnvoll, offensiver mit dem Entstehungs-kontext so manchen Gebäudes umzugehen. Dort, wo einstder Platterhof stand, ein »Symbol der Leistungsfähigkeitunter den Nazis«, befindet sich heute ein Parkplatz. Dassder Obersalzberg ein Ort mit Doppelfunktion - ein Tou-rismus- und Erinnerungsort - ist und bleiben wird, müssejedem klar sein. Ebenso kann das Informationsangebottrotz Erweiterungsmaßnahmen nicht überall am Berg er-füllt werden. Einen historischen »Lehrpfad« wolle manunter keinen Umständen umsetzen. Vielmehr wird es inder ausgebauten Dokumentation ein interaktives Modellgeben. In diesem soll die Vorgeschichte zahlreicher Ober-salzberg-Gebäude erzählt werden. kp

  • ■ 18 ■ Dokumentation Obersalzberg – Jahresbericht 2012

    Presse 2012

    ■ Salzburger Nachrichten vom 19. September

    Hitlers Obersalzberg lockt Massen

    Sonja-Maria Herzl. Der große Ansturm mache nun eineErweiterung notwendig. Zwei Drittel der Besucher kom-men aus Deutschland, unter den Gästen sind aber auchviele Österreicher, Amerikaner und Holländer. »Die Besu-cher kommen zum großen Teil aufgrund der Landschaftauf den Obersalzberg, zu 41 Prozent jedoch wegen derGeschichte des Orts.« Das Institut für Zeitgeschichte Mün-chen steht mit den Planungen für den Ausbau des Doku -men tationszentrums am Anfang. Die Politik hat sich ein-hellig dafür ausgesprochen, derzeit geht es um dieFinanzierung des Millionenprojekts.

    Künftig sollen historische Orte stärker einbezogen wer-den, allen voran das ehemalige Gelände des Berghofs inunmittelbarer Nachbarschaft der »Doku« und das Kehl-steinhaus hoch über dem Obersalzberg auf 1834 Metern

    Geburtstagsgeschenk für Hitler

    Die Dokumentation Obersalzberg in Berchtesgaden wirdausgebaut. Berghofgelände und Kehlsteinhaus werdenstärker einbezogen. Von Nachsaison ist auf dem Obersalz -berg nichts zu spüren. Ein Bus nach dem anderen fährtherauf, die Parkplätze sind voll, es wurlt von Besuchernund Reisegruppen. Das ehemalige Feriendomizil Hitlers inBerchtesgaden mit dem Kehlsteinhaus (»Eagle’s Nest«)lockt Massen. Zum Publikumsmagnet entwickelte sich dieDokumentation Obersalzberg über die Geschichte des Ortsund des Nationalsozialismus. Eröffnet wurde das Doku-mentationszentrum 1999. Das Institut für ZeitgeschichteMünchen rechnete mit 30.000 Besuchern im Jahr - durch-schnittlich 160.000 kamen. »Unsere Erwartungen wurdenbei Weitem übertroffen, der Ausstellungsraum ist mittler-weile sehr eng bemessen«, sagt die Museumspädagogin

    Informationsstand der Veranstaltung »Im Gespräch mit der Dokumentation«

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    Presse 2012

    Dokumentation Obersalzberg – Jahresbericht 2012

    ■ Berchtesgadener Anzeiger vom 6. Oktober

    »Schonungslos darstellen, nichts relativieren«Berchtesgaden - Zu einem der größten Verbrechen desNS-Regimes zählt das nationalsozialistische »Euthana-sie«-Programm. Über 200 000 Menschen, psychisch er-krankt oder behindert, wurden während der Kriegsjah-re umgebracht, 10 000 Kindertötungen gab es. »Aber dieAufarbeitung fand erst sehr spät statt«, so Kurator Dr.Michael von Cranach während der Eröffnung der 7.Winterausstellung »In Memoriam« in der Dokumenta-tion Obersalzberg. Für den Lern- und Erinnerungsorthat von Cranach die Schau, die seit 1999 existiert undbereits in mehreren Ländern gezeigt wurde, durch zahl-reiche Ortsbezüge und Zeitzeugeninterviews ergänzt.Die Ausstellung läuft bis 7. April 2013.

    Eines Generationenwechsels habe es bedurft, damit dieVergangenheitsaufarbeitung erst überhaupt in Gang kam,so von Cranach, der Leiter des BezirkskrankenhausesKaufbeuren war. Die Zeit nach Ende des Zweiten Welt-kriegs sei symptomatisch für das Verdrängen und dasVerschweigen von Tatsachen gewesen. »Es hat viel zu lan-ge gedauert, bis die deutsche Psychiatrie ihre eigene Ver-strickung in das Euthanasie-Programm erkannt hat unddamit begann, es aufzuarbeiten.« Dramatisch ist dies auchdeshalb, weil die »Vernichtung lebensunwerten Lebens«besonders auf die Urteile von Psychiatern zurückzuführenwar, die über »wertvolles« oder »wertloses« Leben ent-schieden hatten. Erst in den 80er-Jahren sei die mörder-hafte Verstrickung von Medizin und Psychiatrie in denBlick der Öffentlichkeit gelangt.

    Hunderttausende psychisch Kranke und Behindertesind im Rahmen des »Euthanasie«-Programms getötetworden. Auf dem Obersalzberg fielen wichtige Entschei-dungen hinsichtlich des staatlich veranlassten Mordpro-gramms. So war es etwa Karl Brandt, der als einer der bei-den »Euthanasie«-Beauftragten galt und Hitler als dessenArzt begleitete. Zahlreiche Belege existieren, die doku-mentieren, dass das Töten psychisch Kranker und behin-derter Menschen auch vom Obersalzberg aus veranlasstwurde. Demnach sei es nur folgerichtig gewesen, dieWanderausstellung, die vor 13 Jahren ins Leben gerufenwurde, nach Berchtesgaden zu holen, sagte von Cranach.Erstmals wurde sie 1999 auf dem Weltkongress für Psy-chiatrie gezeigt.

    >>

    Höhe. Das »Eagle’s Nest« mit eigens erbauter Straße undAufzug zum Gipfelgebäude schenkte die NSDAP AdolfHitler zu dessen 50. Geburtstag. Die Ausflugsstätte zähltmit knapp 340.000 Besuchern (2011) neben dem Königs-see und dem Salzbergwerk zu den touristischen Topdesti-nationen im Berchtesgadener Land. »Gerade ein solchertouristischer Anziehungspunkt wie das Kehlsteinhaus sollgenutzt werden, um den Besuch mit historischer Informa-tion zu verknüpfen«, ergänzt Herzl. Wie mit den Orten ausder NS-Zeit umzugehen sei, habe sich auch als Fragestel-lung der Berchtesgadener herauskristallisiert. Beispiels-weise überwuchert der Wald die Überreste von unter Hitlerauf dem Obersalzberg errichteten Häusern. Simone Paul-michl, Sprecherin des Instituts für Zeitgeschichte, bemerktein Umdenken. »Gras darüberwachsen zu lassen, das weckterst recht den Reiz am ›Verbotenen‹. Es geht darum, dieDinge zu benennen und damit zu entmythologisieren.«Dieser offene Zugang sei wohl auch Teil der Erfolgsge-schichte des Dokumentationszentrums. Aus der Bevölke-rung wurde auch der Wunsch laut, in Zukunft in der Aus-stellung mehr über die Zeit vor und nach dem 1933verordneten sogenannten Führersperrgebiet zu erfahren.Der Obersalzberg entwickelte sich in der zweiten Hälftedes 19. Jahrhunderts zur beliebten Sommerfrische, nachdem Zweiten Weltkrieg nutzten ihn amerikanische Mili-tärangehörige als Erholungsgebiet. In der Ausstellung überHitlers Obersalzberg ist der Besuchermagnet die Bunker-anlage. »Großes Interesse besteht auch an der vermeint-lichen Berghofidylle - also am Leben Hitlers und seinerEntourage auf dem Obersalzberg«, sagt Museumspädago-gin Herzl. Diese Idylle werde in der Ausstellung gebro-chen und müsse auch im Gelände gebrochen werden. »EinFreilichtmuseum darf es auf keinen Fall werden, da wirdman in falsche Bahnen gelenkt, zieht man Ewiggestrigean.« Der wissenschaftliche Leiter der Dokumentation,Axel Drecoll, ergänzt: »Die Leute sollen realisieren, wel-che Bedeutung der Obersalzberg in den Jahren 1933-45hatte und welche verheerenden Folgen die dort getroffe-nen Entscheidungen in europäischer und globaler Per-spektive nach sich zogen.«

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    Presse 2012

    Dokumentation Obersalzberg – Jahresbericht 2012

    »Wir waren damit auch schon in Italien, in Spanienund weiteren Orten in Europa«, weiß der Kurator. DasInteresse war allerorten überwältigend. Deshalb entschie-den sich die Verantwortlichen dafür, die Ausstellung miteinem Lokalbezug zu ergänzen. So wurde etwa die Vor-geschichte des »Euthanasie«-Programms aufbereitet, dieWinterausstellung um Zeitzeugeninterviews ergänzt. Ein-drucksvoll zeigt die Ausstellung in Text und Bild diedurch Nationalsozialisten verübten Grausamkeiten. Dassetwa die Direktoren psychiatrischer Anstalten dazu auf-gefordert wurden, Meldebögen ihrer Patienten an eine ei-gens eingerichtete Abteilung zu senden. Aus diesenSchriftsätzen sollte hervorgehen, ob ein Patient die Krite-rien für eine Tötung erfüllte.

    Briefe von Angehörigen, die um das Schicksal ihrerverschwundenen Liebsten bangten, finden sich zuhauf.Verzweifelte Ehefrauen (»Vor fast acht Jahren habe ichmeinen Mann zu treuen Händen übergeben … Helfen Siemir bitte!«), Väter und Mütter, die auf der Suche nach ih-ren Kindern sind. Ab Oktober 1939 wurde die »Kindereu-thanasie« systematisch organisiert, 30 Fachabteilungengab es im Reichsgebiet. »Wurden die Kinder als soge-nannte Beobachtungsfälle eingewiesen, fertigte der zu-ständige Leiter einen Bericht, anhand dessen der Reichs-ausschuss entschied, ob weiter beobachtet oder getötetwerden sollte«, heißt es in einem begleitenden Text in derWinterausstellung.

    Besucher der Winterausstellung erfahren Details überdas Hungersterben, herbeigeführt durch die Verabrei-chung komplett fettloser Kost, bis hin zu gezielten Tötun-gen mithilfe von starken Medikamenten. Von Menschen-versuchen ist die Rede, dargelegt an Originaldokumenten,die den Besucher allein wegen der bedingungslosen Grau-samkeit schockieren. Das damalige Berufsfeld des Psychi-aters wird in den Bunkeranlagen am Obersalzberg aufge-schlüsselt, auch Täterbiografien, etwa jene desPsychiaters Dr. Valentin Faltlhauser, der gemeinsam mitseinen Mitarbeitern rund 500 Menschen töten ließ.

    Für Kurator Dr. Michael Cranach geht es in der Win-terausstellung in der Dokumentation Obersalzberg vor al-len Dingen darum, die Opfer zu würdigen. »Wir wollenschonungslos darstellen, nichts relativieren, und zeigen,was damals passiert ist«, so der Ansatz des Mediziners.Und man sucht Antworten auf die Frage, wie es zu einem»Euthanasie«-Programm überhaupt kommen konnte, wieMenschen zu solchen grausamen Mördern wurden. Diesezu finden, scheint kaum möglich. »So etwas darf nie mehrpassieren«, sagt von Cranach.

    Die Winterausstellung in der Dokumentation Obersalz-berg läuft noch bis einschließlich 7. April 2013. WeitereBegleitveranstaltungen sind geplant. Am Donnerstag, 25.Oktober, referiert Gerrit Hohendorf um 19.00 Uhr zumThema »Krieg und Krankenmord 1939-1945. Die Tötungvon Psychiatriepatienten durch SS und Wehrmacht in Po-len und der Sowjetunion«. Auf Anfrage organisiert dieDokumentation Obersalzberg auch Führungen durch dieWinterausstellung. Ansprechpartnerin ist Museumspäda-gogin Nina Riess (Telefon 08652/9479622). kp

    Obersalzberg. Ein Ort wird entzaubert, ein Bericht von Lea Hampel erschienen im Leibniz-Journal 03/2012.

    ■ Zeitschrift »Leibnitz-Journal« vom März 2012

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    Auszüge aus dem Gästebuch 2012

    Dokumentation Obersalzberg – Jahresbericht 2012

    Auszüge aus dem Gästebuch 2012

    19.02.2012AnonymWorte können hier nichts ausdrücken! Was ich vermissthabe: den Bischof von Münster, Kardinal von Galen beiden Widerstandskämpfern. Er gehört dazu!

    20.02.2012T. D.Viele wichtige Informationen, leider sehr unübersichtlichund mit störenden Tondokumenten. Es gibt Verbesse-rungsmöglichkeiten!

    01.03.2012Besucher aus LindauEine sehr beeindruckende, aber auch zum Nachdenkenanregende Dokumentation. Hoffen wir, dass sich solcheGreueltaten nie wiederholen mögen!

    04.03.2012Ehepaar D.Vergangenheit ist Geschichte. Mögen wir mit der Zukunftbehutsam umgehen.

    06.03.2012Ehepaar B.Eine sehr interessante und lehrreiche Ausstellung.

    09.03.2012A. M., Jahrgang 1944Eine höchst beeindruckende und akribisch gestaltete Ge-denkstätte- nüchtern und ohne „Pomp“- die jeder besu-chen sollte, der von der „großen Deutschen Zeit“ noch im-mer geblendet ist.

    25.03.2012Familie H.Eine ausgezeichnete prägnante Dokumentation, zumNachdenken für Ost und West sowie Nord und Süd.

    05.04.2012A. B.Schockierend! Beeindruckend! Informativ!

    11.04.2012A. und K.Eine sehr gute Ausstellung und warnende Erinnerung andas größte Greuel der Menschheitsgeschichte aus deut-scher Hand! Mögen die Generationen davon lernen undsich die menschliche Würde bewahren.

    13.04.2012Linda, 13 JahreEuer Museum war sehr interessant, aber leider auchschockierend!

    14.05.2012R. H.An einem Ort zu sein, an dem Krieg, der Tod von Millio-nen von Menschen, unendliches Leid und unfassbare Un-menschlichkeit seinen Anfang nahm, raubt fast den Atem,bedrückt und motiviert ungemein, solches nie wieder zu-zulassen. Möge es an Deutschlands Schulen, Universitä-ten, Volkshochschulen zur Pflicht werden hier gewesen zusein. Bleibt wachsam - wehret den Anfängen.

    15.05.2012J.C.Zum Ausstellungskonzept. Zuviel Propaganda zu wenigGegenüberstellungen heutiger Erkenntnisse und vor al-lem zu wenig Bezug zum Nazitum heute! Schade und da-her schlecht!

    19.07.20126. Kompanie des Spezialpionierbataillons 164Sehr positives Feedback über eine vielseitige und interes-sant aufbereitete und präsentierte Ausstellung, die jedempolitisch und geschichtlich Interessiertem wärmstensempfohlen werden kann.

    27.07.2012Guido WesterwelleMit Dank und Anerkennung für ihre wichtige Arbeit!

    03.08.2012AnonymDie beste Dokumentation, die ich zu diesem Thema je ge-sehen habe. Insbesondere lobenswert sind die klare Struk-turierung und die vielen Dokumente, die erschüttern.

    September 2012AnonymWir waren von der Führung und den interessanten Erläu-terungen sehr begeistert. Den langen Weg von der Nord-seeküste bis nach Obersalzberg behalten wir in bester Er-innerung.

    24.10.2012E. U.Eine Gedenkstätte gegen das Vergessen!

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    Auszüge aus dem Gästebuch 2012

    Dokumentation Obersalzberg – Jahresbericht 2012

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    Statistik 2012

    Dokumentation Obersalzberg – Jahresbericht 2012

    Statistik 2012

    1. Ausstellung

    2012 Veränderung Gesamtgegenüber 2011 31.12.2012*

    Visits*) 418.594 + 3,75 % 2.648.663

    Hits 11.958.905 + 9,44 % 81.246.592

    *) Visits werden aus technischen Gründen erst ab 2003 gezählt

    Produkt 2012 Veränderung Gesamtgegenüber 2011 31.12.2012

    Tödliche Utopie 2.146 - 20,58 % 76.645

    CD Tondokumente 433 + 36,59 % 4.657

    DVD Obersalzberg 1.628 + 11,66 % 18.345

    DVD Weltkrieg 531 - 21,68 % 6.640

    Der »Pädagogische Koffer« ist seit August 2009 vergriffen und derzeit nicht lieferbar

    2012 Veränderung Gesamtgegenüber 2011 31.12.2012*

    Besucher: 154.311 - 1,54 % 1.930.265

    Führungen:* 773 + 11,87 % 4.852

    *) Führungen werden erst ab 2001 gezählt

    2. Absatzmengen Veröffentlichungen

    3. Website »www.obersalzberg.de«

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    Veröffentlichungen des Instituts für Zeitgeschichte zur Dokumentation Obersalzberg

    Dokumentation Obersalzberg – Jahresbericht 2012

    Veröffentlichungen des Instituts für Zeitgeschichte zur Dokumentation Obersalzberg

    Die tödliche Utopie. Bilder, Texte, Dokumente, Daten zum Dritten Reich. Hrsg. von Volker Dahm, Albert A. Feiber, Hartmut Mehringer und Horst Möller. 6., durchgesehene Auflage, München 2011.

    Broschur: 21,95 € (Dokumentation Obersalzberg/Schulen: 13,95 €)ISBN 978-3-9814052-0-0

    Hardcover (Leinen): 29,95 € (Dokumentation Obersalzberg/Schulen: 19,95 €)ISBN 978-3-9814052-1-7

    Täter – Gegner – Opfer. Tondokumente zum Dritten Reich. Hrsg. von Volker Dahm und Albert A. Feiber. CD. Erweiterte Neuauflage München 2008.

    79 Minuten, Booklet (20 Seiten, 26 Abbildungen) 9,80 € (Dokumentation Obersalzberg/Schulen: 7,90 €)ISBN 978-3-9807890-8-0

    Obersalzberg. Vom Bergbauerndorf zum Führersperrgebiet: Zeitzeugen berichten. Autor: Ulrich Chaussy. Wissenschaftliche Beratung: Volker Dahm/ Albert A. Feiber. DVD-Video, München 1999.

    13,80 € (Dokumentation Obersalzberg/Schulen: 9,80 €)ISBN 978-3-9814052-2-4

    Gewalt, Vernichtung, Tod. Szenen aus dem Zweiten Weltkrieg. Buch: Volker Dahm. Redkation: Albert A. Feiber. Musik: Roland Merz. Sprecher: Axel Wostry. DVD-Video, München 2005.

    Aus lizenzrechtlichen Gründen nicht im Buchhandel erhältlich. IfZ: 13,80 € (Dokumentation Obersalzberg/Schulen: 9,80 €)

    _________________________________________________

    Dokumentation Obersalzberg. Didaktisches Handbuch. Hrsg. u. bearb. von Volker Dahm und Albert A. Feiber unter Mitwirkung von Elisabeth Sommer und Wolfgang Wintersteller.

    2. Auflage München 2006. ISBN 3-9807890-3-9 vergriffen

    Dokumentation Obersalzberg. Unterlagen und Quellen für die Gruppenarbeit. Hrsg. u. bearb. von Volker Dahm und Albert A. Feiber unter Mitwirkung von Elisabeth Sommer und Wolfgang Wintersteller.

    CD. 2. Auflage München 2006. ISBN 3-9807890-4-7vergriffen

    Sämtliche Publikationen bildeten den Pädagogischer Koffer, deran Schulen und Einrichtungen der historisch-politischen Bil-dung zu einem Sonderpreis abgegeben wurde.vergriffen

  • Impressum:

    Dokumentation ObersalzbergSalzbergstraße 41 83471 Berchtesgaden / DeutschlandTel.: +49 (0) 86 52 / 94 79 60 Fax: +49 (0) 86 52 / 94 79 69 [email protected] www.obersalzberg.dewww.facebook.com/doku.obersalzberg

    Betreiber: Zweckverband TourismusregionBerchtesgaden-Königssee

    Fachliche Leitung:Institut für ZeitgeschichteLeonrodstraße 46b80636 München / DeutschlandTel.: +49 (0) 89 / 126 88-155Fax: +49 (0) 89 / 126 [email protected] www.ifz-muenchen.de

    Redaktionsschluss: Mai 2013

    Dokumentation Obersalzberg

  • Dokumentation Obersalzberg – ein Lern- und Erinnerungsort zur Geschichte des Obersalzbergs und der NS-Diktatur

    Fachliche Leitung: Institut für Zeitgeschichte, München – Berlin

    Trägerin:BerchtesgadenerLandesstiftung

    Betreiber: Zweckverband Tourismusregion Berchtesgaden-Königssee

    Berchtesgaden-Königssee