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Folgen Sie DI Dr. Alexander Nemecek, Fachbereichs- leiter Micro- & Nanosystems an der FH Wiener Neustadt, und lernen Sie seinen Werdegang kennen – via QR-Code oder direkt auf derStandard.at/KE201648 bzw. auf w w w .fhwn.ac.at. Den Unternehmergeist fördern Seite F 6 Studium nach Lehre: Theorie und Realität Seite F 3 F1 Dezember 2016 derStandard.at/Bildung Endlich zeit- und ortsunabhängig st An Österreichs einziger FernFH. Aging Services Management | Bachelor Betriebswirtschaft & Wirtschaftspsychologie | Bachelor & M Wirtschaftsinformatik | Bachelor & Master tudieren! Master Weitere Informationen auf fernfh.ac.at Jetzt ONLINE bewerben! Keine Zeit für lange Anreisen und langatmige Vorlesungen? BERUFSBEGLEITENDES FERNSTUDIUM! www.fernfh.ac.at Universitäten und Fachhochschulen würden einander immer ähnlicher, sagt Elmar Schüll, Forscher an der FH Salzburg. Über die zukünftigen Aufgaben für Fachhochschulen hat er seine Dissertation geschrieben. INTERVIEW: Lisa Breit den Fachhochschulen wandern? Schüll: Die wenigsten Jus-Studie- renden wollen nach Abschluss Rechtswissenschaft betreiben. Sie wollen in der Regel praktisch tätig werden, als Anwalt beispielswei- se. Vom Prinzip her würde Jus also an die Fachhochschule gehören. Entscheidend ist aber, dass der Abgleich der Studienplätze ein- vernehmlich geschieht. Dies sehe ich in diesem Fall nicht. Bei ande- ren Fächern wäre das denkbarer. STANDARD: Bei wel- chen? Schüll: Bei der Kom- munikationswissen- schaft zum Beispiel. Auch hier will ein Großteil der Studie- renden später prak- tisch tätig werden, in PR-Agenturen, im Journalismus, als Medienberater. Denkbar wäre also ein entsprechender Ausbau des Angebots an Fachhochschulen. Das würde die Uni entlasten, es gäbe dort noch immer die Kommu- nikationswissenschaft, dann aber mit einer stärkeren wissenschaft- lichen Ausrichtung, einer besse- ren Betreuung und mehr Zeit für forschungsgeleitete Lehre. So „Herausforderungen offen ansprechen“ STANDARD: Sie zweifeln in Ihrem Buch an der „Erfolgsstory“ der Fachhochschulen. Wieso? Schüll: Die Außendarstellung der Fachhochschulen wird wesent- lich von ihnen selbst kreiert, und die Leitungen haben natürlich In- teresse daran, ihre eigene Hoch- schule als besonders erfolgreich darzustellen. Fachhochschulen stehen untereinander, aber auch mit Universitäten im Wettbewerb – um Forschungsmittel, Lehrper- sonal und Reputation. Die Selbstbeschreibung von Fachhochschulen wird daher fast reflex- artig mit dieser Erfolgs- story verknüpft. STANDARD: Dennoch hat sich der Sektor seit seiner Gründung vor 20 Jahren dynamisch weiterentwi- ckelt: Aus knapp 700 wur- den über 50.000 Studie- rende, das Angebot an Fächern wuchs von zehn auf mehr als 400. Das Be- treuungsverhältnis ist besser als an der Uni. Sind das kei- ne Erfolge? Schüll: Sicher. Nur darf das nicht dazu führen, dass man sich nicht mehr mit den Problemen beschäf- tigt, die es ja auch gibt. Gerade das Wissen um den Erfolg sollte die nötige Sicherheit geben, die He- rausforderungen offen anzuspre- chen. STANDARD: Wo hakt es? Schüll: Ein zentrales Ergebnis mei- ner Studie ist, dass sich Fachhoch- schulakteure eine Entwicklung hin zu mehr „Hochschulförmig- keit“ wünschen. Das bedeutet bei- spielsweise in der Lehre, nicht nur Stoff zu vermitteln – die Studie- renden brauchen mehr Zeit für Diskussion und Reflexion. Auch wird ein stärkerer Fokus auf For- schung gewünscht. STANDARD: Klingt, als wären die Fachhochschulen den Unis dann ähnlicher? Schüll: Diese Konvergenz gibt es heute schon. Die FHs werden den Universitäten immer ähnlicher: Sie bauen Forschungsaktivitäten aus, verleihen gleichlautende Ab- schlüsse. Gleichzeitig entwickeln die Unis fachhochschulähnliche Strukturen: Der Drittmitteldruck fördert auch dort anwendungsna- he Forschung, und in vielen Fä- chern sind Universitäten vor- nehmlich Lehranstalten mit vie- len Studierenden. STANDARD: In Ihrer Dissertation be- schreiben Sie, was passieren könn- te: Die FHs könnten verschwinden, die beiden Sektoren zu einem wer- den. Eine provokante These. Schüll: Wenn das Leistungsport- folio immer ähnlicher wird, stellt sich tatsäch- lich die Frage: Wozu braucht es noch zwei se- parate Systeme? In Groß- britannien etwa wurden die damaligen „poly- technics“ 1992 zu Uni- versitäten umgewan- delt. Das ist aber nur ein mögliches Szenario. Wünschenswerter wäre, dass eine Ausdifferen- zierung gelingt. Die He- rausforderung für FHs besteht demnach darin, den Anspruch einer Hochschule mehr als bisher ein- zulösen – ohne so zu werden wie die Universitäten. STANDARD: Genau das strebt der Wissenschaftsminister mit dem Projekt „Zukunft Hochschule“ an: die Profile der einzelnen Hoch- schultypen zu schärfen. Schüll: Die bisherige Konvergenz war so nicht intendiert. Was stets fehlte, war ein Entwicklungs- plan für den gesam- ten Hochschul- raum. Der ist mit „Zukunft Hoch- schule“ jetzt ange- dacht. Mit diesem Entwicklungsplan soll genau das er- möglicht werden, was der Wissen- schaftsrat als eine „geordnete akademische Land- schaft“ bezeichnet. Um eine sol- che zu schaffen, heißt es, müssen die Profile der einzelnen Hoch- schulen geschärft und das Stu- dienangebot abgeglichen werden. STANDARD: Sollten praxisbezogene Studien wie Jus von den Unis zu würde Profilbildung vollzogen. Einen Ausbau der Studienplätze und Studienangebote an FHs könnte es auch im Bereich der Be- triebswirtschaftslehre geben. STANDARD: Was ist mit Studiengän- gen, die Megatrends wie Digitali- sierung und demografischer Wan- del Rechnung tragen? Werden sie schnell genug geschaffen? Schüll: Ja. Die Fachhochschulen reagieren sehr schnell auf den Be- darf am Arbeitsmarkt. Der Trend der Digitalisierung betrifft aller- dings viele Berufe, die FHs greifen ihn in verschiedenen Studien auf. Ähnliches gilt für den demografi- schen Wandel: Alterns- und mi- grationsbezogene Überlegungen spielen für zahlreiche Studien- gänge eine große Rolle. STANDARD: Um noch schneller reagieren zu können, fordert die Fachhochschulkonferenz, dass Akkreditierungen für neue Studien- gänge wegfallen. Sinnvoll? Schüll: Ich meine, dass es gerade im Rahmen eines Gesamtentwick- lungsplans gut ist, dass es außer- halb von Fachhochschulen noch eine Instanz gibt, die die Qualität der Anträge prüft. STANDARD: Sie fordern spezifische Angebote für Migranten und Mi- grantinnen. Warum gibt es an den FHs keine einheitliche Strategie wie die „More“-Initiative an den Unis? Schüll: Es ist immer schwer zu er- klären, weshalb etwas nicht ist. Ich glaube aber, dass so etwas auch an den FHs möglich und nö- tig wäre. Hochschulen haben neben Lehre und Forschung ja auch die sogenannte dritte Mis- sion, und die FHs könnten als ge- sellschaftlicher Player, aber auch in Lehre und Forschung wertvol- le Beiträge zu gesellschaftlicher Inklusion leisten. ELMAR SCHÜLL (40) ist Senior Resear- cher an der Fachhochschule Salzburg. Seine Dissertation „Perspektiven und Herausforderungen der österreichi- schen Fachhochschulen“ erschien kürz- lich im Verlag Österreich. Foto: iStock Studierende brauchen mehr Zeit für Diskussion. Sie müssen lernen, sich kritisch mit Problemen zu befassen. Elmar Schüll analysierte den Fachhochschul- sektor. Foto: Heiko Berner

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Den Unternehmergeist fördern Seite F 6 Studium nach Lehre: Theorie und Realität Seite F 3

F 1Dezember 2016

derStandard.at/Bildung

Endlich zeit- und ortsunabhängig stAn Österreichs einziger FernFH.

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Universitäten und Fachhochschulen würden einanderimmer ähnlicher, sagt Elmar Schüll, Forscher an der

FH Salzburg. Über die zukünftigen Aufgaben fürFachhochschulen hat er seine Dissertation geschrieben.

INTERVIEW: Lisa Breit

den Fachhochschulen wandern?Schüll: Die wenigsten Jus-Studie-renden wollen nach AbschlussRechtswissenschaft betreiben. Siewollen in der Regel praktisch tätigwerden, als Anwalt beispielswei-se.VomPrinzipherwürde Jus alsoan die Fachhochschule gehören.Entscheidend ist aber, dass derAbgleich der Studienplätze ein-vernehmlich geschieht. Dies seheich in diesem Fall nicht. Bei ande-

ren Fächern wäredas denkbarer.

STANDARD: Bei wel-chen?Schüll: Bei der Kom-munikationswissen-schaft zum Beispiel.Auch hier will einGroßteil der Studie-renden später prak-tisch tätigwerden, inPR-Agenturen, imJournalismus, alsMedienberater.Denkbar wäre also

ein entsprechender Ausbau desAngebots an Fachhochschulen.Das würde die Uni entlasten, esgäbedortnoch immerdieKommu-nikationswissenschaft, dann abermit einer stärkeren wissenschaft-lichen Ausrichtung, einer besse-ren Betreuung und mehr Zeit fürforschungsgeleitete Lehre. So

„Herausforderungen offen ansprechen“

STANDARD: Sie zweifeln in IhremBuch an der „Erfolgsstory“ derFachhochschulen. Wieso?Schüll: Die Außendarstellung derFachhochschulen wird wesent-lich von ihnen selbst kreiert, unddie Leitungen haben natürlich In-teresse daran, ihre eigene Hoch-schule als besonders erfolgreichdarzustellen. Fachhochschulenstehen untereinander, aber auchmit Universitäten im Wettbewerb– um Forschungsmittel, Lehrper-sonal und Reputation.Die Selbstbeschreibungvon Fachhochschulenwird daher fast reflex-artig mit dieser Erfolgs-story verknüpft.

STANDARD: Dennoch hatsich der Sektor seit seinerGründung vor 20 Jahrendynamisch weiterentwi-ckelt: Ausknapp700wur-den über 50.000 Studie-rende, das Angebot anFächern wuchs von zehnauf mehr als 400. Das Be-treuungsverhältnis istbesser als an der Uni. Sind das kei-ne Erfolge?Schüll: Sicher. Nur darf das nichtdazu führen, dass man sich nichtmehr mit den Problemen beschäf-tigt, die es ja auch gibt. Gerade dasWissen um den Erfolg sollte dienötige Sicherheit geben, die He-rausforderungen offen anzuspre-chen.

STANDARD: Wo hakt es?Schüll: Ein zentrales Ergebnis mei-nerStudie ist, dass sichFachhoch-schulakteure eine Entwicklunghin zu mehr „Hochschulförmig-keit“ wünschen. Das bedeutet bei-spielsweise inder Lehre, nichtnurStoff zu vermitteln – die Studie-renden brauchen mehr Zeit fürDiskussion und Reflexion. Auchwird ein stärkerer Fokus auf For-schung gewünscht.

STANDARD: Klingt, als wären dieFachhochschulen den Unis dannähnlicher?Schüll: Diese Konvergenz gibt esheute schon. Die FHs werden denUniversitäten immer ähnlicher:Sie bauen Forschungsaktivitätenaus, verleihen gleichlautende Ab-schlüsse. Gleichzeitig entwickelndie Unis fachhochschulähnliche

Strukturen: Der Drittmitteldruckfördert auch dort anwendungsna-he Forschung, und in vielen Fä-chern sind Universitäten vor-nehmlich Lehranstalten mit vie-len Studierenden.

STANDARD: In Ihrer Dissertation be-schreiben Sie, was passieren könn-te: Die FHs könnten verschwinden,die beiden Sektoren zu einem wer-den. Eine provokante These.Schüll: Wenn das Leistungsport-

folio immer ähnlicherwird, stellt sich tatsäch-lich die Frage: Wozubraucht es noch zwei se-parateSysteme? InGroß-britannien etwa wurdendie damaligen „poly-technics“ 1992 zu Uni-versitäten umgewan-delt. Das ist aber nur einmögliches Szenario.Wünschenswerter wäre,dass eine Ausdifferen-zierung gelingt. Die He-rausforderung für FHsbesteht demnach darin,den Anspruch einer

Hochschule mehr als bisher ein-zulösen – ohne so zu werden wiedie Universitäten.

STANDARD: Genau das strebt derWissenschaftsminister mit demProjekt „Zukunft Hochschule“ an:die Profile der einzelnen Hoch-schultypen zu schärfen.Schüll: Die bisherigeKonvergenz war sonicht intendiert.Was stets fehlte, warein Entwicklungs-plan für den gesam-ten Hochschul-raum. Der ist mit„Zukunft Hoch-schule“ jetzt ange-dacht. Mit diesemEntwicklungsplansoll genau das er-möglicht werden,was der Wissen-schaftsrat als eine„geordnete akademische Land-schaft“ bezeichnet. Um eine sol-che zu schaffen, heißt es, müssendie Profile der einzelnen Hoch-schulen geschärft und das Stu-dienangebot abgeglichen werden.

STANDARD: Sollten praxisbezogeneStudien wie Jus von den Unis zu

würde Profilbildung vollzogen.Einen Ausbau der Studienplätzeund Studienangebote an FHskönnte es auch im Bereich der Be-triebswirtschaftslehre geben.

STANDARD: Was ist mit Studiengän-gen, die Megatrends wie Digitali-sierung und demografischer Wan-del Rechnung tragen? Werden sieschnell genug geschaffen?Schüll: Ja. Die Fachhochschulen

reagieren sehr schnell auf den Be-darf am Arbeitsmarkt. Der Trendder Digitalisierung betrifft aller-dings viele Berufe, die FHs greifenihn in verschiedenen Studien auf.Ähnliches gilt für den demografi-schen Wandel: Alterns- und mi-grationsbezogene Überlegungenspielen für zahlreiche Studien-gänge eine große Rolle.

STANDARD: Um noch schnellerreagieren zu können, fordert dieFachhochschulkonferenz, dassAkkreditierungen fürneueStudien-gänge wegfallen. Sinnvoll?Schüll: Ich meine, dass es geradeim Rahmen eines Gesamtentwick-lungsplans gut ist, dass es außer-halb von Fachhochschulen nocheine Instanz gibt, die die Qualitätder Anträge prüft.

STANDARD: Sie fordern spezifischeAngebote für Migranten und Mi-grantinnen. Warum gibt es an denFHs keine einheitliche Strategie wiedie „More“-Initiative an den Unis?Schüll: Es ist immer schwer zu er-klären, weshalb etwas nicht ist.Ich glaube aber, dass so etwasauch an den FHs möglich und nö-tig wäre. Hochschulen habenneben Lehre und Forschung jaauch die sogenannte dritte Mis-sion, und die FHs könnten als ge-sellschaftlicher Player, aber auchin Lehre und Forschung wertvol-le Beiträge zu gesellschaftlicherInklusion leisten.

ELMAR SCHÜLL (40) ist Senior Resear-cher an der Fachhochschule Salzburg.Seine Dissertation „Perspektiven undHerausforderungen der österreichi-schen Fachhochschulen“ erschien kürz-lich im Verlag Österreich.

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für Diskussion.Sie müssen lernen,

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sektor.Foto: Heiko Berner

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Studium nach der Lehre: Ein Passus in der neuenGewerbeordnung soll die berufliche Bildung

anschlussfähiger machen. Bei der Wirtschaftskammerist man euphorisch – Fachhochschulen fordern

zusätzliche Qualitätsstandards für Meisterprüfungen.

Vertreter der ÖsterreichischenFachhochschulkonferenz (FHK)goutierten den neuen Passus.Meister, heißt es, seien eine inte-ressante Zielgruppe, gerade fürberufsbegleitende Studien an FHs– und die Reform sei „eine Chan-ce, die Durchlässigkeit zu stär-ken“, sagt auch FHK-PräsidentHelmut Holzinger. Besorgt ist erallerdings über die Qualität derBerufsbildung: Man müsse „dieSysteme so aufeinander abstim-men, dass der Übergangauch möglich ist“, so derFHK-Chef. „Anstrengensollen sich nicht nur die,die aufnehmen, sondernauch die, die abgeben.“

Holzingers Forderung:bei der Meisterausbildungneben der internen Qualitäts-überprüfung, wie sie bereits Usussei, auch eine externe einzufüh-ren. „Die Prüfung kann ja nichtsein, dass ich mich selber prüfe.“

Was extern untersucht werdensolle? „Das geht vondenPrüfungs-fragen bis hin zur Auswahl derer,die prüfen dürfen“, sagt Holzin-ger. Bei den „Audits“ könne mansich an jenen orientieren, die be-reits für die Hochschulen existie-ren – wie etwa die der Akkreditie-rung Austria (AQ Austria), die denHochschulen die Erfüllung derAkkreditierungsvoraussetzungenbescheinigt. „So etwas wäre aucheine Idee extra für Meisterprüfun-gen“, sagt Holzinger.

Die Angst vor den Lehrlingen

Lisa Breit

Wien – Im kürzlich von der Regie-rung verabschiedeten Entwurf zurReform der Gewerbeordnung istauch ein Passus zur höheren Be-rufsbildung enthalten. Sie soll fürHochschulen anschlussfähigerwerden. Vorgesehen ist, dassMeister- und Befähigungsprüfun-gen im sogenannten NationalenQualifikationsrahmen(NQR) mindestens demQualifikationsniveausechs zugeordnet wer-den – und einem Bache-lor gleichgestellt sind.

Angedacht ist zudem,eine „höhere Berufsprü-fung“ einzuführen. Dieser Bil-dungsabschluss soll in nichtregle-mentierten Gewerben, in denenbisher keine Meister- oder Befähi-gungsprüfung abgelegt werdendurfte, möglich sein. Das beträfebeispielsweise IT-Dienstleistun-gen, Handel oder Werbeagentu-ren.

Alle, die eine Meister- oder Be-fähigungsprüfung – das sind rund5000 jährlich – oder eine höhereBerufsprüfung machen, könnten

von den Neuerungen profitieren,so die Hoffnung des Wissen-schaftsministeriums. Die Durch-lässigkeit werde erhöht, die Lehreinsgesamt aufgewertet.

Auch bei der Wirtschaftskam-mer Österreich (WKO) sieht manden Passus in der neuen Gewerbe-ordnung als „wichtiges Zeichen“.Derzeit kämen in etwa drei Pro-zent der Studierenden an Fach-

hochschulen aus einer Lehre– „der Wunsch, sich wei-terzubilden und letztlichauch einen hochschuli-schen Abschluss zu ha-ben, wird jedoch immer

stärker“, sagt MichaelLandertshammer, Leiter der

Abteilung für Bildungspolitik derWKO.

Audits auch für Meister?Nun würde endlich auch beruf-

lichen Abschlüssen „eine Wertig-keit gegeben, die sie eh schon ha-ben, die aber noch kaum gesehenwird“, sagt Landertshammer.„Über Matura reden alle. Lehrab-schlussprüfungen, die das gleicheNiveau haben, werden eher seltenbeachtet.“

Der FHK-Präsident „brauchtsich da keine Sorgen machen“, er-widert Landertshammer gegen-über dem STANDARD. „Erstens ha-ben die Fachhochschulen mit denAbsolventen höherer beruflicherBildung bisher die besten Er-fahrungen gemacht.“ Zweitenshabe man im Prüfungswesen einhochwertiges Qualitätssiche-rungs- und Qualitätsmanage-mentsystem. Zwar gebe es keine

formale Akkreditierung, dafürüberprüfe das Wirtschafts-

ministerium laufend.Um im Qualifikations-rahmen dem Niveausechs zugeordnet zuwerden, müssten Meis-ter- und Befähigungsprü-

fungen auch gewisse Krite-rien erfüllen. Darunter Fach-

kenntnisse, Problemlösungs- oderFührungskompetenz.

Zusammenarbeit erwünschtAudits könne er sich deshalb

grundsätzlich zwar vorstellen,„nur ist die Frage, was sie bringensollen“, sagt Landertshammer.„Wir haben ein gutes System, HerrHolzinger kennt es nur nicht.“

Letztendlich müsse auch mitbe-dacht werden, „dass wir mit einerMeisterprüfung ja keinen Bache-lor vergeben.“ Es gehe ausschließ-lich darum, Personen mit einemsolchen Abschluss die Fähigkeitzu bescheinigen, ein Studium aneiner Hochschule aufzunehmen.

Die Entscheidung darüber, werschließlich aufgenommen wird,obliege ohnehin den Fachhoch-schulen.

Ein weiteres Anliegen der Fach-hochschulen: Die Hochschulensollen in die inhaltliche Gestal-tung der Meister- und Befähi-gungsprüfungen eingebundenwerden. „Wir wissen nicht, wieman schweißt und tapeziert, aberwir wissen, wie man Qualität si-chert“, sagt dazu Kurt Koleznik,Generalsekretär der FHK. „Wirsind offen und wollen einenkonstruktiven Beitrag leisten“, sowiederum FHK-Präsident Holzin-ger. „Und mahnend einen Fingerheben“, fügt Koleznik hinzu.

„Wir führen mit der Uniko undder FHK ohnehin laufend Gesprä-che. Und die werden sicher auchnoch intensiver werden“, sagtLandertshammer.

Studium ohne Matura – dasgeht mit zusätzlichen Prü-fungen: Die Qualifikations-prüfung ist keine allgemein-gültige Studienberechti-gungsprüfung. Man erwirbtdamit lediglich die Qualifika-tion für ein bestimmtes Stu-dium. In den meisten Fällengeht es hier um Tests in Ma-thematik, Englisch undDeutsch. Mit einer Studien-berechtigungsprüfung er-werben Interessenten die Zu-gangsvoraussetzung für meh-rere Studiengänge, wie in derRegel auch mit Berufsreife-prüfung.

Viele Fachhochschulenbieten Interessenten Angebo-te, um sich auf die Prüfungenvorzubereiten: An der FHBurgenland kann man sich ineinem speziellen Vorberei-tungslehrgang in zwei Se-mestern das notwendige Wis-sen für die Zusatzquali-fikationsprüfung aneignen.Auch an der FH Vorarlbergwurde ein Lehrgang zur Stu-dienbefähigung eingerichtet:Die Ausbildung dauert einSemester und startet 2017 be-reits zum dritten Mal. (lhag)

WISSEN

Studieren mit Lehre

Raus aus der KomfortzoneVom Lehrling zum Fachhochschuldozenten: Thomas FelberbauerSt.Pölten– „Ichwollte raus ausderKom-fortzone“, sagt Thomas Felberbauerüber seine Entscheidung, nach seinerLehre zum Elektroanlagentechniker beiBMW Motoren Steyr ein Studium zubeginnen. Er habe bemerkt, dass er sehrgerne lernt, erzählt der 31-Jäh-rige. Dennoch habe er es alsRisiko empfunden, einen si-cheren Job aufzugeben. Auchsei da ein gewisser Zweifel ge-wesen: „Schaffe ich das über-haupt?“

Aber er hat es geschafft –über ein Studium des Produk-tions- und Logistikmanage-ments an der FachhochschuleOberösterreich zum Doktorat an der Jo-hannes-Kepler-Universität Linz. DasThema seiner Arbeit: Personaleinsatz-planung im Projektmanagement. Seitkurzem ist Felberbauer, geboren inTernberg bei Steyr, nun Dozent im Stu-diengang Smart Engineering an derFachhochschule St. Pölten.

Die größte Herausforderung auf sei-nemKarriereweg sei stets gewesen, „dashohe Ausmaß an Selbstdisziplin füreinen längeren Zeitraum zu behalten“.

Dabei hilft großes Interesse an der Ma-terie. Das will Felberbauer auch bei sei-nen Studierenden wecken.

Ob er den seinigen als idealen Wegfür jene, die sich nach einer Lehre be-ruflich verändern wollen, bezeichnen

würde? Eine gewisse Liebe zurTheorie brauche es schon, sagtder 31-Jährige. „Für die, diedas gar nicht interessiert, istdas sicher nichts.“

Sein praktisches Vorwis-sen, dass ihm bekannt ist, „wieder Produktionsprozess funk-tioniert“, habe ihm an derHochschule aber sehr wohl ge-

holfen. „Ich konnte zu den Lern-inhalten sofort den Kontext zur Praxisherstellen“, sagt Felberbauer. „Jemand,der aus der AHS kommt, tut sich da si-cher schwerer.“

Genau diese Verbindung von Theorieund Anwendung schätze er auch amStudiengang, in dem er lehrt. Smart En-gineering ist nämlich ein „dualesStudium“ mit Lektionen im Hörsaalund Praxiseinsätzen im Unternehmen.„Ähnlich einer Lehre, nur eben auf Uni-versitätsniveau.“ (lib)

FH-Studium als Basis für Uni-KarriereJudith Hagenbuchner habilitierte an der Med-Uni Innsbruck

Innsbruck – Die räumliche Nähe und dieNähe zur Praxis waren die entscheiden-den Gründe für Judith Hagenbuchnerbei der Wahl des Studiums der Bio- undUmwelttechnik an der FH OÖ am Cam-pus Wels. 2006 schloss sie das Studiumab. „Das war damals noch einDiplomstudium. Im siebtenSemester war das Berufsprak-tikum, im achten wurde danndie Diplomarbeit geschrie-ben“, sagt die 33-Jährige. DasBerufspraktikum absolviertesie bereits an die KinderklinikInnsbruck, und sie verfasstedort auch ihre Diplomarbeit.

Es folgt eine akademische Kar-riere wie aus dem Bilderbuch. Nachdem Diplomstudium folgte die Disser-tation am Tiroler Krebsforschungs-institut, die sie 2009 mit Auszeichnungabschloss. Danach eine Postdoc-Stelleam Krebsforschungsinstitut und 2011die Uni-Assistenz an der Med-UniInnsbruck, wo sie bis heute tätig ist.Ende Oktober folgte nun die Habili-tation, damit hat sie nun auch die Mög-lichkeit, PhD-Projekte zu betreuen.

Bereits während ihres Diplomstu-

diums hat sie erkannt, dass ihr Grund-lagenforschung großen Spaß macht. Bisheute forscht sie im Bereich der experi-mentellen Pathophysiologie. Geplantwar dieser Karriereweg aber nicht. „Esist einfach extrem spannend, Zellsig-

nalwege zu erforschen – weraktiviert wen?“, sagt sie.

An der Uni haben ihr diefreien Wahlmöglichkeiten gutgefallen.Aber derUnterschiedzwischen Fachhochschul-und Uni-Studium sei nichtmehr so groß,weil auch andenUnis der Rahmen immer ge-nauer vorgegeben werde, sagt

sie. Dennochhabe es auchbei ihrschwierige Zeiten gegeben, sagt die ge-bürtige Traunerin. „Mein Vater hatmich wissenschaftlich motiviert undmir geholfen.“ Mit der Habilitation hatsie an der Med-Uni Innsbruck nun aucheine Laufbahnstelle, der wissenschaft-lichen Karriere steht nichts mehr imWege.

Und auch wenn sie keine Winter-sportlerin ist, schätzt sie die Landschaftund die überschaubare Größe von Inns-bruck. (ost)

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Dezember 2016 FH-Standard F 3

ierlich zu fordern, um so das Besteaus einer Situation heraus zu holenund die optimale Lösung zu finden“,meint Astrid Gutschi. „Die täglichenHerausforderungen die mein Job mitsich bringt, spornen mich dabei zu-sätzlich an.“

Gerade bei rechtlichen Themengeht es oft darum, komplexe Sach-verhalte so anschaulich als möglichzu erklären und zu versuchen, alleinvolvierten Parteien ins Boot zuholen. Das erfordert neben Fachwis-sen auch oft viel zwischenmenschli-ches Gespür, einen pro-aktiven Zu-gang und Lösungsorientierung.

Laufende Weiterentwicklungermöglichen

Das fachliche Know-how gezielteinzusetzen und sich laufend wei-terzubilden, gilt bei JTI als Selbst-verständlichkeit. Darüber hinausnimmt auch die Entwicklung vonSozialkompetenzen einen zentralenStellenwert ein. „Bei JTI Austria gibtes vielfältige Möglichkeiten zur pe-sönlichen Weiterentwicklung. Dabeiwird besonders darauf geachtet,

dass die Maßnahmen individuellausgerichtet sind“, erklärt AstridGutschi. „Investitionen in die Wei-terbildung erfolgen dabei nicht nachdem Gießkannen-Prinzip sondernwerden in enger Abstimmung mitder Führungskraft und der HR-Ab-teilung festgelegt, umgesetzt und inregelmäßigen Abständen evaluiert.“

Doch wie werden diese Werte vonden rund 380 Mitarbeitern amStandort in Wien gelebt? Was ver-binden sie mit ihnen und wie wirkensie sich auf ihre Arbeit und das tägli-che Miteinander aus?

Challenging – den Status Quo inFrage stellen

Herausfordernde rechtliche Frage-stellungen und das Erarbeiten pas-sender Lösungen – das gehört fürAstrid Gutschi zu ihrem alltäglichenAufgabengebiet. Die Juristin, die seit2013 bei JTI Austria tätig ist, ist inihrer Funktion als Legal Managerdarauf spezialisiert, alle Detailsihrer Arbeit zu beachten und dabeidas große Ganze nicht aus demBlickfeld zu verlieren.

„Mir ist es wichtig, qualitätsvolleArbeit zu leisten und die gesetztenZiele laufend zu hinterfragen undbestenfalls zu übertreffen. ‚Challen-ging‘ bedeutet dabei für mich, an-dere, aber auch mich selbst kontinu-

Besonders in einem stark regulier-ten Umfeld wie der Tabakindustrie,ist es wichtig, für die Zukunft best-möglich gerüstet zu sein und Her-ausforderungen positiv gegenüber-zustehen. Umso wichtiger ist es fürJTI Austria seinen Anspruch als TopArbeitgeber mit gesellschaftlicherVerantwortung weiter zu festigen.

Nicht nur Astrid Gutschi ist davonüberzeugt, dass ‚Challenging‘ dabeiein wesentlicher Aspekt ist, um sichund die Organisation als Ganzeskontinuierlich zu verbessern undweiterzuentwickeln.

Herausforderungen zur Weiterentwicklung nutzenEnterprising – Open – Challenging. Diese Werte stehen im

Zentrum der Unternehmensphilosophie von JTI.

KarriereReport

Eine Information von JTI Austria.Entgeltliche Einschaltung

JTI ist ein führendes internationalesTabakunternehmen. Das umfassendeMarken-Portfolio von JTI wird in 120Ländern vertrieben. Die Unterneh-menszentrale befindet sich in Genfin der Schweiz. Seit 2007 gehörtdie ehemalige Austria Tabak zurUnternehmensgruppe. Für JTI Austriasind rund 380 Mitarbeiter in Öster-reich tätig. Weitere Informationen aufwww.jti.com/careers bzw. www.jti.com

ÜBER JTI

Astrid Gutschi, Legal Manager bei JTI Austria

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Über Umwege an die Hochschule – das ist anFachhochschulen einfacher als an Universitäten.Aktuelle Zahlen zeigen allerdings, dass es noch

Luft nach oben gibt und die soziale Durchlässigkeitoft nur eine theoretische ist.

le Durchlässigkeit zwar besser alsdie Unis abschneiden: Sind Stu-denten aus „bildungsnaherSchicht“ an Universitäten miteinem Faktor von 2,7 überreprä-sentiert, liegt dieser Wert an FHsbei 1,8 – ein Wert von 1,0 würdebedeuten, dass der Anteil an Stu-dierenden der jeweiligen Gruppegleich groß ist wie in der Gesamt-

bevölkerung. Unterrepräsen-tiert bleiben Menschen mit

MigrationshintergrundundausländischeStudie-rende.In einer Sonderauswer-tung zur sozialen Lage

FH-Studierender wurdedie Zahl jener erhoben, die

ohne Matura nach der Lehre anFachhochschulen kommen: Nur1,5 Prozent sind es in Vollzeitmo-dellen, berufsbegleitend steigt derAnteil auf immerhin 4,5 Prozent.

Lehre und Studium: Mehr Theorie als Wirklichkeit

Lara Hagen

Wien – Die Zahlen sind nicht be-rauschend: Nur fünf Prozent derStudienabschlüsse entfielen lautstatistischen Daten des Wissen-schaftsministeriums für das Stu-dienjahr 2014/2015 auf Personen,die über Umwege an die Uni ka-men. Gemeint ist beispielsweisedie Externistenmatura, Studien-berechtigungs- oder Berufsreife-prüfung bzw. eine postsekundäreBildungseinrichtung, etwa einKolleg. Es bleibt also – zumindestwas die Bildungsherkunft anbe-

langt – beim vielbeschworenen El-fenbeinturm.

Auch Fachhochschulen, diesich oft als sozial durchläs-siger als die Unis beschrei-ben, schaffen es nichtausreichend, zu Men-schen ohne klassischerAHS- oder BHS-Maturadurchzudringen: Hier fan-den nur neun Prozent aufnichtklassischem Weg zum Stu-dium.

Ein Blick in die aktuelle Studie-renden-Sozialerhebung (2015)zeigt, dass FHs beim Thema sozia-

Die Voraussetzungen dafür,eine vielfältige Hochschule, dieMenschen mit unterschiedlichergeografischer oder sozialer Her-kunft offensteht, zu sein, stündenan Fachhochschulen aber nachwie vor gut: Viele Standorte befin-den sich außerhalb der Ballungs-zentren, und die berufsbeglei-tenden Studien sind nach-weislich besonders at-traktiv für Späteinstei-ger, die einen zweitenBildungsweg anstreben.Die Studiendauer ist imSchnitt kürzer, besserplanbar und mit einem kla-ren Berufsbild verknüpft. Es gibtKooperationen mit Unternehmenund zahlreiche Informationsver-anstaltungen.

Woran das Zu-Wenig liegenkönnte, wurde just diese Woche inNiederösterreich deutlich: Dort

gebe es nur halb so viele berufsbe-gleitende Studiengänge wie im ös-terreichweiten Durchschnitt. Dasstelle für Studierende im zweitenBildungsweg wie für Arbeitneh-mer mit abgeschlossener Lehraus-bildung eine besondere Heraus-forderung dar, wie eine Auswer-

tung der Studierenden-So-zialerhebung von IHS undWissenschaftsministeri-um im Auftrag derArbeiterkammer Nie-derösterreich zeigt. De-ren Vizepräsident Horst

Pammer wünscht sicheinen Ausbau und mehr

Transparenz bei den Aufnah-mekriterien, speziell für Studien-willige ohne Matura: „Wenn wirvon den Menschen lebenslangesLernen einfordern, sollten wirauch Bedingungen schaffen, diedas ermöglichen“, sagt er.

Eine lange BildungsreiseThomas Morscher: Vom Elektriker zum Master of Science

Wien – Dass er irgendwann einmal sei-nen zweiten Masterstudiengang absol-viert, hätte Thomas Morscher vor eini-gen Jahren nicht gedacht. Damals be-suchte er die Polytechnische Schule inBludenz und beschloss danach, eineLehre zu machen. „Ich dachtezwar darüber nach, die Matu-ra in der HTL zu machen, aberzugetraut habe ich esmir dannnicht“, sagt der 27-jährige Vor-arlberger. Er sei immer derPraktiker gewesen, der gernebastelt und weniger gerne fürdie Schule lernt.

Heute hat er einen Master inMechatronik und Robotik vonder FH Technikum Wien in der Tascheund absolviert gerade den Masterstu-diengang Automatisierungstechnik ander TU Wien – neben 20 Stunden Beruf.Eine weite Reise, für die vor allem diegute Lehrstelle eine große Rolle gespielthabe, sagtMorscher. Eswurde eine Leh-re zum Anlageelektriker bei den Vorarl-berger Illwerken. „Im zweiten Lehrjahrist bei mir ein Knopf aufgegangen, undich habe begonnen, die Matura parallelzur Lehre nachzuholen.“

Mit seinem Selbsterhalterstipendiumging es für Morscher 2009 dann nachWien. Die finanzielle Absicherung seifür ihn sehr wichtig gewesen. Für dieAufnahmeprüfung an der Fachhoch-schule fühlte er sich durch die Matura

gut vorbereitet – und es klapp-te auch. „Allen, die nicht voneiner HTL kommen, wurdedann aber empfohlen, vor demSemester ‚Warm-up-Kurse‘ zubelegen, um den Rückstandaufzuholen“, erinnert sichMorscher.

Andere Studierende miteiner abgeschlossenen Lehre

statt klassischer Schullaufbahnhabe es in seinem Jahrgang nicht gege-ben. Und obwohl er in Fächern, die we-der in der Lehre noch bei der Maturathematisiert waren – etwa Mechanik –,mehr lernen musste als andere, würdeer den gleichen Weg auch heute wiedergehen. „In vielen Fächern hatte ichdurch meine praktische Erfahrungeinen Vorteil. Zum Beispiel, wenn esins Labor ging.“ Während andere he-rumprobierten, kannte Morscher be-reits jeden Handgriff. (lhag)

„Kollegen könnten meine Kinder sein“Mit 44 hat Manuela Eckinger ihr Bachelorstudium begonnen

Salzburg – Häuser zu planen und zu bau-en stand schon immer auf dem berufli-chen Wunschzettel von Manuela Eckin-ger. Dennoch hat sie nach ihrer HTL-Ma-tura imBereichGießereitechnikundMa-schinenbau gleich zu arbeiten begon-nen. Nach gut 20 Jahren in derMetallbranche hat sie mit 44Jahren im Oktober das Bache-lorstudium Holztechnik undHolzbau an der FH Salzburgam Campus Kuchl gestartet.

In der doch sehr männerdo-minierten Metallbranche seies schwierig, Beruf und Fami-lie vereinbaren zu können,Teilzeit eigentlich nicht mög-lich, das sei mit ein Grund für die be-rufliche Neuorientierung, sagt die Mut-ter zweier Kinder. Bei einem Kurs imRahmen der Initiative Fit – Frauen inHandwerk und Technik – wurde ihr In-teresse am Werkstoff Holz geweckt.„Holz ist als Werkstoff sehr vielfältigund warm, während Metall doch einsehr kalter Werkstoff ist“, ergänzt sie.

Seit Oktober ist sie nun Vollzeitstu-dentin an der FH Salzburg und mitihrem bisherigen Lernergebnissen auch

sehr zufrieden. „Die Kollegen könntenmeine Kinder sein“, sagt sie. Darüberhabe sie aber vor der Entscheidung nienachgedacht, es mache für sie auch kei-nen Unterschied. Bei manchem sei siemöglicherweise etwas langsamer als je-

mand, der gerade vonderSchu-le kommt, aber „man wird vonder Jugend auch mitgetragen“,ergänzt sie.

In den ersten Wochen habesie aber schon manchmal ge-zweifelt, ob sich Studium undFamilie unter einen Hut brin-gen ließen, aber ihre Familiestehe hinter ihr. Und: „Ich

musste ja auchwieder insLernenreinkommen“, sagt sie. Bei der erforder-lichen zweiten Fremdsprache falle ihrdas noch manchmal schwer, aber Dar-stellungsmethoden oder Holzanatomieseien einfach sehr spannend.

Auch in der Holzbranche seien Frau-en noch unterrepräsentiert, Teilzeitwerdedann aber nichtmehr dieHeraus-forderung sein. „Ich habe noch 20 Jah-re Berufsleben vor mir. Und wenn ichda jetzt schon unzufrieden bin, ist daseine sehr lange Zeit“, sagt sie. (ost)

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Dezember 2016FH-StandardF 4

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Jeder neue Studiengangmuss akkreditiert werden,

zusätzlich wird die Qualitätder Institution durch

periodische Audits überprüft. DieFachhochschulkonferenz fordert

ein Ende dieser Doppelgleisigkeit.

tens desHochschul-Qualitätssicherungsge-setzes (HS-QSG). Holzinger stellt eine kla-re Forderung: „Für Fachhochschulen miteinem extern zertifizierten Qualitätsma-

Doppelter Aufwand für ähnlichen Prüfbereich

Gudrun Ostermann

Wien – Bis zu zwei Jahre kann es dauern, bisein neuer Studiengang auch tatsächlich aneiner Fachhochschule angeboten werdenkann. Neun Monate dauert in der Regel dieAkkreditierung eines neuen Studiengangsdurch die Agentur für Qualitätssicherungund Audits Austria (AQ Austria).

„Danach fällt die Entscheidung“, sagtKurt Koleznik, Generalsekretär der Fach-hochschulkonferenz (FHK). „Und in denwenigstenFällen ist der Entscheidnegativ“,ergänzt er. Für Koleznik ein Zeichen, dassdie Fachhochschulen mittlerweile über ge-nug Routine und auch Expertise verfügen,um den Bedarf an neuen Studiengängenrichtig einschätzen zu können. Immerhinsind Fachhochschulen seit über 20 JahrenBestandteil der österreichischen Bildungs-landschaft.

Geht es nach den Wünschen der FHK,könnte diese Hürde wegfallen, ohne dassdie Qualität auf der Strecke bleibt. Denndurch die Akkreditierung der Institutionund die folgenden Audits werde die Quali-tät ohnehin regelmäßig kontrolliert.

Externe Qualitätskontrolle„Qualitätssicherung ist die Aufgabe der

Hochschulen. Der AQ Austria kommt hier-bei die Rolle zu, die Rahmenbedingungenfestzulegen. Die obrigkeitsstaatliche exter-ne Qualitätskontrolle muss redimensio-niert, die Qualitätsentwicklung noch stär-ker ins Zentrum gerückt werden. Diese ist

in der Praxis Sache der jeweiligen Hoch-schule“, betont Helmut Holzinger, Präsi-dent der Fachhochschulkonferenz anläss-lich des Fünf-Jahr-Jubiläums des Inkrafttre-

nagementsystem muss die verpflichtendeAkkreditierung für neue Studiengängewegfallen.“

Denn derzeit müssen alle neuen Fach-hochschulstudiengänge einer Erstakkredi-tierung unterzogen werden. Nicht akkredi-tierungspflichtig sind Lehrgänge zur Wei-terbildung. Zusätzlich haben sich die Fach-hochschulen alle sieben Jahre einem ex-ternen Audit des Qualitätsmanagement-systems zu stellen. Ein solches dauertzwischen einem und eineinhalb Jahre.Holzinger siehtdarin eineunnötigeDoppel-gleisigkeit, denn die Prüfbereiche bei Auditund Akkreditierung überlappen sich wei-testgehend, lautet der Einwand.

Nicht mehr zeitgemäß„Es gibt hervorragende Beispiele aus der

Praxis in anderen Ländern. Dort fällt fürFachhochschulen mit zertifiziertem Quali-tätsmanagementsystem die externe Akkre-ditierung neuer Studiengänge weg“, unter-streicht FHK-Präsident Holzinger. So wirdbei neuen Studiengängen in Deutschlandoder der Schweiz bereits auf die Erstakkre-ditierung verzichtet. Sobald eine Hoch-schule als Institution akkreditiert ist, ist esder Hochschule überlassen, welche Stu-diengänge sie anbietet.

„Das ist eine richtungsweisende Ent-wicklung, die auch für Österreich gewinn-bringend wäre. Damit wird großes Vertrau-en in die Autonomie der Hochschulen ge-setzt, sie werden als Hauptverantwortlichefür ihre Qualität und deren Sicherung an-erkannt. Zudem erfolgt eine Förderung derinstitutionellen Dynamik. Wenn auch dieAQ Austria für Österreich diesen erfolgrei-chen Weg einschlägt, kann sie sich derUnterstützung vonseiten der Fachhoch-schulen auch in Zukunft sicher sein“, sagtHolzinger.

Nach fünf Jahre HS-QSG sei es Zeit, eini-ge Punkte zu novellieren – die Erstakkredi-tierung neuer Studiengänge wäre einer die-ser Punkte, so Koleznik.

MCI erhält weltweiteAkkreditierung als

Top-Business-SchoolInnsbruck – Die Association to Advance Col-legiate Schools of Business (AACSB) habendie weltweite Akkreditierung des MCI alsFirst-Class-Business-School beschlossen.Das MCI zählt damit zur Top-Liga der Busi-ness-Schools: Weniger als fünf Prozent al-ler wirtschaftswissenschaftlichen Hoch-schulen und Business-Schools tragen dieseprestigeträchtige Auszeichnung. Zu denGründungsmitgliedern der 1916 gegründe-ten AACSB zählen renommierte Universi-täten wie Columbia, Harvard, Cornell, Yale,Chicago und Berkeley.

Der Akkreditierung vorausgegangen istein mehrjähriges Begutachtungsverfahrenmit besonderem Fokus auf Forschung, Leh-re, Weiterbildung, Unternehmensgrün-dung, berufliche Perspektiven der Absol-venten sowie der Verankerung und Wir-kung der Hochschule in der Wirtschaft. Be-sonders erfreulich ist, dass die Akkreditie-rung ohne Auflage und für die höchstzuläs-sige Dauer von fünf Jahren ausgesprochenwurde, was im Rahmen einer Erstakkredi-tierung nur selten der Fall ist.

Erfolgreicher StartFür Herbst 2016 haben mehr als 3600 Be-

werber aus 70 Nationen für einen der knapp1200 neu zu vergebenden Studienplätze be-werben. Zur Verfügung stehen ihnen amMCI 15 Bachelor- und Masterstudiengängeim Bereich Wirtschaft & Gesellschaft sowieneun Studiengänge im Bereich Technologie& Life-Sciences. Mittlerweile können neunStudiengänge durchgängig in englischerSprache studiert werden. Ergänzt werdendie Studiengänge des MCI um zehn inter-nationale Double-Degree-Optionen und einEuropäisches Multiple-Degree-Programmmit renommierten internationalen Univer-sitäten. Damit können MCI-Studierendeneben ergänzenden Kompetenzen zusätzli-che akademische Grade während ihresMCI-Studiums erwerben.

Die hohe Internationalität zeigt sich auchbeim Forschungs- und Lehrpersonal, wel-ches sich aus Dozenten aus 35 Nationen zu-sammensetzt. (red)

FH-Wels-Studiuminternationalakkreditiert

Wels – Der Welser FH-BachelorstudiengangInnovations- und Produktmanagement(IPM) erhält die internationale Abet-Akkre-ditierung im Bereich „Engineering“. DieseAkkreditierung ist das einzige weltweit tä-tige Qualitätssicherungssystem für techni-sche Studiengänge. Abet (AccreditationBoard for Engineering and Technology) isteine unabhängige US-amerikanischeAkkreditierungsagentur, die aus 35 techni-schen Berufsgesellschaften besteht undAkkreditierungen ausschließlich an Stu-diengänge in vier Bereichen vergibt: Ap-plied Science, Computing, Engineering undEngineering Technology.

2400 Studiengänge wurden bisher im Be-reich Engineering mit dem Abet-Labelakkreditiert. Zahlreiche Studiengänge nam-hafter Universitäten, wie etwa des MIT,Harvard oder Yale, sind ebenfalls Abet-zer-tifiziert. In Europa sind derzeit rund 50 Stu-diengänge an achtHochschulen inPortugal,Spanien, Türkei und nun in Österreichakkreditiert.

Um die Aktualität der Lehre zu gewähr-leisten, legt Abet großen Wert auf die Ein-bindungder IndustrieundderAbsolventen.Weiters sind standardisierte Zugangsvo-raussetzungen und eine standardisierteAusbildungsqualität bei Studienabschlusswichtige Faktoren bei der Bewertung derStudiengänge.

InternationalisierungsstrategieDer Welser FH-Studiengang Innovations-

und Produktmanagement ist am CampusWels ein Vorreiter in Sachen Internationa-lisierung. Bereits seit 2012 wird das Master-studium Innovation and Product Manage-ment als englischsprachiger Studiengangmit Studierenden aus 15 unterschiedlichenLändern geführt. „Seit 2012 haben wir unsintensiv mit der Abet-Akkreditierung be-schäftigt. Der Prozess konnte schließlich imNovember2015mit derVor-Ort-Prüfungab-geschlossen werden. Das IPM-Bachelorstu-dium wurde nun rückwirkend ab Oktober2014 akkreditiert“, freut sich Studiengangs-leiter Michael Rabl. (red)

Akkreditierung undAudits sind unnötigeDoppelgleisigkeiten,lautet die Kritik der

FachhochschulkonferenzFoto: iStockphoto

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Dezember 2016 FH-Standard F 5

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Müssen Job und Studiumunter einen Hut

gebracht werden, geratenStudierende schnellin eine Zwickmühle.Die Arbeiterkammer

fordert deswegen unteranderem eine Reform der

Studienförderung.

terien für ein Stipendium mittler-weile fast zehn Jahre zurück.Außerdem liege die durchschnitt-liche Studienförderung weit unterdem Höchststipendium. „Daszwingt viele Studierende, einerErwerbstätigkeit nachzugehen,was vor allem in Vollzeitstudienzu einer massiven Unvereinbar-

Job und Uni: Arbeiterkammer will bessere Stipendien

Lara Hagen

Wien/Linz – Mehr als 2000 Studie-rende starteten diesen Herbst inOberösterreich mit einem Bache-lor- oder Masterstudium an einerder oberösterreichischen Fach-hochschulen – aus früheren Jahr-gängen weiß man, dass auch die-ses Mal wieder einige der Neuan-fänger mit der DoppelbelastungJob und Studium zurechtkommenwollen bzw. müssen. Denn lautArbeiterkammer Oberösterreichsehen sich einige Studierendedazu gezwungen, neben dem Stu-dium Geld zu verdienen. DerGrund: zu geringe Stipendien.

Wenn die Zwickmühle drohtWährend FH-Vollzeitstudieren-

de laut Studierendensozialerhe-bung 2015 mit durchschnittlich21,8 Jahren ihr Studium begin-nen, starten Studierende in be-rufsbegleitenden Lehrgängen erstmit etwa 28 Jahren. Jene 90 Pro-zent der Studierenden berufsbe-gleitender Lehrgänge, die berufs-tätig sind, arbeiten im Schnittrund 34 Stunden in der Woche. InSumme kommen diese Studie-renden auf einen wöchentlichenZeitaufwand in Studium und Be-ruf von fast 57 Stunden. „Dass hierFamilie und Freunde zu kurzkommen, liegt auf der Hand“,heißt es dazu vonseiten der Arbei-terkammer.

Berufstätig sind aber auch eini-geVollzeitstudierende: 40Prozentvon ihnen arbeiten immerhin imAusmaß von 13 Stunden pro Wo-che. „Da diese Studiengänge starkan einem schulischen Ablauf mitverpflichtender Anwesenheit

orientiert sind, stecken erwerbstä-tige Studierende oftmals in derZwickmühle zwischen Studiumund Job.“

Zwar stehen einige Stipendien,zum Beispiel das Selbsterhalter-stipendium, zur Verfügung. Aller-dings liege die letzte Anhebungder Berechnungs- und Bezugskri-

keit und damit oftmals zu einerVerlängerung des Studiums bishin zum Studienabbruch führt“,sagt AK-Präsident Johann Kalliau-er. Es sei zwar erfreulich, dass vie-le junge Menschen ihr Fachhoch-schulstudium über den zweitenBildungsweg beginnen. Aller-dings müsse die Politik für geeig-

nete Rahmenbedingungen sorgen,damit diese ihr Studium auch ab-schließen können. „Dazu gehörtein funktionierendes Studienför-derungssystem“, sagt der AK-Prä-sident. Er fordert daher eine deut-liche Erhöhung der Studienförde-rung. „Allein die Wertsicherungwürde eine sofortige Erhöhungum 18 Prozent rechtfertigen“,rechnet Kalliauer vor. Zudemmüsse der Kreis der bezugsbe-rechtigten Studierenden ausge-weitet werden, sagt Kalliauer.

Forderungen auch aus NÖAuch fürdie 8500Studierenden

an Niederösterreichs Fachhoch-schulen wird die soziale Lageschwieriger. Immer mehr müssenarbeiten, um sich das Studium zufinanzieren. Immer weniger be-kommen Studienbeihilfe. Daszeigt eine Auswertung der Studie-renden-Sozialerhebung auf, wel-che die AK Niederösterreich dieseWoche gemeinsam mit der FH St.Pölten und der Hochschülerschaftpräsentierte. Besonders schwierigsei es in Niederösterreich für Stu-dierende im zweiten Bildungs-weg. „Die Einkommensgrenzenund die Höhe der Studienbeihilfemüssen jährlich valorisiert wer-den“, fasst AK-Niederösterreich-Vizepräsident Horst Pammer dieForderungen der AK zusammen.Auch die Altersgrenzen für dieStudienbeihilfe sollten angeho-ben werden, fordert er.

Solange esnochkeine finanziel-le Entlastung für berufstätige Stu-dierende gibt, reagieren auch dieFachhochschulen selbst: An man-chen Standorten wurden die Se-mesterzeiten verlängert – damitein berufsbegleitendes Studiumauch einem Vollzeitstudium ent-spricht. Das Studium beginnt dortüblicherweise im September mitverkürzten Semesterferien im Fe-bruar und reicht bis in den Julihinein.

Laut Martin Unger, dem Autorder Studierenden-Sozialerhebungam Institut für Höhere Studien,lassen sich bei zehn Wochenstun-den Arbeit und Studium gut ver-einbaren. Die Mehrheit arbeitetmittlerweile aber deutlich mehr.

Foto: iStock

Ausbildungen zur SuchtberatungVon Zertifikatskurs bis zum Masterstudium

St. Pölten – Sucht ist ein viel-schichtiges Phänomen in vielenErscheinungsformen. Alkohol-krankheit, Medikamentenabhän-gigkeit, Drogensucht, verschiede-ne Essstörungen und auch nicht-substanzabhängige Suchtformenfallen darunter. Das chronischeFortschreiten des Suchtprozessesstellt bei Beratung, Betreuung undBehandlung von Suchtkrankhei-ten vor spezielle Anforderungen.Prävention der Suchterkrankunggewinnt eine wichtige Bedeutung.

Durch die Zunahme von Sucht-mittelmissbrauch und Sucht-erkrankungen wächst im Sozial-,Gesundheits- und Bildungswesender Bedarf an Fachpersonal, dasüber die medizinische, psycholo-gische Ausbildung und über das

Wissen der sozialen Arbeit hinausdie Erfordernisse der Suchtbera-tung und Prävention beherrschtund möglichst früh wirksameInterventionen auf verschiedenenStufen setzen kann.

Ab Herbst bietet die FH St. Pöl-ten eine diesbezügliche Ausbil-dung an. Der Zertifikatskurs wirdzwei Semester dauern, der Hoch-schullehrgang vier Semester. Werzusätzlich drei ausgewählte Lehr-veranstaltungen besucht und eineMasterthesis verfasst, erhält aucheinen Masterabschluss

Für die Durchführung der Lehr-gänge besteht eine Kooperationmit dem ÖAGG (ÖsterreichischerArbeitskreis für Gruppentherapieund Gruppendynamik) und demAnton-Proksch-Institut. (red)

Bewerbungsgespräch: Wie das erste DateDie Bewerbung ist für die meisten eine Hochschaubahn der Gefühle, zeigt eine Studie

Wien – Für Personalabteilungensind sie ein Massenprozess, fürJobsucher ein spezielles Ereignis:Bewerbungen lösen bei Kandi-daten starke, zum Teil wider-sprüchlicheGefühle aus.Das zeigteine aktuelle Online-Umfrage derRecruitingplattform „softgarden“mit 3500 Teilnehmern. Als„Speed-Dating auf dem Schlacht-feld der Kompetenzen“ bezeich-nete dabei ein Umfrageteilnehmerden Bewerbungsprozess. Dannsind da noch Gefühle einer ele-mentaren Lebensentscheidung,des Wettbewerbs, des Glücks-spiels, der Sehnsucht nach An-erkennung ebenso wie das Erle-ben als Prüfungssituation undschmerzhaftes Infragestellen deseigenen (Markt-)Wertes.

Bewerbungen nehmen diemeisten Kandidaten also emotio-nal stark mit. Für 83,3 Prozent derTeilnehmer sind sie „mit starkenGefühlen“ verbunden. Ganz kaltlässt das Bewerbungsverfahrennur 1,1 Prozent. Die Gefühle sindnicht nur positiv: Uneinge-schränkt stimmen dem Statement„Bewerbungen machen gute Lau-ne“ nur 10,6 Prozent zu.

In den Augen der Mehrheitsteht eben „viel auf dem Spiel“.Die Bewerbung ist eine ernste An-gelegenheit, bei der sich die Kan-didaten „keine Fehler erlauben“können, meinen 88 Prozent.Stressfrei ist eine Bewerbung des-halbnur für einViertel. 46Prozentsagen hingegen, dass Bewerbun-gen sie „Kraft kosten“.

Teilnehmer vergleichen die Be-werbung mit einer „Brautschau“oder einem „ersten Date“, dasschließlich in einer langfristigenBeziehung münden soll: Die An-bahnungsphase wird von der An-spannung beherrscht, sich vonseiner guten Seite zu zeigen unddabei doch authentisch zu blei-ben: „Man bereitet sich darauf vor,möchte aber man selbst sein, sicheinfach zeigen, wie man ist – undtrotzdem muss die Schokoladen-seite zur Geltung kommen“,schreibt ein Teilnehmer.

Die am zweithäufigsten gewähl-te Analogie: Mehr als 250 Teilneh-mer fühlen sich beim Thema Be-werbung an die Schule, Hoch-schule oder an andere Prüfungssi-tuationen erinnert. (lib)

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Dezember 2016FH-StandardF 6

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INFOABENDEBERUFSBEGLEITEND

9.–13. Jänner2017

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DASMACHT SINN. Studieren an der FH Oberösterreich.

60 Bachelor- und Masterstudien stehen in Hagenberg, Linz, Steyr undWels zur Auswahl. Mit praxisnahen und internationalen Inhalten. Und mitAussichten, die mehr als vielversprechend sind. 99% unserer Alumnihaben einen Job, 95% empfehlen das Studium weiter, 77% sind über-durchschnittlich zufrieden.

Informatik | Medien | Kommunikation | Soziales | Life Sciences |Management | Umwelt | Technik

Damit der Anteil an Unternehmensgründungen imHochschulbereich weiter gestärkt wird, bieten

immer mehr Fachhochschulen gezielte Programme an –die FH Technikum Wien macht hier gemeinsame

Sache mit der FH des BFI Wien.

Ansprechpartner der Gründungs-initiative der FH Technikum. Sofinden sich in den Gründungs-teams oft nur Techniker, oder essind überhaupt Einzelgründer, fürdie es schwieriger ist, Unterstüt-zung von Inkubatoren zu bekom-men. Im Frühjahr soll daher eineneue Initiative gemeinsam mit derFH des BFI Wien starten.

Gemeinsam mit Startup Livewurde ein Format entwickelt, beidem an einem Wochenende Ideenvorgestellt und weiterentwickeltwerden, Interessierte können beiden vorgestellten Projekten mit-arbeiten. Jeweils mit 20 bis 30Teilnehmern von beiden Fach-hochschulen werde gerechnet.Teilnehmer brauchen aber nichtunbedingt eine zündende Idee.„Denn wir haben auch gemerkt,dass viele unserer Studierendenam liebsten in einem Start-uparbeiten möchten“, sagt Faast.

Auch an der FH des BFI Wienwar bei den Gründungsinitiativendas Interesse groß. Soeben gingmit einem Pitch und dem vorange-gangenen Training die Workshop-Reihe „Start-up für alle“ zu Ende.Dabei erarbeiteten Gründungsin-teressierte gemeinsam mit Exper-ten der FH des BFI Wien und er-folgreiche Start-up-Gründern anden Geschäftsideen der Teilneh-mer. Zusätzlich gab es ausführli-che Informationen über die einzel-nen Schritte für eine Gründung.

Für die 25 Workshop-Plätze gabes 70 Anmeldungen, sagt Angeli-

Den Unternehmergeist weiter fördern

Wien – 66 Prozent der Österreicherhaben laut aktuellem Amway Glo-bal Entrepreneurship Report einepositive Einstellung zur Selbst-ständigkeit. Das sind um 15 Pro-zentmehr als noch imVorjahr.Ge-meinsam mit Japan verzeichnetÖsterreich damit den höchstenAnstieg im internationalen Ver-gleich.

Norbert Kailer, Vorstand desInstituts für Unternehmensgrün-dung und Unternehmensentwick-lung der Johannes-Kepler-Univer-sität Linz, zu den Gründen: „Diegezielte Förderung des Unterneh-mergeistes auf mehreren Ebenenwirkt. So hat die einschlägige Be-richterstattung in allen Medienüber Start-ups und Erfolge vonJungunternehmen deutlich zuge-nommen.“

In der Studie, bei der mehr als1000 Österreicher und Österrei-cherinnen über 15 Jahren befragtwurden, wurde auch untersucht,ob die Befragten für sich persön-lich die Gründung ihres eigenenUnternehmens in Betracht zie-hen. In Österreich sehen trotzdeutlich verbesserter Einstellungzur Selbstständigkeit unverändertnur 29 Prozent diesen Berufsweg

als persönliche Option – mit einGrund, weshalb noch mehr Unter-stützung in der Gründungsphasenotwendig ist.

Durch die Praxisnähe ist derSchritt in die Selbstständigkeit fürFH-Studierende möglicherweiseetwas kleiner, Unterstützung istaber auch hier gefragt. Die Nach-frage nach Veranstaltungen fürGründungsinteressierte ist groß.

Wirtschaft trifft TechnikAn der FH Technikum Wien

wird mit Infoveranstaltungen zurechtlicheBedingungendie Entre-preneurship-Initiative „Start meup“ im Jänner fortgesetzt. Weitersfinden auch Workshops zu denThemenbereichen „Wie erkenneich, ob eine Idee Potenzial hat“oder „Wie kann man mit innovati-ven Geschäftsmodellen erfolg-reich sein“ statt. Zusätzlich er-halten GründungsinteressierteUnterstützung von Mentoren derFH Technikum Wien.

„Was uns bei unseren zahlrei-chen Veranstaltungen für Grün-dungsinteressierte aufgefallen ist,ist, dass die Zusammensetzungder Teams nicht optimal ist“, sagtThomas Faast, Koordinator und

ka Sönnichsen, Projektverant-wortliche. Die Veranstaltungsrei-he richtete sich nicht nur an Start-ups, daher kamen auch die Teil-nehmer aus den unterschiedlichs-ten Bereichen. Ganz bewusst habeman die Reihe auch für Nichtstu-dierende geöffnet, sagt Sönnich-sen. Im Frühjahr soll ein neuerDurchgang starten. Auch beim ge-meinsamen Projekt mit der FHTechnikum Wien wird mit regerTeilnahme gerechnet.

An der FH Kärnten wird, alsweiterer Baustein zur Entwick-lung eines innovativen Umfeldsfür technologieorientierte Start-ups, die sogenannte Gründergara-ge am Campus Villach verwirk-licht. Gerade für technologie-orientierte Start-ups und derenProduktinnovationen ist der Pro-totypenbau von großer Bedeu-tung. Daraus ergibt sich häufig derBedarf nach Raum, Büroinfra-struktur und kleinem Werkstatt-zubehör, um Modelle und Proto-typen zusammenzubauen, sicherzu verwahren und vor vorzeitigerVeröffentlichung zu schützen.

Die Gründergaragen ermögli-chen Studierenden, Absolventenund Kärntner Start-ups den Zu-sammenbauvonPrototypen sowiedie Durchführung von Testreihenunter Wahrung der Geheimhal-tung. Daneben werden seit 2013im Rahmen der Initiative „StartUp“ Gründerworkshops und indi-viduelle Coachings für Interes-sierte angeboten. (ost)

Lehrgang „TechnischeDokumentation“

Komplexe Produkte verständlicherklären – das ist die Herausforde-rung für Technische Redakteure.Der neue Lehrgang „TechnischeDokumentation“ an der FH Joan-neum vermittelt ab März 2017 dasnötige Wissen dazu. Interessiertekönnen sich bis 31. Januar 2017bewerben. pwww.fh-joanneum.at

Neues Masterstudium fürdigitale Energiewirtschaft

Die FH Oberösterreich bietet abHerbst am Campus Hagenberg dasMasterstudium „Energy Informa-tics“ für die Digitalisierung derEnergiewirtschaft an. Das Curri-culum deckt Software, Hardware,Kommunikationstechnologie undSmart-Grid-Komponenten ab.pwww.fh-ooe.at

IMC Krems wird zumBiotech-Forschungs-Hub

Der Forschungsbereich medizini-sche Biotechnologie an der IMCFH Krems wird ausgebaut: DerWissenschaftsfonds FWF fördertdas Projekt „In vivo RNA interfe-rence strategies against adenovi-ruses“ mit 350.000 Euro auf dreiJahre. Zwei PhD-Studierende er-gänzen das Forscherteam.

KURZ GEMELDET

Wien – Ein guter Pitch ist in derStart-up-Welt die halbe Miete,denn der Kurzvortrag öffnet Türund Tor zu Investoren, Mentorenund anderenUnterstützern für dieeigene Idee. Diese in nur wenigenMinuten zu präsentieren ist allesandere als einfach – das weiß auchLisa Fassl. Sie ist Geschäftsführe-rin der der 2012 gegründeten Non-Profit-Organisation Austrian An-gel Investors Association und Mit-gründerin der Initiative „FemaleFounders“ für mehr weiblicheGründerinnen.

„Pitchen muss man nicht not-wendigerweise können, vielmehrsollte man das Grundprinzip da-hinter verinnerlichen: relevanteInhalte schnell und einprägsamzu vermitteln, um damit das ge-wünschte Ergebnis zu erreichen“,rät Fassl. Das sei nicht nur beiPitches auf der großen Bühnewichtig, sondern ebenso bei all-täglicheren Dingen wie dem Ver-fassen von E-Mails.

Grundregeln, die es zubeachtengelte, seien vor allem die Überle-gung, vor wem man pitcht undwas man mit dem Pitch erreichenwill. „Darauf aufbauend sollteman sich eine logische Strukturüberlegen, eine Storyline. Was be-deutet, dass eine für den Zuhörernachvollziehbare Geschichte miteinem roten Faden erzählt werdensoll.“ Ansonsten – und das seileichter gesagt als getan – sei eswichtig, authentisch zu bleiben,gerade vor Investoren. (lhag)phttp://www.femalefounders.at/

Pitchen: Auf was esankommt und wasnicht fehlen darf

Gemeinsam geht es leichter: Mit der richtigen Unterstützung in der Gründungsphase können Fehler vermieden werden.

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