2017 Juni Mai Vielfalt, … · den Exodus. Es war ein Aufbrechen aus Entfremdung, Unterdrückung,...

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Mai / Juni 2017 Vielfalt, Integration, Inklusion Vielfalt, Integration, Inklusion

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Vielfalt,Integration, InklusionVielfalt,Integration, Inklusion

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Haben Sie Zeit?Nachdem Walter Fingerlos die Leitung unserer Pensionisten-gruppe abgegeben hat und wir bisher noch keine Nachfolgegefunden haben, versuche ich gerade Sie anzusprechen.Haben Sie Interesse an Gemeinschaft? Wollen Sie für unsereMitglieder Zeit gestalten? Freuen Sie sich auch, wenn Sie neueLeute kennenlernen? Besuchen Sie auch gerne Ausstellungen inGruppen, um danach verschiedene Meinungen zu teilen?Dann möchte ich Sie einladen, sich bei uns zu melden.Was steht an?In regelmäßiger Abfolge ein Treffen zu organisieren, das unter-schiedlich sein kann. Entweder ein Besuch einer Ausstellung,eines Museums, eines Betriebes - oder auch ein gemeinsamerTheaterbesuch, ein kleiner Spaziergang, oder ein gemeinsamerKaffeehausbesuch bzw. einAustausch zu einem Themabeim Heurigen.Hilft mir hier jemand?Unsere fleißige Frau MariaTuttner ist Ihnen sicherlichbehilflich, wenn es um das einoder andere Telefonat, um dieAnmeldung zu einer Veran-staltung geht. Auch bei derKommunikation ist unser Sekretariat unterstützend wirksam.Wenn Sie nun Lust bekommen haben, diese für unsere Gemein-schaft wichtige Aufgabe übernehmen zu wollen, dann meldenSie sich bitte bei Maria TUTTNER (512 64 60) oder schreiben Sieuns ein Mail: [email protected] freuen uns auf Sie! Andreas FISCHER

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editorial

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Nein, wir beschäftigen uns diesmal nicht mit der Autonomie -das haben wir schon diskutiert. Bei uns steht die Inklusion imMittelpunkt. Obwohl, wenn man es richtig bedenkt, hängen jaauch diese Themen zusammen - oder verstehe ich Autonomieschon wieder falsch?Was heißt Inklusion eigentlich wörtlich? Einschließung - undda erhebt sich freilich die Frage: wer wohin eingeschlossenwird. Oder schließt er/sie sich buchstäblich vielleicht selberein? An Begriffe wie Individualisierung und Differenzierunghaben wir uns schon gewöhnt, diese sind ja schon ein selbst-verständlicher Teil unseres Tuns - auch die Integration habenwir verstanden, denn wer möchte denn wirklich alles, was als„anders” erscheint, von vornherein ausschließen? Nein, dasswir auch gesellschaftspolitisch all unsere Ideen und Kräftebündeln sollten, um gerade Europa auch zu zeigen, dass wir„differenzfähig” sind, steht außer Frage. Der Umgang mitein-ander als unterschiedlichste Persönlichkeiten ist stets Zielnicht nur pädagogisch verstandener Integration. Jeder Schülerist willkommen und jeder erhält die Förderung, die erbraucht. Das sagt noch nichts über Abschaffung oder auchNeuerrichtung von Institutionen, die sich gerade mit den spe-zifischen Herausforderungen beschäftigen, die Menschen mitspezifischen Bedürfnissen auch brauchen.

Die verordnete Inklusion ist mir hier noch nicht ganz so klar.Verständlich auch die Unsicherheit, ob dann die Spezialein-richtungen ganz verschwinden sollen oder müssen. Auch obdie schlussendlich erwartete und erkennbare Veränderungtatsächlich eintritt, weiß ich nicht. Schule ist zwar sicherlichSpiegel der Gesellschaft - kann aber Gesellschaft an sich nichtwirkungsvoll ändern - geschweigedem durch Verordnungenzu Haltungsänderung von Menschen führen.Da wäre es schon hilfreicher, dieRessourcen dort zu investieren, woviel rascher Veränderungen spürbarsind - z.B.: in die Herabsetzungvon zu Betreuenden in Bildungs-einrichtungen - oder in der Stun-denanzahl der Kinder in 4 Jahren(jetzt : 120- vorher : 135) Nurdadurch kann sich integrative Hal-tung und Stärkung der Differenz-kompetenz zeigen.

Andreas FISCHER, mSc

L IEBE KOLLEGINNENUND KOLLEGEN!Dr. Marcus HUFNAGL ................................ 4

AUFBRUCHKonsulent Dr. Franz OCHENBAUER .............. 5

DISKURS INKLUSIONSOL Wolfgang WEISSGÄRBER ...................... 6

INKLUSION AUS ELTERNSICHTDr. Valentino HRIBERNIG-KÖRBER .............. 9

INKLUIS ION UND SCHULE 4.0VD Uli GLADT.......................................... 11

DAS WORT ZUM SCHLUSSProf. Hermann HOLZWARTH ..................... 13

NACHGEFRAGTHD Andreas FISCHER,MSc ......................... 13

IN DER MITTE BLE IBENMartina KLOUDA-LACINA ........................ 14

NACHWEHEN: AUTONOMIE-PAKETPressemeldung der CLÖ ......................... 15

INKLUSIONStephan MARESCH ................................. 17

FüR SIE GELESEN ........................... 18

WIR GRATUL IERENSEHR HERZL ICH .............................. 19

TERMINE ......................................... 19

Liebe Leserinnen,liebe Leser!

Inhalt

Wiener Lehrerzeitung, Organ der Christlichen Lehrerschaft Wiens

Redaktionelle mitglieder: Andrea Fischer, MSc; Prof. Mag.Dr. Heribert Schopf; Wolfgang Weissgärber;

mit der Herausgabe beauftragter Chefredakteur: Andreas Fischer, MSc; Für namentlich gekennzeichnete Beiträge sind die Autoren verantwortlich.

Alle: 1010 Wien, Stephansplatz 5/4, Tel. 01/512 64 60, Bankverbindung: Kto. 000-47244, Erste-Bank; Erscheinungsweise: 5 Ausgaben/Schuljahr

Hersteller: ALWA & DEIL Druckerei GmbH; 1140 Wien, Sturzgasse 1a; Schutzgebühr: 4 Euro

Bildnachweis: Autorenbilder - privat - Titelfoto und alle übrigen Fotos: Andreas Fischer

ImpRES Sum

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Die Redewendung „Die Augen offenhalten“ gefällt mirpersönlich besser als das Bild „Für etwas blind zu sein“:Einerseits aus Respekt vor Menschen, die wirklich blindsind, andererseits aus der Erkenntnis, dass das positive

Symbol immer stärker ist als das negative. Im Grunde bie-tet sich ein aktueller Vergleich an, der vermutlich nichtüberall gut ankommt: Es mangelt uns Stakeholdern imBereich Pflichtschule im Moment ganz stark am positivenBlick in die Zukunft. Zugegeben: Die Neuerungen im Auto-nomiepaket brauchen konstruktive Kritik, vielleicht nochmehr als in den letzten Jahren die Ideen und Gesetze zurPädagogInnenbildung neu und zum neuen Dienstrecht. Siefinden dazu auch in dieser Ausgabe der WLZ entsprechendkritische Töne. Herzlichen Dank an all diejenigen, diebesonders bemüht im Sinne der LehrerInnen schreiben,argumentieren, verhandeln und handeln! Trotzdem erlau-be ich mir darauf hinzuweisen, dass es an Mut und aneiner konstruktiven Blickrichtung fehlt: Nämlich am Mut,mit offenen Augen innovativ zu sein, mit guten Ideen vor-anzugehen, Vorschläge zu machen und damit den Regie-renden einmal vorab die Schneid abzukaufen. LehrerIn-nenvertreterInnen hinken manchmal ein wenig hinterherund das stört mich. Die Folge von automatisiertem Abwar-ten und - dem Anschein nach - prinzipiellem Dagegen-Sein, wenn Vorschläge kommen, macht kein gutes Bild.Stattdessen wäre ein Vorangehen mit Mut, Ideen, scharfenAdleraugen und Schöpfergeist durchaus angebracht. Dasmediale Echo wäre sehr schnell auf der Seite der LehrerIn-nen. Halten wir die Augen offen, die Schule als dynami-sches Ganzes zu erblicken!

Ein Schuljahr geht in die Zielgerade und damit auch einstrukturiertes Vereinsjahr. Ich bin stolz, an dieser Stelle einweiteres Mal „danke“ zu sagen, denn es war ein erfolgrei-ches, ein wunderbares Jahr für die Mitglieder der CLW, fürSie, für mich, für uns alle. Teil der CLW zu sein, ist aktuel-ler denn je und sinnvoller denn je.Beeindruckt hat uns die Kooperationsveranstaltung mitder KPH zum Thema SQA: Der Vitalgedanke als Schulent-wicklungsthema hat seine Bewährungsprobe bestenserfüllt. Ernährungscoachin Prof. Christine Muska stellte mitihren SchülerInnen aus drei Klassengenerationen ihrennachhaltigen, über Jahre hinweg gelungenen Klassen-schwerpunkt „Vitalklasse“ vor.Gut besucht, wenn auch bei ein wenig kühlen Temperatu-ren, war unser spiritueller Spaziergang durch die Innen-stadt. Es war ein Kreuzweg der anderen Art, wir konntenalte und auch moderne Stationen besuchen, die anKreuzweg- und Auferstehungssituationen im Leben erin-nern ließen. All das geschah passend zum Jahreskreis,nachdem wir beim Faschingsgschnas der Wählergruppewiener lehrerInnen die ausgelassene Zeit verabschiedethatten.Gerne blicken wir gemeinsam in den Mai und in den Juni- und damit zum Schlussspurt des Schuljahres: Verabsäu-men Sie nicht, für sich einen der Restplätze der Veranstal-tung „Genuss, Kunst und Kultur- ein Busausflug ins Wald-viertel“ zu buchen! Unter der profunden Reiseleitung vonSchulrat Mag. Zonsics werden wir einige Kleinode des zau-berhaften Waldviertels kennenlernen und erleben.Weiters freuen wir uns gespannt auf die witzigen undanspruchsvollen Stationen bei der Rätselrallye der Wähler-gruppe.Mit Spannung erwarten wir die „Lange Nacht der Kirchen“.Sollten Sie zu den zahlreichen attraktiven Angeboten in derWiener Innenstadt unterwegs sein, sind Sie auch bei unsherzlich willkommen! Eine kleine Stärkung ist vorbereitet.Dabei können Sie an der Podiumsdiskussion zum Thema„katholische Privatschulen“ mit profunden Fachpersonenwie Vors. Rudolf Luftensteiner und AL Mag. Hartel teilneh-men, mit ausgewählten VerantwortungsträgerInnen derPrivatschulen ins Gespräch kommen und obendrein dasultimative Selfie von sich mit dem erleuchteten Dom imHintergrund machen. Es gibt ja kaum einen schönerenBlick auf ihn als vom CLW-Zentrum.Weiters laden wir gemeinsam mit der Berufsgemeinschaftder Laienkatecheten zum traditionellen Abschlussgottes-dienst ein.Abschließend darf ich an unser Sommerfest zu Ferienbeginnerinnern. Der Frühschoppen mit gepflegter Open-Air-Live-musik am ersten Sonntag der Ferien ist, vor allem dank derMusikerkollegen Marcus Simonisund Herwig Alber, zum Geheimtippgeworden. Genießen Sie bei freiemEintritt den Sommerbeginn amFuße des Bisambergs - beim urigenBuschenschank Szüts im Grünen!Einen wunderschönen und stress-freien Schulschluss wünscht IhnenIhr

Dr. marcus HuFNAGLObmann

Liebe Kolleginnen,liebe Kollegen!

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Glaubens: Abraham. „Der Herr sprach zu Abram: Zieh wegaus deinem Land, von deiner Verwandtschaft und ausdeinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde.Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich seg-nen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst dusein. Ich will segnen, die dich segnen; wer dich ver-wünscht, den will ich verfluchen. Durch dich sollen alleGeschlechter der Erde Segen erlangen. Da zog Abram weg,wie der Herr ihm gesagt hatte, und mit ihm ging auchLot.“ (Gen 12,1-4a). Ein wenig später wird Gott zu Abra-ham sagen: „…Sieh doch zum Himmel hinauf und zähldie Sterne, wenn du sie zählen kannst ...“ (Gen 15,5)

Blicken Sie in den wunderbaren Sternenhimmel, denWerner Pribil fotografiert hat und kosten Sie dazu dengroßartigen Text von Jacqueline Keune aus! In der weite-ren biblischen Geschichte durfte und musste das VolkIsrael einen ganz entscheidenden Aufbruch durchleben:den Exodus. Es war ein Aufbrechen aus Entfremdung,Unterdrückung, aus Exil, Zerstreuung und Zwang. Sieschaffen mit Gottes Hilfe den Weg durchs Rote Meer undwerden zu einem freien Volk zusammengeschweißt.Neben dieser kaum fassbaren historischen Geschichte istder Exodus eine prägende spirituelle Erfahrung. DasPessachfest - beginnend mit dem Sederabend - verge-genwärtigt die Erfahrung von einst: die Urerfahrung desAufbrechens wird jedes Jahr neu erlebt. Dabei wird mansich bewusst, dass wahre Freiheit nicht billig zu haben ist.Es gibt Kräfte, die zurückbinden (im Sinne von: wären wirdoch in Ägypten geblieben…).

Es ist noch ein weiter Weg ins Gelobte Land, ins Leben inFülle. Mag auch so mancher äußerer Feind bezwungensein, der innerer Feind, der unfrei macht, bleibt ein stän-diger Begleiter, der auf langen Wegen durch die Wüstenbezwungen werden muss (vgl. Jesus in der Wüste). ZuOstern durften wir mit Jesus den entscheidendsten Auf-bruch feiern: den Sieg des Lebens über den Tod. Die Oster-botschaft, die wir wieder neu gehört haben, ist diesesWort, das - wie es Jacqueline Keune genannt hat - nachMilch riecht und nach Honig schmeckt, ist die Stimme, dieLeben nicht nur verheißt, sondern zusagt. Wer sie einmalgehört hat, kann nicht zurück und will auch nicht mehrzurück! Das Sedermahl schließt mit den berühmten Wor-ten: „Das nächste Jahr in Jerusalem“. Für uns Christinnenund Christen ist in Jerusalem die Sehn-sucht nach dem Leben in Erfüllunggegangen. Ostern sagt: Es lässt sichLeben finden, nicht nur im Ansatz,sondern in der Endgültigkeit. Christusist auferstanden - er ist in Wahrheitauferstanden: Alleluja.

Dr. Franz OCHENBAuER

Aufbruch

spirituelles

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Die Natur ist im Frühling wieder ins Leben aufgebrochen.Staunend habe ich mich gefreut über den Zuwachs anLeben: Schneeglöckchen, Krokusse, Märzenbecher,Tulpen, die Blätter an Sträuchern und Bäumen. Die Bau-ern haben die Felder bestellt, Hasen und Rehe erfreuensich am frischen Grün. Alles drängt ins Leben! Die Natur istfür mich so jedes Jahr wieder ein Spiegelbild einer Grund-sehnsucht des Menschen: er möchte ins Leben kommen.Unsere Glaubensgeschichte ist eine ständige Aufbruchsge-schichte. Sie beginnt mit unserem großartigen Urvater des

Nach Hause

Es gab keine Gewissheitals er den Gurt um den Koffer festzogEs gab keine Adresse auf einemZeitungsrandals er sich nochmals umdrehte undAbschied nahmEs gab nur dieses Wortdas nach Milch rochdas nach Honig schmeckte

Es gab keine Gewährals er die Tür hinter sich ins Schlossfallen hörteEs gab keine Landkarteals er ans Licht trat und losgingEs gab nur dieses Wehdas ihn zitterndas ihn den Himmel einatmen liess

Und diese Stimmedie das Land, die das Leben verhiess– wer sie einmal gehört hattekonnte nicht zurück

(Jacqueline Keune)

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inklusion

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Warum „Zentren für Inklusions- und Sonderpädagogik“noch immer ein sicherer Hafen sein können und in Öster-reich Bildungslügen zunehmen

VorWeGIn dieser hochemotionalen Auseinandersetzung dreht sichalles um die „Inklusive Pädagogik“ ohne Wenn und Aber.In der jetzigen, wohl auch zukünftigen, Schulrealität zeigtsich ein ganz anderes Bild, weil eben die rein dogmati-sche Forderung, dass kein Kind mehr durch eine diagno-stische Zuordnung, quasi durch eine Dekategorisierung,als beeinträchtigt gesehen wird und sich alle Beteiligtenauf gleichem Niveau unterstützt und aufgehoben fühlen,bei den derzeitigen bzw. zukünftigen finanziellen, bauli-chen, gesellschaftspolitischen oder pädagogischen Rah-menbedingungen so unmöglich zu realisieren ist. Esscheint unumgänglich, weiterhin im Bildungsbereichauch „Zentren für Kinder mit besonderen Bedürfnissen“zu belassen, die nach wie vor mit genau jenen Rahmen-bedingungen und Fachkräften ausgestattet sind, um vieleKinder bestmöglich basal, psychisch und physisch zuunterstützen und so - individuell gesehen - bestmöglicheFortschritte erzielen zu können. Darüber hinaus wäre esgerade für die „Inklusionsbewegung“ an sich, in Folgeaber auch die schulpolitischen Instanzen unter demAspekt der „Rechte des Einzelnen“, notwendig besondersdie Wahlfreiheit und die Wahlmöglichkeit zum Besucheines „ZIS“ (vorm. Sonderschule) für Erziehungsberechtig-te und Eltern zu gewährleisten und zu respektieren! (Aus-führungen in Anlehnung an Presseaussendung des„Katholischen Familienverbands“ vom Okt. 16, der CLÖsowie der stmk. Elternvereinspräsidentin)

„ziS“ - WaS iSt da eben nochanderS?

Ganz einfach: die Rahmenbedingungen!„Orientierungsklassen“ ähnlich wie Vorschule, Familien-klassen zwecks optimaler Förderung im Unterstufenbe-reich, Aufbaulehrgänge zur Erlangung eines Schulab-schlusses, einer Berufsausbildung, allenfalls eines„Hauptschul“abschlusses, Möglichkeiten zur Aufholungvon vorherigen Schullaufbahnverlusten, Schullaufbahn-beratung, Förderung direkt am Zentrum mit Klassen- undAssistenzlehrer (Teamlehrer), geringe Klassen- und Grup-pengröße sowohl im Klassenverband als auch bei Grup-penteilungen, Unterricht nach allen Lehrplänen derPflichtschulzeit, Lebende Fremdsprache Englisch, Sprach-heilpädagogische Betreuung, Arbeit am PC, Schwerpunktewie „Sport“, „Bewegung und Tanz“, „HeilpädagogischesVoltigieren“, Berufsberatung - Berufsorientierung -Berufspraktische Tage, Kooperation mit Hort, Beratungs-lehrertätigkeit im Haus, Peer Mediation, Projekte wie

„Kunst“, „Erste Hilfe“ u. v. m. Hinzu kommen noch dieTatsachen, dass hier oft noch tatsächlich voll ausgebilde-te Sonderpädagogen („Sonderschullehrer“) tätig sind(natürlich altersabhängig) sowie die Tatsache, dass gera-de in der Sonderpädagogik eine Vielzahl an jetzt geprie-senen Autonomiepunkten schon vor Jahrzehnten durch-geführt wurden - etwa die individuelle Dauer einerUnterrichtseinheit!

Also zusammengefasst: ganz gleich wie man zu „Zentrenfür Inklusions- und Sonderpädagogik“ steht, diese habengenau jene pädagogischen Rahmenbedingungen, welchedie Inklusion in der jetzigen Phase der Diskussion undLage niemals(!) flächendeckend haben und anbieten wirdkönnen. Hinzu kommt dann noch die Tatsache der großenUnsicherheit für Betroffene und die Kurzsichtigkeit vielerInklusionsexperten, als dass ja eine Vielzahl von diesennicht selten tatsächlich damit argumentiert, dass diesespeziellen Rahmenbedingungen einer sonderpädagogi-schen Einrichtung aufgrund der geforderten Entstigmati-sierung und somit „Aufhebung zumindest aber Negierungaller Beeinträchtigungen“ und der alleinigen Tatsacheohnehin schon „inklusiv beschult“ zu werden, diese dannja auch gar nicht mehr notwendig machen! (Bestes Bei-

Diskurs Inklusion

Es geht nie um die Idee selbst - aber gegen die Art der Argumentation und Realisierung

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titel

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spiel dazu ist die Lehrerausbildung „Neu“.)Inklusionsdiskussion und Inklusionsverfechter könnenderzeit nur verzerrte Wirklichkeit bieten.Viele neigen sehr schnell dazu etwa politische Populistenwegen ihrer dogmatischen Aussagen, Forderungen undVerzerrungen ohne Wenn und Aber zu verurteilen, ohnedabei zu merken, dass sie selbst in genau jene Verhal-tensweisen und Extrempositionierungen hineinrutschen,welche dann keinen Handlungs- und Diskussionsspiel-raum mehr offen lassen.So auch in der Inklusionsdiskussion:Einerseits existieren tatsächlich optimale Inklusionsrah-menbedingungen, allerdings nur in sogenannten „Vorzei-geschulen und Vorzeigeprojekten“. Dort pumpt man allefinanziellen, personellen und strukturellen Ressourcenhinein, um dann mit diesen perfekten, künstlichen Rah-menbedingungen zu erklären, dass (schulische) Inklusionselbstverständlich ganz leicht möglich sei. Man spieltdabei mit der Ahnungslosigkeit vieler Menschen, aberauch der Feigheit und Heuchelei vieler Schulinsider, da esja ein offenes Geheimnis ist, dass viele solcher „Vorzeige-projekte“, nicht selten als „Versuch“, bei einer tatsächli-chen übernahme dann laufend ressourcenmäßig zurück-gefahren oder altersmäßig limitiert werden bzw. dieseextrem optimalen Rahmenbedingungen flächendeckendin Österreich in Jahrzehnten bei gleichzeitiger Forderungnach Kostenneutralität niemals erreicht werden können.Andererseits gibt es vielmehr die „rein oberflächliche,scheinheilige schulische Inklusion“ mit Rahmenbedin-gungen, die den Namen nicht einmal verdienen, aber woman sich rühmt, mit aller Macht das „räumliche Beiein-andersein“ geschaffen, nicht selten sogar erzwungen zuhaben. Vielleicht sollte man aber einmal den Mut habenund sich fragen, ob ein betroffenes Kind sich in so einerSituation - also etwa keinen permanent anwesendenSonderpädagogen, keine Möglichkeit zur Kleingruppe, einVerleugnen seiner Schwächen oder gar das Erleben, trotz-dem immer anderes Arbeitsmaterial und andere Beurtei-lung zu bekommen - behaupteter Maßen weniger diskri-miniert fühlt als an einer „Sonderschule“ mit besserenBedingungen! (Und wenn es in der Inklusion danngemeinsam auch nicht geht, dann trennt man gemäß vie-len Inklusionsbefürwortern halt dort räumlich, aber allesind im gleichen Haus und für die nachschulische Zeit istman ja unzuständig!)

eS Geht VieLen in Wahrheit Garnicht uM daS kind!

Nun, es wird niemand zugeben, aber in vielen schulpoli-tischen Diskussionsbereichen, so auch in der Inklusion,geht es vielen nur vordergründig um das Kind. In Wahr-heit geht es um einen Richtungsstreit, um eine Weltan-schauung und den Eifer, wer welchen besseren, morali-scheren Standpunkt einnimmt. Dabei wird bewusst auf demRegister der Emotionen gespielt (z.B: Falter 12/17; S.39 - 41)und in Kauf genommen, dass durch den Ruf nach Nicht-Diskriminierung für die eine Gruppe eine andere dafür alsUmkehreffekt diskriminiert wird! Denn auch diese sinddann Betroffene, die aber nicht gefragt werden, sondernvon denen einfach egoistisch eine Bringschuld erwartet

wird. (Sinngemäß bei: Michael Winterhoff: Mythos über-forderung, Seite 112/Kapitel 5/Helikopter-Staat/Verlags-haus Gütersloher) Darüber hinaus gibt es in der Bildungleider auch noch den „Professionsneid“.

Würde es bildungspolitisch und somit auch in der Inklusi-on für alle Beteiligten tatsächlich um das Kind, die Betrof-fenen gehen, dann würde man zwar auch einen sicherlichnotwendigen Diskurs haben, aber mit Leichtigkeit würdeman jene eigenen Eitelkeiten, eigenen versteckten Motive(NLP spricht vom „versteckten Gewinn“) und politischeIdeologien weit hinter sich lassen und endlich von Dog-

men ohne Wenn und Aber wegkommen, weil es ja imEndeffekt angeblich um das Wohl des Einzelnen geht.Dazu müsste man zusätzlich aber auch die von vielen biszur überheblichkeit ausgereizte Sichtweise ablegen, alsGruppe, Experte oder auch Politiker für sich in Anspruchzu nehmen, ganz genau für alle anderen zu wissen, wasgut, richtig und moralisch ist und die einzige heilsbrin-gende Wahrheit und Legitimation zu besitzen!

die Wahrheit iSt zuMutbar oder der„ich War eS nicht-effekt“

Wer wider besseren Wissens schulische Inklusion ohneWenn und Aber und ohne entsprechende Rahmenbedin-gungen fordert, wer gleichzeitig unreflektiert dieSchließung aller sonderpädagogischen Einrichtungen for-dert und wer darüber hinaus sich dann genau an derLebensschnittstelle zwischen auslaufender schulischerInklusion und Eintritt in das restliche Leben als dafür nichtzuständig ansieht bzw. sich nichts überlegt und sich jetzt„abputzt“, agiert selbstsüchtig und verantwortungslos undlebt den „Ich war es nicht-Effekt.“ Jenes Prinzip, das sichquer durch die Gesellschaftsthemen zieht - nämlich Hand-lungen zu setzen, zu fordern oder Entscheidungen zu tref-fen, für die man im Endeffekt dann aber nicht verantwort-lich sein möchte und deren Konsequenzen man dann nichttragen möchte! Jenes Prinzip, das dann sehr schnell ande-re Verursacher sucht, die dann die Verantwortung über-

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nehmen sollen. Nur einer findet sich niemals auf der Ver-antwortungsliste: man selbst!! (Sinngemäß in Anlehnungan Michael Winterhoff/Mythos überforderung/Kapitel6/Seite 119 ff./Verlag Gütersloher).

Viele - besonders rein theoretisierende - Inklusionsbefür-worter, leben geradezu diese „Kunst, es nicht gewesen zusein“ (Sinngemäß in Anlehnung an Prof. OdoMarquard/Gießen/Deutschland in Michael Winterhoff:Mythos überforderung/Verlagshaus Gütersloher)

Die „Kunst, es nicht gewesen zu sein“ aufzuzeigen undzuzugeben,l dass für so manches Kind und seine Eltern nach derschulischen Inklusion das große, böse Erwachen kommenwird, weil die nachschulische Welt gar nicht so inklusiv ist,sein möchte bzw. sein kann wie die konzipierte Schulzeit.l dass Inklusion niemals mit dem moralisierenden Zeige-finger und dogmatischen Forderungen erzwungen werdenkann, weder bei den Betroffenen selbst noch bei denen,die sie durchführen sollen.l dass Eltern, die ihr Kind noch immer aus guten Gründenin einer sonderpädagogischen Institution beschulen lassenwollen, wohl keine „schlechteren“ sind als jene, die sichfür den anderen Weg entscheiden und dass nachweislicheAnfeindung solcher Eltern („Wer sein Kind liebt, ist gegenSonderschulen.“) einer der übelsten Untergriffe undAnmaßungen überhaupt darstellt.l dass einer Studie pro Inklusion eine Studie dagegensteht, dass man auch die historische, zeitliche und inhalt-liche Veränderung innerhalb der Sonderpädagogikbetrachten müsste - denn der Beschulungsmechanismusfunktioniert selbstverständlich heute anders als in den5oer, 6oer, 7oer und sogar 8oer Jahren - und man Stigma-tisierung und Diskriminierung auch auf dem Klavier derEmotionen hochspielen und man Betroffene durchaus fürseine Zwecke „instrumentalisieren“ und „benutzen“kann. (Nicht jeder Sonderschulabgänger fühlt sich nämlichdiskriminiert und stigmatisiert, nur diese fragt man wohl-wissend nicht.)ldass es wohl zumindest eine genauso große Diskriminie-rung von Kindern darstellt, wenn man die Zugangsbestim-mungen (also den vielkritisierten SPF) zur Beschulung aneinem „ZIS“ immer weiter beschränkt und das Zeitfensterimmer enger macht bei gleichzeitiger absichtlicher schuli-scher Frustration des Kindes und seiner Eltern amUrsprungsstandort. (Sicherlich ist bekannt, dass es oftunmöglich ist, „rechtzeitig“ eine Beschulung an einem ZISzu erreichen und so mancher Schüler zuvor möglichst vielenegative Benotungen oder gar einen Schullaufbahnverlustdafür benötigt, verbunden oft mit der „überraschung“,dass dann tatsächlich ein Schulfrust vorherrscht. Na sieheda!)l dass eine völlige Negierung von Beeinträchtigungennichts anderes als das Zurechtbiegen von sicher oft drama-tischen Realitäten darstellt, nicht selten aber nicht zumangeblichen Wohl des Kindes gefordert wird, sondern umdie eigene Feigheit, Klartext zu sprechen, kaschieren zukönnen. Offenbar gehört das Aufzeigen von Grenzen zueiner der letzten gesellschaftspolitischen „Mutproben“ des21. Jahrhunderts. (Sinngemäß: Ich weiß, dass es Grenzen

gibt, aber ich möchte nicht der sein, der sie dir sagt. Wiestehe ich denn dann da!)l dass die anlaufende „Lehrerausbildung Neu“ zwar inihrem theoretischen Konstrukt sehr vielversprechend, zeit-lich ausgedehnt und formulierungsmäßig auf dem Standder Zeit sein mag, aber in Wahrheit und nach unzähligenGesprächen mit ungenannt bleiben wollenden Insidernnoch so manche Schwachstelle aufweist: (Es müssteeigentlich schon zu denken geben, wenn junge Studieren-de sich überrascht zeigen, dass es etwa in Wien auch„Oberstufensonderschulklassen“ mit 10-14jährigen Schü-lerInnen gibt bzw. die ganz alte(!), traditionelle Sonder-schullehrerausbildung - also die 3jährige ohne Bachelorund ECTS - etwa 176 Vollpräsenzstunden hatte, umgerech-net auf ECTS mit internationalen Durchschnittswerten aufalso ca. 280 ECTS kam!)l dass genau wie in der Medizin, etwa in der Krebsfor-schung, Beschulung und Förderung von Kindern mitbesonderen Bedürfnissen eigentlich ganz individuell gese-hen und abgestimmt werden müsste, um den individuellbestmöglichen Weg zu finden, auch wenn er die Beschu-lung an einem ZIS bedeuten würde.l dass man Vorzeigeländer wie Skandinavien oder derzeitSüdtirol schulisch-gesellschaftspolitisch immer in seinerGesamtheit betrachten muss und das „Rosinenpicken“,also das Herausnehmen und Fordern von einzelnen Punk-ten, in ausländischen Schulsystemen niemals funktionie-ren kann, weil man - so wie in der Technik oder der Bau-branche - die richtigen Systemkomponenten zusammen-fügen muss!

zuM SchLuSS

Aufgrund dieser von vielen absichtlich unausgesprochenenGegebenheiten lässt sich die „Kunst, es nicht gewesen zusein“ weiter perfektionieren, indem jene Personen dannim Nachhinein sofort Ausreden und Schuldzuweisungenüberlegen, warum denn diese und jene Forderung imEndeffekt dann doch nicht funktioniert hat. (Die „Schuldi-gen“ sind dann auch schnell gefunden - die Gesellschaftpauschal, meistens aber die Lehrergewerkschaft, die Schu-le an sich oder die noch nicht dazu bereiten Lehrer.)Was aber bei solch polarisierenden Themen von den meis-ten Betreibern niemals vorkommt, ist das möglichst ehrli-che, größtmöglich realitätsnahe Denken, Handeln undFordern im Vorfeld und das Hinterfragen der eigenen poli-tisch - gesellschaftlichen Rolle.

„Denn am Schreibtisch tut es nicht weh und spürt man esnicht!“

inklusion

SOL Wolfgang WEISSGÄRBER

ZIS 22; Lorenz Kellner-Gasse 15

Der Autor beschäftigt sich sintensiv mit inhaltli-

chen, fachlichen, juristischen, gesellschaftlichen,

bildungspolitischen und argumentativen Facet-

ten der Integrations- und Inklusionsbewegung.

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betroffene

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Unsere Tochter ist acht Jahre alt und beeinträchtigt - inmehrfacher Hinsicht. Nicht so, dass man es ihr auf denersten Blick ansieht. Aber wenn man eine Weile mit ihrbeisammen ist, bemerkt man es sofort. Sie besucht diezweite Klasse einer Sonderschule in Wien, und wir, ihreEltern, sind froh und dankbar für diese Möglichkeit.Ankündigungen der Politik, diese Schulform abzuschaffen,erfüllen uns mit großer Sorge.

Der Rucksack, den unsere Tochter durchs Leben trägt, istvoll gepackt. Aufgrund eines Fehlers in dem Mechanis-mus, der den genetischen Code ausliest, hat sie einenschwachen Muskeltonus, der alle Bewegungsabläufe, dieFeinmotorik, aber auch das Hör- und z.B. Lesevermögenbeeinträchtigt. Ihre Entwicklungsverzögerung von ca.einem Jahr dürfte mit epileptischen Anfällen zusammen-hängen, die sie nach der Geburt für mehrere Monate inerhöhtem Maße hatte. Davon am meisten betroffen warjene Region im Gehirn, welche die Impulskontrolle steu-ert. In Folge dessen zeigt sie ausgeprägte Muster vonADHS, in Kombination mit Anteilen aus dem autistischenSpektrum. Sie kann auch mit medikamentöser Unterstüt-zung nur kurze Phasen die Aufmerksamkeit halten, undhat zudem gravierende Schwierigkeiten im sozialenUmgang. Große Verunsicherung und Scheu sind bei ihrgepaart mit falsch dosiertem, ungestümen Kontaktverhal-ten. Dem gegenüber steht eine „normale“ intellektuelleBegabung (IQ 113). So hat sie an sich für ihre schulische„Karriere“ gute Prognosen, vorausgesetzt, dass die geeig-neten Rahmenbedingungen herrschen, in denen sie ihrePotentiale entfalten kann.

Als sie sechs Jahre alt geworden war, haben wir uns fürunsere Tochter zugunsten einer Sonderschule entschie-den. Davor hatte sie zunächst einen „normalen“ Kinder-garten, zuletzt dann als I-Kind einen Integrationskinder-garten der Stadt Wien besucht. überall hat man sich umdas Kind bemüht, aber es hat schlicht und einfach nichtfunktioniert. Das Kind hat immer deutlicher Symptomemassiven psychischen Stresses gezeigt. Am Ende hat siesich in eine Phantasiewelt zurückgezogen, wo sie sich nurmehr mit imaginären Bezugspersonen beschäftigt hat.Natürlich gibt es im Schulalltag auch immer wiedererhebliche Herausforderungen zu bewältigen. Jedochzeigt die praktische Erfahrung, dass in der Sonderschuledie erforderlichen Instrumentarien zur Verfügung stehen,um für die vielfältigen Bedürfnisse des Kindes adäquateLösungen zu finden.

Nun sollen diese Sonderschulen zugunsten eines inklusi-ven Schulmodells aufgelöst werden. Alle Kinder - beein-trächtigt oder nicht - in einer gemeinsamen Schule, mitindividuell auf das einzelne Kind und seine Bedürfnisseabgestimmten pädagogischen Angeboten. Das klingt

zunächst einmal sehr attraktiv. In der Tat sind Konstella-tionen denkbar, in denen diese Art von gemeinsamemUnterricht eine interessante Alternative zum Status Quodarstellen kann. Niemand hat etwas gegen den Abbau dergesellschaftlichen Grenzen zwischen „behindert“ und„nicht behindert“.

Aber ist die Schule der geeignete Ort, um mit der Verwirk-lichung dieses gesellschaftlichen Ziels zu beginnen? FürKinder wie unsere Tochter - und die Studien sagen, dassgerade ihre Krankheitsbilder und ähnliche Symptomgrup-pen im Zunehmen begriffen sind - wirft das Modell Inklu-sion jedenfalls mehr Fragen und Probleme auf, als esbeantwortet.Die allerwichtigsten in Kürze:

l Kinder wie das unsere sind durch ein anderes Settingals das einer Kleingruppe aufs Schwerste überfordert. Esgeht um die höhere Ablenkung in einer größeren Gruppe,die unvermeidlich den Lernerfolg beeinträchtigt. Es geht

aber auch um den sozialen und psychischen Stress. Letz-teres ist auch nicht dadurch zu lösen, dass die betreffen-den Kinder, wie man hört, zeitweise, z.B. für die „Haupt-fächer“, aus der Klasse geholt und separat unterrichtetwerden. Denn in der verbleibenden Zeit ist das Problemebenso virulent. Ganz abgesehen davon nehmen es dieseKinder jedes Mal erst recht als eine öffentliche Herabset-zung wahr, dass sie diejenigen sind, die aus dem Klassen-verband herausgeholt werden müssen.

l In ähnlicher Weise müssen für solche Kinder die räum-lichen Gegebenheiten auf ihre Bedürfnisse abgestimmt

Inklusion aus der Elternsicht

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betroffene

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sein, was abgesehen von bestimmten Anforderungen andie Möblierung einen weitgehenden Verzicht auf Ablen-kungen durch Dekoration etc. bedeutet. Es fragt sich,inwieweit es den nicht beeinträchtigten Kindern zuzumu-ten ist, hier auf eine „natürliche“ Atmosphäre im Klas-senzimmer zu verzichten, die gerade in der Grundstufevon großer Wichtigkeit ist.

l Schließlich - last but not least - bedürfen Kinder wiedas unsere speziell geschulter PädagogInnen und Freizeit-betreuerInnen, die sich im Prinzip rund um die Uhr mitihnen befassen und auf ihre jeweilige Situation eingehen.Die kolportierten Betreuungskonzepte im inklusivenModell erfüllen diese Herausforderungen definitiv nicht.Die Praxis in den Modellregionen zeigt vielmehr bereitsdie Tendenz, dass die beeinträchtigten Kinder in vielenFällen einfach „mitlaufen“. Im schlimmsten Fall müssensie nach ein, zwei Stunden wieder abgeholt werden, weilsie sonst das System in der Klasse sprengen. Oder eswächst der Druck auf die Eltern, die Kinder durch erhöhteDosierung der einschlägigen Medikamente ruhig zu stel-len. Es ist durchaus bezeichnend, dass die ins Treffengeführten Beispiele für erfolgreiche Inklusion in der Regelimmer von den gleichen, verhältnismäßig leicht zu inte-grierenden Behinderungen handeln, während eben Sym-ptomgruppen wie jene unserer Tochter ausgeblendetwerden. Schließlich hört man, dass in Zukunft einezusätzliche Lehrkraft zeitweise in der Klasse stehen wird,um als „ExpertIn für eh alles“ den unterschiedlichstenBehinderungen und Beeinträchtigungen gerecht zu wer-den. Da fragen wir uns aufgrund unserer Erfahrung imUmgang mit unserer Tochter schon, ob hier die Tragweiteder Aufgabenstellung tatsächlich gesehen wird. (Ganzabgesehen davon, dass dem Vernehmen nach die ein-schlägigen neu geschaffenen Ausbildungswege bis datoweit unter den Erwartungen frequentiert werden.)

Es ist im Grunde relativ einfach: wenn „Inklusion“tatsächlich jedem Kind den schulischen Rahmen bietenwill, der seinen Bedürfnissen optimal entspricht, dannmuss für Kinder wie das unsere die Sonderschule überle-ben dürfen - ob unter diesem oder einem anderen Namenist selbstverständlich völlig belanglos.

WaruM aber dann überhaupt darü-ber nachdenken, die SonderSchuLenaufzuLaSSen?

l Die Vertreter der Inklusion behaupten, dass die Absol-venten einer Sonderschule für ihren späteren Lebensweggebrandmarkt sind. Dem ist zu entgegnen, dass gerade die„Sonderung“ in der Sonderschule die Kinder davorbewahrt, sich immer als die Schwächeren wahrzunehmen.Für sie beginnt die Diskriminierung nicht in der Sonder-schule, sondern vor dem Schultor. Und hier liegt dergrundsätzliche Denkfehler: man setzt nicht dort an, wo dieDiskriminierung passiert, „draußen“, bei denen, die diskri-minieren, sondern bei den Diskriminierten. Man nimmt inKauf, dass zumindest einem Teil von ihnen durch die über-führung in den inklusiven Schulbetrieb die Chance genom-men wird, ihre Bildungsmöglichkeiten zu realisieren.

l Inklusion will gewährleisten, dass jedes Kind in indivi-dueller Weise unterrichtet wird. Dabei werden wie bereitsgeschildert Grenzen ignoriert, die von den Kindern hereinfach zu akzeptieren wären. Darüber hinaus wird ver-schwiegen, dass die Sonderschule schon jetzt vorsieht,dass jedes Kind nach dem Lehrplan unterrichtet wird, derseinen Möglichkeiten entspricht. Beispiele zeigen, dassSonderschul-Abgänger sich auch in einer allgemein bil-denden oder berufsbildenden höheren Schule bewähren.

l Schließlich wird argumentiert, dass die nicht beein-trächtigten Kinder von der frühen Konfrontation mit den„anderen“ profitieren. Aber zahlen die beeinträchtigenKinder dafür nicht einen sehr hohen Preis, wenn ihnenfür den ganz speziellen Bereich der Schule ein Schutzraumgeraubt wird, den viele von ihnen notwendig brauchen?Wo sind im viel weniger heiklen Bereich der Freizeit dieinklusiven Angebote? Außerdem: die Erfahrung zeigt, dassdie „gesunden“ Kinder zumindest in der Grundstufe inder Regel mit solchen Settings überfordert sind und sozi-al nicht so belastbar sind, wie ihnen das so mancherGesellschaftstheoretiker gerne unterstellen würde.

zuM SchLuSS

Die Vision einer Gesellschaft ohne Sonderschulen ist heuteein Politikum, das entlang der beiden ideologischen„Reichshälften“ verhandelt wird. Der politische Diskursdarüber kann von den Betroffenen nicht anders denn alsflapsig und daher beängstigend empfunden werden. DieZukunft einer gesellschaftlichen Gruppe, die zu denSchwächsten gehört, steht auf dem Spiel. Sie verlangtnach einem sensibleren Umgang, als er in der Diskussionum die Inklusion von deren Verfechtern gepflegt wird.Stattdessen wird ein Konzept für die inklusive Beschulungbeeinträchtigter Kinder in Modellregionen auf derenRücken via trial and error „ausprobiert“.

Die massiven Kritikpunkte der dort Betroffenen werdenschon von den Schulbehörden schlichtweg mit Schlagwor-ten weg argumentiert. Das ist fahrlässig und trägt nichtdazu bei, dass die Eltern dieser Kinder Vertrauen aufbau-en. Die Unterrichtsministerin gibt sich im persönlichenGespräch durchaus interessiert an der konkreten Situati-on. Vom Rednerpult aus betreibt aber auch sieBeschwichtigungspolitik und verpackt die tatsächlichenFakten geschickt. Erst auf den zweiten Blick offenbartsich, worauf sie mit dem „Rollout“ (Zitat aus dem ORFReport vom 14. 3.) der Inklusion hinaus will: in eineZukunft, die wir uns für unsere Kinder nicht wünschen.

Dr. Valentino HRIBERNIG-KÖRBER

Magistrat der Stadt Wien,

Projektbegleitung und Prozessorganisation

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Glosse:

Gladteis

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Als moderner und aufgeschlossener Direktor nutze ichselbstverständlich auch digitale Kommunikationstechno-logien: E-Mail, WhatsApp, Netkellner, Tinder,… für meineLehrerInnen bin ich stetsonline. Natürlich darf manals Schulleiter auch die bei-nahe postmoderne Techno-logie des Faxgeräts nichtvernachlässigen. Doch waspassiert, wenn dieses maldefekt ist?

WhatsApp Nachricht vom12.3., 22:43 UhrHallo Direx, ich war heutemit meinem Trisomie-Franzibei dir in der Kanzlei.Eigentlich wollte ich meinenKurantrag für Mai und Junian die I-Kanzlei faxen, dahab ich mir gedacht, ichzeig dem Franzi, wie dasgeht mit Faxen machen. Wegen Medienkompetenz undso. Jedenfalls hab ich dann kurz nicht hingeschaut undjetzt ist das Fax irgendwie kaputt glaub ich…Sorry, emoji, emoji, Trixi

WhatsApp Nachricht vom 12.3., 22:45 UhrLiebe Trixi, ich kann nur deinen Einsatz loben, den Inte-grationskindern digitale Kompetenzen zu vermitteln.Wegen dem Faxgerät mach dir keine Sorgen. Die MA56wird das in Null-Komma-Nichts reparieren oder ersetzen.

13.03.2017, 08:12Von: [email protected]: [email protected]: defektes FaxgerätLieber Herr Machalek,leider ist das Faxgerät in meiner Kanzlei defekt. Ich bitteum Reparatur oder Austausch.Mit freundlichen Grüßen, die Schuldirektion

13.03.2017, 08:15Von: [email protected]: [email protected]: defektes FaxgerätLiebe Frau Pospisil,leider ist mein Faxgerät in der Kanzlei defekt. Ich werdedaher alle Anträge etc. einscannen und per E-Mail sen-den. Ich hoffe, dass ich Ihnen damit keine allzu großenUnannehmlichkeiten bereite.Mit herzlichem Dank im Voraus,die Schuldirektion

Inklusion und Schule 4.0

13.03.2017, 11:32Von: [email protected]: [email protected]

Betreff: AW:defektes FaxgerätLieber Herr Direktor,siehe Anhang:Folgende Dokumente werden an555 7732 4000 gefaxt:Alle Anträge von LehrerInnenMDL Abrechnung

13.03.2017, 11:37Von: [email protected]: [email protected]: AW: AW:defektes FaxgerätLiebe Frau Pospisil,mir sind die Vorgaben, welche Doku-mente in welcher Form gesendet wer-den seit meiner ersten Woche alsSchulleiter in schmerzlicher Erinne-rung. Wie Sie aber sicher bereits ausdem Betreff herauslesen konnten, ist

es mir momentan nicht möglich zu faxen. Daher auchmein Vorschlag, alles als Scan per E-Mail zu senden.Danke für Ihr Verständnis,die Schuldirektion

WhatsApp Nachricht vom 13.3., 14:42 UhrHey Direx, danke für das krasse Lob! Lustig, dass du dassagst mit den Computerkompetenzen, weil gerade vorhinhaben der Trisomie-Franzi und die Asperger-Anna dieObstjause gegen die Tafelkreide getauscht. Mit eineminteraktiven Smartboard wäre das nicht passiert. Könntenwir sowas nicht für meine Klasse ordern? Tschüssi Trixi

WhatsApp Nachricht vom 13.3., 14:48 UhrLiebe Trixi,geht es den beiden Kindern gut???!!!

WhatsApp Nachricht vom 13.3., 15:03 UhrKlaro! Die Musikschullehrerin war voll begeistert, weil diejetzt so helle Stimmen haben. Also: Smartboard ja odernein? Lass uns nicht hängen!

WhatsApp Nachricht vom 13.3., 15:11 UhrLiebe Trixi, ich werde mich um das Smartboard kümmern,sobald mein Faxgerät wieder funktioniert.

14.03.2017, 09:43Von: [email protected]: [email protected]: AW:AW:AW:defektes FaxgerätLieber Herr Direktor,

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Ärzte meinen, dass ich die Notaufnahme erst in ein paarTagen verlassen kann. In meiner Abwesenheit wird meineKollegin Trixi Schludermeier die Vertretung der Schullei-tung übernehmen.MfG die Schuldirektion

16.03.2017, 13:07Von: [email protected]: [email protected]: AW: Krankenstand und FaxgerätLieber Herr Direktor,Krankmeldungen bitte immer im Original per Dienstpost!MfG die Kanzleileiterin

16.03.2017, 13:09Von: [email protected]: [email protected]: AW: Krankenstand und FaxgerätLieber Herr Direktor,Ich weise darauf hin, dass bei eigenmächtigen Reparatu-ren kein Versicherungsschutz mehr gegeben ist.MfG Franz Machalek, Sachbearbeiter, Magistratsabteilung

ich brauche die Anträge deshalb gefaxt, weil sie danndirekt auf dem Monitor meines Kanzlei-PCs erscheinen.MfG die Kanzleileiterin

14.03.2017, 10:01Von: [email protected]: [email protected]: AW:AW:AW:AW:defektes FaxgerätLiebe Frau Pospisil,ich verstehe nicht ganz, warum ein eingescanntes Doku-ment auf dem Monitor ihres Kanzlei-PCs nicht „erschei-nen“ kann…MfG die Schuldirektion

15.03.2017, 09:52Von: [email protected]: [email protected]: AW:defektes FaxgerätLieber Herr Direktor,Anträge auf Reparatur oder Austausch sind bitte per Faxeinzubringen. Machen Sie das, dann werden wir einenKollegen schicken, der den Schaden begutachtet. Der Kol-lege schreibt dann einen Bericht und sendet diesen an dieKostenanalysestelle. Dort wird in einem Gremium bera-ten, ob eine Reparatur oder ein Austausch stattfinden soll.Der Ergebnisbericht des Gremiums wird mir dann zuge-sandt. Im Anschluss werde ich Ihnen einen Zeitplan fürdas weitere Vorgehen zukommen lassen.MfGFranz Machalek, Sachbearbeiter, Magistratsabteilung

15.03.2017, 11:06Von: [email protected]: [email protected]: AW:AW:AW:AW:AW:defektes FaxgerätLieber Herr Direktor,siehe Anhang:Folgende Dokumente werden an 555 7732 4000 gefaxt:Alle Anträge von LehrerInnen, MDL Abrechnung.Am besten, Sie drucken sich diesen Anhang aus und hän-gen ihn als Erinnerung in ihrer Kanzlei auf. Und bitte dis-kutieren Sie jetzt nicht mit mir darüber! Die anderenDirektorinnen im Inspektionsbezirk schaffen es ja auch!Ihre geduldige Kanzleileiterin

WhatsApp Nachricht vom 15.3., 17:56 UhrEy Direx, voll der Feuerball in der Kanzlei in der Schule!!!Bist du das? Trixi

16.03.2017, 12:45Von: [email protected]: [email protected];[email protected]: Krankenstand und FaxgerätLiebe Frau Pospisil, lieber Herr Machalek!Ich schreibe Ihnen aus dem Unfallkrankenhaus Wiener-stadt. Ich wurde gestern nach einem Versuch mein Fax-gerät eigenhändig zu reparieren von der Rettung abge-holt. Offenbar bin ich bei der Reparatur in den Stromkreisgeraten. Die gute Nachricht ist, dass das Faxgerät nunwieder funktioniert. Die schlechte Nachricht ist, dass die

Glosse:

Gladteis

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VD Ulrich GLADT

GTVS 22; leitet Wulzendorfstr.

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nachGefraGt

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Leider zu spät erfuhr die Christliche Lehrerschaft Wiensvom Abbleben eines von ihr sehr geschätzten Mitgliedesund Freundes. Prof. Erich SVOLBA, Träger des GoldenenEhrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich,verstarb am 4. März 2017 im 88. Lebensjahr. Er wurde nochrecht jung in den letzten Kriegsjahren zum Militär einbe-rufen und kehrte bald nach Kriegsende nach Wien zurück.Hier absolvierte er noch die restlichen Prüfungen, um sei-ner Berufung, Lehrer zu werden, nachkommen zu kön-nen. Er bestand die Hauptschullehrerprüfungen inMathematik, Naturlehre und Handarbeiten und unter-reichtete an der HS Stiftgasse. Dort konnte er viele durchseine professionenelle und schülerzentrierte Art begeis-tern und wurde zum „Vorzeige-Lehrer”. Bald war er auchals Autor für Schulbücher für Naturkunde tätig und wech-selte in die HS Veitingergasse, wo er sich durch Jahrzehn-te zur fixen Größe im Lehrkörper entwickelte und vieleSchikurse, Landschulwochen und Schülerreisen organi-sierte.

Er wurde von der Katholischen Lehrerschaft für Vorträge,Veranstaltungen und internationale Kontakte herangezo-gen und verschaffte sich überall Beachtung und Gehör.Seine Sangesfreude konnte er im Lehrerchor des Prof.Lehner ausleben und das Interesse an Literatur sah ihn alsStammgast der Reichenauer Theaterwochen.Bei der Entstehung der Pädagogischen Akademie wurde eraktiv tätig und entwickelte sich an der übungsschule zumambitionierten Organisator. Er scharte um sich einenFreundeskreis, dem die Gesinnungsfreunde Pecher(Gewerkschaft), Traindl (ÖVP), Fussek (Schulverwaltung)und Holzwarth (Bildung) bis in die letzten Jahre familiärangehörten.

Die pensionierten Kollegen betreute er bei monatlichenTreffen, bei denen er als Nestor auftrat. Ratsuchendeerhielten bei ihm Hilfeund Trost. Bei Feiernund Begräbnissen warer zur Stelle. Gesund-heitliche Rückschlägeertrug er geduldig,konnte jedoch seineFessel an den Roll-stuhl nicht verwinden.

Sein Tun und Wirkenwird bei allen langeund mit Hochachtungin Erinnerung bleiben.

prof. Dr. HermannHOLZWARTH

Ein Wort zumSchlussNachruf auf OStR Prof. Erich SVOLBA

LEHRERZEITUNG:Alle sprechen von Inklusion, obwohl sich das Thema Inte-gration nicht wirklich als Haltung bereits manifestierte.Macht man da nicht schon einen übernächsten Schritt?

VS - LEHRERINIch denke, dass man das differenziert betrachten muss.Freilich werden viele - besonders Betroffene - sagen, dasses schön wäre, wenn ihr Kind nicht in eine Extra-Schulegehen muss und so durch das Mitleben im Schulalltagkeine wesentlichen Erfahrungen machen kann. Ob dasauch für Eltern gilt, die durch die besondere Beschulungihres Kindes viel wirkungsvollere Schritte sehen wollen,weiß ich nicht. Die Wissenschaft untersucht auch imBereich der Medizin immer differenziertere Bereiche undSchule versucht hier wieder alles zu „mischen”.Integration muss zunächst gelingen, bevor man an Inklu-sion denken kann. Die genannten Beispiele sind einzelneBlitzlichter, die es in allen Bereichen des Lebens gibt. Da-raus auf die Allgemeinheit zu schließen, ist schwierig.

Welcher Voraussetzung muss man sicher sein können,wenn Inklusion sinnstiftend und für alle als positivbewertet werden soll?

Die Haltung - und das ist einfach das schwierigste, weilman diese schlecht „messen” kann. Inklusion bedeutetein ganz anderes Menschenbild - ein ganz anderes Bildvon institutioneller Unterstützung im Leben. Wenn dasnicht gegeben ist, sind viele Möglichkeiten bereits einge-schränkt. Neben der Lehrerin, die sich in ihrer Ausbildungauch mit den Herausforderungen beschäftigt hat, brauchtes zusätzliches - speziell ausgebildetes Personal, das beiauftretenden Problemen rasch und eben professionellhandeln kann. Nur dann wird die Angst, die es auch im zuintegrierenden Menschen gibt, minimiert werden kön-nen. Und Zeit - mehr Zeit, als es andere Schüler brauchen.Denn nur wenn in Ruhe Erfahrungen gemacht werdenkönnen, werden diese auch nachhaltig wirken.

Inklusion bedeutet Einschluss aller - wo sehen Sie Mög-lichkeiten?Auch hier darf man nichts übereilen. Freilich ist die Öff-nung der Institution für alle Kinder möglich. Es hängt aberwieder von der inneren Einstellung dazu ab. Wenn esLehrer gibt, die sich freuen, wenn sie eine kleine Gruppevon Kindern mit unterschiedlichsten Schicksalen, Erfah-rungen und Erwartungen der Eltern begleiten wollen,dann werden auch die Ergbnisse, egal in welcher Formman sie überprüft, entsprechend positiv sein.

Die Fragen stellte Andreas FISCHER, MSc

Nachgefragt:Inklusion

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In der mitte bleiben4 Schritte, die helfen, während Gesprächen in der eigenen Mitte zu bleiben

coachinG

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4. Sprich in ICH-Botschaften!Die Macht von Ich-Botschaften liegt darin, dass du deineeigene Wahrnehmung und eigenen Gefühle ausdrückst.Gleichzeitig bist du mit dir selbst achtsamer. So vertiefst dudein Selbst-Bewusstsein und du schaffst Verbundenheit,indem du dich deinem Gegenüber öffnest. Welch genialerZusatznutzen von Ich-Botschaften.

dein trockentraininG:Schließe deine Augen. Hole dir ein Gespräch ins Gedächt-nis, welches in Schieflage geraten ist. Suche diesenMoment, der die emotionale Wendung gebracht hat. Hastdu dieses Bild gut vor dem geistigen Auge und im innerenOhr? Dann, analysiere nach diesen 4 Schritten. Bei welchemerkennst du Veränderungspotenzial? Nimm dir einen Notiz-zettel zur Hand und notiere, was dir auffällt.Wenn du jetzt meinst, auch dein Gegenüber hat seinenBeitrag zu leisten, liegst du natürlich richtig. Fürs Erste mages dir auch anstrengend erscheinen, aber es lohnt sich!

die Guten nachrichten:l Du kommst rasch in übung und Schritt für Schritt gelingtes dir mit Leichtigkeit.l Deine sprachliche Fertigkeit gewandt eingesetzt, verlei-hen dir Macht.l Und um Kommunikation kommst du ohnedies nichtherum: - denn:

„Man kann nicht nicht kommunizieren.“Paul Watzlawick

Verpasse keine Neuigkeiten mehr!Trage dich ein in unseren Newsletter-Verteiler ein:www.healthbalance.atKontakt: [email protected]

kennSt du daS?Du stehst mit einer Kollegin vor der Kaffeemaschine undgenießt die Pause. Ihr plaudert über Belangloses. Erstmalist alles gut. Dann, ganz plötzlich, nimmt das Gespräch eineWendung. Es fühlt sich auf einmal gedrückt an. Von dergerade noch vorhandenen Leichtigkeit ist nichts mehr zuspüren. Du bemerkst es vage, weißt aber nicht warum dasso ist. DAS ist genau der Moment, in dem du die Weichenfür den weiteren Gesprächsverlauf stellen kannst. Voraus-gesetzt, du entscheidest dich dafür, die Verantwortung fürdas Gelingen eurer Kommunikation zu übernehmen.

Wie daS Gehen kann?Diese vier Schritte helfen dir in Gesprächen in deiner Mittezu bleiben oder dorthin zurück zu kehren.

1. Wir alle leben in unserer eigenen Welt.Was sich darin abspielt wissen maximal wir selbst. DiesesWissen soll uns in der Kommunikation leiten. Um Verständ-nis auszudrücken und zu empfangen ist es hilfreich, aus der

eigenen Welt aus-zusteigen und indie Welt desGegenübers einzu-tauchen - immerwieder. Haben wirdas verinnerlichthat sich Haltunggewandelt, das istbereits die halbeMiete.

2. Sei authentisch.Genauso wie du,spüren deine Ge-sprächspartnerIn-nen, wenn sich die

Qualität eures Austausches verändert. Lege diesen Umstandauf den Tisch. Es ist viel aufwändiger Gefühle zu verbergen,als sie anzusprechen.Teile deinem Gegenüber mit, dass du eine Veränderung derGesprächsqualität wahrgenommen hast: z.B. „Ich weißnicht was gerade passiert ist, doch ich habe das Gefühl dasswir einander nicht mehr auf Augenhöhe begegnen. Ist dirdas auch aufgefallen?“Wichtig! Mach deiner/deinem Gesprächspartner/in keineVorwürfe!

3. Höre aufmerksam zu!Zuhören ist ein aktiver Prozess. Viele Missverständnisseentstehen, weil unachtsam zugehört wird. Vermittle dei-nem Gegenüber, dass sie / er in diesem Moment, im Zen-trum deiner Aufmerksamkeit ist. Damit drückst du deineWertschätzung aus, sie wirkt geradezu magisch.

Martina KLoUDA-LAcinA

Coach und Trainerin

IINN KKÜÜRRZZEE bbeeii HHeeaalltthhBBaallaannccee::

Kommunikations-Seminar„Elterngespräche leicht(er) gemacht!“

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autonomie

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Nachwehen: Autonomie-paketStellungnahme der CLÖ zum Regierungspapier

„Den Zentralismusvorstellungen seitens BM Dr. Sonja Ham-merschmid ist absolut Einhalt zu gebieten, weil für dieChristliche Lehrerschaft das Subsidiaritätsprinzip in jedemStandort zur gelebten Praxis gehört!“ stellt Franz FischerBundesobmann der CLÖ fest.

Die Christliche Lehrerschaft Österreichs (CLÖ) lehnt nacheingehender Prüfung aus pädagogischer Sicht das vorge-legte Schulautonomiepaket und die Behördenreform alsPfuschwerk ab - zurück an den Start! Gleichzeitig verlangtdie CLÖ, dass für die in den vergangenen Jahren zusätzlichübernommenen Aufgaben endlich auch die zusätzlich not-wendigen Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.

Die Ablehnung der vorgelegten Reformmaßnahmen durchdie CLÖ ist wohlüberlegt und erfolgt aus folgenden Grün-den:l Die neu vorgeschlagenen Maßnahmen gehen an dem,was eine gute Schule braucht, vorbei und sind eine glatteThemenverfehlungl Der Großteil der unter dem Schlagwort AUTONOMIE vor-gesehenen Maßnahmen ist schon jetzt in vielen Schulengeübte Praxisl Der Demokratieabbau durch Aushöhlung der Schulpart-

nerschaft schwächt die als sehr wichtig erlebte Zusam-menarbeit von Eltern und Lehrernl Die Clusterung schwächt die einzelnen Standorte undgefährdet deren sorgfältig erarbeiteten Profilel Bisher verbindliche Richtlinien bezüglich der Klassen-größen weichen der Beliebigkeit von Clusterleiternl Bei der Auswahl der künftigen Schulleiter wird eineobjektive Auswahl nicht gewährleistetl Ein direktes Hineinregieren in den Unterricht und seineInhalte durch das Ministerium ist zu befürchten undwiderspricht dem Grundgedanken der Autono-mielDie Zusammenlegung zu Clusterschulen erin-nert an Rationalisierungsprogramme in derWirtschaft. Da wie dort sind sie lediglich einEinsparungsprogramml So soll auch die als Steuerungselement wich-tige regionale Schulaufsicht dem Sparpro-gramm geopfert werdenl Gleichzeitig sollen die bekannt schwerfälli-gen Zentralstellen im Ministerium weiter auf-gebläht werden

Die schulische Qualität ist ganz wesentlichdurch engagierte Lehrerinnen und Lehrer bestimmt. Das istdurch die Erziehungswissenschaft eindeutig belegt. Dienun vorgelegte Reform schafft keinerlei Hilfestellung fürden Unterricht an den Schulen, wieder geht es nur umOrganisations- und Verwaltungsänderungen!Durch die Abschaffung der gesetzlichen Regelung der Klas-senschülerhöchstzahlen und der Abschaffung von Jahr-gangsklassen und Klassenteilungszahlen wird tief in dieStrukturen jeder Schule eingegriffen. Statt Verlässlichkeitund Ruhe wird Beliebigkeit und Abhängigkeit von einerneuen Verwaltungsebene „Clusterleitung“ in die Schulenhineingetragen.

Mit der Schwächung der Schulpartnergremien entfällt abernun die Mitverantwortung der Lehrer bei schulautonomenEntscheidungen. Lehrer - wie die Eltern und Schüler -haben mit Entscheidungen beim vorgelegten Autonomie-paket nichts zu tun. Die bisher bewährten autonomen(und selbstverständlich kostenneutralen) Schulpartner-schaftsbeschlüsse der Lehrer und Eltern (und Schüler) anjeder Schule sind obsolet. Die basisdemokratische Schul-partnerschaft ist zu „umständlich“ und wird entsorgt.Die gesamte Reform muss „kostenneutral“ sein. Der Kon-flikt um die Finanzierung wird auf dem Rücken der Schülerausgetragen. Sie müssen halt durch Abschaffen der Klas-senschülerhöchstzahl mehr zusammenrücken. Jahrgangs-klassen und verbindliche Teilungszahlen in manchenFächern sind nun kein Hindernis mehr.Die Zusammenfassung mehrerer Schulen zu „Clustern“erinnert an die Fusions- und Rationalisierungskahlschläge

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dank

und

abschied

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in einer krisengeschüttelten Wirtschaft und die großenOpfer der Betroffenen. Offenbar wird damit gerechnet,dass sich die Geldmittel zur Finanzierung der Clusterauto-nomie bei den bisherigen Schuldirektoren finden lassen.Schuldirektoren, die mit viel Einsatz in den letzten Jahrenihre Schulen durch alle notwendigen Entwicklungengeführt haben, werden zum Auslaufmodell. (77% allerPflichtschulen und 16% aller Bundesschulen“ haben weni-ger als 200 SchülerInnen und gelten als „Kleinschulen“,denen es an den Kragen gehen soll). Zugunsten einiger„Clusterdirektoren“ werden zwei Drittel aller Schulen ohneDirektor auskommen müssen. Durch „Bereichsleiter“ solldie „kostenneutrale“ Schulautonomie finanziert unddadurch eingespart werden.

Die Clusterung bedeutet eine deutliche Schwächung derkleinen Schulen v.a. in ländlichen Gebieten und führt überkurz oder lang zu deren Schließung. Aus wirtschaftlicherSicht mag das ein gewünschter Effekt sein, es ist aber kei-nesfalls eine pädagogische Maßnahme und schädigend fürdas soziale Gemeinschaftsleben!

In den letzten Jahren ist der Leistungsdruck im schulischenAlltag durch die aktuellen, großen Herausforderungen wieMigration, sprachliche und kulturelle Heterogenität undschwieriger werdende Erziehungs- und Betreuungsaufga-ben erheblich angewachsen, ohne dass der Gesetzgeberausreichend notwendige Unterstützungsmaßnahmen undzusätzliche Ressourcen bereitgestellt hat.

Mit den vorgesehenen tiefgreifenden Strukturänderungenan allen Schulen soll zeitgleich eine drastische Umorgani-

sation der Schulverwaltung in den Ländern erfolgen, wasin manchen Bundesländern chaotischen Folgen befürchtenlässt. In einer Zeit, wo die Schulen durch die auferlegtenStrukturänderungen umfassende und kompetente Hilfe-stellung dringend benötigen würden, sollen „Bildungsdi-rektionen“ die seit Jahrzehnten bewährten und serviceori-entierten Landesschulräte ersetzen. (Die aus dem Bodengestampfte Behörde wird bereits im Vorfeld vom ehemali-gen Rechnungshofpräsidenten als völlige Fehlkonstruktionkritisiert). Zudem lassen die gänzliche Auflösung der regio-nalen Schulaufsicht und eine gewaltige Aufblähung derSchulverwaltung in der bekannt schwerfälligen Zentral-stelle Ministerium (zu Kontrollzwecken!) eine Kostenexplo-sion erwarten.

Die CLÖ ersucht alle betroffenen Schulpartner um eine ein-gehende Prüfung der vorgelegten Gesetzesänderungenund appelliert an die Abgeordneten im Parlament, denunverantwortbaren Eingriffen ins Schulsystem mit dentiefgreifenden Änderungen in Verfassungsbestimmungeneine klare Absage zu erteilen und eine umfassende Refle-xionsphase unter Einbindung aller Schulpartner einzufor-dern.

Schulautonomiepaket und Behördenreform - zurück anden Start!!!!

„Es ist für mich unvorstellbar, dass man die Pflichtschulin-spektoren wie im Autonomiepaket seitens BM Dr. SonjaHammerschmid vorgesehen, zu zahnlosen Qualitätsmana-gern degradieren will“, stellt Franz Fischer Bundesobmannder CLÖ fest.

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personalvertretunG

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Statt von Erfahrungen anderer zu lernen, begehen wir vonanderen gemachte Fehler gerne selbst. Statt eigene positi-ve Entwicklungen weiter zu führen, zwingt die Politik derSchule ein Modell auf, das bisher funktionierende Struktu-ren abschafft. Während man die Inklusion um jeden Preisin unserem Nachbarland Deutschland bereits zurück-nimmt, verschließt die österreichische Bildungspolitikoffenbar der Realität gegenüber Augen und Ohren.

Das deutsche Bildungsmagazin News4teachers schreibt inseiner Ausgabe vom 26.2.2016 bereits, dass die eingesetzteErnüchterung über Inklusion eineWelle der Kritik loslöste undimmer mehr Eltern wollen, dass ihre Kinder „von derRegelschule zurück in die Förderschule“ wechseln. EineStudie der Universität Potsdam über Inklusionsklassen hatergeben, dass die Schüler ohne Förderbedarf leicht niedri-gere Kompetenzen im Lesen, Schreiben und Rechnen auf-weisen als Kinder aus bundesdeutschen Vergleichsklassen.Schlimmer noch: Die Ergebnisse der Schüler mit Förderbe-darf hätten sogar deutlich unter den Vergleichswertengelegen, wobei die Abstände zu ihren Mitschülern eher zu-als abnahmen. „Diese Schüler fanden sich auch wenigervon den Lehrern angenommen. Das Gefühl ausgegrenzt zusein, nahm im Laufe der Zeit zu. Sie schätzten das Klas-senklima weniger gut ein als ihre Mitschüler“, heißt es indem Magazin.

Das klingt bedrohlich. Der Studie folgernd stellen wir inÖsterreich die Weichen in eine empirisch bewiesene Ver-schlechterung. Ein derart sensibles Thema darf nicht auf-grund politisch und - in der Folge davon - gesellschaftlich„korrekter“ Diktion zum Schaden für viele, vielleicht sogarfür alle Beteiligten werden. Stattdessen sollte auf die jahr-zehntelange Erfahrung der Pädagogen zurückgegriffen undbehutsam vorgegangen werden. Wie man Integrationleben kann, wurde mehrfach bewiesen. Die Wahlfreiheitder Eltern, in welcher Schule ein Kind mit besonderenBedürfnissen beschult wird, muss gewährleistet bleiben.Daher bleibt unsere Forderung weiterhin, dass die Sonder-schulen erhalten werden müssen, und bestehende Model-le der Integration in der Regelschule die logische Ergän-zung sind.

Inklusion ist als Thema mittlerweile in aller Munde. Auchwir haben uns als Wählergruppe und im Rahmen unsererTätigkeit als Interessensvertreter für mehr als 13.300PflichtschullehrerInnen immer wieder mit Inklusion inder schulpolitischen Umsetzung auseinandergesetzt. Dieunserem Weltbild zugrunde liegende Haltung, den Men-schen in seiner Einzigartigkeit prinzipiell im Mittelpunktzu sehen und jedem Menschen die Würde entgegen zubringen, die Menschen verdienen, zeigen Kolleginnenund Kollegen in ihrer täglichen Arbeit mit Kindern. Inklu-sion in der Schule wurde aber zu Ungunsten des Gedan-kens verpolitisiert und mit Vorgaben behaftet, die nureiner einzigen Form der vorformulierten Wahrheit folgen.Genau diese Vorgangsweise kritisieren wir seit Jahren. DieWiener Pflichtschule hat Lösungen gefunden und mitErfolg umgesetzt, wie Kindern mit unterschiedlichenBedürfnissen nicht nur ein regelmäßiger Schulbesuchermöglicht wird, sondern dadurch eine Basis geschaffenwird, möglichst selbstständig ein Leben nach der Schulezu führen. Die Palette der Beschulung von Integrations-klassen bis hin zu Schwerpunktschulen der sonder-pädagogischen Betreuung stand jedem zur Auswahl.

Seit dem Aufkommen der inklusiven Pädagogik mussteman - zu Recht - um die hohe Qualität der Sonder-pädagogik fürchten. Die Pädagoginnenausbildung Neusieht sowieso nur noch die Universallehrperson vor, deralle Aufgaben des Schulalltags in höchst heterogenenKlassen übertragen wird. Inklusion wurde als Begriffbereits in alle neuen schulischen Gesetzeswerke eingear-beitet. Inklusive Pädagogik mag ein hehrer Gedanke sein,erfordert in einer sinnvollen Umsetzung allerdings enor-me Ressourcen. Und die gibt es nicht.

Inklusion

Wir brauchen Zeit für das Wesentliche

Stephan MAREScH

Vorsitzender der Personalvertretung

der Wiener LandeslehrerInnen, Zentralausschuss

Wien

pppp ääää dddd aaaa GGGG oooo GGGG iiii SSSS cccc hhhh eeee SSSS cccc aaaa ffff eeee

leistunGsmessunG,

leistunGsbeurteilunG,

leistunGsbewertunG

Andreas Fischer, MSc

Montag, 12. Juni 2017 - 17.00 UhrCLW-Zentrum 1010; Stephansplatz 5

VERANS TA L TuNG

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literaturtipps

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Herbert Molzbichler

nachSitzenÖsterreichisches Bildungssystem amPrangerVerlag BraumüllerISBN 978-3-99100-215-4

Wer heute von Bildung spricht,spricht von ihrer Reform. Aber

nichts scheint so reformbedürftig wie die Bildung, unddiese Bedürftigkeit steigt mit jeder Reform.Eine warnende Stimme aus der Praxis. Der Pädagoge Her-bert Molzbichler beleuchtet konstruktiv-kritisch dasösterreichische Bildungssystem, die Bildungspolitik, dasausufernde Expertentum und die in aller Regel wenignachhaltigen Reformversuche im heimischen Schulwesen.Anachronismen, Schieflage, Schwächen, Fehlentwicklun-gen werden sachkundig aufgezeigt - nicht ohne Korrek-tur- oder Lösungsvorschläge zu entwickeln. VorhandeneStärken und richtige Ansätze werden betont. Zudem wirdein aufschlussreicher Insider-Blick auf das Lehrpersonalsowie auf Widersacher und Hemmschuhe passionierterLehrkräfte gegeben. Das Buch ist ein Plädoyer für eineganzheitliche Persönlichkeitsbildung, das dem Leser einumfassendes, detailliertes, facettenreiches Bild vomösterreichischen Schul- und Bildungsgeschehen präsen-tiert und darauf hinweist, dass es so nicht weitergehenkann.

Christiane Gladen

beWeGunGSSpieLe zuMauSpoWern in der Sek iIdeen für den Klassenraum, Sporthalleund SchulhofISBN 978-3-8346-3537-2

Ideensammlung für Lehrer an weiterführendenSchulen, fächerübergreifend oder für den Sportunterricht,Klasse 5–10 sowie für Jugendgruppenleiter und für dieJugendarbeit. Sitzen, denken, mitarbeiten: Im Unterrichtsind die Schüler körperlich überwiegend „im Stand-by“.Mit diesen originellen Bewegungsspielen schalten siegezielt und sinnvoll in den Power-Modus: Sie bauen(überschüssige) Energie mit viel Körpereinsatz ab undtrainieren dabei gleichzeitig spielerisch diverse Kompe-tenzen. Die Powerspiele sind nicht nur ideal als Ventil fürden Bewegungsdrang der Schüler, sondern entpuppensich immer auch als Teamspiele, Gemeinschaftsspiele,Spiele zur Kooperationsförderung und Spiele zur Konflikt-lösung bzw. Gewaltprävention. Die Schüler üben aufandere zu achten, sie lernen Frust auszuhalten und wer-den durch gemeinsame Erfolgserlebnisse als Klassenge-meinschaft gestärkt. Gleichzeitig sorgen die motivieren-den Spiele als Ausgleich zur kognitiven Arbeit für die drin-

nichts scheint so reformbedürftig wie die Bildung, und

Für Sie gelesen

Ideensammlung für Lehrer an weiterführenden

gend notwendige Aktivität. Die Sammlung enthält Spielefür die Klasse, für die Aula bzw. Pausenhalle, für den Pau-senhof, für den Flur sowie für die Sporthalle. Zu allenIdeen finden Sie neben Spielanleitungen und Angaben zuMaterial und Ablauf immer auch die Zielsetzung, Fördera-spekte und Auswertungsfragen zur Reflexion. Ob Piraten-schiff (eine kreative Weiterentwicklung der „Reise nachJerusalem“), Rückenschiebekampf oder Verfolgungsjagd:Die Powerspiele für soziales Lernen sind perfekt zumEnergieabbau – und bringen neue Lernpower!

Marcus Syring

cLaSSrooM ManaGeMentTheorien, Befunde, Fälle - Hilfen fürdie PraxisVerlag Vandenhoeck & RuprechtISBN 978-3-5257-0185-0

Classroom Management bündeltverschiedene Unterrichts(qualitäts)-merkmale und

umfasst wesentlich mehr als Klassenführung. Es hat auf-grund seiner zahlreichen Dimensionen einen hohen Ein-fluss auf den Lernerfolg von Schülerinnen und Schülernund stellt einen zentralen Gegenstand der AllgemeinenDidaktik und der Lehr-Lern-Forschung dar. Marcus Syringstellt das Konzept des Classroom Managements theore-tisch vor, zeigt den empirischen Befund und bietet Fällezum eigenen Analysieren. Er thematisiert zunächst denhistorischen und aktuellen Stand und behandelt dann diedrei Dimensionen Unterrichtsgestaltung, Verhaltenssteue-rung und Beziehungsförderung. Das Buch schließt mitzahlreichen kurzen Fällen, an denen die zuvor präsentier-ten Theorien, Modelle und Konzepte erprobt werden kön-nen.

Birgit Nieskens, Felix Nieskens (Hrsg.)

perSönLiche kriSeniM Lehrberuf:erkennen, überWinden,VorbeuGenCornelsen VerlagISBN 978-3-589-15312-1

Zum Schulalltag gehören größere und kleinere Krisen dazu- ausgelöst manchmal durch äußere, unvorhersehbareEreignisse wie Unfälle, Krankheiten oder Todesfälle,manchmal durch persönliche Veränderungen im Lebens-lauf, neue berufliche Anforderungen oder soziale Konflik-te. Wir stellen Ihnen typische Krisensituationen imLehrerberuf vor und zeigen Ihnen auf, was Sie und IhreKolleginnen und Kollegen tun können, um persönlicheoder schulische Krisen zu bewältigen oder sie gar nichterst entstehen zu lassen. Mit Erklärungsansätzen, Fallbei-spielen, persönlichen und kollegialen Handlungsstrategi-en, Tipps für die Gesunderhaltung sowie zahlreichenInstrumenten und übungen.

verschiedene Unterrichts(qualitäts)-merkmale und

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termine

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Kurse undVeranstaltungenMittwoch, 3. Mai 2017 - 17.30 uhrEinladung zur

rätSeLraLLyeder wiener lehrerInnen

Treffpunkt: U4 Station Hietzing/ Taxistand Nähe Erste BankSchlusslokal: (19:00 Uhr): Brandauers Schlossbräu13; Am Platz 5

Mittwoch, 3. Mai 2017 - 15.00 uhrEinladung zum Pädagogischen Mittwoch

der StephanSdoM

„Mister Stephansdom“ führt zu geheimen und unzugäng-lichen Plätzen im Dom und gibt Tipps für Lehrausgänge

Treffpunkt: Südturm des Domes

OStR. Prof. Franz MICHAL

dienstag, 9. Mai 2017 - 17.30 uhrWERKLEHRERINNENTREFFEN

theMa: up-cycL inG. text iLeS uMGe-StaLten, aufWerten Von Stoffen

Ort: Päd. Hochschule,1100 Wien - Eingang Ettenreichgas-se 45a - Raum 2.0.o17 (Text. Werkstätten- Erdgeschoß)

Mitbringen: 1-2 Kleidungstücke die nicht mehr getragenwerden, Perlen, Schmucksteine und dergleichen.Alles, was zum Aufwerten beitragen kann.

Samstag, 20. Mai ganztägigEinladung zur Bildungsfahrt

GenuSS, kunSt und kuLtur iM WaLd-VierteL

Eintägige Bildungsfahrt in den Raum HARDEGG. ErlebenSie einen wunderschönen gemütlichen Tag als Krafttank-stelle.Beschränkte TeilnehmerInnenanzahl - Bitte um Anmel-dung im Sekretariat 512 64 60 oder unter [email protected]

Schulrat Mag. Hanno ZONSICS

freitag, 9. juni - 20.30 uhrEinladung zur Veranstaltung im Rahmen der

LanGen nacht der kirchen

Katholische Schulen in Wien - Aktueller denn je - oder„nur” Erbe der Vergangenheit?Podiumsdiskussion, Erfahrungsaustausch und Labstelle.

HD Dr. Markus HUFNAGL

Wir gratulieren sehr herzlichZUM 105. GEBURTSTAGVDN IRMA ZACH

ZUM 98. GEBURTSTAGVDn Helene Pfleger

ZUM 96. GEBURTSTAGHOLn Dr. Margarete Rolles

ZUM 93. GEBURTSTAGVDn OSRn Ingeborg Storkan

ZUM 92. GEBURTSTAGHDn OSRn Hertha Jarosch

ZUM 89 GEBURTSTAGVDn Edith LustHHptln Hildegard RissDr. Renate Springer

ZUM 88. GEBURTSTAGSRn Erika NowosadHDn Elfriede ReihsnerVDn OSRn Maria Rockenbauer

ZUM 87. GEBURTSTAGSRn Friederike AignerVDn Christl HambergerVDn OSRn Stefanie Jagenbrein

ZUM 86. GEBURTSTAGLnfWE Elfriede Neunteufel

ZUM 85. GEBURTSTAGHDn Helga StrömmerSRn Margareta Trisko

ZUM 83. GEBURTSTAGVOLn Elisabeth Zoklits

ZUM 82. GEBURTSTAG

VDn OSRn Elfriede Leopold

OSRn Maria Zbiral-Loidolt

ZUM 81. GEBURTSTAG

HR Mag. Josef Freund

ZUM 80. GEBURTSTAG

ROLn Erna Janotka

KiGLeitn. Elfriede Massoud

ZUM 75.GEBURTSTAGHLn Karin HekeleHD Horst ObmannLnfWE Marianne Senftleben

ZUM 70. GEBURTSTAGSRn Brigitte BergauerVDn OSRn Brigitte GeldnerBSIn i.R. Johanna Kletzl-KretschyHOLn Anna SchätzHOLn Gabriele Ziwny

Montag, 12. juni 2017 - 17.00 uhrEinladung zum Pädagogischen Cafe

Le iStunGSbeurteiLunGOrt: CLW-Zentrum: Stephansplatz 5

Andreas FISCHER, MSc

Sonntag, 9. juli 2017 - 11.30 uhrEinladung zum

frühSchoppenGute Gespräche zum Sommerbeginn

Heuriger SzütsUntere Jungenberggasse 111OPEN-AIR mit Marcus, Wickerl & Max

VERANSTALTUNGCCCCLLLLWWWW ---- JJJJaaaahhhhrrrreeeesssssssscccchhhhlllluuuussssssss

Dankmessemit Konsulent Dr. Franz Ochenbauer

Begegnung beim HeurigenDONNERSTAG, 22. Juni - 18 uhrDONNERSTAG, 22. Juni - 18 uhr

Pfarrkirche Großjedlersdorf1210, Amtsstraße

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P.b.b. Erscheinungsort Wien - Verlagspostamt: 1010 WienGZ 02Z032369 m DVR-Nr: 0513 555

Bei Unzustellbarkeit, bitte zurück an: CLW - 1010 Wien; Stephansplatz 5

1010 Wien • Stephansplatz 5/4Tel/Fax +43.1.512.64.60

[email protected] • www.clw.at

redaktionSSchLuSSfür die nächSte auSGabe:

15. august 2017

Ihre Beiträge richten Sie bitte an:A. Fischer: 1230 Wien, Endresstraße 11/4

themen der nächsten ausgaben:

bildungsreform

kreativität

e-lerning

CCCCLLLLWWWW----JJJJaaaahhhhrrrreeeesssssssscccchhhhlllluuuussssssssDankmesse

mit Konsulent Dr. Franz Ochenbauer

Begegnung beim HeurigenDDDDOOOONNNNNNNNEEEERRRRSSSSTTTTAAAAGGGG,,,, 22222222.... JJJJuuuunnnniiii ---- 11118888....00000000 uuuuhhhhrrrr

Pfarrkirche Großjedlersdorf1210; Amtsstraße

LLLLaaaannnnggggeeee NNNNaaaacccchhhhtttt ddddeeeerrrr KKKKiiiirrrrcccchhhheeeennnn

Katholische Schulen in Wien:Aktueller denn je –oder „nur” Erbe der Vergangenheit?Podiumsdiskussion u.a. mitAL Mag. Elisabeth Hartl und Mag. Rudolph Luftensteiner

Erfahrungsaustausch und Labstelle

DDDDOOOONNNNNNNNEEEERRRRSSSSTTTTAAAAGGGG,,,, 9999.... JJJJuuuunnnniiii –––– 22220000....33330000 UUUUhhhhrrrr

CLW-Zentrum: 1010; Stephansplatz 5

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