2019 Die Coop-Study 2019 ermittelt den Leistungsstand der ... · flexibel auslösen Bei...

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8 Kooperations-Kompass I 01.2019 „Zwischen einem der führt und einem der folgt unterscheidet Innovation“, sagte einst der legendäre und mittlerweile verstorbene Apple-Chef Steve Jobs. Und so sind es neben der erarbeiteten Stärke vor allem auch inno- vative Ideen, die die Gewinner der Coop-Study 2019, durchgeführt von IQVIA und der DAP Networks GmbH, auszeichnen. Alle Preisträger wurden im Rahmen des elften Kooperations- gipfels des BVDAK e.V. am 20. Februar 2019 in München ausgezeichnet. Wie im Vorjahr gehört LINDA zu den klaren Gewinnern. In den Kategorien „Beste Marketing- Unterstützung“ und „Bestes Category Managment“ waren die Kölner nicht zu schlagen. Eigenmarken werden im Apothekenmarkt immer ge-fragter. In dieser Kategorie war erneut die Kooperation gesund leben Apothe- ken einsame Spitze. In der Kategorie „Bester Einkauf“ setzte sich wie in den Vorjahren easyApotheke durch, als beste „Fach-Koope- ration“ wie 2017 die Babyfreundliche Apothe- ke. Als beste „Regionale Kooperation“ wurden die Bären Apotheken ausgezeichnet. Neben den besten Kooperationen wurden auch 2019 die besten Partner der Apotheken gesucht. Als „Bester Industriepartner“ konnte sich wie in den Vorjahren ratiopharm die Spitzenposition sichern. Mit BD-Rowa in der Kategorie „Bester Automatenhersteller“ und awinta in der Kategorie „Bester IT-Partner“ setzten sich weitere Seriensieger der vergan- genen Jahre durch, ebenso wie kohlpharma als „Bester Arzneimittelimporteur“ und die Deutschen Apotheker- und Ärztebank als „Bestes Bankinstitut“. Bionorica wurde erneut als „Aufsteiger OTC-Industrie“ ausgezeichnet. Wechsel gab es indes in den Kategorien „Bestes Abrechnungszentrum“, wo sich ARZ Service wie 2017 den Sieg holte. „Bester Kosmetikhersteller“ wurde Beiersdorf. Kooperationsgipfel Strahlende Gesichter bei den Preisträgern! Volker Karg, „Beste Marketing- Unterstützung“ und „Bestes Category Management“ für LINDA Die Coop-Study 2019 ermittelt den Leistungsstand der Apotheken- kooperationen und der wichtigsten Partner der Apotheken. Die Crème de la Crème Karin Kriwanek, „Beste Fach- Kooperation“ für Babyfreundliche Apotheke Karsten Wurzer, „Bester Arzneimittel- importeur“ für kohlpharma © Fotografie Melanie Löffler Heidi und Peter Eiberger, „Beste Regionalkooperation“ für Bären-Apotheke Tanja Wilcke-Pasternacki, „Beste Eigenmarke“ für gesund leben Apotheken Übersicht aller Preisträger sowie der Zweit- und Drittplatzierten auf S. 42. Daniel Kiencke, „Bester Kosmetik- hersteller“ für Beiersdorf Martina Gampl, „Aufsteiger OTC-Industrie“ für Bionorica Klaus Henkel, „Bestes Abrech- nungszentrum“ für ARZ Service Stefan Lockenvitz, „Bester Industrie- partner“ für ratiopharm Farieda Esmaty, Bestes Bankinstitut“ für Deutsche Apothe- ker- und Ärztebank Björn Schleheuser, „Bester Automaten- hersteller“ für BD Rowa Petra Terhardt, „Bester IT-Partner” für awinta Björn Kaufmann, „Bester Einkauf“ für easyApotheke

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Page 1: 2019 Die Coop-Study 2019 ermittelt den Leistungsstand der ... · flexibel auslösen Bei „eigens“ liegt der Fokus wie bei vielen anderen Kooperationen auf dem Einkauf. Das Besondere:

8 Kooperations-Kompass I 01.2019

Bronchipret® Tropfen • Zusammensetzung: 1 ml (entsprechend 1 g) Flüssigkeit zum Einnehmen enthält: 0,5ml Fluidextrakt aus Thymiankraut (1:2–2,5), Auszugs-mittel: Ammoniaklösung 10 % (m/m): Glycerol 85 % (m/m): Ethanol 90 % (V/V): Wasser (1:20:70:109). 0,03 ml Auszug aus Efeublättern (1:1), Auszugsmittel: Ethanol 70 % (V/V). Enthält 24 Vol.-% Alkohol. Sonstige Bestandteile: Citronensäure-Monohydrat, Ethanol 96 % (V/V), Gereinigtes Wasser, Hydroxypropylbetadex (MS: 0,65), Saccharin-Natrium Dihydrat. Anwendungsgebiete: Zur Besserung der Beschwerden bei akuten entzündlichen Bronchialerkrankungen und akuten Entzündungen der Atemwege mit der Begleiterscheinung „Husten mit zähfl üssigem Schleim“. Gegenanzeigen: Keine Anwendung bei bekannter Überempfi ndlichkeit gegenüber Efeu, Thymian oder anderen Lippenblütlern (Lamiaceen), Birke, Beifuß, Sellerie oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels. Keine Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit und bei Kindern unter 6 Jahren wegen nicht ausreichender Untersuchungen. Nebenwirkungen: Gelegentlich Magendarmbeschwer-den wie Krämpfe, Übelkeit und Erbrechen. Sehr selten Überempfi ndlichkeitsreaktionen, wie z. B. Luftnot, Hautausschläge, Nesselsucht sowie Schwellungen in Gesicht, Mund und/oder Rachenraum. Warnhinweise: Enthält 24 Vol.-% Alkohol. Stand: 05|18

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1 ml (entsprechend 1 g) Flüssigkeit zum Einnehmen enthält: 0,5ml Fluidextrakt aus Thymiankraut (1:2–2,5), Auszugs-mittel: Ammoniaklösung 10 % (m/m): Glycerol 85 % (m/m): Ethanol 90 % (V/V): Wasser (1:20:70:109). 0,03 ml Auszug aus Efeublättern (1:1), Auszugsmittel: Ethanol 70 % (V/V). Enthält 24 Vol.-% Alkohol. Sonstige Bestandteile: Citronensäure-Monohydrat, Ethanol 96 % (V/V), Gereinigtes Wasser, Hydroxypropylbetadex (MS: 0,65), 70 % (V/V). Enthält 24 Vol.-% Alkohol. Sonstige Bestandteile: Citronensäure-Monohydrat, Ethanol 96 % (V/V), Gereinigtes Wasser, Hydroxypropylbetadex (MS: 0,65),

Zur Besserung der Beschwerden bei akuten entzündlichen Bronchialerkrankungen und akuten Entzündungen Keine Anwendung bei bekannter Überempfi ndlichkeit gegenüber

Efeu, Thymian oder anderen Lippenblütlern (Lamiaceen), Birke, Beifuß, Sellerie oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels. Keine Anwendung in Gelegentlich Magendarmbeschwer-

den wie Krämpfe, Übelkeit und Erbrechen. Sehr selten Überempfi ndlichkeitsreaktionen, wie z. B. Luftnot, Hautausschläge, Nesselsucht sowie Schwellungen in Enthält 24 Vol.-% Alkohol. Stand: 05|18

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„Zwischen einem der führt und einem der folgt unterscheidet Innovation“, sagte einst der legendäre und mittlerweile verstorbene Apple-Chef Steve Jobs. Und so sind es neben der erarbeiteten Stärke vor allem auch inno-vative Ideen, die die Gewinner der Coop-Study

2019, durchgeführt von IQVIA und der DAP Networks GmbH, auszeichnen. Alle Preisträger wurden im Rahmen des elften Kooperations-gipfels des BVDAK e.V. am 20. Februar 2019 in München ausgezeichnet.

Wie im Vorjahr gehört LINDA zu den klaren Gewinnern. In den Kategorien „Beste Marketing- Unterstützung“ und „Bestes Category Managment“ waren die Kölner nicht zu schlagen. Eigenmarken werden im Apothekenmarkt immer ge-fragter. In dieser Kategorie war erneut die Kooperation gesund leben Apothe-ken einsame Spitze. In der Kategorie „Bester Einkauf“ setzte sich wie in den Vorjahren easyApotheke durch, als beste „Fach-Koope-ration“ wie 2017 die Babyfreundliche Apothe-ke. Als beste „Regionale Kooperation“ wurden die Bären Apotheken ausgezeichnet.

Neben den besten Kooperationen wurden auch 2019 die besten Partner der Apotheken gesucht. Als „Bester Industriepartner“ konnte sich wie in den Vorjahren ratiopharm die Spitzenposition sichern. Mit BD-Rowa in der Kategorie „Bester Automatenhersteller“ und awinta in der Kategorie „Bester IT-Partner“ setzten sich weitere Seriensieger der vergan-genen Jahre durch, ebenso wie kohlpharma als „Bester Arzneimittelimporteur“ und die Deutschen Apotheker- und Ärztebank als „Bestes Bankinstitut“. Bionorica wurde erneut als „Aufsteiger OTC-Industrie“ ausgezeichnet.

Wechsel gab es indes in den Kategorien „Bestes Abrechnungszentrum“, wo sich ARZ Service wie 2017 den Sieg holte. „Bester Kosmetikhersteller“ wurde Beiersdorf.

Kooperationsgipfel

Strahlende Gesichter bei den Preisträgern!

Volker Karg,„Beste Marketing-Unterstützung“ und „Bestes Category Management“ für LINDA

Die Coop-Study 2019 ermittelt den Leistungsstand der Apotheken- kooperationen und der wichtigsten Partner der Apotheken.

Die Crème de la Crème

Karin Kriwanek, „Beste Fach-Kooperation“ für Babyfreundliche Apotheke

Karsten Wurzer, „Bester Arzneimittel-importeur“ für kohlpharma

APOTHEKEN-

KOOPERATIONS

PREIS 2019

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Heidi und Peter Eiberger, „Beste Regionalkooperation“ für Bären-Apotheke

Tanja Wilcke-Pasternacki,„Beste Eigenmarke“ für gesund leben Apotheken

Übersicht aller Preisträger sowie der Zweit- und Drittplatzierten auf S. 42.

Daniel Kiencke, „Bester Kosmetik-hersteller“ für Beiersdorf

Martina Gampl, „Aufsteiger OTC-Industrie“ für Bionorica

Klaus Henkel, „Bestes Abrech-nungszentrum“ für ARZ Service

Stefan Lockenvitz, „Bester Industrie-partner“ für ratiopharm

Farieda Esmaty, Bestes Bankinstitut“ für Deutsche Apothe-ker- und Ärztebank

Björn Schleheuser, „Bester Automaten-hersteller“ für BD Rowa

Petra Terhardt, „Bester IT-Partner” für awinta

Björn Kaufmann, „Bester Einkauf“ für easyApotheke

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10 Kooperations-Kompass I 01.2019

Chancen und Risiken im Plattform-Kapitalismus

Anbieter-Monopole will niemand, aber innovativen Oligopol-Wettbewerb schon. Ob das die stationäre Apotheke aushält?

ie Sorge, Amazon könnte zur einzig relevanten OTC-Apotheke in Deutschland werden, sieht Prof.

Dr. Justus Haucap offensichtlich nicht. Der Ex-Monopolkommissions-Chef geht, so sein Statement auf dem 11. BVDAK-Kooperationsgipfel, von einem Plattform-Markt mit mehreren Anbietern aus – neben dem stationären Handel. Zunächst findet Prof. Dr. Haucap – wen wundert’s – den Markteintritt von Amazon & Co gut, weil sich der Wettbewerb dadurch intensiviere. Die Zahlen des Bundes- verbands E-Commerce bestätigen, dass die Macht der Online-Händler mit eigener Plattform kräftig steigt (+10,5% für 2019). Sie werden zu Grundversorgern. Es greife allerdings zu kurz, so der Verband, wenn man Ladenschließungen alleine auf Amazon & Co zurückführe.

Es war einmal: Die Dorf-Disco

Ein typisches Monopol hätten früher die Dorf-Discos gehabt, führt Prof. Dr. Haucap aus. Für den heutigen Wettbe-

werb stellten Plattformen ein größeres Problem dar. Allein der Zugang zu wettbewerbsrelevanten Daten sei bei der Bewertung der Marktstärke nicht zu unterschätzen. Man erschwere zudem mit gezieltem Marketing den Eintritt neuer Wettbewerber, die dann an zu geringen Erträgen scheitern würden. Hier rät der Experte zur Verschärfung des Kartellrechts.

Bitte nichts verändern!

Die sehr strikten Datenschutzvorschrif-ten in Deutschland verbunden mit den Befindlichkeiten der älteren Generation habe zum Beispiel Google Street View ausgebremst. Man sei wohl ratlos, mutlos, unmotiviert, fantasielos – so wie das DFB-Fußballteam bei der letzten WM. Innovationen würden dagegen einen nicht zu bremsenden Struktur-wandel bedeuten, der sich auch durch günstige Preise auszeichne. Haucaps Sorge: E-Health habe ein sehr hohes Effizienzpotenzial und solle nicht

ausgebremst werden. Was könne man tun? Die Politik habe sich verzettelt und den Überblick verloren. Es gebe überall „Klein-Klein“, in zahlreichen Einzelmaß-nahmen wird die Entwicklung von Diensten erschwert. Deshalb rät Prof. Dr. Haucap zu einer Digitalisierungskommis-sion: „Wir brauchen Maßnahmenbündel, um die Digitalisierung auch bei Diensten voranzubringen. Dies muss die neue Digitale Agenda sein! Reallabore/Experimentierfelder auf lokaler oder regionaler Ebene.“

Haucaps Fazit: Digitalisierung bringe viele Wettbewerbsvorteile und sei keine Frage des „Ob“ sondern nur des „Wie“ – auch im Kartellrecht. Auf die existen-ziellen Sorgen zur Erhaltung der flächen-deckenden Versorgung mit Arzneimitteln durch die stationären Apotheken ging Prof. Dr. Haucap nicht konkret ein. Es hätte die Teilnehmer interessiert, doch nachgefragt hat niemand. n Klaus Hölzel

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Die Bedeutung von Plattformen

3 20.02.2019

Die Unwucht der Plattform-Ökonomie Quelle: Prof. Dr. Justus Haucap, DICE@HHU

Konzepte

Bienenschutz durch Amazon Die einen sehen den US-Giganten als apokalyptischen Reiter

der Apothekenbranche. Für Michael Grintz ist Amazon ein Garant für die optimale fachliche Beratung.

estbeschmutzer oder Vor-denker? Die Urteile über Michael Grintz, Inhaber von

vier Bienen-Apotheken in München und Deutschlands erster Apothe-ker, der mit Amazons Service Prime Now Kunden in kürzester Zeit im gesamten Münchner Stadtgebiet mit Arzneimitteln beliefert, gehen weit auseinander. Auf dem elften Kooperationsgipfel des BVDAK in München berichtete er über seine Erfahrungen in der Zusammenar-beit mit dem Handelsriesen. Dass es Grintz war, der als erster diese Kooperation suchte, verwundert angesichts seiner Historie wenig, denn das Kaufmännische ist ihm seit seinen Anfängen als selb-ständiger Apotheker nicht fremd. So war er einer der Pioniere der Filialisierung und gründete 2004 die Apobee GmbH als pharmazeutischen Groß-andel und Franchisegeber der Bienen-Apotheken. Um auch am zunehmenden Versandhandel zu partizipieren, eröffnete er 2016 den Amazon-Shop „apohealth-Gesundheit aus der Apotheke“ und suchte sofort das Gespräch mit Amazon Deutschland, als das Unternehmen 2015 ankündigte, seinen Service Prime Now als Pilotpro-jekt in München und Berlin zu starten. Nach einer durchaus langwierigen Vertragserstellung startete das Angebot im Jahr 2017.

Komplex aber lukrativ

Die Zusammenarbeit mit Amazon sei durchaus lukrativ, so Grintz, man müsse sich jedoch intensiv mit der Materie beschäftigen. So biete das Unternehmen seinen Marketplace-Händlern mittler-weile sechs verschiedene Formen der Kooperation an, die sich in ihrer Form grundlegend unterscheiden. Auch steuer-rechtlich gelte es einiges zu bedenken. So führe er derzeit Umsatzsteuer in acht verschiedenen Ländern ab. Trotz dieses

Aufwands und der nicht unerheblichen Gebühren – immerhin verlangt Amazon von seinen Händlern 15 Prozent des Brutto-Umsatzes als Gebühr – sei die Kooperation wirtschaftlich außerordent-lich spannend, auch wenn sie sich direkt auf das Geschäft in seinen vier Apothe-ken auswirkt, denn die Preise seien bei ihm immer gleich, egal ob vor Ort oder online, erklärte er. Das erfordere natür-lich eine sehr genaue Preiskalkulation, die Grintz, der sich selbst ganz selbst-verständlich als Kaufmann bezeichnet, jedoch gerne auf sich nehme.

Strenge Auflagen

Prime Now ist der Service, der Grintz in den Mittelpunkt des medialen Inter-esses brachte, wobei dieser nur einen kleinen Teil seiner Umsätze mit Amazon ausmache, so Grintz. Dennoch ist er von dem Angebot überzeugt, betrachtet ihn als „besseren Botendienst“. Um seinen

Prime-Status zu erhalten, müssen die Abläufe in der Apotheke nahtlos ineinandergreifen. Amazon verlange, dass 99 Prozent der Bestellungen, die bis 13 Uhr eingehen, ab 15 Uhr abholbereit seien. In diesem Zeit-fenster muss die Bestellung in der Apotheke bearbeitet werden, inklu-sive einer pharmazeutischen Prü-fung. Bei pharmazeutischen Beden-ken erfolge eine Kontaktaufnahme über die App, bliebe diese erfolglos, sind Kürzungen oder Stornierungen der Bestellung möglich, was vor allem bei kritischen Produkten wie Abführmitteln oder Nasensprays vorkommen könne. Um das Angebot nutzen zu können, muss der Kunde einen Mindestbestellwert von 15 Euro erreichen, ab 40 Euro erfolgt die Lieferung versandkostenfrei, sonst werden 3,99 Euro als Pau-schale fällig.

Keine Zukunftsängste

Bedenken, dass Amazon ihn nur zu Lehrzwecken ausnutze, um eines Tages selbst als Apotheke aufzutreten, habe er keine, erklärte Grintz. Vielmehr gehe der Trend bei Amazon dahin, als Platt-form für andere Händler zu agieren. Zudem bezweifle er, ob sich Amazon einen derart regulierten Markt „an-tuen wolle“. Derzeit verhindere das Fremdbesitzverbot solche Überlegungen ohnehin. Die Zusammenarbeit mit dem US-Konzern lasse ihn vielmehr in seinen Apotheken ohne wirtschaftlichen Druck arbeiten. „Die Pharmazie steht klar im Mittelpunkt“, erklärte er. Anders als viele Kollegen sei er eben nicht von Zusatzverkäufen abhängig, was er auch als Grund dafür ansieht, dass er wohl zu den wenigen Apothekern gehöre, die nicht über Personalprobleme klagen. Ob seine Rechnung langfristig aufgeht, wird wohl erst die Zukunft zeigen.

n Thomas Koch

N

Kooperations-Kompass I 01.2019 11

„Amazon gibt mir die kaufmännische Freiheit für einen klar pharmazeutischen Fokus in meinen Apotheken“, erklärte Michael Grintz auf dem Kooperationsgipfel 2019.

Konzepte

Page 3: 2019 Die Coop-Study 2019 ermittelt den Leistungsstand der ... · flexibel auslösen Bei „eigens“ liegt der Fokus wie bei vielen anderen Kooperationen auf dem Einkauf. Das Besondere:

14 Kooperations-Kompass I 01.2019

Konzepte

Zentral verhandeln, flexibel auslösen

Bei „eigens“ liegt der Fokus wie bei vielen anderen Kooperationen auf dem Einkauf. Das Besondere: „eigens“ arbeitet ausgesprochen digital.

Das schafft Transparenz und eröffnet neue Möglichkeiten.

ntensiv im Hintergrund arbeiten, für gute Zahlen und Prozesse sorgen und die Mitglieder dabei unterstützen, sich

voll auf die Leitung ihrer Apotheke konzentrieren zu können – das ist im Kern das, was „eigens“ leistet. Die Kooperation, die ihre Heimat im Nordos-ten Deutschlands hat, setzt auf ein starkes Einkaufskonzept und ist dabei viel mehr als ein Verhandlungsführer.

Seit der Gründung im Januar 2013 in Berlin ist „eigens“ auf 130 Mitglieder angewachsen. Die GmbH hat 36 Koope-rationspartner aus Industrie und Großhandel, mit denen Gruppenkonditi-onen verhandelt werden. „Bei uns liegt der Fokus auf dem Einkauf und den damit verbundenen Prozessen“, sagt Geschäftsführer Thomas Pfaff. „Alle Apotheken stärken sich gegenseitig, indem sie mit einer zentralen Stimme den Einkauf verhandeln, aber flexibel, dezentral und bedarfsgerecht auslösen.“

Digitale Plattform

Über eine digitale Plattform werden die zugesicherten Konditionen der Industrie- partner kontinuierlich mit den Großhan-delskonditionen verglichen. So erfahren die Mitgliedsapotheken auf Abruf, was sie als Direkt- oder Überweiserauftrag tätigen oder beim Großhandel bestellen sollten. „Wir nehmen den Apotheken viele kleinteilige Prozesse ab. Häufig sind das mehr als hundert Verhandlun-gen pro Jahr“, sagt Pfaff. „Außerdem selektieren wir, wann ein Auftrag wo und in welcher Größenordnung wirt-schaftlich Sinn macht, und zwar immer orientiert am konkreten Bedarf der jeweiligen Apotheke.“ Darüber hinaus kalkuliert „eigens“ auf Wunsch die Verkaufspreise. Dafür nutzt die Koopera-tion eine speziell entwickelte IT-Infra-

struktur. „’eigens’ arbeitet sehr digital, um den Weg jeder PZN vom Einkauf über die Verbuchung, Abrechnung und Kalkulation bis hin zum tatsächlichen Verkauf individuell kontrollieren zu können“, erläutert Pfaff. „Alle relevan-ten Zahlen kommen so zusammen und Zusammenhänge werden sichtbar.“ Das habe einen „enormen Effekt“ auf Wirtschaftlichkeit, Sicherheit, Prozesse und Transparenz.

In diesem Konzept sieht Pfaff den wesentlichen Unterschied zu anderen unabhängigen Verbünden: „Im Nordos-ten ist ‚eigens’ damit einzigartig. So berichten es uns zumindest viele Marktteilnehmer.“

Regionale Komponente

Die meisten Mitglieder hat „eigens“ in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Der Vorteil dieser regiona-

len Komponente ist einerseits die räumliche Nähe zu den Mitgliedern, andererseits können regionale Beson-derheiten – wie zum Beispiel die Großhändler-Struktur – besser berück-sichtigt werden.

Eine Dachmarke hat „eigens“ nicht. Im Vordergrund steht die individuelle Marke der jeweiligen Apotheke. „Wir sind eine Gemeinschaft inhabergeführter Apothe-ken und stärken primär das Backoffice“, erklärt der Geschäftsführer.

Das Team einbinden

Um die Kooperationstreue zu stärken, ist es seiner Ansicht nach wichtig, das gesamte Apothekenteam in die Kommu-nikation einzubinden. Auch dabei hilft die digitale Plattform. „Wir kommuni-zieren schon jetzt viel über Videos, die das Team aufs Tablet oder Smartphone bekommt“, sagt Pfaff. „Das ist ein Kanal, auf dem wir weiter aufbauen wollen, um dezentral Informationen zur Verfügung zu stellen.“

Mitglied werden kann, wer eine der Gruppe zuträgliche Sortimentsstruktur hat. Ob das der Fall sei, werde datenge-schützt, kostenfrei und unverbindlich geprüft, so Pfaff. Die Höhe des Beitrags orientiert sich an den Leistungen, die die jeweilige Apotheke in Anspruch nimmt.

Welche Mitgliederzahl strebt „eigens“ mittelfristig an? Keine konkrete, sagt Pfaff. „Wir wachsen auf Empfehlung oder Anfrage. Wir wachsen also, wenn es für alle Beteiligten Sinn macht.“ n Alexandra Rehn

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Geschäftsführer Thomas Pfaff: „Wir nehmen den Apotheken viele kleinteilige Prozesse ab.“

Das war der Gipfel

Kontinuität auf Seiten der hochkarätigen Teilnehmer, Zukunftsorientierung hinsichtlich der Themen, das kenn-zeichnete auch 2019 den Kooperationsgipfel des BVDAK. 469 Entscheider aus allen relevanten apothekennahen Branchen kamen in diesem Jahr in München zusammen, um über die wichtigsten Trends der Märkte zu sprechen, Szenarien für die Zukunft der stationären Apotheke zu diskutieren und sich auch abseits des offiziellen Teils aus-zutauschen.

Kooperationsgipfel

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Cornelia Graessner-Neiss, Geschäftsführerin Pharma-technik GmbH & Co. KG: „Dieses Jahr war eine beson-dere Aufbruchsstimmung im Apothekenmarkt mit all den Möglichkeiten, die die Digitali-sierung bietet, spürbar.“

Heidi Eiberger, Geschäfts-führerin BP APO Consulting GmbH:„Durch die sehr interes-santen Vorträge wurde mir be-wusst, dass sich die Apotheke der Zukunft ganz neu mit dem Focus auf den Kundennutzen erfinden muss und dass nichts mehr bleibt, wie es war.“

Page 4: 2019 Die Coop-Study 2019 ermittelt den Leistungsstand der ... · flexibel auslösen Bei „eigens“ liegt der Fokus wie bei vielen anderen Kooperationen auf dem Einkauf. Das Besondere:

4 Kooperations-Kompass I 01.2019

Was Sie wissen sollten

Inhalt

Editorial 3

Inhalt 4

Neues aus der Kooperationslandschaft 5

Kooperations-Gipfel

Die Crème de la Crème 8

Konzepte

Chancen und Risiken im Plattform-Kapitalismus 10

Bienenschutz durch Amazon 11

Offene Türen eingerannt 12

Kooperieren statt konkurrieren 13

Zentral verhandeln, flexibel auslösen 14

Kooperations-Gipfel

Das war der Gipfel 15

Kooperationen im Überblick 16

Fach-Kooperationen 32

Regionale Kooperationen 33

Konzepte

Der persönliche Kontakt zählt 36

Das Ohr an der Basis 38

Coop-Study

Apotheken wollen mit der Zeit gehen 40

Die Sieger im Kooperationsmarkt 42

Kooperationen von A bis Z 43

Literaturverzeichnis, Impressum, Service 46

ZUSAMMENFÜHRUNGMedizin und Pharmazie unter einem Dach

ZÜRICH – Die Migros-Tochter Medbase übernimmt Topwell-Apotheken

Die Migros-Tochter Medbase hat vor kurzem die rund 40 Topwell-Apotheken übernommen. Mit dieser Zusammenführung arbeiten erstmals Apotheken und medizinische Zentren als große Organisati-on unter einem Dach zusammen. Das erklärte Ziel ist, der Bevöl-kerung Zugang zu einer koordinierten, ambulanten Versorgung zu ermöglichen. Die Unternehmen seien überzeugt, dass dabei die Zusammenführung von pharmazeutischem und medizinischem Know-how eine Schlüsselrolle spielen könnte.

Medbase betreibt schweizweit an mehr als 40 Standorten medizi-nische Zentren. Dort werden Patienten von der Prävention über die Akutmedizin bis zur Rehabilitation betreut. Mehr als 300 Haus- und Spezialärzte sowie über 320 Therapeuten führen laut Angaben jährlich über 1,5 Millionen Konsultationen und Behandlungen durch.

DIGITALISIERUNGJahrestagung von Pharma Privat Wave

FRANKFURT – Zu zwei Tagen Diskussion lud die Parma Privat Wave unter dem Motto „Ein Netzwerk schlägt Erfolgswellen“ ein.

Die Kooperationspartner waren von den Ausführungen von Oliver Prönnecke, Geschäftsführer der A-plus Service GmbH, über die vielfätigen Leistungen des Wave Cockpits, dem Aufbau des Wave Campus oder auch des Abwicklungssystems Couponing beeindruckt. Gastredner Prof. Dr. Hans-Willi Schroiff appelierte an die Apotheker, das Thema Digitalisierung ernst zu nehmen und sich dieser Entwicklung nicht zu verschließen. Er sieht den Verbund einer Kooperation und die daraus resultierenden Vorteile als Basis für den Erfolg in der Zukunft. Anhand von Beispielen zeigte er auf, wie sehr die Digitalisierung schon Teil unseres Alltags ist. Den Medikamenten-Versandhandel bezeich-nete er als logische Konsequenz der Digitalisierung.

AUFSPALTUNGFulminanter Börsenstart

BERN – Galenica Santé nur noch Galenica

Der Gesundheitskonzern Galenica Santé hat sich Mitte letzten Jahres in zwei separate Gesellschaften aufgeteilt. Der Fokus lag zunächst auf dem Börsengang (IPO) von Galenica Santé, der in der Logistik und im Retail tätigen Tochterfirma. Die Schweizer Han-delszeitung schrieb von einem „fulminanten Börsenstart“. Die Hol-dingfirma Galenica AG wurde in Vifor Pharma umbenannt. Vifor, die zweite Tochter der Gruppe, ist spezialisiert auf die Entwicklung und Vermarktung von Medikamenten zur Behandlung von Eisenmangel. Der Name Galenica wird künftig also nur noch zur Bezeichnung des Logistik- und Retail-Geschäfts (Galenica Santé) verwendet werden.

Zu Galenica gehören die Schweizer Apothekenkette bzw. –konzep-te Amavita, Sunstore, Coop Vitality, Winconcept und Mediservice, sowie die Großhändler Galexis, Pharmapool, Unione Farmaceutica Distribuzione und weitere Töchter.

Frank Breuer, Geschäftsführer Welcome-Apotheken: „Unsere Apotheken sind prädestiniert, Dialysepatienten jederzeit sicher zu versorgen.“

Prof. Dr. Justus Haucap, Director Duesseldorf Institute for Compe-tition Economics (DICE): Prof. Dr. Justus Haucap, Director Duesseldorf Institute for Competition Economics (DICE): „Nicht jede Website ist gleich eine Plattform.”

Michael Grintz, Prime Now-Apotheker: „Amazon gibt mir die kaufmännische Freiheit für einen klar pharmazeutischen Fokus in meinen Apotheken.“

Michael Kuck, Vorstandsvorsit-zender NOWEDA: „Man muss auch junge Leute erreichen können, die denken, man müsse alles im Netz bestellen.“

Kompetenz beim Kooperations-GipfelExperten des Marktes kommen zu Wort.

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Kooperations-Kompass I 01.2019 5

News

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