2050 - Juliausgabe dieperspektive

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Jugendbewilligung ertanzen In Bern wird getanz und in Zürich wird telefoniert - verschiedene Wege für gute Parties 06 Wir sind Hauptstadt Zürich soll die Hauptstadt der Schweiz werden. 15 Die Welt im Jahre 2050 20. Ausgabe Juli / August 2012 Das Zürich der Zukunft Wenn alles rund läuft, wohnen bald viele Menschen in günstigen Wohnungen. 10 TITELGESCHICHTE :

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Was bringt die Zukunft? dieperspektive schaut in die Kristallkugel.

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Jugendbewilligung ertanzenIn Bern wird getanz und in Zürich wird telefoniert -verschiedene Wege für gute Parties

06

Wir sind HauptstadtZürich soll die Hauptstadt der Schweiz werden.15

Die Welt im Jahre 2050

20. Ausgabe

Juli / August 2012

Das Zürich der ZukunftWenn alles rund läuft, wohnen bald viele Menschen in günstigen Wohnungen.10 TITELGESCHICHTE :

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20. Ausgabe, Juli / August 2012

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seite 03: welche sorte mensch bist du?

seite 04: das duell #10 - freiheitseite 05: ist das boot schon wieder voll?seite 06: jugendbewilligung ertanzenseite 07: stellungnahme der stadt zürich

seite 09: die ander tauschbörseseite 10: titelgeschichte: das zürich der zukunftseite 12: über das sammeln, sammler und (an-)sammlungen

seite 12: ferdinand m. in seiner neuen einzimmerwohnungseite 13: 2050seite 14: damaged care

seite 15: wir sind hauptstadtseite 15: so mache ich eine initiativeseite 16: unterschriftenbogen

EDITORIAL

HINTERGRUND

KULTUR

DIE WELT IM 2050

INITIATIVE

verein dieperspektive, zentralstrasse 167, simon jacoby, conradin zellweger, manuel perriard, 8003 zürich

p.w. | s.a.j. | c.w. | m.b. | s.a.j. | o.b. | m.m. | a.h.b. | p.

s.l. | s.k.

Sibylle Lauper

per rjard

cornelia reinhard & noemi heule

timo beeler | timobeeler.ch

jonas ritscher & konstantin furrer

zds zeitungsdruck schaffhausen ag

4000

[email protected]

[email protected]

[email protected]

[email protected]

höhepunkt

pc 87-85011-6, vermerk: gern geschehen

donnerstag 16. August 2012, 23.55 uhr

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INHALT

2

Name: Sibylle LauperDie Sibylle sagt: Im Jahre 2050 werde ich pensioniert sein und auf ein Leben voller Farben und Zeichnungen zurückblicken.

Es werden sich Agendas und Bücher voller Bilder in meinen Räumen stapeln und irgendwo dazwischen liegst du, du schöne Perspektive.Ich freue mich darauf, die kommenden Jahre intensiv erleben und viel gestalten zu dürfen.

Kontakt: lauper.kurkuma(at)gmail.com

Seiten: 1 & 13

Vielen Dank an Sibylle Lauper für die Ilustration zu dem Text und das Titelbild.Möchtest auch du das Titelbild gestalten und die Texte grafische unterlegen? Melde dich auf [email protected]

Illustratorin des Monats

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20. Ausgabe, Juli / August 2012EDITORIAL

Die Drei-Sorten-Mensch-Theorie.

Es gibt drei Sorten von Menschen. Der Vergangenheitsmensch, er ist durchschnittlich über sechzig Jahre alt und spricht gerne von seinem Mi-litärdienst oder anderen nostalgischen Dingen. Er idealisiert alles, was vor dem verhexten Millennium im Jahr 2000 geschehen ist. Der Gegenwarts-mensch, immer im Schuss, immer im Stress. Was er gerade macht, ist so wichtig, dass kein Abweichen von seinem Plan möglich ist. Als Beispiel ist hier der Bänker aufzuführen; sein Horizont reicht bis zur nächsten Bonizahlung. Was danach kommt - egal. Wie er es von den Hedgefonds gelernt hat, sind Prognosen über mehr als zwei Monate rein spekulativ und somit unbrauchbar. Die dritte Sorte ist der Zukunftsmensch. Zer-streut und oft als wahnsinnig abgestempelt, befasst er sich mit fliegen-den Autos, Zeitmaschinen und alternativen Gesellschaftsentwürfen. In der Juliausgabe befassten sich unsere Autoren und Illustratoren mit letz-terer Sorte. 2050, bis dahin dauert's noch geschätzte 38 Jahre. Geschätzt, weil, wer weiss schon, was dann los ist. Alles was sich mit Sicherheit sa-gen lässt: Von nichts kommt nichts. Auch wenn die Zukunftsmenschen oft eins an der Waffel haben, mangelnde Reformbereitschaft und Konser-vatismus kann man ihnen nicht vorwerfen.

Es kann ein wenig utopisch klingen, wenn man sich in diesem Ausmass mit der Zukunft befasst. Zu wenig Gehalt, zu bodenlos. Mag sein, eine Vision bringt nur dann etwas, wenn sie zur rechten Zeit am rechten Ort ist. Die Idee braucht eine Plattform. Diese hoffen wir auch mit dieperspektive zu bieten. Eine Plattform für Aussergewöhnliches.

Um unsere Zukunft zu formen, lancieren wir passend zum Thema auch eine Initiative. Zürich soll in Zukunft die Hauptstadt der Schweiz sein. Warum? Das erfährst du in diesem Heft. Wir haben ja wirklich ein luxuriöses Instrument für Zukunftsmenschen mit unserer direkten De-mokratie. Der Weg von der Idee bis zur Zukunft wird mit der Möglich-keit einer Initiative enorm geebnet. Eine Bastelanleitung für eine Initiative findest du ebenfalls in dieser Ausgabe.

Ein Defizit von vielen Zukunftsmenschen ist wohl, dass sie vie-le Ideen haben, aber nur wenige davon umsetzen. Da kommt ein wichti-ger Punkt im Drei-Sorten-System. Es braucht alle Sorten. Die Vergangen-heitsmenschen reflektieren und geben wichtiges Feedback. Sie lehren den Menschen die Vergangenheit, worauf unsere Kultur ihre Basis baut. Die Gegenwartsmenschen setzen alles daran ein unmittelbares Problem zu lösen und Konkretes pragmatisch und rasch umzusetzen. Die Zukunfts-menschen fantasieren und brillieren mit ihren Ideen.

Soviel zum Drei-Sorten-System. Welches ist deine selbst erfunde-ne Theorie? Wir freuen uns, diese in der Septemberausgabe abzudrucken: [email protected]

Conradin ZellwegerFür die Redaktion

Welche Sorte Mensch bist du?

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20. Ausgabe, Juli / August 2012

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HINTERGRUND

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Simon A. Jacoby: Lieber Herr Werder. Unter Ihren freiheitsliebenden Nägeln brennt ein Feuer. Hab ich mir sagen lassen. Geht‘s um die Linken und Netten?

Peter Werder: Es geht um Freiheit, Herr Jacoby. Um das seltene Gut, das Leute wie Sie noch seltener machen.

SJ: Das ist mal wieder ein versuchter Schlag ins Gesicht. Naja, was verste-hen Sie von Freiheit? Ich fürchte, nicht allzu viel. Sie wollen Freiheit? Für wen? Von was?

PW: Früher haben wir Liberalen gegen den äusseren Feind gekämpft - ge-gen die drohende Diktatur und den Sozialismus im Osten. Heute hockt der Feind im eigenen Land: Diejenigen nämlich, die unsere Freiheit mit immer mehr Gesetzen einschränken. Das brennt mir unter den Nägeln. Oh ja! Beispiele gefällig?

SJ: Ja bitte, die haben Sie sicher beim letzten Treffen des Rotary Clubs oder der FDP Kader- Versammlung auswendig gelernt.

PW: Geschwindigkeitsbegrenzungen für Flyer-Velos, Pokerspielverbote, Off-Roader-Initiative, blödsinnige 1:12 Initiative für eine Regelung der Einkommen innerhalb des Unternehmens, Datenschutz, Protektionismus auf dem Arbeitsmarkt, dirigistische Massnahmen in ökologischen Belan-gen... Gesetze, Regeln, Vorschriften. Rauchen war im Übrigen auch schon lustiger.

SJ: Ich hab‘s noch fast vermutet. Freiheit ist eben auch eine Frage der Per-spektive. Sie wollen Freiheit für die Reichen. Ich will Freiheit für mög-lichst alle unter fairen Bedingungen. Apropos Freiheit: Sind Sie auch für das Ausländer-Stimm und -Wahlrecht?

PW: Freiheit ist ein einkommensunabhängiges Gut. Wenn es nach Ihnen ginge, dann wäre das wohl anders - weil bei Ihnen ja alles einkommens-abhängig sein muss. Und: Nein, ich bin dagegen. Mit dem aktiven sowie passiven Stimm- und Wahlrecht sind dermassen viele Rechte verbunden, dass es nichts als recht ist, wenn sich Ausländer einbürgern lassen.

SJ: Sie wollen das Gut einkommensunabhängig aber ohne gleichlan-ge Spiesse. Zudem wollen Sie aber Freiheit herkunftsabhängig? Das ist diskriminierend.

PW: Ich schlage Ihnen einen Deal vor: Wenn Sie ein Land auf der Welt finden, in dem Sie als Ausländer mit den Inländern gleich gestellt sind, werde ich meine nächste Steuerrechnung mit einem Lächeln bezahlen und mir vorstellen, wie Sie das Geld in Form der Prämienverbilligung zurückbekommen.

SJ: Immer dieses "wir müssen nicht, weil‘s die anderen auch nicht tun". Das geht mir auf den Sack! Machen wir mal einen Schritt vorwärts. Nicht immer nur abwarten. Warum in aller Welt, soll ein gut integrierter Mi-grant, der seit Jahren bei uns wohnt, hier arbeitet und vor allem hier seine Steuern bezahlt, nicht abstimmen und wählen können? Ja, es bringt vie-le Rechte mit sich. Ist aber auch freiwillig. Und wenn ich sehe, wie viele schlechte einheimische Politiker es gibt, kann‘s nur besser werden.

PW: Sie können ja mal versuchen, überhaupt ein Land zu finden, das sei-nen Bürgern so viele Rechte zugesteht. Deutschland? USA? China? Nein,

im Ernst: Ihre Überlegung ist doch völlig absurd. Es wird niemand ge-zwungen, hier als Ausländer zu leben - und die Schranken für eine Ein-bürgerung sind tief. Oder ist Ihr Ziel, mehr Ausländer in die Schweiz zu holen?

SJ: Niemand ausser der Wirtschaft holt Ausländer in die Schweiz. Jetzt kommen Sie bestimmt grad mit den "Sozialschmarotzern". Blabla. Das langweilt mich. Die Migranten lösen eine Win-Win-Situation aus, mit Vorteil für uns. Und für die KMU und für die grossen Konzerne.

PW: Nein - ich bin mit Ihnen einverstanden. Die Wirtschaft holt Auslän-der in die Schweiz, weil unser Standort attraktiv für internationale Firmen ist. Und die holen ihre Wertschöpfung nicht in der Schweiz. Sie haben hier ihren Hauptsitz und brauchen viel hoch qualifiziertes Personal. Mehr als hier lebt, weil ja eben die Wertschöpfung im Ausland passiert - drum holt man Ausländer. Schön übrigens, dass Sie Migranten sagen, ich bleibe beim Ausländer. Was auch von Ihrer Seite her kommt, ist diese ewig be-sorgte, bemühende politische Korrektheit. Was man alles nicht mehr sa-gen darf, weil Sie und Ihre netten Kollegen dann zusammenzucken, geht kaum mehr auf eine Schweizer Kuhhaut.

SJ: Da muss ich schmunzeln. Ich hab nämlich eine Idee für eine Zeitung im Hinterkopf: "Die politisch Unkorrekte". Wollen Sie für mich arbei-ten? Politisch Verkrampfte gibt‘s sowohl bei den Linken und Netten, als auch bei den Rechten und Bösen.

SJ: Ich sage auch Jugo, wenn‘s sein soll.

PW: Dagegen habe ich nichts. Bei Ihnen arbeiten? Gern. Aber nicht zum Einheitslohn.

SJ: Es braucht aber auch diejenigen, die den Müll weg bringen. Und je-mand der putzt. Wir Schweizer sind uns oft zu schade dafür... Würden Sie für 15 Franken arbeiten?

PW: Doch, doch: Wir werden den Müll auch wieder wegtragen, wenn es keine andern Jobs mehr gibt. Die Ausländer tun das übrigens auch nicht aus Altruismus.

SJ: Wie wir sehen können, haben Sie zum Thema nicht mehr viel zu sagen...

PW: Passen Sie auf, dass Sie von Ihren Genossen nicht zum Sozialdienst an bildungsfernen Menschen mit Migrationshintergrund verdonnert wer-den. •

Das Duell:Beim Duell stehen sich jeden Monat Peter Werder und ein Mitglied der Redaktion zum aktuellen Thema der Ausgabe gegenüber.

* Simon A. Jacoby, 23, Co-Chefredaktor von dieperspektive, Student der Politologie und Pu-

blizistik- & Kommunikationswissenschaft und aktiver Politiker, aus Zürich

* Dr. Peter Werder ist bürgerlicher Politiker, Dozent an der Universität Zürich und leitet die

Kommunikation eines Konzerns im Gesundheitswesen

Das Duell #10 - Freiheit{Text} * Simon A. Jacoby und Peter Werder

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20. Ausgabe, Juli / August 2012

Jahrelang war die Schweizer Asylpolitik vom Bestreben geprägt, "echte" von "falschen" Flüchtlingen zu unterscheiden - zumindest hat man das behauptet. Echte, also politisch ver-folgte Flüchtlinge, sollten aufgenommen wer-den. Falsche, also auch Flüchtlinge, aber aus anderen Gründen (z.B. wirtschaftlicher Not) nicht. In der letzten Woche der Sommersession des Nationalrats hat die bürgerliche Mehrheit diesen Anspruch aufgegeben. Mit der erneuten Revision des Asylgesetzes lässt man die letz-ten Masken fallen: Zum ersten Mal ging es of-fen nicht mehr darum, echte Flüchtlinge aufzu-nehmen. Sondern darum, möglichst viele Leute davon abzuhalten in die Schweiz zu kommen oder hier zu bleiben.

Die ergriffenen "Massnahmen" sind drastisch: So sollen beispielsweise auch nahe Verwandte von anerkannten Flüchtlingen kein automatisches Asyl mehr erhalten. Familien werden bewusst auseinander gerissen. Die här-teste Massnahme besteht darin, die Sozialhilfe für alle Asylsuchenden ganz zu streichen. Sie sollen nur noch Nothilfe erhalten - sprich ca. 8 Franken pro Tag. Mit einem würdigen Leben (oder gar Gastfreundschaft) hat das nichts mehr zu tun. Einen Grossteil der Massnahmen will man per so genanntem Dringlichkeitsbeschluss sogar am Volk vorbei einführen, d.h. per sofort und ohne vorgängige Referendumsmöglichkeit. Die erneute Verschärfung ist indes nichts ande-res als die Bankrotterklärung der bürgerlichen

Asylpolitik - moralisch wie politisch. Ich erin-nere mich noch genau, wie man uns anlässlich des Abstimmungskampfes der letzten Asylge-setzrevision 2006 erklärt hat, dass nun alles bes-ser werde. Das Gegenteil ist der Fall:

Die Zahlen für Asylgesuche erweisen sich von der konkreten Gesetzgebung als völ-lig unabhängig und die Probleme mit Gewalt, Elend und Kriminalität nehmen sogar trotz (resp.: genau wegen) den Verschärfungen zu. Die Idee, schärfere Gesetze würden Flüchtlinge von der Schweiz abhalten ist ein ideologischer Irrglaube. Die rechte Parlamentsmehrheit, ge-fangen in ihrem Wahnsinn alle gesellschaftli-chen Bewegungen als Markt begreifen zu wol-len, sieht das nicht. Wir müssten die Schweiz "weniger attraktiv" machen, die "Anreize" senken, sagen sie. Wie wenn der Entscheid zur Flucht das gleiche wäre, wie die Frage ob ich nun ein Mars oder ein Snickers kaufe.

Fakt ist: Die "Last", die wir tragen ist lächerlich gering. Weltweit gibt es über 43 Mil-lionen Flüchtlinge. 80% von ihnen leben in Entwicklungsländern - zu uns schafft es nur ein Bruchteil. Nun 0.09% aller weltweiten Flücht-linge leben in der Schweiz. Ein Beispiel: Paki-stan gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Nimmt man allerdings das gesamte Bruttoin-landprodukt des Landes pro Kopf und teilt es durch die Anzahl Flüchtlinge (etwas über 1.9 Mio.), die es aufgenommen hat, kommt man auf 710 Flüchtlinge pro Franken und Kopf. Der

Tschad kommt auf 225, Tansania noch auf 84. In der Schweiz sind es 0.8.

Die neusten Entscheide des Parlaments - sofern der Ständerat den zustimmen sollte - sind beschämed, realitätsfremd und schaffen mehr Probleme, nicht weniger. Dass dies die Politik der extremen Rechten, namentlich der SVP ist, wissen wir. Dass sich jetzt aber auch die "liberalen" FDP und GLP und die "christ-liche" CVP dafür hergeben gibt Anlass zur Sorge. Geschichte wiederholt sich nicht. Aber sie hat uns zumindest eines gelehrt: Wenn eine Gesellschaft beginnt, bestimmte Gruppen als Menschen zweiter Klasse zu behandeln, ist die Gefahr einer Katastrophe real. Hoffentlich, kriegen wir die Kurve noch rechtzeitig.

* Cédric Wermuth ist sozialdemokratischer Nationalrat aus

dem Kanton Aargau, er schreibt monatlich zum Thema Po-

litik. Antworte Cédric Wermuth auf leserbriefe@dieperspek-

tive.ch.

Ist das Boot schon wieder voll?{Text} * Cédric Wermuth

POLITKOLUMNE

Was war zuerst Bio? Das Huhn oder das Ei?Fragen zum Thema Bio beantworten wir Ihnen gerne unter 061 385 96 10,

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20. Ausgabe, Juli / August 2012

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HINTERGRUND

Jugendbewilligung ertanzen

Am 3. Juni fand in Bern zum zweiten Mal das „Tanz dich frei“ statt, eine Outdoor-Party mit politischem Hintergrund. Über 10‘000 junge Menschen tanzten gegen die restriktive Politik bezüglich des Berner Nachtlebens an, wobei es müssig ist, sich zu fragen, wie viele der Tanzen-den überhaupt wussten, was der Sinn des Ge-tanzes war. Die Veranstaltung bekam ein ent-sprechend grosses Medienecho und es wurde im Schweizer Fernsehen sogar ein „Club“ zu diesem Thema abgehalten. Nun haben die Ver-anstalter schon weitere „Tanz dich frei“-Events angesagt und man fragt sich, ob diese weiteren „Protestaktionen“ entsprechende Ergebnisse provozieren werden, oder ob sie schlicht in der Leere verhallen und zu reinen Outdoor-Par-ties verkommen. Zumindest der Berner Stadt-präsident Alexander Tschäppät hat im „Club“ immer wieder auf den politischen Weg über Volksinitiativen hingewiesen, welcher doch viel demokratischer sei. Nur leider wird die Ju-gend, welche hauptsächlich im Nachtleben an-zutreffen ist, immer in der Minderheit sein und so verkommen solche Abstimmungen zu einer «Tyrannei der Mehrheit», wie sie schon Alexis de Tocqueville vor über 200 Jahren anpranger-te. Ihm ging es damals zwar um die Tyrannei der ungebildeten Mehrheit gegenüber der ge-bildeten Minderheit, während es in Bern um eine ältere Mehrheit geht, welche über eine jüngere Minderheit bestimmt. Das Prinzip ist jedoch dasselbe geblieben. Aber nur weil eine Minderheit eine Minderheit ist, heisst das nicht, dass ihre Anliegen nicht auch ernst zu nehmen sind.

Während man in Bern für die eigenen Clubs auf den Strassen tanzt, frage ich mich ernsthaft, ob ich für die Zürcher Clubs auf die Strasse gehen würde. Wieso sollte ich für ein wirtschaftlich orientiertes, kundenunfreundli-ches Clubkartell auf die Strasse gehen, welches von mir zwischen 20-30 Franken Eintritt ver-langt, nur damit ich mir die immer gleichen DJ’s mit den immer gleichen Songs anhören kann/darf/muss. Dabei schlürfe ich meinen völlig überteuerten Drink, welcher erst noch schlecht gemixt ist? Ich weiss, es gibt Ausnahmen, aber die sind verschwindend klein, so zum Beispiel das Abart, welches Ende Jahr seine Pforten schliessen wird (muss). In Zürich gibt es auch Outdoor-Parties, aber diese finden statt, weil es sich schlicht nicht jeder leisten kann, jedes Wo-chenende in einen Club zu gehen. Hier wird aus der Not eine Tugend gemacht.

Das hat nun auch die Stadtpolizei Zü-rich erkannt und geht einen scheinbar überra-schend liberalen Weg: Unter dem Namen «Ju-

gendbewilligung» läuft nun ein Pilotversuch, der solche Outdoor-Parties erlauben soll und zwar kostenlos. Das klingt zu schön, um wahr zu sein. Natürlich gibt es dazu ein paar kaum umsetzbare Kriterien, die es zu erfüllen gilt:

– Acht Tage zuvor muss man seine Out-door-Party unter der Nummer 044 412 71 00 anmelden; – jemand muss klar die Verantwortung übernehmen; – die Party darf nicht kommerziell sein (Spon-soren fallen also weg) und die Teilnehmerzahl darf bei höchstens 400 Personen liegen; – der Veranstaltungsort muss geeignet sein, will heissen, es darf zu keiner Störung des öffentli-chen Verkehrs kommen und schon gar nicht zu übermässigem Lärm.

Liebe Stadtpolizei Zürich, vielen Dank für die-ses tolle Angebot, aber jetzt ganz unter uns: Das ist doch eine rein symbolische Politik, die Sie da verfolgen. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass auch nur eine Party unter Einhaltung die-ser Kriterien stattfinden wird? Selbst wenn sich jemand mehr als acht Tage zuvor unter dieser Nummer meldet, die Verantwortung für eine solche Party übernimmt und sich verpflichtet, nur ja keine Sponsoren anzufragen, dann sind die restlichen Punkte doch kaum durch den Verantwortlichen kontrollierbar. Sie wollen es der Jugend ohne Geld ermöglichen, ihre eige-

nen Partys fernab der Clubs feiern zu können, stellen aber Bedingungen auf, für die es ein ex-trem teures Sicherheitsdispositiv bräuchte (und das ohne allfällige Sponsoren). Das ist, mit Ver-laub, lächerlich! In Zeiten der Social Medias ist es nahezu unmöglich, die Teilnehmerzahl einer öffentlichen Party zu beschränken. Ausser na-türlich ich lade als Veranstalter nur meine eng-sten paar Freunde ein und mache eine kleine Grillparty am See. Aber das konnte ich ja bis-her auch schon, ohne dass ich vorher eine ko-stenlose Bewilligung einholen musste. Zudem ist es nicht so einfach einen geeigneten Platz zu finden. Wir erinnern uns an den letzten und bisher einzigen richtigen Botellón, der auf der Chinawiese stattfand. Die Chinawiese schien ja ein wirklich guter Platz zu sein, ohne nahege-legene Wohnungen oder öffentlichen Verkehr, aber auch da boten sich allerhand Probleme, in erster Linie mit dem Abfall und den Glasscher-ben. Ich sehe also nicht ein, wie mit diesem Pi-lotversuch ein Problem gelöst würde, aber Sie standen ja unter Druck und mussten unbe-dingt etwas tun. Aber liebe Stadtpolizei, für das nächste Mal wünschte ich mir eine etwas we-niger offensichtliche Nonsense-Politik, vielen Dank!

Es mag viele Leute geben, die über die-ses Thema anders denken als ich. Feiernde Partygänger, die jederzeit für ihren überteu-erten Club auf die Strasse gehen würden. Po-lizisten und Politiker, die es als undankbar an-

{Text} * Marco Büsch

Bern 2012. Ausgelassenes feiern der Jungen und Junggebliebenen.

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20. Ausgabe, Juli / August 2012

HINTERGRUND

Stellungnahme der Stadt Zürich

Sehr geehrter Herr Büsch

Gerne nehmen wir Stellung auf Ihren offe-nen Brief zum Thema Outdoorpartys. Sie ha-ben den Brief an die Stadtpolizei gerichtet. Der Adressat ist nicht ganz falsch, aber auch nicht ganz richtig. Die neue Bewilligungspraxis für «Jugendbewilligungen für Partys im öffentli-chen Raum» wurde vom Stadtrat der Stadt Zü-rich verabschiedet, der Jugendlichen und jun-gen Erwachsenen im Rahmen der gesamtstädti-schen Möglichkeiten Freiräume bieten will.

Bislang gingen 14 Gesuche für solche Partys ein. Von diesen 14 Gesuchen wurden de-ren zwei abgelehnt und zwölf bewilligt. Bei den Veranstaltern besteht somit durchaus ein Inte-resse, die Party nicht mehr illegal, sondern le-gal steigen zu lassen. Für eine detailliertere Bi-

lanz ist es - knapp zwei Monate nach der Lan-cierung - allerdings noch etwas zu früh. Die ersten Erfahrungen zeigen aber, dass sich Ihre Befürchtungen betreffend Abfall und Teil-neh-merzahl nicht bewahrheitet haben. Die Veran-stalter wünschen gar nicht mehr als 400 Leute an ihrer Party und laden meist via geschlossene Netzwerke ein. Und die genutzten Orte wur-den gut aufgeräumt hinterlassen.

Der Pilotversuch dauert bis Ende Som-mer. Anschliessend werden wir die Ergebnisse genau auswerten und die weiteren Schlüsse für die Zukunft ziehen.

Freundliche GrüssePatrick Ponsstv. Leiter Kommunikation Schul- und Sportdepartement /

Mitglied AG «Jugendbewilligung»

sehen, wenn man in diesem Pilotversuch nicht ein ernsthaftes Entgegenkommen erkennt. Alle Leute, die denken, ich habe dieses Thema oder ihr Anliegen falsch verstanden, bitte erklärt mir doch, warum ich mich für derartige Clubs freitanzen oder eine solche Party anmelden sollte?

Man kann mir mailen oder mich auf Fa-cebook anschreiben. Am Besten haut ihr mich einfach an der nächsten Outdoor-Party an. Denn sie wird kommen und sie wird mit Si-cherheit unangemeldet stattfinden.

* Marco Büsch, 21, Politologiestudent aus Zürich, Filmfan

und Hobbyrapper

[email protected]

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Rauchen gefährdet die GesundheitFumer nuit gravement à la santé - Fumare mette in pericolo la salute

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20. Ausgabe, Juli / August 2012

KULTUR

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Die andere Tauschbörse

Dealini legte einen fulminanten Start hin. Nach einem halben Jahr erspielen sich bereits über 20 000 Teilnehmer Rabatte für jegliche Dinge.

Die Online-Tauschbörse funktioniert ein-fach: Jeder registrierte Nutzer erhält täglich ein 10%-Rabattkärtchen für eines der verfügbaren Produkte. Wer alle zehn Karten hat, kriegt die Ware gratis. Wie es der Zufallsgenerator will, haben die Spieler nach zehn Tagen kaum alle Karten vom gleichen Produkt und müssen an-fangen zu tauschen. In der eingebauten Tausch-börse werden die Karten mit den anderen Spie-lern getauscht: „Biete Massanzug Nr. 7“. Die Plattform entspricht dem Bedürfnis der hedo-nistischen Rabatt-Gesellschaft, in der wir le-ben. Alle wollen etwas gratis. Hier kriegen sie es. Gratis sind die Massanzüge, Ferienwoh-nungen und das Jahresabonnement von die-perspektive aber nur im finanziellen Sinn. Im Schnitt verbringen die Besucher 29 Minuten auf der Homepage, um die Deals einzufädeln. Für die Firmen sind die Kärtchen ein gutes Marke-tinginstrument. Mit der Anzahl Karten, die im Umlauf sind, kann genau gesteuert werden, was die Aktion kosten wird.

{Text} dieperspektive

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20. Ausgabe, Juli / August 2012

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TITELGESCHICHTE

Das rot-grün dominierte Zürich versucht trotz rasantem Wachstum in umwelt- und wohnpolitischen Themen eine Vorreiterrolle einzunehmen. Ein Überblick über die bren-nendsten Politikfelder.

Die grösste Stadt der Schweiz steckt mitten in grossen Herausforderungen, neue kommen laufend dazu. Im Zentrum stehen zwei Volks-abstimmungen und das Bevölkerungswachs-tum, das Zürich wohl innert 20 Jahren zur hal-ben Millionenstadt bringen wird. Das Stadt-zürcher Stimmvolk ist wie die Regierung und das Parlament sozial und umweltfreundlich ge-prägt. Zum Ausdruck brachten dies auch die Abstimmungen über die 2000-Watt-Gesell-schaft im Jahr 2008 und über mehr bezahlbare Wohnungen im Herbst des vergangenen Jahres. Beide Vorlagen wurden angenommen und müs-sen nun von der Stadt, zusammen mit der Wis-senschaft, der Wirtschaft und der Wohnbevöl-kerung, umgesetzt werden.

Tram fahren und weniger heizen

Das ehrgeizige Ziel, pro Person und pro Tag nur 2000 Watt Energie zu verbrauchen, for-dert von allen Beteiligten grossen Einsatz. Die-ser Wert wurde zuletzt in den 60er Jahren er-reicht. Inzwischen besitzen fast ausnahmslos alle Personen ein Auto, ein Mobiltelefon, meh-rere Computer und Laptops, eine Spülmaschi-ne und viele weitere energiefressende techni-sche Geräte. Von der verbrauchten Energie stammen 60% aus fossilen Quellen, der Rest setzt sich aus atomarer und erneuerbarer En-ergie zusammen. Das Problem der fossilen En-ergieträger besteht auf mehreren Ebenen. Ei-nerseits sind Benzin und Heizöl endlich, das heisst nicht ewig verfügbar und andererseits ist der CO2-Ausstoss dadurch enorm. Bis im Jahr 2050 soll sich darum der CO2-Ausstoss von heute sechs auf neu eine Tonne reduzie-ren. Ergänzend will Zürich erreichen, dass drei Viertel der verbrauchten Energie bis 2050 aus erneuerbaren Ressourcen hergestellt wird. Pri-vatpersonen können, so eine Stellungnahme der Stadt Zürich, mit einfachen Mitteln den heuti-gen Verbrauch von 6000 Watt erheblich senken. Die Stadtbevölkerung soll beispielsweise Zug und Tram fahren, weniger heizen, sowie saiso-nal und regional konsumieren. Dass diese Mas-snahmen nicht reichen werden, um den Ener-gieverbrauch um zwei Drittel zu verringern, ist wohl allen klar. Die ETH Zürich erstellte dar-um ein Modell, in dem aufgezeigt wird, dass die 2000-Watt-Gesellschaft möglich ist, ohne gross zu verzichten. Nötig sind vor allem Gebäude-sanierungen, leistungsfähigere Elektrogeräte und so wenige und kleine Auto in der Stadt wie möglich. Alles Massnahmen, die die Stadt sel-

ber mit neuen Auflagen und als gutes Beispiel initiieren muss. In den vier Jahren, die seit der Abstimmung vergangen sind, hat die Stadt schon 80 Projekte gestartet, die zum Ziel beitragen werden. Trotz-dem stellen sich unausweichlich zwei Fragen: Was passiert, wenn die Wohnbevölkerung das Ziel nicht erreicht, das es sich selber gesteckt hat? Und wenn es klappen sollte: Reicht die 2000-Watt-Gesellschaft? Schliesslich verzeich-net die Stadt täglich neue Bewohner, wodurch der absolute Energieverbrauch zwangsläufig stetig ansteigt.

Lebensqualität dank Infrastruktur

Die Limmatstadt zählte per Ende 2011 390‘082 Einwohner. Doch dürfte bereits diese Zahl ver-altet sein. Zürich geht bis ins Jahr 2025 von ei-nem Bevölkerungswachstum auf bis zu 468‘200 Personen aus, wie der Sprecher der Präsidial-departements Nat Bächtold auf Anfrage mit-teilte. Ein solcher Anstieg bedeutet, dass die städtische Infrastruktur pro Jahr über 5500 neue Personen verkraften muss. Bächtold sieht das «Pflegen und Erneuern der Infrastruktur als eine Daueraufgabe der Stadt Zürich, die massgeblich zu unserer hohen Lebens- und Standortsqualität beiträgt». Die Zuzüger wol-len arbeiten, essen, einkaufen und natürlich auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln un-terwegs sein. Allein im Zürcher Hauptbahn-

hof steigen täglich über 300‘000 Menschen ein, aus oder um. Andreas Uhl, Mediensprecher der VBZ, sieht auch für seinen Betrieb eine grosse Herausforderung. Das Angebot der Verkehrs-betriebe werde entsprechend der Nachfrage erhöht. Neue Tram- und Buslinien, grössere Fahrzeuge und eine höhere Frequenz lauten die Ziele, mit denen das deutliche Mobilitäts-wachstum bewältigt werden soll. Doch ist ein Ausbau der Trams und Busse nicht in Stein ge-meisselt wie Uhl betont: «Viele Vorhaben sind davon abhängig, ob der Stimmbürger den Vor-lagen zustimmt und ob die öffentliche Hand den nötigen Subventionsbedarf für die höheren Betriebskosten aufbringen kann». So könne es kommen, dass «die Belegungen in den Fahr-zeugen höher werden und tendenziell weniger freie Sitzplätze angetroffen werden». Nicht nur die vielen neuen Bewohner und das wachsende Bedürfnis nach Mobilität, auch die Umsetzung der Stadtinitiative wird eine stärkere Verlage-rung von den PKW zum ÖV bringen.

Gesucht: Günstige Wohnung

Ob all die vielen Menschen nach Zürich kom-men und mit dem Züri-Tram unterwegs sind, hängt stark davon ab, wie sich der hiesige Woh-nungsmarkt entwickeln wird. Nicht nur an der seit kurzem autofreien Weststrasse schiessen die Mieten in die Höhe. Bis auf wenige Aus-nahmen, steigen sie in der ganzen Stadt. Nur

Das Zürich der Zukunft

Lebensqualität dank Infrastruktur: Der HB Zürich mit über 300‘000 Pendlern pro Tag ist der grösste Bahnhof der Schweiz

{Text} * Simon A. Jacoby

Page 11: 2050 - Juliausgabe dieperspektive

20. Ausgabe, Juli / August 2012

TITELGESCHICHTE

Genossenschaften, Stiftungen und die Stadt selber stellen günstigen Wohnraum zur Verfü-gung. Das führt dazu, dass bei einer Wohnungs-besichtigung nicht selten eine Warteschlange in der Länge von bis zu 50 Metern entsteht. Dies kann so nicht weitergehen sagte das Zür-cher Stimmvolk im November 2011 und sagte ja zum «wohnpolitischen Grundsatzartikel». Dieser besagt, dass bis spätestens im Jahr 2050 mindestens 33% der Wohnungen im Besitz der Gemeinnützigkeit sind. Bis heute werden nur 25% der Wohnungen kostendeckend vermietet. Die Mietzinsen der anderen schiessen weiter unkontrolliert nach oben. Ob das Ziel erreicht werden kann ist nicht sicher. Um es in die Tat umzusetzen, müssen entweder die Stadt oder die Genossenschaften und Stiftungen sehr viele Liegenschaften kaufen. Jacqueline Badran, SP-Nationalrätin aus Zürich und wohnpolitische Expertin, ist zuversichtlich, dass dies umge-setzt werden kann, denn «Immobilien refinan-zieren sich selber, da den Kaufpreisen (Kapital-kosten) Einnahmen (Mieterträge) gegenüber-stehen. Das sind ja keine a fond perdu Beiträge wie beim Strassenbau wo keine monetäre Er-träge gegenüberstehen». Mit dem vorhandenen

Eigenkapital, günstigen Hypotheken und den Mieteinnahmen ist die Finanzierung gewährlei-stet. Um die letzten Lücken zu schliessen sam-melt Badran im Moment Unterschriften für eine Initiative, die verhindern will, dass Häuser an den Meistbietenden verkauft werden und die ein Vorverkaufsrecht für die Gemeinden erwir-ken soll. Mit einem Fonds soll zudem das Bau-en von gemeinnützigem Wohnungsbau geför-dert werden.

Radikales Umdenken

Wie Zürich im Jahr 2050 aussehen wird, steht noch in den Sternen. Die meisten der offiziel-len Prognosen reichen nur bis in die Mitte der kommenden 20er Jahre. Aufgrund der Annah-men, die heute getroffen werden können, fallen die Spekulationen nicht gerade rosig aus. Die 2000-Watt-Gesellschaft wird nicht erreichbar sein, wenn im gleichen Tempo weitergemacht wird. Die Stadt Zürich, aber auch alle darin wohnhaften Personen müssen radikal umden-ken, was zu einem kurzen Anstieg der Kosten für Energie und Geräte führen wird. Investitio-nen zahlen sich innert weniger Jahre aus. Die

halbe Million Menschen, die 2050 zu einem Drittel in günstigen Wohnungen in Zürich le-ben wird, trifft nur dann die heutige hohe Le-bensqualität an, wenn die Stadt ihre ehrgeizigen Ziele umsetzen kann. •

* Simon A. Jacoby, 23, Co-Chefredaktor von dieperspekti-

ve, Student der Politologie und Publizistik- & Kommunika-

tionswissenschaft und aktiver Politiker, aus Zürich

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20. Ausgabe, Juli / August 2012

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KUNST- UND KULTURKOLUMNE

{Illustration} * Samuel Kaufmann

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{Text} * Dr. oec. HSG Olivia Bosshard

Das Sammeln gehört zu den grundlegendsten Kulturtechniken des Menschen. Die meistbe-achtete und medial omnipräsente Untergattung der Spezies Sammler ist - und das nicht nur zur Zeiten der ART – der Kunst-Sammler. Samm-ler sammeln aber auch Münzen, Briefmarken, Zinnsoldaten, Antiquitäten, Bücher, CDs, Au-togramme und Ansichtskarten. Mal ganz ab-gesehen von Bonuspunkten oder Flugmeilen sind auch Mineralien, Steine und Miniaturmo-delle weit verbreitet. Damen bevorzugen ge-legentlich das Sammeln von Geschirr, Kristall, Figuren, Stofftieren, Puppen, Schuhen, Hand-taschen, etc. Und kaum fängt irgendeine Fuss-ball-EM oder WM an findet man durchaus auch männliche Wesen jenseits des Kindesal-ters damit beschäftigt, Panini-Bildchen mit den Köpfen der Kicker zu sammeln…

Wie gesagt, das Sammeln ist eine der grundlegendsten Kulturtechniken des Men-schen und liegt als ehemals lebenswichtige Fä-higkeit in unserer Natur. Das einst so essenti-elle Sammeln von Nahrungsmitteln, Feuerholz und Wasservorräten ist in unseren Breitengra-den zwar nicht mehr nötig. Aber schon die vage Andeutung jeglicher Knappheit löst den angeborenen Trieb zum Horten wieder aus und führt zu sofortigen Hamsterkäufen von Mine-

ralwasserflaschen, Konserven, Benzin, Heizöl, EPAs, etc..

Nein, der Mensch in modernen Indu-strieländern sammelt grundsätzlich nicht mehr fürs Überleben, sondern überwiegend zum persönlichen Vergnügen. Und dieses Vergnü-gen kann im Besitz vollkommen zweckbefrei-ter Dinge liegen, wie Kronkorken, Bierfilze, Café-Rahm-Deckel, dem Inhalt von Kinder-Überraschungseiern oder leeren Telefonkarten. Die Psychologie vermutet neben der oben er-wähnten Befriedigung des ursprünglichen Sam-meltriebes im Sammeln auch den Ausdruck ei-nes gewissen Dominanzstrebens. Im (mehr) Haben- und vor allem „Besitzen-Wollen“ von Sammlerstücken, drücke sich eine Art von Machtdemonstration aus sowie der Wunsch des „Beherrschen-Wollens“. Gelegentlich kompen-siere das (An-)Sammeln auch unterbewusste

Ängste. Sammeln wird dann eben zum Horten - aus Furcht vor Mangel. Das kann bis hin zu krankhaften Formen des Sammelns reichen, der sog. Sammelwut, die Suchtform des Sammelns. Der Sammler wird geradezu beherrscht von der Jagd nach den Objekten seiner (Sammel-)Be-gierde. Je nach Einkommensverhältnissen sollte sich diese Sucht dann besser nicht auf Altmei-ster-Gemälde, Impressionisten oder auch Zeit-genössisches im Angebot der Art Basel richten. Ohnehin hat diese Sammel-Art auch nicht mehr viel mit der „Kulturtechnik“ zu tun (es gibt dann auch keine VIP-Previews) sondern ge-hört mehr in das weite Feld der Zwangsneuro-sen und endet nicht selten im Messie-Syndrom, wo einfach absolut alles (an-)gesammelt und angehäuft wird, von Restaurantservietten, über leere Papiertüten (besonders beliebt in WG’s), Verpackungen und alles andere nicht „Entsorg-te“. Bisweilen sind die Übergänge zwischen den verschiedenen Formen des Sammelns aber auch fliessend und die Grenzen sind für Aus-senstehende oft kaum nachzuvollziehen.

* Dr. oec. HSG Olivia Bosshard ist Leiterin der Zürcher Ver-

anstaltungsplattform KION, sie schreibt monatlich zu den

Themen Kunst & Kultur

Antworte Olivia Bosshard auf [email protected]

Über das Sammeln, Sammler und (An-)Sammlungen

Nach der Energiewende: Ferdinand M. in seiner neuen Einzimmerwohnung.

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DIE WELT IM JAHRE 2050

2050...{Text} * Miriam Meyer{Illustration} Sibylle Lauper

... könnte der Titel eines neuen George Orwell Buches sein. Eine Anti-Utopie. Ich könnte eine weitere schreiben, rund 60 Jahren später als er. Ich sehe keine Idealwelt, keine Traumwelt in der Zukunft, nicht einmal um sie wenigstens literarisch zu fassen. 2050 sind wir Gestörten noch nä-her daran, uns selber zerstört zu haben. Ja, ein utopischer Essay würde vielleicht abgedruckt in der Perspektive. Viel Kritik beinhaltend, den Le-sern und Leserinnen die Augen öffnend, wirtschafts- und weltordnungs-pessimistisch. Ich würde meine Leser/-innen in ein Nicht-Land führen. Ihnen zeigen, dass nur noch weniges funktioniert. Das vorangestell-te „Nicht“ könnte man dann in einigen Jahren streichen, das skizzierte Nicht-Land würde zum steinigen Gelände des Lebens. Womöglich wür-de mein Essay trotz allem einen Funken Hoffnung beinhalten – espoir - dass ja jetzt noch nicht alles verloren ist, dass wir diejenigen sind, welche den entgleisenden Zug wieder auf eine Schiene stellen können, um ihn

weiterfahren zu lassen...2050 Kirschbaumblütenblätter fliegen durch die Luft im aufkommenden gewitterlichen Sommerabendwind. Jetzt scheint wieder die Sonne, das saftige Grasgrün leuchtet, nur noch das Rattern des Zuges ist zu hören. Die Blütenblätter verteilen sich wirbelnd auf 80 Quadratmetern im Hof. An einem Tisch dieser Grösse könnten 36 Menschen Platz nehmen. Oder mehr. Essen, diskutieren, trinken, jassen, basteln. Darauf Fussball spielen. Tischfussball in Übergrösse, in Menschengrösse. Ohne Kicker-Figuren, die gedreht und verschoben werden. Rouli Bouli unmöglich. Selber eine Kicker-Figur sein. Wer lenkt mich? Das Spiel dauert 90 Minuten, 70 Tore werden erzielt, Resultat 20:50. Welche Seite gewinnt?

* Miriam Meyer, Studentin an der Universität Zürich.

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20. Ausgabe, Juli / August 2012

Damaged Care{Text} * Apachenkönig Huntin’Beer

STADTKOLUMNE

Na, wie wär’s? Hast du auch Ideen, wie wir ein bisschen Vielfalt oder auch Sorgfalt an die Urnen und in die Köpfe katapultieren können? Hier ein paar Schnapsideen, die zu später Stunde entstanden sind.

Europäischer Fäkalpakt -> Politiker aller Couleur erhalten ein Abo von Hakle und eine Golden Retriever Welpen zum schmusen. Man soll ja sau-ber bleiben im Amt.6 Wochen andere Arbeit für Alle -> Jeder, aber auch wirklich jeder, muss mal in die Rolle eines anderen schlüpfen.Legodiplom Initiative „ Schluss mit uferlosem Bau von hässlichen Bau-ten“ -> Kreative und unkreative Mitbürger dürfen Ideen zur Stadtver-schönerung einreichen, aber nur solange diese mit den lustigen, bunten Steinchen geschieht.Mission: Impossible I, II, und III -> Friede, Freude, Eierkuchen für alle… Und ja, auch für Tom Cruise…Klanwirtschaft -> Vetterliwirtschaft für Genossinnen und Genossen. Da-mit nicht nur der Geldadel ein dickes Bankkonto hat.Kontra Klimaerkältung -> Damit das Wetter und auch wir keinen Schnup-fen mehr bekommen und so die Krankenkassenprämien schrumpfen.Fussballstadion Zürich -> Ich bin mir nicht sicher, aber da war glaub mal was…Little Venice Initiative -> Wir basteln ein paar schöne, herzige Kanä-

le durch Zürich, zwacken bisschen Wasser aus der Limmat, der Sihl und dem See ab und lösen das Verkehrsproblem auf unkonventionelle, aber stilsichere Weise.ZÜRI UNITED -> Nei, nei ;)… *SCHERZ* …5er und’s Weggli Initiative -> Jeder bekommt jeden Tag einen 5er und ein Weggli geschenkt. Gesponsert von den Börsianern.Rudi can’t fail Initiative -> Jeder 5te Junge heisst in Zukunft Rudi. Für eine gesicherte Zukunft.Glacée Glacier Bau-Initiative-> Gletscher schmelzen? Kein Problem! Wir basteln neue!Pro Patria Initiative -> Parlamentarier die oft zu viele Sitzungen und Ab-stimmungen Schwänzen, bzw. ihre „Ufzgi“ nicht machen, bekommen „Strafzgi“. Gemeinnützige Arbeit an der Basis, wäre sicher eine wertvolle Übung.So…Genug verzapft…

In Liebe und AhoiPivo Apachenkönig Huntin‘Beer

* Apachenkönig Huntin’Beer ist aus Zürich, deshalb schreibt oder inszeniert er auch die

Stadtkolumne.

Antworte dem König auf [email protected]

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Das

HuHnEssen ist für uns Kulturgut,

ist Befriedigung, Frustration, Liebe, Mangel, Alltag. Wir finden viele Worte. Drum schreiben wir darüber. – Ein Heft über das Essen und alles was dazu gehört. Der Happ–en will dorthin wo das Fett spritzt: Neben den H e r d , i n e u r e Kü c h e n .

♦ www.happ–en.ch

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Page 15: 2050 - Juliausgabe dieperspektive

20. Ausgabe, Juli / August 2012

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INITIATIVE

Wir sind Hauptstadt

In der Schweiz leben knapp acht Millionen Menschen. Davon in der grössten Stadt knapp 400‘000. Zum Vergleich: Die heutige Bun-desstadt Bern beherbergt gerade einmal gut 130‘000 Einwohner.

Wirtschaftlich spielt die Musik in Zü-rich. Jeder neunte Arbeitsplatz in der Schweiz befindet sich in der Stadt Zürich und 76 der 275 Bankinstitute der Schweiz haben ihren Haupt-sitz in der bevölkerungsreichsten Stadt der Schweiz. Die Bilanzsumme dieser Banken ent-spricht einem Anteil von 68,3 Prozent am Ge-samtwert der in der Schweiz verwalteten Gel-dern. Für 2,6 Millionen Hotelübernachtun-gen im Jahr stehen 111 Hotelbetriebe mit über 11‘900 Gastbetten zur Verfügung. (Quelle: Sta-tistik Stadt Zürich)

Auch kulturell nimmt Zürich den eid-genössischen Spitzenplatz ein. In der „Kreativ-wirtschaft“ befindet sich sogar jede fünfte Ar-beitsstätte in Zürich. Diese erwirtschaften 9,2 Milliarden Franken, das sind 15 Prozent des gesamtschweizerischen Umsatzes. Das Zür-cher Schauspielhaus, das Opernhaus, das Da-

da-Haus und viele weitere mehr machen Zürich unschlagbar. Nicht nur die Kultur und Wirt-schaft, nein, auch die Infrastruktur ist in Zü-rich top. Der grösste Flughafen der Schweiz transportiert täglich mehr als 63‘000 Passagiere – das sind 23 Millionen Fluggäste pro Jahr. Wie heisst der Berner Flugplatz nochmals? Belp? Neben Zürich-Kloten ist der Hauptbahnhof Zürich eine der Schlüsselstellen im Schweizeri-schen Verkehr: Über 300‘000 Menschen steigen hier täglich ein, aus oder um.

Die grossen und einflussreichen Medi-en sind in Zürich angesiedelt. Neben dem NZZ Verlag und der Tamedia, deren Wirken auf die ganze Schweiz ausstrahlt, sind auch das SF und viele weitere kleinere Medienhäuser in Zürich tätig. Zürich ist ein bedeutender Wissens- und Forschungsplatz. Die Grundlagen dafür schaf-fen die öffentliche Volksschule und die beiden international renommierten Hochschulen. Die Schweiz gehört zu den Ländern mit dem höch-sten Forschungsanteil am BIP und den meisten Patenten pro Einwohner. In Zürich wird diese Spitzenstellung von der Universität Zürich und

mehreren Fachhochschulen und Forschungsin-stituten tatkräftig unterstützt. Die Eidgenössi-sche Technische Hochschule (ETH), das Flagg-schiff der Schweizer Hochschulen, gehört zu den Top Five unter Europas Universitäten. In 16 Departementen studieren rund 16‘000 Stu-dentinnen und Studenten. An der Universität Zürich, der grössten Universität der Schweiz, sind fast 26‘000 Studierende immatrikuliert. Mit verschiedenen Fachhochschulen tragen weitere hochklassige Bildungseinrichtungen mit angewandter Forschung und Entwicklung zur Bedeutung des Wissens- und Forschungs-platzes Zürich bei. (Quelle: Statistik Stadt Zürich)

Bei Annahme der Initiative braucht Zü-rich das Bundeshaus. Wie wir seit dem Fall in Oerlikon wissen, können auch grosse Gebäu-de problemlos verschoben werden. Geeigne-te Plätze stehen zur Verfügung. Die Initianten schlagen die Josefwiese, den Sechseläutenplatz oder den Bürkliplatz vor. Alle drei Standorte überzeugen durch ihre Nähe zu einem der Zür-cher Bahnhöfe.

{Initiative} dieperspektive

So mache ich eine Initative

Eine kantonale Initiative zu lancieren könnte einfacher kaum sein. Wir zeigen in fünf Schritten wie es geht.

1. Als Erstes braucht man den vor-gefertigten Unterschriftenbogen für kan-tonale Volksinitiativen im Kanton Zürich. Den kriegt man auf der Homepage des Ge-meindeamtes > Gemeinderecht > Politische Rechte und Pflichten. Hat man den Bogen heruntergeladen, ist die halbe Arbeit schon getan.

2. Nun kommt das Wichtigste. Die Idee. Zürich ist noch immer nicht die

Hauptstadt der Schweiz? Ok, lancieren wir eine Initiative! Im Kanton Zürich kann mit einer Volksinitiative (10 000 Unterschriften) das Begehren gestellt werden

a. die Kantonsverfassung zu ändern,b. ein Gesetz oder Beschluss des Kan-tonsrates zu ändern oder aufzuheben,c. oder eine Standesinitiative einzurei-chen.

3. Ist die Idee gut? Und ist sie nicht „offensichtlich undurchführbar“ oder ver-stösst gegen übergeordnetes Recht? Wer kein Jurist ist, keine Angst, bei der Vorprü-fung durch die Direktion der Justiz werden Fehler sehr zackig gemeldet. Dann fülle dein Begehren in den Unterschriftenbogen als ausgearbeiteten Entwurf (Bsp.: „Para-graf 119 der Kantonsverfassung wird gestri-chen“) oder als allgemeine Anregung (Bsp.: „Zürich soll bitte Hauptstadt werden“) ein.

4. Fast ist es geschafft. Auf dem ebenfalls vorbereiteten Formular für das Initiativkomitee trägst du deine Partner (5-20 Personen) ein und lässt sie unterschrei-ben. Dieses Formular und der Unterschrif-tenbogen werden nun an die Direktion der Justiz des Innern zur Vorprüfung geschickt. Fertig ist das Volksbegehren.

5. Schwierig wird es nach der Lan-cierung. Es müssen Unterschriften gesam-melt werden.

Mehr Informationen gibt es im Gesetz über die politischen Rechte des Kantons Zürich, der Kantonsverfassung und den unzähligen anderen Gesetzen. Gegen einen Pauschalbe-trag (für Gutmenschen ist es vielleicht gra-tis), der noch zu definieren wäre, lancieren wir dir deine ganz persönliche Initiative.

Page 16: 2050 - Juliausgabe dieperspektive

Kantonale Volksinitiative zur Einreichung einer Standesinitiative

« H a u p t s t a d t Z ü r i c h »im Amtsblatt des Kantons Zürich veröffentlicht am 29.06.2012

Die unterzeichnenden, im Kanton Zürich wohnhaften Stimmberechtigten stellen gestützt auf Art. 23 ff. der Kantonsverfassung vom 27. Februar 2005 sowie das Gesetz über die politischen Rechte (GPR) und die zugehörige Verordnung (VPR) in der Form der allgemeinen Anregung folgendes Begehren:

Der Kanton Zürich reicht mit dem Ziel, dass Zürich die Bundesstadt wird (Artikel 58 des Regierungs- und Verwaltungsorganisations-gesetz), eine Standesinitiative nach Art. 160 Abs. 1 der Bundesverfassung ein.

BegründungDie Stadt Zürich ist seit Jahren das Zentrum der Schweiz. Nicht nur wirtschaftlich, auch kulturell und medial. Zürich hat zudem die beste Infrastruktur, den grössten Flughafen und den Bahnhof mit den meisten Passagieren und Zugverbindungen. Die mit Abstand bevölke-rungsreichste Stadt der Schweiz hat es verdient, auch das politische Zentrum der Eidgenossenschaft zu sein. Der Kanton Zürich soll daher Bestrebungen in diese Richtung unternehmen.

Diese Unterschriftenliste darf nur von Stimmberechtigten mit politischem Wohnsitz in der nachstehenden Gemeinde unterzeichnet werden und ist handschriftlich auszufüllen.

Wer das Ergebnis einer Unterschriftensammlung fälscht oder wer bei einer Unterschriftensammlung besticht oder sich beste-chen lässt, macht sich strafbar nach Art. 281 bzw. 282 des Schweizerischen Strafgesetzbuches.

Initiativkomitee:Simon Jacoby, Haldenstrasse 5f, 8134 Adliswil ZH; Conradin Zellweger, Frohalpstrasse 81, 8038 Zürich ZH; Konstantin Furrer, Triemlistrasse 135, 8047 Zürich ZH; Manuel Perriard, Erismannhof 12, 8004 Zürich; Jonas Ritscher, Forchstrasse 108, 8125 Zollikerberg ZH. Das Initiativkomitee kann diese Volksinitiative mit einer von der Mehrheit seiner Mitglieder unterzeichneten schriftlichen Erklärung bis zur Anordnung der Volksabstim-mung vorbehaltlos zurückziehen.

Vollständig oder teilweise ausgefüllte Bogen bis Weihnachten 2012 retournieren an:Verein dieperspektive , Hauptstadt Zürich, Zentralstrasse 167, 8003 Zürich.

Die/der zuständige Stimmregisterführerin/Stimmregisterführer bescheinigt hiermit, dass obenstehende .... (Anzahl) Unterzeichnerinnen und Unterzeichner im Kanton Zürich stimmberechtigt sind und ihre politischen Rechte in der erwähnten Gemeinde ausüben.

Name, Vorname(Blockschrift)

Postleitzahl

1.

2.

3.

4.

5.

Politische Gemeinde

Geburtsdatum Adresse(Strasse/Hausnummer)

Unterschrift(eigenhändig)

Kontrolle(leer lassen)

(Ort und Datum)

Spendenkonto: PC 87-85011-6

(Unterschrift und Amtsstempel)