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D amals, 1975, war sie die rich- tige Antwort auf Herausfor- derungen wie den Zusammen- bruch des Wechselkurssystems und die Ölkrise: die Etablierung eines informellen Zusammenschlusses der bedeutendsten Industrienatio- nen des Westens. Ohne formelle Zwänge sollten sich die Staats- und Regierungschefs der Mitgliedslän- der regelmäßig treffen, um im kleinen Kreis in entspannter At- mosphäre über Finanz- und Wirt- schaftsfragen zu beraten. Bald beherrschten auch andere The- men die Treffen. Stets waren die Teilnehmer von dem Bestreben geleitet, Konsens zu finden und dann geschlossen zu handeln. Doch das ist Geschichte. Bei ihrer Gründung lenkten noch Staats- männer wie Helmut Schmidt und Valéry Giscard d’Estaing die Ge- schicke der G7-Staaten. An ihre Stelle sind längst Karikaturen ge- treten, denen es mehr um die Pflege ihrer Eitelkeit und nationa- ler Egoismen als um eine gemein- same Gestaltung der Zukunft geht. Haben sie beim letzten Mal wenigstens noch mit Hängen und Würgen eine gemeinsame Ab- schlusserklärung zustande ge- bracht, waren sie jetzt nicht einmal mehr dazu willens. Die Gip- fel sind keine Treffen von Gleich- gesinnten mehr, sondern Pflicht- veranstaltungen von Leuten, die sich eigentlich nichts mehr zu sagen haben. Schon immer mussten sich die G7-Staaten vorhalten lassen, ein exklusiver Klüngel zu sein, welcher die Realität der Staatenwelt nicht abbilde. Mittlerweile repräsentie- ren sie nicht einmal mehr die größten Volkswirtschaften, denn mehrere Schwellenländer haben den schwächeren G7-Ländern längst den Rang abgelaufen. Die G7-Staaten haben ihren Führungsanspruch über die Welt verwirkt. Sie sollten einem Forum weichen, das die tatsächlichen Ver- hältnisse in der Welt abbildet. JAN HEITMANN: Ohne Anspruch Gespaltener Immobilien- markt in Brandenburg Günstig ist das Wohnen auf dem Land, teuer in der Stadt Preußen / Berlin 5 DIESE WOCHE Konsequenz oder Verstoß? USA testen nach Ablauf des INF-Vertrages neue Mittelstreckenrakete Aktuell 2 Karten werden neu gemischt Umbruch bei Parteien führt zu neuen Bündnissen Hintergrund 4 Kaschmir-Konflikt droht zu eskalieren Toten auf beiden Seiten Ausland 6 Barockes Disneyland Dresdens Jahrhunderthoch- zeit vor 300 Jahren Kultur Staatsversagen bei Justiz Überlastete Gerichte kapitulieren vor der Vielzahl an Strafverfahren Deutschland 3 9 Einzelverkaufspreis: 2,90 Euro Nr. 35 – 30. August 2019 U NABHÄNGIGE W OCHENZEITUNG FÜR D EUTSCHLAND ZKZ 05524 - PVST. Gebühr bezahlt »Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen« Der Zweite Weltkrieg Geschichte 10 Wer übertrumpft wen? Donald Trump und Emmanuel Macron in Biarritz Bild: Imago images/Michael Trammer Das Ostpreußenblatt V iele „Flüchtlinge“, die illegal nach Westeuropa gelangten und dennoch als Schutzsu- chende anerkannt wurden, machen – wiederum illegal – nach ihrer Anerkennung häufig Urlaub in den Ländern, in denen sie angeblich verfolgt werden. Diese Praxis, die das Asylrecht regelrecht verhöhnt, wird dadurch erleichtert, dass heutzutage fast neun Zehntel der „Schutzsuchenden“ bei ihrer Ein- reise zwar fast immer moderne oder modernste Mobiltelefone dabei haben, aber angeben, ihre Pa- piere verloren zu haben. Diesen werden von den hiesigen Behörden dann schnell Ersatzpapiere ausge- stellt, und zwar nach den Angaben, die von den „Flüchtlingen“ münd- lich gemacht werden. Niemand kann die Richtigkeit dieser persön- lichen Daten überprüfen. Dem Be- trug ist so Tür und Tor geöffnet. Die „Bild“-Zeitung hat mit Hilfe eines Undercover-Journalisten, der selbst aus Syrien stammt, die Prak- tiken in diesem Bereich und damit ein umfangreiches Betrugssystem aufgedeckt. Eine ganze Tourismus- Branche soll sich hierzulande be- reits auf diese neue Kundschaft von 720000 nach Deutschland geflüch- teten Syrern und 500000 Asylsu- chern aus dem Irak, die viel Urlaub haben, da kaum in offizieller Be- schäftigung, eingestellt haben. Anerkannte Asylsucher erhalten, wenn sie ihren eigenen Pass verlo- ren haben beziehungsweise dieses vorgeben, deutsche Aufenthaltspa- piere, mit denen sie in alle Länder reisen dürfen, nur nicht in ihr Hei- matland, von dem sie angeblich verfolgt wurden. Dies wissen die Spezialreisebüros, die oft von Sy- rern oder Irakern betrieben wer- den. Deshalb vermitteln sie bei - spielweise an Syrer Reisen in die Nachbarländer Syriens, von wo die Asylsucher per Bus oder Taxi wei- ter befördert werden nach Syrien, ohne Stempel im Pass natürlich. Sollte dennoch ein Stempel im Pass sein, reisen sie über die Nach- barländer Deutschlands wieder zu- rück und erklären an der deutschen Grenze, ihren Pass zum Beispiel in Frankreich verloren zu haben. So bleiben das wahre Ziel der Reise verdeckt und die Reise legal. Es liegt auf der Hand, dass viele der „Geflüchteten“, die in ihrer Heimat urlauben, niemals politisch Verfolgte waren. Viele dieser Hei- maturlauber sind Anhänger der sy- rischen Assad-Regierung, also der Regierung, vor der sie angeblich ge- flohen sind. In sozialen Medien be- richten etliche Syrer von ihren Heimatreisen. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) weiß seit Langem von diesen Hei- maturlauben. Dennoch werden kein Zahlen veröffentlicht. Die offi- zielle Vorschrift lautet: Wird eine solche Heimatreise bekannt, droht – allerdings fast immer nur theore- tisch – ein Widerruf des Asylstatus. Das hat auch Innenminister Horst Seehofer in einem Interview der „Bild am Sonntag“ betont. „Ab- erkennungs-Verfahren“ erfordern einen extrem großen Zeit- und Ar- beitsaufwand, um sie gerichtsfest zu machen. Gegen eine Aberken- nung ihres Asylstatus können „Hei- maturlauber“ immer noch vor Gericht klagen. Endlose Gerichts- verfahren, vom Staat bezahlt durch „Prozesskostenhilfe“, sind die Folge. Sollte das Bamf tatsächlich bei den Verwaltungsgerichten ob- siegen, ist eine Abschiebung trotz- dem immer noch sehr unwahr- scheinlich, der Abzuschiebende hat ja zumeist keine Papiere oder könnte ein ärztliches Abschiebe- verhinderungsattest vorlegen. Dann bleibt der „Schutzsuchende“, der als Betrüger entlarvt wurde, im Lande, und zwar mit allen Sozial- leistungen, die nicht aberkannt werden können. Heimaturlaube machen jedoch nicht nur Syrer und Iraker, zwei Länder aus denen fast alle Schutz- suchenden ein Bleiberecht erhiel- ten. Auch „Geflüchtete“ bei s piels - weise aus Eritrea verbringen eben- falls häufig ihren Urlaub „zu Hause“, wo es so schön ist. Der neue Friedensvertrag mit dem Nachbarland Äthiopien hat auch die Grenze wieder geöffnet, wo ganze Busladungen von Deutsch- landrückkehrern im Urlaub die Grenze in beiden Richtungen pas- sieren. Bodo Bost »Geflüchtete« machen in ihren »Verfolgerstaaten« Urlaub Die Politik weiß um den systematischen Missbrauch des Asylrechts in Deutschland, aber sie tut nichts Wirkungsvolles dagegen Debatten hinter G7-Kulissen Gemeinsamer Nenner schwer zu finden – Uneinigkeit beim Thema Russland Nach außen gaben sich die G7-Teil- nehmer geschlossen, doch hinter den Kulissen des Gipfels, der am vergangenen Wochenende in Biar- ritz stattfand, hat es ordentlich ge- knirscht. Zwischen Gastgeber Emmanuel Macron und Donald Trump hatte es im Vorfeld Streit wegen der Digital- steuer gegeben. Trump kündigte an, französischen Wein mit Zöllen zu belegen. Macrons Vorstoß, auf den Iran zuzugehen und begrenzte Öl- lieferungen gegen Zusagen beim iranischen Atomprogramm anzu- bieten, lehnte Trump zunächst ab, stimmte aber dem Besuch des G7- Gipfels von Außenminister Mo- hammed Dschawad Sarif zu. Zum Abschluss hieß es, man wolle sich für einen offenen und fairen Welthandel einsetzen, die Welthandelsorganisation WTO än- dern und sich bis zum nächsten Gipfel 2020 um eine internationale Besteuerung im Rahmen der OECD bemühen. Beim Thema Iran habe es eine Annäherung gegeben, für Bra- silien wurde eine Soforthilfe zur Be- kämpfung der Waldbrände im Amazonasgebiet in Höhe von 20 Millionen US-Dollar beschlos- sen. Im Zentrum der Aufmerksam- keit stand US- Präsident Donald Trump. Er über- raschte mit ungewohnt zuge- wandtem und gut gelauntem Ver- halten. Bei all der demonstrierten Zugänglichkeit sollte den Teilneh- mern des G7-Gipfels klar sein, dass Trump stets seine eigenen Ziele ver- folgt. Ihn interessieren Themen wie die Unruhen in Hongkong, Druck- ausübung auf Venezuelas Präsiden- ten Nicolas Maduro, die Abkehr der EU von russischem Gas sowie die Ausgabenerhöhung der europäi- schen Mitglieder für die NATO. Macron lobte seine eigenen Be- mühungen um Verhandlungen mit dem Iran. Tatsächlich sieht es so aus, dass ein Treffen Trumps mit dem iranischen Präsidenten Hassan Rohani zustande kommen könnte. Beim Thema Rückkehr Russ- lands zur G8 blei- ben die Fronten verhärtet. Laut „Guardian“ soll es beim Abendessen während des G7- Gipfels zu heftigen Diskussionen gekommen sein, als Trump den Vor- schlag unterbreitete, Russland zu- rückzuholen, da es von vielen Themen des Gipfels betroffen sei. Neben den üblichen Russland-Geg- nern verwarf auch Kanada Trumps Vorstoß. Da Russland wegen des Ukrainekonflikts 2014 ausgeschlos- sen wurde, müsse Wladimir Putin erst für ein Ende des Ukrainekon- flikts sorgen und die „Annexion“ der Krim rückgängig machen, so die Forderung. Trump kümmert das wenig. Er will Putin für den G7-Gipfel 2020 einladen, wenn er selbst Gastgeber ist. Frankreich und Deutschland wollen sich gemeinsam mit Russ- land und der Ukraine um die Um- setzung des Minsker Abkommens bemühen. Inwieweit der Konflikt das Format G7 beeinflussen kann, ist unklar. Die „Nesawissimaja Ga- zeta“ zitierte Macron, der selbst der Auffassung sei, dass die Situation bei G7 kompliziert sei und große Anstrengungen nötig seien, damit das Format nicht auseinanderbre- che. In diesem Sinne ist auch die Aussage von EU-Ratspräsident Do- nald Tusk zu verstehen, es sei immer schwieriger, einen gemeinsa- men Nenner bei den Verhandlungen zu finden. M. Rosenthal-Kappi Trump verfolgt eigene Ziele Kriegsbeginn vor 80 Jahren S.10/11

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Damals, 1975, war sie die rich-tige Antwort auf Herausfor-

derungen wie den Zusammen-bruch des Wechselkurssystems unddie Ölkrise: die Etablierung einesinformellen Zusammenschlussesder bedeutendsten Industrienatio-nen des Westens. Ohne formelleZwänge sollten sich die Staats- undRegierungschefs der Mitgliedslän-der regelmäßig treffen, um imkleinen Kreis in entspannter At-mosphäre über Finanz- und Wirt-schaftsfragen zu beraten. Baldbeherrschten auch andere The-men die Treffen. Stets waren dieTeilnehmer von dem Bestrebengeleitet, Konsens zu finden unddann geschlossen zu handeln.Doch das ist Geschichte. Bei ihrer

Gründung lenkten noch Staats-männer wie Helmut Schmidt undValéry Giscard d’Estaing die Ge-schicke der G7-Staaten. An ihreStelle sind längst Karikaturen ge-treten, denen es mehr um diePflege ihrer Eitelkeit und nationa-ler Egoismen als um eine gemein-same Gestaltung der Zukunftgeht. Haben sie beim letzten Malwenigstens noch mit Hängen undWürgen eine gemeinsame Ab-schlusserklärung zustande ge-bracht, waren sie jetzt nichteinmal mehr dazu willens. Die Gip-fel sind keine Treffen von Gleich-gesinnten mehr, sondern Pflicht-veranstaltungen von Leuten, diesich eigentlich nichts mehr zusagen haben.Schon immer mussten sich die

G7-Staaten vorhalten lassen, einexklusiver Klüngel zu sein, welcherdie Realität der Staatenwelt nichtabbilde. Mittlerweile repräsentie-ren sie nicht einmal mehr diegrößten Volkswirtschaften, dennmehrere Schwellenländer habenden schwächeren G7-Ländernlängst den Rang abgelaufen.Die G7-Staaten haben ihren

Führungsanspruch über die Weltverwirkt. Sie sollten einem Forumweichen, das die tatsächlichen Ver-hältnisse in der Welt abbildet.

JAN HEITMANN:

Ohne Anspruch

Gespaltener Immobilien-markt in Brandenburg Günstig ist das Wohnen aufdem Land, teuer in der Stadt

Preußen /Berlin

5

DIESE WOCHE

Konsequenz oder Verstoß?USA testen nach Ablauf desINF-Vertrages neue Mittelstreckenrakete

Aktuell

2

Karten werden neu gemischtUmbruch bei Parteien führtzu neuen Bündnissen

Hintergrund

4

Kaschmir-Konflikt droht zu eskalierenToten auf beiden Seiten

Ausland

6

Barockes DisneylandDresdens Jahrhunderthoch-zeit vor 300 Jahren

Kultur

Staatsversagen bei JustizÜberlastete Gerichte kapitulieren vor der Vielzahl an Strafverfahren

Deutschland

3

9

Einzelverkaufspreis: 2,90 Euro

Nr. 35 – 30. August 2019 U N A B H Ä N G I G E W O C H E N Z E I T U N G F Ü R D E U T S C H L A N D ZKZ 05524 - PVST. Gebühr bezahlt

»Seit 5.45 Uhr wird jetztzurückgeschossen«Der Zweite Weltkrieg

Geschichte

10

Wer übertrumpft wen? Donald Trump und Emmanuel Macron in Biarritz Bild: Imago images/Michael Trammer

Das Ostpreußenblatt

Viele „Flüchtlinge“, die illegalnach Westeuropa gelangtenund dennoch als Schutzsu-

chende anerkannt wurden, machen– wiederum illegal – nach ihrerAnerkennung häufig Urlaub in denLändern, in denen sie angeblichverfolgt werden. Diese Praxis, diedas Asylrecht regelrecht verhöhnt,wird dadurch erleichtert, dassheutzutage fast neun Zehntel der„Schutzsuchenden“ bei ihrer Ein-reise zwar fast immer moderneoder modernste Mobiltelefonedabei haben, aber angeben, ihre Pa-piere verloren zu haben. Diesenwerden von den hiesigen Behördendann schnell Ersatzpapiere ausge-stellt, und zwar nach den Angaben,die von den „Flüchtlingen“ münd-

lich gemacht werden. Niemandkann die Richtigkeit dieser persön-lichen Daten überprüfen. Dem Be-trug ist so Tür und Tor geöffnet.

Die „Bild“-Zeitung hat mit Hilfeeines Undercover-Journalisten, derselbst aus Syrien stammt, die Prak-tiken in diesem Bereich und damitein umfangreiches Betrugssystemaufgedeckt. Eine ganze Tourismus-Branche soll sich hierzulande be-reits auf diese neue Kundschaft von720000 nach Deutschland geflüch-teten Syrern und 500000 Asylsu-chern aus dem Irak, die viel Urlaubhaben, da kaum in offizieller Be-schäftigung, eingestellt haben.Anerkannte Asylsucher erhalten,wenn sie ihren eigenen Pass verlo-ren haben beziehungsweise dieses

vorgeben, deutsche Aufenthaltspa-piere, mit denen sie in alle Länderreisen dürfen, nur nicht in ihr Hei-matland, von dem sie angeblichverfolgt wurden. Dies wissen dieSpezialreisebüros, die oft von Sy-rern oder Irakern betrieben wer-den. Deshalb vermitteln sie bei -spielweise an Syrer Reisen in dieNachbarländer Syriens, von wo dieAsylsucher per Bus oder Taxi wei-ter befördert werden nach Syrien,ohne Stempel im Pass natürlich.

Sollte dennoch ein Stempel imPass sein, reisen sie über die Nach-barländer Deutschlands wieder zu-rück und erklären an derdeutschen Grenze, ihren Pass zumBeispiel in Frankreich verloren zuhaben. So bleiben das wahre Ziel

der Reise verdeckt und die Reiselegal.

Es liegt auf der Hand, dass vieleder „Geflüchteten“, die in ihrerHeimat urlauben, niemals politischVerfolgte waren. Viele dieser Hei-maturlauber sind Anhänger der sy-rischen Assad-Regierung, also derRegierung, vor der sie angeblich ge-flohen sind. In sozialen Medien be-richten etliche Syrer von ihrenHeimatreisen. Das Bundesamt fürMigration und Flüchtlinge (Bamf)weiß seit Langem von diesen Hei-maturlauben. Dennoch werdenkein Zahlen veröffentlicht. Die offi-zielle Vorschrift lautet: Wird einesolche Heimatreise bekannt, droht– allerdings fast immer nur theore-tisch – ein Widerruf des Asylstatus.

Das hat auch InnenministerHorst Seehofer in einem Interviewder „Bild am Sonntag“ betont. „Ab-erkennungs-Verfahren“ erforderneinen extrem großen Zeit- und Ar-beitsaufwand, um sie gerichtsfestzu machen. Gegen eine Aberken-nung ihres Asylstatus können „Hei-maturlauber“ immer noch vorGericht klagen. Endlose Gerichts-verfahren, vom Staat bezahlt durch„Prozesskostenhilfe“, sind dieFolge. Sollte das Bamf tatsächlichbei den Verwaltungsgerichten ob-siegen, ist eine Abschiebung trotz-dem immer noch sehr unwahr-scheinlich, der Abzuschiebendehat ja zumeist keine Papiere oderkönnte ein ärztliches Abschiebe-verhinderungsattest vorlegen. Dann

bleibt der „Schutzsuchende“, derals Betrüger entlarvt wurde, imLande, und zwar mit allen Sozial-leistungen, die nicht aberkanntwerden können.

Heimaturlaube machen jedochnicht nur Syrer und Iraker, zweiLänder aus denen fast alle Schutz-suchenden ein Bleiberecht erhiel-ten. Auch „Geflüchtete“ bei spiels -weise aus Eritrea verbringen eben-falls häufig ihren Urlaub „zuHause“, wo es so schön ist. Derneue Friedensvertrag mit demNachbarland Äthiopien hat auchdie Grenze wieder geöffnet, woganze Busladungen von Deutsch-landrückkehrern im Urlaub dieGrenze in beiden Richtungen pas-sieren. Bodo Bost

»Geflüchtete« machen in ihren »Verfolgerstaaten« UrlaubDie Politik weiß um den systematischen Missbrauch des Asylrechts in Deutschland, aber sie tut nichts Wirkungsvolles dagegen

Debatten hinter G7-KulissenGemeinsamer Nenner schwer zu finden – Uneinigkeit beim Thema Russland

Nach außen gaben sich die G7-Teil-nehmer geschlossen, doch hinterden Kulissen des Gipfels, der amvergangenen Wochenende in Biar-ritz stattfand, hat es ordentlich ge-knirscht.

Zwischen Gastgeber EmmanuelMacron und Donald Trump hatte esim Vorfeld Streit wegen der Digital-steuer gegeben. Trump kündigte an,französischen Wein mit Zöllen zubelegen. Macrons Vorstoß, auf denIran zuzugehen und begrenzte Öl-lieferungen gegen Zusagen beimiranischen Atomprogramm anzu-bieten, lehnte Trump zunächst ab,stimmte aber dem Besuch des G7-Gipfels von Außenminister Mo-hammed Dschawad Sarif zu.

Zum Abschluss hieß es, manwolle sich für einen offenen undfairen Welthandel einsetzen, dieWelthandelsorganisation WTO än-dern und sich bis zum nächsten

Gipfel 2020 um eine internationaleBesteuerung im Rahmen der OECDbemühen. Beim Thema Iran habe eseine Annäherung gegeben, für Bra-silien wurde eine Soforthilfe zur Be-kämpfung der Waldbrände imAmazonasgebiet in Höhe von 20 Millionen US-Dollar beschlos-sen.

Im Zentrumder Aufmerksam-keit stand US-Präsident DonaldTrump. Er über-raschte mit ungewohnt zuge-wandtem und gut gelauntem Ver-halten. Bei all der demonstriertenZugänglichkeit sollte den Teilneh-mern des G7-Gipfels klar sein, dassTrump stets seine eigenen Ziele ver-folgt. Ihn interessieren Themen wiedie Unruhen in Hongkong, Druck-ausübung auf Venezuelas Präsiden-ten Nicolas Maduro, die Abkehr derEU von russischem Gas sowie die

Ausgabenerhöhung der europäi-schen Mitglieder für die NATO.

Macron lobte seine eigenen Be-mühungen um Verhandlungen mitdem Iran. Tatsächlich sieht es soaus, dass ein Treffen Trumps mitdem iranischen Präsidenten HassanRohani zustande kommen könnte.

Beim ThemaRückkehr Russ-lands zur G8 blei-ben die Frontenverhärtet. Laut„Guardian“ soll es

beim Abendessen während des G7-Gipfels zu heftigen Diskussionengekommen sein, als Trump den Vor-schlag unterbreitete, Russland zu-rückzuholen, da es von vielenThemen des Gipfels betroffen sei.Neben den üblichen Russland-Geg-nern verwarf auch Kanada TrumpsVorstoß. Da Russland wegen desUkrainekonflikts 2014 ausgeschlos-sen wurde, müsse Wladimir Putin

erst für ein Ende des Ukrainekon-flikts sorgen und die „Annexion“der Krim rückgängig machen, so dieForderung.

Trump kümmert das wenig. Erwill Putin für den G7-Gipfel 2020einladen, wenn er selbst Gastgeberist. Frankreich und Deutschlandwollen sich gemeinsam mit Russ-land und der Ukraine um die Um-setzung des Minsker Abkommensbemühen. Inwieweit der Konfliktdas Format G7 beeinflussen kann,ist unklar. Die „Nesawissimaja Ga-zeta“ zitierte Macron, der selbst derAuffassung sei, dass die Situationbei G7 kompliziert sei und großeAnstrengungen nötig seien, damitdas Format nicht auseinanderbre-che. In diesem Sinne ist auch dieAussage von EU-Ratspräsident Do-nald Tusk zu verstehen, es seiimmer schwieriger, einen gemeinsa-men Nenner bei den Verhandlungenzu finden. M. Rosenthal-Kappi

Trump verfolgt eigene Ziele

Kriegsbeginn

vor 80 Jahren S.10/11

Page 2: 3 4 Debatten hinter G7-Kulissenarchiv.preussische-allgemeine.de/2019/paz2019-35.pdf · Die Politik weiß um den systematischen Missbrauch des Asylrechts in Deutschland, aber sie tut

Mitte August, 16 Tage nach demAblauf des INF-Vertrages, in demRussland und die USA auf boden-gestützte Raketen mit einer Reich-weite zwischen 500 und 5500 ver-zichtet hatten, testeten die USA aufder Kalifornien vorgelagerten InselSan Nicolas einen neuen Marsch-flugkörper. Dieser traf nach Anga-ben des Pentagon nach 500 Kilo-metern präzise sein Ziel. Der Vor-gang sowie sein gesamter Kontextwerfen Fragen auf.

Die erste Frage ist, wie die US-Armee zu einer derartigen Waffegekommen ist. Anfang Februarkündigten die USA den Washing-toner Vertrag über nukleareMittelstreckensysteme (INF-Ver-trag), in der Zeit bis August war esunmöglich, eine Modernisierungund Produktion der alten Toma-hawk durchzuführen. Die US-Waf-fenschmieden haben im Allgemei-nen eher mit erheblichen Verzöge-rungen zu tun, wie das Beispielder Lockheed Martin F-35 „Light-ning II“ zeigt oder auch das derZerstörer der „Zumwalt“-Klasse.Es ist also ganz offensichtlich,

dass die USA schon lange vor demEnde der Gültigkeitsdauer des INF-Vertrags rechtswidrig an einer neu-en Mittelstreckenrakete gearbeitethaben. Nach außen hin wird das je-doch völlig anders dargestellt: Wa-shington hatte für das Ende desVertrages erst die Entwicklung desneuen Marschflugkörpers ange-kündigt, welcher zu dieser Zeitganz offenkundig schon einsatzbe-reit gewesen ist.Russlands Außenminister Sergej

Lawrow benennt das Augen-scheinliche: „Die Erprobungen derneuartigen US-Rakete waren langevor dem 2. August dieses Jahresgeplant gewesen, als der Vertragüber das Verbot von Kurz- undMittelstreckenwaffen erlosch.“Und mit Blick auf den Besuch desamerikanischen Präsidentenbera-ters John R. Bolton in Moskau imLaufe des Ok to ber des vergange-nen Jahres fügte er hinzu: „Mögli-cherweise hatten die USA bereitsdamals, wenn nicht früher, Rake-tentests vorbereitet, die jetztdurchgeführt wurden und gegenParameter des einstigen INF-Ver-trages verstoßen.“

Russlands VerteidigungsministerSergej Schojgu nennt ein weiteresIndiz für den Bruch des Vertragesdurch die USA. Er weist auf denUS-Haushalt hin: „Faktisch voracht Monaten, fast ein Jahr vor die-ser Entscheidung, (neue Raketenzu entwickeln d. R.) waren im US-Haushalt genehmigte und bereitge-stellte Mittel für die Entwicklungsolcher Raketen vorgesehen.“Doch mit bekannter Geläufigkeit

schieben die USA die Schuld amBruch und dem folgenden Endedes INF-Vertrages Russland zu.

Moskau, so der Vorwurf, habe alserstes mit dem Bau einer Mittel-streckenrakete begonnen und soden INF-Vertrag gebrochen und da-mit obsolet gemacht. Die USA hät-ten nur die Konsequenzen gezo-gen. Auch Deutschlands Außenmi-nister Heiko Maas gibt bei einemTreffen mit seinem russischen Kol-legen Lawrow artig Assistenz. Ge-fragt, ob er dabei bleibe, dass alleinRussland das Ende des INF-Vertra-ges herbeigeführt habe, sagte er:„Ja, ich bleibe bei meiner Behaup-tung. Es ist auch keine Behaup-

tung, sondern die Haltung derBundesregierung und der NATO.“Allerdings entwertet er selbst sei-nen Treueschwur durch die unsin-nige Behauptung, der Vertrag habedie Entwicklung der einschlägigenWaffen erlaubt. Was die Vorwürfe gegen Russ-

land angeht, man habe seinerseitseine Mittelstreckenrakete gebaut,so sind diese äußerst fadenschei-nig. Denn seit sie von Seiten derNATO erhoben wurden, hat Russ-land den USA angeboten, die infra-ge stehende Waffe zu kontrollieren.

Das Angebot wurde von Washing-ton regelmäßig ausgeschlagen. Essieht so aus, als wollte man verhin-dern, dass die Untersuchung einfür die US-Propaganda ungeeigne-tes Ergebnis erbringen könnte. Derrussische VerteidigungsministerSchojgu brachte es auf einen kur-zen Nenner: „Wir hätten die Raketegezeigt, an der man in den USAZweifel hatte. Die Amerikaner ka-men aber nicht.“Im Zuge dieser Entwicklung

bekommen die US-amerikani-schen Senkrechtstartanlagen für

Flugkörper des Typs Mk 41 Verti-cal Launching System eine neueBedeutung, welche die USA be-reits im Jahr 2016 in Polen undRumänien eingerichtet haben.Damals musste die Begründungherhalten, man müsse Europavor einem Angriff aus dem Iranschützen. Doch diese Batterien ver-schießen nicht nur Abwehrraketen,sondern können mit ein paarHandgriffen als Abschussbasis fürMittelstreckenraketen dienen. DerHersteller Lockheed Martin ver-kündet auf seiner Internet-Seite:

„Das System ist so ausgelegt, dassin jede Zelle unterschiedliche Ra-keten passen, eine Fähigkeit bei-spielsloser Flexibilität.“Die iranische Bedrohung ist

längst vergessen, die MK 41 sindnoch da und bedrohen unmittelbarRussland. Auch aus diesem Grundsagte Russlands Präsident Wladi-mir Putin, wo die USA Kurz- undMittelstreckenraketen installierten,würde Russland die geeignetenGegenmaßnahmen treffen.In den USA aber scheint man

vorerst andere Ziele zu haben.

Kaum war der INF-Vertrag ausge-laufen, kündigte der US-Verteidi-gungsminister Mark Esper an, dieneuen landgestützten Raketen vorallem in Asien aufzustellen. „Chinaist die Priorität Nummer eins fürunser Ministerium. Ich denke, dassChina langfristig angesichts seinerwirtschaftlichen Stärke, seines po-litischen Gewichts und seines Ehr-geizes eine größere Herausforde-rung darstellt als Russland.“ Trotzdem bringt Esper die Spra-

che auf einen neuen START-Ver-trag mit Russland, der wie der bis-

herige die strategischen Waffenbetreffen soll: „Wenn man von ei-nem neuen Vertrag zur Reduzie-rung strategischer Waffen spricht,sagen wir: Wenn es eine Verlänge-rung des START-Vertrages gebenwird, müssen wir sicherstellen,dass alle von Russland angestreb-ten neuen Waffen einbezogen wer-den.“ So etwas wäre für Moskaueine bedingungslose Kapitulation.Damit verhindert Esper eher ei-nen neuen Vertag, als dass er ihnherbeiführte. Das wird ihm auchselber klar sein. Florian Stumfall

2 Nr. 35 – 30. August 2019

Eine Kreditkarte pro Woche

Berlin – Eine Analyse des Bera-tungsunternehmens Dalberg undder University of Newcastle, Aus-tralien, für den WWF hat ergeben,dass jeder Menschen im globalenDurchschnitt wöchentlich bis zufünf Gramm Plastik aufnimmt.Das entspricht dem Gewicht einerKreditkarte. Mikroplastik gibt esin den Meeren, dem Trinkwasserund der Luft. Beim Mikroplastik,also Plastikteilen mit einemDurchmesser bis zu fünf Millime-ter, wird in primäres – für die ge-zielte Nutzung zum Beispiel inPeelings produzierte Kunststoff-partikel – und sekundäres – ent-steht durch den Zerfall von größe-ren Plastikteilen – unterschieden.Wie sich das Plastik im mensch-lichen Organismus auswirkt, istnoch nicht ausreichend erforscht.Weltweit werden jährlich weitüber 300 Millionen Tonnen Pla-stik hergestellt CRS

Konsequenz oder Verstoß?Die USA testen gleich nach Ablauf des INF-Vertrages eine neue Mittelstreckenrakete

Muttersprache stärken

Berlin – Der Beauftragte derBundesregierung für Aussiedler-fragen und nationale Minderhei-ten, Bernd Fabritius, erörterte mitdem Vorsitzenden des Verbandesder sozial-kulturellen Gesellschaf-ten in Polen (VDG), Bernard Gai-da, sowie dem Vorsitzenden derSozial-Kulturellen Gesellschaftder Deutschen im OppelnerSchlesien und ersten Vorsitzendendes Sejmik der WoiwodschaftOppeln, Rafał Bartek, konstruktiveLösungsansätze, wie nachteiligeÄnderungen im polnischen Bil-dungssystem in ihren Auswirkun-gen für die Stärkung der Minder-heitensprache abgemildert wer-den können. Die Deutsche Min-derheit hat durch mehrere Jahr-zehnte andauernde Einschrän-kungen der Nutzung der eigenenMuttersprache eine Schädigungerfahren, die bis heute fortwirkt.Im Sinne der Charta des Europa-rates zum Schutz von Regional-und Minderheitensprachen sollhier eine Verbesserung herbeige-führt werden. PAZ

MELDUNGEN

AKTUELL

Freiwillige Feuerwehren ma-chen in der Bundesrepublikden größten Anteil an Feu-

erwehr-Einsatzkräften aus. 2016gab es 22853 Freiwillige Feuer-wehren im Deutschland und nur105 Berufsfeuerwehren; Werkfeu-erwehren, also Feuerwehrkräfte,die für die Industrie oder eineFirma zuständig sind, gab es 752.Die Mitgliederzahlen nehmen je-doch ab.„Generell ist es so, dass die Feu-

erwehren aktuell an den Alters-grenzen oben die Mitglieder dergeburtenstarken Jahrgänge verlie-ren. Der Nachwuchs, vornehmlichaus der Jugendfeuerwehr, ist je-doch im Vergleich zu früher we-sentlich höherem Druck ausge-setzt – sozialer und demografi-scher Wandel, Flexibilität in Berufund Beziehung, Wohnortwechsel,kurzfristiges Engagement, Turbo-Abitur, verkürzte Studienzeiten,Ganztagsschule – all dies spielthier eine Rolle“, äußerte die Pres-sereferentin des Deutschen Feuer-wehrverbandes (DFV), SilviaDarmstädter.Die Ausbildungskampagne der

Berufsfeuerwehr in Hamburg istim März 2019 gestartet. Pro Jahrwerden 100 Ausbildungsplätze

besetzt und konnten für diesesJahr auch besetzt werden. Für2020 werden wieder Azubis ge-sucht. Jenny Schütt aus dem Per-sonalauswahlzentrum der Feuer-wehr Hamburg blickt der Zukunftgelassen entgegen. „Bislang konn-ten wir alle unsere freien Stellenbesetzen. Ein Erfolg der Nach-wuchskampagne kann jedoch erstab Oktober messbar sein, da sicherfahrungsgemäß die meisten An-wärter zum Fristende bewerben.“Dieses ist der 30. September 2019.Erst dann könne evaluiert wer-den, ob die Kampagne mehr undauch höherqualifizierte Bewerberakquirieren konnte, so Schütt.„Feuerwehr wird unterschätzt“,

äußerte der Vizepräsident desDFV, Frank Hachemer. „Jeder istein potenzieller Kunde der Feuer-wehr, sie ist vor Ort und in denFreiwilligen Feuerwehren sind,Überzeugungstäter’.“ Vielerorts werden die Wehren

sinkender Mitgliederzahlen erstdann bewusst, wenn es zu spät ist.Da helfe nur Klinkenputzen, soHachemer. Teure Plakatkampag-nen können nicht mehr als einGrundrauschen sein, die direkteAnsprache sei das Mittel derWahl. „Menschen wie Du und ich

sind in der Feuerwehr. Noch sinddie Feuerwehren anfassbar undflächendeckend präsent“, sagteHachemer weiter. „Wenn garnichts mehr hilft, hilft manchmaldie Information, dass fast jedePerson ab 18 Jahren von der Ge-meinde verpflichtet werden kann,seinen Dienst bei der Feuerwehrzu leisten. Nur leider haben diesePflichtfeuerwehren eine ganz an-dere Qualität als die Freiwilligen

Feuerwehren.“ Die Grundlagehierfür bilden die Landesfeuer-wehrgesetze.Die Aufgaben der Feuerwehren

sind vielfältig. Natürlich gehört dasLöschen von Bränden und Explo-sionen dazu, aber auch technischeHilfeleistungen, die Beseitigungvon Wespen- und Hornissenne-stern bei Gefahr, sie helfen Tierenund transportieren als Rettungs-dienst Kranke. Doch vor allem

werden sie aktiv bei der Notfallret-tung. Und bei den FreiwilligenFeuerwehren geschieht das allesneben dem eigentlichen Beruf. Eine Idee des DFV ist es, Asylbe-

werber für die Feuerwehr zu ge-winnen. Frank Feistel, stellvertre-tender Ortsbrandmeister der Frei-willigen Feuerwehr in Osnabrück,gibt zu bedenken, dass diese Ideekaum umsetzbar ist, da allein dieSprachbarriere eine Ausbildungunmöglich mache, die zudem zweiJahre dauere. In zwei Jahren könneder Bewerber andernorts sein. DieHauptnachwuchsquelle sei undbleibe die Jugendfeuerwehr, so Fei-stel. Jedoch beklagt er die man-gelnde Fitness der Anwärter. Re-gelmäßig müssen Leistungsnach-weise erbracht werden. Grade imBereich Atemschutz fallen deut-lich mehr Jugendliche durch dieUntersuchung. Freiwillige Feuer-wehr sei ein Hobby, so Feistel, dassehr viel Zeit binde. Eine lei-stungsfähige Feuerwehr trainiertim niedersächsischen Osnabrückzwei bis drei Stunden pro Woche,dazu gibt es Wochenendseminareund eine dreiwöchige Teilnahmean einer Feuerwehrschule. Ein weiteres Problem, so der

stellvertretende Ortsbrandmeister

Feistel, stelle die Besetzung derFührungspositionen dar. Zum ei-nen steige der Verwaltungsauf-wand und koste entsprechendviel Zeit, zum anderen wachse dieVerantwortung. Die Unternehme-rische Verantwortung trägt derOrtsbrandmeister, dessen Amts-zeit sechs Jahre beträgt. Auf die Frage, weshalb er trotz

seiner zeitaufwendigen Selbst-ständigkeit immer noch Mitgliedder Freiwilligen Feuerwehr sei,antwortete Feistel: „Es ist ein sehrinteressantes und durchaus ab-wechslungsreiches Hobby.“ „Eine Aufwandsentschädigung

gibt es für das Gros der Freiwili-gen Feuerwehrleute nicht“, so Ha-chemer, auch wenn einigeBundesländer eine geringe Auf-wandsentschädigung an das Füh-rungspersonal zahle. Die neuesteIdee des Geschäftsführers desDeutschen Kulturrats, Olaf Zim-mermann, ist es, Ehrenamtlichedie freie Nutzung von Öffent-lichen Personenbeförderungsmit-teln zu ermöglichen. Ob diese An-erkennung umgesetzt wird, bleibtoffen, und auch, ob diese Aktionden Freiwilligen Feuerwehrenmehr Zulauf verschafft.

Christiane Rinser-Schrut

»112 Prozent« – Die Feuerwehr wirbt um NachwuchsKommunale Personalengpässe – Das Bewusstsein für die Problematik muss gestärkt werden

Nachwuchssuche in moderner Sprache: Werbekampagne „Feu-er im Herzen“ der Feuerwehr Hamburg Bild: Feuerwehr Hamburg

Auf San NicolasIsland inKalifornien am18. dieses Monatsum 14.30 UhrOrtszeit:Ein neuentwickel-ter Marschflug-körper startet zueinem laut demUS-Ver tei di gungs -mi ni ste ri umerfolgreichen500 Kilometer lan-gen Testflug

Bild: pa

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Nr. 35 – 30. August 2019 3

MELDUNGEN

Hohenzollernsollen weichen

Berlin – Im Berliner Bezirk Char-lottenburg-Wilmersdorf soll nachdem Willen der Linkspartei derHohenzollernplatz umbenanntwerden. Später sei es auch erfor-derlich, den kilometerlangen Ho-henzollerndamm umzubenennen.Die dazugehörigen Bushaltestellensowie S- und U-Bahnstationenmüssten dann folgen. Fraktions-chef Niklas Schenker, Fraktions-vorsitzender der LinksfraktionCharlottenburg-Wilmersdorf :„Auch die Errichtung von Kolo-nien in Afrika, der erste Völker-mord der Geschichte sowie derAusbruch des Ersten Weltkriegsmit Millionen Toten lasten auf denSchultern des Deutschen Reichesunter Herrschaft der Hohenzol-lern.“ Später ist dann noch etwasvon „Nazi-Schergen“ zu lesen. DasArgumentationsmuster folgt Lügenund Halbwahrheiten, die aber lautSchenker unbestritten sein sollen.Die örtliche FDP widersprach. Fe-lix Recke sprach von „gefährlicherGeschichtsklitterung“. H.L.

Die Überlastung der Justiz hat inDeutschland beängstigende Aus-maße angenommen. Immer öfterwerden von den Staatsanwalt-schaften Verfahren eingestelltoder müssen Tatverdächtigewegen zu langer Verfahrensdauerwieder aus der Untersuchungs-haft entlassen werden.

Besonders deutlich wird dasProblem der Justizüberlastung imLand Brandenburg. Dort ist esinnerhalb weniger Monate mehr-mals zu Haftentlassungen gekom-men, die für erhebliches Aufse-hen gesorgt haben. Im Dezembervergangenen Jahres kam einMann frei, der erstinstanzlichwegen Mordes verurteilt wordenwar. Da sich das Revisionsverfah-ren hinzog, ordnete das Oberlan-desgericht die Entlassung aus derHaft an. Zu Anfang dieses Jahres ordne-

te das Oberlandesgericht Bran-denburg auch bei einem mutmaß-lichen Brandstifter die Entlassungaus der Untersuchungshaft an.Auch hierbei war eine zu langeVerfahrensdauer der Grund.Aus der Untersuchungshaft

wieder freigelassen wurden eben-so vier jugendliche Syrer, die lautden Ermittlungen der Staatsan-waltschaft für einen Überfall aufeinen Musikclub in Frankfurt ander Oder im August 2018 verant-wortlich gewesen sein sollen.Die Reihe der Justizpannen in

Brandenburg hat sich inzwischenfortgesetzt. Im August dieses Jah-res kam ein mutmaßlicher Dro-genhändler wieder auf freien Fuß,der bereits im Januar festgenom-men worden war. Im Auto des 63-Jährigen polnischen Staatsbür-gers waren bei einer Kontrolle60 Kilogramm Heroin aufgefun-den worden. Der Schwarzmarkt-wert wird auf mehrere MillionenEuro geschätzt. Die Staatsanwaltschaft hatte in

dem Fall nach fünf Monaten An-klage erhoben. Da der Prozessaber erst für den November ter-miniert ist, ordnete das Oberlan-desgericht Brandenburg/Havel imAugust eine Entlassung aus der

Untersuchungshaft an. Als Regelgilt, dass es innerhalb von sechsMonaten nach einer Inhaftierungzu einem Prozess kommen soll.Ob der Tatverdächtige im Novem-ber zum Prozessbeginn erschei-nen wird, bleibt abzuwarten.Auch wenn das Land Branden-

burg durch mehrere spektakuläreJustizpannen innerhalb wenigerMonate gleich mehrfach in dieSchlagzeilen geraten ist, so solltedas nicht von der Tatsache ablen-ken, dass inzwischen ganzDeutschland vom Problem der Ju-stizüberlastung betroffen ist.Erst vor Kurzem wurde durch

neue Zahlen des StatistischenBundesamtes belegt, dass im Jahr2018 gut die Hälfte der Verfahrenbei den Staatsanwaltschaften ein-gestellt wurde. Demnach endeten56,8 Prozent der Ermittlungsver-fahren bei den Staatsanwaltschaf-ten ohne Anklage mit einer Ein-stellung des Verfahrens. Etwa je-

des dritte Verfahren wurde man-gels Tatverdacht eingestellt. Be-merkenswert ist, dass knapp jedesvierte Verfahren ohne Auflageendete. Zum Teil werden diese Er-mittlungen wegen „Geringfügig-keit“ eingestellt, zum Teil werdenaber auch Delikte als „unwesentli-che Nebentaten“ eingestuft. Aus Sicht des Deutschen Rich-

terbunds ist diese hohe Zahl dernach Ermessen eingestelltenStrafverfahren ein Indiz für diestarke Arbeitsbelastung derStaatsanwaltschaften. Sven Re-behn, Bundesgeschäftsführer desDeutschen Richterbundes, sprachim Zusammenhang mit der hohenZahl eingestellter Verfahren ge -genüber der „Bild“-Zeitung da-von, dass sich Staatsanwaltschaf-ten zum „Nadelöhr“ entwickelthätten. Stark betroffen von denEinstellungen sind Formen derAlltagskriminalität, etwa Laden-diebstähle.

Auch die Bundespolitik hat dasProblem überlasteter Gerichteund Staatsanwaltschaften erkannt.Mit einem „Pakt für den Rechts-staat“ stellt der Bund den Länderninzwischen Geld zur Verfügung,damit diese in den kommendenJahren 2000 neue Stellen fürRichter und Staatsanwälte schaf-fen können. Wie die Zahlen desStatistischen Bundesamtes für2018 zeigen, kommt das Gegen-steuern reichlich spät. Vermutlichist der „Pakt für den Rechtsstaat“zu klein konzipiert.Auch im deutschen Justizsystem

wird sich in den kommenden Jah-ren zunehmend die demografi-sche Entwicklung bemerkbar ma-chen. So werden etwa in Hessenbis zum Jahr 2030 etwa40 Prozent aller Richter undStaatsanwälte in den Ruhestandgehen. Parallel zu dieser Entwick -lung sind aufgrund der demografi-schen Entwicklung inzwischen

auch die Zahlen von Jurastudentenstark gesunken. Bei der Suche nach fähigen Juri-

sten wird sich der Staat daher aufeinen scharfen Wettbewerb mit fi-nanziell lukrativeren Kanzleienund auch Unternehmen einstellenmüssen. Der hessische Richterbundwarnte vor diesem Hintergrund,dass es dem Land zunehmendschwer fallen werde, gute Juristenanzustellen. Schon jetzt hat etwadas Land Sachsen-Anhalt Proble-me, überhaupt noch freie Positio-nen im Justizbereich besetzen zukönnen.Wie aus einer Antwort auf eine

parlamentarische Anfrage hervor-gegangen ist, waren in Sachsen-An-halt zur Jahresmitte rund acht Pro-zent der im Haushaltsplan einge-planten Stellen bei den Gerichtenund Staatsanwaltschaften unbe-setzt. Daran wird sich in absehbarerZeit mit ziemlicher Sicherheit we-nig ändern. Norman Hanert

Wohnungsmarktangespannt

Berlin – Die Wohnungsmarktsitua-tion ist angespannt. Dies geht ausdem Wohngeld- und Mietenbericht2018 der Bundesregierung hervor.In den Metropolen erhöhte sich dieMiete um ungefähr sechs Prozent.2017 betrug die durchschnittlicheNettokaltmiete dort 10,88 Euro proQuadratmeter. In den weiterenkreisfreien Städten und den städti-schen Kreisen lag das mittlere Ni-veau der Angebotsmieten gut dreiEuro pro Quadratmeter darunter. Inden ländlichen Kreisen kostet derQuadratmeter gut 6,50 Euro. Die re-gionalen Unterschiede sind erheb-lich. Während in München durch-schnittlich 17,73 Euro pro Quadrat-meter nettokalt gezahlt werdenmüssen, sind es im Vogtlandkreisnur 4,50 Euro. Im Bundesschnittbetrug die Bruttokaltmiete 7,36 Eu-ro pro Quadratmeter. J.H.

Rund zwei Wochen vor derInternationalen Automobil-Ausstellung (IAA) hat der

Geschäftsführer der umstrittenenDeutschen Umwelthilfe (DUH), diemit Klagen Diesel-Fahrverbote inetlichen deutschen Städten durch-gesetzt hat, den deutschen Auto-bauern eine verfehlte Modellpolitikvorgeworfen. „Es gibt derzeit nurwenige rein elektrische Fahrzeugeauf dem Markt. Die deutschen Her-steller haben im internationalenVergleich einen großen Rückstand.Sie setzen stattdessen auf großeund schwere Fahrzeuge mit vielLeistung“, sagte Jürgen Resch undnannte die angesprochenen Autos„Monster-SUV“. Er und sein Vereinfordern, die Bundesregierung müs-se die Rahmenbedingungen ändernund die Hersteller zu einer Radikal-kur zwingen. „Was die Branche hierveranstaltet, ist ein industriepoliti-sches Desaster. Ich habe Zweifel,dass sich in der deutschen Autoin-dustrie trotz vieler Ankündigun-gen, E-Autos auf den Markt zu brin-gen, etwas ändert. Da müsse die Po-litik reagieren“, sagte Resch.Dessen Verein legte auch einen

Zwölf-Punkte-Plan zur Neugestal-tung der Automobilindustrie vor.Dieser solle die deutschen Auto-bauer vor einem „Nokia-Schick sal“bewahren. „Die deutschen Herstel-ler rasen auf eine Betonmauer zu

und damit in die Bedeutungslosig-keit. So ist es Nokia auf dem Mobil-funkmarkt auch ergangen“, heißt esin einer Erklärung. „Was wir mitBlick auf die Zukunftsfähigkeit alsbesonders fatal ansehen, ist, dassdie deutsche Automobilindustrieausgerechnet in der volumenstar-ken Mittelklasse keine Angebotehat“, erklärte Resch, „die ausländi-sche Konkurrenz drücken die hiesi-gen Hersteller an die Wand undüberholen sie.“ Deutschland solle sich an Nor-

wegen ein Vorbild nehmen. Dasskandinavische Land hat ein Verbot

für die Neuzulassung von Autos mitVerbrennungsmotor ab dem Jahr2025 beschlossen. Andere EU-Län-der haben ebenfalls Ausstiegssze-narien entworfen, diese sind aberlangfristiger. Resch sagte außerdem, es müsse

zusätzliche Anreize geben, den Ver-kauf von Fahrzeugen mit alternati-ven Antrieben noch mehr zu för-dern. Er forderte in diesem Zu-sammenhang die Diesel-Subventio-nierung zu beenden und eine Kraft-

fahrzeugbesteuerung, die umwelt-freundlichere Fahrzeuge günstigerstellt.Die Vertreter der Automobilbran-

che reagierten empört auf den Vor-stoß des Vereins. „Jedes zweiteElektroauto, das in den ersten sie-ben Monaten in Deutschland neuzugelassen wurde, trägt ein deut-sches Konzernmarkenzeichen“, er-klärte ein Sprecher des Verbandsder Automobilindustrie und sprachmit Blick auf Resch von „blankemPopulismus“. Bis zum Jahr 2023würden die deutschen Herstellerihr E-Angebot auf über 150 Model-le verfünffachen. Auf der IAA wer-de es zahlreiche neue Elektromo-delle geben. Unterstützung erhielten die deut-

schen Autobauer vom Automobil-experten und Verkehrswissen-schaftler Ferdinand Dudenhöffervom Center Automotive Research(CAR). Er widersprach den Be-hauptungen vehement. „Dass diedeutsche Automobilindustrie dieElektromobilität vernachlässigensoll, ist falsch“, sagte Dudenhöffergegenüber der Tageszeitung „DieWelt“. Das Gegenteil sei der Fall.Elektromobilität sei die Zukunft.Und das wüssten die Konzerneauch. Seine Prognose lautet: „DieDeutsche Umwelthilfe wird mitdiesen weltfremden Thesen schei-tern.“ Peter Entinger

Die schwarz-rote Bundesre-gierung hat sich auf eineTeilabschaffung des Soli-

daritätszuschlags ab dem Jahr2021 geeinigt. Das von Bundesfi-nanzminister Olaf Scholz (SPD)erarbeitete Gesetzt sieht vor, denSolidaritätszuschlag ab dem Jahr2021 für einen Großteil der bis-herigen Zahler wegfallen zu las-sen. Laut Berechnungen desBundesfinanzministeriums wirdmit der Neuregelung der Solida-ritätszuschlag für neun Zehntelder Steuerzahler wegfallen. Ein Teil der Steuerzahler wird

die Abgabe allerdings weiter zah-len müssen. Demnach fällt für ei-ne Gruppe von 6,5 Prozent derheutigen Zahler mit höherenEinkommen der Solidaritätszu-schlag im übernächsten Jahr nurteilweise weg. Ein Gruppe von3,5 Prozent mit sehr hohen Ein-kommen soll den Solidaritätszu-schlag weiterhin sogar in vollerHöhe zahlen. Die Pläne des SPD-Politikers

Olaf Scholz zur Teilabschaffungdes Solidaritätszuschlags warenin der Großen Koalition bis zu-letzt umstritten. Wirtschaftsmini-ster Peter Altmaier (CDU) etwahatte ein Konzept vorgelegt, beidem der Solidaritätszuschlag inmehreren Stufen bis 2026 kom-plett wegfallen sollte.

Aus den Reihen der SPD wur-den solche Pläne zur vollständi-gen Abschaffung mit der Forde-rung nach einer Steuererhöhungfür Besserverdienende gekontert.„Wenn die Union den Solidari-tätszuschlag ganz abschaffen will,muss das durch einen höherenSteuersatz für die Millionäre aus-geglichen werden“, so Mecklen-burg-Vorpommerns Ministerprä-sidentin Manuela Schwesig(SPD) gegenüber dem Redak-tionsnetzwerk Deutschland. Der stellvertretende Geschäfts-

führer der Niederlassung Dresden

des Ifo-Instituts für Wirtschafts-forschung Joachim Ragnitz kriti-sierte die nun beschlossene nurpartielle Abschaffung des Solida-ritätszuschlags als eine Mogelpa-ckung der Regierungsparteien.Der Wirtschaftswissenschaftlersagte gegenüber dem Mitteldeut-schen Rundfunk: „Im Ergebnishandelt es sich um eine Steuerer-höhung für Spitzenverdiener, diein der Abschaffung des Soli ver-steckt wird, weil Politiker es ver-

meiden – gerade im Wahlkampf –das Wort ,Steuererhöhung‘ in denMund zu nehmen.“ Der Ökonombezeichnete es als eine „juristischsaubere und politisch ehrliche Lö-sung“, wenn der Solidaritätszu-schlages für alle abgeschafft undder Spitzensatz bei der Einkom-menssteuer angehoben werdenwürde.Diebeiden Oppositionspar-

teien FDP und AfD haben inzwi-schen schon angekündigt, gegendie Pläne des Bundesfinanzmini-sters vor dem Bundesverfas-sungsgericht zu klagen. NachAngaben des Bundes der Steuer-zahler (BdSt) hat ein Ehepaar ausBayern bereits beim Finanzge-richt Nürnberg eine Klage gegenden Solidaritätszuschlag einge-reicht. Anlass für den vom Steuer-

zahlerbund unterstützten juristi-schen Schritt ist die Absicht derBundesregierung, den Solidari-tätszuschlag auch noch im Jahr2020 von Bürgern und Betriebenzu erheben. BdSt-Präsident Rei-ner Holznagel sagte: „Die Politikhat den Soli immer mit den Fi-nanzhilfen für die neuen Länderverknüpft. Diese laufen zum Jah-resende aus, sodass die Begrün-dung für die Ergänzungsabgabeentfällt – der Soli hat keine Legi-timation mehr!“ N.H.

»Im Ergebnis eineSteuererhöhung fürSpitzenverdiener«

Scholz’ MogelpackungGroße Koalition will den Solidaritätszuschlag teilweise beibehalten

»Blanker Populismus«DUH fordert mehr Einflussnahme der Politik auf die Autobauer

DEUTSCHLAND

Zwölf-Punkte-Planzur Neugestaltung derAutomobilindustrie

Eine Flut von Akten: Auch Berliner Gerichte kommen kaum noch hinterher, sämtliche Fälle rechtzeitig aufzuarbeiten Bild: Ullstein

Den Kriminellen wird es freuenStaatsversagen bei der Justiz – Überlastete Gerichte kapitulieren vor der Vielzahl an Strafverfahren

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4 Nr. 35 – 30. August 2019

Mit Spannung werden die Ergeb-nisse der Landtagswahlen am1. September in Sachsen und Bran-denburg sowie am 27. Oktober inThüringen erwartet. Alle drei wer-den wohl Koalitionsregierungenzur Folge haben.

In den drei neuen, mitteldeut-schen Bundesländern werden derAfD hohe Stimmenanteile voraus-gesagt. Alle anderen Parteien über-schlagen sich nahezu darin, nichtden geringsten Verdacht zu erwek-ken, sie könnten nach der Wahl ei-ne Koalition mit der AfD auch nuransatzweise in Erwägung ziehen.Schon Wortmeldungen wie etwadie auch schon länger zurücklie-gende des sächsischen CDU-Frak-tionschefs Christian Hartmann, derdie AfD zwar als „Hauptgegner“ be-zeichnete, sich jedoch weigerte, einBündnis pauschal abzulehnen, was„schon der Respekt vor den Wähle-rinnen und Wählern gebiete“, sindäußerst selten und werden massivangegriffen.Die Bildung einer Koalition mit

der AfD und damit deren Regie-

rungsbeteiligung nach einer dieserWahlen ist äußert unwahrschein-lich. Als sicher kann hingegen gel-ten, dass mit den Abstimmungser-gebnissen der anhaltende Wandelim deutschen Parteiensystem ein-mal mehr unterstrichen wird. Eineunmittelbare Folge sind die im Ver-gleich zu früheren Jahrzehnten ver-änderten Regierungsbündnisse. InKoalitionen fin-den sich Partnerzusammen, derengemeinsames Wir-ken vor nochnicht allzu langerZeit unvorstellbargewesen wäre. Na-hezu aufgelöst scheinen die beidengroßen Lager, geführt von Unionund SPD. Jeweils mit kleineren Ko-alitionspartnern wurde wechsel-weise regiert oder – eher die Aus-nahme – es wurde eine Große Koa-lition gebildet. Letzteres gilt demo-kratietheoretisch als wenig wün-schenswert, da eine starke Opposi-tion fehlt. Derzeit verlieren die ehe-mals großen Parteien an Stimmen,was sich besonders deutlich bei der

im freien Fall befindlichen SPDzeigt, während die Grünen gemäßaktuellen Wahlumfragen mitunterschon die stärkste Partei aufBundesebene waren. Nicht nur dieAfD ist als relativ neue Partei hin-zugekommen. Auch die FreienWähler, ursprünglich nur kommu-nal von Bedeutung, spielen aufLandesebene inzwischen eine er-

hebliche Rolle. InBayern sind sieseit vergangenemJahr an der Regie-rung beteiligt.Die Bundeslän-

der gelten, wasKoalitionen be-

trifft, als Experimentierfeld für Re-gierungsbündnisse. So kam es zurBildung der ersten rot-grünen Re-gierung 1985 in Hessen. 13 Jahrespäter folgte dann eine entspre-chende Koalition auf Bundesebene.In Baden-Württemberg fügt sich diedort einst allmächtige CDU seit2016 in die Rolle des Juniorpartnersinnerhalb einer grün-schwarzenKoalition. Spekulationen, der Grü-nen-Vorsitzende Robert Habeck

könnte nach der nächsten WahlBundeskanzler werden, häufensich. Die SPD bildete 1994 in Sach-sen-Anhalt mit den Grünen eineMinderheitsregierung, die sich vonder PDS, der heutigen Linkspartei,tolerieren ließ. Damals war diesskandalträchtig. Heute steht BodoRamelow von den Linken als Mini-sterpräsident an der Spitze einerrot-rot-grünen Regierung in Thü-ringen.Ob auch die AfD mittelfristig ei-

nen solchen Weg geht, wird sichzeigen. Als feste Größe in der Par-teienlandschaft dürfte sie verankertsein. Bewirkt hat sie, dass sich na-hezu alle anderen im Bundestagund in den Landtagen vertretenenParteien mehr und mehr als „Par-teiensystem“ begreifen und grund-sätzlich zu Koalitionen untereinan-der bereit sind. Völlig neue, auchkleinteilige Konstellationen kom-men zustande und der schleswig-holsteinische MinisterpräsidentDaniel Günther ist nicht der einzi-ge CDU-Politiker, der seiner Partei„Offenheit“ gegenüber der Linkenempfiehlt. Erik Lommatzsch

Sofern das Ergebnis einerWahl keiner Partei die abso-lute Mehrheit beschert und

nicht auf die instabile Variante ei-ner Minderheitsregierung zurück-gegriffen wird, finden sich ver-schiedene Parteien zu einer Koali-tion zusammen. Wünschenswertist für die Stabilität der Koalitioneine möglichst große Schnittmengeder Interessen der Koalitionäre so-wie das Finden tragfähiger Kom-promisse für möglichst viele derstrittigen Fragen. Wie die Demokratie lebt auch

die Koalition vom Kompromisseinschließlich Paketlösungen. Letz-tere können den Verzicht auf Posi-tionen beinhalten, für die ein Teilder Koalitionäre im Vorfeld nocheifrig geworben hatte. Ein klassisches Beispiel ist die

christlich-liberale Koalition, diesich 1961 nach der Wahl zum vier-ten Bundestag bildete. Die FDP

hatte vor der Bundestagswahl ver-kündet, sie würde mit der CDU nurdann regieren, wenn die Union aufKonrad Adenauer als Bundeskanz-ler verzichtet. Obwohl die CDUnicht bereit war, den 85-Jährigenfallen zu lassen, koalierten die Li-beralen schließlich trotzdem mit

der Union und mussten sich des-halb nachsagen lassen, eine „Um-fallerpartei“ zu sein. Gerne wird an dem Konstrukt

der Koalitionsregierung kritisiert,das vergleichsweise kleine Partnerwie traditionell die FDP bei derVergabe von Ministerposten über-repräsentiert sind.

Häufig wird die Koalition unterFührung der stärksten Partei gebil-det, die dann auch den Regierungs-chef stellt. Umstritten ist, ob es demWunsch der Wähler entspricht, wennandere Parteien sich zu einer Koali-tion zusammenfinden und die stärk-ste Kraft in die Opposition schicken.So etwa 1976 im Bund, als die Unionbei der Wahl zum achten Bundestagfast die absolute Mehrheit gewann,SPD und FDP aber gemeinsam mehrSitze erringen konnten, oder un-längst in Bremen, wo eine rot-grün-rote statt eine vom Wahlsieger CDUgeführte Koalition regiert. Weniger um gemeinsame, kon-

struktive Ziele zu verwirklichen,denn um ein Bündnis gegen diedort starke AfD zu bilden, wurde2016 in Sachsen-Anhalt eineschwarz-rot-grüne Koalition gebil-det. Damit wird der ursprünglicheSinn der Koalitionsbildung erheb-lich in Frage gestellt. E.L.

Zeitzeugen

Am 18. August trat in Berlinnach dem Ende der parla-

mentarischen Sommerpauseerstmals wieder der Koalitions-ausschuss zusammen. Themenwaren die Mietpreisbremse unddie weitgehende oder sogarvollständige Abschaffung desSolidaritätszuschlags. Inzwischen ist der Nachrich-

tenkonsument an den Begriff„Koalitionsausschuss“ gewöhnt,ebenso an die Meldungen, dassdieser sich mit aktuell zu re-gelnden Fragen befasst. Obwohlhier Politik gemacht wird, han-delt es sich nicht um einen Teilder Bundesregierung, die lautGrundgesetz Artikel 62 ausdem Kanzler und den Ministernbesteht und die exekutive Ge-walt ausübt. Hauptaufgabe des Koalitions-

ausschusses ist die „Vorberei-tung“ von Themen, welche spä-ter im Kabinett behandelt wer-den. Er ist das zentrale Koordi-nierungsgremium zwischen derRegierung und den an der Koa-lition beteiligten Fraktionen be-ziehungsweise Parteien. Alsproblematisch wird angesehen,

dass dieser Ausschuss kein Ver-fassungsorgan ist, aber nichtunerheblich mitregiert.Auch dem derzeitigen Koali-

tionsausschuss von CDU, CSUund SPD gehört eine Reihe vonSpitzenpolitikern an, die nichtam Kabinettstisch sitzen. Diesbetrifft die drei kommissari-schen SPD-Vorsitzenden, denCSU-Vorsitzenden, die Frak-tionsvorsitzenden von CDU/CSU und SPD sowie den Chefder CSU-Landesgruppe. DieBundesregierung ist lediglichdurch die Kanzlerin, den Vize-kanzler und Finanzminister so-wie die Verteidigungsministerinund CDU-Bundesvorsitzendevertreten. Der Rechtswissenschaftler

und Chef des Bundeskanz-leramtes von 1982 bis 1984Waldemar Schreckenberger ur-teilte 1994, die Ausschüsse„haben sich inzwischen zu ei-nem informellen Entschei-dungsorgan mit umfassendenKompetenzen entwickelt“. Kri-tiker scheuen sich nicht, voneiner „Nebenregierung“ zusprechen. E.L.

Konrad Adenauer – Der ersteKanzler der Bundesrepublik solldem späteren Kanzler in einemletzten Gespräch folgenden Ratgegeben haben: „Herr Kohl, wennSe mal Kanzler werden sollten,achten Se immer darauf, dat Senoch nen kleinen Partner haben.Bei einer absoluten Mehrheit re-giert et sich schwerer.“ Überliefertist das Ganze, offenbar um dieGlaubwürdigkeit zu unterstrei-chen, im rheinischen Idiom.

Christian Lindner – Der FDP-Vor-sitzende, an dem nach der letztenBundestagswahl das Vorhaben ei-ner schwarz-grün-gelben Koali-tion auf Bundesebene scheiterte,kommentierte die sich anschlie-ßenden Besprechungen zwischenUnion und SPD, die zur Neuaufla-ge der Großen Koalition führten,mit den Worten: „Ich glaube, dassdas Grundproblem dieser Ver-handlungen wie auch bei Jamaikaist, dass die gemeinsame Ideefehlt … Es fehlt in Deutschlandgegenwärtig eine verbindendeIdee.“

Ingo Senftleben – Der CDU-Spit-zenkandidat bei der Brandenbur-ger Landtagswahl in zwei Tagenfordert seine Partei auf, sie sollevor allem mit Blick auf künftigeKoalitionen bezüglich des Ver-hältnisses zur Linkspartei „überihren eigenen Schatten springen“.

Thomas de Maizière – Der lang-jährige CDU-Minister in Sachsenund im Bund, zuletzt bis März2018 Chef des Innenressorts, istder Meinung, der Koalitionsver-trag sei „mehr ein nach innen ge-richtetes Instrument der Steue-rung der Regierungsarbeit als einwerbendes Dokument für eineneue Regierung nach außen“. Erweist darauf hin, dass der Koali-tionsvertrag Ereignisse nicht vor-aussehen könne und vor allem fürdas „Zustandekommen der Regie-rung“ wichtig sei.

Immer im Wählersinne?Fragwürdige Aspekte bei Koalitionsbildungen

Karten werden neu gemischtBei Koalitionsbildungen gelten die Länder als Experimentierfeld

»Ein Organ mitumfassendenKompetenzen«

Umbruch bei Parteienführt zu

neuen Bündnissen

Bremer Testballon für den Bund: Die erste rot-grün-rote Landesregierung in einem alten, westdeutschen Bundesland

Ein Blick auf 70 Jahre

Bundesrepublik

»Nebenregierung«Koalitionsausschuss

KOALIT IONENBild: Imago/ZUMA/Keystone

Bild: Bundesarchiv, B 145 Bild-F078072-0004 /

Katherine Young / CC BY-SA 3.0 DE

Bild: Imago im

ages/Mauersberger

Chefredakteur:Dr. Jan Heitmann

Verantwortliche Redakteure: Politik,Wirtschaft, Berlin, Mensch & Zeit: HansHeckel; Kultur, Lebensstil, Leserbriefe:Harald Tews; Geschichte, Preußen: Dr. Manuel Ruoff; Buchseite, Bildredak-tion, Ost preußen heute: Manuela Ro-senthal-Kappi; Heimatarbeit: ChristianeRinser-Schrut; Die Pommersche Zei-tung: Brigitte Stramm.Korrespondenten: Norman Hanert (Ber-lin), Edyta Gladkowska (Allenstein), Ju-rij Tschernyschew (Königsberg).Verlag und Herausgeber: Landsmann-schaft Ostpreußen e.V., Anschrift vonVerlag und Redaktion: Buchtstraße 4,22087 Hamburg.Druck: Schleswig-Holsteinischer Zei-tungsverlag GmbH & Co.KG, Fehmarn-straße 1, 24782 Büdelsdorf. – ISSN0947-9597.Die Preußische Allgemeine Zeitung istdas Organ der Landsmannschaft Ost-preußen (LO) und erscheint wöchent-lich zur Information der Mitglieder desFörderkreises der LO.Bezugspreise pro Monat seit 1. Januar2019: Inland 12 Euro einschließlich 7 Prozent Mehrwertsteuer, Ausland14,50 Euro, Luftpost 18,50 Euro. Abbe-

stellungen sind mit einer Frist von ei-nem Monat zum Quartals ende schrift-lich an den Verlag zu richten.Einzelverkaufspreis: 2,90 Euro.Anzeigen: Ingrid Stuthmann.Es gilt Preisliste Nr. 33.Konten: Commerzbank AG, IBAN: DE642004 0000 0634 2307 01, BIC: COBA-DEFFXXX oder Postbank Hamburg,IBAN: DE44 2001 0020 0008 4262 04,BIC: PBNKDEFF (für Vertrieb).Für unverlangte Einsendungen wirdnicht gehaftet.

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WOCHENZE ITUNG FÜR DEUTSCHLANDDAS OSTPREUSSENBLATT

Theodor Eschenburg – Der Mit-begründer der Politikwissen-schaft in der Bundesrepublik for-mulierte 1963, eine Koalition seiein „Bündnis von Parteien zur Re-gierungsbildung und parlamenta-rischen Unterstützung der Regie-rung“. Diese eingängige Definitionfand unter Politologen jedochnicht einhellig Zustimmung, dasie „eine Präzision der Begriffsbil-dung“ voraussetze, die in der Rea-lität nicht gegeben sei.

Bild: Imago im

ages/Eckhard Stengel

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Nr. 35 – 30. August 2019 5

Unsportliche Union-FansVon THEO MAASS

Seit dem Abstieg von Energie Cottbus2009 gab es bis 2016 keine Vertreterdes Ostens mehr in der Bundesliga.

Das hatte vielfältige Gründe. Dann etabliertesich dort RB Leipzig. Der Verein, dessenSchicksal und Finanzen weitgehend vomGetränkehersteller Red Bull abhängig ist.Daher wird der Verein von verschiedenen„Fans“ angefeindet. Dabei entstand hiernicht nur ein neuer Ostverein in derBundesliga, sondern auch noch ein potenterKonkurrent zum scheinbar allmächtigen FC Bayern-München. 2019 stieg nun mit dem Traditionsverein

1. FC Union Berlin ein weiterer Verein aufdem Gebiet der früheren DDR in die Bundesliga auf. Die sogenannte „Ultra Szene“des Vereins wollte am ersten Spieltag derBundesliga die Gastmannschaft von RB Leipzig für die kommerzielle Vereinspoli-tik „bestrafen“, indem sie in der ersten Viertelstunde die eigene Mannschaft nichtwie sonst üblich durch Sprechchöre und Gesänge unterstützte.Ob es logisch ist, die Gastmannschaft zu

bestrafen, indem man der eigenenMannschaft die verbale Unterstützungverweigert, ist jenseits der logischenGedankenwelt. Aber gut. Manche Zeitgenos-sen haben es nicht so mit der Nutzungdes eigenen Verstandes. Nachdem dieViertelstunde des Schweigens vorbei war,fiel exakt in der 16. Minute das 1:0 fürLeipzig. Schließlich endete das Spiel 4:0.Gegen einen Meisterschaftsfavoriten

– und das ist RB Leipzig – zu verlieren, ist keine Schande. Schließlich dauert dieSaison 34 Spiele und von denen hatUnion jetzt das erste verloren. Einen großenNachholbedarf scheinen aber die „Ultrafans“von Union in Sachen Fairness undSportlichkeit zu haben. Da fiel das 1:0gerade zur richtigen Zeit. Welche Substanz in der Mannschaft steckt,

zeigte sich bereits am zweiten Spieltag. Unionholte beim FC Augsburg auswärts ein Unent-schieden. Allerdings gehört Augsburg auchnicht zu den Spitzenklubs der Bundesliga.Union hatte Grund zur Freude. Die Fans desVereins – insbesondere die kommerzfeind-lichen Ultras – müssen rasch lernen,dass Fußball auch ein wirtschaftlichesUnternehmen ist. Städte wie Cottbus oderRostock bieten nicht die wirtschaftlicheGrundlage für einen Bundesliga-Verein.Die Vereinsführung von Union bemüht

sich erfolgreich, auf die Befindlichkeiten derFans Rücksicht zu nehmen. Das ist auch gutso, aber das Wirtschaften anderer Vereinegeht die Ultras einen feuchten Kehricht an. Hoffentlich wiederholen sich Peinlichkeitenwie die am ersten Spieltag gegen RB Leipzignicht.

Brandenburgs Markt für Immobilienist tief gespalten. In den Berlin-fernenländlichen Regionen sind die Mietenzum Teil so niedrig, dass sie sogarnoch unter dem Preisniveau von Sozi-alwohnungen liegen. Auf der anderenSeite werden in der Landeshauptstadtzunehmend die Luxusimmobilien zuPreisen über eine Million Euro knapp.

In einem aktuellen Bericht zu Um-sätzen bei Premium-Immobilien land-ete Potsdam in einem bundesweitenVergleich erneut in der Gruppe der er-sten Zehn. Vorgelegt hat die Aufstel-lung das bundesweit tätige MaklerhausPoll Immobilien, das sich auf die Ver-mittlung besonders hochwertiger Vil-len und Eigentumswohnungen spezia-lisiert hat. Untersucht wurden für denMarktbericht Verkäufe mit einem Ob-jektwert von mindestens einer MillionEuro. Laut den Daten wurden im ver-gangenen Jahr in Potsdam im soge-nannten Premiumsegment Umsätzevon rund 83 Millionen Euro erzielt.Gegenüber dem Jahr 2017 war dies einPlus von 16 Prozent.Laut dem Marktbericht wurde der

höchste Kaufpreis in Potsdam im ver-gangenen Jahr „für eine im OrtsteilNeu Fahrland liegende Villa inklusiveGrundstück und Bootssteg“ erzielt.Das Objekt wechselte für fünf Millio-nen Euro den Eigentümer. Gemessen an Metropolen wie Mün-

chen und Hamburg mit Milliardenum-sätzen im Premiumbereich sind dieUmsätze in Potsdam gering. Legt mandie Einwohnerzahl als Maßstab an,

dann wurden in Potsdam pro Kopfaber immerhin 466 Euro im Premi-umsegment umgesetzt. Bundesweiterlangte die Landeshauptstadt damitden sechsten Platz.Mit Blick auf Potsdam rechnet das

Maklerunternehmen auch weiterhinmit einer großen Nachfrage. ImMarktbericht heißt es: „Dieser hoch-preisige Markt wird sich auch durchdas starke Wachstum Berlins weiter-hin einer hohen Nachfrage erfreuen.“Steigende Preise sind noch aus einemanderen Grundwahrscheinlich: Inder ehemaligen Resi-denzstadt mit ihrenzahlreichen histori-schen Villen wirddas Angebot an Pre-mium-Immobilienlangsam knapp. In Brandenburg wird allerdings

nicht nur eine starke Nachfrage nachhochwertigen Luxusimmobiliensichtbar. Das Land ist auch in einemungewöhnlichen Ausmaß von einerEntwicklung betroffen, die deutsch-landweit zu beobachten ist. Wie auseiner Antwort der Bundesregierungauf eine parlamentarische Anfragehervorgeht, waren zum Jahresende2018 in ganz Deutschland 1,18 Millio-nen Sozialwohnungen vermietet. Dieswaren fast 42500 weniger als ein Jahrzuvor. Ursache des massiven Rückgangs

der Zahl von Sozialwohnungen istdas Auslaufen von Bindungsfristen.Üblicherweise fallen staatlich geför-

derte Wohnungen nach 30 Jahren ausder Sozialbindung heraus, sodass siedanach normal am Markt vermietetwerden können. Mit Ausnahme derbeiden Sonderfälle Bayern und Sach-sen sind im vergangenen Jahr in allenBundesländern mehr Sozialwohnun-gen aus der Bindung herausgefallen alsneue gebaut wurden. Besonders dra-stisch ist die Mark Brandenburg be-troffen: Hier ging im vergangenen Jahrder Bestand an Sozialwohnungen ummehr als 12200 oder fast 30 Prozent

zurück. Diese Entwik-klung war vorherseh-bar. Die Wohnungen,die jetzt zu Tausendenaus der Sozialbindungherausfallen, wurdenin den Jahren nachder Wende über das

Wohnraumförderungsprogramm ge-baut. Später hat sich das Land aller-dings aus der Neubauförderung fürlange Zeit weitgehend zurückgezogen.Prognosen sagten für Brandenburg ei-ne stark sinkende Bevölkerungszahlund damit weniger Bedarf an Wohnun-gen voraus.Die tatsächliche Entwicklung ver-

läuft allerdings anders. Jedes Jahr ge-winnt Brandenburg Einwohner dazu.Nicht zuletzt wegen den stark gestie-genen Mieten in der Hauptstadt zie-hen immer mehr Berliner in das bran-denburgische Umland. Ablesbar istdies an den vielerorts steigendenGrundstückspreisen im BerlinerSpeck gürtel, aber auch an den Datender Bauwirtschaft in der Mark.

Wie das Statistikamt Berlin-Bran-denburg vor Kurzem mitteilte, legtendie Umsätze der Baubranche von Janu-ar bis Juni 2019 im Vergleich zum Vor-jahreszeitraum um knapp 16 Prozentauf rund 1,37 Milliarden zu. Im selbenZeitraum stiegen auch die Auftragsein-gänge in der Bauwirtschaft um mehrals 13 Prozent auf 1,33 Milliarden Euro.Mit dem Bauboom in der Mark ist

die Gefahr künftiger Spannungen amWohnungsmarkt keineswegs gebannt.Gebaut wird vor allem im stark gefrag-ten Berliner Umland, sehr viel wenigerin den Städten in der Fläche Branden-burgs. Kathrin Schneider (SPD), die in der

bisherigen rot-roten Landesregierungals Bauministerin amtierte, setzte bis-lang darauf, öffentliche Fördermittelfür den Bau von neuen mietpreisge-bundenen Wohnungen auf den Speck-gürtel zu konzentrieren. Kein Problemsah die Ministerin im Wegfall der Sozi-albindung von Wohnungen in denländlichen Regionen und StädtenBrandenburgs. Hier sind nach Ansichtder SPD-Politikerin keine höherenMieten am Markt erzielbar, sodass Be-standsmieten auf dem freien Woh-nungsmarkt noch unter denen von So-zialwohnungen liegen. Dies kann sich allerdings innerhalb

weniger Jahre ändern. Erste Anzeichensprechen dafür, dass mit steigendenImmobilienpreisen und Mieten imBerliner Umland eine erneute Aus-weichbewegung in die Fläche Bran-denburgs einsetzt. Norman Hanert

Bei Immobilien-käufern beliebt,aber dank der hohen Nachfrageimmer knapperwerdend: Seegrundstücke inBrandenburg

Bild: ddp images

Kritiker des Wiederaufbausder Potsdamer Garnisonkir-che haben zwei Online-Peti-

tionen gestartet. In einem offenenBrief fordern rund 100 Vertreterder Kunstszene und aus der Wis-senschaft ein neues Konzept fürdas Projekt. Die Unterzeichner stel-len die Forderung auf, beimWiederaufbau auf jeglichen Waf-fenschmuck an der Fassade zu ver-zichten. Weiterhin wird in demBrief der Abriss des Glockenspielsverlangt, das 1991 von der „Tradi-tionsgemeinschaft Potsdamer Glok-kenspiel e.V.“ errichtet und derStadt Potsdam geschenkt wurde.Das Glockenspiel weist aus Sicht

der Autoren des offenen Briefes„revisionistische, rechtsradikaleund militaristische Inschriften“ auf,die inakzeptabel seien. In dem Briefheißt es: „Während die Stadt dieWidmungen an die ehemaligendeutschen Ostgebiete an siebenGlocken stillschweigend entfernenließ, blieben eine Reihe revisionis-tischer, rechtsradikaler und milita-

ristischer Widmungen bis heute er-halten. So ehrt das Glockenspielden Kyffhäuserbund, den Verbanddeutscher Soldaten, die Schlesi-schen Truppen (mit dem Zusatz:,Kein Unglück Ewigk‘), den ehema-ligen Berliner PolizeipräsidentenKarl Ludwig Friedrich von Hinckel-dey und den in Deutschland pro-

blematischen Spruch ,suum cui-que‘ (Jedem das Seine).“Zudem verlangen die Unter-

zeichner auch Änderungen an derTrägerschaft des Projektes. Anstelleder Repräsentanten aus Politik undMilitär sollen „zivilgesellschaftlicheInitiativen“ treten, „die sich fürMenschenrechte und gegen Milita-rismus und Verbrechen gegen dieMenschlichkeit einsetzen“.

Adressaten des offenen Briefssind der Bundespräsident, die Kul-turstaatsministerin, der Minister-präsident Brandenburgs und derOberbürgermeister Potsdams. Diebei „Change.org“ veröffentlichteOnlinepetition haben unter ande-ren der Architekt Philipp Oswalt,der evangelische Theologe Fried -rich Schorlemmer und der Künst-ler Klaus Staeck unterschrieben.In einer anderen Online-Petitio-

nen mit dem Titel „Keine Steuer-gelder für den Wiederaufbau derPotsdamer Garnisonkirche!“ wirdein Stopp einer öffentlichen Förde-rung und ein Aufschub des Wieder-aufbauprojekts der Garnisonkirchegefordert. Aus Sicht der „Bürgerini-tiative für ein Potsdam ohne Garni-sonkirche“ baut der Staat „nun eineLuxuskirche, für die es nicht ein-mal eine Gemeinde gibt, sonderndie sich lediglich als Wallfahrtsortfür die Neue Rechte eignet“. Ge-richtet ist diese Petition an die Kul-turstaatsministerin und den Bun -desfinanzminister. N.H.

Wider die GarnisonkircheOnline-Petitionen gegen das Glockenspiel und öffentliche Mittel

Von Luxus bis ganz billigIn Brandenburg werden Villen in Städten rar – Günstige Wohnungen auf dem Land im Überfluss

Schorlemmer, Staeckund Oswalt

haben unterzeichnet

Bindungsfristen laufen aus – wenigerSozialwohnungen

PREUSSEN / BERL IN

Clans unterwandern PolitikFDP-Anfrage fördert Strukturen der Kriminalität in Berlin zutage

Der FDP-InnenpolitikerMarcel Luthe (MdA) hatmit einer parlamentari-

schen Anfrage an den BerlinerSenat Informationen über dieStrukturen der organisierten Kri-minalität in der deutschenHauptstadt zutage gefördert. Ausder Antwort des Senats werdensowohl die Nationalitäten vonVerdächtigen und auch die Kri-minalitätsbereiche ersichtlich, indenen die Banden aktiv sind.Insgesamt hat die Berliner Poli-zei im vergangenen Jahr gegen59 Banden mit insgesamt 462Mitgliedern Ermittlungen ge-führt. In lediglich 18 dieser Ban-den spielten Personen eine füh-rende Rolle, die in der Statistikals deutsche Staatsangehörigebezeichnet werden. Bereits früher hatte die Polizei

berichtet, dass in arabischen undtürkischen Gruppierungen runddie Hälfte der Bandenmitgliederüber einen deutschen Pass ver-fügt.

Ermittelt wurde zudem gegen jesechs bulgarische und türkischeGruppierungen, vier russischeBanden, je drei Banden von Litau-ern, Nigerianern und Serben so-wie je zweimal Polen, Ukrainerund Libanesen. Dazu kamen wei-tere Banden aus anderen Her-kunftsstaaten.

Keine Ermittlungen gab es inBerlin im vergangenen Jahr ge-gen Gruppierungen, die der ita-lienischen Mafia zugeordnetwerden. Bei den Ermittlungenzeigte sich, dass 17 Banden beiDiebstählen und Einbrüchen ak-tiv waren. In 16 Fällen ging esum den Handel mit Drogen. Wei-tere Betätigungsfelder kriminel-ler Banden waren Zwangsprosti-

tution und illegales Glücksspiel,der Handel mit gefälschten Pro-dukten, Steuer- und Zolldelikte,Gewaltkriminalität und die ille-gale Einschleusung nachDeutschland.In zehn Ermittlungsverfahren

der Berliner Polizei mit Bezug zurorganisierten Kriminalität tauch-ten auch Hinweise auf eine Ein-flussnahme von Banden auf Poli-tik, Medien, Justiz oder die Wirt-schaft auf. Der Abgeordnete Lu-the sagte mit Blick auf diese Ver-suche der Unterwanderung derBerliner Politik und Verwaltung,die organisierte Kriminalität sik-kere üblicherweise schleichend indie Gesellschaft ein. Luthe warn-te: „Die Zahlen zeigen, dass genaudas in Berlin passiert.“Nach dem Vorbild anderer Bun -

desländer sowie auch des Bun -deskriminalamtes hat auch Berlinangekündigt, ein umfassendes La-gebild zur organisierten Krimina-lität vorlegen zu wollen.

Hermann Müller

Clan-Kriminelle tauchen in Statistikenals Deutsche auf

Page 6: 3 4 Debatten hinter G7-Kulissenarchiv.preussische-allgemeine.de/2019/paz2019-35.pdf · Die Politik weiß um den systematischen Missbrauch des Asylrechts in Deutschland, aber sie tut

Seit der Teilung von Britisch-In-dien im Jahre 1947 und dem Ab-zug der Eng länder ste hen die Re-publik Indien und die IslamischeRepublik Pakistan, die damals ent-standen, einander feindlich gegen-über. Das liegt zum einen an demreligiösen Gegensatz zwischendem überwiegend hinduistischenIndien und dem musli mischen Pa-kistan. Es gibt aber auch territoria-le Gründe, so den Streit um Kasch-mir. Dieser Zwist zwischen denbeiden Atommächten hat sich injüngster Zeit ge fährlich zugespitzt.

Feuergefechte im Grenzbereichhäufen sich, neben der In fanteriewird auch Artillerie eingesetzt. Eshat schon Tote gegeben, Soldatenauf bei den Sei ten, und – darf manden paki stanischen Meldungentrauen – auch Zi vilisten. Doch der-lei wird oftmals gerne verbreitet,um sich den Anschein einer mora-lischen Be rechtigung für die Aus -weitung des Kon flikts zu geben.

Die Vorbereitungen dafür sindauf beiden Seiten längst getroffen.Indien hat seine Streitkräfte in sei-nem Teil Kaschmirs, dem Bundes-staat Jammu und Kaschmir, inAlarmbereitschaft gesetzt, bis hinzur Luftwaffe. Begründet wird die-ses damit, dass man Angriffe vonTerror gruppen erwarte, die von Pa-kistan unterstützt würden, um Un-ruhe zu stiften.

Indien aber belässt es nicht beimilitäri schem Gerassel. Anfangdieses Monats hat Neu-Delhi demBundesstaat Jammu und Kasch-mir seinen Status als Sonderge-biet entzogen und sich so dieMöglichkeit geschaffen, unmittel-bar selbst durchzugreifen. Indi ensPremierminister Narendra Modiverteidigt die Maßnahme damit,dass sie „wirtschaftliche Ent -wicklung und Frieden in das Hi-malaja-Gebiet“ bringe.

Vorerst zumindest ist jedoch dasGegen teil der Fall. Die Pakistanihaben ihrer seits in der zweitenAugust-Woche die letzte öffentli-che Verkehrsverbindung nach In-dien unterbrochen. Nachdem zweiZugverbindungen eingestellt wor-

den wa ren, der „Thar Express“ undder „Sam jahauta Express“, wurdeauch noch der Omnibus-Verkehreingestellt. Direktflüge zwischenden verfeindeten Nachbarn gibt esohnehin nicht. Die letzte Mög lich -keit, die Grenze zu überschreiten,ist derzeit der Kontrollposten Wa-gah, an der Grand Trunk Road zwi-

schen Amritsar in Indien und derpakistanischen Kapitale Lahore.Das allerdings nimmt mehrereStunden in Anspruch.

Oberflächlich ist der Kaschmir-Konflikt schnell erklärt. Indien wiePak istan erheben beide Anspruchauf die gesamte Region, wobei La-hore das re ligiöse Argument ins

Feld führt, dass Kaschmir über-wiegend von Moslems bewohntwird. Was das Problem noch einwenig komplizierter macht, ist,dass ein kleiner Teil Kaschmirs zuChina ge hört. Es handelt sich da-bei um die Hochlandregion amWestrand von Tibet Aksai Chin.Dieses Gebiet hat Pak istan bereits

im letzten Jahrhundert an seinengroßen Verbün deten China abge-treten, eine Maßnahme, die Indiennie anerkannt hat, weil es selbstAnspruch darauf erhebt.

Auf diese Weise ist der Kasch-mir-Kon flikt kein bilaterales Pro-blem mehr, sondern bezieht Chinamit ein. Er stellt eine latente Bela-

stung der ohnehin schwierigen Be-zie hungen zwischen Peking undNeu-Delhi dar. Aksai Chin gewinntfür China eine besondere Bedeu-tung dadurch, dass es an zwei derproblematischsten chinesischenRegionen grenzt. Es liegt über wie -gend auf dem Gebiet von Chinaswestlicher Pro vinz Sinkiang, der

Heimat der muslimi schen, turk-stämmigen Uiguren, die im merwieder deutliche Neigung zum Se -paratismus erkennen lassen. Au -ßerdem liegt Aksai Chin an derGren ze zu Tibet, wo sich Pekingein ähnliches Pro blem stellt.

Es sind also nicht, wie es mei-stens heißt, zwei Atommächte in

den Kaschmir-Konflikt verwickelt,sondern deren zumindest drei.Wenn nicht noch mehr, berück-sichtigt man denn die zumindestbei Bedarf gezeigte politische Nä-he Indiens zu den USA und derenNeigung, überall in der Welt zuintervenieren – auch militä risch –,wenn es der Realisierung der eige-nen Weltmachtpläne zu nützenscheint.

Die beiden eigentlichen Wider-sacher Indien und Pakistan verfü-gen über reichlich nukleare Kurz-und Mittelstrecken waffen. Um dienuklearen Sprengköpfe ins Ziel zubringen, stehen sowohl Raketenals auch Bombenflugzeuge zurVerfügung. Angesichts der zumTeil überaus dichten Besiedlungder Regio nen könnte selbst ein be-schränkter nukle arer WaffengangMillionen Men schen töten. Außer-dem könnte das Grund wasser deshalben Subkontinents ver seuchtwerden.

Derweil versucht Modi die Posi-tion Neu-Delhis im bereits indi-schen Teil Kaschmirs weiter zustärken. So hat er einen Artikel derVerfassung außer Kraft gesetzt, ge-mäß dem ausschließlich Kaschmi-ri in ihrer Region Land kaufen dür-fen. Das könnte dazu führen, dassdie Kaschmiri in ihrer Hei mat dieMehrheit einbüßen und allmäh-lich völlig in der Republik Indienaufgehen. Eine solche Entwick-lung würde auch den pakistani-schen Anspruch auf Kaschmirschwächen, denn jeder Hindu, dersich dort ansiedelt, mindert das re-ligiöse Ar gument Lahores in seinerStichhaltigkeit.

Aber auch Pakistan zeigt dieMuskeln. Der Vier-Sterne-Generalund Stabschef der pakistanischenArmee Kamar Javed Bajwa versi-cherte dieser Tage: „Pakistans Ar-mee wird die Kasch miri in ihremKampf bis zum Ende un -terstützen.“ Pakistans Premiermi-nister Imran Khan mahnt hinge-gen zu Vorsicht und Mäßigung. Erverweist darauf, dass bei einemKrieg „beide Seiten und die ganzeWelt unter den Folgen leiden“würden. Florian Stumfall

Geteiltes Kaschmir: Jammu und Kaschmir ist ein Bundesstaat der Republik Indien. Asad Jammu undKaschmir, kurz auch Asad Kaschmir genannt, ist ein teilautonomes pakistanisches Gebiet. Gilgit-Baltistanist ein pakistanisches Sonderterritorium unter Bundesverwaltung. Das Shaksgam-Tal gehört zu dem KreisKargilik und dem Tadschikischen Autonomen Kreis Taschkorgan im Bezirk Kaschgar des UigurischenAutonomen Gebiets Xinjiang. Ebenso wie das Shaksgam-Tal wird auch Aksai Chin zwar von Pakistan, abernicht von der Republik Indien als Teil der Volksrepublik China anerkannt. Besonders umstritten ist der in-disch-pakistanische Grenzverlauf auf dem Siachen-Gletscher, der seit 1984 durch indisches Militär besetztist, was den sogenannten Siachen-Konflikt oder Siachen-Krieg ausgelöst hat. M.R.

6 Nr. 35 – 30. August 2019

MELDUNGEN

Konkurrenz für Klaus Johannis

Bukarest – Die rumänischen So-zialdemokraten haben VioricaDancila, die derzeitige Premier-ministerin Rumäniens, als Kandi-datin für die Präsidentschafts-wahlen im November nominiert.Sie wird gegen den seit Ende2014 amtierenden Präsidenten,den der rumäniendeutschenVolksgruppe der SiebenbürgerSachsen angehörenden national-liberalen Klaus Johannis, antre-ten, der eine zweite Amtszeit an-strebt. Weitere Politiker kündig-ten ebenfalls ihre Absicht an, fürdas Amt zu kandidieren. Darun-ter sind Dan Barna, Vorsitzenderder „Union Rettet Rumänien“,und der ehemalige Premiermini-ster Calin Popescu-Tariceanu, derVorsitzender der liberalen ParteiALDE ist. J.H.

Kaschmir-Konflikt droht zu eskalierenFeuergefechte im indisch-pakistanischen Grenzbereich haben bereits zu Toten auf beiden Seiten geführt

Streit um EU-Gelder

Athen – Griechenland hat offi-ziellen Angaben der Regierungzufolge aktuell 4,9 Milliarden Eu-ro an EU-Mitteln für den Zeit-raum 2014 bis 2020 abgerufen.Dabei wurden dem Land insge-samt 19,7 Milliarden bewilligt.Somit wurden bisher nur 25 Pro-zent der zur Verfügung stehen-den Mittel in Anspruch genom-men. Der stellvertretende Ent-wicklungs- und Investitionsmini-ster Joannis Tsakiris sagte gegen-über dem Internet-Nachrichten-portal Euractiv: „Wir müssen bis2023 jährlich fünf Milliarden Eu-ro ausgeben … Es wäre eine ech-te Leistung, wenn wir das schaf-fen.“ Er warf der vorherigen Re-gierung unter der linksgerichte-ten Syriza vor, zahlreiche von derEU finanzierte Projekte nur ge-plant, aber nicht umgesetzt zuhaben. Die Syriza verwies hinge-gen darauf, Brüssel habe wieder-holt die Verwendung von EU-Mitteln durch Griechenland be-grüßt und gelobt. J.H.

Während andere Staaten ih-re durch Geld- und Fach-kräftemangel geschuldete

bisherige Zusammenlegung derKultur- und Tourismusbehördenzunehmend hinterfragen und nichtselten aufheben, geht die Volksre-publik China einen umgekehrtenWeg. Gerade legte das nationale Mi-nisterium für Kultur und Tourismusein neues Gesetz vor, dessen expli-zites Ziel die „Vereinheitlichung derKultur- und Tourismus-Industrien“ist. Das Doppelministerium war imApril 2018 im Zuge der durchStaatsführer Xi Jinping vorgenom-menen Generalreform der Zentral-regierung mit dem expliziten Zielgegründet worden, „Chinas soft-po-wer und kulturellen Einfluss in derWelt zu stärken“.

„Soft Power“ (Weiche Macht) istein im Zuge der Wende von1989/90 vom US-Politologen Jo-seph Nye – damals Chef-Außenpo-litiker des Weißen Hauses und bisheute Leiter der einflussreichenTrilateralen Kommission – geschaf-fener Begriff, der die kulturelle At-traktivität und den davon ausge-henden Einfluss von Staaten alszentralen Aspekt ihrer politischenGesamtmacht herausstellt. DieUSA nutzen diese Form der Beein-flussung seit jeher intensiv, habensie aber erst durch Nye zu einemkohärenten Kernaspekt ihrerAußenpolitik verdichtet.

China versucht sich auch in die-ser Hinsicht seit etlichen Jahren alsZweites Amerika, ohne dass ihmdies trotz oft gewaltigen Propagan-daaufwands in nennenswerterWeise gelungen wäre. Das neueGesetz sieht vor, dass der Staat „dieSchöpfung kultureller Produkte aufBasis touristischer Ressourcen“fördern soll. Wohl als Erläuterunggedacht scheint die seiner Veröf-fentlichung beigegebene Forderungdes früheren Volkskongress-Funk-tionärs Schu Bing, dass größereAnstrengungen nötig seien, „den

kulturellen Anteil in der Touris-musindustrie zu erhöhen“.

Demnach will man wohl zu-nächst versuchen, die bislang in-haltlich oftmals eher anspruchslo-se Tourismusindustrie zu einer In-wertsetzung örtlich vorhandener,aber noch ungenutzter kultureller„Ressourcen“ zu animieren. Dassmit dem Gesetz aber nicht aus-schließlich an unmittelbare finan-zielle Gewinne und eine Niveauan-hebung des inländischen Reisever-kehrs gedacht ist, zeigen auffälligePassagen, die darüber hinaus eine

umfassende Unterstützung der Be-werbung von Chinas „Kulturpro-dukten“ in Übersee fordern.

Es ist demnach zu erwarten, dassdie chinesischen Dienststellen ver-suchen werden, offensiver als bis-her emblematische Aspekte derKultur ihres Landes im Auslandbekannt zu machen und so Auslän-der für die Politik der Volksrepu-blik zu gewinnen. Dies wäre sozu-sagen der nach der in den letztenJahren global erfolgten Eröffnungzahlreicher Konfuzius-Kulturinsti-tute zweite Ansatz einer Breiten-werbung für die chinesische Kul-tur, deren oft hochinteressanteAspekte im Ausland kaum bekanntsind.

Der Erfolg des ersten Ansatzesblieb freilich überschaubar: Nebeneinem gewissen Zuspruch für chi-nesische Sprachkurse erreichen diekulturellen, politischen und wis-senschaftlichen Zusatzaktivitätenbestenfalls ein begrenztes Publi-kum und werden von den weitge-hend US-gesteuerten Medien igno-riert. Wenn der neue Ansatz nichtunter dem Strich genauso kläglichenden soll, wird China in großemUmfang qualifizierte Nicht-Chine-sen gewinnen müssen, die dasLand für die Überwindung der ge-waltigen kulturellen und mentalenUnterschiede zu den im FernenOsten unbegreifbaren weißen Völ-kern dringend benötigt. T.W.W.

China setzt auf »Soft-Power«Peking strebt Außenwerbung nach US-amerikanischem Vorbild an

Embleme sind vorhanden, aberExperten fehlen

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Nr. 35 – 30. August 2019 7

MELDUNGEN

Direktbank N26lässt teilen

BVG muss aufWagen warten

Berlin – Das Berliner Unterneh-men war vor einigen Jahren einerder ersten Anbieter für Bankkon-ten, die über Smartphones abge-wickelt werden, und zwar ganzohne „Papierkram“, wie es auf de-ren Internetseite heißt. Die deut-sche Direktbank N26 hat in die-sem Sommer ihr Geschäft in denUSA aufgenommen und ist seitAugust dort im ganzen Land ver-fügbar. Die Bank hat mittlerweile3,5 Millionen Kunden und ist be-reits in 24 EU-Staaten aktiv. Dieneueste Funktion lautet „SharedSpaces“, hier können Finanzen ge-meinsam organisiert werden. Der-zeit wird sie nur getestet und sollin den kommenden Monatenmarktreif sein. PAZ/N.H.

Berlin – Der französische HerstellerAlstom klagt gegen die Auftragsver-gabe von 1500 U-Bahn-Wagen anden Berliner Hersteller Stadler Pan-kow GmbH über etwa drei Milliar-den Euro. Der nun drohende jahre-lange Gerichtsstreit verhindert dieErneuerung des überalterten Be-stands der Berliner U-Bahn. Wirt-schaftssenatorin Ramona Pop (Grü-ne) kommentierte: „Wir werden dieÖffentlichkeit in Abstimmung mitder BVG informieren, sobald esneue Entwicklungen gibt“. F.B.

Durch die EU-Agrarpolitik wurdedie deutsche Landwirtschaft aufÜberproduktion getrimmt und anWeltmarktpreise gekoppelt. DasErgebnis sind unter anderemüberlange Tiertransporte.

Die Exportorientierung hat da-zu geführt, dass jährlich etwa800000 Rinder und 2,6 MillionenSchafe und Ziegen aus der Euro-päischen Union in 17 sogenannteDrittstaaten außerhalb der EUtransportiert werden. Nach einembis zu 29 Stunden langen, qual-vollen Transport werden die Tieream Zielort zumeist mit grausa-men Methoden geschlachtet.Seit Jahren wird dokumentiert,

wie die Tiere auf den langenTransporten durch schlechte Ver-sorgung, Hitze und überfüllte La-deflächen leiden. Dennoch siehtsich weder die deutsche Bundes-regierung noch die EuropäischeKommission veranlasst, dieseTierquälereien zu unterbinden,indem Tiertransporte von mehrals acht Stunden Dauer verbotenwerden, was der Deutsche Tier-schutzbund seit Langem fordert.Stattdessen sind die Transporte

in Drittländer sogar stetig ange-stiegen. 81000 der aus Deutsch-land in Länder wie Marokko, Al-gerien und Usbekistan transpor-tierten Rinder werden als „hoch-leistende Zuchtrinder“ deklariert.Dort müssten Rinder längst inausreichender Zahl gehalten wer-den, was aber nicht der Fall ist, er-klärte die Veterinärdirektorin desKreises Rendsburg-Eckernförde,Manuela Freitag, im Juni in einemInterview mit den „Kieler Nach-richten“. Hingegen habe die Zahlder Schlachtungen zugenommen.Hintergrund sei, dass für

Schlachttiere in den betreffendenLändern Importzoll erhobenwird, für Zuchttiere dagegennicht. Freitag prangert einen ver-kappten Schlachtviehtransportan. Möglichkeiten der Kontrollezur Einhaltung der Tierschutzvor-schriften gibt es am Ankunftsortnicht mehr. Die geschwächtenTiere werden meist rituell ge-schächtet, was mit EU-Vorschrif-

ten unvereinbar ist. Diese über-langen Transporte müssten längstverboten sein, sind aber grund-sätzlich durch die EU-Transport-Verordnung erlaubt. Freitag äußerte ihre Enttäu-

schung darüber, dass die Fragenund Vorwürfe im Hinblick aufVerletzung geltender Tierschutz-gesetze auf der Agrarministerkon-ferenz der Bundesländer am 12. April erörtert wurden, ohnedass der Tierquälerei durch einVerbot ein Ende gesetzt wurde.

Bundesministerin Julia Klöckner(CDU) verwies erneut auf die Ver-antwortung der Länder für dieZulassung von Transporten inDrittstaaten. Die Agrarminister-konferenz fasste lediglich einenBeschluss zum Aufbau einer Da-tenbank für Tiertransportrouten.Anfang des Jahres war durch

Berichte von ARD und ZDF pu-blik geworden, dass bei den lan-gen Tiertransporten sowie in denSchlachthöfen in Nordafrika, Vor-der- und Mittelasien tierquäleri-sche Bedingungen vorherrschen.Diese Bilder mitanzusehen, warschwer auszuhalten. Zuständige

Veterinäre aus vier schleswig-hol-steinischen Kreisen weigertensich daraufhin, Vorlaufatteste fürRindertransporte ins EU-Auslandauszustellen, da sie juristisch zurVerantwortung gezogen werdenkönnten, wenn die Tierschutz-Mindeststandards auf den weitenReisen nicht eingehalten werden.Tiere dürfen nach EU-Recht nur

mit einer Vorlaufbescheinigungauf eine Sammelstelle gebrachtwerden. Nur bei Vorliegen dieserBescheinigung kann der Veterinär

auf der Sammelstelle die für denExport benötigte Gesundheitsbe-scheinigung ausstellen. Anfang Februar verbot der Frei-

staat Bayern Tiertransporte in 17 Staaten außerhalb der EU, dar-unter die Türkei, Jemen, der Liba-non, Marokko, Algerien, Ägypten,Aserbaidschan, Syrien, Jordanien,Kasachstan, Kirgistan, Tadschi-kistan, Turkmenistan und Usbe-kistan. In diesen Ländern werdegegen das EU-Tierschutzrecht ver-stoßen, so die Begründung. AusBayern dürfen Tiere nur noch inandere Länder transportiert wer-den, wenn auf der Route durchge-

hend deutsche Tierschutzstan-dards eingehalten werden. Zudem soll eine Zentralstelle

„Export“ aufgebaut werden, umTransportprüfungen der bayeri-schen Behörden zu erleichternund zu vereinheitlichen. Im Fe-bruar verhängte der schleswig-holsteinische Landwirtschaftsmi-nister Jan Philipp Albrecht (Grü-ne) in Kiel ein vorläufiges Ver-bot von Rindertrans porten in 14 Nicht-EU-Länder. Dagegenklagte die Rinderzucht-Genossen-

schaft Schleswig-Holstein und er-reichte einen Teilerfolg.Niedersachsens Landwirt-

schaftsministerium lehnt einengenerellen Exportstopp ab. Dienationalen und gemeinschafts-rechtlichen Vorschriften würdenden Behörden nicht ermöglichen,lange Schlachttiertransporte auchin Drittländer grundsätzlich zuverbieten, hieß es. Jeder geplanteTransport sei einer Einzelfallprü-fung durch die Veterinärbehördezu unterziehen.Überraschend stellte Minister

Albrecht am 25. März einen Er-lass vor, wonach in Schleswig-

Holstein wieder Tiertransporte inDrittländer erlaubt sind. Die Zeitsei genutzt worden, um auf einbundesweit abgestimmtes, rechts-sicheres Vorgehen zu drängen.Man habe einen Kriterienkatalogfür die Genehmigung von Tier-transporten in bestimmte Dritt-länder erarbeitet, erklärte Al-brecht. Der Erlass erbringe darüber

hinaus „Rechtssicherheit für dieVeterinäre, mehr Transparenzdurch Kontrollmöglichkeit, einefaire Chance für Landwirte undHandel sowie Verbesserungen fürdie Tiere“. Die Tierschutzorgani-sation Provieh e.V. warf dem Mi-nister vor, mit seinem Erlass einfalsches Signal zu setzen.Auch der EU-Agrarausschuss

drängt darauf, dass die Mitglieds-staaten die bestehenden Vor-schriften zum Schutz transpor-tierter Tiere besser durchsetzenmüssen und Verstöße nicht unge-straft lassen. Verlangt wird zudemeine neue Tierschutzstrategie2020–2024. Bei dem EU-Agrarministertref-

fen im Juli in Brüssel ermahnteder litauische Gesundheitskom-missar Vytenis Andriukaitis dieteilnehmenden Minister, denTransport von Tieren bei Tempe-raturen ab 30 Grad Celsius zu ver-bieten. Unter den Mitgliedsstaa-ten besteht selbst bezüglich dieserVorschrift eine große Uneinigkeit. Nach wie vor liegt somit die

Verantwortung für die Zulassungder Tiertransporte in Drittstaatenbei den Amtstierärzten vor Ort inden Bundesländern. Nach denjüngsten Gerichtsurteilen sind siedazu verpflichtet, wieder Vorlauf-Atteste auszustellen. Händlerkönnen die Rinder damit zurSammelstelle in ein anderesBundesland transportieren, dasnoch Lebendtiertransporte inNicht-EU-Länder abfertigt. Der Bürger aber bleibt ange-

sichts dieses kaltblütigen Ping-pongspiels von zahlreichen betei-ligten Akteuren in Anbetracht desJammers von Millionen gequälterTiere fassungslos zurück.

Dagmar Jestrzemski

Tierquälerei ohne GrenzenExportorientierte Agrarwirtschaft führt zu Viehtransporten quer durch Europa – Politik reagiert verhalten

Über 500 Vertreter aus Politik,Industrie und Gewerkschaf-ten trafen sich auf dem

Flughafen Halle/Leipzig zur 1. Nationalen Luftfahrtkonferenz.Auf der Agenda stand eine neueStrategie, mit der DeutschlandsLuftfahrtbranche wettbewerbsfähi-ger und umweltfreundlicher wer-den soll. Weltweit ist der Luftver-kehr in einem Aufschwung. NachAngaben der Deutschen Flugsiche-rung (DFS) markierte das Jahr 2018mit rund 3,34 Millionen kommer-ziellen Flugbewegungen im bundes-deutschen Luftraum einen neuenRekord. Parallel wächst aber auchder Druck auf die Branche. So be-zeichnet das UmweltbundesamtFliegen als „die klimaschädlichsteArt sich fortzubewegen“. Wie in der Automobilbranche

läuft auch bei den Flugzeugbauerndie Suche nach neuen Antriebsfor-men. Auf der nationalen Luftfahrt-konferenz wurde ein „Leipziger Statement für die Zukunft der Luft-fahrt“ vorgestellt. Das Papier siehtdie Förderung der sogenannten„Power-to-Liquid“-Technologie vor.Mit dieser sollen künftig syntheti-sche Flugzeugtreibstoffe produziertwerden. Bislang kostet syntheti-sches Kerosin noch ein Vielfachesim Vergleich zur herkömmlichenVariante. Zudem werden die neuenTreibstoffe nur in geringen Mengen

hergestellt. Experten dämpfen dieErwartungen auf schnelle Erfolge. Manfred Aigner, Direktor des

DLR-Instituts für Verbrennungs-technik, sagt: „Für eine industrielleProduktion von vielen Tonnen kli -ma neutralen Kerosins wird es si-cher noch zehn Jahre dauern.“ Das Leipziger Papier nennt als

zentrales Element strategischer In-dustriepolitik die Entwicklung vonTechnologien für elektrische undhybrid-elektrische Flugzeugantrie-be. Wegen des Gewichts kommenBatterieantriebe auf absehbare Zeitnicht für Langstreckenflüge in Be-tracht. Bei vergleichbarer Energiewird derzeit das 70-fache Gewichtund Volumen von Kerosin benötigt,so das Fachportal „airliners.de“. Bundeskanzlerin Angela Merkel

(CDU) kündigte in Leipzig zudemauch eine nationale Wasserstoffstra-tegie an, die bis Ende des Jahresvorliegen soll. Sie sagte: „Wir wollen

technologieoffen an die Dinge her-angehen.“ Außerdem wies sie dar-auf hin, dass die „Potenziale vonWasserstoff auch für die Luftfahrtlängst nicht erschlossen“ seien. Kurz vor der Luftfahrtkonferenz

wurde die Ansiedlung eines neuenFlugzeugherstellers am FlughafenLeipzig/Halle bekanntgegeben.Nach Angaben des sächsischenWirtschaftsministeriums will einneu zu gründendes Unternehmendie Produktion des Kurzstrecken-flugzeuges Dornier 328 wieder auf-nehmen. Bei dem Projekt arbeitendie Sierra Nevada Corporation(SNC) aus den USA und die „328Support Services GmbH“ zusam-men. Die 30-sitzige Turbopropma-schine war das letzte in Deutsch-land gebaute Verkehrsflugzeug. Ent-wickelt wurde das RegionalflugzeugDornier 328 bereits in den 1980erJahren von der damaligen Daimler-Benz-Tochter DASA. N.H.

Potenzial nicht erschlossenFliegen soll umweltfreundlich und wettbewerbsfähig werden

Die Schulden-Uhr:

Gesamtverschuldung:1.925.910.037.882 €Vorwoche: 1.925.950.080.204 €

Verschuldung pro Kopf:23.198 €Vorwoche: 23.198 €

(Dienstag, 27. August 2019, Zahlen: www.steuerzahler.de)

WIRTSCHAFT

Zahlen des Bundeswirt-schaftsministeriums belegeneine unerwartet starke

Schrumpfung der Industriepro-duktion in Deutschland. Nach An-gaben des Ministeriums ging dieProduktion von Industrie, Bau undEnergieversorgern im Juni um1,5 Prozent gegenüber dem Vormo-nat zurück. Im Vergleich zum Junides Vorjahres sank die deutsche In-dustrieproduktion sogar um fünfProzent. Der vielbeachtete Geschäftskli-

maindex vom ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschungan der Universität München warim Juli auf den niedrigsten Standseit April 2013 gefallen. „Im Verar-beitenden Gewerbe ist der Ge-schäftsklimaindikator im freienFall“, lautet der Kommentar vonifo-Präsident Clemens Fuest. Sai -sonbereinigt korrigiert sank der In-dex für das verarbeitende Gewerbevon 97,5 auf 95,7 Punkte. Laut demifo Institut war ein stärkerer Rück -gang beim Index zuletzt im Febru-ar 2009 beobachtet worden. Auchim Dienstleistungssektor und imHandel ist der Geschäftsklimain-dex deutlich gesunken. Einzig imBauhauptgewerbe blickten dieUnternehmen optimistischer aufdie nächsten Monate. Fuest sagte zur Eintrübung der

Stimmungslage in der Wirtschaft:

„Die deutsche Konjunktur befindetsich in schwierigem Fahrwasser.“Mit den jüngsten Zahlen wächst

die Gefahr einer Rezession, einerüber mehrere Quartale anhalten-den Schrumpfung der deutschenWirtschaftsleistung. Im erstenQuartal war Europas größte Volks-wirtschaft nur noch leicht um0,4 Prozent gewachsen. Die Kredit-anstalt für Wiederaufbau (KfW)rechnet inzwischen damit, dass diedeutsche Wirtschaft im zweitenQuartal bereits nicht mehr ge-

wachsen ist. Der KfW-VolkswirtKlaus Borger kommentierte dieEntwicklung mit den Worten:„Sollte das Bruttoinlandsprodukt(BIP) im zweiten Quartal nicht ge-sunken sein, wäre das schon einErfolg.“ Insbesondere das stark von der

Konjunktur abhängige verarbeiten-de Gewerbe rechnet inzwischenmit einem starken Anstieg derKurzarbeit. Das Münchner ifo In-stitut hat ermittelt, dass 8,5 Prozentder Unternehmen im verarbeiten-den Gewerbe davon ausgehen, in

den kommenden drei MonatenKurzarbeit anmelden zu müssen.Das ist der höchste Wert seit 2013. Angesichts der düsteren Aus-

sichten für die Konjunktur habeninzwischen mehrere Vertreter vonWirtschaftsverbänden Forderun-gen an die Bundesregierung ge-stellt. Die Bundesvereinigung derDeutschen Arbeitgeberverbände(BDA) rief die Regierung dazu auf,Vorsorge für den Fall einer Wirt-schaftskrise zu ergreifen. BDA-Prä-sident Ingo Kramer verlangte „einBelastungsmoratorium für diedeutsche Wirtschaft“ und die be-schleunigte Umsetzung bereits ge-planter öffentlicher Investitionen.Dabei sollten keine langwierigenGenehmigungsverfahren die Pro-zesse unnötig in die Länge ziehen.Der Arbeitgeberverband Ge-

samtmetall sieht beim Instrumentder Kurzarbeit Handlungsbedarf.Oliver Zander, Hauptgeschäfts-führer des Verbandes, wünschtsich für den Fall einer Wirtschafts-krise die Möglichkeit, die Kurzar-beit notfalls auch sehr schnell undmassiv aufzustocken sowie sieinnerhalb weniger Tage per Kabi-nettsbeschluss in Kraft zu setzen.Als Risiken nannte Zander nebeneinem harten Brexit auch einenglobalen Handelskrieg und einenmilitärischen Konflikt mit demIran. Norman Hanert

Einzig das Bauhauptgewerbe ist

optimistisch

Es geht bergabDeutschlands Industrieproduktion ist geschrumpft

Das Ende schon vor dem Schlachthof: Im Tiertransporter verendete Schweine Bild: Imago/Reichwein

Merkel sprichtauf 1. NationalerLuftfahrtkonfe-renz: Fliegen soll sauberer werden

Bild: Imagoimages/xcitepress

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8 Nr. 35 – 30. August 2019

Immer häufiger ist die Rede vom„alten, weißen Mann“. Meistsind es junge Frauen, die so re-

den, weiße wie farbige, Emanzen,Feministinnen, Rot-Grün-Wählerin-nen, Journalistinnen, Politikerinnen,Klima- und Netz-Aktivistinnen. Im-mer öfter stoßen sie diesen neuenKampfbegriff aus, sie tun es meistauf ziemlich diskriminierende, her-abwürdigende Weise, auch mit einergewissen Wut im Bauch, scheint es.Es ist vor allem das politisch korrek-te Medienkartell, das diese Strö-mung befeuert: In Diskussionssendungen,Meinungsartikeln, Interviews, überall hörtman immer häufiger, dass der „alte, weißeMann“ Schuld sein soll an nahezu sämt-lichen derzeitigen Verwerfungen der Welt.Nein, er hat derzeit wirklich keine gün-

stige Position, der alte,weiße Mann, sonderner gerät kräftig unterBeschuss: Er sei rück-ständig, herrschsüch-tig, machtbesessen,hänge in alten Mu-stern des absolutenHerrschenwollens fest. Man mag ihn jetztoffenbar nicht mehr sehen und hören. Sei-ne Meinung, die er immerhin viele hun-derte Jahre zum Ausdruck bringen durfte,ist nicht mehr gefragt, die Welt dreht sichauch ohne ihn, ohne diesen alten, weißenMann weiter. Denn er ist es schließlichauch, der das Recht der Nationalstaatenfordert, der sich vor allem gegen den glo-balen Wandel stellt, zu dessen wichtigstenThemen der Klimaaktivismus, die Massen-migration sowie die Vermischung der Ras-sen zählen.Die junge, weiße Autorin Sophie Pass-

mann, die im Frühjahr 2019 ein Buch zumThema veröffentlichte, drückte es so aus:„Der Begriff ist aufgekommen, weil dieMenschen, die viele gerade nerven mit ih-rer Omnipräsenz und damit, sich gegenden Wandel zu stellen, auffallend oft ältereweiße Männer sind … Als Kampfbegriff be-deutet er natürlich auch, dass ein Mann,

der weiß ist – und heterosexuell und nichtbehindert, gepaart mit ein paar anderenPrivilegien – in unserer Gesellschaft keineDiskriminierung erfährt.“ Unbesorgt plau-dert Passmann weiter: „Ich ermuntere je-den Mann, der weiß ist und mittelalt, sich

erst mal angegriffen zufühlen. Das finde ichgar nicht so schlimm,wenn jemand verwun-dert ist, sich gestörtfühlt, vielleicht sogarbeleidigt. Denn ichglaube, es ist das erste

Mal in der Geschichte, dass wir weißeMänner darauf hinweisen, dass sie weißeMänner sind. Und das kann heilsam sein.“Im Kulturmagazin „Cicero“ hieß es imMärz 2019: „Wer ein ,alter weißer Mann‘ ist,muss derzeit mit vielen Beschimpfungenrechnen. Zu recht, heißt es, alte weißeMänner sollen endlich auch die Leiderfah-rung spüren, die andere täglich machen.“Der von mir geschätzte US-Journalist

und ehemalige US-Vize-FinanzministerPaul Craig Roberts stellt fest, dass es jetztallerdings der gesamten weißen Rasse wohlan den Kragen geht. Er spricht in einem imSommer 2019 erschienenen Artikel von ei-nem flächendeckenden Völkermord an denWeißen auf der ganzen Welt. Dabei nenntder Autor als Beispiel die Verfolgung wei-ßer Südafrikaner, von denen viele in ihremLand derzeit in höchster Lebensgefahrschweben. (Unsere deutschsprachigen Me-dien schreiben nur selten darüber, wäh-

rend beispielsweise der russische Präsi-dent Wladimir Putin sich darum bemüht,die weißen Farmer Südafrikas, die seit eini-gen Jahren von ihren Landsitzen systema-tisch vertrieben und verfolgt, vielfach garermordet werden, nach Russland zu holenund ihnen bei der Immigration behilflichzu sein.) Doch auch in den USA ist dasThema längst spruchreif geworden, und sosoll im September 2019 eine Delegationsüdafrikanischer Weißer nach Washingtonreisen, um sich die diplomatische Unter-stützung der USA sicherzustellen, da manbefürchtet, dass die schwarze Mehrheit inSüdafrika derzeit Vorbereitungen für einenVölkermordkrieg gegen die weißen Bürgerdort trifft.Der Journalist schreibt zur Entwicklung

dieser verheerenden Zustände: „1994 über-gab die weiße südafrikanische Regierungdie Macht an die Schwarzen. Für einigeJahre war die politische Situation unterPräsident Nelson Mandela und dem Ein-fluss von Bischof Desmond Tutu stabil.Aber im Laufe der Zeit wurden ihre Nach-folger radikaler und weniger vernünftig.“Zum Teil sei die Radikalisierung auf wirt-schaftliche Korruption und Misswirtschaftzurückzuführen gewesen. Da die schwarzeRegierung es jahrelang nicht geschafft ha-be, Wirtschaft und Gesellschaft zu verbes-sern, hätten „die schwarzen politischenFührer ihre Rhetorik gegen die Weißen ge-schärft“. Immer häufiger sei der Hass gegendie Weißen zum Ausdruck gebracht wor-den in Medien, Politik und Gesellschaft,

parteiübergreifend. Brutale und schreckli-che Angriffe auf weiße Bauernfamilienseien „explodiert, die Regierung drängtmittlerweile auf eine Politik der entschädi-gungslosen Enteignung weißer Bauernhö-fe“, so der Journalist. Roberts berichtet,dass ein Führer des bewaffneten ANC-Flü-gels (African National Congress, bekannte-ster Politiker hier war Nelson Mandela)derzeit junge Schwarze aufrufe, sich inTrainingslagern zur Vorbereitung auf denBürgerkrieg gegen die Weißen zu beteili-gen. „Die Forderung nach Waffen gegen dieweißen Bürger nimmt zu. Aufrufe zur Säu-berung Südafrikas von Weißen sind jetzt zuInhalten von Popsongs und Texten im öf-fentlichen Raum geworden, sie sind überallund stets präsent.“Auch in den USA

stellt Roberts dieseTendenzen fest. So ha-be man dort eine öf-fentliche Wahrneh-mung geschaffen, dassMassenerschießungenein „Problem des weißen Mannes“ seien,während in Wirklichkeit das Gegenteil derFall sei: „51 Prozent der Massenschützenim Jahr 2019 waren schwarz, 29 Prozentwaren weiß und elf Prozent waren Lati-nos“, zitiert er eine aktuelle Studie.Tja, die Entwicklungen laufen, und wir

werden das Rad wohl nicht mehr zurück-drehen. Mal ganz ehrlich: Ist das wirklichein Wunder nach all den Jahrhundertender gewaltsamen Unterwerfung zahlloser

eingeborener Völker weltweit durchdie weißen Europäer, durch die bru-tale Kolonialisierung, natürlich aus-gehend zunächst vom weißenMann? Nach all der Unterdrückungauch von Frauen und Schwächeren,Sklaven, durch den weißen Mann?Der gar Jahrtausende währendenMachtbesessenheit von Regenten,Diktatoren und Kirchenfürsten,meist weißer Hautfarbe? Fakt ist,dass das Pendel wohl oder übel ei-nes Tages zurückschlagen musste.Der Zeitpunkt scheint gekommen,

die Entwicklung ist in Gang geraten, derletzte Zug des alten, weißen Mannes nimmtan Fahrt auf – offenbar in Richtung Endsta-tion.Aber Achtung: Was viele wütende Aktivi-

stinnen hierzulande nun immer öfter the-matisieren und somit zunehmende Aus-grenzung schaffen, das wird in absehbarerZeit auch auf sie zurückkommen. Denn di-rekt an der Seite des weißen Mann lebt –genau: die weiße Frau. Und die steht alsnächstes auf der Abschussliste, ob alt oderjung. Sie kann sowohl die Ehefrau des al-ten, weißen Mannes sein wie auch dessenTochter, oder seine Enkelin. Keine Sorge,auch dieser Prozess läuft bereits auf vollenTouren und wird durch die Exponential-

funktion, die derzeitpraktisch alle The-menbereiche unseresLebens erfasst hat, ex-trem beschleunigt. Je-dermann und jede-frau, die sich zu die-sem Thema äußern,

weben also mit am eigenen Schicksal, dassich bereits vor der Haustüre eingenistethat. Wer sich übrigens in Deutschland undEuropa umschaut, ahnt, was auch dort aufjeden zukommt.

https://www.faz.net/aktuell/gesell-schaft/menschen/autorin-sophie-pass-mann-ueber-feminismus-und-weibliche-vorbilder-16084498.html?printPagedArti-cle=true#pageIndex_2

Die Autorin: Eva Hermans Buch »Das Eva-Prinzip« erreichte 2006 hunderttausende Leser.

Weitere Bestseller über Medien, Familie, Mutterschaft und Spiritualität folgten. Die

ehemalige ARD-Moderatorin, die 1958 in Emdengeboren wurde, lebt in Hamburg.

Frei gedacht

Ist weißer Völkermordunsere Zukunft?

Von EVA HERMAN

Die Kolumne: Zwei Publizisten reden Klartext.Immer abwechselnd, immer ohne Scheuklappenund immer exklusiv in der PAZ. Dem Zeitgeist„Gegenwind“ gibt der konservative Streiter

Florian Stumfall. „Frei gedacht“ hat Deutschlandsberühmteste Querdenkerin Eva Herman.

FORUM

Im Meinungskartell gefangenVon Volker Wittmann

Bemerkungen über das Wet-ter waren ehedem eine un-verfängliche Art, mit Leu-

ten ins Gespräch zu kommen.Derzeit darf man von Glück re-den, wenn der Mitmensch nichtgleich Gift und Galle spuckt. Kli-ma-Propheten und Klima-Skepti-ker führen einen verbissenenGlaubenskrieg. Es geht um mehrals Blitz und Donner, Sonne,Wind und Regen. Die ganze Weltsteht angeblich auf dem Spiel,das ganze Jahrhundert, die Zu-kunft schlechthin.Die Propheten führen an, in

Deutschland habe man noch nie42 Grad Celsius im Schatten ge-messen. Die Skeptiker halten da-gegen, auch ohne Aufzeichnun-gen wären schon vergleichbareHitzewellen gerollt. Womöglichhaben beide recht oder irren zu-gleich. Nichts Genaues weiß man

nicht. Genau das ist womöglichdie Ursache der Grabenkämpfe.Je ungewisser der Gegenstand

ist, desto erbitterter tobt der Mei-nungsstreit. So fand der Verhal-tensforscher und Nobelpreisträ-ger Konrad Lorenz heraus, dass„innerartliche Aggression“ denMenschen von der Natur insHerz gelegt sei. Ursprünglich er-fülle der Trieb nützliche Aufga-ben. Werde er aber unterdrückt,käme es zum Stau. Dann genügeein geringer Anlass zu unkontrol-lierten Entladungen.Tatsächlich sieht laut einer

Umfrage des Instituts Allensbachein erheblicher Anteil der Deut-schen seine Meinungsfreiheiteingeschränkt. Um unter steigen-dem Druck Dampf abzulassen,könne Aggression an „Ersatzob-jekten“ abreagiert werden. Dasnannte Lorenz „Umorientie-

rung“. Man schlägt den Sack undmeint den Esel. Das Grautier istin dem Fall der unsägliche„Kampf gegen rechts“. Auf dieserSeite sieht man die Klima-Skepti-ker. Die Klima-Propheten geltenals links. Im Streit um die Erwär-mung der Welt schwelt mithinuntergründig politischer Hader.Lorenz’ Landsmann, Sozialpsy-

chologe Peter Hofstätter, hatuntersucht, wie es dabei bis zurSpaltung der Gesellschaftkommt. In „Psychologie der öf-fentlichen Meinung“ schilderteer ein verbreitetes Unbehagen,aktuelle Fragen nicht beurteilenzu können. Den Schwebezustanderleben überfragte Leute als in-nere Spannung. Um sie zu lösen,greifen sie zu einer gängigen, oftvertretenen Ansicht. Bedenklich werde es dann, so

Hofstätter, „wenn Vertreter typi-

scher Meinungen sich zusam -mentun und von den übrigen ab-schließen. Wobei sie dazu neigen,sich selbst als gut und die ande-ren als schlecht zu bezeichnen.Wo sich einmal eine solche Par-teiung vollzogen hat, pflegen Dis -kussionen die Gegensätze zu ver-größern, statt sie zu über -brücken.“Klingt schlüssig, so sollte man

meinen. Doch warum sprichtman immer weniger über Lorenzund schimpft nur auf Hofstätter?Im politisch korrekten Laufstalldeutscher Medien reimt sichwieder einmal fast alles auf die-selbe Leier. Beide Forscher ha-ben im Dritten Reich gelebt undgearbeitet. Für krumme Hal-tungs-Journalisten und Mei-nungs-Eunuchen ist das Grundgenug, sie zu Unpersonen zu ma-chen.

Erkannte die Ursachen desMeinungsstreitsund erklärte,wie ein geringerAnlass zu „un-kontrolliertenEntladungen“führen kann: Verhaltensfor-scher Konrad Lorenz

Bild: action press

Angeblich weil der brasiliani-sche Präsident zu wenig ge-

gen die Waldbrände am Amazo-nas tue, fordert Frankreichs Pen-dant als Strafmaßnahme einenVerzicht auf das Freihandelsab-kommen zwischen der europäi-schen EU und dem südamerika-nischen Mercosur. Dabei räumenselbst Leitmedien ein, dass diesesnur eine Ausrede ist. Frankreichmöchte vielmehr das Freihan-delsabkommen verhindern, weilseine traditionell stark landwirt-schaftlich geprägte Volkswirt-schaft nicht wettbewerbsfähig ist. Von daher ist es auch unsinnig,

EU mit Freihandel gleichzuset-zen. Es gibt zwar den Europäi-schen Binnenmarkt, aber insbe-sondere die Frankreich besondersinteressierende Agrarpolitik ist inder EU alles andere als liberal ge-regelt. Ist es aus französischerSicht doch nicht zuletzt Sinn undZweck des europäischen Eini-gungsprozesses, die französischeLandwirtschaft mit deutschenSteuergeldern zu subventionierenund den deutschen Verbraucherdurch entsprechend hohe EU-Außenzölle zum Verbrauch fran-zösischer Produkte zu nötigen.Noch wehrt sich die Bundesre-

gierung gegen den Verzicht aufdas Freihandelsabkommen mitSüdamerika. Es besteht allerdingsdie Gefahr, dass dieser Wider-stand schwindet. Wir haben daauf der einen Seite die Partei des„Kanzlers der Alliierten“, die ge-radezu reflexhaft zur Zustim-mung neigt, wenn Forderungenseitens der Besatzungsmächte derAltbundesrepublik kommen. Undwir haben auf der anderen Seitedie Grünen, die statt einer an denInteressen Deutschlands ausge-richteten eine an Moral und Ethikorientierte Außenpolitik fordern.In der Praxis bedeutet dies dieForderung nach einer Außenpoli-tik, welche das Verhältnis der

Bundesrepublik zu anderen Staa-ten davon abhängig macht, inwie-weit deren Regierungen eine grü-ne Politik betreiben. Da hat Brasi-lien mit einem politischen FreundDonald Trumps an der Staatsspit-ze ganz schlechte Karten.Kein Wunder, dass ausländi-

sche wie deutsche Politiker gernenach deutschen Wirtschaftssank-tionen rufen, handelt es sich dochdabei angesichts des ausgespro-chen großen Außenhandelsvolu-mens Deutschlands um einescharfe Waffe. Zudem sind sie inDeutschland relativ leicht durch-setzbar, empfinden doch vieleDeutsche Wirtschaftssanktionenim Vergleich zu Militäreinsätzenals das kleinere Übel.Allerdings macht die außeror-

dentliche Größe des deutschenAußenhandelsvolumens deutscheWirtschaftssanktionen nicht nurbesonders schlagkräftig, sondernauch besonders gefährlich fürDeutschland selbst. Deutschlandsgroßes Handelsvolumen hat ja imGrunde einen traurigen Hinter-grund, ist aus der Not geboren.Aufgrund der dichten Besiedlungund der geringen Bodenschätzesind die Deutschen stärker als an-dere Völker gezwungen, zu ex-portieren, um mit den so erwirt-schafteten Devisen die für denFortbestand der Nation und ihresWohlstandes nötigen Waren im-portieren zu können. FürDeutschland ist anders als für an-dere Länder der Außenhandel al-so kein Spiel-, sondern ein Stand-bein, und Wirtschaftssanktionen,also die mutwillige Behinderungdes Außenhandels für politischeZwecke, sind für das Land ein ge-fährliches Spiel mit der eigenenExistenz. So beinhalten ausDeutschland ausgestoßene Dro-hungen mit Wirtschaftssanktio-nen grundsätzlich immer auchdie Drohung mit der Pistole ander eigenen Schläfe.

Gefährliches SpielVon Manuel Ruoff

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Nr. 35 – 30. August 2019 9

MELDUNGEN

Nationalgalerie:Kittelmann geht

Berlin − Der Direktor der Natio-nalgalerie der Staatlichen Museenzu Berlin, Udo Kittelmann, wirdauf eigenen Wunsch seinen biszum 31. Oktober 2020 währendenVertrag nicht verlängern. Der 61-Jährige hat dann zwölf Jahrean der Spitze der fünf Häuserumfassenden Sammlung gestan-den – neben der Alten und derNeuen Nationalgalerie, demMuseum Berggruen und derSammlung Scharf-Gerstenberggehört auch der HamburgerBahnhof – Museum für Gegen-wart – Berlin zum Verbund derNationalgalerie. Unter Kittelmannhat die Nationalgalerie weltweitan Ansehen gewonnen. Zuletztscheiterten von ihm angeschobe-ne Projekte am Hamburger Bahn-hof aber an der Berliner Kultur-politik und an Vorgaben der ihmübergeordneten Stiftung Preußi-scher Kulturbesitz. tws

Dresden soll das deutscheBarock juwel schlechthin sein – Kritiker sehen im heutigen „Elb-florenz“ allerdings eher ein„Barock-Disneyland“. Dabei gehtder Trend mittlerweile tatsächlichin Richtung Kitsch.

„1719 reloaded – Party nonstop“. Mit diesem Sprachgepan-sche wirbt die Dresden MarketingGmbH für ein „barockes Großer-eignis“, nämlich die Abfolge vonFeierlichkeiten anlässlich des 300. Jahrestages der prunkvoll-sten Hochzeitsfeier der gesamteneuropäischen Barockzeit. Das Er -eignis währte ursprünglich ge -schlagene 40 Tage und führtemehr als 1000 Fürsten, Grafen,Barone und sonstige Edelleute so -wie deren Gefolge nach Dresden.

Der Grund für all die Prachtwar die Vermählung des sächsi-schen Kurprinzen FriedrichAugust, Sohn des legendärenAugust des Starken, mit der habs-burgischen Kaisertochter undErzherzogin Prinzessin MariaJosepha von Österreich.

Die eigentliche Trauung fanddabei am 20. August 1719 in Wienstatt und verlief in recht beschei-denem Rahmen. Danach reistedas Paar über Prag und Pirna indie sächsische Residenzstadt, woAugust der Starke, seit 1697 nichtnur Kurfürst und Herzog vonSachsen, sondern auch König vonPolen-Litauen, eine bisher nochnie dagewesene Marathon-Festi-vität ausrichtete. Dahinter stecktesein Bestreben, Sachsen als euro-päische Großmacht zu präsentie-ren und die Fähigkeit des HausesWettin zu demonstrieren, auchdie Kaiserwürde zu übernehmen.Darüber hinaus wollte Augustnatürlich die antipreußische Alli-anz mit Österreich auf möglichstspektakuläre Weise besiegeln.

Und aufsehenerregend wurdees tatsächlich, sobald die Verhei-rateten am 31. August 1719 sächsi-

schen Boden betraten. August derStarke ließ alles auffahren, wasdamals irgendwie an Prunk inMode war: Bankette, Maskenbäl-le, Feuerwerke, Konzerte, Opern-aufführungen in einem eigensnoch schnell zu diesem Zweckfertiggestellten Haus, Ritterturnie-re, Reiterparaden, nachgestellteSeeschlachten auf den Gewässernrund um Dresden sowie phanta-

sievoll-allegorische Planetenfeste,über die an sämtlichen HöfenEuropas gesprochen wurde.

Augusts ZeremonienmeisterJohann von Besser schrieb hierzuin einer katzbuckelnden „Lob-Schrift An Ihre Königliche Maje-stät von Pohlen“, dass bei derPrinzenhochzeit „fast alle Lust-barkeiten des gantzen mensch-lichen Lebens vereinbaret gewe-sen“ seien.

Einige davon sollen nun biszum 6. September in möglichsthistorisch exakter Form nachge-spielt werden. Dadurch hofft man,noch mehr Touristen nach Dres-den zu locken, als die ohnehin

schon 2,25 Millionen Gäste, dieim Jahre 2018 kamen. Dazu ließder Freistaat Sachsen unter ande-rem den Zwinger, also den Haupt-schauplatz der Feierlichkeitenvon damals, für 176 MillionenEuro sanieren – und zwar oftgenauso hastig, wie es 1719 zuge-gangen sein muss: Statt solidergemeißelter Sandsteinfiguren zie-ren das Areal jetzt teilweise mit

billig aussehendem Steinersatzausgeflickte Skulpturen.

Im Zentrum der Barockanlagedes Zwingers ist seit dem 28. Junidie audiovisuelle 270-Grad-Pro-jektion „Zwinger Xperience – DieJahrhunderthochzeit 1719“ zusehen: Auf der vier mal 30 Metergroßen Leinwand in einem wei-ßen igluartigen Zelt, kann mandas Reiterballett bewundern, dasdamals die Gäste Augusts desStarken so sehr faszinierte (diePAZ berichtete).

Erster Besucher der Anima-tions-Show war der sächsischeMinisterpräsident Michael Kret-schmer (CDU), der offenbar ver-

sucht, vor den Schicksalswahlenim September, die ihn sein Amtkosten könnten, noch schnell einwenig vom Glanz der Wettiner zuprofitieren. Das haben vor ihmauch schon diverse andere CDU-Politiker in dem Freistaat ver-sucht. Deshalb unterstützten sieab 1990 Projekte zur Erhaltungund Wiederherstellung der barok-ken Denkmäler in der Landes-

hauptstadt, von denen es unzähli-ge gibt – beginnend mit derAnnenkirche und endend mitdem Zwinger.

Das ging allerdings nicht seltenzulasten der Erhaltung bedeutsa-mer historischer Zeugnisse ausanderen Epochen: Das Elbtal imRaum Dresden wurde immerhinschon um 5500 v. Chr. besiedelt,und die 1206 erstmals urkundlicherwähnte Stadt lässt sich auchschwerlich auf die Zeit des Ba -rock reduzieren. Aber das ist denVerantwortlichen offenbar egal:So liegen selbst die faszinieren-den, rund 7000 Jahre alten undbis zu 140 Meter großen vier

Kreisgrabenanlagen von Dresden-Nickern im tiefsten Dornröschen-schlaf. Sofern sie nicht beim Bauder Zubringerstraße zur Auto-bahn nach Prag weggebaggertwurden. Was in Dresden aus-schließlich zu zählen scheint, istdie Barockzeit, in der es so herr-lich weltoffen, tolerant und multi-kulturell zugegangen sei, wie esneuerdings immer öfter heißt.

Am Neumarkt rund um die wie -deraufgebaute Frauenkirche kannder Besucher der Stadt dasBarock-Fieber ganz besondersintensiv spüren. Das Ensemble imUmfeld des von 1726 bis 1743errichteten und nach der Zerstö-rung im Zweiten Weltkrieg bis2005 wiederhergestellten Gottes-hauses ist vollkommen auf Barockgetrimmt. Dabei fanden sich hierviele Belege aus der älterenGeschichte Dresdens: Reste einesFischerdorfes, das schon um 700v. Chr. existierte, Grundmauernder Vorgängerbauten der heuti-gen Frauenkirche sowie weiterermittelalterlicher Gebäude, uralteGrabstellen und die Stadtmauerim Bereich des ehemaligen Frau-entores.

Die Letztere war besonders guterhalten: Sie bestand aus demschon im 13. Jahrhundert gebau-ten Festungswall mit Graben, der nachträglich davorgesetztenSchutzmauer aus dem 14./15.Jahrhundert sowie einer im 16. Jahrhundert hinzugefügtenBarbakane. Gerade diese beein-druckende halbkreisförmige Bas -tion von höchster baugeschicht-licher Seltenheit hätte das histori-sche Ensemble des Neumarktesenorm aufwerten können.

Allerdings beschloss der Dresd-ner Stadtrat am 26. Juni 2003, dieBefestigungsanlage schleifen zulassen, um den Investoren ent-gegenzukommen, welche dieBarockbauten rund um die Frau-enkirche zu rekonstruieren ver-sprachen. Wolfgang Kaufmann

Barockes DisneylandVor 300 Jahren fand in Dresden eine Jahrhunderthochzeit statt – Heute stellt man diese kitschbeladen nach

Ein Trubel wie vor 300 Jahren: „Hochzeitszelt“ im Dresdner Zwinger Bild: Kaufmann

Des Festes zweiter TeilDie Jahrhunderthochzeit in der von Preußen geplünderten Burg

Goethe in BonnDer Klassiker steigt der Bundeskunsthalle bis aufs Dach

Friedrich der Große hatrühmlichere Taten vorzu-weisen als den Befehl, das

sächsische Schloss Hubertusburgim Jahr 1761 zu plündern. Ge -schehen ist dies während des Sie-benjährigen Krieges, welcher1763 mit dem Frieden von Huber-tusburg auch hier beendet wurde.Zu den Verhandlungen mussteeigens Mobiliar herangeschafftwerden, bis auf die Kapelle hattendie Preußen nichts verschont.

Erst 40 Jahre vor der Plünde-rung war mit dem Bau des zwi-schen Dresden und Leipzig inWermsdorf gelegenen Schlossesbegonnen worden, welches eineder größten Jagdresidenzen deseuropäischen Rokoko wurde.August der Starke hatte es in Auf-trag gegeben. Errichtet wurde esfür dessen Sohn – ab 1733 alsFriedrich August II. Kurfürst vonSachsen, zudem 1734 als Au-gust III. zum polnischen Königgekrönt – sowie für dessen FrauMaria Josepha, einer Tochter desHabsburger-Kaisers Joseph I.

Die Dresdner Hochzeitsfeierdes jungen Paares im September1719, für die der ehrgeizige Bräu-tigam-Vater keinen Aufwand undkeine Kosten scheute, ist nunAnlass für eine Ausstellung aufSchloss Hubertusburg. Über 100 Objekte aus den StaatlichenKunstsammlungen Dresden ge -ben in sechs Räumen – demersten Ausstellungsteil – Einblickin das sächsisch-höfische Lebendes 18. Jahrhunderts. Ausgangs-

punkt ist das einmonatige Fest vor300 Jahren.

Erinnerungsstücke wie Plaket-ten, die anlässlich der Hochzeits-feierlichkeiten geprägt wurden,oder Ausstattungsgegenständeder Chevalier-Garde sind ebensozu sehen wie grafische Dokumen-tationen zum „Karussell der vierElemente“, einem aufwendigenReiterspiel, welches im Rahmender großes Festes im – damals

gerade errichteten – DresdnerZwinger stattfand.

Dass sich viel Porzellan in denVitrinen findet, ist an lässlich derführenden Rolle der MeißnerManufaktur wenig überraschend.Der legendäre Hofnarr JosephFröhlich ist mit mehreren figür-lichen Darstellungen aus unter-schiedlichen Materialien präsent.

Die „Funktion“ des SchlossesHubertusburg wird durch den

Ausstellungsteil zur Jagd unter-strichen, einer Leidenschaft, derdas Kurfürsten- und Königspaarausgiebig frönte. Hubertusburgwar auch Veranstaltungsort fürMusikaufführungen. Ein kleineshölzernes Opernhaus gab es, dasWerk „Ipermestra“ des Hofkom-ponisten Johann Adolf Hassewurde hier erstmals gespielt.

Von der Plünderung vor über250 Jahren hat sich das riesigeSchloss bislang nicht erholt. DasInnere des sonst nicht als Mu -seum genutzten Gebäudes ist,abgesehen von Ausnahmen wieeinem Veranstaltungssaal, in ent-sprechendem Zustand und harrtseiner Restaurierung.

In einem zweiten Ausstellungs-teil wird der Besucher durchlange Gänge und leere Räumegeschickt. Er erhält mittelsSchrifttafeln einen Einblick in dienicht immer erfreuliche Ge -schichte Hubertusburgs, welchesunter anderem als Lazarett, Ge -fängnis und Psychiatrie diente.Der Weg führt chronologischrück wärts und endet vor Baube-ginn bei einer – gelungenen – Vi -deo-Installation über die Hoch-zeit von 1719. Erik Lommatzsch

„Friedrich August und MariaJosepha. Das verlorene sächsi-sche Rokoko“, Schloss Hubertus-burg, Wermsdorf, bis 6. Oktober,geöffnet täglich außer montagsvon 10 bis 18 Uhr, Eintritt 7 Euro,Internet: https://ruestkammer.skd.museum

Die Bundeskunsthalle Bonnwidmet in Zusammenar-beit mit der Klassik Stif-

tung Weimar Johann Wolfgangvon Goethe eine Schau, die seineEntwicklungsphasen von derKindheit in Frankfurt bis zumLebensende in Weimar umfasst.Die 250 Exponate aus Vergangen-heit und Gegenwart nehmen biszum 15. September sowohl Goe-thes Leben und Werk als auch

dessen neue Deutungen durch dieNachgeborenen in den Blick.

Glanzleistungen aus Goetheswechselvollem Schaffen stehenim Mittelpunkt, etwa der tragischendende Briefroman „Die Leidendes jungen Werthers“, die „Far-benlehre“ und die Gedichtsamm-lung „West-östlicher Diwan“. Alldas firmiert unter dem einseitigenTitel „Goethe. Verwandlung derWelt“. Aber ebenso zeichnete sich

Goethe durch „Beständigkeit“ aus.Das beweist eindrücklich die Aus-stellungsabteilung „Faust“. Um1770 begann er mit der Nieder-schrift des „Ur-Faust“. Ein Jahrvor seinem Tod stellte er dasManuskript zu „Faust II“ fertig.Theaterplakate belegen, dass seinDrama bis heute zu Neuinszenie-rungen herausfordert.

Johann Joseph Schmellers Ge -mälde zeigt „Goethe in seinem

Arbeitszimmer“ (1834). Das Zim-mer befindet sich im Haus amWeimarer Frauenplan, das HerzogCarl August 1792 für seinenGeheimrat erwarb. Von Goethe istder Ausspruch überliefert: „DesMenschen Wohnung ist sein hal-bes Leben.“ Deshalb ist enttäu-schend, dass die Schau einen nurvagen Eindruck von GoethesWohnhaus vermittelt. Bezeich-nend dafür ist Sabine Schirde-

wahns Installation, die „GoethesArbeitszimmer“ (1994) in einenebulöse Erscheinung hinter wei-ßem, leicht transparentem Stoffverwandelt.

Beim Bonner Rundgang könnteman meinen, Goethe sei kinderlo-ser Junggeselle gewesen. In Wei-mar hingegen lernt man auch den„Familienmenschen“ kennen. Erstnach 18 Jahren „wilder Ehe“ hei-ratete er Christiane Vulpius, dieMutter seines Sohnes August. Einmerkwürdiges Gefühl überkommteinen, wenn man sich in derSchlafkammer den Sessel ansieht,auf dem Goethe verschied: DerGigant schrumpft auf menschli-ches Maß. Die Ausstattung derInnenräume seines Wohnhausesorientiert sich an ihrem Aussehenin Goethes Todesjahr.

Hinter dem Wohnhaus liegt derGarten. Einen weiteren hatte Goe-the an seinem ersten WeimarerWohnsitz, dem 1776 bezogenen„Gartenhaus“. Auf dem Dach derBundeskunsthalle zitieren Pflan-zungen zentrale Motive aus „Goe-thes Gärten“. Überdies sieht man,was den Weimarer Gärten verlo-ren gegangen ist: Gemüsebeeteso wie das der Erforschung vonPflanzen dienende „botanischeLa boratorium“. Veit-Mario Thiede

Die Bundeskunsthalle, Friedrich-Ebert-Allee 4, Bonn, ist geöffnetDienstag und Mittwoch von 10 bis 21 Uhr, Donnerstag undSonntag von 10 bis 19 Uhr. Inter-net: www.bundeskunsthalle.de

Rundlicher Kurprinz: Anhängermit Bildnis Friedrich Augusts II.

Haus Bastianöffnet Pforten

Berlin − Das „Haus Bastian“, dasZentrum für kulturelle Bildungder Staatlichen Museen zu Berlin,öffnet am 31. August seine Pfor-ten. In unmittelbarer Nachbar-schaft zum Weltkulturerbe Mu -seumsinsel bietet es Am Kupfer-graben 10 vielfältige Möglichkei-ten für zukunftsweisende Bil-dungs- und Vermittlungsarbeit.Die Namensgeberin, die Familiedes aus Rantau in Ostpreußenstammenden Kunstsammlers Hei-ner Bastian, hatte das vom Starar-chitekten David Chipperfield ent-worfene Gebäude Anfang des Jah-res der Stiftung Preußischer Kul-turbesitz als Schenkung überge-ben. Diesen Sonnabend undSonntag findet dort ein großesEröffnungswochenende statt. tws

KULTUR

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Der Olympierbei der Arbeit:„Goethe in sei-nem Arbeits-zimmer, demSchreiber Johndiktierend“,Gemälde vonJohann JosephSchmeller, 1834

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10 Nr. 35 – 30. August 2019

Der Krieg war fast pünktlich. Eineschwüle Sommernacht war geradevergangen, als am 1. September1939 um 4.45 Uhr, wie befohlen,das im Hafen von Danzig liegendeLinienschiff „Schleswig-Holstein“das Feuer auf die polnische Wester-platte eröffnete. Überall an derdeutsch-polnischen Grenze presch-ten deutsche Panzer vor. Die Luft-waffe startete nach Osten. DerZweite Weltkrieg hatte begonnen –ohne Kriegserklärung. Fünf Jahre,acht Monate und acht Tage dauertedie grauenvolle Gewalt an.

Eine Stunde nach den erstenSchüssen verbreitete der Rundfunkeine Proklamation Adolf Hitlers:„Die Deutschen in Polen werdenmit blutigem Terror verfolgt, vonHaus und Hof vertrieben. Eine Rei-he von für eine Großmacht uner-träglichen Grenzverletzungen be-weist, dass die Polen nicht mehr ge-willt sind, die deutschen Reichs-grenzen zu achten. Um diesemwahnwitzigen Treiben ein Ende zusetzen, bleibt mir kein anderesMittel, als von jetzt ab Gewalt gegenGewalt zu setzen.“ In dieser Woche vor 80 Jahren

hatten auch Gutgläubige die Hoff-nung auf eine friedliche Lösungverloren. Noch eine Woche zuvorhatten sie gehofft, der Krieg lassesich vermeiden. Und wenn es docheinen Krieg geben sollte, dann nureinen kurzen. Am 23. August hattender deutsche Außenminister Joa-chim von Ribbentrop und sein so-wjetischer Kollege WjatscheslawMolotow einen Nichtangriffsvertragim Beisein Josef Stalins unterzeich-net. Die Menschen atmeten auf, derFrieden schien gerettet. Was dieMenschen nicht erfuhren: In einemgeheimen Zusatzabkommen hattenHitler und Stalin die Grenzen ihrerExpansion abgesteckt. Nur zwei Tage später, am 25. Au-

gust 1939, setzte Hitler den Terminfür den Angriff fest: Um 4.30 Uhr, inder Morgendämmerung des näch-sten Tages, solle die deutsche Wehr-macht losschlagen. Aber die Frist

des Friedens wurde noch einmalverlängert. Denn am 25. August er-klärte Frankreich einmal mehr, ander Seite Polens zu stehen, ratifi-zierten England und Polen ein Mili-tärabkommen, erhielt Hitler einenBrief von Benito Mussolini, in dem

dieser warnte, die Zeit für einenKrieg sei noch nicht gekommen.Die Kriegsmaschinerie wurde inletzter Sekunde gestoppt. Die Sol-daten, bereits auf dem Marsch,machten um 3 Uhr verwirrt kehrtRichtung Verfügungsraum. Am sel-

ben Tag lief die „Schleswig-Hol-stein“ in Danzig zu einem „Freund-schaftsbesuch“ ein.Die Vorbereitungen des Krieges

hatten sich nicht länger verbergenlassen. Es waren kleine Zeichen,die zur Bedrohung anwuchsen. Der

Kaufmann an der Ecke bedienteseine Kunden nicht mehr, er wareingezogen worden. Buslinien wur-den eingestellt, weil die Busfahrernun Lastwagen der Wehrmachtsteuerten. In Polen seien die Bahn-höfe überfüllt von Juden, die ver-suchten, sich davon zu machen,hieß es in Presse- und Rundfunk-meldungen. Polen und Frankreichmachten mobil. Der Alltag geriet aus den Fugen.

Landkreise verlängerten die Ferien,damit Schüler bei der Ernte helfenkonnten. Die Hitlerjugend appel-lierte an die Eltern, ihre Kinder aufdem Lande zu lassen, damit sie beider Kartoffel- und Rübenernte hel-fen können. Und der Rundfunk er-mahnte die Frauen, man erwartenun, da die Männer zur Wehrmachtmüssten, besondere Disziplin undVerständnis.Lebensmittel und kriegswichtige

Rohstoffe wurden rationiert. Zwarhatte Hitler den für den 26. Augustvorgesehenen Angriff gestoppt,aber die Umstellung des zivilen Le-bens auf den Kriegszustand hattesich nicht mehr aufhalten lassen.So wurden am 27. August die längstgedruckten Lebensmittelkartenund Bezugsscheine für längerlebigeWaren verteilt. Das System löstegroße Verwirrung aus. Niemandkam damit zurecht. Dabei hatteschlagartig in den Zeitungen eineKampagne eingesetzt, die die ver-zwickten Regeln entwirren sollte:„Neben den für Zucker bekannt-

gegebenen Höchstmengen von280 Gramm je Kopf und Woche istmit Rücksicht auf die Einmachzeitdie Möglichkeit gegeben, auf dieKartoffelabschnitte 1, 2, 3 je ein hal-bes Kilogramm Zucker zu bezie-hen. Fleischwaren können dreimalin der Woche bezogen werden, Fürdie mit ,Fleisch oder Fleischwaren‘bezeichneten Abschnitte mit denZahlen 3, 6, 9, 12 sind je200 Gramm Fleisch abzugeben.Anstelle von einem halben LiterVollmilch können auch 170 GrammKondensmilch bezogen werden.Ferner werden 80 Gramm Käse

oder 160 Gramm Frischquark jeWoche abgegeben, und zwar aufdie mit ,Eier‘ bezeichneten Ab-schnitte.“Solche Erklärungen waren das

letzte Alarmsignal. Jeder wollte zuHause sein, wenn das Unwetter los-bricht. Fluchtartig verließen die Ur-lauber ihre Ferienquartiere. DieRheinländer hatten noch Sommer-ferien, überall herrschte Hochbe-trieb. Nun aber war der Weg heim-wärts mit Schwierigkeiten gepfla-stert. Personenzüge fielen aus, sietransportierten jetzt Militär. An denwenigen Tankstellen bildeten sichlange Autoschlangen. Die Vorrats-tanks waren nahezu leer, die Wehr-macht hatte den Sprit beschlag-nahmt. Ab 30. August wurde Ben-zin ohnehin nur noch gegen Be-rechtigungskarte aus begründetemAnlass abgeben. Selbstverständliches wurde

plötzlich zur Mangelware. Seifezum Beispiel, auch wenn verspro-chen wurde „die Seifenbestimmun-gen haben teilweise einen Über-gangscharakter. Jeder, der Rasier-seife braucht, wird selbstverständ-lich seinen Schein dafür erhalten.“Oder Schuhsohlen: „Nur solcheSchuhsohlen dürfen erneuert wer-den, deren Lauffläche durchgelau-fen ist.“Der Krieg hatte begonnen, bevor

auch nur ein Schuss gefallen war.Am 31. August gab SS-Obergrup-penführer Reinhard Heydrich dasSchlüsselwort zum Überfall auf denSender Gleiwitz durch: „Konser-ven“. Im Reichstag rief Hitler am1. September: „Seit 5.45 Uhr wirdjetzt zurückgeschossen.“ Hitler hat-te sich versprochen, die Schüssewaren eine Stunde früher gefallen.Statt Braun trug er nun Feldgrau. Ererklärte, er werde diesen Rock „nurausziehen nach dem Sieg, oder ichwerde dieses Ende nicht mehr erle-ben.“ Hitler erlebte das Ende desZweiten Weltkrieges nicht mehr.Acht Tage vor der Kapitulation am8. Mai 1945, stahl er sich durchSelbstmord aus seiner Verantwor-tung. Klaus J. Groth

GESCHICHTE & PREUSSEN

Nachdem sich am 4. Sep-tember 1939 das südafri-kanische Parlament mit

knapper Mehrheit gegen die Neu-tralität des Landes und stattdessenfür die Teilnahme am Krieg auf derSeite Großbritanniens entschiedenhatte, wurde schon Mitte des Mo-nats damit begonnen die in Süd-und Südwestafrika lebenden Deut-schen, die einen nicht unerheb-lichen Prozentsatz der weißen Ge-samtbevölkerung ausmachten, zu-mindest teilweise zu internieren.Während die Südafrika-Deutschenvornehmlich in das Lager Baviaan-spoort bei Pretoria gebracht wur-den, wurden die deutschen Süd-wester zunächst im Lager „KleinDanzig“ bei der ehemaligen deut-schen Funkstation in Windhoekinterniert. Von dort wurden Letz-tere im Juni 1940 ins neuerrichteteLager Andalusia überführt.Dieser Ort erscheint heute auf

keiner Karte mehr, da er nach demTode des einstigen BurengeneralsJan Kemp im Jahre 1946 diesem zuEhren in Jan Kempdorp umbe-nannt wurde. Neben den Südwe -ster Deutschen, von denen zuletzt1600 in Andalusia lebten, warendort auch eine Gruppe von Ost-afrika-Deutschen sowie Angehöri-ge anderer Feindmächte interniert. Ab Juli/August 1940 wurden in

Andalusia zusätzlich Deutsche ausder Südafrikanischen Union inter-niert. Hintergrund war, dass nachBaviaanspoort im Laufe der Zeit

zusätzlich deutsche Seeleute undauf deutschen Schiffen gefangen-genommene Passagiere eingelie-fert wurden sowie Deutsch-Ost-afrikaner und Angehörige andererNationen. Lagerführer in Windhoek war

zunächst Hans Hirsekorn, Rechts-anwalt, Notar, Politiker und zeit-weise Mitglied der South WestAfrica Legislative Assembly, dergesetzgebenden VersammlungSüdwestafrikas. Kurz nach derÜbersiedlung der Interniertennach Andalusia wurde er dort vonAdolf Gutknecht abgelöst. Letzterer gründete einen „Not-

gau der NSDAP“. Das war mög-lich, weil die Partei seit 1934 zwarin Südwestafrika, nicht aber inder Südafrikanischen Union ver-boten war. Doch Gutknecht mach-te sich mit seiner Forderung nachbedingungsloser Unterordnungunter die nationalsozialistischeParteidisziplin bald nicht nur beiseinen eigenen Landsleuten un-beliebt, sondern legte sich auchmit dem südafrikanischen Lager-kommandanten an und wurdedeshalb noch im Laufe des Jahres1940 nach Baviaanspoort straf-verlegt, wo er bis nach dem Krie-ge blieb.Neuer Lagerführer wurde

Heinz Beckurts, seit 1938 Vorsit-zender des Deutschen Schulver-eins Windhoek und außerdemSchirmherr der Deutschen Pfad-finder in Südwestafrika. Er mei-

sterte seine Aufgabe bis zumSchluss mit Bravour und erfreutesich daher bei seinen Landsleu-ten allgemeiner Beliebtheit. SeinVertreter war der ebenfalls hoch-geschätzte Major Ernst von Bran-

dis aus Tanganjika im vormaligenDeutsch-Ostafrika, der zusam-men mit seinen Brüdern Cordund Karl interniert worden war.Im August 1945 wurde das La-

ger Andalusia aufgelöst, doch vie-

le der Insassen waren damit nochkeineswegs frei. Die bisher dortinternierten deutschen Südwe -ster, die sich während des Kriegesfreiwillig zur Repatriierung nachDeutschland gemeldet hatten,

wurden nunmehr nach Baviaans -poort überführt. Alle anderen ka-men ins dritte große Lager Koffie-fontein im Oranje-Freistaat, wovor allem die weißen Südafrika-ner interniert worden waren, die

mit dem nationalsozialistischenDeutschland sympathisierten.Als im März 1946 auch das La-

ger Koffiefontein aufgelöst wurde,bedeutete dies zwar für viele dieEntlassung in die Freiheit, viele

andere jedoch wurden nachBaviaans poort verlegt, wo durchEntlassungen Platz entstandenwar und wo sie nun noch einmalMonate bis zur endgültigen Frei-lassung warten mussten. Aus die-

sem Grund kursierte damals inSüdafrika der Spruch „Join theinternees and see the Union.“Von dem früheren Internie-

rungslager Andalusia, das aus mitHolz verschalten Wellblechbarak-ken bestand, steht heute nichtsmehr. Das einzige, was im jetzigenJan Kempdorp noch an die dama-lige Zeit erinnert, sind die Gräberder 17 während der Internierungverstorbenen Lagerinsassen. Kurzvor der Auflösung des Lagers1945 beschloss man, die Grabstät-ten so zu gestalten, dass sie künf-tig keiner größeren Pflege bedür-fen. So bedecken denn die Gräberseither große im Lager hergestell-te Zementplatten mit den daraufangebrachten Namen und Le-bensdaten der Verstorbenen.1965 wurde inmitten des Gräber-feldes ein großes Teakholzkreuzerrichtet, vor dem man späternoch eine Tafel anbrachte, auf derdie Namen und Daten der dortbestatteten Deutschen eingraviertsind.Die Anlage befindet sich weit-

hin sichtbar am Kopfende desneuen Friedhofs von Jan Kemp-dorp, der ungefähr zwei Kilome-ter südlich des Ortes liegt. Siemacht einen durchaus gepflegtenEindruck. Auf dem Friedhof sindüberdies einige südafrikanischeSoldaten beigesetzt, von denenmindestens einer zu den Wach-mannschaften des Internierungs-lagers gehörte. Wolfgang Reith

Die letzte Ruhestätte für 17 Internierte: Grabanlage im heutigen Jan Kempdorp Bild: Wolfgang Reith

Dem Kriegseintritt folgte die InternierungVor 80 Jahren begann die Südafrikanische Union, dort und in Südwestafrika lebende Deutsche in Lager zu sperren

Statt im gewohnten Braun nun im militärischen Feldgrau: Adolf Hitler vor 80 Jahren im Reichstag

»Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen«Der Zweite Weltkrieg begann, bevor der erste Schuss fiel

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PREUSSEN Nr. 35 – 30. August 2019 11

Dem Kriegsbeginn folgten schwere MassakerBis zu 1500 deutsche Zivilisten wurden am »Bromberger Blutsonntag« von Polen getötet

Das „Wunschkonzert“ gilt alsdie populärste deutscheRundfunksendung der

Kriegsjahre. Nach wie vor erklingtein Gutteil des „Wunschkonzert“-Repertoires. Sogar Gegenwarts-künstler wie Ulrich Tukur und Ni-na Hagen haben Schlager aus derNS-Zeit wie „Roter Mohn“,„Traummusik“, „Yes Sir!“ oder „DieNacht ist nicht allein zum Schlafenda“ in ihr Programm genommen.Der geschichtliche Hintergrundbleibt dabei jedoch ausgespart.Ab der „Machtergreifung“ der

Nationalsozialisten 1933 war dasRundfunkhören nicht mehr eine„Privatangelegenheit“, sondern„staatspolitische Pflicht“ für jeden„Volksgenossen“. Der Rundfunk als„Künder einer neuen Zeit“ sollte„in erster Linie ein künstlerischesIns trument und erst in zweiter Li-nie ein Nachrichteninstrument“sein. Neue Hörer sollten mittels ei-nes attraktiven Programms undpreisgünstiger Empfangsgeräte ge-wonnen werden. So präsentiertePropagandaminister Joseph Goeb-bels im August 1933 den „Volks-empfänger“, der nur 76 Reichs-mark kostete. Die Zahl der Rund-funkteilnehmer verdoppelte sichwegen dieses Preis- und Pro-grammangebots zwischen 1933und 1939 und wuchs bis zum 1. Ja-nuar 1941 mit 15 Millionen Emp-fangsgeräten auf das Dreifache derGerätedichte des Jahres 1933.Für die Programmgestaltung gal-

ten die Vorgaben des Propaganda-ministers. Nun wurden die Über-tragungen von politischen Reden,

Kundgebungen und Wortbeiträgenebenso wie der Anteil der ernstenMusik reduziert. Goebbels setzteauf Unterhaltungsmusik, derenAnteil zur besten Sendezeit amAbend ab 1936 rund sieben Zehn-tel am Gesamtprogramm betrug. Ihr Forum fand die Unterhal-

tungsmusik vor allem im „Wunsch-konzert“, der bekanntesten Rund-funksendung im Dritten Reich.Entstanden war es aus dem„Wunschkonzert für das Winter-hilfswerk“ (1935). Neu an der Sen-deform war die mit einer Spendeverbundene Beteiligung der Hörer.Wünsche wurden erfüllt, wennder Hörer entweder Geld oderSachspenden direkt an den Sen-der nach Berlin schickte oder ei-nen Nachweis erbrachte, dass ereiner Ortsgruppe der Nationalso-zialistischen Volkswohlfahrt eineSpende hatte zukommen lassen. Der Siegeszug des „Wunschkon-

zerts“ begann mit dem ZweitenWeltkrieg vor 80 Jahren. Ab sofortwar die Unterhaltungsmusik „ge-nau so wichtig wie Kanonen undGewehre“. Die Rundfunksendung, verstan-

den als „Sprachrohr zwischenFront und Heimat“, wurde im Win-terhalbjahr zweimal wöchentlichausgestrahlt, sonntags und mitt-wochs, ab 1940 nur noch sonntags,moderiert von Heinz Goedeckeund Wilhelm Krug. Mit der Be-schwörung von „Treue und Liebeder Heimat“ über „Raum undZeit“, wurde trotz großer räum-licher Distanzen wirkungsvoll einekurzzeitige Nähe inszeniert, die

den oft propagierten Gedankender „Volksgemeinschaft“ populari-sierte. Als Tonaufzeichnung ist keine

einzige komplette „Wunschkon-zert“-Übertragung erhalten. Ledig-lich die Programmfahnen einiger

Sendungen der Jahre 1936 bis1938 sind im Bestand der Reichs-rundfunkgesellschaft archiviert.Über Programmbeiträge, Mitwir-kende und Spendenaufkommeninformieren die zahlreichen Pres-seechos. Aufschluss über die Pro-grammbeurteilung durch die Hö-

rer geben die „geheimen Lagebe-richte“ des Sicherheitsdienstes derSS. Überliefert sind ferner Tage-bucheintragungen von Goebbelssowie Aktenvermerke des Propa-gandaministeriums und der Wehr-machtspropagandastellen, die den

staatspolitischen Stellenwert derSendung erkennen lassen. An-schauliche Quellen bilden schließ-lich zwei zeitgenössische Selbst-darstellungen: das 1940 von denbeiden Moderatoren der Sendungherausgegebene Buch „Wir begin-nen das Wunschkonzert für die

Wehrmacht“ und der im selbenJahr entstandene UfA-Film„Wunschkonzert“, der Originalauf-nahmen der 8. und 10. „Wunsch-konzert“-Übertragung enthält. Die Programmfolge der Sendung

sah eine Dreiteilung vor. Von16 bis 19 Uhr war eine bunte Ab-folge von Märschen, Kammermu-sik und Chorsätzen, Ouvertüren,Operetten- und Opernarien,Volksweisen und Soldatenliedernzu hören. Nach den Nachrichtenbegann der zweite Teil mit leichterUnterhaltungsmusik, der dritteTeil, von 20 bis 22 Uhr, glich imWesentlichen dem Eröffnungsteil.Aufgelockert wurde das musikali-sche Programm durch Gedichte,Sketche, Ansagen militärischerund privater Natur.In jedem „Wunschkonzert“ trat

ein prominenter Gast auf. Be-kannte Sportler, Schauspieler,Sänger, Dirigenten, Politiker undweitere Persönlichkeiten des öf-fentlichen Lebens sprachen überdas Mikrofon oder boten einenAusschnitt ihres Könnens. Zu denHöhepunkten gehört die 50. Aus -strah lung des Wunschkonzertesam 1. Dezember 1940 mit „Promi-nenten aller Art“ wie Zarah Lean-der, Rosita Serrano oder Herbertvon Karajan. Bis zu diesem Zeit-punkt hatte die Sendung die be-achtliche Summe von 7,5 Millio-nen Reichsmark eingespielt.Goebbels selbst war mit dem Ver-lauf der Jubiläumssendung zufrie-den, wie sein Ta gebucheintrag be-legt: „50. Wunsch konzert. Eineganz große Sache. Ich spreche

kurz. Mit großem Beifall. Dank anden Rundfunk und seine Männer… Ein voller Erfolg. Und das gan-ze Volk, Front und Heimat, sitztam Lautsprecher. Ich bin zufrie-den mit dieser großartigen Lei-stung.“ Einen ebenso besonderenStellenwert in Gestaltung und Be-richterstattung hatte auch dieÜbertragung der 75. Sendung am25. Mai 1941. Bis dahin warenrund 15,5 Millionen Reichsmarkan Sach- und Geldspenden einge-gangen. Nach der Sommerpause sollte

die Sendung fortgesetzt werden,doch zu einer Wiederaufnahmekam es nicht, vielmehr hieß esdann im Mai 1942: „Die Bezeich-nung Wunschkonzert sowie Sen-deformen, die dem Wunschkon-zert gleichen oder ähneln, sinduntersagt.“ Begründet wurde dieEinstellung des erfolgreichen„Wunschkonzerts“ nicht, und solassen sich nur Mutmaßungen an-stellen: Die Belastungen desKriegsalltags erschwerten die Live-Veranstaltung. MitwirkendeKünstler wurden zur Truppenbe-treuung entsandt, weniger promi-nente Darsteller wie auch Orche-stermitglieder zur Wehrmachteingezogen. Ausländische Gästeblieben nun solchen Veranstal-tungen fern. Jörg Koch

Der Verfasser dieses Beitrags istAutor der 2006 in Graz zu diesemThema erschienenen Monografie„Wunschkonzert. Unterhaltungs-musik und Propaganda im Rund-funk des Dritten Reichs“.

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegswurden in Polen mehrere tausendvolksdeutsche Zivilisten ermordet.Der Raum Bromberg bildete dabeieinen der Schwerpunkte der Ge-waltausbrüche. Deshalb gingen dieMassaker vor allem unter der Be-zeichnung „Bromberger Blutsonn-tag“ in die Geschichte ein.

Obwohl die Streitkräfte derZweiten Polnischen Republik den54 Divisionen der Wehrmacht, dieab dem 1. September 1939 in einerkonzentrischen Zangenbewegungauf Warschau vorstießen, immer-hin 44 eigene Divisionen ent-gegenwerfen konnten, gerieten sievon Anfang an ins Hintertreffen. Sowurde die Armia Pomorze (Pom-merellen-Armee) unter Ge ne ral -ma jor Władysław Bortnowski beimAngriff der Heeresgruppe Nord inder Tucheler Heide südwestlichvon Danzig eingekreist und weitge-hend zerschlagen – nur wenigenTruppenteilen gelang es, sich nachBromberg abzusetzen. Dort hattendie Polen inzwischen damit begon-nen, eine Bürgerwehr aus Angehö-rigen paramilitärischer Verbändeund jugendlichen Pfadfindern auf-zustellen. Nachdem erste zurück -strömende Einheiten der 9. und27. polnischen Infanterie-Divisionam Sonntag, den 3. September1939 jede Menge Panik und Hyste-rie in Bromberg verursacht hatten,genügte schon der allergeringsteFunke, um eine Explosion der Ge-walt auszulösen.Gegen 10 Uhr vormittags sorgten

irgendwelche lauten Geräuscheauf der mit Soldaten und Flüchtlin-gen verstopften Danziger Straße,die manche Bewohner Brombergsfälschlicherweise als Schüsseinterpretierten, für ein vollkomme-nes Chaos in der Innenstadt. Des-sen versuchte das polnische Mili-tär mit Warnschüssen in die LuftHerr zu werden – so sagten es spä-ter diverse Zeugen gegenüber Er-

mittlern der Wehrmacht-Untersu-chungsstelle für Verletzungen desVölkerrechts (WUSt) aus. Darauf-hin machte sich sofort das Gerüchtbreit, deutsche Freischärler hättenaus Wohnhäusern und von denTürmen der evangelischen Kir-chen das Feuer auf die Polen eröff-net. Hieraus resultierte ein bestiali-sches Pogrom an den Volksdeut-schen in Bromberg, das später als„Blutsonntag“ in die Geschichte

eingehen sollte, obwohl der dar-auffolgende Montag nicht wenigergewalttätig verlief.Zwei Tage lang wurde hem-

mungslos geplündert und gebrand-schatzt, vergewaltigt, verstümmeltund gemordet. Dabei konnte keinDeutscher seines Lebens sichersein. Unter den Opfern des Massa-kers, das vorrangig von polnischenZivilisten und Paramilitärs began-gen wurde, befanden sich auchGreise, Geistliche, Frauen und Kin-

der. Die genaue Zahl der Getötetenkonnte nie ermittelt werden.Unterschiedlichen Schätzungenzufolge soll sie zwischen etwa 100und 1500 liegen. Die niedrigsteAngabe stammt von dem Histori-ker Edmund Zarzycki. Dazu passt,dass der 2007 verstorbene Mitar-beiter des Bromberger Staatsar-chivs mit seinen Kollegen die Le-gende von den deutschen „Hek-kenschützen“ pflegte, die in Brom-

berg das Feuer eröffnet hätten unddaraufhin im Einklang mit demKriegsrecht liquidiert wordenseien. So stand es beispielsweise ineinem Artikel der Zeitung „GazetaPomorska“, in dem explizit von„Sabotageagenten der Gestapo“phantasiert wurde.Die Linke in der Bundesrepublik

griff solcherart Lügen naheliegen-derweise dankbar und gerne auf.Ein Beispiel hierfür ist die „Tages-zeitung“ („taz“), die am 8. Septem-

ber 1989 apodiktisch titelte: „EinMassaker, das es nie gab“. Offenbardarf man Massenmorde an Deut-schen und die Zahl der diesbezüg-lichen Opfer nach Herzenslustleugnen beziehungsweise her-unterrechnen, ohne dass dies alsVolksverhetzung verfolgt würdewie Zweifel am Holocaust oderdessen Dimensionen. Allerdings gab es auch Polen, die

sich der Wahrheit verpflichtet fühl-

ten und dem Lügengespinst umden Bromberger Blutsonntag zuLeibe rückten. Zu diesen gehörteWłodzimierz Jastrzebski. Der Hi-storiker von der damaligen Akade-mia Bydgoska imeni KazimierzaWielkiego in Bromberg, aus der dieheutige Kazimierz-Wielki-Univer-sität hervorgegangen ist, verwies2003 auf das komplette Fehlen vonBelegen für die Existenz einer„Fünften Kolonne“ der Deutschen.Daraufhin bestätigte der stellver-

tretende Direktor des staatlichenWarschauer Instituts für NationalesGedenken (IPN) Janusz Krupski,„dass das polnische Bild vom Blut-sonntag heute nicht mehr haltbarist“.Bei den Ereignissen in Brom-

berg am 3. und 4. September 1939handelte es sich keineswegs umeinen Einzelfall oder ein „bedau-erliches Versehen aufgrund derKriegsumstände“. Das beweisen

die vielen anderen Gewalttatengegen Volksdeutsche bereits vorund dann auch nach dem Kriegs-beginn. Diese waren oft von langerHand vorbereitet und erfolgtenteilweise in „Abarbeitung“ von Li-sten, die zum Beispiel Angabenüber die deutsche Intelligenz inden beiden westlichen Woiwod-schaften Polens enthielten. Werdamals nicht sogleich an Ort undStelle gelyncht wurde, den zwan-gen die Polen oft zur Teilnahme an

Todesmärschen. Solche Märscheführten beispielsweise in die Um-gebung von Thorn, zum Jesuiter-see, von Sockelstein nach Sompol-no sowie über Kutno nach Lo-witsch. Ähnliches spielte sichauch in Mittelpolen und Galizienab. Wie die späteren akribischenNachforschungen der am 4. Sep-tember 1939 eingerichteten Wehr-macht-Untersuchungsstelle erga-ben, wurden allein in den Woi -wodschaften Posen und Pomerel-len aus 1131 Ortschaften Deutscheverschleppt und in rund40 Marsch gruppen teilweise biszu 300 Kilometer nach Osten ge-trieben. Die Behandlung hierbeiwar unmenschlich – nicht wenigeblieben erschlagen, erstochenoder erschossen am Wegesrandliegen. Dazu kamen zahlreicheörtliche Massaker, so unter ande-rem in Müllersdorf, Neu Beelitz,Rohrbach, Hohensalza, Mogilno,Neu-Tecklenburg, Langenau, Pleß,Stopnica sowie an diversen ande-ren Orten in ganz Polen.Wie viele deutsche Zivilisten

insgesamt Anfang September 1939durch polnische Hand ums Lebenkamen, ist ebenso heftig umstrittenwie die Bilanz der Mordaktion inBromberg. Dennoch gibt es einigebelastbare Zahlen: Das deutscheBundesarchiv konnte 1794 na-mentlich bekannte Opfer der To-desmärsche ermitteln; später bezif-ferte es die Gesamtzahl der in Po-len zu Kriegsbeginn hingemetzel-ten und eindeutig identifizierbarenDeutschen auf 3841. Das korres -pondiert mit den Angaben der Po-sener Zentralstelle für die Gräberermordeter Volksdeutscher. In de-ren Kartei sind insgesamt 5495 To-te und Vermisste aufgelistet. Man-che Historiker gehen allerdingsauch von 7000 bis 13000 Ermor-deten aus. Sollte es hierfür Beweisegegeben haben, dürften diese wohllängst der Vernichtung anheimge-fallen sein. Wolfgang Kaufmann

GESCHICHTE & PREUSSEN

»Sprachrohr zwischen Front und Heimat«Der Siegeszug des »Wunschkonzerts« begann mit dem Zweiten Weltkrieg

Aus dem 1940 erschienenenUfA-Spielfilm„Wunsch -konzert“: Auftritt von Marika Rökk

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AusländischeJournalisten ma-chen sich ein Bildvon den Spurendes Gräuels: Leichen von am„BrombergerBlutsonntag“ er-mordeten Volks-deutschen

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12 Nr. 35 – 30. August 2019 MENSCH & ZEIT

Die prähistorische englischeSteinkreisanlage von Stone-

henge ist weltbekannt. Doch erst2005 entdeckten Wissenschaft-ler, dass Stone-henge einendeutschen Bru-der hat, derallerdings ausHolz errichtetwar und daher weitgehend ver-witterte.Der Holzkreis mit 80 Metern

Durchmesser steht beim OrtPömmelte an der Elbe in derMagdeburger Börde und istmehr als 4000 Jahre alt. Es zei-gen sich derart viele Parallelenzu Stonehenge, dass sich die

Wissenschaft ernsthaft die Fragestellt, ob die Erbauer der beidenStätten möglicherweise vonein-ander wussten.

Aus diesemGrunde sindForscher derU n i v e r s i t ä tSouthamptonnach Pömmelte

gereist, um den deutschen Fund-ort auf Ähnlichkeiten zu Stone-henge hin zu untersuchen.Unterstützt werden sie bei ihrenGrabungen von Wissenschaft-lern der Universität Halle-Wit-tenberg. Wer weiß, vielleichtbahnt sich eine kleine archäolo-gische Sensation an. H.H.

Moment der Woche

Bild: Imago im

ages/VIADA-

Peinlich, aber politisch korrektTV-Phänomen »Joko und Klaas«: Müll mit grün-rotem Überzug

Kennen Sie Joko und Klaas?Nein? Nun, dann habenSie Glück gehabt und es

geschafft, sich mit der Fernbedie-nung durch den Dschungel desdeutschen Fernsehens zu mogeln,ohne auf die beiden omnipräsen-ten Nervensägen zu stoßen. Joa-chim „Joko“ Winterscheidt undKlaas Heufer-Umlauf, der einemit abgebrochener Ausbildung

zum Werbekaufmann, der andereausgelernter Friseur, bespaßendie TV-Gemeinde nämlich mitt-lerweile schon seit 2009. Das ta-ten sie zunächst beim Musiksen-der MTV, bis dann auch Pro7 ihre„Talente“ entdeckte.Der relativ viel gesehene Privat-

sender gab dem Duo die Möglich-keit, sich in Sendungen wie „Jokogegen Klaas – Das Duell um dieWelt“, „Circus Halli-Galli“, „Meinbester Feind“ und – wie beschei-den – „Die beste Show der Welt“

als moderne Gladiatoren zu gerie-ren: Mal musste Winterscheidtmit zugenähtem Mund auf einerFetisch-Party „singen“, mal bekamHeufer-Umlauf jede Menge Koch-salzlösung unter die Stirnhaut ge-spritzt, mal saßen beide bei minusneun Grad in Unterhosen beimEssen, mal absolvierten sie ein„lustiges“ Trinkspiel, bei dem14 Wodka zu kippen waren. In anderen Folgen durfte „Joko“

Alligatoren küssen oder ein Vier-telstündchen im Sarg unter derErde schmoren, während aufKlaas aus 20 Zentimetern Entfer-nung scharf geschossen wurde,um zu demonstrieren, wie solidedoch seine kolumbianischeSchutzweste sei … Grenzen desRisikos, des Anstands und des gu-ten Geschmacks gab es dabeipraktisch keine, wie auch dieGrabsch-Attacke gegen eine ah-nungslose Hostess während derInternationalen Funkausstellungin Berlin belegt.Trotzdem findet die Lieblings-

zielgruppe von Pro7, nämlich jenezwischen 18 und 30 Jahren, diebeiden mehrheitlich unterhalt-sam: 44 Prozent der Befragten ausder genannten Alterskohorte hal-

ten Joko und Klaas sogar für abso-lut witzig, wobei vor allem Frauenbegeistert sind. Und es regnetPreise auf die zwei makabrenClowns, von denen andere Me-dienmacher oft nur träumen kön-nen: Deutscher Fernsehpreis(2012, 2014, 2016 und 2017),Deutscher Comedypreis (2013),Echo (2014) und Grimme-Preis(2014 und 2018). Der Grund hierfür dürfte unter

anderem darin liegen, dass Win-terscheidt und Heufer-Umlauftrotz ihrer albernen „Mutproben“und Entgleisungen zu den Lieb-lingen der politisch-korrektenSchickeria unseres Landes gehö-ren. Das gilt besonders seit dem26. August 2015. An diesem Tageveröffentlichen die beiden ein in-zwischen 5,7 Millionen Mal auf-gerufenes Video auf YouTube, indem sie die Gegner der Merkel-schen Flüchtlingspolitik in ag-gressivem Ton als „Idioten“, „Trot-tel“ und „erbärmliche Minder-heit“ bezeichneten und abschlie-ßend „Refugees welcome“ riefen. Seitdem gelten Joko und Klaas

den Kritikern hierzulande als sa-krosankt – egal, welchenSchwachsinn sie in der Zeit da-

nach auf der Mattscheibe zele-briert haben. Und damit dies auchso bleibt, lief das Duo in diesemJahr noch einmal zu großer Formauf: In seiner neuen Show „Joko &Klaas gegen ProSieben“ gewannes 15 Programm-Minuten wäh-rend der besten Sendezeit zur ab-solut freien Verfügung. In dieser Viertelstunde ließen

Winterscheidt und Heufer-Umlauf

am 29. Mai unter anderem die Ka-pitänin Pia Klemp zu Wort kom-men, welche auf dem „Seenotret-tungsschiff“ „Sea-Watch 3“ dasKommando geführt hatte, bevordas selbige an die sattsam bekann-te Carola Rackete ging. Und imMonat darauf rief Klaas dann auchnoch gemeinsam mit dem ZDF-Hofnarren Jan Böhmermann zuSpenden für die Letztere auf. Da-mit dürfte der nächste große Fern-sehpreis kaum lange auf sich war-ten lassen. Wolfgang Kaufmann

Ein Leben gegen das SED-RegimeDer engagierte Journalist und DDR-Experte Karl Wilhelm Fricke wird 90

Als Kenner der DDR hat Karl Wil-helm Fricke einen Namen. Mittelseiner Vielzahl von Beiträgen setz-te sich der Journalist, dessen Wortauch in der Wissenschaft erhebli-ches Gewicht gewann, immer wie-der mit dem Repressionssystemund der Opposition in der zwei-ten deutschen Diktatur auseinan-der. Erfahren hat er diese aucham eigenen Leibe. In den 1950erJahren wurde er entführt und vierJahre inhaftiert.

Fricke kam am 3. September1929 im Harzvorland, im anhalti-schen Hoym zur Welt. PrägendesErlebnis sollte die Verhaftung undAburteilung seines Vaters wäh-rend der „Waldheimer Prozesse“werden. Nach kurzer amerikani-scher Kriegsgefangenschaft wardieser in seine Heimat, die in dersowjetisch besetzten Zone lag,zurück gekehrt. Karl Wilhelm Fricke schrieb

später, sein Vater habe sich nichtsvorzuwerfen gehabt, „was Schuldim Sinne von Nazi- und Kriegs-verbrechen hieß“. Denunziertworden sei er durch eine „Genos-sin der SED“, die Anzeige habeallerdings „keineswegs auf politi-schen, sondern auf eigensüchti-gen Motiven“ beruht. Im Juni1946 festgenommen, durchlitt derVater mehrere sowjetische Inter-nierungslager. Die DDR stellte ihn1950 vor Gericht. Das Verfahren entbehrte nahe-

zu jeder Rechtsförmlichkeit. Nureine Vernehmung hatte stattge-funden, Ergebnis war ein 37 Zei-len umfassendes Protokoll. Verur-teilt wurde er aufgrund seiner Tä-tigkeit während der NS-Zeit. Inder NSDAP-Ortsgruppe hatte erÄmter inne, ein Vorwurf lautete,als Volksschullehrer habe er dieJugend „ideologisch vergiftet“.Wegen seiner Parteimitgliedschaftwar ihm ohnehin die Weiterbe-schäftigung als Lehrer verwehrt.In Waldheim wurde er nun, inkeinerlei Verhältnis zu seinemWirken stehend, zu einer zwölf-jährigen Zuchthausstrafe verur-teilt. 1952 starb Frickes Vater inGefangenschaft an einer Ruhr-und Grippeepidemie.In einem Feature des Deutsch-

landfunks von 2009 erklärt Frik-ke, ohne die Verhaftung des Vaters

hätte er wohl die gängige politi-sche Sozialisierung der Nach-kriegszeit in der sowjetischen Zo-ne und der DDR durchlaufen undwäre wahrscheinlich auch Mit-glied der FDJ geworden. So abersei er „immun gegen alle ‚fort-schrittlichen‘ Einflüsse“ gewesen. Seine Verweigerungshaltung

hatte zur Folge, dass ihm ein Stu-dienplatz verwehrt blieb. Dernoch nicht 20-jährige Frickewirkte als Aushilfslehrer für Rus-sisch, bis diese Tätigkeit mit sei-ner Verhaftung im Februar 1949ihr Ende fand. Grund waren seineironischen Bemerkungen überden sozialistischen Eifer einerKollegin. Fricke konnte fliehen, allerdings

blieb ihm nun nur noch der Wegin die westlichen Besatzungszo-nen. Zunächst studierte er Politik-wissenschaft, vor allem aber be-gann er, in West-Berlin journali-stisch zu arbeiten. Über die DDR,

deren Justiz und die Staatssicher-heit. Materialien, welches die„Kampfgruppe gegen Unmensch-lichkeit“ (KgU) und der „Untersu-chungsausschuss FreiheitlicherJuristen“ (UFA) gesammelt hatten,flossen in seine Arbeiten ein. Erveröffentlichte Artikel mit Titelnwie „Zur Phänomenologie des So-wjet-Terrors“ oder „Die rote Freis -ler“. Hier charakterisierte er HildeBenjamin, Vizepräsidentin desObersten Gerichts der DDR undab 1953 Justizministerin. Im Rückblick schreibt Fricke:

„Man mag es für ‚unjournali-stisch‘ halten, aber ich räume oh-ne Zögern ein, dass meine Arbeitvon Anfang an von der Absichtbestimmt war, als Journalist ‚ge-gen das Regime der SED anzu-schreiben‘. Ich wollte mit journa-listischen Mitteln politisch wir-ken.“ Ebenfalls retrospektiv be-merkt er, dass es nun als „ridiküleIllusion“ erscheinen möge, aber

damals habe er geglaubt, mit sei-nen Veröffentlichungen im „Rhei-nischen Merkur“ könne er viel-leicht das Denken Adenauers, derdiese Zeitung las, beeinflussen.Durch seine einerseits leiden-

schaftlichen, andererseits fakten-reichen Beiträge geriet Fricke baldins Visier des DDR-Geheimdien-stes. Im April 1955 wurde er in ei-ne West-Berliner Wohnung ge -lockt und betäubt. Wenig späterbefand er sich im Untersuchungs-gefängnis der Staatssicherheit inBerlin-Hohenschönhausen. Unterstellt wurde ihm vieles,

unter anderem glaubte man, erhabe sich Informationen illegalaus der DDR beschafft, was nichtder Fall war. An eine 15-monatigeUntersuchungshaft schlossen sichweitere gut zweieinhalb JahreEinzelhaft an. Er verbrachte sie inBrandenburg-Görden, später ge-hörte der zur ersten „Belegung“der Sonderhaftanstalt des Mini-

steriums für Staatssicherheit„Bautzen II“. Angeklagt wurdeFricke, weil er „die Grundlagenunseres Arbeiter- und Bauern-staates angegriffen“ habe, unteranderem habe er „verleumderi-sche und erlogene Artikel“ gegendie DDR geschrieben und er sei„hauptamtlicher Mitarbeiter“ desBND-Vorläufers „OrganisationGehlen“, was jeder Grundlageentbehrte. Wäre das Urteil nicht im zeit-

lichen Umfeld des 20. Parteitagesder KPdSU gefallen, auf dem dieSowjets auf Distanz zum Stali-nismus gingen, was auch Auswir-kungen auf die DDR hatte, wäredie Zuchthausstrafe noch wesent-lich höher gewesen. Auch Frickesnach wie vor in der DDR lebendeMutter war verhaftet worden, derVorwurf lautete „Mittäterschaft“.Schließlich wurde sie wegen„Staatsverleumdung“ und „Aus-fuhr von DM der deutschen No-tenbank aus dem Gebiet der DDR“– es handelte sich um insgesamt370 Mark, welche sie 1953 und1954 in West-Berlin getauscht undausgegeben hatte – zu zwei JahrenGefängnis verurteilt.Fricke verbüßte die Haft bis

zum letzten Tag. Ohne sich Erho-lung zu gönnen, nahm er seinejournalistische Arbeit unmittel-bar nach seiner Entlassung wie-der auf, unbeirrt konzentriert aufdas DDR-Regime. Eine Enttäu-schung bedeutete, dass er von ei-ner geplanten Pressekonferenzüber seine Entführung seitensder Bundesregierung abgebrachtwurde. Im Vorfeld der GenferAußenministerkonferenz von1959 war man bestrebt, die Fron-ten des Kalten Krieges nicht nochzusätzlich zu verhärten. Seine Er-lebnisse schilderte er dann in derBroschüre „Menschenraub inBerlin“.Fricke wirkte zunächst in Ham-

burg, von 1970 bis zu seinem Ru-hestand 1994 dann als leitenderRedakteur beim Deutschlandfunkin Köln. Er selbst sagt, nach derHaftzeit sei er zwar bezüglich derSicht auf die DDR unerbittlich ge-blieben, im Ton seiner Publikatio-nen allerdings wesentlich mode-rater geworden, wovon er sich ei-ne größere politische Wirksam-keit versprochen habe. Das be-

scheinigte ihm sogar die Staatssi-cherheit, die ihn, vor allem alseinflussreichen Hörfunkjournali-sten, weiter beobachtete. In einerAkte von 1982 heißt es: „EineAnalyse der seit 1970 vorliegen-den Arbeiten des Fricke lässt aufeine detaillierte Sachkenntnis …über die DDR schließen. Dabeiverfällt Fricke nicht in wüsteAusfälle, sondern betreibt einehintergründige, auf analytischeArbeit schließende, ideologischeEinmischung, die vorwiegend anHörer in der DDR gerichtet ist.“Gemocht hat man ihn selbstre-

dend nicht, einige Jahre späterheißt es: „Bei Fricke handelt essich um einen der aktivsten und

aggressivsten rechtsstehendenExponenten der politisch-ideolo-gischen Diversion gegen dieDDR.“ Sich selbst bezeichnetFricke übrigens als „aufgeklärt-konservativ“.Nach der deutschen Vereini-

gung – von der auch er langenicht glaubte, dass sie noch zuseinen Lebzeiten stattfinden wür-de – wirkte er unter anderem alsMitglied der Enquête-Kommis-sion des Bundestages zur Aufar-beitung der SED-Diktatur. DieFreie Universität Berlin verliehihm die Ehrendoktorwürde. Seit2017 wird ein nach ihm benann-ter Preis vergeben.Hinzuweisen ist, neben ande-

ren Büchern, insbesondere aufdas erstmals 1995 veröffentlichteWerk „Akten-Einsicht“. UnterWiedergabe einer Vielzahl vonDokumenten zeigt Fricke, der sichein Leben lang intensiv mit derzweiten deutschen Diktatur be-schäftigt hat, anhand seiner Ver-folgung sowie der seiner Eltern,wie die „unsägliche Überwa-chungs- und Unterdrückungsma-schinerie“ funktionierte. Zu ver-stehen ist das Buch auch als War-nung vor totalitären Zuständen.Am kommenden Dienstag be-

geht Karl Wilhelm Fricke seinen90. Geburtstag. Erik Lommatzsch

»Rechtsstehende Diversion

gegen die DDR«

Der nächste großeFernsehpreis wirdwohl bald folgen

Bei den 18- bis30-Jährigen sind diebeiden ein Renner

Warner vor der Diktatur: Karl Wilhelm Fricke 2015 in Berlin Bild: pa

Briten im »deutschen Stonehenge«

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MELDUNGEN

Von Bremennach Allenstein

Allenstein/Bremen – Ab EndeOktober bietet die ungarischeFluggesellschaft Wizz Air zwei-mal wöchentlich, jeweils mitt-wochs und sonntags, die Flugver-bindung Bremen–Allenstein an.Die Maschinen gehen um 16.55 Uhr von Bremen ab und er-reichen Allenstein um 18.30 Uhr.Umgekehrt starten die Maschinenum 19 Uhr in Allenstein und lan-den um 20.40 Uhr in Bremen. DieReisezeit beträgt eine Stunde, 35 Minuten. Der Ticketpreis liegtlaut Wizz Air zwischen 9,99 und19,99 Euro. MRK

Mit Recht kann man Cranzals Hauptstadt der Katzenim Königsberger Gebiet

bezeichnen. Katzen haben einenEhrenplatz im Leben des Kurorts.

Vor einem Jahr hat die CranzerStadtverwaltung den Posten einesKatzenbeauftragten eingerichtet,den die Tierschützerin SwetlanaLogunowa übernommen hat. Imvergangenen Jahr wurden zahlrei-che Berichte in russischen undausländischen Medien über die„Katzenchefin“ veröffentlicht. Zuihren Aufgaben gehört es, die frei-laufenden Katzen der Stadt zu füt-tern und zu pflegen. Zu erkennenist sie an einer bestickten grünenJacke.

Wenn die Vierbeiner die Frau aufihrem Fahrrad sehen, sammeln siesich sofort und rennen ihr nach.Die Tierschützerin arbeitet nacheinem festen Zeitplan: Sie füttertdie Tiere abends und morgens. DieVierbeiner haben sich bereits anden Tagesablauf gewöhnt.

Vor Kurzem gewann das CranzerProjekt „Katzenchef oder der KAT-ZEGORISCHE Imperativ von Sele-

nogradsk“ den II. InternationalenWettbewerb „Golden Resorts“ fürVideoprojekte der Kurorte Eura-siens. Die Teilnehmer aus Cranz er-hielten „Gold“ in der Nominierung„Kurort-Ereignisse“. Die Konkur-renten kamen von der Krim, ausKrasnodar, dem Kreis Stawropol,dem Pensker Gebiet und dem Kur-ort Abrau-Djurso. Die Jury erkorjedoch Cranz zur Siegerin. Für dasCranzer Projekt interessiert sichauch FilmAT Poland. Das FilmAT-Festival ist polnisches Mitglied desInternationalen Komitees der Tou-rismusfestivals CIFFT (Committeeof Tourism Film Festivals), das seit1989 touristische Werbefilme ver-öffentlicht. CIFFT veranstaltet se-parate nationale und internationa-le Filmwettbewerbe.

Über die Cranzer Katzenbeauf-tragte berichteten auch schon dieAgentur Reuters und die „Wa-shington Post“. Und der vom au-stralischen Fernsehen veröffent-lichte Videoclip über die Cran-zer Katzenchefin erzielte mehre-re Millionen Aufrufe und zehn-tausende Reposts im Internet.

Dank des umgesetzten Projektsist Cranz als Kurort in vielenLändern bekannt geworden.

Insgesamt wurde Katzen inCranz nicht zum ersten Mal gro-ße Aufmerksamkeit gewidmet.Vor einigen Jahren eröffnete un-ter dem Namen „Murrarium“ –

in Anlehnung an E.T.A. Hoff-manns Märchenfigur – im Was-serturm ein Katzenmuseum.Dieses fast 40 Meter hohe Ge-bäude wurde 1905 im Stil deshistorischen Eklektizismus er-baut. Die Restaurierung desTurms hat zehn Jahre gedauert.

Alle historischen Elemente desGebäudes wurden rekonstruiertund eine ständige Ausstellungvon privaten Katzensammlun-gen eröffnet. Hier kann manSchmuck, Souvenirs und allerleiUtensilien in Form von Katzenfinden.

Außerdem wurde im Zentrumeine ungewöhnliche Katzenskulp-tur aufgestellt. Es handelt sich umein lächelndes Tier, das auf einerFensterbank sitzt. Am Fuß desDenkmals befindet sich eine Flun-der – ein Symbol für Cranz. DieSkulptur dreht sich um ihre Achse,sodass man sie als Karussell nut-zen kann. Katzen sind in Cranz all-gegenwärtig: Ihre Bilder schauenauf Passanten von den Häuserfas-saden. Man trifft überall Skulptu-ren an. Katzenfiguren sind auf La-ternenpfählen, Dächern sowie in-mitten von Baumkronen zu finden.In der Fußgängerzone im Zentrumist ein Automat mit Katzenfutteraufgestellt, an dem man Leckerliesfür die Vierbeiner kaufen kann.Das Füttern der Tiere ist nicht nurerlaubt, sondern sogar erwünscht.Man muss sie nicht lange suchen.Sie leben ganz in der Nähe in spe-ziellen Katzenhäuschen. Besucherfahren jetzt nicht nur wegen derMeereswellen und der goldenenStrände nach Cranz, sondern auchwegen der zahmen Stadtkatzen.

Jurij Tschernyschew

80 Jahre ist es her, da starteten inAllenstein neue öffentliche Trans-portmittel – die Trolleybusse. 30Jahre später wurden sie wiederabgeschafft. Über ihre Geschichtegibt es jetzt eine Ausstellung imneu eröffneten zweiten Teil desMuseums der Moderne, demfrisch renovierten Depot für dieOberleitungsbusse (O-Busse) ausdem Jahr 1942.

Nach der Einstellung der soge-nannten Trolleybuslinien in Al-lenstein mit der letzten Fahrt am31. Juli 1971 und der Straßenbah-nen einige Jahre zuvor wurdendie Depots für die Fahrzeugeüberflüssig. Das eine Depot ander Gartenstraße [ulica Knosały]ist jetzt das Straßenverkehrsamtder Stadt Allenstein, das zweitedirekt dahinter liegende Gebäudeverfiel mit den Jahren. Jetzt wurdees unter anderem mit Mitteln derEuropäischen Union entkernt, ei-nige im Laufe der Zeit angebauteRäume abgerissen und der zen-trale Bau renoviert. Daraus wurdeeine Ausstellungshalle als Erwei-terung des daneben befindlichenMuseums der Moderne des Städ-tischen Kulturzentrums im frühe-ren Sägewerk der Gebrüder Ra-phaelson, die Anfang Juli eröffnetwurde.

Die Rettung des Depots ist einerInitiative der Bürger der Stadt Al-lenstein und den Aktivitäten derStadtverwaltung im Viertel an derSchleife der Alle zu verdanken.„Man sieht einmal mehr – nachder Rettung des früheren Säge-werks, – dass sich ein Einsatz fürdas kulturelle Erbe lohnt“, freutsich Rafał Betkowski vom Mu-seum der Moderne über daszweite Gebäude der Einrichtung.Er und sein Kollege Artur Sobielahaben zur Eröffnung und passendzur früheren Nutzung der Halle

eine Ausstellung über die Ge-schichte der O-Busse und ihreZeit in Allenstein gestaltet. Auchdas ehemalige Sägewerk sei be-reits mit den Trolleybussen ver-bunden gewesen, so Betkowski:„Es gibt hier Spuren von Gerätenzur Reparatur der Fahrzeuge, undzwischen den Gebäuden stehennoch zwei Masten für die Ober-leitung.“ Weitere Masten als Restedes Systems der O-Busse sindbeim Jakobsfriedhof direkt hinterder Überführung über die Eisen-bahn am Beginn der heutigen uli-ca Wojska Polskiego (früherAdolf-Hitler-Allee) zu finden.

Das erste Kapitel der Ausstel-lung widmet sich den Anfängender Trolleybusse. Bereits vor demersten modernen Auto, im Jahr1882, war ein solches Fahrzeug in

Berlin unterwegs, das von Wernervon Siemens entwickelt wordenwar. Wegen der damaligen Stra-ßenverhältnisse und der stähler-

nen Reifen der Wagen sprangenhäufig die Halterungen von derOberleitung. Praktisch anwend-bar wurden die O-Busse erst nachdem Ersten Weltkrieg mit glattenStraßenbelägen, pneumatischenReifen und der Übernahme derAufhängung der Straßenbahnen,durch die die Fahrzeuge viel be-weglicher wurden.

Breslau startete sein System1912, Posen folgte 1930. „Die Po-

sener Busse waren in England ge-baut, aus Holz konstruiert und sa-hen ein wenig Booten ähnlich“,beschreibt Betkowski die damali-gen Trolleybusse.

Allenstein war 1939 die dritteStadt in den heutigen polnischenGrenzen, die im öffentlichen Nah-verkehr O-Busse einsetzte. Dererste Bus der Linie 2 vom Bahn-hof über die Kleebergerstraßeund den Langemarckplatz zurMasurensiedlung fuhr am 1. Sep-tember 1939, etwa 14 Tage späterfolgte die Linie 1 vom Verkehrs-knotenpunkt Langemarckplatzüber die Hohensteiner und dieRichthofenstraße zur Kaserne ander heutigen ulica Warszawska. DieLinie 3 ersetzte im Jahr 1943 dieStraßenbahn vom Rathaus inRichtung Jakobsberg. Gefahren

wurden die Fahrzeuge bis zurEinstellung des Betriebs am 22.Januar 1945 wegen des ZweitenWeltkriegs von Frauen, aber auchnach der Wiederaufnahme desTrolleybusverkehrs am 10. De-zember 1946 waren viele Frauenals Fahrer beschäftigt. Die deut-schen Busse selber hatten beimEinmarsch der Roten Armee nichtgelitten, auch nach 1945 fuhrenFahrzeuge von Büssing und NAG,Siemens und MAN auf den Stra-ßen der Stadt. Erst ab 1958 wur-den Trolleybusse von Škoda ein-geführt.

„Die Trolleybusse wurden spä-ter reaktiviert als die Straßen-bahnen“, erklärt Artur Sobiela,„es war eben einfacher, eineOberleitung zu reparieren alszwei. Dann orientierte sich diePlanung bei den ersten beidenLinien an der deutschen Linien-führung.“ Neu waren die Linie 3von Zatorze nach Kortau [Korto-wo] und die Linie 4 von der Ma-surensiedlung nach Zatorze. Mitder Zeit litten die Fahrzeuge Al-tersschwäche, fallende Bügel undandere Havarien führten zu Ver-spätungen und Überfüllungender Trolleybusse. Die Fahrgästehatten eine zunehmend schlech-tere Meinung von ihnen, und1969 folgte die Stadt Allensteinder allgemeinen europäischenStrömung der Umstellung aufAutobusse. Der letzte Trolleybusfuhr am 31. Juli 1971. Pläne zurWiederaufnahme ihres Betriebsin den Jahren 1981 – und mitwestlicher Unterstützung 1996 –scheiterten. Überlebt haben dieTrolleybusse in Polen nur inGdingen, Lublin und Tichau. IhreDepots in Allenstein sind erhal-ten geblieben und jetzt kehrtensie zumindest als Ausstellungwieder dorthin zurück.

Uwe Hahnkamp

O-Busse im Museum der ModerneNeue Ausstellung im ehemaligen Allensteiner Bus-Depot eröffnet

Als Museum zu neuem Leben erweckt: Ehemaliges O-Bus-Depot in Allenstein Bild: U.H.

Rudnikow freigesprochen

Königsberg/St. Petersburg – DasSt. Petersburger Stadtgericht hatdem Königsberger JournalistenIgor Rudnikow, der 19 Monatewegen des Vorwurfs der Erpres-sung und der Verbreitung vonFalschgeld in Untersuchungshaftsaß, Recht gegeben. Er war be-schuldigt worden, von Viktor Le-denjow, dem General des Ermitt-lungskomitees, 50000 US-Dollardafür verlangt zu haben, dass erkeine Enthüllungsartikel über ihnin seinem Online-Journal „NowyeKoljossa“ schreibe. Der Generalstellte Rudnikow eine Falle: Erschob dem Journalisten gefälschteDollarnoten unter, um ihn dannvom Inlandsgeheimdienst FSBverhaften zu lassen (siehe PAZNr. 25). Nach Bürgerprotestenentließ das St. Petersburger Stadt-gericht Rudnikow im Juni frei.Nun entschied das Gericht, dasskeine Erpressung bei den Hand-lungen des Angeklagten vorliege,und sprach ihn frei. E.D.

Deutsche Busse blieben erhalten

Nr. 35 – 30. August 2019

Große Freude für alle Kinder: Katzen hautnahbeim Fressen zusehen im eigens dafür gebauten Kat-zenhäuschen in der CranzerInnenstadt

‘Bild: J.T.

Cranz hat eine städtische KatzenbeauftragteWeil Russen E.T.A. Hoffmanns Kater Murr lieben: Die Verehrung der Vierbeiner kommt auf vielfältige Art zum Ausdruck

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14 Nr. 35 – 30. August 2019 GLÜCKWÜNSCHE

ZUM 98. GEBURTSTAG

Lubs, Magdalene, geb. Siedler,aus Petersdorf, Kreis Wehlau,am 1. September

Sokoll, Wanda, geb. Gedak, ausWehlau, am 2. September

Warda, Elisabeth, geb. Wasches-zio, aus Neuendorf, KreisLyck, am 1. September

ZUM 97. GEBURTSTAG

Brügmann, Erna, geb. Orlowski,aus Prostken, Kreis Lyck, am3. September

Engemann, Annelie, geb. Wölke,aus Trunz, Kreis Elbing, am22. August

Konrad, Lieselotte, geb. Galons-ka, aus Neuendorf, Kreis Lyck,am 4. September

Nowatzki, Elisabeth, geb. Kobus,aus Klein Szürlach, Kreis Nei-denburg, am 31. August

Scheffler, Edith, aus Lyck, Falk-straße 3, am 2. September

Walleneit, Christel, aus KleinRauschen, Kreis Lyck, am 4. September

Willeit, Erich, aus Frischenau,Kreis Wehlau, am 31. August

Zabel, Luise, aus Neidenburg,am 30. August

ZUM 96. GEBURTSTAG

Hein, Hedwig, geb. Gebert, ausFließdorf, Kreis Lyck, am 1. September

Hensel, Emil, aus Gedwangen,Kreis Neidenburg, am 30. August

Krause, Kurt, aus Frischenau,Kreis Wehlau, am 2. September

Rosan, Horst, aus Neidenburg,am 30. August

Vierzig, Prof. Dr. Siegfried, ausLötzen, am 5. September

Zielasko, Kurt, aus Lindenfließ,Kreis Lyck, am 31. August

ZUM 95. GEBURTSTAG

Frotscher, Hilde, geb. Wiechert,aus Baldiau, Kreis Heiligen-beil, am 1. September

Gehlhaar, Herta, aus Lesgewan-gen, Kreis Tilsit-Ragnit, am 2. September

Lyhs, Martha, aus Kleschen, KreisTreuburg, am 5. September

Rembitzki, Helmut, aus Gusken,Kreis Lyck, am 1. September

Riedel, Herta, geb. Rohmann,aus Neumalken, Kreis Lyck,am 30. August

Ruch, Heinz, aus Röblau, KreisOrtelsburg, am 30. August

ZUM 94. GEBURTSTAG

Götze, Charlotte, geb. Gutt, ausNickelshagen, später Auer,Kreis Mohrungen, am 3. Sep-tember

Grönick, Walter, aus Grünhau-sen, Kreis Elchniederung, am5. September

Hüchendorf, Eleonore, geb. Ri-mek, aus Willenberg, KreisOrtelsburg, am 5. September

Jüncke, Erika, geb. Radtke, ausPillau, Kreis Fischhausen, am4. September

Kowitz, Emilie, geb. Miszick,aus Kreuzfeld, Kreis Lyck, am30. August

Lange-Birkenhof, Lucia, geb.Böhnke, aus Windau, KreisNeidenburg, am 1. September

Schuchna, Heinrich, aus Ortels-burg, am 3. September

ZUM 93. GEBURTSTAG

Förster, Lisbeth, geb. Slaby, ausDreimühlen, Kreis Lyck, am31. August

Grunau, Erna, aus Stosnau,Kreis Treuburg, am 1. Sep-tember

Kostrewa, Irmgard, aus Martins-hagen, Kreis Lötzen, am 2. September

Kunhardt, Günter, aus KleinRauschen, Kreis Lyck, am 3. September

Manke, Inge, geb. Schneller, ausSchallen, Kreis Wehlau, am30. August

Nowotschyn, Marianne, geb.Rhode, aus Schönhorst, KreisLyck, am 30. August

ZUM 92. GEBURTSTAG

Ballnus, Kläre, aus Heinrichs-walde, Kreis Elchniederung,am 31. August

Boenninghausen, Elfriede, ausLyck, am 1. September

Borawski, Erich, aus Lyck, Kai-ser-Wilhelm-Straße 109, am30. August

Fastnacht, Peter, aus Lyck, Kai-ser-Wilhelm-Straße 155, am31. August

Klitsch, Irmgard, geb. Petrick,aus Altengilge, Kreis Elchnie-derung, am 1. September

Meyer, Irmgard, geb. Grabows-ki, aus Neidenburg, am 3. Sep-tember

Mosebach, Eva-Maria, geb. Li-nowski, aus Ortelsburg, am 31. August

Neukamm, Ingrid, geb. Kulz, ausRodental, Kreis Lötzen, am 5. September

Pietzyk, Annliese, geb. Malitz,aus Krupinnen, Kreis Treu-burg, am 31. August

Reiche, Ella, geb. Siebert, ausRuckenfeld, Kreis Elchniede-rung, am 2. September

Reiß, Erich, aus Seehag, KreisNeidenburg, am 31. August

Schlüter, Helga, geb. Daniel, ausPaterswalde, Kreis Wehlau, am1. September

Slowik, Heinz, aus Martinsha-gen, Kreis Lötzen, am 31. Au-gust

Von Hippel, Horst, aus Nickels-dorf bei Königsberg, am 5. September

Wiesemann, Liesel, geb. Gra-bowski, aus Treuburg, am 31. August

ZUM 91. GEBURTSTAG

Bollig, Kurt, aus Hasenberg,Kreis Wehlau, am 1. Sep-tember

Knödler, Ursula, geb. Noetzel,aus Raging, Kreis Elchniede-rung, am 4. September

Nagat, Wilhelm, aus Klein Frie-drichsgraben, Kreis Elchnie-derung, am 4. September

Nühlen, Hildegard, geb. Sdorra,aus Lyck, General-Busse-Stra-ße 23, am 1. September

Pfeifer, Ilse, geb. Borchert, ausNeidenburg, am 1. September

Rogalla, Herbert, aus Kornau,Kreis Ortelsburg, am 30. August

Schmidtke, Gretel, geb. Kersten,aus Goldenau, Kreis Lyck, am30. August

Schneider, Anneliese, geb. En-gelbrecht, aus Lötzen, am 30. August

Wabbels, Hubert, aus Wartenhö-fen, Kreis Elchniederung, am31. August

Zilus, Bruno, aus Laucken, KreisEbenrode, am 2. September

Zimmermann, Waltraud, geb.Schimkus, aus Heinrichswal-de, Kreis Elchniederung, am31. August

ZUM 90. GEBURTSTAG

Arndt, Reinhard, aus Hoppen-dorf, Kreis Preußisch Eylau,am 30. August

Brinkmann, Edeltraut, aus Lang-heide, Kreis Lyck, am 3. Sep-tember

Geib, Erna, geb. Klaus, aus Ro-signaiten, Kreis Fischhausen,am 5. September

Hahn, Wolfram, aus Finken,Kreis Fischhausen, am 31. August

Hinrichs, Herta, geb. Rischkau,aus Posselau, Kreis Fischhau-sen, am 5. September

Jenrich, Achim, aus Starken-berg, Kreis Wehlau, am 3. Sep-tember

Kühl, Edith, geb. Kerbst, aus Se-ckenburg, Kreis Elchniede-rung, am 3. September

Leube, Gisela, geb. Tolkmitt, ausPillau, Kreis Fischhausen, am31. August

Pillath, Helmut, aus Altkirchen,Kreis Ortelsburg, am 1. Sep-tember

Rogalski, Eitel, aus Birkenwalde,Kreis Lyck, am 5. September

Schmidt, Herbert, aus Herzogs-kirchen, Kreis Treuburg, am 4. September

Schneider, Ruth, geb. Marchel,aus Birkfelde, Kreis Lötzen,am 4. September

Theis, Ruth, geb. Hartig, ausNeidenburg, am 1. September

Volkmann, Helga, geb. Weber,aus Dürrfelde, Kreis Ebenro-de, am 3. September

Winterhalter, Hildegard, geb.Klesch, aus Lisken, Kreis Lyck,am 5. September

ZUM 85. GEBURTSTAG

Denda, Otto, aus Seenwalde,Kreis Ortelsburg, am 30. August

Dilewski, Hanna, aus Ortels-burg, am 2. September

Dolke, Erwin, aus Großheide-krug, Kreis Fischhausen, am30. August

Domnowski, Hilde, aus Bladiau,Kreis Heiligenbeil, am 3. Sep-tember

Gorontzi, Hedwig, geb. Prygod-da, aus Altkirchen, Kreis Or-telsburg, am 5. September

Hertzler, Hannelore, geb. Horn,aus Kurwensee, Kreis Elchnie-derung, am 2. September

Husemann, Hildegard, geb.Hennig, aus Sanditten, KreisWehlau, am 31. August

Krone, Hildegard, geb. Sku-bisch, aus Ebenfelde, KreisLyck, am 4. September

Kukowski, Walter, aus Wiesen-felde, Kreis Treuburg, am 5. September

Lange, Anneliese, geb. Bednarz,aus Rohmanen, Kreis Ortels-burg, am 2. September

Schlicht, Ruth, aus Groß Otten-hagen, Kreis Königsberg, am30. August

Schulz, Werner, aus Gründann,Kreis Elchniederung, am 4. September

Siedemann, Edith, geb. Macza-sek, aus Neidenburg, am 5. September

Werle, Hannelore, geb. Goerke,aus Neidenburg, am 3. Sep-tember

Ziemek, Günther, aus Lenzen-dorf, Kreis Lyck, am 30. August

ZUM 80. GEBURTSTAG

Bartsch, Eva, geb. Saal, ausGroßudertal, Kreis Wehlau,am 5. September

Bendig, Kuno, aus Karkeln,Kreis Elchniederung, am 31. August

Bernhardt, Dr. Wolfram, aus Kö-then, Kreis Wehlau, am 4. Sep-tember

Bluhm, Gerhard, aus Banners,Kreis Mohrungen, am 30. August

Bock, Irene, geb. Steiner, ausWehlau, am 1. September

Glowatz, Manfred, aus Mulden,Kreis Lyck, am 31. August

Hildenbrand, Karin, geb. Holz,aus Merunen, Kreis Treuburg,am 31. August

Jastremski, Ulrich, aus Morgen-grund, Kreis Lyck, am 4. Sep-tember

Liedtke, Hans-Joachim, aus Sad-lanken, Kreis Mohrungen, am5. September

Marqitan, Anneliese, geb. Neimann, aus Goldbach, Kreis Wehlau, am 4. Sep-tember

Matthies, Sabine, geb. Kalk-schmidt, aus Mühlmeistern,Kreis Elchniederung, am 1. September

Quast, Irmgard, geb. Pelk, ausRhein, Kreis Lötzen, am 1. September

Richter, Günther, aus Wehlau,am 3. September

Riechert, Vera, aus Deschen,Kreis Elchniederung, am 4. September

Romeike, Helga, geb. Engelke,aus Neumühl, Kreis Wehlau,am 4. September

Schacht, Traute, geb. Fehr, ausRegeln, Kreis Lyck, am 1. Sep-tember

Schäuble, Erika, geb. Krypan,aus Gerhardsweide, KreisElchniederung, am 31. August

Singer, Grete, aus Waldwerder,Kreis Lyck, am 3. September

Trettin, Edeltraut, geb. Maslo,aus Klein Lasken, Kreis Lyck,am 5. September

Türling, Werner, aus Heinrichs-walde, Kreis Elchniederung,am 3. September

Wagner, Karl-Heinz, aus Grai-wen, Kreis Lötzen, am 29. August

Wywianka, Siegfried, aus Eben-dorf, Kreis Ortelsburg, am 30. August

ZUM 75. GEBURTSTAG

Grabe, Heidemarie, geb. Tau-sendfreund, aus Klein Nuhr,Kreis Wehlau, am 5. Sep-tember

Jorgowski, Karl-Heinz, aus Pup-pen, Kreis Ortelsburg, am 5. September

Sawatzki, Gerda, aus Lötzen, am2. September

Schemmerling, Michael, ausKlein Engelau, Kreis Wehlau,am 2. September

Schweighöfer, Ilona, geb. Hil-debrandt, aus Goldbach, KreisWehlau, am 3. September

Alle auf den Seiten »Glückwünsche« und »Heimatarbeit« abgedruckten

Glückwünsche, Berichte und Terminankündigungen werden auch ins Internet gestellt.

Der Veröffentlichung können Sie jederzeit bei der Landsmannschaft widersprechen!

Bitte senden Sie Ihre Texte und Bilder für die Heimatseiten derPAZ-Ausgabe 37/2019 (Erstverkaufstag: 13. September) bis späte-stens Mittwoch, 4. September an E-Mail: [email protected], per Fax an (040) 41400850 oder postalisch an Preu-ßische Allgemeine Zeitung, Buchtstraße 4, 22087 Hamburg.

Zusendungen für Ausgabe 37

20. bis 22. September: Geschichtsseminar in Helmstedt7. bis 13. Oktober: Werkwoche in Helmstedt19. bis 20. Oktober: 12. Kommunalpolitischer Kongress in Allen-stein (geschlossener Teilnehmerkreis)

1. November: AT der Landesgruppenvorsitzenden in Wuppertal2. bis 3. November: Ostpreußische Landesvertretung in Wupper-tal (geschlossener Teilnehmerkreis)

9. bis 12. November: Kulturhistorisches Seminar in Helmstedt

Auskünfte erhalten Sie bei der Bundesgeschäftsstelle der Lands-mannschaft Ostpreußen, Buchtstraße 4, 22087 Hamburg, Telefon (040) 41400826, E-Mail: [email protected]

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Tel.: 07154/131830 www.dnv-tours.de

Gelsenkirchen – Freitag, 13., und Sonnabend, 14. Septem-ber: 64. Jahrestreffen der Stadtge-meinschaft – Freitag, 13. Septem-ber, Hotel St. Petrus: Stadtver-sammlung. – Sonnabend, 14. Sep-tember, ab 13 Uhr, Schloss Horst,zuvor um 10 Uhr: Gottesdienstmit Kranzniederlegung in derPropsteikirche, daran anschlie-ßend besteht die Möglichkeit, dasHeimatmusem Treudank in derVattmannstraße zu besuchen.

Rotenburg – Sonnabend, 14., und Sonntag, 15. September,Theodor-Heuss-Schule, Gerber-straße 16 (neben dem Ratsgymna-sium), 27356 Rotenburg (Wüm-me): 65. Angerburger Tage (Kreis-treffen).

Nienburg – Sonnabend, 7. Sep-tember: Hauptkreistreffen.

Bad Nenndorf – Freitag, 6. bisSonntag, 8. September, HotelEsplanade, Bahnhofstraße 8,

31542 Bad Nenndorf, Telefon(05723) 798110: Kreistreffen, Mit-gliederversammlung und Dele-giertenversammlung der Kreisge-meinschaft Elchniederung.

Pinneberg – Sonnabend, 14., bisSonntag, 15. September, HotelCap Polonio, Fahltskamp 48, in25421 Pinneberg: Kreistreffen.

AUS DEN HEIMATKREISENDie Kartei des Heimatkreises braucht Ihre Anschrift. Melden Sie deshalb jeden Wohnungswechsel.

Bei allen Schreiben bitte stets den letzten Heimatort angeben

Stadtvertreter: Gottfried Hufen-bach. Geschäftsstelle: Stadtge-meinschaft Allenstein e.V., Vatt-mannstraße 11, 45879 Gelsenkir-chen, Telefon (0209) 29131, E-Mail: [email protected]

STADT ALLENSTEIN

Jahrestreffen

Kreisvertreter (komm.): BrigitteJunker, Kreisgemeinschaft Anger-burg e.V., Landkreis Rotenburg(Wümme), Postfach 1440, 27344Rotenburg (Wümme), Landkreis:Telefon (04261) 9833100, Fax(04261) 9833101.

ANGERBURG

Kreistreffen

www.preussische-allgemeine.de

Kreisvertreter: Christian v. derGroeben, Ringstraße 45, 97950Großrinderfeld, Telefon (09349)929252, Fax (09349) 929253, E-Mail: [email protected].

BARTENSTEIN

Hauptkreistreffen

Kreistreffen

HeimatkreisgemeinschaftenFortsetzung auf Seite 15

Kreisvertreter: Manfred Romeike,Anselm-Feuerbach-Str. 6, 52146Würselen, Telefon/Fax (02405)73810. Geschäftsstelle: BarbaraDawideit, Telefon (034203) 33567,Am Ring 9, 04442 Zwenkau.

ELCH-NIEDERUNG

Kreisvertreter: Wolfgang Sopha,Westerfeld 1, 24992 Janneby.Stellvertretender Vorsitzender:Uwe Nietzelt, Nikolaikirchhof 45,04600 Altenburg. Familienfor-schung: Heidrun Meller, Nikolai-kirchhof 45, 04600 Altenburg,Telefon (03447) 8966021, E-Mail:[email protected], Internet:www.kreis-fischhausen.de. Ge-schäftsstelle: Fahltskamp 30,Postfach 1732, 25407 Pinneberg,Telefon (03447) 8966746.

FISCHHAUSEN

Kreistreffen

Page 15: 3 4 Debatten hinter G7-Kulissenarchiv.preussische-allgemeine.de/2019/paz2019-35.pdf · Die Politik weiß um den systematischen Missbrauch des Asylrechts in Deutschland, aber sie tut

Wie gewohnt findet das Treffenam 3. Wochenende im Septemberstatt. Entgegen der bisherigenTreffen findet nur die Festveran-staltung am Sonnabend im Hotelstatt. Gegen 18 Uhr gehen wir ge-meinsam in unser Museum undkönnen hier den Tag mit interes-santen Gesprächen ausklingenlassen. Dies hat sich bereits beiunserem letzten Treffen bewährtund wurde von allen Teilnehmerngut angenommen.

ProgrammFreitag, 13. September,

18.30 Uhr: Kranzniederlegung amGedenkstein im Drosteipark Pin-neberg; 20 Uhr: gemütlicherAbend mit Repräsentanten desKreises und der Stadt Pinnebergim Samland-Museum. Bereits an-wesende Ortsvertreter sind herz-lich eingeladen.Sonnabend, 14. September,

9.30 Uhr: Öffnung der Veranstal-tungsräume im Hotel Cap Polo-nio; 10 Uhr: Im Museum amFahltskamp 30 erwarten Sie Kaf-fee und Kuchen, Pilkaller und an-dere ostpreußische Leckereien; 11 Uhr: Ortsvertretersitzung imVFL-Heim; 14 Uhr: feierliche Er-öffnung des Kreistreffens; 16 Uhr:Diavortrag „Neues aus dem Sam-land“ mit unserem russischenFreund Ewgeni Snegowski; 18.30 Uhr: gemütlicher „Ostpreu-ßenabend“ mit gemeinsamem Es-sen in unserem Samland-Mu-seum, Fahltskamp 30, zu einemangemessenen Selbstkostenpreis.Sonntag, 15. September,

9.30 Uhr: Öffnung der Veranstal-tungsräume im Samland-Mu-seum, Fahltskamp 30. Anschlie-ßend Fortsetzung des Kreistref-fens in den Räumen des Samland-Museums; 12 Uhr: GemeinsamesMittagessen mit traditionellerErbsensuppe und Wurst.An beiden Tagen steht die Fami-

lienforscherin Heidrun Meller fürFragen zur Verfügung.

Eckernförde – Sonnabend, 7., bis Sonntag, 8. September, Rat-haus Eckernförde: diesjährigesTreffen der HeimatgemeinschaftSeestadt Pillau e.V. in der Paten-stadt. Folgendes Programm erwar-tet Sie: Am 7. September um 15 Uhr: Sitzung mit Vorstands-wahl im Rathaus Eckernförde. Zu-hörer sind herzlich willkommen. Am 8. September um 12 Uhr:

Festakt am Kurfürstendenkmal inEckernförde/Borby mit anschlie-ßendem gemeinsamem Mittages-sen. Der Vorstand der Heimatge-meinschaft wünscht allen Pillau-ern, ihren Verwandten und Freun-den eine gute Anreise.

Bekanntmachung zur Neuwahlder Mitglieder des Kreistages derHeimatkreisgemeinschaft Ger-dauen e.V. für die Wahlperiode2019 – 2023. Die Wahlvorschlägedes Vorstandes sind in der Preu-ßischen Allgemeinen ZeitungNr. 20/2019 vom 17. Mai sowie imHeimatbrief „Kreis Gerdauen“ Nr. 63 / 2019 veröffentlicht wor-den.Bis zum Ablauf der Einrei-

chungsfrist am 12. August wurdekein weiterer Wahlvorschlag sei-tens der Mitglieder eingereicht.

Nach Paragraph 5 Absatz 3 derWahlordnung gelten daher nach-folgende vom Vorstand vorge-schlagene Personen als gewählteMitglieder des Kreistages für dieWahlperiode 2019–2023:Für das Kirchspiel Gerdauen:

Beißel, Jörg; Gruschwitz, Hanne-lore; Meyer, Hans Eckart; Plau-mann, Dietmar; Leon, Karin (+).Für die Kirchspiele Norden-burg/Karpowen: Mogk, Walter;Biewald, Doris; Romagno, Margit-ta. Für die Kirchspiele Frieden-berg/Groß Schönau: Rahn, Klaus-Dietrich, für Klein Gnie: Bannick,Dirk; für Laggarben/Löwenstein:Holtermann, Gertrud, für dieKrichspiele Molthainen/Momeh-nen: Weppelmann, Monika, fürdas Kirchspiel Muldszen: Hoff-mann, Dietmar, für die AbteilungGIRDAWE: Havertz-Krüger, Bri-gitte.

Stade – Freitag, 13., bis Sonntag,15. September: Goldaper Heimat-treffen.

Bielefeld – Sonnabend, 7. Sep-tember, 10 Uhr, bis Sonntag, 8. September, Brenner-Hotel, Bie-lefeld: Bundestreffen mit Wahlender KG Gumbinnen, Konzert mitKammerchor „Kant“ in der Luther-kirche.Zunächst erfolgt die Kreisver-

sammlung mit Wahlen für denVorstand und Berichten zu den Tä-tigkeiten und Aktionen im letztenJahr, turnusgemäß werden Berich-te auch Berichte von der „StiftungGumbinnen“ und der Arbeitsgrup-pe „Ostpreußisch Platt“ erfolgen.Nach dem Mittagessen bleibt

Zeit zum Beisammensein, Kaffee-trinken und „Schabbern und Pla-chandern“. Eine Ausstellung mitExponaten aus Archivunterlagenund Filmen von früher und heutewird von Gerhard Thies vorberei-tet. In der umfangreichen Gumbin-ner Adress- und Namensdatei, dievon Klaus Stephan betreut wird,kann mancher seine Familienda-ten finden oder vervollständigen. Auch in diesem Jahr gibt der

Kammerchor Kant aus Gumbin-nen gemeinsam mit dem Männer-gesangverein Sieker um 18 Uhrein Konzert in der Lutherkirche,ganz in der Nähe vom Tagungsort;dazu sind auch Bielefelder Gästeherzlich eingeladen. Der weitere Abend im Brenner

Hotel bietet anschließend Zeit fürein gemütliches Zusammensein. Am Sonntag, 8 September folgt

um 10 Uhr im Brenner Hotel eineöffentliche Gemeinschaftsstunde,zu der auch Vertreter der StadtBielefeld, des Salzburger Vereinsund der Stiftung Salzburg sowieFreunde der Kreisgemeinschafteingeladen sind. Traditionsgemäßwird nach einer Andacht das To-tengedenken gesprochen. Neben

den Grußworten der Ehrengästeund dem Bericht der Vorsitzendenüber die Arbeit der Kreisgemein-schaft werden Manfred Loyal undUte Seibt von einer Familienreisenach Judtschen/ Kanthausen imletzten Sommer berichten, die vonzahlreichen Aktivitäten im altenDorf und einer Paddelfahrt auf derAngerapp begleitet wurde. Die Bewahrung des kulturellen

Nachlasses steht neben der Mit-gliederpflege im Mittelpunkt derArbeit der KreisgemeinschaftGumbinnen. Dazu gehört nebender Pflege des Archivgutes imStadtarchiv Bielefeld, ein guterKontakt zur Heimatstadt, zu denMenschen, die dort ihre Heimatgefunden haben, zur Verwaltungund zum Museum. Dort wird indrei Räumen Gumbinner Kultur-gut präsentiert. Junge Menschen inGumbinnen können sich intensivmit der Geschichte ihrer Heimat-stadt beschäftigen. Der Schulwett-bewerb „Meine Heimat Gusev –Deine Heimat Gumbinnen“ moti-viert junge Menschen, sich einemThema aus Vergangenheit zu wid-men und eine Arbeit einzureichen.Die besten Ergebnisse werden prä-miert und im „Gumbinner Heimat-brief“ veröffentlicht. Am Nachmittag endet das Tref-

fen der Kreisgemeinschaft Gum-binnen. Karin Banse

Burgdorf – Sonnabend, 7., undSonntag, 8. September, Hotel Haa-se, Lehrter Straße 12, 31303 Burg-dorf: Hauptkreistreffen in Burgdorf.

Burgdorf – Freitag, 6. Septem-ber, 19 Uhr, Hotel Haase, LehrterStraße 12, 31303 Burgdorf: Mat-jesessen.

Burgdorf – Sonnabend, 7. Sep-tember, 15.30 Uhr, Hotel Haase,Lehrter Straße 12, 31303 Burg-dorf: Sondertreffen Stadtgemein-schaft Zinten.

Hamburg – Mittwoch, 4. Sep-tember, 12 Uhr, Hotel Zeppelin,

Nr. 35 – 30. August 2019 15HEIMATARBE ITVeranstaltungsraum Empore,Frohmestraße 123-125, 22459Hamburg: Videovortrag oderAutorenlesung gemeinsam mitden Sensburgern. Informationen:Manfred Samel, Telefon (040)587585, E-Mail: [email protected] – Mittwoch, 11. Sep-

tember, 12 Uhr, Gaststätte KAK-TUS, Dreescher Köpmarkt,Schwerin: Treffen. Nähere Infor-mationen bei Helga Hartig, Tele-fon (0385) 3922633, E-Mail: [email protected]

Kontakt: Klaus Downar, stell-vertretender Vorsitzender/Kreis-vertreter, Telefon (0352) 4592901.Dortmund – Sonnabend, 31. Au-

gust, 14 Uhr, und Montag, 2. Sep-tember, 9 Uhr, KongresszentrumWestfalenhalle, Dortmund: Kreis-tags- und Kreisausschusssitzung.

Dortmund – Sonntag, 1. Sep-tember, 9 Uhr (Beginn 11 Uhr),Kongresszentrum Westfalenhalle,Rheinlanddamm 200: 64. Johan-nisburger Hauptkreistreffen.

Otterndorf/Niederelbe – Frei-tag, 13., ab 18 Uhr, bis Sonnabend,14. September, ab 9 Uhr, Stadthal-le, Fröbelweg, Otterndorf imLandkreis Cuxhaven: Hauptkreis-treffen und 70. Jubiläum derKreisgemeinschaft Labiau.

Bochum – Sonntag, 1. Septem-ber, ab 9 Uhr, Erich-Brühmann-Haus, Kreyenfeldstraße 32,

HeimatkreisgemeinschaftenFortsetzung von Seite 14

65. Jahrestreffen

Kreisvertreter: Walter Mogk, AmEichengrund 1f, , 39629 Bismark(Altmark), Telefon (0151) 12 30 5377, Fax (03 90 00) 5 13 17. Gst.:Doris Biewald, Blümnerstraße 32,04229 Leipzig, Telefon (0341)9600987, E-Mail: [email protected].

GERDAUEN

Wahlbekanntmachung

Kreisvertreter: Stephan Grigat,Telefon (05231) 37146, Fax(05231) 24820, Heidentalstraße83, 32760 Detmold. Geschäfts-stelle: Annelies Trucewitz, Ho-henfelde 37, 21720 Mittelnkir-chen, Telefon (04142) 3552, Te-lefax (04142) 812065, E-Mail:[email protected]. Internet:www.goldap.de.

GOLDAP

Heimattreffen

44894 Bochum-Werne: Heimat-treffen.

Herne – 15. September, 9 Uhr(Einlass), 11.30 Uhr (Beginn), Kul-turzentrum in Herne, Willi-Pohl-mann-Platz 1. Auch im 71. Jahrder Kreisgemeinschaft Ortelsburgfindet wieder ein Kreistreffenstatt. Die Festrede in diesem Jahrwird von Klaus Lorenz, einem ge-bürtigen Ortelsburger gehalten.Als Presbyter der Kirchengemein-de Düsseldorf Wersten ist er maßgeblich an der Partnerschaftder Gemeinde Wersten mit denevangelischen KirchengemeindenPassenheim und Ortelsburg betei-ligt. Ein besonderer Programm-

punkt ist auch die Ausstellung„Neue Heimat finden. Auf Vielfaltvertrauen. Im Revier leben. Mi-gration und Religionen im Ruhr-gebiet.“ Es handelt sich bei dieserWanderausstellung um ein Ko-operationsprojekt des HoeschMuseums in Dortmund und demVerein zur Erforschung der Kir-chen- und Religionsgeschichtedes Ruhrgebiets mit Sitz in Bo-chum. Die Heimatstube ist am Sonn-

abend, 14. September, sowie amMontag, 16. September für Besu-cher von 10 bis 15 Uhr geöffnet.Die Heimatstube befindet sich inder Musikschule der Stadt Herne,Gräffstraße 43. Was uns freut, ist, dass in die-

sem Jahr die Bürgermeisterin An-drea Oehler aus Herne und derBürgermeister der Stadt Ortels-burg mit zwei Begleitern teilneh-men werden.

Lüneburg – Freitag, 13., bisSonnabend, 14. September, Fest-diele des Gasthauses Krone, Hei-ligengeiststraße 39-41, 21335 Lü-neburg und Ostpreußisches Lan-desmuseum, Heiligengeiststraße38, 21335 Lüneburg: Jahrestreffen.

ProgrammFreitag, 13. September, 17 Uhr:

Mitgliederversammlung der KGO(Festdiele / Krone); 19 Uhr: Be-grüßungsabend mit dem bekann-ten Schauspieler Herbert Tennig-keit (Festdiele / Krone).Sonnabend, 14. September, Füh-

rungen durch die neue Daueraus-stellung des Ostpreußischen Lan-desmuseums: 10 bis 11 Uhr: „Ge-schichte Ostpreußens“ oder„Kunst und Kultur Ostpreußens“,11 bis 12 Uhr: „Wild, Wald undPferde“ oder „Flucht, Vertreibung,Ankunft“, 12 Uhr: Mittagspause, 14 Uhr: Feierstunde (Festdiele /Krone) mit einem Vortrag vonChristopher Spatz: „Heimatlos.Das Lager Friedland – ein ostpreu-ßischer Schicksalsort in Nieder-

Das Haus der Heimat in Gol-dap gibt es seit 20 Jahren.

Das Haus wurde 1999 aus Mit-teln der Kreisgemeinschaft Gol-dap Ostpreußen e.V. erworbenund saniert. In den folgendenbeiden Jahrzehnten entstand einprofessionelles Regionalmu-seum für Stadt und Kreis Gol-dap. Dies war nur durch dieUnterstützung zahlreicher Gol-daper mit Rat und Tat, mit derZurverfügungstellung von Aus-stellungsobjekten und natürlichauch mit Spenden möglich.Bis heute befindet sich das

Haus der Heimat in Trägerschaftder Kreisgemeinschaft Goldap.Das Museum umfasst eine her-ausragende Romintenausstel-lung mit Modellen des Kaiser-lichen Jagdschlosses und derHubertuskapelle in weltweiteinmaliger Detailtreue und Prä-zision, eine Ausstellung über dieGeschichte Goldaps und Umge-bung, Informationstafeln überdie zehn Kirchspiele des frühe-ren Kreises Goldap und ein Aus-stellungsraum mit Bildern undKarten der Stadt Goldap. Zahl-reiche Original-Exponate ergän-zen die Ausstellung. Alle Aus-stellungen sind zweisprachigdeutsch und polnisch.Das 20-jährige Bestehen wur-

de am 27. Juli mit einem großenGartenfest, dem ein ökumeni-scher zweisprachiger Gottes-dienst in der benachbarten Gol-daper Alten Kirche vorausging.Viele Gäste fanden sich auf

dem Grundstück und im Mu-seum ein, um mit der Kreisge-

meinschaft Goldap zu feiern,unter ihnen die Goldaper Staro-stin (Landrätin) MarzannaWardziejewska und ihr Amts-vorgänger Jaroslav Podziewski,eine Vertreterin der städtischenKulturverwaltung, der Vorsit-zende des Dachverbandes Deut-scher Bevölkerung in Ermlandund Masuren, Heinrich Hoch, inBegleitung eines halben Dut-zend Vorsitzender DeutscherVereine aus Ostpreußen undVertreter der Deutschen Volks-gruppe im Königsberger Gebiet.Auch der frühere langjährigestellvertretende Sprecher derLandsmannschaft OstpreußenGerhard Prengel hatte den Wegnach Goldap gefunden. Starostin Marzanna Wardzie-

jewska überbrachte nicht nurdie Grüße des heutigen Land-kreises Goldap, sondern Dankund Anerkennung für die Kreis-gemeinschaft für die geschaffe-ne Einrichtung und überreichteeine Dankurkunde. S. Grigat

20 Jahre Haus der Heimat

Goldap: KV Grigat mit Staro-stin Marzanna Wardziejewska

Bild

: pri

vat

Kreisvertreterin: Karin Banse,Wiesengrund 9, 29559 Wrestedt,OT Wieren, Telefon (05825) 642,E-Mail: [email protected],Internet: www.kreis-gumbin-nen.de.

GUMBINNEN

Treffen mit Wahl

Kreisvertreter: Erster Stellvertre-tender Kreisvertreter (Geschäfts-führender Vorsitzender): Christi-an Perbandt, Im Stegefeld 1,31275 Lehrte, Telefon: (05132)57052. E-Mail: perbandt@kreis-ge meinschaft-heiligenbeil.de.Zweite Stellvertretende Kreisver-treterin: Viola Reyentanz, Groß-enhainer Straße 5, 04932 Hirsch-feld, Telefon (035343) 433, E-Mail: [email protected]. Schriftleite-rin: Brunhilde Schulz, Zum Ro-thenstein 22, 58540 Meinerzha-gen, Tel.: (02354) 4408, E-Mail:[email protected]. Internet:www.kreisgemeinschaft-heiligen-beil.de

HEILIGENBEIL

Hauptkreistreffen

Matjesessen

Sondertreffen Zinten

Vorsitzender Stadt & Land: ReinerBuslaps, Am Berg 4, 35510 Butz-bach-Kirch-Göns, Tel.: (06033)66228, Fax (03222) 3721953, E-Mail: [email protected] InsterburgStadt & Land e. V., Geschäftsstelle,Am Marktplatz 10, 47829 Krefeld,Tel.: (02151) 48991, Fax (02151)491141, E-Mail: [email protected], Internet: www.insterbur-ger.de, Bürozeiten: Montag – Frei-tag von 8 bis 12 Uhr.

INSTERBURG −STADT UND LAND

Heimatgruppen

Kreisvertreter: Siegfried Strysio,Telefon (05147) 975518. Ri-schwiesen 4, 31311 Uetze/Hänig-sen, Internet: www.kreisgemein-schaft-johannisburg.de; E-Mail:[email protected]; ErsterStellvertreter: Klaus Dowanr, Ander Grubenbahn 21, 01665 Mei-ßen, Telefon (03521) 4592901, E-Mail: [email protected]; Kas-sen-verwalter: Günter Woyze-chowski, Röntgenstraße 14, 31157Sarstedt, Telefon (05066) 63438,E-Mail: [email protected]

JOHANNISBURG

Kreistag

Kreistreffen

Kreisvertreterin: Brigitte Stramm,Hoper Straße 16, 25693 St. Mi-chaelisdonn/Holstein, Telefon(04853) 562. info @stramm verlag.de, Internet: www.labiau.de.

LABIAU

Hauptkreistreffen

Kreisvertreter: Ulrich Pokraka,An der Friedenseiche 44, 59597Erwitte, Telefon (02943) 3214, Fax-980276, E-Mail: [email protected]. Stellvertreter: FrankJork, Oberbörry 18, 31860 Em-merthal - Börry, Telefon (0171)7086334.

NEIDENBURG

Heimattreffen

Kreisvertreter: Marc Plessa,Hochstraße 1, 56357 Hainau, E-Mail: [email protected]. Geschäfts-führerin: Karola Kalinski, Mei-senstraße 13, 45698 Gladbeck.Internet: www.kreisgemein-schaft-ortelsburg.de

ORTELSBURG

Kreistreffen

Ostpreußisches Landesmu-seum, Heiligengeiststraße38, 21335 LüneburgMittwoch, 4. September,

18.30 Uhr: Danzig – Litera-rischer Reiseführer. Lesungmit Peter O. Loew, mode-riert von Andreas Lawaty,Eintritt: 5 Euro. Karten unterTelefon (04131) 759950 oderE-Mail: [email protected]

Kreisvertreter: Burghard Gieseler,Elritzenweg 35, 26127 Olden-burg, Telefon (0441) 6001736. Ge-schäftsstelle: Postfach 1549,37505 Osterode am Harz, Telefon(05522) 919870. [email protected]; Sprechstunde: Mo. 14-17Uhr, Do. 14–17 Uhr.

OSTERODE

Jahrestreffen

HeimatkreisgemeinschaftenFortsetzung auf Seite 16

Page 16: 3 4 Debatten hinter G7-Kulissenarchiv.preussische-allgemeine.de/2019/paz2019-35.pdf · Die Politik weiß um den systematischen Missbrauch des Asylrechts in Deutschland, aber sie tut

16 Nr. 35 – 30. August 2019 HE IMATARBE IT

Peitsche VerlustErwerbgegenAbzah-lung

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Nord-polar-gebiet

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JuristinzurBeur-kundung

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Entwick-lungs-richtung,Tendenz

kegel-förmigesIndianer-zelt

engli-scherAdels-titel K R M K T W A U

N E G A T I V N A M U R A N N O N C E Q U I T T T I G E R R E C H E N Z R T N E N T D E C K U N G L I E F E R N H E B E N E E H T G O L D E O T U K L I O T I A R A O K L A G E I S R A E L G E S C H E N K A L L E N P O S A U N E A N H O A S E B N K E F A N A L S C H A L U P P E S M A R K E O H P I R A T K O N S U L A T Z I N N I E R L B E S T E N K I A N S T E L L E R I E S I G C L O U E L Y O N O D E T L E G G E T E N O R R A K E T E N O E N N M A R Y L A N D P A R T I E S I T I G E L A G I L C A N B E R R A R I N D M I N O R A K E L B I E G E N T R E N D T I P I L O R D

Kreiskette

Diagonalrätsel

So ist’s richtig:

SudokuLösen Sie das japanische Zahlenrätsel: Füllen Sie die Felder so aus, dass jede waagerechte Zeile, jede senk rechte Spalte und jedes Quadrat aus 3 mal 3 Kästchen die Zahlen 1 bis 9 nur je ein-mal enthält. Es gibt nur eine richtige Lösung!

9 7 3 1 2 4 8 7 9 7 1 5 2 7 6 1 4 3 8 2 9 3 6 3 2 4 5 1 4 2 9 6

9 7 3 1 2 4 8 7 9 7 1 5 2 7 6 1 4 3 8 2 9 3 6 3 2 4 5 1 4 2 9 6

9 6 7 8 3 4 1 5 2 4 8 1 6 5 2 3 7 9 2 3 5 7 9 1 4 6 8 8 5 2 4 7 9 6 1 3 7 1 9 2 6 3 5 8 4 6 4 3 1 8 5 2 9 7 5 9 8 3 4 6 7 2 1 3 2 6 9 1 7 8 4 5 1 7 4 5 2 8 9 3 6

Diagonalrätsel: 1. Trauma, 2. Traufe, 3. Grafik, 4. Steuer, 5. Akelei, 6. Traber – Trauer, Affekt

Kreiskette: 1. Trosse, 2. Sommer, 3. Melone, 4. Golfer, 5. Teller – Trommelfell

Sudoku:

PAZ19_35

Die Wörter beginnen im Pfeilfeld und laufen in Pfeilrichtung um das Zahlen-feld herum. Wenn Sie alles richtig gemacht haben, nennen die elf Felder in der oberen Figurenhälfte eine schwingende Membran im Ohr.

1 starkes Schiffstau, 2 Jahreszeit, 3 Kürbisgewächs, 4 Rasensportler, 5 Teil des Essservices

Wenn Sie die Wörter nachstehender Bedeutungen waagerecht in das Dia-gramm eingetragen haben, ergebendie beiden Diagonalen zwei Gemüts-bewegungen.

1 seelischer Schock2 Unterkante des Daches3 Zeichenkunst4 Lenkvorrichtung5 Hahnenfußgewächs6 Rennpferd

sachsen“, 16 Uhr: Ende der Feier-stunde / Ausklang des Jahrestref-fens.

Pr. Eylau – Wochenende 7. und8. September: Stadtfest.

Iztehoe – Sonnabend, 14., bisSonntag, 15. September, Stände-saal des Historischen Rathausesund Hotel Schwarz, Itzehoe:Hauptkreistreffen.

Junge Einwohner der Stadt hat-ten den Tilsiter Toten letzte Ehreerwiesen – welch‘ ein Symbol! En-de dieses Monats, am 28. August,jährt sich zum fünften Mal die Ein-weihung der Gedenkstätte für dieToten der Stadt Tilsit, die direkt anden 70. Gedenktag des schwerstensowjetischen Luftangriffs erinnert.Die Gedenkstätte befindet sich aufdem ehemaligen Brack’schenFriedhof, Ballgardenstraße, nahedem Schlossmühlenteich, heutigeul. Suvorova. Er ist einer der frü-her zehn verschiedenen Friedhöfeder verschiedensten Glaubensge-meinschaften und Handwerker-In-nungen. Auf dem Areal des ehe-maligen Brack’schen Friedhofes, ineiner anmutigen Parklichtung, hat-ten junge Einwohner ein schlichtesHolzkreuz errichtet. Die Stadtver-waltung erinnert mit einer mar-mornen Gedenktafel an die einsti-gen Friedhöfe und die vielen deut-schen Tilsiter, die dort in heimat-licher Erde ihre letzte Ruhe fan-den.Hans Dzieran und Siegfried

Dannath-Grabs, die damals an-lässlich des Stadtfestes 2014 inTilsit weilten, gedachten an dergerade erst entstandenen Ruhe-stätte der toten Tilsiter und legtenin stillem Gedenken einen Kranzder Stadtgemeinschaft Tilsit nie-der. Sie sprachen der Ex-Stadtprä-sidentin und Geschäftsführerinvon „Einiges Rußland“ Jelena So-kolova und ihrer Jugendgruppe„Molodaja Gwardia“ Dank undAnerkennung aus.

Die Inschrift auf dem Kreuz derRuhestätte heißt in deutscherÜbersetzung: „Segne und Bewah-re“. Auf der Gedenktafel ist ein-meißelt: „Zur Erinnerung an alleTilsiter Einwohner, die auf nichtmehr erhaltenen Stadtfriedhöfenbeigesetzt sind.“Unter diesen zehn Friedhöfen

gab es bis 1945 auch den Brack-schen Friedhof, der der Fleischer-und Schuhmacher-Innung gehör-te. Auch Prediger der Baptisten-gemeinschaft, deren Haus in derBallgardenstraße 11 lag, sind dortbeerdigt. Ihre Namen sind: Klem-pel, Albrocht, Faltin und Böhme.Und auf diesem Friedhof fand derVater des (ersten deutschen) Eh-renbürgers der Stadt Tilsit nach1946, Horst Mertineit, langjähri-ger Vorsitzender der Stadtge-meinschaft Tilsit, seine letzte Ru-he. Günter H. Hertel

Die diesjährige Delegation derStadtgemeinschaft Tilsit e.V. zumStadtfest der Stadt Tilsit vom 6. bis8. September wird Gelegenheit ha-ben, die Gedenkstätte zu besu-chen. Sie wird in stiller Verbun-denheit auch mit den Königsber-ger Opfern des entsetzlichen Bom-benangriffs der Britischen RoyalAirforce am 26./27. und 29./30.August 1944 sein, zu deren nun-mehr 75-jährigen Gedenken einbeeindruckendes Programm ange-kündigt ist: Am 30. August wirdder Vorsitzende der Gesellschaftder „Freunde Kants und Königs-bergs e.V.“, Gerfried Horst, aus sei-nem Buch „Die Zerstörung Kö-nigsbergs – Eine Streitschrift“,OEZ-Verlag 2014, in der Alten Bör-se in Königsberg lesen.

Am selben Tag wird mit einerfeierlichen Prozession unter demMotto „Terrain des Friedens – Ter-rain der Musik – die Stadt istnicht schuldig“ ein Großgemäldeder russischen Künstlerin NatellaToidze dem Königsberger Domübergeben werden. Mit Werkenberühmter Komponisten (JohannS. Bach, Ludwig v. Beethoven undFranz Liszt, G. Purcell, E. Elgar, B.Britten sowie M. Mussorgski undM. Tariverdiev) aus den drei da-mals agierenden Ländern er-innert der brillante, junge briti-sche Pianist George Harliono andie Zerstörung der ostpreußi-schen Stadt und ihre Opfer –welch‘ symbolische Verbindung!

Günter H. Hertel

Der neue Ostpreußenkalender „Ost-preußen und seine Maler“ für das Jahr2020 kann noch bis zum

30. September zum Vorzugspreisvon 21,50 Euro, danach für 23,70 Euro bestellt werden.Er enthält für jeden Monat ein

Kalenderblatt mit großem Motivaus der ostpreußischen Jagdma-lerei. Rechts daneben ist einschmales Kalendarium abge-druckt, aus dem der jeweiligeMonat, das Jahr und die entspre-chenden Wochentage hervorge-hen, wobei Sonn- und Feiertagein einem kräftigen Rot leuchten,regionale Feiertage sind in einemblassen Rot gehalten.Die Motive zeigen Vögel, Wild-

schweine, Elche und anderesWild in der schönen ostpreußi-schen Landschaft durchs ganzeJahr. Künstler wie Ernst Bischoff-Clum, Reinhold Feussner, Alexander Kolde und Ger-hard Löbenberg sind in diesemKalender unter vielen andern Malern dabei.Der Kalender erscheint in dem

Format 50 mal 35 Zentimeter undkann bestellt werden bei

typeart satz&grafik GmbH, Südrandweg 15,44139 Dortmund, telefonisch unter (0231)

557378-0, per Telefax (0231) 557378-20 oderper E-Mail: [email protected]

Tierisch gut: Der neue Ostpreußenkalender für 2020

Das Wappentier Ostpreußens: Ernst Bischoff-Culms „Elchhaupt“ Bild: typeart

HeimatkreisgemeinschaftenFortsetzung von Seite 15

PREUSSISCHEYLAU

Kreisvertreterin: Evelyn v. Bor-ries, Tucherweg 80, 40724 Hil-den, Telefon (02103) 64759, Fax:(02103) 23068, E-Mail: [email protected]. Kartei, Buch-versand und Preußisch Eylauer-Heimatmuseum im KreishausVerden/Aller Lindhooper Straße67, 27283 Verden/Aller, E-Mail: [email protected], Internet:www.preuss i sch-ey lau .de . Unser Büro in Verden ist nurnoch unregelmäßig besetzt. Bittewenden Sie sich direkt an dieKreisvertreterin Evelyn v. Borries,Telefon: (02103) 64759 oderFax: (02103) 23068, E-Mail:[email protected]

Stadtfest

Kreisvertreter: Bernd Hinz. Ge-schäftsstelle: Gudrun Collmann,Telefon (04823) 8571, Allee 16,25554 Wilster.

PREUSSISCHHOLLAND

Hauptkreistreffen

www.preussische-allgemeine.de

Stadtvertreter: Erwin Feige,Am Karbel 52, 09116 Chem-nitz, Telefon (0371) 3363748.Geschäftsführer: ManfredUrbschat, E-Mail: [email protected]

TILSIT–STADT

Totengedenken

Stadtfest

HeimatkreisgemeinschaftenFortsetzung auf Seite 17

Hamburg − Treffpunkt Fraktion#derHeimatWert. Pioniergeistder Vertriebenen und Aussied-ler – Zukunftsfrage für unserLand? Sonntag, 8. September,Hochschule der HamburgerWirtschaft, Adolphsplatz 6,20457 Hamburg, ab 14.30 Uhr.Eckhard Pols MdB, Vorsitzen-der der Gruppe der Vertriebe-nen, Aussiedler und deutschenMinderheiten der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundes-tag, lädt Sie ein, an dieser Ver-anstaltung teilzunehmen. Bittemelden Sie sich bis zum 6.September per E-Mail:[email protected], unterTelefon (030) 22755364 oderper Fax (030) 22756154.

Veranstaltung

Page 17: 3 4 Debatten hinter G7-Kulissenarchiv.preussische-allgemeine.de/2019/paz2019-35.pdf · Die Politik weiß um den systematischen Missbrauch des Asylrechts in Deutschland, aber sie tut

Nr. 35 – 30. August 2019 17HEIMATARBE IT

Bad Sassendorf – Sonnabend,31. August, 14 Uhr, Hotel HausRasche, Wilhelmstraße 1, 50505Bad Sassendorf, Telefon (02921)55501: Mitgliederversammlungmit Wahl des neuen Kreistags.Nach der Versammlung findet

im Rahmen des abendlichen Bei-sammenseins ein Vortrag vonChristopher Spatz über die ost-preußischen Wolfskinder statt.Der Vortag ist für alle Interessier-ten offen und eintrittsfrei.

Hamburg – 30. August bis 1. September: Treffen Gonsken.Informationen bei Ronny Haaseunter Telefon (033731) 10394.

Bassum – Wochenende 13. Sep-tember, 17 Uhr, bis 15. September,17 Uhr, Freudenburg, Amtsfrei-heit 1a, 27211 Bassum, Telefon(04241) 9311-0, E-Mail: [email protected]: Mitglie-derversammlung und Hauptkreis-treffen. Anmeldung wegen Es-sensdisposition erforderlich beiGerd Gohlke, Sykerstraße 26,27211 Bassum, E-Mail: [email protected], Telefon (04241)5586 oder Mobil (0171) 5317892.

Programm Freitag, 13. September, 17 Uhr:

Vorstandssitzung, zur Vorberei-tung der Mitgliederversammlung;20 Uhr: Abendgespräch mit denbereits angereisten Teilnehmern.Sonnabend, 14. September,

10 Uhr: Herrichten des Veranstal-tungsraums im Vorwerk der Freu-denburg, durch den Vorstand undden bereits anwesenden Mitglie-dern. Kassenprüfung; 13 Uhr:Mitgliederversammlung mit fol-gender Tagungsordnung:1. Begrüßung und Eröffnung

durch den Vorsitzenden, 2. Toten-gedenken, 3. Feststellung der ord-nungsgemäßen Einladung, 4. Fest-stellung der Beschlussfähigkeit(bei nicht ausreichender Be-schlussfähigkeit wird die Ver-sammlung für 30 Minuten unter-brochen und dann erneut eröff-net), 5. Grußworte, 6. Jahresberich-te des Vorstandes, a. Vorsitzender,b. 2. Vorsitzender, Heimatbriefre-daktion, Internetauftritt, c. Schatz-meisterin, 7. Bericht der Kassen-prüfer, 8. Entlastung des geschäfts-führenden Vorstandes, 9. Wahl ei-nes Wahlleiters, 10. Vorstandswah-len, gewählt werden müssen 1.Vorsitzender / Vorsitzende, 2. Vor-sitzender / Vorsitzende, Schatz-meister / Schatzmeisterin, zweiBeisitzer / Beisitzerinnen, 11. Be-richte über Heimattreffen 2018,

Reisen, Bruderhilfe, 12. Beratungund Beschluss über den Haus-haltsplan 2020, 13. Beratungenund Beschlüsse über eingegangeneAnträge, 14. Beratung und Be-schluss über die Terminplanung2020, 15. Anfragen und Anregun-gen der Mitglieder, 16. Schluss-wort des Vorsitzenden, 17. Ost-preußenlied.15.30 Uhr: Kaffee und Kuchen,

erforderlichenfalls wird die Mit-gliederversammlung unterbro-chen; 17 Uhr: Pause zum Abend-essen: Anmeldung war bis späte-stens 25. August auch für Tagesgä-ste erforderlich. Hauptkreistreffen-ProgrammSonnabend, 14. September,

19.30 Uhr: Eröffnung des Haupt-kreistreffens im Vorwerk derFreudenburg mit Erinnerung andie Geschichte der Wolfskinder,Gedankenaustausch, Unterhaltsa-mes aus Ostpreußen, musikali-sche Begleitung Robert Thorn; 22 Uhr: Ausklang.Sonntag, 15. September,

9.30 Uhr: Gedenken am TapiauerStein im Park der Freudenburg, 10Uhr: Feierstunde im Vorwerk derFreudenburg: Eröffnung, Totenge-denken, Grußworte, Ehrungen,Festvortrag von Manuel Ruoff„Die Grenzen Ostpreußens imWandel der Zeiten“, Bekanntga-ben, Ostpreußenlied; 12.30 Uhr:Erbsensuppe; 14.30 Uhr: Kaffeefür die angemeldeten Gäste, Kalt-getränke nach Wunsch; 15.30 Uhr:Fahrt nach Syke zu einem Geden-ken am Wehlauer Stein im Hofdes Kreishauses in Syke. AufWunsch kann unser bis 17 Uhrgeöffnete Wehlauer Heimatmu-seums im Kreismuseum Syke be-sucht werden. Sofern für die Fahrtnach Syke keine Mitfahrgelegen-heit besteht, stellt die Kreisge-meinschaft Kleinbusse für dieFahrt zum Wehlauer Stein undzum Museum sowie zur Rück-fahrt nach Bassum oder zumBahnhof Syke oder Bassum; 17 Uhr: Ende des Kreistreffens.Im Sinne unserer Gemeinschaft

und in Treue zur Heimat Ostpreu-ßen bittet der Vorstand um einezahlreiche Beteiligung an allenVeranstaltungen an beiden Tagenunseres Hauptkreistreffens.Die Essenzeiten in der Freuden-

burg sind wie folgt vorgesehen:Frühstück ab 8 Uhr, Mittagessenum 12.30 Uhr, (Sonnabend um 12 Uhr), Abendessen um 18 Uhr,Nachmittagskaffee Sonnabend um15.30 Uhr, Sonntag um 14.30 Uhr.Essenteilnahme nur nach vorheri-ger Anmeldung, Kaltgetränkenach Wahl.

Hof – Sonnabend, 14. Septem-ber, 15 Uhr, Altdeutsche Bierstu-be: Treffen der Ost- und West-preußen zum Thema „OberländerKanal“. Gäste sind immer herz-lich willkommen.Weiden – Sonntag, 1. Septem-

ber, 14.30 Uhr, Café Mitte: Hei-matnachmittag.

KREISGRUPPEN

Bartenstein – Anfra-gen für gemeinsameTreffen: Elfi Fortange,Telefon (030)4944404.

Königsberg – Freitag,13. September, 14Uhr, Forcken-beckstraße 1, 14199Berlin-Wilmersdorf:

Treffen. Anfragen: Elfi Fortange,Telefon (030) 4944404.

Bremen – Sonnabend, 7. Sep-tember, 15 Uhr, Einlass ab 14.15 Uhr, Flughafenhotel AirportBremen, Flughafenallee 26, Bre-men: Sommerausklang mit Bee-tenbartsch und Schmandschin-ken. Vorverkauf und damit die re-gelmäßigen Donnerstags-Sprech-stunden unserer Geschäftsstelleunter Telefon (0421) 3469718 abdem 22. August, 15 Uhr.

Landesgruppe – Sonnabend,den 31. August, 7.30 Uhr ab Hbf,Kirchenallee, Berlinfahrt des Lan-desverbandes der vertriebenenDeutschen in Hamburg (L.v.D.)zum „Tag der Heimat“ des Bundesder Vertriebenen (BdV) in derUrania Berlin, An der Urania 17,Humboldt-Saal. Auf der Hin- undRückfahrt werden kleine Imbisse

gereicht. Ankunft in Hamburg ge-gen 22 Uhr. Kulturreferat – Sonntag, 8. Sep-

tember: Das Kulturreferat lädtherzlich zu unserer Busfahrt zumostpreußischen Theater Dittchen-bühne nach Elmshorn. Nach demgemeinsamen Kaffeetrinken undeinem Gläschen Bärenfang sehenwir uns die Aufführung „DerSchimmelreiter“, eine Novellevon Theodor Storm, an. Der Preisbeträgt 32 Euro pro Person. ImPreis sind enthalten: die Fahrt miteinem modernen Reisebus, Kaffeeund Kuchen sowie die Theater-aufführung. Anmeldung bei Wal-ter Bridszuhn, Telefon (040)6933520 und (0172) 9209151, E-Mail: [email protected]

Kassel – Donnerstag, 5. Sep-tember, 14.30 Uhr, CafeteriaNiederzwehren, Am Wehrturm 3(AWO-Seniorenheim), Kassel:Karla Weyland berichtet über „Ei-ne erinnerungsreiche und beein-druckende Reise in die westpreu-ßische Heimat“.Wetzlar – Montag, 9. Septem-

ber, 13 Uhr, Restaurant Grillstu-ben, Stoppelberger Hohl 128:Gerd-Helmut Schäfer (Friedrichs-dorf) spricht über „Memelland –wo Deutschland sein Ende hat“.Der Eintritt ist frei. Kontakt: KunoKutz, Telefon (06441) 770559.

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HeimatkreisgemeinschaftenFortsetzung von Seite 16

Kreisvertreter: Dieter Neukamm,Am Rosenbaum 48, 51570 Win-deck, Telefon (02243) 2999, Fax(02243) 844199. Geschäftsstelle:Winfried Knocks, Varenhorst-straße 17, 49584 Fürstenau, Tele-fon (05901) 2309, E-Mail: [email protected]

TILSIT-RAGNIT

Versammlung undVortrag

Kreisvertreter: Ulf Püstow, Ri-chard-Wagner-Straße 30, 19059Schwerin. Stellvertreter: MattiasLask, über Gerhart-Hauptmann-Haus Düsseldorf. Geschäftsfüh-rer: Ronny Haase, Nöhringswin-kel 1, 14959 Trebbin. Der Heimat-kreis im Internet: www.treu-burg.de.

TREUBURG

Gonsker Treffen

Kreisvertreter: Gerd Gohlke, Sy-ker Straße 26, 27211 Bassum. Te-lefon (04241) 5586. 2. Vor-sitzernder (komm.): Uwe Koch,Schobüller Straße 61, 25713 Hu-sum. Schriftleiter: Werner Schim-kat, Dresdener Ring 18, 65191Wiesbaden, Telefon (0611)505009840. Internetseite:www.kreis-wehlau.de

WEHLAU

Versammlung und Hauptkreistreffen

LANDSMANNSCHAFTLICHE ARBEITLANDESGRUPPEN

Vorsitzender: Friedrich-WilhelmBöld, Telefon (0821) 517826, Fax(0821) 3451425, Heilig-Grab-Gas-se 3, 86150 Augsburg, E-Mail: [email protected], Internet: www.low-bayern.de.

BAYERN

Vorsitzender: Rüdiger Jakesch,Geschäftsstelle: Forckenbeck-straße 1, 14199, Berlin, Telefon(030) 2547345, E-Mail:[email protected], Internet:www.ostpreussen-berlin.de. Ge-schäftszeit: Donnerstag von 14 Uhr bis 16 Uhr Außerhalb derGeschäftszeit: Marianne Becker, Telefon (030) 7712354.

BERLIN

BREMEN

Erster Vorsitzender: HartmutKlingbeutel, Haus der Heimat,Teilfeld 8, 20459 Hamburg, Tel.:(040) 444993, Mobiltelefon(0170) 3102815.

HAMBURG

Vorsitzender: Ulrich Bonk,Stellvertretender Vorsitzender:Gerhard Schröder, Engelmühlen-weg 3, 64367 Mühltal, Telefon(06151) 148788

HESSEN

Bereits zum fünften Mal inJahresfolge wurde in Stutt-gart eine gemeinsame Kul-

turtagung der „Nordost-Lands-mannschaften“ zu einem dieseLandsmannschaften verbindendenThema veranstaltet. Bei der Tagungwar der „Große Saal“ im Stuttgar-ter „Haus der Heimat“ Ziel vielerBesucher, die sich hier vor allemaus Stuttgart und Umgebung, aberauch teilweise aus Südwürttem-berg einfanden. Damit hatten sichdie im Januar 2019 begonnenensorgfältigen organisatorischen undinhaltlichen Vorbereitungsarbeitenfür das Vorbereitungskomitee, be-stehend aus Hans-Werner Schwal-ke (Westpreußen mit Danzig), UtaLüttich (Ostpreußen mit Memel-land), Karsten Wulf (Pommern),Hans-Werner Carlhoff (Weichsel-Warthe) und Wilfrid Braun(Deutsch-Balten) gelohnt. Zum Veranstaltungsbeginn konn-

te Schwalke mit herzlichen Wortendie Gäste begrüßen, darunter auchMitglieder des Landesvorstands desBdV-Baden-Württemberg, aberauch den LandtagsabgeordnetenKonrad Epple. Er nutzte zudem dieGelegenheit, Uta Lüttich zur weni-ge Wochen zuvor erfolgten Ehrungdurch den Ministerpräsidenten mitdem Verdienstorden des LandesBaden-Württemberg zu gratulieren.Carlhoff überbrachte die Grußwor-te des Mitglieds im Präsidium desBdV und stellvertretenden Landes-

vorsitzenden des BdV und Vertrie-benenpolitischen Sprechers derCDU-Landtagsfraktion RaimundHaser MdL, der Direktorin vom„Haus der Heimat“ Frau Absmeiersowie von Christiane Meis, Leiterindes Referats „Kultur und Geschich-te der Deutschen im östlichen Eu-ropa“ im Innenministerium Baden-Württemberg. Im Mittelpunkt der Kulturtagung

stand das Thema „Neue Nachbarn– Deutsche und Polen im Ermlandund in Masuren nach 1945“. DerReferent Direktor Wolfgang Frey-berg, Leiter des KulturzentrumsOstpreußen im Deutschordens-schloss Ellingen/Bayern schildertedie Situation der Menschen, dienach dem Mai 1945 aus mannigfa-chen Gründen in ihren oft seitJahrhunderten angestammtenWohnsitzen verblieben waren unddurch die veränderten politischenVerhältnisse nun in einer Gegendlebten, die zu den „wiedergewon-nenen Gebieten“ Polens zählteund die ihnen teilweise immerfremder wurde. Zusammen mitseiner Wissenschaftlichen Mitar-beiterin Gabriela Czarkowska-Ku-sajda stellte Freyberg in einer Prä-sentation ein zweisprachig ange-legtes Zeitzeugenprojekt mit per-sönlichen Erlebnisberichten vor,durch die die besondere Situationdes Verhältnisses zwischen Deut-schen und Polen im südlichen Ost-preußen beleuchtet wurde.

Mit der wissenschaftlichen Do-kumentation werden die Bevölke-rungszusammensetzung vor 1945,das Kriegsende, Verschleppungund Zwangsarbeit sowie erzwun-gener Wohnungswechsel, Plünde-rungen und Staatsangehörigkeits-fragen thematisiert. Die Interviewsmachen die Probleme durch Na-mens-Umbenennungen, das Ver-bot der deutschen Sprache, schuli-sche „Umerziehungsmaßnahmen“,Beschimpfungen und den Zuzugvon „neuen Nachbarn“ deutlich. Inden nächsten Jahrzehnten kam esso bei vielen altangestammten Be-wohnern zur Situation, die Heimatzu verlassen und in die Bundesre-publik Deutschland auszusiedeln.Andere blieben hingegen, wieebenfalls durch die Zeitzeugen-Interviews deutlich wird, bis heuteim Ermland und in Masuren woh-nen. In der Aussprache wurden somanche Aspekte von den Teilneh-mern der Tagung lebhaft diskutiertund Fakten von den Referentenvertiefend dargestellt. Zum Abschluss der gemeinsa-

men Kulturtagung zog Wulff einpositives Resümee und dankte,ebenso wie auch Lüttich, dem Referenten Freyberg und seinerMitarbeiterin. Der dankbare Ap-plaus der Teilnehmer am Schlussmachte deutlich, dass auch diesegemeinsame Tagung der „Nordost-Landsmannschaften“ gut ange-kommen ist und als ein Zeichenund eine Ermunterung dafür gelten kann, auf dem eingeschlage-nen Wege weiter zu gehen – einegute Basis für eine weitere gemeinsame Kulturtagung im Jah-re 2020.

Hans-Werner Carlhoff

Die in der Kulturtagung vorgestell-te zweisprachige Dokumentation„Neue Nachbarn. Deutsche undPolen im Ermland und in Masurennach 1945“ ist erhältlich beimKulturzentrum Ellingen, Schloss-straße 9, 91792 Ellingen; E-Mail:[email protected]

»Neue Nachbarn« – Kulturtagung BW

Bemerkenswerte Kulturtagung: Zufriedene Gesichter Bild: privatz

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung auf Seite 18

Page 18: 3 4 Debatten hinter G7-Kulissenarchiv.preussische-allgemeine.de/2019/paz2019-35.pdf · Die Politik weiß um den systematischen Missbrauch des Asylrechts in Deutschland, aber sie tut

18 Nr. 35 – 30. August 2019 HE IMATARBE IT

Vor Johannes Kepler gab eskeine Astronomie, meintJacek Patka, Betreuer der

Astronomensektion im SaganerKulturzentrum (Centrum KulturyZagan) gegenüber der Gazeta Lu-buska. „Kepler war der erste, derdie Sterne nicht nur deshalb be-obachtete, um Horoskope zu er-stellen oder die Zukunft zu deu-ten, er griff zur Mathematik, umdas Weltall zu verstehen“, so Pat-ka, der seine Arbeit für die Astro-nomie als Fortführung der Tradi-tion der Saganer Vorkriegs-Wis-senschaftsgesellschaft sieht. DieSaganer verehren Kepler, er ist inder Stadt vielerorts präsent. Der Astronom, Mathematiker

und Physiker Johannes Kepler(1571-1630) entdeckte Gesetze,nach denen sich die Planeten desSonnensystems bewegen. EineReihe seiner Entdeckungen revo-lutionierten die Wissenschaft. Erbefasste sich mit Optik, erfanddas astronomische Fernrohr, führ-te neue Lösungen bei Dezimal-brüchen und bei der Berechnungvon Volumen diverser geometri-scher Körper ein. „Er bleibt abersein Leben lang ein Träumer undglaubt fest daran, dass derMensch eines Tages imstande seinwird, das Leben auf dem Mond zuerforschen“, so Iza Liwacz, Frem-

denführerin in Niederschlesien.Die junge Frau freut sich, wennsie deutsche Touristen durch Sa-gan führt, denn in der Stadt amBober geht man mit der deut-schen Geschichte respektvoll um.Besonders stolz ist man in Saganauf die Augustiner-Bibliothek im1284 gegründeten Augustiner-Chorherrenstift. Zum Bibliotheks-bestand gehört nämlich ein Frag-ment einer Bibel aus dem 8. Jahr-hundert. Doch der wahre Histo-rien-Star ist und bleibt in SaganJohannes Kepler, an den ein Kep-ler-Pfad durch die Stadt erinnert.Nach Sagan kam Kepler auf

Einladung Albrecht von Wallen-steins, der sich während seinesPrag-Aufenthaltes vom kaiser-lichen Hofmathematiker JohannesKepler sein erstes Horoskop aus-stellen ließ. Anscheinend vonKepler beeindruckt, holte Wallen-stein Kepler 1627 nach Sagan, wodieser bis 1630 wirkte. „Keplerlässt sofort eine Druckerpressenach Sagan herbeischaffen, umohne Angst vor Überfällen undder Vernichtung der Arbeitser-gebnisse ungestört arbeiten zukönnen. Ihm gelingt in einem derersten Werke, die er in Sagan ver-öffentlicht, eine Sonnenfinsternisvorherzusagen, die am 10. Juni1630 auch eintreten sollte. Diese

genaue, wissenschaftlich begrün-dete Vorhersage verschaffte ihmAnsehen und Vertrauen seinerSaganer Gönner“, so Iza Liwacz. Keplers Jugendtraum von der

Monderforschung bleibt auch inSagan wach. Das Studium vonPlutarchs Schrift über das „Mond-gesicht“ und seine Fernrohr-Be-obachtungen und Dispute mit ge-lehrten Freunden befruchten sei-ne Fantasie. Er schreibt seine Ge-

danken in einem persönlichenWerk „Somnium” (der Traum)nieder. „Das Werk ist eine wahreSatire auf eine Zeit, in der sichder ernsthafte WissenschaftlerKunstausdrücken bedient undseine Anschauungen in Traumbil-dern verhüllt, um seine Ansichtenzum Ausdruck zu bringen und umsich vor religiösen Eiferern derInquisition zu schützen“, so Li-wacz, die Keplers Roman als den

wohl ersten Science-Fiction-Ro-man der Geschichte bezeichnet:„Er schrieb, bei den Mondbewoh-nern gäbe es keinen sicheren undfesten Wohnsitz. Scharenweisedurchqueren die Mondgeschöpfewährend eines einzigen ihrer Tageihre ganze Welt, indem sie teils zuFuß, teils mit Flügeln, teils zuSchiff dem zurückweichendenWasser folgen. Die meisten sindTaucher, alle sind von Natur sehr

langsam atmende Geschöpfe, kön-nen also ihr Leben tief am Grun-de des Wassers zubringen“ zitiertLiwacz.Gestorben ist Kepler im Alter

von 58 Jahren während seines Be-suches in Regensburg, wo er dieAuszahlung ausstehender Gehäl-ter erhoffte. Liwacz: „Man fandbei ihm einen zerknitterten Zettelmit einem Text, den man als In-schrift auf seinem Grab fertigensollte. ‚Die Himmel hab ich ge-messen, jetzt mess‘ ich die Schat-ten der Erde. Himmelwärts streb-te der Geist, des Körpers Schattenruht hier’“.Für den Saganer Jacek Patka

vom Kulturzentrum ermöglichteKeplers Lebenswerk die Rudolfi-nischen Tafeln: „Satelliten, die un-sere tägliche Kommunikation undNavigation garantieren, im Welt-raum zu positionieren“.Eine lebensgroße Skulptur Jo-

hannes Keplers in Sagan und einEntdeckungspfad auf den SpurenJohannes Keplers erinnert an denWissenschaftler. Der Pfad führt zufünf Orten, die mit dem Astrono-men in Verbindung stehen: dasRathaus, das Restaurant „Kepler“auf dem Saganer Ring, das Kon-vikt auf dem Klosterplatz, die Ke-plerstraße und das Stadttor in derul. Keplera. Chris W. Wagner

Den Himmel in Sagan vermessenJohannes Kepler ist in der Stadt am Bober hoch geachtet

ÖSTL ICH VON ODER UND NEISSE

Wiesbaden – Sonnabend, 7. September, Haus der Heimat,Großer Saal, Friedrichstraße 35,Wiesbaden: Feststunde des BdV-Kreisverbandes Wiesbaden. –Sonntag, 15. September, Biebri-cher Schloss: Zentrale Feierstun-de des BdV-LandesverbandesHessen und Hessischer Gedenk-tag für die Opfer von Flucht, Ver-treibung und Deportation.

Neubrandenburg – Landestref-fen der Ostpreußen. Die Ostpreu-ßen aus ganz Mecklenburg-Vor-pommern treffen sich am Sonn-abend, dem 28. September, von 10 bis 17 Uhr im Jahn-Sport-Fo-rum Neubrandenburg, Schweden-straße/Kulturpark. Dort werdenetwa 1500 Besucher erwartet. An-gehörige und Interessenten vonnah und fern sind ebenfalls herz-lich eingeladen. Alle 40 ostpreu-ßischen Heimatkreise sind wieimmer an Extratischen ausge-schildert, denn im Mittelpunktsteht das große Wiedersehen, Su-chen, Finden und Gefundenwer-den. Für die Gäste ist ein reichesInformations- und Kulturpro-gramm vorbereitet. Angesagt ha-ben sich sechs Chöre aus allendrei Teilen Ostpreußens (Erm-land-Masuren, Königsberg, Me-melland), der Shanty-Chor „DeKlaashahns“ Rostock-Warnemün-de und das Blasorchester derHansestadt Rostock. Als Ehren-gast wird „Königin Louise vonPreußen“ aus dem nahen Hohen-zieritz erwartet. Für das leiblicheWohl, eine große Auswahl Hei-matliteratur, ostpreußischen Bä-renfang und genügend Parkplätzeist gesorgt. Hotelplätze vermitteltdie Touristinformation Neubran-denburg, Telefon (0395) 5595127.Mit dem Mecklenburg-Vorpom-mern-Ticket gibt es sehr günstigeund schnelle Bahnverbindungen.Das Jahn-Sport-Forum ist vom

Bahnhof Neubrandenburg in 15 Minuten Fußweg bequem er-reichbar.

Oldenburg – Die Landsmann-schaft Ostpreußen und Westpreu-ßen Oldenburg trifft sich nach derSommerpause am 11. Septemberum 15 Uhr im Stadthotel Ever-sten, Hauptstraße 38, Oldenburg.Wir hören einen Vortrag vonChristopher Spatz: „Heimatlos:Friedland und die langen Schat-ten von Krieg und Vertreibung“.Spatz stellt sein neuestes Buchüber das Lager Friedland vor.Freunde und Gäste sind herzlichwillkommen.

Landesgruppe – Sonnabend, 12. Oktober, ab 11 Uhr, Eichen-dorff-Saal, Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, Düssel-dorf: Festakt zum 70-jährigen Be-stehen der Landesgruppe Nord-rhein-Westfalen in der Lands-mannschaft Ostpreußen Im dorti-gen Eichendorff-Saal werden InaScharrenbach, die Ministerin fürHeimat, Kommunales, Bauen und

Gleichstellung in NRW, undBernd Fabritius, Beauftragter derBundesregierung für Aussiedler-fragen und nationale Minderhei-ten, Grußworte sprechen. StephanGrigat, der Sprecher der Lands-mannschaft Ostpreußen, hatebenfalls seine Teilnahme zuge-sagt. Die Festrede Wladimir Gil-manov aus Königsberg zum The-ma: „Ostpreußens Beitrag zurabendländischen Geistesge-schichte und zum Weltfrieden“.Nach einer Mittagspause mit

Imbiss erfolgt ein Kulturpro-gramm, das das Nachkriegs-schicksal Ostpreußens auf künst-lerische Weise vor Augen führensoll. Heute ist Ostpreußen dreige-teilt, im Unterschied zu anderenfrüheren deutschen Ostgebietenwie Schlesien und Pommern. Sotreten am 12. Oktober polnische,litauische und russische Gruppenauf, die alle das kulturelle ErbeOstpreußens pflegen. Aus Memelkommt der Chor des dortigenHermann-Sudermann-Gymnasi-ums, aus Königsberg kommt dasVokalensemble Legende, und dieTanzgruppe Saga aus Bartensteinwird besonders durch jugendli-che Mitglieder die Zuschauer er-freuen. Die Landesgruppe bittet um

Anmeldung bis zum 15. Septem-ber bei der Geschäftsstelle Bu-chenring 21, 59929 Brilon, unterTelefon (02964) 1037, E-Mail: [email protected], und zwar mit folgendenAngaben: Name, Vorname, Orga-nisation/Gruppe, Personenzahl.

Bielefeld – Montag, 9. Septem-ber, 14 Uhr, Haus der Diakonie,Kreuzstraße 19a, 33602 Bielefeld:Heimatnachmittag. Wegen derKuchenbestellung ist eine Anmel-dung bis spätestens fünf Tage vordem jeweiligen Termin notwendigunter Telefon (05202) 5584.Die Heimatnachmittage finden

jeden zweiten Montag statt.Düren – Mittwoch, 4. Septem-

ber, 18 Uhr, Haus des deutschenOsten, Holzstraße 7a, 52349 Dü-ren: Treffen. Anfragen an GerdaWornowski, Telefon (02421)72776, E-Mail: [email protected]. Wer sich heimatlichverbunden fühlt, ist bei uns herz-lich willkommen. Wir freuen unsauf neue Mitglieder und Gäste.Die Gruppe trifft sich an jedemersten Mittwoch im Monat.

Düsseldorf – Montag, 2. Sep-tember, 19 Uhr, Gerhart-Haupt-mann-Haus (GHH), Bismarckstra-ße 90, Düsseldorf: Lesung undGespräch mit Marie-Luise Knopp„Wegen Republikflucht verurteilt.Burg Hoheneck und ein Lebendanach“. – Mittwoch, 4. Septem-ber, 15 Uhr, Raum 311, GHH: Ost-deutsche Stickerei mit Helga Leh-mann und Christel Knackstädt. –Mittwoch, 4. September, 15 Uhr,GHH: Bücher im Gespräch „DasBauhaus und seine Erben“. –Donnerstag, 5. September, 19 Uhr,GHH: „Heimwehland“ – ein lite-rarisches Lesebuch. Kommentier-te Lesung mit Axel Dornemannund Katharina Grabowski. – Frei-tag, 6. September, 19 Uhr, GHH:Ausstellungseröffnungen „Verges-sene Zivilisation, die Kirche derWolgadeutschen“ und „SeeingMoscow“. Sonnabend, 7. Septem-ber, 11 Uhr, Konferenzraum, GHH:Tag der Heimat unter dem Leit-wort „Menschenrechte und Ver-ständigung – Frieden in Europa“mit Festrednerin Bärbel Beutner.– Montag, 9. September, 19 Uhr,GHH: Vortrag von Bärbel Beutner„Im Schatten der Kriege – ErnstWiecherts Jerominkinder“. – Mitt-woch, 11. September, 19 Uhr,GHH: Lesung mit Artur Becker„Drang nach Osten“. – Donners-tag, 12. September, 19 Uhr, GHH:Wander- und Rezitationsvortragmit Ralf Peters „Grundgesetzwan-derung“. – Freitag, 13. September,18 Uhr, Restaurant Lauren’s, Bis-marckstraße 62: Stammtisch.

Köln – Mittwoch, 11. Septem-ber, 14 Uhr, Café zum Königsforst,Endhaltestelle der KVB-Linie 9Königsforst: Treffen der Ostpreu-ßengruppe. Wir sind davon über-zeugt, dass hinter jedem von Ih-nen eine schöne Urlaubszeit liegtund Sie mit neuen Kräften undneuen Eindrücken zu unseremgemeinsamen Nachmittag kom-men werden. Möglicherweise wa-ren Sie in der Heimat, dann sindwir gespannt zu hören, wie esdrüben aussieht. Aber nicht nurdas interessiert uns, bringen Siezum kommenden Treffen auch an-dere Erzählungen, Gedichte oderGeschichten mit, die Sie aus Kin-dertagen kennen. Unsere Gruppewird von Jahr zu Jahr kleiner undwir wollen doch so lange es mög-lich ist, das erhalten, was uns mitder Heimat verbindet. Nähere

Auskunft unter Telefon (0221)7123572.

Neuss – Jeden zweiten Mitt-woch im Monat, von 15 bis 18 Uhr, Ostdeutsche Heimatstube,Oberstraße 17: Frauengruppe.

Willich-Anrath – Sonnabend, 7. September, 14 Uhr, evangeli-sches Gemeindehaus, Jakob-Krebs-Straße 121, Willich-Anrath:alljährliche zentrale Zusammen-kunft der deutschen Vertriebenenfür den Kreis Viersen aus Anlassdes Tages der Heimat. 72 JahreOrtsverband Willich-Anrath e.V.und 70 Jahre Kreisverband Vier-sen e.V. Werte Mitglieder, liebeFreunde des BdV und der Lands-mannschaften, hiermit darf ichSie bitten, für den kommendenSeptember einen für uns sehrwichtigen Veranstaltungsterminvorzumerken. Schirmherr ist dan-kenswerter Weise Landrat Andre-as Coenen. “Menschenrechte u. Verständi-

gung – Für Frieden in Europa“Die Gedenkstunde beginnt mit

einer ökumenischen Andacht undwird mit Liedern, Mundartge-dichten und einer gemeinsamenKaffeetafel abgerundet. Programmablauf: Musikalische

Einführung: Leddschesweäver ausAnrath, Leitung: Christoph Carl-hoff, Geistliches Wort: PfarrerChristoph Kückes, EvangelischeKirchengemeinde Anrath-Vorst,Musikstück: Leddschesweäveraus Willich-Anrath, Leitung Chri-stoph Carlhoff, Begrüßung: DieterLambertz und Jürgen Zauner,Grußwort/Ansprache: Landratdes Kreises Viersen: Andreas Coe-nen, Totengedenken: Lied: „Ichbete an die Macht der Liebe“, Isa-belle Kusari, Totengedenken:Christoph Kückes/Jürgen Zauner,Lied: „Ich hat einen Kameraden“Isabelle Kusari, Ehrungen: JürgenZauner, Mundartvortrag: DieterLambertz, Video-Vortrag: Das„Kreuz des Deutschen Ostens“ inViersen-Dülken (erste Gedenk-stätte der deutschen Heimatver-triebenen im Kreis Viersen), Lie-der aus deutschen Landen Teil 1:Isabelle Kusari, Mundartvortrag:Friedrich Kluth, Lieder aus deut-schen Landen Teil 2: Isabelle Ku-sari, Musikstück: Leddschesweä-ver aus Willich-Anrath, Leitung:Christoph Carlhoff, gemeinsamesSingen des Deutschlandliedes (3. Strophe).

Im Anschluss zu der Veranstal-tung zum Tag der Heimat wird zurdiesjährigen Jahreshauptver-sammlung der beiden BdV-Grup-pen eingeladen.Wir sollten kurz über den Zu-

stand unseres Verbandes reali-stisch diskutieren und daraus fol-gend möglichst entsprechendeSchritte einleiten.

Halle – Freitag, 6. September, 14 Uhr, Begegnungsstätte derVolkssolidarität, An der Marien-kirche 4 (gegenüber der Marktkir-che): Treffen.

Malente – Mittwoch, den 25. September, 15 Uhr, Pflanzen-center Buchwald in Krummsee,Rövkampallee 39: Treffen. DerVorsitzende wird über allgemeineProbleme berichten, sowie HerrFalk Informationen aus der Ver-treterversammlung der Landes-gruppe der Ostpreußen Schles-wig-Holstein mitteilen. Gäste sindherzlich willkommen. Bitte biszum 4. September im Blumen-haus Franck, Bahnhofstraße 26,Malente anmelden.

Neumünster – Mittwoch, 11. September, 12 Uhr: Gemeinsa-mes Mittagessen. Küchenzauber –Fleisch- oder Fischgerichte ausder Stadthallenküche. Anmel-dung bis zum 4. September unterTelefon (04321) 82314.

Schönwalde a. B. – Sonntag, 8. September, 10 Uhr, Kirche: Tagder Heimat.

Uetersen – Sonntag, 8. Septem-ber Sonntag, 11 Uhr, Gedenksteinder Vertriebenen Deutschen, Tan-taus Allee: Tag der Heimat, Kranz-niederlegung und Gedenken.

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung von Seite 17

Vorsitzender: Manfred F. Schukat,Hirtenstraße 7 a, 17389 Anklam,Telefon (03971) 245688.

MECKLENBURG-VORPOMMERN

Vorsitzende: Dr. Barbara Loeffke,Alter Hessenweg 13, 21335 Lüne-burg, Telefon (04131) 42684.Schriftführer und Schatzmeister:Hilde Pottschien, Volgerstraße 38,21335 Lüneburg, Telefon (04131)7684391. Bezirksgruppe Lüne-burg: Heinz Kutzinski, Im Wie-sengrund 15, 29574 Ebstorf, Tele-fon (05822) 5465. BezirksgruppeBraunschweig: Fritz Folger, Som-merlust 26, 38118 Braunschweig,Telefon (0531) 2 509377. Bezirks-gruppe Weser-Ems: Otto v. Below,Neuen Kamp 22, 49584 Fürste-nau, Telefon (05901) 2968.

NIEDERSACHSEN

Vorsitzender: Wilhelm Kreuer,Geschäftsstelle: Buchenring 21,59929 Brilon, Tel. (02964) 1037,Fax (02964) 945459, E-Mail: [email protected],Internet: www.Ostpreussen-NRW.de

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vors.: Michael Gründling, GroßeBrauhausstraße 1, 06108 Halle,Telefon privat (0345) 2080680.

SACHSEN-ANHALT

Vors.: Edmund Ferner, Julius-Wichmann-Weg 19, 23769 Burgauf Fehmarn, Telefon (04371)8888939, E-Mail: [email protected]

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Ehre für den Astronomen: Keplerskulptur in Sagan Bild: Iza Liwacz

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Nr. 35 – 30. August 2019 19

Gebhard Leberecht von Blü-cher ist in allen aktuellen Lexika aufgeführt, wird in

zahlreichen Geschichtswerken zur napoleonischen Zeit behandelt und kann zudem auf eine umfangreiche Blücher-Literatur verweisen, die sich besonders zum 200. Todestag ausschließlich mit dem Leben, Wir-ken und der Bedeutung des Kriegs-helden beschäftigt. Er erlangte im Befreiungskampf gegen Napoleon I. den Nimbus eines „Volkshelden“, wurde in den Fürstenstand erhoben und gehörte als Generalfeldmar-schall und Oberbefehlshaber der preußischen Truppen zu den maß-geblichen Siegern der legendären Schlacht von Waterloo mit dem endgültigen Sieg über Napoleon I.Sein Wirken trug ihm den Bei-namen „Marschall Vorwärts“ ein und eine große Nachwirkung, die bis heute reicht. Weit weniger be-kannt ist allerdings, dass Preußens Kriegsheld eigentlich aus Meck-lenburg stammte, wegen seines ausschweifenden Lebens als jun-ger Offizier in Pommern einst vom Dienst suspendiert wurde und au-ßer mit Mecklenburg und Pommern auch mit Ostfriesland engeren Kon-takt hatte.

Blücher entstammte einer alten Adelsfamilie, die seit Ulrich von Blücher, einem Ministerialen, seit 1214 bei Boitzenburg an der Elbe nachgewiesen ist und sich im 14. Jahrhundert in zwei Linien teilte. Vater Christian Friedrich von Blü-cher gehörte zum Rosenower Fami-lienzweig und ist als Gutsbesitzer und Rittmeister überliefert.

Die Mutter war eine Tochter von Hans Barthold von Zülow, Herr auf Pätrow und Toitenwinkel bei Rostock. Sohn Gebhard Leberecht wurde am 16. Dezember 1742 in Rostock geboren. Er wuchs über 15 Jahre in Rostock und den nahen elterlichen Gütern auf, besuchte die Rostocker Stadtschule und trat bei einem Aufenthalt bei seinem Schwager auf Rügen zusammen mit seinem Bruder 1758 als Junker in eine Husarenschwadron der schwe-dischen Armee ein. 1760 kam er in preußische Kriegsgefangenschaft, wo er in die preußische Armee wechselte und schnell zum Premi-erleutnant aufstieg. Nach dem Frie-densschluss von 1762 verbrachte er sieben Jahre in den pommerschen Garnisonen von Stolp und Bütow. Er erlangte dabei mit seinem aus-schweifenden Leben überregionale Bekanntheit. Seine Spielsucht, die ihn oft verschulden ließ, begleitete ihn auch später.

In der pommerschen Phase lernte Blücher auch Caroline von Meh-ling kennen. Ihr Vater war Oberst und besaß einige Güter. Pommern gedieh für den jungen Offizier zur ersten Zäsur. 1772 wurde er we-gen seiner strittigen Lebensweise und einer dienstlichen Verfehlung von Friedrich dem Großen entge-gen seiner Erwartungen nicht zum Schwadronchef erhoben. Auf diese Zurückstellung reagierte Blücher recht schroff und wenig untertänig. Das ließ sich König Friedrich II. nicht bieten: „Der Rittmeister von Blücher soll sich zum Teufel sche-ren!“. Der aufmüpfige Offizier wur-de im Januar 1773 aus dem Dienst entlassen. Das war es dann erst einmal mit der Offizierskarriere. Blücher heiratete danach in Pottlitz Caroline von Mehling und zog sich enttäuscht auf die vom Schwie-gervater übernommenen Pacht-vorwerke zurück. Sein Hochzeits-ort Pottlitz, ein Besitztum seines Schwiegervaters, lag im Landkreis Flatow, das mit der ersten polni-

schen Teilung 1772 an Preußen ge-fallen war.

In Blüchers Besitz kam durch die Heirat eine größere Mitgift. Damit kaufte der entlassene Offizier das Rittergut Groß Raddow bei Labes

im Landkreis Regenwalde in Hin-terpommern, das heute den pol-nischen Namen Radowo Wielkie trägt. Der nunmehrige pommersche Landjunker Blücher brachte die Güter in die Gewinnzone, wurde Deputierter der Landschaftsdirek-tion in Stettin und fungierte zu-sätzlich als pommerscher Regio-nalpolitiker. Doch letztlich war er trotz der Erfolge mit seinem zivilen Landleben unzufrieden. Allein die Jagd und die Teilnahme in der Frei-maurerloge in Stargard boten Ab-wechslung. Deshalb setzte Blücher spätestens ab 1785 alle Hebel in Bewegung, um seine Offizierskar-riere fortzusetzen. Aber Friedrich

II. ließ sich nicht eweichen. Erst nach des Königs Tod und zahlrei-chen Bittschriften wurde Blücher 1787 vom neuen König Friedrich Wilhelm II. wieder in preußische Militärdienste übernommen. Der

Preußenkönig ernannte ihn zum Major sowie Schwadronchef. Wäh-rend der Kämpfe gegen das franzö-sische Revolutionsheer zeichnete sich Blücher als Kavallerieführer aus. Er legte nun so richtig los, of-fenbarte seine militärische Bega-bung und stieg zum Generalmajor auf. Mehr noch. Blücher residierte als Regimentskommandeur in Em-den in Ostfriesland, wo er nach dem Tod seiner ersten Frau im Jahre 1791 im Verkehr mit Peter von Colomb in Aurich auch des-sen Familie kennenlernte. Colomb, der einer bürgerlichen Hugenotten-familie entstammte und im preu-ßischen Staatsdienst aufgestiegen

war, fungierte in Aurich als Präsi-dent der preußischen Kriegs- und Domänenkammer und galt über Jahrzehnte als die maßgebliche Schlüsselgestalt Preußens für Ost-friesland. Für seine Verdienste um die Erneuerung der Region wurde er in den Adelsstand erhoben.

Blücher und Colomb verstanden sich wohl gut. Dazu kam die Zunei-gung des Witwers zur Tochter, die allerdings 30 Jahre jünger war. Für den General war das kein Hinder-nis. Im Gegenteil. So kam es 1795 zur Heirat in Sandhorst, heute ein Ortsteil von Aurich, dem Verwal-tungszentrum von Ostfriesland. Damit wurde die junge Frau von Blücher auch die Stiefmutter der Blücherkinder aus dessen erster Ehe. Mehr noch, Peter von Colomb, ihr Bruder, wurde in der Folge bei seiner Karriere als preußischer Of-fizier durch Blücher gefördert und brachte es später zum General der Kavallerie.

Nach Ostfriesland wurde Müns-ter die nächste Hauptwirkungsstätte für Blücher, wo er ab 1803 als Gou-verneur wirkte. Mehr noch. Er trat für eine Reform des preußischen Heeres und gegen die Prügelstrafe auf. Vergebens. Preußen schlitterte mit einer unfähigen Führung in die Niederlage vom Oktober 1806 ge-gen Frankreich. Blücher leistete im Unterschied zu den Versagern der Hofkamarilla auch nach Jena und Auerstedt noch über drei Wochen auf der Flucht Widerstand gegen Napoleon I. und gelangte über Ha-velberg und das neutrale Mecklen-burg nach Lübeck, wo er schließlich kapitulierte. Nach einem halben Jahr in Gefangenschaft wurde er bei seiner Rückkehr nach Preußen 1807 zum Generalgouverneur der Provinz Pommern ernannt. Die Re-gion war inzwischen seine zweite Heimat. Blücher gehörte hier in der Folge zu den Reformern, war stän-dig bereit zum Losschlagen gegen den französischen Usurpator und bekam zu Beginn der Befreiungs-kriege 1813 den Oberbefehl über die Schlesische Armee. An deren Spitze setzte er in den Schlachten bei Groß Görschen, bei Bautzen, an der Katzbach und vor allem in der Völkerschlacht bei Leipzig Akzen-te für die Befreiung Deutschlands. Damit gedieh er zum Mythos.

Der König beförderte ihn zum Generalfeldmarschall und nach

weiteren Siegen sowie dem Frieden von Paris als Fürst von Wahlstatt in den Fürstenstand. Aber der greise Haudegen, der sich nicht schonte, war mit seinen Kräften am Ende. Er legte den Oberbefehl nieder und zog sich zurück. Blücher war mit den Beschlüssen des Wiener Kon-gresses allerdings unzufrieden. Er erlebte die Rückkehr Napoleons I. von der Insel Elba und wurde sofort zum Oberbefehlshaber der preußi-schen Feldarmee ernannt, die unter seiner Führung den letzten Waffen-gang mit dem Kaiser austrug. Er war es, der den bedrängten engli-schen Befehlshaber Wellington bei Waterloo rettete, dessen Spruch in die Geschichte einging: „Ich woll-te, es wäre Nacht und die Preußen kämen.“ Blücher kam gerade noch rechtzeitig und sorgte für den Sieg von Waterloo.

Der Marschall Vorwärts erhielt in Paris ein Eisernes Kreuz mit goldenen Strahlen, dann das Gut Krieblowitz mit einem repräsenta-tiven Schloss in Schlesien und ein Haus am Pariser Platz in Berlin. Dazu wurde er Mitglied im Staats-rat. Die Berliner Universität und die englische Universität in Oxford erhoben ihn zum Dr.h.c. Auch Eng-land wusste um den Anteil Blüchers am Sieg von Waterloo bis dahin, dass George Stephenson eine seiner ersten Lokomotiven nach Blücher benannte.

Der greise Generalfeldmarschall hatte Großes geleistet, wurde mit Auszeichnungen vieler Länder überschüttet, galt als Volksheld und lebte nun abwechselnd in Karls-bad, Berlin und Krieblowitz, wo er am 12. September 1819 starb und in einem eigens dafür errichteten Mausoleum bestattet wurde. Diese Gruft erlitt aber 1945 nach der Be-setzung durch die Rote Armee arge Beschädigungen. Dazu ist das Grab seitdem leer. Neben seiner jungen Frau, die ihn um 31 Jahre überlebte, hinterließ Blücher sieben Kinder, die aus seiner ersten Ehe stammten. In Rostock, Berlin sowie Breslau und Stolp entstanden repräsenta-tive Denkmäler zu seinen Ehren. Deutschlandweit tragen Straßen, Plätze und auch Schiffe seinen Na-men. Dazu sind einige Gemälde, die ihn im Porträt und als Schlach-tenlenker darstellen, und seine To-tenmaske überliefert.

Martin Stolzenau

„Marschall Vorwärts“, Gemälde von Emil Hünten, 1863(Foto: Wikipedia)

Gebhard Leberecht Fürst Blücher von Wahlstatt„Marschall Vorwärts“ – in Pommern gab es bedeutende Spuren seines Lebens

Stolp in PommernAm Tage des 150-jährigen Beste-hens des Husarenregiments Fürst Blücher von Wahlstatt Nr. 5, am 16. Dezember 1908, wurde vom Verein ehemaliger Blücherhusaren ein Standbild des Marschalls Blü-cher gestiftet, das an dem Tage un-ter Anwesenheit des Generals der Kavallerie von Mackensen auf dem Marktplatz enthüllt wurde. (Geschaffen von Professor Cuno von Uechtritz). BS

SONNABEND, 7. September 2019. – 20.00 Uhr(Ticketvorverkauf: Greifswald-Information, Rathaus/Markt, )Eintritt: 28 Euro, ermäßigt 17 Euro

OPERNALEClanga pomarina. – Die Schreiadleroper

Der klangvolle Name bezeichnet die Gattung einer stark bedrohten Vogelart, auch Pommernadler ge-nannt. Ein Schreiadler namens Rai-ner wird zum Opernheld und erklärt das Geschehen aus der Vogelpers-pektive – mal frech, mal satirisch, mal traurig, mal lustig. Entspre-chend unterschiedlich sind auch die Musikstile: von der großen Opern-arie über Jazz-Nummern und arabi-sche Gesänge bis hin zum Schlager. Figurenspiel und Videoclips setzen weitere Akzente.

Der Opernale e.V. in Kooperation mit dem Pommerschen Landes-museum und der Kulturreferentin für Pommern und Ostbrandenburg laden ein zur Dernierenvorstellung der OPERNALE 2019 mit an-schließendem Umtrunk.

Clanga pomarina. Die Schreiadleroper

Auf der Seite www.opernale.de liest man: Oper – elitär und zu teuer? Ein Vorurteil, das wir seit 2011 er-folgreich widerlegen. Professio-nelles Musiktheater braucht nicht unbedingt großes Orchester und Chor, dafür aber passgenaue Bear-beitungen bekannter Stücke oder die Schaffung neuer Werke mit inhaltlichem Bezug zur Region. Unsere großartigen Gesangs- und Instrumentalsolist*innen sind inter-national agierende Künstler*innen, die sich in Vorpommern niederge-lassen haben oder junge Talente,

die dabei sind, ihre Karriere zu starten. Das Zusammenspiel aller an unseren Musiktheaterproduk-tionen beteiligten Künstler*innen lässt stets ein Gesamtkunstwerk auf hohem Niveau entstehen. Wir bringen unsere Inszenierungen an ungewöhnliche Veranstaltungsorte im ländlichen Raum. Ob Kirchen, Herrenhäuser, Scheunen, Gasthäu-ser oder Vereinsräume: Es ist der OPERNALE ein Anliegen, die vie-len lokalen Kulturakteure in ihrem Bemühen zu unterstützen, neue Besucher zu gewinnen und Identifi-kation zu stiften. Einführungs- und Kinderveranstaltungen, geführte Spaziergänge, kulinarische Ange-bote verschiedenster Art sowie Le-sungen, Podiumsdiskussionen, Pu-blikumsgespräche, Nachtkonzerte und Kunstausstellungen gehören zum Gesamterlebnis OPERNALE Festival.Sicher ein besonderes Erlebnis im Pommerschen Landesmuseum.

Auszug aus dem Programm Das Pommersche Landesmuseum, Rakower Straße 9, 17489 Greifswald • www.pommersches-landesmuseum.de

Ein Schreiadlerhorst in Estland (www.looduskalender.ee).In PAZ Nr. 16 + 19/2019, Die Pommersche Zeitung finden Sie Artikel über den Schreiadler

SONNTAG,8. September 2019. – 11.00 UhrEintritt: 3,50 Euro

VORTRAG ZUM TAG DES OFFENEN DENKMALS®

Die Ausgrabungen im Jahre 2019 im Greifswalder Franziskanerklos-ter – von Totenkronen bis KleingeldRenate Samariter (Landesarchäologie Mecklenburg-Vorpommern)

DONNERSTAG,19.September 2019 – 17.00 UhrEintritt: 5,00 Euro

KLOSTERGARTENFÜHRUNG

Der herbstliche KlostergartenEs ist Erntezeit im farbenfrohen Klostergarten. Wie Sie die wohltu-ende Wirkung der Kräuter auch im Winter nutzen können, verrät Ihnen Anett Stolte

Page 20: 3 4 Debatten hinter G7-Kulissenarchiv.preussische-allgemeine.de/2019/paz2019-35.pdf · Die Politik weiß um den systematischen Missbrauch des Asylrechts in Deutschland, aber sie tut

20 Nr. 35 – 30. August 2019

Eine Tat, die viele Menschen fassungslos gemacht hat: Nach dem von einem Ausländer begangenen Mord an einem Achtjährigenam Hauptbahnhof von Frankfurt am Main hielten sich Politiker mit Beileidsbekundungen auffallend zurück Bild: Imago images/Ralph Peters

Zu: Fenster und Türen auf beimBdV! (Nr. 33) und zum Leserbrief:Darf deutschen Soldaten gedanktwerden (Nr. 23)

Schön, dass es noch eine Viel-zahl von Bürgern gibt, die in derLage sind, Tatsachen historischerAbläufe aus der Zeit heraus zubetrachten, in der diese gesche-hen sind und damit auch vomEinzelnen in diesem politischenZeitgeist heraus erlebt werdenmussten. Tatsachen, die noch je-derzeit nachlesbar sind, auchwenn diese dem heute bewusstgesteuerten „Mainstream“ wider-sprechen, der dabei nicht vor derDiffamierung und Beleidigung desEinzelnen zurückschreckt.Letzteres veranlasste mich, mei-

ne langjährige Mitgliedschaft imVolksbund Deutsche Kriegsgräberzu kündigen. Ein Besuch desKriegsgräberfriedhofs in Golmvor zirka zwei Jahren gab hierzuden Ausschlag. So wird dort in ei-nem neu errichteten Pavillon be-reits eingangs dargestellt,

Deutschland habe Polen überfal-len und widerrechtlich Warschauund andere polnische Dörferbombardiert.In diesem Kontext wird damit

jeder einzelne dort begrabeneDeutsche zum Täter stilisiert, derja sogenannte friedliebende Na-tionen überfallen und „wider-rechtlich“ bombardiert hatte. Ei-gentlich trennt jede Nation seinenpflichtgemäß handelnden Solda-ten von den jeweiligen politi-schen Entscheidungen. Nur derdeutsche, gleichgültige Main -stream nicht. Aus welchen Gründen wurden

wir eigentlich von den Alliiertenbefreit? Nicht zuletzt doch ausGründen einer demokratischen,rechtstaatlichen und ethisch wert-

vollen Gesinnung heraus. Oder ir-re ich mich, da doch die Rechts-staatlichkeit eine Kollektivschuldund Pauschalverurteilungen aus-schließt?Dies entbindet dabei nicht, Tä-

ter ihrer gerechten Strafe zu über-führen und die jeweilige Schuld-frage individuell abzuklären. Esist richtig, die in diesen Friedhö-fen Begrabenen sind Deutsche,aber in ihrer überwiegendenMehrzahl nicht verantwortlich füreinen sogenannten Überfall aufandere Nationen, zumal diese kei-nerlei Entscheidungsfreiheit hat-ten, Soldat zu werden oder nicht.Vielleicht noch ein kurzes Wort

zu dem Leserbrief des schwäbi-schen Journalisten, der ja alleDeutschen als Jubelfreunde Hit-lers sieht. Der Bruder meines Va-ters war Jahre in sogenannter po-litischer Schutzhaft im KZ-Dach-au – noch vor der Judenverfol-gung – zusammen mit tausendenanderen Deutschen. Viele unsererAnverwandten liegen auf Kriegs-gräberfriedhöfen begraben, die

1939 zum Kriegsdienst mit politi-schem Druck abgeholt wordenwaren. Im heutigen politischenMainstream werden sie damit allezu Schuldigen.Sie dürfen versichert sein, dass

man aus diesem persönlichen Fa-milienbezug heraus hellhörigwird, wenn sich ein gesteuerterMainstream manifestiert, der ge-schichtliche Tatsachen negiertund eine ganze Generation wieauch Nation pauschal diffamiertund nicht mehr in der Lage ist,die Würde und Ehre des Einzel-nen zu beachten.Der Soldat handelt nach dem

ihm von der Politik vorgegebenenAuftrag wie in jedem Land undauch in der deutschen Vergangen-heit. Die Verantwortung in derheutigen Zeit für die Angriffskrie-ge der Bundesrepublik liegen beiMerkel, Schröder, Steinmeier, Fi-scher, Trittin, Maas, um nur einigeherauszugreifen. Warum ist mannicht in der Lage, die Kriege nachden Personen zu benennen, diediese auch zu verantworten haben

und nicht pauschal die Schuldfra-ge über ein gesamtes Volk zu stül-pen, nämlich das deutsche? Er-klären alle diese Politiker in derdeutschen Geschichte nicht ih-rem Volk, dass diese Kriege erfor-derlich, angemessen und recht-mäßig seien, so wie Herr Maasund Frau Merkel?Vielleicht ein Arbeitsauftrag für

den schwäbischen Journalisten:Moderne Kriege der NATO unterBeteiligung der Bundeswehr ver-sus kodifiziertes Völkerrecht/Grundgesetz unter Beachtung derNürnberger Prozesse.Im Übrigen, meine Briefe an

den Volksbund blieben ohne Ant-wort. Das neue Leitbild hat Be-stand. Georg Dufter,

Alling

Zu: Kaum einer ging leer aus (Nr. 26)

In diesen Tagen findet in Däne-mark ein Volksfest 100. „Jubi-läum“ der Grenzziehung zwi-schen Schleswig und Nordschles-wig zur Abtrennung des Letzterenan Dänemark statt, eine skurrile,abartige und groteske Veranstal-tung. Vorausgegangen war damalseine Volksabstimmung in Nord-schleswig unter dem Protektoratfranzösischer Truppen und dem

Versailler Schanddiktat, trotzdemvotierten in den fünf größtenStädten die Wähler überwiegendfür Deutsch in Nordschleswig. Gleich nach 1945 versuchte ein

SPD-Abgeordneter, den KreisFlensburg oder vielleicht auchSchleswig (das ist mir nicht er-innerlich) an Dänemark zu ver-schachern. Er wurde vom damali-gen deutschnationalen SPD-Bun -desvorsitzenden Kurt Schuma-cher zurückgepfiffen mit der Be-merkung, „keinen Quadratmeter

deutschen Bodens für Speckpake-te aus Dänemark zu vertauschen“. In den folgenden Jahren wurde

der Südschleswigsche Wählerver-band (SSW) gegründet. Man ver-suchte, vielleicht intern, mit Ko-lonnen von Mitgliedern mit demDanebrog (der dänischen Fahne,d. Red.) durch die Städte Schles-wig-Holsteins zu marschieren, umfür die Eidergrenze Stimmung zumachen, was nicht gelang zu de-ren Ärger. Alfred Bendix,

Segeberg

Dänen feiern Versailles

DDR-MärchenZu: Prügelsommer (Nr. 28)

Vera Lengsfeld beklagt in ihremBeitrag die Prügeleien im FreibadBerlin-Pankow, wo sogar die Poli-zei einschreiten musste. Das istdoch kein Einzelfall von Gewalt-ausbrüchen, sondern inzwischensymptomatisch für diese Gesell-schaft. Ich verweise nur auf Mes-serattacken in Dresden-Görlitzzwischen Deutschen und Migran-ten beziehungsweise Deutschenuntereinander. Die Polizeifahr-zeuge kommen einmal vorbei unddann ist Ruhe. Ich selbst habe zirka 45-mal die

Polizei innerhalb von sechs Jah-ren gerufen, da ein Jugendclubmeine Nachtruhe störte. Dortfeierten die Jugendlichen bis frühum fünf Uhr mit sogenannterTechno-Musik lautstark ihre Par-tys. Ich weiß auch nicht, was dasfür Eltern sind, die ihre Kinderdie ganze Nacht fernbleiben las-sen? Schließlich habe ich Unter-schriften von Mietern gesammelt,die sich auch gestört fühlten undging zum Bürgermeister in dieSprechstunde. Und weiter musste meine Mut-

ter mit über 80 Jahren noch einenRaubüberfall und einen Woh-nungseinbruch erleben. Sie warbis zum Lebensende traumatisiertund hatte Angst. Im Dezember 2017 wurde ich

Opfer eines Wohnungsbrandesund bin gerade noch vor einerRauchvergiftung gerettet worden.Alle Hausbewohner mussten eva-kuiert werden. Ein Bild vomHausbrand wurde sofort ins Inter-net gestellt und war in ganzDeutschland zu sehen. So kamenpraktisch die „Ratten“ (Einbre-cher) über Nacht und haben unsnoch Geld und Wertsachen ge-stohlen, obwohl Sicherheitskräftevorhanden waren. Wer einmal so etwas erlebt hat,

sieht die Welt kritischer und ur-teilt auch härter. Bei der Erzie-hung und der Bildung der Kinderist viel versäumt worden, sonstkäme es nicht zu solchen Gewalt -exzessen. Wolfgang Hornuff,

Berlin

Zu: Stalinhörig im Kampf gegendie Sozialfaschisten (Nr. 33)

Ernst Thälmann wurde alsonach Darstellung des PAZ-Arti-kels am 18. August 1944 in Bu-chenwald vom NS-Regime er-schossen. Das ist eine DDR-Ver-sion, die einem bereits ab 1948 inden DDR-Schulen eingetrichtertwurde, die viele DDR-Schulklas-sen spätestens durch einenPflichtbesuch des KZ Buchenwaldals Tatsache vermittelt bekamenund die auch schon ewig in deralten BRD als historische Wahr-heit verkauft wurde.Ich möchte mich nur auf die

Aussage der Augenzeugin FrauBreitscheid, die Witwe des mitErnst Thälmann im Prominenten-bau inhaftierten SPD-Reichstags-abgeordneten Rudolf Breitscheid,beschränken: „Thälmann ist zu-sammen mit meinem Mann undder hessischen Gräfin Mafalda beieinem Luftangriff auf die nahege-legenen Wilhelm-Gustloff-Werkeim Splittergraben des KZ-Promi -nentenbaus am 24. August 1944ums Leben gekommen.“ FrauBreitscheid selbst überlebte denanglo-amerikanischen Bomben-angriff im Schutzgraben mitschweren Verletzungen.Wer war denn nun der Mörder

aus dem NS-Regime? Oder: Werwar der Bomberpilot? Letzte Fra-ge muss ja wohl unbeantwortetbleiben, denn der Leitende Ober-staatsanwalt der Staatsanwalt-schaft Kleve führte am 19. März1986 aus: „Kriegshandlungen vonMitgliedern ausländischer Streit-kräfte … können … von deutschenBehörden nicht verfolgt werden.“

Ingo Schewiola,Hamm

Öko-BanausenZu: National-Grüner Totalita-rismus (Nr. 23)

Der Beitrag von Eva Herman istsehr gut. Ich möchte nur gerne ei-nen Gedanken hinzufügen: DerUnterschied, ob man jetzt einenSportwagen fährt oder nicht, obman nun fünf Mal im Jahr in Ur-laub fliegt oder nicht, ist gar nichtso groß wie oft angenommen: Ge-meint ist ja die Verhältnismäßig-keit zwischen Sportwagen (100Prozent schlecht) und kein Sport-wagen (100 Prozent gut).Um es zu verdeutlichen: Ange-

nommen ein Mensch, beispiels-weise ein Grüner, sitzt sein ganzesLeben still in einem völlig kahlenRaum auf einem einsamen Stuhlund bewegt sich nicht einmal.Schon just in diesem Moment istjener Mensch eine absolute „Um-weltsau“: Er hat das Licht an,denn er will ja sehen, er hat dieHeizung an, denn er will ja nichtfrieren, er nimmt Nahrung auf,um diese auch zu verdauen, denner will ja nicht sterben, er hatauch Kleidung an, die garantiertin Indien gegerbt wurde, denn erwill ja gut aussehen, er wäschtdiese auch regelmäßig mit seinerWaschmaschine, er will sogar du-schen, und das auch noch täglich,und vielleicht will er auf seinemStuhl auch noch Zeitung lesen,die ganz furchtbar gebleicht wur-de. Jens Pauly,

Düsseldorf

Zu: Zittern vor Angst (Nr. 27)

Innere Spannung, psychischeoder physische Ursachen für dieplötzlichen Schwächeanfälle derKanzlerin? So etwas kann vieleUrsachen haben. Aber auch Me-dikamente oder einfach einAngstzustand. BundeskanzlerinAngela Merkel steht im Gegen-wind, schwimmt gegen den Strommit einem Strom Einwandererhinter sich, und nun macht ihrKörper nicht mehr mit.

Sie hat die Grenzen zwischenden Parteien verwischt. Linke ju-beln über ihre Politik, und Partei-eigene gehen zur AfD. Ist sieüberhaupt Christdemokratin?Was ist sie überhaupt? Da, wo ei-gentlich Bedingungen geändertwerden hätten müssen, um wirk-lichen Fachkräften unser Landschmackhafter zu machen, lässtsie Leute hier rein, die aus-schließlich von uns profitieren,nicht aber wir von denen. Das istso maßlos lieb und freundlich,

dass es dem ganzen Land Un-glück bringt. Ein Mensch und ein Land müs-

sen Grenzen setzen. Dem einzel-nen Menschen tut es nicht gut, al-les mit sich machen zu lassen, erkann dadurch Depressionen be-kommen. Keine Grenzen zu ha-ben, kann einen Menschen zer-stören. Selbstschutz muss manlernen. Aber was ist mit einemganzen Land voller Menschen?Dasselbe natürlich. Tonja Warnat,

Hannover

Viel versäumt

Immer dieselben Sündenböcke

Leserbriefe an: PAZ-Leserfo -rum, Buchtstraße 4, 22087Hamburg, Fax (040) 41400850oder per E-Mail an [email protected]

LESERFORUM

Leserbriefe geben die Meinung derVerfasser wieder, die sich nicht mitder der Redaktion decken muss.Von den an uns gerichteten Briefenkönnen wir nicht alle, und viele nurin Auszügen, veröffentlichen. Alleabgedruckten Leserbriefe werdenauch ins Internet gestellt.

Zu: Importierte Gesundheitspro-bleme (Nr. 31)

Nach der schrecklichen Tat amHauptbahnhof von Frankfurt amMain, übrigens beileibe kein Ein-zelfall, da in Voerde vor wenigenWochen eine 34-jährige Mutterebenso getötet wurde und inNürnberg derzeit zwei Migrantenvor Gericht stehen, die zwei 16-jährige Deutsche vor eine S-Bahn stießen, habe ich bis datovergebens auf Bekundungen vonFrau Merkel, Herrn Steinmeierund ganz besonders auf Aussagendazu des in letzter Zeit omniprä-senten Herrn Tauber gewartet. Anscheinend fehlt eine Mög-

lichkeit, diese Morde auf irgend-

eine Art den sogenannten Rech-ten anzulasten? Wer oder wie ist eigentlich eine

Person rechts? Ist es jeder, der ei-ne andere Meinung hat, wie diederzeit Regierenden? Oder sindalle AfD-Wähler, die den Altpar-teien Stimmen abnehmen, Rech-te? Und warum werden muslimi-sche Angriffe auf Juden einfach„Rechten“ zugeordnet?Allen sogenannten Rechtsge-

richteten möchte der Generalse-kretär der CDU, Peter Tauber, jagerne die Grundrechte auf Mei-nungs- und Versammlungsfreiheitoder auch Eigentum entziehen.Bun desinnenminister Horst See-hofer will es angeblich prüfen las-sen. Leben wir eigentlich noch in

einer Demokratie, in welcher Op-positionellen Respekt und nichtnur unbegründet Hetze entgegen-gebracht wird, in der Menschenfrei und ohne stigmatisiert zuwerden, ihre Meinung kundtunkönnen? Oder sind wir bereits weit auf

dem Wege in eine Diktatur, in derabweichend Denkende nur nochbei Vertrauten flüstern dürfen?Das hatten wir schon einmal inGesamt-Deutschland und vornicht allzu langer Zeit noch in derDDR. Auf dem Papier wird uns Mei-

nungsfreiheit zwar garantiert. Wersie aber derzeit in Deutschlandausübt, lebt gefährlich. Da bren-nen Autos und Gartenhäuser, da

werden Hauswände beschmiertund Drohungen auf den Weg ge-bracht. Selbst vor Prügelattackengibt es keine Hemmungen. „Homogene Berichterstattung

ist der schleichende Tod der De-mokratie“, sagte der Fernsehjour-nalist Fritz Pleitgen, „alle Berichtenur in eine Richtung, nicht seltenmit der herrschenden Meinung inder Politik. Das ist bedenklich.“Abschließend stelle ich mir die

Frage, was ein Verschweigen derNationalität von Verbrechernbringen soll. Dadurch wird bezie-hungsweise würde die Tat nichtungeschehen und nur mit Speku-lationen befeuert.

Gerhard Schultheis,Steinau a. d. Straße

Offene Grenzen sorgen für Zitteranfälle

Lieber anderen die Schuld zuschieben, statt sich an die eigene Nase zu fassen

Page 21: 3 4 Debatten hinter G7-Kulissenarchiv.preussische-allgemeine.de/2019/paz2019-35.pdf · Die Politik weiß um den systematischen Missbrauch des Asylrechts in Deutschland, aber sie tut

Nr. 35 – 30. August 2019 21

Mit dem Ars Electronica Centerund dem gleichnamigen Festivalist Linz ein führender Treffpunktder digitalen Welt. Deren innovati-ver Geist überträgt sich auf dieganze Stadt.

Sieht man vom Pöstlingberg ausauf Linz, schweift der Blickschnell über die Stadtgrenzenhinaus ins Grüne. Oberöster-reichs Landeshauptstadt mitihren 200000 Einwohnern ist –was die Ausmaße betrifft – rechtübersichtlich. Eine Adhäsions-bahn erklimmt den Linzer Haus-berg mit seiner weithin sichtba-ren Wallfahrtskirche vom Haupt-platz aus in 20 Minuten. Als Anlegestelle von Fluss-

kreuzfahrtschiffen und Etappe amDonauradweg spült der Flusszuverlässig Touristen in die City.Zuerst auf den Hauptplatz, dannin die Landstraße, eine derbeliebtesten EinkaufsstraßenÖsterreichs. Der Hauptplatz über-rascht zwar durch seine Größevon drei Fußballfeldern, seinebarocken Fassaden, Cafés undRestaurants erfüllen jedoch jedesKlischee. Auch die 1,3 Kilometer lange

Landstraße mit Kaufhäusern undKetten überrascht nicht. Interes-sant wird es erst, wenn man vomWeg abweicht und in die Altstadt-gassen eintaucht, wo sich trendigeBoutiquen, Manufakturen undLokalitäten vom Erlesenen bisKuriosen gegenseitig überbieten. In der Spittelwiese offeriert die

„Feine Pfote“ mit dem Untertitel„so stilvoll wie ich“ Exklusivesnach Maß für den Hund. Unterdem Motto „Bei der Hitze kannman nur Eis essen“ ist im Som-mer sogar Bio-Eis im Angebot,der Becher für 2,90 Euro, wahl-weise mit Rind-, Lachs- oderKäsegeschmack. Auf Herrchenwartet der „Tailleur pour Mes -sieurs“, der Herrenschneider,nebenan und auf Frauchen dieParfümerie Aschauer mit char-mantem Retro-Interieur. Unter dem Motto „Frage nicht,

was deine Stadt für dich tun kann.Frag lieber, was du für deine Stadttun kannst“ wurde die Herren-straße in zwei Bürgeraktionen

2006 und 2009 in eine Promena-de mit kleinen, feinen Geschäftenund Szenelokalen umgestaltet. Sositzt man jetzt auch in jenemHaus, in dem am 16. Mai 1891Richard Tauber, der „König desBelcanto“, geboren wurde, lässigauf einem Holzblock im offenenFenster. Ins Pflaster eingelassen

sind Grußbotschaften aus 40 Län-dern: „Tere tulemast“ heißt alleEsten herzlich willkommen. Geradezu babylonisch ist das

Sprachgewirr am Donau-Ufer, wodie Linzer mit Vorliebe flanieren.„Hundert Ethnien leben in Linz“,erklärt Stadtführer Martin Luger,„Arbeiter, Studenten, Wissen-schaftler, Forscher, Künstler undKreative.“ Linz lohnt einen zwei-ten Blick, und der hat es in sich. Während auf dem Hauptplatz

die 300 Jahre alte barocke Dreifal-tigkeitssäule noch bis Ende 2020generalsaniert wird, ragt auf demHofberg seit November 2018 alsneues Wahrzeichen ein modernerLichtbrunnen in die Höhe. Die

8,5 Meter hohe Skulptur aus Gra-nit, Stahl und Solarzellen spei-chert in ihren Photovoltaik-Paneelen tagsüber Sonnenlicht,das sie nachts als Licht abstrahlt.Auch auf dem Alten Markt lässtder Brunnen in Form eines riesi-gen Mikro-Chips bei Dunkelheitseine Fontänen leuchten.

„Linz erfindet sich immer wie-der neu“, erklärt Tourismusdirek-tor Georg Steiner. Wendepunktwar 2009, als Linz Kulturhaupt-stadt wurde. Während andereStädte danach wieder in denDornröschenschlaf fallen, habeLinz, so Steiner, „einen Teil desBudgets für zukünftige Projekteaufgespart und den kreativenSchwung bis heute mitgenom-men“. Aus dem „Nachlass“ wurdedas 2013 eröffnete Musiktheaterfinanziert, eines der modernstenOpernhäuser. Für ihre herausra-genden Leistungen im BereichKulturerbe und Kreativität wurdedie Stadt jüngst mit einem Touris-muspreis der EU honoriert.

Flaggschiff, Herz und Magnetist das Ars Electronica Center(AEC). Als interaktives Museumder Zukunft zeigt es heute schondie Technologien von morgen.1996 eröffnet, zum Kulturhaupt-stadtjahr 2009 für 30 Millionenumgebaut und 2019 neu gestaltet,kreisen die aktuellen Ausstellun-

gen um die Themen KünstlicheIntelligenz, Neuro-Bionik undGlobal Shift. Ein Mammut-Pro-gramm, in das man trotz Unter-stützung von Führern und 24 Stunden gültiger Eintrittskartenur hineinschnuppern kann. Auch den Staatsoberhäuptern –

den Präsidenten Alexander Vander Bellen aus Österreich, Frank-Walter Steinmeier aus Deutsch-land, Ueli Maurer aus derSchweiz, König Philippe von Bel-gien, Großherzog Henri vonLuxemburg und Erbprinz Aloisvon und zu Liechtenstein – wirdes kaum anders ergangen sein, alssie Anfang Juni im AEC über dasThema „Demokratie und digitale

Gesellschaft“ diskutierten. AlleineDeutschland will bis 2025 runddrei Milliarden Euro für dieUmsetzung seiner KI-Strategieausgeben.Was die einen begeistert, mag

andere erschrecken. So lässt sichzum Beispiel schon heute dasKonnektom, die Gesamtheit derNervenverbindungen, von einfa-chen Lebewesen wie Würmernentschlüsseln, digital nachbildenund in einen unabhängig agieren-den Roboterwurm installieren. Zusehen im AEC. Der musealen Präsentation vor-

ausgegangen ist das Festival ArsElectronica. 1979 gegründet, zweiJahre bevor IBM seinen ersten PCauf den Markt brachte, wird die-ses älteste und weltweit einzigar-tige Festival für Kunst, Technolo-gie und Gesellschaft in diesemJahr 40. Mit dem umfangreichstenProgramm seiner Geschichtemacht es vom 5. bis 9. Septemberganz Linz zum Schauplatz derMedienkunst. Künstler, Forscherund Wissenschaftler aus allerWelt sinnieren an den Festivalta-gen in Vorträgen, Workshops,Ausstellungen und Symposienüber Vergangenheit, Gegenwartund Zukunft der digitalen Revolu-tion. Auf die Besucher warten dieneuesten Innovationen und Spek-takel der Weltelite.Seit 1987 wird das Festival

durch den Prix Ars Electronica,den ältesten und renommierte-sten Medienkunst-Wettbewerb,bereichert. John Lasseter gehörtezu den ersten Preisträgern, langebevor er 1995 mit „Toy Story“ denersten komplett computeran-imierten Langfilm produzierte.WikiLeaks-Gründer Julian As -sange erhielt den Preis 2009,noch bevor er 2010 US-Geheim-dokumente im Internet veröffent-lichte. Auch Jimmy Wales vonWikipedia oder Tim Berners-Lee,der Erfinder des World Wide Web,befinden sich unter den Siegernaus dem Who’s who der Medien-welt. Mal sehen, wen man dies-mal groß herausbringt.

Helga Schnehagen

Infos: www.linztourismus.at;www.ars.electronica.art

Reise in die ZukunftIn Linz schlägt das digitale Herz Österreichs – Großes Technologie- und Kunstfestival im September

Schräge Zukunft an der Donau: Das Ars Electronia Center Bild: Nicolas Ferrando, Lois Lammerhuber

Mazedonien ausVogelperspektive

Sie waren wirklich arm – dieBauern der Wildschönau,die in dem abgeschiedenen

Hochtal der Kitzbüheler Alpenihr karges Dasein fristeten. SogarRegentin Maria Theresia empfandMitleid und erlaubte ihnen Mittedes 18. Jahrhunderts als einzigenUntertanen im Reich, aus der wei-ßen Stoppelrübe Schnaps zubrennen. Von da an kam die Krau-tingerrübe nicht mehr nur alstypisches Arme-Leute-Essen aufden Tisch, sondern erwärmtezunehmend die Gemüter. Längst ist der Krautinger, der

bis heute ausschließlich in derWildschönau gebrannt werdendarf, ein Star. Er ließ das urigeHochtal zur Tiroler Genussregionavancieren, und konsequenter-weise ist ihm inzwischen eineeigene Festwoche gewidmet, beider auch die lange Zeit verkannteweiße Rübe an sich für überra-schende Gaumenfreuden sorgt.Josef Thaler vom Steinerhof ist

Koch und zugleich der größte der16 Krautingerbrenner. Rund 40 Tonnen Rüben zieht er proJahr aus dem Boden. „Wir bauenauf drei bis vier Hektar Land anund ernten zweimal – im Früh-jahr und im Herbst“, sagt er. Wasfür ihn vor gut 20 Jahren als Spie-

lerei anfing, ist heute sein zweitesStandbein. Denn auf dem rund480 Jahre alten Steinerhof wurdeschon seit Jahrzehnten nichtmehr gebrannt und das Rechtdrohte zu verfallen. Begonnen hat Thaler mit einem

48-prozentigen Schnaps, inzwi-schen hat er die Umdrehungenauf 43 Prozent herunterge-schraubt. „Die ganz harten Sachensind nicht mehr so gefragt“, weißder Spirituosenhersteller und be -zeichnet seinen Krautinger selbstals „milde Touristenausgabe“.Dass bei Zeltfesten heute Cola-

Krautinger wie anderswo Cola-Cognac getrunken wird, davonhält Thaler wenig. Denn eigent-lich ist der Krautinger mehr alsAlkohol, er ist Medizin, von derdie Wildschönauer früher proHaushalt nicht mehr als einenLiter brauchten, um durchs Jahrzu kommen. Bei der Verdauungsoll der Krautinger helfen – wiejeder Schnaps, der nach einemschweren Essen ein gutes Gefühlvermittelt. „Aber auch Leute miternsten Erkrankungen schwörendrauf – und kommen jedes Jahrwieder, um ein paar Flaschen zukaufen“, sagt Thaler.Wie auch immer: Der Krautin-

ger gehört zur Wildschönau wie

das Kreuz zum Gipfel. Wer sichdurch die unterschiedlichen Ge -schmacksnuancen testen und zu -gleich einen Blick hinter dieKulissen werfen möchte, hat beider 15. Krautingerwoche vom 29. September bis 6. Oktober diebeste Gelegenheit. ZahlreicheHöfe laden Gäste zu Führungenund Verköstigungen ein, beidenen man sich auch über unter-schiedliche Brennmethodeneinen Überblick verschaffenkann. „Jeder kocht den Rübensaftanders ein und auch die Gär -

temperatur wirkt sich auf denGeschmack aus“, so Thaler.Die ganze Woche über bieten

rund zehn Wildschönauer Wirtekulinarische Köstlichkeiten rundum die Krautingerrübe an undlassen sich dabei auch gerne indie Töpfe gucken. Von Rüben-Ravioli und Rübenknödel überRuab’nstrudel bis hin zu Rüben-Schlutzkrapferl reicht das kreati-ve Angebot auf den Speisekartender Region. Zur kulinarischen Wiederkehr

der Krautingerrübe beigetragen

hat übrigens auch Hans Haas. Dermit zwei Michelin-Sternen ausge-zeichnete Spitzenkoch aus derWildschönau, der das MünchnerSzene-Restaurant „Tantris“ be -treibt, hat die Krautingerrübeunter wahren Gourmets bekanntgemacht.Die Krautingerwoche endet am

Erntedanksonntag mit feierlicherMesse und Prozession, an derauch die „Sturmlöda“ teilnehmen,eine historische Wehrtruppe, dienur in der Wildschönau überlebthat. Und die in der gleichen Mon-tur, mit Rechen und Mistgabelnbewaffnet, ausrückt wie vor 200 Jahren, als der Tiroler Frei-heitskämpfer Andreas Hofer dasletzte Aufgebot im Kampf gegenNapoleon und die Bayern zusam -mentrommeln ließ. Dazu spieltdie Bundesmusikkapelle auf undvor dem Bergbauernmuseumz’Bach können Gäste über denHandwerker- und Bauernmarktschlendern. Katharina Keyser

Weitere Informationen: Wild-schönau Tourismus, Hauserweg,Oberau 337, A-6311 Wildschön -au, Telefon 0043/(0)5339 82550,Fax 0043/(0)5339 825550, E-Mail: [email protected],Internet: www.wildschoenau.com

Mit Krautinger im Rucksack: Wandertag in der Wildschönau

REISE

Makedonien oder Mazedo-nien ist die Bezeichnung

eines uralten Gebietes auf dersüdlichen Balkanhalbinsel, des-sen Ausdehnung sich in derGeschichte immer wieder änder-te. Eingang in die Geschichte fandMakedonien vor allem durch Ale-xander den Großen, der als Königvon Makedonien in der Antikedas persische Weltreich eroberteund hellenisierte. Mit dem Zerfall Jugoslawiens

und der Unabhängigkeitserklä-rung der jugoslawischen Teilrepu-blik Mazedonien begann 1991 einStreit mit dem Nachbarn Grie-chenland um deren Namen, dererst am 12. Februar dieses Jahresdurch die Umbenennung in Nord-mazedonien beigelegt wurde. DerName Mazedonien war damitknapp 20 Jahre immer wieder inden Nachrichten zu vernehmen.Doch kaum jemand wird sich eineVorstellung davon gemacht haben,wie dieses Land mit seinen 25713Quadratkilometern – zum Ver-gleich Mecklenburg-Vorpommernhat 23294 Quadratkilometer –und zwei Millionen Einwohnernüberhaupt aussieht. Wie alle „neuen“ Balkanstaaten,

drängt es auch Nordmazedonienauf den touristischen Markt. Dazuwurde die staatliche Agentur zurFörderung und Unterstützung desTourismus in Nordmazedoniengegründet, die voller Stolz einkontinuierliches Wachstum aus-ländischer Besucher von 14 Pro-zent pro Jahr oder 140 Prozentüber das letzte Jahrzehnt ver-zeichnen kann, gefolgt von einerZunahme der Übernachtungszah-len um 130 Prozent. Prognosen für dieses Jahr gehen

davon aus, dass Mazedonien von1,4 Millionen Touristen mit vierMillionen Übernachtungen be -

sucht wird. Diese erfolgen vorallem im Rahmen von Balkan-Rundreisen, die mit Slowenien,Kroatien, Bosnien-Herzegowina,Serbien, dem Kosovo, Montene-gro, Albanien, (Nord-)Griechen-land, Bulgarien oder Rumänienkombiniert werden.Mazedoniens neueste Werbe -

initiative ist ein in seiner Art ein-zigartiger virtueller Internet-Rei-seführer. Mit bewegbaren 360-Grad-Panoramafotos aus der Luftund vom Boden offenbart sich einrealistischer Blick auf das Landmit seinen Städten und Dörfern,Bergen, Flüssen, Schluchten undSeen. Auf Wintersportgebietegenauso wie auf fischreicheAngelgründe. Auch virtuelleStadtrundgänge sind bereits ineinigen Orten möglich, ebensowie Museumsbesuche. Dazu sinddigitale Markierungen mit Infor-mationen im Textformat sowieFotos und Videoclips in den Pano-ramabildern platziert.Auf der virtuellen Reise besucht

man nicht nur die HauptstadtSkopje, Tetovo oder Kruchevo,sondern auch den berühmtenOhridsee oder die erst 2001 ent-deckte megalithische SternwarteKokino aus der frühen Bronze-zeit, die auf Platz vier der NASA-Liste archäologischer Observato-rien steht.Die Navigation ist extrem leicht,

die Beschriftung auf Englisch.Wer sich ein erstes Bild von dem„unbekannten“ Land machenmöchte, der ist auf der im Aufbaubefindlichen Website genau rich-tig: www.macedoniafromabove.mk H. Sch.

Bild: K

unz PR

Kristallklar: Der Ohridsee

Bild: Elen Schurova

Hochprozentiger RübensaftSchnaps-Ideen in der Wildschönau – Tiroler Urlaubsregion lädt von September bis Oktober zur Krautingerwoche

Page 22: 3 4 Debatten hinter G7-Kulissenarchiv.preussische-allgemeine.de/2019/paz2019-35.pdf · Die Politik weiß um den systematischen Missbrauch des Asylrechts in Deutschland, aber sie tut

22 Nr. 35 – 30. August 2019

Die deutsche Wirtschaft sorgtsich wegen des Erstarkens

der AfD. Stattdessen sollte sieaber lieber ihre ausländischeKonkurrenz im Auge behalten.Vor allem die in China, das immerstärker zum internationalen Inno-vationstreiber wird. Wie weit dieVolksrepublik hierbei schon ge-kommen ist und welcher Strategiesie dabei folgt, schildert das Buch„Der Masterplan“ von StephanScheuer, dem China-Experten desDüsseldorfer „Handelsblattes.“Für den Autor steht fest, dass

China besteChancen habe,zur globalenWirtschaf ts-macht Num-mer Eins auf-zusteigen. Daserläutert er ankonkreten Bei-spielen wieden Technolo-giekonzernenAlibaba, Ten-cent und Bai-du, die sichderzeit an-schicken, mitihren innovati-

ven Produkten den Weltmarkt zuerobern. Parallel dazu geißeltScheuer das „realitätsferne Über-legenheitsgefühl“ deutscher Ma-nager sowie das Unvermögen derPolitik hierzulande, der chinesi-schen Herausforderung wirksamzu begegnen. Allerdings lässt erdabei unerwähnt, dass das keines-wegs nur aus Inkompetenz resul-tiert, sondern auch aus dem Be-streben, die Bundesrepublik zumWeltsozialamt zu machen anstattin ihre Zukunftsfähigkeit zu inve-stieren. Wolfgang Kaufmann

Angehörige der Evangeli-schen Kirche in der DDRwaren bekanntlich nach der

Wende 1989 maßgeblich am Neu-beginn in der DDR beteiligt. In derletzten Regierung saßen die PfarrerMarkus Meckel und Rainer Eppel-mann als Außen- beziehungsweiseVerteidigungsminister. Etwas in derzweiten Reihe, im regionalen Be-reich von Berlin, der „Hauptstadtder DDR“, stand an zentraler Stelleder Superintendent Werner Krät-schell aus der KirchengemeindePankow. Als Anfang 1990 überall inder DDR die „Runden Tische“ ein-gerichtet wurden, an denen zwi-schen bisheriger Staatsmacht undBürgerrechtlern gemeinsam überdie Geschicke von Stadt und Landentschieden wurden, moderierteKrätschell den Runden Tisch inBerlin, an dem er die unterschied-lichsten Strömungen immer wie-der besänftigend zusammenführte.In diesem Herbst jährt sich der

Mauerfall zum 30. Mal, und unterden vielen Büchern, die dazuschon erschienen oder angekün-digt sind, möchte man dem schma-len Band „Die Macht der Kerzen“mit Krätschells Erinnerungen ei-nen besonderen Rang zuerkennen.

Krätschell, geboren 1940 im OstenBerlins, beschreibt auf knapp 100Seiten anschaulich und oft gerade-zu spannend, wie er die dramati-schen Monate zwischen Sommer1989 und deutscher Einheit imOktober 1990 erlebt hat. Und stän-dig eingeschoben in seine er-innernde Rückschau hat er Texteaus einem seinerzeit akribisch ge-führten Tagebuch, was dem Lesereine außerordentliche Authenti-zität vermittelt, erlebt er doch da-malige Meinungen und Stimmun-gen ganz unmittelbar.Als die Mauer gebaut wurde, war

Krätschell zufällig auf Urlaub inSchweden. Er hätte im Westen blei-ben können, doch er ging in dieDDR zurück, weil er Familie undFreunde nicht verlassen wollte.Sein Pankower Kirchenkreis wurdein den 1980er Jahren einer der„aufmüpfigsten“ in der DDR, wasim Herbst 1989 teilweise gefährli-che Formen annahm. Im Buch istein haarsträubend zu lesender„operativer Vorgang“ der Stasi ab-gedruckt, aus dem hervorgeht, dassallein fünf IM‘s auf ihn angesetztwaren. Aber die Entwicklung war dann

nicht aufzuhalten. Krätschell bringt

eine Fülle bisher kaum bekannterEinzelheiten zum Herbst 1989 unddann zum Runden Tisch, freut sichüber alle erreichten Fortschritte, istaber auch abwartend gegenüberder selbstherrlich auftretenden Artvieler Westpolitiker. Seine Kraft,selbst in schwersten Situationendurchzuhalten, zieht er aus seinemGlauben: „Ich bin Gott dankbar,dass er mich hat erleben lassen,dass das, was wir glauben und pre-digen, nicht nur kirchliche undgeistliche, sondern auch eminentirdisch-weltliche Qualität besitzt“. Bald nach dem Mauerfall hat er

w i e d e rv i e l eKontaktezu Freun-den inEnglandund inden USAau fneh -men kön-nen, Rei-sen dort-hin sindihm wieein Ge-s chenk .Erst die

Wende, so sagt er, bedeutete für ihndas endgültige Ende des ZweitenWeltkrieges.Krätschell endet mit dem Be-

kenntnis, dass auch heute ein „auf-rechter Gang“ nötig sei. Und im-mer wieder fragt er, was gut undwertvoll an den Jahren in der DDRgewesen sei. Seine Kinder, warensie die Leidtragenden? „Ja, was dieäußeren Entbehrungen angeht, –nein, in Bezug auf den innerenReichtum.“ Krätschell hat vielenMenschen dieses Gefühl innerenReichtums vermittelt, auch diesesBuch tut es noch. Dirk Klose

Das Jahr 1968 ist als Fix-punkt im Öffentlichen Ge-dächtnis verankert als das

Jahr der internationalen Jugendre-volte gegen die etablierten Verhält-nisse in Politik und Gesellschaft. Inderselben Form wie schon in sei-nem Buch über die BerlinerSchauplätze der Revolution von1918/19 führt der Potsdamer Poli-tologe Ingo Juchler den Leser inseinem Band „1968 in Deutsch-land. Schauplätze der Revolte“ zu36 zentralen Schauplätzen der68er-Studentenrevolte in Berlinund anderen deutschen Städten,darunter Hamburg, Hannover undFrankfurt. Jedem Schauplatz sindeineinhalb Seiten Text und ein Fo-to zugeordnet. Die Reihenfolgeentspricht der chronologischenAbfolge der Ereignisse. Im Fokus der Texte stehen dem-

entsprechend auch die mit denOrten jeweils verbundenen Akteu-re. Flankiert von einer Außerparla-mentarischen Opposition (APO),

hatte die Berliner Studentenrevol-te eine beispielgebende Wirkungfür ganz Deutschland. In einemknapp gehaltenen Einführungstexterläutert Juchler die Entwicklungder studentischen Protestbewe-gung in West-Berlin ab Mitte der1960er Jahre. Ein früher Kulmina-tionspunkt war die erste Anti-Viet-nam-Demonstration 1966 in Ber-lin, ein weiterer die Erschießungvon Benno Ohnesorge bei dem Be-such des Schahs am 2. Juni 1967vor der Deutschen Oper. Ikonografische Bedeutung er-

langte das Foto von einer spekta-kulären Aktion am 9. November1967 im Audimax der UniversitätHamburg: Anlässlich des Rekto-ratswechsels trugen zwei Studen-ten vor den eintretenden Professo-ren ein Transparent mit der Auf-schrift: „Unter den Talaren derMuff von 1000 Jahren“. Neben denZentren der westdeutschen Stu-dentenrevolte werden erstmalsauch Schauplätze der systemkriti-

schen Opposition in Ost-Berlinund Leipzig in den Fokus genom-men. Held und Vorbild für die Op-positionellen in der DDR war ne-ben den Revolutionären Che Gue-vara, Fidel Castro unter anderender tschechische Staatschef Ale-xander Dubcek, der den PragerFrühling einleitete. Während die

Studentenbe-wegung zerfiel,gründeten sichin West-BerlinEnde 1969/Anfang 1970Stadtguerilla-Gruppen wiedie RAF: Wasmit friedlichenProtesten be-gonnen hatte,wurde vonSplittergrup-pen militantfortgesetzt. DerHinwendung

zur Gewaltanwendung und denauslösenden Motiven sind die letz-ten Schauplatz-Texte gewidmet.Interviews mit zwei Akteuren ausWest- und aus Ost-Berlin, KnutNevermann und Toni Krahl, be-schließen den informativen Zeit-reiseführer. Eine Literaturliste istangehängt. D.J.

Beinahe ehrfürchtig hältman das Buch „Alexandervon Humboldt: Das zeich-

nerische Werk“ in den Händen.Vom Gefühl begleitet, dem genia-len Universalgelehrten erstmalsganz nah zu kommen, blättertman durch das von Dominik Erd-mann herausgegebene Werk. AlsMitarbeiter der Staatsbibliothekzu Berlin – Preußischer Kultur-besitz, katalogisierte er denNachlass Alexander von Hum-boldts in der Biblioteka Jagiel-lonska in Krakau. Mitautor Oli-ver Lubrich, Professor für Neueredeutsche Literaturwissenschaftund Komparatistik an der Uni-versität Bern, hat bereits mehrereWerke Humboldts neu herausge-bracht. Zwei hochkarätige Auto-ren widmen sich dem ökologi-schen Vordenker, indem sie 260Zeichnungen, Illustrationen undGrafiken aus dem Nachlass desWissenschaftlers erstmals zu-gänglich machen.„250 Jahre nach seiner Ge-

burt“, so die Herausgeber,„scheint Alexander von Hum-boldt bekannter zu sein denn je.“Nicht nur, dass man Pflanzen,Düngemittel, eine Universität, ei-ne Stiftung, eine Meeresströ-

mung und nicht zuletzt einenMondkrater nach ihm benannthat – er wird auch als Wegberei-ter der modernen wissenschaft-lichen Geografie gefeiert. Erinteressierte sich nicht nur fürNaturerscheinungen, sondernauch für die gesellschaftlichenVerhältnisse der bereisten Län-der, trat gegen die Rassendiskri-minierung und für die Abschaf-fung der Sklaverei ein. In einerZeit, als man die Natur als desMenschen Untertan ansah, undMenschen anderer Hautfarbenals geschichtslose, tierische We-sen, tauchte dieser preußischeAdlige aus dem Dunkel der Ge-schichte auf und wollte die Weltentdecken. Ein Weg, diesem außergewöhn-

lichen Zeitgenossen näherzu-kommen, ist sicher der über sei-ne Aufzeichnungen. „Das Zeich-nen hat Humboldt früh erlerntund dann lebenslang praktiziert“,so die Herausgeber. „Es wurde zueiner wichtigen Methode seinerWeltaneignung.“ Der Band bieteterstmals die Möglichkeit, auchsein künstlerisches Werk zu ent-decken, so der Verlag, denn bis-her unveröffentlichte Zeichnun-gen aus seinem Nachlass in Ber-

lin und Krakau konnten nun ge-druckt werden.Nach der informativen Einlei-

tung bekommt der Leser einenEinblick in das umfangreiche Œuvre, unterteilt in Menschen,Werke, Tiere, Pflanzen, Erde,Karten, Planeten, Figuren, Versu-che und Fragen. Ganz- und dop-pelseitige Abbildungen von eng-beschriebenen Papierseiten,Zeichnungen und Papierfrag-menten sind zu sehen, beschriftetund kommentiert und sonst si-cher nur der historischen For-schung vorbehalten. Am Endegibt eine Zeittafel noch einmal ei-nen chronologischen Überblicküber Humboldts Leben. Die danach

f o l g e n d eWerkübersichterklärt an-s c h a u l i c h ,dass sichHumb o l d t süberaus um-fangre i chesGesamtwerkin vier Werk-g r u p p e nunterscheidenlässt: Tagebü-cher und Brie-

fe, selbstständige Bücher und un-selbstständige Schriften. Mit demjetzt erschienenen Band kommtnun ein weiterer Bereich der Bil-der hinzu.In einer Zeit, in der es weder

Ton- noch Bildaufnahmegerätenoch Schreibmaschinen oder Te-lefone gab, eine fast unbekannteneue Welt zu erschließen und zudokumentieren, ringt Achtung ab,ist extrem beeindruckend und fürden heutigen Menschen beinaheunvorstellbar. Humboldt schafft es bis heute,

die Menschheit zu faszinieren.Dieses Buch ist ein Beitrag dazu,fast so gewichtig wie das Werk desgroßen Gelehrten. S. Friedrich

Blinis, Piroggen und Pelmeniheißen die bekanntesten Na-

tionalgerichte der russischen Kü-che. Dass sie noch viel mehr zubieten hat, beweist das „GroßeBuch der russischen Küche“, dasder Leopold Stocker Verlag in ei-ner deutschen Ausgabe publizierthat. Russland hat eine abwechs-

lungsreiche Küche. Wer hätteschon einmal einen mitWeizenbrotteig gefüllten Hechtgegessen oder Moosbeeren-Kwassgetrunken? Gerichte wie überbak-kener Karpfen, Sauerampferku-chen, Kuchen mit Roter Beete undMoosbeeren oder Kaninchen mitWeißwein in Gemüse hören sicheher nach Kreatio-nen eines Star-kochs an als nacht ra d i t i o n e l l e rHausmannskost. Neben reich be-

bilderten, raffi-nierten Rezeptenerfährt der Leserauch, dass in demriesigen Landnicht immer auf-wendig gekochtwurde. Die Auto-rinnen Natalja Il-

jinytsch und Irina Rojtenberg ha-ben dem Rezeptteil ein histori-sches Kapitel vorangestellt, in demsie den Zeitraum vor der Grün-dung der Kiewer Rus bis zum 19. Jahrhundert kulinarisch be-leuchten. Da das Reich groß unddie landwirtschaftlichen Erzeug-nisse dürftig waren, galt lange Zeitdie Regel: In der Woche gibt esBrot und Blinis, zu Festtagen Ge-richte wie gefüllte Piroggen. Obwohl die russische Volkskü-

che ihren Charakter weitgehenderhalten hat, gab es Einflüsse vonaußen, vor allem an den Adelshö-fen. Die Kartoffel beispielsweisesoll Peter der Große eingeführthaben. Manuela Rosenthal-Kappi

Beim Thema „Mauern aus Na-tursteinen“ fühlt man sich so-

fort an englische Gärten oder dieschottischen Highlands erinnert.Doch werden vielerorts Trocken-mauern aus dem Material, das dieheimischen Böden hergeben, ge-nutzt – sei es in Weinbergen zurBefestigung der Hänge, als Stadt-und Grundstücksbegrenzungoder als Zierelement im heimi-schen Garten. Ge-nau um Letzteregeht es in dem Anleitungsbuch„Trockenmauern“von Sofie Meys. In einem einfüh-

renden Teil gibt sieeinen Überblicküber die wichtig-sten geeignetenSteinarten, benö-tigte Werkzeugeund erste vorbe-reitende Arbeiten.Danach folgt die

Beschreibung der einzelnen Ar-beitsschritte, eine Vorstellung ge-eigneter Pflanzen, die der Natur-mauer Halt geben können, und ei-nige Ideen und Tipps, wie manseinen Garten mit Steinelementen– von einer steinernen Bank biszum „Kräuterwurm“ – verschö-nern kann. Hobbygärtner mithandwerklichem Geschick kön-nen sich inspirieren lassen. MRK

BÜCHER IM GESPRÄCH

Erinnerungen eines Augenzeugen des Mauerfalls Chinas Weg zur Weltmacht

Gewichtig wie Humboldts Werk – die ZeichnungenLeckeres aus Russland

Tipps zum Mauerbau

Werner Krätschell:„Die Macht derKerzen. Erinnerun-gen an die Friedli-che Revolution. Miteinem Essay vonTimothy GartonAsh. Eine Veröf-fentlichung derStiftung BerlinerMauer“, Ch.LinksVerlag, Berlin 2019,94 Seiten, 15 Euro

Stephan Scheuer:„Der Masterplan.Chinas Weg zurHightech-Weltherr-schaft“, Herder Ver-lag, Freiburg imBreisgau 2018, ge-bunden, 223 Seiten,22 Euro

Dominik Erd-mann/Oliver Lu-brich: „Alexandervon Humboldt:Das zeichnerischeWerk“, wbg Verlag,Darmstadt 2019,gebunden, 432 Sei-ten, 100 Euro

Sofie Meys:„Trockenmau-ern. Bauanlei-tungen, Lebens-räume & Be-pflanzung”, Leo-pold StockerVerlag, Graz/Stuttgart 2019,gebunden, 160Seiten, 19,90 Eu-ro

Ingo Juchler: „1968in Deutschland.Schauplätze derRevolte“, be.braVerlag, Berlin 2018,broschiert, 128 Sei-ten, 14 Euro

Natalja Ilji-nytsch/Irina Roj-tenberg: „Dasgroße Buch derrussischen Kü-che“, LeopoldStocker Verlag,Graz/Stut tgart2019, gebunden,208 Seiten, 29,90Euro

Orte, an denen RAF und APO aktiv waren

Page 23: 3 4 Debatten hinter G7-Kulissenarchiv.preussische-allgemeine.de/2019/paz2019-35.pdf · Die Politik weiß um den systematischen Missbrauch des Asylrechts in Deutschland, aber sie tut

Nr. 35 – 30. August 2019 23ANZEIGE RAUTENBERG BUCHHANDLUNG

Page 24: 3 4 Debatten hinter G7-Kulissenarchiv.preussische-allgemeine.de/2019/paz2019-35.pdf · Die Politik weiß um den systematischen Missbrauch des Asylrechts in Deutschland, aber sie tut

24 Nr. 35 – 30. August 2019

MELDUNGEN MEINUNGEN

Tage der SchröpfungWarum sich Donald Trump verzockte, die Geisterbahn aufrüstet und Syrer Heimaturlaub

brauchen / Der satirische Wochenrückblick mit KLAUS J. GROTH

Donald Trump pfeift auf denKlimawandel. Jedenfallsauf die menschliche Betei-

ligung. „Alles Quatsch“, sagtTrump. Trotzdem ist ihm nichtentgangen, dass sich das Klimaverändert. In der Arktis sogarmächtig. Dort steigt die Durch-schnittstemperatur doppelt soschnell wie in den mittleren Brei-ten. In diesem Sommer hatten siesogar eine Hitzewelle auf Grön-land. Elf Milliarden Tonnen Glet-schereis waren einfach so weg. Istja interessant, wird sich der größteDealmaker aller Zeiten gedachthaben. Wer weiß, was unter die-sem wunderbaren Eis an großarti-gen Schätzen zu Tage kommt. Undirgendwann stehen da Palmen.Hübsche Badestrände haben dieGrönländer schon im Sommer.Auf dem hoffnungsvollen Eilandmuss man den Daumen haben, be-vor andere dahinterkommen.Grönland mal so eben kaufen, istdoch keine große Sache. Darumhat Trump erst ein paar Tage, be-vor er sich zum Staatsbesuch nachDänemark aufmachen wollte, et-was von seinem Kaufinteresse ge-murmelt. Oder besser: getwittert.In der Hinsicht ist er noch fleißi-ger als Ralf Stegner. Und was machen die komischen

Dänen? Die sagen schlicht, Grön-land sei nicht zu verkaufen. Eben-so schlicht sagen es die Grönlän-der, sie wollen sich auch nichtkaufen lassen. Kann man das ver-stehen? Trump jedenfalls verstandes nicht. Dabei gibt es doch eine großarti-

ge Vorlage für einen großartigenDeal des großartigen Amerika.1867 kauften die Vereinigten Staa-ten von Amerika dem russischenZaren Alaska ab. Zar Alexander II.brauchte Geld, er hatte seineStaatskasse im Krieg auf der Krimverpulvert. Darum schlug er bei ei-nem Angebot von 7,2 MillionenUS-Dollar ein. Und was machtendie Amerikaner? Sie meckertenüber den unvorteilhaften Deal,weinten ihren schönen Dollarsnach. So viel Geld für1718000 Quadratkilometer Eis-wüste. Das waren ja 4,74 Dollar fürjeden Quadratkilometer Nichts! Die Stimmung änderte sich erst,

als Gold und Öl gefunden wurden.Heute ist der Kauf ein großartigerDeal, selbst wenn der Kaufpreisauf die heutige Kaufkraft umge-

rechnet, 15 Milliarden Dollar ent-spräche. Selbst dann bleibt dieserDeal ein Schnäppchen. Grönland wäre etwas teurer ge-

worden, schon allein, weil es2166000 Quadratkilometer großist. Aber darüber muss nach derdeutlichen Abfuhr nicht mehr ge-sprochen werden. Darum lohntauch der ganze Staatsbesuch nichtmehr. Kurzerhand sagte DonaldTrump dem dänischen Königshausab, er komme lieber ein anderesMal „in dieses sehr besondereLand“. Das nun wiederum kannman doch sehr gut verstehen vondiesem besonderen Herrn Trump. Nun sage niemand, wir hätten

keine Schafsgeduld. So geduldigwie die Bundes-bürger, jedenfallsdie überwiegen-de Zahl, sindnicht einmalSchafe. Als derSolidaritätszu-schlag, zärtlichSoli genannt, vornunmehr sageund schreibe24 Jahren eingeführt wurde, dawurde er von vielen gerne gezahlt.Einen Beitrag zum Aufbau des ver-rotteten Nachlasses der DDR woll-te man freudig leisten. War ja füreinen guten Zweck. Auch wennmanchmal etwas des Guten zu vielgetan wurde. Hübsche Straßenla-ternen, wo gewöhnlich nur Rind-viecher wiederkäuen, Bürgerstei-ge, über die kein Bürger steigt, lie-bevoll restaurierte öffentliche Ge-bäude, für die sich keine Nutzungfindet. Mittel flossen reichlich,wenn Bürgermeister und Landrätenur ausreichend Phantasie hatten.Besser etwas zu viel getan als zuwenig. Doch nun sollte irgendwann

einmal Schluss sein, die Sonder-abgabe hat ihren Zweck erfüllt. Sowar es jedenfalls versprochenworden. 2020 sollte der Soli abge-schafft werden. Daraus wird nichts. Einen klei-

nen Nachschlag gönnt sich der Fi-nanzminister. Erst 2021 istSchluss. Aber nicht für alle. Wermehr als 100000 Euro im Jahr ver-dient, brutto selbstverständlich,zahlt weiter. Handwerker, Fami-lienbetriebe und Kapitalgesell-schaften sowieso. Mit anderenWorten: Die Kelle für den Nach-schlag fällt reichlich groß aus. Da-

mit kann man gut schöpfen, dort,wo die dicken Brocken in der Sup-pe schwimmen. Nur dort, wo dieSuppe schon immer dünn undwässrig war, wo noch niemals vielzu holen war, dort legt man dieKelle beiseite. Manche nennen daseine verkappte Reichensteuer. Wäre sie das, wäre das bereits

dreist genug. Aber sie ist es nicht.Die Grenze von 100000 Euro Jah-reseinkommen ist nicht hoch ge-nug, um nicht auch den gutverdie-nenden Mittelstand zu schröpfen. Eigentlich hatte der größere Ko-

alitionspartner sich das anders ge-dacht, jedenfalls wird er nicht mü-de, das öffentlich zu sagen. Hinterverschlossenen Türen hat das of-

fenbar andersgeklungen. Vontapferem Wider-stand gegen dieFortsetzung derSchröpfungsge-schichte istnichts zu hörengewesen. EineKoalition aufAbruf hat eben

ihren Preis, Solidarität gibt esnicht umsonst. Aber das wissenwir ja schon seit 1995.Kaum ist das Ding mit dem Soli

geschaukelt, da rüsteten die Sozi-aldemokraten ihre Kammer desSchreckens weiter auf. Sie staub-ten die alte Vermögenssteuer abund stellten sie in ihre Geister-bahn. Da kam große Freude auf –bei den Aufstellern. An alles wol-len sie ran, an Barguthaben, Wert-papiere, Immobilien, Autos,Schmuck und Kunstwerke. Dawird die Steuerfahndung noch vielzu tun bekommen, um die vielenSparschweine zu knacken undnach verssteckten Euro-Scheinenunter Matratzen zu suchen. Wolfgang Schäuble sieht selten

nach Satire aus. Dabei hat er es of-fenbar faustdick hinter den Ohren.Nachdem Gras über die Sache ge-wachsen war, verwies er die De-batte um die CDU-Mitgliedschaftdes früheren Verfassungsschutz-präsidenten Hans-Georg Maaßen„in den Bereich von Witzveranstal-tungen“. Der scharfe Schuss galtAnnegret Kramp-Karrenbauer. Dadie nun mit einem Ministeramtgut versorgt ist, muss sie ja auchnicht mehr Kanzlerin werden.Hauptsache, Fehlbesetzungen wer-den rechtzeitig erkannt.

So, nun ist mal Schluss mit Sati-re. Der Hinweis ist notwendig undmuss mit aller Deutlichkeit gege-ben werden. Der geneigte Leserkönnte meinen, jetzt gehe es erstrichtig los mit der Satire. Denkste.Horst Seehofer, der Innenminister,von dem schon allerlei Merkwür-diges zu hören war, sagte in einemInterview der „Bild am Sonntag“,wer als syrischer Flüchtling regel-mäßig in Syrien Urlaub mache, derkönne sich nicht ernsthaft daraufberufen, in Syrien verfolgt zu wer-den. Wie bitte, wie meint er das?Ist das jetzt Satire oder seriös? Istwohl seriös, denn Seehofer folger-te, solchen reisefreudigen Syrernmüsse der Flüchtlingsstatus entzo-gen werden. Davon ist allerdingsbisher nichts bekannt. Dabei ist dieAufregung um das Thema nichtneu. Darüber wurde schon vor Mo-naten gesprochen und geschrieben,bis es glücklicherweise in Verges-senheit geriet. Nun ist die Aufre-gung wieder groß, es wird viel ge-schimpft, vor allem auf den Seeho-fer, der das Thema ausgebuddelthat. Weniger über die Reisebürosin Berlin, die nach Angaben derZeitung Pauschalreisen in das Bür-gerkriegsland bereits für 800 Euroanbieten. Das ist nicht zu teuer,denn in dem Preis sind bereits dieSchmiergelder enthalten, die ge-zahlt werden müssen, um die Sy-rien-Flüchtlinge über die Grenzenach Syrien zu bringen. Denn di-rekt dürfen sie nicht einreisen, daskönnte den Flüchtlingsstatus ge-fährden. Also besorgen sie sich indiplomatischen Vertretungen inDeutschland die notwendigen Pa-piere, die für den Flug in die Tür-kei oder in den Libanon notwendigsind. Von dort geht es über die sy-rische Grenze. Auch ein syrischerBlogger meldete sich zu Wort, dervoller Verständnis für seine syri-schen Landsleute eine Erklärungdafür gab, warum dieser Heimatur-laub dringend notwendig ist: „Alsjemand, der viele #Flüchtlingekennt, die in ihrem Heimatland Ur-laub machen, kann ich nur sagen:Diese Menschen haben es sich ver-dient Ruhe von Deutschland zunehmen, bei dem Hass, und ihreFamilienmitglieder zu besuchenund zurückkommen. Sie brauchendas!“ Spätestens an dieser Stellescheint der Hinweis noch einmaldringend notwendig: Dies war jetztüberhaupt keine Satire!

»Diese Menschen haben es sich

verdient, Ruhe vonDeutschland zu nehmen«

ZUR PERSON

An der Seite desScholzomaten

Die SPD kann wieder hoffen:Seit Olaf Scholz seine Kandi-

datur für den SPD-Vorsitz ange-kündigt hat, scheint die Abwärts-spirale, in der sich die Partei be-fand, gestoppt zu sein. In den Um-fragen gewann die ehemaligeVolkspartei ein Prozent und liegtmit unglaublichen 14 Prozentwieder vor der AfD, aber weithinter CDU und Grünen.Bloß vom Scholz-Effekt zu spre-

chen, verbietet sich aber in Zeitender Gender-Gerechtigkeit. DennScholz will ja nach Grünen-Vor-bild mit der Brandenburger Land-tagsabgeordneten Klara Geywitzeine Doppelspitze bilden. Habeckund Baerbock auf sozialdemokra-tisch sozusagen, abgekupfert bisfast auf das Detail: Beide Männerkommen aus dem Norden und diequotengenormten Frauen aus denöstlichen Bundesländern.Seitdem die 1976 in Potsdam

geborene Geywitz dem fast 18 Jahre älterenScholz ihr Ja-Wort zur Dop-pelspitze gege-ben hat, liegendie beiden auchbei den SPD-M i t g l i e d e r n

deutlich vor den anderen Bewer-ber-Duos wie Ralf Stegner/GesineSchwan oder Karl Lauterbach/Ni-na Scheer. Am Sonntag läuft dieBewerbungsfrist für den SPD-Vor-sitz ab. Kaum vorstellbar, dasssich bis dahin bessere „Hoff-nungsträger“ finden werden. DieSPD hat schlicht keine.Ob Geywitz die leblos am Bo-

den liegende Partei reanimierenkann, ist fraglich. Die Mutterdreier Kinder, die seit 1994 SPD-Mitglied ist und nach Abschlussihres Politologie-Diploms eineKarriere im Brandenburger SPD-Landesverband unter anderem alsGeneralsekretärin und seit 2004als Abgeordnete im Landesparla-ment gemacht hat, passt perfektzum Worthülsen produzierenden„Scholzomaten“: farblos, muster-gültig und so unterhaltsam wieein TV-Testbild von früher. Undausgerechnet sie will mit Scholzden alten SPD-Apparat wiederzum Flimmern bringen? H. Tews

Der französische PhilosophMichel Onfray, der die schwe-dische Klimaaktivistin GretaThunberg in einem Essay alsseelenlosen Cyborg bezeich-net hat, dem die Welt der Po-litiker zu Füßen liege, reagiertin der „Welt“ (16. August)spöttisch darüber, dass sie alsKandidatin für den Nobel-preis gehandelt wird:

„Ich schlage vor, dass wir siesofort zur Präsidentin derWeltregierung ernennen, wiees sich Jacques Attali ge-wünscht hat, und im Eifer desGefechts können wir ihr danngleich den Nobelpreis für Me-dizin, die Fields-Medaille, denersten Preis des Chopin-Wett-bewerbs und die Goldene Pal-me von Cannes verleihen. Einbisschen Ernsthaftigkeit bitte!... Ich würde hinzufügen, dassKurse in Astrophysik, Geolo-gie und Geschichte nicht zuviel verlangt wären für jeman-den, der die Unverschämtheitbesitzt, im Alter von 16 Jahrenim Namen ,der‘ Wissenschaftzu sprechen. ... Die Dummhei-ten von Kindern sind immerdie Fehler der Eltern oder Er-wachsenen, die sie umgeben.Mit 16 Jahren besitzt mannoch kein eigenes Denken. Indiesem Alter käut man wieder,womit die Erwachsenen einengemästet haben.“

Nach der Entscheidung desHessischen Rundfunks, denKultursender HR2 zur reinenAbspielstation für Musik ohneWortbeiträge zu machen, fragtsich die renommierte Krimi-autorin Nele Neuhaus in der„Frankfurter Allgemeinen Zei-tung“ (21. August), wozu sieüberhaupt noch Rundfunkge-bühren zahlt:

„Sehr ärgerlich finde ichaußerdem, dass ich diese Ver-änderung mit der Zwangssteu-er Rundfunkabgabe unterstüt-zen muss. Meiner Meinungnach ist der Auftrag eines öf-fentlich-rechtlichen Senders,nicht nur trivialen Mainstreamzu produzieren, sondern derKultur ein Podium zu geben.Dann sehe ich auch ein, dafürzu bezahlen.“

Der Kolumnist JanFleischhauer zweifelt im„Focus“ (24. August) an derEignung der CDU-Parteivor-sitzenden und Bundesvertei-digungsministerin AnnegretKramp-Karrenbauer zurKanzlerschaft:

„Wenn es noch Zweifel ander Nichteignung von Anne-gret Kramp-Karrenbauer fürdas höchste Regierungsamtgab, dann hat sie diese jetztausgeräumt. Zwei Wochen vorden Landtagswahlen in Sach-sen und Brandenburg hat dieParteivorsitzende der CDUausgerechnet den Mann ge-maßregelt, der wie kaum einanderer in der Lage ist, CDU-Wähler vom Wechsel zur AfDabzuhalten. Wo der ehemaligeVerfassungsschutzpräsidentHans-Georg Maaßen im Ostenauftritt, ist der Saal voll. AusBerliner Sicht ist das keineEmpfehlung, sondern einGrund zum Argwohn. Im Ade-nauer-Haus misstraut mangrundsätzlich Leuten, die sicheine eigene Meinung erlau-ben, die nicht mit den Gre-mien abgestimmt ist, weshalbdie CDU-Vorsitzende in ei-nem Zeitungsinterview auchdem Gedanken nachging, obman Maaßen nicht am bestenganz aus der Partei entfernensollte.“

New York – Das Weltall hat sei-nen ersten Kriminalfall: Eine US-Astronautin, die sich mit ihrerbisherigen Ehefrau in einemschmutzigen Scheidungskriegbefindet, hat unter Verwendungvon deren Passwort von derInternationalen Raumstation ISSaus per Internet auf das gemein-same Bankkonto zugegriffen, uman mögliches Belastungsmaterialgegen die Verflossene zu gelan-gen. Dafür wurde sie jetzt in denUSA wegen „Identitätsdieb-stahls“ verklagt. Die Nasa-Fliege-rin wollte offenbar das Sorge-recht für den Sohn ihrer Partne-rin für sich vereinnahmen. Dop-peltes Pech für die US-Amerika-nerin: Die an der Raumstationbeteiligten Länder hatten jedochbei deren Bau vertraglich verein-bart, das die Rechtsprechungauch in diesem winzigen Aus-schnitt des Alls geregelt ist: Aufder ISS greifen gleichermaßendas Ortsprinzip – je nachdem,welchem Staat das Teilstück derKapsel per Registrierung zuge-wiesen ist, in dem oder von demaus die Tat begangen wurde –und die Staatsbürgerschaft desBeschuldigten. T.W.W.

Außerirdischkriminell

PANORAMAB

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