3. Die Auswirkungen der Revolution und die weitere Entwicklung in … · 2020. 6. 22. · 3. Die...
Transcript of 3. Die Auswirkungen der Revolution und die weitere Entwicklung in … · 2020. 6. 22. · 3. Die...
3. Die Auswirkungen der Revolution und die weitere Entwicklung in Deutschland
3.1 Deutschlands Beziehung zur Französischen Revolution
3.2 Der erste Koalitionskrieg
3.3 Napoleon - großer Feldherr und Missionar der Revolution
3.4 Revolutionäre Reformen kennzeichnen den Weg ins neue Jahrhundert
3.5 Das Ende der napoleonischen Herrschaft
3.1 Deutschlands Beziehung zur Französischen Revolution
Die anfängliche Begeisterung wandelt sich in Skepsis
Die Deutschen beobachten die revolutionären Vorgänge in Frankreich etwas distanziert, denn Deutschland, das zu dieser Zeit vornehmlich von Preußen repräsentiert wird, hat bereits eine staatliche Verwaltung, die allmählich den Adel als Beamtenstand verdrängt. Es herrscht Freiheit der Rede, der Presse und des Gottesdienstes.
Diese Vorrechte hat Friedrich der Große als „aufgeklärter“ Monarch seinen Untertanen
bereits eingeräumt.
Die Intelligenz, wie der Dichter Friedrich Hölderlin und der Theologe Friedrich Schleiermacher,
begrüßt die Demokratiebestrebungen im Nachbarland.
3.1 Deutschlands Beziehung zur Französischen Revolution
Die anfängliche Begeisterung wandelt sich in Skepsis
Starke Befürworter der Französischen Revolution sind auch die Philosophen von Kant bis Hegel, sie alle singen ein Loblied auf die Revolution.
3.1 Deutschlands Beziehung zur Französischen Revolution
Die anfängliche Begeisterung wandelt sich in Skepsis
In der Uni Jena bringen Fakultät und Studenten ein Hoch aus
auf die Revolution.
Fichte fordert 1793 eine Art ständigen Rechtes zur
Revolution.
3.1 Deutschlands Beziehung zur Französischen Revolution
Die anfängliche Begeisterung wandelt sich in Skepsis
Doch die Freudenstimmung hält nicht an. Die Kunde von den Massakern, dem Terror, den Exekutionen, stimmen die Menschen nachdenklich und schaffen Abstand.
Während Paris unter dem Chaos erzittert, errichtet Berlin kühn das Brandenburger Tor.
Markenheftchenblatt „Brandenburger Tor“
3.2 Der erste Koalitionskrieg
Einmarsch in Frankreich
Preußen stellt sich an die Seite Österreichs und marschiert mit in Frankreich ein,
die Koalitionstruppen rücken unaufhaltsam auf Paris vor.
Durch die demokratische Revolution in Frankreich sieht man in Deutschland die eigenen Souveränitätsrechte bedroht. Deshalb wird mit einer militärischen Intervention gedroht für den Fall, dass die Monarchie in Frankreich angetastet wird. Aufgrund dieser Drohung erklärt Frankreich am 20. April 1792 Österreich den Krieg.
Die französischen Truppen unter dem Kommando von General Lafayette
erleiden zunächst herbe Niederlagen.
3.2 Der erste Koalitionskrieg
Einmarsch in Frankreich
Brief des Adjutanten von General Lafayette vom 27. Juli 1792 mit handschriftlicher Militärfranchise „Lafayette“. Rückseitig rotes Lacksiegel der Armée du Centre.
3.2 Der erste Koalitionskrieg
Kanonade von Valmy
Doch dann wendet sich das Kriegsglück. Die Kanonade von Valmy (Sept. 1792) verläuft siegreich, die Koalitionstruppen müssen
sich zurückziehen.
Johann W. von Goethe erlebt als Beobachter bei der preußischen
Armee die Kanonade von Valmy. Er kommentiert das Ereignis: „Von hier und heute geht eine neue Epoche
der Weltgeschichte aus, ...“
3.2 Der erste Koalitionskrieg
Erfolgreiche Gegenoffensive
Brief des Generaladjutanten der Nordarmee vom 9. Sept. 1792 mit handschriftlicher Militärfranchise „Dumouriez“.
Die Revolutionsarmee geht dann unter General Dumouriez zur Offensive über, sie erobert
Savoyen, besetzt das gesamte linke Rheinufer und die Niederlande.
3.2 Der erste Koalitionskrieg
„Mainzer Republik“ erste Demokratie in Deutschland
Am 21. 10. 1792 zwingen sie die schwache Garnison der Festung Mainz zur Kapitulation. Sofort nach der Okkupation bemüht man sich, Mainz und das linksrheinische Hinterland
in eine Republik umzugestalten und die französische Demokratie einzuführen. Bereits am 24. 2. 1793 finden freie Wahlen zu einem „Rheinisch-Deutschen Nationalkonvent“
statt, dem 130 Volksvertreter angehören, vornehmlich Bauern.
Ende September 1792 dringen die französischen Revolutionstruppen in ihrem „Kreuzzug für die Freiheit Europas“ in die Pfalz ein und installieren überall revolutionsfreundliche Regime.
3.2 Der erste Koalitionskrieg
„Mainzer Republik“ erste Demokratie in Deutschland
Das erste auf demokratischem Weg zustande gekommene Parlament der
deutschen Geschichte tritt am 17. 3. 1793 im Mainzer Deutschlandhaus
zusammen.
Georg Forster lehrt als Naturforscher in Mainz und gehört als deutscher
Jakobiner zu den Protagonisten der „Mainzer Republik“, deren
Vizepräsident er wird.
3.2 Der erste Koalitionskrieg
„Mainzer Republik“ erste Demokratie in Deutschland
Auf sich allein gestellt ist es jedoch nicht lebensfähig, deshalb beantragen Mainzer Deputierte in Paris die Angliederung an Frankreich. Am 30. März 1793 wird
dieser Antrag vom Pariser Konvent einstimmig angenommen, kommt aber nicht mehr zum Tragen.
Die „Mainzer Republik“, die von März bis Juli 1793 unter dem Schutz der französischen Revolutionstruppen auf dem Gebiet des heutigen Rheinhessen und der Pfalz mit Sitz in Mainz besteht, ist das erste auf bürgerlich-demokratischen Grundsätzen beruhende Staatswesen auf deutschen Boden.
3.2 Der erste Koalitionskrieg
„Mainzer Republik“ erste Demokratie in Deutschland
Denn zwischenzeitlich dringen preußische und österreichische Truppen, unter denen sich auch General von Langenau mit seinem Infanterie-Regiment befindet, auf das Gebiet des Freistaats vor und belagern ab 14. 4. 1793 die Festung Mainz, die sich
am 22. Juli 1793 ergibt. Damit endet nach nur wenigen Monaten die kurze Epoche der Mainzer Republik. Die erste deutsche Demokratie geht zu Ende bevor sie eigentlich beginnt.
3.3 Napoleon – Großer Feldherr und Missionar der Revolution
Der „Kaiser der Franzosen“ eilt von Sieg zu Sieg
Sieg über Österreich: die linksrheinischen Gebiete fallen 1801 endgültig an Frankreich.
Gleichzeitig reorganisiert er den französischen Staat und legt den „Code Civil“, ein weltweit exportiertes Zivilgesetzbuch, vor.
3.3 Napoleon – Großer Feldherr und Missionar der Revolution
Der „Kaiser der Franzosen“ eilt von Sieg zu Sieg
Am 2. Dez. 1805 besiegt Napoleon in der Schlacht bei Austerlitz
Österreich und Rußland
Am 14. Okt. 1806 werden Sachsen und Preußen bei Jena und Auerstedt
vernichtend geschlagen
3.3 Napoleon – Großer Feldherr und Missionar der Revolution
Der „Kaiser der Franzosen“ eilt von Sieg zu Sieg
Essay der Bundesdruckerei Berlin nach einem Entwurf von Goldammer zur Markenausgabe vom 27. Okt. 1955 Der preußische Feldpostillion befördert die traurige Nachricht der Niederlage bei Auersperg nach Berlin.
Der 14. Okt. 1806 ist ein schwarzer Tag in der preußischen Militärgeschichte, da Napoleon das Heer Friedrich Wilhelm II. vernichtend schlägt. „Tausendmal lieber sterben, als dies wieder erleben!“ stöhnt Hauptmann Gneisenau.
3.3 Napoleon – Großer Feldherr und Missionar der Revolution
Im Sturmgepäck der Revolutionsarmee die Parole der Französischen Revolution
Einlieferungsschein über einen Brief an die Verwaltung des Departements Röer.
Auf diesem Formular finden die Forderungen der Revolution „Liberté“ (Freiheit) und „Égalité“ (Gleichheit) ihren Platz.
3.3 Napoleon – Großer Feldherr und Missionar der Revolution
Im Sturmgepäck der Revolutionsarmee die Parole der Französischen Revolution
Napoleon zieht 1806 im Triumph durch das Brandenburger Tor, König Friedrich Wilhelm III hat Berlin fluchtartig verlassen.
Eine glückliche Beendigung von Feudalismus und Klassenprivilegien, eine nachdrückliche Proklamation der Menschenrechte, eine erlösende Rede– und Pressefreiheit. Diese Gedanken fallen auf fruchtbaren Boden.
3.3 Napoleon – Großer Feldherr und Missionar der Revolution
Im Sturmgepäck der Revolutionsarmee die Parole der Französischen Revolution
Die Berliner begrüßen ihn wie ihren Befreier von Feudalismus und Monarchismus. Die Parole der Französischen Revolution „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“
hatte sich in ihren Köpfen festgesetzt.
3.3 Napoleon – Großer Feldherr und Missionar der Revolution
Im Sturmgepäck der Revolutionsarmee die Parole der Französischen Revolution
Napoleon erweist dem Preußenkönig Friedrich seine Referenz und besucht sein Grab in der Garnisonkirche von Potsdam, denn in ihm verehrt er nicht nur den Feldherrn,
sondern auch den aufgeklärten Absolutisten, dessen Feldzüge und Staatsordnung er genau studiert hatte.
3.3 Napoleon – Großer Feldherr und Missionar der Revolution
Im Sturmgepäck der Revolutionsarmee die Parole der Französischen Revolution
Auch die Quadriga mit der Siegesgöttin auf dem Brandenburger Tor lässt er demontieren und nach Paris verbringen.
Das hindert ihn aber nicht daran, aus dem Arbeitszimmer Friedrichs des Großen in Sanssouci dessen Degen und Uhr mitzunehmen.
3.3 Napoleon – Großer Feldherr und Missionar der Revolution
Der Korse trifft nicht nur auf Anhänger, er hat auch viele Gegner in Deutschland
Der große Freiheitsdichter
Ernst Moritz Arndt , ein Weggeführte von Steins,
nennt Napoleon „Satans ältesten Sohn“.
Der von Napoleon als preußischer Reformminister gestürzte Freiherr vom und zum Stein ist ein glühender
Gegner.
3.3 Napoleon – Großer Feldherr und Missionar der Revolution
Der Korse trifft nicht nur auf Anhänger, er hat auch viele Gegner in Deutschland
Der Dichter Heinrich von Kleist bezeichnet Napoleon als „einen der Hölle entstiegenen Vatermörder“.
3.3 Napoleon – Großer Feldherr und Missionar der Revolution
Der Korse trifft nicht nur auf Anhänger, er hat auch viele Gegner in Deutschland
Turnvater Jahn fordert, die Franzosen zu vertreiben und eine Wüste zwischen beide Länder zu legen, um sie für
immer zu trennen.
3.3 Napoleon – Großer Feldherr und Missionar der Revolution
Bewunderer Napoleons
Der Philosoph Hegel bewundert Napoleon dagegen als
„eine Weltseele“.
Auch Beethoven verehrt Napoleon sehr und widmet ihm 1803 seine Symphonie „Sinfonia
Grande“ bzw. „Sinfonia Eroica“.
3.3 Napoleon – Großer Feldherr und Missionar der Revolution
Bewunderer Napoleons
Johann Wolfgang von Goethe sieht in Napoleon so etwas wie einen Weggefährten, der wie er vom Sturm und Drang zur Klassik gefunden hatte. Der Dichterfürst erblickt in ihm einen „Überwinder des Chaos“, den Ordner Europas.
3.3 Napoleon – Großer Feldherr und Missionar der Revolution
Bewunderer Napoleons
Napoleon revanchiert sich für die Verehrung und zeichnet Goethe mit dem von ihm gestifteten Kreuz der
Ehrenlegion aus.
3.4 Revolutionäre Reformen kennzeichnen den Weg ins neue Jahrhundert
Kommunale Selbstverwaltung und Wahlrecht
Das aktive Wahlrecht für alle Männer ist ein Mindesteinkommen (150 - 200 Taler), der sogenannte Zensus. Das passive Wahlrecht ist an Grundbesitz gebunden. Damit beginnt in
der Stadt die Demokratie, obgleich der Name noch verpönt ist.
Die Niederlage gegen Napoleon und eine enorme Staatsverschuldung bereiten in Preußen den Boden für Reformen. 1807 wird vom Freiherrn vom und zum Stein in Preußen die Leibeigenschaft abgeschafft, ein Jahr später die kommunale Selbstverwaltung eingeführt, verbunden mit dem Zensus-Wahlrecht.
3.4 Revolutionäre Reformen kennzeichnen den Weg ins neue Jahrhundert
Kommunale Selbstverwaltung - Gewerbefreiheit
Die erste gewählte Berliner Stadtverordneten-
Versammlung tagt 1809 in der Nicolai-Kirche.
Freiherr von Hardenberg setzt ab 1810 die
Reformarbeiten des Freiherrn vom Stein
fort und führt die Gewerbefreiheit ein.
Friedrich-Karl von Savigny begründet die historische
Rechtsschule und revolutioniert als
preußischer Minister die Gesetzgebung.
3.4 Revolutionäre Reformen kennzeichnen den Weg ins neue Jahrhundert
Reformierung des Bildungswesens
Wilhelm von Humboldt wird Leiter des Kultur– und Unterrichtswesens in Preußen, führt ein dreistufiges Schulsystem ein und gründet in Berlin die
Friedrich-Wilhelm- / Humboldt-Universität.
3.4 Revolutionäre Reformen kennzeichnen den Weg ins neue Jahrhundert
Neuordnung des Militärs
Auch das Her wird reformiert. General von Scharnhorst (li.) und der Heerführer Graf Neidhardt von Gneisenau (re.) bauen heimlich und dosiert ein
wieder schlagkräftiges Heer auf.
3.5 Das Ende der napoleonischen Herrschaft
Die Koalition befreit sich 1813 von der Vorherrschaft Napoleons
Das Freikorps des preußischen Offiziers Freiherr von Lützow wird zunächst bei Leipzig geschlagen.
3.5 Das Ende der napoleonischen Herrschaft
Die Koalition befreit sich 1813 von der Vorherrschaft Napoleons
Theodor Körner gehört als Freiwilliger mit zum Freikorps und schildert später in einem Gedicht „Lützows wilde verwegene Jagd“.
3.5 Das Ende der napoleonischen Herrschaft
Die Koalition befreit sich 1813 von der Vorherrschaft Napoleons
Preußens Generalfeldmarschall von Blücher (re.) besiegt die Franzosen jedoch an der Katzbach und trägt mit zum Sieg in der Völkerschlacht bei Leipzig bei.
Li. sein Stabschef von Gneisenau.
3.5 Das Ende der napoleonischen Herrschaft
Die Koalition befreit sich 1813 von der Vorherrschaft Napoleons
Der Frieden von Paris beendet zwei Monate später die Befreiungskriege. Frankreich wird auf die Grenzen von 1792 zurückgedrängt.
Zur Erinnerung an diesen grandiosen Sieg wird das Völkerschlacht-Denkmal auf dem ehemaligen Schlachtfeld errichtet und genau 100 Jahre später eingeweiht. Privatganzsache mit Bandstempel zur Erinnerung an die Weihe des Denkmals.
3.5 Das Ende der napoleonischen Herrschaft
Napoleon in Frankreich verbannt - in Deutschland Wegbereiter der Demokratie
Für Napoleon bedeutet die verlorene Schlacht bei Leipzig sein Ende.
Bereits am 6. 4. 1814 dankt er ab und geht ins Exil nach Elba.
Am 1. März 1815 kehrt er aus Elba zurück. Es beginnt seine „Herrschaft der Hundert
Tage“, in denen er sich erneut an die Spitze seiner Truppen stellt.
3.5 Das Ende der napoleonischen Herrschaft
Napoleon in Frankreich verbannt - in Deutschland Wegbereiter der Demokratie
Es kommt zur Schlacht bei Waterloo. Blücher spielt auch hier eine entscheidende Rolle und führt seine
Soldaten zum Sieg.
3.5 Das Ende der napoleonischen Herrschaft
Napoleon in Frankreich verbannt - in Deutschland Wegbereiter der Demokratie
Napoleon wird in der Schlacht von Waterloo am 18. Juni 1815 endgültig besiegt und auf die Atlantikinsel St. Helena verbannt, wo er auch stirbt. Damit ist die Ära
Napoleon I. Bonaparte endgültig vorbei.
3.5 Das Ende der napoleonischen Herrschaft
Napoleon in Frankreich verbannt - in Deutschland Wegbereiter der Demokratie
Probedruck in Rot auf Büttenpapier 1840 wird die Leiche Napoleons nach Frankreich überführt und im Pariser Invalidendom beigesetzt.
3.5 Das Ende der napoleonischen Herrschaft
Napoleon in Frankreich verbannt - in Deutschland Wegbereiter der Demokratie
In der Tat: Napoleon ist der Wegbereiter des deutschen Liberalismus, er legt den Grundstein zur Gleichheit aller und lenkt damit die ersten Schritte in Richtung Demokratie.
Der spätere Außenminister und Botschafter Chateaubriand stellt fest: „Man kann in Deutschland keinen Schritt tun, ohne Napoleon zu begegnen.“