31 DER BESUCH DER AMERIKANISCHEN FLIEGERHORST … (Land)/kennedy_… · officials, Kennedy’s...

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31 DER BESUCH DER AMERIKANISCHEN FLIEGERHORST-KASERNE IN LANGENDIEBACH Nach zwei Tagen der öffentlichen Auf- tritte in Köln und Bonn sowie der politischen Gespräche mit den höchsten Amtsträgern der Bundesrepublik bekam Kennedys Deutschlandvisite für rund 3 ½ Stunden einen militärischen Akzent. Der US-Präsident trat nun nicht allein als Staatsoberhaupt und Regierungschef auf, sondern vor allem als Oberbefehlshaber der amerikanischen Streitkräfte. An diesem Dienstagvormittag besuchte Kennedy zunächst die US-Armee und nahm eine Truppenparade auf dem Fliegerhorst in Langendiebach ab. Der Ort selbst war im Kalten Krieg symbol- trächtig. Der frühere Fliegerhorst Langen- diebach, heute zur Stadt Erlensee gehörig, war 1939 eröffnet worden und wurde bis zu seiner Zerstörung Ende 1944 von der Wehr- macht genutzt. Nach seiner Wiederherrich- tung und Nutzung durch die US-Streitkräfte spielte der Fliegerhorst eine wichtige strate- gische Rolle. Die Anlage lag im „Fulda-Gap“. In dieser osthessischen „Lücke bei Fulda“ erwarteten die NATO-Militär- strategen im Kriegs- fall mit dem War- schauer- Pakt einen Durchbruch der feindlichen Armeen von Thüringen her- kommend in Richtung des Verkehrskno- tenpunkts Frankfurt. Hier ragte das Gebiet des Warschauer Pakts am weitesten in das der NATO hinein. Den in dieser Region mas- sierten US-Militäreinheiten wäre die Auf- gabe zugefallen, einen feindlichen Über- raschungsangriff gemeinsam mit der Bundeswehr an vorderster Verteidigungs- linie aufzuhalten, zumindest aber zu ver- zögern. An diesem militärisch „heißen“ Ort des Kalten Krieges vermittelte der US-Präsident den rund 500 mitgereisten Pressevertretern und damit der Weltöffentlichkeit die Botschaft der defensiv ausgerichteten militärischen Stärke. Diese Botschaft richtete sich an die atlantischen Bündnispartner, insbesondere die Bundesrepublik, indem sie die un- bedingte Bündnistreue und militärische Einsatzbereitschaft der USA in Westdeutsch- land, wo über 250.000 US-Soldaten statio- niert waren, unterstrich. Der Sowjetunion machte Kennedy mit dieser Truppen- parade unmissverständlich klar, dass sein Angebot einer friedlichen Koexistenz beider Systeme nicht als Ausdruck von militärischer Schwäche misszuverstehen sei. Gegenüber der amerikani- schen Öffentlichkeit demons- trierte dieser Besuchstermin Kennedys zähe Entschlossenheit Nach der Landung seines Hubschraubers auf dem Fliegerhorst wird JFK von US-Generälen empfangen 1 Demonstrative Präsentation von Nuklearraketen 2 Abschluss der Truppenparade mit einer Ansprache des Präsidenten an seine Soldaten 3

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DER BESUCH DER AMERIKANISCHEN FLIEGERHORST-KASERNE IN LANGENDIEBACH

Nach zwei Tagen der öffentlichen Auf-tritte in Köln und Bonn sowie der politischenGespräche mit den höchsten Amtsträgernder Bundesrepublik bekam KennedysDeutschlandvisite für rund 3 ½ Stundeneinen militärischen Akzent. Der US-Präsidenttrat nun nicht allein als Staatsoberhauptund Regierungschef auf, sondern vor allemals Oberbefehlshaber der amerikanischenStreitkräfte. An diesem Dienstagvormittagbesuchte Kennedy zunächst die US-Armeeund nahm eine Truppenparade auf demFliegerhorst in Langendiebach ab. Der Ort selbst war im Kalten Krieg symbol-trächtig. Der frühere Fliegerhorst Langen-diebach, heute zur Stadt Erlensee gehörig,war 1939 eröffnet worden und wurde bis zuseiner Zerstörung Ende 1944 von der Wehr-macht genutzt. Nach seiner Wiederherrich-tung und Nutzung durch die US-Streitkräftespielte der Fliegerhorst eine wichtige strate-gische Rolle. Die Anlage lag im „Fulda-Gap“.In dieser osthessischen„Lücke bei Fulda“er war teten dieNATO-Militär-strategenim Kriegs-fall mitdem War-schauer-Pakt einenDurchbruch

der feindlichen Armeen von Thüringen her-kommend in Richtung des Verkehrskno-tenpunkts Frankfurt. Hier ragte das Gebietdes Warschauer Pakts am weitesten in dasder NATO hinein. Den in dieser Region mas-sierten US-Militäreinheiten wäre die Auf-gabe zugefallen, einen feindlichen Über-raschungsangriff gemeinsam mit derBundeswehr an vorderster Verteidigungs-linie aufzuhalten, zumindest aber zu ver-zögern.An diesem militärisch „heißen“ Ort des KaltenKrieges vermittelte der US-Präsident denrund 500 mitgereisten Pressevertretern unddamit der Weltöffentlichkeit die Botschaftder defensiv ausgerichteten militärischenStärke. Diese Botschaft richtete sich an dieatlantischen Bündnispartner, insbesonderedie Bundesrepublik, indem sie die un -bedingte Bündnistreue und militärischeEinsatzbereitschaft der USA in Westdeutsch-land, wo über 250.000 US-Soldaten statio-niert waren, unterstrich. Der Sowjetunion

machte Kennedy mit dieser Truppen-parade unmissverständlich klar, dass

sein Angebot einer fried lichenKoexistenz beider Systeme nichtals Ausdruck von militärischerSchwäche misszuverstehen sei. Gegenüber der amerikani-schen Öffentlichkeit demons-

trierte dieser BesuchsterminKennedys zähe Entschlossenheit

Nach der Landung seines Hubschraubers aufdem Fliegerhorst wird JFK von US-Generälenempfangen

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Demonstrative Präsentation von Nuklearraketen

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Abschluss der Truppenparade mit einerAnsprache des Präsidenten an seine Soldaten

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VISIT TO THE US AIRBASE AT LANGENDIEBACHAfter two days of public appearances inCologne and Bonn and talks with seniorofficials, Kennedy’s trip was given a militaryaccent with his appearance as Commanderin Chief of the US Armed Forces. On June25, 1963, Kennedy reviewed the troops atHanau Army Airfield. The former Langen -diebach German Airfield (now in Erlensee),had been opened in 1939 for the Wehr -macht until its destruction in late 1944.After being rebuilt, US Armed Forces were stationed there because of its strategiclocation. NATO military strategists expectedhostile armies coming from Thuringia topass through the “Fulda Gap” on their wayto Frankfurt in the event of a war with theWarsaw Pact. US military units concen-trated there would have had to stop, or atleast delay, a front-line attack, togetherwith the German Federal Armed Forces.At this hot spot of the Cold War, the Presi-dent communicated the message of adefensively oriented military strength toabout 500 press representatives in hisentourage, and thus to the world public.This message targeted the Atlantic allies,especially West Germany, and emphasizedabsolute loyalty to the Alliance as well asAmerica’s willingness to engage in militaryaction in West Germany where more than250,000 US servicemen were stationed.Thus Kennedy made it unmistakably clearto the Soviet Union that his offer of apeaceful coexistence of both systems wasnot to be misunderstood as an expressionof military weakness.This visit demonstrated Kennedy’s toughstance to the American public in the disputewith Communism– an important foreign-policy positioning in the upcoming presi-dential election campaign.Preparations for this visit had begun threemonths previously; 15,000 soldiers with thelatest weapons, including 700 tanks, anti-tank weapons, aircraft, radar units, andnuclear rockets, lined up to welcome theCommander in Chief. After a 21-gun salutedue him as President, Kennedy first in -spec ted an honor guard of American, Ger-man, Canadian and French soldiers andthe weapons on display. Then JFK addressedhis soldiers, thanking them for helping tosecure the peace. Kennedy, a highly deco-rated veteran of World War II, had lunchwith 300 soldiers at the Officers Mess.

After his helicopter landed at the air base, JFK was welcomed by US Generals.

Demonstrative presentation of nuclear rockets.The President concluded the review of the

troups with an address to his soldiers Inspection of the troups by the President in the

presence of General Freemann Menu for the luncheon with the President Attendance at the lunch with the President

was considered to be a great honor. 6

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und Un nachgiebigkeit in der Auseinander-setzung mit dem Kommunismus – eine wich-tige außenpolitische Positionierung im bevor-stehenden US-Präsidentschaftswahlkampf.

Die Vorbereitungen der US-Army auf diesenBesuch hatten bereits drei Monate zuvorbegonnen. Mit großer Perfektion nahmeine waffenstarrende KriegsmaschinerieAufstellung, um den Oberbefehlshaber deramerikanischen Streitkräfte zu begrüßen:neben 15.000 Soldaten modernste konven-tionelle Waffen, darunter 700 Panzer undgepanzerte Fahrzeuge, Panzerabwehrwaffen,Flugzeuge, Radaranlagen und schließlich

Nuklearraketen. Begrüßt mit den ihm alsPräsident zustehenden 21 Salutschüssen,schritt Kennedy zunächst eine Ehrenforma-tion amerikanischer, deutscher, kanadischer

und französischer Soldaten ab. Nach derAbnahme der Waffenschau im offenen Lincoln hielt Kennedy eine Ansprache andie Soldaten, in der er ihnen persönlich fürden Beitrag zur Sicherung des Friedensdankte. Selbst hochdekorierter Weltkriegs-veteran, suchte Kennedy bei einem ge -meinsamen Mittagessen mit 300 Soldatenim Offizierskasino den direkten Kontakt zurTruppe.

Abnahme der Truppenparade durch den Präsidenten in Beisein von General Freemann4

Speisekarte für das Mittagessen mit dem Präsidenten5

Die Teilnahme am gemeinsamen Mittagessen mit dem Präsidenten galt als hohe Auszeichnung 6