32 Leben 12. November 2012 … · Stutzt man sie zu sehr, könnten sie absterben. Ihre...

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B evor der Garten endgültig im Winterschlaf versinkt, gibt es noch einiges zu tun. Zum Beispiel das Laub vom Rasen entfernen. Es fördert nur die Bildung von Moos. Unter Sträuchern und auf Beeten darf es liegen bleiben, denn es dient Pflanzen und Wurzeln als Win- terschutz. Bis zum Frühjahr ver- rotten die Blätter und bilden Humus, der die Erdqualität ver- bessert. Ausserdem dient Laub im Garten kleinen Tieren als Winterquartier. Damit höher wachsende Zier- gräser die kommende Schneelast gut überstehen, binde ich sie zusammen. Das gibt ihnen Halt und schützt vor Fäulnis. Bei Dahlien sollten die Stiele zu- rückgeschnitten und die Knollen ausgegraben werden, da sie nicht winterfest sind. Am besten über- stehen sie die kalte Jahreszeit Garten Lust In der Kolumne «Gartenlust» gibt alle zwei Wochen eine Fachperson Tipps zu grünen Themen. in einer Kiste in einem trocke- nen dunklen Keller. Auch Rosen müssen winterfit gemacht werden. Entfernen Sie alles, was verblüht ist, und schneiden Sie sie sachte zurück. Rosenäste frieren in der Kälte oft zurück. Stutzt man sie zu sehr, könnten sie absterben. Ihre Wurzelstöcke schützt man am besten mit Erde, Kompost oder einer dicken Lage Laub. Sollte es ganz kalt werden, gebe ich noch eine Lage Reisig dazu. Die Kronen packe ich zusätzlich in Vlies und Jute ein. Das verhin- dert, dass sie bei Sonnenschein austreiben und dann bei grosser Kälte erfrieren. Gefässe, die mit Sommerflor be- pflanzt waren, sollten geleert und ausgewaschen werden. Da- nach stelle ich sie in den Keller oder bepflanze sie neu mit Sil- berblatt und Strauchveronika. Auch Gartenmöbel gehören jetzt ins Haus. So verhindert man, dass Metall rostet und dass Kälte sowie Temperaturschwankun- gen die Farbe rissig machen. Aufgezeichnet: Juliane Lutz TOURISMUS Darf man ein- fach Zimmer untervermieten? Grundsätzlich schon. Aber nur zu bestimmten Konditionen. Die Nachfrage nach Zimmern ist gross, das Angebot noch klein. Deshalb animieren Onlineplatt- formen wie Airbnb und Wimdu die Nutzer dazu, selbst auch ein Zimmer oder eine Wohnung an Touristen zu vermieten. Inter- essenten müssen dazu lediglich ein Formular mit Angaben zum Zimmer beziehungsweise zur Wohnung ausfüllen, eine Be- schreibung verfassen und Fotos hochladen. Mit einem Klick auf «Speichern» akzeptieren sie die Nutzungsbedingungen. Schon sind sie Minihoteliers geworden. Doch sind solche Vermietun- gen in der Schweiz überhaupt er- laubt? Hausbesitzer dürfen ihre Liegenschaft grundsätzlich ver- mieten. Abklären müssen sie, ob eine solche Nutzung zonenkon- form ist, ab welcher Grösse die strengeren Vorschriften der Gastgewerbegesetze zum Tragen kommen, ob Einnahmen ver- steuert und Kurtaxen eingezogen werden müssen. Stockwerkei- gentümer benötigen bei einer Umnutzung zusätzlich die Ein- willigung aller Miteigentümer der betreffenden Liegenschaft. Vorsichtig sein sollten Mieter, die ein Zimmer oder die ganze Wohnung untervermieten möch- ten. Sie müssen den Vermieter detailliert über ihr Vorhaben in- formieren. So steht es im Obliga- tionenrecht. Normale Untermie- ten – wie bei Wohngemeinschaf- ten – kann dieser zwar kaum ver- bieten. «Gewerbliche Tätigkeiten wie die Zimmervermietung an Touristen muss er aber nicht ak- zeptieren», sagt Thomas Oberle, Jurist beim Hauseigentümer- verband Schweiz. Der Vermieter muss nicht einfach zuschauen, wie ein Mieter aus der Wohnung Profit schlägt.» Ein wichtiges Kriterium ist der Preis: Der Mie- ter darf die Wohnung nicht teu- rer untervermieten, als dass er sie mietet. Verrechnen darf er aber Auslagen für die Ausstat- tung und für Dienstleistungen. Darf man Zimmer vermieten? «Mieter, die ohne Einwilligung gewerblich untervermieten, ris- kieren die Kündigung», sagt Tho- mas Oberle. Auf Schützenhilfe von Plattformen wie Airbnb können Betroffene nicht zählen. Schliesslich haben sie mit dem Klick auf den Speichern-Knopf den Nutzungsbedingungen zu- gestimmt. Damit verpflichteten sie sich, dass sie «keine Verein- barungen verletzen, die Sie mit Drittparteien geschlossen ha- ben» und dass sie «allen gelten- den Gesetzen, Steueranforde- rungen, Regeln und Bestimmun- gen entsprechen». Mathias Born «Mieter, die ohne Einwilligung gewerblich unter- vermieten, riskie- ren die Kündigung.» Thomas Oberle Jurist, Hauseigentümerverband Jeder ist Hotelier: Mieter, die Zimmer an Touristen untervermieten, verdienen gut. Bevor man einem Untermieter den Schlüssel übergibt, muss man aber die Einwilligung des Vermieters einholen. fotolia Leben Montag 12. November 2012 HEUTE: Eva Bruhin Garten- architektin, Eva Bruhin Design, Bern Letzte Handgriffe vor dem Winter 32 32 ANZEIGE

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Bevor der Garten endgültigim Winterschlaf versinkt,gibt es noch einiges zu

tun. Zum Beispiel das Laub vomRasen entfernen. Es fördert nurdie Bildung von Moos. UnterSträuchern und auf Beeten darfes liegen bleiben, denn es dientPflanzen und Wurzeln als Win-terschutz. Bis zum Frühjahr ver-rotten die Blätter und bildenHumus, der die Erdqualität ver-bessert. Ausserdem dient Laubim Garten kleinen Tieren alsWinterquartier.Damit höher wachsende Zier-gräser die kommende Schneelastgut überstehen, binde ich siezusammen. Das gibt ihnen Haltund schützt vor Fäulnis.Bei Dahlien sollten die Stiele zu-rückgeschnitten und die Knollenausgegraben werden, da sie nichtwinterfest sind. Am besten über-stehen sie die kalte Jahreszeit

GartenLust

In der Kolumne «Gartenlust» gibtalle zwei Wochen eine FachpersonTipps zu grünen Themen.

in einer Kiste in einem trocke-nen dunklen Keller.Auch Rosen müssen winterfitgemacht werden. EntfernenSie alles, was verblüht ist, undschneiden Sie sie sachte zurück.Rosenäste frieren in der Kälteoft zurück. Stutzt man sie zusehr, könnten sie absterben. IhreWurzelstöcke schützt man ambesten mit Erde, Kompost odereiner dicken Lage Laub. Solltees ganz kalt werden, gebe ichnoch eine Lage Reisig dazu. DieKronen packe ich zusätzlich inVlies und Jute ein. Das verhin-dert, dass sie bei Sonnenscheinaustreiben und dann bei grosserKälte erfrieren.Gefässe, die mit Sommerflor be-pflanzt waren, sollten geleertund ausgewaschen werden. Da-nach stelle ich sie in den Kelleroder bepflanze sie neu mit Sil-berblatt und Strauchveronika.Auch Gartenmöbel gehören jetztins Haus. So verhindert man,dass Metall rostet und dass Kältesowie Temperaturschwankun-gen die Farbe rissig machen.

Aufgezeichnet: Juliane Lutz

TOURISMUS Darf man ein-fach Zimmer untervermieten?Grundsätzlich schon. Aber nurzu bestimmten Konditionen.

Die Nachfrage nach Zimmern istgross, das Angebot noch klein.Deshalb animieren Onlineplatt-formen wie Airbnb und Wimdudie Nutzer dazu, selbst auch einZimmer oder eine Wohnung anTouristen zu vermieten. Inter-essenten müssen dazu lediglichein Formular mit Angaben zumZimmer beziehungsweise zurWohnung ausfüllen, eine Be-schreibung verfassen und Fotoshochladen. Mit einem Klick auf«Speichern» akzeptieren sie dieNutzungsbedingungen. Schonsind sie Minihoteliers geworden.

Doch sind solche Vermietun-gen in der Schweiz überhaupt er-laubt? Hausbesitzer dürfen ihreLiegenschaft grundsätzlich ver-mieten. Abklären müssen sie, obeine solche Nutzung zonenkon-form ist, ab welcher Grösse diestrengeren Vorschriften derGastgewerbegesetze zum Tragenkommen, ob Einnahmen ver-steuert und Kurtaxen eingezogenwerden müssen. Stockwerkei-gentümer benötigen bei einerUmnutzung zusätzlich die Ein-willigung aller Miteigentümerder betreffenden Liegenschaft.

Vorsichtig sein sollten Mieter,die ein Zimmer oder die ganzeWohnung untervermieten möch-ten. Sie müssen den Vermieterdetailliert über ihr Vorhaben in-formieren. So steht es im Obliga-tionenrecht. Normale Untermie-

ten – wie bei Wohngemeinschaf-ten – kann dieser zwar kaum ver-bieten. «Gewerbliche Tätigkeitenwie die Zimmervermietung anTouristen muss er aber nicht ak-zeptieren», sagt Thomas Oberle,Jurist beim Hauseigentümer-verband Schweiz. Der Vermietermuss nicht einfach zuschauen,wie ein Mieter aus der WohnungProfit schlägt.» Ein wichtigesKriterium ist der Preis: Der Mie-ter darf die Wohnung nicht teu-rer untervermieten, als dass ersie mietet. Verrechnen darf eraber Auslagen für die Ausstat-tung und für Dienstleistungen.

Darf man Zimmer vermieten?

«Mieter, die ohne Einwilligunggewerblich untervermieten, ris-kieren die Kündigung», sagt Tho-mas Oberle. Auf Schützenhilfevon Plattformen wie Airbnbkönnen Betroffene nicht zählen.Schliesslich haben sie mit demKlick auf den Speichern-Knopfden Nutzungsbedingungen zu-gestimmt. Damit verpflichtetensie sich, dass sie «keine Verein-barungen verletzen, die Sie mitDrittparteien geschlossen ha-ben» und dass sie «allen gelten-den Gesetzen, Steueranforde-rungen, Regeln und Bestimmun-gen entsprechen». Mathias Born

«Mieter, die ohneEinwilligunggewerblich unter-vermieten, riskie-ren die Kündigung.»

Thomas OberleJurist, Hauseigentümerverband

Jeder ist Hotelier: Mieter, die Zimmer an Touristen untervermieten, verdienen gut. Bevor man einem Untermieterden Schlüssel übergibt, muss man aber die Einwilligung des Vermieters einholen. fotolia

Leben Montag12. November 2012

HEUTE:Eva BruhinGarten-architektin,Eva BruhinDesign, Bern

Letzte Handgriffevor dem Winter

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Leben@(GetDate#PageHeader(01.10.2012;DLayout/66-22021082;Doppel=Typ2)) Agenda Seite 29

www.bernerzeitung.ch

Sammler schadenden Pilzen nichtZum Schutz der Pilze gibtes vielerorts Sammelbe-schränkungen und Schon-tage. Nun zeigen Studien:Sammeln schadet denPilzen gar nicht. SEITE 28

Interessante Brettspiele machenUnmögliches möglich. Beispiels-weise exotische Reisen an denRand der Erde und darüber hin-aus. Doch Unbekanntes gibtsauch gleich um die Ecke. EinReisebericht.

Geschäfte statt Ferienin der SüdseeAn Hawaii haften viele Klischees.Auch im gleichnamigen Brett-spiel kommen Hulatänzerinnen,Surferboys und allerlei Muschelnvor. Für Ferien ist aber kaumZeit. Es gilt Hütten aller Art zukaufen, sie bringen Siegespunkteund andere Vorteile. Der Schnel-lere kommt zuerst und brauchtweniger zu bezahlen. Dafürfährt er andernorts teurer. Oderkommt gleich ganz zu spät. Einknallhartes Optimierungsspielalso, trotz der lockeren Südsee-stimmung.

Wichtig ist das richtige Planenund Agieren. Die meisten Infor-mationen liegen offen aus. Dagibt es unzählig viele Möglichkei-ten zum Handeln. Aber nicht alleWege führen zum Erfolg. Wichtigist daher ein optimales Timing.Und das gute Beobachten derGegner. «Hawaii» ist eine echteHerausforderung für Kenner undKönner. Die Anleitung ist raschverstanden. Wer dennoch nichtzurechtkommt, kann ja immernoch Ferien machen. Mit Hula-tänzerinnen und Surferboys.

Rohstoffhandel beiMinustemperaturenNoch weniger Ferienstimmungherrscht in «Siberia». ZweiteiligePlättchen ermöglichen unter-schiedliche Aktionen oder denAbbau von Bodenschätzen. VonWladiwostok aus wird die bitter-kalte Eiswüste erschlossen. Jemehr Arbeiter im Einsatz sind,desto mehr Rohstoffe könnenverarbeitet werden. Doch erst de-ren Verkauf an einer der Börsenentscheidet über das effektiveEinkommen. Etwas Glück istnötig beim Ziehen der Plättchen.

BRETTSPIELE Wer unter-wegs ist, hat viel zu erzählen.Besonders von Zielen, diekaum jemand sonst kennt.Und von ganz speziellenReisen. So wie diese.

Stubenhocker als WeltenbummlerNoch wichtiger aber ist derengeschickter Einsatz. Die Gegnerschlafen nicht, ganz im Gegen-teil. Unklar daher, ob geplanteAktionen gelingen. Oder obein Mitspieler zuvorkommt. DieAktionswahl ist interessant undbietet genügend taktischenTiefgang. Dennoch bleibt dasinteraktive Wirtschaftsspiel stetserstaunlich leichtfüssig und ele-gant. Und begeistert auf Anhieb.

Flugsimulatoren undEchtzeitgefahrenNoch viel wichtiger ist ein gutesTiming, wenn es ins Weltall geht.Da muss jedes Detail stimmen.Deshalb üben die Spieler bei«Space Alert» zuerst im Flug-simulator. Dann aber gilt es ernst.Das Spielkonzept ist einmalig.Während exakt 10 Minuten wer-den die Spieler mit Informatio-nen und Ereignissen aller Artkonfrontiert. Mal fallen die Bord-systeme der Raumkapsel aus.Oder ein Meteorit fliegt auf Kolli-sionskurs. Gemeinsam sind Wegezu suchen, um die Probleme zulösen. Dazu werden Spielkartenmit den einzelnen Aktionen aus-gelegt. Dann folgt eine zweiteRunde zum Auswerten, ob allesrichtig geklappt hat.

Am Anfang sind alle überfor-dert. Wer hat schon Flugerfah-rung im All? Die Lernkurve aberverläuft steil nach oben. Dochschon im nächsten Level folgenneue Gefahren und Probleme.Ein ständiger Kampf ums Über-leben. Und ein Test für die Ko-operationsfähigkeit der Spieler.«Space Alert» ist ein Echtzeit-Chaosmanagementspektakel derSuperklasse. Eine echte Heraus-forderung für alle. Und mit derErweiterung «Unendliche Wei-ten» wird alles noch komplexer.Was für ein Abenteuer!

Puzzlespiel fürnachhaltige TierfreundeDas komplette Gegenteil ist dafür«Siebenpunkt». Erholung pur.Doch sogar hinter dem Haus war-ten knifflige Aufgaben. Auf einemStück Brachland sind Lebensräu-me für unterschiedlichste Tierezu schaffen. Dazu werden Land-schaften gestaltet, Bäume gesetztund Pflanzen gesät. Das Herzjedes Hobbygärtners schlägt

augenblicklich höher. Aber dientdas Ganze auch den Tieren?

Wer die Anforderungen erfüllt,erhält wichtige Siegpunkte. Dieanderen gehen leer aus. Selbsthier gibt es also Wett-bewerb undKonkurrenz-kampf. Spe-zielle Auf-tragskartenmachen allesnoch anspruchs-voller. Umsoschöner, wennauch komplexe Auf-gaben erfüllt wer-den. Ein Spiel fürTüftler und Puzzle-fans. Gemeinsam her-ausgegeben mit IP-Suisse, der Vereinigungfür umweltschonendeund tiergerechte Land-wirtschaft. Selten zuvorwurde Wissenswertes aufso wunderschöne Weise ver-mittelt.

Bernhard Zaugg

• «Hawaii» von Gregory Daigle,2–5 Spieler ab 10 Jahren, 60–90Minuten, 55 Fr., Hans im Glück.• «Siberia» von Reiner Stock-hausen, 2–4 Spieler ab 10 Jahren,60 Minuten, 59 Fr., DLP Games.• «Space Alert» und «UnendlicheWeiten» von Vlaada Chvatil, 1–5Spieler ab 12 Jahren, 30 Minuten,56 und 30 Fr., Czech Games Edition.• «Siebenpunkt» von CyrilBucher, 2–5 Spieler ab9 Jahren, 30–60 Minuten,45 Fr., Fata Morgana.

Ein Reisebericht: VomWeltall in «Space Alert»(grosses Bild sowie untenrechts) über Sibirien undden Garten hinter demHaus nach Hawaii. Bilder zvg

Das Gartenhaus erlebt im Mo-ment ein Comeback. Vor allemin den englischsprachigen Län-

dern ist Shedworking, das Arbeiten imSchuppen, angesagt. Ein Grund dürftesein, dass die Wirtschaftskrise dort vieleJobs eliminiert hat und sich die Leutezwangsweise selbstständig machten.Je nach Wohnort kommt ein «gardenoffice» oft günstiger als Fahrtkostenund Ausgaben für ein Büro in der City.Es sind aber nicht nur Kreative, die imGartenhaus arbeiten. Auch Psychologenund Anwälte haben diese Option fürsich entdeckt.Der Trend führt dazu, dass die Garten-hütte in neuen Formen wieder aufer-steht. Besonders Grossbritannien hatsich zu einer Brutstätte originellerShed-Ideen entwickelt. Selbst die Häus-chen von der Stange sehen dort gut aus.Zum Beispiel der Archipod (www.ar-chipod.com). Die Arbeitskugel ist mit

GartenLustdrei oder vier Meter Durchmesser er-hältlich. Damit passt sie in den kleinstenGarten. Hübsch sind auch die roman-tischen Gartenhäuser von Fernhills(www.fernhills.co.uk), die an Zirkus-wagen erinnern.Wer Ideen sucht, dem empfehle ich zweiBücher: Jane Field Lewis zeigt in «Mei-ne hippe Hütte» (Gerstenberg) denSchreibschuppen von George BernardShaw, aber auch Sheds junger Kreativerin den USA. «Garden offices» stehenbei Thomas Drexel weniger im Vorder-grund. In «Fantasievolle Gartenhäuser»(DVA), das im Oktober erscheint, sindTeepavillons, Baumhäuser und Out-doorküchen zu sehen. Zum Träumenschön sind sie alle und machen Lustauf ein eigenes Gartenhaus.Bevor man mit dem Hüttenzauber be-ginnt, sind einige Vorüberlegungen nö-tig. Will man im Gartenhäuschen Geräteunterbringen oder es als Aufenthalts-

raum nutzen? Ist Letzteres der Fall,muss man sich Gedanken über Technik,Isolierung und Beheizungsmöglichkei-ten machen. Egal, ob man die Hütte alsAbstellraum oder Büro nutzt, im KantonBern ist dafür eine kleine Baubewil-ligung nötig.Wer kann, lässt sich ein individuellesGartenhaus bauen. Allen anderen bleibtnur das Fertigmodell. Wer hierzulande

In der Kolumne «Gartenlust» gibt alle zweiWochen eine Fachperson Tipps zu grünenThemen.

nicht fündig wird, sollte sich in Gross-britannien umschauen. Viele Händlerliefern auch in die Schweiz. Wichtig istnoch, dass man den Shed in den Garteneinbettet, zum Beispiel in eine Baum-oder Sträuchergruppe. Damit er amEnde nicht wie ein Fremdkörper wirkt.Und sein Stil sollte zum Haus passen.Auch zahlt es sich aus, den Ort des Gar-tenhäuschens je nach Verwendungs-zweck klug zu wählen. Wer dort Kundenempfängt, stellt es am Eingang des Gar-tens oder bei der Garage auf. So kommenBesucher bei Regen trockenen Fussesdorthin und müssen nicht extra in Gum-mistiefel schlüpfen. Bewirte ich Gästeim Häuschen, ist eine Lage nah am Hausideal, damit der Weg in die Küche nichtweit ist. Aufgezeichnet: Juliane Lutz

Das Gartenhaus erblüht derzeit in neuenFormen. Hier der Archipod aus England. zvg

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NATUR

HEUTE:Eva BruhinGartenarchitektin, EvaBruhin Design, Bern

Neuer Hüttenzauberim Garten

Auch der Herbst hat seineReize. Zu den grösstengehört für mich die Far-

benpracht in den Gärten: Gold,Orange, Rostbraun, Gelb, Bern-stein und Dunkelrot. Das warmeHerbstlicht verklärt die Farbennoch mehr. Dieser Zauber lässtsich durch die geschickte Aus-wahl von Bäumen, Sträuchernund Stauden noch intensivieren.

Eine ganz besondere Färbungnimmt beispielsweise der Judas-baum an. Diese Mischung ausGold und Aubergine fasziniertmich stets aufs Neue. In einemwarmen Weinrot leuchtet dieAmerikanische Weissesche(siehe Foto), während sich derFeldahorn im Herbst zur gold-enen Kugel wandelt. Zu meinenFavoriten gehört auch der Zier-apfelbaum. Selbst wenn er kahlist, trägt er noch rote oder rot-gelbe Früchte. Wer die FarbeGelb lieber mag, dem empfehleich die Sorte «Malus Golden Hor-net». Ist der Boden frostfrei,kann man noch bis Mitte De-zember Bäume pflanzen.

Auch Sträucher kann manjetzt gut setzen. Die sinkendenTemperaturen verwandeln ihreSamen und Früchte in kleineKunstwerke. Hübsch ist der Ge-meine Schneeball mit seinenleuchtend hellroten Beeren.Auch das gelb blühende Brand-kraut mit seinen etagereförmi-gen Samenständen macht sich

GartenLust

In der Kolumne «Gartenlust» gibtalle zwei Wochen eine FachpersonTipps zu grünen Themen.

gut im Garten. Für einen zusätz-lichen Farbkick sorgen blau-vio-lette Herbstastern, weisse, ro-safarbene und dunkelroteHerbstanemonen und die gelbeSonnenbraut. Ein Blickfang istnatürlich auch die Lampion-pflanze mit ihren auffallendorangen Früchten. Schön findeich, dass Dahlien gerade wiederentdeckt werden, denn sie ge-hören für mich zum Herbst ein-fach dazu. Sie blühen bis zumersten Frost. Prächtige Exem-plare sind die dunkelrote Dahlie«Bishop of Auckland» und diekorallenfarbene Dahlie «HappyHalloween».

Aufgezeichnet: Juliane Lutz

Eine herbstliche Augenweide ist dieAmerikanische Weissesche. Eva Bruhin

«leben-gartenlust» (Ressort: leben / Ausgabe: st)Gedruckt von juliane.lutz am 17.10.2012 12:16:37

HEUTE:Eva BruhinGartenarchitek-tin, Eva BruhinDesign, Bern

Pflanzen Sie sichden Herbst bunt

SPIELPREIS Die Jury tagt.Heute Mittag gibt sie bekannt,welchen der drei Kandidatensie zum Kinderspiel des Jahreskürt. Alle drei dieser Spielebieten viel Abenteuer undgrosses Spektakel, wie einSpieltest mit Kindern zeigt.

Der fünfjährige Matthiaskanns kaum glauben: Nils,der Drache, hat den Rit-terschatz gestohlen undauf seinen Felsen ge-schleppt. Das geht gar nicht.Die kleinen Drachenritter wol-len rasch den Felsen stürmen, umNils den Schatz abzujagen. Dochder Aufstieg ist gefährlich. Jeder-zeit droht der Absturz. Ausser-dem wirft Nils mit Steinbrocken,um die Kletterer abzuwehren.

Ein dreidimensionaler Spiel-plan dient in «Die kleinen Dra-chenjäger» als Felsen. ZumTurmbau können die rumliegen-den Gegenstände verwendet wer-den. Aber nicht alle sind geeignet:Teilweise sind sie unförmig. Umbauen zu können, braucht es eineruhige Hand. Dennoch kommenauch die Kleinen damit zurecht.

Alle sind erleichtert, wenn Nilsden Schatz hergeben muss. Mat-thias will es sofort nochmals pro-bieren, und alle anderen auch.Dieses Spiel bereitet offensicht-lich grossen Spass. Und es fördertdie Feinmotorik der Kinder.

Chaos in der HexenkücheDüster ist dagegen der Wechsel indie Hexenküche. In «Spinnengiftund Krötenschleim» werden

Monster gebraut. Die Spieler sol-len genau diese Zutaten herbei-schaffen. Nathalie ist das nichtgeheuer. Sie macht dennoch mit.Zu aufregend ist das Ganze, umabseitsstehen zu können.

Zum Einsammeln der Zutatenmuss das richtige Plättchen auf-gedeckt werden. Doch wo befin-det sich der Stinkepilz und wo derMäusedreck? Wer das Gesuchtefindet, erhält eine Belohnung.Ausserdem darf ein Chip in den

Kessel geworfen werden, bis die-ser überkocht und ein Ungeheuerfreigibt. Eklig ist das, aber faszi-nierend. Nur wenn ein Koboldaufgedeckt wird, steht alles still.

Zum Sieg braucht es gutes Er-innerungsvermögen. Ausserdem

ist strategisches Geschickbei der Wahl

der Chips undWürfelglück

nötig. Diese Kom-bination gefällt al-

len, selbst Nathalie.Trotz der ungewöhnlichen

Zutaten fürs Monstergebräu.

Gespensterjagd mit HaustierTumult gibts auch bei «SchnapptHubi!»: Dauernd klaut das Haus-gespenst den Tieren Leckereien.Einige Hasen und Mäuse versu-chen nun, den Dieb zu fangen.

Drachen, Monster und ein keckes Gespenst

Gespenst verscheuchen: Hubi klautLeckereien. Das muss aufhören! zvg

Eklig, aber spannend:In diesem Spiel soll man Spinnengiftund Krötenschleim sammeln. Wiegut das der Jury des Preises «Kinder-spiel des Jahres» gefällt, gibt sieheute Mittag bekannt. Bilder zvg

Die übrigen Hausbewohner ge-ben Tipps. Aber erst wenn alleZaubertüren offen sind, geht dieJagd nach Hubi richtig los. Nunmüssen die Spieler eng zusam-menarbeiten. Die eingebauteElektronik macht das Spiel zu ei-nem Abenteuer: Jede Partie ver-läuft anders. Einige Durchgängekönnen von Hasen übersprungenwerden, bei anderen finden ein-zig Mäuse Platz. Zudem gibt esdrei Schwierigkeitsstufen.

«Schnappt Hubi!» ist ein hin-reissendes Spiel, das allen gefällt.Nur die immer wiederkehrendenMeldungen der Elektronik ner-ven bald einmal. Doch Nathalieist das egal. Sie will Hubi jagen,immer wieder neu. Recht hat sie.

Bernhard Zaugg

«Die kleinen Drachenritter», MarcoTeubner, 2–4 Spieler ab 5 Jahren, 38Franken, Huch. «Spinnengift undKrötenschleim», Klaus Teuber, 2–4Spieler ab 6 Jahren, 35 Franken,Kosmos. «Schnappt Hubi!», SteffenBogen, 2–4 Spieler ab 5 Jahren, 65Franken, Ravensburger.

AUCH FÜR ERWACHSENE

Kinderspiele überzeugen oft mitguten und unverbrauchtenIdeen. Da wird mehr geboten alsder wiederholte Abklatsch desMemospiels. Stattdessen sorgenMagnete, Spiegel, Katapulte oderGummibänder für Abwechslung,bei einigen Spielen muss gepus-tet und bei anderen der Tastsinneingesetzt werden. Die Vielfalt

kennt kaum Grenzen. Gleich blei-bend ist die sorgfältige Ausge-staltung und Verarbeitung sol-cher Spiele. Gerne machen daherauch Erwachsene mit, die keinelangen Regelerklärungen wün-schen. Auspacken und loslegen,das ist die Devise vieler. WelcheErwachsenen nehmen es alsoauf mit Nils oder Hubi? bzg

Holz ist ein wunderbares,lebendiges Material undim Garten wieder sehr

angesagt. Allerdings ist das The-ma Holz auch komplex. Das zeigtsich bereits beim Kauf von Bret-tern und Möbeln. Je härter dasHolz ist, umso besser trotzt esden Klima- und Wetterbedin-gungen. Tropenholz erfüllt die-ses Kriterium, lässt sich abernicht immer mit umweltbewuss-tem Denken vereinen. Für denExport dieser Hölzer wurden anmanchen Orten Asiens ganzeWälder rücksichtslos abgeholzt.Einheimische und europäischeHölzer sind unbe-handelt meist zuweich, um im Gartenverwendet zu wer-den. Ausnahmensind Eichen undzum Teil auch Edel-kastanien sowie Lär-chen. Ihr Holz istaber eher teuer. Mitbestimmten Verfah-ren wie der chemi-schen Imprägnierung kann wei-ches Holz haltbarer gemachtwerden. Doch dieser Prozessbelastet die Umwelt sehr. In derletzten Zeit werden immer mehrProdukte angeboten, deren Holzmit Hitze behandelt wurde unddie dadurch eine längere Lebens-dauer haben. Diese Thermisie-rung ist wesentlich umweltscho-nender. Es lohnt sich also, beimHändler zu fragen, wie das Holz

GartenLust

behandelt wurde. Oder man hältsich gleich an Baumaterial undMöbel, die das FSC-Label tragen.Es steht für Produkte aus um-weltgerechter und sozialverträg-licher Waldwirtschaft. Händler-listen finden Sie im Internetunter www.fsc-schweiz.ch.Auch praktische Überlegungensind sinnvoll, bevor Sie in denBaumarkt fahren oder Möbelkaufen. Wenn Sie gerne barfussgehen oder Kinder haben, ist einHolzdeck nur bedingt geeignet.Es sei denn, es macht Ihnennichts aus, öfter Splitter ausZehen zu ziehen. Holz lebt, das

heisst, es verziehtsich, und Harz kannaustreten. Wen dasstört, entscheidetsich besser fürKunststoff- oderMetallmöbel undeinen Plattenboden.Damit Holz ansehn-lich bleibt, sollte esnicht direkt Kontaktmit dem Erdreich

haben. Die Feuchtigkeit, die sichdarin staut, könnte das Holzfaulen lassen. Wer lange Freudean den Möbeln haben will, stelltsie unter ein Vordach, wo sie vorRegen geschützt sind. Und bringtsie im Winter in den Keller.

Aufgezeichnet: Juliane Lutz

In der Kolumne «Gartenlust» gibtalle zwei Wochen eine FachpersonTipps zu grünen Themen.

Aus Eichenholz: Bank vonManufactum, 598 Fr.

Gipfelsturm: Mit improvisiertenLeitern jagt man den Drachen. zvg

Leben Montag11. Juni 2012

HEUTE:Eva BruhinGartenarchitektinEva Bruhin DesignBern

Nicht jedes Holz gehört in den Garten

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LebenMontag, 5. März 2012 Agenda Seite 33

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Hast du esschon gehört . . . ?Wir wissen: Klatsch undTratsch kann verletzen.Weshalb lästern wirtrotzdem? Ganz einfach:weil wir von Natur ausgeschwätzig sind. SEITE 30

Denken Sie beim WortWintergarten auch anprächtige Glas- und

Stahlbauten aus viktorianischenZeiten? Schade, dass die meistenvon uns daheim mit einembescheideneren Modell vorlieb-nehmen müssen. Der Retrostilist für Wintergärten aber keinMuss. Gerade zu einem altenSteinhaus mit Charakter passtein schlichter Glasquader vielbesser, da er mit ihm nicht inKonkurrenz tritt.

Der Garten hat uns noch nichtvoll in Beschlag genommen. Da-her ist jetzt eine gute Zeit, deneigenen Wintergarten zu planen,den man natürlich das ganzeJahr über nutzt. Sogar an kühlenSommerabenden. Bevor Sie sichfür ein Modell entscheiden, soll-ten Sie sicher sein, dass er zumHaus und zur Umgebung, in derSie wohnen, passt. Südlage istobligatorisch, damit die Sonnen-einstrahlung ideale Bedingun-gen für die Pflanzen darin bietet.

Bei den Gerüsten können Sieunter Holz, Metall und Kunst-

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In der Kolumne «Gartenlust» gibtalle zwei Wochen eine FachpersonTipps zu grünen Themen.

stoff wählen. Bei Letzterem sindSpannweite und Höhe begrenzt.Metall ist unverwüstlich, leitetaber Kälte und kann die Tem-peratur im Winter drinnen etwasweiter absinken lassen. Holz istein guter Wärmeleiter, auf Dauerkönnen ihm aber das Kondens-wasser und die Feuchtigkeit, dievon aussen eindringt, zusetzen.

Leider ist ein Wintergartenkeine günstige Angelegenheit.Bei der Glashülle müssen Sie proQuadratmeter mit rund 1200Franken rechnen. Eine wenigeraufwendige Möglichkeit wäre,die Terrasse zu verglasen. ImSommer kann man die faltbarenGlaswände einfach öffnen.

Mediterrane Pflanzen wie Ka-melien, Palmen, Zitronen-, Lor-beer- und Feigenbäume gedei-hen in einem Wintergarten ambesten, da die Temperaturendort dem Klima in ihrer Heimatentsprechen. Da es im Winter-garten über 35 Grad warm wer-den kann, sollte man unbedingtan die Beschattung denken.

Aufgezeichnet: Juliane Lutz

Auch moderne Wintergärten habenCharme. Modell von Solarlux. zvg

Eineiige Zwillinge, die nach derGeburt getrennt werden, entwi-ckeln sich in den ersten Jahrenähnlich. Je älter sie aber werden,desto mehr bestimmt die Umweltüber sie. So bekommt ein Zwil-ling Diabetes, während der ande-re völlig gesund ist; so wird dereine Klassenbester, während derandere von der Schule fliegt.

Individuelle ReaktionenÄhnliches gilt auch für Bäume.Das haben kanadische Forscherum Malcolm Campbell geradeerst an Pappeln gezeigt: Siepflanzten genetisch exakt gleicheBäume, die aber in weit vonein-ander entfernten Provinzen Ka-nadas aufgewachsen waren, zu-sammen in einer Klimakammerin einen Meter hohe Töpfe. Diejungen Pappeln schlugen neueWurzeln, fühlten sich im neuenBoden zunächst wohl. Dann wur-de ihnen das Wasser entzogen –um zu testen, wie sie in ihremneuen Umfeld mit Stress umge-hen. Die Forscher der Universityof Toronto Scarborough glaub-ten, dass sich alle Pflanzen gleichweiterentwickeln würden, dennin ihrer Genetik unterschiedensie sich ja nicht.

Je nach Herkunftsort reagier-ten die Pappeln jedoch ganz indi-viduell auf die künstliche Dürre.Bäume aus Manitoba etwa dros-selten den Wasserverlust überdie Blattoberfläche viel früher alsdie Setzlinge aus Saskatchewan.Auch genetisch sprachen diePflanzen unterschiedlich auf denfür alle exakt gleich heftigen Tro-ckenstress an. Und es ging nichtetwa nur um ein paar wenigeGene – sondern um Hunderte. Eslag auf der Hand: Die Bäume er-innerten sich tatsächlich an das

NATUR Bäume vergessen nicht. Das konnten kanadischeForscher an Pappeln nachweisen. Manche Biologen behauptensogar, dass die Erinnerung an nachfolgende Generationenweitergegeben werden kann.

Das Gedächtnis der Bäume

Klima und die Geografie ihresUrsprungsortes.

Gärtner oder Bauern kennendiesen Effekt schon etwas länger– als Baumschuleneffekt. Jenachdem, aus welcher Baum-schule genetisch vergleichbareSprösslinge kommen, gedeiht dereine prächtig, während der an-dere nur spärlich wächst. «DerBaumschuleneffekt war kaumuntersucht, zumindest nicht sys-tematisch und auf molekularerEbene», sagt die Biologin Katha-rina Bräutigam, die an dem Ex-periment massgeblich beteiligtwar. «Er hat sich jetzt bestätigt.»

Pflanzen vergessen nichtDass Pflanzen etwas behaltenkönnen, zeigen Versuche mit jun-gen Sprösslingen, die in einersalzhaltigen Nährlösung aufge-zogen und nach Jahren in salzar-mer Erde wieder in salzhaltigenBoden eingegraben werden, ohnedass sie eingehen. «Die Pflanzehat sich an ihre Jugendzeit erin-nert», erklärt die Schweizer Bio-login und GentechnikexpertinFlorianne Koechlin.

Eine andere Schweizerin, Bar-bara Hohn, hat als eine der Ers-ten nachgewiesen, dass es so et-was wie ein Zellgedächtnis gibt.Pflanzen, so stellte die BaslerMolekularbiologin 2006 fest,können sich an Stresserlebnisseerinnern – sogar über Generatio-nen hinweg. Hohn und ihre Ar-beitsgruppe demonstrierten dasan einer Pflanze namens Acker-schmalwand. Das unscheinbare,krautige Gewächs gilt als die «La-bormaus der Pflanzengenetik».Die Forscher traktierten diesPflänzchen mit UV-Strahlen undChemikalien, um einen Schäd-lingsbefall vorzutäuschen. Das

Ergebnis: Das Erbgut der Pflanzewurde anders abgelesen. Und so-gar die Nachkommen der Acker-schmalwand zeigten bis in diefünfte Generation Stressreaktio-nen, obwohl sie dem Stress garnicht mehr ausgesetzt waren.Hohn konnte dies anhand von ge-netischen Markern zeigen. «DerEinfluss von aussen ist vererb-bar», sagt sie.

Lamarck hatte doch rechtEine Aussage, die vielen Biologenimmer noch unangenehm ist,weil sie nach Lamarck klingt, dererklärt hatte, dass Lebewesen dieangelernten Eigenschaften derEltern erben können. Das war,bevor Charles Darwin Mitte des19. Jahrhunderts die Evolutions-theorie aufstellte, nach welcherallein Mutation und Selektion fürdie Entwicklung der Arten ver-antwortlich sind. Wissenschaft-ler verbannten die Theorie La-marcks daraufhin ins Reich derFabeln. Dass der französischeBiologe in letzter Zeit teilweiserehabilitiert wurde, ist der Epige-netik zu verdanken. Dieses Sys-tem «über den Genen» verbindetGene und Umwelteinflüsse, eskann darüber entscheiden, ob einGen an- und abgeschaltet wird.Die DNA-Sequenz bleibt dabeiunangetastet, aber die Gene wer-den von aussen durch chemischeGruppen markiert.

Rätsel PflanzengedächtnisWird ein Genschalter etwa durcheinen starken Umwelteinflussumgelegt, so kann sich dies auchauf die nächsten Generationenübertragen. Anders aber als dieGenmutation können die epige-netischen Anpassungen wiederrückgängig gemacht werden. WiePflanzen epigenetische Informa-tionen speichern, darüber wirdnoch gerätselt. Eine Möglichkeitist die Methylierung: Kleine Koh-lenwasserstoffmoleküle werden

am DNS-Strang angeheftet undschalten das betreffende Gen aus.

Das kanadische Forscherteamwill nun testen, ob und wo, in Ab-hängigkeit von der Herkunft, dieMarkierungen in den beteiligtenGenen gesetzt wurden. Auch wol-len sie herausfinden, ob die Pap-peln die Information über ihrenHeimatort auch an ihre Nach-kommen weitergeben. Bräuti-gam erwartet spannende Ergeb-nisse, denn über das Gedächtnislanglebiger Pflanzen wisse dieWissenschaft noch wenig.

Mehr Rechte für PflanzenWenn Bäume nicht vergessenkönnen und Pflanzen einen ge-wissen Grad an Bewusstsein be-sitzen, was hat das zur Folge? Wiedürfen wir mit ihnen umgehen?Florianne Koechlin fordert mehrRespekt gegenüber Pflanzen.Die Geschäftsführerin des Blau-en Instituts in Basel, das Gen-technik kritisch beurteilt, hat mitanderen Wissenschaftlern einenKatalog von Rechten für Pflan-zen entwickelt. Das Recht aufFortpflanzung verbiete dem-nach, Pflanzen zu sterilisieren,das Recht auf Eigenständigkeitschliesse die totale industrielleInstrumentalisierung aus, unddas Recht auf Vielfalt verpflichtezum Schutz der Artenvielfalt. Inder Wissenschaft verändere sichdas Bild der Pflanzen, glaubt dieBiologin, «von einem passivenObjekt zu einem selbstentschei-denden und lernenden Subjekt,das mit anderen Pflanzen und In-sekten ständig kommuniziert».

Nur weglaufen können Pflan-zen nicht. Sie lassen alles mit sichmachen, geben kein Zeichen,wenn die Grenzen überschrittensind. «Die müssen wir selbst fin-den», sagt Koechlin. Denn ob-wohl die Pflanzen nur unsichtbarreagieren – sie vergessen nicht,was wir mit ihnen machen.

Benjamin von Brakel

Pappeln erinnern sich besonders gut. Sie reagierten in Versuchen auf eine künstliche Dürre individuell. Je nach Herkunft kamen sie gut oder schlecht mit dem Wassermangel zurecht. Bilder Fotolia

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EVA BRUHINGartenarchitek-tin, Eva BruhinDesign, Bern

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