3.Indikatorenbericht · 2020. 12. 22. · Indikator Nr. 32: Anzahl der Straftaten pro 100.000...

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3. Indikatorenbericht Nachhaltige Entwicklung in Thüringen

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  • 3. IndikatorenberichtNachhaltige Entwicklung in Thüringen

  • Redaktion:

    Geschäftsstelle der Staatssekretärsarbeitsgruppe Nachhaltige Entwicklung c/o Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz Beethovenstraße 3 99096 Erfurt [email protected]

    Gestaltung und Satz:

    donnerandfriends.de, Erfurt Fotos:

    Titel: © Olivier Le Moal, istockphoto.com Innen: Andreas Pöcking Druck:

    druckerei-multicolor.com, Adelhausen (gedruckt auf FSC-zertifiziertem Papier)

  • 3Nachhaltige Entwicklung in Thüringen – Indikatorenbericht

    Liebe Leserinnen und Leser,

    wie leben wir so, dass wir unsere Lebens-grundlagen schützen und den sozialen Zusammenhalt stärken?

    In der Thüringer Nachhaltigkeitsstrategie und den Nachhaltigkeitsplänen der Landes-regierung werden konkrete Ziele und Maß-nahmen für die nächsten Jahre definiert. Und in regelmäßigen Abständen wollen wir sehen, inwieweit die gesteckten Ziele erreicht wurden. Nachhaltigkeit muss messbar sein.

    Der vorliegende Indikatorenbericht 2020 zeigt uns, wie Thürin-gen auf seinem Weg einer nachhaltigen Entwicklung vorange-kommen ist. Ist unsere Luft sauberer geworden? Wie hoch ist unser Flächenverbrauch? Und wieviel Treibhausgase werden in unserem Land ausgestoßen? Wie entwickelt sich die Wasser-qualität in Flüssen und im Grundwasser und wie geht es den Thüringer Wäldern? Auch die Entwicklung der Wirtschaft, die Zahl der Erwerbstätigen oder die Ausgaben in der Forschung und Entwicklung sind Beispiel für insgesamt 33 Indikatoren, mit denen die Forstschritte bei der nachhaltigen Entwicklung Thüringens untersucht werden.

    Unsere Maßnahmen für gutes Klima und eine saubere Umwelt zeigen Wirkung. So sind beispielsweise beim Ausstoß von Feinstäuben oder Stickoxiden die Werte stetig gesunken. Viele Herausforderungen bleiben, etwa beim Ausbau des Ökoland-baus oder der Erneuerbaren Energien. Die Auswirkungen der Klimakrise auf unsere Wälder ist besorgniserregend. Der Anteil der geschädigten Waldflächen und der Bäume in Thüringen ist deutlich gestiegen. Das gefährdet die Stabilität des Ökosys-tems Wald und die Arbeitsplätze, die an der Waldbewirtschaf-tung hängen.

    Insgesamt hat Thüringen einen guten Weg zur nachhaltigen Entwicklung eingeschlagen. Die hier vorliegenden Indikato-ren verschaffen dazu einen Überblick. Und sie lassen sich ausbauen. Künftig brauchen wir auch Indikatoren, die den Umwelt- und Ressourcenschutz in Unternehmen und den Stand der Digitalisierung in Thüringen abbilden. Der Thüringer Nachhaltigkeitsbeirat hat uns bei der Weiterentwicklung des Indikatorensatzes mit wertvollen Hinweisen unterstützt, wofür ich mich an dieser Stelle ausdrücklich bedanke.

    Damit wir generationengerecht handeln und unsere Politik enkeltauglich ist, brauchen wir Engagement auf allen Ebenen, insbesondere beim Ressourcen- und Klimaschutz. Gemeinsam können wir hier viel erreichen.

    Anja SiegesmundThüringer Ministerinfür Umwelt, Energie und Naturschutz

    Grußwort der Ministerin für Umwelt, Energie und Naturschutz

  • 4

    Inhaltsverzeichnis

    Grußwort der Ministerin für Umwelt, Energie und Naturschutz 3

    Inhaltsverzeichnis 4

    Vorbemerkungen zum Indikatorenbericht zur nachhaltigen Entwicklung in Thüringen 7

    Gesamtübersicht der Indikatoren mit Bewertung zur Zielerreichung 9

    Entwicklungstrends der Indikatoren 12–59

    Indikator Nr. 1: Armutsgefährdungsquote 12

    Indikator Nr. 2: Stickstoffüberschuss 13

    Indikator Nr. 3: Umwelt- und naturverträgliche Landwirtschaft 14

    a) Ökologischer Landbaub) Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert

    (HNV-Farmland-Indikator)

    Indikator Nr. 4: Vorzeitige Sterblichkeit 17

    Indikator Nr. 5: Anteil der Kinder mit Adipositas zum Zeitpunkt der Einschulung 18

    Indikator Nr. 6: Städtische Luftqualität 20

    a) Feinstaub (PM10)b) Stickstoffdioxid (NO2)c) Ozon (O3)

    Indikator Nr. 7: Bildungsabschlüsse 23

    a) Anzahl der Abgänger ohne Hauptschulabschluss ausallgemeinbildenden Schulen

    b) 18- bis 24-Jährige ohne Abschlussc) Ausländische Schulabsolventen mit Schulabschlussd) 30- bis 34-Jährige mit tertiärem oder postsekundärem

    nicht-tertiären Abschluss

    Indikator Nr. 8: Studienanfängerquote 27

    Indikator Nr. 9: Bildung für Nachhaltige EntwicklungAnzahl BNE-zertifizierte Einrichtungen im nonformalen Bereich

    28

    Indikator Nr. 10: Ganztagsbetreuung für Kinder 29

    a) 0- bis 2-Jährigeb) 3- bis 5-Jährige

    Indikator Nr. 11: Verdienstabstand zwischen Frauen und Männern(nach Gender Pay Gap – unbereinigt)

    30

    Indikator Nr. 12: Frauen in Führungspositionen und Gremien in der Landesverwaltung

    31

    Indikator Nr. 13: Nährstoffindikatoren in Gewässern 32

    a) Phosphor in Fließgewässern 0 % > 0,1 mg/l Phosphorb) Nitrat im Grundwasser 0 % > 50 mg/l Nitrat

  • 5Nachhaltige Entwicklung in Thüringen – Indikatorenbericht

    Inhaltsverzeichnis

    Indikator Nr. 14: Endenergieproduktivität und Primärenergieverbrauch 34

    Indikator Nr. 15: Erneuerbare EnergienAnteil am Primärenergieverbrauch und am Bruttostromverbrauch

    35

    Indikator Nr. 16: Rohstoffproduktivität 36

    Indikator Nr. 17: Struktureller Finanzierungssaldo 37

    Indikator Nr. 18: Schuldenstand je Einwohner 38

    Indikator Nr. 19: Verhältnis der Bruttoanlageinvestitionenzum BIP in jeweiligen Preisen

    39

    Indikator Nr. 20: Bruttoinlandsprodukt je Einwohner 40

    Indikator Nr. 21: Erwerbstätigenquote 41

    a) Frauenb) Älterec) insgesamt

    Indikator Nr. 22: Private und öffentliche Ausgaben für Forschung und Entwicklung 43

    Indikator Nr. 23: Gini-Koeffizient zur Einkommensverteilung 44

    Indikator Nr. 24: Flächeninanspruchnahme 45

    a) Anstieg der Siedlungs- und Verkehrsfläche (SVF)b) Freiraumverlust (Fläche je Einwohner in m2 pro Jahr)c) Siedlungsdichte (Anzahl Einwohner je km2 SVF)

    Indikator Nr. 25: Betriebsleistung im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) 48

    Indikator Nr. 26: Beförderte Personen im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV)und Fahrten pro Einwohner pro Jahr

    49

    Indikator Nr. 27: Pkw-Dichte (Pkw/1.000 Einwohner) 50

    Indikator Nr. 28: Treibhausgasemissionen 51

    Indikator Nr. 29: Anpassung an den Klimawandel 52

    a) Waldumbau (jährliche Waldumbaufläche im Staatswald in ha)b) Waldzustand (Geschädigte Waldflächen nach Schadstufen in

    Prozent und deutlich geschädigte Waldflächen nach Baumarten)

    Indikator Nr. 30: Anteil der streng geschützten Gebiete (Naturschutzgebiete, Nati-onalpark und Zonen I, II Biosphärenreservate)

    55

    Indikator Nr. 31: Artenvielfalt und Landschaftsqualität 56

    Indikator Nr. 32: Anzahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner 58

    Indikator Nr. 33: Anteil öffentlicher Entwicklungsausgaben am Bruttonationaleinkommen

    59

    Abkürzungsverzeichnis 60

  • 6

  • 7Nachhaltige Entwicklung in Thüringen – Indikatorenbericht

    Vorbemerkungen zum Indikatorenbericht zur nachhaltigen Entwicklung in Thüringen

    Nachhaltigkeit messen

    Nachhaltigkeit ist ein Begriff, der inzwischen im Alltagsleben angekommen ist. In den verschiedensten gesellschaftlichen Ebenen ist man sich einig, dass eine nachhaltige Entwicklung nur dann möglich ist, wenn wirtschaftliches Wachstum die vorgegebenen Grenzen der globalen Umwelt berücksichtigt und für ein ausgewogenes soziales Miteinander eintritt.

    Nachdem sich die Staaten weltweit auf den Weg gemacht und globale, nationale oder regionale Nachhaltigkeitsziele formu-liert haben, steht nun das regelmäßige Messen und Anpassen der Zielvorgaben im Fokus der Akteure. Fundierte Informatio-nen und Zahlenwerte zeigen deutlich, ob die gesteckten Ziele erreicht werden können oder wo noch verstärkte Aktivitäten erfolgen müssen.

    Hierfür stehen die Nachhaltigkeitsindikatoren. Sie wurden für die verschiedensten Teilbereiche definiert. Sie zeigen anhand konkreter Datenreihen die Entwicklung in den Bereichen Wirt-schaft, Umwelt und Soziales auf. Durch regelmäßig erschei-nende Indikatorenberichte wird ein transparentes Monitoring der Nachhaltigkeitsstrategie ermöglicht.

    Nachhaltigkeitsindikatoren definieren und weiterentwickeln

    Mit der Verabschiedung der Agenda 2030 und ihren 17 globa-len Nachhaltigkeitszielen (SDGs) im September 2015 durch die Vereinten Nationen war eine Anpassung der Thüringer Nachhaltigkeitsstrategie und des bisherigen Indikatorensat-zes notwendig. Aus über 300 möglichen Nachhaltigkeitsindi-katoren wurden in einem partizipativen Diskussionsprozess die für unser Bundesland aussagekräftigsten Indikatoren herausgefiltert. Diese sind gut verständlich und mit amtli-chen Datenquellen auch für die Zukunft belegbar. Bisherige langjährig erprobte und praktikable Indikatoren wurden bei-behalten, um eine Kontinuität in der Darstellung zu sichern. Auch eine Harmonisierung mit den Indikatoren auf nationaler Ebene sowie den Indikatoren anderer Bundesländer wurde angestrebt.

    Das Resultat ist ein Indikatorensatz mit 33 Hauptindikatoren – bisher waren es 27. So wurden beispielsweise Indikatoren zur Armutsbekämpfung oder zur nachhaltigen Bewirtschaftung von Wasser zusätzlich aufgenommen. Die neuen Messgrößen sind im vorliegenden Bericht entsprechend gekennzeichnet.

    Bei einigen Indikatoren war im Hinblick auf die Vergleichbar-keit eine Umstellung der Berechnung oder der Bezugsgröße notwendig. So wird nun der Verdienstabstand zwischen Frauen und Männern nach dem „Gender Pay Gap“ berechnet (bisher

    nach Medianentgelten), und bei den erneuerbaren Energien wird der Anteil des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen nicht mehr am Nettostromverbrauch, sondern am Bruttostrom-verbrauch gemessen.

    Einige Indikatoren werden als Zielindikatoren (mit dem Zeit-horizont 2030) geführt und andere als Berichtsindikatoren (BI). Bei Letzteren ist eine exakte Zieldefinition nicht sinnvoll oder möglich, weil die weitere Entwicklung u. a. durch globale Ereignisse wie die Klimaveränderungen oder die Corona-Pan-demie nicht vorhersehbar oder beeinflussbar ist. Dies betrifft beispielsweise Indikatoren wie der „Zustand der Wälder“ oder das „Bruttoinlandsprodukt“. Auch bei bereits erreichten guten Ergebnissen wurde auf eine genaue Zieldefinition verzichtet, z.B. bei der „Ganztagsbetreuung von Kindern. Trotzdem wer- den diese Daten weiterhin erfasst und eine Entwicklung aufge-zeigt. Da, wo es sinnvoll ist, wurden auch bei diesen Berichts- indikatoren Trendbewertungen vorgenommen.

    Der Thüringer Nachhaltigkeitsbeirat wurde in die Weiterent-wicklung der Indikatoren einbezogen. Er hat der Landesregie-rung wichtige Impulse für die Überarbeitung und die Aufnahme zusätzlicher Indikatoren gegeben. So enthält der neue Indika-torensatz beispielsweise erstmals einen Indikator zur „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ oder zum „Pkw-Bestand“.

  • Indikatorenbericht informativ

    Mit diesem Indikatorenbericht gibt die Thüringer Landesregie-rung einen umfassenden und schnellen Überblick über den Stand der nachhaltigen Entwicklung im Freistaat Thüringen.

    Für den Bericht wurden die aktuellsten verfügbaren Daten herangezogen. Die Datenreihen starten mit dem Jahr 2000. So kann der langfristige Trend besser nachvollzogen werden. Die meisten Daten konnten bis 2018 erhoben werden, teilweise bis 2019. Das Bezugsjahr für Steigerungen oder Senkungen ist jeweils angegeben. Auch die Art der Berechnung oder die Bezugsdaten werden genannt.

    Die Trendbewertung (Ampelsystem: grün = positiver Trend und Ziel kann erreicht werden; gelb = Entwicklung und Zieler-reichung sind noch nicht vorhersehbar; rot = Zielerreichung ist gefährdet) bezieht sich hauptsächlich auf den bisherigen lang-fristigen Verlauf von 2000 bis 2018/2019, nimmt aber auch die zukünftige Entwicklung in den Blick. Hierzu sind jedoch immer die Aussagen in den Texten zu beachten, da hier genauere Erklärungen für die Einschätzung der Zeitreihen und die Prog-nosen zur Fortentwicklung des Indikators zu finden sind.

    Aktuell ist bei 12 Indikatoren eine positive Entwicklung zu verzeichnen und bei 17 Indikatoren zeichnet sich ein gleich-bleibender Trend ab.

    Auf sehr weitreichende textliche Ausführungen wurde in diesem Bericht verzichtet. Bei Fragen oder Bitten um detailliertere Aus-künfte können zunächst die jeweiligen Quellangaben genutzt werden, unter denen weitere Informationen abgerufen werden können.

    Alle an der Erarbeitung dieses Indikatorenberichtes Beteiligten hoffen, eine informative Lektüre zur nachhaltigen Entwicklung in Thüringen vorgelegt zu haben. Hinweise für zukünftige Be-richterstattungen und weitere Fragen nimmt das Thüringer Minis-terium für Umwelt, Energie und Naturschutz gern entgegen.

    Für die einzelnen Indikatoren wird die Beschreibung in schwar-zer Schrift dargestellt. Die Ziele und Entwicklung sind in blauer Farbe hervorgehoben.

    8

    Vorbemerkungen zum Indikatorenbericht zur nachhaltigen Entwicklung in Thüringen

    BEWERTUNG:positiv

    BEWERTUNG: gleichbleibend

    BEWERTUNG: negativ

    SDG-Zuordnung Globale Nach-haltigkeitsziele (Sustainable Development Goals)

  • 9

    Gesamtübersicht der Indikatoren mit Bewertung zur Zielerreichung

    Nr. Übersicht Indikatoren

    SDG-

    Zu

    ordn

    ung Zielwerte

    bis 2030 oder Berichts- indikator (BI) Be

    wer

    tung

    1 Armutsgefährdungsquote (in %) BI

    2 Stickstoffüberschuss (in kg/ha) BI

    3 Umwelt- und naturverträgliche Landwirtschafta) Ökologischer Landbau (in %)

    b) Landwirtschaftsflächen mit hohem Natur-wert (HNV-Farmland-Indikator in %)

    a) 10 % der land-wirtschaftlichen Fläche (bis 2020)

    b) 19 % bis 2030

    4 Vorzeitige Sterblichkeit (Anzahl je 100.000 Einwohner)a) Frauenb) Männerc) Gesamt

    a) Frauen unter 100/100.000 EW

    b) Männer unter 190/100.000 EW

    5 Anteil der Kinder mit Adipositas zum Zeitpunkt der Einschulung (Anteil in %)

    unter 4 %

    6 Städtische Luftqualitäta) Feinstaub (PM10 in µg/m3)

    b) Stickstoffdioxid (NO2 µg/m3)

    c) Ozon (O3 µg/m3)

    a) Verbesserung des Jahresmittelwertes

    b) Verbesserung des Jahresmittelwertes

    c) 0

    Nachhaltige Entwicklung in Thüringen – Indikatorenbericht

    Nr. Übersicht Indikatoren

    SDG-

    Zu

    ordn

    ung Zielwerte

    bis 2030 oder Berichts- indikator (BI) Be

    wer

    tung

    7 Bildungsabschlüsse (in %)a) Anzahl der Abgänger ohne Hauptschulab-

    schluss aus allgemeinbildenden Schulen (in %)

    b) 18- bis 24-Jährige ohne Abschluss (in %)

    c) Ausländische Schulabsolventen mit Schulabschluss (in %)

    d) 30- bis 34-Jährige mit tertiärem oder postsekundärem nicht tertiärem Abschluss (in %)

    a) BI

    b) BI

    c) BI

    d) 40 %

    8 Studienanfängerquote (in %) 40 %

    9 Bildung für Nachhaltige Entwicklung – Anzahl BNE-zertifizierte Einrichtungen im nonformalen Bereich

    BI

    10 Ganztagsbetreuung für Kinder (in %)a) 0- bis 2-Jährige

    b) 3- bis 5-Jährige

    a) BI

    b) BI–

    11 Verdienstabstand zwischen Frauen und Männern – Durchschnitt (Gender Pay Gap unbereinigt) (in %)

    BI

  • 10

    Nr. Übersicht Indikatoren

    SDG-

    Zu

    ordn

    ung Zielwerte

    bis 2030 oder Berichts- indikator (BI) Be

    wer

    tung

    12 Frauen in Führungspositionen und in Gremien in der Landesverwaltung (in %)

    BI

    13 Nährstoffindikatoren in Gewässern (in %)a) Phosphor in Fließgewässern

    b) Nitrat im Grundwasser

    a) 0 % > 0,1 mg/l P

    b) 0 % > 50 mg/l Nitrat

    14 Endenergieproduktivität (BIP/Endenergiever-brauch in Mio. Euro je Petajoule) und Primär-energieverbrauch (Petajoule)

    Endenergieprodukti-vität: + 2,1 % p.a. PEV: - 20 % (gegen-über 2015)

    15 Anteil erneuerbarer Energien am Primär- energieverbrauch / Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch (beides in %)

    Anteil EE am PEV: 55 %Anteil EE am Bruttostrom- verbrauch: 80 %

    16 Rohstoffproduktivität (1994 = 100) BI

    17 Struktureller Finanzierungssaldo (je Einwohner in Euro)

    mindestens Null

    Nr. Übersicht Indikatoren

    SDG-

    Zu

    ordn

    ung Zielwerte

    bis 2030 oder Berichts- indikator (BI) Be

    wer

    tung

    18 Schuldenstand (je Einwohner in Euro)

    BI

    19 Verhältnis der Bruttoanlageinvestitionen zum BIP in jeweiligen Preisen (in %)

    BI

    20 BIP (je Einwohner in jeweiligen Preisen) BI

    21 Erwerbstätigenquote (in %) a) Frauen b) Ältere c) Gesamt

    a) Frauen: üb. 73 % b) Ältere: üb. 60 %c) Gesamt auf 78 %

    steigern

    22 Private und öffentliche Ausgaben für F+E am BIP (in %)

    3,5 %

    23 Gini-Koeffizient zur Einkommensverteilung BI

    Gesamtübersicht der Indikatoren mit Bewertung zur Zielerreichung

  • 11Nachhaltige Entwicklung in Thüringen – Indikatorenbericht

    Nr. Übersicht Indikatoren

    SDG-

    Zu

    ordn

    ung Zielwerte

    bis 2030 oder Berichts- indikator (BI) Be

    wer

    tung

    24 Flächeninanspruchnahmea) Anstieg Siedlungs- und Verkehrsfläche

    (Zuwachs in ha/Tag und Anteil an gesamter Bodenfläche in %)

    b) Freiraumverlust (Fläche je Einwohner in m2 pro Jahr)

    c) Siedlungsdichte (Anzahl Einwohner je km2 SVF)

    a) BI

    b) BI

    c) BI

    25 Betriebsleistung im Öffentlichen Personen-nahverkehr – ÖPNV (Fahrplankilometer/Jahr)

    BI

    26 Beförderte Personen im Öffentlichen Personennahverkehr – ÖPNV (1.000 Fahrgäste pro Jahr) und Fahrten pro Einwohner pro Jahr

    BI

    27 Pkw-Bestand (je 1.000 Einwohner) BI

    28 TreibhausgasemissionenTHG-Emissionen (in Mio. t )

    Senkung um 60–70 % gegenüber 1990 (max. Wert handlungsleitend)

    Nr. Übersicht Indikatoren

    SDG-

    Zu

    ordn

    ung Zielwerte

    bis 2030 oder Berichts- indikator (BI) Be

    wer

    tung

    29 Anpassung an den Klimawandela) Waldumbau (jährliche Waldumbaufläche

    im Staatswald in ha) b) Waldzustand (geschädigte Waldflächen nach

    Schadstufen in % und deutlich geschädigte Waldflächen nach Baumarten in %)

    BI

    30 Anteil der streng geschützten Gebiete (Naturschutzgebiete, Nationalpark und Zonen I, II Biosphärenreservate) in %

    4 %

    31 Artenvielfalt und Landschaftsqualität (in %) Bezugsgröße – artspezifische Bestandsgröße, die bei Umsetzung Naturschutz … 2030 zu erwarten wäre

    32 Straftaten (je 100.000 Einwohner pro Jahr) Zielwert des Bundes 7.000 deutlich unter-schreiten

    33 Anteil öffentlicher Entwicklungsausgaben am Brutto-Nationaleinkommen (bezogen auf den Freistaat Thüringen) in %

    BI

    Gesamtübersicht der Indikatoren mit Bewertung zur Zielerreichung

  • 12

    Indikator Nr. 1

    Die Armutsgefährdungsquote ist ein Indikator zur Messung relati-ver Einkommensarmut. Die Quote wird definiert durch den Anteil der Personen mit einem Äquivalenzeinkommen von weniger als 60 Prozent des Medians der Äquivalenzeinkommen der Bevölke-rung in Privathaushalten. Das Äquivalenzeinkommen ist ein auf der Basis des Haushaltsnettoeinkommens berechnetes bedarfs-gewichtetes Pro-Kopf-Einkommen je Haushaltsmitglied. Es wird herangezogen, um die Einkommen unterschiedlich großer Haus-halte vergleichbar zu machen und ergibt sich aus der Summe der Einkommen aller Haushaltsmitglieder, welche anschließend durch einen Wert dividiert wird, der üblicherweise anhand der „neuen OECD-Äquivalenzskala“ bestimmt wird. Die Armutsgrenze liegt bei 60 Prozent des mittleren bedarfsgewichteten Nettoein-kommens der Bevölkerung in Privathaushalten. Grundlage der Berechnungen des Bundesmedian ist die Armutsgefährdungs-schwelle des Bundes. Diese wird anhand des mittleren Einkom-mens (Median) im gesamten Bundesgebiet errechnet. Für den Landesmedian gilt das mittlere Einkommen des jeweiligen Bun-deslandes. Bei Letzterem wird den Unterschieden im Einkom-mensniveau zwischen den Bundesländern Rechnung getragen.

    Thüringen hat sich zum Ziel gesetzt, den Anteil der betroffe-nen Personen bis 2030 zu senken. Im betrachteten Zeitraum von 2005 bis 2018 ist der Anteil der armutsgefährdeten Perso-nen etwas gesunken.

    In 2012 wurde bezogen auf den Landesmedian der niedrigste Wert erreicht, dann ist jedoch wieder ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Deshalb werden Maßnahmen unternommen, die-sem Trend entgegenzuwirken. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Armutsprävention unter Einbezug von Institutionen und Akteuren auf allen staatlichen und nichtstaatlichen Ebenen. Auch die Erstellung und Umsetzung der kommunalen Armut-spräventionsstrategien mit dem Ziel, eine bedarfsgerechte Sozial- und Bildungsinfrastruktur bereitzuhalten und sichern, trägt zur Zielerreichung bei. Da die Zielerreichung von vielen unterschiedlichen Faktoren abhängt und die weitere Entwick-lung nur schwer vorhersehbar ist, wird dieser Indikator als Be-richtsindikator geführt.

    Armutsgefährdungsquote

    Armutsgefährdungsquote

    Jahr 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

    Landesmedian (in %) 13,2 12,7 12,9 13,3 13,0 12,5 11,0 10,8 11,7 11,6 12,4 12,0 11,8 11,9

    Bundesmedian (in %) 19,9 19,0 18,9 18,5 18,1 17,6 16,7 16,8 18,0 17,8 18,9 17,2 16,3 16,4

    0

    3

    6

    9

    12

    15

    18

    21

    nach Landesmedian (in %)

    2005

    2006

    2007

    2008

    2009

    2010

    2011

    2012

    2013

    2014

    2015

    2016

    2017

    2018

    Quelle: StBA und StLÄ – amtliche Sozialberichterstattung

    Der Indikator wurde 2019 neu in den Thüringer Indikatorensatz zur nachhaltigen Entwicklung aufgenommen. Daten liegen seit 2005 vor.

    BERICHTSINDIKATORErhebungszeitraum: 2005–2018 (jährlich)

  • 13Nachhaltige Entwicklung in Thüringen – Indikatorenbericht

    Indikator Nr. 2

    Stickstoff ist einer der wichtigsten Pflanzennährstoffe. In der Landwirtschaft wird Stickstoff durch Düngung auf die Nutz-flächen ausgebracht, um die mit der Produktion verbrauch-ten Nährstoffe zu ersetzen und die Erträge, die Qualität von Ernteprodukten sowie die Bodenfruchtbarkeit zu sichern. Aus ökologischen und ökonomischen Gründen kommt es dabei be-sonders auf die effiziente Ausnutzung des Nährstoffes an. Auch weitere Quellen (z. B. Tierproduktion, Verkehr, Haushalte, biolo-gische Stickstofffixierung) tragen über die Luft zum Eintrag von Stickstoff auf die Fläche bei. Im Übermaß in die Umwelt einge-tragener Stickstoff führt zu weitreichenden Problemen: zur Ver-unreinigung des Grundwassers, zur Überdüngung (Eutrophie-rung) von Binnengewässern, Meeren und Landökosystemen, zur Entstehung von Treibhausgasen und versauernden Luft-schadstoffen mit ihren Folgen für Klima, Artenvielfalt und Land-schaftsqualität. Der Stickstoffüberschuss beschreibt die Zufuhr von Stickstoff aus allen Düngemaßnahmen (organisch, anor-ganisch) abzüglich des ermittelten Entzugs durch die Pflanzen. Der Wert wird auf Basis der Dünge-VO rechnerisch ermittelt.

    Der Indikator wird in kg je Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche pro Jahr abgebildet. Aufgrund der sehr starken Beeinflus-sung durch zeitlich begrenzt auftretende äußere Faktoren, wie Witterung (Starkregen) oder marktabhängige Faktoren, die nicht von den landwirtschaftlichen Betrieben beeinflusst werden können, wird die Zeitreihe als gleitendes Fünfjahresmittel dar-gestellt. Dies wird berechnet aus dem Gesamtsaldo des betref-fenden Jahres sowie der beiden Vor- und Folgejahre.

    Thüringen hat sich das Ziel gesetzt, den Stickstoffeintrag aus Düngemaßnahmen so weit wie notwendig zu reduzieren. Im Berichtszeitraum 2000 – 2018 ist der Stickstoffüberschuss, mit starken Schwankungen, tendenziell rückläufig.

    Die Entwicklung des Indikators hängt sehr von äußeren Fak-toren ab, die nur schwer beeinflussbar sind. Deshalb wird der Indikator als Berichtsindikator geführt. Da die bisherigen Wer-te die nationalen Zielwerte bislang erreichen, wird von einer weiteren positiven Entwicklung ausgegangen.

    Stickstoffüberschuss

    Jahr 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

    Stickstoffüberschuss in kg/ha 62,9 53,2 54,8 70,8 47,2 47,3 55,8 43,8 49,4 35,6 45,9 55,8 45,3 51,3 36,7 61,0 55,7 48,1

    Stickstoffüberschuss

    30

    40

    50

    60

    70

    80

    Stickstoffüberschuss (in kg/ha)

    2000

    2001

    2002

    2003

    2004

    2005

    2006

    2007

    2008

    2009

    2010

    2011

    2012

    2013

    2014

    2015

    2016

    2017

    Quelle: Institut für Pflanzenbau und Bodenkunde, Julius Kühn-Institut; Institut für

    Landschaftsökologie und Ressourcenmanagement, Universität Gießen

    BEWERTUNG ZUR ZIELERREICHUNG

    BERICHTSINDIKATORErhebungszeitraum: 2000–2017 (jährlich)

  • 14

    Indikator Nr. 3

    Ökologischer Landbau ist besonders auf Nachhaltigkeit ausge-legt. Er erhält und schont die natürlichen Ressourcen in beson-derem Maße, hat vielfältige positive Auswirkungen auf Natur und Umwelt und dient der Erzeugung qualitativ hochwertiger Lebens-mittel. Darüber hinaus leistet er einen Beitrag zur Pflege und zum Erhalt der Kulturlandschaft und zur Sicherung der Beschäftigung im ländlichen Raum. Zu den Anbauregeln gehören insbesonde-re möglichst geschlossene Betriebskreisläufe, der Verzicht auf leichtlösliche mineralische Düngemittel und chemisch-synthe-tische Pflanzenschutzmittel sowie auf gentechnisch veränderte Organismen. Auf ökologisch bewirtschafteten Flächen werden in der Regel niedrigere Erträge erzielt als auf vergleichbaren konventionell bewirtschafteten Flächen. Für ökologisch erzeug-te Produkte werden allerdings höhere Marktpreise erzielt. Der betriebswirtschaftliche Mehraufwand für die Einhaltung der Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau wird überdies im Rahmen von Agrarumweltmaßnahmen kompensiert.

    Der Indikator nennt die landwirtschaftlich genutzte Fläche öko-logisch wirtschaftender Betriebe, die dem Kontrollverfahren der EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau (Verord-nung [EG] Nr. 834/2007 und Durchführungsvorschriften) unterlie-

    gen, als Anteil an der gesamten landwirtschaftlich genutzten Flä-che. Er umfasst sowohl die voll auf Ökolandbau umgestellten als auch die noch in der Umstellung befindlichen Flächen und wird in Prozent dargestellt.

    Thüringen hat sich zum Ziel gesetzt, den Anteil des ökologischen Landbaus an der landwirtschaftlich genutzten Fläche bis 2020 auf 10 Prozent zu erhöhen.

    Obwohl sich der Flächenanteil des ökologischen Landbaus im Be-richtszeitraum 2000 bis 2019 größtenteils positiv entwickelt hat, wird das 10-Prozent-Ziel bis 2020 voraussichtlich nicht erreicht. Nach wie vor liegt der Flächenanteil des ökologischen Landbaus in Thüringen deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Die Bun-desregierung hat sich zum Ziel gesetzt, dass bis zum Jahr 2030 ein Anteil von 20 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche ökologisch bewirtschaftet wird. Die Landwirtschaft ist zwingend auf die natürlichen Ressourcen angewiesen und steht deshalb in einer besonderen Verantwortung für eine nachhaltige und res-sourcenschonende Flächenbewirtschaftung. Thüringen wird des-halb weitere Maßnahmen unternehmen, um den Flächenanteil der ökologischen Landwirtschaft kontinuierlich zu steigern.

    Ökologischer Landbau

    Umwelt- und naturverträgliche Landwirtschaft3 a) Ökologischer Landbau

    Jahr 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019

    Anteil Flächen Ökolo-gischer Landbau in % 2,1 2,6 2,6 3,4 3,5 3,5 4,0 4,0 4,2 4,3 4,5 4,4 4,5 4,7 4,2 4,2 4,8 5,2 6,0 6,4

    0

    2

    4

    6

    8

    10

    12

    ökologischer Landbau (in %)Zielwert bis 2020 (in %)

    2000

    2001

    2002

    2003

    2004

    2005

    2006

    2007

    2008

    2009

    2010

    2011

    2012

    2013

    2014

    2015

    2016

    2017

    2018

    2019

    Quelle: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung / LIKI

    ZIELINDIKATORErhebungszeitraum: 2000–2019 (jährlich)

    BEWERTUNG ZUR ZIELERREICHUNG

  • 15Nachhaltige Entwicklung in Thüringen – Indikatorenbericht

    Indikator Nr. 3

    In der Agrarlandlandschaft sind naturnahe Landschafts-elemente sowie extensiv genutzte, artenreiche Flächen von herausragender Bedeutung. Es ist eine ökologische Heraus-forderung der heutigen Zeit, vor dem Hintergrund des Klima-wandels, dem zunehmenden Verlust von Tier- und Pflanzen-arten sowie der Zerstörung von wichtigen und einzigartigen Biotopen entschieden entgegenzutreten und auf die Erhaltung und Ausweitung dieser Bereiche besonders zu achten. Agrar- umweltprogramme und Maßnahmen des Vertragsnaturschut-zes leisten dazu einen wichtigen Beitrag.

    HNV (High Nature Value) Farmland wird als der Teil der Agrar-landschaft verstanden, der sich durch einen hohen Naturwert auszeichnet. Dieser hängt von der Intensität der Flächennutzung und von der Ausstattung des Agrarraums mit nicht oder kaum landwirtschaftlich genutzten Strukturelementen ab. Das HNV-

    Farmland besteht somit aus Flächen und Elementen, die eine extensiv genutzte, reich strukturierte Agrarlandschaft ausma-chen und die Grundlage für eine hohe Artenvielfalt bilden. Die HNV-Anteilserfassung als Messinstrument zur Verwirklichung von Umweltzielen der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP) ist fester Bestandteil im Rahmen der ELER-Evaluierung (Pflichtindi-kator) und wird regelmäßig an die EU-Kommission gemeldet und in verschiedenen Berichten veröffentlicht. In repräsentativen Stichprobenquadraten werden alle landwirtschaftlichen Nutz-flächen im Abgleich mit vorgegebenen Kennartenlisten auf ihren Artenreichtum geprüft und bei mindestens 4 Kennarten als HNV-Fläche bewertet. Auch die strukturierenden Landschaftselemen-te (z. B. Hecken) werden erfasst und bei entsprechender Quali-tät der Ausprägung einer von drei HNV-Wertstufen zugeordnet. Der HNV-Indikator stellt den Anteil der HNV-Fläche im Verhältnis zur gesamten Landwirtschaftsfläche in Prozent dar.

    3 b) Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert (HNV-Farmland-Indikator)

    Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert

    02468

    101214161820

    Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert (in %)Zielwert bis 2030 (in %)

    2009 2011 2013 2015 2017

    Quelle: LIKI (Hinweis: für 2010, 2012, 2014 und 2016 liegen keine Angaben vor)

    Aufgrund von EU-Berichtspflichten im Rahmen der ELER-Verordnung wurde der Indikator im Jahr 2009 erstmalig in Deutschland eingeführt. Wegen der umfangreichen Berechnungen wird der HNV-Indikator nur alle zwei Jahre aktualisiert. Im Jahr 2019 wurde der HNV-Indikator neu in den Thüringer Indikatorensatz zur nachhaltigen Entwicklung aufgenommen.

    ZIELINDIKATORErhebungszeitraum: 2009–2017 (alle zwei Jahre)

    Jahr 2009 2011 2013 2015 2017

    HNV-Flächen-Anteil in % äußerst hoher Naturwert 4,5 4,7 4,8 5,0 4,6

    sehr hoher Naturwert in % 4,9 4,9 5,3 5,1 6,1

    mäßig hoher Naturwert in % 7,1 7,1 6,4 6,3 5,8

    Gesamtflächen in % 16,5 16,7 16,5 16,4 16,5

    BEWERTUNG ZUR ZIELERREICHUNGBEWERTUNG ZUR ZIELERREICHUNG

  • 16

    Seit der Ersterfassung 2009 leistet das artenreiche Grün-land in Thüringen einen stabilen Beitrag zu HNV-Flächen und so ist der HNV-Indikator mit 16,5 Prozent seit 2009 konstant und liegt deutlich über dem Bundeswert mit 11,4 Prozent. Im Berichtszeitraum haben sich die Anteile der Wertstufen ver-ändert. So ist bei den Flächen mit äußerst hohem Naturwert nach einer leichten Steigerung eine Verringerung im Jahr 2017 zu verzeichnen. Die Flächen mit sehr hohen Naturwerten nah-men kontinuierlich zu, während die Flächen mit mäßig hohem Naturwert abgenommen haben. Soweit diese Flächen durch Zunahme an Kennarten den Anteilen mit höheren Naturwerten zugutekommen, ist dieser Trend positiv. Insgesamt gesehen sind die landwirtschaftlichen Flächen mit einem Naturwert in Thüringen im Zeitraum von 2009-2017 nicht angestiegen.

    Thüringen hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 eine HNV-Farm-land-Fläche von 19 Prozent zu erreichen.

    Da das Grünland bereits rund zwei Drittel der HNV-Flächen ausmacht, wird ein Zuwachs vor allem auf Ackerflächen und über Strukturelemente anzustreben sein. Daher werden weite-re Maßnahmen erforderlich sein, um den Zielwert von 19 Pro-zent im Jahr 2030 erreichen zu können.

    3 b) Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert (HNV-Farmland-Indikator)

    ZIELINDIKATORErhebungszeitraum: 2009–2017 (alle zwei Jahre)

    BEWERTUNG ZUR ZIELERREICHUNGBEWERTUNG ZUR ZIELERREICHUNG

    Indikator Nr. 3

  • 17Nachhaltige Entwicklung in Thüringen – Indikatorenbericht

    Indikator Nr. 4

    Gesundheit und Lebenserwartung werden von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst. Dazu gehören die soziale Situati-on, das Bildungsniveau, Lebensstil und Lebensgewohnheiten (Tabakkonsum, Alkohol, körperliche Betätigung, Ernährung), Arbeitsbedingungen, Umweltfaktoren, medizinische Vorsor-gemaßnahmen und Versorgung. Auch Unfälle und Suizide werden in die Erfassung mit eingerechnet. Treten in einer Be-völkerung gehäuft Todesfälle in einem Alter auf, das deutlich unter der durchschnittlichen Lebenserwartung liegt, ist dies ein Hinweis auf erhöhte Gesundheitsrisiken, die vermieden werden können. Er wird auch drastischer als Indikator „ver-lorene Lebensjahre“ bezeichnet. Der Indikator „vorzeitige Sterblichkeit“ weist die Todesfälle der unter 65-Jährigen pro 100.000 Einwohner (einwohneraltersstandardisiert an der Europabevölkerung) im Jahr getrennt nach Frauen und Män-nern sowie Gesamt aus. Im Rahmen der Todesursachenstatis-tik werden alle amtlichen Todesbescheinigungen erfasst und ausgewertet. Ab 2011 fand die Fortschreibung auf der Basis des Zensus 2011 statt.

    Nach den Erhebungen des Bundes ging die vorzeitige Sterb-lichkeit in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurück. Dabei hat sich auch der geschlechtsspezifische Unterschied zwischen Frauen und Männern leicht verringert. Dies trifft auch für den Freistaat zu. Im Berichtszeitraum 2000–2018 ist eine kontinuierliche Verringerung der Werte zu verzeichnen. In 2017 und 2018 ist der Anteil der Frauen, die vor dem 65. Le-bensjahr versterben, wieder deutlich angestiegen. Ob es sich hierbei um einen Trend handelt, ist umstritten. Fällt der Wert wieder in den nachfolgenden Jahren, wären die Daten von 2017/2018 als „Ausreißer“ zu betrachten. Thüringen orien-tiert sich weiterhin an der Zielsetzung der bundesdeutschen Nachhaltigkeitsstrategie (Frauen unter 100/100.000 EW und Männer unter 190/100.000 EW). Da der derzeitige Wert für Thüringen bei Männern und Frauen jedoch noch über dem Bundesdurchschnitt liegt, ist das Erreichen dieses Wertes ein ambitioniertes Ziel – mit Präventionsmaßnahmen und einer guten Gesundheitsversorgung soll der Wert gesenkt werden.

    Vorzeitige Sterblichkeit

    Vorzeitige Sterblichkeit

    0

    50

    100

    150

    200

    250

    300

    350

    2000

    2001

    2002

    2003

    2004

    2005

    2006

    2007

    2008

    2009

    2010

    2011

    2012

    2013

    2014

    2015

    2016

    2017

    2018

    Frauen Zielwert 2030Männer Zielwert 2030

    Quelle: TLS – Statistik der Sterbefälle, Fortschreibung des Bevölkerungsstandes

    BEWERTUNG ZUR ZIELERREICHUNG

    ZIELINDIKATORErhebungszeitraum: 2000–2018 (jährlich)

    Jahr 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

    Frauen / 100.000 EW 137,0 137,1 136,1 132,0 128,3 119,7 120,9 119,3 118,0 119,6 117,9 117,7 113,5 105,3 111,0 115,1 114,8 118,1 120,4

    Männer / 100.000 EW 316,3 304,8 294,3 298,1 288,8 274,9 282,8 268,3 275,4 267,9 256,8 259,4 261,8 245,0 249,3 262,1 258,7 248 244,2

    Gesamt 226,5 221,1 215,3 215,2 208,8 197,7 202,4 194,4 197,4 194,4 188,1 189,0 188,4 175,7 180,7 189,5 187,5 183,7 182,9

  • 18

    Indikator Nr. 5

    Übergewicht ist maßgeblich beteiligt an der Entstehung von Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Gelenkschäden. Es wird unmittelbar verursacht durch ein unausgewogenes Verhältnis von Ernährung und Be-wegung, ist mittelbar aber auch in Zusammenhang mit so- zialen Ursachen wie z. B. dem Bildungshintergrund oder der sozialen Integration zu sehen. Schon im Kindes- und Jugend-alter bedingen Übergewicht und Adipositas (starkes Überge-wicht) vielfältige gesundheitliche Probleme. Ausgrenzung und sozialer Rückzug sind die Folgen, die zusätzlich zu gesell-schaftlichen Problemen führen. Hinzu kommt, dass ein Groß-teil der bereits adipösen Kinder und Jugendlichen auch im Erwachsenenalter an Adipositas leiden.

    Anders als im Indikatorenbericht zur nationalen Nachhaltig-keitsstrategie wurde für Thüringen nicht der Anteil von Jugend-lichen oder Erwachsenen mit Adipositas, sondern der Anteil der Kinder mit Adipositas zum Zeitpunkt der Einschulung als Indikator ausgewählt. Aufgrund der gesetzlich vorgeschriebe-nen Einschulungsuntersuchungen kann hier auf detailliertes Datenmaterial für alle Kinder dieser Altersgruppe zurückgegrif-fen werden. So kann frühzeitiger einer negativen Entwicklung entgegengesteuert werden. Für die Feststellung von Überge-wicht und Adipositas wird der Body-Mass-Index (BMI) verwen-det. Dieser ist definiert als Körpergewicht in „kg“, geteilt durch das Quadrat der Körpergröße in „m“. Der Anteil der betrof-fenen Kinder zum Zeitpunkt der Einschulung wird in Prozent dargestellt.

    Kinder mit Adipositas zum Zeitpunkt der Einschulung

    Anteil der Kinder mit Adipositas zum Zeitpunkt der Einschulung

    0

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    Anteil (in %)Zielwert bis 2030 (in %)

    2000

    2001

    2002

    2003

    2004

    2005

    2006

    2007

    2008

    2009

    2010

    2011

    2012

    2013

    2014

    2015

    2016

    2017

    2018

    2019

    Schuljahr 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019

    Anteil Kinder mit Adi-positas zum Zeitpunkt der Einschulung in %

    5,6 6,0 5,9 5,9 5,6 5,4 5,6 5,6 5,1 5,0 5,2 5,1 5,0 4,8 4,6 4,7 5,3 5,3 5,44 5,4

    BEWERTUNG ZUR ZIELERREICHUNG

    ZIELINDIKATORErhebungszeitraum: 2000–2019 (jährlich, Wert für 2019 vorläufig)

    Quelle: TLVwA – Statistik kinder- und jugendärztlicher Untersuchungen des öffentlichen Gesundheitsdienstes in Thüringen

  • 19Nachhaltige Entwicklung in Thüringen – Indikatorenbericht

    Indikator Nr. 5

    Die Einschulungsuntersuchung im Jahr 2019 ergab, dass 5,4 Prozent der Thüringer Kinder im Einschulalter adipös waren. Die Werte sind 2000 bis 2014 leicht gesunken. Seit 2015 ist ein erneuter Anstieg zu verzeichnen.

    Primäres Ziel für Thüringen ist es, eine erneute Erhöhung des Wertes zu verhindern und bis 2030 unter 4 Prozent zu gelangen.

    Es sind daher Anstrengungen in den verschiedensten Lebens-bereichen erforderlich, um den Trend zu stoppen und wieder umzukehren. Es wird davon ausgegangen, dass dies möglich ist und der Zielwert bis 2030 erreicht werden kann.Adipositas ist eine multifaktorielle Erkrankung, weshalb es in diesem Rahmen kaum möglich sein wird, alle Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention, die hierbei einwirken, aufzuführen. Es gibt sowohl bundes- als auch landesweite Pläne und Bemühungen, um die Erkrankung frühzeitig im Le-benslauf zu verhindern. Hervorzuheben ist die Gesundheits-konferenz Thüringen mit ihrer Strategiearbeitsgruppe „Gesund aufwachsen“, die sich mit der Einflussnahme von gesundheits-

    förderlichen Maßnahmen auf die Entwicklung von Kindern beschäftigt und als Austauschformat unter den beteiligten Akteuren dienen soll. Im Rahmen der Arbeit dieser Strategiear-beitsgruppe hat sich im vergangenen Jahr der konkrete Bedarf gezeigt, Strukturen zum Thema „Schule und Gesundheitsför-derung“ auf Landesebene mit den Akteur/innen auf der kom-munalen Ebene in den Austausch zu bringen, weshalb eine Auftaktveranstaltung 2019 hierzu stattfand, um Schnittstellen und Möglichkeiten der Gesundheitsförderung transparent aus-zuloten. Außerdem werden Schulen gezielt bei der Auswahl von geeigneten Angeboten zu Gesundheitsförderung und Prä-vention über KOBAGS („Koordinierung von Beratung und Ange-boten für Gesunde Schulen in Thüringen“) unterstützt. Dieses Projekt soll dauerhaft akteursübergreifend eine Hilfeleistung für Schulen anbieten und das Bewusstsein für Gesundheit in Schulen schärfen. In diesem Zusammenhang sei auch auf Maßnahmen des TMBJS verwiesen. Zahlreiche weitere präven-tive Unterstützungsangebote bietet die Landesvereinigung für Gesundheitsförderung in Thüringen e.V. (AGETHUR) an, um auf den verschiedenen Ebenen Einfluss auf die Gesundheit von Kindern zu nehmen.

    BEWERTUNG ZUR ZIELERREICHUNG

  • 20

    Indikator Nr. 6

    Staub kann, abhängig von der Größe und der ihm anhaftenden Stoffe, gesundheitsgefährdend sein und Ökosysteme sowie die Artenvielfalt schädigen. Insbesondere der Feinstaub im Größenbereich < 10 µm ist gesundheitlich von besonderer Be-deutung, weil Partikel dieser Größe mit vergleichsweise hoher Wahrscheinlichkeit vom Menschen eingeatmet und in die tie-feren Atemwege transportiert werden. Untersuchungen weisen auf einen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit von chro-nischer Bronchitis, Lungenkrebs sowie Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems und der Feinstaubbelastung hin. Feinstaub wird daher auch für viele vorzeitige Todesfälle verantwortlich gemacht. Wesentliche PM10-Emittenten sind industrielle Pro-zesse, Feststofffeuerungen und der Kfz-Verkehr, wobei der Straßenverkehr mit seinen direkten Emissionen und Reifenab-rieb einer der größten Verursacher ist.

    Der Indikator beschreibt repräsentativ die Luftqualität im städ-tischen Wohnumfeld. Dies bedeutet zwar keine flächendecken-de, aber eine wohnortbezogene Abbildung der Einhaltung des Richtwertes. Grundlage sind die Daten des Luftmessnetzes des TLUBN aus Messstationen im städtischen Hintergrund. Als Referenzwert wird jeweils der Mittelwert der vier Jahre mit den

    geringsten Jahresdurchschnittsbelastungen aus dem Zeitraum zugrunde gelegt. Der breite Referenzwert berücksichtigt me-teorologische Einflüsse, die Luftqualitätsschwankungen von Jahr zu Jahr bewirken und lokal wie regional nicht beeinflusst werden können. Der Wert wird in µg/m³ dargestellt.

    Beurteilungsmaßstab zum Schutz der menschlichen Ge-sundheit sind die in der Richtlinie 2008/50/EG bzw. der 39. BImSchV festgelegten Grenzwerte (50 µg/m3 als Tagesmit-telwert, 35 Überschreitungen im Jahr zulässig; 40 µg/m3 als Mittelwert im Kalenderjahr).

    Ziel ist die Verbesserung des Jahresmittelwertes bezogen auf den Referenzwert. Dieser Wert beträgt 16 µg/m³ ausgehend vom Jahr 2019.

    Im Berichtszeitraum 2000 bis 2019 hat sich der Indikator positiv entwickelt. Zur Sicherung guter Zielwerte sind weitere Maßnahmen in Verkehr, Infrastruktur, Wirtschaft und Um-welt notwendig. Eine zukünftige positive Entwicklung ist zu erwarten, wenn die Umstellung von fossilen Energieträgern auf erneuerbare Energien gelingt.

    Feinstaub

    05

    10152025303540455055

    a) Feinstaub (PM10 in µg/m3) Referenzwert (2016–2019)

    2000

    2001

    2002

    2003

    2004

    2005

    2006

    2007

    2008

    2009

    2010

    2011

    2012

    2013

    2014

    2015

    2016

    2017

    2018

    2019

    Quelle: TLUBN

    Jahr 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019

    Feinstaub (PM10) in µg/m³ 28 27 29 28 22 24 26 22 21 23 24 23 19 20 20 17 16 15 18 14

    Städtische Luftqualität6 a) Feinstaub (PM10)

    BEWERTUNG ZUR ZIELERREICHUNG

    ZIELINDIKATORErhebungszeitraum: 2000–2019 (jährlich)

  • 21Nachhaltige Entwicklung in Thüringen – Indikatorenbericht

    Indikator Nr. 6

    Erhöhte Konzentrationen von Luftschadstoffen können sowohl die menschliche Gesundheit gefährden als auch die Ökosys-teme und Artenvielfalt schädigen. Insbesondere erhöhte NO2-Konzentrationen können beim Menschen zu Reizungen und Er-krankungen der Atemwege sowie Herz-Kreislauferkrankungen führen. Gefährdet sind insbesondere Kranke, Ältere, Kinder und Schwangere. NO2 ist zudem eine wichtige Vorläufersubstanz für die sommerliche Ozonbildung in den bodennahen Luftschich-ten. Abgesehen von geringen Anteilen aus natürlichen Quellen stammt NO2 in etwa zu gleichen Anteilen aus industriellen Ver-brennungsprozessen und aus dem Kraftfahrzeugverkehr. Die bodennahen Emissionen der Kraftfahrzeuge führen insbeson-dere in den Ballungsräumen zu hohen Luftbelastungen, seit dem Jahr 2000 teilweise mit zunehmender Tendenz.

    Der Indikator beschreibt repräsentativ die durchschnittliche großräumige Luftbelastung mit Stickstoffdioxid in städtischen Gebieten über ein Jahr, unabhängig von einzelnen lokalen Spit-zenwerten. Somit liefert der Indikator keine flächendeckende Abbildung, aber eine auf die Wohnorte der Bevölkerung bezo-gene Darstellung ab. Als Datengrundlage finden die Mess-daten des Luftmessnetzes der TLUBN aus Messstationen im

    städtischen Hintergrund Verwendung. Als Referenzwert wird jeweils der Mittelwert der vier Jahre mit den geringsten Jahres-durchschnittsbelastungen aus dem Zeitraum zugrunde gelegt. Der breite Referenzwert berücksichtigt meteorologische Ein-flüsse, die Luftqualitätsschwankungen von Jahr zu Jahr bewir-ken und lokal wie regional nicht beeinflusst werden können. Der Wert wird in µg/m³ dargestellt.

    Beurteilungsmaßstab zum Schutz der menschlichen Gesund-heit sind die ab 1.1.2010 einzuhaltenden Grenzwerte gemäß der Richtlinie 2008/50/EG bzw. der 39. BImSchV (40 µg/m3 als Mittelwert im Kalenderjahr; 200 µg/m3 als 1-Stunden-Mittel-wert [18 Überschreitungen im Jahr zulässig]). Ziel ist die Ver-besserung des Jahresmittelwertes bezogen auf den Referenz-wert. Dieser Wert beträgt 16 µg/m³ bezogen auf das Jahr 2019.

    Im Berichtszeitraum 2000 bis 2019 hat sich der Indikator posi-tiv entwickelt. Zur Sicherung der guten Zielwerte sind weitere Maßnahmen in Verkehr, Infrastruktur, Wirtschaft und Umwelt notwendig. Eine Verbesserung des Wertes ist zu erwarten, wenn die Umstellung von fossilen Energieträgern auf erneuer-bare Energien gelingt.

    Stickstoffdioxid

    0

    5

    10

    15

    20

    25

    30

    a) Stickstoffdioxid (NO2 in µg/m3) Referenzwert (2016–2019)

    2000

    2001

    2002

    2003

    2004

    2005

    2006

    2007

    2008

    2009

    2010

    2011

    2012

    2013

    2014

    2015

    2016

    2017

    2018

    2019

    Quelle: TLUBN

    Jahr 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019

    Stickstoffdioxid in µg/m³ 23 22 22 24 20 21 22 19 19 20 21 20 19 19 18 18 17 16 17 15

    6 b) Stickstoffdioxid (NO2)

    BEWERTUNG ZUR ZIELERREICHUNG

    ZIELINDIKATORErhebungszeitraum: 2000–2019 (jährlich)

  • 22

    Indikator Nr. 6Erhöhte Ozonkonzentrationen können zu Vegetationsschäden führen und auch die menschliche Gesundheit beeinträchti-gen, insbesondere durch Reizungen der Atemwege und Augen. Ozon wird nicht direkt emittiert, sondern aus Vorläuferstoffen (flüchtige organische Verbindungen sowie Stickstoffoxide) unter dem Einfluss der Sonnenstrahlung gebildet. Die beson-ders wirkungsrelevanten Ozonspitzenwerte treten deshalb insbesondere im Sommer bei geringem Luftaustausch, hohen Temperaturen und starker Sonneneinstrahlung auf. Detaillierte Langzeitanalysen haben ergeben, dass die Ozonspitzenwerte zwar zurückgegangen sind, die chronische Belastung jedoch zunimmt. Wegen des weiträumigen Transports der Vorläufer-substanzen treten die höchsten Ozonwerte häufig weit ent-fernt von den Emissionsorten auf.

    Für den Nachhaltigkeitsindikator wird als Beurteilungsmaß-stab der Informationswert von 180 µg Ozon pro m3 Luft als 1-Stunden-Mittelwert zur aktuellen Unterrichtung der Bevölke-rung herangezogen. Er charakterisiert die Häufigkeit des Auf-tretens von Spitzenwerten. Zur Beurteilung der Einhaltung des wesentlich strengeren Zielwertes für den Schutz der mensch-lichen Gesundheit kann er nicht herangezogen werden. Der In-dikator basiert auf Messdaten des Luftmessnetzes des TLUBN aus Messstationen im städtischen Hintergrund.

    Beurteilungsmaßstäbe zum Schutz der menschlichen Gesund-heit sind die in der Richtlinie 2008/50/EG bzw. der 39. BImSchV festgelegten Werte (Zielwert: 120 µg/ m3 für den höchsten 8-Stunden-Wert eines Tages [25 Überschreitungen im Jahr zuläs-sig, gemittelt über drei Jahre]); langfristiges Ziel: 120 µg/m3 für den höchsten 8-Stunden-Wert eines Tages; Informationsschwel-le: 180 µg/m3 als 1-Stunden-Mittel-Alarmschwelle: 240 µg/m3 als 1-Stunden-Mittelwert).

    Zielsetzung für das Jahr 2030 ist, dass an keiner Messstelle die von der Richtlinie 2008/50/EG bzw. der 39. BImSchV fest-gelegten Werte, mit Ausnahme des langfristigen Zielwertes, überschritten werden. Im Berichtszeitraum 2000 bis 2019 zeigt der Indikator überwiegend einen positiven Verlauf. In 2015 gab es jedoch wetterbedingt 9 Überschreitungen des 1-Stundenwer-tes. In heißen Sommern steigt die Ozon-Konzentration stark an. Klimabedingt ist mit weiteren heißen und trockenen Sommer-perioden mit viel Sonne zu rechnen. Deshalb kann für diesen Teilindikator der Trend nur unzureichend bestimmt werden. Da die Überschreitungen im Berichtszeitraum jedoch überwiegend sehr gering sind und alle Anstrengungen unternommen werden, insbesondere auch die Emissionen aus dem Verkehr und der In-dustrie durch neue Technologien zu reduzieren, wird von einem weiteren positiven Verlauf ausgegangen.

    Ozon*

    0123456789

    10

    a) Ozon (Anzahl Überschreitungen*) Zielwert bis 2030

    * Anzahl der Überschreitung des 1 Std.-Mittels (größer 180 µg/m³) im Jahr

    2000

    2001

    2002

    2003

    2004

    2005

    2006

    2007

    2008

    2009

    2010

    2011

    2012

    2013

    2014

    2015

    2016

    2017

    2018

    2019

    Quelle: TLUBN

    Jahr 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019

    1-Stundenwerte größer 180 µg/m³ 1 0 0 11 0 0 5 0 0 0 1 0 0 0 0 9 2 0 1 1

    6 c) Ozon (O3)

    ZIELINDIKATORErhebungszeitraum: 2000–2019 (jährlich)

    BEWERTUNG ZUR ZIELERREICHUNG

  • 23Nachhaltige Entwicklung in Thüringen – Indikatorenbericht

    Indikator Nr. 7

    Das staatliche Bildungssystem und das für Deutschland cha-rakteristische duale System der Berufsausbildung sind die Eckpfeiler einer zukunftsorientierten Qualifikation für junge Menschen. Fehlende Schul- und Berufsabschlüsse bedeuten ein Armutsrisiko und sind ein Hindernis bei der beruflichen und sozialen Integration.

    Unter dem Aspekt des globalen und lebenslangen Lernens hat ein Schulabschluss eine hohe Bedeutung. Außerdem wird er als grundlegender Faktor der Nachhaltigkeit eines Bildungs-systems gesehen. Dieser Indikator bezieht sich auf Abgänger/innen der allgemeinbildenden Schulen. Dies sind Schülerinnen und Schüler des Berichtsschuljahres, die die Schulart nach Vollendung der Vollzeitschulpflicht am Ende oder im Verlauf des Berichtsschuljahres ohne Hauptschulabschluss verlassen haben und nicht auf eine andere allgemeinbildende Schulart gewechselt sind (inklusive Schülerinnen und Schüler der FÖS). Der Anteil wird in Prozent dargestellt.

    Es ist das erklärte Ziel der Landesregierung, dass alle Jugend-lichen einen Schulabschluss erreichen.

    Aufgrund individueller Lebensbiographien ist das nicht immer möglich. Bis zum Jahr 2014 sank der Anteil der Abgänger/innen und damit verlief der Trend positiv. Ab dem Jahr 2015 ist ein Ansteigen des Anteils der Abgänger/innen und damit eine Trendumkehr zu beobachten. (Als eine Ursache ist die kurze Verweildauer von ausländischen Schülern im deutschen Schulsystem zu nennen. Dies betrifft Schülerinnen und Schü-ler, die ab dem Jahr 2015 neu nach Thüringen zugezogen sind.)

    Die Einflussnahme auf die weitere Entwicklung des Indikators ist begrenzt, daher wird dieser als Berichtsindikator ohne einen festen Zielwert geführt.

    Abgänger ohne Hauptschulabschluss

    0

    2

    4

    6

    8

    10

    12

    14

    Anzahl der Abgänger ohne Hauptschulabschluss in %

    2000

    2001

    2002

    2003

    2004

    2005

    2006

    2007

    2008

    2009

    2010

    2011

    2012

    2013

    2014

    2015

    2016

    2017

    2018

    Quelle: TLS

    Bildungsabschlüsse 7 a) Anzahl der Abgänger ohne Hauptschulabschluss aus allgemeinbildenden Schulen

    Der Indikator wurde 2019 neu in den Thüringer Indikatorensatz zur nachhaltigen Entwicklung aufgenommen.

    Abgangsjahr 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

    Anzahl der Abgänger ohne Haupt-schulabschluss in % 12,6 12,4 11,7 9,3 8,8 7,9 8,1 7,0 6,8 7,1 8,4 8,6 7,5 7,9 7,0 7,2 7,5 8,7 9,2

    BERICHTSINDIKATORErhebungszeitraum: 2000–2018 (jährlich)

  • 24

    Indikator Nr. 7

    Das staatliche Bildungssystem und das für Deutschland cha-rakteristische duale System der Berufsausbildung sind die Eckpfeiler einer zukunftsorientierten Qualifikation für junge Menschen. Fehlende Schul- und Berufsabschlüsse bedeuten ein Armutsrisiko und sind ein Hindernis bei der beruflichen und sozialen Integration.

    Der Indikator bezieht sich auf den Anteil aller 18- bis 24-Jähri-gen, die gegenwärtig keine Schule oder Hochschule besuchen, sich auch an keiner Weiterbildungsmaßnahme beteiligen und nicht über einen Abschluss des Sekundarbereichs II (Hoch-schulreife bzw. abgeschlossene Berufsausbildung) verfügen. Demnach werden als frühe Schulabgänger und Schulabgän-gerinnen auch diejenigen jungen Menschen gezählt, die einen Abschluss der Sekundarstufe I (Haupt- und Regelschulab-schluss) erreicht, anschließend aber weder die Hochschulreife noch einen beruflichen Abschluss erworben haben und sich nicht mehr im Bildungsprozess befinden. Der Anteil wird in Prozent dargestellt.

    In Anpassung an die Strategie „Europa 2020“ der EU hat die Bundesregierung als Ziel für 2020 den Anteil der frühen Schulabgängerinnen und Schulabgängern an allen Personen derselben Altersgruppe unter 10 Prozent zu senken.

    Auch der Freistaat Thüringen ist bestrebt, die Zahl der 18- bis 24-Jährigen ohne Abitur oder Berufsabschluss möglichst ge-ring zu halten. Bis zum Jahr 2014 schwankt der Anteil der 18- bis 24-Jährigen ohne Abschluss stark. Ab dem Jahr 2015 ist der Anteil relativ unverändert geblieben. Im Vergleich mit den Vorgaben auf Europa- und der Bundesebene hat Thüringen den Zielwert in den letzten 10 Jahren eingehalten. Da die Zielerrei-chung von vielen individuellen Bedingungen beeinflusst wird, kann kein fester Zielwert vorgegeben werden. Der Indikator wird dementsprechend als Berichtsindikator geführt.

    18- bis 24-Jährige ohne Abschluss

    0

    2

    4

    6

    8

    10

    12

    Anzahl der 18- bis 24-Jährigen ohne Abschluss in %

    2005

    2006

    2007

    2008

    2009

    2010

    2011

    2012

    2013

    2014

    2015

    2016

    2017

    2018

    Quelle: StBA – Mikrozensus

    7 b) 18- bis 24-Jährige ohne Abschluss

    Die Daten wurden 2005 erstmals erhoben.

    Jahr 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

    18- bis 24-Jährige ohne Abschluss in % 6,6 8,8 10,2 7,4 5,4 6,3 7,7 7,0 7,7 6,1 8,3 8,8 8,7 8,5

    BERICHTSINDIKATORErhebungszeitraum: 2005–2018 (jährlich)

    BEWERTUNG ZUR ZIELERREICHUNG

  • 25Nachhaltige Entwicklung in Thüringen – Indikatorenbericht

    Indikator Nr. 7

    Das staatliche Bildungssystem und das für Deutschland cha-rakteristische duale System der Berufsausbildung sind die Eckpfeiler einer zukunftsorientierten Qualifikation für junge Menschen. Fehlende Schul- und Berufsabschlüsse bedeuten ein Armutsrisiko und sind ein Hindernis bei der beruflichen und sozialen Integration.

    Die Integration in Deutschland lebender Ausländer ist eine wichtige Voraussetzung für den sozialen Zusammenhalt un-serer Gesellschaft. Grundbedingung ist eine ausreichende schulische Qualifizierung, die berufliche Ausbildungs- und Er-werbsmöglichkeiten eröffnet. Der Indikator erfasst den Anteil ausländischer Schulabsolventen, die die allgemeinbildenden Schulen mit mindestens dem Hauptschulabschluss verlassen, in Prozent aller ausländischen Schulabgänger bzw. -absolven-ten eines Jahrgangs (einschließlich Externe).

    Die nationale Nachhaltigkeitsstrategie verfolgt das Ziel, den Anteil der ausländischen Schulabsolventen, die mindestens einen Hauptschulabschluss erreichen, bis zum Jahr 2020 an die entsprechende Quote für die deutschen Jugendlichen an-zugleichen.

    Nach einer deutlich positiven Entwicklung bis 2009 stagniert der Indikator für vier Jahre auf dem erreichten Niveau und hatte ab 2014 eine rückläufige Tendenz bis zum Jahr 2017. Im Jahr 2018 ist wieder ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Der Indikator wird als Berichtsindikator geführt.

    Ausländische Schulabsolventen mit Schulabschluss

    0

    2010

    30405060708090

    100

    2000

    2001

    2002

    2003

    2004

    2005

    2006

    2007

    2008

    2009

    2010

    2011

    2012

    2013

    2014

    2015

    2016

    2017

    2018

    Anteil der ausländischen Schulabsolventen mit Schulabschluss in %

    Quelle: TLS

    7 c) Ausländische Schulabsolventen mit Schulabschluss

    Abgangsjahr 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

    Anteil ausländische Schul- absolventen in % 61,5 61,6 74,4 82,6 84,5 82,4 81,6 85,6 84,6 89,6 90,0 89,4 90,8 84,9 86,7 81,8 77,3 53,2 61,8

    BEWERTUNG ZUR ZIELERREICHUNG

    BERICHTSINDIKATORErhebungszeitraum: 2000–2018 (jährlich)

  • 26

    Indikator Nr. 7

    Eine hoch entwickelte Volkswirtschaft, in der der Dienstleis-tungssektor und der Bedarf an Wissen und Expertise ge-genüber der industriellen Produktion immer stärker in den Vordergrund rücken, benötigt hoch qualifizierte Arbeitskräf-te. Unterschiedliche Lebensbiographien oder Lebenswün-sche, aber auch die vielfältigen Bildungsangebote führen die Jugendlichen auf verschiedenen Bildungswegen zu qualifi-zierten Abschlüssen. Die Bezeichnung des Indikators hängt mit der Tradition der dualen Ausbildungssysteme zusammen. Tertiäre Abschlüsse sind Abschlüsse an Hoch-, Fachhoch- und Verwaltungsfachhochschulen, Berufs- und Fachakademien so-wie Meister- und Technikerabschlüsse. Postsekundäre nicht-tertiäre Abschlüsse des Sekundarbereichs II sind beispiels-weise das Abitur an Abendgymnasien oder an Berufs- bzw. Technischen Oberschulen, der Abschluss einer Berufsausbil-dung nach dem Abitur oder einer vorangegangenen Berufs-ausbildung. Der Indikator umfasst daher sowohl die tertiären Abschlüsse entsprechend den Stufen 5/6 der internationalen Standardklassifikation des Bildungswesens von 1997 (ISCED) als auch die postsekundären nicht-tertiären Abschlüsse der Stufe 4 der ISCED. Ab 2014 gelten für den tertiären Bereich die

    Stufen 5–8 der ISCED (2011). Daher sind die Daten vor 2014 mit der Datenreihe ab 2014 nur eingeschränkt vergleichbar. Der Anteil der 30- bis 34-Jährigen wird in Prozent dargestellt.

    Gemäß der Strategie Europa 2020 soll ein Anteil von 40 Prozent der 30- bis 34-Jährigen über einen tertiären Abschluss verfü-gen. In der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie wird ein Anteil von 42 Prozent angestrebt. In Deutschland ist der Anteil der entsprechend Qualifizierten unter den 30- bis 34-Jährigen in den zurückliegenden Jahren kontinuierlich angestiegen und hat den Zielwert von 42 Prozent im Jahr 2017 bereits erreicht.

    Im Berichtszeitraum 2005 bis 2018 hat sich der Anteil in Thü-ringen positiv entwickelt. Die Zielwerte auf europäischer und nationaler Ebene werden in Thüringen seit 2016 erreicht.

    Der kurzzeitige Rückgang von 39,8 im Jahr 2013 auf 37,6 im Jahr 2014 ist dadurch bedingt, dass die Abschlüsse der 2- bzw. 3-jährigen Schulen des Gesundheitswesens ab 2014 nach der ISCED 2011 nicht mehr zu den tertiären Abschlüssen zählen. Trotzdem ist ein positiver Trend zu verzeichnen.

    Tertiäre oder postsekundäre nicht-tertiäre Abschlüsse

    0

    105

    1520253035404550

    30- bis 34-Jährige mit tertiärem oder postsekundärem nicht tertiärem AbschlussZielwert bis 2030 (in %)

    2005

    2006

    2007

    2008

    2009

    2010

    2011

    2012

    2013

    2014

    2015

    2016

    2017

    2018

    Quelle: StBA – Mikrozensus und Hochschulstatistik

    7 d) 30- bis 34-Jährige mit tertiärem oder postsekundärem nicht-tertiären Abschluss

    Jahr 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

    Anteil 30- bis 34-Jährige in % 31,2 32,2 36,5 35,7 35,4 36,4 37,2 39,1 39,8 37,6 36,9 40,3 40,7 44,6

    BEWERTUNG ZUR ZIELERREICHUNG

    ZIELINDIKATORErhebungszeitraum: 2005–2018 (jährlich) Die Daten wurden 2005 erstmals erhoben.

  • 27Nachhaltige Entwicklung in Thüringen – Indikatorenbericht

    Indikator Nr. 8

    Eine Bildungspolitik, die möglichst vielen jungen Menschen eine qualifizierte Ausbildung ermöglicht, ist eine Vorausset-zung dafür, dass unsere Gesellschaft den künftigen Herausfor-derungen gewachsen ist.

    Die Studienanfängerquote berechnet sich für Thüringen (ana-log zum Bund) als Anteil der Studienanfänger aus dem In- und Ausland an Hochschulen (außer Verwaltungsfachhochschulen) im ersten Hochschulsemester, die ihre Hochschulzugangsbe-rechtigung in Thüringen erworben haben, an der altersspezifi-schen Bevölkerung im Land. Die Quote liegt im Freistaat deut-lich niedriger als im Bund, obwohl in den vergangenen Jahren ungeachtet des Bevölkerungsrückgangs in den relevanten Altersgruppen die Zahl der Studierenden an den Hochschulen des Landes gewachsen ist. Das resultiert aus der Tatsache, dass mehr Studierende aus anderen, vor allem westdeutschen Ländern, für ein Studium in Thüringen gewonnen werden konn-ten. Der Anteil der Studierenden wird in Prozent dargestellt.

    In Thüringen soll bis 2030 eine Studienanfängerquote von 40 Prozent erreicht werden.

    Im Berichtszeitraum in den Jahren 2000 bis 2018 schwanken die Daten leicht. Der Zielwert von 40 Prozent wurde bei den weiblichen Studierenden in 2009 und ab 2012 erreicht. Bei den männlichen Studienanfängern ist der Wert kontinuierlich gestiegen, hat die Zielmarke jedoch knapp verfehlt. In den letzten beiden Jahren 2017 und 2018 ist ein Rückgang zu ver-zeichnen. Insgesamt gesehen wurde die Zielmarke ab dem Jahr 2013 größtenteils erreicht. Ziel ist es, diese positive Entwick-lung fortzusetzen.

    Studienanfängerquote

    weiblich in %männlich in %Insgesamt in %Zielwert bis 2030 (in %)

    0

    105

    1520253035404550

    2000

    2001

    2002

    2003

    2004

    2005

    2006

    2007

    2008

    2009

    2010

    2011

    2012

    2013

    2014

    2015

    2016

    2017

    2018

    Quelle: BMBF – Auswertung aus der ICE-Datenbank

    Studienanfängerquote

    Jahr 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

    Studienanfängerquote weiblich in % 29,9 32,6 32,9 34,9 33,5 34,1 32,4 33,3 36,9 40,9 39,9 38,7 41,6 42,2 43,5 43,4 48,2 45,7 44,9

    Studienanfängerquote männlich in % 23,9 25,6 26,8 28,5 27,2 27,5 27,2 28,9 31,1 31,5 35,6 39,7 37,8 38,3 38,1 38,4 38,7 35,0 33,7

    Studienanfängerquote Insgesamt in % 26,9 29,0 29,8 31,6 30,3 30,7 29,8 31,1 34,0 36,1 37,7 39,2 39,7 40,2 40,7 40,8 43,2 40,0 38,9

    ZIELINDIKATORErhebungszeitraum: 2000–2018 (jährlich)

    BEWERTUNG ZUR ZIELERREICHUNG

  • 28

    Indikator Nr. 9

    Das Thüringer Qualitätssiegel BNE ist ein Zertifikat für alle non-formalen und außerschulischen Bildungsanbietende und Organisationen mit eigenem Bildungsbereich. Es wurde in Zu-sammenarbeit von staatlichen und nichtstaatlichen Bildungs-akteuren entwickelt. Das Zertifikat soll die Qualitätsentwick-lung unterstützen, die Wertschätzung für Bildungsarbeit zur nachhaltigen Entwicklung öffentlich zum Ausdruck bringen und vorbildliche Angebote besser sichtbar und auffindbar ma-chen. Zertifizierungen sind möglich als Bildungseinrichtung, als Netzwerk oder als Einzelperson. Das Zertifikat wurde in 2018 im Rahmen einer Modellphase eingeführt. Es gilt für drei Jahre und kann danach erneuert werden (Re-Zertifizierungen). Erste Re-Zertifizierungen sind für 2021 vorgesehen. Der Zertifi-zierungsprozess wird nichtstaatlich organisiert und von einem Fachbeirat begleitet. Im Fachbeirat wirken staatliche Akteure mit. Der Indikator nennt die Anzahl der Bildungsanbietenden, die den Zertifizierungsprozess erfolgreich durchlaufen haben.

    Der Indikator wird als Berichtsindikator geführt, da keine lang- fristigen Datenreihen zur Verfügung stehen und noch nicht abschätzbar ist, wie die Akteure das Zertifizierungsprogramm in der Zukunft weiter nutzen werden.

    Angestrebt wird, den Anteil der zertifizierten Bildungseinrich-tungen, Netzwerke oder Einzelanbieter sowie die Qualität der Angebote kontinuierlich zu erhöhen.

    Quelle: Nachhaltigkeitszentrum Thüringen

    Bildung für Nachhaltige EntwicklungAnzahl BNE-zertifizierte Einrichtungen im nonformalen Bereich

    Jahr 2018 2019

    Anzahl der zertifizierten Anbieter 7 13

    BERICHTSINDIKATORErhebungszeitraum: 2018–2019 (jährlich) Der Indikator wurde 2019 neu in den Thüringer Indikatorensatz zur

    nachhaltigen Entwicklung aufgenommen. Daten sind erst seit dem Start der Zertifizierung 2018 verfügbar.

  • 29Nachhaltige Entwicklung in Thüringen – Indikatorenbericht

    Indikator Nr. 10

    Eine bessere Balance zwischen Familien- und Berufsarbeit könnte zu einer Erhöhung der Geburtenziffer in Deutsch-land beitragen. Bedarfsgerechte Betreuungsmöglichkeiten für Kinder verbessern generell die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Nach wie vor werden insbesondere Frauen wegen fehlender Betreuungsplätze daran gehindert, einer Erwerbs-tätigkeit nachzugehen, oder Paare entscheiden sich gegen die Gründung einer Familie, da die Versorgung der Kinder nicht gewährleistet ist. Die Förderung der Kinder im Rahmen von bedarfsgerechten Angeboten, insbesondere auch Ganz-tagsangeboten, ist ein wichtiger Beitrag auch zur Chancenge-rechtigkeit und zur Integration ausländischer Kinder und Ju-gendlicher. Ganztagsbetreuung entspricht dabei einer Dauer von mehr als sieben Stunden. Vertraglich vereinbarte Betreu-ungszeiten von sieben Stunden und weniger, die ebenfalls die Vereinbarkeit von Beruf und Familie vereinfachen können, sowie weitere Betreuungsformen, z. B. Tagespflege, sind nicht berücksichtigt. Der Indikator zeigt den Anteil der Kinder in der Ganztagsbetreuung im Vergleich zu allen Kindern dieser Al-tersgruppe in Prozent.

    Bis zum Jahr 2030 sollen auf Bundesebene 35 Prozent der 0- bis 2-Jährigen und 60 Prozent der 3- bis 5-Jährigen von den Ganztagsbetreuungsangeboten profitieren.

    In Thüringen liegen die Betreuungsquoten für die 0- bis 2-Jäh-rigen seit 2009 und bei der älteren Altersgruppe bereits seit Jahren über den Zielwerten des Bundes. Eine weitere Erhöhung der Quote bei den 3- bis 5-Jährigen ist angesichts des erreich-ten Standes (2018: 91,8 Prozent) kaum noch möglich. Bei den 0- bis 2-Jährigen hat sich die Betreuungsquote in den letzten Jahren deutlich erhöht und liegt nun um mehrere Prozentpunk-te oberhalb der Zielgröße auf Bundesebene. Auch im Vergleich mit anderen Bundesländern hat Thüringen einen vorbildlichen Stand erreicht. Daher werden keine konkreten Zielgrößen für Thüringen formuliert und der Indikator wird als Berichtsindika-tor geführt. Zugleich wird daran festgehalten, das hohe Niveau bei der Ganztagsbetreuung zu erhalten.

    Ganztagsbetreuung für Kinder

    0- bis 2-Jährige in %3- bis 5-Jährige in %

    0

    2010

    30405060708090

    100

    2006

    2007

    2008

    2009

    2010

    2011

    2012

    2013

    2014

    2015

    2016

    2017

    2018

    Quelle: TLS

    Ganztagsbetreuung für Kinder 10 a) 0- bis 2-Jährige 10 b) 3- bis 5-Jährige

    Ganztagsbetreuung / Jahr 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

    0- bis 2-Jährige in % 31,1 31,0 32,2 36,8 39,7 41,2 43,2 45,0 47,4 47,7 48,2 49,5 50,9

    3- bis 5-Jährige in % 84,0 84,5 84,9 86,1 87,1 89,5 87,7 88,4 91,4 91,5 90,8 91,8 91,8

    BERICHTSINDIKATORErhebungszeitraum: 2006–2018 (jährlich) Die Daten wurden 2006 erstmals erhoben.

  • 30

    Indikator Nr. 11

    Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern sind ein Zeichen für soziale Ungleichheit. Die Entgeltunterschiede von Frauen und Männern in Thüringen sind nach wie vor vor-handen. Dies liegt u. a. daran, dass viele Berufe immer noch geschlechtsspezifisch präferiert sind. Zudem gibt es Bran-chenunterschiede in der Entlohnung. Ein gewisser durch-schnittlicher Entlohnungsunterschied wird dahingehend statistisch unvermeidlich bleiben. Anzustreben ist vielmehr eine qualitative Angleichung im Sinne von gleichem Lohn für gleiche Arbeit.

    Als zentraler Indikator für Thüringen diente bisher die Dar-stellung der Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern anhand des Medianentgelts. Es stellte ein Maß für den mittle-ren Lohn dar, als Alternative zum Durchschnittseinkommen. Mit der Überarbeitung des Indikatorensatzes in 2019 wurde die Berechnung verändert. Der Indikator zeigt nunmehr den unbereinigten geschlechterspezifischen Verdienstabstand (unadjusted gender pay gap). Er beschreibt den prozentualen Unterschied zwischen dem durchschnittlichen Bruttostunden-verdienst von angestellten Frauen und Männern. Ursachen für die ungleiche Entlohnung, wie der Umfang der Beschäftigung,

    die Verteilung auf unterschiedliche Branchen und Berufsgrup-pen, die Ausbildung, die Berufserfahrung oder die Position, werden hierbei jedoch nicht berücksichtigt. Diese Berechnung ist in der Europäischen Union einheitlich geregelt. Der Gender Pay Gap ist somit europaweit der Hauptindikator für die unglei-che Entlohnung von Frauen und Männern.

    Der Gender Pay Gap (unbereinigt) wird vom Statistischen Bundesamt auf der Basis von 1,9 Millionen sozialversicherten Beschäftigten aus allen Branchen und Berufen errechnet. In Deutschland liegt dieser Wert derzeit bei 21 Prozent.

    Ziel in Thüringen ist es, die Gleichberechtigung von Frauen und Männern zu fördern und auf die Beseitigung bestehender Nach-teile hinzuwirken.

    Diese Zielsetzung ist u. a. im Grundgesetz, in der Thüringer Ver-fassung und im Thüringer Gleichstellungsgesetz festgeschrie-ben. Insbesondere auch bei der Entlohnung sind bestehende Un-terschiede weiter abzubauen. Im Freistaat hat sich das Verhältnis des Arbeitsentgelts von Frauen und Männern seit dem Jahr 2006 bis zum Jahr 2019 zuungunsten von Frauen entwickelt. Der Wert stieg von 6 Prozent auf 10 Prozent. Seit 2016 sinkt der Wert wie-der leicht und lag im Jahr 2019 bei 8 Prozent. In Gesamtdeutsch-land verdienten Frauen im Jahr 2018 20 Prozent weniger als Män-ner. Thüringen steht im bundesweiten Vergleich an vierter Stelle und hat damit bereits einen relativ guten Wert erreicht. Ziel wird es weiterhin sein, die Lohnunterschiede in Bezug auf „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ weiter abzubauen. Dabei ist allerdings zu beachten, dass der für Thüringen im Bundesvergleich relativ günstige Wert von 8 Prozent bei diesem Ungleichheitsmaß auch die geringere Wertschöpfung im verarbeitenden Gewerbe zeigt, durch die die Einkommen der männlichen Arbeitsnehmer gerade im Ost-West-Vergleich gedrückt werden. Da dieser Indikator also ambivalent zu werten ist, ist die Fixierung eines Zielwertes nicht möglich. Der Indikator wird daher als Berichtsindikator geführt.

    Gender Pay Gap – unbereinigt (in %)

    0

    2

    4

    6

    8

    10

    12

    Gender Pay Gap* unbereinigt (in %)

    * Der Gender Pay Gap ist die Differenz des durchschnitt- lichen Bruttostundenverdienstes der Männer und Frauen

    im Verhältnis zum Bruttostundenverdienst der Männer.

    2006

    2007

    2008

    2009

    2010

    2011

    2012

    2013

    2014

    2015

    2016

    2017

    2018

    2019

    Quelle: StBA

    Verdienstabstand zwischen Frauen und Männern (nach Gender Pay Gap – unbereinigt)

    Jahr 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019

    Gender Pay Gap in % 6 5 5 6 6 7 8 9 8 10 9 8 9 8

    BEWERTUNG ZUR ZIELERREICHUNG

    BERICHTSINDIKATORErhebungszeitraum: 2006–2019 (jährlich)

  • 31Nachhaltige Entwicklung in Thüringen – Indikatorenbericht

    Indikator Nr. 12

    Frauen und Männer sind nach Artikel 3 Absatz 2 Satz 1 des Grundgesetzes und Artikel 2 Absatz 2 Satz 1 der Thüringer Verfassung gleichberechtigt. Trotz dieser verfassungsrechtli-chen Vorgabe gibt es im Alltag von Frauen und Männern wei-terhin Unterschiede. Aus diesem Grund steht die Durchsetzung der Chancengleichheit von Frauen und Männern im politischen Handeln im Fokus. Mit Hilfe von „Gender Mainstreaming“ wur-den viele Vorhaben zur Überwindung der Unterschiede auch in Thüringen auf den Weg gebracht.

    Um die Fortschritte besser messen zu können, wurde der In-dikator „Frauen in Führungspositionen und in Gremien in der Landesverwaltung“ in den 2019 novellierten Indikatorensatz zur nachhaltigen Entwicklung neu aufgenommen. Der Indikator beschreibt in Prozent den Anteil der Frauen in Führungspositi-onen in der Landesverwaltung gemäß der in § 3 Absatz 7 Satz 1 Thüringer Gleichstellungsgesetz sowie § 1 Absatz 2 Satz 3 Thüringer Gleichstellungsstatistikverordnung normierten De-

    finition von Führungspositionen (Abteilungs-, Referatsleitun-gen und vergleichbare Dienstposten in unteren, oberen und obersten Landesbehörden sowie Schulleitungen). Ferner wird der Anteil von Frauen der Landesverwaltung in Gremien für die obersten Landesbehörden erfasst. Statistische Daten zum Indikator werden im Abstand von drei Jahren zum Stichtag 30. Juni des jeweiligen Jahres, beginnend ab 2017, erhoben. Eine erstmalige vergleichbare Erhebung fand in 2014 statt.

    Die Landesregierung räumt den in Artikel 3 Absatz 2 Satz 2 des Grundgesetzes und Artikel 2 Absatz 2 Satz 2 der Thü-ringer Verfassung verankerten Verfassungsaufträgen zur Förderung und Sicherung der tatsächlichen Gleichstellung von Frauen und Männern einen sehr hohen Stellenwert ein. Sie unternimmt alle Anstrengungen, um diesen Verfassungs-auftrag umzusetzen und mit Leben zu erfüllen. Seit dem 28. März 2013 ist das novellierte Thüringer Gleichstellungsgesetz in Kraft. Die gleichstellungsfördernden Zielvorgaben der

    Sustainable Development Goals (Agenda 2030) wurden in der Thüringer Nachhaltigkeitsstrategie verankert.

    Innerhalb der Landesverwaltung ist es das Ziel, den Anteil von Frauen in Führungspositionen und Gremien zu erhöhen.

    Im Bereich der Führungspositionen stieg der Frauenanteil von 20,69 Prozent in 2014 auf 27,51 Prozent in 2017. Eine weite-re Erhöhung des Frauenanteils wird angestrebt. Im Bereich „Frauen in Gremien in obersten Landesbehörden“ hat sich der Frauenanteil verdoppelt. Er steigerte sich um 30,01 Prozent-punkte auf 59,09 Prozent in 2017. Diese Entwicklung ist sehr positiv. Nach § 3 Abs. 5 Thüringer Gleichstellungsgesetz sind Frauen oder Männer unterrepräsentiert, wenn die jeweilige Quote unter 40 Prozent liegt. Daher wird insbesondere im Bereich Frauen mit Vorgesetzten- und Leitungsaufgaben ent-sprechender Handlungsbedarf gesehen. Der Indikator wird als Berichtsindikator geführt.

    Quelle: Gleichstellungsstatistik des Landes Thüringen (Hinweis: für 2015 und 2016 liegen keine Angaben vor)

    Frauen in Führungspositionen und Gremien in der Landesverwaltung

    Jahr 2014 2017

    Frauenanteil in Führungspositionen in der Landesverwaltung (oberste Landesbehörden sowie nachgeordneter Bereich) im höheren und gehobenen Dienst ohne Richterinnen und Richter gemäß § 1 Abs. 2 S. 3 Thüringer Gleichstellungsstatistikverordnung in % 20,69 27,51

    Frauenanteil in Gremien in obersten Landesbehörden in % 29,08 59,09

    BERICHTSINDIKATORErhebungszeitraum: 2014–2017 (alle drei Jahre)

    BEWERTUNG ZUR ZIELERREICHUNG

    2019 neu in den Indikatorensatz aufgenommen.

  • 32

    Indikator Nr. 13

    Grundwasser und Oberflächengewässer werden durch Nährstoff- einträge belastet. Hierdurch verschlechtern sich die Lebens-bedingungen von Tieren und Pflanzen in aquatischen Lebens-räumen vor Ort und auch die menschliche Gesundheit kann beeinträchtigt werden. 70 Prozent der Thüringer Oberflächenge-wässer weisen zu hohe Nährstoffeinträge von Phosphor auf und 30 Prozent der Fläche der Thüringer Grundwasserkörper sind von überhöhten Nitrateinträgen betroffen. Da Thüringen in den Einzugsgebieten von Weser, Elbe und Rhein liegt, können die Verunreinigungen und erhöhten Nährstoffkonzentrationen über die Thüringer Flüsse auch in die Nordsee gelangen.

    Der Indikator a) gibt den Anteil derjenigen Messstellen in Pro-zent an, an denen die gewässertypischen Orientierungswerte des guten ökologischen Zustands für Phosphor in Fließgewäs-sern im Jahresmittel nicht eingehalten werden. Der Indikator b) gibt den Anteil der Messstellen in Prozent an, an denen der Grenzwert von 50 mg/l Nitrat im Grundwasser im Jahresmittel überstiegen wird. Bei diesem Indikator sind wetterbedingte Schwankungen zu berücksichtigen.

    Phosphor in Fließgewässern

    0

    2010

    30405060708090

    100

    Phosphor in Fließgewässern (in %)Zielwert bis 2030 (in %)

    2000

    2001

    2002

    2003

    2004

    2005

    2006

    2007

    2008

    2009

    2010

    2011

    2012

    2013

    2014

    2015

    2016

    2017

    2018

    2019

    Quelle: TLUBN – Messnetz nach Rahmenkonzept Oberflächenwasser sowie Grundnetz Beschaffenheit Grundwasser

    Nährstoffindikatoren in Gewässern 13 a) Phosphor in Fließgewässern 0 % > 0,1 mg/l Phosphor

    ZIELINDIKATORErhebungszeitraum: 2000–2019 (jährlich)

    BEWERTUNG ZUR ZIELERREICHUNG

    ((Anmerkung: *- fehlende Erklärung aus Excel-Datei übernommen!?))

    Jahr 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019

    Phosphor in Fließgewässern Anteil der Messstellen mit mehr als 0,1 mg/l P in %

    83,5 83,5 83,5 86,6 79,6 86,0 80,8 76,9 80,0 79,7 75,4 69,8 73,8 68,5 74,4 79,8 70,6 63,3 67,7 70,2

    Der Indikator wurde 2019 neu in den Thüringer Indikatorensatz zur nachhaltigen Entwicklung aufgenommen.

  • 33Nachhaltige Entwicklung in Thüringen – Indikatorenbericht

    Indikator Nr. 13

    Quelle: TLUBN – Messnetz nach Rahmenkonzept Oberflächenwasser sowie Grundnetz Beschaffenheit Grundwasser

    Die EU-Wasserrahmenrichtlinie sieht für alle Grundwasserkör-per eine Nitratkonzentration von höchstens 50 Milligramm pro Liter als Ziel vor, die spätestens im Jahr 2027 einzuhalten ist. Minimalziel ist, dass keine Zustandsverschlechterung eintritt und eine Trendumkehr bei Gefährdung der Zielerreichung eingeleitet wird.

    Thüringen hat sich das Ziel gesetzt, die Nährstoffeinträge weiter zu senken. Bis 2027 soll an keiner Messstelle der Anteil von Phosphor in Fließgewässern mehr als 0,1 mg/l im Jahres-mittel betragen und beim Nitrat im Grundwasser soll an keiner Messstelle der Wert von 50 mg/l im Jahresmittel überschritten werden.

    Beim Phosphor entwickelt sich der Indikator im Berichtszeit-raum von 2000–2019 leicht positiv, ist jedoch im Gesamtblick immer noch sehr hoch. In den niederschlags- und abflussar-men letzten Jahren kommen die technischen und administra-tiven Maßnahmen zur verminderten Phosphorbelastung nicht vollends zur Geltung.

    Beim Nitrat sind keine signifikanten Veränderungen zu erken-nen. Mit den geänderten gesetzlichen Vorgaben im Wasser-haushaltsgesetz des Bundes, im Thüringer Wassergesetz und der Düngeverordnung des Bundes sollen die Werte weiter sinken und in den Zielbereich gelangen.

    Nitrat im Grundwasser

    0

    5

    10

    15

    20

    25

    30

    35

    0

    5

    10

    15

    20

    25

    30

    35

    Nitrat im Grundwasser (in %)Zielwert bis 2030 (in %)

    2000

    2001

    2002

    2003

    2004

    2005

    2006

    2007

    2008

    2009

    2010

    2011

    2012

    2013

    2014

    2015

    2016

    2017

    2018

    2019

    13 b) Nitrat im Grundwasser 0 % > 50 mg/l Nitrat

    Der Indikator wurde 2019 neu in den Thüringer Indikatorensatz zur nachhaltigen Entwicklung aufgenommen.

    Jahr 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019

    Nitrat im Grundwasser Anteil der Messstellen mit mehr als 50 mg/l N in %

    15,8 15,0 17,9 15,8 17,9 14,3 16,6 16,7 15,7 18,2 16,9 15,6 15,6 14,8 17,4 14,6 14,4 16,6 15,4 15,0

    BEWERTUNG ZUR ZIELERREICHUNG

  • 34

    Indikator Nr. 14

    Die Endenergieproduktivität ist ein Maß für den effizienten Energie-einsatz in einer Volkswirtschaft. Sie zeigt, welche wirtschaftliche Leistung je Einheit eingesetzter Energie erzielt wird. Die Energie-produktivität errechnet sich als Quotient aus dem Bruttoinlandpro-dukt (BIP in jeweiligen Preisen) und dem Endenergieverbrauch und wird in Mio. Euro pro Petajoule angegeben. Je höher die Energie-produktivität ist, umso effizienter geht die Volkswirtschaft mit Ener-gie um. Die Energieproduktivität kann sowohl auf den Primär- als auch auf den Endenergieverbrauch bezogen werden. Bei der Ver-wendung des Endenergieverbrauchs werden Verluste durch Ener-gieumwandlung und -übertragung nicht berücksichtigt. Endenergie ist die Energie, die den Verbrauchenden direkt zur Verfügung steht. Der Primärenergieverbrauch ergibt sich als Summe aus der Gewin-nung in Thüringen, den Bestandsveränderungen sowie dem Saldo aus Bezügen und Lieferungen und umfasst die für die Umwandlung und den Endverbrauch im Land benötigte Energie. Der Primärener-gieverbrauch wird in Petajoule (PJ) angegeben.

    Beim Primärenergieverbrauch will Thüringen bis zum Jahr 2030 eine Senkung um 20 Prozent gegenüber dem Jahr 2015 (Basisjahr) erreichen.

    Der Primärenergieverbrauch schwankt im betrachteten Zeitraum von 2000 bis 2017 leicht. Ein hinreichender Trend zur Verringerung des Primärenergieverbrauchs ist noch nicht erkennbar. Seit 2014 ist eine Steigerung von 231,9 PJ auf 243,7 PJ zu verzeichnen. Daher sind noch weitere Anstrengun-gen zu unternehmen, um das ambitionierte Ziel zu erreichen. Zu berücksichtigen ist, dass der Primärenergieverbrauch (wie auch der Endenergieverbrauch) wesentlich beeinflusst wird durch die konjunkturelle Entwicklung, die Preise an den Rohstoffmärkten, technische Entwicklungen und Witterungs-verhältnisse.

    Die Endenergieproduktivität soll sich bis 2030 in Thüringen durchschnittlich um 2,1 Prozent pro Jahr erhöhen. In der deut-schen Nachhaltigkeitsstrategie von 2018 ist ebenfalls das Ziel festgelegt, die Energieproduktivität im Zeitraum von 2008 bis 2050 pro Jahr um 2,1 Prozent zu steigern. Im Berichtszeitraum sind starke Schwankungen zu verzeichnen, im Durchschnitt wird im Zeitraum von 2008 bis 2017 eine Steigerung von 3,3 Prozent pro Jahr erreicht.

    Endenergieproduktivität und Primärenergieverbrauch

    Endenergieproduktivität und Primärenergieverbrauch

    Jahr 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

    Primärenergieverbrauch in PJ 224,1 229,8 240,8 249,6 247,2 248,6 250,6 242,0 249,6 239,9 249,7 237,6 241,5 246,3 231,9 233,9 241,7 243,7

    Endenergieproduktivität in Mio. €/PJ 193,1 190,2 187,6 187,6 193,5 194,0 201,3 218,5 215,5 219,1 217,9 244,9 245,0 248,7 277,2 279,4 278,7 289,4

    Primärenergieverbrauch (in PJ)Zielwert bis 2030Endenergieproduktivität (in Mio. €/PJ)

    0

    100

    50

    150

    200

    250

    300

    350

    2000

    2001

    2002

    2003

    2004

    2005

    2006

    2007

    2008

    2009

    2010

    2011

    2012

    2013

    2014

    2015

    2016

    2017

    Quelle: TLS – Bericht Energiebilanz Thüringen / Zeile 2 Berechnung durch TLUBN

    Hinweis: Die Zahlen im Bericht 2016 zur Energieproduktivität sind nicht vergleichbar, da sie sich auf den Primärenergieverbrauch bezogen haben.

    ZIELINDIKATORErhebungszeitraum: 2000–2017 (jährlich)

    BEWERTUNG ZUR ZIELERREICHUNG

  • 35Nachhaltige Entwicklung in Thüringen – Indikatorenbericht

    Jahr 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

    EE-Anteil am Primärenergieverbrauch in % 3,5 3,9 7,1 11,2 13,2 14,0 15,4 19,3 18,9 19,1 20,4 21,5 21,7 23,1 23,1 24,1 24,5 26,3

    EE-Anteil am Bruttostromverbrauch in % 7,4 8,0 8,3 7,8 11,3 11,1 12,3 17,8 18,0 19,8 19,5 23,6 25,6 28,9 30,1 34,2 34,5 40,1

    Indikator Nr. 15

    Die Nutzung fossiler Energieträger ist mit der Emission von Treibhausgasen verbunden, zudem sind die Reserven wichtiger fossiler Energieträger wie Erdöl und Erdgas begrenzt. Ein Um-stieg auf erneuerbare Energien (EE) verringert die energetisch bedingten Emissionen und damit das Ausmaß des Klimawan-dels. Er kann zudem die Abhängigkeit von Energieimporten re-duzieren, den Ressourcenverbrauch mindern, die Versorgungs-sicherheit erhöhen und technische Innovationen fördern. Außerdem fördert er die lokale Wertschöpfung und schafft Ar-beitsplätze. Zu den erneuerbaren Energien zählen Windkraft, Biomasse, Solarenergie, Wasserkraft und Geothermie.

    Die Darstellung des Teilindikators „Erneuerbare Energien am Stromverbrauch“ wurde mit der Überarbeitung des Indika-torensatzes in 2019 vom „Nettostromverbrauch“ auf „Brut-tostromverbrauch“ umgestellt. Der Bruttostromverbrauch umfasst die gesamte verbrauchte Strommenge. Er enthält im Gegensatz zum Nettostromverbrauch auch die Transportver-luste („Netzverluste“) sowie den Eigenverbrauch der Kraftwer-

    ke. Mit der Umstellung ist eine bessere Vergleichbarkeit mit anderen Bundesländern gegeben, die ebenfalls den Brutto-stromverbrauch zugrunde legen. Der Anteil der erneuerbaren Energien am Primärenergieverbrauch und der Anteil der erneu-erbaren Energien am Bruttostromverbrauch werden in Prozent angegeben.

    Ziel ist es, den Anteil der erneuerbaren Energien am Primär-energieverbrauch bis 2030 auf 55 Prozent zu steigern. Der An-teil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch soll bis 2030 auf 80 Prozent gesteigert werden.

    Im Berichtszeitraum ist der Anteil der erneuerbaren Energi-en deutlich gestiegen. Ein Erreichen der Ziele bedarf einer weiteren konsequenten Umstellung des Energiesystems auf erneuerbare Energien und deren Ausbau in Thüringen.

    Erneuerbare Energien Anteil am Primärenergieverbrauch und am Bruttostromverbrauch

    Erneuerbare Energien

    Anteil EE am Primärenergieverbrauch (in %)Zielwert bis 2030 (in %)Anteil Strom aus EE am Bruttostromverbrauch (in %)Zielwert bis 2030 (in %)