4-Popdyn
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1.Autökologie: Umweltbeziehungen des Einzelorganismus
2. Ökologie inter-organismischer Beziehungen
2.1 Populationsökologie (intraspezifische Beziehungen)
2.2 Synökologie (interspezifische Beziehungen)
2.1 Populationsökologie2.1.1 Populationsbegriff
2.1.2 Struktur der Populationen Geschlechterdifferenzierung, Altersaufbau, Individuenverteilung im Raum
2.1.2 Dynamik der Populationen Abundanzschwankungen, Regulationsmechanismen (z. B. durch Konkurrenz)
2.1.4 Metapopulationen
2.1.5 Arten
Zum Artbegriff; Entstehung, Veränderung und Aussterben von Arten
2.6 „Populationen als Superorganismen“
2.7 Areale
2.8 Wanderungen
Populationsdynamik
„Dynamik“ bezieht sich hier, wie meist, auf Veränderungen eines Objekts und auf die Kräfte, die sie verursachen
Im weiteren Sinne wird „Populationsdynamik“ für Veränderungen aller Eigenschaften von Populationen gebraucht
z. B. auch für die Veränderungen der Verteilung der Individuen im Raum, des Anteils verschiedener Geschlechter oder der Altersverteilung
Im engeren Sinne: nur die Veränderung der Individuenzahl bzw. Populationsdichte (Abundanzdynamik)
Populationsdichte kann durch Geburt und Immigration zunehmen, durch Tod und Emigration abnehmen
Hier (im Wesentlichen) nur geschlossene Populationen betrachtet, von Zu- und Abwanderungen abgesehen
Populationsdynamik Überblick
- Wachstum von Populationen
- Populationsschwankungen
- „Regulation“: Mechanismen, die dazu führen, dass die Populationsdichte oft bei bestimmten Werten bleibt oder regelmäßig um sie oszilliert
- Organismenarten regulieren durch bestimmte Kombinationen von Eigenschaften die Dynamik der Dichte ihrer Populationen gemäß den Anforderungen unterschiedlicher Typen von Habitaten (Abundanzstrategien)
Einfaches Modell der Populationsentwicklung
Ein Model zu erstellen erfordert, eine Reihe von Begriffen eindeutig zu definieren und ihre Beziehungen zueinander eindeutig festzulegen
Die in unserem Falle relevanten Begriffe sind
- Natalität
- Mortalität
- Wachstumsrate
- Umweltkapazität
Die Natalität ist die Geburtenrate (b, von birth)
Natalität von Art zu Art sehr verschieden
Extrem niedrig:
Manche großen Säuger (wie Elefant, Bär, Mensch) und Raubvögel Maximal zwei oder drei Dutzend Nachkommen in ihrem relativ langen Leben
Extrem hoch:
- Orchideen: Einige Tausend Samen pro Jahr
- Marine Nacktschnecke Aplysia: über 1 Million Eier
- Königin der Honigbiene in 4 – 5 Jahren Lebenszeit 1–2,5 Millionen Eier
- Königin der Treiberameise Dorylus nigricans pro Jahr ca. 5 Millionen Eier
Allgemeine Natalität ba: ba = N2–N1 = dNn
t2–t1 dtn
N1 und N2 sind die Populationsdichten oder -größen zu den Zeitpunkten t1 und t2. N ist die Individuenzahl (bzw. –dichte)
Die Spezifische Natalität bs ist die auf die Anzahl der Individuen bezogene Natalität: bs = N2–N1 = dNn
(t2–t1)N1 dtnN1
Ideale Natalität (potentielle Natalität): größtmögliche Nachkommenzahl pro ZeiteinheitMan abstrahiert von allen möglichen widrigen Umweltbedingungen
Demgegenüber: reale Natalität
Mortalität, Sterberate (d, von death)
Allgemeine Mortalität: da = N1–N2 = dNn
t1–t2 dtn
Bilanz von Natalität und Mortalität: Wachstumsrate r
Die allgemeine Wachstumsrate ra ist die Differenz der Individuenzahlen zu zwei Zeitpunkten pro Zeiteinheit:ra = b–d
Idealerweise wächst Populationsgröße exponentiell:
Zuwachs an Individuen ist bei gleichbleibender Wachstumsrate proportional zur jeweils vorhandenen Individuenzahl
Nimmt die Wachstumsrate ebenfalls zu (derzeit bei Weltbevölkerung):superexponentielles Wachstum
Exponentielles Wachstum kann nicht unbegrenzt sein
In Natur häufig kurzzeitig, z. B.:
- Bei Neubesiedlung von Räumen (Ressourcenüberschuß),
- Populationswachstum fängt durch ungünstige Jahreszeiten bedingt mit sehr geringen Individuenzahlen an
Meist hört Wachstum allmählich auf: wenn es sich der Umweltkapazität K nähert (b = d).
K ist die „tragbare“ Individuenzahl, meist auf bestimmte Raumeinheit bezogen
Modell des logistischen Wachstums
Bei Annäherung an K:
Ressourcen werden knapp
teils weil aufgebraucht, teils weil Individuenzahl ( Bedarf) anwächst:
Konkurrenz um Ressourcen
Tiere oft mit zunehmender Dichte unruhiger Kämpfe
Energieverbrauch, Störung der Fortpflanzung
(„Gedrängefaktor“)
Zunehmende Dichte:
Natalität nimmt immer mehr ab, Mortalität zu
Wird durch den Faktor (K–N)/K ausgedrückt
Dessen Wert geht gegen Null, wenn Individuenzahl (oder -dichte) K erreicht
Damit geht die exponentielle Wachstumskurve in eine sigmoidale über: dN/dt = r.N.(K–N)/K
Logistische Wachstumsgleichung
Abb. 12: Logistische Wachstumskurve mit initialer, exponentieller und asymptotischer Phase. Aus Müller 1984.
dN/dt = r.N.(K–N)/K
Kurve besteht aus flacher Initialphase, Phase des steilen Anstiegs und Phase der asymptotischen Annäherung an K
Oft besondere Anlaufphase, in der sich die Organismen noch nicht an die jeweiligen Umweltbedingungen angepasst haben Wachstumsrate r deshalb niedriger als später
Populationswachstum am steilsten Kurvenpunkt (K/2) am größten Ermittlung günstigen Erntezeitpunkts
Bis hierher in 2. Std WS 08/09??
Zwei Grundformen von Schwankungen der Populationsdichten:Oszillationen und Fluktuationen
Oszillationen:
Schwankungen, die irgendeine Regelmäßigkeit aufweisen
- Werte schwanken um gleichbleibenden Mittelwert der Populationsgröße- Abweichungen vom Mittelwert haben immer gleiche Größe- das Auf und Ab wiederholt sich in gleichen Zeitabständen
folie
Fluktuationen: unregelmäßige Schwankungen
Gradationen: besonders starke Ausschläge der Populationsschwankungen
(auch andere Definitionen)
Fluktuationen können Oszillationen unterlegt sein folie
Abb. 13: Fluktuation (a) und Oszillation (b) einer Population. Nach Tomiuk et al. 1993.
Sehr starke Ausschläge der Populationswachstumskurven: Gradationen
Begriff nicht für jede stärkere Schwankung benutzen(auch nicht durch bestimmte Zahl definieren, z. B. „eine Zehnerpotenz über dem Normalen“: allenfalls als operationale Definition)
sondern auf solche beschränken, die sich einem anderen Mechanismus verdanken als die normalen Oszillationen, nämlich:
Populationen springen von ihrem normalen Niveau auf ein höheres („multiple Gleichgewichte“) Von diesem sinkt die Dichte dann wieder durch Populationszusammenbruch auf das alte Niveau
Erklärung meist:
Mitunter fällt einer der Faktoren aus, die Populationsdichte normalerweise beim unteren Wert halten (z. B. Räuber, Parasiten, ungünstige Temperaturen) Population „entgleitet ihrer Kontrolle“ und wächst weit über auf Dauer mögliche Dichte hinaus
Auf dem oberen Niveau dann meist Ressourcenmangel oder Dichtestress kontrollierende Faktoren
Abb. 18: Gradationen des Kiefernspinners (Dendrolimus pini) in der Letzlinger Heide. Puppenzahlen pro Ar von 60 Jahren. Nach Schwerdtfeger 1977 aus Müller, verändert
Ursachen von Schwankungen
Bei sigmoidaler Kurve ist gleichbleibende Umwelt vorausgesetzt
In Wirklichkeit wechseln immer Umweltverschlechterungen und Umweltverbesserungen Schwankungen
Populationsdichte kann aber auch infolge anderer Ursachen ab- und zunehmen:
Stadien, in denen die Organismen physiologisch oder ökologisch inaktiv,zumindest häufig nicht unmittelbar durch ungünstige Umweltverhältnisse verursacht
Definitionsfrage, ob man hier von Dichteabnahme der Population sprechen soll
Wenn Populationsgrößen immer schwanken kleine Populationen haben prinzipiell hohes Aussterberisiko
Wert Null kann dann bereits bei Rückgang der Individuenzahl um geringen absoluten Betrag erreicht sein
Gilt auch bei Populationen, die von Natur aus klein (große Raubtiere)
Wird bestimmte Größe/ Dichte unterschritten, so steigt Wahrscheinlichkeit des Aussterbens rasch an
Mindestgröße überlebensfähiger Populationen (MVP)
Weitere Risikofaktoren
- Inzucht
- bei Arten, für die Leben in Gruppen vorteilhaft, fallen Vorteile weg (z. B. Möglichkeit kollektiver Verteidigung, gesteigerte Aufmerksamkeit auf Räuber)
- Bei sehr kleinen Populationen Wahrscheinlichkeit eines unausgewogenen Geschlechterverhältnis groß (im Extrem ganze Population aus Angehörigen eines Geschlechts)
Dichte der Population bleibt oft über längere Zeit bei bestimmtem Wert oder schwankt um ihn und hält sich dabei in bestimmten Grenzen
Diese Begrenzung als Aktivität betrachtet: „Regulation“
Regulationsmechanismen
sind negative Rückkoppelungsprozesse
Populationsdichte nimmt zu, wenn sie unter bestimmten Wert fällt
nimmt ab, wenn sie darüber steigt
Bereich, in dem diese Rückkoppelungsprozesse wirken: Gleichgewichtsbereich
Zwei Grundtypen der Regulation: dichteunabhängige und dichteabhängige
Dichteunabhängig regulieren Faktoren, die in ihrer Wirkung auf die Organismen durch Zu- und Abnahme der Populationsdichte nicht beeinflusst werden (Limitation)
Trifft auf Großteil der abiotischen Konditionalfaktoren zu: Temperatur der Umgebung wirkt auf Wachstumsrate der Individuen einer Population unabhängig von deren Dichte
Bei sehr großen Dichten allerdings nicht mehr dichteunabhängig:
- Agglomerationen homoiothermer Tiere, die sich gegenseitig wärmen
folie - Pflanzen: bei dichtem Stand besonderes Bestandesklima
Beispiel für biotischen Umweltfaktor:
Prädatoren-Anzahl steigt oft nicht mit Dichte der Beutepopulation,sondern wird durch Parasiten der Prädatoren oder abiotische Faktoren begrenzt
Myotis myotis, _nursery_roost
Abb. 15: Dichteabhängige Regulation beim Sperber. Bei im Vorjahr hoher Populationsdichte brüten aktuell weniger als bei niedriger
Regulation durch Ressourcen ist im Allgemeinen dichteabhängig
Dichteabhängig können nur knappe Ressourcen regulieren
In der Regel über intraspezifische Konkurrenz vermittelt
Dichteabhängig kann aber auch Regulation der Beutepopulation durch die Räuber sein:
Räuber stellen erst bei größerer Dichte einer potentiellen Beutepopulation ihr „Suchbild“ auf diese Beute um
Dagegen:
Wechselseitig positive Einflüsse zwischen den Individuen einer Population (z. B. gegenseitiger Schutz vor Kälte, Zuflucht in ihren Herden)
Hier wird Populationswachstum mit zunehmender Populationsdichte verstärkt
Denn:
Umweltbedingungen für Individuen verbessern sich mit der Dichte
(positive Rückkoppelung): keine Regulation
dichteabhängige Dynamik des Populationswachstums nicht gleichbedeutend mit Regulation
Dichteabhängigkeit kann sowohl „lärmdämpfend“ als auch „lärmsteigernd“ sein
Im Folgenden: intraspezifische Konkurrenz im Allgemeinen, dann Frage der Regulation der Populationsdichte durch sie
Konkurrenz wird hier definiert als eine Beziehung zwischen zwei (oder mehreren) Organismen, bei der jede der beiden Seiten versucht, Ressourcen zu gewinnen, die auch die andere Seite zu gewinnen versucht( Konkurrenz ist eine (-/-)-Beziehung)
Konkurrenz kann es in fortpflanzungsbiologischen und in ökologischen Beziehungen geben
Konkurrenz in fortpflanzungsbiologischen Beziehungen:
- Konkurrenz um Ressourcen für die Erzeugung der Nachkommen - Konkurrenz um Geschlechtspartner
Bei der Konkurrenz in ökologischen Beziehungen zwei Formen:
1) Bei indirekter Konkurrenz werden Individuen dadurch geschädigt, daß ihnen konkurrierende Individuen Ressourcen entziehen
2) Bei direkter Konkurrenz hindern Individuen andere vor dem Konsum der Ressource, an diese zu gelangen. Individuen werden vor der, nicht durch die
Ressourcennutzung geschädigt
„Interferenz“ wird hier für Interaktionen gebraucht, bei denen gegenseitige Beeinträchtigungen oder Störeffekte stattfinden, ohne dass das Verhalten der beteiligten Organismen der Ressourcengewinnung dient
(andere Autoren setzen Interferenz
mit direkter Konkurrenz gleich)
Indirekte Konkurrenz manchmal „Ressourcenkonkurrenz“ genannt
Aber:
Was indirekte von direkter Konkurrenz unterscheidet,ist nicht der Kampf um Ressourcen
(darum geht es bei der direkten Konkurrenz auch)sondern der Kampf durch Ressourcenkonsum
Intraspezifische Konkurrenz als populationsdynamischer Regulationsmechanismus
Solange Dichte so gering,dass für jedes Individuum Ressourcen im Überfluss:Geburtenrate bleibt trotz Zunahme der Populationsdichte gleich
folie
Weitere Dichtesteigerung:Geburtenrate sinkt wegen intraspezifischer Konkurrenz
Sterberate ebenfalls zunächst von Dichte unabhängig,bei weiterer Dichteerhöhung nimmt sie aus Konkurrenzgründen zu
Wenn Sterberate Geburtenrate übersteigt, sinkt Dichte wieder Konkurrenz läßt nach Sterberate sinkt, Geburtenrate steigt
Darauf nimmt wiederum Konkurrenz zu Sterberate übertrifft bald erneut Geburtenrate usw.
Populationsdichte oszilliert um Schnittpunkt von Geburten- und Sterberate (= Umweltkapazität K)
Dieser Wert kann nur mit der Folge anschließenden Unterschreitens überschritten werden
Bei Über- und Unterschreiten streben die Werte K zu: stabiles Gleichgewicht
Bei gleichaltrigen: Selbstausdünnung: nicht Gleichgewicht, sondern Schrumpfen
Abb. 17: Dichteabhängige Geburten- und Sterberaten führen zur Regulation der Populationsgröße. Nach Begon et al. 1991, verändert.
Abb. 16: Schema einer häufigen Variante der sigmoiden Populationswachstumskurve mit einem Überschießen (3) der Kapazitätslinie wegen verzögerter Reaktion der Population auf Begrenzungsfaktoren und folgenden Schwankungen um die Kapazität. (1) = Initialphase, (2) = Exponentialphase. t = Zeit, N = Individuenzahl, K = Umweltkapazität. Nach Bick 1989, verändert
Realität komplizierter
Interspezifische Konkurrenz, Räuber oder ungünstige abiotische Umweltfaktoren überlagern Effekt der intraspezifischen Konkurrenz
Auch rein endogen nähert sich unter manchen Bedingungen die Populationsdichte nicht allmählich einem Gleichgewicht ( Oszillation)
Sondern: chaotischen Schwankungen, und zwar ohne dass irgendwelche Unregelmäßigkeiten äußerer Faktoren dazu beitragen müssten
Früher meinte man, alle unregelmäßigen Schwankungen müssten auf zufällige Schwankungen von Umweltfaktoren zurückzuführen sein
Die meisten Autoren meinen aber heute, die Mehrheit der Fälle zeige mehr oder weniger stabiles Verhalten
Konkurrenz kann symmetrisch oder asymmetrisch sein
Zwei Extremfälle:
1. Extremfall: Individuen alle genau gleich stark
Folge: Dichtezunahme Konkurrenz Mortalität steigt nicht allmählich an
Sondern:
alle Individuen gleichermaßen geschwächt, bis schließlich alle zur gleichen Zeit sterben
2. Extremfall: Individuen in ihrer Konkurrenzkraft so stark unterschieden, dass die einen die anderen töten, aber selbst kaum geschwächt
Folge:Mortalität anfangs sehr hoch,wenn dann Dichte gering genug, sinkt sie
Dichte nimmt schließlich Wert an, der dadurch bestimmt ist, daß die Individuen einander nicht mehr töten können
Beispiel viele Waldbäume:In großer Dichte gepflanzt Nur wenige Individuen setzen sich durch, Populationsdichte nimmt rasch ab Schließlich bleibt Individuendichte auf lange Zeit gleich, weil Bäume einander nicht mehr mit ihren Kronen oder Wurzeln so berühren, dass sie sich gegenseitig durch Konkurrenz töten könnten
Intraspezifische Konkurrenz wirkt nicht nur auf Individuendichte (Mortalität, Natalität), sondern auf eine Vielzahl von Eigenschaften der Individuen und der Population
Manche Eigenschaften bleiben aber durch die Konkurrenz weitgehend unbeeinflusst
Bei Pflanzen: Eigenschaften der generativen Organe, z. B. Zahl der Blütenblätter.
Auch Samengröße bleibt meist sehr konstant
Demgegenüber kann bei der gleichen Art die Samenzahl konkurrenzbedingt um eine, zwei oder sogar drei Größenordnungen variieren
Gesamtbiomasse der Population wird bei Pflanzen als modularen Organismen i. a. bei Änderung der Individuenzahl sehr genau durch die Konkurrenz kompensiert(bei Unitaren: Individuen-Biomasse kaum veränderlich)
Aussaat von Pflanzen in verschiedenen Samendichten:
- Bei früher Ernte Ertrag eng mit Samendichte korreliert.- Bei später Ernte Erträge bei allen Samen-, d. h. Individuendichten gleich
Erklärung: Individuen bleiben bei später Ernte konkurrenzbedingt kleiner
folie
Gesamtbiomassen-Anstieg durch Zunahme der Samenzahl dadurch genau kompensiert
„Gesetz des konstanten Endertrages“
Kompensation auch hinsichtlich des Samenertrages:Bei Capsella bursa-pastoris (Hirtentäschel) unterschieden sich Einsaatdichten um Faktor 200, Samenertrag variierte nur um Faktor 1,7
Bei noch höheren Einsaatdichten aber: Überkompensation
Ertragsreduzierung der einzelnen Individuen kann nicht mehr durch Zunahme an Individuen ausgeglichen werden Je mehr gesät, desto weniger geerntet
Individuen in ihrer Konkurrenzkraft nur relativ selten annähernd gleich: asymmetrische Konkurrenz
Unterschiede zwischen Individuen hinsichtlich Konkurrenzkraft können durch intraspezifische Konkurrenz selbst bewirkt sein
Versuch:
Aussaat von Pflanzen in unterschiedlicher Dichte und Ernte zu unterschiedlichen Zeitpunkten
Solange Dichte so gering, dass Konkurrenz nicht einsetzen kann:
Normalverteilung z. B. der Länge und des Gewichts der Einzelpflanzen um Mittelwert; die meisten Pflanzen sind Durchschnittsindividuen
Bei höherer Dichte: viele kleine, wenige große (Ebenso bei später Ernte)
Ausgangsstärke entscheidendKann endogen bedingt sein (z. B. besonders große Samen) oder exogen (z. B. Differenzen der Umweltverhältnisse auf kleinstem Raum)
Vorsprung zur Keimzeit kann ausgebaut werden: Je später Samen keimen, um so mehr bleiben Pflanzen im Wachstum zurück folie
Frage, ob und in welchem Umfang diese Mechanismen in realen Populationen von Bedeutung
Erklärt dichteabhängige Regulation, dass die Populationsdichten (Populationsmerkmale) oft über längere Zeit bei einem bestimmten Wert bleiben oder um ihn schwanken,statt regellos zu fluktuieren?
Alternative:
Ursache des Gleichbleibens über längere Zeitsind unveränderte oder regelmäßig in gleicher Größe wiederkehrende dichteunabhängig wirkende Faktoren (einfache Limitation, nicht Regulation im engeren Sinne)
Früher oft Auffassung vertreten, dass Populationen ihre Dichte mit Hilfe dichteabhängiger Mechanismen selbst regulieren
Damit verhinderten sie, dass sie Ressourcen, von denen sie abhängen, zerstören (Chitty-Hypothese)
Mechanismus der dichteabhängigen Regulation demnach funktional im engeren Sinne („ätiologische Funktion“) und wegen seines selektiven Vorteils für die Population entstanden
Chitty-Hypothese viel kritisiert
Ältere Auffassung gewann stark an Einfluss, der zufolge dichteabhängige Regulation ohne größere Bedeutung
Man nahm an, dass Dichte selten Wert erreicht, bei dem Konkurrenz größeren Einfluss haben kann: Entwicklung vorher durch ungünstige Witterung u. a. unterbrochen
Einwand: Zwar viele Populationen nicht durch Nahrungsknappheit reguliert (vor allem Herbivore),aber muß nicht für Ressourcen insgesamt gelten
Fazit:auch wenn Chitty-Hypothese abzulehnen, Frage der relativen Bedeutung beider Regulationsmechanismen nicht geklärt
Allerdings:
Zur Erklärung von Populationsdichten sind Kenntnisse der dichteunabhängigen externen Faktoren selbst dann notwendig,wenn die Populationsdichte dichteabhängiger Regulation unterliegt
DennLage der Gleichgewichtswerte,die bei dichteabhängiger Regulation eingehalten werden,ist von externen Faktoren abhängig:äußeres Gleichgewicht, nicht Homöostase
Das heißt für Frage nach Bedeutung dichteabhängiger Regulation für reale Populationen:
Nicht richtig, ihr gegenüber der dichteunabhängigen entweder eine überragende oder nur eine Nebenrolle zuzuschreiben
Stattdessen: in den meisten realen populationsdynamischen Prozessen greifen beide Regulationsweisen ineinander
Es gibt keine reine dichteabhängige Regulation
(jedoch reine dichteunabhängige)
Frage, welche wichtiger sei, falsch gestellt