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Ausstellung im Foyer der UB vom 13. Juni - 10. Juli 2012 40 Jahre Frauen an der Universität Siegen Die ersten Schritte auf dem Weg zur Chancengleichheit Ausstellungseröffnung Mittwoch, 13. Juni 2012 um 13:00 Uhr

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Ausstellung im Foyer der UB vom 13. Juni - 10. Juli 2012

40 Jahre Frauen an der Universität Siegen

– Die ersten Schritte auf dem Weg

zur Chancengleichheit

Ausstellungseröffnung Mittwoch, 13. Juni 2012 um 13:00 Uhr

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Statement

40 Jahre Frauen an der Universität Siegen

Herausragende Persönlichkeiten

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Die am 1. August 1972 gegründete Gesamthochschule Siegen entstand aus einer Fusion zwischen der Fachhochschule Siegen-Gummersbach mit einer überwiegend ingenieur-wissenschaftlichen Ausrichtung und der Pädagogischen Hochschule Westfalen-Lippe, Abteilung Siegerland.

Im Sommersemester 1972 waren an der Pädagogischen Hochschule insgesamt 63 Lehr-kräfte tätig, darunter 2 Professorinnen und 11 wissenschaftliche Mitarbeiterinnen. Durch den Zusammenschluss mit der Fachhochschule, einer fast reinen Männerhochschule praktisch ohne Mittelbau, ergab sich in der neuen Institution in den darauffolgenden Jahren im Hinblick auf die Präsenz von Frauen ein völlig verändertes Bild.

Die Professorinnen, die im Sommersemester 1973 lehrten, gehörten den Fachbereichen 1-4 (Geistes-, Sozial- und Sprachwissenschaften) sowie 6 (Mathematik) an.

ProfessorInnen Wiss. MitarbeiterInnen

ges. weiblich % ges. weiblich %SoSe 1972 * 15 2 13,3 48 11 22,9WiSe 72/73 217 9 4,1 35 7 20SoSe 1973 223 8 3,5 50 10 20

Quelle: Inge Ripplinger, Wissenschaftlerinnen an der Universität-Gesamthochschule Siegen. Eine empirische Untersuchung über Wissenschaftlerinnen und ihre Qualifizierungssituation, Siegen, WS 1993/94, S. 3 f.

Pädagogische Hoch-schule Westfalen Lippe

Abteilung Siegerland

2 Professorinnen 13 Professoren

Fachhochschule Siegen- Gummersbach

Staatliche Ingenieurschule für BauwesenStaatliche Ingenieurschule für

Maschinenwesen SiegenStaatliche Höhere Wirtschafts-

fachschule (HWF) SiegenStaatliche Ingenieurschule für Maschi-

nenwesen (Außenstelle Gummersbach)Höhere Fachschule für Sozialpä-dagogik in Aufbauform Siegen

7 Professorinnen 202 Professoren

Mit Helge Pross wird zum Sommersemester 1976 eine der profiliertesten EmpirikerInnen der deutschen Soziologie nach Siegen berufen, die nicht zuletzt auch wegweisend in der Erforschung von Frauenthemen war.

Vita14.07.1927 Geboren in Düsseldorf1946 – 1950 Studium in Heidelberg1952 – 1954 Studienaufenthalt in den USA1954 – 1965 Wissenschaftliche Assistentin bei Max Horkheimer,

später bei Theodor W. Adorno am Institut für Sozialforschung, Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt am Main

1965 – 1976 Professorin für Soziologie und Direktorin des Soziologischen Se-minars der Justus-Liebig-Universität in Gießen

1976 – 1984 Professorin für Soziologie an der Gesamthochschule Siegen02.10.1984 Gestorben in Gießen

Eine Frau der Gründungsjahre: Helge Pross„Wenn sie [die jungen Frauen

und Mädchen] Technik und Natur-wissenschaften meiden, so nicht wegen natürlicher Defekte ihrer geistigen Konstitution, sondern

weil die herrschenden Stereotype die Aktualisierung des vorhan-denen Potentials verhindern.“

(in: Über die Bildungschancen von Mädchen in der Bundesrepublik, S. 29)

Ausgewählte Werke zur Frauen- und Geschlechterfrage

• Über die Bildungschancen von Mädchen in der Bundesrepublik, Ffm. 1969

• Abtreibung. Motive und Bedenken, Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 1971

• Gleichberechtigung im Beruf?, Ffm. 1973

• Die Wirklichkeit der Hausfrau, Hamburg 1975

• Die Männer, Hamburg 1978

• Familie – wohin?, Hamburg 1979

Gesamthochschule Siegen

*nur PH

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Artur Woll – Gründungsrektor der Gesamt-hochschule Siegen von 1972 bis 1980

„Erst in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde die Frauenförderung in Staat und Gesellschaft ein vordringliches Thema. Deshalb war sie auch an den Universitäten vorher nicht besonders relevant. Zu meiner Zeit als Gründungsrektor bestand das personelle Hauptpro-blem darin, ungefähr 300 Hochschullehrer aus Fachhochschulen in Siegen und Gummers-bach in die neue Gesamthochschule zu integrieren. Diese Vorgängereinrichtungen hatten überwiegend technische Schwerpunkte, so dass aus diesem Grund in Siegen der Anteil der Hochschullehrerinnen - wie auch gegen-wärtig noch in den entsprechenden Fakultäten - vergleichsweise gering war.“

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40 Jahre Frauen an der Universität Siegen

Politische Veränderungen

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Frauenanteil im Bereich des wissenschaftlichen Personals, Wintersemester 82/83

Am 25.Juni 1980 verlieh die Universität-Gesamthochschule Siegen zum zweiten Mal über-haupt eine Ehrendoktorwürde. Nachdem diese im gleichen Jahr der Physiker Andrzey Wro-blewski erhalten hatte, wurde mit der Literaturwissenschaftlerin Käte Hamburger erstmals eine Frau mit diesem Titel ausgezeichnet.

Vita21.09.1896 Geboren in Hamburg1922 Promotion in München1934 – 1956 Exil in Schweden, während dieser Zeit pflegte sie eine rege journalistische

Tätigkeit und publizierte in schwedischer Sprache zahlreiche Iiteraturwis-senschaftliche Studien u. a. über Tolstoi, Schiller und Thomas Mann.

1957 Habilitation an der Universität Stuttgart1959 – 1976 Außerplanmäßige Professur an der Universität Stuttgart1980 Ehrenpromotion durch die Universität Siegen08.04.1992 Gestorben in Stuttgart

Die erste Ehrendoktorin: Prof. Dr. Käte Hamburger

Am 29.Oktober 1987 folgte die Verleihung der Ehrendoktorwürde an eine weitere Frau, die Soziologin Prof. Dr. Magdalena Sokolowska.

Vita11.02.1922 Geboren in Zawiercie (Polen)1947 – 1950 Promotion an der Medizinischen Hochschule Gdańsk (Danzig)1958 – 1960 Master of Public Health an der Columbia University, New York;

School of Public Health and Bureau of Applied Social Sciences1963 Dozentin für Soziologie (Habilitation), Polnische Akademie der Wissenschaftenab 1972 Professorin für Medizinische Soziologie, Universität Warschau, Institut für Soziologie1978 figs-Gastprofessorin an der Universität-Gesamthochschule Siegen1987 Ehrenpromotion durch die Universität Siegen 21.04.1989 Gestorben in Warschau

Die zweite Ehrendoktorin: Prof. Dr. Magdalena Sokolowska

10 Jahre nach Gründung der Universität-Ge-samthochschule Siegen lag der Frauenanteil an Professoren bei nur noch 2,3%, der Frau-enanteil an wissenschaftlichen Mitarbeitern war auf 11,5% abgesunken.

Doch auch bundesweit waren die Zahlen nur wenig höher. So betrug der Frauenanteil an Professuren in der BRD 1982 gerade ein-mal 5 %, der Anteil an habilitierten Nach-wuchswissenschaftlerinnen lag bei 7 %.* Die geringe Partizipation von Frauen an höher-qualifizierenden Abschlüssen und an Spit-zenpositionen in der Wissenschaft wurde in den 80er Jahren zunehmend Gegenstand hochschulpolitischer Diskussionen und Gesetzesinitiativen. 1985 fand die Forderung zum Ab-bau der Benachteiligung von Frauen Eingang in das Hoch-schulrahmengesetz (HRG).

* Quelle: Wintermantel 2009

Prof. Dr. Rainer Geißler – Dekan des Fachbereichs 1 von 1985 bis 1987

„Magdalena Sokolowska war in den 1970er und 1980er Jahren die weltweit renommierteste Medizinsoziologin in Ost und West. Der Präsident der American Sociological Association bezeichnet sie in seinem Gutachten für die Eh-renpromotion als „an undisputed international leader“. Sie gehörte gleichzeitig zu den Pionierinnen der Frauenfor-schung. Auf Anregung ihrer Freundin Helge Pross wurde sie 1978 erstmals zu einem Forschungsaufenthalt an der Gesamthochschule Siegen eingeladen. Ihrer Initiative ist eine intensive wissenschaftliche Zusammenarbeit zwi-schen Warschauer und Siegener Sozialwissenschaftler/innen zu verdanken, die in einen Kooperationsvertrag zwi-schen dem Fachbereich 1 und dem Institut für Philosophie und Soziologie der Polnischen Akademie einmündete.“

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Philosophie / Religionswissenschaften / Gesellschaftswissenschaften

Erziehungswissenschaften / Psychologie / Sport

Sprach- und Literaturwissenschaften

Kunst- und Musikpädagogik

Wirtschaftswissenschaften

Mathematik

Physik

Chemie / Biologie

Architektur

Bautechnik

Maschinentechnik I (Siegen)

Maschinentechnik II (Gummersbach)

Elektrotechnik I (Siegen)

Elektrotechnik II (Gummersbach)

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Professoren

Professorinnen

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40 Jahre Frauen an der Universität Siegen

Der erste Frauenrat

Im Februar 1988 wurde die erste Frauenvollversammlung an der Universität-Gesamthochschule Siegen einberufen. Diese wählte eine Vorbereitungsgruppe, die den Auftrag erhielt, eine Wahlordnung für die Wahl des Frauenrats und der Frauenbe-auftragten zu erstellen. Die Wahlordung wurde im Juli vom Se-nat verabschiedet.

Im Dezember 1988 wählten die Frauen an der Universität-Ge-samthochschule Siegen den ersten Frauenrat, bestehend aus 5 Professorinnen, 5 wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen, 5 Mit-arbeiterinnen in Technik und Verwaltung sowie 5 Studentinnen.

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Die Politik...…bewegt etwas

In NRW war die Wissenschaftspolitik der 80er Jahre durch eine Reihe von Gesetzesinitiativen geprägt, die die Verbesserung der Chancengleichheit von Frauen zum Ziel hatten:

1985 April: Verabschiedung des Frauenförderungs-konzepts der Landesregierung NRW

Oktober: Forderung nach einer Frauenbeauf-tragten für jede Hochschule in NRW durch die Wissenschaftsministerin Anke Brunn

1986 Juli: Erlass der Grundsätze über die Frauenför-derung an den Hochschulen

Wissenschaftsministerin Anke Brunn gründet das Netzwerk Frauen- und Geschlechterfor-schung NRW

1987 März: Rechtsgutachten des ehemaligen Verfas-sungsrichters Bender, in dem er feststellt, dass die leistungsbezogene Quotenregelung zur För-derung von Frauen nicht gegen den Gleichheits-grundsatz Art.3 Abs. 2 GG verstößt.

Oktober: Inkrafttreten des geänderten WissHG NRW, das die Frauenförderung zur Aufgabe der Hochschulen macht und die Bestellung einer Frauenbeauftragten fordert.

1989 Dezember: Verabschiedung des Frauenförde-rungsgesetzes NRW. Mit dem Frauenförde-rungsgesetz war seit 1989 auch die leistungsbe-zogene Quotierungsregelung in Kraft.

1990 Oktober: Die Verfahrensgrundsätze zur Um-setzung des Frauenförderungsgesetzes in den Hochschulen werden zur Erprobung an die Hochschulen geschickt

Prof. Dr. Klaus Sturm - Rektor der Universität-Gesamthochschule Siegen von 1989 bis 1997

„Wir alle waren in den achtziger Jahren überrascht, dass die Chancengleichheit der Frauen in der Wissenschaft nicht einmal an den Gesamthochschulen realisiert war, obwohl diese ja mit dem Ziel der Durchlässigkeit des Bildungswesens gegründet worden waren. Frauenförderung haben wir an unserer Hochschule sehr konkret umgesetzt, mit großer Aufmerksamkeit ge-genüber den einzelnen Wissenschaftlerinnen und konkreter Hilfe im Einzelfall. Wir haben uns für die Einführung von Förderprogrammen und die Weiterentwicklung gesetzlicher Re-gelungen bei den Abgeordneten der Parlamente und beim Ministerium eingesetzt.“

Professorinnen

Prof. Dr. Margot Fleischer (FB 1)

Prof. Dr. Ruth Freifr. von Ledebur (FB 3)

Prof. Dr. Christine Möller (FB 2)

Prof. Dr. Marliese Müller (FB 8)

Prof. Dr. Karin Weber (FB 2)

Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen

Dr. Imbke Behnken (FB 2)

Dr. Ute Daniel (FB 1)

StR Doris Funk (FB 3)

Stud. Prof. Inge Ripplinger (FB 2)

Dott. Laura Roman del Prete (FB 3)

Mitarbeiterinnen in Technik und Verwaltung

Lore Flender (ZV)

Ulrike Hinz (UB)

Erika Mörchen (FB 2 u. 3)

Helene Rübschläger (ZV)

Hedi Völkel (GAS, AES)

Studentinnen

Katharina DickelHeike Grebe

Christa KamphausenSusanne MaußKerstin Müller

Mitglieder des Frauenrats präsentieren das erste „Frauen-Info“ der Universität-Gesamthoch-schule Siegen , Sommersemester 1989. Die Zeitschrift „Frauen-Info“ erschien von 1989 bis 1995.

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Die erste Frauenbeauftragte: Doris Funk

Im Januar 1989 wählte der Frauenrat aus seiner Mitte die erste Frauenbeauftragte der Universität-Gesamthochschule Siegen und ihre drei Stellvertreterinnen. Die Bestellung der zunächst kommis-sarisch tätigen Frauenbeauftragen Doris Funk, Inge Ripplinger, Ul-rike Hinz und Katharina Dickel erfolgte am 16. Februar 1989, die offizielle Amtsübernahme fand Ende Juni 1989 statt.

Schwierigkeiten bereiteten die angemessene Freistellung der Frau-enbeauftragten zur Ausübung ihres Amtes sowie die Ausstattung mit Räumen und Sachmitteln. Der Grund dafür waren die fehlenden zusätzlichen Ressourcen von Seiten des Landes. In Siegen wurde zunächst so verfahren, dass Doris Funk und Inge Ripplinger von je der Hälfte ihres Lehrdeputats entlastet wurden.

Mitwirkungsmöglichkeiten…Die Mitwirkungsmöglichkeiten der Frauen-beauftragten wurden in der im Winter-semester 1988/89 verabschiedeten Grundordnung der Universität-Gesamt-hochschule Siegen festgeschrieben.

Mit Einrichtung des Amtes der Frauenbeauf-tragten war diese fortan in alle Berufungs-verfahren und weitere Stellenbesetzungsver-fahren einzubeziehen. Die Frauenbeauftragte hatte für die Entwicklung und Durchsetzung von Frauenförderplänen zu sorgen und geeig-nete Maßnahmen zur Förderung von Frauen durchzuführen.

…und HerausforderungenUm eine empirische Grundlage für die Entwicklung von Frauenförderplänen und frauenfördernden Maßnahmen zu schaf-fen, wurde 1989 in Zusammenarbeit mit dem Personaldezernat erstmals eine Erhebung des Frauenanteils auf den ver-schiedenen Hierarchiestufen und in den einzelnen Bereichen der Universität-Gesamthochschule Siegen durchgeführt.

Eine Anfrage an alle zentralen Einrichtungen und Bereiche der Hochschule im Juli 1990 zur Situation der Frauen (Be-soldungs- und Vergütungsgruppen, Praxis der Beförderung und Höhergruppierung, Wahrnehmung von Weiterbil-dungsangeboten etc.) sollte weiteren Aufschluss über den Handlungsbedarf geben. Die Resonanz in den zentralen Einrichtungen und Bereichen war verhalten.

Quelle: Bericht der Frauenbeauftragten über die Situation der Frauen an der

Universität-Gesamthochschule Siegen für die Zeit vom 01.07.89 – 30.06.90, S. 4

„Frauenförderung war in der Personalratsarbeit der 1980er Jahre ein wichtiges Thema. So haben wir z.B. schon 1986 in Verbindung mit dem Personalrat für das nichtwissenschaftliche Personal die Durchsetzung von Frauenförderplänen in den Fachbereichen aktiv unterstützt und deren Beachtung später auch in vielen Schreiben, in Vierteljahresgesprächen mit der Hochschulleitung und in den Personalversammlungen immer wieder eingefordert. Gerne unterlaufen wurde die Vorgabe, dass Stellen für wissenschaftliche und künstlerische MitarbeiterInnen ausgeschrieben werden müssen und nicht unter der Hand vergeben werden dürfen. Insgesamt kann man aber sagen, dass die persönlichen und institutionellen Wi-derstände gegen frauenfördernde Maßnahmen im Zusammenhang mit der Besetzung von Stellen für wissenschaftliche und künstlerische MitarbeiterInnen geringer waren als die bei der Berufung von Professorinnen und Professoren.“

Peter Faigel - Vorsitzender des wissenschaftlichen Personalrats von 1986 bis 1991

Prof. Dr. Gerhard Rimbach - Rektor an der Universi-tät-Gesamthochschule Siegen von 1980 bis 1989

Quelle: Auszug aus dem Vorwort von Gerhard Rimbach in Frauen-Info Nr.1, Sommersemester 1989, S. 10

Quelle: Frauen-Info Nr. 1, 1989, S. 21

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Ausstellung „Frauen und Krieg“

Der Zweite Golfkrieg (1990/91) war Anlass zu einer Auseinan-dersetzung mit der Frage nach der Beteiligung von Frauen am Kriegsgeschehen. Daraus resul-tierte die Ausstellung „Frauen und Krieg“, die für den Frauen-

hochschultag am 7. Juni 1991 von Manuela Lutz und Judith Pasquale (FB2) zusammengestellt wurde.

Aktionen und Maßnahmen

Andrea Dittmann-Dornauf – Frauenbeauftragte der Universität-Gesamthochschule Siegen von 1995 bis 1997

„Als ich 1991 meine Stelle an der Universität-Gesamthochschule antrat, hatte ich schon bald mein erstes „Frauen-Info“ in der Hauspost. Beeindruckend waren für mich neben den regelmäßig erscheinenden, interessanten Infoheften die verschiedenen Aktivitäten der Frauenbeauftragten nicht nur am Internationalen Frauentag und die Vernetzung mit den kommunalen Frauenbeauftragten der Region. Nach dem feministischen Motto „Ge-meinsam sind wir stark“ entstanden hier frauenpolitisch nutzbare Synergien und so manche spannende Veranstaltung auch außerhalb der Hochschule.“

Frauenhochschultag

Die frühen neunziger Jahre waren auch geprägt von einer Vielfalt frauenpolitischer Aktionen und Maßnahmen, die zum Teil in Koo-peration mit den Frauenbeauftragten der Region durchgeführt wurden.

Die Frauenbeauftragte

Quelle: E. M. Lang aus Frauen-Info, Nr. 9, 1995, aus Süddeutsche Zeitung, 14/15.01.1995

Auch die Mitwirkung in Berufungskommissionen und Stellenbesetzungs-verfahren gestaltete sich in den ersten Jahren im-mer wieder schwierig.

Quelle: 5 Jahre Frauenbeauftragte – und kein Ende der Probleme? Do-

ris Funk, Frauenbeauftragte der Universität Siegen, über ihre Arbeit, im Ge-spräch mit Ulrike Schildmann, Fraueninfo Nr.8, 1994, S. 6

Aktivitäten in der Frauenarbeit an der Universität-Gesamthochschule Siegen

Die einwöchige Siegener Schreib-werkstatt für Frauen wurde 1991 als Weiterbildungsveranstaltung durchgeführt. Sie richtete sich pri-mär an Frauen, die beruflich mit Li-teratur zu tun hatten.

Zum Wintersemester 1991/92 beschloß das Rektorat die Einrichtung von Frauenparkplätzen für Studentinnen.

Im Juni 1992 wurden die Studentinnen der inge-nieurwissenschaftlichen Fachbereiche zu einer Gesprächsrunde eingela-den.

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Prof. Dr. Sabine Hering – Professorin an der Universität Siegen von 1993 bis 2012

„Frauenforschung war in den 1980er und 90er Jahren weitgehend an poli-tischen Themen ausgerichtet. Durch meine Tätigkeit im Archiv der deutschen Frauenbewegung in Kassel habe ich mich sehr intensiv mit der historischen Frauenforschung beschäftigt, vor allem mit der Frage, wie sich Frauen im letzten Jahrhundert die Partizipation an politischen Rechten erstritten. Hier habe ich immer viele Parallelen zur Situation der Frauen an den Universitäten gesehen.“

Frauenforschung begann an der Universität-Gesamthochschule Siegen erst in den neunziger Jahren mehr und mehr Fuß zu fassen. So konnte die Frauenbeauftragte Doris Funk im ihrem ersten Bericht zur Situation der Frauen (Juli 1990) nur von einigen wenigen Veröffentlichungen berichten. Während ihrer ersten Amtszeit waren Publikationen mit einem Bezug zur Frauenforschung im For-schungsschwerpunkt „Historische Mobilität und Normenwandel“, im SFB „Ästhetik, Pragmatik und Geschichte der Bildschirmmedi-en“ und im „Forschungsinstitut für Geistes- und Sozialwissenschaften“ erschienen. Sie nahm dies zum Anlass, im Frauenbüro mit einer Dokumentation der hochschulinternen frauenrelevanten Veröffentlichungen zu beginnen.

Aktivitäten wie eine Gastvortragsreihe im Fachbe-reich 1 zum Thema „Herrschaft und Geschlecht“ trugen dazu bei, dass Themen der Frauenforschung in der Hochschule stärker wahrgenommen wurden. Neue Schubkraft erhielt die Frauenforschung an der Universität-Gesamthochschule Siegen durch den erfolgreichen Antrag auf eine Professur aus dem Hochschulsonderprogramm II „Ausbau des Netzwerks Frauenforschung“. Mit Prof. Dr. Sabine Hering, die zum Wintersemester 1993/94 in den Fachbereich 2 berufen wurde, lehrte und forschte an der Universität-Gesamthochschule erstmals eine Professorin mit einer Denomination in der Frauenforschung. Drei Jahre später konnte mit der Romanistin Prof. Dr. Renate Kroll eine weitere Netzwerkprofessorin mit einer Denomination in der Frauenforschung berufen werden.

Frauenforschung

Frauen im Siegerland

1990 bis 1992 wurden eine Ausstellung und ein Buch über zwei vergessene Schriftstellerinnen der Siegener Region, die Schwestern Diez, erarbeitet. Diese und weitere Projekte gin-gen in die 1996 von Frauenrat und Frau-enbeauftragter publi-zierten Broschüren zu Frauen in der Region Siegen ein.

Solidarische Beteiligung an Protestaktionen in der Region

Mahnwache im März 1993 für den Erhalt der Arbeits-plätze in den Krupp Stahlwerken Geisweid

Das Netzwerk Frauen und Geschlechterforschung NRW Die Initiative engagierter Wissenschaftlerinnen gemeinsam mit Wis-senschaftsministerin Anke Brunn führte 1986 zur Gründung des Netzwerks Frauenforschung NRW. Hintergrund war die wissen-schaftspolitische Debatte um die Chancengleichheit von Frauen in der Wissenschaft. Das Netzwerk Frauenforschung setzte es sich zum Ziel, die bis dahin vernachlässigten Beiträge von Frauen in Wissen-schaft, Kultur und Gesellschaft öffentlich sichtbarer zu machen und Frauenforschung im Rahmen neuer Kooperationsstrukturen weiter-zuentwickeln und zu profilieren.

Prof. Dr. Sabine Hering neben der Büste des Pädagogen Adolph Diesterweg (Frauen-Info Nr. 8, 1994, S. 13)

Prof. Dr. Renate Kroll (Uni Siegen aktuell 2/97, S. 17)

Zur Förderung der hochschulinternen Frauen- und Geschlechterforschung be-schlossen die zuständigen Gremien der Hochschule 1996, jährlich 1% der aus der Titelgruppe 94 an die Fachbereiche zu vergebenden Sachmittel als Vor-wegabzug einzubehalten und im Sinne eines Anreizsystems zur Frauengleich-stellung projektbezogen auszuschreiben. 1997 wurden erstmals Projekte nach diesem Modell gefördert.