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fric(4 GERD TELLENBACH PER VON 1962 BIS 1972 ALS DIREKTOR DES DEUTSCHEN HISTORISCHEN INSTITUTS ROM DIESE ZEITSCHRIFT HERAUSGAB ZUM 17. SEPTEMBER 1973 IN HERZLICHER VERBUNDENHEIT 4UELLEN UND FORSCHUNGEN AUS ITALIENISCHEN ARCHIVEN UND BIBLIOTHEKEN HERAUSGEGEBEN VOM DEUTSCHEN HISTORISCHEN INSTITUT IN ROM BAND 53 IsstA.,,20‘ 032 3(?6, MAX NIEMEYER VERLAG TeBINGEN 1973

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GERD TELLENBACHPER VON 1962 BIS 1972 ALS DIREKTOR

DES DEUTSCHEN HISTORISCHEN INSTITUTS ROM

DIESE ZEITSCHRIFT HERAUSGAB

ZUM 17. SEPTEMBER 1973

IN HERZLICHER VERBUNDENHEIT

4UELLEN UND FORSCHUNGENAUS ITALIENISCHEN ARCHIVEN UND BIBLIOTHEKEN

HERAUSGEGEBEN VOM

DEUTSCHEN

HISTORISCHEN INSTITUT IN ROM

BAND 53

IsstA.,,20‘ 032 3(?6,

M A X N I E M E Y E R V E R L A G T e B I N G E N

1973

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406 VERA VON FALKENHAUSEN

hanc car(tulam) n(ost)re benditionis firmam et stabilem p(er)maneat, quemte Alarico cle(ri)c(o) et no(ta)r(io)17) hanc car(tulam) n(ost)re benditio(nis)aseribere rogavim(us), q(ui) et int(er)fuit.Ac(tum) in c(ivitate) Luc(erie) indic(tione), f(e)1(iciter).▪ ego q(ui) s(upra) Sillitto indice▪ ego Adelvertus cle(ri)c(us)▪ ego Ioanes clericu.• ego Angelo ch(l)e(ricu)s▪ ego Adelbertus p(res)b(ite)r18).

Korrekturnachtrag zu S. 403 f. Anni. 10Dieser Artikel war schon im Druck, als der Aufsatz von Riccardo C ap asso,Ricerche sul valore del pes di Troia in Puglia, Studi Storici in onore di OttorinoBertolini, Pisa 1972, S. 81-91 erschien. Cap asso bringt die Idee, das genaueMaf3 des pes auf der Urkunde selbst einzuzeichnen, mit der „rigorosa mentalitàamministrativa" der Normannen in Verbindung (S. 88). Diese These làllt sichjedoch nach dem hier veròffentlichten Material nicht halten.

") Der Kleriker und Notar Alaricus hat alle bekannten Privaturkunden ausLucera aus den Jahren zwischen 983 und 999 geschrieben (CDC II, Nr. 348 S. 182,Nr. 407 S. 266, Nr. 434 S. 312; III, Nr. 525 S. 94). Man erkennt seme Hand andem Anfangskreuz, an dem sonderbar gerol l ten a (hier in a tercia pars),das in allen Urkunden, die wir von ihm kennen, ein- bis zweimal — meist in derMitte des Textes — vorkommt, und an dem geschmiickten grof3en S (hier in Setqualiter erecta), mit dem or diese Formel regelmiiBig einleitet. Vom Dezember1009 stammt die erste bekannte Urkunde von der Hand seines NachfolgersDeusdede diaconus et notarius, der von da an mit nur einer Ausnahme (CDC IV,Nr. 649 S. 194) alle bekannten Privaturkunden aus Lucera bis Oktober 1037ausgestellt hat (CDC IV, Nr. 626 S. 156, Nr. 648 S. 191f., Nr. 659 S. 208, Nr. 668S. 227, Nr. 679 S. 245, Nr. 697 S. 274; V, Nr. 758 S. 85, Nr. 846 S. 221; I, 21 S. 22).Es sieht also so aus, als habe es in Lucera jeweils nur einen Notar gegeben.18) Die Kleriker Adelbertus, Joanes (in dieser Schreibweise) und Angelus undder Priester Adelbert kommen sonst in den Quellen aus Lucera nicht vor.

Z U R K O P I E R T A T I G K E I T G R E G O R S V O N C A T I N O

von

W . K UR Z E

I N H A L T

Gregor von Catino und die Bearbeitung der neuen Teile des Codice diplomaticolongobardo 407.Dia Arbeitsweise Gregors von Catino 410. — Einfiihrung 410. — Gregors Auf-gabe 411.Die erste Redaktion 412. — Gregors Auf3erungen 412. — Resto der ersten Redak-tion : Das Praeregest 417.Die SchluBredaktion : Das Regesto di Farfa 421. — Verànderungen der Konzep-tion Gregors 421. — Kriterien der Kopiertiitigkeit 422.Parallele eberlieferung 424. — DO II 249 424. — Privaturkunden 426.Schluf3betrachtung 441.Zur Kritik 443. — Zielinski 443. — Bral I 449. — Briihl II 451. — Ausblick 456.Beilagen: Schriftproben — Register zum Praeregest (Graphik)

G r e g o r v o n C a t i n o u n d d i e B e a r b e i t u n g d e r n e u e n T e i l ed e s C o d i c e d i p l o m a t i c o l o n g o b a r d o

Im Auftrage des Istituto storico italiano per il Medioevo iiber-nahm es C. Bri1h1 mit seinen Assistenten H. H. Kaminsky und H. Zie-linski, den von L. Schiaparelli begonnenen und bis auf die Edition derPrivaturkunden des „regnum" Torso gebliebenen Codice DiplomaticoLongobardo zu Ende zu fiihren. Hierbei zeichnet C. Briihl fiir die Edi-tion der langobardischen Kónigsurkunden und der Spoletiner Herzogs-urkunden verantwor t l ich , 11. H. Kaminsky fi i r die BeneventanerHerzogsurkunden, H. Zielinski fur die Privaturkunden aus Beneventund Spoletol). Von den angekiindigten Editionen ist bis jetzt nichts er-

1) Vgl. Br. I 2 Anm. 2.

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408 WILHELM KURZE I ZUR KOPIERTATIGKEIT GREGORS VON CATINO 409

schienen, ihren guten Fortang kann man aber an schon vorliegendeneinfiihrenden Untersuchungen ablesen. Da ist zu nennen : C. Briihl,Studien zu den langobardischen Kfinigsurkunden, Bibl. d. dt. hist.Institus in Rom 33 (1970) (zit. Br. I); ders., Chronologie und Urkun-den der Herzfige von Spoleto im 8. Jahrhundert, QFIAB 51 (1972) 1-92(zit. Br. Il); H. Zielinski, Studien zu den spoletinischen „Privaturkun-den" des 8. Jahrhunderts und ihrer eberlieferung im Regestum Far-fense, Bibl. d. dt. hist. Instituts in Rom 39 (1972) (zit. Zi).

Jeder wird begriiBen, daB sich den grol3en Publikationen dereuropschen und Kaiserurkunden bald auch eine iibersicht-liche kritische Edition der langobardischen Kfinigsurkunden anreiht.Bei der Edition der Spoletiner Herzogsurkunden wird der Beifall schonzeigernder, denn von den 38 Stiicken sind 35 nur aus der AbschriftGregors von Catino bekannt und liegen somit in der trotz Zielinskis be-rechtigter Kritik (Zi 13ff.) nicht gerade unbrauchbaren Edition. ,vonGiorgi/Balzani v0r2). Immerhin bietet die vom Standpunkt der Diplo-matik her gesehene Abgeschlossenheit des Komplexes der friihen Spo-letiner Herzogsurkunden ein Argument fiir eine zusammenfassende Be-handlung, deren Ergebnisse in einer Edition sichtbar gemacht werden

Das gilt nun nicht mehr fiir eine Neuedition der Spoletiner Pri-vaturkunden. Hier sind von 104 Stiicken bis zum Jahre 787 nur 4 nichtin der Abschrift Gregors von Catino iiberliefert, 100 liegen also passabelgedruckt vor 3). Wir haben es dabei auch keineswegs mit einer in di-plomatischem Sinn abgeschlossenen Gruppe zu tun4). Warend beiHerrscherurkunden n.aturgemU h5,ufig einem radikalen politischenWandel, d. h. einem Wandel der Herrschaftsveraltnisse auch eineAnderung der diplomatischen Formen entspricht, gilt das fiir die

a) I. Giorgi e U. Balzani, Il Regesto di Farfa compilato da Gregorio di CatinoI —V (1879-1914). Ich zitiere RF mit der rómischen Ziffer, die Gregor den Stùk-kon gab, odor mit Band- und Seitenzahl.3) Die Zi. 13 Anm. 69 angemerkten Forderungen einer Neuedition der Urkundendes Regesto di Farfa durch Bartoloni, Steinacker, Toubert und Brunner bezie-hen sich keineswegs auf Teilstiicke des Fonds und sind auch nur haltbar, wenneine Edition gemeint ist, die sich auf eine Durchdringung des gesamten FarfenserMaterials stiitzt und nicht meint, die Kritik durch Einarbeiten der Rasuren be-waltigt zu haben.4) So schon Zi. 3.

Privaturkunde nicht. Einen deutlichen Wechsel in der Datierungsfor-mel kann man in diplomatischer Sicht wohl nicht als eine Anderungder Urkundenform ansehen, auBerdem wre fiir die Spoletiner Privat-urkunde damit auch nur ein Schnitt nach 793 zu vertreten, wie BruhiH 4 Anm. 18 selbst gut belegt.

Man mul3 einen solchen willkiirlichen Schnitt durch einen ge-schlossenen eberlieferungszusammenhang als sehr bedenklich anse-hen.5). Fiir die Privaturkunde mindestens bis ins 12. Jahrhundert lie-fert doch die Zugehiirigkeit eines Stiickes zu einem Fonds und semeZugehfirigkeit zur Gruppe der vom gleichen Notar geschriebenen Ur-kunden fast ausschliefflieh die zur diplomatischen Einordnung undKritik ntige Basis. Dieses ,ndert sich auch nicht, wenn wie in Farfader Fonds als Kopie von grob gesprochen zwei Minden vorliegt stattin der Form von Originalen. Nur mul3 in einem solehen Fall zun5,chstin mfiglichst griindlicher und grundlegender Weise die Eigenart diesesneu geschaffenen Fonds, seme Distanz in jedweder Hinsicht zururspriinglichen Form festgestellt werden. Es mul3 untersucht wer-den: wie wurde abgeschrieben und was wurde abgeschrieben ? d. h. wel-che bewuBten Anderungen (Auswahl der Urkunden, Weglassen odergrieZufiigen von Urkundenteilen, nlschungen etc.) und welche unbewuB-itrilerie'nten Anderungen (Vergessen von Urkunden, Verúnderungen durch feh-lerhafte Lesungen etc.) lassen sich im einzelnen und als durchOngigesPrinzip nachweisen. Wenn auch durch eine solche Untersuehung iiberihren oben angegebenen Zweck hinaus kaum einmal eine wirkliche Re-konstruktion des alten. Fonds oder auch gar nur einzelner Urkundenmeglich ist, so geben die Ergebnisse doch meistens klar zu erkennen,fiir welche Fragestellungen eine solche Vberlieferung brauchbare Ant-worten geben kann, fiir welche sie aber andererseits unbenutzbar ist.

Diese Untersuchung ist nun von den Herausgebern des Regesto diFarfa nie angesetzt worden. Giorgi/Balzani haben sich mit einem fastkommentarlosen Abdruck des Handschriftentextes begniigt.

Hier ~e also die sinnvolle Reehtfertigung einer Neuedition auchder 100 Privaturkunden aus Farfa zu finden, dann nUnlich, wenn diese

5) Und man kann sich nicht wie Zi. 3 damit begniigen, dieses Faktum nur festzu-stellen, ohne es gebiihrend zu beriicksichtigen. Wie weit die Folgezeit — wie ver-sprochen (ebda.) — mitberiicksichtigt wurde, bleibt unldar. Auf jeden Fall wurdenicht der tYberlieferungszusammenhang des Regesto als Ganzes gesehen.

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410 WILIIELM KURZE

Edition nur exemplarischer Teil einer grundlegenden Untersuchungiiber die oben genannte Distanz des Regesto di Farfa zur urspriing-lichen Farfenser Vberlieferung, oder direkter ausgedriickt, iiber dieArbeitsweise Gregors von. Catino ist, wo versucht wird, die gewonnenenErgebnisse mit den oben besprochenen Forderungen diplomatischerMethode der Privaturkundenkritik auszuwerten.

Diese Rechtfertigung meichte man Zielinski, dem Editor der Pri-vaturkunden, nach Erscheinen seines oben genannten Buches zubilli-gen. Nimmt man zu seinen Ausfiihrungen iiber die Farfenser eberlie-ferung noch die einschlà,gigen Stellen aus den Publikationen seinesLehrers Br. I und Br. II hinzu, so scheint mit intensiver Einsicht in dieArbeitsweise Gregors, durch deren Erforschung auch an Hand modern-ster philologischer Methode6), die nach Oberlieferungsbefund und Meg-lichkeit kritischer Sichtung erreichbare Grundlage fiir eine sinnvolleBenutzung des Regesto di Farfa gewonnen. Doch der Schein ,trúgt.

Diese Behauptung nnichte ich nicht so sehr durch das Kritisierenvon Einzelfakten in den zu besprechenden Werken stiitzen, als vorallem durch den Versueh eines Neuansatzes, der sich bemi_iht, Methodeund Material fiir eine neuerliche BescMItigung mit Gregor von Catinound seinen Werken bereitzustellen. Die Kritik soli hierbei so weit wiemeiglich in die Anmerkungen verwiesen werden, ihr sind am Ende aberdrei Abschnitte speziell vorbehalten.

Die Arb ei t s weis e G regors von Ca t ino

EinfilhrungAn der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert bearbeitete deretireko.

Meinch Gregor von Catino den reichen Urkundenschatz seme Klosters45I-A%lidtfr. :/ t4 atmFarfa. Die gróBeren. Werke, die wir seinem FleiB verdanken, sind: das itit‘' RRegesto di Farfa, in dem er die Schenkungs- Verkaufs- und Tauschur-

tita b4,4.kunden nebst Papst-, Kaiser- und Fiirstenprivilegien abschrieb, derLiber largitorius vel notarius monasterii Pharphensis (ed. G. Zucchetti. (o tem.dtatI/II [1913-32], Regesta Chart. Italiae XI, XVII), in dem Gregor diePachturkunden in Regestenform sammelte und das Chronicon Farfense's%

ZUR KOPIERTXTIGKEIT GREGORS VON CATINO 411

(ed. U. Balzani I/II [1903], Fonti per la stor. d'Italia 33/34), das eineGeschichte des Klosters auf der Basis des vorher gesammelten Materialsist. Von den tausenden von Urkunden, die Gregor vorlagen, sind nurwenige erhalten, von den von ihm kopierten nur eine.

Die im Liber largitorius registrierten Stiicke waren im Vorwortvon Gregor schon sehr priizise als Regesten gekennzeichnet worden, undals solche waren sie in ihrer Form auch auf den ersten Bliek erkennbar.Dariiber wurde nie diskutiert.

Anders stand die Sache mit den als Abschriften bezeichnetenStiicken des Regesto di Farfa. Bei allem Vertrauen auf Gregors im Vor-wort zu seinem Band immer wieder beteuerte Redlichkeit sind aberdoch 1,ufiger Bedenken zu kleineren Unstimmigkeiten gamBert wor-den - ich nonne nur Namen wie Brunner, Chroust oder Manaresi. Nie-mand aber hat sich ernsthaft daran gemacht, der Frage einmal grund-legend nachzugehen, wie Gregor seme Abschriften anfertigte und wasor am Originaltext veriindert hat.

Zielinski und Briihl haben versucht, das bisher Versiiumte nach-zuholen. Wie ich oben andeutete, ist es ihnen aber nicht gelungen, zueiner befriedigenden Antwort zu kommen. So will ich es neu versuchen.

Gregors Aufgabe

Bevor man beginnt, sich mit den Texten der von Gregor kopier-ten Dokumente zu beschaftigen, um seme Arbeitsweise zu verstehen,lohnt es sich, die von ihm selbst formulierten GrundsUze seiner Arbeit

g o j q k ins Auge zu fassen. Diesem : Was wollte Gregor? muB aber noch in dio-f 1 4 sem speziellen Fall vorausgeschiekt werden Was solite Gregor? Was

( W e l war sein Auftrag ? Hieriiber gibt der offizióse im Namen Abt Berardsvon Johannes Grammaticus formulierte Prolog Auskunft, den Gregorunmittelbar dem Beginn der Kopien seiner En.dfassung des Regesto diFarfa vorausstellte.

Fassen wir den in Urkundenform stilisierten Text zusammen:. . . p1acuit7) ... Berardo ... abbati .. istius sacri coenobii universaprivilegia et prgcepta nec non et tomos et legales cartas nimia vgtustate iampene consumpta, in unum volumen colligere eaque ad memoriam posterita-

°) Bermerkungen zu seiner linguistisehen Methode bei Zi. 115 Anm. 1. 7) Ed. RF II S. 20.

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tis studiosissime declarata, vgracissime transcripta relinquere ..., neforte ... aut custodum negligentia, aut vgtustate consumente nimia, prg-dieta oblivioni traderentur prgcepta, torni, cartg et privilegia. Qug veraciterelucubrando nichil eis omnino addidimus, vel minuimus, nec muta' vimus,sed corruptis partibus rethorice emendatis, eo respectu quo scripta erant,ea legaliter transtulimuss) per manus con fratris nostri ... Gregorii ...Abt Berard hat also Gregor von Catino beauftragt, die alten Dokumen-te des Klosters zu kopieren und in einem Band zusammenzufassen, da-ma sie nicht verloren gingen. Gregor hat redlich und fleiBig gearbeitet,nichts hinzugefiigt, nichts ausgelassen, nichts geandert, die Dokumentein dem Sinn., in dem sie geschrieben waren, vorschriftstreu iibertragen, 4 t."41;nur stilistisch schlecht formulierte Passagen hat er verbessert. Oderithw 1 4

anders ausgedriickt : Gregor hat seiner Aufgabe gemaB beim Kopieren;-"Amie.444,am Kern der Urkunden nichts geandert, aber schlecht formulierte Ur-tfr r

, •kundenteile in besserem Stil neu gefa13t9). ; • " 4 4 1 » e

Die erste Redaktion

Gregors AuBerungen

Wie weit wird nun diese Aussage durch Gregor selbst bei der Dar-stellung seiner Arbeitsweise in der Praefatio zu seiner ersten Abschrif-tensammlung verandert oder prazisiert ?

Parallel und erganzend zur offiziiisen Darstellung schreibt er hier,er habe libentissime die Last der Arbeit pre fato patre [ Berardo] et senio-ribus reliquis iubentibus auf sich genommen und sich bemiiht, sein. Werkfidelius vgriusque perficere ... attentius1°). Dann prazisiert er semeEmendationstechnik : Non quod sim sufficiens in emendandis corruptispartibus rethorice, sed iuxta me g scientiolg parvitatem, q-ug ultra modumconfusa videbantur studui corrigere, non tamen plgnius, ne forte quo editg

8) tbersetzung und Einordnung dieser Stelle durch Zi. vgl. unten S. 413 Anm. 12.9) Das 11113t sich wohl kaum mit Zielinskis Aussage S. 33f. vereinbaren : „Wollteer dagegen auch die Syntax der Urkunden verbessern, so hritte dies eine zum Teiltiefgreifende Umgestaltung einzelner Siitze bedeutet, einer solch langwierigenArbeit wollte sich Gregor um so weniger unterziehen, als er damit gegen die in derPraefatio ausgesprochenen Prinzipien verstoBen hiitte."") Ed. RF I S. 1 f. Die unten besprochenen Indizes der ersten Redaktion folgenS. 2-9.

ZUR KOPIERTXTIGKEIT GREGORS VON CATINO 413

sunt cartarum confunderetur primg gditionis respectus. Nach der Captatiobenevolentiae — die unten noch wieder aufgenommen wird mit demHinweis, er sei nicht in scolis eruditus poetarum und auch nicht pro-funditate doctus ... grammaticorum — also die Prazisierung : Was ihmiiber die MaBen verwirrt erschien, habe er nach seinen Fahigkeiten zukorrigieren versucht, aber keineswegs so vollstandig, daB es vielleichtso aussehen keamte, als ware der Sinn der Originale entstellt. Wieder inparalleler Aussage zum Prolog des Johannes fahrt Gregor fort : Wie ihm

-d , u von Abt und religiosis senioribus vorgeschrieben, habe er dem Sinn der,4Aussage bei den Urkunden nichts genommen, nichts bei der Kopie den

Tatsachen hinzugefiigt, sondern so wie er etwas mit seinen Augen beider Kopiertatigkeit gesehen habe und dessen wahren Sinn habe ver-stehen lffinnen, habe er es als Grundlage fiir seme eberarbeitung be-.nutzt11). Ausgelassen habe er nur weitschweifige und unniitze Wortwie-derholungen und die rechtlichen Verpflichtungen einiger Personen, umnicht, durch die schlechten Formulierungen allzusehr ermiidet und all-zusehr beim Schreiben aufgehalten, den Band zu spat zu vollenden, ihnzu spróde, zu umfangreich und zu ungeeignet zur Benutzung werdenzu lassen: nichil ex respectu cartarum minui, nichilque in rerum trans-latione adauxi, sed uti tune cum scriberem oculis vidi et respectu caperevgraci p0tui12), rescribere studui, prgter verborum prolixas inutilesquereciprocationes et transactas quorundam obligationes"), videlicet ne, plv-

11) So braucht sich Zi. 83 also nicht zu wundem, daB: „stehengebliebene Ver-lesungen ganzer Wiirter oder giinzlich sinnentstellte Passagen ... sich in denuntersuchten Kopien Gregors kaum nachweisen (lassen)".12) respectu capere vqraci potui iibersetzt Zi. 31 in Verbindung mit der auf S. 412mit Arim. 8 zitierten Stelle: „Wenn er allein mit der Fiihigkeit seiner Augennichts mehr erreichen konnte, weil die betreffende Stelle unlesbar oder unver-standlich erschien, so hat er das niedergeschrieben, was der Text seiner Cher-zeugung gemaB an dieser Stelle enthalten muBte. Er hat also, sei es auf Grund dergrammatischen Erfordernisse oder dank der Kenntnis iffinlicher Formeln undWendungen respectu vgraci die verderbten oder unlesbaren Abschnitte mit Riick-sicht auf den in der Vorlage stehenden Raum — non tamen plenius — emendiert.Erst wenn aneli diese Methode versagte, hat er in seiner Kopie Liicken gelassen."Mir ist vollkommen unklar, worauf diese tbersetzung basiert.13) Zi. 30 móchte unter den ausgelassenen Obligationen die Pachtvertdtge desLiber largitorius verstehen. Vom Wort her witre diese tbersetzung durchaus zuvertreten. Ich mbehte mich aber lieber Balzani anschlieBen, dessen tbersetzung :talune obligazioni gia estinte ich keineswegs so unklar finde wie Zi. Was Gregor

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414 WILTIELM W:1TUE

rimis partium corruptioni bus diu fatigatus et in scribendolongius immora-tus, volumen tardius efficerem et fastidiosum, immensumque et ineptumad perscrutandum. Nur zufrieden mit der Wahrheit betreffs Gatern undnutzbaren Rechtstiteln, vgritate ergo rerum causarumque uitilinm so-lummodo contentus, habe er sich bemiiht, absque alique fraude seinWerk zu vollenden. Den Urkundenabscluiften habe er die Zeugenna-men beigegeben, wie er es in den Originalen fand : singulis etiam scedu-lis") cartularum nomina testium inserere curavimus, sicut in autenticisscripta repperimus. Was er von Alter und Warmern so zerstart fand,da13 es schwer zu verstehen war, habe er nach abwagender Beurteilungunberiihrt ausgelassen, weil er nur das diesem unverfalschten Text ein-fiigen wollte, was er mit den Augen klar habe erkennen und mit wirk-lichem Verstandnis habe begreifen kónnen : qug vero antiquissima vgtu-state consumpta et a vermibus perspeximus corrosa, atque ad capiendumdifficillima, gquo iudicio omisimus intacta"), nolentes nisi qug oculis clpt,rius decernebamus, vel intellectu capere vgraci poteramus, huic tam mgris-

simo inserere opusculo.Nun folgen in der Praefatio noch zwei fiir die Erkenntnis der

Zielsetzung und Anordnung dieses ersten Abschriftenkodex wiehtigeAbsehnitte. Im ersten schreibt Gregor, er gabe seinem Buch den NamenGemniagraphum, was er mit memoriam descriptionis terre abersetzt undparaphrasiert : quia in eo [se. libro] huius cgnobii terras a quocumque velubicumque acquisitas inseruimus. Den zweiten Titel : Cleronomialem

unter Obligationen verstand, dafiir bietet RF I S. 25 Hinweise. Ob éthnliche 1.1r-kunden, die 1tere Verpflichtungen von Personen enthielten, die nicht mehr wirk-sam waren, ausgelassen wurden, oder iihnliche Verpflichtungen aus dem Kontextanderer Urkunden — weil verfallen — ausgelassen wurden, ist nicht sicher zu sa-gen. Ich neige dazu, Letzteres zu glauben. Auf jeden Fall wilre es villig unver-sttindlich, daI3 Gregor an dieser Stelle nur mit einem kurzen Nebensatz daraufhinweisen wollte, die llàlfte des Urkundenfonds ausgelassen zu haben. DieAussage ilber die Urkundenauswahl steht dort, wo er iiber den Titel und Inhaltseines Bandes spricht, dort also, wo man sie auch erwartet.14) Br. I 108 will mit dieser Stelle beweisen: „Wahrscheinlich hat Gregor nebenOriginalen auch Abschriften beniitzt." Dann auf das Zitat Bezug nehmend:„Doch wird ihrn schwerlich zu jeder Kopie auch das Original zur Verftigung ge-standen haben". Hier sind aber Gregors Abschriften mit den schedulis gemeint.Du Cange weist VII 347 schedare mit Farfenser Beleg in der Bedeutung „ab-schreiben" nach.15) Zi. 31 iibersetzt hier : „... so habe er sie gelassen wie sie waren".

Z17R KOPIERTXTIGKEIT GREGORS VON CATINO 415

abersetzt er : hgriditalem pharphensis gcclesig und erklart diese Wahl :quoniam pro prias ipsius immobiles ab initio libere demonstrat possessio-nes16).

Im nachsten Abschnitt weist Gregor darauf hin, dal3 das Bueh einOrtsregister enthalte, in dem abzulesen sei, welcher Abt einen Besitzerworben habe und in welchen Dokumenten diese Giiter genannt seien.Er gibt dann eine Benutzungshilfe, indem er erk15,rt, nach welchemSchema zu einem Ortsnamen die zugeharigen Dokumente zu findenseien : cum ergo alicuius inven ire desideras loci vocabulum, inspice abbatisnomen praescriptum, et percurre ad numerum penes illud positum, con-tinuoque invenies infra quod qugris vocabulum. Illum autem qui forte nonest insertus numerus, invenies ratione congrua. Nam primum numerum

d.in primo nominis loco invenies, sic secundum iuxta primum, tertium, 4,Y,•••

quoque a secundo, et qui ntum a quarto atque reliquos similiter reppe-ries.

Hieraus und aus den. erhaltenen Registern ist klar erkennbar, da13diM44,die erste Redaktion der Abschriften in Kapitel gegliedert war, die

chronologisch der Abtreihe folgten und jedesmal mit dem Namen einesAbtes begannen. Diesem Abtnamen folgten die unter ihm ausgestelltenUrkunden, die der Reihe nach gezahlt wurden, so daf3 Abtname mitUrkundennummer jede Urkunde im Kodex klar definierte17).

An dieser Stelle ist dann, weil es far die Registerbeniitzung neStigwar, eine chronologische Liste der Abtnamen am Rande beigegebenworden. An den Text des Prologs schla sich das Ortsnamenregister wieoben zitiert an. Ihm folgte eine Liste der far das Kloster wiehtiasten

1,Zt irZ tekl O.Papst-, Kaiser-, Kemigs- und Spoletiner Herzogsurkunden als Spezial-K140 /c4, register, wie auch ein alphabetisch nach Patrozinien geordnetes Regi-

ster der Kirchen des Farfenser Besitzes. In einem letzten erhaltenen Re-gister wurden gral3ere Bezirke betreffende Urkunden unter derenHauptorten nachgewiesen. Alle diese Register beziehen sich auf einen

ti Band, der bis zum Ende des Abt Perto gewidmeten Kapitels fertig war.Die letzte in ihnen nachgewiesene Nummer ist Perto VIII, wahrend in

") Auf diese fur die Auswahlprinzipien Gregors wichtige Stelle wird von Zi. S. 5und 26 kaum hingewiesen und auf ihre grolle Bedeutung nicht aufmerksam ge-macht.") Die Stelle, die der Schliissel fiir das Versttindnis der Ziihlung des Praeregestsist, hat Zi. und auch Briihl vòllig iibersehen. Vgl. unten S. 417 und Anm. 24.

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der zweiten Redaktion, dem uns vorliegenden Regesto di Farfa, dasPerto-Kapitel nur 7 Urkunden enthúlt").

Fassen wir zusammen. Per Aufforderung Abt Berards, die _Ur-kunden Farfas durch Kopieren vor dem Verlust zu retten, hat Gregorvon Catino in einer besonderen Form entsprochen. Er hat erst einmalaus dem groBen Bestand des Klosters die Stileke aussortiert, mit denener far die einzelnen Giiter den freien Erwerb und Besitz durch dasKloster Farfa belegen konnte"). Diese ordnete er in Gruppen, die ihrenZusammenhalt durch den Namen eines Abtes erhielten, meistens des-jenigen, unter dessen Herrschaft geurkundet worden war. Diese Grup-pen wieder wurden chronologisch nach der Herrschaftszeit der einzel-nen Alte aneinandergereiht. Ihre far die Anfertigung des geplan-ten Registers wichtige Numerierung geschah durch den Abtnamenund die Nummer in der Gruppe, die jeweils von n. 1 angefangen in derReihenfolge der Stacke gezahlt wurde.

Die von Gregor geforderte getreue Kopie, die am Rechtsinhaltnichts iindern, aber die Texte in einen lesbaren Stil iibertragen solite,hat er nach folgenden Kriterien hergestellt :

1. Was lesbar und ihm vers-Undlich war, hat er, wenn es schlecht(M4(5,formuliert war, ohne seinen Inhalt zu Etndern stilistisch umgearbeitet~wobei er langatmige Formulierungen karzte, sinnlose Wiederholungenund nicht mehr aktuelle rechtliche Verpflichtungen von Personen

2. Was nicht mehr lesbar war und ihm unverstandlich blieb, hater, ohne es zu benutzen, ausgelassen.

3. Den Kopien hat er die Zeugennamen seiner originalen Vorlagenbeigefl1gt20).

12) Ich glaube allerdings nicht, daB das Kapitel des Praeregests mehr Urkundenenthielt. Ob es sieh bei n. VIII nicht urn einen Sehreibfehler im Register handeltoder urn eine falsche Zuweisung, kann nur eine generelle Untersuchung des gan-zen Registers kliiren. Vgl. die im Anhang mitgeteilte Liste der durch das Registerbelegten Urkundennummern, die auch bei Probatus eine Nummer mehr belegt.Hier ist durch die groBe Zahl der Stiicke auch eine Verzhlung") Dieses fùr seme Beurteilung und die Auswertung der Statistik der Urkunden-typen (Zi. 117ff.) wichtige Problem hat Zi. nur beiliiufig in Anmerkung 27 S. 30angeschnitten.20) Zi. 32 fa13t den Abschnitt : „Auf3erungen zur Arbeitstechnik" im Ansch1uf3 andas oben S. 411f. genannte Zitat aus dem Prolog des Johannes so zusammen :

ZUR KOPIERTXTIGKEIT GREGORS VON CATINO 417

Reste der ersten Redaktion: Das Praeregest

Von den Abschriften, die der oben genannten Form entsprechen,hat sich aus einem Kodex ein Doppelblatt erhalten"). Es ist dem Ms.des Chronikon Farfense vorgebunden. So kann es kaum gre)13er als die-ses sein: 17 x 27 cm22).

Das Blatt ist von innen gerechnet das zweite einer Lage gewe-sen23). Es ist auf seiner ersten 1-Ulfte mit RF X und anschlieBend mitRF XIII, der biographischen Notiz zu Abt Fulcoald beschrieben. Seineandere Hàifte ist mit den Urkunden RF XVIII, XVIIII und demAnfang von RF XX beschrieben. Die Urkunden der zweiten H5,1ftetragen die Nummern V -VII, d. h., es waren die 5.-7. Urkunde - wie wirnun erg5nzen keinnen - die unter dem Kapitel Abt Fulcoald eingeschrie-ben war24). Diese Stellung haben die Stiicke auch noch im RF, wenn

„Auch hier fmden wir den Hinweis auf eine gewisse Korrekturtaigkeit Gregors,clic sich, wie in den vorher zitierten Stellen deutlich wurde, in doppelter Hinsichtauswirkte: einmal im emendieren nur schwer oder gar nicht mehr lesbarer Stel-len, zum anderen aber, und dies wird die niihere Beschiiftigung mit den Urkun-den noch deutlicher zeigen, im Korrigieren verderbter Stellen, worunter er diefùr sein Sprachgefiihl grammatisch und orthographisch unmòglichen Vulgaris-men verstand." Die verfehlte Interpretation beruht nicht nur auf dem mif3ver-standenen Begriff „emendieren" bei Gregor.") Hieriiber zuletzt — mit einem Seitenhieb auf Balzani, von dem er regeres In-teresse far diese Bliitter erwartet hfitte — Br. I 210ff. mit Besehreibung des Be-standes. Er hEult es fiir unwahrscheinlich, daf3 sich mehr als die beiden BUttererhalten haben. Von den Registern spricht er nicht. Seine Meinung ist allerdingsvon der Vorstellung beeinfluBt, daf3 diese 1. Redaktion „wohl nicht weit ilber dieersten Urkunden hinaus gediehen sein wird" (Br. I 212).22) Br. I 210 versiiumt bei seinem Versuch, sich grundlegend mit dem Blatt aus-einanderzusetzen, leider dessen Mal3e anzugeben. Im Text findet sich nur eineBemerkung iiber „das wesentlich kleinere Format" vergliehen mit dem Regesto;die Legende des Faksimile Br. I Tafel VII schreibt: vergróBert ; die Legende vonTafel I bei Br. II schreibt: verkleinert. Das Originai ist wegen des Umzugs derBibl. Nazionale, wo es dem Ms Farfense I angeh6rt, im Augenblick nicht konsul-tierbar. Die MaBe aus Balzanis Vorwort zur Edition des Chronicon, Fonti per lastoria d'Italia 33 S. XL.") Es sind nicht „wahrscheinlich die beiden innersten einer Lago", wie Zi. 103schreibt, und aueh Br. I 211 meint, was durch seme Interpretation (ebda.) zuerkennen ist.24) Hier irrt Br. I 211 grundlegend, weil er das Vorwort Gregors (RF I, 1) iiber-schen hat und so meint, es wiire eine absolute Ziihlung wie in der Reinsehrift des

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418 WILRELM KURZE

man nach dem alten System z5,111t. Da die biographische Notiz zu AbtFulcoald am Ende der ersten Blattlighlfte steht, sind also die vier Ur-kunden RF XIV —XVII hier zwischenzuschieben. Da den 25 Ms.: Zeilenjeweils ea. 16 Druckzeilen entspreehen, wie der Vergleich von RF mitdem Faksimile in Br. I und Br. II zeigt, die in der Mitte verlorenenUrkunden im RF aber 64 Druckzeilen umfassen, kann man klar einfehlendes Blatt in der Lage konstatieren.

Schwieriger ist das Problem der ersten FUlfte des Blattes. LautListe der KCinigsurkunden im erhaltenen Register trug RF X die Num-mer II, d. h., Lucerius II"). Im Gegensatz zum Regesto, wo nach alterZitierweise noch zwei Stiicke, Lucerius III und IV vor der biographi-schen Notiz zu Abt Fulcoald folgen, schlieSt cliese auf dem Blatt desPraeregests direkt an den Text von RF X (= Lucerius II) an. Die Zi-tate im erhaltenen Ortsregister zeigen aber deutlich, dal in dem RFvorangehenden Kodex Abschriften von Lucerius III und IV vorharldenwaren26).

Nun kiinnte man sagen, das wk.e der Beweis daftìr, dal3 das Re-gister n icht zu dem Kodex geheire, dem das Abschr iftenblatt ent-stammt. Beigebunden war das Register diesem Kodex sicher nicht.

Es steht auf einem groBen Doppelblatt, das die Mtere Praefatioin 19,5 cm breitem Schriftblock enthMt, dann die genannten Register.Die Abtsliste steht am Rand neben der Praefatio, das Ortsregister auff. lr 6spaltig beginnend, auf lv 8spaltig weitergefiihrt bis zur Hillfteder 7. Kolumne auf f. 2r. Von hier bis zum Ende der 8. Kolumne reichtdie Liste der Papst-, und Herzogsurkunden. Auf f. 2" steht2-spaltig das Kirehenregister , dann folgt 3spaltig das Register derbedeutenderen Orte. Dieses schliat mit dem Ende des Blattes. DasDoppelblatt hat heute die MaBe des Regesto, dem es vorgebunden ist:

Regesto. In Br. 11 36 Anm. 201 ist es ihm immer noch entgangen: „Es schienemir ein schwacher Einwand gegen die hier gegebene Deutung, wollte man be-haupten, Gregor habe sein Material im „Prae-Regesturn" nur anders gruppiert."") Br. I 211 ohne Kenntnis des Gregorvorworts vertritt die Meinung, RF X„muf3 also die Nummer IV gewesen sein".26) Ich habe auf einer Tabelle im Anhang zusammengestellt, welche Urkunden-nummern durch das Register belegt sind. HEttte Br. nur Gregors Vorworte, nichtaber das Register gekannt, hiitte er hier einen Beleg fiir eine Erweiterung derersten Abschriftensamrnlung Gregors konstatieren kiinnen. Vgl. Br. I 211, Br. Il36.

ZUR KOPIERTXTIGKEIT GREGORS VON CATINO 419

25 x37,5 cm. Es muf3 aber noch um etliches grbBer gewesen sein, da dieInitialen am Innenrand beschnitten sind. Zwischen die beiden Teilewurde — wohl bei der Restaurierung des Kodex — ein Streifen Perga-ment geschweif3t, um die Seiten dem Regesto beibinden zu k6nnen.

Da nun dieses Blatt seiner Gri513e wegen nicht im Kodex desPraeregests eingebunden sein konnte, gibt es die M6glichkeit, da eseinem verlerenen Kodex angehikte, der in seinen MaBen giaer als dieReinschrift des Regesto war. Dieser Kodex malte nach dem Praere-gest geschrieben sein, da er ja mehr Urkunden enthielt als dieses

Lucerius III und IV — und vor dem Regesto, weil er noch die alteZitierweise nach Gruppennumerierung bietet. Er milBte auf3erdem biszum Ende des Perto-Kapitels, nach neuerer Numerierung also bis n.CCCXXIIII fertig gewesen sein"). Wenn man die Annahme einer sol-chen zweiten Redaktion Gregors zwischen Praeregest und Regest auchnicht v6llig aussehlieBen kann, wahrscheinlich ist sie nicht").

Viel wahrscheinlicher ist, daB das Blatt urspriinglich ilberhauptnicht einem Kodex angehdrte, sondern als Einzelblatt extra verwahrtwurde. Dafur spricht nicht nur, da dieses System die praktisehe Be-nutzbarkeit erhate, sondern auch die Tatsache, da das Pergamentneben Spuren eifriger Benutzung in einem MaBe vom Licht verffirbt ist,wie es in einem Kodex wohl nicht geschehen w,re. Dafiir sprieht aberauch die Anlage insgesamt, die versucht, alles filr die Benutzung desKodex als Nachschlagewerk Wichtige auf diesen beiden Seiten unter-zubringen. Von der Seite der kiinstlerischen Anlage (rotgezierte Buch-

27) Dal) eine erste Redaktion des Regesto bis zum Ende des Pertokapitels fertigwar, die als Grundlage far die Abschriften des Regesto diente, wird auch bei einerDurchsicht der Handschrift deutlich. Bis zum genannten Kapitel wirft der Ko-dex den zugehbrigen Abtnamen rot als Seitentitel aus. Das fiillt von dort ab fort.Die rote Vberh6hung vieler Buchstaben auf der Seite wird auch von dieser Stellean aufgegeben. Die biographische Notiz des rigichsten Abtes Johann wurde beiWiederaufnahme der Arbeit nach 31/2 wohl fur eventuelle Ergiinzungen frei ge-bliebenen Kolumnen vergessen und in diesem Zwischenraum nachgetragen. Dadie Numerierung der Urkunden des Regesto offensichtlich nachtriiglich geschah,ktinnte man meinen, das oben genannte Register habe zu dieser urspriinglichunnumerierten Form gehiirt. Das wird aber u. a. schon durch die RF I S. 7nachpriifbare Tatsache widerlegt, dal) die zum Register gehórige Abschrift beiThomas I und II die Reihenfolge des Regesto umkehrt.28) Br. I 212 und Zi. 103 m6chten einer dem Regesto vorgiingigen Abschrift sogarnur wenige Urkunden zubilligen.

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420 WILHELM BURZE

staben, ausgefiihrte Initialen etc.) steht es der Ausfiihrung des Praere-gests durehaus nahe. Wenn nun auch das Register sieher nicht demKodex des Praeregests beigebunden war, so konnte es doch ohne weite-res zu ihm geheiren. Damit ist aber noch nicht die oben aufgeZeigte Un-gereimtheit erkart, dafi das Register Urkunden nachweist, die im er-haltenen Teil des „zugehiirigen" Praeregests fehlen. Versucht man sichaber - ausgehend von der Tatsache der Zusammengehfirigkeit vonRegister und Praeregest - Gregors Arbeitsweise einmal vorzustellen, solUt sich fin. diesen Widerspruch schon eine Auflósung finden.

Auch bei einer gewissen Vorordnung seines Archivs mufiten Gre-gor bei der Fiille des Materials Versehen unterlaufen, sei es, dafi er Ur-kunden erst nicht aufnehmen wollte, die ihm dann doch wichtig er-schienen, sei es, dafi er Urkunden, die einem friiheren Kapitel zuzuwei-sen waren, erst spkter fand, ete.29). Diese Stiicke fiigte er dem entspre--4 tt4t41-chenden Kapitel ein, indem er vielleicht den Rand beschrieb oder:Bat-rA",91

$v, gter mit den Texten einfiigte. Solehe ErOnzungen konnten bei dem an-gewendeten Ordnungsprinzip, das innerhalb der Kapitel keineswegsmstreng chronologisch war, ohne Komplikationen gemacht werden, weiLLdie Dokumente des Kodex nicht fortlaufend numeriert worden waren.4(So bot sich diese erste Organisationsform der Kopien zu Ergànzungent,und Ver,nderungen fòrmlich an, da die grundstzliche Ordnung immer ,:‘,4erhalten blieb. Vielleicht solite man sogar erwgen, oh Gregor nicht ausdiesem Grund fiir seme erste Redaktion der Abschriften eine solcheOrdnung bewul3t gewalt hat. Ich wiirde also meinen, dafi die im er-haltenen Teil des Praeregests laut Register fehlenden Stiicke LueeriusIII und IV auf einem Blatt geschrieben dem Kodex eingefiigt waren unddafi à,hnliche FWle lAufiger waren, wie ein genaueres Studium der Re-gister sicher zeigen kfinnte30).

Der Kodex wurde durch diese Praxis mit der Zeit nicht nur inseiner Uthetischen Form, sondern auch in seiner praktischen, d. h. in

") Diese Argumentation schon bei Br. I 211, Br. II 36 und Zi. 103.30) Hier kiinnte auch die von Zi. 52 vergeblich gesuchte Erkliirung fiir die hoheFehlerquote in RF XII (= Lucerius IV) zu finden sein. Diese Vorlage hat Gregorin anderer Form als der fùr die unnliegenden Urkunden zur Verfiigung gestanden.Lucerius III ist eine eingefiigte Herzogsurkunde. So wurde ihr Fehlerquotientvon Zi. nicht untersucht. Das Br. II 25f. aber an ihr die Invocati° beanstandet,kònnte ein Hinweis auf spUeren Eintrag sein.

MIE ROPIERTATIGKEIT GREGORS VON CATINO 421

Niihten und Einband zerstórt. Letztere werden aber besonders gelit-ten haben, als der Band die Vorlage fiir die uns erhaltene Reinschriftdes RF abgab. So ist es nicht verwunderlich, dafi sich nur noch einzel-ne BlUter mehr zufàllig erhalten haben31).

Die Schlul3redaktion: Das Regesto di Farla

Vertinderungen der Konzeption Gregors

Wir haben gesehen, wie Gregor aus dem einfachen Auftrag, dieUrkunden des Klosters abzuschreiben, um sie vor dem Verlust zu be-wahren, eine Konzeption entwickelte, die ihn zu einer bestimmten Aus-wahl und Ordnung des Materials zwang. Sie ist am besten zu fassen inden Utzen, mit denen er die Wahl des Titels begriindet, den er demKodex vorangestellt hatte. Diese Konzeption wurde nun fiir die Schlufi-redaktion seines Kodex ausgebaut und erweitert. Den neuen Registern(ed. RF I S. 9-25 und RF II S. 7f.) fiigte Gregor eines mit den Namenderer, die ihren ganzen. Besitz ans Kloster schenkten, hinzu (ed. RF IS. 25-28). Die Liste der .Abte wurde durch Angabe der Regierungszeitund der Herrscher, unter denen sie lebten erweitert (ed. RF II S. 8ff.),eine Liste der Inpste mit Regierungsdauer eingefiigt (ed. RF II S. 9f.).Dann stellte Gregor eine Liste der Jahre mit zugehórigen Indiktionenerweitert durch kurze Annalennotizen zusammen (RF I S. 10-19).

Diesen Schritt zur historischen Sicht der Cberlieferung vollzoger in noch stgirkerem Mafie in einem neu formulierten Prolog, der dieFriihgesehichte Farfas untersuchte und darstellte (ed. RF II S. 3ff.).Es mag hier geniigen, aus ihm einen Satz zu zitieren um die Tendenzdieser keineswegs unkritischen Untersuehung deutlich zu machen. Beider Diskussion der Klostergriindung durch den aus Syrien kommendenLaurentius schreibt or: sul ficit ergo sciri, ab hoc sanctissimo viro nonautem de publico, hoc sanctum caenobium luisse constructum (S. 4). DenRechtsstatus des Klosters, seme Freiheit, wollte er durch diese histori-sche Untersuchung beweisen, wie er durch die einzelnen Urkundenab-schriften Stiiek fiir Stiiek den freien Besitz der Giiter durch Farfa auf-zeigen wollte.

31) Bedenken mul3 man auch, daB die eifrige Beniitzung des zugehiirigen Regi-sters, die zu konstatieren war, ja konsequenterweise auch eine eifrige Beniitzungder Texte einschlof3.

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422 WILHELM KURZ E

Es wird so ganz deutlich, da,f3 es Gregor nun immer mehr darumging, ein Instrument zu schaffen, daf3 dem Kloster Farfa erlauben soli-te, mit allen Mitteln seinen Status zu verteidigen. So ist es auch nichterstaunlich, daI3 er dem Kodex eine Canonessammlung einfiigte, die diekirchenrechtlichen Bestimmungen iiber Klosterorganisation, Status,Schenkungen etc. zusammenstellte. ErOnzt wurde diese durch eineSammlung der wichtigsten Gesetze und Kapitularien, die die genanntenund anliegende Problemkreise betrafen 32).

Das Regesto die Farfa war in seiner SchluBredaktion also eine ge- kischlossene Sammlung allen in historischer und juristischer SichtVerfiigung stehenden Materials mit dem Farfa seme Freiheit und denéGiti vtim.freien Besitz seiner Giiter verteidigen konnte. Gregor driickte das "seinem Epilog so aus : hunc volumen cleronomiale, id est hereditale, sivecodicem libertatis appellari censuimus ... (ed. RF I S. LXIII).

Kriterien der Kopiertnigkeit

Der Erweiterung und Vernderung der Konzeption, die den Ge-samtkodex betraf, geht keine Veiúnderung der Kriterien bei der Ab-schrift der Einzelurkunde parallel. Das wird dadurch sehr klar, da13Gregor den Praefationstext der ersten Redaktion, in dem er die Krite-rien darlegte, nach denen er seme Kopien angefertigt hatte, mit ganzgeringfiigiger stilistischer eberarbeitung in die SchluBredaktion ilber-nahm. Nur den lezten Abschnitt der Praefatio mul3te er iindern, weil erdie Urkunden in dieser Redaktion durchnumerierte. So geniigte es,darauf hinzuweisen, dal3 das beigefiigte Ortsregister die entsprechendenUrkunden unter ihrer laufenden Nummer auffiihre33).

Eine Anderung der Kriterien bei der Kopie der Einzelurkunde3re fiir Gregor auch nicht sehr opportun gewesen, weil er ja dann dieerste Redaktion nicht als Grundlage fiir die Reinschrift 115„tte nehmenkònnen. So ist einsichtig, dal3 sich die Texte von Regest und Praeregestnur in geringfiigigen grammatikalischen Anderungen unterscheiden 34).

") Vgl. iiber diese Sammlungen die grundlegende Arbeit von P. Fournier, Lacollezione canonica del Regesto di Farfa, Arch. della R. società romana di stor.pat. 17 (1894) 285ff.33) Vgl. ed. RF I S. 1 mit RF II S. 6.34) Vgl. die gute Zusammenstellung bei Zi. 103ff. und meine kritischen Bemer-kungen unten S. 447f.

1 l

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2,

ZUR KOPIERTXTIGKEIT GREGORS VON CATINO 423

Die Erkenntnis, im Bereich der Abschriftkriterien ein gesehlossenesSystem vor uns zu haben, erlaubt es, noeh eine einschltigige AuBerungGregors hier heranzuziehen.

Im Vorwort zu seinem Liber largitorius, der sich mit dem Ur-kundenbestand Farfas unter ganz anderen Kriterien auseinandersetztals das Regesto, kommt Gregor retrospektiv auf eben dieses Werk zusprechen. Wohl um die neuen Registrierkriterien gegen die im erstenWerk beniitzte Kopierart abzusetzen, erinnert er noehmals daran, daf3er klar bekannt habe : nichil nos menclacii in rerum translatione, nichildubietatis in cartarum transscriptione, nichilque superfluitatis in cau-sarum dimensione, sive quantitate aut qualitate, addidisse, nec omnimodisminuisse, preter quod sillabarum sive partium litteraturas, omnino cor-ruptas , aliquantulum transferentes correximus, prolixitates etiam verborumcaventes, rethorice contractus cartarum emendavimus 35). Nach der neustilisierten Beteuerung nichts hinzugefiigt und nichts weggelassen zuhaben, folgt die Umschreibung der Kriter ien, nach denen der Textvon ihm verndert wurde : Er habe bei der Abschrift

ein wenig die vilhig verderbte Grammatik von Silben und Satzteilenkorrigiert,immer auf der Hut vor Weitschweifigkeit in stilistischer Hinsichtden Rechtsinhalt der Urkunden iiberarbeitet (emendiert).

Neu an diesen Darlegungen ist, daI3 Gregor hier nicht nur vonumfangreicheren Emendationen spricht, sondern kleinere grammati-kalische Korrekturen und gr6Bere Emendationen — wohl ganze Ur-kundenteile umfassende stilistische Umarbeiten — klar auseinanderh2t.Es ist, wiirde ich sagen, die eindeutigste Aussage iiber das, was Gregortat, wenn er einen Urkundenabschnitt sicher gelesen und seinen Inhalt

-verstanden hatte. Dann entschied er Mmiich von Fai! zu Fai!, ob esfiir seme Kopie reiche, Wortformen, Kasusendungen etc. zu ,ndern,ob der Text gestrafft werden kbnne durch einfaches Weglassen vonunniitzen Wortwiederholungen iind "LIfljIL1, UI)

'4714-""es nicht fiir das schnelle Verst,ndnis und im Sinne der Straffung des. __Lextes notig oder besser sei, den Inhalt des Absehnitts neu zu fassen.

Interessant ist, dafl Gregor erst im Nachhinein, erst in der Reflexion

35) Ed. Zucchetti, Regesta Chart. It. XI S. 5. Zi. 32 fal3t zusammen: „Auch hierverleiht er seinem Bestreben Ausidruck, maf3voll zu emendieren und sich vor jederebertreibung zu hiiten", was dieser wichtigen Stelle keineswegs gerecht wird.

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424 WILHELM KURZE I ZUR KOPIERTXTIGKEIT GREGORS VON CATINO 425

iiber seme Korrekturen spricht, wMirend die in den Praefationen zumRegesto di Farfa genannte und beschriebene Arbeitsweise nur vonEmendationen handelt. Das ist wahrscheinlich so zu erkaren, dal3kleine Korrekturen in der genannten Art so selbstverstàndlich fiireinen Kopisten an der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert waren,dal3 er ihre Ausfiihrung im Vorwort nicht rechtfertigen zu miissenmeinte. Erst als Gregor zwei Arbeitsweisen gegeneinanderstellte, n r n -lieh die kopierende des Regesto und die registrierende des Liber largi-torius, hat or sie beide vollstúndig beschrieben. Fiigen wir zu diesenBemerkungen die oben S. 416 aus dem Prolog zum Regesto di Farfagewonnenen hinzu, so erhalten wir ein klares Bild von Gregors Vor-stellungen iiber seme Aufgabe als Kopist der Farfenser Urkunden36).

Parallele Cberlieferung

Wenn nun aber aneli theoretisch mit aller gewiinschten Klarheitdie Kopierweise Gregors aufzuzeigen ist und iiber seme Arbeitsgrund-s5tze keine Unsicherheit besteht, so ist es doch andererseits sehr schwer,die direkte Frage zu beantworten : Wie hat der Kopist denn nun i meinzelnen diese oder jene Urkunde bearbeitet ? oder die Frage zuriick-gewendet : Wie hat denn nun der originale Text dieses oder jenesStiicks genau ausgesehen ?

Diesen direkten Eindruck von Gregors Arbeitsweise wiirde natiir-lich am besten die klassische Methode vermitteln : von ihm abge-schriebene Originale mit seinen Kopien zu vergleichen. Aber dieseMethode hilft hier nicht viel weiter, weil sich nur ein einziges Originalerhalten hat, von dem man mit grof3er Sicherheit annehmen kann, dafies die Vorlage Gregors fiir seme Abschrift war : Das Diplom Ottos II.fiir Farfa DO II 249 aus dem Jahre 981.

DO II 249

Diese Urkunde ist nun aber kein besonders signifikantes Beispielfiir Gregors Arbeitsweise, oder besser gesagt fur die meisten seiner

") Dieses differiert, wie aus den Anmerkungen schon klar wurde, erheblich vondem von Zi. z.B. 33, 85, 215 u.i5. Herausgearbeiteten. Vgl. auch die Bemerkun-gen unten S. 438ff.

Abschriften, denn die oben aus seinen Vorbemerkungen abgeleitetenKriterien, die ihn zu gr.513eren Emendationen aufforderten, fanden ineiner Kfinigsurkunde dieser Zeit, die gut formuliert und in passablemLatein geschrieben war, kaum Ansatzpunkte"). Um so mehr erstauntes, wie vie! Gregor an kleinen Korrekturen trotzdem meinte anbringenzu miissen. Eine Liste der differierenden Stellen kann das verdeutlichen :

Original

municipataobserventesin eundem monasterium constitutaDie Besitzliste im NominativIethuliim n monte de Tantiain comitatu Uiteruense ... Castriense. . . Balbense . . . Pinnense . . . Apru-cienseS. Maria in Apignaniciin ducatu SpoletinoEt omnia in integr(o)adquisierit 3 Xaut quaeItalicicum monasteriis ei subiectis aecelesiismanenentibusper hoc nostrum preceptum perdonamusdehincepsfatiatesistatperdonacionem ... tuicionisminoracionemfidei iussores eos esse eompelletstipendia monachorumprofitiatcontra eundem monasteriumveracioresestiterit

Gregor

maneipataobservantesin eodem monasterio e.Die Besitzliste im AccusativGethuliin monte Taneiesin c. Ueterbensi ... Castriensi ... Bal-bensi .. . Pinnensi .. . Aprutiensi

S. Mariam in Apignanicisin ducatu SpoletanoHgc omnia in integr(um)acquisieritatqueHitalicic. m. et s. gcelesiismanentibusp. h. n. perdonamus preceptumdeincepsfaciatexistatperdonationem ... tuitionisminorationemf. i. e. e. eompellatstipendio m.proficiateontra idem m.vaeracioresextiterit

37) Zi. 19 zitiert diese Urkunde, legt sie aber unbeniitzt ad acta. Das ist mir unver-stiindlich, wenn ich auch seinen Bedenken iTher die Aussagekraft zustimme undBalzanis Interpretation wie Zi. ungeniigend finde.

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426 WLLHELM KIIRZE

Grammatikalische Korrekturen wie z. B. die Umstellung der ge-samten Besitzliste in den Akkusativ oder eine Wortumstellung zeigen,dal3 Gregor keineswegs nur dort iinderte, wo der Sinn sonst imver-standlich sein konnte. Das Beispiel von DO II 249 gibt uns so einenersten direkten Hinweis darauf, dal3 wir mit weitgehenden Veriinde-rungen der Texte in den schlecht formulierten und grammatikalischsehr verderbten Privaturkunden der friihen Zeit zu rechnen haben.

Um nun gleiche direkte Einsicht in Gregors Arbeitsweise bei Ab-schrift der Privaturkunden zu erhalten, miissen wir einen der obengenannten klassischen Methode angenCierten Weg gehen. Gliicklicher-weise steht uns dafiir einiges Materia! zur Verfiigung.

Privaturkunden

Es haben sich, wie schon angedeutet, zwar keine Privaturkunden-originale erhalten, die als Grundlage filr eine von Gregors Kopiendienten, erhalten haben sich aber im Gebiet von Tuscania 38) einigeOriginale, die von Notaren geschrieben wurden, die auch fiir Farfa, oderbesser fiir die Farfenser Zelle am Mignone arbeiteten, und von derenStiicken Gregor einige als Abschriften in sein Regesto aufnahm").

Die Tatsache nun, daB Formular und Formelgut der einzelnenNotare mindestens bei gleichem Urkundentyp (Schenkung, Tausch, Kaufetc.) ziemlich stereotyp sind, ermóglicht den Vergleich groBer Partien

") Das Gebiet von Tuscania (wohl besser als Zi. Ofter : Viterbo) ist bei Zi. nuram Rand behandelt. So sind hier besonders gravierende Liicken zu verzeichnen.Fedor Schneiders Reiehsverwaltung in Toscana — noch immer mit Abstand dasBeste, was ikber diese Gegend gesehrieben wurde — kennt Zi. nicht. Die Untersu-chung ist immerhin als Band XI der Reihe erschienen, in der auch ZielinskisWerk herauskam. Es entschuldigt ihn also nicht, daB sein Gewarsmann Guilloudas Buch von Schneider auch nicht kannte. So entging Zi. z. B. bei RF 48 diewichtige Diskussion des Ortsnamens : Viterbo oder Orvieto ? der Schneider ebda.110 mit Anm. l eine Seite widmete, wo er auch dio Vorgiingerliteratur behandel-te. Wir werden bei der in Kiirze erscheinenden Edition Zielinskis, bei der or dieUrkunden RF 48 und RF V doc. 1221 im Anhang bringen will (Zi. 4) sehen, obihn ein Bischof von Viterbo im 8. Jahrhundert genau so wenig beeindruckt wie A.Guillou, Régionalisme et indépendance dans l'empire byzantin au XII0 siècle.Studi Storici 75/76 (1969) 308ff.39) Eine sehr niitzliche Liste der tuscanischen Urkunden des Regesto aus dem 8.und 9. Jahrhundert bietet Zi. 259.

ZUR KOPIERTKTIGKEIT GREGORS VON CATINO 427

von Urkunden gleichen Typs, die sich vom gleichen Notar einmal als Ori-ginal, einmal als Abschrift Gregors erhalten haben. Die Texte der Stiicke,die fiir diese Methode zur Verfiigung stehen, teile ich im Parallelsatzmit. Es handelt sich um Urkunden der Notare Occini und Liminosus.

Occini schrieb im Marz des Jahres 807 eine Verkaufsurkunde,die im Fonds von S. Salvatore di Montamiata als Original erhaltenist (MA 59). Ihrem Text fiige ich die vergleichbaren Formularteile einesLibells bei, das im Juli 808 auch von Occini geschrieben, ebenfalls imMontamiataner Fonds liegt (MA 64). Parallel dazu wird gesetzt dieVerkaufsurkunde Occinis vom Aprii 807, die Gregor als n. CCII insein Regesto aufnahm. Auch ihr werden die vergleichbaren Formelneiner von Occini im September 805 geschriebenen Tauschurkunde -von Gregor als n. CXCV kopiert - beigegeben.

Von Liminosus werden parallel gesetzt : der von ihm im Mai 824fiir Montamiata geschriebene Verkauf (MA 94) mit der von Gregorvom gleichen Notar als n. CXCIIII vom August 805 kopierten Ver-kaufsurkunde.

Von Liminosus hat sich in Gregors Abschrift n. CCXLV eineSchenkung vom Mai 817 erhalten. Sie setze ich parallel mit einerSchenkung vom September 823 an Montamiata, die leider nicht alsOriginal vorliegt, aber in zwei Abschriften, von denen eine wenigstensin den formelhaften Teilen - wie ich an anderer Stelle zeigen werde -eine getreue Kopie des verlorenen Originals ist, mit allen Fehlern undEigenheiten des Liminosus. Ich setze diese beiden Abschriften (MA90B, 90B*) aber nur in den korrespondierenden Teilen der Farfaur-kunde parallel. Dazu fiige ich die vergleichbaren formelhaften Teileeiner carta promissionis vel convenentiae (MA 89), die Liminosus imOktober 822 fiir Montamiata schrieb4°).

40) Die im Text zitierten Nummern beziehen sich auf den von mir bearbeitetenCodex diplomaticus amiatinus, der im Druck ist (zit. MA). Alle diese Urkundenliegen aber schon in ólteren Drueken vor : MA 59 und 64 bei Brunetti, Codice dipl.toscano II, I n. 74 und 78; MA 89, 90 und 94 bei Calisse, Documenti del monaste-ro di S. Salvatore sul Monte Amiata riguardanti il territorio romano, Arch. soc.romana di stor. pat. 16 (1893) nn. 20, 21 und 25. — Die Diskussion iiber die Kor-rektheit der Kopie MA 90 B findet sich in der Vorbemerkung zur Edition im Cod.dipl. amiat. — Die Urkunden werden hier zum Vergleich ohne kritischen Apparatgedruckt. Dieser findet sich fur die Montamiataner Stiicke in meiner eben genann-ten Edition. Der Text der Farfenser Urkunden wurde am Original korrigiert.

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MA 59

WILHELM KURZE

+ In n(omine) D(omi)ni. Inperantesd(om)n(o) n(o)s(tro) piiss(imo) p(er)pe-tuo et a D(e)o coronato d(om)n(o)n(o)s(tro) Carulo magnu(s) inperatore,anno inperio eius in D(e)i nom(ine) sep-timo, seo d(om)n(o) n(o)s(tro) Leonisummi pontificis et universali pape,in sagratiss(ima) beati Petri apostolo-r(um) principis sede anno duodecimo,men(se) martzus, ind(ictione) quintadecima; fel(iciter). Ideoque constat meAmalbinus, filius q(uon)d(am) Latzaro,qui sum abitator castro Orclas, v(ir)h(onestus) vinditor liberam potesta-tem vindediss(e) quod et vindedittibi Ermip(er)to, filius q(uon)d(am)Ermirado, de vie(o) s(an)c(ti) MartiniColomnate, hoc est terra iuris meisuncia una in casale que nuncopaturCannole, territurio Tuschanens(e), quireiacere videtur : iuxta casale Mume-giana et Piretula, ab alia(m) laterecurrit via publica, qui est inter finisTuschana et Castrisana, at tertza veropars casale Stoperianus, a quartaquidem pars tenente capo in fiume que

RF CCIIIn n(omine) D(omi)n(i.) Imp(er)anted(om)n(o) n(ostr)o piiss(imo) p(er)pe-tuo et a D(e)o coronato Kar(olo) magnoimp(erato)re, ann(o) i(m)p(er)ii ei(us)in D(e)i n(omine) .vii°. seu d(om)n(o)n(ostr)o Leone sum(mo) pontif(ice) etuniv(er)s(ali) p(a)p(a), in sacratiss(ima)beati Pet(r)i ap(osto)lor(um) p(r)in-c(i)p(is) sede ann(o) m(ense)ap(rilis), ind(ictione) .xv.Constat meHomulu(m),fil(ium) c(uiu)s-(dam) Causp(er)ti, q(u)i su(m) habita-t(or) civitat(is) Tuscan(ensis), v(irum)h(onestum) venditore(m) lib(er)a pota-state vendidisse tibi dom(no) Bened(ic-to) v(iro) v(enerabili) abb(ati) mon(a)-s(terii) s(an)c(t)e Mar(ie) siti in ACiitia-no, t(erri)t(orii) Sab(i)n(en)s(is), hoce(st) t(er)ra iuris mei uncia(m) una(m)et media(m) in casale q(u)i vocat(ur)Screpit(us) q(u)i reiacere videt(ur): adfine(m) casalis Ueroniani, et de alio la-tere casalis Mortianelli, tertia v(er)opars casalis q(u)i d(icitur) Agella, etquarta pars tenet caput in via publicaquae descendit ad Minione(m), una

MA 64

+ In n(omine) D(omi)ni. Inperantesd(om)n(o) n(o)s(tro) piiss(imo) p(er)-petuo et a D(e)o coronato d(om)n(o)n(o)s(tro) Carni° magnu(s) inperatore,anno inperi eius in D(e)i nom(ine)octabo, seo d(om)n(o) n(o)s(tro) Leonisummi pontificis et universali pape,in sagratiss(ima) beati Petri aposto-lor(um) principis sede anno tertzo de-cimo, men(se) iulius, ind(ictione) pri-ma; fel(iciter).

RF CXCV

In n(omine) D(omi)n(i). Imp(er)anted(om)n(o) n(ostr)o piiss(imo) p(er)pe-tuo et a D(e)o coronato Kar(olo) magnoimp(erator)e, anno i(m)p(erlii ei(us)in D(e)i n(omine) V°. Seu do(m)n(o)n(ostr)o Leone sum(mo) pontif(ice) etuniv(er)s(ali) p(a)p(a) in sacrat(issima)b(eat)i Pet(r)i ap(osto)lor(um) p(r)in-cipis sede anno X., m(ense) sept(em-bris), ind(ictione) Xliii. Placuit ...

... una cu(m) lignamine atq(ue) pomi-feris arborib(us) et access(ione) sua inint(egrum) dedi in com(m)utationistitulo ...

ZUR KOPIERTXTIGKEIT

MA 59dicitur Arrone; et manifestu sum eo,quod ipsa s(upra)s(crip)ta uncias terrade ipso casale, tam cultu(m) qua(m) etincultu(m), una c(um) arborib(us)fructuosis et infructuosis, c(um) adia-centzis suis et omnia sup(er) se haben-tes, quantu(m) ad ipsa iamdieta unciade pr(e)d(ic)to casale Cannole c(um)accessionib(us) suis, ex integro vin-dedit, nihil mihi exinde reserbavitpotestatem. Unde profiteor me q(ui)s(upra) vinditor suseepiss(e) et recepitad te emtore meo pro ipsa uncias id estpretzu(m) argentu(m) sol(idos) duode-ci, finitu(m) pretzu(m), sic(ut) inter nosbono animo convenit, quatenus abh(ac) d(ie) in tua vel ad tuis heredismaneat potestatem vindere, donare,alienare, commutare, libera(m) exindein omnib(us) habeatis potestatem. Etsi quandoq(ue), quod fierit menimecredo, si ego ipse vinditor aut aliquisde meis heredis ac proheredu(m)meor(um) te superius diete emtore velposterisq(ue) heredis tuis de iamdic-ta(m) vinditzon(em), quod textus eiuscontinet, in aliquid molestare, p(er)nos aut p(er) sumiss(a) p(er)sona agereaut causare presumserimus, e t adquemqua(m) hominem defendere nonpotuerimus, tune conponamus vobis,cui exinde infertur molestia, penenom(ine) ipsa s(upra)s(crip)ta uncias

GREGORS VON CATINO 429

RF CCIIcu(m) cetinis seu arborib(us) fructuosiset infructuosis atq(ue) pascuis s(ui)s etaccess(ione) sua in int(egrum) cu(m)aq(u)is et adiacentiis s(ui)s.

Unde p(ro)fiteor me q(ui) s(upra) ven-ditore(m) recepisse a te emptore meop(ro) ipsa uncia et media p(re)tiu(m)argenti sol(idos) .xx., finito p(re)tio,sic(ut) int(er) nos bono animo conve-nit, quatin(us) ab h(ac) d(ie) in tua etposter(orum) tuor(um) maneat pote-state fruendi et defensancli qual(iter)volueritis, lib(er)am exinde habentes inom(n)ib(us) potestate(m). Et si egoipse venditor aut alig(u)is de meishgredib(us) et p(ro)hgredib(us) p(er)nos aut p(er) a nob(is) sum(m)issa(m)p(er)sona(m) te s(upra)s(crip)tumemptore(m) v(e)1 posteros successores-q(ue) tuos de iamd(icta) venditionequa(m) text(us) iste loq(u)it(ur) inalig(u)o molestare v(e)1 cont(r)a agereaut causare p(re)su(m)pserim(us) et aq(u)ocunq(ue) ho(min)e defendere nonpotuerim(us), co(m)ponam(us) vob(is),q(u)ib(us) exinde infergur) molestia,pgng nom(ine) ipsa(m) s(upra)s(crip)-tam uncia(m) et media(m) in duplu(m)

MA 64. una c(um) pumis et acces(ione)

sua(m) vobis ex integro peto ...

RF CXCV... una cu(m) lignamine seu pomiferisarborib(us), et aq(u)is et adiacentiissuis, et access(ione) sua in int(egrum)dedi t(ib)i in corn(m)utationis tituloinfra ipsa designata loca, m(ich)inichil reservavi ...

. Et si causare p(rae)su(m)pserim(us)

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430 WILHELM RURZE

MA 59de terra in dubplu(m) et in quantu(m)amodo apud vos meliorata(s) fuerint,sub extimatzon(em). Qua(m) vinditzo-nis mee cartul(am) Occini pr(es)b(i)teret notar(ius) serib(ere) rogavit et testisa me rogi t is obtul i t roboranda(m).Actu(m) vie(o) s(an)c(t)i Martini Colom-nate, men(se) et ind(ietione) s(upra)-s(crip)ta; fel(iciter).

▪ Ego Amalbinus in anc car tu l abindi t j ionis a me facta manus meas(ub)s(crip)s(i)Signu(m) man(us) Ansiramo de s(u-pra)s(crip)to vie(o) testeSignu(m) man(us) Ermari, fil(ius)q(uon)d(am) Grasp(er)to, testeSignu(m) man(us) Criseioni, germa-nu s(upra)s(crip)to emtori, v(iri) d(evo-ti) teste• Ego Petrus el(ericus) de Orde ro-gatus ad s(upra)s(crip)to vinditore meteste s(ubscrip)siSignu(m) man(us) Autzoni, filiusq(uon)d(am) Amp(er)tos, v(iri) d(evo-ti) teste

▪ Ego Occini pr(es)b(i ter) et nota-

RF CCIIet in q(u)antu(m) apud vos melioratafuerit, sub Qstimatione. Qua(m) vendi-tionis me e eart(ulam) Oeeiniu(m)p(res)b(ite)r(u)m et not(arium) seribe-( re) rogavi e t t es tes a me rogatosoptuli roboranda(m). Act(um) ad Casa-l e (m) in cur t e s(upra)s(crip)ti mo-n(a)s(terii), m(ense) et ind(ictione)s(upra)s(crip)ta.

Sig(num) ma(nus) Homuli vendito-r(is), q(u)i ha(ne) ear(tulam) fieri roga-vitSig(num) ma(nus) Picconis de Pra-toalbiani t(estis)Sig(num) ma(nus) P(r)andonis deBruenulaSig(num) ma(nus) La(m)p(er)tifil(ii) c(uiu)s(dam) Grunonis t(estis)Sig(num) ma(nus) Celle germani s(u-pra)s(crip)ti La(m)p(er)ti t(estis)▪ Ego Rico m(anu) m(ea)Sig(num) ma(nus) Aldonis doP(r)atoalbiani t(estis)

▪ Ego Oecinius p(res)b(i te)r et no-

MA 64Unde sic plaeuit hee petit jo nostra,duo libelli uno tinore scripti sunt et anobis vel ad testib(us) roboratos, nobisinvic(em) tradedimus et spopondedi-mus. Actu(m) i[n] eagio Flabianus,mense et ind(ictione) s(upra)s(crip)ta;fel(iciter).

• Ego Occini pr(es)b(i ter) et nota-

RF CXCVaut defend(er)e non potuerim(us),co(m)ponam(us) n(ost)ram corn(m)u-tatione(m) in duplu(m) qual(iter) de-dim(us) et in q(u)antu(m) postmo-du(m) meliorata fuerit sub estimatione.Qua(m) v(er)o car(tulam) com(m)u-tationis n(ost)re pari tenore conscrip-ta(m) et a testib(us) roborata(m)nob(is) invice(m) tradidim(us). Ac-t(um) Viterb(io), m(ense) et ind(ictio-ne) s(upra)s(crip)ta.

• Ego Occinius pr(es)b(i ter) et no-

ZUB, KOPIERTATIGKEIT GREGORS VON CATINO

MA 59

r(ius) rogatus ad s(upra)s(crip)to scrip-si, post tradita conplibi et dedit.

431

RF CCII

t(arius) post om(ne)s co(m)pl(evi) etd(e)d(i).

MA 64

ri(us) rogatus ad s(upra)s(crip)ti scrip-si, post tradita conplibi et dedit.

MA 94

+ In n(omine) D(omi)ni D(e)i Sal-b(atoris) nos(tri) Ihesu Christi. Impe-r(anti)b(us) domini nos(tri) piiss(imi)p(er)petui agusti Lodoichus a D(e)ocoronato magnu(m) et paeificum imp-(erator)e, anno imperii eius in D(e)inomi(ne) undecimo, sede Locthariusmagnu(s) imp(erator)e, filiu eius, annohoetabo, adque dom(n)u Augeniurnsanctiss(imus) ac ter beatiss(imus) etunibersalis papa, in sacratiss(ima)beati Petri princepis apostolor(um) insede in D(e)i nomi(ne) anno primo,m(ense) magiu, indie(tione) seeunda;fel(iciter). Ideoque consta me Marinu,filio q(uon)d(am) Auderado, qui fuiabitator bico Mariano, territurio eivisTuscanense, v(ir) h(onestus) binditorliberam potestatem bindedisse et bin-dedi t ibi dom(no) Audoaldo v(i ro)v(enerabili) abb(a)ti rector monasteriiD(omi)ni Salbatori sito munte Ammia-te emtori meo hoc est homnis reb(us)substantzola rneas, quib(us)quem loeisv(e)1 finib(us) abire et possedere bisusum, qui mihi ex iure parentor(um)hobenisse bidetur, sibe de conparatzo-nem sibe do donatzonem v(e)1 de com-mutatzonem v(e)lubiquem de predietareb(us) meas inbentam fuori, sibe inbico et casale Mariano quam et forisipso bico v(e)1 in alias easalias v(e)1 bo-cabolis, loeis, casis, corte, hortas, vi-neis, cetinis, pascuis, pratis, silbis,

RF CXCV

t(arius) hanc ear(tulam) scripsi, co(m)-pl(evi) et d(e)d(i).

RF CXCIIII

In n(omine) D(omini). Imp(er)anted(om)n(o) piiss(imo) p(er)petuo a D(e)ocoronato Kar(olo) magno et pacificoimp(erator)e, anno imp(er)ii ei(us) inD(e)i n(omine) .v.°, san et d(om)n(o)Leone sum(mo) pont(i)f(ice) et uni-v(er)s(ali) p(a)p(a), in saerat(issima)b(eat)i Pet(r)i p(r)incip(is) ap(osto)lo-r(um) sede anno .x., m(ense) aug(usti),p(er) ind(ictionem)

Constat me Ingulu(m), fil(ium) e(uiu)s-(dam) Baroccionis habitatore(m) viciQ(u)intiani i(n) finib(us) cast(r)i Ui-t(er)b(ii) v(irum) h(onestum) vendito-re(m) libera potestate vendidisse t(ib)ido(m)n(o) Bened(icto) s(an)c(t)iss(imo)abb(ati) mon(a)s(terii) s(an)c(t)e D(e)ig(e)n(itricis) Mar(ie) q(uo)d positu(m)e(st) in t(erri)t(orio) Sab(i)n(en)s(i), locoq(u)i vocat(ur) Acutian(us), emptorimeo hoc e(st) casas et curtes ac t(er)ru-la(m) seuvinea(m)m(en)surata o(mn)iainsimul ta(m) p(er) longu(m) qua(m)et p(er) latu(m) p(er)ti car(um) .xli. etmedia ad p(er)t ica(m) iusta(m) pe-du(m) .xii. legitimor(um) una eu(m)pomis et arborib(us) fructuosis et in-fructuosis et o(mn)i aceess(ione) sua inint(egrum) ubi finis e(st): ab una parte

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432

MA 94

WILHELM KURZE

mobiles v(e)1 inmobiles seseque mo-bentib(us), hutensiliis, case, herris etferris, basis ligneis seo fictilib(us), hom-nia et in omnib(us), ut dixi, mobilesv(e)1 irunobiles, sibe in bico et casaleMariano, sibe in finib(us) Maritime in-fra gagio Flabiano, v(e)1 undeeumquead meo iure p(er)tine, homnis reb(us)substantzola mea, mobiles v(e)1 in-mobiles, tota in integr(o) et in trasactobindedi in prefato monasterio D(omi)-ni Salbatori, una cum pumis et arbori-b(us) sup(er) se abentem, fruetuhosiset infructuosis et homnis access(ione)sua in integr(o), et nichil mihi de pre-dieta tota substantzola mea niehil mihireserbabi potestatem, set vobis c(ui)s(upra) emtori meo v(e)1 in ipso s(an)c-(t)o monasterio in integr(o) et in finitobindedi, sieut sup(er) dictum est. Undeprofiteor me ego q(ui) s(upra) binditorsuscepisse et reeipi ad te iamdictu em-tore meum pro iam nomi(natis) reb(us)mea, quod bovis c(ui) s(upra) bindedi,id est argento sol(idos) bigenti, fmitumprefuntum pretzum, sicut inter nosbono hanimo conbenis; et ab h(ae) diein tua c(ui) s(upra) emtori meo v(e)1in ipso s(an)c(t)o monasterio sit po-testatem rem superius nomi(natam)adsufruere et gubernare adque cum-mutare, liberam exinde in omnib(us)abeates potestatem. Et si quandoque,quod fieri minime credo, si ego ipsebinditor aut aliquit de meis eredib(us)ad proered(ibus) nos(tris) vos superiusdicto emtore meu(s) v(e)1 posteris tuiin aliquit molestare presumseremus,p(er) nos aut p(er) summissa p(er)sonanos(tra) temptaberemus, et ad quim-qua(m) homine minime defendere nonpotueremus, tune promitto me ego q(ui)s(upra) binditor v(e)1 meis ereclis con-

RF CXCIIII

t(er)ra et vinea Agip(r)andi, et ab al(ia)parte p(er)currit rivus, a t(er)tia partevin(ea) et t(er)ra Romani,. et. a q(u)ar-ta parte p(er)curr(it) via publica;positc s(upra)s(crip)tc res in vico etcasale Q (u)intiano.

Unde p(ro)fiteor me q(uem) s(upra)venditore(m) recepisse a te s(upra)-s(crip)to emptore meo p(ro) s(upra)-s(crip)tis reb(us) no(min)atis ide(st)argenti sol(idos) .vi. finito p(re)-tio, sic(ut) int(er) nos bono animoconveni t ; et ab h(ac) d ( ie) in tuaemptoris mei v(e)1 successor(um) tuo-r(um) sit potestate res s(u)p(eri)us no-(min)ata et com(m)utandi libera(m)exinde in o(mn)ib(us) habeatis po-testate(m).

Et si ego venditor aut alig(u)is hc-redu(m) meor(um) p(er) nos autp(er) a nob(is) submissa(m) p(er)-sona(m) te s(upra)s(crip)tum empto-re(m) v(e)1 posteror tuos in alig(u)omolestare p(re)su(na)pserim(us) et aquocunq(ue) ho(min)e minime de-fenderim(us), p(ro)mittim(us) vob(is)co(m)ponere ipsas res melioratas induplu(m).

ZUR ROPIERTXTIGKEIT GREGORS VON CATINO

MA 94

p(one)re tibi c(ui) s(upra) emtori meov (e)lad posteris tui pene nomi(ne) tantareb(us) et alia tantas et res melioratas,omnia in dupplu, su iuxta extimatzo-nem.Actu in bieo Preturianu, me (nse) etindic(tione) s(upra)s(crip)ta; fel(iciter).

Signu(m) m(anus) Marino v(iri) h(o-nesti) binditori, qui hane cartulabinditzoni scriberem rogabiSignu(m) m(anus) Domnulino, filioq(uon)d(am) Cunip(er)to, de bio° Pro-tinu, territurio civis Orbibeto, testeSignu(m) m(anus) Lamfrido, filioq(uon)d(am) Audoni, de vico s(an)c(t)iDonati testeSignu(m) m(anus) Tachip(er)to dePreturiano testeSignu(m) m(anus) Lioni de Pretu-rianu testeSignu(m) m(anus) Grasolfo de pre-dicto vico Preturianu teste

Ego Liminosus cl(ericus) et notariurogatus ad s(upra)s(crip)tu binditorepos traditam conplevi et dedi.

MA 90 B

4- In n(omine) D(omi)ni D(e)i Sal-b(atoris) nos(tri) Ihesu Christi. Im-per(anti)b(us) domni n(ost)ri p(iissimi)p(er)petui agusti Lodoichus a D(e)o co-ronato magmu(s) et pacificu(s) im-per(ator), anno imperii eius in D(e)i

RF CXCIIII

433

Act(um) castro Uiterb(ii), m(ense) etind(ictione) s(upra)s(cripta).

Sig(num) ma(nus) Inguli v(iri) h(o-nesti) venditor(is), q(u)i ha(nc) ear-(tulam) fieri rog(avit)

Ego Teuduald(us) m(anu) m(ea)Sig(num) ma(nus) Petronis de vicoQ(ui)ntiano v(iri) d(evoti) t(estis)• Ego Antip(er)t(us) m(anu) m(ea)• Ego Gualip(er)t(us) m(anu) m(ea)Sig(num) m(anus) Agip(r)andi fil(ii)c(uiu)s(dam) Teusp(r)andi v(iri) d(evo-ti) t(estis)

• Ego Liminosus cl(ericu)s et no-t(arius) co(m)pl(evi) et dedi.

MA 90 B*

+ In n(omine) D(omi)ni D(e)i Salb(a-toris) nos(tri) Ihesu Christi. Impe-r(anti)b(us) d(om)ni n(ost)ri p(iisimi)p(er)petui agusti Lodoichus a D(e)ocoronato magnus et pacificus impe-r(ator), anno imperii eius in D(e)i no-

RF CCXLV

In D(e)i n(omine). Imp(er)ante do(m)-n(o) piissimo p(er)p(etuo) a D(e)o coro-nato Hludouico magn(o) et pacif(ico)imp(erato)re ann(o) imp(er)ii ei(us) inD(e)i no(min)e .iiii°. seu et donino Pa-schale sum(m)o pontif(ice) et univ(er)-

MA 89

+ In n(omine) D(omi)ni D(e)i Sal-b(atoris) nos(tri) Ihesu Christi. Im-per(anti)b(us) domini nos(tri) piiss(i-mi) p(er)petui agusti Lodoichus a D(e)ocoronato magnu(m) et pascificum im-p(erator)e, anno imperii eius in D(e)i

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434 WILHELM KURZE

MA 90 B

nom(ine) decimo, sede Lotharius mag-nu(s) imper(ator), fili(us) ei(us), annoseptimo, adque domno Paschale s(an)c-tissimi ac ter beatissimi et universalispapa, in sacratissimi beati Petri prin-cipis apostolor(um) in sede anno septi-mo, k(a)1(endas) sep(tembris), ingre-tziente inditz(ione) secunda; fel(i-citer). Quisqui homo in hoc s(e)c(u)lopositus fuerit, iuxta te(m)pus faeultatisv(e)1 opes habire videtur, debea(t) salu-briter tractare adque(m) prodentzio-re(m) dispartire consiliu(m), ut, du(m)ei(us) anima de hoc corruptivile corporefuerit ablata, non iudicentur de negle-gentia, sed quantulu(m)cu(m)q(ue) debona p(ro)videntzia consoletur, primisdebe in sacris locis conferre v(e)1 insenedochio causa pietatis, deinde infilios aut parentes adque(m) suis su-biectis ; unde p(ro) modica(m) et par-bas sebstantia non de relinqua scanda-la aut error eresca(t), sed integra(m)

MA 90 B*

m(ine) decimo, sed et Lotharius mag-nus imper(ator), filius ei(us), anno sep-timo, adque domno Paschale s(an)e-(t)issimo ac ter beatissimo et universa-lis papa, in saeratissima beati Petriprincipis apostolor(um) anno in sedeei(us) septimo, k(a)1(endas) sep(tem-bris), ingrediente indic(tione) seeunda;fel(iciter). Quisquis homo in hoc s(e)-c(u)lo positus fuerit, iuxta te(m)pusfaeultatis v(e)1 opes habere videtur, de-bet salubrit(er) traetare atq(ue) pru-dentiore dispartire consilio, ut, du(m)ei(us) anima de hoc corruptile corporefuerit ablata, non iudieetur de negle-gentia, sed quantulu(m)eu(m)qge debona p(ro)videntia eonsoletur, inPri-mis debet in sacris locis conferre v(e)1in senodochiis causa pietatis, deindein filios aut parentes atque suis subiee-tis ; unde p(ro) modica et parva sub-stantia non de relinquat seandala auterror erescat, sed integra(m) qua(m)

RF CCXLV

s(ali) p(a)p(a) in sacrat(issima) beatiPet(r)i p(r)ineip(is) ap(osto)lor(um)sede in D(e)i n(omine) ann(o)m(en)se mai(i), ind(ictione) .x.

Quisq(u)is h(om)o in hoc s(e)e(u)lo posi-t(us) fuerit iuxta te(m)pus facultatisv(e)1 opes quashabere videt(ur) debet easalubri pertraetare atq(ue) disp(er)tireconsilio, ut du(m) anima ei(us) de hoccorruptibili corpore fuerit sublata noniudicet(ur) de negligentia, sed quantu-lu(m)eu(m)q(ue) de bona p(ro)videntiaconsolet(ur). Primo debet in sacris lo-cis conferre v(e)1 in se[nodochiis] cau-sa(m) pietatis, deinde in filios aut pa-rentes atq(ue) suos subiectos; undep(ro) modica et parva substantia non

MA 89

nomi(ne) nono, sede Locthariu magnusimperatore, filiu eius, anno sexto, ad-q(u)e dom(no) n(ostro) Paschale sane-tiss(imus) ac ter beatiss(imus) et uni-bersalis papa, in sacratiss(ima) beatiPetri princepis apostolor(um) in sedeanno sexto, m(ense) octuber, ind(ic-tione) prima; fel(iciter) ...

ZUR KOPIERTXTIGKEIT GREGORS VON CATINO

MA 90 B

qua(m) D(eu)s diligit pace(m), et cre-dimus nec ante tribunal Christi liga-ta(m) apparea.

Ego quide(m) in D(e)i omnipotentinom(ine) ego Uualprandus, filius b(o-ne) m(emorie) Uualp(er)to, qui fuithavitator sito Rofano, do, dono, cedo,trado, mancipo p(ro) rede(m)ptioneanime mee v(e)1 parentor(um) meo-r(um) id est omnis reb(us) substantiemee, que(m) abire et possidire visusu(m) in vico et casale s(an)c(t)i Lau-rent i . . .

. . . easis, corte, ortas, vineis, pratis,silvis, cetinis, pascuis, cultu(m) v(e)1incultu(m), om(ni)a et in omnib(us)quantum in finib(us) v(e)1 territurioBiterbense habeo, una cu(m) omnisaccessione sua in integr(um) donavitp(ro) anima mea in monasterio s(an)e-

435

MA 90 B*

D(eu)s diligit pace(m), et credimus necante tribunal Christi ligata appareat.

Ego quide(m) in D(e)i om(ni)p(oten)tisnomine ego Uualprandus, filius benemem(orie) Uualp(er)ti, q(ui) fuit habi-tator sito Rufano, do, dono, cedo, tra -do, mancipio p(ro) rede(m)ptione ani-me mee v(e)1 parentor(um) meor(um)id(est) om(ni)s res substantie mee,q(uo)d habere et possidere visus sumiuxta castru(m), q(uo)d vocatur Biter-bu(m) . . .

eu(m) casis, cortis, ortis, vineis,pratis, silvis, cetinis, pascuis, cultu(m)et incultu(m), om(ni)a et in om(n)i-b(us) quantum habere et possidere infinibus v(e)1 territurio Biterbense vi-deor, una cum om(ni)a accessione suain integru(m) donavi p(ro) rede(m)p-

RF CCXLV

de reliqua seandala aut errores cres-cant, sed integra qua(m) D(eu)s diligitpax.

Ego q(u)ide(m) in D(e)i no(min)e Gua-lip(er)t(us) fil(ius) b(one) m(emorie)P(r)anduli de Rofano concedo p(ro) re-de(m)ptione antime mee v(e)1 paren-tu(m) meor(um) in mon(a)s(terio)s(an)c(t)g. D(e)i gen(etricis) Mar(ie)sito in Acutiano t(erri)t(orii) Sab(i)-n(en)s(is) sorte(m) mea(m) de casalemeo Fraganiano seu et sorte(m)mea(m) quam habeo in casale Herinia-no, cultu(m) et incultu(m) una eu(m)arborib(us) et accessione sua in inte-gr(um) in s(upra)s(crip)to mon(a)s(te-rio) s(an)c(t)Q D(e)i gen(itricis) Mar(ie)dono posita in s(upra)s(crip)to t(erri)-

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436 WILHELM ICITRZE

MA 90 B

(t)e Salvatoris, monasterio qui positaest in loco ubi monte Amiate vocatur,una cu(m) pumis e t arbor ib(us) e tpascuis suis, una cum vocabulis suis inipso s(an)c(t )o monasterio in inte-gr(um) donavit, ubi domnu Audualduv(enera)b(ilis) abb(as) esse invenitur,rectos ordine kanonice iudicando v(e)1possedendo.

casis, corte, ortas, vineis, pratis,silvis, pascuis, terrole culte(s) et incul-te(s), una cu(m) pumis et arborib(us)siper se habente(s), ipsa viro reb(us)inibi abeo

• . casa e t vineas , s i l vi s , cetinis,pascuis, terrole culte(s) et inculte, unacu(m) omnis accessione sua in inte-gr(um) dono et cedo ...

Hee om(ni)a predieta reb(us) dono inprefato monasterio s(an)c(t)i Salva-toris, una cu(m) pumis et arboribus etpascuis suis et accessione sua in inte-gr(um) rectos ordine kannonice indi-cando et possedendo s(upra)s(crip)teecel(esi)e futuris temporib(us). In taleviro tino ego s(upra)s(crip)tu Uual-prandus desposuit p(ro) anima mea, ut,si advixero, om(ni)a et in omnib(us) re-b(us) mea in mea sit potestate(m) fa-ciendi v(e)1 desponendi, vindendi, do-

MA 90 B*

tione anime mee in monasterio D(o-mi)ni Salvatoris q(uo)d positu(m) estsito monte Amiate, ubi domfius Au-dualdus venerabil(is) abb(a)s et de-fensor esse invenitur, recto ordine ka-nonice iudicando v(e)1 possedendo...

. cu(m) casis, cortis, ortis, vineis,pratis, silvis, pascuis, terrole culto etinculte, una cu(m) pomis et arborib(us)sup(er) se habentes, ipsas vero resinibi habeo . . .

... casa et vineas, silvis, cetinis, ,Ptts-cuis, terrole culte et inculte, una cu(m)om(n)i accessione sua in integr(um)donavi . . .

RF CCXLV

t(orio) Ueterbensi, ut in ei(us) maneatpotestate rector(um) fruendi et defen-sandi seu q(u)icq(u)id voluerit indi-candi . Quat in(us) hec mea donat ioqualit(er) sup(er)ius legit(ur) futuriste(m)porib(us) firma et stabil(is) de-beat p(er)manere et p(er)sistere sem-

MYR ICOPIERTXTIGKEIT GREGORS VON CATINO

MA 90 B

nandi, in mea omnia reserbo potesta-t e ( m ) . . .

. . . ob hoc omnis n(os t ) re heredesp(ro)hered(um)que(m) eor(um) in po-ster(um) petitione(m) dan(n)ata.Qua(m) in pagina donationis v(e)1 des-positionis mee, quale superius legitor,scribere rogavit et a me v(e)1 testibusroboratos. Actu(m) in Rofanu, incorte ei(us), m(ense) et indict(ione)s(upra)s(crip)ta; fel(iciter).

Sig(num) m(anus) Uualprandu v(iri)1(audabilis) donatori, qui hunc indica-tu dispositioni p(ro) anima sua scribererogavitSig(num) m(anus) Autzoni de Rofa-nu tes(tis)Sig(num) m(anus) Urso de Amenates(tis)

MA 90 B*

437

Qua(m) pagina(m) donationis v(e)l dis-positionis mee, qualit(er) sup(er)iuslegitur, scribere rogavi et a me v(e)1testibus roboravi. Actu(m) in Rofanu,in corte ei(us), m(ense) et indie(tione)n(ominat)a; fel (iciter).

Sig(num) m(anus) Uulprandu v(ir)1(audabilis) donator, q(ui) hunc indi-catu disposi t ionis p(ro) anima suascribere rogavitSig(num) m(anus) Auzoni de Rofa-nu tes(tis)Sig(num) m(anus) Urso de Amenates(tis)

RF CCXLV

p(er) pro rede(m)ptione anime meev(e)1 parentu(m) meor(um) o(mn)i-u(m)q(ue) meor(um) heredu(m) etp(ro)heredu(m) in posteru(m) repeti-tione da(m)nata. Qua(m) v(er)o pa-gina(m) dispositionis v(e)1 donationismee scribere rogavi et a me v(e)1 testi-b(us) roborata(m) tradidi. Act(um) inRofano in curte s(upra)s(crip)ti Gua-lip(er)ti, m(ense) et ind(ictione) s(u-pra)s(crip)ta.

Sig(num) ma(nus) Gualip(er)ti v(iri)d(evoti) donator(is), q(u)i ha(ne) car-(tulam) donat(ionis) p(ro) anima suafieri rog(avit)Sig(num) ma(nus) Donnuli de Ro-fano t(estis)

Ego Alip(er)t(us) me t(estem) s(ub)-s(cripsi)

MA 89

Quam promiss(ionis) v(e)1 hobliga-tzonis me cartula conbenentze scribe-rem rogabi et ad me v(e)1 testib(us)rovoratas tibi c(ui) s(upra) Amabiliprep(o)s(ito) ad parte monasterii tra-dadi. Actu in vico Preturianu, men(se)et indie(tione) s(upra)s(crip)ta; fel(ici-ter).

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438 WILHELM KURZE

MA 90 B

Sig(num) m(anus) Petroni de vicos(an)c(t)i Laurenti tes(tis)Ego Uuillo rogatus me tes(te) s(ub-serip)siSig(num) m(anus) Leoprando deRofanu tes(tis)

• Ego Liminosus cl(ericu)s et notariusrogatus ad s(upra)s(crip)tu donatorepost tradita conplevit et dedit.

MA 90 B*

Sig(num) m(anus) Patroni de vicos(an)c(t)i Laurentii tes(tis)Ego Uuillo rogatus tes(tfs) s(ub)-s(cripsi)

Ego Liminosus clericus et notarius ro-gatus ad s(uprascript)u donatore posttradita complevi et dedi.

RF CCXLV

Sig(num) ma(nus) Leop(r)andi ger-mani ei(us) v(iri) d(evoti) t(estis)• Ego Ragifr id(us) de Balneoregism(e) t(estem) s(ub)s(cripsi)

▪ Ego Limmosus cl(ericu)s et not(a-rius) post tradit(ur) co(m)plevi et dedi.

MA 89

Ego Liminosus cl(ericus) et notariurogatus ad Grossone pos t radi tamconplevi et dedi.

Betrachten wir zun5,chst die drei Gruppen der parallel gesetztenUrkunden einzeln.

Beim Vergleich der beiden Occiniurkunden (zit. O) ist festzu-stellen, da13:

1. an ca. 70-80 Stellen Kasus und Wortschreibung korrigiert wurde,2. die monogrammatische Invokation. (Kreuz) weggelassen wurde,3. alle ausgeschriebenen Zahlen in rómische Ziffern ver5ndert wurden,4. alle Apprekationen weggelassen wurden,5. viele iiberfflissige Wiederholungen von Wdrtern, Wortgruppen und

kurzen Sittzen weggelassen wurden, was sich dann ausweitete,indem :

O. bei der Disposition der Ideoque constat-Satz gestrafft wurde undihm stark gekiirzt der Inhalt des Manifestum-Satzes mit Pertinenz-formel - der ja den Constat-Satz nur paraphrasiert - stilistisch ein-gearbeitet wurde, wohl teilweise mit knapperen Begriffen, dienicht alle dieser Urkunde entnommen wurden,

ZUR KOPIERTATIGKEIT GREGORS VON CATINO 439

7. die Poenformel zwar wenig gekiirzt, aber stilistisch sehr umge-arbeitet wurde,

8. die Completio von Gregor kiirzend neu formuliert wurde.

Der Vergleich der beiden Verkaufsurkunden. des Liminosus (zit.LV) zeigt, daB

L an ca. 60 Stellen Kasus und Wortverschreibung korrigiert wurde,2. die monogrammatische Invokation weggelassen wurde,3. die Verbalinvokation gekiirzt wurde,4. die Titulatur des Papstes in der Datierung ver5ndert wurde,5. alle ausgeschriebenen Zahlen in rdmische Ziffern ver5ndert wurden,6. alle Apprekationen weggelassen wurden.,7. viele iiberfliissige Wiederholungen von Wdirtern, Wortgruppen und

kurzen Sftzen weggelassen wurden, was sich dann ausweitete,indem

8. bei der Disposition der Ideoque constat-Satz gestrafft wurde undihm stark gekiirzt der das regierende Verb wiederholende para-phrasierende folgende Passus mit besonders stark gekiirzter Perti-nenzformel stilistisch eingearbeitet wurde,

9. die Unde profiteor-Formel, die die Kaufsumme nennt, durch sehrgeschickte Auslassungen um etliches gekiirzt wurde,

10. die Poenformel durch viele Auslassungen auch von ganzen S5,tzengestrafft, aber auch durch Umstellung stilistisch neu gefaBt wurde,

11. die Completio von Gregor kiirzend neu formuliert wurde.

Der Vergleich der Schenkungsurkunden des Liminosus (zit. LS)zeigt, dal3 :

1. die monogrammatische Invokation weggelassen wurde,2. die Verbalinvokation gekiirzt wurde,3. die Titulatur des Papstes in der Datierung ver5ndert wurde,4. alle ausgeschriebenen Zahlen in rdmische Ziffern ver5,ndert wurden,5. alle Apprekationen weggelassen wurden,6. viele iiberflùssige Wiederholungen von Wiirtern, Wortgruppen und

kurzen S5,tzen weggelassen wurden,7. die Arenga grammatikalisch gegattet, aber nur am Ende gekiirzt

wurde,

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440 WILHELM HERM

8. das Wort senoclochiis, das Gregor nicht lesen konnte, von ihm aus-gelassen wurde,

9. die Pertinenzformel von Gregor gekiirzt wurde,10. die Completio von Gregor kftrzend neu formuliert wurde.

Das vorgelegte reiche Vergleichsmaterial kann an diesem Ortnatiirlich in keiner Weise in seinen Aussagemeiglichkeiten ersch6pftwerden. Ich muB mich hier darauf beschriinken, einige grundsittzlicheEinsichten zu formulieren, die sich bei Durchsicht der Paralleldruckeaufdrgtngen, auch ohne daB man intensiver auf Einzelheiten eingeht.

Gregor hat bei der Bearbeitung seiner Abschriften :

1. soweit es seinen Kenntnissen entsnrach. so aut wie alle grammati- ClJel_

k ,W4kalischen Fehler der Vorlage korrigiert (vgl. 0 1, LV 2, bei LSkann aus Griinden der Kiirzungen nicht sinnvoll ausgezàhlt Aver-den)

2. den Rechtsinhalt der Urkunden unverfàlscht wiedergegeben, aberden durch vide Wiederholungen weitschweifigen dispositiven Teilder Urkunden durch starke Kiirzungen und Umstellungen ge-strafft (vgl. 0 5-6, LV 7-9, LS 6-7),

3. alle ausgeschriebenen Zahlen in resmische Ziffern verii,ndert und soMóglichkeiten. fiir Datierungsfehler geschaffen, die sich besondersbei erneuter Kopie - Praeregest zu Regesto - erweitern konnten(vgl. 0 3, LV 5, LS 4),

4. alle Kreuze der monogrammatischen Invokationen (vgl. 0 2, LV 2,LS 1) und alle Apprekationen weggelassen (vgl. 0 4, LV 6, LS 5),

5. viele Formeln gekiirzt und damit stark verkidert :die Verbalinvokationen (vgl. LV 3, LS 2),die Papsttitulaturen im Datum (vgl. LV 4, LS 3),die Arengen (wohl am wenigsten vgl. LS 7),die Pertinenzformeln (vgl. 0 6, LV 8, LS 9),die Poenformeln (vgl. 0 7, LV 10),die Completionen (vgl. 0 8, LV 11, LS 10).

Wie sehr Gregor die Originale nach seinen Vorstellungen um-arbeitete und damit ihren Text nivellierte, wird durch ein interessantesBeispiel besonders sichtbar. RF CCLXX B ist eine in Viterbo aus-

ZUR ROPIERTATIGKEIT GREGORS VON CATINO 441

gestellte Urkunde, bei der das Eschatokoll fehlt. Wahrscheinlich wurdesie von Liminosus geschrieben, aber auch fiir Occini als Notar sprichteiniges. Bei einer halbwegs korrekten Kopie, wie Zi. sie sich bei Gregorvorstellte, diirfte es solche Unklarheiten nicht geben.

Schlufibetrachtung

Wir stehen am Ende des Weges, den wir beschreiten muBten, umAntwort auf die eingangs gestente Frage zu erhalten, wie Gregorvon Catino bei seiner AbschreibetUigkeit die einzelne ihm vorliegendeOriginalurkunde behandelte. Wir haben die von Gregor selbst formu-lierten Vorstellungen iiber seme Thtigkeit aus seinen Vorbemerkungenherausgeschiilt und klar zu verstehen gesucht. Wir haben dann miteiner schon immer m6glichen, aber bisher unbeachtet gebliebenenMethode die praktische Anwendung der vorher gewonnenen theoreti-schen Kriterien direkt zeigen keenen. Zusammenfassend kann mansagen, daB zwischen Gregors selbstgesetzten Grenzen seiner Kor-rektur- und vor allen Dingen EmendationsUtigkeit und ihrer An-wendung nirgendwo Widerspriiche bestehen. Wie weit diese Grenzenin der Praxis gesteckt waren, konnte man an den theoretischen Regelnallerdings nicht sicher ablesen. Erst der direkte Einblick in GregorsT3ficrizni+ i .. n__•,_1 •eme rrazisierung.

Erstaunt ist man schon, daB die tiefgreifenden Umgestaltungen.0 0...uer urRunuen noch als .K.opien verstanden wurden. Fiir unsere moderne

iuTerminologie w5,re Gregors Thtigkeit wohl eher als registrierend zukennzeichnen, was der moderne Titel seines Werkes : Regesto di Farfa,wohl mehr als zufilligerweise auch bezeichnen will. Was Gregor unterRegesten verstand, kann man im Vorwort des Liber largitorius nach-1esen41).

Es gibt so keinen Grund, Gregors allgemeine Darlegungen inseinen Vorworten nicht ganz genau zu nehmen. Wir k6nnen ihm alsodort trauen, wo er sich nach eigener Aussage die Fesseln absoluterZuverassigkeit auferlegte : in der Darstellung der Rechtsinhalte derUrkunden und in der Mitteilung der Zeugennamen. Dati er dabei die

41 ) Ed. Regesta Chart. It. XI S. 6. Dazu auch die interessante Stelle RFDCCCCLXXVIII. Vgl. Zi. 30 Anm. 27.

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442 WILHELM KURZE

Ortsnamen modernisierte, wie die Beispiele von DO II 249 zeigten,fiel fiir Gregor unter die SelbstversUndlichkeiten und derjenige, derge,,„ 6í'das bei Gregor sucht, was dieser redlich iiberliefern wollte, mul3sogar dankbar dafiir sein, denn im Gegensatz zu vielen anderen Kopi-sten seiner Zeit, wuBte der Farfenser Mearch durch seme eingehendenStudien wohl in den meisten Faen genau, um welchen Ort es sich imeinzelnen handelte.

EntUuscht sein wird derjenige von Gregor, der genau iiber-lieferte Formulare, Formeln, alte Ortsnamenformen etc. sucht. Fragen,die auf solche rberlieferung zielen, sollten an die Farfenser Quellennicht gestellt werden und kfinnen nur zu methodisch falschen Schliissenfiihren.

Wir haben hier nur die Frage behandelt und weiterfarend zubearttworten versucht, wie Gregor von Catino bei seiner Abschreibe-Utigkeit die eirtzelnen. Urkunden zu bearbeiten suchte. Das ist aber nurein Aspekt des groBen Untersuchungsfeldes, das wir oben skizziertenund dessen gesamte Aufarbeitung einer neuen editorischen Besch5lti-gung mit der rberlieferung Farfas vorausgehen miiBte. Es fehlt diekritische BescWtigung mit dem Problem der Verlesungen Gregors42) , Z

AmAcedie der Eigennamen im Besonderen mul3 iiberpriift werden43). Unter-,:„ tiAn r“,sucht werden mul3 auch die wichtige Frage, nach welchem Prinzip v4,1.Gregor die Urkunden fiir seme Abschriften auswiihlte44). Hier wiirde retWwohl eine intensive BeschMligung und Aufarbeitung des Registers zumPraeregest im Vergleich mit dem Bestand des Regesto weiterfiihren.Kaum angeschnitten ist bis jetzt die palographische Frage, die nichtnur die schon Gregor zugewiesenen Kodizes, sondern auch die anderenFarfenser Handschriften iiberpriifen miiBte4 6). Die Frage nach der

42) Einige Hinweise bei Zi. 45, 86ff.4 3 ) Hinweise bei Zi. 45f., 77ff.44) Eine wichtige Voruntersuchung, bevor eine Statistik iiber die VerUltnis-zahlen der verschiedenen Urkundenformen, wie Zi. 117ff. sie vorlegt, sinnvollwird. Eine allgemeine Beobachtung (wie Zi. 30 Anm. 27) iiber die Vorurkundenaus der Familie Gregors reicht hier nicht.4 5 ) Hieriiber zuletzt II. M. Schwarzmaier zusammenfassend, ohne die Diskussionvon dieser Seite her weiterzufiihren : Der Liber vitae von Subiaco, QFIAB 48(1968) 85ff. Vgl. auch Zi. 27ff. Wie wenig hier noch gearbeitet wurde, zeigt z.B.,dafi Briihl sich beim palàographischen Vergleich des Praegerests mit dem Re-gesto auf eine beiblufige Aussage Balzanis verlassen mul3: „Balzani glaubt sogar,

MYR KOPIERTiTIGKEIT GREGORS VON CATINO 443Latinità t Gregors miiBte angeschnitten und anhand aller seiner Ar-beiten beantwortet werden, dieses Ergebnis dann an die Abschriftendes Regesto vergleichend angelegt werde1146). Auf cliesem Feld wrirdez.B. die von Zielinski benutzte Methode sicher fruchtbar sein.

Man sieht, eine groBe Serie von. Problemen., die keineswegs eineralleine anzugehen braucht, die aber alle bewiiltigt sein miissen, bevorman sich mit gutem Erfolg an eine Neuedition des Regesto di Farfaauch in Teilen trauen kann.

Z u r Kr i t i k

Beweisen wollte ich mit dieser Untersuchung, daB die Autoreneiniger neuerer Werke, die sich auf die Farfenser rberlieferung stiitzen,diese Quelle nicht griindlich genug aufgearbeitet haben, um sie inadlguater Weise beniitzen zu kiinnen. Das fiihrte nicht nur zu vielenFehlschliissen, sondern stellt in mancher Hinsicht die Aussage dieserWerke vom Methodischen her grundstitzlich in Frage.

Zielinski

Diese Feststellung trifft vor allem das Buch von Zielinski, dessenerster Teil ja die „Quellenbehandlung bei Gregor von Catino" iiber-schrieben ist. Durch eine verfehlte rbersetzung von. Gregors AuBerun-gen zur Arbeitstechnik gewinnt Zi. einenfalschen Ausgangspunkt. Nur sokann er von Gregor in seinem Text nachhinein gemachte kleine Korrek-turen aufschliisselnd meinen, den Originalen nOrer zu kommen. Nur sokann es fiir ihn eine Frage sein, „ob sich diese Korrekturen auf den or-thographisch-lautlichen Bereich beschrúnken, ob sie auch die morpholo-gische Form beriihren, oder ob sie gar in die syntaktische Struktur ein-greifen". Nur so kann er meinen, daB die Methode, „eine genaueUntersuchung ihrer Ifinfigkeit und Verteilung" anzusetzen, um „dieVeraBlichkeit einer spMen Kopie, deren Vorlage nicht mehr erhalten

die Schrift des ,Prae-Regesturn` mit der des ,Regestum`, das ja mit Sicherheitvon Gregor geschrieben wurde, identifizieren zu kiinnen". (Br. I 211).46) Viele interessante Beobachtungen in dieser Hinsicht bei Zi. im ersten Teilseines Buches, die aber nur Ansiitze, keine brauchbaren Aussagen bieten.

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444 WILHELM KIIRZE

ist, richtig zu beurteilen", auch auf Gregors Abschriften anwendbarwiire (Zi. 35).

Die gleichen Bedenken erheben sich auch bei Zielinskis stastisti-scher Behandlung der „Fehler" Gregors, wo er selbst gesteht-, daBheute zu ihrer Definition: „das eindeutige Erkennungskriterium fehlt".(Zi. 53). Belegen, die eine Statistik auf dieser Basis ergibt, kann mannur sehr skeptisch gegeniiberstehen, auch wenn mit greater Genauig-keit gearbeitet wurde").

Da wir zeigen konnten, wie frei Gregor mit seinen Vorlagenumsprang, da andererseits die Kopie des Regesto mindestens in demTeil, den Zielinski bearbeitete, eine Abschrift der Kopie des Praeregestsist, bei dieser Umschrift aber wohl ohne Einsicht in die Originalekorrigiert wurde"), haben wir eine Ausgangslage, die bestenfalls fareine Untersuchung der Latinit5t Gregors geeignet ist). Da aberauBerdem nirgendwo steht, daB Gregor sich gezwungen sah, eine ver-derbte Form zu korrigieren, sind auch fiir eine solche Untersuchung,wenn sie sich nur auf das Regesto und nicht auch auf die anderenWerke des Catinesen statzt, die methodischen Probleme unaberwind-lich.

So ist es nicht verwunderlich, daB der Michste Abschnitt iiber :„Orthographie, La,utstand, Morphologie", in dem vieles Interessantegesammelt ist, sehr hkufig den Leser daraber im Unklaren 1513t, wasdenn nun an unklassischem Latein auf Gregors Konto und was auf dasKonto seiner Vorlagen geht. S 5tze wie: „Auch die iibrigen ortho-graphischen Korrekturen und Fehler finden meglicherweise ihre Er-kl5rung in der ungewollten tlbernahme aus den Vorlagen" (Zi. 60),oder : „Se1bstverst5nd1ich schlieBen die bisher zur Deklinationsunsicher-

47) Hingewiesen werden muf3 noch auf das methodisch bedenldiche Faktum, daBZi. nur clie Qualititt der Abschriften bei den Privaturkunden untersucht. Wie z.B.Zi. 50 Anm. 13 zeigt, i13t er und Herzogsurkunden unberiicksichtigt.Sie sind aber doch nicht getrennt geschrieben worden. Wenn damit gemeint seinsoli, daB sie anders oder vielleicht besser abgeschrieben wurden, mill3te man wohldafiir einen Beleg fordern. Vgl. auch unten S. 452 mit Anm. 53 u. Anm. 51.48) Vgl. Zi. 104f.") Ich gebe aber zu, daB die Statistik der Rasuren durchaus auch geeignet seinkiinnte, besondere TatbesUnde bei der Kopierarbeit anzuzeigen. Ein solcher Fallwiire die durch diese Methode als Nachtrag in der ersten Redaktion so ldar zufassende Urkunde RF XII.

UTE KOPIERTATIGREIT GREGORS VON CATINO 445

heit Gregors angestellten therlegungen nicht aus, daB solche undihnliche Fehler auch durch die Schreibweise der Vorlage mit ver-ursacht sein konnten" (S. 63), oder : „Eine exakte Unterscheidungzwischen vorlagebedingten Fehlern und solchen „Emendationsfehlern"ist zumal im Kasusbereich in vielen F5,11en kaum meiglich" (S. 67), zei-gen deutlich, wie wenig brauchbar die angewendete Methode zur Be-antwortung der gestellten Frage ist.

Grundlage far Zielinskis Vorstellung von Gregors Arbeitsweisescheint auch im Kapitel „Syntaktisches" mehr das verfehlt inter-pretierte Vorwort des Regesto zu sein als die Ergebnisse der linguisti-schen Methode, was der einleitende Satz zeigt: „Zwar nahm er (Gregor)die meisten syntaktischen Vulgarismen unkorrigiert in seme Kopienauf, andere aber erschienen ihm ultra modum confusa" (S. 72). So kommtZi. zu der Vberzeugung, daB in den Arengen „die ordnende Hand desKopisten mehr als einmal eingegriffen und Verbesserungen vorge-nommen habe" (S. 73), und daB bei ihnen, wie es im Michsten Kapitel:„Verschreibungen, Verlesungen" heiBt : „der Kopist aber bloBe gram-matikalische Korrekturen hinaus anscheinend auch geringfiigige syn-taktische und stilistische Anderungen vornahm" (S. 79). Es ist dasgredtmegliche an Verknderungen des Originaltextes, das Zi. in GregorsArbeitsweise erkennen kann. Das zeigt endgaltig, daB die von Zi.angewendete linguistische Methode unbrauchbar ist, um eine Antwortauf die Frage nach Gregors Arbeitweise zu erhalten. Einmal eingefahrteArengen sind der stereotypste Teil in den Urkundenformularen durchdie Jahrhunderte. Diese Eigenart pr5gte sich noch aus, als Gregor sieabschrieb. Wie wir oben S. 439f. zeigen konnten, war wahrscheinlichgerade dieser Teil der Urkunde, der bei der Kopie am wenigsten ver-5,nderte. DaB sich bei der Anwendung der linguistischen Statistik Zie-linskis hier die meisten Ver5,nderungen abzeichneten, ist einzusehen.Das fest geformte und durch Notarshknde und Zeiten kaum vefanderteMateria! 1513t natarlich am besten kleinere Differenzen erkennen.

Konsequenz aus solcher Fehleinschktzung der Arbeitsweise Gre-gors ist Zielinskis Zusammenfassung auf S. 85, die feststellt : „daB sichkeinerlei ernstere VersteiBe gegen eine korrekte und wortgetreue Wieder-gabe der Urkunden nachweisen lasse. Nur vereinzelt" schreibt Zi. dort„nahm Gregor von Catino... iiber bloBe orthographisch-lautliche Ver-besserungen auch solche syntaktisch-stilistischer ,Natur vor, die in einigen

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446 WILRELM KITRZE

F5,11engar die Hinzuftigung oder Weglassung einzelner Wórter betrafen".Dem Kapitel iiber die Namen hittte man ein viel breiteres Unter-

suchungsfeld gewiinscht. Hier ist Zielinskis Methode konkurrenzlosund ein Neuansatz auf der Basis des ganzen Materials witre; -stvie ichoben schon andeutete zu begriii3en.

Bei Diskussion der differierenden Datierungen ist nicht geniigenddarauf hingewiesen, dai3 Gregor wohl schon im Praeregest alle Zahlenin rómischen Ziffern schrieb, und sich so bei einer erneuten Abschriftnatiirlich grol3e Fehlermóglichkeiten ergaben. Auch ist nicht beachtet,daB schon in der Originaliiberlieferung des 8. und 9. JahrhundertsDatierungen, deren einzelne Angaben um ein Jahr differieren, an derTagesordnung sind. Untersueht werden miif3te noch, ob bei den von Zi.aufgezeigten nachtriigliehen Korrekturen Gregors nicht seme Bear-beitung der dem Regesto vorangestellten Zeittafel mit Annalennotizen,die auch die Indiktionen nachweist, eine wichtige Rolle gespielt hat.Zi. hat diese Tafel nicht beachtet. Nur so konnte er schreiben, 'daB„Gregor kaum die miihsam entzifferten Zahlen kontrollieren konnte",oder: „Keine grammatische oder or thographische Regel sagte ihm,was er zu sehreiben hatte, 5,1mlich wie bei den Namen sah er sich alleinauf seme Augen angewiesen" (S. 99).

Beim Kapitel tiber Todinus wiire iiber die differierende Namens-sehreibung Tiangro/Zangro (S. 101) Schiaparelli, Note paleografiche ediplomatiche, Arch. stor. ital. ser. VII vol. XI (1929) 3ff. nachzulesen.S. 102 vergleicht Zi. Gregor und Todinus: „Der gravierendste Unter-schied zwischen beiden Kopisten besteht in der Wiedergabe der SchluI3-protokolle. ~rend Gregor sowohl die SchluBdatierung als auch dieUnterschriften und die Completio, soweit erkenn.bar, vollsUndig ab-schreibt, trug Todinus diese Urkundenteile nur in gektirzter Fassungins Regestum ein." Eben das tat auch schon. Gregor, wie ich zeigenkonnte. Vor allem die Completio kiirzte er eigenm5atig und „schuf"SO die von Brunner benannte „Spoletiner Completio". Brunner wk'ees eine Genugtuung gewesen, konstatieren zu kik-men, dal3 das posttraditam, das ihm seiner Urkundentheorie wegen so am Herzen lag, inden Completionen der Spoletiner Stiicke wesentlich IA,ufiger war, alsGregors Abschriften erkennen 1as5en 50).

50) Vgl. dazu auch Zi. 203ff.

ZUR KOPIERTXTIGKEIT GREGORS VON CATINO 447

Die einleitenden Bemerkungen zum Kapitel „Das Prae-Rege-stum" beruhen auf den ungeniigenden und fehlerhaften Darlegungenbei Br. I 210ff., cile ich oben S. 417 ff. behandelte. Im weiteren kann dochwohl keine Rede davon sein, dal3 „die Varianten" zwischen den Ab-schr iften des Praeregests un denen des Regests „den sprachlichenSpielraum" angeben, „den Gregor sich selbst bei seiner Arbeit mit denUrkunden lieB, ohne sie dabei nach seiner Auffassung unkorrekt oderunvollstndig wiederzugeben" oder: „den Fehlerbereich (angeben), derihm ungewollt unterlief und mit dem der heutige Leser stets rechnenmuB, wenn er die Urkunden benutzt". Da Zi. S. 104 klar zeigt, daI3Gregor das Regesto vom Praeregest abschrieb und nicht wieder vonden Originalen, gibt uns der Vergleich der beiden Texte im Hinblickauf die Originale keine weiteren Auskiinfte. Emendations- und Ab-schreibroutine und vielleicht ein Stiickchen seiner Lateinkenntnissekann man bestenfalls daran studieren. Der schwache Abglanz, dendieser Vergleich, von dem was Gregor wirklich tat, spiegelt, scheint Zi.aber doch etwas ir r i t ier t zu haben. Er spr ieht von „FreiziigigkeitGregors" (S. 105/06), von „am schwersten ins Gewicht" fallendenUnterschieden „im Gebrauch ganzer Wiirter oder Wendungen", von„GroBziigigkeit im Gebrauch der Konjunktionen und verwandterPartikel", von nicht minder grol3er „Unbekiimmertheit in der Ver-wendung von Praepositionen, Praefixen und Pronomina" (S. 107).S. 108 konstatiert er „absiehtliche Anderungen gegen die Vorlage"und „stilistische eberlegungen Gregors", die „dann auch im weiterenVerlauf seiner Arbeit eine Rolle gespielt haben, ohne daI3 sich ihr Aus-mal3 im Einzelnen naehweisen liel3e". Ein abschittzendes fundiertesUrteil gerade iiber diese Anderungen war es aber doch, was von Zi.im ersten Teil seines Buches erwartet werden mul3te. Statt dessenfindet sich ein Satz, der die Methode seiner breit ausgeweiteten Unter-suehung vfillig ad absurdum fiihrt : „Fehler und Korrekturen in denAbschriften des Reg. Farf. , soweit sie sich heute noch naehweisenlassen, geben folglich nur einen schwachen Eindruck von den tat-Mehliehen Abweichungen im Vergleich mit den Vorlagen wieder." DieVergleichszahlen sind: Fehler und Korrekturen 0,029-0,102 pro Zeile,Varianten 0,53 (S. 108), also das 5-18fache51)!!

") In methodischer Hinsicht sind hier noch dazu Bedenken anzumelden, daB Zi.diese Ergebnisse bei der Abschriftuntersuchung von einer Keinigs- und zwei

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448 WILHELM KITRZE

Konsequenterweise klingt die Zusammenfassung der Unter-suchung nun erheblich weniger sicher und prkzise als das, wa,s vorherbehauptet wurde: „Soweit erkennbar nahm er (Gregor) jedoch _keinebedeutenden willkilrlichen Vertinderungen oder Kiirzungen Vor undwahrte somit den Aufbau der einzelnen Urkunden und ihrer formel-haften Teile." Da scheint mir die sauber interpretierte eigene Dar-stellung Gregors prkziser.

Zusammenfassend muB man sagen.: Es wurde in dieser erstenIlefte des Buches mit einer Methode gearbeitet, die unbrauchbar ist,um auf die gestellte Frage : Wie hat Gregor die Originale bei derAbschrift veriindert ? eine Antwort zu erhalten. Das muBte zu nichtakzeptablen Ergebnissen fiihren.

Mit dieser Beurteilung sind clie auch die Aussagen im zweitenTeil des Buches zurackzuweisen. Dort wurde versucht, auf der Basisder im ersten Teil erarbeiteten Ergebnisse eine Privaturkundenlehre der„Spoletiner Urkunde" zu schreiben. Da diese Basis sich als nicht trag-fkhig erwiesen hat, fllt der auf ihr errichtete Bau zusammen. Es wkreBeckmesserei, von der genannten Erkenntnis abstrahierend nun Be-denken zu Einzelheiten anzumelden. Ich verzichte auf eine Ausein-andersetzung. Der aufmerksame Leser kann auch in Text und An-merkungen der Besprechung des ersten Teils einige Hinweise aufKorrektur von Sachfragen des zweiten Teils fmden52). Wer mein Urteilfiir zu vorschnell hàit, mag das oben S. 440ff. von mir iiber GregorsArbeitsweise Zusammengestellte iiberprùfen und entscheiden, ob er aufdieser Basis eine Urkundenlehre im Sinne der klassischen Diplomatik,wie Zi. sie liefern wollte, fur meoglich hklt.

Herzogsurkunden erhielt, warend er sich sonst nur auf die statistische Bearbei-tung der Privaturkunden stiitzt, was wir oben schon als unzuliissig aufzeigten.Vgl. oben Anm. 47.52) Hingewiesen werden soli hier nur auf den Exkurs I (Zi. 216), wo ein auch sonstbelegtes Faktum (vgl. Cod. dipl. amiat. mi. 49 und 51 Vorbemerkungen) bespro-ehen wird. Es geht um Riickdatierung von Urkunden. Der Fai! RF CCXXVII—LXXXXIII mul3 wohl in diplomatischem Sinne parallel zu dem oben zitiertenaus Montamiata gesehen werden. Zielinskis Ausfiihrungen, die die richtigeLósung nicht bringen konnten, weil er nur Kopien vor sich hatte, wiiren also indiesem Sinne zu beriehtigen. Die Frage, warum man diese Aktionen der Riiek-datierung in den Klóstern startete, konnte ich filr Montamiata nicht beantworten.Aueh Zi. bringt niehts dazu bei.

ZATR ECOPIERTi:TIGKEIT GREGORS VON CATINO 449

Brilhl I

Von den zwei nur drei Seiten umfassenden Abschnitten. diesesBuches, die sich mit der Farfenser Vberlieferung beschtiftigen, solihier allein die Rede sein. Der eine (S. 210-12) behandelt das Praeregest.Ich habe oben S. 417 ff bei der eigenen Darstellung in den Anmerkungen.seme Ergebnisse schon als unhaltbar aufgezeigt. Das braucht hier nichtwiederholt zu werden.

Der andere Abschnitt behandelt die 6 aus der Farfenser -Ober-lieferung stammenden langobardischen Kónigsurkunden. Dort schreibtBriihl S. 106, daB die Diplome fiir Farfa „die pièces de résistance derDiplomatik der langobarclischen Keinigsurkunde" sind. Das konnteman so ruhig nur noch schreiben, als man Gregor von Catino nichtmehr als bestenfalls das Verkndern einzelner Wórter beim Abschreibenzutraute. Erinnern wir uns aber nun, dal) die bei der Abschrift aus derKopie einer und zweier Herzogsurkunden gemachten bei-aufigen Korrekturen es waren, die bei Zielinski 108 die Variantenquoteauf das 18fache der norma! feststellbaren Korrekturquote hinauf-schnellen lieB, dal) also Herrscherurkunden, die sicher korrekter alsPrivaturkunden kopiert wurden, es waren, die sogar in der zweitenKopie noch willkiirliche VeAnderungen zeigten, die Zielinskis Unter-suchung aus dem Konzept brachte. Es ist also klar erwiesen, dal)Gregor auch hier am Formelgut erheblich glkttete und zusammenstrich,withrend er den Rechtsinhalt seinen Prinzipien getreu korrekt wieder-gab. So kann man natiirlich hier nicht von Ffflschungen sprechen, aberman wird mir zugeben, dal) sich das Material in dieser Form gegen einesaubere diplomatische Untersuchung sperrt.

Wenn man nun S. 107 noch liest, dal) die PrUepte fùr Farfaschon bisher mehrfach „als Belege fiir den ,guten der lango-bardischen Kiinigsurkunde" herangezogen wurden und „gerade wegenihres guten Stils ... sich eine eingehende Besprechung (eriibrigt)",braucht wohl nicht mehr hervorgehoben zu werden, dal) es sich um denguten Stil Gregors handelt, der hier die Forscher narrte.

Die Reihenfolge der Stiicke aus chronologischer Ordnung wiederin die Reihe der Abschriften gebracht, erkart fast alle auf S. 107/08angedeuteten Probleme.

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450 WILHELM KIIRZE

Br. D 14 = RF XD 15= CLXXVD 23 = XXIIID 28 = TodinusD 35= LVIIID 43 = Todinus

Wie die Liste zeigt, sind es die iiltesten K6nigsurkundenabschrif-ten, die ex dicto an Stelle von ex dictatu lesen (BR. DD 14, 23, 35).Die nUhste (Br. D 15) liest dann richtig ex dictatu. Sie ist um etlicheNummern nach der letzten Herzogsurkunde (RF CLVIIII) geschrieben.Die Herzogsurkunden lesen alle ex dicto. So ist wohl sicher, daB auchhier - wie Br. I Anm. 563 sehon erwgt - eine falsche Aufl6sungGregors das Problem geschaffen hat und bei Kiinigs- wie Herzogsur-kunde ex dictatu zu korrigieren ist. Brùhl argumentiert dann Br. Il 40selbst so.

Von den beiden Besonderheiten, die die Nummern 23 und 35herausheben, wiirde ich nur die zweite, die Wendung: Datum iussioneauf Gregor zuriickfiihren, die andere, daB diese Stiicke drei Nanaen inder Subscriptio aufweisen gegen sonst zwei, geht nicht zu GregorsLasten, weil eine VerEmderung dieser Art nun wirklich seinen Prinzipienwidersprii,che - es sei denn, das Ganze wre als Verlesung zu erkliiren,wofiir es aber keine Hinweise zu geben scheint.

Den Darlegungen Br. I 107 iiber die „Conclusio" von D 14 (RFX) kann ich nicht folgen. Wenn nun auch die Conclusionen htinfig mitquatenus beginnen, so ist doch nicht jeder so beginnende Satz als Con-clusio zu reklamieren. Quatenus deinceps securius ac firmius valeatispossidere bezieht sich doch auf den vorhergehenden Satz: ... Praecep-tum tibi fieri iussimus, firmantes in ipso sancto loco . . omnia . . .quaecunque ibidem tam duces, quam iudices et singuli homines, recto etiusto tramite contulerunt, quatenus ... auf die Firmatio des gesehenktenBesitzes also, und man erwartet keineswegs ein „hoc nostrum firrnitatispraeceptum o. wie es in dem von Brùhl selbst zitierten. D 22 fiirBobbio auch nicht steht. Ich kann auch keineswegs einsehen, daB dieGenehmigung der freien Abtwahl v6llig unmotiviert hier eingeschobensei. Abt Lucerius hatte, wie RF X angibt, um BestUigung des seinemKloster geschenkten Besitzes durch ein Praecept gebeten und die Ge-

MYR KOPIERTXTIGKEIT GREGORS VON CATINO 451wiihrung der freien Abtwahl nach seinem Tode gefordert. Der K6nigsah die Petition als gerechtfertigt an und bestidigte mit dem obenzitierten Satz die Schenkungen an Farfa: damit ihr sie sieherer undfester besitzen k6nnt. Dem folgt ein Satz, der die freie Abtwahl ge-wiihrte. Die Behauptung, das keinne nicht sinnvoll hintereinander-stehen, scheint mir nur mit einem falschen Verstiin.dnis des Textesoder einem MiBverstiindnis betreffs des Formelgutes einer Urkundeerkliirbar. Br. I 107 meint die Vermutung wagen zu miissen, „daB dieGewii,hrung der freien. Abtwahl... beim Absehreiben faberlesen. wurde ;der Kopist erkannte sein Versehen noch reehtzeitig und mogelte denentsprechenden Passus in die Conclusio hinein.". Solehe Erklàrung,deren es meiner Meinung nach gar nicht bedarf, ignoriert v6llig dieVerhiiltnisse bei Entstehung der Abschriften. Mindestens bei dieserUrkunde, die ja auch im Praeregest erhalten ist, kann man eine noch-malige Abschrift nicht wegdiskutieren. Dort 115,tte doch korrigiertwerden kiinnen. Ein Faktum, auf das schon. Zi. 107 Anm. 335 hinwies.

Briihl I I

„Nach der Zahl der Urkunden erreicht die Edition der Herzogs-urkunden von Spoleto (38 Nummern) fast die der Kiinigsurkundenmit ihren 46 Nummern, doch bei Mherem Zusehen ergeben sich ge-wichtige Unterschiede. Der augenalligste" scheint mir nun nicht -wie Br. II 3 meint - die „verschiedene chronologische Begrenzung"zu sein - 774 und 787 - sondern die Art der Vberlieferung. Da vonbeiden Gruppen keine Originale erhalten sind (Br. II 9), ist die QualitUder Cberlieferung auch vergleichbar. Vom diplomatischen Standpunktwiirde ich bei Herrscherurkunden im Gegensatz zu Br. II 6 die Einzel-urkundeniaberlieferung h6her einstufen als die in Chartularien, vorallem wenn letztere von. einer Hand ohne sicher erkennbare Kopie-kriterien geschrieben wurden. Die Einzeliiberlieferung 6ffnet der KritikM6glichkeiten, die bei einer Vberlieferung wie der der Spoletiner Her-zogsurkunden fast v6llig fehlen. Von den 38 Stiicken sind 35 in GregorsAbschriften, eins als nlschung im Chronicon Vulturnense, eins imRegistrum Petri Diaconi und eins als Fiilschung in Einzelabschriftiiberliefert (Br. lI 11, dazu 77ff., 66ff., 57ff.).

Nun hat Br. II 12 natiirlich v6llig Recht damit, daB Gregor von

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452 WILHELM KITRZE

Catino kein Fklscher im landlàufigen Sinn des Wortes war, was sichaber nur auf den Rechtsinhalt der Urkunden beziehen iBt, ihre Formhat er vom diplomatischen her sehr wohl verfalscht. So ist Br. 11 13voli zuzustimmen, wenn er meint, bei der gegebenen Oberlieferungslage,„scheint die Untersuchung der Arbeitsweise Gregors von Catino diewichtigste Aufgabe eines Editors der langobardischen Herzogsprkzeptevon Spoleto zu sein". Wenn er nun aber fortfkhrt : „Dieser Aufgabe hatsich jedoch Herbert Zielinski unterzogen", so steckt in dieser Aussagenicht nur der hier auf Gutglkubigkeit beruhende Irrtum, daB dieseAufgabe iiberhaupt iiberzeugend geli:1st sei, sondern der vielleicht nochgravierendere, dal3 Zi. fur die Herrscherurkunden iiberhaupt Grund-legendes ausgesagt habe. Zi. lieB sie in seinen Statistiken ja gerade wegund konnte damit fùr sie auch keine giiltigen „Ergebnisse" formulie-ren53). Nur bei der Auswertung des Praeregests stiitzte er die statisti-sche Untersuchung auf zwei Herzogsurkunden, weil dort keine Privat-urkundenabschriften erhalten waren. Aber gerade hier zeigten sicherhebliche Differenzen zu seinen auf Untersuchung der Privaturkundenbasierenden Ergebnissen, die ihn eigentlich dazu auffordern muBten,die verskumte statistische Untersuchung der anderen Herrscherurkun-den nachzuholen und in Parallele zu diesen herausfallenden Ergeb-nissen zu setzen. Das tat er nicht. So ist abgesehen von den grund-sktzlichen Irrtiimern seme Aussage fiir die Spoletiner Herzogsurkundespeziell ungeniigend.

Die zukiinftige Neuedition Briihls findet ja, wie oben angedeutet,nur in editionskritischen Gesichtspunkten ihre Rechtfertigung (vgl.oben S. 408). Die Grenzen in diesem Bereich aber, d. h. die Begrenztheitder kritischen Sicht kann man nun schon an der vorgelegten Unter-suchung Br. 11 abschtitzen, wenn man nitmlich die Distanz zwischenden oben in mein.er Darstellung formulierten Arbeitsgrundsàtzen. Gre-gors und den Vorstellungen, die Briihl von ihnen hat, ausmiBt. Ermeint, Zi. zusammenfassend : ,,daB Gregor ein sorgaltiger Abschreiberwar, der nur h6chst selten in die Satzstruktur eingriff, sich aber nichtscheute, das Latein seiner Vorlagen dem heiheren Sprachempfinden

5 3 ) Vgl. oben Anm. 43. Einen genauen Oberblick gibt das gut gearbeitete Re-gister bei Zi. 280f., wo beim Nachschlagen der Positionen deutlich wird, daB dieHerzogsurkunden nur zu einzelnen Stichproben, nur am Bande beniitzt wurden— mit Ausnahme der Besprechung des Praeregests

ZITR KOPfERTXTIGKEIT GREGORS VON CATINO 453

seiner eigenen Zeit anzupassen" (Br. 11 13). Er gesteht Gregor die„typischen Versehen eines jeden Kopisten" zu, Wórter vergessen, Ab-kiirzungen falsch aufgekist zu haben (Br. 11 14). Dann fkhrt er fort :„Fiir den Herausgeber und Diplomatiker ist aber die Feststellung vielwichtiger, daB das iiberlieferte Formelgut echt ist und die Texte keinewilikiiriichen Veriinderungen oder gar Interpolationen aufweisen."

Konsequenz hieraus mul3 sein, daB wir clie Spoletiner Herzogs-urkunden, wie schon immer, auch weiterhin durch die Brille Gregorsvon Catino sehen werden, wie es unter den gegebenen Umstkndenwohl auch fiir die langobardischen Kónigsurkunden nicht vermeidbarsein wird (vgl. oben S. 449). Wie bei Ihnen wird nun bei den Herzogs-urkunden in noch viel stiirkerem Mal3e die Vorstellung von den Far-fenser „pièces de résistance" eine Rolle spielen, was Br. 11 10 Anm. 53in einem Satz erkennen lBt, indem er sagt, daB „jeder Versuch einerDiplomatik ... des Herzogsprkzepts ... ohne das ,Regestum` einfachaussichtslos (ist), zumal die aul3erhalb des ,Regestum` iTherliefertenDiplome mancherlei textkritische Probleme aufgeben, die ohne das,Regestum` kaum auch nur erkannt werden k6nnten".

Ich móchte nun, mehr zur Illustrierung des Gesagten denn alsdurchgehende Kritik, einige Stellen aufzeigen, wo die ArgumentationBriihls sehr wahrscheinlich auf den dargelegten ungeniigend kritischenVoraussetzungen beruht, und so iiterpraft werden miiBte.

Auf S. 25 bei Br. II wird darauf hingewiesen, daB D 1 die Invo-kation : In nomine Domini Dei Salvatoris nostri Jesu Christi bietet, die„im beneventanischen Prkzept allgemein, im spoletinischen seit 763"iiblich ist. D 2 hingegen hat die Invokation : In Dei nomine, wie sie bis763 iiblich war. Hier ist bei genauerer Untersuchung der Gepfiogen-heiten Gregors, der die Invokationen sehr wfilkiirlich behandelte, wohldoch Sicherheit iiber die originale Form zu gewinnen. Mindestens muf3man bei D 2 beachten, daB es wie RF XII als RF XI spkter ins Praere-gest eingeschoben wurde (vgl. oben S. 418ff.). Ich halte fiir wahrschein-lich, daB die kingere Invokationsform immer benutzt wurde, die kurzeeine Verkiirzung Gregors ist.

So sehr man sicher sein kann, daB Gregor bei der Abschrift er-hebliche Kiirzungen und Umstellungen vorgenommen hat, so sehr halteich es fiir verfehlt, ihm Einsetzen von anderen Namen zuzuschreiben.Die beiden bei Br. Il 25 Anm. 138 aufgefiihrten F6,11e beweisen nicht

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454 WILHELM KURZE

das Gegenteil. „Statt des Abtes Probatus" ist keineswegs „mit Sicher-heit Halanus zu lesen." In der Urkunde, die Gregor vorlag, standProbatus, wie der Parallelfall in Montamiata (vgl. Cod. dipl. Amiatinusn. 51 Vorbem. und oben S. 448 Anm. 52) wohl beweist. Auch imzweiten, in der gleichen Anmerkung zitierten Fall, wurde ich eineVerschreibung durch den Notar der Urkunde bei dem kompliziertenSachverhalt fiir wahrscheinlicher halten.

Bei Br. Il 29 Anm. 163 gibt die Anordnung von RF XI nachRF X als Hinweis fiir ein Nacheinander der Datierungen nicht vielher, weil RF XI dem Praeregest spiiter eingefiigt wurde, und das wohleher am Ende des Luceriuskapitels geschah, ohne auf die ChronologiegroBe Riicksicht zu nehmen.

Das oben zur Invocatio Gesagte mul3 man auch bei der „durch-ggingigen" Invocatio Lupos In Dei nomine bedenken (Br. lI 37). Obdiese Durchgtingigkeit nicht auf Gregor zuriickzufiihren ist und dieFormel nicht iiberhaupt finger war ? So meine ich, daB auch das (ebda.)aufgezeigte dux gentis Langobardorum, was nur einmal im ersten Diplomnachzuweisen ist, in den folgenden von Gregor als iiberfliissig fort-gelassen wurde und sein Fortfall bzw. sein Wiederauftauchen,im Jahre750 (Br. H 38) keine Konsequenz einer politischen Situation war. Inden Privaturkunden scheint Gregor es hiiufiger mitkopiert zu haben(ebda. mit Anm. 216).

Die Br. II 42 besprochene und als sehr variabel dargestellte Con-clusio hat ihren jeweiligen Charakter wohl mehr durch Gregor alsdurch die langobarclische Kanzlei erhalten. Es ist eine der typischennichtssagenden und nur die Dispositio wiederholenden Formeln, dieGregor besonders gem straffte. Auch das Mufige Fehlen der Apprecatiobei den Iudikaten ist wohl Gregor zur Last zu legen. Vgl. Br. II 51Anm. 298, der aber Anm. 438 dann doch auch Gregor verantwortlichmachen will.

Was von der „vóllig veMnderten. Gestalt" des Herzogsphizeptsunter Gisulf und Theudicius Gregor zur Last gelegt werden kann (Br. II52), mi113te eingehender untersucht werden. Mindestens die angereInvocatio móchte ich, wie schon oben bemerkt, auf sein Konto setzen,d. h. er schrieb sie von nun an korrekt wie auch bei D 1 ab, whrenddie Kiirzungen dazwischen durch ihn geschahen. Ich glaube nicht, daf3,wie Br. Il 53 meint, diese Formel, wie die sicher nicht durch Gregor

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Au ssc h n i t t i n O r i g i n a l g r ó B e a u s v o n L i m i n o su s i m M a i 8 2 4 g e sc h r i e b e n e n Ur -kunde [CDA n. 94 ]

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Ausschnitt in Origli migrò& aus einer ho Mftz 765 im (:el)ict von Tosemlia gpscliriebenenUrkunde [CDA n. 12]

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Ausschnitt in OriginalgróBe aus einer aia 6. Septernber 843 in der Besitzlanilseltaft Far-fas (Valva) geschriebenen Urkunde [Arch. paleogr. ital. I Tav. 72 — Bull. dell'Arch.paleogr. ital. I (1908-12) 216f.]

ZITR BOPIERTXTIGKEIT GREGORS VON CATINO 455

verà,nderte Datierung, aus der Privaturkunde iibernommen wurde. Esist am Farfenser Material auch schwer zu beweisen, weil Gregor jaInvokationen sehr frei behandelte.

Die Br. II 56 behandelten Formeln, die alle „knapp" sind und„verkiirzt" wurden, lassen dadurch natiirlich stark den Verdacht vonStraffung durch Gregor aufkommen, wie auch bedacht werden miiBte,daB die freieren Formulierungen des: donamus et concedimus nur durchjeweils andere Auswahl von verschiedenen W6rtern durch den Kopistenentstanden sein kónnten.

Bei der Besprechung von D 21 kann. Briihl der trefflichen Arg-u-mentation Schneiders noch einige wichtige Beobachtungen hinzufiigenund vor allem Touberts Versuch, das Stiick als echt zu retten, zuriick-weisen. Es ist auf Grund einer echten Vorlage ein,sehneidend iiterar-beitet. Wenn Br. II 62 Anm. 370 aber nun meint : „Trotz der ein-schneidenden tberarbeitung 15,13t sich der Wortlaut der echten Vorlageaber mit hoher Wahrscheinlichkeit rekonstruieren", so mul3 man dochBedenken anmelden. Denn das kann nur bedeuten, die rberarbeitungvon D 21 den tberarbeitungen durch Gregor anzupassen und keines-wegs dem Wortlaut der echten Vorlage!

Bei der Besprechung der Pràzepte Hildeprands ist es erstaunlich,daB nicht die M6glichkeit einer Kontrolle durch das einzige echte,auBerhalb der Farfenser Quellen iiberlieferte Stiick D 36 mehr in denVordergrund geriickt wurde. Ich notiere nur Br. II 74 Anm. 438, wodie ausgefallene Apprecatio in einigen Nummern mit Hinweis auf D 36als Nachlàssigkeit Gregors nachgewiesen wird. Dazu bemerkt manaber, daB D 36 iiberhaupt sehr selten in den Beleggruppen genanntwird, nie aber, wenn es um besonders knappe Formulierungen geht.Typisch dagegen, daB bei Anm. 449 auf S. 76 im Besitzst6rverbot,was nach Br. II 75 den „regelmàf3igen" Wortlaut hat : et a nullo gastal-dio vel actore nostro aliquando contradicatur, den wenigen als Variationenin anderen DD sonst nachgewiesenen W6rtern bei D 36 der mit Ab-stand làngste Einschub gegentibersteht : de ipso sancto monasterio veltibi, suprascripto abbati, seu posterisque vestris. Hier ist wieder einmalklar sichtbar, wie Gregor gekiirzt hat. Das Gleiche in kleinerem MaBe :concedimus atque donamus ist bei D 36 als donamus in eterna traditioneconcedimus belegt.

t •

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t456 W ILHELM KURZE

Ausblick

Das wahre Ausmal3 der bei genauer Vberpriifung niitigen Korrek-turen ist erst an den Editionen abzuschatzen, von denen die besproche-nen Werke nur die Vorbereitung sind. Aber abzuschftzen ist es aucherst dann, wenn endlich einmal mit der Erforschung der Abschreibtéi-tigkeit Gregors von Catino ernsthaft begonnen wird. Zu einem solchenNeuansatz habe ich durch methodische Vorschage und, wie ich hoffe,konstruktive Kritik beizutragen versucht.

RIAS S U N TO

Per fornire una base alla loro edizione di documenti dell'epoca longo-barda, C. Briihl e II. Zielinski sono stati costretti ad occuparsi a fondo delproblema di accertare come e con quanta attendibilità Gregorio di Catinoabbia ricopiato i documenti farfensi. I risultati cui è giunto Zielinski con unmetodo sbagliato si sono dimostrati insostenibili (Gregorio avrebbe copiatofedelmente, avrebbe corretto le forme delle parole, tuttavia non avrebbeapportato che raramente modifiche sintattiche). Anche Havori di C. Briihl,che prendon le mosse da questi risultati, risentono dell'erata interpretazionedi Zielinski. —La nuova impostazione seguita dall'A., che applica un metodopiù adeguato, ha dato ora i primi frutti: Gregorio ha abbreviato notevolmenteparecchie formule, qualcuna l'ha addirittura omessa, spesso ha compostodei passaggi che sono sintatticamente del tutto nuovi. Qui si è anche affac-ciata un'altra possibilità per avvicinarsi ad una risposta soddisfacente circala questione dell'attività scrittoria di Gregorio. La critica tenta di darealcune indicazioni riguardo alle edizioni future dei documenti suddetti e didelineare la relativa problematica.

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LEGENDE

Die Liste weist die Urkundennummern des Praeregests nach, die dusch die Posi-tionen des zugehórigen Registers belegt sind ( x). Zur besseren tbersicht wurdendie nicht belegten Nummern durch Punkte hervorgehoben (e). Die drei Ko-lumnen zeigen an, ob sich die Belegnummer im 1. Ortsregister 2. Register derHerrseherurkunden 3. Kirehen- und Zentralortregister findet. Die Zahlen nachden Abtnamen zeigen an, wieviel Urkunden das Regesto heute unter diesemAbt eingetragen hat. Das bestimmt auch die Litingenangabe der jeweiligen Ge-samtkolumne.

OF A LOSTO MS.

TON

raus, has acquired a manu-e interest to students of theTraphy of Southern Italy in

hand of the 12th century, isscript and contents indicate.popes, and abbots of Monteto that found in Paris Maza-)5) ; Calendar and computisti->mini with prayers; Psalter ;anOrdo ad monachum /acien-

1. Pro Domino Abbatennales, which are written inr 1153 (fol. 109v, a new hands a product of Monte Cassino1137-1166) and probably toscribe's name is also given.

hat it can be surely identi-te Cassino. It was formerlyer MS. 199 but disappearedialf of the 18th century. Theensis (vol. 4, 1880, pp. 123—I. Baptista Fridericus. See