#5 H Flatscher 2013

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Übergänge Texte und Studien zu Handlung, Sprache und Lebenswelt begründet von chard Grathoff Bernhard Waldenfels herausgegeben von Wolfgang Eßbach Bernhard Waldenfels Band 63 Thiemo Breyer (Hg.) Grenzen der Empathie Philosophische, psychologische und anthropologische Perspektiven Wilhelm Fink

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Phänomenologie

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  • bergnge

    Texte und Studien zu Handlung, Sprache und Lebenswelt

    begrndet von

    Richard Grathoff Bernhard Waldenfels

    herausgegeben von

    Wolfgang Ebach Bernhard Waldenfels

    Band 63

    Thiemo Breyer (Hg.)

    Grenzen der Empathie

    Philosophische, psychologische und anthropologische Perspektiven

    Wilhelm Fink

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    2013 Wilhelm Fink Verlag, Mnchen (Wilheim Fink GmbH & Co. Verlags-KG, Jhenplatz 1 ,

    D-33098 Paderborn)

    Internet: \V\vw.fink.de

    Einbandgestaltung: Evelyn Ziegler, Mnchen Primed in Germany.

    Herstetlung: Ferdinaod Schningh GmbH & Co. KG, Faderborn

    ISBN 978-3-7705-5516-1

    Fr Elisabeth Breyer

  • 182 OLIVER MLLER

    -Von der Theorie zur Praxis der Unbegrifflichkeit. Hans Blumenbergs anthropologische Paraethik, in: A. Haverkamp & D. Mende (Hg.), Metaphorologie. Zur Praxis von Theorie, Frankfurt a.M. 2009, 256-282.

    Nierzsche, F., jenseits von Gut und Bse, Kritische Studienausgabe, hg. von G. Colli & M. Monrinari, Berlin/New York 1980.

    Sanre, J.-P., Das Sein und das Nichts. Versuch einer phnomenologischen Onto-hgie, Reinbek 1993.

    See!, M., Adornos Philosophie der Kontemplation, Frankfurt a.M. 2004. Taylor, C., Quellen des Selbst, Frankfurt a.M. 1996. \Xlaldenfels, B., Das leibliche Selbst. Vorlesungen zur Phnomenologie des Lei

    bes, hg. von von R. Giuliani, Frankfun a.M. 2000.

    MATTHIAS HATSCHER

    Grenzen der Einfhlung. Zum Problem der Alteritt bei Busserl und Levinas

    Die folgenden Ausfhrungen unternehmen den Versuch, ausgehend von der klassischen Phnomenologie eine Schneise in das Dickicht de-r Fremderfahrung zu schlagen und sich so den Herausforderungen zu stellen, die mit dem Thema Grenzen der Empathie angezeigt werden.1 Dabei wird der zweifach zu lesende Genitiv leitend fr die nachstehenden berlegungen sein: In einem ersten Schritt soll errtert werden, welche inhrenten Schranken der Einfhlung selbst mitgegeben sind. Um diesem genitivv.s subiectivus nachzuspren, werden die Hinweise Edmund Husserls bercksichtigt, der in einem jahrzehntelangen Ringen gleichermaen der Reichweite sowie den Grenzen der Einfhlung nachsprte. Ob die von Husserl gegebenen Antworten restlos befriedigend sein knnen, wird in einem zweiten Schritt auf dem Prfstand stehen. Im Rckgriff auf Emmanuel Levinas sollen die Grenzen der Empathie- nunmehr als genitivus obiectivus zu lesen - ausgelotet und Argumente angefhrt werden, warum er das Konzept der ,Einfhlung' insgesamt als unzureichend empfindet und dafr pldiert, den Begriff gnzlich fallen zu lassen. Seiner Auffassung nach verkennt jeder Versuch einer Einfhlung die Andersheit des Anderen, da diese stets vor dem Hintergrund des eigenen Auslegungshorizontes interpretiert wird. Neben dieser kritischen Abgrenzung von der klassischen Phnomenologie sollen dabei auch seine ,positiven' Errterungen einer ,Alteritt-im-Plural' - ausgehend von Levinas' Ausfhrungen zum Dritten (le tiers) in Autrement qu 'etre ou

    Beim Terminus ,Empathie' handelt es sich um eine herkunftsverschleiernde Rckberserzung des deutschen Wones ,Einftihlung'. Edward B. Titchener, der bei Wilhelm Wundt studierte und mir dem deutschsprachigen Kontext psychologischer Forschungen bestens vertraut war, bertrgt den von Tbcodor Lipps prominent in die Diskussion eingefhrten Begriff ,Einfhlung' "as a rendcring" und in Anlehnung an das griechische empdtheia- mit empathy (Titchener 1909, 21; vgl. Gallese 2003, 175; Cop!an & Goidie 201 1 , XII). Lipps' berlegungen zu dieser Thematik bilden bekanntlich auch einen wichtigen Bezugspunkt fr Husserls Auseinandersetzungen rund um den Themenkomplex der Fremderfahrung (vgl. Drmann 2005, 376ff).

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    au-de!a de l'essence - zu Wort kommen und ihre Anschlussfhigkeit fr ethisch-politische Fragestellungen aufgezeigt werden.

    1. Husserl und das Problem der Einfhlung

    Den sachlichen Ausgangspunkt des Husser!'schen Denkens bildet die Einsicht, dass das Bewusstsein nie allein bei sich venveilt. Bereits in den Logischen Untersuchungen streicht Husserl deshalb hervor, dass Bew-usstsein stets Bewusstsein von etwas sei. Jeder Bewusstseinsvollzug ereignet sich als Gegenstandsbezug: "In der Wahrnehmung wird et\vas wahrgenommen, in der Bildvorstellung etvlas bildlich vorgestellt, in der Aussage etwas ausgesagt, in der Liebe etwas geliebt, im Hasse etwas gehat, im Begehren etwas begehrt usw." (Hua XIX/1, 380) Mit aller Vehemenz srellt sich Husserl damit gegen die durch den Empirismus weitverbreitete Vorstellung,2 dass das Bewusstsein erst allmhlich mit Inhalten zu fllen sei. Es ist folglich nicht zunchst leer wie eine "Schachtel" (XIX/I, 169), um in einem zweiten Schritt mit weltlichen Daten gespeist zu werden. In dieser reduktionistischen Auffassung werden die sinngebende Struktur jedes Erkenntnis- bzw. Wahrnehmungsvollzuges sowie die Eigentmlichkeit des Bewusstseins grundlegend verkannt.3 Das Bewusstsein erfhrt sich als je schon dem Andrang der Welt ausgesetztes und sich als im Innersten veruerlichtes: "Das intentionale Innen [ . . . } ist zugleich Auen." (Hua XV, 556) Diese aufgeschlossene Gerichtetheit, die nicht primr als aktives Leisten oder willentliche Absicht verstanden werden darf, sondern vielmehr eine das Bewusstsein auszeichnende Offenheit darstellt, fasst Husserl terminologisch als !ntentionalitt.4

    VgL Husserls kritische Auseinandersetzung mit Locke (Hua VII, 1 OOff.). .. Man stellt sich in ihr das denkende Bewutsein wie eine Schachtel vor; durch irgendeine ffnung dringt von auen ein sich vom Ding etwa ablsendes Bilder chen hinein. Und nun meint man, ein verstndliches Schef\la der Erkenntnis gewonnen zu haben. Aber wei etwa eine Schachtel, in der eine getreue Photographie einer Person steckt, etwas von einer Person? Das Sein eines Bildes im Bewutsein ist doch noch nicht ein Wissen von einem auerbewuten Gegenstand? .A.lso mu doch der immanente Inhalt, der als Bild da fungiert, mit dem Wissen verbunden sein, da er eben als Bild zu gelten hat und da ihm ein Original emspricht. Aber wie kommt uns dieses Wissen zu und was ist dieses Wissen? Nun, eben wieder ein subjektiver Akt." (Hua XXIV, 151; vgl. Hua XI, 319) Schlssig bringt Depraz diese Einsicht auf den Punkt: "Consciousness is for Husseri inrentional, which docs not mean flrst and foremost deliberate or willful, but

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    Dieses Verhltnis, dass Bewusstsein stets Bewusstsein von etwas ist, gilt jedoch auch vice versa: Jedem Erscheinen von et\vas ist unweigerlich ein Sichzeigen fr ein Bewusstsein eingeschrieben. H usserl kann daher behaupten, dass das Bewusstsein aufgrund seiner intentionalen Verfasstheit den Gegenstandsbezug bereits in konstitutiver IX' eise in sich trgt; zugleich enveist sich das Erscheinen von wirklicher, erinnerter, phantasiertet etc. Gegenstndlichkeit auf die Gerichtetheit des Bewusstseinsvollzuges angewiesen.5 Jedes Erscheinen von etwas ist daher als ein Erscheinen fr ein erfahrendes Bewv.sstsein aufzufassen.

    Das Bewusstsein verweilt somit nie nur bei sich und erreicht auch niemals eine in sich ruhende Abgeschlossenheit; stets ist es in seinem Auer-sich-sein mit einer Entfremdung geschlagen, die jede bruchlose Selbstkoinzidenz usurpiert. Dieses Selbstverhlrnis, das jede vollstndige Rckkehr zu sich unterbindet, zeichnet das Bewusstsein prinzipiell als ,ver-anderres' - oder anders gewendet- als offenes aus.6 Das Bewusstsein ist in dieser Offenheit immer schon von Bewusstseinstranszendentem durchzogen, Es ist daher stets mit dem Anderen seiner selbst konfrontiert.

    Das Bewusstsein ist nach Husserl zudem dadurch ausgezeichnet, dass es als Ort jedes Erscheinens die unterschiedlichen Gegebenheiten in den jeweiligen Bewusstseinsvollzgen in einem Zusammenhang zum Vorschein kommen lsst; die diversen Erscheinungen werden im Bewusstsein zu einer Einheit gebndelt: "AUe realen Einheiten sind Einheiten des Sinnes. Sinneseinheiten setzen [ . . . ) sinngebendes Bewutsein voraus, das seinerseits absolut und nicht selbst wieder durch Sinngebung ist." (Hua III/1, 120; vgl. 165) Damit einhergehend

    sheerly a directedncss toward.s the external object and an opcnness to the world. In that respect, intentionality can be active or passive, volumary or driven, attentional or affectivc, cognitive or emotional, static or genetic, and open directedness indicares a suong relativization of the subject-object polarity." (200 l, 170) So hlt Husserl fest: "Ein Gegenstand, der ist, aber nicht, und prinzipiell nicht GegenStand eines Bewutseins sein knnte, ist ein Nonsens." (Hua XI, 19f.)

    6 Explizit hat Merleau-Ponty diese Konsequenz aus der intentionalen Verfassrheit des Bewusstseins gezogen: "Insofern Bewutsein nur Bewutsein von erwas ist, [ . .. ]vollzieht sich stets eine Enrpersnlichung des Bewutseins in dessen Innersten selbst" ( 1 966, 166). Dieses Verstndnis der "offenen" Subjektivitt unterscheidet sich von dem, was Zahavi mit Husserl als "offene lntersubjektivitt" fasst (vgL 1996, 39). Es geht nmlich nicht um die unendliche Vielheit von Wahrnehmungshinsichten und damit einer unendlichen Vrelhelt von mglichen anderen Subjekten, die in der stets notwendigen, nie jedoch exklusiven Perspektivitt der Dingwahrnehmung aufbricht, sondern um den gebrochen Selbstbezug (als Selbstentzug) des Bewusstseins selbst.

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    gewinnen nicht nur berlegungen zur Verbundenheit der diversen Bewusstseinsvollzge in ihrer zeitlichen Erstreckrheit sukzessive an Relevanz (vgl. Hua XIII, 184), sondern auch das Problem der Abgrenzung "gegen [ein] eingefhltes, gegen [ein] anderes Ich" (Hua XXIV, 421) wird zusehends virulenrer. Die transzendentale Reduktion und die Inblicknahme der Konstitutionsleistung des reinen Bewusstseins als Identisches fhrt Husserl folglich nicht in eine solipsistische Sackgasse, sondern die dezidierte Ausarbeitung einer transzendentalen Egologie zwingt Husserl allererst, so paradox das zunchst klingen mag, zur expliziten Auseinandersetzung mit der Intersubjektivitt und konfrontiert ihn so mit der Frage nach "einem anderen phnomenologischen Ich" (Hua XIII, 187). Mit der so genannten egologischen Wende rckt im Denken Edmund H usserls sukzessive das konstituierende Bewusstsein und die Frage nach der Identitt einer konkreten transzendentalen Subjektivitt in den Mittelpunkt der philosophischen Aufmerksamkeit.'

    Denn mit der Thematisierung der eigenen Identitt geht die Abgrenzung von anderen ichliehen Identitten einher. Mit der Problematisierung der Differenz zwischen meinem Bewusstsein und dem des Anderen bricht die Phnomenologie weitgehend mit der philosophischen Tradition, denn hierfr lassen sich keine expliziten Vorlufer innerhalb der abendlndischen Geistesgeschichte ausmachen.8 So kann behauptet werden, dass das Problemfeld der Alteritt erst durch

    Mit aller Deutlichkeit macht Taguchi auf diesen Aspekt aufmerksam: "Dabei ist aber besonders zu bercksichtigen, dass die ,egologische' Wende bei Husserl zugleich eine intersubjektive Wende bedeutet. Das ,Absolute', das in der frhen Zeit non-egologisch aufgefat wurde, wird nun ,transzendentales Ich' bzw. ,Ego' genannt; aber dieses ,Ich' kann nicht als berindividuelles, metaphysisches Prinzip interpretiert werden. Anderenfalls wre die Pluralitt der transzendentalen Ich sinnlos und ausgeschlossen; es gbe dann keine transzendentale Intersubjektivitt; in diesem Fall wre nur eine Frage nach der Intersubjektivitt sinnvoll, nmlich auf welche Weise die empirische Ich-Vielheit aus dem ber-individuellen absoluten Ich ,abgeleitet' werden knnte. Husserl spricht dagegef! unter dem Titel der transzendentalen Intersubjektivitt >'On dner Vielheit der jeweils abso!uren transzendentalen Ich." (2006, 61). Ohne die kurze Bemerkung nherhin auszufhren, verweist T engelyi auf Fichte, der in der Philosophiegeschichte auf das Problem der Intersubjektivitt gestoen isr: "Der einzige Denker, der als sein [Husserls] Vorlufer gelten kann, ist bekanntlich Fichte." (2007, 146) Vermudich bezieht sich T engelyi auf Fichres Grundlage des Naturrechts nach Principien der Wissenschaftslehre von 1796. Inwiefern hier aber von einem Vorlufer oder gar von einem direkten Einfluss gesprochen werden kann, muss hier offen bleiben.

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    die Phnomenologie dezidiert in den Blick philosophischer Aufmerksamkeit rckt. Dass Husserl selbst mir dieser Einsicht jedoch die grten Schwierigkeiten hatte, dokumentieren nicht nur retrospektive Reflexionen auf seinen Denkweg,9 sondern auch die diversen "tastenden berlegungen" (Hua XIII, 224), Verwerfungen sowie Neuanlufe rund um den Themenkomplex der Einfhlung.10

    H usserl fragt in diesem Zusammenhang nicht, ob es berhaupt andere Subjekte gibt - dieser erkenntnistheoretische Skeptizismus ist ihm fremd -, sondern wie ein anderes Ego gegeben ist. Die Frage nach dem Wie des Gegebenseins von Anderem wird dadurch philosophisch virulent, dass Husserl die Mglichkeit bercksichtigr, dass der Andere einerseits nicht nur Objekt ist, sondern zugleich auch als (leibliches) Subjekt der Welr fungierr, sowie andererseits seine Subjektivitt nicht mit meiner einfachhin zusammenfallen darf Mit anderen Worten: Die erste Herausforderung besteht darin, dass der Andere als alter ego nicht nur als Objekt wie ein beliebiges Krperding zu fassen ist, sondern ebenso wie das eigene Ich dadurch ausgezeichnet ist, zugleich als Subjekt im Zentrum der Weltkonstitution zu fungieren.11 Husserl skizziert diese Ambiguitt wie folgt:

    Das fremde Subjekt ist zwar als menschliches Subjekt Objekt, und was dasselbe besagt: Es ist an sich. Das fremde Subjekt ist aber nicht in einem dinglichen Sinn an sich, d.h., es erschpft sich nicht darin, Objekt zu sein, sondern in dem Sinn, in dem ein Subjekt es ist. Es ist zugleich fr sich selbst! (Hua XIII, 463f.)

    Bezeichnenderweise rekurriert Husserl wiederholt in den Folgejahren auf die Vorlesung Grundprobleme der Phnomenologie aus dem Jahr 1910/Il (Hua XIII, Nr. 6), wo er erstmals dezidiert auf den Problemkomplex der Intersubjektivitt eingegangen isr (vgl.- ohne eine Vollstndigkeit der Auflistung zu beanspruchen: Hua V, ISO; Hua VIII, 433f.; Hua XIII, 245; Hua XIV, 307; Hua XVII, 250).

    1 Folgende Stze dokumentieren dieses Ringen um eine sachgeme Verstndigung ber die Thematik der Einfhlung: "Das Problem der EinfohLung als Konstitution des fremden Ich in meinem Bewusstsein ist durch alle vorangegangenen Analysen nicht gellist." (Hua XIII, 44 Anm. 1) "Da tritt nun unter transzendente Sinngebungen, und zwar der Form der ,usseren Wahrnehmung', neben der Krperuahrnehmung auch die Tierwahrnehmung und Menschenwahrnehmung, also das, was ich eigentlich ziemlich schlecht ,Einfhlung', besser ,einfhlende Wahrnehmung' nannte. " (Hua XIII, 234; vgl. Hua XIII, 335)

    1l Zu Husserls spezifischem Verstndnis von Transzendcnta!itt vgl. Landgrebe (1973) und Espinet (2010).

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    Husserl prazlSlert die zweite Herausforderung dahingehend, dass es eine Erfahrung der Alteritt gibt, die nicht differenzlos auf das eigene Ego zurckgefhrt werden kann, da ihm ein anderes Ego nicht in unmittelbarer Weise zugnglich ist. Wrde es nmlich eine direkte Zugnglichkeit geben, wre jede Unterscheidbarkeit zwischen dem eigenen und anderen Ich hinfllig. Husserl insistiert jedoch bereits zu Beginn seiner berlegungen zur Intersubjektivitt respektive Einfhlung unmissverstndlich auf der Unaufhebbarkeit dieser notwendigen Differenz z\vischen meinen Erlebnissen und derjenigen eines Anderen:

    Anderer Empfindungen kann ich nicht empfinden, sondern nur einfhlen. Knnte ich es empflnden, dann wre sein Leib mein Leib, und es htte die Sonderung zwischen Ich und Du keinen Sinn. Ich habe Selbstbewusstsein, d.i., ich habe aktuelle psychische Erlebnisse, von dem Anderen habe ich Einfhlungsbewusstsein, sein ,Bewusstsein' ist einfhlungsmssig supponiertes. (Hua XIII, 11)

    In gewisser Weise erhlt das Fremd-Ich dadurch denselben Status wie das Eigen-Ich, ohne einfachhin gleichgesetzt werden zu drfen, denn dann wren der Andere und ich unterschiedslos derselbe. Um der Komplexitt dieser ,ungleichen Selbigkeit' nachzukommen, streicht Husserl zunchst heraus, was unter Einfhlung nicht zu verstehen sei und markiert damit die inhrenten Grenzen der Einfhlung. Diesen Differenzen soll nun- in Abgrenzung von der originren Wahrnehmung (a), aber auch von verschiedenen Formen der Vergegenwrtigung nachgegangen werden. Insbesondere die Unterscheidung von Reproduktionsweisen wie Abbildung (b), Phantasie (c) und Erinnerung (d) bereitet Husserl aufgrund der strukturellen Affinitt in diesem Zusammenhang grte Schwierigkeiten.

    a) Wahrnehmungsbewusstsein

    Die eigenen Wahrnehmungsvollzge sind laut Husserl dadurch ausgezeichnet, dass sie dem jeweiligen Ego immediat gegeben sind. Mit den Attributen ,leibhaftig', ,gegenwrtig' und ,originr' respektive ,originaliter' versucht Husserl diese Unmittelbarkeit prziser zu umreien: "In der Wahrnehmung ist uns der Gegenstand bewusst als sozusagen in leibhaftet Gegenwart da, als originaliter gegeben [ ... ]. \\lahrnehmung ist das Bewutsein, eine Gegenwart sozusagen beim

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    Schopf zu fassen, es ist originaliter gegenwrrigendes." (H ua XI, 304) Diese Originaritt der gegenwrtigen und leibhaftigen Wahrnehmung bildet fur Husserl die "Rechtsquelle der Erkenntnis" (Hua IIIIJ, 51), an der sich alle anderen Weisen der Vergegenwrtigung in unterschiedlicher Abgrenzung orientieren.

    Wie ist die Wahrnehmung eines Raumdinges genauerhin definiert? Husserl betont, dass uns ein Ding nie vollends, sondern stets in perspektivischen Abschattungen gegeben ist. Die Wahrnehmung eiries Raumdinges ist gerade dadurch ausgezeichnet, dass es niemals vollstndig, d.h. adquat und allseitig, erscheint. Selbst ein vollkommenes "gttliches" Subjekt msste sich, falls es wahrnehmen wollte, auf die perspektivische Gegebenheit einlassen. Alles andere wre ein fundamentales Verkennen der Wahrnehmung (vgl. Hua lll/1, 89f.). Dennoch sehen wir nicht "halbe" Tische oder "halbe" Huser, sondern die unsichtigen Seiten sind "fr das Bewutsein irgendwie da, ,mitgemeint' als mitgegenwrtig" (Hua XI, 4). Diese notwendige Apprsentation, die nicht durch reproduktive Aspekte kompensiert werden muss, ist der Wahrnehmung inhrent. Husserl spricht in diesem Zusammenhang, um diese Ambiguitt der W-ahrnehmung deutlich hervorzukehren, von einem "Widerspruch" (Hua XI, 3), einem "merkwrdigen Zwiespalt" (Hua XI, 4) oder einem "Gemisch von wirklicher Darstellung [ ... ] und leerem Indizieren" (Hua XI, 5).

    Der Verweis auf die Leere stellt jedoch keine radikale Unverfgbarkeit dar, denn das Bewusstsein verfgt ber die "prinzipielle Mglichkeit" (Hua XIII, 51), allen Seiten eines Gegenstandes ansichtig zu werden. "Zum Wesen der Dingwahrnehmung gehrt der bergang in Mannigfaltigkeiten von Gegebenheiten, in denen sich jeder Teil, jede Seite, jede Beschaffenheit, jede physikalische Bestimmung originr ausweist, bzw. ausweisen knnte." (Hua XIII, 47) So bin ich et\Va - wenn auch nicht immer tatschlich, so doch zumindest potentiell -in der Lage, mir die Auenansicht meiner Wohnung oder die Unterseite meines Laptops originr zu veranschaulichen, irgendwann die Aussicht vom Mount Everest zu genieen oder ein Spiel im Camp Nou zu verfolgen.

    Die Einfhlung steht im schroffen Gegensatz zum Originarittsanspruch der eigenen Wahrnehmung. Zwar betont Husserl auch hier, dass das "Fremdpsychische [ ... ] mitaufgefasst und mitgesetzt (=apprehendiert) [ist] analog wie unsichtbares Physisches mitaufgefasst und so mitgesetzt ist" (Hua XIII, 46), doch diese Weise der MitAuffassung unterscheidet sich grundlegend von der der Dingwahr-

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    nehmung: Das Vernehmen des Anderen als Anderen ist nmlich prinzipiell durch eine originre Unzugnglichkeit gekennzeichnet, die von keiner Potentialitt eines ,Ich kann' oder ,Ich knnte' einzuholen ist. Was der Andere erlebt, ist mir offensichtlich nie in derselben Weise zugnglich, wie ich etw-as erlebe. Husserl insistiert daher mit Nachdruck auf diesem unaufuebbaren Wesensunterschied: "Das vergegenwrtigte fremde Sinnesfeld ist fr mich prinzipiell nicht '"'ahrnehmbar, es ist nicht mein gegenwrtiges, vergangenes oder knftiges Sinnesfeld, nicht mein Erlebnis. [ . . . ] [E)s ist nicht wahrnehmbar gewesen und \vird nie wahrnehmbar sein." (Hua XIII, 52) Der Unterschied zwischen dem eigenen und dem fremden Erleben entpuppt sich als Graben, der nicht berwunden werden kann: "In ihr [der Einfhlungj erfhrt das einfhlende Ich das Seelenleben, genauer, das Bewutsein des anderen Ich. Es erfhrt es, aber niemand v..rird sagen, es erlebt es" (Hua XIII, 187). Jeder Versuch eines unmittelbaren Erlebens eines anderen Seelenlebens wird daher zum Scheitern verurteilt sein. Der Anspruch auf riginaritt, der die eigenen Wahrnehmungsvollzge leitet, muss im Bereich der Einfhlung fallen gelassen werden, sodass Husserl ernchternd feststellen muss, dass die Gegebenheiten des Anderen "nicht Phnomene im Sinne der PhnomenoLogie" (Hua XIII, 433) sind. Die hchst bemerkenswerte Formulierung zeigt an, dass die Fremderfahrung somit das erkenntnistheoretische Fundament der Phnomenologie untergrbt und Husserl an den Rand seiner epistemologischen Mglichkeiten drngt. Es muss auf eine originre Unmittelbarkeit verzichtet werden, da die Selbstgegebenheit des Anderen mir niemals in einer direkten Weise zugnglich ist. Als zugnglich zeigt sich der Andere allein in seiner U nzugnglichkeit, sodass Husserl dem Wie dieser eigentmlichen Erfahrung weiter nachsprt und zunchst die Fremderfahrung als miuelbare Reproduktionsweise zu beschreiben versucht. Die fremden Erlebnisse und Empfindungen sind nmlich "nur in der Form von Vergegenwrtigungen setzbar und gesetzt" (Hua XIII, 47). Es stellt sich jedoch die Frage, inwiefern die E!nfhlung als ,,Akt der weitesten Gruppe der Vergegenwrtigungen" (Hua XIII, 188) sich von anderen Reproduktionsweisen unterscheidet.

    Um der Komplexitt dieser Annherungsversuche nachzukommen, sollen nun die von Husserl unternommenen Abgrenzungen zu Bild-, Phantasie- und Erinnerungsbewusstsein als heuristisches Moment herangezogen werden. Im Nachweis, wodurch sich die Einfhlung

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    von anderen Reproduktionsformen unterscheidet, soll ihre Eigentmlichkeit zum Vorschein kommen.

    b) Bildbewusstsein

    Fr Husserl darf der Akt der Einfhlung nicht als ein Abbildverhltnis ausgelegt werden, Im Bild wird ein abwesendes Objekt, das abgebildete Bildsujet, mit Hilfe eines materialhaft Vorliegenden, dem physischen Bild (Bildding), in einer spezifischen Weise der Darstellung anschaulich vergegenwrtigt. Husserl spricht in diesem Zusammenhang davon, dass eine "Vergegenwrtigung eines NichtErscheinenden im Erscheinen" (Hua XXIII, 31) vollzogen wird, So weist ein bestimmtes Bild als physisches Ding, etwa eine an der Wand hngende Photographie vom "Wiener Stephansdom", in der spezifischen Weise der photographischen Darstellung auf das Bildsujet, den tatschlichen Stephansdom in Wien. Husserl versucht, dieses eigentmliche Zusammengehen von Wahrnehmung und Vergegenwrtigung im Bild zu verdeutlichen:

    Das physische Bild weckt das geistige Bild, und dieses stellt ein anderes: das Sujet vor. Das geistige Bild ist eine erscheinende Gegenstndlichkeit, z.B. die in photographischen Farben erscheinende Person oder Landschaft, die durch die Plastik erscheinende weisse Gestalt u. dgl. Das Sujet aber ist die Landschaft selbst, die gemeint ist nicht in diesen winzigen Dimensionen, nicht als grau-violett gefrbt wie die photographische, sondern in ihren wirklichen Farben, Grssen usf. (Hua XXIll, 29)

    In der Wahrnehmung eines vorliegenden Dinges (physisches Bild) wird aufgrund der spezifischen Darstellungsweise ein Abwesendes vergegenwrtigt. Das abgebildete Sujet existiert jedoch fr Husserl auch unabhngig vom physischen und geistigen Bild bzw, Bildding und Bildobjekc Den ,Mehrwert', den das Bild beisteuert, liegt in der Vergegenwrtigung eines Abwesenden, das es aber an sich und losgelst von dieser Bildbeziehung gibc

    Unabdingbar fr das Aufbrechen dieser Differenzerfahrung ist das physisch vorliegende Bildding, Dieses wird nicht eigens thematisch, denn im Vordergrund steht ganz das Sujet, das im Bildobjekr aufbricht. So sehen wir in einer Photographie nicht (in erster Linie) das Photopapier oder die in photographischen Farben erscheinende Person, sondern, insofern das Bildbewusstsein greift, das in der Abbil-

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    dung abgebildete Sujet: "Ich sehe das Sujet in das Bildobjekt hinein, dieses ist das direkt und eigentlich Erscheinende." (Hua XXIII, 44).

    Es gilt nun, die Parallelen zwischen der Einfhlung und dem soeben skizzierten Abbildungsverhltnis in den Blick zu nehmen. Zwar ist Fremdpsychisches fr Husserl durch das leibhafte Gebaren gegeben. Um sich einem anderen Ego einfhlen zu knnen, braucht es seiner Auffassung nach diesen konkreten physischen Anhalt, auch wenn der Leib nicht mit einem herkmmlichen Ding gleichgesetzt werden darf: "[D] as fremde Psychische ist durch das perzeptiv gegebene Physische des fremden Leibes ,mitgeforden' [ .. . ]." (Hua XIII, 46)"

    Die Einfhlung indiziert jedoch nicht gem einer Abbildungsrelation eine abwesende Gegenwart, die auch in direkter Weise zugnglich wre. Die Apprsenration des Fremdleibes wird - wie bereits oben ausgefhrt - prinzipiell nicht in eine originre Gegebenheit berfhrt werden knnen. Leib und Fremdpsychisches stehen daher nicht im selben Verhltnis wie Bild und Abgebildetes. Das Fremdpsychische zeigt sich nicht analog einem Bild, das eine dahinterliegende Ebene - gleichsam das Erleben des Anderen - reprsentiert und das ,eigentliche' Innenleben in einer abbildenden Weise zugnglich macht. Der Leib des Anderen fungiert nicht als ein zu bersprino-endes Verbinduno-so-lied fr etwas, das auch direkt einsichtig wre. o oo Irreduzibel bildet der Leib des Anderen den einzigen Bezug, den wir zum Anderen haben. Husserl insistiert mit Nachdruck auf dieser Differenz zwischen Menschenbewusstsein (Einfhlung) und Bildbewusstsein: "Im Bildbewusstsein sehe ich das Bild und durch das Bild hindurch. Im Menschenbe\vusstsein sehe ich den Krper, aber nicht durch ihn hindurch, da er selbst in Geltung bleibt, den Krper des Anderen. Das ist er ja selbst." (Hua XIV, 487)

    Die Dichotomie zwischen ueren Gebrden und innerem Be\vussrseinsleben muss daher zurckgewiesen werden. Es wird nicht von der Mimik urid Gestik auf mentale Zustnde geschlossen; einem nachtro-lich-intellektualistischen Analeo-ieschluss erteilt Husserl da-o . b

    '2 Auch in den Cartcsianischen ll1editationen weist Husserl auf den notwendigen Anhalt am Fremdleib hin: ,.Der erfahrene fremde Leib bekundet sich fongesetzt wirklich als Leib nur in seinem wechselnden, aber immerfort zusammenstimmenden Gebaren, derart, da dieses seine physische Seite hat, die Psychisches apprsentierend indiziert, das nun in originaler Erfahrung crftillend auftreten mu." {Hua I. 144)

    GRENZEN DER EJJ\'FHLUNG 193

    her eine Absage." Vielmehr sehen wir leibhaftig die Angst, den Zorn oder die Freude des Anderen- und nicht blo ein Abbild oder einen uerlichen Ausdruck der Gemtsbewegungen, auch wenn sich der Zugang zum Anderen nur dadurch bewhrt, dass er mir nicht originr zugnglich ist. Husserl insistiert auf dem Unterschied, dass sein Zorn nicht meiner ist und hier von einer direkten Teilhabe am Anderen - gleichsam als Duplikat meiner selbst - nicht ausgegangen werden darf.

    Denn wenn ich dem Du einen Zorn einfhle, bin ich nicht selbst zornig, nicht im mindesten, sowenig ich zornig bin, wenn ich mir einen Zorn phantasiere oder mich seiner bloss erinnere, es sei denn, dass ich im letzteren Falle jetzt von neuem in einen Zorn gerate. (Hua XIII, l87f.)

    c) Phantasiebewusstsein

    Wie zuvor erwhnt, kennt Husserl noch zwei weitere Formen der (aktiven) Vergegenwrtigung: neben der Erinnerung, die im nchsten Abschnitt behandelt werden soll, bercksichtigt er noch in einem besonderen Mae die Phantasie. Im Gegensatz zum Bildbewusstsein, das sich an einem material vorliegenden "Bildding" festhalten knnen muss, ist der Phantasie nicht nur eine "Flchtigkeit, Verschwinden und Wiederkehren" (Hua XXIII, 62) eingeschrieben, sondern das "phantasiemig Erscheinende ist [ ... ] nicht-gegenwrtig" (Hua XXIII, 80f.). Die Phantasie kann als anschauliches Bewusstsein von abwesenden Gegebenheiten gefasst werden, ohne auf einem dem Bildtrger analogen Gegenstand angewiesen zu sein. Dem Imaginieren ist der Charakter der Irrealitt in der Weise mitgegeben, dass es keinen real existierenden Anhaltspunkt braucht und nicht an die vorgegebene Wirklichkeit gebunden ist. Das Phantasiebe1NUsstsein obliegt daher keiner Vorgegebenheit der Realitt und versteht sich -in der Regel - als freier Gegenentwurf zur Welt. Jede Wirklichkeitssetzung ist im Akt der Phantasie ausdrcklich neutralisiert, die damit

    13 Den Analogieschluss lehnt Husserl im Rckgriff auf Lipps ab (vgl. Hua XIH_. 7If. und 338).

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    nicht im Widerstreit zu wirklichen Gegenstnden steht (wie es beispielsweise Trugwahrnehmungen run).14

    Diese Mglichkeit des "Hineinphanrasierens" (vgl. Hua Xv, 242) und "Umflngierens" (vgl. Hua XV, 360) erffnet einen Spielraum, sich der Herausforderung der Fremderfahrung in einer anderen Weise zu stellen und abermals die Grenzen der Einfhlung auszuloten. Das Ich ist durch die Phantasie nicht mehr an die gegenwrtige Wahrnehmung gebunden, sondern kann sich in seinen Phantasiewehen selbst alternieren und dadurch andere Standpunkte einnehmen: "Zu mir O"ehrt die Mglichkeit der Selbsrvariation, in Phantasiemodifikation

    bliegr all das wieder, und jeder Phantasiemodifikation entspricht

    ein mcrlicher seiender Anderer in der mitphantasierten (als Horizont mirzug:hrigen) Welt, in der dies Phantasie-Ich vermenschlicht wre." (Hua XV, 640)

    H usserl bringt mit seinen Ausfhrungen zur Phantasie abermals eindrucklieh den Leib mit ins Spiel. Der fungierende Leib - Null punkt aller weltlichen Orientierung __: erffnet aufrund seins Vrmgens zu vielfltigen Kinsthesen einen Phantasieraum, "SICh-mden-Anderen-hinein[zu]denken" (Hua XV, 250) und andere Stand punkte einzunehmen. Busserl meint damit das Vermgen,

    .sie ima

    ?;inativ an den Ort zu bewegen, den der Andere gerade etnnrmmt, :wie wenn ich dort anstelle des fremden Leibkrpers stnde" (Hua I, !48) und "als ob ich von hier dorthin leiblich versetzt wre und dort leiblich walten wurde" (Hua XV, 642). leb kann mir ohne weiteres vorstellen, nicht als Autor eines philosophischen Fachartikels zu funo-ieren sondern wie Didier Cuche die Streif im Renntempo herunter " ,

    H Bcrnct weist in seinem instruktiven Beitrag dezidiert darauf hin, dass die Phantasie keinen Setzuno-scharakter besitzt und somit nicht auf die originre Wahrnehmung angewiesen ist "Die fiktive Wahrnehmung, die i ,einer reinen., Phanta.sie frei erschaffen wird, kann durch das ,innere Bewusstsem blo ,quast b:z.w. 1m Modus des ,Als ob' (als ob ich wahrnehmen wrde, dass ... ) erlebt werden. J?ic eigentmliche Seinsweise dieses Quasi ergibt sich daraus, dass die im;tginre Wahrnehmung, in der der Phamasierende lebt, in \X?ahrheit keine wirkliche Wahrnehmung eines wirklichen Gegenstandes ist noch berhaupt je war. Die Quasi-Wahrnehmung eines fikriven Objekts muss also als die Modifikarion einer Wahrnch:nung ve.

    rsrand.en

    werden, die es unmodifizicrt noch nie gegeben hat. Es handelt s1ch dabet also 1m Gegensatz zu einer \Viedererinnerung um die freie Produktion einer reroduzi:rten Quasi-Wahrnehmung, d.h. um eine Modifikatin, die d drch

    " s1c ModJfi

    zierre berhaupt erst dadurch entstehen lsst, dass s1e es modJfiZlert. (_2011, 19; Herv. MF) Dem Zusammenhang von Phantasie und Fremderfahrung JSt Depraz (1995, 266f.) nachgegangen.

    GRENZEN DER EiNFHLUNG 195

    zu brettern oder anstelle von Lionel Messi das entscheidende Tor im Champions League-Finale zu erzielen. Husserl stellt sich jedoch die Frage, ob das Phantasieren tatschlich eine intime Form der Einfhlung wre, die ein deckungsgleiches bergleiten zulsst:

    Vollziehe ich ein phantasierendes Als-ob-ich-den-zweiten-Krper-don-als-meinen-Leib-htte, kann ich meinen Leib in diesen andern verwandelt mir phantasieren, als ob ich ihn als Leib htte, diesen in der Tat anderen Krper? Hiesse das nicht, dass ich meinen Krper verlasse und in den zweiten don bergleite? (Hua XV, 250)

    Husserl sieht sich gezwungen, diese berlegungen zurckzuweisen: Was bei der Dingwahrnehmung unter Umstnden noch plausibel erscheinen mag, dass ich nmlich etwas genauso sehen kann, wie es mein Gegenber wahrnimmt, wenn ich seinen Standpunkt einnhme, stt sptestens bei der Selbstwahrnehmung schnell an seine Grenzen. Diesem "Als-ob-ich-dort-wre" (Hua XV, 250) ist neben der Potentialitt, mich leiblich von hier nach dort fortzubewegen, folglich eine Unmglichkeit eingeschrieben, auf die Husserl ebenso aufmerksam macht und wodurch eine wesentliche Differenz zur Einfhlung in den Anderen markiert wird: Ich stehe nicht in der "Mglichkeit des jetzt zugleich Dorrseins" (Hua XV, 251), da mein Leib und der Leib des Anderen nicht zugleich dort sein knnen. Dabei wird nicht nur eine temporale Gleichzeitigkeit ausgeschlossen, sondern auch die Mglichkeit, in derselben Hinsicht denselben Ort einzunehmen: Selbst wenn ich frher oder spter dann doch den Ort des Anderen einnhme, knnte ich mich nie so sehen, wie er mich -von seinem (jetzigen) Dort in meinem (jetzigen) Hier sieht. Die Irreversibilitt der Betrachtungsweise zwingt Husserl, die freien Variationen des Eigenen dahingehend zu deuten, dass sie weder der Andersheit des Anderen habhaft werden noch eine Auenperspektive auf sich selbst erhaschen knnen. Auch hier bleibt der Hiatus bestehen und die Differenzen zwischen mir und dem Anderen knnen nicht verwischt werden. So unterstreicht Husserl nachhaltig die inhrenten Grenzen der Phantasie:

    Aber wie sehr ich sagen kann, ich bin mit einem Mal ein ganz anderer geworden, ich habe einen Bruch meiner Persnlichkeit erfahren, oder wie sehr eine Persnlichkeit sich spalten kann, a!l diese Spaltungen vollziehen sich als die des identischen und durch sie hindurch verharrenden Ichpols. (Hua XV, 254)

  • 196 MATIHIAS FLATSCHER

    All die mglichen Vervielfaltigungen des Ich in der Phantasie bleiben Selbst-Variationen und erlauben es gerade nicht, den Anderen m seiner Andersheir einzuholen. Beinahe resignativ hlt Husserl an dieser fundamemalen Unterscheidung fest:

    Damit habe ich aber nur fingiert, und fingiert, dass ich anderes erlebe als ich wirklich erlebe und anderes bin als ich wirklich bin. [ ... ] Ich kann mich nun auch als mich verndernden in sehr vielfacher Weise vorstellen und mich als anders seiend vorstellen, leiblich und geistig. Aber mich als anders seiend fingieren, das heisst nicht, ein anderes Subjekt, ein zweites Subjekt, einen ,Anderen' mir gegenber fmgieren. Ich bin noch immer, auch in der Fiktion, Ich. (Hua XIII, 289)

    Der in Fremdwahrnehmung gegebene Leib des Anderen ist jedoch "nicht im Als-ob der reinen Phantasie" in seiner Setzung neurralisierbar, er ist "wirkliche Adperzeption" (Hua X:V, 251) und damit leiblich konkret (mit-)wahrgenommen. Der Fremdleib bleibt in Positionalitt bestehen und kann nicht in einer flOttierenden Selbstvariation des phantasierenden Ego aufgelst werden.

    d) Erinnerungsbewusstsein

    Die Parallelisierung von Einfhlung und Erinnerungsbewusstsein erffnet Huserl \Viederum eine Reihe von heuristischen Einsichten, obwohl er eine Gleichsetzung dieser beiden Reproduktionsformen abermals zurckweist.15

    Die explizite Wiedererinnerung ist das Vermgen des Subjekts, sich V ergangenes aktiv zu vergegenwrtigen. Diese Reproduktion weist selbst nicht nur in sich eine retentionale (und protentionale) Struktur auf, sondern bleibt als "Wiedererneuerung des Wahrgenommenen" (Hua X, 165) auf das Bereits-Vernommenhaben einerwenn auch nunmehr vergangeneo - Gegenwart angewiesen. Sie un-

    11 Dass diese Para!lelisierung Husserl ber Jahrzehme beschfdgr hat, belegt folgende spte Notiz aus den 1930er Jahren: "Im Vollzug der Einfhlung selbsr, der eigentlichen Einfhlung, vollzieht sich in mir eine Motivation, in der ich mich - es ist schwierig, sich da korrekt auszudrcken- gleichsam erinnere, nicht meines frher Erfahrenen, GefUhlten, Getanen erinnere, berhaupt mich nicht im gewhnlichen Sinn, also ,meiner' erinnere, sondern mich ,seiner', des Anderen Erfahrenen, Gefhlten, Gnvol!ren ,erinnere' oder mich seiner erinnere in seinem Leben, das aber als mit dem meinen simultan gegenwniges bewussr isr." (Hua XV, 514)

    GRENZEN DER EINFHLUNG 197

    terscheidet sich hierbei sowohl vom Phantasiebewusstsein, das in keinem Abhngigkeitsverhltnis zur originren Wahrnehmung besteht, als auch vom Bildbe-wusstsein, in dem "Wahrnehmungen und Vergegenwnigungen" (Hua XI, 305) in einem intrinsischen Zusammenhang stehen. Wiederholt wird somit in der Wiedererinnerung- wenn auch in modifizierter Form das vormals Gegenwrtige ohne Rckgebundenheit auf ein materialhaft Vorliegendes.

    Die gegenber der originren Wahrnehmung sekundre Erinnerung muss entsprechend auf eine vergangene Wahrnehmung rekurrieren und bleibt so unablssig an die vormals gegenwrtige Wahrnehmung rckverwiesen. Erinnerungen knnen zwar auf der Zeitstrecke an unterschiedlichen Zeitpunkten - letztes Jahr, gestern oder heure Morgen - einsetzen, doch dann mssen diese Gegebenheiten so reproduziert werden, wie sie original gegeben waren, um als Erinnerungen gelten zu knnen.

    Die verangene Gegenwart wird in der Wiedererinnerung vergegenwrtigt.16 Dabei erfhrt das ehemals Gegenwrtige in der Vergegenwrtigung eine grundlegende Modifikation. Zu Recht weist Husserl darauf hin, dass in der Wiedererinnerung nicht etwas differenzlos in die Prsenz berfhrt wird; wre das der Fall, wre der Unterschied zwischen Wahrnehmung und Wiedererinnerung eingeebnet. Vielmehr erlutert Busserl die Wiedererinnerung dahingehend nher, dass sie "gleichsam" oder "quasi" eine Wahrnehmung darstellt, die das Vergegenwrtigte so erscheinen lsst, ",als ob' es wieder gegenwrtig wre" (Hua XI, 304; Herv. MF). Dieser Zusammenhang des Als-ob mit einem Wieder charakterisiert fUr Husserl gerade die Modifikation einer vorhergehenden originren Gegebenheitsweise und streicht die Eigenheit der Wiedererinnerung sowohl gegenber der Wahrnehmung als auch gegenber anderen Vergegenwrtigungsformen, insbesondere gegenber der Phantasie, heraus. Auch wenn das Wiedererinnerte nicht perzeptiv gegeben ist, so ist es in der Reproduktion doch anschaulich vergegenwrtigt, zugleich aber als ein "Wieder-sehen und Schon-gesehen-Haben" (Hua XXIII, 287) des mir einst Gegenwrtigen nher zu spezifizieren. Im Gegensatz zur Phantasie vollzieht sich nmlich in der Erinnerung eine setzende (und nicht neutralisie-

    16 Es ist auffallend, dass Husserl in den Zeitvorlesungen und in den Passiven Synthesen vornehmlich von bewussten Reproduktionen spricht und eine spontan aufrauchende Wiedererinnerung auszuklammern versucht (vgl. Hua X, 37 und Hua XI, 306f.), die das aktivische Moment nicht in den Mittelpunkt rckt.

  • 198 MAlTHLI\$ FLATSCHER

    rende) Vergegemvrtigung, d.h. das Erinnerte wird nicht m einem freien Als-ob der Imagination, sondern - als vormals Wahrgenommenes - als wirklich gesetzt: "Sie (die Erinnerung) ist Bewusstsein nicht nur vom vergangenen Gegenstand, sondern Bewusstsein von so vergangenem, dass ich sagen kann: von wahrgenommen gewesenem, von mir wahrgenommen gewesenem, in meinem vergangenen Hier und Jetzt gegeben gewesenem." (Hua XXIII, 286)17 Erst aufgrund dieses nonvendigen Rckbezugs auf eine ehemals gegenwrtige \'\-'ahrnehmung macht es fr Husserl Sinn, Erinnerungen auf ihre Bewhrung bzw. ihren Wahrheitsgehalt hin abzufragen.18

    Mit anderen Wonen: A!s konstitutiv fr die Wiedererinnerung erweist sich der Bezug, dass das Erinnerte mir als vormals Gegemvrriges gegeben war, das nun ausdrcklich vergegenwrtigt wird, als ob es wieder gegenwrtig wre. Das Reproduzierte erhlt seine Stellung nur durch eine dezidierte Serzung, dass mir das Wiedererinnerte auch v.rirklich (originr) gegeben war und nicht ein freies Phantasieprodukt darstellt. Doch das V ergangene wird iri der Wiedererinnerung nicht einfachhin in die Prsenz berfhrt, sondern fhrt mir den Modifikationen ,als ob' und ,wieder' gerade die Differenz zur gegemvnigen \Xlahrnehmung mir sich. Wirklich Vergangenes wird in der Vergegenwrtigung der Erinnerung nicht als unmittelbar Gegenwrtiges gegeben, sondern es "gibt sich als vergangen" (Hua XXIII, 287) und wird daher in seinem Vergangensein anschaulich wiederholt.

    Worin besteht nun fr Husserl die Nhe zwischen Wiedererinnerung und Einfhlung? Konstitutiv fr die Wiedererinnerung ist nmlich nicht nur die Differenz zwischen vergangenem Jetzt und aktuellem Jetzt, sondern auch der Unterschied zwischen erinnertem Ich und erinnerndem Ich. Husserl macht hier auf unseren Sprachgebrauch aufmerksam, bei dem die den Erinnerungsvollzgen inhrente

    Diese Einsicht streicht auch Latz mit aller Deutlichkeit heraus: "Der Unterschied zwischen Phantasie und Erinnerung kann nicht mehr in der Vergegenwrtigung sdbsr gesucht werden. Beidc Bewutseinsweisen sind Vergegenwnigungen. Zwischen einer Phanrasie und einer Wiedererinnerung gilt es nach Husscrl einen anderen Unterschied in Betracht zu ziehen, nmlich deren umerschiedlichen Setzungscharakter." (2002, 212)

    ; s Lotz weist- die berkgungen Husserls explizierend - auf die Konsequenzen hin, den der setzende Charakter der Wiedererinnerung im Gegensatz zum nichtserzenden Charakter der Phantasie in Hinblick auf den Wahrheitsgehair mit sich fhrt: "Es machr Sinn zu fragen, ob eine Wicdererinnerung, die ich habe, ,wahr' ist, nicht aber, ob die Frau, die ich mir am Strand von Hawaii imaginiere ,wahr' ;,t." (Ebd., 214)

    GRENZEN DER EINFHLUNG 199

    Vervielfltigung des Ich bereits impliziert ist: "Nicht umsonst drckt unsere Sprache die Wiedererinnerung reflexiv aus: ,Ich erinnere mich'. In jeder Erinnerung liegt in gewisser Weise eine Ichverdoppelung beschlossen" (Hua VIII, 93). Im Vollzug der Wiedererinnerung tritt eine Verdoppelung respektive Spaltung des jeweiligen Ich zu Tage: "Ich bin nicht nur und lebe nicht nur, sondern ein zweites Ich und ein zweites ganzes Ichleben wird bewut, spiegelt sich gleichsam in meinem Leben, nmlich vergegenwrtigt sich in meinen gegenwrtigen Erinnerungen." (Hua XI, 309) Diese Spaltung des Bewusstseins in der Reproduktion impliziert eine Pluralisierung, ja SelbstVeranderung des Subjekts, denn erinnertes Ich und erinnerndes Ich sind geschieden und nicht einfachhin einerlei. Hier scheint sich die Mglichkeit zu erffnen, wie Einfhlung oder "Einverstehen" (Hua XIII, 339) - wie Husserl mitunter auch sagt - nachvollziehbar wird. Das Ich hat es bereits in den Erinnerungsvollzgen mit einer Andersheit zu tun.

    Jedoch insistiert Husserl auch hier wiederum auf einer wesentlichen Differenz zur Einfhlung. Whrend ich im Vollzug der Erinnerung mein damaliges Ich und mein jetziges Ich - trotz aller Vernderungen und Unterschiede - zur Deckung bringen muss, um berhaupt von meinem Erlebren respektive meinem Erinnerten sprechen zu knnen, fllt in der Einfhlung gerade die Mglichkeit dieser Art der Kongruenz und der Anspruch auf bereits erlebte Originaritt weg. Die Wiedererinnerung muss sich daher stets in den Gesamtzusammenhang des einen Bewusstseinsstromes einordnen lassen und obliegt der "Last der Selbstkoinzidenz" (Bernet 20 1 1, 35). Diese J emeinigkeit ist charakteristisch fr die Wiedererinnerung: Das Wiedererinnerte rekurriert nicht auf ein beliebiges vergangenes Jetzt, sondern setzt den Bezug zu meiner Vergangenheit voraus. Mein vergangenes Ich muss mit meinem jetzigen irgendwie in Einklang gebracht werden knnen, ansonsten wre es nicht mglich, von Wiedererinnerung zu sprechen. Bei der leicht missverstndlichen Engfhrung mit dem Erinnerungsbewusstsein muss daher zugleich die Diskrepanz betont werden. Husserl weist auf den Unterschied zunchst behutsam hin:

    Genauso wie ich in meiner Vergangenheit [ ... ] dabei bin, so im Seelenleben des Anderen, das ich mir in der Einfhlung vergegenwrtige. Dieses Dabeisein ist nun aber nicht verbunden mit der Forderung der Identifikation wie in der Erinnerung an die Vergangenheit (und jeder Erinnerung): das 'Xfesen der Erinne-

  • 200 MATIHIAS FLATSCHER

    rung, das Wesen des Bewusstseinsstromes fordert Identifikation, fhrt sie notwendig mit sich. (Hua XIII, 319[.)19

    Die Differenz von erinnerndem und erinnertem Ich obliegt der bestndigen Notwendigkeit der Selbstkoinzidenz und diese Deckung erweist sich als konstitutiv fr das Verstndnis von einer mit sich selbst identischen Subjektivitt. Denn die vergangenen Erlebnisse sind nicht von einem alternativen und damit bezugslosen Ich imaginiert, sondern von einem (ehemaligen) Wirklichkeitscharakter und einer Meinigkeir gekennzeichnet. In der unausweichlichen VerAnderung in der Erinnerung ringt das frakturierte Ich stets um eine, nmlich seine Einheit in den verschiedenen Zeiten: "Das jeweilige Ich ist aber kontinuierlich durch alle diese Reproduktionen hindurch identisch, identisch mein Ich" (Hua XI, 309). Gerade in der Einfhlung erweist sich die Kluft zwischen mir und dem Anderen als unberbrckbarer Graben, sodass der Andere auch in der Parallelisierung mit dem Erinnerungsbewusstsein nicht zur kongruenten Deckung gebracht werden kann, sonden nur in seiner Uneinholbarkeit thematisch \vird. Lapidar hlt Husserl fest: "Von dem eingefhlten Strom fhrt kein Kanal in denjenigen Strom, dem das Fhlen selbst zugehrt." (Hua XJII, 1 89) Husserl zeigr daher mir der gewnschten Deutlichkeit die Differenz zwischen Wiedererinnerung und Einfhlung auf. Beide Vergegenwrtigungsformen sind Setzungen, doch in hchst unterschiedlicher Weise. Whrend erstere auf eine ehemalige Gegenwart angewiesen bleibt und mit dieser temporalen Aufgespanntheit in der Selbstveranderung so umzugehen lernen muss, dass der Forderung der Identifikation Rechnung getragen wird, ist letztere in der konkreten Gegenwart mit der Setzung der Leiblichkeit des Anderen konfrontiert, die nicht zu einer Einheit zusammengespannt werden kann, sondern von einer Differenzerfahrung geschlagen bleibt: "Die Vergegenwrtigung ist Setzung, ein Analogon der Erinnerung, aber nicht Erinnerung: es ist keine zeitliche Zurckschiebung da, es ist das analegisehe Vergegenwrtigte als jetzt seiend geserzr." (Hua XIII, 56)20

    ;') "Mein Bewusstsein, ein zu meinem Selbst gehriges, ist originr prsentes Bewusstsein oder es ist originr erinnertes oder envanctes Bewusstsein. Fremdes Bewusstsein ist komprsente Erlebnisgegenwart oder es ist durch komprsente Erinnerung vergegenwrtigte Vergangenheit oder Zukunft" {Hua XIII, 28).

    r, Prgnant bringt Tengdyi diese Differem auf den Punkt: "Worin liegt der gesuchte Unterschied? Husserls Annvon ist klar: [ . . . ] Er besteht darin, da die Erinnerung .Identifikation fordert:', die Einfhlung dagegen nicht. Mir ,Identifikation' ist da-

    GRENZEN DER EINFHLUNG 201

    2. Zwischenresmee

    In den Ausfhrungen zu Husserl wurden bislang seine berlegungen zur Einfhlung als aktives Vermgen behandelt, anhand derer aber sichtbar werden sollte, dass die ,,Einfhlung" respektive das "Einverstehen" bei Husserl niemals zu einer unterschiedslosen "Einsfhlung" (Hua XIV, 527) murierr. Husserl nivelliert daher nichr die Andersheit, sondern betont- gerade in der Herausarbeitung der Differenzen zu anderen Formen der Vergegenwrtigung - die unaufhebbare Mediation, die weder durch unmittelbare Gegenwnigung noch ber den Umweg diverser Reproduktionsweisen direkt zugnglich gemacht werden kann. Im Gegensatz zur Selbstgebung der Dingwahrnehmung wird der Fremdleib ausschlielich in einer "eigentmlichen Mittelbarkeir" (Breyer 20 1 ] , 269) apperzipiert. In den Cartesianischen Meditationen weist Husserl in Bezug auf die Fremdwahrnehmung darauf hin, dass "das vermge jener Analogisierung Apprsentierte nie wirklich zur Prsenz gelangen kann" (Hua I, 1 15) und spricht daher in Hinblick auf das fremde Ego konsequent von einer "bewhrbare[n] Zugnglichkeir des original Unzugnglichen" (Hua I, 1 17). Die Andersheit des Anderen erweist sich gegenber herkmmlichen Aneignungstendenzen als widerstndig. Nicht zur Diskussion gestellt wurden in den vorausgehenden Abschnitten Husserls ,positive Annherung an den Problemkomplex, bei der er - vornehmlich im Sptwerk - fr die Rcknahme des aktiven Moments in der Einfhlung pldiert und sich gezwungen sieht, der leiblichen Fremderfahrung als ein ,,hnlichkeitsbewursein ohne aktives Beziehen" (Hua XI, 406) nachzugehen, die er als "paarende Assoziation" (Hua I, 142), "analogische Apperzeption" (Hua I, 138) bzw. "individualrypische Paarung" (Hua XV, 255) umschreibt und bei der der Leib die tragende Rolle smtlicher berlegungen einnimmt: "Jedenfalls, Leiblichkeit ist Bedingung der Mglichkeit einer Passivitt im Subjekte, durch die sich eine intersubjektive Welt passiv konstituieren und sich aktiv beherrschen lassen kann." (Hua XJV, 73)21

    bei in beiden Fllen die Gleichsetzung des vergegenwrtigten Korrelat-Ich mit dem vergegenwrtigenden Vollzugs-Ich gemeint." (2007, 1 53)

    21 Der vielschichtigen Thematik der Inkarnation der chiasmatischen Verflechtung der Verleiblichung des alter ego und der Verkrperung des eigenen Ich ist De praz (1995, 133) in umfassender Weise nachgegangen.

  • 202 MATTHIA_S FL\TSCHER

    Wie sehr H usserl darum ringt, diese passiven Synrhesisleistungen angemessen zu umschreiben, sticht in den Cartesianischen Meditationen ins Auge: "Der Andere vef'Neist seinem konstituierten Sinne nach auf mich selbst, der Andere ist Spiegelung meiner selbst, und doch nicht eigentlich Spiegelung; Analogon meiner selbst, und doch wieder nicht Analogon im gewhnlichen Sinne." (H ua I, 96) Es stellt sich jedoch die Frage, ob Husserl nicht allzu schnell der Tendenz nachgibt, die Differenzen der Alteritt auf einem allen Subjekten gemeinsamen objektiven Fundament eines universalen Weltbodens zu verhandeln und die Intersubjektivittsthematik vor dem Hintergrund dieser umfassenden Identitt zu errtern. Aus diesem Grund sieht etwa Theunissen "das Thema ,der Andere' vom universalen Thema ,Welt' sowohl geprgt wie auch eingeengt." ( 1 977, ! 03)22 Zugleich soll auf zwei Punkte hingewiesen werden, die von Levinas aufgenommen und einer Kritik unterzogen werden.

    1 . Leitendes Paradigma der Fremderfahrung sind gegenstandskonstitutive berlegungen rund um die Wahrnehmung. Der Andere begegnet dabei nicht nur in seiner sichtbaren Fremdleiblichkeit, sondern stets als relativ Fremdes, dem immer auch eine gewisse Vertrautheit zugeschrieben werden kann. Letztlich ist es vor dem Hintergrund einer Bekanntheit immer identifizierbar und einzuordnen. Das Fremde ist zwar der fremde Mitmensch, die fremde Sprache, die fremde Kultur etc. Das Fremd- und Andersartige erscheint jedoch bereits innerhalb einer gettigten und erfolgreichen Zuschreibung: als fremder Mensch, als fremde Sprache, als fremde Kultur etc. Stets wird dem Vertrauten ein Primat zugebilligt, von dem aus Fremdes erschlossen wird. Ausgehend von diesem bereits Bekannten wird das Fremdartige des Un-

    Zahavi wrdigt die Husserlsche Verschrnkung von transzendentaler Intersubjektivitt und Objektivitt, ohne sie in Hinblick auf die AndersQeir des Anderen zu problematisieren: "Da das spezifisch transzendentale Problem der lntersubjektiuitt gerade darin besteht, ihren Beitrag zur Objektivittskonstitution aufZuklren, kommt ferner zum Ausdruck in Ideen !I!, wo Husserl das Problem der transzendentalen imersubjektivitt explizit mit der Wesensbezogenheit der mir gelrenden objektiven Welt auf die mir geltenden Anderen verknpft (5/150), und in der folgenden Passage aus Fonnale und Transzendentale Logik: ,Versuchen wir nun die ver-viekelte transzendentale Problematik der Intersubjektivitt und damit der Konstitution der kategorialen Form der ,Objektivitt' fr die Welt, die ja die unsere ist, zu enrfaltcn' ( 17/245). " ( 1 996, 1 1)

    GRENZEN DER EINFHLUNG 203

    bekannten vernehmbar. So hlt Husserl fest: "Freilich, alles noch so Fremde, noch so Unverstndliche hat einen Kern von Bekanntheit, ohne den es berhaupt nicht, auch nicht als Fremdes, erfahren werden knnte." (Hua XV, 432)23

    2. Die Andersheit des Anderen wird dabei nur als alter ego und somit stets im Ausgang vom eigenen Ich in den Blick genommen.24 Das heit: das Fremde kommt allein in einem nachtrglichen Akt zur Geltung. Diese Gegenberstellung von ego und alter ego suggeriert eine dyadische Struktur von Singularitten, bei der es nur um das Wie der Zusammenfhrung geht. 25

    3. Levinas und die Strung des Dritten

    In diesem zweiten Teil der Ausfhrungen soll nachgezeichnet werden, warum die Busserlsehen berlegungen zur Einfhlung fr Ernmanud Levinas der Komplexitt der Alteritt nicht gerecht werden. Im Gegensatz zu Husserl pldiert er nicht mehr dafr, den inhrenten Grenzen der Empathie nachzuspren, sondern insistiert darauf, das Konzept Empathie insgesamt zu verabschieden. In seinem ersten Hauptwerk Totaliti et infini formuliert er deutlich seine Vorbehalte gegen Husserls Analysen zur Intersubjektivitt:

    Die Konstitution des Leibes des Anderen in dem Bereich, den Husserl die ,primordiale Sphre' nennt, die transzendentale ,Paarung', die das so konstituierte Objekc mit meinem Leib eingeht

    23 Waldenfels, der Husserls Heimsuchungen vom Fremden in differenzierter Weise nachgeht, versucht dieser allzu harmonisierenden Tendenz Einhalt zu gebieten, um die produkdven Aspekte dieses Denkens zu vvrdigen: "Wenn also die ,Befremdlichkeiten', von denen Husserl spricht [ . . . ], zur Sache selbst gehren, kme es darauf an, sie zu erhalten und zu steigern und nicht zu beheben. Fremderfahrung wre keine Abart der Erfahrung, Erfahrung \Vre Fremderfahrung durch und durch bis hin zum Fremdwerden ihrer selbst." (1995, 68)

    24 .,Ich muss schon Erfahrbares haben, um Andere als Andere zu erfahren" (Hua )('V, 61).

    2 5 Husscrls differenzierten Gang durch die diversen \\7eisen der Vergegenwrtigung konnte ich in dem - gemeinsam mit Virginie Palette - gehaltenen Seminar Husser/s Phnomenologie im Spannungsfeld uon Intersubjektivitiit und ALteritt im Wintersemester 201 1/12 an der Universitt Freiburg entwickeln. Ich mchte ihr und den Studierenden an dieser Stelle herzlich flir die Zusammenarbeit und fr die Diskussionen danken.

  • 204 MA TTHIAS FLA.TSCHER

    - wobei mein Leib selbst von Innen als ein ,leb kann' erfahren ist - die Apperzeption dieses fremden Leibes als des Leibes eines alter ego -, all dies verschleiert, da auf jeder der Stufen, die man fr eine Beschreibung der Konstitution hlt, die Objektkonstitution mit der Beziehung zum Anderen vervvechselt wird obwohl diese Beziehung ebenso ursprnglich ist \Vie die Konstitution, aus der man sie ableiten mchte. (Levinas 2002, 90)26

    Aus dem Zitat geht deutlich hervor, dass die Husserlsche Analyse fr Levinas den Anderen analog zur Objektkonstitution auffasst. Wie zuvor nachgezeichnet, ringt Husserl darum, die verschiedenen Vergeo-enwrticruno-smodi in epistemologischer Hinsicht zu differenzieren. o n .. Ethische respektive politische Belange spielen in den Uberlegungen rund um die Einfhlung keine Rolle. Auf dieses Defizit wird Levinas mit Nachdruck aufmerksam machen und vor diesem Hintergrund die gesamte abendlndische Philosophie aufgrund ihrer einseitigen Orientierung an ontologischen Fragestellungen einer Kritik unterziehen. Sein Verstndnis des Ethischen w-ird sich dabei weder auf einen angemessenen Gebrauch von Klugheitsregeln noch auf die Universalislerbarkeit handlungsrelevanter Maximen oder auf einen normierenden Wertekatalog beziehen. Diese berlegungen setzen fr Levinas zu spt ein, denn der ethische Appell nimmt das Subjekt von jeher in Anspruch und verpflichtet ihn zu einem Antwortenmssen. Von o-rter Wichtio-keit in diesem Zusammenhang ist daher Levinas' " 0 Einwand, dass Busserl ungebrochen am Vorrang des eigenen Ego festhlt und von dort her den Anderen als blo epistemologisches bz\v. ontologisches Problem in den Blick nimmt. Mit der Zurckweisuno- eines primr erkenntnistheoretisch ausgerichteten Zugangs zum 0 . Anderen, der fr Levinas die ,vor-ursprngliche' ethische Verstnckung subjektkonstitutiver Fragestellungen verkennt, wird auch ein radikales Anderswerden des eigenen Selbstverstndnisses einhergehen und umfassende Konsequenzen nach sich ziehen.

    In seinem Spnverk Autrement qu 'Jtre ou au-de/.a de l'essence bezieht sich Levinas explizit auf den Begriff der ,Einfhlung;', der im franzsi-

    :( Levinas, der bei Husserl smdierte und die Cartesianischen A1editationcn ins Franzsische mitberserzte, uert sich zur Intersubjektivittsthematik in einer Rezension der Busserlsehen Ideen Ende der I920er Jahre zunchst wohlwollend (vgL 1929, 263 ff.), bevor er 1940 in seinem Aufsatz "L'ocuvrc d'Edmond Husserl grere Zurckhaltung walten lSS[ (vg!. 1982, 48f_). Mir Totalitt und Unendlichket,

    _das

    1963 auf Franzsisch publiziert wurde, tritt die Abgrenzung von der ldasstschcn Phnomenologie mit aller Deutlichkeit zu Tage.

    GRENZEN DER EINFHLUNG 205

    sehen Original deutsch belassen und somit als terminus technicus Husserls kenntlich gemacht wird. Levinas bringt hierbei eine deutliche Kritik an Husserl an, indem er sich gegen eine erkenntnistheoretische Verkrzung ven.vehrr und zugleich fr eine ethische Akzentverlagerung eintritt:

    Die Verantwortung fr den Anderen [l'autre], fr das, \Vas nicht in mir begonnen hat, Verantwortung in der Unschuld als Geisel - meine Substitution [ma substitution27] unter die Anderen [tl autrui] ist ein Zuviel des Sinns [le trop d'un sens], der es nicht bei der Empirie eines psychologischen Geschehens, einer Einfhlung* oder eines Mitgefhls bewenden lt, die durch iesen Sinn erst ihre Bedeutung haben. (Levinas 1998, 280; Ubers. mod.)

    Hier kndigt sich die zuvor angedeutete Verschiebung zu einer fundamental ethischen Fragestellung an: Levinas untervvandert mit dem Hinweis, dass die Veranwortung ,fr den Anderen' nicht ,in mir begonnen hat, das herkmmliche Verstndnis von Responsabiltt: Gemeinhin wird angenommen, dass ein zurechnungsfhiges SubJekt aus freien Stcken eine Verantwortung fr jemanden oder fr etwas bernimmt. Hierfr kann es, wenn das Unterfangen nicht gelingt, vor einer dritten und gleichsam unabhngigen Instanz zur Rechenschaft gezogen werden.

    Diese ternre Struktur der Verantwortung wird von Levinas einer Revision unterzogen: Das Subjekt entscheidet sich weder aus freien Stcken, dem Anderen ausgesetzt zu werden, noch bernimmt ein bereits mndiges Subjekt diese oder jene Verantwortung; vielmehr ist es gleichsam als Geisel [otage] - Levinas scheut hier nicht vor fr dn herkmmlichen philosophischen Diskurs ungewhnlichen Formuherunaen zurck - dem Anderen unterstellt. Obwohl das Subjekt folglich

    0 nie eingewilligt hat, die Verantwortung zu bernehmen, wird

    ihm die Last der Responsabilitt je schon bertragen worden sein. Der Appell des Anderen ergeht nicht in der Zeit und markiert somt kein innerzeitliches Geschehen. Der Andere entzieht sich einer empirischen Feststellung eines dem Eigenen gegenberliegenden Fremden, das nachtrglich das ego angeht oder in einem zweiten Schritt -gleichsam als Einbruch von Auen - in die Eigensphre eintritt und

    17 ,Substitution' wird hier nicht als Stellvertretung, dass man ersatZ\veise eine Position ansrclle eines Anderen einnehmen kann, sondern wrtlich als .sub-stitucre' im Sinne von ,jemanden umersrellr werden' zu lesen sein.

  • 206 .MATTHIAS FLA TSCHER

    so auf ein etwaiges Mitgefhl oder Nachsehen hoffen knnte. Als ein ,Zuviel des Sinns' sprengt der Andere von vornherein den Auslegungshorizont des Ich, das sich als angegangenes gleichsam immer schon im Anklagefall befindet und sich gentigt sieht zu antworten. Auffallend isr im Zitat auch, dass Levinas nicht vom Bekannten ausgehend vom anderen Menschen, fremden Leib oder alter ego, sondern - jeden V ersuch der Identifizierung zurckweisend - vom Anderen (l'autre) respektive von den Anderen (autrui) spricht. 28

    Mit dieser anderen Bercksichtigung der Alteritt geht auch eine tiefgreifende Revision des Verstndnisses der Subjektivitt einher, die sich dezidiert von einer transzendentalphilosophischen Konzeption absetzt. An diesem Punkt findet sich eine Kritik am phnomenologischen Subjekrverstndnis. Levinas' Auffassung nach bleibt der Struktur der Intentionalitt ein konstitutives Vermgen des Subjekts eingeschrieben. Jede Affektion, die das ego scheinbar in eine Passivitt versetzt, wird in der klassischen Phnomenologie durch die imegrative Kraft und inhrente Teleologie des transzendentalen Bewusstseins als ein ihm Eigenes anverwandelt. Diese schier grenzenlose Aneignungstendenz unterstellt Levinas der Phnomenologie:

    Alle Erfahrung, sei sie noch so passiv, noch so sehr empfangend, wandelt sich sofort i n ,Konstitution des Seins', das sie empfangt, so als wre das Gegebene aus mir selbst gezogen, so als wre der Sinn, den das Gegebene bei sich trgt, von mir verliehen. (1983, 2 1 1 )

    Fr Levinas hingegen ist das Bewusstsein nicht mehr in der Lage, einen Primat fr sich reklamieren zu knnen; durch den Anspruch des Anderen wird es nachhaltig herausgefordert:

    Das Bewutsein hrt auf, die erste Stelle einzunehmen. [ .. . ] Das Bewutsein wird durch das Antlitz in Frage gestellt. [ . .. ] Es [das Antlitz] widersteht dem Bewutsein so sehr, da nicht einmal sein Widerstand sich in Bewutseinsinhalt verwandelt [ . .. ], das Antlitz entwaffnet die Intentionalitt, die es anzielt. Es handelt sich um die Infragestellung des B_ewutseins und nicht um ein Bewutsein der lnfragestellung. (1983, 223)

    Der Anspruch des Anderen kann nicht mehr als ein intentionales Korrelat gefasst werden. Levinas' berlegungen verwehren sich neben

    18 Auf die bereits auf sprachlicher Ebene indizierte Unterscheidung von !'autre und autrui macht Deihorn (2000, 78-81) aufmerksam.

    GRENZEN DER EINFHLUNG 207

    der Problematisierung der Aktivitt eines intentionalen Bewusstseins aber zugleich dagegen, das Verhltnis von Bewusstsein und Gegenstand bzw. aktiv und passiv blo umzukehren. Von einer einfachen Inversion der bereits etablierten Symmetrie von Akt und Gegenstand, aktiv und passiv, Noema und Noesis kann bei Levinas nicht mehr gesprochen werden. Die von ihm ins Treffen geflihrte Infragestellung betrifft nmlich die Struktur der Korrelation insgesamt. Diese radikale Infragestellung geht dem Bewusstsein unweigerlich voraus; sie ist daher weder als eine aktive Leistung eines anderen noch als ein blo passives Erleiden im Sinne einer herkmmlichen innerweltlichen und innerzeitlichen Erfahrung zu verstehen. Das Subjekt kann somit nicht mehr als korrespondierendes Gegenstandsbewusstsein agieren. Es wird sich einzig vom Antworten auf einen je schon ergangenen Anspruch her verstehen mssen, ohne diesem jemals zur Gnze beikommen und ihn in die Korrelation bergen zu knnen.

    Fr Levinas erfahrt sich das Subjekt je schon von alterhren Ansprchen durchfurcht, sodass er in Autrement qu 'itre ou au-de!it de l'essence konsequenterweise von einer "Verstrickung des Anderen im Se/ben" [intrigue de l'Autre dans le Meme] (Levinas 1998, 69) sprechen muss. Mit dieser Wendung wird das Andere nicht nur in seiner subjektkonstitutiven Dimension ernst genommen, da es nicht nachtrglich zu einem bereits vorliegenden Subjekt hinzutritt; vielmehr erfahrt sich das Subjekt stets von unterschiedlich zu gewichtenden und dringlichen Ansprchen durchfurcht, dessen Antworten erst einem sich in diesem Vollzug konstituierenden Subjekt abgerungen werden.

    Bis dato wurde der Anspruch des Anderen unausdrcklich als Einzahl verhandelt. Levinas unterluft diese implizit vorausgesetzte dyadische Struktur jedoch, um die Heterogenitt von Ansprchen im Plural zu betonen. Dieser Anspruch einer Alteritt-im-Plural wird unter dem Titel des Dritten verhandelt.29 Um dieser komplexen Figur nachzukommen, ist es wichtig, zunchst zu skizzieren, was sie nicht

    29 Neben Waldenfels (1995), Bernasconi {1998), Delhom (2000) und Bedorf(2003) geht vor allem Zeillinger der Figur des Dritten in umfassender Weise nach und bietet mit seinem Lektreansarz den ,hermeneutischen' Schlssel fr Autrement qu'etre ou au-de!lt de l'essence, indem er treffend aufzeigt, dass "das gesamte Buch mehr oder weniger auf den bergang zum Dritten hin angelegt ist" (20 10, 239). Lcvinas' Verstndnis von einer ,responsiven' Subjektivitt sowie sein ethischpolitisches Verstndnis der Vernunft ist Zeillingers Auffassung nach "bereits ein Umgang mit der Alteritt im PLurat' (ebd., 245).

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    ist: Sie tauehr nicht als unbeteiligte Beobachterinstanz auf, die nachtrglich die Konstellation zwischen Zv,.reien verndert.30 Der Dritte ist 1.:eder als eine numerische Gre innerhalb einer Triangularion noch als spter hinzukommender Part gefasst. Es lsst sich nach Levinas beim Anderen und Dritten auch nicht von zwei getrennten Ebenen sprechen und dennoch verschmelzen sie nicht zu einem Konglomerat. Der Drirre wird folglich nicht als der abzhlbar Hinzukommende gefasst, der eine Zweierbeziehung blo additiv ervveitert. Vielmehr muss eingesehen werden, dass die Alreritt je schon einen komplex verschrnkten Plural in sich trgt und damit der Anspruch als je schon vervielfl tigter aufbricht. Der Dritte als der ,,Andere-imPlural"31 wird nicht nur die Berechenbarkeit in einer Dringlichkeit allererst ermglichen und zugleich begrenzen, sondern auch die Konstitution des antwortend-verantwortenden Subjekts konturieren.

    Die Herausforderung besteht daher nicht mehr darin, sich in dieses oder jenes Mir-Subjekt einzufhlen, sondern stets schon einer Pluralitt von Ansprchen nachkommen zu mssen, ohne sie identifizieren und sie einer bestimmten Person zuschreiben zu knnen. Die Komplexitt einer Alreritt-im-Plural zeigt sich folglich darin, dass im Anspruch des Anderen zugleich Miransprche anderer Anderer auftreten, die sich nicht vereinheitlichen oder uniformieren lassen; ihnen bleibt eine widerstreitende Mannigfaltigkeit eingeschrieben.32 Die von Levinas indizierte Alteritr-im-Plural lsst sich nicht als ein Gegensatz verstehen, der aufgelst oder auf einer Merabene einer Vershnung berfhrt werden knnte. Levinas skizziert diese komplexe Relationalitt eines ,,Aber-Auch" (mais aussi) folgendermaen: "Der Dritte ist anders als der Nchste, aber auch [mais aussi] ein anderer Nchster [un autre prochain], aber auch [mais aussi] ein Nchster des Anderen [un prochain de lutre] und nicht blo seinesgleichen [non pas simplement son semblable] ." (1998, 343; bers. mod.) Der hier thematisierte \Xliderspruch besteht in einer irreduziblen Asymmetrie,

    () Prominent wird diese berlegung innerhalb des phnomenologischen Diskurses von Sartre bei seiner Errterung des Blicks bzw. des berraschtwerdens m Beobachten durch einen Dritten ins Treffen gefhrt (vgl. 1991, 720ff.). Die sprachlich treffende Wendung ist den Ausfhrungen Zeillingers entnommen, der sich wiederum auf Waldenfds' Diktum einer "Singularitt im Plural" (Wa!denfds 1995) bu.\eht {vgl . Zeillinger 2010, 224, Anm. 1 ) . Pointierr bringt Waldenfels diese Einicht auf den Punkt: "Der Andere begegnet mir immer schon als Dritter." (1 997, 1 1 6)

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    die das gesamte Verhltnis durchzieht und nie zur Ruhe kommen lsst.

    Das Subjekt wird je schon gentigt sein, nicht nur dem (einen) Anderen, sondern zugleich all den anderen Anderen - dem Dritten -zu antvvorten und sich diesen gegenber verantworten zu mssen. Erst aus dem Angang einer Unzahl der Ansprche wird verstndlich, warum das Subjekt sich berhaupt zu entscheiden hat und die Frage nach einer gerechten Antwort aufbrechen kann.

    Levinas hlt in Jenseits des Seins lapidar fest, dass es ohne Strung des Dritten ",kein Problem gegeben htte' [,il n J aurait pas eu de probli:me']" ( 1998, 342; bers. mod.), da in einem dem Anderen restlos Ausgeliefertsein dem Subjekt keine Entscheidungen abverlangt werden knnen. Es wrde in einer vollkommenen Passivitt aufgehen und aus dieser Geiselschaft knnten keinerlei Konsequenzen erfolgen. Erst durch die Herausforderung einer Alteritt-im-Plural wird einsichtig, dass sich das Subjekt als antwortend-verantwortendes erst konstituiert, indem es dem unmglichen Unterfangen nachkommen muss, in Anbetracht mannigfacher Ansprche - die niemals alle und niemals ganz erfllt werden knnen - bestimmte Entscheidungen zu treffen und diese zu verantvmrten. Es wird in den widerstreitenden Ansprchen dringlich, Antwort(en) zu (er-)finden, die auf den Anspruch des Anderen und zugleich auf die Mitansprche des Dritten in gerechter Weise einzugehen haben. Eine Gerechtigkeit freilich, die weder als Berufung auf ein allgemeines Gesetz oder als U mserzung eines vorgefertigten Normenkatalogs verstanden werden kann noch sich in der Art und Weise umsetzen liee, dass allen Ansprchen restlos nachzukommen wre und sie dadurch befriedigt werden knnten.

    Mit anderen Worten: Die Wendung von der Alteritt-im-Plural macht darauf aufmerksam, dass dem unvergleichlichen Anspruch des Anderen das unmgliche und notwendige Unterfangen eingeschrieben ist, zugleich dem Anspruch des Anderen und den Mitansprchen anderer Anderer in der hybriden Weise nachzukommen, Unvergleichliches vergleichen und. damit Gerechtigkeit fr alle ins Werk setzen zu mssen, ohne allen Ansprchen umfassend entsprechen zu knnen. Die widerstreitenden Ansprche verlangen nach einer gerechten Entscheidung, die im Namen des Anderen und all der Anderen - des Dritten - gefllt wird, die aber nie vollkommen gerecht sein wird.

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    Die Subjekrkonstitution, die sich in dieser forcierten Lesart ausschlielich ber den Dritten konfiguriert, markiert bei Levinas zugleich das intrinsische Verhltnis von Ethik und Politik bzw. den Zusammenhang von Gerechtigkeit und Recht. Das Subjekt muss -der Pluralitt von Ansprchen ausgesetzt - seine Entscheidung treffen und damit abwgen, d.h. begrnden und rechtfertigen. Die Vernunft des Subjekts entspringt dieser ethisch-politischen Herausforderung und der Unabwendbarkeit des Sichentscheidenmssens. Indern der Gerechtigkeit nachzukommen versucht wird, muss Gerechtigkeit ins werk gesetzt und Recht gesprochen werden.

    Der Gerechtigkeit bleibt eine Prekaritt eingeschrieben, die sich nicht auf eine vorgegebene allgemeine Gesetzgebung sttzen kann und dennoch auf einer anderen Weise der Universalitt nachzukommen sucht, denn angemessen muss stets allen geantwortet werden. Im Antworten auf den Anspruch des Anderen-im-Plural bricht die Notwendigkeit einer lnstanziierung von Gerechtigkeit als Recht auf, um diese - nicht nur fr einen etwaigeri Einzelfall, sondern fr all die Anderen - ins Werk zu setzen. Die konstitutive, jedoch entzogene Mitte des Rechts respektive des Politischen bildet daher das Ethische bZ\v. die Dringlichkeit nach Gerechtigkeit. Damit kndigt sich bei Levinas auch die notwendige Verknpfu.ng des Ethischen mit politischen respektive juridischen Zusammenhangen-an, ohne dass er diesen explizit - im institutionenpolitischen Sinne - nachgeht. 33

    Mit Levinas kann aufgezeigt werden, dass Fragen der Alreritt nicht als ein epistemologisches Problem der Fremdwahrnehmung verhandelt werden knnen. Die dabei impliziten Vorstellungen einer idenrifizierbaren oder alternativen Fremdheit werden der Komplexitt des Anderen nicht gerecht. Der Andere ist nicht blo vergleichsweise verschieden, sondern Subjektivitt erfahrt sich als je schon von pluralen Ansprchen durchfurcht. Damit wird die herkmmliche Vorstellung des Subjekts als Bezugsmitte alles Seienden und als Ausgangspunkt der Frage nach dem Fremden erschttert.

    31 Dem Zusammenhang bei Levinas zwischen dem Ethischen und dem Politischen ist Liebsch in luzider Weise nachgegangen. Der zunchst irritierenden Bemerkung, dass sich bei Levinas ein "antipoLitisches Moment im PoLitischen" findet, wird dann zugestimmt werden knnen, wenn einsichrig wird, dass "das Politische vor der Versuchung des TotaLitren nur bewahn werden [kann], wenn es die Menschen nicht aumahms&s bzw. restLos erfasst, wenn es vielmehr YOn einer ethischen Verpflichtung angcsichts jedes Anderen eingedenk bleibr, die in keiner politischen Ordnung je aufzuheben sein wird" (Liebsch 2010, l08f.).

    GRENZEN DER EINFHLUNG 2 1 1

    Ein j e schon von Anderen angegangenes Subjekt muss auch die Vorstellung fallen lassen, von einem Anderen im Singular zu sprechen bzw. diesen identifizieren zu knnen. Vielmehr brechen im Anspruch des Anderen eine Unzahl von Mitansprchen aller Anderen auf, die unterschiedlich dringlich und unterschiedlich zu gewichten sind. Die Notwendigkeit, antworten zu mssen, und die inhrente Unmglichkeit, allen Ansprchen restlos nachkommen zu knnen, erffnet Levinas die Mglichkeit, das Politische und Ethische neu zu verorten: Die Pluralisierung der Ansprche verunmglicht es, die Ordnung des Politischen zu schlieen bzw. die ethischen Ansprche einer totalen Politisierung berzufhren. Zugleich bedarf das Ethische einer Konstellation des Politischen, um die Frage nach der Gerechtigkeit singularittssensibel und mit dem .Anspruch auf Universalitt im Sinne eines Anderen-im-Plural ins Werk setzen zu knnen.

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