5. MUT ZUR FREIHEIT -...
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Das Varieté ist für den Mann eine lehrreiche Schule der Aufrichtigkeit, denn es verherrlicht seinen Raubtierinstinkt. Es lässt alle bewunderns-werten animalischen Eigenschaften der Frau hervortreten, ihre Fähigkeit einzufangen, zu verführen, treulos zu sein und Widerstand zu leisten.
aus Filippo Tommaso Marinetti DAS VARIETÉ
5. MUT ZUR FREIHEIT
THEATER & OR
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von Wolfgang Amadeus MozartLibretto von Emanuel Schikaneder
DIE ZAUBERFLÖTE
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*7.10.09 OPERNZELT ca. 3 ½ Std., eine Pause
Aufführungsrechte DIE ZAUBERFLÖTE und Adagio in F-Dur: Neue Mozart-Ausgabe; Bärenreiter, Kassel, vertreten durch Alcor Edition Kassel. Aufführungsrechte DIE SEESCHLACHT aus DER WOHLTÄTIGE DERWISCH und der MARSCH aus DER STEIN DER WEISEN: David Buch.
Uraufführung am 21.9.1791 im Starhembergschen Freyhaus auf der Wieden in Wien
DIE ZAUBERFLÖTEvon Wolfgang Amadeus MozartLibretto von Emanuel Schikaneder
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Besetzung
SarastroWilfried Staber
TaminoEmilio Pons
SprecherSebastian Geyer / Gabriel Urrutia Benet
Erster PriesterAlejandro Armenta / Philipp Stelz
Zweiter PriesterSeung Kwon Yang
Königin der NachtNili Riemer / Hulkar Sabirova
PaminaAnnika Sophie Ritlewski / Silke Schwarz
Erste Dame Hye-Sung Na
Zweite DameAnne-Theresa Albrecht / Angela Brower
Dritte DameCarolyn Frank
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PapagenaAnnika Sophie Ritlewski / Marie Smolka
Erster KnabeTimo Bek / Henrik Nutzenberger-Bravo Robert Remy
Zweiter KnabeBenedikt von Puttkamer / Joshua Weindel
Dritter KnabeLukas Siebert
PapagenoSebastian Geyer / Gabriel Urrutia Benet
MonostatosWinfrid Mikus
Erster geharnischter MannDagang Zhang
Zweiter geharnischter MannMichael Zahn
Opernchor, Extrachor, Statisterie & Philharmonisches Orchester der Stadt Heidelberg
Doppelbesetzungen in alphabetischer Reihenfolge
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Inszenierungsteam
Musikalische LeitungCornelius Meister / Dietger Holm / Joana Mallwitz
RegieTobias Kratzer
Bühne und KostümeRainer Sellmaier
LichtSteff Flächsenhaar
DramaturgieJoscha Schaback
ChorleitungJan Schweiger
Musikalische StudienleitungTimothy Schwarz
Musikalische AssistenzJoana Mallwitz
Musikalische EinstudierungIvo Hentschel / Annemarie Herfurth / Joana Mallwitz / Timothy Schwarz
Regieassistenz, AbendspielleitungElmar Supp
Regieassistenz
Hannah Ehrlichmann
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Bühnenbildassistenz
Bettina Ernst & Melanie Fürst
KostümassistenzSabrina Leichle
SoufflageDelia Tedeschi
Inspizienz & StatisterieUwe Stöckler
RegiehospitanzKati Ruhl
Magischer Berater
Uwe Amann
Technik & Werkstätten
Technischer DirektorIvica Fulir
Technische LeitungUwe Mingo
Technische EinrichtungUdo Weber
Leiter der Abteilung Beleuchtung
Steff Flächsenhaar
Leiter der TonabteilungWolfgang Freymüller
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TonMagali DeschampsAndreas LegnarThomas Mandl
Leitung KostümabteilungViola SchützeMaria Schneider (Stv.)
GewandmeisterinnenDagmar GröverAlexandra Partsch Katharina Six-GerdellKatja Ulrich
Leiterin der Abteilung MaskeKerstin GeigerAnja Dehn (Stv.)
Leiterin der Abteilung RequisiteEsther Hilkert
Leiter MalsaalDietmar Lechner
DekorationswerkstattMarkus Rothmund
Leiter SchlossereiKarl-Heinz Weis
Leiter SchreinereiKlaus Volpp
Die Kostüme und Kulissen wurden in den theatereigenenen Werkstätten angefertigt.
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Malerwerkstätte Hauck Malerarbeiten
HBM GmbH Schreiner
Judith Hehl, atelier september Grafi k
Hestermann Stahl- und Metallbau
Schallschutzwand
Heuser Metallbau GmbH Metallbau
hiller & friends Foyergestaltung
O. Hodzic Trockenbau
Estrich-Hofmann Estricharbeiten
Holoch Gerüstbau
Holz & Stein Pfl asterarbeiten
IB Töniges Bodengutachter
IB Vlasak & Wolff Planer Elektro
Ifa Heidelberg / Rhein-Neckar GmbH
Abbruch
Ahlers & Lambrecht GmbH
Bühnenboden
A. Altenbach Heidelberg Außenanlagen
ap88 Architekten
Arnoldt Fenster
Berufsfeuerwehr Heidelberg
Breer Gebäudedienste Heidelberg
GmbH Gebäudereinigung
Damm Holzbau
Dertinger Bau GmbH Rohbau
DIBEMA Bodenbelag
Essenpreis Haustechnik Heizung
Studiotechnik Franz
Inspizienten- und Rufanlage
Harald Gollwitzer GmbH Spezialtiefbau
Ein herzlicher Dank an alle Firmen und Mitarbeiter, die am Umbau und der Einrichtung des OPERNZELTES und des THEATERKINOS beteiligt waren
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Von Rekowski und Partner
Planer Bauphysik
Volksbank Kurpfalz H + G Bank e. G.
Vermieter
Werner Parkett Parkett
Restle Gerüstbau
Reinhard Bau Rohbau
Rossmanith Fenster
SANA WC Trennwände
Micha Wolf, Thorsten Schäfer
Innenausbau
Schmiedle Fenster
Lichtkombinat Jörg Schuchardt Beleuchtung
TentEvent Zeltbau
Allen Nachbarn
Dank für Verständnis & Geduld
Illing Dimmeranlage
Imtech Deutschland Elektro
Ingenieurgruppe Bauen
Tragwerksplanung
Kadel Sanitär
Kettlitz Metallbauarbeiten
Dipl. Ing. Lothar Körner Statiker
Lang Holzbau GmbH Holzbau
Leibig Lüftung
MAS GmbH Bühnentechnik
Kulissenfahrstuhl
Müller Bau GmbH Rohbau & Abbruch
Dipl.Ing. Hans-Ullrich Paulus
Ingenieurbüro Baustatik
Ritter Maschinenfabrik Bühnentechnik
SEF Ingenieurgesellschaft
Planung Heizung Lüftung Sanitär
Stadtwerke Heidelberg
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ES SIEGTE DIE STÄRKE?Tobias Kratzer
Zum Inhalt
DIE ENTZAUBERTE WELT
Tamino, ein junger Mann, kommt ab von seinem Weg. Orientierungslos gerät er in
Gefahr. Aber drei Damen sehen in ihm einen potentiellen Helden (Nr. 1 Introduktion „Zu
Hilfe! Zu Hilfe!“). Papageno, ein anderer junger Mann, beschreibt seinen Broterwerb.
Doch eigentlich sehnt er sich nach Liebe (Nr. 2 Arie „Der Vogelfänger bin ich ja“). Auch
Tamino fl üchtet sich in die Emotion: Was, wenn nicht die Liebe soll ihn retten – und sei
es nur die Liebe zu einem Bild? (Nr. 3 Arie „Dies Bildnis ist bezaubernd schön“).
Eine Fremde klagt ihr Leid. Es ist die sternfl ammende Königin. Der Bösewicht Sarastro
habe ihre Tochter Pamina entführt. Ihr Sinnangebot erscheint Tamino verlockend: rette
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meine Tochter, und Du selbst sollst gerettet sein! (Nr. 4 Arie „O zittre nicht, mein lie-
ber Sohn“). Die drei Damen, Helferinnen der Königin, bereiten die gefährliche Mission
vor: Papageno wird beauftragt Tamino zu begleiten. Zwei Zaubermittel, Zauberfl öte
und Glockenspiel, sollen die beiden beschützen, drei Knaben ihnen den Weg ins Reich
Sarastros weisen (No. 5 Terzett „Hm hm hm“).
IM REICH SARASTROS
Monostatos, ein Mohr im Dienste Sarastros, bedrängt Pamina. Papageno jagt ihn in
die Flucht (No. 6 Terzett „Du feines Täubchen“). Papageno befreit Pamina. In ihrer
Vorstellung von der Liebe wissen die beiden sich einig (No. 7 Duett „Bei Männern“).
Mit Hilfe der drei Knaben durchstreift auch Tamino das Reich Sarastros (Nr. 8 Finale
„Zum Ziele führt dich diese Bahn“). Er begegnet einem Sprecher Sarastros, der des-
sen Wohltaten preist. Tamino gerät ins Zweifeln: Was, wenn seine Rettung nicht bei
der Königin, sondern bei Sarastro läge? Zum ersten Mal erprobt er die Zauberkraft
der Flöte.
Währenddessen sind Papageno und Pamina auf der Flucht. Zwar können sie ihre Ver-
folger mit Hilfe des Glockenspiels abwehren, aber das plötzliche Auftreten Sarastros
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unterbricht ihr Fortkommen. Monostatos führt Sarastro den Eindringling Tamino vor.
Sarastro spricht Recht: Monostatos erhält Schläge zur Bestrafung, Tamino und Papa-
geno eine zweite Chance. Sie sollen sich mehreren Prüfungen unterwerfen. Sarastros
Untergebene lassen ihn hochleben.
PAUSE Sarastro hält Hof (Nr. 9 Marsch). In einer kollektiven Zeremonie werden Tamino und
Papageno auf die kommenden Prüfungen eingeschworen (Nr. 10 Arie mit Chor
„O Isis und Osiris“). Zwei Untergebene Sarastros warnen die beiden davor, auf Frauen
zu hören. Stattdessen sei Schweigen das erste Gebot (Nr. 11 Duett „Bewahret euch
vor Weibertücken“). Die drei Damen dringen ins Reich Sarastros ein. Sie versuchen
die Abtrünnigen Tamino und Papageno wieder für ihre Zwecke zu gewinnen, scheitern
dabei aber kläglich (Nr. 12 Quintett „Wie wie wie“).
Der Mohr Monostatos beklagt sein Schicksal (Nr. 13 Arie „Alles fühlt der Liebe Freu-
den“).
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Auch die sternfl ammende Königin ist ins Reich Sarastros eingedrungen. Sie befi ehlt ih-
rer Tochter Sarastro zu töten. Andernfalls werde sie Pamina verstoßen (Nr. 14 Arie „Der
Hölle Rache“). Sarastro weist die Königin in ihre Schranken. Ihrem blindwütigen Hass
stellt er seine Form der Vergeltung entgegen (Nr. 15 Arie „In diesen heilgen Hallen“).
Währenddessen ringen Tamino und Papageno mit den Schwierigkeiten der ersten
Prüfung. Die drei Knaben bekräftigen das Schweigegebot (Nr. 16 Terzett „Seid uns zum
zweiten Mal willkommen“). Pamina trifft auf die Prüfl inge. Deren Schweigen stürzt
sie in tiefe Verzweifl ung. Sie sieht sich von aller Welt verlassen (Nr. 17 Arie „Ach ich
fühl's“).
Sarastros Untergebene beäugen das Verhalten von Tamino und Papageno (Nr. 18 Chor
der Priester „O Isisi, und Osiris“). Sarastro führt Pamina erneut zu Tamino. Er drängt
die beiden zu einem Abschied auf Zeit (Nr. 19 Terzett „Soll ich dich Teurer nicht mehr
sehen“). Während Tamino der letzten Prüfung entgegengeht, schildert Papageno noch
einmal seinen Traum von der wahren Liebe (Nr. 20 „Ein Mädchen oder Weibchen“). Ein
Mädchen verführt ihn mit schönen Worten und Getränken. Sie nennt sich Papagena. Ehe es zum Eheversprechen kommen kann, flieht sie.
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Pamina hängt der Verzweiflung über den unerreichbaren Tamino nach. Den drei Knaben gelingt es, sie vom Selbst-mord abzuhalten (Nr. 21 Finale „Bald prangt, den Morgen zu verkünden“). Zwei Geharnischte eröffnen die letzte Prüfung. Sarastro verkündet Tamino die Bedingungen der Mutprobe: Es gelte jetzt, selbst den Tod nicht zu scheuen – auch nicht den Paminas. Tamino setzt sich und Pamina dem Risiko aus. Er besteht die Prüfung – aber um welchen Preis? Papageno hängt der Verzweiflung über die entflohene Papa-gena nach. Den drei Knaben gelingt es, ihn vom Selbstmord abzuhalten. Papagena erscheint erneut und vollendet ihr Verführungswerk. Mit Hilfe von Monostatos versuchen die Königin und die drei Damen einen letzten Überfall auf das Reich Sarastros. Aber das Donnergrollen der bestandenen Prüfungen vernichtet alle ihre Hoffnungen. Sarastros Untergebene preisen den Sieg des Stärkeren.
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Zur Inszenierung
JEDER WIRD GERETTET!Joscha Schaback
Wir haben fast vergessen, dass die ZAUBERFLÖTE eine Unterhaltungsoper ist – der Gattung der Zauberopern entsprungen, die in Wien am Ende des 18. Jahrhunderts sehr beliebt waren. Wir müssen uns die originale ZAUBERFLÖTE in spektakulärer Deko-ration, mit Flugwerk, echtem Feuer, echtem Wasser und Donnergrollen vorstellen. Eine Oper, bei der der Zauber des Theaters Programm war. Zur Uraufführung spielte Emanuel Schikaneder selbst die Rolle des Papageno: Der Librettist der Oper und schil-lernde Leiter des Uraufführungstheaters als Vogelmensch, der lieber Wein trinkt als zu schweigen und sich vor Liebeskummer aufknüpfen möchte. Was musste das für eine Gaudi im Publikum gewesen sein! Die ZAUBERFLÖTE sollte Geld bringen. Schikaneder
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stand gut da zu Beginn der 1790er Jahre. Fest steht, dass er Mozart Geld leihen konnte, das der leidenschaftliche Glücksspieler zu diesem Zeitpunkt brauchte. Wahrscheinlich haben die beiden gut zusammen gefeiert und auch sonst keine Kost verachtet. Mozart und Schikaneder entwickelten DIE ZAUBERFLÖTE nicht für das höfische The-ater, sondern für ein Haus in der Vorstadt mit einem gemischten Publikum. Die Eröff-nung des OPERNZELTES in Heidelberg Bergheim hat mit diesem Umstand zu tun: Sei-ne Eröffnungsinszenierung nimmt das Zelt als Mitspieler ernst. Das Welttheater, das Tamino und Papageno durchschreiten, reicht von der lichten Zeltkuppel bis hinunter in die Niederungen der Völkerschauen und Freak-Shows hinter den Bretterkulissen. Das Varieté verspricht eine Heimat in der Theaterfamilie. Wehe dem, dessen Stern sinkt. Die ganze Aufklärung steht in der ZAUBERFLÖTE auf dem Prüfstand. Sarastro predigt Tugendhaftigkeit, Liebe und lautere Absichten, vermittelt aber ein chauvinistisches Frauenbild. Er gibt sich menschlich, schreckt aber nicht davor zurück, das Leben der Prüflinge Tamino und Pamina in einer Mutprobe willentlich aufs Spiel zu setzen. Aber welche Weihen sind so hoch, dass man für sie den Tod riskiert? Ist es wahre Magie oder doch nur fauler Zauber, in der sich solche Widersprüche vereinen lassen? Oder anders gefragt: Wieviel vom Impresario Schikaneder steckt auch in seiner Figur Sarastro? „Hereinspaziert: Jeder wird gerettet.“
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FRANZ KAFKA DAS NATURTHEATER VON OKLAHOMA
AUS DEM ROMAN „AMERIKA“
Karl sah an einer Straßenecke ein Plakat mit folgender Aufschrift: „Auf dem Renn-
platz in Clayton wird heute von sechs Uhr früh bis Mitternacht Personal für das
Theater in Oklahoma aufgenommen! Das große Theater von Oklahoma ruft euch! Es
ruft nur heute, nur einmal! Wer jetzt die Gelegenheit versäumt, versäumt sie für im-
mer! Wer an seine Zukunft denkt, gehört zu uns! Jeder ist willkommen! Wer Künstler
werden will, melde sich! Wir sind das Theater, das jeden brauchen kann, jeden an
seinem Ort! Wer sich für uns entschieden hat, den beglückwünschen wir gleich hier!
Aber beeilt euch, damit ihr bis Mitternacht vorgelassen werdet! Um zwölf Uhr wird
alles geschlossen und nicht mehr geöffnet! Verfl ucht sei, wer uns nicht glaubt! Auf
nach Clayton!“
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Es standen zwar viele Leute vor dem Plakat, aber es schien nicht viel Beifall zu finden. Es gab so viele Plakate, Plakaten glaubte niemand mehr. Und dieses Plakat war noch unwahrscheinlicher, als Plakate sonst zu sein pflegen. Vor allem aber hatte es einen großen Fehler, es stand kein Wörtchen von der Bezahlung darin. Wäre sie auch nur ein wenig erwähnenswert gewesen, das Plakat hätte sie gewiss genannt; es hätte das Verlockendste nicht vergessen. Künstler werden wollte niemand, wohl aber wollte jeder für seine Arbeit bezahlt werden.Für Karl stand aber doch in dem Plakat eine große Verlockung. „Jeder war willkom-men“, hieß es. Jeder, also auch Karl. Alles, was er bisher getan hatte, war vergessen, niemand wollte ihm daraus einen Vorwurf machen. Er durfte sich zu einer Arbeit melden, die keine Schande war, zu der man vielmehr öffentlich einladen konnte! Und ebenso öffentlich wurde das Versprechen gegeben, dass man auch ihn annehmen würde. Er verlangte nichts Besseres, er wollte endlich den Anfang einer anständigen Laufbahn finden, und hier zeigte er sich vielleicht. Mochte alles Großsprecherische, das auf dem Plakate stand, eine Lüge sein, mochte das große Theater von Oklahoma ein kleiner Wanderzirkus sein, es wollte Leute aufnehmen, das war genügend. Karl las das Plakat nicht zum zweiten Male, suchte aber noch einmal den Satz: „Jeder ist willkommen“ hervor.
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Als er in Clayton ausstieg, hörte er gleich den Lärm vieler Trompeten. Es war ein wirrer Lärm, die Trompeten waren nicht gegeneinander abgestimmt, es wurde rück-sichtslos geblasen. Aber das störte Karl nicht, es bestätigte ihm vielmehr, dass das Theater von Oklahoma ein großes Unternehmen war. Aber als er aus dem Stationsge-bäude trat und die ganze Anlage vor sich überblickte, sah er, dass alles noch größer war, als er nur irgendwie hatte denken können, und er begriff nicht, wie ein Unterneh-men nur zu dem Zweck, um Personal zu erhalten, derartige Aufwendungen machten konnte. Vor dem Eingang zum Rennplatz war ein langes, niedriges Podium aufgebaut, auf dem Hunderte von Frauen, als Engel gekleidet, in weißen Tüchern mit großen Flügeln am Rücken, auf langen, goldglänzenden Trompeten bliesen. Sie waren aber nicht unmittelbar auf dem Podium, sondern jede stand auf einem Postament, das aber nicht zu sehen war, denn die langen wehenden Tücher der Engelkleidung hüllten es vollständig ein. Da nun die Postamente sehr hoch, wohl bis zwei Meter hoch waren, sahen die Gestalten der Frauen riesenhaft aus, nur ihre kleinen Köpfe störten ein wenig den Eindruck der Größe, auch ihr gelöstes Haar hing zu kurz und fast lächerlich zwischen den großen Flügeln und an den Seiten hinab ... Und nun bliesen alle diese Frauen.
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Den Zuschauer der Heidelberger ZAUBERFLÖTEN-Neuinszenierung erwarten meh-rere kleinere Musikteile, die nicht dem üblichen musikalischen Material der ZAUBER-FLÖTE entsprechen. Zum einen haben wir die Schlusskadenz der Drei Damen aus der Introduktion, die in den allermeisten Notenausgaben gestrichen ist, wieder ergänzt. Die Sequenz gibt den königlichen Grazien einen fulminanten Abgang, der bravourös ihre Bindung an die Königin der Nacht zum Ausdruck bringt. Zum anderen evozieren drei kleine Intermezzi, das musikalische Umfeld der ZAUBER-FLÖTE und betonen den deutlichen Nummerncharakter des zweiten Aktes. Dies sind das Orchesterstück DIE SEESCHLACHT aus dem Singspiel DER WOHLTÄTIGE DER-
DER STEIN DES DERWISCHSJoscha Schaback
Zur Musik
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WISCH, ein Marsch aus dem Singspiel DER STEIN DER WEISEN sowie Mozarts Adagio in F-Dur, das zu seinen Freimaurermusiken gehört. Stammen die Schluss-Sequenz der drei Damen sowie das Adagio von Mozart selbst, sind die beiden anderen Stücke nicht von seiner Hand, sondern von einem Komponisten- und Librettistenkollektiv um Emanuel Schikaneder. Herausgegeben hat die Noten der beiden Märchenopern der amerikanische Musikwissenschaftler David Buch, der über die Vorläufer der ZAUBER-FLÖTE mehrere Artikel verfasst hat. Im Mozart-Jahrbuch 2000 schreibt er:
Zwölf Monate vor der ZAUBERFLÖTE produzierten dieselben Persönlichkeiten, die an der ZAUBERFLÖTE beteiligt waren, das Singspiel DER STEIN DER WEISEN ODER DIE ZAUBERINSEL am Theater auf der Wieden. Emanuel Schikaneder legte seinem Li-bretto zum STEIN DER WEISEN die gleiche Märchensammlung von Christoph Martin Wieland zugrunde wie bei der ZAUBERFLÖTE, nämlich DSCHINNISTAN ODER AUS-ERLESENE FEEN- UND GEISTERMÄRCHEN. Die meisten Sänger bekamen ähnliche Rollen. Derselbe Kapellmeister, Johann Baptist Henneberg, dirigierte das Orchester vom Tasteninstrument aus. Das frühere Singspiel DER STEIN DER WEISEN scheint sowohl für Schikaneders Libretto als auch für Mozarts Partitur der ZAUBERFLÖTE Modell gestanden zu haben. Die vielen textlichen wie musikalischen Parallen der
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beiden Werke (und dem Singspiel DER WOHLTÄTIGE DERWISCH, von Schikaneder An-fang des Jahres 1791 herausgebracht) bilden in dieser Serie eine enge Verknüpfung.
David Buch kommt zu dem Schluss, dass es ein „Mythos“ der Sekundärliteratur sei, DIE ZAUBERFLÖTE als ein „einzigartiges“ Singspiel anzusehen, sondern dass es in einer engen Bindung an den Stil der Wiener Märchenoper geschrieben worden sei. Er schreibt damit gegen die unverwüstliche Annahme an, die ZAUBERFLÖTE sei deshalb so gut gelungen, weil sie eben von Mozart stamme. Die besondere Qualität des Werkes liege vielmehr darin, dass sich Mozart den am Wiednerschen Theater vorgefundenen theatralischen Stil kongenial angeeignet hätte.
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Cornelius Meister, geboren 1980 in Hannover, ist seit 2005 Generalmusikdirektor der
Stadt Heidelberg. 2009/2010 dirigiert er hier außer der ZAUBERFLÖTE Vorstellungen
von RIGOLETTO und SALOME sowie zahlreiche Konzerte. Außerdem debütiert er u. a.
in San Francisco mit der ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL, an der Deutschen Oper
Berlin mit LE NOZZE DI FIGARO, beim City of Birmingham Symphony Orchestra und
beim Deutschen Symphonie Orchester Berlin. Zusätzlich zu seinen Heidelberger
Aufgaben wird er ab 2010/2011 Chefdirigent und Künstlerischer Leiter des Radio-
Symphonieorchesters Wien.
MUSIKALISCHE LEITUNGCORNELIUS MEISTER
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MUSIKALISCHE LEITUNGDIETGER HOLM
Dietger Holm studierte Violine und Dirigieren in Hamburg. Bereits während seines Studiums dirigierte er zahlreiche Opernproduktionen im Jungen Forum Musiktheater Hamburg. Sein erstes Engagement führte ihn als Kapellmeister ans Staatstheater Schwerin. Seit 2007 ist er als 1. Kapellmeister und stellvertretender Generalmusikdi-rektor beim Theater und Philharmonischen Orchester. Er übernimmt u. a. die Musika-lische Leitung von AI EN, des 1. PHILHARMONISCHEN KONZERTES und des zweiten BACHCHOR-KONZERTES.
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Die Dirigentin Joana Mallwitz studierte Klavier und Dirigieren in Hannover. Seit 2006 arbeitet sie als Dirigentin und Korrepetitorin in Heidelberg, seit 2007 als 2. Kapellmei-sterin und Assistentin des Generalmusikdirektors. Für ihre besonderen musikalischen Leistungen wurde sie 2009 mit dem Praetorius-Förderpreis des Landes Niedersach-sen ausgezeichnet. In dieser Spielzeit wird sie DIE ZAUBERFLÖTE FÜR KINDER einstudieren sowie DIE ZAUBERFLÖTE, RIGOLETTO und das 4. FAMILIENKONZERT dirigieren.
MUSIKALISCHE LEITUNGJOANA MALLWITZ
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Tobias Kratzer studierte Regie an der Bayerischen Theaterakademie August Everding. Zusammen mit dem Ausstatter Rainer Sellmaier gewann er 2008 den internationalen Regiewettbewerb Ring Award in Graz sowie alle im Rahmen des Wettbewerbs verge-benen Sonderpreise. Er inszenierte u. a. Benjamin Brittens EIN SOMMERNACHTS-TRAUM am Deutschen Nationaltheater Weimar und COSÌ FAN TUTTE mit dem Opernstudio der Bayerischen Staatsoper im Münchner Cuvilliés-Theater. Nächste Engagements führen ihn u. a. an die Oper Leipzig mit Händels ADMETO. In Graz wird er Bellinis LA SONNAMBULA inszenieren und mit Grillparzers WEH DEM, DER LÜGT auch als Schauspielregisseur debütieren..
REGIETOBIAS KRATZER
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Rainer Sellmaier studierte Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft in München sowie Bühnen- und Kostümbild am Mozarteum Salzburg. Er arbeitete als freier Aus-statter u. a. am Salzburger Landestheater und an der Bayerischen Theaterakademie August Everding. 2006-2009 war er Ausstattungsleiter am Theater Regensburg. Dort schuf er Bühnen- und Kostümbilder u. a. für ANTIGONE unter der Regie von Christian von Treskow und ENDSPIEL unter der Regie von Frank Asmus. Seit 2001 arbeitet er regelmäßig mit Tobias Kratzer zusammen.
BÜHNE & KOSTÜMERAINER SELLMAIER
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KÖNIGIN DER NACHTNILI RIEMER
Nili Riemer studierte Gesang in New England und New York. Sie ist Preisträgerin des Metropolitan Opera National Council und des Altamura/Caruso International Vocal Wettbewerbs 2006. Sie sang an zahlreichen Opernhäusern der Vereinigten Staaten u. a. Königin der Nacht in der ZAUBERFLÖTE, Olympia in HOFFMANNS ERZÄH-LUNGEN, Blonde in der ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL und Rosina in der BARBIER VON SEVILLA. In der Spielzeit 09/10 debütiert sie in Heidelberg als Königin der Nacht in der ZAUBERFLÖTE und wird Regimentstochter in San Antonio sowie Lucia in Cleve-land singen
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Hulkar Sabirova studierte an der Hochschule für Musik in Mannheim Gesang. Sie
war Stipentiatin des Deutschen Akademischen Austausch Dienstes, der Müller-
Stiftung, des Lions Club und des Richard Wagner Verbands. Sie gewann zahlreiche
Preise, darunter den Sonderpreis beim Anneliese Rothenberger-Gesangswettbewerb.
Direkt nach dem Studium engagierte die Deutsche Oper Berlin die junge Koloratur-
Sopranistin in ihr Ensemble. Im September 2009 debütierte sie dort mit der Partie der
Königin der Nacht.
KÖNIGIN DER NACHTHULKAR SABIROVA
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PAPAGENA / PAMINAANNIKA SOPHIE RITLEWSKI
Annika Sophie Ritlewski sudierte Gesang an der Berliner Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ und gewann 2001 den Bundeswettbewerb von Jugend Musiziert. Sie debütierte bei den HEIDELBERGER SCHLOSSFESTSPIELEN 2009 als Vetturia im LIEBESTRANK. In dieser Spielzeit leiht sie ihre lyrische Stimme u. a. Gianisbe in Porsiles SPARTAKUS und Pamina in DIE ZAUBERFLÖTE / DIE ZAUBERFLÖTE FÜR KINDER. Außerdem wird Annika Sophie Ritlewski ein Konzert mit ausgewählten Barockarien beim WINTER IN SCHWETZINGEN geben.
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Silke Schwarz studierte Gesang an der Hochschule für Musik in Freiburg. Die Sopra-nistin ist u. a. Preisträgerin des 53. ARD-Wettbewerbs. Sowohl beim Paula-Salomon-Lindberg-Wettbewerb als auch beim Würzburger Mozartfestwettbewerb 2002 errang sie den ersten Platz. Mehrfach wurde Silke Schwarz für die Auszeichnung „Nach-wuchssängerin des Jahres“ nominiert. Seit 05 / 06 ist sie Ensemblemitglied am Heidel-berger Theater. Unser Publikum kann die junge Sängerin als Kaiserin von China in AI-EN, als Gilda in RIGOLETTO und als Pamina in der ZAUBERFLÖTE erleben.
PAMINASILKE SCHWARZ
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Hye-Sung Na studierte Gesang an der Yonsei-Universität bei Prof. Kim und in Köln bei Prof. Monica Pick-Hieronimi. 2006 war sie Preisträgerin des Bergheimer Sängerpreises und Mitglied des Opernelitestudios Theater Lübeck. 2003 sang sie als Solo-Sopran in Brittens THE WAR-REQUIEM an der Hochschule für Musik in Köln unter der Leitung von Marcus Creed. Bereits 2007 war sie als MADAME BUTTERFLY in Heidelberg zu Gast. In dieser Spielzeit wird sie u. a. Gilda in RIGOLETTO und Sakurako / Ryorei in AI-EN verkörpern.
ERSTE DAMEHYE-SUNG NA
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Anne-Theresa Albrecht studierte bei Ks. Prof. Julia Varady und bei Prof. Renate Faltin und gewann u. a. den XV. Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerb, Zwickau. Gastengagements führten sie u. a. an die Deutsche Oper Berlin, an das Staatstheater Cottbus und an das Theater Koblenz, zum Concertgebouw Amsterdam, an die Philhar-monie Berlin und zum Berliner Konzerthaus. Am Nationaltheater Mannheim singt sie u. a. Dorabella in COSÌ FAN TUTTE, Hänsel in HÄNSEL UND GRETEL sowie Orlofsky in DIE FLEDERMAUS. In Heidelberg singt sie die zweite Dame in der ZAUBERFLÖTE.
ZWEITE DAMEANNE-THERESA ALBRECHT
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Angela Brower studierte Gesang an der Arizona State University und der Indiana University. Seit 2008 sang sie als Mitglied des Opernstudios der Bayerischen Staatso-per u. a. Käthchen in WERTHER, Sandmännchen in HÄNSEL UND GRETEL, Annina in LA TRAVIATA und zuletzt Kate Pinkerton in MADAME BUTTERFLY, Orsini in LUCREZIA BORGIA mit Edita Gruberova und Dorabella in COSÍ FAN TUTTE, Cuvilliés-Theater 2009. In Heidelberg singt sie die zweite Dame in der ZAUBERFLÖTE.
ZWEITE DAMEANGELA BROWER
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Carolyn Frank wurde in Georgia/USA geboren. Nachdem sie am Converse College in South Carolina ihr Diplom „Bachelor of Music“ mit Auszeichnung erworben hatte, setzte sie ihre Studien am Curtis Institute of Music in Philadelphia fort. Seit 1986 ist die Mezzossopranistin Solistin am Heidelberger Theater. In dieser Spielzeit über-nimmt sie u. a. die Partie der Herodias aus Strauss‘ SALOME und die Partie der Frau Noah aus Brittens NOAHS FLUT.
DRITTE DAMECAROLYN FRANK
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PAPAGENAMARIE SMOLKA
Marie Smolka studierte bei Prof. Hedwig Fassbender, Klesie Kelly–Moog, Ingeborg Danz, ist Stipendiatin der Studienstiftung des dt. Volkes und Preisträgerin des Len-zewski Wettbewerbes. Sie sang u. a. Taumännchen aus HÄNSEL UND GRETEL in Wiesbaden, Damigella in L'INCORONATIONE DI POPPEA und Euridice in Monteverdis L'ORFEO in Frankfurt. In der Spielzeit 2009/2010 ist sie u. a. als Ida in DIE FLEDER-MAUS am Staatstheater Darmstadt zu sehen. Am Theater Heidelberg verkörpert sie Papagena in DIE ZAUBERFLÖTE und in DIE ZAUBERFLÖTE FÜR KINDER.
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Timo Bek, Henrik Nutzenberger, Robert Remy (Sopran),
Benedikt von Puttkamer, Joshua Weindel (Mezzosopran), Leon Raiser und Lukas
Siebert (Alt) sind zwischen zehn und dreizehn Jahren alt und gehören dem Mädchen-
und Knabenchor „Cantus Juvenum Karlsruhe“ an. Cantus Juvenum widmet sich der
Gesangsausbildung von Jungen und Mädchen ab dem Grundschulalter. Zusätzlich
erhalten alle Kinder Stimmbildung. Die Drei Knaben der ZAUBERFLÖTE sind also
eigentlich sieben, die sich abwechseln werden. Die Künstlerische Gesamtleitung des
Chores hat Hans-Jörg Kalmbach, der bereits die Aurelius Sängerknaben Calw zu
internationalem Erfolg führte.
DREI KNABENTIMO BEK, HENRIK NUTZENBERGER-BRAVO,
ROBERT REMY, BENEDIKT VON PUTTKAMER,
JOSHUA WEINDEL, LEON RAISER
& LUKAS SIEBERT
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Wilfried Staber sudierte Gesang an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Graz und an der Hochschule für Musik und Theater in München. Von 2004 bis 2007 war Wilfried Staber bereits Mitglied des Heidelberger Opernensembles, ging danach als Ensemblemitglied an die Oper Köln und kehrt in dieser Spielzeit wieder in unser Ensemble zurück. Zu hören ist der Bass u. a. als Sarastro in DIE ZAUBERFLÖTE und als Sparafucile in RIGOLETTO.
SARASTROWILFRIED STABER
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TAMINOEMILIO PONS
Der mexikanische Tenor Emilio Pons studierte zunächst Klavier und Jura, anschlie-ßend Gesang am Conservatory of Music in Mexico. Er ist Preisträger des Irma Cooper Palm Beach, des Pavel Lisitsian und des Belvedere-Wettbewerbs. Seit der Spielzeit 07/08 gehört er fest zum Heidelberger Opernensemble. In dieser Saison ist er u. a. als Tamino in der ZAUBERFLÖTE und als Naraboth in Strauss‘ SALOME zu erleben. Außerdem verkörpert er die Titelpartie in Porsiles SPARTAKUS beim WINTER IN SCHWETZINGEN.
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PAPAGENO/SPRECHERSEBASTIAN GEYER
Sebastian Geyer erhielt seine Gesangsausbildung an der Hochschule für Musik in Würzburg, anschießend an der Opernschule in Mannheim und der Universität Mainz. Er ist Preisträger mehrerer Wettbewerbe, u. a. des Mozart-Fest-Gesangswettbewerbs in Würzburg und des Internationalen Gesangswettbewerbs in Rheinsberg. Seit 06/07 ist er festes Ensemblemitglied und wird u. a. als Papageno in der ZAUBERFLÖTE, als Trasone in Porsiles SPARTAKUS und als Noah in Brittens NOAHS FLUT zu erleben sein.
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PAPAGENO/SPRECHERGABRIEL URRUTIA BENET
Gabriel Urrutia Benet wurde 1976 in Valencia, Spanien, geboren. Nach einem Gitar-ren-, Klavier- und Kompositionsstudium am Conservatorio Elemental de Musica de Valencia begann er sein Gesangsstudium, das er nach dem Beginn in seiner Hei-matstadt 2004 an der Berliner Universität der Künste abschloss. In dieser Spielzeit ist er u. a. als Papageno in der ZAUBERFLÖTE, als Jochanaan in SALOME und in der Titelpartie von Verdis RIGOLETTO zu sehen.
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ERSTER PRIESTERALEJANDRO ARMENTA
Der Bassbariton Alejandro Armenta wurde in Mexiko City geboren. Er absolvierte sein Studium für Opern- und Konzertgesang an der Hochschule für Musik und Theater in München bei Sylvia Greenberg und setzt es bei Francisco Araiza an der Musikhoch-schule in Stuttgart fort. Sein Heidelberg-Debüt gab er vergangene Spielzeit in der Rolle des Minotauros in Hans Werner Henzes PHAEDRA. In dieser Spielzeit singt er u. a. Sarastro in DIE ZAUBERFLÖTE FÜR KINDER und Mouken in AI-EN.
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ERSTER PRIESTERPHILIPP STELZ
Philipp Stelz stammt aus Osnabrück. Bervor er sich dem Gesang zuwandte, studierte er Horn in Hannover. Er besuchte Meisterkurse bei Peter Anton Ling und Kurt Widmer. Von 1996 bis 2002 war er Mitglied des Jungen Vokalensembles Hannover. Er wirkt u. a. regelmäßig bei den Festwochen Herrenhausen mit. Seit 04/05 singt er im Heidelber-ger Opernchor.
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ZWEITER PRIESTERSEUNG-KWON YANG
Seung-Kwon Yang studierte von 1991-98 an der Seoul National Universität mit Haupt-fach Gesang. Seine Studien ergänzte er von 2000-01 in Parma an der Accademia di Musica. Praktische Erfahrungen sammelte er u. a. als Goro in MADAMA BUTTERFLY im Piccolo Teatro di Milano und als Alfredo in LA TRAVIATA. Vor seinem Engagement in Heidelberg war er als Chorsänger am Teatro alla Scala in Mailand engagiert.
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Der Tenor Winfrid Mikus wurde in Paderborn geboren. Ab 1991 ist er als Spieltenor, ab 2002 als Charaktertenor und jugendlicher Heldentenor in Heidelberg engagiert. Sein Repertoire umfasste allein in der vergangenen Spielzeit die anspruchsvollen Titelpar-tien von Mozarts TITUS und Leoncavallos BAJAZZO. In dieser Spielzeit singt Winfrid Mikus u. a. Duca in RIGOLETTO, Herodes in SALOME und die Hauptfigur Ono Kiyoto aus Minoru Mikis AI-EN.
MONOSTATOSWINFRID MIKUS
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Dagang Zhang geboren in Jilin, China, absolvierte sein Gesangsstudium an der Uni-versität Mozarteum Salzburg Österreich bei Prof. Ingrid Janser-Mayr und bekam dort sein Bachelor Diplom. Nach dem Abschluss seines Studiums studierte er in der Lied-klasse bei Prof. Wolfgang Holzmair und bei Prof. Heiner Hopfner. Seit dieser Spielzeit ist er festes Mitglied des Heidelberger Opernchores.
ERSTER GEHARNISCHTERDAGANG ZHANG
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ZWEITER GEHARNISCHTERMICHAEL ZAHN
Michael Zahn erhielt seine Ausbildung in Mainz, bekam 1992 den 2. Preis im Gesangs-wettbewerb Darmstadt und 1993 den 1. Preis im Bayreuth-Wettbewerb. Von 1997-2000 sang er im Opernchor des Staatstheaters Mainz. Engagements führten ihn u. a. nach Mannheim, Hamburg, Liverpool, Dijon, Nancy und Paris. Michael Zahn ist Mitglied des Heidelberger Opernchores.
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Essay
HANS WURST UND HOHE WEIHEJOSCHA SCHABACK ÜBER DIE „BRÜCHE“ IN DER „ZAUBERFLÖTE“
„Ich habe die ZAUBERFLÖTE mit dem seeligen Mozarts bestens durchdacht“,
schreibt der Librettist Emanuel Schikaneder in der Vorrede zu seinem Singspiel DER
SPIEGEL VON ARKADIEN über die gemeinsame Arbeit an der „Großen Oper in zwei
Aufzügen“. Das Theatertier Schikaneder kannte das volkstümliche wie das bürger-
liche Theater, die körperlichen Theaterformen der Hanswurstiade wie das litera-
rische Sprechtheater und ihre Autoren. 1773 war er Schauspieler der Wandertruppe
„Mosersche Schauspielgesellschaft“ gewesen und hatte für sie auch inszeniert.
Später spielte er am Kärntnertorheater und am damaligen Burgtheater.
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Am 12. Juli 1789 konnte Schikaneder sein erstes eigenes Theater eröffnen: Das
Theater im Starhembergschen Freyhaus auf der Wieden in Wien. Dort wurde am 30.
September 1791 die ZAUBERFLÖTE uraufgeführt.
Mozart brauchte für sein Werk einen Mann, der mit den „niederen“ und „höheren“
Theaterformen vertraut war. Die ZAUBERFLÖTE gehört zu jenen seltenen Werken,
die einer intensiven Zusammenarbeit von Librettist und Komponist entsprungen
sind: Beide Männer – auf der Höhe ihrer Schaffenskraft – entwickelten Stoff, Text
und Dramaturgie im wechselseitigen einvernehmlichen Austausch.
Umso erstaunlicher erscheint es, dass die ZAUBERFLÖTE voller vermeintlicher Un-
gereimtheiten steckt. Die Forschung beschäftigt das Thema der „Brüche“ bis heute.
Bis in die 1970er Jahre hielten sich wilde Spekulationen, wie sie entstanden sein
konnten. Wie etwa ist es zu erklären, dass die Königin der Nacht zuerst als „gute“
sorgende Mutter den Prinzen Tamino ins Reich des „bösen“ Priesters Sarastro
schickt, damit er ihre Tochter Pamina befreit, sich dann Sarastro aber als „gut“
herausstellt, und die Königin im zweiten Finale als nahezu terroristische Rächerin
den Sonnenkreis gewaltsam zu zerstören versucht?
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Die mannigfaltigen Versuche, diesen Umstand zu erklären, haben zum Mythos der
ZAUBERFLÖTE beigetragen. Den „Umschwung“ ins Heilig-Sakrale des zweiten
Aktes hat man Mozart zugewiesen, der in Schikaneders allzu volkstümliches Szena-
rio des ersten Aktes eingegriffen haben soll. (Den ersten Teil umzuarbeiten, wäre zu
spät gewesen.) Man hat außerdem vermutet, dass die Autoren, nachdem der erste
Akt der Oper fertig war, festgestellt hätten, die Oper würde dem Singspiel KASPAR,
DER FAGOTTIST UND DIE ZAUBERZITHER zu sehr ähneln; das Stück, das am 21.
Juni 1791 herauskam, hätte sie zur Veränderung des zweiten Akt gezwungen.
Der „Bruch“ aber ist – schaut man auf die Dramaturgie des Stückes – als Theatercoup
höchstwahrscheinlich genau so gewollt wie er geschrieben wurde. Denn ist es nicht
eine besondere Überraschung, dass sich derjenige, der zuerst unser Missfallen erregt,
sich als anders herausstellt als wir ihn uns vorgestellt haben und diejenige, welche wir
für „liebenswert und gut“ gehalten haben, uns mit abgründigen Facetten ihrer Persön-
lichkeit überrascht?
Brüche gibt es aber auch in den Welten der Königin der Nacht und Sarastros. Die
Königin versucht, ihr eigenes Kind zum Mord zu erpressen. Und auch Sarastros
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Reich birgt seltsame Widersprüche. Die Eingeweihten leben nach den Maximen
von Tugendhaftigkeit, Liebe und lauteren Absichten, haben aber ein chauvini-
stisches Frauenbild. Der Orden gibt sich menschlich, hält aber zugleich Sklaven
und schreckt nicht davor zurück, das Leben der Prüfl inge Tamino und Pamina in
der Feuer- und Wasserprobe willentlich aufs Spiel zu setzen. Welche Weihen sind
so hoch, dass man für sie den Tod riskiert? Und welche Weihen sind so menschlich,
dass nicht jeder sie erhält, auch wenn er die Prüfungen für sie nicht besteht, oder
sich ihnen verweigert, wie es Papageno tut? Und warum reicht Sarastros Mensch-
lichkeit nicht bis zur Königin, Monostatos und den drei Damen, die sich am Schluss
der Oper auch noch „retten“ ließen?
Die ZAUBERFLÖTE ist auch ein Familiendrama: Als der Mann der Königin noch
lebte, war die Welt im Gleichgewicht. Er war der Besitzer des Sonnenkreises; ihr
gehörte der Bereich der Nacht. Ihr Kind Pamina, ein Geschöpf aus Tag und Nacht,
war ein Kind in einer Familie mit harmonischen Kräfteverhältnissen. Indem der
Vater stirbt und den Sonnenkreis an Sarastro abgibt, wird Pamina zur Halbwaisen,
und die Welt ist aus den Fugen wie für ein Kind zwischen zwei geschiedenen Eltern.
Beide Parteien versuchen sie gewaltsam auf ihre Seite zu ziehen und überschreiten
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dabei die Grenzen des Kindes. Sarastro hält sie zunächst gefangen, missbraucht sie
als Versuchsobjekt in der Schweigeprüfung für Tamino, und setzt in der Feuer- und
Wasserprobe ihr Leben aufs Spiel. Die Königin instrumentalisiert sie, den ver-
hassten Gegener zu töten; Tamino löst Pamina aus beiden Bindungen, aus der zur
Mutter wie der zum Nennvater. Obwohl die neue Verbindung im Tempel Sarastros
besiegelt wird, liegt ein utopischer Funke in ihr, denn mit dem neuen Paar ist auch
eine neue Familie gegründet, die die elterlichen Sphären überwinden kann.
Auf einer Symbiose basiert die vermeintliche bruchhafte Dramaturgie der ZAUBER-
FLÖTE. Die Reise der beiden männlichen Helden Tamino und Papageno glückt nur,
weil sie mit zwei Hilfsmitteln aus dem Reich der Königin ausgestattet sind – der
Zauberfl öte, mit der Tamino und Pamina die Feuer- und Wasserprobe bestehen, und
das Glockenspiel, mit dem Papageno seine Papagena bekommt. Die Kräfte beider
Reiche durchdringen sich. Tamino und Pamina bezwingen mit der Zauberfl öte, dem
weiblichen Symbol der Musik, die Grausamkeit einer männlich kühl kalkulierten
Versuchsanordnung. Was nach der Erlangung der Weihen in Sarastros Tempel
geschieht, haben Mozart und Schikaneder nicht geschrieben. Goethe versuchte eine
Fortsetzung der ZAUBERFLÖTE. Sie blieb Fragment.
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Impressum Herausgeber THEATER & ORCHESTER HEIDELBERG
Intendant PETER SPUHLER
Verwaltungsleiterin ANDREA BOPP
Redaktion JOSCHA SCHABACK / TINA HARTMANN
Gestaltung DANICA SCHLOSSER
Herstellung ABCDRUCK GMBH
Anzeigen GREILICH / NEUTARD
Ein herzlicher Dank an den
für die Blumen zur Premiere.
Nachweise
Bildnachweise
Foto Titelseite & Szenenfotos MARKUS KAESLER.
Textnachweise
Textausschnitt DAS THEATER VON OKLAHOMA aus AMERIKA
von Franz Kafka; S. Fischer Verlag. Frankfurt, 1986.
Alle weiteren Texte sind Originalbeiträge zu diesem Heft.
Internet www.THEATER.HEIDELBERG.de
Theater & Orchester Heidelberg
2009/10, Programmheft Nr. 2
Wir fördern die Kultur in der Region.
Unser Ja zur Kultur
www.heidelbergcement.com
HeidelbergCement, einer der größten Baustoffhersteller weltweit, setzt nicht nur wirtschaft-lich Zeichen. Durch unser Engagement für Umwelt, Bauen sowie Bildung und Kultur schaffen wir Spielräume für Ideen und Kreativität. Wir geben lokale Impulse, um die Vielschichtigkeit der Kultur in den 50 Ländern unserer Standorte erlebbar zu machen. So wie jetzt in Heidel-berg, wo wir mit unseren Baustoffen zur Sanierung des Theaters beitragen.
Raum für neue Ideen –Engagement unterstützen
01 HC AZ Theater 158 sw 09.indd 1 08.09.2009 15:39:41 Uhr