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D 8512 52. Jahrgang Nr. 35 Montag, 5. September 2016 Foto: Bundeswehr/Torsten Kraatz Ausbildungsinitiative für syrische Flüchtlinge Stein um Stein Mauern, schweißen, konstruieren: Syrer lernen am Ausbildungs- zentrum der Pioniere. Seiten 2 11 NACHRICHTEN POLITIK MAD prüft alle Wer sich bei der Bundeswehr bewirbt, soll durch den MAD überprüft werden. Das hat das Kabinett beschlossen. Seite 4 STREITKRÄFTE „Zu gleich!“ Koordinierter Feuerkampf: Jäger- und Artillerielehrbataillon üben gemeinsam die taktische Feuer- unterstützung. Seiten 6/7 ZOOM Frosch im Hals Wortwörtlich genommen, sind sie der blanke Unsinn – wo liegt der Ursprung bekannter Rede- wendungen? Seite 9 VIDEO DER WOCHE: „Fallschirmjäger der Bundeswehr aus Seedorf bei Storm Tide III“: Das fiktive Krisenland Kameria ist in der Hand von feindlich gesinnten Milizen. Operation Pegasus – das Einnehmen des örtlichen Stadthauses und das Evakuieren des Botschafters – ist die letzte Prüfung für die Fallschirmjäger. BW CLASSIX: Der „Classix“- Beitrag aus dem Jahr 1986 zeigt Erste Hilfe bei Schock durch Blutverlust. Auch wenn die Soldaten in den Achtzigerjah- ren noch nichts vom Tourniquet gehört hatten, wussten sie doch: ein Druckverband muss her. Diese und andere Erste-Hilfe-Schritte zeigt das Video. (eb) Der QR-Code führt direkt zum Video „Fallschirmjäger der Bundeswehr bei Storm Tide III.“ [email protected] Neu: Die Media-App der Bundeswehr. und

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Ausbildungsinitiative für syrische Flüchtlinge

Stein um Stein Mauern, schweißen, konstruieren: Syrer lernen am Ausbildungs- zentrum der Pioniere. Seiten 2 11

NACHRICHTEN

POLITIK

MAD prüft alleWer sich bei der Bundeswehr bewirbt, soll durch den MAD überprüft werden. Das hat das Kabinett beschlossen. Seite 4

STREITKRÄFTE

„Zu gleich!“ Koordinierter Feuerkampf: Jäger- und Artillerielehrbataillon üben gemeinsam die taktische Feuer-unterstützung. Seiten 6/7

ZOOM

Frosch im Hals Wortwörtlich genommen, sind sie der blanke Unsinn – wo liegt der Ursprung bekannter Rede-wendungen? Seite 9

VIDEO DER WOCHE:

„Fallschirmjäger der Bundeswehr aus Seedorf bei Storm Tide III“: Das fiktive Krisenland Kameria ist in der Hand von feindlich gesinnten Milizen. Operation Pegasus – das Einnehmen des örtlichen Stadthauses und das Evakuieren des Botschafters – ist die letzte Prüfung für die Fallschirmjäger.

BW CLASSIX: Der „Classix“- Beitrag aus dem Jahr 1986 zeigt Erste Hilfe bei Schock durch Blutverlust. Auch wenn die Soldaten in den Achtzigerjah-ren noch nichts vom Tourniquet gehört hatten, wussten sie doch: ein Druckverband muss her. Diese und andere Erste-Hilfe-Schritte zeigt das Video. (eb)

Der QR-Code führt

direkt zum Video

„Fallschirmjäger der

Bundeswehr bei Storm

Tide III.“ [email protected]

Neu:

Die Media-App

der Bundeswehr.

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2 aktuell INTERN 5. September 2016

BILD DER WOCHE

Der prüfende Blick: Ein Teilnehmer der Ausbildungsinitiative für syrische Flüchtlinge am vergangenen Donnerstag mit Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen im Ausbildungszentrum der Pioniere in Ingolstadt. Mehr zur Ausbildungsinitiative auf Seite 11.

EDITORIAL

Wenn Badal im Garten arbeitet, dann ist er glücklich. Stunden-lang jätet er Beete und schneidet die Hecke. Er wässert den frisch gesäten Rasen und strahlt, wenn er wenige Tage später einen neuen zarten, grünen Halm entdeckt, der es durch die Erde nach oben geschafft hat.

Badal stammt aus dem Nord-irak. 2015 kam er nach Deutsch-land – auf der Flucht vor der Ter-rormiliz „Islamischer Staat“. Neun Monate lang haben wir ihn bei uns aufgenommen, Küche, Waschmaschine und Sorgen geteilt. Für mich hat die Flücht-lingskrise dadurch ein Gesicht bekommen. Das Gesicht eines 27-Jährigen, der – wie so viele andere – nur noch besaß, was er in Plastiktüten tragen konnte.

In Berlin, Ingolstadt und Del-menhorst hat in der vergangenen Woche die Ausbildungsinitia-tive der Bundeswehr für syrische Flüchtlinge begonnen. Angehö-rige der Bundeswehr vermitteln freiwilligen, anerkannten und volljährigen syrischen Flüchtlin-gen Grundlagen in den Bereichen Sanität, Technik, Handwerk und Bauwesen (Seite 11). Das erklärte Ziel: Wenn die Menschen in ihre Heimat zurückkehren, sollen sie in der Lage sein, sich selbst und anderen zu helfen – bei der medi-

zinischen Versorgung, beim Bau von Häusern, bei der Reparatur von Fahrzeugen. Sie sollen befä-higt sein für den Moment, in dem es gilt, das Land wieder aufzu-bauen. Und für jene, die auf unabsehbare Zeit in Deutsch-land bleiben werden, sind die Ausbildungsmodule ein wichti-ger Schritt auf dem Weg der Inte-gration. In jedem Fall aber bietet die Initiative das, was auch Badal sich sehr wünscht: eine sinnvolle Aufgabe.

Für Badal beginnt in Kürze ein Praktikum in einem Gartenbau-betrieb. Er freut sich sehr dar-auf, träumt schon jetzt davon, Bäume zu pflanzen. Zunächst in Deutschland. Und bald im Nord-irak.

Vivien-Marie BettexLeitende Redakteurin

ZITAT

„Gut?”

Der 37-jährige Mustafa Ahamoud aus ar-Raqqa, Teilnehmer der Ausbildungsinitiative für syrische Flüchtlinge, vergewissert sich bei seinem Ausbilder Oberfeldwebel Mike Lawson, ob die ersten erlernten Handgriffe schon richtig sitzen.

KALENDERBLATT

Vor 15 Jahren: Am 11. September 2001 fliegen in New York zwei entführte Passagierflugzeuge in die Türme des World Trade Centers – 2996 Menschen sterben. Verantwortlich für den Angriff ist die Terrororganisation al-Quaida, an deren Spitze zu diesem Zeitpunkt der islamistische Extremist Osama bin Laden steht.

Vor 25 Jahren: Am 5. September 1991 beschließt der Volksdepu-tiertenkongress in Moskau die Bildung einer Übergangsregierung und damit das Ende der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR). Dem Beschluss geht ein Putschversuch voraus, in dessen Verlauf Präsident Michail Gorbatschow unter Hausarrest gestellt wird.

Vor 40 Jahren: Am 9. September 1976 läuft eine neue Fernsehserie für Kinder an: Biene Maja. Sie wird, nicht zuletzt wegen des Titel-songs von Karel Gott, zu einem Klassiker der Fernsehunterhaltung.

Vor 55 Jahren: Am 11. September 1961 wird der World Wildli-fe Fund (WWF) gegründet. Die Naturschutzorganisation hat es sich zur Aufgabe gemacht, wildlebende Tiere und Pflanzen zu schützen. Das Symbol des WWF ist der große Panda.

Vor 75 Jahren: Am 11. September 1941 gibt Franklin Delano Roosevelt den „Shoot-on-Sight“-Befehl an die amerikanische Kriegs-marine. Dieser beinhaltet die Anweisung, ohne Vorwarnung auf deutsche Kriegsschiffe zu schießen, sollten diese in amerikanische Gewässer eindringen. (eb)

IMPRESSUMHerausgeber und verantwortlich für den Inhalt:

Bundesministerium der VerteidigungPresse- und InformationsstabStauffenbergstraße 18, 10785 Berlin

Redaktionsanschrift:Redaktion der BundeswehrBundeswehr aktuellReinhardtstraße 52, 10117 BerlinTelefon: (0 30) 886 228 - App.Fax: (0 30) 886 228 - 20 65, BwFw 88 41E-Mail: [email protected]

Leitender Redakteur: ( -2420):Vivien-Marie Bettex (vmd)

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Politik: Jörg Fleischer (jf, -2830)

Streitkräfte/Einsatz:Major Anika Wenzel (akw, - 2861), Oberstleutnant Peter Mielewczyk (pm, - 2820), Major Katharina Zollondz (kzo), Kapitänleutnant Victoria Kietz-mann (kie), Oberleutnant Sebastian Nothing (sn)

Zoom/Sport: Björn Lenz (ble - 2840), Regierungsamtmann Stefan Rentzsch (sr), Gabriele Vietze (vie),

Personal/Soziales/Vermischtes:Christiane Tiemann (tie -2850)

Mediendesign:Daniela Hebbel ( - 2650), Oberleutnant Sebastian Nothing, Daniela Prochaska, Eva Pfaender

aktuell als E-Paper und als PDF:Auf www.bundeswehr.de abrufbar

Satz:Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, DL I 4 Zentraldruckerei BAIUDBwIntranet: http://zentraldruckerei.iud

Druck:Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbHKurhessenstr. 4-6, 64546 Mörfelden-Walldorf

Erscheinungsweise: Wöchentlich montags

Auflage: 45 000 ExemplareVerteilung innerhalb der Bundeswehr:

SKA GrpRegMgmtBw/ MediendispositionKommerner Straße 18853879 EUSKIRCHENDEUTSCHLAND E-Mail: SKAMediendisposition@ bundeswehr.org

ISSN: 1618-9086Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen. Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers wie-der. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit Geneh-migung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail wer-den nur mit wirklichem Namen und Adresse berück-sichtigt, außerdem behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor.

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5. September 2016 MINISTERIUM / HINTERGRUND aktuell 3

Gemeinsame SacheSchutz vor Terror: Bundeswehr und Polizei sollen 2017 gemeinsam üben.

Von Jörg Fleischer

Berlin. Bund und Länder haben sich auf eine gemeinsame Stabs­rahmenübung von Polizei und Bundeswehr geeinigt. Dabei soll das Zusammenwirken im Falle eines Terroranschlags geprobt werden. Die Übung soll voraus­sichtlich im Februar 2017 statt­finden.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen beriet darü­ber am vergangenen Mittwoch in Berlin mit Bundesinnenminister Thomas de Maizière sowie dem Vorsitzenden der Innenminister­konferenz, dem saarländischen Innenminister Klaus Bouillon, und den Länderinnenministern Lorenz Caffier aus Mecklenburg­ Vorpommern und Ralf Jäger aus Nordrhein­Westfalen.

Ergebnis des Treffens im Bundesinnenministerium: Es soll unverzüglich eine Projekt­gruppe eingerichtet werden, in der Vertreter aus Bund und Ländern die weiteren Vorbe­reitungen auf die Stabsrahmen­übung planen. Für die Durch­führung sollen schließlich vier Bundesländer ausgewählt wer­

den. Die übrigen Bundesländer erhalten einen Beobachterstatus. Bei der Stabsrahmenübung sol­len vorrangig Kommunikations­

und Entscheidungsabläufe zwi­schen Polizei und Bundeswehr im Bund­Länder­Rahmen ein­geübt werden.

Von der Leyen sagte, die Polizei entscheide, ob Hilfe der Bundes­wehr im Falle von Großschadens­lagen, etwa nach Terroranschlä­gen, gebraucht werde. Die Polizei entscheide weiter, welche Fähig­keiten benötigt würden. Wichtig, so die Ministerin: „Mir ist daran gelegen, dass wir das üben“.

De Maizière betonte, die Poli­zei in Bund und Ländern sei gut aufgestellt. Gleichwohl sind nach seiner Einschätzung schwere Terrorlagen über mehrere Tage hinweg vorstellbar. In Fällen wie diesen sei in der Verfassung klar geregelt, dass die Polizei zustän­dig ist. Doch die Bundeswehr könne in diesen Situationen „eine große Hilfe“ sein. So etwa mit ihren Feldjägern und ihren Sanitäts­, Transport­ und Aufklä­rungsfähigkeiten. „Ich bin froh, dass wir uns einig sind“, sagte Klaus Bouillon.

Sein Amtskollege aus Meck­lenburg­Vorpommern, Lorenz Caffier, begrüßte ausdrücklich, „dass wir uns sehr schnell auf ein Verfahren einigen konnten.“ Ralf Jäger hob den unaufgeregten und unideologischen Charakter der Unterredung hervor.

Kooperation für die Innere Sicherheit: Ursula von der Leyen und Thomas de Maizière vergangene Woche in Berlin (o.).

„Es gibt viele Möglichkeiten, wie die Bundeswehr unterstützen kann.“

Berlin/Saarbrücken. Bundund Länder haben sich dar-auf verständigt, die Zusam-menarbeit zwischen Poli-zei und Bundeswehr im Inland zu üben. Der Vor-sitzende der Innenminis-terkonferenz, der saarlän-dische Innenminister und Reserveoffizier Klaus Bouillon, ist überzeugt, dass die Bundeswebei Terrorlagen gebraucht wird.

Im Februar 2017 soll die Terrorfall-Übung beginnen. Warum nicht schon im Novem-ber, wie anfangs angedacht?

Es hat sich gezeigt, dass November zu kurzfristig ist und wir eine Vorbereitungszeit von fünf bis sechs Monaten brauchen. Es muss mit der Generalität, den Polizeichefs und den Innenministerien der jeweiligen Län-der geklärt werden, welche Strukturen vor Ort herrschen. Wir haben im Saarland eine Luft-landebrigade, andere Länder haben ein Sani-tätskorps. Der konkrete Auftrag besteht jetzt darin, zu analysieren, welche Möglichkeiten in den Ländern bestehen. Das geht nicht von heute auf morgen. Ziel ist es, schnell festzu-stellen, wie geübt wird, wer die Verantwor-tung übernimmt, welche Szenarien man sieht.

Ist ein Einsatz der Bundeswehr im Inland bei einer Terrorlage vom Grundgesetz abgedeckt?

Das Bundesverfassungsgericht hat 2012 festgestellt, dass Terrorlagen in Ausnahme-fällen einen besonders schweren Unglücksfall

darstellen. Die Bundeswehr kann eingreifen, wenn eine unmittel-

bare Gefährdung ansteht. Also noch bevor überhaupt ein Schaden eintritt, dieser aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit unmittel-

bar bevorsteht. Das ist in der Praxis eine ganz schwierige Ent-

scheidung. Aber im Prinzip auch eine versteckte Aufforderung an die

Politik, tätig zu werden. Die Richter sagen damit ganz klar, dass in bestimmten Fällen die Bundeswehr eingesetzt werden kann. Im neuen Weißbuch zur Sicherheits- und Verteidigungspolitik hat man sich dar-auf verständigt, dass die Bundeswehr bei größeren Anschlägen eingesetzt werden kann. Welche Dimension muss ein Anschlag haben?

Ich denke, dass man so etwas nicht abs-trakt am Schreibtisch beurteilen kann. Da kommt es auf die konkrete Situation an. Wie vor Wochen in München, als es am Anfang hieß, an mehreren Stellen hätte es Attentate gegeben. Es kommt auf die Schwere der Gefährdung an. Die Entscheidung obliegt dem jeweiligen Landesinnenminister, der sich dann mit dem Bundesinnenminister rückkoppelt. In München war bereits ange-dacht, die Bundeswehr einzusetzen, doch dann hat sich gezeigt, dass es nur einen Attentäter gab. Aber wenn wir mal unter-stellen – was hoffentlich nie passiert – wir haben Terrorlagen mit zehn oder fünfzehn Attentätern oder Geiselnahmen an mehre-

ren Orten, dann tritt eine solche Situation relativ schnell ein.

Was soll die Bundeswehr in solchen Ter-rorlagen konkret tun?

Die Bundeswehr hat viele Fähigkeiten. Sie verfügt über logistische Möglichkeiten, um unter Umständen Spezialeinheiten transpor-tieren zu können. Die Bundeswehr hat gepan-zerte Fahrzeuge. Auch Flugkapazitäten, wie Hubschrauber oder Rettungshubschrauber. Auch was die Telekommunikation betrifft, kann die Bundeswehr helfen. Sie kann unter-stützen, um den Luftraum abzusichern, um beispielsweise Fluchtbewegungen der Täter besser beobachten zu können. Oder große Areale absperren. Auch der Objektschutz ist ein Stichwort. Die Feldjäger sind ja eine klassische Polizei. Ich selbst bin Feldjäger-offizier. Das heißt, es gibt viele Möglichkei-ten, wie die Bundeswehr im konkreten Fall unterstützen kann.

Was müssen die Länderpolizeien verän-dern, damit sie die Bundeswehr im Not-fall federführend koordinieren können?

Nichts. Wir haben überall in den LändernEinsatz- und Lagezentren. Die Polizei hatklare Kommandostrukturen. Ebenso wie dieBundeswehr. Es gilt, diese beiden Struktu-ren kompatibel zu machen. Wer macht was,wann, wo und wie? Es muss genau festge-legt werden, wer wen anruft, wer die Kom-mandogewalt hat und wer welche Entschei-dungen treffen kann.

Die Fragen stellte die Redaktion der Bundeswehr.

Sturmgewehr G 36: Gericht spricht Urteil

Koblenz. Das Landgericht Kob­lenz hat einer Klage der Firma Heckler & Koch stattgegeben und entschieden, dass die seitens der Bundeswehr gegen den Waf­fenhersteller geltend gemachten Gewährleistungsansprüche in Zusammenhang mit dem Sturm­gewehr G 36 keine ausreichende Rechtsgrundlage besitzen. Das Gericht setzte sich mit der recht­lichen Frage auseinander, ob die Bundeswehr mehr als 25 Jahre nach der Einführung des G 36 the­oretisch noch Gewährleistungs­ansprüche geltend machen könnte. Der Sprecher des Verteidigungs­ministeriums, Jens Flosdorff, betonte, dass das Urteil nichts an der Feststellung ändere, nach der das G 36 den militärischen Anfor­derungen nicht mehr genüge. Die Beschaffung eines neuen Sturm­gewehrs laufe planmäßig weiter. Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung wird gegen das Urteil voraussicht­lich Berufung einlegen. Mehr auf www.bmvg.de (eb)

Frankreich zeichnet Generalinspekteur aus

Berlin. Der Generalinspek­teur der Bundeswehr, General Volker Wieker, hat in der Fran­zösischen Botschaft in Berlin den Orden Kommandeur der Ehrenlegion (Commandeur de la Légion d’Honneur) durch den Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Französischen Republik, General Pierre de Villiers, ver­liehen bekommen. Damit wurde Wieker für seine außerordentli­chen Leistungen im Rahmen der deutsch­französischen Beziehun­gen geehrt. Die hohe Auszeich­nung ist auch eine Würdigung des hervorragenden deutsch­ französischen Verhältnisses. (lr)

Bundeswehr wird bei Juristen beliebter

Berlin. Die Bundeswehr ist 2015 in der Beliebtheitsskala bei Juristen um fünf Plätze gestiegen und erreicht in dieser Kategorie ihr bisheriges Spitzener gebnis. Sie belegt jetzt den 25. von 100 Plätzen. Das ergab eine Studie des Marktforschungsinstituts trendence. Es befragte über 2000 Studierende und Referendare der Rechtswissenschaften sowie ange­hende Volljuristen nach ihren Kar­riereplänen und Wunscharbeitge­bern. 2016 wurden bereits über 60 Juristen eingestellt. Damit setzt die Bundeswehr ihren Erfolgskurs fort. Neben den Ingenieuren, bei denen sie sich um fünf Plätze auf die 28. Position im Ranking verbesserte, stieg sie auch bei den IT­Berufen vom 38. auf den 27. Platz. (eb)

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4 aktuell POLITIK / HINTERGRUND 5. September 2016

Kartelle, Krieg und KokainWenn Drogenkriege Staaten destabilisieren.

Von Lara Romboy

Berlin. Die Vereinten Nationen veröffentlichen alljährlich denWorld Drug Report. Einer der Brennpunkte: Lateinamerika. Ein Beispiel für einen Staat, der in diesem Jahr besonders ins Auge sticht: Mexiko.

Als Felipe Calderón im Jahre 2006 zum Präsidenten gewählt wurde und den Drogenkartellen den Krieg erklärte, wurde Ter-ror zum ständigen Begleiter des Volkes. „Gewalttätigkeit hat es aber bereits vor Calderón gege-ben“, sagt Thomas Pietschmann, Mitarbeiter des Wiener Büros der Vereinten Nationen (VN) für die Kriminalitäts- und Drogenbe-kämpfung. Gewalttätigkeit, die seitdem von vielen Seiten kommt. Und das nicht nur in Mexiko, son-dern auch in Kolumbien.

Ein Drogenkrieg, kalt und blutrünstig

Dort wurde der DrogenbaronPablo Escobar zum Sinnbild des Drogenkriegs – kalt und blutrüns-tig. Aber das ist nur die eine Seite der Medaille. „Ich werde nie ver-gessen, wie ich mich währendeiner Razzia versuchte zu weh-ren. Der Polizist zeigte auf seine Waffe und meinte: ,Ich bin dasGesetz‘“, erzählt José Ramirez*. Für eine Bevölkerung, die vonihrem Staat nicht mehr als Will-kür, Gewalt und Vernachlässi-gung erwarten könne, sei Esco-bar ein Heiliger gewesen. „Erwar unser Robin Hood, hat von den Vereinigten Staaten das Geld genommen und in soziale Pro-jekte investiert“, sagt Ramirez.

Seit Langem ist Kolumbienweltweit größter Kokainprodu-zent. „Wir haben alle vom Kokain gelebt“, sagt Ramirez. „Ein Mann

konnte mit einem Koffer voller Dollar in die Zentralbank gehen und mit vielen Pesos herauskom-men.“ Vor allem die bewaffne-ten revolutionären Guerillagrup-pen wie die Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia – Ejército del Pueblo (FARC-EP) spielen dabei eine tragende Rolle.

„Plan Colombia“ soll helfen

Durch die Vernichtung illega-ler Kokafelder und die Beschlag-nahme von Kokain sowie durch wirtschaftliche und soziale Maß-nahmen versucht die Regierung, dieser Situation Herr zu werden. Mit den USA an ihrer Seite und dem „Plan Colombia“ konnten Erfolge verzeichnet werden. „Die Regierung hat mehr und mehr Land zurückgewonnen und die FARC-EP musste zwangs läufig in Friedensverhandlungen mit dem Staat treten“, so Pietsch-mann.

Verhandlungen, die letztend-lich Früchte trugen. Außenmi-nister Frank-Walter Steinmeier dazu: „In Zeiten so vieler Kri-sen und Konflikte sind die Nach-richten aus Kolumbien über den erfolgreichen Abschluss der Friedensgespräche in Havannaviel mehr als ein Lichtschim-mer.“ Dabei soll die FARC-EPganz bewusst in das politischeGeschehen eingebunden werden.Ein Schritt in diese Richtung istder Waffenstillstand, der vergan-gene Woche zwischen der Regie-rung des südamerikanischenLandes und dem Kommandeurder Guerillas Timoleón Jiménez geschlosen wurde. Darauf solldie Entwaffnung der FARC-EP-Truppen folgen. Die endgül-tige Vertragsunterzeichnung ist für die zweite Septemberhälfte

geplant, bevor die kolumbia-nische Bevölkerung in einem Referendum über das Abkom-men am 2. Oktober das letzte Wort hat. „Deutschland steht an der Seite Kolumbiens“, sagt Bun-desaußenminister Steinmeier. Seit 1965 besteht eine Koope-ration zwischen Kolumbien und

der Gesellschaft für Internati-onale Zusammenarbeit (GIZ). Das Ziel: Friedensentwicklung und Krisenprävention, seit 2010 auch Umweltpolitik und Schutz und die nachhaltige Nutzung von natürlichen Ressourcen.

* Name geändert

MAD soll Bewerber überprüfenFührungszeugnis reicht nicht mehr – „Einfache Sicherheitsüberprüfung“ für mehr Sicherheit.

Berlin. Die Bundeswehr will wegen der Bedrohung durch den islamistischen Terror bei der Nachwuchsgewinnung noch genauer hinschauen. Die Ver-teidigungsministerin plant, mit dem sechzehnten Gesetz zur Änderung des Soldatengesetzes die Regelungen zur Sicherheits-überprüfung für Bewerber bei der Bundeswehr zu ergänzen.

Wie das Bundeskabinett am vergangenen Mittwoch in Berlin

beschlossen hat, soll ab 1. Juli 2017 jeder ausgewählte Bewer-ber bereits vor seiner Einstel-lung eine sogenannte „Einfache Sicherheitsüberprüfung“ durch den Militärischen Abschirm-dienst (MAD) durchlaufen. Die Bundeswehr stellt jährlich rund 20 000 Männer und Frauen ein.

Bisher fordert sie von Bewer-bern zur Einstellung ausschließ-lich ein Führungszeugnis oder die Zustimmung zum Einholen

einer unbeschränkten Auskunft aus dem Bundeszentralregister sowie eine Erklärung zur Ver-fassungstreue.

Mit dieser ergänzenden Sicherheitsüberprüfung reagiert die Bundeswehr auf die verän-derte Sicherheitslage. Damit soll verhindert werden, dass die Bundeswehr als Ausbil-dungseinrichtung für potenti-elle Terroristen, Extremisten und Schwerkriminelle missbraucht

wird. Gefährliche Personen sol-len nicht in Kontakt mit Waffen und Sprengmitteln der Bundes-wehr kommen.

Weiter werden vorhandene Erkenntnisse zu einem Bewerber, die gegebenenfalls bei anderen deutschen Behörden und Sicher-heitsbehörden vorhandenen sind, durch den MAD genutzt. Das geschieht durch das seit Jahr-zehnten bewährte Verfahren der Sicherheitsüberprüfung. (jf)

IS-Propagandachef bei Luftangriff getötet

Damaskus. Der „Propaganda-chef“ der Terrormiliz „Islami-scher Staat“ (IS), Abu Moham-med al-Adnani, ist in der vergangenen Woche in der syri-schen Provinz Aleppo bei einem Luftangriff getötet worden. Der IS bestätigte den Tod über die der Terrormiliz nahestehenden Agentur Amaq. Der propagan-distische Anführer des IS soll für die Planung von Anschlägen in Europa verantwortlich sein. Nach den USA nahm am vergange-nen Mittwoch auch Russland den Luftangriff auf al-Adnani für sich in Anspruch. Dessen Tod ist ein schwerer Rückschlag für den IS. Al-Adnani soll demnach in der nordsyrischen Provinz Aleppo getötet worden sein, als er Mili-täreinsätze in der Region über-wachte. (bfi/cp)

Steinmeier: Mehr für die Abrüstung tun

Potsdam. AußenministerFrank-Walter Steinmeier hat anlässlich des Außenminister-treffens der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in der ver-gangenen Woche in Potsdam zu neuen Abrüstungsanstren-gungen aufgerufen. „Europas Sicherheit ist bedroht“, schrieb Steinmeier in einem Zeitungs-beitrag. Angesichts des Ukraine- Konflikts drohe „eine neuartige, gefährliche Rüstungsspirale“.Deutschland hat in diesem Jahr den OSZE-Vorsitz inne. Stein-meier empfing die OSZE-Außen-minister zu informellen Gesprä-chen. Zentrales Thema war das Krisenmanagement der OSZE in der Ostukraine, weiter ging es um Terrorismusbekämpfung, Flüchtlingskrise und Fragen der Rüstungskontrolle. (yb/ju)

Tunesien geht gegen Terrorkämpfer vor

Tunis. Tunesien geht gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) vor. So haben tunesische Sicherheitskräfte in der vergan-genen Woche zwei IS-Kämpfer getötet. Nach Regierungsangaben hatten sie während mehrstündi-ger Gefechte in der Nacht zum vergangenen Mittwoch im Zen-trum des Landes einen Zivilisten erschossen. Wie das tunesische Innenministerium mitteilte, seien die Kämpfer wegen Zugehörig-keit zum IS und wegen der Pla-nung von „Terrorakten in der Region“ schon seit längerer Zeit überwacht worden. In dem Haus in Kasserine, in dem sie sich ver-schanzt hatten, wurden Waffen, Granaten und ein Sprengstoff-gürtel beschlagnahmt. (yw)

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Kampf gegen die Dorgenkartelle: Kolumbianische Soldaten in einem Kokafeld. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 2011.

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Aus Freude über das Abkommen: Blumen vor dem Nationalen Kapitol in Kolumbiens Hauptstadt Bogota.

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5. September 2016 EINSATZ / BUNDESWEHR aktuell 5

„Bad weather approaching“Im Leben der deutschen Soldaten in Nordmali geht es Woche für Woche auch stürmisch zu.

Von Alexandra Möckel

Gao. Plötzlich verdunkelt sich der Himmel. Die sonst gleißend helle Sonne verschwindet hin -ter dichten Wolken aus rotem Sand und Staub. „Bad weather approaching! Please go inside“, schallt es aus den Lautsprechern im Camp Castor. Eine kurze Vor-warnzeit, dann wird es ungemüt-lich. „Jetzt sollte man reingehen, sonst fängt es an, zwischen den Zähnen zu knirschen“, sagtHauptfeldwebel Danny K.

Seit Mitte Juli ist Danny K. bei der Mission der Vereinten Nationen (VN) in Gao im Nor-den Malis als Netzwerkadminis-trator eingesetzt. „Meist kommt der Sturm aus östlicher Richtung. Erst sieht man eine dunkle, leicht rote Wand, die näher kommt. Dann wird es immer windiger“, beschreibt der 33-Jährige die fast wöchentlichen Sandstürme. Nach dem Sturm folgt meist ein intensiver Schauer. Danach scheint wieder die Sonne, als

wäre nichts gewesen. 15 bis 20 Minuten dauern die Stürme, nen-nenswerte Probleme bereiten sie nicht – solange einige Aspekte beachtet werden: Über Stromer-zeugeraggregate außerhalb der Container und Zelte müssen sich die deutschen Soldaten selbst mit Strom versorgen. „Die Aggre-gate sollte man vor dem Sand schützen. Auch Klimaanlagen sollten abgeschaltet werden. Im Grunde alles, was Luft ansaugt“, beschreibt K. einfache Schutz-maßnahmen gegen die Natur-gewalt. Mittlerweile lassen die Sandstürme nach. „Im Juli und Anfang August kamen sie zwei-mal die Woche vor. Mittlerweile nur noch einmal pro Woche oder auch nur alle zwei Wochen.“

Zwischen Staub und Sport

Das Leben im niederländi-schen Camp Castor gestaltet sich ansonsten routiniert für die rund 400 deutschen Soldaten.

Untergebracht sind die Soldaten in geschützten und klimatisier-ten Containern. In der Regel tei-len sich drei Personen einen Con-tainer. Sie sind mit drei Spinden, drei Stühlen, einem Tisch und drei Betten, teilweise nur Feld-betten, spärlich ausgestattet. „Ist aber nicht so schlimm. Auf mei-nem Feldbett liegt eine Matratze, das ist okay“, sagt Hauptfeldwebel K. Im Unterkunftsbereich sowie im Bereich der Betreuungseinrich-tung können die Soldaten mitt-lerweile über WLAN kostenlos telefonieren und pro Tag zwei Stunden das Internet nutzen. „Das ist eine gute Sache. Wenn das Sys-tem nicht ausgelastet ist, sind auch über zwei Stunden möglich“.

Gearbeitet wird in der Regel von 7 Uhr bis 18 Uhr. „Danach gehen die meisten Soldaten zum Abendessen, Sport oder auf ihre Unterkünfte und schauen Filme“, beschreibt der IT-Spezialist den Alltag im Camp. „Wir sitzen oft abends zusammen und schauen BundeswehrTV. Manchmal

gehen wir auch in die niederländi-sche Betreuungseinrichtung und spielen Karten“, sagt Danny K. und ergänzt: „Dort gibt es auch einige Gesellschaftsspiele, die sind aber alle ganz schön ein-gestaubt. Die Soldaten spielen lieber Tischtennis oder unterhal-ten sich einfach.“

Duschen in nur zwei Minuten

Was für Außenstehende eher befremdlich anmuten könnte, ist die auf nur zwei Minuten pro Tag begrenzte Duschzeit. Neben Strom müssen die Sol-daten im Camp über Pumpen auch mit Frischwasser versorgt werden – eine wertvolle Res-source in dieser Region. Mit der kurzen Duschzeit arrangieren sich die Soldaten recht schnell. „Die Zeit reicht vollkommen“, sagt Danny K. Mitte Oktober geht es für ihn nach Hause – zur Familie und zu einer aus-giebigen Dusche.

1200 Zertifikate für den Erfolg„Modern Brigade Course II“: Erfolgreiche Ausbildung auf neuer Trainingsanlage im Irak.

Erbil. 1200 irakische Peschmerga haben den „Modern Brigade Course II“ absolviert. Zehn Wochen lang wurden die Kämp-fer in den Trainingscamps Bns-lawa und Menila nahe Erbil von Ausbildern der Bundeswehr und sechs weitere Nationen trainiert. Das neue Trainingsgelände ist speziell auf die besondere Lage im Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ abgestimmt.

Für die Führungskräfte der kurdischen Infanteriebrigade im Nordirak stand vor allem struk-turierte Befehlsgebung, Taktik und angemessener Einsatz von Ressourcen auf dem Plan. Vom Zugführer bis hin zum Batail-lonskommandeur wurde jeder für seinen Auftrag ausgebil-det. Dabei stellte der „Modern

Brigade Course II“ nicht nur für die Peschmerga, sondern auch für die multinationale Ausbildergruppe eine echte Herausforderung dar. Hinter-grund: Die Ausrüstungsgegen-stände und Handwaffen der Peschmerga gleichen einem Sammelsurium.

Für Ausbilder und Teilneh-mer hat sich die Arbeit gelohnt. In der Abschlussübung konn-ten die Peschmerga zeigen, was sie gelernt haben. Jede Ebeneder kurdischen Infanteriebri-gade wurde gefordert. VomBetrieb des Gefechtsstands bishin zu Angriff und Verteidigung

strategischer Punkte konntejeder Kämpfer seine Aufgaben erfüllen. Nach der Abschluss-übung erhielten die ausgebildeten Peschmerga vom Kommandeur des deutschen Einsatzkontingen-tes im Nordirak eine Urkunde für den erfolgreichen Abschluss des Trainings. (nip)

Training für den Kampf gegen den IS: Peschmerga lernen IEDs zu erkennen (l.). Nach Abschluss des Trainings erhalten die Lehrgangsteilnehmer ihr „Certificat of Training“ (r.).

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Fast schon Routine: Als rote Wand schiebt sich die Wolke des Sandsturms fast wöchentlich über das Camp Castor im nordmalischen Gao.

Heron 1 für Mali – der Transport beginnt

Gao. Der Transport der ers-ten Materialanteile der Aufklä-rungsdrohne Heron 1 in Richtung Gao hat am vergangenen Frei-tag begonnen. Nach derzeitiger Planung wird das gesamte Mate-rial innerhalb der nächsten zehn Wochen die Stadt Gao im Norden Malis erreichen. In Gao haben deutsche Soldaten den Aufklä-rungsauftrag bei der Multidi-mensionalen Integrierten Stabi-lisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali übernommen. Durch die Drohne wird die Luft-aufklärungsfähigkeit der deut-schen Kräfte substanziell erwei-tert. Der Vertrag zwischen dem BAAINBw und Airbus DS Air-borne Solutions (ADAS) regelt die Bereitstellung des unbemann-ten Luftfahrzeugsystems Heron 1 im Einsatzland Mali und stellt die Luftaufklärung zunächst von November 2016 bis Februar 2018 sicher. (kie)

Unterstützung für Inherent Resolve

Incirlik. Das auf der Incirlik Air Base stationierte deutsche Tank-flugzeug Airbus A 310 MRTT hat vergangenen Monat die 1000. Einsatzflugstunde absolviert. Seit Dezember 2015 sind Besatzung und Flugzeug in der Türkei sta-tioniert. Im Zuge der Operation Inherent Resolve wurden bislang mehr als 200 Einsätze geflogen und rund 4000 Tonnen Treib-stoff an Flugzeuge der interna-tionalen Koalition abgegeben. In der vergangenen Woche ist außerdem die Fregatte „Augs-burg“ in Richtung Frankreich ausgelaufen. Sie wird sich vor-aussichtlich Mitte September dem Trägerverband des franzö-sischen Flugzeugträgers „Charles de Gaulle“ anschließen. (nip)

Wechsel bei der SNMG 2 in der Ägäis

Souda. Der Kommandeur der Standing NATO Maritime Group 2 (SNMG 2), Flottillen-admiral Kay-Achim Schönbach, hat seinen Stab in der vergange-nen Woche auf das niederlän-dische Flaggschiff „De Ruyter“ verlegt. Zuvor wurde der multi-nationale Verband von der deut-schen Fregatte „Karlsruhe“ geführt, die sich nun auf dem Rücktransit in ihren Heimatha-fen Wilhelmshaven befindet. Die SNMG 2 operiert in der Ägäis und erstellt zusammen mit der europäischen Grenzschutz-agentur FRONTEX ein Lage-bild, um die griechischen und türkischen Grenzschutzbehör-den in ihrem Kampf gegen die Schleppernetzwerke wirksam zu unterstützen. (nip)

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AbgefeuertKoordinierter Feuerkampf: Jäger- und Artillerielehrbataillon üben gemeinsam die taktische Feuerunterstützung.

Von Justin Arndt Fotos Torsten Kraatz

Es sind heiße Sommertage in Altengrabow. Die Luft ist trocken, die Wege stau-

big. Noch vor Kurzem wurde der Übungsplatz durch die Kampf-mittelräumer so gut wie mög-lich von Blindgängern befreit. Nun, zwei Wochen später, üben das Artillerielehrbataillon 325 und das Jägerbataillon 91 genau hier die gemeinsame Feuerun-terstützung.

Wenn auf dem Truppen-übungsplatz teilstreitkräfte- und truppenübergreifend durch gemeinsame Feuerunterstützung „Wirkung ins Ziel“ gebracht werden soll, darf keineswegs einfach „draufgehalten“ werden. Koordination ist gefordert. In klar geregelten Prozessen müs-sen die einzelnen Kampfmittel – wie Mörser- und Artilleriegra-naten – aufeinander abgestimmt werden. Die „Streitkräftege-meinsame taktische Feuerunter-stützung“ beinhaltet für diese Abstimmung das Konzept des koordinierten Feuerkampfes.

Der Weg zur Feuerunterstützung

Hierzu wird pro Kompanieder Kampftruppe ein sogenann-tes Joint Fire Support Team(JFST) zugeteilt. Es bestehtaus zwei Trupps à drei Solda-ten mit je einem Fahrzeug vomTyp Fennek. Das JFST berät den jeweiligen Kompaniechef hin-sichtlich der Feuerunterstützung und fordert das geeignete Kampf-mittel bei dem Joint Fire Support Coordination Team (JFSCT) auf Bataillonsebene an. Normaler-weise in einem speziell ausge-rüsteten Transportpanzer Fuchs, für die Übung aber in einer Funk-kabine auf einem Lkw sitzend,besteht das JFSCT aus einemOffizier, einem Feldwebel undzwei Mannschaftssoldaten.

Oberleutnant Johann H.* berät den Kommandeur und führt dabei sein Team mit routinierter Gelas-senheit. Seit 2011 im Bereich der Feuerunterstützung tätig, hat erErfahrung als Joint TerminalAttack Controller (JTAC) ineinem JFST gesammelt und war danach als Zugführer des Feuer-unterstützungszuges eingesetzt.2013 war er im Einsatz in Kunduz tätig. Die Ausbildung zum JTAC

absolvierte er unter anderem auf einem siebenwöchigen Lehrgang in Frankreich – das befähigt ihn auch, Kampfflugzeuge anzufor-dern.

Koordinatoren der Fähigkeiten

Die Koordination, die derHamburger zusammen mit sei-nem Team gewährleisten muss,ergibt sich unter anderem ausden unterschiedlichen Fähigkei-ten von Artillerie, Mörsern undKampfflugzeugen. Wer hat wel-che Mittel zur Bekämpfung zurVerfügung? Welches davon istam besten geeignet? Ist es über-haupt einsetzbar? All das sindFragen, die für das JFSCT rele-vant sind. Die sogenannte „Ent-zerrung des Luftraumes“ ist dabei auch ein wichtiger Auftrag desCoordination Teams. Es mussabwägen, wann die Truppenwirken dürfen, um sich nichtgegenseitig zu gefährden. Ein-geplante, aber zum Zeitpunkt desAngriffs nicht verfügbare Wirk-mittel müssen dabei berücksich-tigt und Alternativen benanntwerden.

Besteht ein genauer Überblicküber die Lage, kann das JFSCTpriorisieren, wo die Feuerunter-stützung am notwendigsten ist.Meistens ist hierbei der Schwer-punkt des Bataillons entschei-dend. Nach Auswertung der Posi-tionen des Gegners und der zuverwendenden Kampfmittel wer-den die Koordinaten und Auf-träge wieder an das JFST zurück-gegeben. Von dort aus erhaltenArtillerie und Mörserzug ihreFeueraufträge. Für den Feuer-leitoffizier des Jägerbataillons 91heißt es nun, schnelle Feuerbe-reitschaft herstellen zu lassen.Das JFST ruft das Feuer ab undkorrigiert die Wirkung im Ziel.Nach einer solchen Bekämpfungist immer auch eine Wirkungs-meldung abzugeben. Wurde dasZiel getroffen?

Munitionsausgleich in der Feuerpause

Unterdessen wird im Feuerstel-lungsraum der Mörser ein Muni-tionsausgleich durchgeführt. Der mittlere Mörsertrupp, bestehend aus vier Soldaten, führt meist das Einschießen durch und ver-braucht daher mehr Munition als die anderen Trupps. Kurz nach-

dem der Ausgleich der Muni-tion abgeschlossen ist, ergeht das nächste Feuerkommando an die Feuereinheit.

Angemessen reagieren

Obergefreiter Nils S.* ist als Ladeschütze im Mörserzug ein-geteilt. Obwohl er noch nicht viel Erfahrung hat, sitzen die Hand-griffe. „Die sehr gute Ausbil-dung nimmt einem die Nervosi-tät“, sagt der 24-Jährige. Nun soll gemeinsam mit der Artillerie am Boden und einem Jagdbomber vom Typ Tornado ein simuliertes Ziel zerstört werden. Doch: Der Tornado kann dieses Mal nicht vor Ort sein. „Auch das kann vorkommen. Die Verfügbarkeit

von allen Wirkmitteln unter-liegt immer wieder auch wid-rigen Umständen. Das kann im Ernstfall auch so sein, und darauf müssen wir angemessen reagie-ren können“, sagt Teamkoordi-nator des JFSTC Oberleutnant Johann H.

Um solche Ausfälle auszuglei-chen und dennoch den Auftrag bestmöglich umsetzen zu können, wird das Feuerkommando der Lage angepasst. Das Coordina-tion Team muss für alle Eventu-alitäten gewappnet sein und einen Plan B zur Hand haben.

Nur eines ist jetzt schon klar: Die Kampfmittelräumer werden nach Beendigung der Übung wie-der alle Hände voll zu tun haben.

* Name geändert.

„Zu gleich!“ – bei der Feuerunterstützung

Für Feuerunterstützung sind in der Regel die Artilleristen mit ihrem Standardgeschütz Panzer-haubitze 2000 zuständig. Das 11,70 Meter langeKettenfahrzeug hat eine Besatzung von drei bis fünf Soldaten. Der 1000 PS starke Motor befähigt die Panzerhaubitze zu einer Geschwindigkeit von 60Kilometern pro Stunde auf der Straße und 45 Kilo-metern pro Stunde im Gelände. Mit ihrer 155-Milli-meter-Rohrwaffe L 52 sind Reichweiten von bis zu 30 Kilometern möglich – mit reichweitengesteiger-ter Munition bis zu 40 Kilometern. Zur Selbstver-teidigung steht der Besatzung ein Maschinenge-wehr vom Typ MG 3 zur Verfügung.

Auch der Mörserzug der Kampfeinheiten – Jäger-, Gebirgsjäger- und Fallschirmjägerzug – kann Feuer-unterstützung leisten. Hierzu wird der Mörser 120 Millimeter von vier Truppsoldaten bedient. Abge-setzt erfolgt die Schussabgabe auf Bodenplatte und Zweibein. Pro Minute können so 15 Schuss abgegeben werden. Dauert der Beschuss länger als eine Minute, verringert sich die Feuergeschwin-digkeit auf fünf Schuss. Die maximale Kampfentfer-nung beträgt über sechs Kilometer. Mit dem Mörser erfolgt die Feuerunterstützung ab einer Entfernung von 500 Metern. Neben Sprengpatronen können Leucht- und Nebelpatronen verschossen werden.

1 Abgefeuert: Ein Granatwerfer 120 Millimeter feuert aus seiner Stellung auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow.2 Zieleinweisung: Das Joint Fire Support Team mit der leichten Beobachtungsausstattung Nyxus.3 Auf dem Weg: Das Geschoss der Panzerhaubitze 2000 verlässt das Rohr.4 Präzise: Patronen der Panzerhaubitze 2000 mit Zeitzünder.5 Geladen: Zwei Soldaten beladen die Haubitze mit Munition für den scharfen Schuss.6 Aufgereiht: Munition für den 120-Millimeter-Mörser.7 Gemeinsam: Jäger und Artilleristen stellen bei der Übung zusammen das Joint Fire Support Coordination Team.8 Im Ziel: Aufgewirbelter Staub verschleiert den Einschlagsort.

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8 aktuell BUNDESWEHR 5. September 2016

Packen wir es an!Ob Fahrzeug oder Warnweste: Die Materialgruppe des Feldjägerregiments 2 versorgt neun Kompanien.

Text und Fotos Alyssa Bier

Hilden. Von der Warnweste für die Verkehrskontrolle über Tischgarnitu-

ren für den Tag der offenen Tür bis hin zum geschützten Fahr-zeug – die Materialgruppe des Feldjägerregiments 2 in Hilden versorgt ihre neun Kompanien mit Material jeglicher Art.

Es ist Dienstag. Großkampftag für Stabsunteroffizier Leslie Otto und ihre Kameraden. „Dienstag ist Postaustauschtag. Material darf unangemeldet abgeholt und zurückgebracht werden“, erklärt Otto. Seit fünf Jahren ist sie als Materialbewirtschaftungsunter-offizier in der Waldkaserne tätig.

Innerhalb von sieben Tagen am Einsatzort

Unter anderem müssen drei Einsatzfahrzeuge vom Typ Enok für die Abholung vorbereitet wer-den. Sie werden für eine Übung benötigt. Bevor es soweit ist, muss das Material auf Vollstän-digkeit, Funktionsfähigkeit und Zustand geprüft werden. In der 800 Quadratmeter großen Halle, in der die Materialgruppe unter-gebracht ist, wird das Zubehör des Enok sorgfältig auf dem Boden ausgebreitet. Gemeinsam mit einem Kameraden und vielen

Listen überprüft die 26-Jährige, ob auch wirklich alles da ist, wo es hingehört. Erst dann darf das Fahrzeug an den Abholer über-geben werden.

Seit Anfang 2015 hat die Mate-rialgruppe zusätzlich den Auf-trag, das Material für die Feld-jägerkräfte der NATO Response Force (NRF) zu übernehmen und einzulagern. In einem abgetrenn-ten Bereich werden rund 600 Artikel für den Einsatz der NRF zurückgehalten und nach Anfor-derung innerhalb von sieben Tagen an den Einsatzort gesen-det. „Um hier schnell agieren zu können, wird das Material regel-mäßig auf Vollständigkeit und Funktionalität überprüft. Nur so können wir eine gute Einsatzbe-reitschaft gewährleisten“, sagt Stabsunteroffizier Otto. Neben Metalldetektoren für die Perso-nenkontrolle und Kameras für die Ermittler steht hier auch ein gepanzertes Transportfahrzeug Dingo bereit – der Schlüssel steckt, damit im Fall der Fälle keine Zeit verloren geht.

Neben dem täglichen Dienst-geschäft ist die gelernte Kauf-frau für Bürokommunikation zuständig für Waffenkammer-material, Einsatzbekleidung und ABC-Material. „Das ist mein Traumjob. Vielseitige Aufgaben, der Umgang mit Menschen und die hohe Verantwortung für das

Material machen jeden Arbeitstag abwechslungsreich “, erklärt Otto.

Den Überblick behalten

Während zwischendurch noch defekte Leuchten für die Repa-ratur im Depot verpackt werden, wartet schon der nächste Auf-trag: Kameraden aus Munster

bringen fünf Antennenmasten zurück. Hohe Konzentration ist gefordert. Es gilt, den Überblick zu behalten. Trotzdem muss es zügig gehen, denn erst wenn alles auf Vollständigkeit und einen intakten Zustand geprüft ist, wird die Rücknahme abgeschlossen. „Hier ist Teamwork gefragt. Für einen schnellen Ablauf ist es effektiver, mit zwei oder mehr

Kameraden zu arbeiten“, sagt die Soldatin. Sie muss sich mit meh-reren Tausend Artikeln ausken-nen, die für die Feldjäger Tag für Tag wichtig sind. „Das ist schon ganz schön komplex“, so Otto. „Aber die Erfahrung kommt mit der Zeit.“

Ein Video und weitere Informatio-nen auf www.streitkraeftebasis.de.

Baltic Air-Policing: Mission Ready Deutsche Eurofighter sichern wieder den baltischen Luftraum.

Neuburg/Ämari. Seit dem 1. September werden zum zweiten Mal Eurofighter desTaktischen Luftwaffengeschwa-ders 74 eingesetzt, um den bal-tischen Luftraum zu schützen.

Hintergrund: Im März 2004 traten Estland, Lettland undLitauen der NATO bei. Seit-her sichern Kampfflugzeuge der NATO-Staaten abwechselnd den Luftraum über den baltischenStaaten (NATO Baltic Air-Poli-cing Mission), da die baltischen Staaten nicht über ausreichende eigene Luftverteidigungskräfte verfügen.

2014 erhöhte die NATO die im Baltikum eingesetzte Zahl von Kampfflugzeugen – ein Grund war, dass die russische Luft-waffe ihre Aktivitäten entlang der Grenzen des NATO-Bünd-nisgebiets drastisch verstärkthatte. Für vier Monate überneh-men jetzt die deutschen Euro-fighter die Air-Policing Mission und werden dafür vom Flieger-horst Ämari der Estnischen Luft-

streitkräfte aus operieren.Vor Ort werden die deutschen Soldaten eng mit französischen Kamera-den zusammenarbeiten, die mit

ihren Kampfflugzeugen vom Typ Dassault Mirage 2000-5 vom Flughafen Šiauliai in Litauen aus operieren.

Als Vorbereitung für den Einsatz wurden rund 146 Ton-nen Material verpackt und nach Estland befördert, darunter Werk-zeug und Ersatzteile, Schlepper-fahrzeuge, Tankfahrzeuge und Anlassgeräte.

Unter anderem bereiten sich die Piloten mit zahlreichen Nachtflü-gen vor. Sie wurden mit neuen Nachtsichtbrillen ausgestattet, die helfen sollen, unbekannte Flug-zeuge bei Nacht besser identifi-zieren zu können. Eine gewöh-nungsbedürftige Umstellung: „Das Sichtfeld ist eingeschränkt und auch im Bereich des dreidi-mensionalen Sehens gibt es Ein-schränkungen“, sagt Pilot Major K.

Das Einsatzkontingent umfasst etwa 120 Soldaten, die in regel-mäßigen Abständen ausgetauscht werden. (cs)

Gewissenhaft: Für die Materialbewirtschaftung zuständig – Stabsunteroffizier Leslie Otto (o. l.) prüft Laserlichtmodule (o. r.), Waffenkammermaterial (u. l. und M.) und das Zubehör des Enok (u. r.).

Der Beitrag „Baltic Air

Policing“ unter

www.youtube.com/

bundeswehr.

Gelandet: Eurofighter des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 aus Neuburg sind in Ämari angekommen (o.). Die Piloten haben für Nachtflugmissionen (u. l.) neue Nachtsichtgeräte (u. r.) erhalten.

Führungswechsel an der „FüAk“

Hamburg. Flotillenadmiral Carsten Stawitzki hat das Kom-mando über die Führungsakade-mie der Bundeswehr von General- major Achim Lidsbar über- nommen.

Die Übergabe am vergan-genen Mittwoch in Hamburg wurde durch den Inspekteur der Streitkräftebasis, Generalleut-nant Martin Schelleis, vorge-nommen.

Die Führungsakademie der Bundeswehr bildet Offiziere bis zur höchsten Führungs- ebene aus. Pro Jahr nehmen 2000 Teilnehmer an den ver-schiedenen Lehrgängen und Seminaren der Führungsakade-mie teil. Insgesamt haben bisher rund 3000 ausländische Offiziere aus mehr als 100 Nationen und mehr als 5000 deutsche Offiziere an der Generalstabs-/Admiral- stabsdienstausbildung an der Akademie in Hamburg teilge-nommen.

Flottillenadmiral Carsten Stawitzki war zuletzt seit Juli 2013 Kommandeur der Marineschule in Flensburg-Mürwik. (eb)

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5. September 2016 ZOOM aktuell 9

Der Frosch im HalsWo liegt der Ursprung bekannter Redewendungen? Ein Überblick.

Von Gabriele Vietze

Wortwörtlich genommen sind sie der blanke Unsinn:

Redewendungen, die uns tagtäg-lich begleiten. Niemand hat prak-tisch „einen Frosch im Hals“.Wie sie entstanden sind, wissen wir in der Regel schon gar nicht. Die bildstarken, gern „tierischen“ Ausdrücke schlagen nicht selten die Brücke zu einer anderen Epoche, einer anderen Kultur oder einer anderen Sprache.

Häufig lassen sich somit für die absurdesten Bilder Erklärungen über Wortherkunft, Grundbedeu-tung und historische Entwicklung finden. „Der Frosch im Hals“ ist der Medizinersprache entnom-men. Eine Geschwulst unter der Zunge wird Ranula genannt. Dies ist die Verkleinerungsform des lateinischen Wortes rana für Frosch. Der Name ist vermut-

lich wegen einer Ähnlichkeit in der Form gewählt. Bei Heiserkeit ist die Ranula angeschwollen und verursacht Sprechbeschwerden.

Übers Ohr gehauen

Zahlreiche Redewendungensind dem Handwerk oder der Kampfkunst des Mittelalters ent-lehnt. „Übers Ohr hauen“ als Umschreibung für einen Betrug etwa stammt aus der Fecht-kunst und bedeutete ursprüng-lich, „jemanden mit der Waffe am Kopf oberhalb der Ohren treffen“. Im Fechtsport gilt es als äußerst unfein, einen Schlag über die Ohrenlinie zu erteilen, eine sehr schmerzhafte Erfahrung für

den Getroffenen. Gleichzeitig erfordert so ein Schlag übers Ohr aber eine gewisse Geschick-lichkeit. Somit schwingt in der Redewendung auch ein wenig Anerkennung für den Bösewicht mit, da seine Betrügerei beson-ders gewitzt ist.

Auch die Redewendung, jemand habe „etwas auf der Pfanne“, hat einen ganz prak-tischen Ursprung: Lunten- und Steinschlossgewehre besaßen eine kleine Mulde, in die man das Zündpulver schüttete – die Pfanne. Wer also „etwas auf der Pfanne“ hatte, konnte gleich los-schießen. Wenn jemand heutzu-tage so richtig etwas „auf der

Pfanne“ hat, dann steht der Aus-spruch für Intelligenz und Pfif-figkeit.

Was für ein Tohuwabohu!

Öfter als gemeinhin angenom-men wurzeln heute geläufige Aussprüche im Alten Testament. In dem Ausspruch „Das ist ja ein Tohuwabohu!“ steht das hebräi-sche tohu wa bohu für „wüst und leer“. So sah die Erde nach der ersten Schöpfungserzählung in Genesis, 1. Mose 1,2, anfangs aus. Auf der anderen Seite gibt es eine ganze Reihe an Redewen-dungen, die ihre jiddische oder hebräische Herkunft kaum mehr

erkennen lassen. Bei „Hals- und Beinbruch“ wünscht man einan-der scherzhaft viel Erfolg, etwa vor Prüfungen oder Wettbewer-ben. Diese Redensart ist aus dem Hebräischen über das Jid-dische ins Deutsche eingegangen. Ursprung hiervon ist das hebrä-ische Hazlacha uWracha, was „Erfolg und Segen“ bedeutet. Im Jiddischen sprach man dies Hasloche uBroche aus und besie-gelte mit diesem Spruch ein erfolg-reich abgeschlossenes Geschäft. Durch Missverstehen wurde schließlich hieraus der sprich-wörtliche Hals- und Beinbruch.

Den Nagel auf den Kopf getroffen...

„Vom Leder ziehen“: Etwas Schlechtes überjemanden erzählen, jemanden heftig kritisieren. Leder meint in dieser Redewendung die Schwert­scheide. Wer im Mittelalter vom Leder zog, also die blanke Waffe in der Hand hielt, der machte Ernst und war bereit zum Losschlagen. Seit dem 17. Jahrhundert geht das auch verbal.

„Den Nagel auf den Kopf treffen“: Etwas Richti­ges sagen, erraten, tun, einen Sachverhalt tref­fend beschreiben. Die Redensart hat nichts mit dem Hämmern auf Nägel zu tun, sondern geht auf die Sprache der Schützen zurück: Im Zen­trum der Schießscheibe befand sich früher ein Nagel, oft auch Zwecke genannt. Daher: Der

Zweck war, seit ungefähr 1600, das Ziel eines Handelns, das getroffen werden sollte. Traf also jemand in die Mitte der Scheibe, traf er „den Nagel genau auf den Kopf“.

„Eine Gardinenpredigt halten“: Bei der ursprüng­lichen Bedeutung weist eine gestrenge Ehefrau den Ehemann zurecht, tut dies aber nicht in der Öffentlichkeit, sondern im Ehebett. Das war frü­her mit Gardinen oder mit Bettvorhängen der Sicht entzogen. Dort konnte die Frau den ange­trunkenen oder verspätet heimgekehrten Mann anherrschen, ohne dass dieser das Gesicht ver­lor. Das erstmals 1743 belegte Wort Gardinen­predigt bezieht sich heutzutage nicht länger nur

auf den Ehemann, sondern auch auf andere, die getadelt werden. Der Begriff könnte auch aufdas ältere englische „curtain lecture“ von 1633zurückgehen.

„Einen guten Rutsch wünschen“: Der Silvester­wunsch des „Guten Rutsches“ entspringt weni­ger den Temperaturbedingungen zum Jah­reswechsel und der damit einhergehenden Straßenglätte, sondern vielmehr dem hebräi­schen Rosch haSchana, welches der Begriff für Neujahr ist. Im Jiddischen wurde aus Rosch, hebräisch für Anfang, der Neujahrsgruß „Guten Rusch“, also der Wunsch nach einem guten Jahresbeginn.

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10 aktuell SPORT

Fünf Neue für OlympiaBaseball, Karate und drei weitere Disziplinen werden jetzt olympisch.

Von Dietmar Kramer

Mainz. Auch ohne Medaillen gehören Obergefreiter Marcel Jimenez und Stabsunteroffizier Jonathan Horne zu den Gewin-nern der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro. Durch die in Bra-silien beschlossene Aufnahme ihrer Sportarten ins Programm der nächsten Sommerspiele 2020 in Tokio dürfen Baseball- Hoffnung Jimenez und Weltklasse- Karateka Horne auf die Verwirk-lichung ihrer Träume von einer Olympia-Teilnahme hoffen.

Eine Entscheidung, die alles ändert

Für Horne ist die Entschei-dung die Krönung seines Freund-schaftsbesuches beim Wettkampf von Ex-Stabhochsprungwelt-meister Raphael Holzdeppe und seiner Erlebnisse bei anderen Olympia-Wettbewerben an der Copacabana gewesen. „Das ändert für uns alles. Ich bin dankbar, dass es unser Sport im dritten Versuch geschafft hat. Dafür haben viele lange und hart gearbeitet. Für Karate ist der Status als olym-pische Sportart sehr wichtig.“

Aber auch persönlich erge-ben sich für den Pfälzer von der Sportfördergruppe Mainz neue Perspektiven. Der zweimalige World-Games-Sieger und mehr-fache Europameister gilt in der internationalen Karate-Szene als eine Ikone – und aus heutiger Sicht

für Tokio als heißer Medaillenkan-didat. Doch der 27-Jährige bleibt zurückhaltend: „Bei Olympia dabei zu sein, wäre sicher toll. Aber man muss abwarten, noch steht nicht fest, wie die Qualifikationskrite-rien aussehen werden.“

Ähnliche Überlegungen stellt auch Jimenez bereits an: „Alle“, meint der 20-Jährige, „freuensich riesig, dass Baseball wieder olympisch sein wird. Wir müssen jetzt aber erst noch warten, wie die Qualifikation geregelt wird. Wahr-scheinlich werden wohl die sechs besten Mannschaften der Welt-rangliste für Tokio zugelassen.“

Olympia als Chance für die Sportart

Der Outfielder Jimenez istTeil der SportfördergruppeMünchen. Wie Horne für Karateerhofft er sich durch den neuen Olympia-Status mehr Interessefür seinen Sport in Deutschland:„Obwohl die meisten in derSchule sicher Brennball gespielthaben, sind die Regeln vielen zukompliziert. Vielleicht dauern die Spiele auch zu lange, es kann jamanchmal auch über fünf Stun-den gehen. Aber durch Olympiahaben wir die Chance, populä-rer zu werden.“ Jimenez erwar-tet auch eine verstärkte Förde-rung: „Durch Olympia bekommtBaseball voraussichtlich mehrPlätze bei der Bundeswehr.Wenn sich mehr als bisher nurzwei Spieler durch die Bundes-

wehr auf den Sport konzentrie-ren können, wird das Niveau in der Nationalmannschaft höherwerden.“ Der gebürtige Fürther

weiß, wovon er spricht: „Ich bin seit November 2014 Sportsoldat, und seitdem habe ich mich enorm verbessert.“ Das Internationale

Olympische Komitee hat außer-dem Sportklettern, Skateboarden und Surfen als neue Disziplinen für die Spiele bewilligt.

Schmettern bis ganz nach obenDie Beachvolleyballerinnen Chantal Laboureur und Julia Sude mischen die Konkurrenz auf.

Long Beach. Die Stabsunter-offiziere (FA) Chantal Labour-eur und Julia Sude haben beim Beachvolleyball-Grand-Slam im kalifornischen Long Beach mit dem dritten Platz ihr bisher bestes Karriereergebnis gefei-ert. Im kleinen Finale setzten sich die Sportsoldatinnen in einem deutschen Duell mit 2:0 gegen Katrin Holtwick und Ilka Semmler durch. Das auf-strebende Duo sicherte sich damit auch das Ticket für das Finale der weltweit ranghöchs-ten Turnierserie im Beachvolley-ball, das für Mitte September in Toronto geplant ist.

„Für uns beide ist das ein super Erfolg – genau wie die gesamte Saison. Das ist unsere zweite Medaille in der Königsklasse. Und das Sahnehäubchen ist die Qualifikation für das Saisonfi-nale in Toronto“, sagt Labour-eur. Beim hochdotierten Finale

treten die acht besten Teams der World-Tour-Rangliste gegenein-ander an, es dürfen aber maximal zwei Duos pro Nation starten. Laboureur und Sude verteidigten mit ihrem Erfolg Platz zwei hin-ter Kira Walkenhorst und Laura Ludwig.

„Das wollten wir unbedingt schaffen. Es ist für uns ein Aus-

gleich dafür, dass wir nicht bei den Olympischen Spielen in Rio dabei sein konnten“, sagt Abwehrspielerin Laboureur. In der Olympia- Qualifikation war das Duo noch an der starken deutschen Konkurrenz geschei-tert. Drei Pärchen lagen damals vor den beiden Sportsoldatin-nen. Inzwischen verwiesen

Laboureur und Sude aber ihre Gegnerinnen aus dem Bronze-match, Katrin Holtwick und Ilka Semmler, auf den vierten Platz der internationalen Wertung.

„Wir wollen auf jeden Fall noch weiter nach vorn. Unser großes Ziel ist natürlich Olympia 2020 in Tokio“, verrät Laboureur. Ob die beiden dieses Ziel als Team

angehen werden, ist allerdings noch nicht entschieden: „Wir haben vereinbart, erstmal die Saison zu Ende zu spielen und dann zu besprechen, ob es zusam-men weitergeht“, erklärt Labour-eur. Fest aber stehe schon jetzt: „Wir sind eingespielt und pas-sen in vielerlei Hinsicht sehr gut zusammen.“ (sr)

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Ihre Sportarten sind jetzt auch olympisch: Karateka Stabsunteroffizier Jonathan Horne und Baseball-Hoffnung Obergefreiter Marcel Jimenez wollen ihre Chance nutzen und sich für die Spiele im Jahr 2020 qualifizieren.

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Ein aufstrebendes Team: Die Stabsunteroffiziere (FA) Julia Sude (l. und M. r.) und Chantal Laboureur (r. und M. l.) haben sich viel vorgenommen. 2020 wollen sie bei den Olympischen Spielen an den Start gehen.

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5. September 2016 SOZIALES / PERSONAL aktuell 11

Mauern bauen, Brücken schlagenAusbildungsinitiative der Bundeswehr für Flüchtlinge: Syrer werden im Bauhandwerk geschult.

Von Judith Bexten

Akribisch setzt Ahmed Al Mohamed die Mauer-steine auf den Mörtel,

drückt sie kurz an. Er blickt auf die Reihe, die er gerade gemauert hat, greift zur Wasserwaage – alles in Ordnung. Doch zu früh gefreut: Noch kann er die nächste Reihe nicht beginnen. „Sie müssen schauen, dass die Mauer korrekt ausgerichtet ist”, sagt Oberstabs-gefreiter Christoph Herrenberger, Hilfsausbilder Mauerwerksbau am Ausbildungszentrum Pioniere in Ingolstadt. Gewissenhaft greift der 19-jährige Syrer zu Steinen und Faden und prüft sein Werk erneut.

Nach dem Krieg kommt der Aufbau

Al Mohamed ist einer von 25 Männern, die am Modul Bau der Ausbildungsinitiative der Bun-deswehr für syrische Flüchtlinge teilnehmen: Das Pilotprojekt von Bundeswehr und Bundesagentur für Arbeit ist Ende August an den Start gegangen. Vier Wochen

lang erlernen die Teilnehmer die Grundlagen des Bauhandwerks, von einfachen Holzabstützungen über Mauern bis hin zu Stahlbe-tonbau und Schweißen. Alles – nicht zuletzt wegen der Kürze der Zeit – unterhalb des Niveaus einer normalen Ausbildung, aber mög-licherweise als Starthilfe für den deutschen Arbeitsmarkt nutzbar.

Vor allem lässt sich das Erlernte zivil verwenden: Wenn die Teilneh-mer nach dem Krieg wieder zurückkeh-ren, so die Idee, können sie mit diesen Fähigkeiten beim Wiederaufbau ihrer Heimat helfen. Theorie und Praxis sind passgenau auf eine teilbeschädigte Infrastruktur zugeschnitten, wie sie in Syrien zu finden ist,. Ahmed Al Mohamed kommt das entge-gen: Er will seinen Beitrag zum Wiederaufbau der Heimat leisten. „Wir brauchen dieses Wissen in Syrien”, sagt er. In seiner Heimat gibt es keine vergleichbare Aus-bildung. Das Wissen über Häuser-bau wird vom Vater an den Sohn weitergegeben.

Al Mohamed will etwas machen, etwas bewegen – dass er nach acht Monaten in Deutschland die Gelegenheit bekommt, mal rauszukommen und nicht „nur rumzusitzen“, ist ein willkommener Nebeneffekt. Seine 24 Kollegen haben ähn-liche Motive. Sie alle wollen sich eine Zukunftsperspek-

tive erarbeiten. Dafür fahren sie jeden Morgen zum Ausbil-dungszentrum Pioniere. Nach Sicherheitscheck und Früh-stück wechseln sie die Klei-dung: Blaumann, Sicherheits-schuhe, Helm, Ohrenschützer und Arbeitshandschuhe machen aus den Flüchtlingen moti-vierte Auszubildende. Ein- fache Anweisungen werden auf Deutsch gegeben, komplizier-tere Erklärungen und Fachbe-griffe müssen Sprachmittler ins Arabische übersetzen.

Auch die Bundesministerin der Verteidigung interessiert sich für die Arbeit von Al Mohamed. „Erzählen Sie mal, was bauen Sie hier? Und was erwarten Sie von dieser Ausbildung?“, fragt Ursula von der Leyen. Sie ist nach Ingolstadt gekommen, um sich persönlich über das Pilotprojekt zu informieren. Die Ministerin

spricht mit Flücht-lingen, Ausbildern und Organisato-ren. Zudem unter-zeichnet sie einen Kooperationsver-trag mit Frank-

Jürgen Weise, dem Vorstands-vorsitzenden der Bundesagentur für Arbeit. Die Bundesagen-tur ist ebenfalls an der Initiative beteiligt: Unter anderem wählt die Bundesagentur für Arbeit die maximal 120 Teilnehmer der ein-zelnen Module – Bau, Handwerk, Sanitätsdienst und Technik – aus.

Die Bundeswehr will mit der Initiative einen langfristigen Bei-trag zur Integration der Geflüchte-ten leisten. „Wir wollen Ihnen die nötigen Fertigkeiten vermitteln, um Ihr Land wieder aufzubauen, wenn

Sie irgendwann einmal zurückge-hen“, sagt die Verteidigungsminis-terin den Auszubildenden. Da eine Rückkehr angesichts der derzei-tigen Situation in Syrien dauern könne, wolle man den Teilneh-mern die Möglichkeit bieten, sich sinnvoll weiterzubilden.

Aus Pilotprojekt lernen

„Wir wollen die Integration unterstützen, aber gleichzeitig die Brücke nach Syrien offenhalten“, so die Ministerin. Auch potenziel-len Arbeitgebern helfe das Pro-gramm, sich für die Ausbildung oder Einstellung eines Flüchtlings zu entscheiden, sagt Frank-Jürgen Weise. Wer das Zertifikat über die Teilnahme an der Ausbildungs-initiative vorweisen könne, zeige Interesse, Durchhaltevermögen und Verständnis. Nach dem Pilot-projekt soll eine erste Bilanz gezo-gen werden. Ursula von der Leyen fordert die syrischen Auszubilden-den deshalb zu ehrlicher Rückmel-dung auf: „Schließlich bereiten Sie den Pfad für alle, die nach Ihnen kommen!“

„Wir brauchen dieses Wissen in Syrien.“Ahmed Al Mohamed, Teilnehmer in Ingolstadt.

Als Ausbilder auch ein „bisschen Mutti“Hauptfeldwebel Sebastian Meißner ist Ausbildungsfeldwebel – aus Überzeugung.

Ingolstadt. Hauptfeldwebel Sebastian Meißner mag seinen Job. Der 31-Jährige ist seit einem Jahr Ausbildungsfeldwebel der V. Inspektion des Ausbildungs-zentrums Pioniere in Ingolstadt. „Ich finde es toll, auszubilden, Kenntnisse zu vermitteln und Dinge für das Leben mitzuge-ben“, sagt er. Als Ausbilder sei man auch „schon etwas Mutti“, fügt er augenzwinkernd hinzu.

Dass Meißner mal selbst als Ausbilder arbeiten würde, konnte er sich am Anfang seiner beruf-lichen Ausbildung als Hochbau-facharbeiter nicht vorstellen – aber welcher 16-Jährige kann das schon? Doch alles fügte sich – „zum Guten“, wie er betont. Nachdem Meißner 2004 bei der

heutigen Heeresaufklärungs-truppe seine Bundeswehrkarriere begann, wechselte er schließlich zu den Pionieren in Augustdorf und gleichzeitig in die Feldwe-bellaufbahn. 2011 ging es mit den

Pionieren nach Afghanistan, und 2012 wurde er Ausbildungsfeld-webel der Grundausbildung in Gera. Als Meißner dann noch die Bau-Technikerausbildung an der Pionierschule in Ingolstadt absol-vierte, lag der Schritt, selbst Aus-bilder zu werden, nahe.

Dass er jetzt als einer von acht Ausbildern bei der Qualifizierung der syrischen Flüchtlinge mitwir-ken kann, passt für Meißner in die Reihe: „Ich bin gern und aus Überzeugung Ausbilder“, sagt er. Die Ausbildung der Flüchtlinge sei – abgesehen von der Sprach-barriere und der knappen Zeit – eine Ausbildung wie jede andere. „Wenn jemand interessiert ist, tue ich mein Bestes, ihm etwas bei-zubringen.“ (eb)

Welche Redewendung gebrauchen Sie häufig?„Irgendwas ist immer.“

Was macht Sie stolz?Mein Kind macht mich stolz, alles andere ist nur für das Ego.

Welches Talent besitzen Sie?Innere Ruhe.

Mit wem würden Sie gerne einen Monat lang tauschen?Mit dem Papst.

Welche Superkraft hätten Sie gern?Teleportieren, Teleportation. Das würde doch sehr viel Reisezeit ersparen.

Mit wem würden Sie gern einmal Essen gehen?Mit mir selbst, im Jetzt, mein Gegenüber aber 30 Jahre weiser.

Welches Talent möchten Sie besitzen?Uneingeschränkten Optimismus.

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Mauern, schweißen, konstruieren: Das Ausbildungsprogramm für syrische Flüchtlinge – hier an der Pionierschule in Ingolstadt – ist Ende August gestartet.

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Page 11: 52. Jahrgang Nr. 35 - : Startseite Bundeswehr · PDF fileDas Symbol des WWF ist der große Panda. Vor 75 Jahren: Am 11. September 1941 gibt Franklin Delano ... entscheide, ob Hilfe

35/2016

Viel Glück!

12 aktuell VERMISCHTES 5. September 2016

Schreib doch mal wieder...Die Postkarte ist beliebt – trotz der digitalen Konkurrenz.

Von Maike Roßwag

Die digitale Konkurrenz durch Whatsapp und Co. ist hart

– doch der guten alten Postkarte kann sie nicht wirklich etwas anhaben.

Laut Deutscher Post machen die Urlaubsgrüße immerhin zwei Prozent der deutschlandweiten Briefsendungen aus. Die flei-ßigsten Postkartenschreiber sind laut einer aktuellen Umfrage des Digitalverbandes Bitkom über 65 Jahre alt. Unter den 14- bis 29-Jährigen greifen hingegen nur 39 Prozent zu Karte und Stift. Für sie könnte die moderne Vari-ante der Postkarte eine Alter-native darstellen: Mithilfe von Apps lassen sich selbstgeschos-sene Fotos inzwischen mit einem Grußtext versehen. Der Anbie-ter druckt alles auf eine traditio-nelle Karte, die Zustellung erfolgt innerhalb weniger Tage.

1865: Die Postkarte scheitert – vorerst

Die Geschichte der Postkarte geht zurück ins 19. Jahrhundert.

Der preußische Oberpostrat Heinrich Stephan präsentierte im Jahr 1865 die Idee der Post-karte auf einer Konferenz in Kar-lsruhe. Doch die Mehrheit zwei-felte am Erfolg der Idee, lehnte das Format der Postkarte wegen

mangelnder Vertraulichkeit ab. Es dauerte schließlich noch vier Jahre, bis am 1. Oktober 1869 die erste Postkarte durch die österreichische Post ver-schickt wurde. Die „Korrespon-denz-Karte“ war allerdings ohne Motiv.

Erst ein Jahr später wurde die erste Postkarte in Deutsch-land versandt. Die ersten Kar-ten mit bildlichen Darstellungen kamen während des deutsch-fran-

zösischen Krie-ges in den Jah-ren 1870 und 1871 in Umlauf. Allein von Juli bis Dezember 1870 waren zehn Millionen „Feldpost-Korrespon-

d e n z - K a r -ten“ zu ihren Adressaten unterwegs. Seit 1872 trägt das feste Stück Pappe den Namen „Postkarte“.

Im Ersten und Zweiten

Weltkrieg waren Postkarten Mit-tel der Propaganda. Während des Nationalsozialismus waren viele Karten mit Motiven von Kämp-fern und Zitaten Adolf Hitlers bedruckt. In der Nachkriegszeit folgten Karten mit Fotografien, die häufig den Alltag der Men-schen widerspiegelten. Ab den Neunzehnsechzigerjahren mach-ten politische Motive auf aktuelle Themen wie Friedensbewegung und Anti-Atomkraft aufmerksam. Am häufigsten aber schafften es in

den vergange-nen 130 Jahren wohl Seebrücken, Bäderarchitekturen unStrände als Motiv auf die Postkarte.

Diethelm Scholle, Fregattenkapitän der Reserve, ist Feldpostbeauftragter der Deutschen PostEinen Rückgang der Postkartedurch die zahlreichen digitaleAlternativen kann er nicht feststellen: „Ich komme gerade audem Irak zurück. Ich habe festgestellt, dass die dortigen Feldpostkarten sich größter Beliebtheierfreuen. Es ist ein netter handgeschriebener Gruß aus dem Einsatz, den man öfter lesen kann aleine Nachricht per Handy odeInternet“, sagt der Feldpostbeauftragte. Im Einsatz sei jeder deKontingentangehörigen einmabeim Feldpostamt, so ScholleUnd das Alter spiele auch beden Postkartenschreibern überhaupt keine Rolle.

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Spitzenköche suchen Nachwuchs

Berlin. An die Töpfe geht es vom 4. bis zum 6. Oktober 2016 in der Ruhleben-Kaserne in Plön. Bei der Culinary Military Challenge (CMC) zur Nachwuchsgewinnung für die Koch-Nationalmannschaft der Bundeswehr müssen die Teil-nehmer aus vorgegebenen Zuta-ten ein kulinarisch anspruchsvol-les Drei-Gänge-Menü kreieren und zubereiten.

Für die CMC dürfen sich alle Angehörigen der Bundeswehr bewerben, die der Mannschaft bis mindestens Dezember 2018 aktiv zur Verfügung stehen kön-nen und eine Kochausbildung absolviert haben. Bewerbungs-schluss ist der 23. September 2016. Für die Unterlagen wird eine Übersicht des beruflichen Werdegangs und – falls vorhan-den – ein Nachweis der gesam-melten Erfahrung in der gehobe-nen Gastronomie benötigt. Neben den Nachwuchstalenten werden außerdem zwei Betreuungsper-sonen gesucht, die das Team bei Trainings oder Veranstaltungen unterstützen können.

Das Verpflegungsamt der Bun-deswehr in Oldenburg leitet die Koch-Nationalmannschaft der Bundeswehr. Sie ist ein wichti-ger Bestandteil der Öffentlich-keitsarbeit des Bundesamtes für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr (BAIUDBw). (eb)

SUDOKUSenden Sie die vier Lösungszahlen, die sich aus den farbigen Feldern ergeben, per E-Mail mit dem Betreff „Sudoku 35/2016” und Ihrer Postanschrift an:

[email protected]

Einsendeschluss:Sonntag dieser Woche

Zu gewinnen: APC Mobile Power Bank 10 000 mAh Dieser externe Zusatzakku für Smartphones und Tablet-PCs bietet bis zu vier Ladevorgänge für unterwegs.

Lösung 33/2016: 5 3 9 2

Gewonnen hat: Sandra HoffmannSpielregeln:

Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen. Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt. Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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